Elektrizität I Skriptum zur Fachvorlesung Mag. Peter Schnögl Mag. Harald Wiltsche Elektrizität III Elektrizität Elektrostatische Erscheinungen sind seit dem Altertum bekannt. Bernstein mit einem Katzenfell gerieben zieht Haare, Wollfasern, Federn, Stroh, ... an. Erscheinung wird von Plato in seinem Werk Timaios beschrieben. Der Begriff Elektrizität stammt vom englischen Arzt William Gilbert (1544-1603) und leitet sich vom griechischen Wort elektron für Bernstein ab. Heute versteht man unter Elektrizität jene Effekte, die mit elektrischen Ladungen und Strömen verknüpft sind. James Clerk Maxwell (1831-1879) beschrieb den Zusammenhang zwischen magnetischen und elektrischen Phänomenen (Elektromagnetismus) bzw. formulierte die Gesetzmäßigkeiten der Elektrodynamik. Die Elektrostatik ist jener Teil der Elektrizitätslehre, der sich mit ruhenden elektrischen Ladungen beschäftigt. Reibungselektrizität - Elektrische Ladung Experimente: 1) Ein Glasstab wird an einem Seidentuch gerieben damit eine an einem Faden hängende Stanniolkugel berührt. Die Kugel wird nach der Berührung abgestoßen. 2) Bringt man in die Nähe der Kugel danach einen mit Fell geriebenen Hartgummioder Plastikstab, so wird die Kugel angezogen. 3) Verwendet man zwei Kugeln und berührt sie mit demselben Stab, so stoßen sie einander ab. Auf Grund der Abstoßung der Kugeln kann nicht deren Masse die Ursache der Kräfte sein. Benjamin Franklin (1706-1790) führte dafür den Begriff der elektrischen Ladung ein. Dabei wird die Ladung des an der Seide geriebenen Glasstabs willkürlich als "positive Ladung" festgelegt (mit "positiv" war dabei damals ein "Überschuss" an Elektrizität gemeint). Der am Fell geriebene Hartgummistab wird als "negativ geladen" bezeichnet. Die positiv geladene Kugel wird vom negativ geladenen Stab angezogen. Aus den Experimenten ergibt sich: Es gibt zwei Formen elektrischer Ladung: positive und negative Ladung. Ungleichnamig geladene Gegenstände ziehen sich an, gleichnamig geladene Gegenstände stoßen sich ab. Mag. Peter Schnögl Seite 2 Elektrizität III Materie besteht aus Atomen. Jedes Atom besteht aus einem Kern aus Protonen und Neutronen sowie aus einer der Protonenzahl entsprechenden Zahl von Elektronen. Atome sind elektrisch neutral, d.h. die positive Ladung der Protonen gleicht die negative Ladung der Elektronen aus. Dabei spielt es keine Rolle, dass die Masse eines Protons ca. das 2000fache einer Elektronenmasse entspricht. Beide Teilchen besitzen die gleich große Ladung, nur mit verschiedenen Vorzeichen. Die Ladung –e des Elektrons (bzw. +e des Protons) bezeichnet man als Elementarladung e. Jede elektrische Ladungsmenge ist ein ganzzahliges Vielfaches dieser Elementarladung e (Quantelung der Ladung). Die SI-Einheit der Ladung ist das Coulomb (C). e = 1,602 . 10-19 C Allgemein wird für Ladungen der Buchstabe Q verwendet, d.h. für jede beliebige Ladung Q gilt: Q=N.e N = 1, 2, 3, ... Bemerkung: Die Einheit der Ladung wird mit Hilfe der Einheit der Stromstärke, Ampere, definiert. Ein Coulomb ist dabei jene Ladungsmenge, die pro Sekunde bei einer Stromstärke von einem Ampere durch die Querschnittsfläche eines Drahtes fließt (das sind ca. 6,24 . 1018 Elektronen pro Sekunde!). Beispiel: Abschätzung der Gesamtladung der Elektronen in einem Kupferpfennig: m=3g, Ordnungszahl Z=29, molare Masse 63,5g/mol. Anzahl der Atome in der Münze: N = 3g. 6,02.10 23 mol −1 = 2,84.10 22 Atome 63,5g / mol Q = 2,84.10 22.29.(−1,6.10 −19 )C = −1,32.10 5 C Bei der Berührung (Reibung) zweier Isolatoren treten nun dadurch, dass Elektronen bei verschiedenen Materialien auch verschieden stark gebunden sind, Elektronen von einem Körper auf den anderen über. Elektronenüberschuss bedeutet negative Ladung, Elektronenmangel positive Ladung. Dabei gilt, dass weder Ladung erzeugt noch vernichtet wird (Gesetz von der Ladungserhaltung). Die Summe der elektrischen Ladungen bleibt auch bei einer Ladungstrennung immer erhalten. Mag. Peter Schnögl Seite 3 Elektrizität III Leiter, Nichtleiter und Influenz Elektrische Leiter sind Stoffe, in denen sich ein Teil der Elektronen frei bewegen kann. Das Fließen der Elektronen wird als elektrischer Strom bezeichnet. Die besten Leiter sind Metalle, darunter vor allem Silber und Kupfer. Die Leitfähigkeit hängt von der Bindung der äußeren Elektronen (Valenzelektronen) der einzelnen Atome ab. Durch Wechselwirkung der benachbarten Atome können sich einige der äußeren Elektronen z.B. der Kupferatome frei im Metall bewegen ("Elektronenwolke"). Die Anzahl der freien Elektronen ist stoffabhängig und beträgt bei Metallen ca. ein Elektron pro Atom. Ein Atom mit fehlendem äußeren Elektron ist positiv geladen und wird als positives Ion bezeichnet. Nach außen hin ist ein Leiter normalerweise elektrisch neutral. Leiter werden nicht durch Reibung geladen. Die Zufuhr oder Abgabe von Elektronen erfolgt durch Kontakt mit geladenen Körpern. Stoffe, in denen ein Elektronenfluss nur schwer möglich ist, bezeichnet man als Nichtleiter, Isolatoren oder Dielektrika (wie z.B. Bernstein, Hartgummi, Glas, Quarz, viele Kunststoffe). spezifischer elektrischer Widerstand ρ (bei 20°C) in Ωm Kupfer 0,018 . 10-6 Bernstein > 1016 Silber 0,016 . 10-6 Glas > 1011 Aluminium 0,028 . 10-6 Quarzglas 5.1016 Eisen 0,10 . 10-6 Plexiglas 1013 Gold 0,022 . 10-6 Holz (trocken) 109 - 1013 Platin 0,107 . 10-6 Papier 1015 - 1016 Um einen Leiter elektrostatisch aufzuladen nutzt man die Verschiebbarkeit freier Elektronen und den Effekt der Anziehung entgegengesetzter Ladungen. Mag. Peter Schnögl Seite 4 Elektrizität III Aufladen durch Influenz: a) Zwei sich berührende Metallkugeln werden entgegengesetzt aufgeladen, wenn ein positiv geladener Plastikstab in die Nähe einer Kugel gebracht wird. Der Stab zieht Elektronen auf die linke Kugel, wodurch sich die rechte positiv auflädt. b) Trennt man die Kugeln, bevor man den Stab entfernt, so verbleiben beide mit gleich großen, entgegengesetzten Ladungen. c) Entfernt man den Stab und die Kugeln voneinander, so verteilen sich die Ladungen gleichmäßig über die Kugeloberflächen. Diese Trennung von Ladungen auf einem zunächst ungeladenen Leiter durch in die Nähe gebrachte elektrische Ladungen bezeichnet man als Influenz. d) Die freie Ladung einer leitenden Kugel wird durch die Nähe eines positiv geladenen Stabes polarisiert. e) Durch Erdung der positiv geladenen rechten Kugelseite fließen Elektronen nach und neutralisieren die rechte Kugelhälfte. f) Wird die Erdung noch vor Entfernen des geladenen Stabes unterbrochen, so verbleibt die Kugel negativ geladen. g) Die Ladung verteilt sich nach Entfernen des Stabes gleichmäßig über die Kugeloberfläche. Geräte zum (qualitativen) Nachweis elektrischer Ladungen bezeichnet man als Elektroskope. Sie beruhen auf der abstoßenden Wirkung gleichnamiger Ladungen. Mag. Peter Schnögl Seite 5 Elektrizität III Coulombsches Gesetz Das Coulombsche Gesetz (Charles Augustin Coulomb, 1736-1806) beschreibt jene Kraft F, die eine Ladung Q1 auf eine zweite Ladung Q2 in einem Abstand r ausübt. Es gilt F= 1 Q1 ⋅ Q 2 ⋅ 4πε 0 r2 ε0 ... Dielektrizitätskonstante des Vakuums, Influenzkonstante, elektrische Feldkonstante ε0 = 8,854 . 10-12 C2 N-1 m-2 Gleichnamige Ladungen stoßen sich ab, ungleichnamige Ladungen ziehen sich an. Bemerkung: Bei geladenen Körpern kann die Gravitationskraft im Verhältnis zur Coulombkraft vernachlässigt werden. Das Verhältnis der Kräfte beträgt z.B. bei zwei Protonen ca. Fe / Fg ≈ 1,24.1036 Mit Hilfe des Coulombschen Gesetzes lässt sich die Einheit der Ladung festlegen: 1 Coulomb ist jene Ladungsmenge, die auf eine gleich große Ladung im Abstand von einem Meter eine Kraft von 8,99 . 109 N ausübt. (entspricht z.B. ca dem Gewicht eines Granitwürfels mit einer Kantenlänge von 70m !! (Dichte ca. 2,6 – 3,0 kg/dm³)). Sind mehr als zwei Ladungen vorhanden, so ergibt sich die Gesamtkraft, die auf eine Probeladung wirkt, als vektorielle Summe der Einzelkräfte zwischen der Probeladung und den einzelnen Ladungen (Superpositionsprinzip). Eine Anordnung einer positiven und einer negativen Ladung in einem kleinen Abstand bezeichnet man als elektrischen Dipol. Mag. Peter Schnögl Seite 6 Elektrizität III Das elektrostatische Feld 1687 führte Isaac Newton die Planetenbewegung auf das Gravitationsgesetz zurück: F= G⋅ m1 m 2 r2 Zwei Massen üben aufeinander eine Kraft aus ohne sich zu berühren. Eine Masse verändert den Zustand des sie umgebenden Raumes – sie erzeugt ein Gravitationsfeld. Mitte des 19. Jhdts findet Michael Faraday für elektrische Ladungen eine ähnliche Erklärung: Erzeugt man an irgendeiner Stelle eine elektrische Ladung, so wird der sie umgebende Raum in einen veränderten Zustand versetzt, der durch eine Kraft auf elektrische Ladungen gekennzeichnet ist. Man nennt diesen Zustand elektrisches Feld und spricht von elektrischen Feldwirkungen. Befindet sich innerhalb eines elektrischen Feldes eine Probeladung q0 (damit ist eine Ladung gemeint die so klein ist, dass sie das zu untersuchende Feld nicht wesentlich beeinflusst), so wirkt auf diese Ladung eine Coulombkraft F= 1 Qq 0 4πε 0 r 2 Die elektrische Feldstärke E, elektrische Feldlinien Die Stärke des elektrischen Feldes wird durch jene Kraft ausgedrückt, die auf eine punktförmige Probeladung q0 in diesem Feld wirkt: E= F q0 [E] = N C E ist eine vektorielle Größe; die Richtung von E stimmt mit der Richtung des Kraftvektors überein. (E = 1 ⋅ F) q0 Das elektrische Feld wird durch Feldlinien dargestellt. Die Richtung der Feldlinien gibt die Richtung des Feldstärkevektors an, ihre Dichte ist ein Maß für den Betrag der Feldstärke. Mag. Peter Schnögl Seite 7 Elektrizität III Abb.: elektrische Feldlinien einer einzelnen positiven Punktladung (Tipler) Abb.: elektrische Feldlinien eines Systems zweier positiver Punktladungen (Tipler) Für das Zeichnen von Feldlinien gelten folgende Regeln: • Elektrische Feldlinien beginnen bei positiven Ladungen und enden bei negativen Ladungen oder im Unendlichen. • In elektrostatischen Feldern gibt es keine gschlossenen Feldlinien. • Um eine einzelne Punktladung herum sind die Feldlinien kugelsymmetrisch verteilt. • Die Anzahl der Feldlinien, die von einer positiven Punktladung ausgehen oder auf einer negativen enden, ist proportional zur Größe der Ladung. Mag. Peter Schnögl Seite 8 Elektrizität III • An jedem Punkt des Raumes ist die Liniendichte proportional zur Stärke des Feldes an diesem Punkt. • In großer Entfernung wirkt ein System von Ladungen wie eine einzige Punktladung, deren Größe der Gesamtladung des Systems entspricht. • Feldlinien schneiden sich nicht. Abb.: elektrische Feldlinien eines elektrischen Dipols (Tipler) Abb.: "Spitzenwirkung" ... hohe Feldstärke an der Spitze geladener Körper (Kraker-Pail 3) Mag. Peter Schnögl Seite 9 Elektrizität III Abb.: homogenes elektrisches Feld zwischen zwei geladenen Platten (Plattenkondensator) (Kraker-Pail 3) Grundgleichung der Elektrostatik (Gauß´sches Gesetz) Bei der grafischen Darstellung eines elektrostatischen Feldes ist die Dichte der Feldlinien ein Maß für die Feldstärke. Das Produkt aus der Feldstärke E und dem Flächeninhalt A eines Flächenstücks (normal zu den Feldlinien) liefert eine weitere physikalische Größe, den elektrischen Fluss Φ durch diese Fläche. Abb. aus Tipler, Physik Φ = EA Mag. Peter Schnögl Seite 10 Elektrizität III Beispiel: elektrischer Fluss durch eine Kugeloberfläche, der von einer Punktladung Q im Mittelpunkt der Kugel erzeugt wird. E= F 1 1 Qq Q = = 2 q q 4πε 0 r 4πε 0 r 2 Φ = AE = 4π r 2 Q 4πε 0 r 2 = Q ε0 (Der Abstand r kommt in der Formel nicht mehr vor, d.h. das elektrische Feld ausserhalb einer geladenen Kugel entspricht dem einer Punktladung im Mittelpunkt der Kugel) Gauß'sches Gesetz: Der Gesamtfluss durch eine beliebige geschlossene Fläche beträgt Φ = Q ε0 Das Gauß'sche Gesetz kann zur Berechnung des elektrischen Feldes symmetrischer Ladungsverteilungen verwendet werden. Das elektrische Potential – Potentialdifferenz Abb.: a) Die Arbeit, die das Gravitationsfeld an einer Masse leistet, verringert die Lageenergie der Masse. b) Die Arbeit, die das elektrische Feld an einer positiven Ladung +q verrichtet, verringert die elektrostatische potentielle Energie (Abb. aus Tipler, Physik) Mag. Peter Schnögl Seite 11 Elektrizität III Wird eine Probeladung q0 in einem elektrischen Feld E um dl verschoben, so gilt für die Änderung der elektrostatischen potentiellen Energie dE pot = − F ⋅ dl = − q0 E ⋅ dl Bewegt man eine Ladung vom Anfangspunkt a zum Endpunkt b , ändert sich die elektrostatische potentielle Energie um b b a a ∆E pot = E pot ,b − E pot ,a = ∫ dE pot = − ∫ q0 E ⋅ dl Die Änderung der potentiellen Energie pro Ladungseinheit heißt Potentialdifferenz dϕ : dϕ = dE pot q0 = − E ⋅ dl Für eine endliche Verschiebung einer Ladung q0 von einem Punkt a zu einem Punkt b in einem elektrischen Feld erhält man somit ∆ϕ = ϕ b − ϕ a = ∆E pot q0 b = − ∫ E ⋅ dl a Die Potentialdifferenz entspricht der durch ein elektrisches Feld an einer positiven Probeladung verrichteten Arbeit pro Ladungseinheit, wenn die Probeladung von a nach b bewegt wird (Potentialdifferenz und Arbeit haben entgegengesetzte Vorzeichen). Die Potentialdifferenz, die zwischen zwei Punkten eines elektrischen Feldes herrscht, wird als elektrische Spannung U bezeichnet. [U] = 1 Volt = 1 V (daher auch die in manchen Büchern vereinfachte Definition der Spannung in der Form U = W ) q Eine Potentialdifferenz bewirkt Ladungsbewegungen. Positive Ladungen werden von Stellen höheren zu solchen geringeren Potentials transportiert. Mag. Peter Schnögl Seite 12 Elektrizität III Abb.: elektrische Feldlinien zeigen in Richtung abnehmenden Potentials. Eine positive Ladung wird in Richtung der Feldlinien beschleunigt. (Tipler, Physik) Wie bei der potentiellen mechanischen Energie sind nur Potentialänderungen von Bedeutung. Das elektrische Potential wird als Null angenommen, wenn die beiden Punktladungen unendlich weit voneinander entfernt sind. Auf dieser Festlegung beruht auch die Definition des elektrischen Potentials ϕ: Jedem Punkt P eines elektrischen Feldes wird dabei jene Energie (Arbeit) zugeordnet, die notwendig ist, um eine positive Probeladung aus dem Unendlichen an diesen Punkt zu bringen: Abb.: Probeladung wird aus dem Unendlichen zum Punkt P bewegt (Tipler) r ∞ ∞ ∞ r r ϕ = W = ∆E pot = − ∫ q0 Edl = q0 ∫ Edr = q0 ∫ q 1 qq0 dr = 2 4πε 0 r 4πε 0 r 1 Lässt man andererseits die positive Probeladung im Punkt P los, so wird sie im elektrischen Feld nach aussen beschleunigt, die potentielle Energie in Bewegungsenergie umgewandelt. Mag. Peter Schnögl Seite 13 Elektrizität III Elektrische Spannung Die Arbeit, die zum Verschieben einer Ladungsmenge von 1 C von einem Punkt A ( das ist z. B. der eine Pol der Batterie) zu einem anderen Punkt B ( das ist z. B. der andere Pol der Batterie) notwendig ist, heißt elektrische Spannung zwischen den beiden Punkten A und B. U . . . . elektrische Spannung U= W Q Q . . . . Ladung W . . . . Arbeit Die Einheit der elektrischen Spannung U heißt Volt V. Die Spannung entspricht somit auch der Potentialdifferenz der beiden Punkte A und B. (Potential: Spannung zwischen einem geladenen Körper und der Erde.) Spannungsquelle 1: Ein Galvanisches Element wandelt chemische Energie um. Abb. 0.1: Im Bleiakkumulator wandern aufgrund der chemischen Reaktionen der Platten mit der Schwefelsäure negative Ionen von der Bleidioxidplatte (PbO2) zur Bleiplatte (Pb). Die frei werdende Energie ist dabei größer als die Arbeit, die zum Verschieben der Ionen vom positiven zum negativen Pol aufgewendet werden muss. Spannungsquelle 2: Ein Generator wandelt mechanische Energie um. Abb. 0.2: Im Magnetfeld des Generators wird eine Spule mit (vielen) Drahtwicklungen gedreht. Dabei werden die Elektronen im Draht verschoben (Lorentzkraft). Zwischen den Drahtenden der Spule kann eine Spannung abgegriffen werden, die von der Bauart des Generators und von der Rotationsgeschwindigkeit der Spule abhängt. Mag. Peter Schnögl Seite 14 Elektrizität III Spannungsquelle 3: Eine Solarzelle wandelt Lichtenergie um. Abb. 0.3: In der Grenzschicht zwischen zwei verschieden aufgebauten (dotierten) Halbleiterkristallen entstehen bei Lichteinfall freie Elektronen, die zur inneren Halbleiterschicht verschoben werden (ndotierter Halbleiter). Eine Solarzelle stellt eine Spannung von etwa 0,6 V zur Verfügung. Spannungsquelle 4: Ein Piezokristall wandelt mechanische Energie um. Abb. 0.4: Bei der Deformation bestimmter Materialien (z. B. Quarz, Turmalin, Bariumtitanat) entsteht zwischen den beiden Enden des Kristalls eine Spannung, die von der Stärke der Deformation abhängt. Spannungsquelle 5: Ein Thermoelement wandelt Wärmeenergie um. Abb. 0.5: Aufgrund der thermischen Bewegung treten mehr Elektronen aus dem Metall mit der kleineren Ablösearbeit in das Metall mit der größeren Ablösearbeit über. Haben die beiden Lötstellen verschiedene Temperatur, so treten bei ihnen verschieden viele Elektronen über. Die Folge ist ein Spannungsunterschied zwischen den beiden Lötstellen. Mag. Peter Schnögl Seite 15 Elektrizität III Äquipotentialflächen Bei einer punktförmigen Ladung besitzen alle Punkte im Abstand r gleiches Potential. Allgemein bezeichnet man eine von Punkten des gleichen Potentials gebildete Fläche als Äquipotentialfläche. Um eine Ladung auf einer Äquipotentialfläche zu verschieben ist keine Arbeit aufzuwenden. Das elektrische Feld der Erde Das elektrische Feld der Erde nehmen wir nur bei Gewittern wahr. Es ist aber stets vorhanden und reicht bis in eine Höhe von ca. 60 km, der Untergrenze der Ionosphäre. Das Feld ist lotrecht nach unten gerichtet; die Erde negativ geladen. Die Feldstärke (Spannungsdifferenz pro Meter) ist stark wetterabhängig und beträgt in Bodennähe bei Schönwetter ca. 130 V/m, bei Gewittern bis zu ca. 450 000 V/m (als Mittelwert findet sich in der Literatur häufig ca. 200 N/C = 200 V/m). Auch wenn Luft ein guter Isolator ist, fließen ständig Ionen zur Erde. Die kosmische Strahlung ionisert Luftmoleküle, die positiven Ionen werden im elektrischen Feld zur Erde getrieben. Dadurch fließt ständig ein Strom von ca. 2000 A von der Ionosphäre zum Erdboden. Die negative Ladung der Erde wäre in ca. einer Viertelstunde neutralisiert, wenn nicht (vor allem tropische) Gewitter negative Ladung zur Erde und positive in die Atmosphäre transportieren würden (ca. 1000 Gewitter weltweit pro Tag, wobei ein Blitz eine Ladung von 1 – 10 C transportiert). Die Entstehung von Gewittern *) Benjamin Franklin stellte schon 1752 fest, dass die Unterseite einer Gewitterwolke meist negativ geladen ist. Die detaillierten Vorgänge, die zur Aufladung von Wolken führen, besonders die Erscheinungen der »Reibungselektrizität« von Eiskörnern und Wassertropfen, sind auch heute noch nicht restlos geklärt. Die Gewitterwolke funktioniert wie ein riesiger Bandgenerator (Van de Graaff-Generator, S. 52). Mechanische Energie der heftigen Aufwinde wird teilweise in elektrische Energie umgewandelt. Die Entstehung von Gewitterwolken beginnt, wenn feuchte, warme Luft aus bodennahen Schichten aufsteigt. Dabei kühlt sie ab. Durch die gleichzeitige Kondensation der Luftfeuchtigkeit zu kleinen Tröpfchen wird Kondensationswärme frei, weshalb das aufsteigende Luftpaket wärmer (und weniger dicht) ist als die Luft in der jeweiligen Umgebung. Die warme Luft steigt bis in eine Höhe von 10-15 km. Mag. Peter Schnögl Seite 16 Elektrizität III Die elektrische Ladung ist in einer voll entwickelten Gewitterwolke in drei Bereiche getrennt: Positiv geladen ist der Oberteil der Wolke, der sich bis in eine Höhe von etwa 12 km ans Ende der Troposphäre, dem Bereich des Wettergeschehens in der Atmosphäre, erstreckt. Die Temperatur in dieser Höhe beträgt etwa 60 °C. Die negative Ladung ist in einer nur wenige hundert Meter dicken Schicht in etwa 6 km Höhe (bei 15 °C) konzentriert. Darunter befindet sich eine weitere, nur schwach ausgeprägte Zone positiver Ladung in rund 2 km Höhe. An Ober- und Unterseite der negativen Schicht treten die höchsten Feldstärken auf. Derzeit am plausibelsten erscheint die folgende Erklärung der Ladungstrennung in der Wolke, die von Laborexperimenten gestützt wird. Eiskristalle und unterkühlte Wassertröpfchen werden durch den Aufwind in den Oberteil der Wolke getragen. Eiskristalle wachsen zu millimetergroßen Eiskörnchen, den Graupelkörnern, die von der Luft nicht mehr höher getragen werden und gegen den Aufwind zu fallen beginnen. Dabei kollidieren sie mit Eiskristallen, wodurch Ladung übertragen wird: Unterhalb etwa -15 °C geben Eiskristalle negative Ladung an die Graupelkörner ab und werden dadurch positiv. Sind die Eiskristalle wärmer, nehmen sie negative Ladung auf, wodurch die Graupelkörner nach der Kollision positiv geladen sind. Im Oberteil der Wolke bilden die Eiskristalle einen sich über mehrere 1000 m Höhe erstreckenden diffusen Bereich positiver Ladung. In der -l 5 °C-Zone der Atmosphäre werden die negativ geladenen Graupelkörner von den Eiskristallen entladen, die sich dadurch negativ aufladen und eine relativ dünne, stark negative Schicht bilden. Im weiteren Fallen laden sich die Graupelkörner positiv auf und bilden einerseits den schwach positiven unteren Rand der Wolke, andererseits können sie als positiv geladener Regenschauer zur Erde fallen. An der Erdoberfläche wird das elektrische Feld hauptsächlich durch die negative Ladungszone der Wolke bestimmt. Unterhalb der Wolke wird die negative Ladung der Erdoberfläche verdrängt, sodass sich dort positive Ladung aufbaut. Daher können wir im folgenden von der untersten positiven Wolkenzone absehen. Das vereinfachte System Gewitterwolke-Erdoberfläche verhält sich wie ein riesiger Doppelkondensator, dessen äußere Platten (Wolkenobergrenze, Erdoberfläche) positiv geladen sind, während die mittlere Platte (Wolkenuntergrenze) eine negative Ladung trägt. Übersteigt die elektrische Feldstärke lokal 106 V/m beginnt die Blitzentladung. Sie wird von einem Vorblitz eingeleitet, der sich vom unteren Rand der negativen Zone zur Erdoberfläche vorschiebt. Elektronen ionisieren die Luft und bilden schrittweise kurze (ca. 50 m lange) Stücke des Blitzkanals. Wenn der Kanal Bodennähe erreicht, setzt der Hauptblitz ein. Unter dem Einfluss der hohen Feldstärke unter dem Blitzkanal setzt an der Erdoberfläche eine Spitzenentladung ein, durch die positive Ionen über den Blitzkanal zur Wolke fließen. Die negative Ladung der Wolke wird durch das Abfließen von Elektronen im Vorblitz und die Zufuhr positiver Ionen im Hauptblitz verringert, die negative Ladung der Erde wird dadurch vergrößert. Der Hauptblitz verursacht das Leuchten und Donnern. Die im elektrischen Feld beschleunigten positiven Ladungen ionisieren durch Stöße andere Luftmoleküle und führen zu einer lawinenartigen Vermehrung der positiven Ionen. Die Luft verwandelt sich dadurch in ein Plasma, welches durch den Stromfluss erhitzt wird, hell zu leuchten beginnt und schließlich zum elektrischen Lichtbogen wird. Die schlagartige Ausdehnung der erhitzten Luft führt zum Knall. Die Häufigkeit der Blitzüberschläge ist innerhalb der Wolke wesentlich höher (90%) als zwischen Wolke und Erde. *) Mag. Peter Schnögl aus Sexl-Kühnelt-Pflug-Stadler, Physik 3 Seite 17 Elektrizität III Was sind Kugelblitze? SOLVEIG SPIHOLA. ULM: WELTWEIT wurden Kugelblitze in den letzten 300 Jahren nur rund 2000 Mal gesichtet, Fotos existieren nur zwei oder drei. Doch ihre Existenz wird nicht mehr bezweifelt. Dennoch ist ihre Erforschung schwierig, weil man ausschließlich auf Zeugenaussagen angewiesen ist. Axel Wlttmann von der Universitätssternwarte Göttingen hat daraus eine Art »Profil« entwickelt: Kugelblitze sind demnach meist kugelförmig, haben in 60 Prozent der Fälle einen Durchmesser von zehn bis dreißig Zentimetern und bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von zwei bis drei Meter pro Sekunde - nicht schneller als ein Jogger. Gesichtet werden sie meist bei Gewitter. 60 Prozent der Gebilde strahlen rötlich oder gelblich, 30 Prozent weiß, und zehn Prozent leuchten grünlich bis bläulich. Meist sind sie so hell wie eine 100-Watt-Glühbirne. Der Kugelblitz kann Wände und Glasscheiben durchqueren, ohne Schaden anzurichten. Er wird meist nur zwei biszehn Sekunden alt. Da ein Kugelblitz das Wasser in einer Regentonne zum Kochen gebracht ein anderer schwarze Flecken in den Asphalt geschmolzen hat, schätzen Wissenschaftler seine Leistung auf etwa 360 kW. Unfälle verursacht das Phänomen nur selten. Einer Frau rollte die glühende Kugel über die Füße; im Streifflug versengte ein Kugelblitz Schürze und Strümpfe einer anderen Frau. Beide blieben weitgehend unversehrt Wer dagegen einem normalen Gewitterblitz auf zehn Zentimeter nahe kommt, verliert das Bewusstsein oder stirbt. Man unterscheidet zwei Arten von Kugelblitzen: Der »aufgesetzte Kugelblitz«, der auf Hochspannungsleitungen, Weidezäunen und anderen Drähten »sitzt«, leuchtet meist bläulich und ist stark energiegeladen und gefährlich. Eine Berührung kann zu Verbrennungen und Lähmungen führen. Der »harmlose« Kugelblitz ist meist rot oder gelb und hat wenig Energie. In einem Flug von New York nach Washington schwebte ein Feuerball den Gang des Flugzeugs entlang und explodierte vor den Toiletten. Das größte Rätsel bleibt für die Wissenschaftler die Energie, die im Kugelblitz bis zu zehn Sekunden stabil bleiben kann. Eine der anerkanntesten Theorien hält den Kugelblitz für eine Zusammenballung heißer ionisierter Luft, in der Physik Plasma genannt, in einem Magnetfeld. Die Energie, durch die ein solches Plasma entstehen kann, liefert zum Beispiel ein ganz normaler Blitz: Er heizt die Moleküle der Luft auf und wirft sie durcheinander, sodass sie ionisieren. (Siehe auch P.M. Perspektive »Wunder der Natur«.) (aus P.M. November 2001) Mag. Peter Schnögl Seite 18 Elektrizität III Die Energieeinheit Elektronenvolt Wird ein geladenes Teilchen im elektrischen Feld bewegt, so verrichtet das Feld Arbeit am Teilchen. Es gilt W = q . U Beispiel: Ein Elektron (q = e = 1,6 . 10-19 As, me = 9,11 . 10-31 kg) durchläuft eine Potentialdifferenz von 1 V. a) wie groß ist die kinetische Energie des Teilchens? b) wie hoch ist die Geschwindigkeit des Elektrons? W = e .U = 1, 602.10−19 As .1V = 1, 602.10−19 J 1 2 mv 2 2.1, 602.10−19 J 2 v = 9,11.10−31 kg m v = 593.105 s 1, 602.10−19 J = Die Bewegungsenergie, die ein Elektron beim Durchlaufen einer Potentialdifferenz von einem Volt erlangt, heißt Elektronenvolt (1 eV). 1 eV = 1,602 . 10-19 J. Ladungsverteilung bei Leitern Überträgt man auf einen Leiter eine negative Ladung, so stoßen sich die Elektronen soweit wie möglich voneinander ab Æ sie werden an die Leiteroberfläche getrieben, bis das Innere des Körpers ladungsfrei ist. Zwischen verschiedenen Punkten der Leiteroberfläche besteht keine elektrische Spannung. Die Oberfläche eines Leiters ist eine Äquipotentialfläche. Die Feldvektoren stehen senkrecht auf die Leiteroberfläche. Stünde einer der Feldvektoren nicht normal zur Leiteroberfläche könnte er in eine Normalkomponente En und eine parallele Komponente Ep zerlegt werden. Die parallele Komponente würde eine Verschiebung der Ladungen an der Oberfläche hervorrufen die so lange andauern würde, bis Ep gleich Null wird. Mag. Peter Schnögl Seite 19 Elektrizität III Das Innere eines geladenen Körpers im stationären Zustand ist feldfrei. Wäre dies nicht der Fall, könnte eine Ladung so von einem Punkt A zu einem Punkt B bewegt werden, dass ein Arbeitsgewinn möglich wäre. Entlang der Oberfläche könnte die Ladung dann ohne Arbeit an den Punkt A zurückgebracht werden (Äquipotentialfläche). Æ Perpetuum Mobile und Widerspruch zum Energieerhaltungssatz. Im elektrostatischen Feld befinden sich überschüssige Ladungen stets auf der Leiteroberfläche. Das Innere eines Leiters in einem elektrostatischen Feld ist feldfrei. Die Feldlinien eines elektrostatischen Feldes verlaufen senkrecht zur Leiteroberfläche. Sie entstehen und münden in den Ladungen auf der Oberfläche. Abb.: Leitende Platte im elektrischen Feld E0. Durch Influenz erfolgt Ladungstrennung in der Platte bis das elektrische Feld innerhalb der Platte Null wird. Die elektr. Feldlinien enden auf der linken Seite und beginnen erneut auf der rechten Seite der Platte. (Tipler, Physik) Faraday - Käfig Darunter versteht man eine allseitig geschlossene Umhüllung aus Metall oder einem Metallgeflecht. Die Metallhülle bildet eine Äquipotentialfläche, das Innere des Käfigs ist feldfrei. Anwendung: Abschirmung empfindlicher Messinstrumente gegenüber elektrischen Feldern. Handy- und Radioempfang in Stahlbetonbauten und im Abb. aus Kraker-Paill, Physik 3 Mag. Peter Schnögl Auto Seite 20 Elektrizität III Blitzableiter Abb.: schematische Darstellung eines Blitzableiters (Kraker-Paill) (Erfinder Benjamin Franklin). Leitende Verbindung aller Metallaußenteile eines Hauses (Blechdach, Dachrinnen, ...) über Leitungen an den Außenwänden mit der Erde (Fundamenterder). Durch die extrem hohe Feldstärke an den Abb.: Faraday-Käfig, Hochspannungslabor Deutsches Museum in München Spitzen des Blitzableiters (Spitzenwirkung) treten Ladungen vorwiegend an diesen Stellen aus und bilden einen "Blitzkanal" oder führen durch Austreten von Ladungen zu einem lokalen Abbau der Feldstärke und somit im günstigen Fall zu einer Vermeidung des Einschlags. Bei einem Blitzeinschlag wird der hohe Strom möglichst zerstörungsfrei über die durch die Ableitungen definierten Wege zur Erde geleitet. Spitzenwirkung Auf der Oberfläche von Leitern, die sich auf gleichem Potential befinden, ist die Flächenladungsdichte und damit die elektrische Feldstärke bei gekrümmten Flächen indirekt Abb.: Spitzenwirkung (Svoboda/Trieb, Physik 2) Mag. Peter Schnögl proportional zum Krümmungsradius R ( E ~ 1 ) R Seite 21 Elektrizität III Ab einer gewissen Spannung kommt es dabei zu einer Spitzenentladung. Anwendung: Elektrofilter (elektrostatische Abgasreinigung), elektrostatische Aufladung beim Fotokopierer, elektrostatische Lackieranlagen, Blitzableiter, ... Abb.: Experiment zur Spitzenentladung (Kraker-Paill, Physik 3) Abb.: schematische Darstellung einer elektrostatischen Luftreinigungsanlage (Kraker-Paill, Physik 3) Mag. Peter Schnögl Seite 22 Elektrizität III Kondensator – elektrostatische Energie Kondensatoren sind Vorrichtungen zur Speicherung elektrischer Ladung und Energie. Erste Bauformen: Leyden, Holland (im 18. Jhdt.) Glasflasche, die mit Goldfolie umwickelt war (Æ Leydener Flasche). Benjamin Franklin: mit Metallfolie beschichtete Glasplatten. Der Plattenkondensator Er besteht aus zwei großen, parallel zueinander angeordneten leitfähigen Platten. Abb.: Plattenkondensator, Tipler, Physik Legt man an die Platten eine Spannung, so fließen so lange Ladungen auf die Platten, bis die Potentialdifferenz zwischen den Platten gleich der angelegten Spannung ist. Die gespeicherte Ladung ist der angelegten Spannung proportional: Q~U Der Proportionalitätsfaktor ist die Kapazität C des Kondensators. Q = C ⋅U C= Q U [C ] = 1 F =1 Farad Die Kapazität eines Kondensators ist ein Maß dafür, wieviel Ladung bei vorgegebener Spannung im Kondensator gespeichert wird. Die Einheit Farad ist nach Michael Faraday benannt. 1 F ist eine sehr große Einheit. Typischerweise liegt die Kapazität von Kondensatoren im Bereich von pF bis µF. Aus der Definition der Spannung und dem Gauß'schen Gesetz erhält man für die Kapazität eines Plattenkondensators folgende Formel: Mag. Peter Schnögl Seite 23 Elektrizität III Q = ε 0 .Φ = ε 0 . A.E U = E.d Q ε . A.E ε 0 . A = C= = 0 U E.d d A... Fläche einer Platte d ... Abstand der Platten ε0 ... elektrische Feldkonstante d.h. hohe Kapazitäten erreicht man mit möglichst großen Plattenflächen in geringem Abstand. Kondensator mit Dielektrikum Bringt man einen Isolator (Dielektrikum) zwischen die Platten eines Kondensators, so sinkt die Spannung zwischen den Platten, der Isolator schwächt das elektrische Feld im Kondensator. Da die Ladung auf den Platten dabei unverändert bleibt, erhöht sich durch Einbringen des Dielektrikums die Kapazität des Kondensators. Die relative Dielektrizitätszahl εr gibt dabei an, um wieviel sich die Kapazität mit dem Dielektrikum gegenüber jener im Vakuum erhöht hat. Die Abschwächung des elektrischen Feldes durch ein Dielektrikum ergibt sich durch die Bildung molekularer Dipole. Die Ladungsschwerpunkte in den Molekülen werden durch das äußere Feld verschoben, die Moleküle werden polarisiert. Während sich im Inneren des Dielektrikums die entgegengesetzten Ladungen untereinander aufheben, bilden sich gebundene Oberflächenladungen die ein Feld erzeugen, das dem äußeren Feld entgegen gerichtet ist und dieses daher schwächt. Abb.: Polarisierung eines Dielektrikums im Feld eines Kondensators. (Tipler) Mag. Peter Schnögl Seite 24 Elektrizität III Ist C0 die Kapazität ohne Dielektrikum, so gilt für die Kapazität mit Dielektrikum C = ε r ⋅ C0 = ε rε 0 A d Relative Dielektrizitätszahlen: εr Stoff Glas 5 – 16 Gummi Keramische Stoffe 2,5 – 3,5 1000 – 8000 Paraffin 2,0 – 2,3 Quarz 3,8 – 4,7 Wasser (bei 0°C) Luft 88 1,0006 Vakuum 1 Bauformen von Kondensatoren Kondensatoren befinden sich in fast jedem elektrischen und elektronischen Gerät. Je nach Verwendungszweck gibt es verschiedene Ausführungen und Bauweisen von Kondensatoren. Die geläufigsten sind: Drehkondensator Vor allem in der Nachrichtentechnik (in alten Radios!). Er besteht aus Plattensätzen, die sich durch Verdrehen in veränderbarem Maß überdecken lassen. Damit kann die Kapazität des Kondensators stufenlos verändert werden. Keramikkondensator Er besteht aus Keramikschichten, auf welche Metallbeläge aufgedampft sind. Keramikkondensatoren sind besonders durchschlagsfest. Wickelkondensator Besteht aus zwei aufgewickelten Metallfolien, die durch eine Kunststoff- oder Papierfolie als Dielektrikum getrennt sind. Mag. Peter Schnögl Seite 25 Elektrizität III Elektrolytkondensator Besteht aus einer Papierschicht, die mit einem Elektrolyten getränkt ist. Das Dielektrikum ist eine extrem dünne Oxidschicht auf einem Metallstreifen, der zweiten "Kondensatorplatte". Elektrolytkondensatoren (Elkos) besitzen hohe Kapazitäten und werden unter anderem in Netzteilen (z.B. in hochwertigen Audiogeräten) verwendet. Schaltung von Kondensatoren Parallelschaltung von Kondensatoren Bei dieser Zusammenschaltung addieren sich die Flächen und somit die Kapazitäten. Die Gesamtkapazität ergibt sich aus der Summe der Einzelkapazitäten: C = ∑C i i Serienschaltung von Kondensatoren Auf Grund der Influenzwirkung sind die Ladungen auf der rechten Seite des Kondensators mit der Kapazität C1 und auf der linken Seite des Kondensators mit der Kapazität C2 betragsgleich. Die beiden Kondensatoren haben also die selbe Ladung. Für die Potentialdifferenzen U1 und U2 ergeben sich daher U1 = Gesamtspannung U: U = Mag. Peter Schnögl Q Q , U2 = und für die C1 C2 Q Q Q 1 1 = U1 +U 2 = + = Q⋅( + ) C C1 C2 C1 C2 Seite 26 Elektrizität III Daraus folgt für die Kapazität C der parallel geschalteten Kondensatoren: 1 1 1 = + C C1 C2 Beispiel: Berechnen Sie die Gesamtkapazität der Kondensatoren C1=2µF, C2=3µF, C3=4µF (Lösung: C=5,2µF) Elektrische Energie des Kondensators Einen Kondensator zu laden bedeutet, eine Potentialdifferenz zwischen den Platten zu erzeugen bzw. eine bestehende Differenz zu vergrößern. ´ Abb. aus Tipler, Physik Zum Aufladen um eine kleine Ladung dq muss die Arbeit dW=dq.U aufgebracht werden. Um diesen Betrag erhöht sich die potentielle Energie des Kondensators. dW = U dq = q dq C Der Gesamtbetrag an potentieller Energie W ergibt sich dann als Integral vom Anfang bis zum Ende des Ladevorgangs (d.h. von q=0 bis q=Q). Q q 1 Q2 1 1 dq = = QU = CU 2 C 2 C 2 2 0 W = ∫ dW = ∫ Mag. Peter Schnögl Seite 27 Elektrizität III Elektrische Stromstärke Bewegen sich elektrische Ladungen (Elektronen, Protonen, Ionen, ...), so sprechen wir von einem elektrischen Strom. Fließen in jeder Sekunde gleich viele Ladungen in gleicher Richtung durch einen elektrischen Leiter, so sprechen wir von Gleichstrom (direct current, abgekürzt D.C.). In diesem Fall ist die durch den Leiter fließende Ladungsmenge Q zur verstrichenen Zeit t direkt proportional. Der Proportionalitätsfaktor ist die elektrische Stromstärke I: I . . . . . elektrische Stromstärke I= ∆Q ∆t ∆Q . . . Ladungsmenge die fließt ∆t . . . . verstrichene Zeit Die Einheit der elektrischen Stromstärke I heißt Ampere A (Basiseinheit im SI). Definitionsgemäß gilt somit: 1A = 1C 1s Beispiel 1: Stromfluss in einem metallischen Leiter Metallatome gehen eine Metallbindung ein. Dabei geben die einzelnen Metallatome alle Valenzelektronen (Elektronen der äußersten Schale) ab und werden hierdurch zu positiven Ionen. Diese Ionen bilden ein Raumgitter. Der elektrische Strom (Elektronenstrom) in einem metallischen Leiter besteht nun in der gerichteten Bewegung der freien Elektronen des Leiterwerkstoffes. Durch die Ladungsbewegung tritt keine stoffliche Veränderung ein. Die Elektronengeschwindigkeit beträgt ca. 3mm/s, der Anstoßimpuls pflanzt sich annähernd mit Lichtgeschwindigkeit c ≈ 300 000 km/s fort. Abb. 0.6: Schematischer Aufbau eines metallischen Leiters Mag. Peter Schnögl Seite 28 Elektrizität III Beispiel 2: Ladung einer Autobatterie Die Ladungsmenge einer Autobatterie wird in Ah angegeben (z.B.: 60 Ah). Diese Autobatterie enthält somit 216 000 C oder 1024 Elementarladungen. Arbeit und Energie des Stromes Die von der Spannung beschleunigten Elektronen treffen bei ihrer Bewegung durch den Leiter nach einer kurzen „freien Wegstrecke“ wieder auf Gitteratome des Metalls und geben dabei einen Teil ihrer kinetischen Energie wieder ab. Dadurch wird die thermische Bewegung der Gitteratome heftiger, der Leiter wird erwärmt (Joulesche Wärme). W = U * ∆Q ∆Q = I * ∆t (Spannungsdefinition) (Stromdefinition) W . . . . Stromarbeit W=U*I*t U . . . . elektrische Spannung I . . . . elektrische Stromstärke T . . . . Dauer des Stromflusses Die Einheit der elektrischen Stromarbeit U heißt Joule J. (vgl. mechanische Arbeit) Da die Einheit Joule eine sehr kleine Arbeits- und Energieeinheit darstellt, verwendet man meistens die Einheit kWh (1kWh = 3 600 000 J). Leistung des Stromes Da man die Leistung aus P= ∆W berechnet, ergibt sich für die Leistung des Stromes: ∆t P . . . . Stromleistung P=U*I U . . . . elektrische Spannung I . . . . elektrische Stromstärke Mag. Peter Schnögl Seite 29 Elektrizität III Die Einheit der elektrischen Stromleistung P heißt Watt W (vgl. mechanische Leistung). Abb. 0.7: Typenschild eines E-Motors Beispiel 1: Ein Tauchsieder wandelt elektrische Energie vollständig in Wärme um. In welcher Zeit erwärmt ein Tauchsieder mit 500W Leistung 1kg Wasser (cp=4187J/kg/°C) von 15°C auf 100°C ? Das Ohmsche Gesetz Die Elektronen werden bei ihrer Wanderung durch den Leiter durch Stöße gegen die Gitteratome ständig abgebremst. Diese Behinderung wirkt der Bewegung der Elektronen entgegen. Daher tritt bei jeder Spannung eine ganz bestimmte Stromstärke auf: Die Stromstärke I in einem Leiter mit konstanter Temperatur ist der Spannung U zwischen den Leiterenden direkt proportional. Die Kennlinien haben konstante Steigungen und sind Geraden. Den Proportionalitätsfaktor R nennt man ohmscher Widerstand. Den Proportionalitätsfaktor 1/R nennt man Leitwert. I= U R , U = R*I U . . . . elektrische Spannung I . . . . elektrische Stromstärke Die Einheit des elektrischen Widerstandes heißt Ohm Ω. Mag. Peter Schnögl Seite 30 Elektrizität III U/V 10 R=200Ω 8 6 R=50Ω 4 2 0 0,00 0,04 0,08 0,12 0,16 0,20 I/A Abb. 0.8: UI-Kennlinie zweier Widerstandsdrähte Es gibt auch nicht-ohmsche Widerstände: Ein Widerstand heißt ohmscher Widerstand, wenn dU/dI = konstant, d.h. wenn die Steigung der Kennlinie konstant ist. Metalle und Elektrolytlösungen sind für weite Strombereiche ohmsche Widerstände bzw. ohmsche Leiter. Nicht-ohmsche Widerstände sind z.B. Halbleiter, Gasentladungsröhren und Abb. 0.9: Kennlinien nicht-ohmscher Widerstände Vakuumdioden. Der Zusammenhang zwischen I und U ist nicht linear, die Kennlinie ist keine Gerade. Serienschaltung Bei hintereinander geschalteten Widerständen kann nirgends ein Elektron verlorengehen oder ein Elektron neu hinzukommen. Daher ist die elektrische Stromstärke I1, I2 und I3 durch alle drei Widerstände gIeich der Gesamtstromstärke I. Die Gesamtspannung U wird längs der Serienschaltung der Widerstände in einzelne Teilspannungen U1, U2 und U3 an den einzelnen Widerständen aufgeteilt (Spannungsteiler). Mag. Peter Schnögl Seite 31 Elektrizität III Abb. 0.9: Ströme in einer Serienschaltung Abb. 0.10: Spannungen in einer Serienschaltung Für eine Serienschaltung von Widerständen gilt somit der Maschensatz (2. Kirchhoffsche Regel): I = I1 = I 2 = I3 U = U1 + U2 + U3 I . . . . Stromstärken U . . . . Spannungen R = R1 + R2 + R3 R . . . . Widerstände Der Gesamtwiderstand einer Serienschaltung ist größer als jeder Einzelwiderstand. Mag. Peter Schnögl Seite 32 Elektrizität III Parallelschaltung Zwischen zwei Stromverzweigungspunkten liegt die Gesamtspannung U. Da alle Teilwiderstände mit beiden Enden ebenfalls an den beiden Stromverzweigungspunkten anliegen, herrscht an allen Widerständen die gleiche Spannung. Im Verzweigungspunkt können keine Elektronen verloren gehen. Daher ist die Zahl der pro Sekunde zufließenden Elektronen gleich der Zahl der abfließenden Elektronen. Der Gesamtstrom I teilt sich im Verzweigungspunkt in die Teilströme I1, I2 und I3 auf. Die Teilströme verhalten sich umgekehrt proportional zum Verhältnis der Widerstände. Abb. 0.11: Ströme in einer Parallelschaltung Für eine Parallelschaltung von Widerständen gilt somit der Knotensatz (1. Kirchhoffsche Regel): I = I1 + I 2 + I3 U = U1 = U2 = U3 1 1 1 1 = + + R R1 R 2 R 3 I . . . . Stromstärken U . . . . Spannungen R . . . . Widerstände Der Gesamtwiderstand einer Serienschaltung ist kleiner als der kleinste Einzelwiderstand. Mag. Peter Schnögl Seite 33 Elektrizität III Gemischte Schaltung Eine Schaltung, die sich aus Parallel- und Reihenschaltungen zusammensetzt, be- zeichnet man als gemischte Schaltung oder Gruppenschaltung. Beispiel 1: Errechnen Sie den Gesamtwiderstand Rges der Schaltung, alle Teilströme I1, I2 und I3 und auch alle Teilspannungen U1, U2 und U3 der angegebenen Schaltung. Enthält eine Reihenschaltung eine Parallelschaltung, dann wird zuerst die Parallelschaltung berechnet. Abbildung 0.12: Erweiterte Serienschaltung R1 = 5Ω , R2 = 20Ω (Parallelschaltung) => R1,2 = 4Ω R3 = 10Ω , R1,2 = 4Ω (Serienschaltung) => Rges = 14Ω Uges = 7V , Rges = 14Ω (Ohmsches Gesetz) => Iges = 0,5A Iges = 0,5A , R3 = 10Ω (Ohmsches Gesetz) => U3 = 5V U3 = 5V , Uges = 7V (Serienschaltung) => U1,2 = 2V U1,2 = 2V (Parallelschaltung) => U1 = U2 = 2V Iges = 0,5A (Serienschaltung) => I3 = 0,5A U1 = 2V , R1 = 5Ω (Ohmsches Gesetz) => I1 = 0,4A U2 = 2V , R2 = 20Ω (Ohmsches Gesetz) => I2 = 0,1A Damit sind alle Spannungs- und Stromwerte berechnet, die Schaltung ist vollständig aufgelöst. Mag. Peter Schnögl Seite 34 Elektrizität III Beispiel 2: Errechnen Sie den Gesamtwiderstand Rges der Schaltung, alle Teilströme I1, I2 und I3 und auch alle Teilspannungen U1, U2 und U3 der angegebenen Schaltung. Enthält eine Parallelschaltung eine Reihenschaltung, dann wird zuerst die Reihenschaltung berechnet. Abbildung 0.13: Erweiterte Parallelschaltung R1 = 20Ω , R2 = 40Ω (Serienschaltung) => R1,2 = 60Ω R3 = 120Ω , R1,2 = 60Ω (Parallelschaltung) => Rges = 40Ω Uges = 12V , Rges = 40Ω (Ohmsches Gesetz) => Iges = 0,3A Uges = 12V (Parallelschaltung) => U3 = U1,2 = 12V U3 = 12V , R3 = 120Ω (Ohmsches Gesetz) => I3 = 0,1A U1,2 = 12V , R1,2 = 60Ω (Ohmsches Gesetz) => I1,2 = 0,2A I1,2 = 0,2A (Serienschaltung) => I1 = I2 = 0,2A I1 = 0,2A , R1 = 20Ω (Ohmsches Gesetz) => U1 = 4V I2 = 0,2A , R2 = 40Ω (Ohmsches Gesetz) => U2 = 8V Damit sind alle Spannungs- und Stromwerte berechnet, die Schaltung ist vollständig aufgelöst. Beispiel 3: Vier Widerstände mit der Größe von je 100Ω sind in der Form eines Quadrates miteinander verdrahtet. Berechne den Gesamtwiderstand, alle auftretenden Teilspannungen und Teilströme, wenn die Spannung U=9V diagonal angelegt wird! Lösung: Rges = 100Ω , Iges = 0,09A ; an jedem Widerstand liegt die gleiche Spannung von 4,5V an ; durch jeden Widerstand fließt die gleiche Stromstärke von 0,045A. Abbildung: Schaltung zu Beispiel 3 Mag. Peter Schnögl Seite 35