Praktikum Sensorik Fakultät 06 Feinwerk- und Mikrotechnik / Physikalische Technik Semester: MFB4G Versuch 3 Untersuchung der Eigenschaften eines Piezoaktors und eines Peltierelements mit Hilfe eines Michelson-Interferometers Die optische Interferometrie ist ein berührungsfreies Messverfahren für Wegänderungen und Schwingungen, das die Wellennatur des Lichtes nutzt. Bei rechnerunterstützten Systemen kann eine Ortsauflösung bis auf etwa ∆x < 1 nm erreicht werden. Ziel des Versuches Das Michelson-Interferometer wird dazu genutzt, die Übertragungseigenschaften eines Piezoaktors zu untersuchen. Piezoaktoren spielten eine wichtige Rolle in der Halbleiter-Technologie und der Nanotechnik. Die Untersuchung dient dem Verständnis der Probleme, die mit der Positionierung von Objeiten in der Nanoskala verbunden sind. In einem weiteren Teilversuch wird die thermische Ausdehnung eines Alu-Quaders ermittelt, dessen Temperatur durch ein Peltier-Element variiert wird. Diese Versuchsanordnung entspricht einem thermischen System, dessen dynamische Eigenschaften zu ermitteln sind. Aufbau des Michelson-Interferometers Ein He/Ne-Laser erzeugt einen Laserstrahl mit der Wellenlänge λ = 632,8 nm. Dieser wird durch eine Aufweitungsoptik (Teleobjektiv mit integriertem Raumfilter) auf einen Durchmesser von D ~ 10 mm aufgeweitet. Der Strahlteilerwürfel spaltet den einfallenden Strahl in die Teilstrahlen 1 und 2 auf. Diese werden von den Spiegeln S1 und S2 in sich selbst zurückreflektiert und am Strahlteiler wieder vereinigt. Ein Teil der überlagerten Strahlen wird auf den Foto-Detektor fokussiert, der andere Teil wird zur visuellen Kontrolle des Interferenzbildes auf einen Beobachtungsschirm geleitet. Spiegel Teleobjektiv mit Raumfilter Piezoaktor S1 Beobachtungs- schirm He/Ne-Laser Wasserkühlung Spiegel S Spiegel PeltierElement Alu-Quader Strahlteiler Foto-Detektor Bild 1: Versuchsaufbau des Michelson-Interferometers Dr. Norbert Stockhausen, HM, FK 06 Praktikum Sensorik, WS 09/10 Seite 1 Der Spiegel S1 ist auf einem Piezoaktor befestigt, der auf das Anlegen einer Spannung U mit einer Längenänderung ε = ∆l/L reagiert. Die Spannungsversorgung des Piezoelements erfolgt über einen Hochspannungsverstärker, der eine Ausgangsspannung im Bereich -1000 V < Ua < 0 V liefert. Wird die Spannung erhöht, kann beobachtet werden, wie sich das Interferenzmuster am Beobachtungsschirm bewegt. Ab etwa 200 V ist die Auslenkung des Piezoelements nicht mehr rein transversal linear, sondern zeigt zusätzlich eine Rotationskomponente, welche den Spiegel verkippt. Um diesen Effekt zu vermeiden, sollte sich die Messungen der Kennlinie des Piezoaktors nur auf einen Spannungsbereich von ∆U = 200 V beschränken. Der Spiegel S2 ist auf der Stirnfläche eines Al-Quaders befestigt. Die Temperatur dieses Quaders kann durch ein Peltier-Element variiert werden. Die Untersuchung der Eigenschaften dieses thermischen Systems erfolgt im Anschluss an die Messung der Eigenschaften des Piezoaktors, an dem dann keine Piezospannung mehr anliegt. Die dynamische Eigenschaft des thermischen Systems wird durch einen stufenförmigen Strom ermittelt, der durch das Peltier-Element fliesst. Ein Widerstands-Thermometer (Pt-100) erfasst die Temperaturänderung im Al-Quader, während das Michelson-Interferometer die Längenänderung ε(t) des Quaders misst. Die Messungen dienen der Ermittlung der Zeitkonstante τ des thermischen Systems und des thermischen Ausdehungskoeffizienten α Al von Aluminium. Interferenz von monochromatischem und kohärentem Licht Eine ebene harmonische Welle, die sich in x-Richtung ausbreitet, wird beschrieben durch die folgende mathematische Funktion (1) y(x,t) = y0 . sin(k . x - ω . t) mit dem Wellenvektor k=2π/λ, der Wellenlänge λ (=632,8 nm) und der Kreisfrequenz ω = 2π . f. Die Intensität der Welle ist proportional zum Amplitudenquadrat. Licht entspricht einer elektromagnetischen Welle, bei der das elektrische Feld senkrecht zu den Feldlinien des Magnetfeldes liegt. Uberlagert man nun zwei monochromatische und kohärente Lichtwellen gleicher Amplitude E0 mit unterschiedlicher Phasenlage ∆ϕ, lassen sich deren elektrische Feldstärken durch folgende Funktionen definierten: (2a) E1(x,t) = E1 . sin(k . x - ω . t) (2b) E2(x,t) = E2 . sin( k . x - ω . t + ∆ϕ) Zwar überlagern sich die E-Felder der elektromagnetischen Wellen additiv, jedoch ist zu berücksichtigen, dass die Intensität dem Amplitudenquadrat der Welle entspricht. Für die Berechnung der Intensität ist es einfacher, die Funktionen als komplexe Exponentialfunktionen darzustellen: (3a) E1(x,t) = a1 . e i(k . x - ω . t) (2b) E2(x,t) = a2 . e i(k . x - ω . t+ Δϕ) Die Addition der beiden Wellen ergibt folgenden Ausdruck: (4) E(x,t) = E1(x,t) + E2(x,t) = (a1 + a2 . e iΔϕ ).e i(k . x - ω . t) Die Intensität I = |E|2 = E . E* - somit gilt: iΔϕ ).e i(k . x - ω . t) |E|2 = (a1 + a2 . e |E|2 = a12 + a22 + a1. a2 . (e iΔϕ + e . (a + a . e-iΔϕ ) . e-i(k . x - ω . t) 1 2 -iΔϕ ) Mit I1 = a12 , I2 = a22 und der Euler-Gleichung ergibt sich schliesslich folgendes Ergebnis: (5) I = I1 + I2 + 2 . (I1 . I2 )½ . cos(Δϕ ) Die resultierende Intensität entspricht somit nicht der Summe der Einzelintensitäten, da ein Interferenzterm auftritt. Die maximale Intensität ergibt sich nur unter der Voraussetzung dass die Phasendifferenz Δϕ = 0° ist. Ist die Phasenverschiebung Δϕ zwischen den beiden Teilstrahlen ein ganzzahliges Vielfaches von 2π, dann treffen diese ohne Gangunterschied auf der Beobachtungsebene auf und verstärken sich. Bei einem Phasenunterschied entsprechend einem ungeradzahligen Vielfachen von π verlaufen die Dr. Norbert Stockhausen, HM, FK 06 Praktikum Sensorik, WS 09/10 Seite 2 beiden Teilstrahlen gegenphasig und löschen sich aus. Mit dem Interferometer kann somit eine Ortsänderung zwischen den beiden Spiegel detektiert werden. Dazu muss sichergestellt werden, dass sich nur jeweils einer der beiden Spiegel verschiebt. Die Änderung der durch eine Verschiebung ∆x eines der beiden Spiegel verursachten Phasendifferenz ist durch folgenden Ausdruck gegeben: (6) Δϕ = 4π . ∆x λ Da der Fotostrom i(∆x) proportional zur Lichtintensität ist, ergibt sich mit Gleichung (6) die folgende Abängigkeit des Fotostroms von der Wegverschiebung zwischen den beiden Spiegeln: (7) i(∆x) = i0. [ 1 + cos( 4π . ∆x )] λ Der Fotostom besitzt somit eine nichtlineare, periodische Kennlinie. Somit sind Messungen von Ortsänderungen über den gesamten Bereich der Kohärenzlänge des Lasers bei gleichbleibender Ortsauflösung möglich. Es tritt jedoch das Problem auf, dass die Richtung einer Wegänderung nicht erkennbar wird, ob der Fotostrom bei einem Maximum oder Minimum liegt. Dieses Problem kann dadurch gelöst werden, indem zwei Fotoströme erfasst werden, die jeweils einen Phasenunterschied von 90° aufweisen. Das Fotosignal kann dann formal als komplexwertig betrachtet werden - die Kennlinie besitzt dann die Form eines Kreises in der Gauß-Ebene. Die am Beobachtungsschirm zu beobachtenden Interferenzbilder sind auch abhängig vom Winkel, unter dem sich die beiden Wellenzüge überlagern. Die Ausrichtung der Spiegel S1 und S2 hat daher einen großen Einfluss auf das sich durch die Interferenz ergebende Streifenmuster und damit auf den Strom der Photodiode. Man kann das am Versuchsaufbau beobachten. Wenn man die Spannung am Piezoelement erhöht, ändert sich, abgesehen von den Hell- Dunkel-Übergängen, auch das Aussehen der Interferenzfigur. Dieser Effekt wird verursacht durch eine minimale Verkippung des Spiegels aufgrund einer Verbiegung des Piezoelements. Piezo-Aktoren Piezoelemente wandeln eine angelegte elektrische Spannung U in eine Längenänderung ∆x und besitzen somit die Eigenschaft eines Aktors. Ein Piezoaktor besteht aus einem Stapel von Scheiben, die jeweils der elektrischen Spannung U ausgesetzt werden. Das piezoelektrische Material besteht aus polykristallinem, gesinterten Bleizirkoniumtitanat (PZT), welches aus gepresstem und gesintertem Pulver hergestellt wird. Jeder der Kristalle (Bild 2) besitzt ein elektrisches Dipolmoment. O2- Pb Ti, Zr Bild 2: Eine Gitterzelle von Bleizirkoniumtitanat enthält ein Titan- oder ZirkoniumAtom, das durch eines starkes elektrisches Feld aus dem Zentrum der Gitterzelle ausgelenkt wurde. Dadurch besitzt die Keramik ferroelektrische Eigenschaften und verformt sich unter dem Einfluss eines von aussen angelegten elektrischen Feldes. Die elektrischen Dipole sind zunächst statistisch verteilt und werden durch Anlegen einer Spannung bei einer Temperatur von ca 200 °C ausgerichtet. Wird ein Piezo-Stellglied zu heiß, verliert es daher die Ausrichtung der Dipole und damit seine piezoelektrischen Eigenschaften. Legt man an ein piezoelektrisches Material ein elektrisches Feld an, so führt dies zu einer Gitterverzerrung, die sich in einer makroskopischen Längenänderung zeigt. Die maximale Feldstärke, mit der ein Piezoaktor in Polarisierungsrichtung betrieben werden kann, liegt bei Emax = 2 kV/mm. In der Gegenrichtung ist nur eine Feldstärke bis zu Emax = 300 V/mm zulässig. Insgesamt ist somit eine relative Längenänderung bis zu 0,2 % erreichbar. Hysterese: Die Kennlinie von Piezo-Aktoren weist eine Hysterese auf, die durch Polarisierungseffekte im Kristallgitter verursacht werden. Die Ausbildung der Hysterese hängt daher von der Amplitude der Längenänderung (Bild 3) und der Vorgeschichte ab. Eine eindeutige Zuordnung der Piezospannung U0 gegenüber der entsprechenden Längenänderung l0 des Piezoaktors ist daher nicht möglich. Dr. Norbert Stockhausen, HM, FK 06 Praktikum Sensorik, WS 09/10 Seite 3 Für die bei der Nanopositionierung erforderliche Ortsauflösung muss daher ein Positionssensor die wahre Dehnung des Aktors erfassen. Diese wird in der Regel über DMS-Sensoren gemessen. Über ein Rückkopplungssystem wird das Eingangssignal modifiziert, bis die Soll-Position erreicht wird. 10 ∆l / µm 5 Kriechen: Nach Anlegen einer sprungartigen Spannungsänderung U(t) nähert sich ein realer Piezoaktor mit exponentieller Zeitabhängigkeit ε(t) an den Endwert der Dehnung an (Bild 4). Dieses Verhalten wird durch die Umorientierung von Kristalldomänen verursacht, die einem Relaxationsprozess entspricht, der mit einer charakteristischen Zeitkonstante verbunden ist. Der Kriechanteil liegt bei etwa 1% der Gesamtdehnung pro Zeitdekade. U/V 250 500 750 1000 Bild : Kennlinie eines realen Piezo-Aktors im Vergleich zu deren Idealverlauf. Die Öffnung der Hysterese hängt von der Maximaldehnung ab. U(t) ε(t) Piezo aktor t t Bild : Nach einer stufenförmigen Spannungsänderung nähert sich die Dehnung eines Piezoaktors erst mit zeitlicher Verzögerung dem entsprechenden Endwert. Durchführung des Versuchs Die Spannung des Piezoverstärkers wird auf U0 = -200 V eingestellt. Dann wird der auf der Alusäule befindliche Spiegel so justiert, dass auf dem Beobachtungsschirm eine einigermaßen gleichmäßige Helligkeit zu beobachten ist. Über den Rechner wird ein Funktionsgenerator angesteuert. Dabei kann die Signalform, die Amplitude des Anregungssignals und die Frequenz variiert werden, um um die Kennlinie unter verschiedenen Testsignalen zu ermitteln. Der Ausgang des Funktionsgenerators wird an den Eingang des Hochspannungsverstärkers angeschlossen, der am Ausgang die Piezospannung liefert. Das Signal des Funktionsgenerators wird an den Kanal 0 des Datenerfassungssystems (BNC 2120) angeschlossen. An den Kanal 1 wird das Ausgangssignal des Fotodetektors (Bild 1) angeschlossen. Zur Durchführung der Messung wird das LabView-Programm „Kennlinie-Piezo.vi” aufgerufen. Ermittlung des Verstärkungsfaktors des Piezoverstärkers Nach Aufruf des Programms ist am Bildschirm eine Rechteckfolge mit der Frequenz f0 = 300 mHz und der Amplitude U0 = 800 mV auszuwählen. Diese Einstellung wird nach Klicken auf die Taste „An den Funktionsgenerator senden” (Bild 5) an den Funktionsgenerator übertragen. Beobachten Sie das Ausgangssignal des Funktionsgenerators am Oszilloskop und die Spannungsänderung an der Digitalanzeige des Piezoverstärkers. Berechnen sie den Übertragungsfaktor und geben Sie diesen Wert in das Datenfeld „Übertragungsfaktor des Piezoverstärkers” ein. Messung der Kennlinie des Piezoaktors Der Funktionsgenerator wird auf „Dreieck-Folge” eingestellt. Die Amplitude und die Frequenz der Dreieck-Folge kann über Schaltflächen variiert werden. Die Messung wird durch Klicken auf den Schriftzug „Start der Messung” in Gang gesetzt. Als Ergebnis erhält man eine grafische Darstellung Dr. Norbert Stockhausen, HM, FK 06 Praktikum Sensorik, WS 09/10 Seite 4 Bild 5: Benutzeroberfläche des LabView-Programms „Kennlinie-Piezo.vi” der Abtastwerte der Dreieck-Folge und des Fotosignals. In dieser Darstellung sind 3 Linien mit dem Mauszeiger so zu positionieren, dass der Anfangspunkt der Hysterese, deren Umkehrpunkt und der Endpunkt markiert wird. Nach Betätigung der Taste „Weiter“ separiert der Rechner die beiden Teilsegmente uauf(n) und uab(n). Diese entsprechen jeweils den beiden Ästen der Hysterese. Die beiden Signale uauf(n) und uab(n) werden mit Hilfe der diskreten Fourier-Transformation (DFT) in den Spektralbereich transformiert. Aus den Spektralfunktionen Uauf(k) und U ab(k) wird der Offsetanteil entfernt. Zusätzlich werden die Werte der Spektralfunktionen nur bis zum Maximalwert kmax= 100 übernommen - der Rest wird auf Null gesetzt. Dabei wird die Anzahl der Nullen so gewählt, dass eine inverse FFT möglich ist. Wie entfernt man den Offsetanteil in einem diskreten Fourier-Spektrum X(k)? In welchem Teil des DFT-Spektrums X(k) befinden sich die negativen Spektralanteile? Welche K0nsequenz hat die Entfernung negativer Spektralanteile des DFT-Spektrums X(k) für die Zeitfunktion x(n) nach der Rücktransformation? Welche Konsequenz für die Zeitfunktion x(n) hat die Einfügung von zusätzlichen Nullen in die Spektralfunktion X(k)? Nach Anwendung der inversen FFT (IFFT) auf die modifizierte Spektralfunktion X(k) erhält man eine analytisches Signal u(n), dessen Imaginärteil die Hilbert-Transformierte des ursprünglichen Fotosignals ist. Durch Betragsbildung erhält man die Hüllkurve des Fotosignals. Aus dem analytischen Signal wird der Phasenverlauf der komplexen Amplitudenwerte berechnet. Aus den Phasenwerten kann schliesslich die Verschiebung des Spiegels ermittelt werden. Geben Sie den mathematischen Ausdruck an, mit dessen Hilfe die Verschiebung des Spiegels aus den Phasenwerten berechnet wird.? Welche maximale Öffnung besitzt die Hysterese? Dr. Norbert Stockhausen, HM, FK 06 Praktikum Sensorik, WS 09/10 Seite 5 Welchen Übertragungsfaktor besitzt der Piezoaktor? Wiederholen Sie den Versuch mit den anderen Frequenzen der Dreieckfolge und der Amplitude U0 = 800 mV. Wie ändert sich die Öffnung der Hysterese und der Übertragungsfaktor bei unterschiedlicher Anregungsfrequenz? Wiederholen Sie den Versuch bei der Frequenz f0 = 15 Hz bei den vorgegebenen Amplitudenwerten. Wie ändert sich die Öffnung der Hysterese und der Übertragungsfaktor bei unterschiedlicher Amplitude? Nach Abschluss der Messungen ist der Funktionsgenerator und Piezoverstärker auszuschalten. Messung der Übertragungseigenschaften eines thermischen Systems Das thermische System (Bild 6) besteht aus einem Aluminiumblock, dessen Temperatur durch ein Peltier-Element variiert werden kann. Das Peltier-Element besitzt die Funktion einer elektrischen Wärmepumpe - das Funktionsprinzip beruht auf einer Umkehrung des Seebeck-Effekts. Fließt ein Strom durch eine Grenzschicht zwischen zwei unterschiedlichen Metallen, so entsteht an der Kontaktstelle eine Temperaturdifferenz, die bei Umkehrung der Stromrichtung das Vorzeichen wechselt. Peltierelemente werden dazu genutzt, Infrarotdetektoren oder Mikroprozessoren zu kühlen. Heizstrom i(t) Temperaturerhöhung ∆T(t) ∆†∞ i0 τ t t Bild 6: Ein thermisches System reagiert auf einen Heizstrom i(t) mit einer Temperaturerhöhung ∆T{t), die sich erst nach langer Zeit der Temperaturdifferenz ∆T∞ asymptotisch annähert. Das System 1. Ordnung ist durch den statischen Übertragungsfaktor k Th = i0 /∆T∞ und die charakteristische Zeit τ eindeutig definiert. Bei diesem Versuch werden sowohl die dynamischen Eigenschaften des thermischen Systems als auch dessen Kennlinie untersucht. Der Strom wird dem Peltier-Element (Bild 7) mit einem LaborNetzteil (Iso-Tech) zugeführt. Dazu wird das Gerät nach dem Einschalten und Betätigen der Taste „I-Limit“ auf jenen Strom I eingestellt, welcher in der entsprechenden Schaltfläche des Programms (Bild 8) ausgewählt wurde. Die Taste „Output” am Labor-Netzteil muss auf „OFF” gestellt sein. Das Ausgangssignal der Spannungsversorgung wird an den Anschluss „AI-3“ des Datenerfassungsgeräts (BNC 2120) angeschlossen. Schalten Sie vor Beginn der Messungen die Wasserkühlung des Peltier-Elements ein und schließen Sie das Ausgangssignal des Digital-Thermometers an den Eingang AI-2 an. Die Längenänderung des Gesamtsystems führt zu einer Verschiebung des auf dem Al-Block befindlichen Spiegels (Bild 7). Dessen Verschiebung führt zu einer Wanderung des Interferenzmusters. Wasserkühlung JustierSchrauben Peltier-Element Alu-Säule Spiegel Bild 7: Auf einem Al-Körper ist ein Peltier-Element befestigt, welches diesem Wärme zu- oder abführt. Die mit der Temperaturänderung verbundene Längenänderung wird mit Hilfe des Michelson-Interferometers erfasst. Dr. Norbert Stockhausen, HM, FK 06 Praktikum Sensorik, WS 09/10 Seite 6 Bild 8: Benutzeroberfläche des LabView-Programms „ThermSys.vi” Ermittlung der Systemfunktionen des thermischen Systems Vor Beginn der Messung muss das Interferenzmuster nochmals über die am Spiegel befindlichen Schrauben (Bild 7) nachjustiert werden. Starten Sie das Programm „ThermSys.vi“ und stellen Sie eine Messdauer von TM = 3 min ein (Bild 8). Kontrollieren Sie, ob die Einstellung des Peltierstroms mit der Schaltfläche „Peltierstrom” übereinstimmt. Durch Klicken auf den Schriftzug „Start der Messung“ wird die Messwerterfassung ausgelöst. Einige Sekunden nach dem Start der Messung ist die Taste „Output“ an der Spannungversorgung (Iso-Tech) zu betätigen. Dadurch wird der Peltierstrom eingeschaltet. Nach Beendigung der Messung erhält man den zeitabhängigen Temperaturverlauf. An diesen wird eine mathematische Funktion nach der Methode der kleinsten Quadrate angepasst. Welche mathematische Funktion ist für die Beschreibung des Temperaturverlaufs geeignet? Wie lautet die Sprungantwort des thermischen Systems mit den experimentell bestimmten Funktionsparametern? (Formel mit Zahlenwerten + Einheiten angeben!) Wie lautet die Impulsantwort des Systems? (Formel mit Zahlenwerten + Einheiten angeben!) Ermitteln Sie den Frequenzgang des Systems? (Formel mit Zahlenwerten+Einheiten angeben!) Aus dem mathematischen Ausdruck für den Temperaturverlauf ∆T(t) kann man entnehmen, welche Temperatur das System nach unendlicher Zeit erreicht, obwohl nur Messwerte über eine begrenzte Messdauer vorliegen. Lassen Sie den Peltier-Strom daher noch nach Abschluss der Messwerterfassung eingeschaltet und überprüfen Sie, ob dieser Endwert auch wirklich angenähert wird. Messung des thermischen Ausdehnungskoeffizienten des Al-Blocks Die Auswertung des Fotosignals des Interferometers ergibt die Längenänderung des Alublocks als Funktion der Zeit. Zusammen mit dem Temperaturverlauf kann der a-Wert von Al ermittelt werden. Die Länge des Alu-Blocks beträgt 60 mm. Dr. Norbert Stockhausen, HM, FK 06 Praktikum Sensorik, WS 09/10 Seite 7 Ermitteln Sie den thermischen Ausdehnungskoeffizienten und vergleichen Sie diesen mit dem Ausdehnungskoeffizienten von Aluminium. Wie kann man die Abweichung gegenüber dem Sollwert erklären? Messung der Kennlinie des Peltier-Elements Wiederholen Sie den Versuch mit jenen verschiedenen Werten von „I-Limit”, welche an der Schaltfläche zur Verfügung stehen. Wählen Sie jeweils eine Messdauer von TM = 90 s. Aus der Steigung der Temperaturkurve ∆T(t) im Zeitnullpunkt kann man die Endtemperatur ∆T∞ unter Nutzung der charakteristischen Zeit t berechnen. Diese liegt bei t = (900 ± 200) s. Zeichnen Sie die Peltier-Kennlinie ∆T∞/I. Warum ist die Peltier-Kennlinie nichtlinear? Schalten sie nach Abschluss des Versuchs die Peltier-Spannung ab - dies erfolgt durch Betätigung der „Output-Taste“ am „ISO-Tech“-Gerät. Die Pumpe der Wasserkühlung des Peltier-Elements ist ebenfalls abzuschalten. Dr. Norbert Stockhausen, HM, FK 06 Praktikum Sensorik, WS 09/10 Seite 8