Astronomie Laser erzeugen künstliche Sterne für eine neue Generation von Teleskopen Bislang galt das Flirren der Erdatmosphäre als die entscheidende Begrenzung für das Auflösungsvermögen großer Teleskope und erzwang das Ausweichen in den Weltraum (Hubble). Das lässt sich jetzt kompensieren und damit noch wesentlich größere Teleskope bauen. Dafür schicken Astronomen Laserstrahlen in den Himmel, die in 90 km Höhe Natriumatome zum Leuchten bringen. Das Licht dieser künstlichen Sterne wird auf der Erde vermessen und die Krümmung der Teleskopspiegel entsprechend geändert. Die Spiegel bestehen aus vielen einzelnen Segmenten, die dafür separat bewegt werden. Mit dieser „aktiven“ Optik wird zum Beispiel das Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte auf dem Cerro Paranal in Chile ausgerüstet. Sie soll eine Auflösung ermöglichen, wie man sie sonst nur aus dem Weltraum kennt. Manchmal bietet die Natur seltsame Eigenschaften, die die Naturwissenschaftler geradezu euphorisch machen. So schwebt in etwa 90 km Höhe über der Erde eine Schicht von Natriumatomen. Sie stammen wohl von Mikrometeoriten, die dort verglühten. Wenn man diese Atome mit einer ganz bestimmten Laserstrahlung beschießt, dann beginnen sie zu leuchten. Für die Astronomen im 21. Jahrhundert bietet genau dieser Effekt die Möglichkeit, die Auflösung ihrer Teleskope auf der Erde um ein Vielfaches zu steigern. Die Laserstrahlung erzeugt in etwa 90 km Höhe einen Punkt, der wie ein künstlicher Stern leuchtet. Die Astronomen am Boden können ziemlich genau ausrechnen, wie er strahlt. Das ist wichtig, denn so können sie sehr exakt messen, wie die Atmosphäre die Strahlung deformiert. Die Turbulenzen in der Atmosphäre nimmt der normale Beobachter am Himmel als ein leichtes Flirren der Sterne wahr. Die Schichten der Atmosphäre haben verschiedene Temperaturen und bewegen sich gegeneinander, entsprechend wird jeder Lichtstrahl ein wenig abgelenkt. So entsteht das Flirren um jeden Stern, das umso stärker wird, je mehr Luft über dem Beobachter ist. Mit den künstlichen „Laser-“Sternen lässt sich dieses Flirren im Bruchteil einer Sekunde vermessen und in den Teleskopen der neuesten Generation auch korrigieren. Dafür drücken winzige Stempel an vielen Stellen an den Teleskopspiegel und verändern so lokal seine Krümmung. Diese sogenannte „aktive“ Optik kompensiert die atmosphärischen Turbulenzen und ermöglicht Aufnahmen, wie sie bislang von der Erdoberfläche aus als unmöglich galten. Für die nächste Generation von Teleskopen mit effektiven Spiegeldurchmessern von 30 bis 40 Metern werden heute schon Lasersysteme erprobt, die mehrere künstliche Sterne am Himmel erzeugen, damit die Genauigkeit der Korrekturen noch weiter gesteigert werden kann. Hintergrundinformationen: Thema: Guide Star Laser für die Adaptive Optik der nächsten Generation der Extremely Large Telescope Ansprechpartner: Wilhelm Känders, TOPTICA Photonics AG, [email protected] Referenz: ”The Four-Laser Guide Star Facility: Design considerations and system implementation”, D.Bonaccini Calia, W. Hackenberg, R. Holzlöhner, S. Lewis, T. Pfrommer (European Southern Observatory (ESO), KarlSchwarzschild-Str. 2, 85748 Garching, Germany) Corresp. author: Ronald Holzlöhner, email: [email protected], Advanced Optical Technologies. Band 3, Heft 3, Seiten 345–361, DOI: 10.1515/aot-2014-0025, June 2014