1. Ausgabe - Gesellschaft für Anthropologie

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1. Ausgabe 2015
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Nachwuchswissenschaftler,
das erste Halbjahr des Jahres 2015 ist schon rum, und im Herbst stehen wieder einige Konferenzen
an. Die größten seien im Folgenden genannt:
30. Juli – 1. August 2015:
Evolutionary Medicine Conference. Interdisciplinary Perspectives on Human Health and Disease,
Zürich (http://www.iem.uzh.ch/evolmedconf2015.html)
2. – 5. September 2015:
21st Annual Meeting of the European Association of Archaeologists, Glasgow
(http://eaaglasgow2015.com/)
15. – 18. September 2015:
11. GfA Kongress, Evolutionäre und moderne Herausforderungen für Homo sapiens – Eine
anthropologische Spurensuche, München
(http://www.gfanet.de/sites/default/files/Programm_final1.pdf)
[Bitte beachtet: Nachmeldungen für die Stadt Tour „München im Mittelalter“ (Dienstag 15. September)
und das Kongressdinner im Königlichen Hirschgarten (Donnerstag 17. September) sind noch möglich.
Nutzt die Gelegenheit, Euch zu vernetzen und Kontakte zu knüpfen!
Das Treffen des wissenschaftlichen Nachwuchses findet am Mittwoch, den 16. September, in der
Mittagspause statt. Die genaue Uhrzeit und der Ort werden noch bekannt gegeben.]
15. – 19. September 2015:
94. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin, Rechtsmedizin im Spannungsfeld
zwischen Versorgung und Wissenschaft, Leipzig (http://www.dgrm-kongress.de/)
Wir freuen uns, einige von Euch auf den Tagungen wiederzusehen und uns austauschen zu können.
Für die nächste Ausgabe benötigen wir noch Eure Hilfe: Um einen besseren Überblick über aktuelle
Forschungen in der Anthropologie zu bekommen, bitten wir Euch, uns nach Abschluss Eurer
Qualifikationsarbeiten (BA, MA, PhD) ein kurzes Exposé Eurer Arbeit unter Angabe von Material,
Methoden, Ergebnissen und Diskussion zuzusenden. Gerne auch in Kurzform mit einem Hinweis
auf die entsprechende Publikation.
Wir bedanken uns für Eure Mithilfe und wünschen Euch noch einen schönen Restsommer.
Das Redaktionsteam
Berichte
1/2015
(K)EIN KNOCHENJOB:
EINSATZ VON ALTERNATIVEM UNTERSUCHUNGSMATERIAL IN DER ABSTAMMUNGSBEGUTACHTUNG
Die Feststellung der Abstammung wurde bis zu Beginn der 2000er Jahre anhand der Untersuchung
von Blutgruppenmerkmalen, z.B. des ABO-Systems und Ergänzungssystemen wie den
Erythrozytenenzymen durchgeführt. Eine Vaterschaft galt als praktisch erwiesen, wenn ein
Wahrscheinlichkeits-Wert von W=99,73% erreicht wurde. Die biostatistische Aussagekraft von
Abstammungsuntersuchungen konnte durch die Einsatz der, zunehmend an Prominenz
gewinnenden, DNA-Typisierungsanalytik in den letzten Jahren gesteigert werden, so dass nunmehr
ein Wert von W= 99,9% für eine „praktisch erwiesene“ Vaterschaft erreicht werden muss [1,2].
Heutzutage erfolgt die Abstammungsbegutachtung anhand der Amplifizierung und Typisierung von
so genannten Short-Tandem-Repeat-Systemen (STR). STRs sind variable, tandemrepetitive
Sequenzen, die sich in den nicht kodierenden Bereichen des humanen Genoms befinden. In der
Abstammungsbegutachtung finden hauptsächlich vierfache Nukleotid-Wiederholungseinheiten ihre
Anwendung. Auch einige Marker, die eine Wiederholungseinheit mit fünf Nukleotiden aufweisen und damit eine noch größere Aussagekraft besitzen - werden typisiert. Kommerzielle Kits bieten
hierbei die Möglichkeit die Analyse von multiplen Merkmalssystemen simultan in einer PCRReaktion durchzuführen. Die Vorgabe der Gendiagnostik-Kommission (GEKO) gibt die Analyse
von mindestens 15 voneinander unabhängigen Merkmalsystemen (auf zehn verschiedenen
Chromosomen) vor. Konventionellerweise werden folgende Merkmalssysteme begutachtet (Abb. 1).
Abb. 1: Übersicht der DNA-Merkmale zur Abstammungsbegutachtung.
Auftragserhebung und Probenentnahme
Der Auftrag zur Abstammungsbegutachtung kann entweder gerichtlich im Rahmen einer
Vaterschaftsanfechtung/Vaterschaftsfeststellung erfolgen oder durch Privatpersonen erteilt werden.
Seit der Aufhebung der Pflicht zum Einschluss der konventionellen Blutmarker im Jahre 2012
erfolgt die Abstammungsbegutachtung an Mundschleimhautabrieben (MSH), die den Beteiligten
entweder an einem Institut für Rechtsmedizin oder an einem anderen, durch einen Sachverständigen
benannten Ort, der zu einer solchen Entnahme befähigt ist (dies kann z.B. ein Gesundheitsamt oder
eine andere sachkundige Person sein), entnommen werden. Seit Inkrafttretens des
Gendiagnostikgesetzes (GenDG) am 1. Februar 2010 ist auf eine identitätsgesicherte
Probenentnahme bei der Erstellung der Abstammungsgutachten zu achten. Umgesetzt wird dies
durch die Anfertigung eines aktuellen Lichtbildes sowie durch die Kopie der Identitätsunterlagen
(z.B. Ausweis und Geburtsurkunde des Kindes) und die Entnahme eines Fingerabdruckes. Zudem
muss vor der Probenentnahme sowohl eine Aufklärung über die Untersuchung durchgeführt werden
sowie eine Einwilligung zur Untersuchung von den Beteiligten erteilt werden.
Berichte
1/2015
Das GenDG verbietet die Erstellung von heimlichen Abstammungsgutachten und ahndet eine
Durchführung solcher Gutachten sowohl für Labor als auch für Auftraggeber mit einem
Ordnungsgeld. Somit sind die Labore dazu angehalten, Terzett-Konstellationen, unter Einbeziehung
der Kindsmutter, zu untersuchen; eine gesicherte Mutter-Kind-Konstellation erhöht zusätzlich die
biostatistische Aussagekraft. Nach Vorgabe der GEKO gilt es eine Allgemeine VaterschaftsAusschließungs-Chance (AVACH) von mindestens 99,999% für die Durchführung von
Abstammungsanalysen einzuhalten. Dies erfordert entweder eine gesicherte Mutter-KindKonstellation durch die Einbeziehung der Kindsmutter oder – bei Defizienzfällen – die
Berücksichtigung weiterer Merkmale. Ein Verzicht auf die Untersuchung der Kindsmutter kann nur
in Ausnahmefällen, z.B. im Rahmen einer Einwilligungsunfähigkeit der Mutter oder eines
Defizienzfalles, erfolgen und muss im Gutachten dokumentiert werden.
Defizienzfälle
Defizienzfälle fassen die Fälle zusammen, in denen eine/ein Beteiligte/r bereits verstorben ist. Bei
solchen Konstellationen können alternative Proben für die Gutachtenerstellung einbezogen werden.
Eine Möglichkeit bietet hierbei die Typisierung naher Verwandter. Sollte dies nicht möglich sein,
besteht die Chance Gewebeproben des Verstorbenen/der Verstorbenen, die im Rahmen von
Krankenhausaufenthalten entnommen worden sind, anzufordern. Hierbei sind Institute für
Abstammungsbegutachtung besonders auf die Mitarbeit der pathologischen Institute angewiesen,
die meist über Rücklagen der Gewebeproben, die patientenspezifisch und somit identitätsgesichert,
gelagert werden, verfügen. Diese Beschaffung von Untersuchungsmaterial ist vorteilig, da auf diese
Art die Identitätssicherung, die von gesetzlicher Seite vorgegeben wird, eingehalten wird. Stehen
keine Gewebeproben zur Verfügung, könnte eine Exhumierung das notwendige Material für die
Untersuchung liefern.
Hierbei ist allerdings zu bedenken, dass bei privaten Abstammungsfällen zunächst die Erlaubnis zur
Exhumierung vom Totensorgeberechtigten eingeholt werden muss. Die Totensorge obliegt in erster
Linie den nächsten Familienangehörigen [3].
Auswahl der Skelettelemente
Erfolgt die Erlaubnis zur Exhumierung, sollte der Einsatz bestimmter Knochenelemente für die
DNA-Analyse priorisiert werden (Abb. 2). Besonders Knochen, die eine hohe Dichte aufweisen,
sind gut für eine DNA-Analyse geeignet: Schäfte von Langröhrenknochen und Zähne, die vom
Zahnschmelz geschützt sind, liefern die besten DNA-Ausbeuten. Poröse Knochenelemente
hingegen sind weniger erfolgsversprechend [4].
Berichte
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Abb. 2: Eignung der Knochenelemente zur DNA-Analytik [5].
Die Problematik der DNA-Analytik von Knochenelementen ist vielschichtig. Biochemische
Degradationserscheinungen führen, in Abhängigkeit von biotischen und abiotischen Faktoren, wie
z.B. dem Liegemilieu (Temperatur, Feuchtigkeit, pH-Wert) und der Liegezeit zum Abbau des
endogenen DNA-Gehaltes. Aber auch eine Kontaminierung der Knochen mit fremder humaner
DNA erschwert die Analyse. Daher ist es notwendig bei der Entnahme des Materials vom
Knochenelement darauf zu achten, dass die oberen Schichten des Knochens nicht in die Analyse
einbezogen werden oder vorher eine Dekontamination des Knochenmaterials mit Hilfe von
Hypochlorit, Ethanol und Wasser durchgeführt wird. Auch bei der Herstellung des Knochenmehls
sind Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung einer Kontamination mit Fremdmaterial anzuwenden:
seit Anfang 2013 ist eine Knochenmühle der Firma IKA erhältlich, die durch die Verwendung von
Einwegmahlbechern eine kontaminationsfreie Pulverisierung des Knochens garantiert. Zusätzlich
sollte bei der Bearbeitung von Knochenmaterial stets in einer Vollkörpervermummung (Kittel,
Haube, Mundschutz und Handschuhe) unter einem Abzug gearbeitet werden.
Im Knochen liegt die DNA gebunden an die Mineralmatrix vor. Daher ist es notwendig das
Knochenmehl zu dekalzifizieren. Dieser Schritt kann simultan mit der Lyse des Knochengewebes
erfolgen. Bei Knochen empfiehlt sich der Einsatz von 200 - 400 mg Knochenmehl [6] bei
Zahnmaterial können bereits wenige Milligramm ausreichend sein [7]. Die Länge der Lyse und
Dekalzifizierung wird durch die Extraktionsmethode bestimmt, beträgt aber in vielen
veröffentlichten Protokollen mindestens 24 Stunden. Die Vielfalt der Extraktionsmethoden deckt
verschiedenste Ansätze ab: die konventionellen organische Extraktionsansätze [8] findet ebenfalls
wie Silika-Säulen-Aufreinigungen [9] und Extraktionen mit Hilfe von Extraktionsautomaten [10]
ihre Anwendung. Bis heute konnte sich keine dieser Methoden dauerhaft zur DNA-Extraktion aus
Knochenmaterial durchsetzen, vielmehr hängt die Wahl der Methode vom Zustand des Knochens,
seiner Liegezeit und zu einem gewissen Grad auch von der Erfahrung des Bearbeiters/der
Bearbeiterin ab.
Berichte
1/2015
Fazit für die Praxis:
Die Einbeziehung alternativen Untersuchungsmaterials ist besonders bei DefizienzAbstammungsfällen anzuraten. Bei privaten Aufträgen lassen sich nach Einverständniserteilung der
Totenfürsorgeberechtigten Exhumierungen von Verstorbennen durchführen. Dabei ist eine Analyse
von Femur und Molaren zu priorisieren. Zur Absicherung der Befunde sollten unterschiedliche
Partien des exhumierten Materials typisiert werden. Bei der Bearbeitung ist – je nach Zustand und
Lagerungszeit der Knochen im Erdreich – ein optimiertes DNA-Extraktionsverfahren anzuwenden.
Handelt es sich bei dem Fall um eine Duokonstellation sollte darauf geachtet werden den AVACHWert von 99,999% einzuhalten, dieser kann durch Hinzuziehen weiterer Merkmalssysteme
optimiert werden.
Mit der Anwendung einer geeigneten Extraktions- und ggf. Amplifikationsstrategie muss die
Einbeziehung von Knochenelementen zur Abstammungsbegutachtung kein Knochenjob werden,
sondern kann im besten Fall sogar eine erfolgreiche Abstammungsuntersuchung ermöglichen.
Referenzen
[1] Rolf, B. und Wiegand, P. (2007). Abstammungsbegutachtung. DNA-Systeme, biostatistisches
Auswertung und juristische Aspekte. Rechtsmedizin 17(2): 109-119.
[2] Richtlinien der Gendiagnostik-Kommission (2013). Richtlinie der Gendiagnostik-Kommission
(GEKO) für die Anforderungen an die Durchführung genetischer Analysen zur Klärung der
Abstammung und an die Qualifikation von ärztlichen und nichtärztlichen Sachverständigen gemäß
§ 23 Abs. 2 Nr. 4 und Nr. 2b GenDG. Bundesgesundheitsblatt 56: 169-175.
[3] Rechtsfragen beim Todesfall. Siegfried Platz, Deutscher Sparkassenverlag, Stuttgart, 2000, 2.,
überarb. Aufl.
[4] Milos A., Selmanović A., Smajlović L., Huel R.L., Katzmarzyk C., Rizvić A., Parsons T.J.
(2007). Success rates of nuclear short tandem repeat typing from different skeletal elements.
Croatian Medical Journal 48: 486-93.
[5] Alt, K. W., Brandt, G., Knipper, C., Lehn, C. (2014). Empfehlungen für die Probenentnahme
in der forensischen Anthropologie. Rechtsmedizin 24(3): 179-185.
[6] Rohland N., Siedel H. und Hofreiter M. (2009). A rapid column-based ancient DNA extraction
method for increased sample. Molecular Ecology Recourses 10(4): 677-683.
[7] Higgins D., Kaidonis J., Townsend G., Hughes T. and Austin J. (2013) Targeted sampling of
cementum for recovery of nuclear DNA from human teeth and the impact of common
decontamination measures. Investigative Genetics 4(18).
[8] Rucinski C., Malaver A.L., Yunis E.J. and Yunis J.J. (2012). Comparison of two methods for
isolating DNA from human remains for STR analysis. Journal of Forensic Sciences 57(3): 706-712.
[9] Huel R., Amory S., Bilić A., Vidović S., Jasaragić E., Parsons T. J. (2012) DNA extraction from
aged skeletal samples for STR typing by capillary electrophoresis in Antonio Alonso (ed.), DNA
Electrophoresis Protocols for Forensic Genetics, Methods in Molecular Biology, vol. 830.
[10] Dukes M.J., Williams A. L., Massey C.M. and Wojtkiewicz P.W. (2012). Technical Note: Bone
DNA extraction and purification using silica-coated paramagnetic beads. American Journal of
Physical Anthropology 148: 473-482.
Galina Kulstein
Institut für Rechtsmedizin, Universitätsklinikum Ulm
Ausstellungen
1/2015
AUSSTELLUNG MUMIEN – DER TRAUM VOM EWIGEN LEBEN IN LUXEMBURG ERÖFFNET
Mumien und Mumienteile von Mensch und Tier sind nicht nur für Wissenschaftler, die sie unter
Einsatz moderner Methoden verschiedener Fachrichtungen wie Radiologie, Anthropologie oder
Molekulargenetik erforschen, äußerst interessante Objekte, sondern lösen seit jeher auch bei der
breiten Öffentlichkeit Faszination und Neugierde aus.
Das Musée national d’histoire et d’art Luxembourg (MNHA) zeigt in Zusammenarbeit mit den
Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim (rem) und dem dort angesiedelten German Mummy Projekt
sowie weiteren Leihgebern seit dem 12.06.2015 bis zum 10.01.2016 eine Ausstellung zum Thema
Mumien und Mumifizierung als weltweites Phänomen.
Abb. 3: Mumien-Ausstellung lockt interessierte Besucher zur Vernissage ins MNHA (©
MNHA/Ben Muller).
Beleuchtet werden sowohl der Prozess der natürlichen Mumifizierung menschlicher oder tierischer
Leichname im Zuge günstiger Umwelt- und Klimabedingungen, als auch das Phänomen der
künstlichen Mumifizierung, das aus verschiedenen Kulturen und Epochen weltweit bekannt ist.
Verschiedene Begleitfunde, Grabbeigaben, sowie neue wissenschaftliche Erkenntnisse
vervollständigen die Präsentation der über 70 Mumienobjekte aus Europa und Übersee.
Im Rahmen der Vorbereitungen zur Mumien-Ausstellung und anlässlich der Neukonzeption einer
Kabinett-Ausstellung mit dem Titel Von den Ufern des Nil nach Luxemburg, in der hauseigene
Aegyptiaca des Museums gezeigt werden, ließ das MNHA im vergangenen Jahr einen
menschlichen Mumienkopf und eine Mumienhand in Mannheim untersuchen. Beide Objekte sowie
die überraschenden und spannenden Ergebnisse der Forschungen werden in Luxemburg präsentiert.
Ausstellungen
1/2015
Abb. 4: Präsentation des altägyptischen Mumienkopfes und der Mumienhand mit neuesten
Forschungsergebnissen (© German Mummy Project, rem).
Ein weiteres Highlight der Ausstellung ist der weltweit erste 3D-Druck einer Moorleiche ‒ des
Mädchens von Yde ‒ aus dem Drents Museum Assen, Niederlande. Die Mitarbeiter des 3D-Labors
der rem verwendeten hierfür einen mobilen optischen 3D-Echtzeit-Scanner, um die Moorleiche
dreidimensional zu vermessen, und fertigten anschließend auf Basis dieses Datensatzes einen
farbechten Druck aus Polymergipspulver an ‒ ein Verfahren, das in der modernen
Mumienforschung vielseitig einsetzbar ist.
Ausstellungen
1/2015
Abb. 5: 3D-Druck der Moorleiche Mädchen von Yde (© rem).
Zeitgleich mit der Eröffnung der Mumien-Ausstellung in Luxemburg erscheint im Verlag Philipp
von Zabern eine zweite, in Teilen überarbeitete Auflage des Begleitbuches Mumien – Der Traum
vom ewigen Leben (Hrsg. A. Wieczorek, W. Rosendahl). Der Band zur Ausstellung bietet eine
umfassende kultur- und naturgeschichtliche Gesamtschau zu allen Facetten und geschichtlichen
Epochen des Themas Mumien.
Äußerst sehenswert sind auch die dauerhaft ausgestellten Exponate des MNHA ‒ darunter eine
umfangreiche archäologische Sammlung mit Exponaten von der Steinzeit bis zum Mittelalter, eine
umfassende Gemäldesammlung mit Werken der alten Meister bis zu zeitgenössischer Kunst,
Objekte aus Kunsthandwerk und Volkskunst sowie Münzen und Medaillen.
…ein Ausflug ins Musée national d’histoire et d’art nach Luxembourg lohnt sich also.
Stephanie Zesch
German Mummy Project, Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim
Kongresse
1/2015
GFA AUF DER BERUFSMESSE ARCHEOWORKS
Vom 8. bis 10 Mai 20015 fand an der Humboldt-Universität zu Berlin die Berufsmesse ARCHAEOworks und ARCHAEOskillls statt. Diese Veranstaltung wird in unregelmäßigen Abständen von
Studierenden, die im Dachverband Archäologischer Studierendenvertretungen (DASV e.V.) mitarbeiten, für Studierende archäologischer und verwandter Disziplinen organisiert und beinhaltet Vorträge und Workshops. Verschiedenste Aussteller repräsentieren Institutionen, Verlage, Vereine sowie Arbeitsgruppen. Die Messe wurde nun zum dritten Mal durchgeführt und sollte über die beruflichen Möglichkeiten nach dem Studium informieren. Insgesamt kamen in den zwei Tagen mehr als
400 Teilnehmer bzw. Besucher.
Dieses Mal war die GfA mit einem Stand vertreten, der vom Vorsitzenden George McGlynn und
von Bettina Jungklaus betreut wurde. Das Interesse der Studierenden an den Methoden der Osteoanthropologie war sehr groß. In Gesprächen wurde über Studienmöglichkeiten und die entsprechenden Standorte informiert.
Abb. 6: Stand der GfA auf der Berufsmesse ARCHAEOworks in Berlin (© Bettina Jungklaus)
Im Rahmen einer Initiative der GfA zur Erhaltung der Osteoanthropologie in der universitären Ausbildung wurde eine Unterschriftenaktion gestartet. Dabei konnten hauptsächlich Studenten der Archäologie ihre Unterstützung zeigen. Das Feedback war durchweg positiv und ein Großteil der Studierenden archäologischer Wissenschaften finden Lehrveranstaltungen zur Anthropologie, insbesondere der Osteologie notwendig. Viele sind sich der Situation bewusst, dass es ein großer Nachteil sowohl für die Anthropologie als auch die verschiedenen Archäologien wäre, wenn diese Fachrichtung aus der universitären Landschaft verschwinden würde. Zudem hielt George McGlynn ei-
Kongresse
1/2015
nen Vortrag über die biologische Anthropologie in Deutschland, in dem er über Fachrichtungen und
Studienmöglichkeiten und vor allem über die Lage der Osteoanthropologie berichtete.
Außerdem waren Kolleginnen der Arbeitsgemeinschaft Freiberuflicher Osteoanthropologen (AFOA) an den Vorträgen und Workshops beteiligt. Barbara Teßmann hielt einen 45-minütigen Vortrag zum Thema „Anthropologie im archäologischen Kontext“. Darin ging sie auf die Teilgebiete
der Anthropologie ein und erläuterte das Vorgehen zum Freilegen, Dokumentieren und Bergen von
Körpergräbern aus anthropologischer Sicht. In der anschließenden Diskussion wurde hauptsächlich
nach Ausbildungsmöglichkeiten und Berufschancen gefragt.
In einem 4-stündigen Anthropologie-Workshop mit 25 Teilnehmern, den Carola Berszin und Bettina Jungklaus gemeinsam durchführten, ging es besonders um praktische Aspekte. Nach einem Vortrag „Osteoanthropologie - naturwissenschaftliche Analyse von (prä)historischen Skelettfunden“
wurden zwei Skelette vorgestellt. In zwei Kleingruppen sind anschließend diverse Untersuchungsmethoden vorgestellt, eine kurze Einführung in die Anatomie gegeben und die Skelette gemeinsam
besprochen worden.
An den Vortrag „Feuerbestattung und Leichenbrandanalysen“ schloss sich zudem die Präsentation
eines Leichenbrandes an. Zum Abschluss folgten noch „Tipps zum Freilegen, Dokumentieren, Bergen und Beproben von Körpergräbern auf der Ausgrabung“ und anschließend konnten noch Fragen
gestellt werden. In Anbetracht der kurzen Zeit waren natürlich nur wenige Einblicke in die osteoanthropologische Arbeitsweise möglich. Der Workshop war schon Wochen im Voraus ausgebucht,
was das große Interesse an anthropologischen Themen zeigt.
Im Ganzen zeigte die Teilnahme an der ARCHEOworks, wie wichtig die Stärkung der Beziehung
von nahe verwandten Fächern ist und dass Networking zunehmend bedeutender, auch oder besonders für die Erhaltung von kleinen Fächern ist.
Bettina Jungklaus
Anthropologie-Büro Jungklaus, Berlin
(Text leicht verändert auch unter http://www.gfanet.de/?q=node/16 abrufbar)
Quiz
1/2015
Knochenquiz
Die Auflösung gibt es in der nächsten Ausgabe des Newsletters!
Konzept & Idee: Galina Kulstein
Impressum
1/2015
Der nächste Newsletter erscheint voraussichtlich im 4. Quartal 2015. Beiträge bitte bis zum
1.11.2015
an
[email protected]
oder
[email protected]
REDAKTIONSTEAM
Amelie Alterauge
Christiane A. Buhl
Birgit Grosskopf
Jutta Pepperl
Iris Trautmann
Steve Zäuner
POSTANSCHRIFT
Steve Zäuner
Schalkburgstrasse 25
72379 Hechingen
Der Inhalt namentlich gekennzeichneter Artikel spiegelt nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wider.
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