BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/391 21. Wahlperiode 12.05.15 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Deniz Celik (DIE LINKE) vom 04.05.15 und Betr.: Antwort des Senats Fortschreibung des Hamburger Krankenhausplanes zur Versorgung in der Kinder-und Jugendpsychiatrie In den letzten Jahren wurden entgegen den allgemeinen Trend in Hamburgs Krankenhäuser immer mehr Betten aufgestellt, darunter insbesondere im Bereich der Psychiatrie. Bei der Fortschreibung 2011 zum Fachgebiet Kinderund Jugendpsychiatrie wurden unterschiedlich lange Wartezeiten für Patienten festgestellt, unter anderem damit begründet, dass diese Zeit zur Vorbereitung der stationären Behandlung und zur Verbesserung der Compliance von Patientinnen und Patienten und der Eltern genutzt und dafür auch benötigt wird. Damit sollten die Abbruchquoten bei stationären Behandlungen niedrig gehalten werden. Während der Wartezeiten sollten die Betroffenen durch die Psychiatrischen Institutsambulanzen (PIA) betreut werden. Einer aktuellen Pressemitteilung der Techniker Krankenkasse sind psychische Erkrankungen bei Jugendlichen gestiegen ebenso die Zahl der Klinikaufenthalte. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Wie hat sich die die Auslastung der Bettenbelegung im Bereich Kinderund Jugendpsychiatrie in Hamburgs Kliniken im Zeitraum 2011 bis 2014 entwickelt? Bitte auf die einzelnen Kliniken mit dem Fachgebiet Kinderund Jugendpsychiatrie abgeben. Die Auslastung der Planbetten im Bereich Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hamburgs Kliniken im Zeitraum 2011 bis 2014 ist der folgenden Tabelle zu entnehmen. Auslastung der Planbetten in den Kinder- und Jugendpsychiatrischen Abteilungen der Hamburger Krankenhäuser in den Jahren 2011 bis 2014 (Angaben in Prozent) Krankenhaus Asklepios Klinik Harburg Evangelisches Krankenhaus Alsterdorf Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Fachklinik Bokholt (Hamburger Planbetten)2) Gesamt 2011 94,5 76,6 91,1 94,5 67,3 88,8 2012 96,5 79,4 90,2 90,9 66,5 88,3 2013 96,6 105,11) 89,6 114,8 71,2 99,6 2014 97,0 90,3 90,5 128,6 79,7 103,6 1) Auslastungsanstieg strukturell bedingt (Umwandlung vollstationärer Kapazitäten in teilstationäre Plätze) 2) Die Fachklinik Bokholt befindet sich im nordwestlichen Hamburger Umland und ist mit einem Teil ihrer Kapazitäten in den Hamburger Krankenhausplan aufgenommen. Die dargestellte Auslastung bezieht sich nur auf die Belegung der Hamburger Planbetten. Die Auslastung ist Drucksache 21/391 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode aufgrund des Spezialangebots der Klinik (stationäre Kurzzeittherapie, Drogenentzug) nicht direkt mit den anderen Kliniken vergleichbar. 2. Gibt es Wartezeiten bei den Psychiatrischen Institutsambulanzen? Wenn ja, bitte auf die PIA aufschlüsseln und gliedern nach Warteliste, Wartezeit bis Erstgespräch, Wartezeit bis Therapiebeginn. Die Wartezeit auf ein Erstgespräch in der Psychiatrischen Institutsambulanz der Abteilungen für Kinder- und Jugendpsychiatrie beträgt nach Auskunft der nachfolgend genannten Krankenhäuser: im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf: vier – sechs Wochen; in der Asklepios Klinik Harburg: sechs – acht Wochen; im Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift: zwei – drei Wochen. Notfälle werden in der Regel unverzüglich gesehen, diagnostiziert und gegebenenfalls behandelt beziehungsweise weiter verwiesen. Die Kinder- und Jugendpsychiatrischen Abteilungen des Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf und der Fachklinik Bokholt verfügen über keine Institutsambulanzen. Statistiken über Wartezeiten bis Therapiebeginn in den Psychiatrischen Institutsambulanzen werden von den Krankenhäusern nicht geführt. a. Welche Diagnosen werden am häufigsten bei Kindern und Jugendlichen gestellt? Was sind überwiegend die Ursachen dafür? In den Psychiatrischen Institutsambulanzen der oben genannten Krankenhäuser wird das gesamte Spektrum kinder- und jugendpsychiatrischer Erkrankungen gesehen und diagnostiziert. Die Krankenhäuser im Hamburger Stadtgebiet mit Fachabteilungen für Kinder- und Jugendpsychiatrie haben nach der Krankenhausdiagnosestatistik der zuständigen Behörde im Jahr 2013 folgende Diagnosen am häufigsten dokumentiert: F9 – Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend, darunter insbesondere o F92 – Kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen; o F91 – Störungen des Sozialverhaltens; F3 – Affektive Störungen, darunter insbesondere o F32 – Depressive Episode; F4 – Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen, darunter insbesondere o F43 – Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen; F6 – Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen, darunter insbesondere o F60 – Spezifische Persönlichkeitsstörungen; F5 – Verhaltensauffälligkeiten darunter insbesondere o mit körperlichen Störungen und Faktoren, F50 – Essstörungen. Die Ursachen psychischer Erkrankungen sind abhängig vom jeweiligen Einzelfall und in der Regel durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst. b. Ja. 2 Werden in der PIA auch Kinder und Jugendliche mit chronifizierten Krankheiten behandelt? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 3. Drucksache 21/391 Wie hat sich die Anzahl der PIA insgesamt und darunter bei Kindern und Jugendlichen entwickelt von 2011 – 2014 und in welchem Bezirk sind diese angesiedelt? In den Jahren 2011 – 2014 ist die Zahl der von den Krankenhäusern im Hamburger Stadtgebiet mit Fachabteilungen für Psychiatrie und Psychotherapie betriebenen Psychiatrischen Institutsambulanzen, in denen Patientinnen und Patienten im Erwachsenenalter behandelt werden, von 16 auf 19 Institutsambulanzen (die Spezialambulanzen im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf sind als gemeinsame Psychiatrische Institutsambulanz im Zentrum für Psychosoziale Medizin des UKE gezählt) gestiegen. Psychiatrische Institutsambulanzen für Patientinnen und Patienten im Erwachsenenalter finden sich in allen Hamburger Bezirken. In den Jahren 2011 – 2014 ist die Zahl der von den Krankenhäusern im Hamburger Stadtgebiet mit Fachabteilungen für Kinder- und Jugendpsychiatrie betriebenen Psychiatrischen Institutsambulanzen von drei auf fünf Institutsambulanzen gestiegen. Psychiatrische Institutsambulanzen mit Versorgungsangeboten für Kinder und Jugendliche finden sich in den Bezirken Altona (ab 2012), Hamburg-Nord, Wandsbek und Harburg. 4. Wie hat sich die Anzahl der Beförderungen der unterzubringenden Person nach § 14 Absatz 4 in ein Krankenhaus oder eine sonstige Einrichtung durch das Bezirksamt Altona in den Jahren 2011 – 2014 entwickelt? Bitte aufschlüsseln nach Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen. Davon ausgehend, dass hier § 14 Absatz 4 HmbPsychKG gemeint ist, wird festgehalten, dass im Bezirksamt Altona Daten über Zuführungen nicht länger als zwei Jahre zurückliegend aufbewahrt werden. Anzahl der Fälle im Alter unter 18 Jahren 18 Jahre und älter 100 1.668 111 1.711 124 1.597 Jahr 2012 2013 2014 Quelle: Zentraler Zuführdienst, Bezirksamt Altona Zwischen Kindern und Jugendlichen differenzierte Daten liegen nicht vor. 5. Welche Bedeutung kommt in der ambulanten Versorgung von Kindern und Jugendlichen dem NetzWerk psychische Gesundheit und Psychenet zu? Tragen beide zur Verringerung von Wartezeiten bei? Dem NetzWerk psychische Gesundheit beziehungsweise dem Netzwerk Integrierte Versorgung – Seelische Gesundheit kommt insofern Bedeutung in der ambulanten Versorgung von Kindern und Jugendlichen zu, als diese ambulante Hilfen auch bei Indikationen der Kinder- und Jugendpsychiatrie anbieten. Dem Senat liegen noch keine Erkenntnisse vor, ob und in welchem Umfang diese Projekte sowie das Projekt „Psychenet“ zu einer Verringerung von Wartezeiten in der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung beitragen. Erkenntnisse aus dem Projekt „Psychenet“ im Hinblick auf die aus dem Projekt beziehungsweise den Teilprojekten gewonnenen Ergebnisse und Auswirkungen für die Zukunft der Versorgung von psychischen Erkrankungen in Hamburg sind im Verlauf des Jahres 2015 zu erwarten. 3