Geboren im Marienhospital Stuttgart

Werbung
Geboren im Marienhospital Stuttgart
© Fotolia, Gordon Grand
Informationen für die ersten Tage mit Ihrem Kind
Herzlich willkommen
geboren am
um
Gewicht
Größe
Kopfumfang
VINZENZ
VON PAUL
KLINIKEN
gGMBH
MARIENHOSPITAL
STUTTGART
Geboren im Marienhospital Stuttgart
Informationen für die ersten Tage mit Ihrem Kind
Inhaltsverzeichnis
3Inhaltsverzeichnis
5Vorwort
Ihr Aufenthalt bei uns
7Rooming-In
8Patientenarmbänder
8Besuchszeiten
8Mahlzeiten
8
Ernährungs- und Diätberatung
9
Ärztliche Visite
9Hebammenvisite
9Wochenbettgymnastik
9Entlassung
Untersuchungen und Vorsorge
11U-Untersuchungen
12Nabelpflege
12
Verabreichung von Vitaminen
12Pulsoxymetrie-Untersuchung
13
Vorbeugung einer Herpes-Infektion
13
Erweitertes Neugeborenen-Screening
16
Elterninformation zum Mukoviszidose-Screening
18Neugeborenen-Hörscreening
Stillen und Ernährung des Säuglings
23
Warum ist Stillen und Muttermilch das Beste für mein Kind?
23
Wie oft soll ich stillen? Und wann?
24
Wie erkenne ich, dass mein Kind Hunger hat?
24
Wie fördere ich die Milchbildung?
24
Kontrolle der Trinkmenge
25
Kontrolle der Stillhäufigkeit
26Stillpositionen
27Brustwarzenpflege
27
Haltbarkeit der Muttermilch
28Literaturtipps
29Notizen
31Impressum
Vorwort
Liebe Eltern,
Ihr Kind ist da – herzlichen Glückwunsch!
Wir freuen uns, dass Sie sich für eine Geburt am Marienhospital Stuttgart entschieden haben. Die vorliegende Broschüre liefert Ihnen wichtige Informationen
für die ersten Tage mit Ihrem Nachwuchs und soll Ihnen Hilfestellung bieten.
Nachfolgend finden Sie allgemeine Informationen zu Ihrem Aufenthalt bei uns.
Zudem erfahren Sie, welche Untersuchungen bei Ihrem Kind durchgeführt werden. Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit dem Thema Stillen und Ernährung
des Säuglings.
Die pflegerische Arbeit auf unserer Mutter-Kind-Station basiert auf dem Prinzip
der integrativen Wochenbettpflege. Das heißt, Mutter und Kind werden gemeinsam von einer Gesundheits- und (Kinder)Krankenpflegerin oder Hebamme betreut. Des Weiteren arbeiten wir nach den Grundlagen der WHO/UNICEF-Initiative „Babyfreundlich“.
Bei Fragen können Sie sich jederzeit an die Pflegemitarbeiterinnen der MutterKind-Station, an die Hebammen und Ärzte wenden. Zögern Sie nicht, sich zu melden, wenn Sie Unterstützung brauchen.
Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt bei uns und viel Freude mit
Ihrem Baby.
Ihr Team der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
6
© 123RFStockfoto, molka
Ihr Aufenthalt bei uns
Wichtige Informationen zu Abläufen auf der Mutter-Kind-Station finden Sie nachstehend sowie an der Innenseite der Tür Ihres Patientenzimmers.
Bei Fragen jeglicher Art melden Sie sich bitte über die Patientenklingel und den
Patientenruf.
Rooming-In
Im Marienhospital findet ein 24-Stunden-Rooming-In statt. Das bedeutet, dass Sie
und Ihr Kind während des Krankenhausaufenthalts 24 Stunden zusammen sind,
also auch nachts. Die Mutter-Kind-Bindung kann sich so bestmöglich entwickeln.
Auch der Vater und die Geschwisterkinder können jederzeit in die Versorgung des
Neugeborenen eingebunden werden.
Durch die intensive, gemeinsame Zeit lernen Sie Ihr Kind und dessen Bedürfnisse schneller kennen und finden so leichter zu einem gemeinsamen, entspannten Rhythmus. Selbstverständlich stehen Ihnen Tag und Nacht Gesundheits- und
(Kinder)Krankenpflegerinnen oder Hebammen zur Seite , die Ihnen beim 24-Stunden-Rooming-In behilflich sind.
7
Patientenarmbänder
Zur besonderen Sicherheit Ihres Neugeborenen bekommen im Marienhospital
Stuttgart nicht nur Mutter und Kind ein Patientenarmband, sondern auch der
Vater bzw. die begleitende Person. Nur an die mit diesem Armband versehene
Person gibt das Pflegepersonal das Baby dann auch ab.
Bitte lassen Sie Ihr Kind nie unbeaufsichtigt in Ihrem Zimmer. Gerne betreuen die
Pflegemitarbeiterinnen Ihr Kind zeitweise im Stationszimmer, wenn der Vater
gerade nicht da ist und Sie z. B. duschen möchten.
Besuchszeiten
Der Vater und die Geschwister des Neugeborenen sind jederzeit willkommen. Für
andere Besucher gelten täglich folgende Besuchszeiten:
9.00 bis 12.00 Uhr
14.00 bis 19.30 Uhr
Es wird darum gebeten, diese Besuchszeiten im Interesse der für Mutter und Kind
erforderlichen Ruhe auf der Mutter-Kind-Station einzuhalten. Bitte informieren
Sie Ihre Besucher entsprechend.
Die Eingangstüren zur Mutter-Kind-Station sind in der Mittagszeit sowie nach
19.30 Uhr durch eine elektronische Sperre verschlossen. Dies ist eine Maßnahme
zur Förderung des Wohlbefindens der Patientinnen.
Bitte achten Sie selbst darauf, dass kein Besucher mit einem akuten Infekt auf die
Entbindungsstation kommt.
Mahlzeiten
Das Frühstück bieten wir Ihnen zwischen 7.00 und 9.30 Uhr in Form eines reichhaltigen Buffets an. Die Kost ist auf stillende Mütter abgestimmt. Das Mittagessen
bekommen Sie gegen 12.00 Uhr auf Ihr Zimmer gebracht. Sie können dabei zwischen verschiedenen Menüs wählen. Das Abendessen wird gegen 17.00 Uhr ebenfalls in Ihrem Patientenzimmer serviert.
Ernährungs- und Diätberatung
Unsere Diätberaterinnen informieren auf der Mutter-Kind-Station über sinnvolle
Ernährung im Wochenbett, geben Tipps und stehen für Fragen bereit.
8
Ärztliche Visite
Täglich wird eine Visite durch den Stationsarzt und die zuständigen Pflegemitarbeiterinnen durchgeführt. Dienstags findet diese Visite mit dem Kreißsaaloberarzt statt, freitags mit dem Chefarzt oder einem Oberarzt als Vertreter.
Hebammenvisite
Im Laufe Ihres Aufenthalts kommen Hebammen aus dem Kreißsaal zu einer Hebammenvisite zu Ihnen. Hier können Sie offene Fragen rund um die Geburt sowie
Kritik und Anregungen besprechen.
Wochenbettgymnastik
Die Wochenbettgymnastik beginnt auf ärztliche Anordnung hin zum ersten Mal
am Tag nach der Entbindung. Sie wird von speziell in der Gynäkologie weitergebildeten Physiotherapeutinnen ausgeführt und erfolgt nach Spontangeburt von
Beginn an in der Gruppe. Nach Entbindung per Kaiserschnitt erfolgt die Wochenbettgymnastik zunächst als Einzeltherapie.
Entlassung
Die Entlassung nach einer Spontangeburt erfolgt nach zwei bis drei Tagen. Nach
einem Kaiserschnitt werden Sie meist nach vier bis fünf Tagen entlassen.
Entweder am Tag vor der Entlassung oder am Morgen der Entlassung findet
eine gynäkologische Abschlussuntersuchung statt. Bei dieser Untersuchung
werden alle anstehenden Fragen über die kommende Zeit des Wochenbetts beantwortet. Es werden bei Bedarf Fäden gekürzt sowie Narben und die Brust begutachtet.
Bei der Entlassung erhalten Sie Ihren Mutterpass, das gelbe Vorsorgeheft für
Ihr Kind sowie Entlassbriefe für den nachbehandelnden Arzt und Ihre Hebamme.
Bitte versuchen Sie, eine Abholmöglichkeit bis 10.00 Uhr zu organisieren. Für
den Heimweg brauchen Sie Kinderbekleidung mit Kopfbedeckung für Ihr Baby
sowie einen Kinderautositz.
9
10
Untersuchungen und Vorsorge
In den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt werden verschiedene ärztliche
Untersuchungen bei Ihrem Kind durchgeführt. Zudem werden dem Neugeborenen auch Medikamente zur Vorsorge verabreicht.
Falls Sie nicht möchten, dass die nachstehenden Untersuchungen und die Medikamentengaben durchgeführt werden, sprechen Sie dies bitte von sich aus an.
U-Untersuchungen
U1
Die erste Vorsorgeuntersuchung findet noch im Kreißsaal durch die Hebamme
und/oder den Gynäkologen statt.
U2
Die zweite Vorsorgeuntersuchung wird zwischen dem 2. und 3. Lebenstag durch
einen Kinderarzt des Olgahospitals auf der Mutter-Kind-Station vorgenommen.
Bei dieser Untersuchung können Sie gerne Fragen stellen (z. B. Lagerung des Babys im Bett, Zimmertemperatur, Nutzung Schlafsack).
11
Nabelpflege
Mehrmals am Tag sollten Sie den Nabel Ihres Kindes von einer Pflegemitarbeiterin begutachten lassen. Diese weist Sie in die Nabelpflege ein und hilft Ihnen bei
der Beurteilung der Wundheilung. Zu Hause wird der Nabel von Ihrer Hebamme
versorgt und begutachtet.
Verabreichung von Vitaminen
Vitamin K
Ihr Kind bekommt jeweils zwei Tropfen Konakion (Vitamin K) bei der U1 und U2
zur Verhütung von Gerinnungsstörungen, die bei Neugeborenen auftreten können. Eine weitere Gabe von Vitamin K erfolgt bei der U3.
Vitamin D und Fluor
Ab dem 5. Lebenstag braucht jedes Kind ein Jahr lang täglich Vitamin D zur Vermeidung einer Rachitis (Erkrankung des wachsenden Knochens). Zusätzlich zum
Vitamin D ist eine Gabe von Fluor möglich. Fluor wird in diesem Lebensalter in
den Zahnschmelz eingebaut und schützt später vor Karies.
Es sind Kombinationsprodukte aus Vitamin D und Flour erhältlich, die Sie
auch am Tag der Entlassung von uns erhalten. Bitte lösen Sie täglich eine Tablette
auf einem Löffel mit einigen Tropfen Milch oder abgekochtem Wasser auf und
geben diese Ihrem Kind. Es ist ebenfalls möglich, dem Kind die Tablette vor einer
Stillmahlzeit in die Backentasche zu legen.
Pulsoxymetrie-Untersuchung
Am zweiten oder dritten Lebenstag wird eine Pulsoxymetrie-Untersuchung bei
Ihrem Kind durchgeführt. Dabei wird die Sauerstoffsättigung des Bluts gemessen,
ohne dass Blut abgenommen werden muss. Die Untersuchung ist für das Kind
absolut unschädlich und schmerzlos.
Bei der Untersuchung wird ein Mess-Sensor mit einer Manschette am Fuß des
Säuglings befestigt. Auf der einen Seite wird Licht in den Fuß des Babys ausgesendet, gegenüber wird das ankommende Licht durch den Sensor registriert.
Hämoglobin (roter Blutfarbstoff), das mit Sauerstoff beladen ist, hat eine andere Farbe als Hämoglobin ohne Sauerstoff. Daher wird das Licht in Abhängigkeit
von der Sauerstoffsättigung verschieden stark abgeschwächt. Aus dem Wert für
die Abschwächung kann direkt der Wert für die Sauerstoffsättigung des Blutes
ermittelt werden. Dieser ist auf einem Display ablesbar. Ist die Sauerstoffsättigung
zu gering, kann das auf einen Herzfehler hindeuten, was einer weiteren Abklärung bedarf.
12
Vorbeugung einer Herpes-Infektion
Eine Herpes-Infektion binnen des 1. Lebensjahrs kann schwerwiegende Folgen
für Ihr Kind haben. Deshalb sollten Sie folgende Verhaltensregeln beachten,
wenn Sie selbst unter einer akuten Herpes-Infektion leiden:
· Tragen Sie einen Mundschutz.
· A
chten Sie darauf, dass Ihr Kind auf keinen Fall mit dem betroffenen Bereich
bzw. Ihrem Gesicht in Berührung kommt. Küssen Sie das Kind nicht.
· Desinfizieren Sie sich regelmäßig die Hände.
Erweitertes Neugeborenen-Screening – Elterninformation zur Früherkennung von
angeborenen Stoffwechseldefekten und endokrinen Störungen bei Neugeborenen
Quelle: Kinder-Richtlinien, Anlage 3; Gemeinsamer Bundesausschuss;
Stand: Dezember 2010
Liebe Eltern,
die meisten Kinder kommen gesund zur Welt und bleiben es auch. Es gibt jedoch
seltene angeborene Erkrankungen, die bei Neugeborenen noch nicht durch äußere Zeichen erkennbar sind. Diese Erkrankungen können bei ca. einem von 1 000
Neugeborenen auftreten. Unbehandelt können diese Erkrankungen zu Organschäden, körperlicher oder geistiger Behinderung führen. Um diese Erkrankungen zu erkennen, wird eine Früherkennungsuntersuchung für alle Neugeborenen
angeboten (Erweitertes Neugeborenen-Screening).
Warum werden Früherkennungsuntersuchungen durchgeführt?
Seltene angeborene Störungen des Stoffwechsels und der Organfunktion sollen
rechtzeitig erkannt werden. Durch eine frühzeitige Behandlung möglichst bald
nach der Geburt können die Folgen einer angeborenen Erkrankung dieser Kinder
meist vermieden werden. Deshalb finden seit über 30 Jahren bei allen Neugeborenen Blutuntersuchungen statt. Diese Stoffwechseluntersuchung wurde nun
wesentlich verbessert, weitere behandelbare Erkrankungen sind in die Untersuchung eingeschlossen worden.
Wann und wie wird untersucht?
Im Laufe des zweiten bis dritten Lebenstages (36 bis 72 Stunden nach der Geburt),
ggf. zusammen mit der zweiten Vorsorgeuntersuchung Ihres Kindes, der U2,
werden wenige Blutstropfen (aus der Vene oder Ferse) entnommen, auf die dafür
vorgesehene Filterpapierkarte getropft und nach dem Trocknen sofort zu einem
Screeninglabor geschickt. Dort werden die Proben unverzüglich mit speziellen,
sehr empfindlichen Untersuchungsmethoden untersucht.
13
Adrenogenitales Syndrom: Hormonstörung durch Defekt der Nebennierenrinde: Vermännlichung bei Mädchen, möglicher tödlicher Verlauf bei
Salzverlustkrisen. Behandlung durch
Hormongaben (Häufigkeit ca. 1/10 000
Neugeborene).
Ahornsirupkrankheit: Defekt im
Abbau von Aminosäuren: geistige Behinderung, Koma, möglicher tödlicher
Verlauf. Behandlung durch Spezialdiät
(Häufigkeit ca. 1/200 000 Neugeborene).
Isovalerianacidämie: Defekt im Abbau
von Aminosäuren: geistige Behinderung, Koma. Behandlung durch Spezialdiät und Aminosäuregabe (Häufigkeit
ca. 1/50 000 Neugeborene).
Biotinidasemangel: Defekt im Stoffwechsel des Vitamins Biotin: Hautveränderungen, Stoffwechselkrisen, geistige Behinderung, möglicher tödlicher
Verlauf. Behandlung durch Biotingabe
(Häufigkeit ca. 1/80 000 Neugeborene).
LCHAD-, VLCAD-Mangel: Defekt im
Stoffwechsel von langkettigen Fettsäuren: Stoffwechselkrisen, Koma,
Muskel- und Herzmuskelschwäche,
möglicher tödlicher Verlauf. Behandlung durch Spezialdiät, Vermeiden von
Hungerphasen (Häufigkeit ca. 1/80 000
Neugeborene).
Carnitinstoffwechseldefekte: Defekt im Stoffwechsel der Fettsäuren:
Stoffwechselkrisen, Koma, möglicher
tödlicher Verlauf. Behandlung durch
Spezialdiät (Häufigkeit ca. 1/100 000
Neugeborene).
MCAD-Mangel: Defekt bei der Energiegewinnung aus Fettsäuren: Stoffwechselkrisen, Koma, möglicher tödlicher
Verlauf. Behandlung durch Carnitingabe, Vermeiden von Hungerphasen
(Häufigkeit ca. 1/10 000 Neugeborene).
Galaktosämie: Defekt im Verstoffwechseln von Milchzucker: Erblindung,
körperliche und geistige Behinderung,
Leberversagen, möglicher tödlicher
Verlauf. Behandlung durch Spezialdiät
(Häufigkeit ca. 1/40 000 Neugeborene).
Phenylketonurie: Defekt im Stoffwechsel der Aminosäure Phenylalanin:
Krampfanfälle, Spastik, geistige Behinderung. Behandlung durch Spezialdiät
(Häufigkeit ca. 1/10 000 Neugeborene).
Glutaracidurie Typ I: Defekt im Abbau
von Aminosäuren: Bewegungsstörungen, Stoffwechselkrisen. Behandlung
durch Spezialdiät und Aminosäuregabe (Häufigkeit ca. 1/80 000 Neugeborene).
14
Hypothyreose: Angeborene Unterfunktion der Schilddrüse: schwere
Störung der geistigen und körperlichen
Entwicklung. Behandlung durch Hormongabe (Häufigkeit ca. 1/4 000 Neugeborene).
Hinweis: Nicht bei allen genannten Erkrankungen kann die rechtzeitige Behandlung Krankheitsfolgen vollständig
verhindern. Eine umgehende Behandlung ermöglicht dem betroffenen Kind
in den meisten Fällen eine normale
Entwicklung.
Auf welche Krankheiten wird untersucht?
Hypothyreose, Adrenogenitales Syndrom (AGS), Biotinidasemangel, Galaktosämie, Phenylketonurie (PKU) und Hyperphenylalaninämie (HPA), Ahornsirupkrankheit (MSUD), Fettsäurestoffwechseldefekte (MCAD-Mangel, LCHAD-Mangel,
VLCAD-Mangel), Carnitinzyklusdefekte, Glutaracidurie Typ I, Isovalerianacidämie (Krankheiten nebenstehend erläutert).
In der Summe findet man bei ungefähr einem von 1 000 Neugeborenen eine
angeborene Erkrankung. In den meisten der betroffenen Familien gab es vorher
noch nie derartige Erkrankungen. Da die betroffenen Kinder bei der Geburt noch
völlig gesund erscheinen können, ist das Neugeborenen-Screening wichtig, um
die Kinder rechtzeitig vor schweren Erkrankungen und deren Folgen, wie z. B.
Störungen der geistigen und körperlichen Entwicklung, zu bewahren. Aus dieser
Untersuchung allein lassen sich keine Aussagen über familiäre Risiken ableiten.
Wer erfährt das Testergebnis?
In jedem Falle erhält der Einsender der Blutprobe innerhalb weniger Tage einen
schriftlichen Befund vom Screeninglabor. In dringenden Fällen wird unverzüglich zusätzlich direkt mit Ihnen Kontakt aufgenommen. Geben Sie deshalb für die
Testkarte Ihre Telefonnummer und Ihre Anschrift an, unter der Sie in den ersten
Tagen nach der Geburt erreichbar sein werden. Früherkennung und Frühbehandlung für betroffene Neugeborene sind nur möglich, wenn alle Beteiligten – Eltern,
Klinik bzw. Kinderarzt und Screeninglabor – ohne Zeitverlust zusammenarbeiten,
damit die Untersuchungsergebnisse rechtzeitig erhoben und kon­trolliert werden.
Unauffällige Untersuchungsergebnisse werden Ihnen nur auf Ihre persönliche
Nachfrage hin mitgeteilt.
Was bedeutet das Testergebnis?
Das Ergebnis eines Screening-Tests ist noch keine ärztliche Diagnose. Mit dem
Testergebnis können entweder die betreffenden untersuchten Störungen weitgehend ausgeschlossen werden oder eine weitere diagnostische Untersuchung bei
Verdacht auf eine Erkrankung erforderlich machen, z. B. durch eine Wiederholung des Testes. Eine Wiederholung eines Testes kann aber auch notwendig sein,
wenn etwa der Zeitpunkt der Blutabnahme nicht optimal war.
Können diese Krankheiten geheilt werden?
Alle genannten Stoffwechseldefekte und endokrinen Störungen sind angeboren
und können deshalb nicht geheilt werden. Jedoch können die Auswirkungen
dieser angeborenen Störungen mit einer entsprechend frühzeitigen Behandlung
vermieden oder zumindest vermindert werden. Die Behandlung besteht in einer
15
Spezialdiät und/oder in der Einnahme von bestimmten Medikamenten. Stoffwechselspezialisten stehen für die Beratung und Betreuung im Verdachts- oder
Krankheitsfall zur Verfügung.
Die Teilnahme am Neugeborenen-Screening ist freiwillig. Die Kosten der Untersuchung werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Das Ergebnis
der Untersuchung unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht und darf nicht ohne
Ihre Einwilligung an Dritte weitergegeben werden.
Elterninformation zum Mukoviszidose-Screening –
Früherkennung der Mukoviszidose/Cystischen Fibrose/CF
Quelle: Screening-Labor Hannover, Dr. med. Dr. rer. nat. Nils Janzen;
Stand: August 2016
Liebe Eltern,
zeitgleich mit dem erweiterten Neugeborenen-Screening wird Ihnen eine Reihenuntersuchung auf Mukoviszidose für Ihr Kind angeboten. Sie unterliegt den
besonderen Regelungen des Gendiagnostikgesetzes. Die nachfolgenden Informationen sollen Ihnen helfen, sich auf ein Aufklärungsgespräch mit Ihrem Arzt/
Ihrer Ärztin vorzubereiten.
Was ist Mukoviszidose?
Mukoviszidose (auch Cystische Fibrose genannt) ist eine erbliche Krankheit, die
ungefähr eins von 3 300 Kindern betrifft. Eine Genveränderung führt zu einer
Störung des Salzaustauschs in Drüsenzellen. Dies wiederum ist Ursache für die
Bildung von zähflüssigem Schleim in den Atemwegen und anderen Organen, die
sich dadurch dauerhaft entzünden.
Die Schwere der Krankheitszeichen kann aufgrund unterschiedlicher Genveränderungen variieren. Häufig ist die Funktion der Bauchspeichel­drüse eingeschränkt. Dadurch sind betroffene Kinder oft untergewichtig und wachsen
schlecht. Bei schweren Verläufen kann, infolge von wiederholten schweren Lungenentzündungen, die Lungenfunktion erheblich beeinträchtigt werden.
Wie kann Mukoviszidose behandelt werden?
Zurzeit gibt es keine heilende Therapie bei Muko­viszidose. Allerdings können
Krankheitszeichen durch verschiedene Therapieansätze verbessert oder gelindert
werden, sodass die Lebenserwar­tung von Mukoviszidose-Patienten kontinuierlich gestiegen ist. Die Behandlung der Mukoviszidose besteht aus Inhalationen
und Physiotherapie, einer besonders kalorienreichen Ernährung und Medi­
16
kamenten. Zudem ist die Durchführung von re­gelmäßigen Kontrolluntersuchungen in speziali­sierten Mukoviszidose-Einrichtungen sinnvoll, um bereits frühe
Veränderungen rechtzeitig behan­deln zu können.
Warum ist eine Reihenuntersuchung auf Mu­koviszidose sinnvoll?
Die Reihenuntersuchung (Screening) auf Mukovis­zidose ermöglicht eine frühe
Diagnosestellung. Mit einem frühen Behandlungsbeginn kann die körperliche
Entwicklung der betroffenen Kinder verbessert werden. Damit erhöht sich auch
die Chance auf ein längeres und gesünderes Leben.
Wie wird das Screening auf Mukoviszidose durchgeführt?
In der Regel ist keine zusätzliche Blutabnahme notwendig; das Screening auf Mukoviszidose er­folgt zur gleichen Zeit und aus derselben Trocken­blutprobe, welche
für das erweiterte Neugebore­nen-Screening bei Ihrem Kind abgenommen wird.
Im Labor wird zuerst das immunreaktive Trypsin (JRT) bestimmt. Bei einem
erhöhten Wert erfolgt aus derselben Blutprobe eine zweite Untersu­chung auf das
Pankreatitis-assoziierte Protein (PAP). Sollte dieses zweite Testergebnis ebenfalls
erhöht sein, wird mit einem DNA-Test (Erbgutuntersuchung) nach den 31 häufigsten Genverände­rungen gesucht, die bei Mukoviszidose auftreten. Wenn eine oder
zwei Genveränderungen gefun­den werden, ist die Reihenuntersuchung kontrollbedürftig. Sollte bereits der erste Test (JRT) sehr hoch sein, ist das Screening allein dadurch kontrollbedürftig, und es werden keine weiteren Tests durchgeführt.
Die Kombination der Testschritte führt zu einer größtmöglichen Genauig­keit und
Sicherheit der Ergebnisse. Sehr selten kann es trotzdem vorkommen, dass ein
Kind an Mukoviszidose erkrankt ist und in dieser Früherkennung nicht auffällt.
Entsprechend der gesetz­lichen Vorgaben im Gendiagnostikgesetz ist vor der
Durchführung der Reihenuntersuchung auf Mukoviszidose die Aufklärung durch
eine Ärztin oder einen Arzt erforderlich. Wurde die Geburt durch eine Hebamme
geleitet, kann die Reihen­untersuchung auf Mukoviszidose bei Ihrem Kind bis
zum Alter von vier Lebenswochen bei einer Ärztin oder einem Arzt, beispielsweise bei der U2, nachgeholt werden. Hierzu ist dann die Entnah­me einer weiteren
Blutprobe notwendig. Im Ge­gensatz zur Reihenuntersuchung auf Mukoviszi­dose
sollte das erweiterte Neugeborenen-Screening idealerweise innerhalb der ersten
72 Stunden erfolgen, da dort, anders als beim Mu­koviszidose-Screening, eine
sofortige Therapie­einleitung für die Mehrzahl der getesteten Er­krankungen entscheidend ist.
Wie werden Sie über das Screening-Ergebnis informiert, und was folgt danach?
Das Labor teilt dem Einsender der Blutprobe in­nerhalb von 14 Tagen mit, ob der
17
Befund kontrollbedürftig oder normal ist. Über ein normales Ergebnis werden Sie
nur auf Ihre ausdrückliche Nachfrage durch den Einsender informiert. Bei einem
kontrollbedürftigen Ergebnis wird sich der Einsender mit Ihnen in Verbindung
setzen und Sie an ein spezialisiertes Mukoviszidose-Zentrum verweisen.
Ein kontrollbedürftiges Ergebnis be­deutet noch nicht, dass Ihr Kind Mukoviszidose hat. Nur eins von fünf Kindern mit einem kontrollbedürftigen Ergebnis
hat tatsächlich Muko­viszidose. Im Mukoviszidose-Zentrum wird zu­nächst eine
Bestätigungsuntersuchung, in der Regel ein Schweißtest, durchgeführt und alles
Weitere mit Ihnen besprochen. Dieser Schweiß­test ist ungefährlich, schmerzfrei
und belastet Ihr Kind nicht. Das Ergebnis wird Ihnen unmittelbar nach der Untersuchung mitgeteilt. Möglicherweise sind weitere Untersuchungen erforderlich.
Sie entscheiden für Ihr Kind!
Die Teilnahme am Mukoviszidose-Screening ist freiwillig. Die Ergebnisse der
Untersuchung unter­liegen der ärztlichen Schweigepflicht und dürfen nicht ohne
Ihre Einwilligung an Dritte weiterge­geben werden. Das durchführende Labor
übermittelt die Ergebnisse direkt an die verantwortliche Person, die beauftragt
ist, Sie bei einem positiven Befund zu kontaktieren.
Sie haben das Recht, Ihre Einwilligung zum Mukoviszidose­-Screening jederzeit
zu widerrufen. Eine Entscheidung für oder gegen eine Reihenuntersuchung auf
Mukoviszidose sollte auf der Basis fundierter Informationen getroffen werden.
Sie haben immer die Möglichkeit, Ihre Fragen mit Ärztinnen oder Ärzten zu
besprechen. Ihre Einwilligung umfasst nur die Durchführung der Reihenuntersuchung auf Mukoviszidose sowie die Weitergabe der hierfür erforderlichen per­
sonenbezogenen Daten.
Kosten der Untersuchung
Für gesetzlich Versicherte (GKV) werden die Kosten der Untersuchung von den
gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Privatpatienten und Selbstzahler
erhalten eine Rechnung für die Einzelpositionen nach der Gebührenordnung für
Ärzte (GOÄ).
Neugeborenen-Hörscreening – Elterninformationen zur
Früherkennungsuntersuchung von Hörstörungen bei Neugeborenen
Quelle: Anlage der Kinder-Richtlinien des G-BA; Gemeinsamer Bundesausschuss;
Stand: Juni 2009
Liebe Eltern,
die Geburt Ihres Kindes liegt gerade hinter Ihnen. Die meisten Kinder kommen
18
gesund zur Welt und bleiben es auch. Es gibt jedoch seltene angeborene oder um
den Geburtszeitpunkt auftretende Erkrankungen, die bei Neugeborenen noch
nicht durch äußere Zeichen erkennbar sind, wie zum Beispiel Hörstörungen.
Bleibende Hörstörungen treten bei etwa 2 von 1 000 Neugeborenen auf. Unbehandelt können diese Erkrankungen zu Störungen der Hör-, Sprach- und Kommunikationsentwicklung und nachfolgend der geistigen, sozialen, emotionalen,
bildungs- und berufsbezogenen Entwicklung führen. Um solche Hörstörungen zu
erkennen, wird eine Früherkennungsuntersuchung für alle Neugeborenen angeboten (Neugeborenen-Hörscreening).
Warum wird das Neugeborenen-Hörscreening durchgeführt?
Angeborene oder um den Geburtszeitpunkt auftretende Hörstörungen sollten
möglichst frühzeitig erkannt werden. Durch eine rechtzeitige Behandlung können die Folgen einer solchen Hörstörung vermieden werden.
Wann und wie wird untersucht?
Das Hörscreening wird in den ersten Lebenstagen Ihres Kindes durchgeführt,
möglichst vor der Entlassung aus der Geburtseinrichtung. Die Tests sind völlig
schmerzfrei und können vorgenommen werden, während Ihr Kind schläft, am
besten nach dem Füttern.
Wie kann man eine Hörstörung feststellen?
Für das Neugeborenen-Hörscreening werden zwei Verfahren angewendet: die
Messung der „otoakustischen Emissionen“ und die „Hirnstammaudiometrie“. Bei
diesen Verfahren muss Ihr Kind nicht mitarbeiten.
Was sind „otoakustische Emissionen“, und wie werden sie gemessen?
Die Messung der otoakustischen Emissionen (OAE) basiert darauf, dass ein normales Innenohr nicht nur Schall empfangen, sondern auch aussenden kann.
Dazu wird eine kleine Sonde in den äußeren Gehörgang eingeführt. Diese gibt
leise „Klick“-Geräusche ab. Diese Geräusche werden ins Innenohr fortgeleitet, bis
zur Hörschnecke mit ihren Sinneszellen. Erreichen die Töne ihr Ziel, „antworten“
diese Zellen, ähnlich einem Echo, mit Schwingungen, die wiederum als Schallwellen vom Innenohr zurück ins äußere Ohr übertragen werden.
Dort nimmt ein an der Sonde befestigtes winziges Mikrofon die Schallwellen
auf und misst, wie stark sie sind. Bleibt das Signal aus oder ist es sehr schwach,
kann dies auf eine gestörte Schallaufnahme im Innenohr hinweisen. Die Ursache
ist häufig eine Störung der Sinneszellen. Ein schlechtes Messergebnis bedeutet
aber nicht immer, dass das Kind schwerhörig ist. Zum Beispiel kann die Signal-
19
aufnahme verzerrt werden, wenn das Kind unruhig ist, Flüssigkeit im Ohr hat
oder Hintergrundgeräusche stören.
Wie funktioniert die „Hirnstammaudiometrie“?
Durch diese Messung lässt sich feststellen, ob die Übertragung der Schallsignale
ins Gehirn richtig funktioniert. Die Hirnstammaudiometrie (englisch: Brainstem
electric response audiometry, BERA oder auditory brainstem response, ABR) ist
eine spezielle Elektroenzephalografie (EEG) – ein Verfahren, das die vom Innenohr und Teilen der Hörbahn (Hörnerv und Hör-Gehirn) produzierten elektrischen
Aktivitäten misst.
Vor der Messung werden am Kopf des Kindes zunächst kleine Metallplättchen
(Elektroden) auf die Haut geklebt. Über eine Sonde oder einen Kopfhörer werden
dann ebenfalls Klickgeräusche in das Ohr gesendet. Über die Elektroden wird
gemessen, ob die Schallwellen als elektrische Impulse aus dem Innenohr an das
Gehirn weiter geleitet und verarbeitet werden. Ist die Antwort des Innenohrs oder
von Teilen der Hörbahn gestört, liegt ein Hinweis auf eine Hörminderung vor, der
eine weitere Untersuchung erforderlich macht.
Auch dieser Test erfordert eine ruhige Umgebung. Je aktiver und wacher das
Kind ist, desto mehr elektrische Signale produziert sein Gehirn, und es wird
schwierig, die Signale der Hörbahn von diesen zu unterscheiden. Deshalb ist es
am besten, wenn Ihr Kind während der Untersuchung schläft.
Zusammen mit den OAE kann die Hirnstammaudiometrie auch Hinweise liefern, ob das Hören durch eine Schädigung im Innenohr oder der Hörbahn beeinträchtigt ist. Ihr Kind erhält entweder eine oder beide Untersuchungen.
Was bedeutet das Testergebnis?
Das Ergebnis des Hörscreenings ist noch keine Diagnose. Ein unauffälliges Ergebnis bedeutet, dass eine Hörstörung weitgehend ausgeschlossen werden kann. Ein
auffälliges Ergebnis bedeutet noch nicht, dass Ihr Kind schlecht hört, sondern
dass das Screening-Ergebnis kontrolliert werden muss.
Nur ungefähr ein Kind von 30 bis 40 im Screening auffälligen Kindern hat
tatsächlich eine Hörstörung. Dennoch ist es für die weitere Entwicklung Ihres
Kindes besonders wichtig, bei einem auffälligen Befund im Screening das Hörvermögen überprüfen zu lassen. Es ist dann eine Kontrolle mittels Hirnstammaudiometrie nötig oder eine genauere, diagnostische Untersuchung des Hörsystems.
Eine Hörstörung kann aber auch erst im Laufe der Entwicklung eines Kindes
auftreten, z. B. durch eine Infektion im Kleinkindalter. Deshalb ist es auch nach
einem unauffälligen Testergebnis wichtig, dass Sie als Eltern bei Ihrem Kind auch
weiterhin darauf achten, ob Ihr Kind gut hört.
20
Können Hörstörungen bei Neugeborenen behandelt werden?
Neugeborenen-Hörstörungen lassen sich in den meisten Fällen nicht heilen, aber
so wirksam behandeln, dass eine weitgehend normale Entwicklung des Kindes
zu erwarten ist. Dazu ist meist die Versorgung mit einem oder zwei Hörgeräten
nötig, manchmal auch eine Operation des Mittelohrs oder eine Versorgung mit
einem Cochlea-Implantat (elektronische Innenohr-Prothese), das Erlernen der
Gebärdensprache und eine Frühförderung des Hörens. All diese Behandlungen
sind umso wirksamer, je früher sie erfolgen.
Muss Ihr Kind an der Untersuchung teilnehmen?
Die Teilnahme am Neugeborenen-Hörscreening ist freiwillig, die Kosten werden
von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen. Zum Wohl Ihres Kindes
empfehlen wir Ihnen, das Hörscreening durchführen zu lassen.
21
22
Stillen und Ernährung des Säuglings
Warum ist Stillen und Muttermilch das Beste für mein Kind?
Muttermilch ist die natürlichste Nahrung für Ihr Kind. Sie enthält alle notwendigen Inhaltsstoffe zur optimalen Eingewöhnung ins Leben und versorgt Ihr Kind
außerdem mit wichtigen Abwehrstoffen gegen Krankheitserreger. Die Nährstoffe
sind automatisch dem jeweiligen Alter des Kindes angepasst. Deshalb empfiehlen
die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die nationale Stillkommission, in
den ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen.
Wie oft soll ich stillen? Und wann?
Jedes Neugeborene ist einzigartig. Es zeigt individuelle Verhaltensweisen, etwa
bezüglich seines Wach-Schlaf-Rhythmus, Häufigkeit, Zeitpunkt und Dauer der
Stillmahlzeiten.
Grundsätzlich wird ein häufiges Stillen – 8 Mal und mehr in 24 Stunden – vom
ersten Tag an angestrebt.
23
Wie erkenne ich, dass mein Kind Hunger hat?
Legen Sie Ihr Kind an, sobald es Ihnen signalisiert, dass es Hunger hat. Dies zeigt
es Ihnen zum Beispiel durch:
· schnelle Augenbewegungen (auch im Halbschlaf)
· herausgestreckte Zunge
· Saugbewegungen und Sauggeräusche
· Hand am Mund
· Bewegungen des Kopfes und des Körpers
· Unruhe
· Weinen (spätes Hungerzeichen, das Anlegen ist nun schwieriger)
Wie fördere ich die Milchbildung?
Um die Milchbildung zu fördern, wird an der ersten Brust solange gestillt, bis das
Kind satt erscheint und die Brust von alleine loslässt (meist 15 bis 20 Minuten ).
Dann wird die andere Brust angeboten. Es ist aus mehreren Gründen sinnvoll, am
Anfang dem Kind bei jedem Anlegen beide Brüste anzubieten:
· günstig für den Aufbau der Milchmenge
· ergibt für die Mutter ein ausgewogenes Gefühl
· das Neugeborene hat beim Wechseln der Seite die Möglichkeit, aufzustoßen
Kontrolle der Trinkmenge
Bitte tragen Sie täglich mit Strichen ein, wie oft das Kind Urin und Stuhlgang in
der Windel hatte. Daran lässt sich erkennen, ob ihr Kind ausreichend trinkt.
Datum
Geburt
1. Tag
2. Tag
3. Tag
4. Tag
5. Tag
6. Tag
7. Tag
24
Urin
Stuhlgang
Nacktgewicht
(trägt Pflegepersonal ein)
Kontrolle der Stillhäufigkeit
Bitte tragen Sie während Ihrer Zeit auf der Mutter-Kind-Station und auch in den
Tagen danach ein „X“ in die Tabelle ein, wenn Sie Ihr Kind gestillt haben.
Geburt 1. Tag
2. Tag
3. Tag
4. Tag
5. Tag
6. Tag
7. Tag
1 Uhr
2 Uhr
3 Uhr
4 Uhr
5 Uhr
6 Uhr
7 Uhr
8 Uhr
9 Uhr
10 Uhr
11 Uhr
12 Uhr
13 Uhr
14 Uhr
15 Uhr
16 Uhr
17 Uhr
18 Uhr
19 Uhr
20 Uhr
21 Uhr
22 Uhr
23 Uhr
24 Uhr
25
Stillpositionen
Eine korrekte und bequeme Stillposition ist von zentraler Bedeutung für den
Stillerfolg. Optimal ist die Stillposition, die es der Frau ermöglicht, sich wohl zu
fühlen und ihr Kind entspannt zu stillen. Bei einem gut angelegten Säugling in
korrekter Stillhaltung bilden Ohr, Schulter und Hüfte des Kindes eine Linie.
Es gibt verschiedene Stillpositionen. Diese sollten regelmäßig gewechselt werden,
um die Brust gleichmäßig zu entleeren.
Kreuzgriff/Modifizierte Wiegehaltung
Die Frau sitzt aufrecht und nimmt ihr Kind auf Brusthöhe. Wird die rechte Brust angeboten, so wird mit
der rechten Hand eine U-Form gebildet, die die Brust
stützt. Mit der linken Hand und dem linken Arm wird
das Kind an Rumpf, Schulter und Kopf unterstützt.
Sobald der Säugling seinen Mund öffnet, kann er
sanft an die Brust herangezogen werden.
Rückengriff/Footballhaltung
Die Frau sitzt aufrecht. Der Körper des Kindes liegt
seitlich vor ihr, sodass Kopf und Bauch des Kindes
der Mutter zugewandt sind. Der Po liegt durch ein
Kissen gestützt in der Nähe des Ellenbogens der
Frau. Der obere Teil des Rückens liegt parallel zum
stützenden Unterarm der Mutter. Der Hinterkopf
wird mit der Hand gestützt. Schultern, Rücken,
Unterarm und eventuell Handgelenk der Frau
26
© Fotos Doppelseite: Medela Medizintechnik GmbH & Co. Handels KG
Wiegehaltung
Die Wiegehaltung ist die traditionellste Position. Die
Frau sitzt aufrecht, der Kopf des Kindes ruht auf ihrem Unterarm oder in der Ellenbeuge. Das Kind liegt
der Mutter zugewandt auf der Seite und ist eng an
sie herangezogen. Der unten liegende Arm des Kindes liegt entweder unter der Brust der Frau oder um
ihre Taille. Schultern und Rücken der Frau sowie der
Arm, der das Kind hält, sollten abgestützt werden.
sollten abgestützt werden. Diese Haltung erlaubt die
bestmögliche Kontrolle über den Kopf, Nacken und
Rumpfbereich des Kindes. Gut geeignet ist diese Stillposition nach einem Kaiserschnitt, beim Milcheinschuss und prallen Brüsten.
Stillen im Liegen
Stillen im Liegen gibt der Frau die Möglichkeit, sich
beim Stillen auszuruhen oder sogar zu schlafen.
Nach Kaiserschnitt oder Dammschnitt wird die Naht
in dieser Position nicht belastet. Mutter und Kind
liegen einander zugewandt auf der Seite. Der kindliche Rücken wird durch den Arm der Mutter gestützt,
durch ein zusammengerolltes Handtuch oder ein
Kissen. Ein Kissen unter dem Kopf der Mutter, hinter
ihrem Rücken und unter dem Knie des oben liegenden Beines können helfen, eine bequeme
Stellung einzunehmen.
Brustwarzenpflege
Bei gereizten oder wunden Brustwarzen werden Ihnen auf der Mutter-KindStation verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung Ihrer Beschwerden angeboten: sogenannte „Donuts“ – Mullringe, welche die Brustwarzen entlasten –, Salben sowie kühlende Hydrogel-Pads. Wenden Sie sich bei Bedarf einfach an eine
Pflegemitarbeiterin.
Haltbarkeit der Muttermilch
Folgender Tabelle können Sie die Haltbarkeit abgepumpter Muttermilch bei unterschiedlichen Bedingungen der Aufbewahrung entnehmen.
Aufbewahrung der Muttermilch
Haltbarkeit
bei Zimmertemperatur
8 Stunden
im Kühlschrank bei ca. 8 Grad
72 Stunden
im Gefrierfach bei -12 bis -18 Grad
3 Monate
27
Aufgetaute Muttermilch erwärmen Sie am besten im Wasserbad, bevor Sie diese
Ihrem Kind zu trinken geben. Einmal erwärmte Milch sollte Ihr Kind zeitnah trinken. Die Milch darf nicht mehrfach erwärmt werden!
Sobald Ihr Kind den ersten Schluck aus einer Flasche genommen hat, dürfen Sie die Nahrung in der Flasche nur noch eine Stunde aufheben. Diese
Regel gilt sowohl für Flaschen, die frisch abgepumpte oder aufgetaute Muttermilch enthalten, als auch für Flaschen mit Milch aus Milchpulver.
Literaturtipps
· S
tillen: Einfühlsame Begleitung durch alle Phasen der Stillzeit. Gräfe und Unzer
Verlag, 3. Auflage, 2014
· H
andbuch für die stillende Mutter: Das umfassende Nachschlagewerk für den
Stilltag. La Leche League Schweiz, 3. Auflage, 2010
· Stillen: Das Begleitbuch für eine glückliche Stillzeit. Kösel-Verlag, 4. Auflage,
2010
· Stillen gesund und richtig: Gut vorbereitet ins Leben starten. Urban & Fischer
Verlag/Elsevier GmbH, 2008
· Stillen, Job und Family. La Leche League Schweiz, 2008
28
Notizen
Falls Sie noch offene Fragen haben, können Sie diese hier notieren.
29
30
Impressum
Herausgeber
Marienhospital Stuttgart
Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Böheimstraße 37
70199 Stuttgart
Vinzenz von Paul Kliniken gGmbH
Sitz: Stuttgart, HRB Stuttgart 18126
Geschäftsführer: Dipl.-Betriebswirt (BA) Markus Mord
Telefonzentrale Marienhospital: (07 11) 64 89-0
www.marienhospital-stuttgart.de
Texte
Gemeinsamer Bundesausschuss, Berlin
Screening-Labor Hannover, Dr. med. Dr. rer. nat. Nils Janzen
Maren Albrecht, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, Still- und Laktationsberaterin (IBCLC), Mutter-Kind-Station Marienhospital Stuttgart
Sylvia Masle, Krankenschwester, Mutter-Kind-Station Marienhospital Stuttgart
Layout und Redaktion
Marienhospital Stuttgart
Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Eileen Hoffmann
Januar 2017
Fotos/Grafiken
Seite 1: Gordon Grand/fotolia.de; Seite 4: molka/123RFStockfoto; 8, 18: Archiv
Marienhospital; Seite 22, 23: Medela Medizintechnik GmbH & Co. Handels KG
Druck
Offizin Chr. Scheufele
Tränkestraße 17, 70597 Stuttgart-Degerloch
Auflage: 1200 Exemplare
Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
Kreißsaal und Mutter-Kind-Station
Leitung: Privatdozent Dr. med. habil. Manfred Hofmann
Marienhospital Stuttgart
Böheimstraße 37
70199 Stuttgart
Telefon Kreißsaal: (07 11) 64 89-23 20
E-Mail: k [email protected]
Telefon Mutter-Kind-Station: (07 11) 64 89-23 41
E-Mail: m
[email protected]
Weitere Informationen unter www.marienhospital-stuttgart.de
VINZENZ
VON PAUL
KLINIKEN
gGMBH
32 Vor der Geburt
MARIENHOSPITAL
STUTTGART
Herunterladen