Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Umweltfragen Förderkennzeichen (UFOPLAN) 200 17 157 "Analyse der Folgen des Geschlechtsrollenwandels für Umweltbewußtsein und Umweltverhalten" von Dipl. oec. Claudia Empacher Dr. Doris Hayn Dipl. soz. Stephanie Schubert Dr. Irmgard Schultz Institut für sozial-ökologische Forschung GmbH (ISOE) Frankfurt am Main Geschäftsführer Dr. Thomas Jahn IM AUFTRAG DES UMWELTBUNDESAMTES Juni 2001 Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Umweltfragen Förderkennzeichen (UFOPLAN) 200 17 157 "Analyse der Folgen des Geschlechtsrollenwandels für Umweltbewußtsein und Umweltverhalten" von Dipl. oec. Claudia Empacher Dr. Doris Hayn Dipl. soz. Stephanie Schubert Dr. Irmgard Schultz Institut für sozial-ökologische Forschung GmbH (ISOE) Frankfurt am Main Geschäftsführer Dr. Thomas Jahn IM AUFTRAG DES UMWELTBUNDESAMTES Juni 2001 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung......................................................................................................1 2. 2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4 2.1.5 2.1.6 2.1.7 2.2 Stand der Forschung und Untersuchungsrahmen............................................3 Stand der Forschung......................................................................................3 Genderforschung ...........................................................................................3 Lebensstilforschung und Ökologie ................................................................7 Umweltbewußtseinsforschung.......................................................................9 Forschungsergebnisse zu Umweltverhalten .................................................13 Genderbezogene Umweltforschung .............................................................15 Kommunikation und Bildung zu Umwelt und Nachhaltigkeit ......................16 Zusammenfassung.......................................................................................17 Theoretischer Rahmen der Untersuchung ....................................................18 3. Sekundäranalyse der „Bevölkerungsumfrage zu Umweltbewußtsein und Umweltverhalten in Deutschland 2000”................................................23 Vorgehen und Auswertungsdimensionen.....................................................24 Ergebnisse...................................................................................................24 Umweltrelevante Einstellungen ...................................................................25 Umwelteinstellungen und -verhalten in einzelnen Handlungsfeldern ...........32 Biographischer Bruch: Kinder unter 6 Jahren im Haushalt...........................39 Aufbereitung der Ergebnisse für Umweltkommunikation und -bildung........45 Informationsverhalten..................................................................................45 Umweltwissen.............................................................................................46 Zusammenfassung.......................................................................................47 3.1 3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.3 3.3.1 3.3.2 3.3.3 4. 4.1 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4 4.2.5 4.2.6 Sekundärauswertung der Studie „Haushaltsexploration der Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen nachhaltiger Konsummuster und Verhaltensstile„ ....................................................................................48 Vorgehen und Methodik der Sekundärauswertung.......................................49 Zusammenfassung geschlechtsspezifischer Ergebnisse entlang........................ der Konsumtypen ........................................................................................51 Typ 1: Die durchorganisierten Öko-Familien...............................................51 Typ 2: Die kinderlosen Berufsorientierten ...................................................52 Typ 3: Die jungen Desinteressierten ............................................................53 Typ 4: Die Alltags-Kreativen.......................................................................54 Typ 5: Die Konsum-Genervten....................................................................55 Typ 6: Die Ländlich-Traditionellen .............................................................56 4.2.7 4.2.8 4.2.9 4.2.10 4.3 4.4 4.4.1 Typ 7: Die schlecht gestellten Überforderten ...............................................57 Typ 8: Die unauffälligen Familien ...............................................................58 Typ 9: Die aktiven Seniorinnen und Senioren..............................................59 Typ 10: die Privilegierten ............................................................................60 Zusammenfassung geschlechtsspezifischer Motivkonstellationen ................60 Aufbereitung der Ergebnisse mit Blick auf die Umweltkommunikation.......63 Geschlechtsspezifische Übersicht der 10 Konsumtypen...............................63 5. 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 Zusammenfassung der Ergebnisse der Sekundäranalysen ............................71 Geschlechtermodelle/-beziehungen .............................................................71 Umweltrelevante Einstellungen ...................................................................72 Alltagsorganisation......................................................................................73 Umweltverhalten in einzelnen Handlungsfeldern.........................................76 Biographische Veränderungen.....................................................................82 6. 6.2 6.3 6.4 Folgerungen für Umweltkommunikation, Umweltbildung und Umweltpolitik.......................................................................................85 Geschlechterbeziehungen/-modelle, Alltagsorganisation und Umwelt-Orientierungen ........................................................................85 Biographische Veränderungen.....................................................................87 Handlungsfelder ..........................................................................................88 Zielgruppenspezifische Strategien ...............................................................94 7. Schlußfolgerungen und Forschungsbedarf ...................................................95 8. Literaturverzeichnis.....................................................................................99 9. Anhang Anhang I ...................................................................................................105 Anhang II ..................................................................................................112 Anhang III.................................................................................................113 Anhang IV ................................................................................................118 Anhang V..................................................................................................122 6.1 Tabellenverzeichnis Seite Tabelle 3.1: Tabelle 3.2: Tabelle 3.3: Umwelteinstellungen in den Umweltbewußtseinsumfragen 1998 und 2000 nach Geschlecht 27 Einstellungen zu Technik und Umweltschutz nach Geschlecht und Ost-/West 29 Vorhandensein eines Autos im Haushalt nach Geschlecht und Altersgruppen 33 Tabelle 3.4: Zustimmung zu verkehrsberuhigenden Maßnahmen nach Geschlecht und Autobesitz 35 Tabelle 3.5: Umweltrelevantes Konsumverhalten in den Umfragen 1998 und 2000 nach Geschlecht 37 Umweltbewußtsein und Umweltverhalten nach Geschlecht und Existenz von Kindern 42 Tabelle 4.1: Typ 1: Die durchorganisierten Öko-Familien 64 Tabelle 4.2: Typ 2: Die kinderlosen Berufsorientierten 65 Tabelle 4.3: Typ 3: Die jungen Desinteressierten 65 Tabelle 4.4: Typ 4: Die Alltags-Kreativen 66 Tabelle 4.5: Typ 5: Die Konsum-Genervten 66 Tabelle 4.6: Typ 6: Die Ländlich-Traditionellen 67 Tabelle 4.7: Typ 7: Die schlecht gestellten Überforderten 68 Tabelle 4.8: Typ 8: Die unauffälligen Familien 69 Tabelle 4.9: Typ 9: Die aktiven Seniorinnen und Senioren 70 Tabelle 3.6: Tabelle 4.10: Typ 10: Die Privilegierten 70 Grafikverzeichnis Graphik 3.1: Abweichung von der durchschnittlichen Zukunftsperspektive nach Geschlecht und Kindern unter 6 Jahren 44 –1– 1. Einleitung In der genderorientierten Umweltforschung wurde wiederholt festgestellt, dass Umweltprobleme nicht geschlechtsneutral sind (vgl. Buchen et al. 1994, Schultz/Weller 1995; Weller et al. 1999). Empirisch konnte nachgewiesen werden, dass Frauen umweltbewußter sind und sich umweltfreundlicher verhalten als Männer. Dieses Phänomen kann teilweise dadurch erklärt werden, dass vielen Frauen aufgrund struktureller Benachteiligungen weniger (finanzielle) Ressourcen zur Verfügung stehen und sie sich so zwangsweise ressourcenschonender verhalten (müssen). Gleichzeitig wird problematisiert, dass Frauen aufgrund ihrer immer noch zentralen Rolle im Haushalt vielfach die 'Gesundheits- und Umweltverantwortung' übertragen bekommen (vgl. Schultz/Weiland 1991), ohne dass sie jedoch tatsächlich über die 'Gestaltungsmacht' verfügen, die ihnen von der Umweltforschung und -politik zugeschrieben wird, an den bestehenden Verhältnissen tatsächlich etwas zu ändern (vgl. Schultz/ Weller 1995). Die Forderung seitens der feministischen Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung geht folglich dahin, die Erkenntnisse der Rio-Konferenz 1992 umzusetzen, dass Frauen aktiv in den Gestaltungsprozess hin zu einer nachhaltigen Entwicklung mit einzubeziehen sind (vgl. Wichterich 2001:21). Im Sinne eines umfassenden Verständnisses von Nachhaltigkeit ist somit sowohl eine Ökologisierung des Alltags- und Konsumverhaltens als auch Geschlechtergerechtigkeit anzustreben. Betrachtet man allerdings die oben dargestellten Argumente, so eröffnet sich ein Zielkonflikt zwischen diesen beiden Nachhaltigkeitszielen: Der Abbau struktureller Benachteiligungen von Frauen könnte zu einer weiteren Übernahme bisher eher männlich konnotierter und umweltschädlicherer Verhaltensweisen führen. Dies wäre ein Rückschritt für die Umwelt. Umgekehrt jedoch könnte die Nutzung des Potenzials, das in umweltfreundlicheren Verhaltensweisen und Einstellungen von Frauen liegt, zu einer Zementierung bestehender Aufgabenzuschreibungen an die Frauen führen und damit die 'Feminisierung der Umweltverantwortung' (Schultz/Weiland 1999) noch verstärken. Dies wäre ein Rückschritt für die Frauen. Daraus ergibt sich, dass ein Vorgehen gewählt werden muß, das diesen Zielkonflikt umgeht und mögliche Win-Win-Strategien zwischen Ökologisierung und Geschlechtergerechtigkeit identifizierbar macht. Vorliegendes Projekt fokussiert darauf, Potenziale in diesem Sinne heraus zu arbeiten. Anhand geschlechtsspezifischer Nachauswertungen empirischer Studien zum Thema Umweltbewußtsein und nachhaltiges Konsumverhalten sollen Möglichkeiten nachhaltiger Lebensstile im Alltag beider Geschlechter aufgezeigt werden. Um eine Zementierung geschlechtsspezifischer Aufgabenzuschreibungen zu vermeiden, bedeutet dies zum einen, sowohl Frauen als auch Männer in den Blick zu nehmen und zum anderen, nach –2– Lösungsmodellen zu suchen, die Geschlechtergerechtigkeit fördern. Ferner wird der Frage nachgegangen, für welche Problem- und Handlungsfelder mögliche Potenziale im Wandel geschlechtsspezifischer Zuschreibungen liegen. Ein Hauptaugenmerk liegt darauf, wie entsprechende Potenziale durch Umweltkommunikation und -bildung aktiviert werden könnten. In Kapitel 2 werden zunächst die Ergebnisse einer sondierenden Literaturrecherche in den Themenfeldern, die für den Zusammenhang von Umwelt und Geschlecht relevant sind, dargestellt (Genderforschung, Lebensstilforschung, Forschung zu Umweltbewußtseins und -verhalten, genderbezogene Umweltforschung sowie Umweltkommunikation und -bildung). Aus diesen Ergebnissen werden relevante Dimensionen für die Untersuchung des Zusammenhangs von Geschlecht auf der einen Seite und Umweltbewußtsein sowie Umweltverhalten auf der anderen Seite abgeleitet, die für die nachfolgenden geschlechtsspezifischen Sekundäranalysen erkenntnisleitend sind. In Kapitel 3 werden die Ergebnisse der geschlechtsspezifischen Sekundäranalyse der neuesten repräsentativen Umweltbewußtseinsumfrage „Umweltbewußtsein in Deutschland 2000“ (Kuckartz 2000) dargestellt. Die geschlechtsspezifische Nachauswertung der Studie „Haushaltsexploration der Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen nachhaltiger Konsummuster“ (Empacher et al. 2000) wird in Kapitel 4 vorgestellt. Am Ende des Kapitels werden die zielgruppenspezifischen Ergebnisse mit Blick auf die Umweltkommunikation aufbereitet. Die relevanten Ergebnisse dieser beiden, in Konzept und inhaltlichem Fokus sehr unterschiedlichen, Studien werden im Kapitel 5 noch einmal zusammengefaßt. Aus diesen Ergebnissen werden im Kapitel 6 Folgerungen für Umweltbildung, Umweltkommunikation und Umweltpolitik gezogen, die geschlechtsspezifische Aspekte berücksichtigen. Die Studie schließt mit einer Darstellung des weiteren Forschungsbedarfs bezüglich der Zusammenhänge von Geschlecht und Umweltbewußtsein/-verhalten, der bei der Konzeption einer Hauptstudie zu beachten wäre. –3– 2. Stand der Forschung und Untersuchungsrahmen Kapitel 2 gibt in einem ersten Schritt einen Überblick über den Stand verschiedener Forschungsfelder, die für die vorliegende Untersuchung relevant sind (Kapitel 2.1). Dabei werden sowohl theoretische Diskussionslinien nachgezeichnet als auch wichtige empirische Ergebnisse dargestellt. Vor dem Hintergrund dieses Forschungsstandes wird in einem zweiten Schritt der theoretische Rahmen der Untersuchung entwickelt, indem relevante Auswertungsdimensionen für die geschlechtsspezifischen Sekundäranalysen her- bzw. abgeleitet werden (Kapitel 2.2). 2.1 Stand der Forschung Das vorliegende Projekt fragt nach Möglichkeiten für die Umsetzung nachhaltiger Lebensstile im Alltag beider Geschlechter. Diese Frage betrifft verschiedene Diskussionszusammenhänge: Umweltbewußtsein/ Umweltverhalten Umweltkommunikation Gender Lebensstile Im folgenden wird basierend auf einer sondierenden Literaturanalyse ein kurzer Überblick zu den im Schaubild markierten Themenfeldern gegeben. 2.1.1 Genderforschung Kein Satz hat das Thema ‚Geschlechtsrolle‘ aus Sicht von Frauen so verdeutlicht, wie die schon 1949 von Simone de Beauvoir getroffene Feststellung: „Frauen werden nicht als Frauen geboren, sie werden dazu gemacht“. Dieser Satz kritisiert die herrschende gesellschaftliche Meinung, dass durch Geburt als Mädchen quasi naturgesetzlich die Entwicklung zur Hausfrau und Mutter vorherbestimmt sei. Gleichzeitig weist er die –4– Vorstellung zurück, dass freie Berufswahl (z.B. Wissenschaft) oder ein ‚ehemannloses‘ und ‚kinderloses Leben‘ ‚unnatürlich‘ und ‚unnormal‘ seien. Auch der soziologische Begriff der Geschlechterrolle, den Talcott Parsons 1942 in seinem Aufsatz „Age and Sex in the Social Structure of the United States“ einführte, betont eine Abgrenzung gegenüber biologisch begründeten Geschlechtszuschreibungen. Parsons ging es darum, dass den ungleichen sozialen Rollen von Frauen und Männern zugrundeliegende Muster zu erfassen, das aus biologischen Gegebenheiten nicht zu erklären sei. Mit Rekurs auf das psychoanalytische Theorem der Lösung des Ödipuskomplexes versuchte er, die Ausbildung einer männlichen bzw. einer weiblichen Geschlechtsidentität aus den geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Funktionen (Rollen) innerhalb der Familie zu erklären. Das Geschlechtsrollenkonzept stellt bei Parsons eine Verbindung zwischen Persönlichkeitsstrukturen und Gesellschaftsstrukturen her. Die Theorie der Geschlechtsrollen wurde mit Aufkommen der Frauenbewegung in den sechziger Jahren als statisch kritisiert. Sie charakterisiere zwar geschlechtsspezifisch unterschiedliche Funktionen als gesellschaftlich und nicht natürlich erzeugt, könne aber den Wandel der Geschlechtsrollen nicht erfassen und zeige auch nicht die mit den Geschlechtsrollen verbundenen Mechanismen von Macht, Herrschaft und Unterdrückung. Eine eigene Tradition der wissenschaftlichen Theoretisierung geschlechtsspezifischer Unterschiede aus der Sicht von Frauen entstand: zuerst als Frauenforschung, die in den USA und Kanada als Women´s Studies in Schulen, Hochschulen und Universitäten institutionalisiert wurden, dann in erweiterter Perspektive als Gender Studies: „Während es anfangs vor allem darauf ankam, Informationen über Frauen nachzuliefern sowie Differenzen zwischen Frauen und Männern aufzuzeigen, fragen die Gender Studies vor allem nach dem Wert, der diesen diversen Differenzierungen beigemessen wurde und wird“ (Hof 1995:20). Genderforschung, die heute international etabliert und im englischsprachigen Kulturraum auch im Wissenschaftsbetrieb fest institutionalisiert ist, verfügt inzwischen über eine große Anzahl eigener Fachzeitschriften, Publikationsreihen und Verlage (vgl. Übersicht in Bußmann/Hof 1995). Auch in Deutschland sind unter der Bezeichnung Geschlechterforschung inzwischen eine Fülle von Studien entstanden. In diesen wird zusätzlich zur Untersuchung von geschlechtsspezifischen Unterschieden (Unterschiede zwischen Frauen und Männern) analysiert, welchen Beitrag solche Unterschiede zur Etablierung oder zum Abbau von gesellschaftlichen Ungleichheits- und Machtverhältnissen leisten (Becker-Schmidt/Knapp 1995). So benennt und verdeutlicht beispielsweise die Feststellung, dass Frauen in unserer Gesellschaft ungleich mehr Haus- und Versorgungsarbeit leisten als Männer wohl einen Unterschied zwischen den Geschlechtern, jedoch noch keine Machtverhältnisse. Erst die in den siebziger Jahren von Feministinnen gelieferte Interpretation, dass unbezahlte von Frauen geleistete Reproduktionsarbeit gegenüber bezahlter Berufsarbeit gesellschaftlich als minderwertig gilt, schuf einen ent- –5– sprechenden theoretischen Rahmen (Ostner 1979, Oakley 1978, Rapin 1988). Zur Untersuchung geschlechtsspezifischer Unterschiede kam die Reflexion der gesellschaftlichen Bewertung dieser Unterschiede und die Analyse von Ungleichheits- und Machtverhältnissen hinzu. Gefragt wird somit auch nach Geschlechterverhältnissen auf individueller wie gesellschaftlicher Ebene (Becker-Schmidt/Knapp 1987), thematisiert wird die soziale Kategorie Geschlecht (Dietzen 1993). In der neueren (konstruktivistischen) Genderforschung wird vor allem das Konstrukt einer homogenen weiblichen oder homogenen männlichen Geschlechtsidentität kritisiert – betont wird dagegen eine multiple Zusammensetzung von Identitäten. Identität wird in diesem Zusammenhang nicht als durch anatomische Merkmale, die primär als Geschlechtsmerkmale interpretiert werden, bedingte Rollen- oder Funktionsbündel verstanden, sondern als Resultat gesellschaftlicher Konstruktionen und als Resultat des „doing gender“ (West/Zimmermann 1991). In dieser theoretischen Debatte wird die Differenz auch unter Frauen betont, die sich beispielsweise aus unterschiedlichen ethnisch-kulturellen Erfahrungszusammenhängen ergeben. Weißen Mittelklassefrauen wird abgesprochen, ihre Erfahrungen oder ihre normativen Vorstellungen von weiblicher Identität zu einer allgemeingültigen Vorstellung zu verallgemeinern. Die starre Polarisierung von Geschlechtsidentitäten, wie sie sowohl die Psychoanalyse als auch die sozialwissenschaftliche und medizinische Beschreibung von Geschlechtscharakteren des ausgehenden 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts prägte, wird als Stereotyp kritisiert. Geschlechtsstereotype (polare Weiblichkeits- und Männlichkeitsstereotype) sowie jegliche Form geschlechtsspezifischer Norm(ierung)en, die inzwischen auch für viele grundlegende Annahmen in den Naturwissenschaften, allen voran in der Biologie, nachgewiesen wurden, müssen in ihrer Relevanz für die Aufrechterhaltung und laufende Reproduktion bestehender Geschlechterverhältnisse betrachtet werden. Sie sollten, und dies ist als ein zentraler Aspekt der Genderforschung hervorzuheben, keinesfalls zur Beschreibung geschlechtsspezifischer Unterschiede herangezogen werden (allgemein zur Entwicklung List/Studer 1989, Gildemeister/Wetterer 1992, Institut für Sozialforschung 1994, Wobbe/Lindemann 1994, zu Naturwissenschaften Orland/Scheich 1995). Mit Blick auf die konkreten alltäglichen Lebenszusammenhänge von Frauen ist ferner darauf zu verweisen, dass in der Frauen- und Geschlechterforschung – anknüpfend an die oben beschriebene Kritik des Geschlechtsrollenansatzes – auch die Annahme starrer geschlechtsstereotyper biographischer Verläufe abgelehnt wurde und wird. Die Infragestellung des traditionellen homogenen Bildes von der Hausfrau, Ehefrau und Mutter war mit einer kritischen Auseinandersetzung mit der sog. weiblichen Normalbiographie –6– (Levy 1977)1 verbunden die für Frauen ausschließlich die Familienrolle vorsieht. Als nicht (mehr) zutreffend wurde auch das sog. Drei-Phasen-Modell, welches für Frauen Berufsausübung lediglich als eine Phase vor der Familienphase vorsieht2, kritisiert.. Solche Modelle weisen zum einen den Frauen die Haus- und Versorgungsarbeit zu und gehen zum anderen von einem Entweder-Oder von Familie oder Beruf aus (Myrdal/ Klein 1962, Prokop 1976, Müller/Schmidt-Waldherr 1989). Genderbezogene Biographieforschung hebt dagegen hervor, dass konkrete Lebenszusammenhänge und Lebensläufe (explizit in der Mehrzahl) unterschiedlichster Frauen vielfältiger sind als in einem normierten Phasen-Modell abbildbar ist. In diesem Kontext wird verwiesen auf gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die eine Vereinbarkeit bzw. Gleichzeitigkeit von Beruf und Familie für Frauen – wie auch für Männer – erschweren oder gar unmöglich machen. Demgegenüber betont die genderorientierte Biographieforschung für Frauen das Vorherrschen sog. Patchwork-Biographien und die Notwendigkeit biographische Veränderungen (bis hin zu Brüchen) in der Alltagsorganisation zu sehen (Eckart et al. 1979, Beck-Gernsheim 1980, Becker-Schmidt et al. 1984, Jurczyk/Rerrich 1993). Neben diesen theoretischen Diskussionslinien werden nachfolgend beispielhaft empirische Ergebnisse zu Geschlechtsunterschieden in der Zeitverwendung dargestellt, die die Wirksamkeit gesellschaftlicher Zuschreibungen von Tätigkeiten bzw. Arbeitsbereichen an Frauen und Männer illustrieren. Allgemein ist ein deutlicher Mangel an geschlechtsdifferenzierenden Daten festzustellen. Erst in jüngster Zeit werden entsprechende Daten erhoben und ausgewertet (z.B. der im Mai 2001 vom Bundesministerium für Familien Jugend, Frauen und Senioren vorgestellte Frauengesundheitsbericht), wobei jedoch der Fokus auf Unterschieden zwischen den Geschlechtern liegt, wie auch im folgenden Beispiel. Geschlechterbeziehungen und -verhältnisse werden demgegenüber selten untersucht. Exkurs: Geschlechtsspezifische Zeitverwendung in Deutschland Bei den Ergebnissen aus der bisher einzigen bundesdeutschen Zeitbudgeterhebung von 1991/923 werden Unterschiede zwischen Frauen und Männern vor allem bei den Zeitaufwendungen für Hausarbeit bzw. hauswirtschaftlichen Tätigkeiten und für Kinderbetreuung deutlich. Die Studie zeigt, dass bei Ehepaaren mit Kindern unter 6 Jahren die Kinderbetreuung gut ein Drittel der gesamten unbezahlten Arbeit in Anspruch nimmt. Erwerbstätige Ehefrauen verwenden jedoch mit zweieinviertel Stunden täglich mehr als 1 2 3 Gleichfalls abgelehnt werden Vorstellungen einer männlichen Normalbiographie, die für Männer ausschließlich die Berufs- bzw. Ernährerrolle vorsieht. Gesprochen wird teilweise auch von einem Vier-Phasen-Modell, bei dem für Frauen Berufsausübung lediglich als Phasen vor und nach der Familienphase vorgesehen sind. Die zweite Zeitbudget-Erhebung ist vom Statistischen Bundesamt für 2001/2002 geplant. –7– doppelt so viel Zeit für die Kleinkindbetreuung auf wie ihre Männer. Sind die Frauen nicht erwerbstätig, sind es sogar dreieinhalb Stunden und damit mehr als dreimal so viel Zeit wie bei den Männern (vgl. StBA 1994:15). Die Erwerbstätigkeit der Frau führt zwar zu einer Reduzierung der Zeit für die Kinderbetreuung, umgekehrt führt dies bei den Männern jedoch nicht zu einem Anstieg der Kinderbetreuungstätigkeit und damit zu einer gerechteren Verteilung. In einer Sekundärauswertung der Studie beschreibt Holz (2000), dass auch die beobachtbare Abkehr vom traditionellen Ehe- und Familienmodell nicht mit der Abkehr von der traditionellen Arbeitsaufteilung zwischen den Geschlechtern einhergeht: „Hausarbeit ist und bleibt weiterhin Frauensache“ (ebd.:113). Allerdings kann man Unterschiede zwischen verschiedenen Haushalts- und Familientypen feststellen. So wenden Männer in nichtehelichen Lebensgemeinschaften mit Kindern mehr Zeit für Hausarbeit (1:47 Stunden täglich) auf als Männer in Ehen mit Kindern (1:39 Stunden täglich). Frauen in Ehen mit Kindern verbringen jedoch mit 5 Stunden fast dreimal so viel Zeit mit Hausarbeit wie ihre Ehemänner, Frauen in unehelichen Lebensgemeinschaften mit 3 Stunden 26 Minuten ungefähr doppelt so viel (ebd.:114). Diese Ergebnisse werden auch von einer aktuellen Studie von Bauer (2000) bestätigt. 2.1.2 Lebensstilforschung und Ökologie Die Lebensstilforschung hat bisher Geschlechterbeziehungen und -verhältnisse kaum untersucht. Der Zusammenhang von Lebensstilen und Ökologie ist hingegen reflektiert und empirisch erforscht worden. In diesem Kontext wurden auch einige geschlechtsspezifische Erkenntnisse gewonnen. Insgesamt ist jedoch festzustellen, dass aktuell eine fundierte Gender-Perspektive in der Lebensstilforschung noch nicht konzeptualisiert und operationalisiert wurde. Im Vergleich zu Strukturmodellen, die die Bevölkerung eines Landes nach objektiven Kriterien wie bspw. Beruf und Einkommen in Klassen oder Schichten unterteilen, werden in der Lebensstilforschung auch soziokulturelle Kriterien und Einstellungen zur Einteilung in soziale Segmente herangezogen. Während im ersten Fall ausschließlich entlang einer vertikalen Achse differenziert wird (z.B. in Ober-, Mittel- und Unterschicht), wird im zweiten horizontal und vertikal differenziert (vgl. z.B. Bourdieu 1987, Prose/Wortmann 1991, Schulze 1992, SINUS 2000). Auf diesem Wege wird das Bild von verschiedenen Milieus im sozialen Raum gezeichnet, die sich durch je eigene Lebensstile unterscheiden. Lebensstilforschung ist vor allem dazu geeignet, Differenzierungen und Pluralisierungen innerhalb einer Gesellschaft aufzuzeigen. Sie bringt im Vergleich zu eindimensionalen Klassen- und Schichtungsmodellen, die die Lebenslage abbilden, ein Mehr an Komplexität, indem sie gruppenspezifische Lebensstile beschreibt. –8– Zu betonen ist, dass Lebensstilforschung nicht einzelne Individuen, sondern Teilkulturen einer Gesellschaft beschreibt. Ihr Fokus ist nicht, Ungleichheit (unter anderem auch die zwischen den Geschlechtern) zu erforschen, jedoch werden soziodemographische Faktoren, mit denen Ungleichheit beschrieben werden kann, wie bspw. Einkommen und Bildung, bei der Erforschung von Lebensstilen berücksichtigt. Im Kontext der Diskussion um Lebensstil und Ökologie wird betont, dass es weder einen westlichen Lebensstil im Singular gibt noch dass Polarisierungen wie 'Materialismus' versus 'Postmaterialismus' oder 'umweltorientiert' versus 'nicht-umweltorientiert' als Differenzierungskategorie geeignet sind. Auch in Bezug auf Ökologie ist zwischen verschiedenen Lebensstilen zu differenzieren (Reusswig 1994a). Ferner handelt es sich bei ökologischen Lebensstilen nicht unbedingt um in sich konsistente Stile: es ist zu unterscheiden zwischen einzelnen (Lebens- oder Konsum-)Bereichen (z.B. Mobilität, Ernährung). Reusswig (1994b) spricht vom „Pluralismus von ökologisch ambivalenten Patchwork-Lebensstilen“ (101). Innerhalb der Lebensstilforschung, die sich mit Fragen von Ökologie beschäftigt, existieren bereits – wie in der Lebensstilforschung allgemein - einige unterschiedliche Typologien, die für je spezifische Fragestellungen entwickelt wurden.4 Diese uneinheitliche Operationalisierung von Lebensstilen impliziert jedoch keine Beliebigkeit der Lebensstilforschung, sondern zeigt vielmehr, dass sie problemadäquat vorgeht und ihr Untersuchungsdesign entsprechend den jeweiligen Fragestellungen konzipiert, um unter anderem auch soziale und regionale Besonderheiten abzubilden. Die Kategorie Geschlecht spielt in der Lebensstilforschung bisher keine vorrangige Rolle (Vester et al. 1993, Vester et al. 1995). Der Ansatz dieser Forschung, nämlich zur Beschreibung gesellschaftlicher Differenzierungen nicht nur soziodemographischstrukturelle, sondern auch soziokulturelle Kriterien heranzuziehen, ist bisher noch nicht systematisch in Bezug auf geschlechtsspezifische Differenzen ausbuchstabiert worden. Geschlecht wurde bisher im Rahmen dieses Ansatzes nur als soziodemographische Variable ‚gezählt‘, nicht aber im Sinne gelebter Geschlechterbeziehungen einbezogen, geschweige denn als soziokulturelle Dimension theoretisiert und operationalisiert. Da in der Lebensstilforschung jedoch soziodemographische Faktoren miterhoben werden und auch in die Auswertung eingehen, liefert dieser Forschungsbereich Ergebnisse zu Unterschieden zwischen den Geschlechtern und auch zu Unterschieden innerhalb der Geschlechter. Es kann die Frage, ob mehr Frauen oder Männer einem Lebens-, Kon4 Beispiele für die Einbeziehung der Kenntnisse der Lebensstilforschung in Forschungsarbeiten zu nachhaltigen Konsum einschließlich der Entwicklung von Typologien finden sich für das Handlungsfeld Energie in der Studie von Prose und Wortmann (1991) und für das Handlungsfeld Mobilität in der Studie CITY:mobil (1999). Ein weiteres Beispiel für das Thema nachhaltiger Konsum insgesamt ist die ISOEKonsumstile-Studie (Empacher et al. 2000) – vgl dazu ausführlicher Kapitel 4. –9– sum- oder Mobilitätsstil angehören, gestellt werden. So sind bspw. Männer bei Mobilitätsstilen wie ‚risikoorientierte Autofans‘ überrepräsentiert und Frauen häufiger bei Konsumstilen wie den ‚Alltags-Kreativen‘ zu finden (City:mobil 1999, Empacher et al. 2000, weitere Beispiele siehe unter Kapitel 2.1.4 und 4.3). 2.1.3 Umweltbewußtseinsforschung In ihrer Aufarbeitung der Debatte zu Umweltbewußtsein stellen Schultz und Weller (1997) heraus, dass Frauen allgemein ein höheres Umweltbewußtsein aufweisen als Männer. Geschlecht ist somit eine relevante Kategorie innerhalb der Umweltbewußtseinsforschung. Geschlechtsspezifische Unterschiede werden auch in neueren Befragungen zu umweltbezogenen Einstellungen und Mentalitäten bzw. Umweltbewußtsein bestätigt, wie die folgenden drei Beispiele zeigen: Studie „Verbraucher und Verantwortung“ von Devries Devries (1997) untersucht in seiner Befragung bei 1554 BundesbürgerInnen in Ost- und Westdeutschland (der Frauenanteil unter den Befragten wird nicht ausgewiesen) die „komplexen Zusammenhänge des Bereiches 'öko-sozial-verantwortliches Konsumentenverhalten'“ (3). In Bezug auf Umweltbewußtsein sind vor allem folgende geschlechtsspezifische Ergebnisse der Befragung relevant: Frauen und Männer weisen einer ganzen Reihe von gesellschaftspolitischen Aufgaben keine unterschiedliche Bedeutung zu. Ausnahme bilden einige soziale und umweltpolitische Fragestellungen: So messen 47 % der Frauen, aber nur 41 % der Männer dem Thema „Situation von sozial Benachteiligten verbessern“ einen sehr hohen Stellenwert bei; bei dem Thema „Für die Reinheit von Luft, Boden und Gewässern sorgen“ sind es 61 % der Frauen gegenüber 51 % der Männer (ebd.:6). Frauen weisen sich selbst eher Verantwortung zu als Männer, z.B. für den Bereich 'sparsamer Umgang mit Energie und Rohstoffen' (ebd.:11f.). Frauen (41 %) haben eher eine positive Einstellung zu Umweltschutzgruppen als Männer (31 %) (ebd.:16). Frauen messen dem umweltbewußten Unternehmensengagement ein höheres Gewicht zu: Frauen 55 %, Männer 45 % (ebd.:19f.). Mehr Frauen als Männer spenden für soziale und ökologische Zwecke (Frauen 61 %; Männer 51 %) (ebd.:23). Frauen fühlen sich weniger gut über soziale und ökologische Auswirkungen unternehmerischer Tätigkeiten informiert (Frauen 14 %, Männer 21 %) (ebd.:31). Bezüglich des Interesses an Informationen über soziales und ökologisches Verhalten von Unternehmen gibt es jedoch keine Geschlechtsunterschiede (ebd.:38). – 10 – Zusätzlich zu diesen Einzelergebnissen entwirft Devries eine Typologie des Verbraucherverhaltens (ebd.:71ff.) mit insgesamt sechs Typen, wobei Geschlechtsspezifik innerhalb der Typen erwähnt wird. Bei den 'resignierten Lustlosen' und den 'familiären Konventionalisten' befinden sich überdurchschnittlich viele Frauen, während es bei den 'berufsorientierten Uninteressierten' und den 'durchschnittlichen Fitnessorientierten' überdurchschnittlich mehr Männer sind. Bei den 'unabhängigen Genußorientierten' und den 'selbstverwirklichungsorientierten Ehrgeizigen‘ finden sich (jüngere) Personen beiderlei Geschlechts. Insgesamt ist festzuhalten, dass Devries Geschlechtsunterschiede thematisiert, jedoch als unverbundene Einzelergebnisse präsentiert. Letztlich fehlt eine zusammenfassende Aussage zum Thema Geschlecht und nachhaltigem Konsum wie dies bspw. bei Preisendörfer (1999) erfolgt (siehe unten). Studie „Umweltbewußtsein und Alltagshandeln“ von Poferl et al. Poferl, Schilling und Brand (1997) untersuchen Umweltbewußtsein und Alltagshandeln der BundesbürgerInnen, wobei sie zentral die Frage danach stellen, „wie die Menschen die Umweltthematik in ihr Alltagsleben einbauen und in ihre alltagsweltlichen Wirklichkeitsvorstellungen integrieren“ (ebd.:7). Als Analysekonzept wurde der Begriff der 'sozial-kulturellen Mentalitäten' verwendet, wobei „Mentalitäten ... Formen der 'Alltagsmoral' und des Alltagsbewußtseins (sind), die als ideelles oder kulturelles Grundelement von Lebensstilen gelten und denen seitens der Milieu- und Lebensstilforschung eine wichtige identitätsstiftende und verhaltensrelevante Funktion zugesprochen wird“ (ebd.:11). Die empirische Basis bilden 40 offene, leitfadengestützte Interviews mit 61 Personen (bei Paaren fanden die Gespräche überwiegend mit beiden Partnern statt) aus gesellschaftlichen Mittellagen und verschiedenen lebensweltlichen Sozialmilieus. Aus den Ergebnissen wurden fünf sogenannte umweltbezogene Mentalitätstypen5 identifiziert. Poferl et al. bemerken ausdrücklich, dass diese Mentalitäten nicht an soziodemographische Variablen gebunden sind und dementsprechend Geschlecht hierbei auch keine Rolle spielt, wenngleich die Differenzierung nach soziodemographischen Variablen (in sog. soziale Milieutypen) von den Autoren in bestimmten Zusammenhängen thematisiert und bspw. bei Umweltberatung für sinnvoll erachtet wird (ebd.:239). „Umweltmentalitäten strukturieren demgegenüber die Art und Weise, wie Umweltprobleme und der öffentliche Umgang mit ihnen, die daraus erwachsenen Verhaltens- 5 Es finden sich folgende umweltbezogene Mentalitätstypen: “Bürgerpflicht”, “System- und Staatsorientierung”, “Indifferenz”, “Weiter So” und “Persönliches Entwicklungsprojekt“ (Poferl et al. 1997:207f.). – 11 – zumutungen und Umsetzungsprobleme wahrgenommen und bewertet werden“ (ebd.:240). Vor dem Hintergrund, dass Umweltprobleme von den Geschlechtern unterschiedlich wahrgenommen werden, wäre zu erwarten, dass sich geschlechtsspezifische Unterschiede auch in den umweltbezogenen Mentalitätstypen finden. Ein Anhaltspunkt dafür könnte die Feststellung der Autoren sein, dass sich die Auseinandersetzung mit der Umweltproblematik insbesondere auch in der Sorge um Kinder niederschlägt (ebd.:14, 103). Bei der Beschreibung der Mentalitäten in Bezug auf Schlüsselerlebnisse und biographische Erfahrungen findet sich die „Fürsorge für Kinder“ beim Mentalitätsmuster „Persönliches Entwicklungsprojekt“ wieder (ebd.:216).6 Da gerade die alltägliche Kinderversorgung vorrangig in der Verantwortung von Frauen liegt, ließen sich hier geschlechtsspezifische Unterschiede in den Mentalitäten vermuten, von Poferl et al. werden diese jedoch nicht thematisiert. In methodischer Hinsicht ist an dieser Studie interessant, dass bei Paaren möglichst mit beiden Partnern Interviews geführt wurden (ebd.:92), eine Voraussetzung dafür auch Geschlechterbeziehungen zu untersuchen. Dies war jedoch kein Fokus der Studie: Unterschiede und/oder Gemeinsamkeiten zwischen Frauen und Männern in Partnerschaften werden nicht explizit thematisiert. Studie „Umwelteinstellungen und Umweltverhalten in Deutschland“ von Preisendörfer Einige der bisher im Auftrag vom Umweltbundesamt durchgeführten Umweltbewußtseinsumfragen (vor allem die von 1996 und 1998) wurden erstmalig von Preisendörfer (1999) in Bezug auf die Variable Geschlecht nachausgewertet. Preisendörfer kommt dabei zu folgenden Ergebnissen (ebd.: 138ff): Frauen äußern in Bezug auf Umweltprobleme eine höhere Betroffenheit als Männer. Frauen zeigen ein größeres Umweltbewußtsein, speziell in den Bereichen Mülltrennung, Recycling, Mobilität und Konsum.7 Frauen kennen den Blauen Engel zwar weniger als Männer, aber unter denen, die beim Einkauf auf ihn achten, sind mehr Frauen. Frauen sind häufiger Mitglied in Umweltgruppen oder -organisationen. Ferner gibt es empirische Hinweise darauf, dass auch die Handlungsbereitschaft bei Frauen in Bezug auf Umweltprobleme größer ist als bei Männern. 6 7 Zu diesem umweltbezogenen Mentalitätstyp zählen Personen, für die ökologische Umorientierung die Bedeutung eines „persönlichen Entwicklungsprojektes“ hat und bei denen Aspekte wie Sinnfindung, individuelle Entfaltung, Naturnähe, Harmonie, ‚innere‘ Werte und Autonomie eine Rolle spielen. Demgegenüber spielen soziales Ansehen, tradierte Normen und Konventionen keine große Rolle (Poferl et al. 1997:207f.). Laut Preisendörfer (1999) zeigen Frauen in den Bereichen Abfall, Konsum und Verkehr auch ein deutlich höheres Umweltverhalten als Männer. – 12 – Anhand der empirischen Ergebnisse auf Einstellungs- und Verhaltensebene bildet Preisendörfer zudem vier sog. Umwelttypen (1999:97ff). Hierbei zeigt sich, dass bei den „Umweltrhetorikern“ (hohe Werte beim allgemeinen Umweltbewußtsein, jedoch niedrige Werte im Verhalten) und Umweltignoranten (niedrige Werte sowohl beim Umweltbewußtsein als auch beim Umweltverhalten) überdurchschnittlich viele Männer vertreten sind. Demgegenüber finden sich bei den „einstellungsungebundenen Umweltschützern“ (hohe Werte beim Umweltverhalten, niedrige beim Bewußtsein) sowie den „konsequenten Umweltschützern“ (hohe Werte bei Umweltbewußtsein und -verhalten) mehr Frauen (ebd.: 140). Insgesamt stellt Preisendörfer fest, dass ‚Geschlecht‘ als Variable gegenüber anderen soziodemographischen Variablen wie bspw. Alter und Ost-/West-Differenz die deutlichsten Einflüsse zeigt (ebd.: 140).8 Auch in Untersuchungen zu Risikowahrnehmung und -bewertung finden sich Hinweise auf Geschlechtsunterschiede. So schätzen Frauen im allgemeinen Umweltrisiken höher ein als Männer. Dies zeigt sich insbesondere im Bereich der Atomtechnik und bei lokalen Umweltbelastungen (vgl. bspw. Davidson/Freudenberg 1996). Dies wird häufig in Zusammenhang gebracht mit einer größeren Wichtigkeit der Themen Gesundheit und Sicherheit bei Frauen und mit einer größeren Skepsis gegenüber Wissenschaft und Technik (Flynn et al. 1994). Frauen zeigen auch eine skeptischere Haltung bezüglich der Möglichkeiten, Umweltprobleme mit Technik zu lösen, als Männer (vgl. hierzu Kapitel 3.2.1).9 Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich im Umweltbewußtsein sowie in der Wahrnehmung und der Betroffenheit von Umweltproblemen geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen. Allerdings ist hervorzuheben, dass in der Umweltbewußtseinsforschung Geschlecht zwar als soziodemographische Variable erhoben wird, jedoch nicht immer systematisch beachtet und (mit)ausgewertet wird (eine Ausnahme stellt hier die Analyse von Preisendörfer dar). Darüber hinaus werden Geschlechtermodelle, -beziehungen und -verhältnisse in den empirischen Studien zum Umweltbewußtsein bisher weder konzeptualisiert noch operationalisiert. 8 9 Die aktuellste Umfrage aus dem Jahr 2000 (Kuckartz 2000) wird innerhalb der vorliegenden Studie in Bezug auf die Variable Geschlecht nachausgewertet (vgl. Kap. 3). In der Umfrage “Umweltbewußtsein in Deutschland 1996” wird ‘Misstrauen in Technik und Wissenschaft’ nicht nach Geschlechtern differenziert ausgewiesen (BMU 1996:16f.), in der Umfrage “Umweltbewußtsein in Deutschland 1998” scheint nach diesem Aspekte nicht gefragt worden zu sein (BMU 1998), so dass auch in der geschlechtsspezifischen Auswertung dieser Umfrage zum Thema Risikowahrnehmung keine Angaben zu finden sind (Preisendörfer 1999:38ff.). – 13 – 2.1.4 Forschungsergebnisse zu Umweltverhalten Umweltverhalten und Umweltbewußtsein werden häufig im Zusammenhang untersucht (vgl. BMU 1996, BMU 1998, Preisendörfer 1999, Kuckartz 2000). Geschlechtsunterschiede beim Umweltverhalten werden in Bezug auf einige jedoch nicht auf alle umweltrelevanten Handlungsbereiche festgestellt. So wird zum Beispiel bei Preisendörfer (1999) deutlich, dass beim Energieverhalten keine relevanten Unterschiede bestehen (143). Die Differenz zwischen den Geschlechtern ist beim Umweltverhalten deutlicher als beim Umweltbewußtsein. Für andere Verhaltensbereiche konnte deutlich nachgewiesen werden, dass Geschlecht beim Umweltverhalten Relevanz hat. Im Folgenden wird dies für drei in Bezug auf Umweltbelastungen besonders relevante Verhaltensbereiche gezeigt. Verkehr Geschlechtsspezifische Differenzen sind bisher am besten für das Verkehrsverhalten belegt: Frauen zeigen ein umweltbewußteres Mobilitätsverhalten, da sie seltener das Auto benutzen. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sie seltener als Männer über ein Auto verfügen. Jedoch auch bei Frauen, die ein Auto besitzen, ist die Jahreskilometerleistung signifikant geringer als bei männlichen Autobesitzern (12.900 km versus 16.500 km durchschnittlich) (vgl. Preisendörfer 1999:144). Das Verbundprojekt City:mobil identifizierte verschiedene Mobilitätstypen für Freiburg und Schwerin und konnte damit zeigen, dass insbesondere bei den Typen, die sehr auf das Auto fixiert waren, wie z.B. die ‚risikoorientierten Autofans‘ in Freiburg (90 % Männer) und die ‚aggressiven Autofahrer‘ in Schwerin (67 % Männer) die Männer deutlich überrepräsentiert waren. In anderen Gruppen, z.B. bei den ‚traditionell Häuslichen‘ in Freiburg und den ‚unauffälligen Umweltbesorgten‘ in Schwerin, die in ihrem Mobilitätsverhalten deutlich mehr den ÖPNV benutzten, Rad fuhren oder zu Fuß gingen, waren mehr Frauen vertreten (vgl. City:mobil 1999). Ernährung Geschlechtsspezifische Verhaltensunterschiede zeigen sich im Feld Ernährung auf mehreren Ebenen: - Insgesamt verhalten sich Frauen im Bereich Ernährung in Bezug auf die Umweltrelevanz signifikant positiver als Männer (vgl. Bodenstein et al. 1997). - Werden Männer und Frauen nach dem gefragt, was ihnen bei der Ernährung wichtig ist, so steht bei den Männern Kraft und Potenz an erster Stelle. Bei den Frauen hingegen sind es Gesundheit und Gewicht(sprobleme). Dies schlägt sich dann auch in einer männlichen Vorliebe für Fleischgerichte und einer weiblichen Vorliebe für fleischlose Mahlzeiten nieder (vgl. Gniech 1997). – 14 – - In dem Projekt „Wissenstransfer - Entwicklung einer neuen Methode zur ökologischen Produktinnovation“ wurde empirisch festgestellt, dass Frauen weniger Fleisch essen als Männer und insbesondere junge Frauen häufig sogar Ekel gegenüber rohem Fleisch empfinden. Ferner konnte in dieser Untersuchung gezeigt werden, dass in Zielgruppen für ökologische Angebote im Bereich Lebensmittel mehr Frauen als Männer vertreten waren (vgl. Schramm et al. 2000). Wäsche und Textilien: Auch im Bereich Textileinkauf und -pflege kann ein deutlicher Geschlechtsunterschied im umweltbezogenen Verhalten angenommen werden, dieser ist bisher jedoch noch wenig empirisch überprüft: - Untersuchungen haben gezeigt, dass der Anteil von Damen- und MädchenOberbekleidung mit 42 % am gesamten Bekleidungssegment deutlich höher ist als der Anteil an Männer- und Knaben-Oberbekleidung mit einem Anteil von 24 % (Zahlen von 1990, zitiert nach Neitzel et al. 1994). - Frauen kaufen somit insgesamt mehr Bekleidung, Männer schneiden jedoch beim umweltrelevanten Einkaufsverhalten schlechter ab: Frauen kaufen öfters ökologisch hergestellte Kleidung (aus Naturfasern) und mehr Second-Hand-Kleidung (vgl. Bodenstein et al. 1997). Unter den Oberbegriffen „Ökologischer Konsum“, „Nachhaltiger Konsum“ sowie „Umweltverhalten“ werden bislang die unterschiedlichsten Handlungsfelder, Aspekte und Verhaltensweisen untersucht. Deutlich wird, dass – mit Ausnahme des Themas Mobilität – vor allem Handlungsfelder thematisiert werden, die traditionell Frauen zugeschrieben werden, wie Einkaufen, Kochen und Waschen. In diesen Feldern zeigen sich dann auch geschlechtsspezifische Unterschiede und zwar derart, dass sich Frauen umweltfreundlicher verhalten. Kaum untersucht sind hingegen bisher Konsumbereiche, die traditionell Männern zugeschrieben werden wie Heimwerken, Garten und Unterhaltungselektronik.10 Offen ist somit, was eine Analyse dieser Bereiche bewirken würde – bspw. eine grundsätzliche Veränderung des Bildes von Männern als Umweltverschmutzer und Frauen als den besseren Menschen in Bezug auf Umweltengagement (Empacher/Hayn 2001). Ferner sind auch andere Bereiche, bei denen sich geschlechtsspezifische Unterschiede vermuten lassen, die jedoch nicht direkt hauswirtschaftliche Tätigkeiten umfassen, wie z.B. Körperpflege, bisher noch kaum untersucht. 10 Eine Ausnahme bildet – neben dem Thema Auto/Mobilität – die Thematisierung solcher Felder in der Diskussion um ökologisch-effiziente Dienstleistungen (vgl. z.B. zu Gartengeräten Einert/Schrader 1997). – 15 – 2.1.5 Genderbezogene Umweltforschung Eine umfassende Darstellung der Ansätze genderbezogener Umweltforschung würde den Rahmen dieser Studie sprengen. Zusammenfassungen dieser Diskussionen finden sich z.B. bei Franz-Balsen (2001), Röhr et al. (2000), Weller (1999a). Hier können nur einige ausgewählte Aspekte dargestellt werden. Die genderbezogene Umweltforschung hat bisher eher theoriebezogene Ansätze entwickelt bzw. bestehende umweltpolitische und Nachhaltigkeitskonzepte kritisch analysiert (vgl. z.B. Buchen et al. 1994: „Das Umweltproblem ist nicht geschlechtsneutral“; Weller et al. 1999: „Nachhaltigkeit und Feminismus: Neue Perspektiven – Alte Blockaden“). Praktische Strategien und umsetzungsorientierte genderbezogene Ansätze in Bezug auf Umweltverhalten gibt es hingegen noch wenige, wobei das Feld der Stadtplanung eine Ausnahme bildet (vgl. hierzu Röhr et al. 2000:21ff; OECD 1995). An dieser Stelle kann nur kurz auf einige Theoretisierungsansätze eingegangen werden: Einige ökofeministische Ansätze gehen davon aus, dass Frauen eine natürlich gegebene größere Nähe zur Natur haben (z.B. aufgrund ihrer Gebärfähigkeit). Diese Annahme führt bei manchen Theoretikerinnen dazu, dass sie Frauen eine besondere Fähigkeit, die Natur ‚zu retten‘, zusprechen (vgl. Mies/Shiva 1995). Demgegenüber kritisiert die theoretische Position eines „feminist environmentalism“ (Agarwal 1997) die Art von Umweltpolitik, die eine „Feminisierung der Umweltverantwortung“ betreibt, d.h. ausschließlich den Frauen die Verantwortung für Gesundheit und Umwelt zuschreibt (vgl. Schultz/Weiland 1991). Statt die existierende Überlastung von Frauen durch umweltpolitische Konzepte noch zu verstärken, sollten Ansätze der Umweltpolitik dazu führen, die „Gestaltungsmacht der Frauen“ zu erhöhen, d.h. das Handlungspotenzial von Frauen in reale Macht und in Einfluß zu überführen (vgl. Schultz/Weller 1995). Der feministische Ansatz des „Vorsorgenden Wirtschaftens“ kritisiert die völlige Ausblendung von Frauen und Natur in der Mainstream-Ökonomie und entwickelt ein Modell des Wirtschaftens, das um Prinzipien erweitert ist, die sich insbesondere in der ‚weiblichen‘ Sphäre des Haushalt(en)s wiederfinden: Vorsorge, Kooperation und Bedürfnisorientierung (vgl. Busch-Lüty et al. 1994). Inwieweit diese Prinzipien als empirisch feststellbare oder als normativ erwünschte gesehen werden müssen, wird zur Zeit diskutiert. Trotz ihrer unterschiedlichen Ausrichtungen zeigen die Theoretisierungsansätze insgesamt eines deutlich: die Notwendigkeit, im Feld der Umweltforschung Weiblichkeitszuschreibungen, Weiblichkeitsstereotype und (erwünschte wie kritisierte) Weiblichkeitsnormen zu reflektieren. – 16 – Neben solchen theoriegeleiteten Diskussionen um den Zusammenhang von Geschlecht auf der einen, Natur, Umwelt und Nachhaltigkeit auf der anderen Seite, kam durch die genderbezogene Umweltforschung ein zentraler Aspekt sehr deutlich in den Blick: die Relevanz von Alltagshandeln für Ökologisierungsstrategien und damit das Thema Alltagsökologie. So wurde mit der Studie „Frauen und Müll“ (Schultz/Weiland 1991) deutlich, dass die auf der Mülltrennung in privaten Haushalten aufbauende Abfallpolitik die Verantwortung für die Abfallreduzierung tendenziell in private Haushalte „abschiebt“. Wie die Autorinnen aufzeigen, wird hierbei von der Komplexität des Alltagshandelns von Frauen, ihren Zielen und Bedürfnissen sowie von den Rahmenbedingungen des Handelns abstrahiert. In einer Untersuchung von Stoffstromanalysen (Feld Textilien) konnte gezeigt werden, dass Einflußmöglichkeiten von Frauen auf die durch Alltagshandeln bewirkten Umweltbelastungen in den untersuchten Forschungsansätzen als deutlich überhöht angenommen werden. Alltagshandeln wird in solchen oft naturwissenschaftlich ausgerichteten Ansätzen entkontextualisiert, die konkreten Handlungskontexte von Frauen werden von Akteuren der Umweltpolitik, unter anderem Produzenten ökologischer Produkte, nicht wahrgenommen (vgl. Weller 1999b). Die zwei Studien verweisen auf wesentliche Aspekte, die in umsetzungsorientierten Ansätzen in Bezug auf Umweltverhalten meist fehlen: eine Berücksichtigung des Alltagshandelns in seiner Komplexität und Differenziertheit und die Bedeutung der Bedürfnisse von Frauen sowie der Rahmenbedingungen und Kontexte ihres Handelns. 2.1.6 Kommunikation und Bildung zu Umwelt und Nachhaltigkeit In den Diskussionen zu Umweltkommunikation und -bildung wurde bisher das Thema Geschlecht noch nicht hinreichend reflektiert (vgl. zum Thema Umweltbildung Apel 1995; Franz/Balsen 1998; Franz-Balsen/Apel 2001). Als Beispiel hierfür sei die Tagung über „Strategien der Popularisierung des Leitbildes ‚Nachhaltige Entwicklung‘ aus sozialwissenschaftlicher Perspektive“ (Lass/Reusswig 2000) angeführt, auf der sich konzeptionell mit dem Thema der Kommunikation von Nachhaltigkeit auseinandergesetzt und auch ein Kommunikationsmodell vorstellt wurde. Obwohl bezüglich der Adressaten von Umweltkommunikation Lebensstil- und soziale Differenzierungen als Grundvoraussetzung diskutiert werden, wird Geschlecht nicht explizit erwähnt. Die AutorInnen arbeiten jedoch eine wichtige Bedingung der Nachhaltigkeitskommunikation heraus, die insbesondere auch auf die Berücksichtigung von Gender-Aspekten zutrifft: Nachhaltigkeitskommunikation muß von der traditionellen Vorstellung der Umweltkommunikation eines Ursache-Wirkungs-Modells Abschied nehmen und partizipativ angelegt sein, um eine Beteiligung der AkteurInnen (und in Bezug auf alltägliches Handeln im privaten Haushalt und Konsum sind dies noch immer mehrheitlich – 17 – Frauen) zu erreichen (vgl. ebd.:86). Diese Auffassung von Nachhaltigkeitskommunikation wird auch bei Götz et al. (2001) vertreten. Sie betonen die Prozeßhaftigkeit von Kommunikation. Erste Folgerungen der genderbezogenen Nachhaltigkeitsforschung für die Umweltkommunikation werden von Franz-Balsen erarbeitet. Voraussetzung ist zunächst die Entwicklung eines Gender-Bewußtseins bei entsprechenden Zielgruppen. Franz-Balsen schlägt hierfür spezifische Gender-Trainings für wichtige Akteure im Prozeß der Umweltkommunikation vor, um die Akzeptanz genderorientierter Nachhaltigkeitskonzepte zu sichern. Als mehr breitenwirksame Instrumente zur Verbreitung eines entsprechenden Bewußtseins könnten dann z.B. auch Werbespots dienen, die gezielt mit entsprechenden Geschlechtsrollenklischees brechen (vgl. 2001). Ökologische Verhaltensangebote wurden bisher noch wenig unter geschlechtsspezifischen Aspekten betrachtet. Ausnahmen sind unter anderem die Untersuchung „Frauen und Müll“ (Schultz/Weller 1991), die Geschlecht explizit fokussiert und Diskussionen um ökologisch-effiziente Dienstleistungen, bei denen am Rande Geschlechtsspezifik mitbedacht werden (vgl. z.B. Littig 1999). In der Marktforschung hingegen wird die Kategorie Geschlecht systematisch erfaßt, da dort selbstverständlich davon ausgegangen wird, dass Produktansprüche bei Frauen und Männern differieren. Jedoch werden ökologische Ansprüche an Produkt- und Dienstleistungsangebote in der Marktforschung entkontextualisiert vom Alltagshandeln erfaßt. Eine Verbindung von Ansätzen, die unterschiedliche Ansprüche von Frauen und Männern sowie alltagsökologische Ansprüche in die Produktentwicklung mit aufnehmen, steht noch aus. Vorstellbar wäre dies in Form einer partizipativ angelegten ökologischen Innovationsforschung (vgl. Schramm et al. 2000). Insgesamt ist festzustellen, dass sich das in der Umweltkommunikation bisher vorherrschende Ursache-Wirkungs-Modell vor allem auf das Weitergeben von Informationen und die Reaktionen darauf bezieht. Wenig thematisiert wird, wie induziert durch Veränderungen in der Alltagsorganisation Informationsnachfrage (bei Frauen und Männern) entsteht und sich verändert. Anzunehmen ist einerseits, dass im routinisierten Alltag mit mehr oder weniger stabilen Verhaltensweisen kaum neue Informationen benötigt und gesucht werden. Informationsbedarf würde folglich andererseits erst dann entstehen, wenn sich alltägliche Verhaltensweisen ändern bzw. verändern müssen. Eine Untersuchung solcher Fragen (mit geschlechtsspezifischen Fokus) steht noch aus. 2.1.7 Zusammenfassung Die dargestellten Ergebnisse, die für die Frage nach dem Zusammenhang von Geschlecht und Umweltbewußtsein/-handeln von Bedeutung sind, stammen aus sehr unterschiedlichen und zum Teil kaum miteinander verbundenen Forschungsfeldern und wur- – 18 – den mit teilweise gegensätzlichen Untersuchungsansätzen erzielt. Zudem gibt es noch viele ‚blinde Flecken‘ in diesem Forschungsfeld. Eine kohärente und differenzierte Darstellung des Zusammenhangs von Geschlecht und Umweltbewußtsein/-handeln ist vor diesem Hintergrund aktuell nicht möglich. Die vereinzelten und unverbundenen Ergebnisse müssen in weiteren Forschungsarbeiten aufeinander bezogen werden. Trotz dieser Forschungslücken wird für die hier angesprochenen Felder (Geschlecht, Lebensstile, Bewußtsein, Verhalten, Handlungsfelder, Kommunikation und Bildung) eines deutlich: das Geschlecht hat eine Relevanz. Weitere Forschungsarbeiten zu Geschlecht und Umweltbewußtsein/-handeln versprechen wichtige Erkenntnisse für das Feld der sozialwissenschaftlichen Umweltforschung. Insgesamt halten wir es vor dem Hintergrund der elaborierten und international anerkannten Debatte der Genderforschung sowie den Ergebnissen der umweltbezogenen Genderforschung für sinnvoll und wichtig, den Zusammenhang von Geschlechtsrollenwandel und Umweltbewußtsein/Umweltverhalten im Kontext der dargestellten Interpretationsansätze zu bearbeiten. Über die referierten Ergebnisse hinaus kann die sondierende Literaturanalyse wichtige Kriterien liefern, die als Ausgangspunkt sowohl für zukünftige Studien als auch für die Sekundäranalyse bestehender empirischer Studien dienen können. 2.2 Theoretischer Rahmen der Untersuchung In diesem Kapitel werden für den Bereich Umweltforschung relevante Untersuchungsdimensionen für geschlechtsspezifische Analysen abgeleitet. Ausgangspunkt hierfür sind die im vorigen Kapitel präsentierten Ergebnisse der sondierenden Literaturrecherche in den relevanten Forschungsfeldern. Es handelt sich dabei zunächst um allgemein formulierte, für den Zusammenhang von Geschlecht und Umweltbewußtsein/Umweltverhalten wichtige Untersuchungsdimensionen, die für die nachfolgenden empirischen Sekundäranalysen noch an das zu untersuchende Material angepaßt bzw. in konkrete Auswertungsdimensionen überführt werden müssen. Genderforschung Folgerungen aus zentralen, in Kapitel 2.1.1 dargestellten, Ergebnissen der Genderforschung sind: Zum einen gilt es, ‚Geschlecht‘ nicht nur als soziodemographisches Merkmal im Sinne des biologischen Geschlechts zu berücksichtigen. In den Blick zu nehmen sind dagegen auch Geschlechtermodelle und -beziehungen. Zum anderen impliziert der Perspektivwechsel vom biologischen Geschlecht zum sozialen Geschlecht (gender) die Frage danach, welche Handlungsbereiche in Haushalten und Familien geschlechtsspezifischen Zuschreibungen unterliegen. Zu unter- – 19 – - - suchen ist, ob und wenn ja in welchem Ausmaß Geschlechterstereotype wirksam sind bzw. wo sich Veränderungen abzeichnen und in welche Richtung diese gehen (Verfestigung gegenüber Auflösung). Aus der Genderforschung, bestärkt durch Ergebnisse der ökologischen Lebensstilforschung (siehe auch unten), ergibt sich zudem die Notwendigkeit, die Unterschiede unter Frauen respektive unter Männern zu berücksichtigen, indem nicht nur Männer und Frauen miteinander verglichen werden, sondern Männer respektive Frauen unterschiedlicher Haushaltstypen, Milieus, Lebensstile, Konsumstile, etc. Aus der (feministischen) Biographieforschung ergibt sich darüber hinaus der Fokus auf die Veränderung von Lebenszusammenhängen (bis hin zu Brüchen), die für Männer und Frauen unterschiedliche Konsequenzen haben. Es erweist sich als notwendig, lebensgeschichtliche Veränderungen, die mit Veränderungen in der Alltagsorganisation und damit auch im alltäglichen umweltbezogenen Handeln einhergehen, in den Blick zu nehmen. (Weibliche) Patchwork-Biographien und ökologisch ambivalente Patchwork-Lebensstile müssen im Zusammenhang betrachtet werden. Lebensstilforschung Folgerungen aus zentralen, in Kapitel 2.1.2 dargestellten, Ergebnissen der Lebensstilforschung in Zusammenhang mit Ökologie (und Geschlecht) sind: Aus der Lebensstilforschung ergibt sich die Notwendigkeit sowohl Differenzierungen und Pluralisierungen zwischen verschiedensten (ökologischen) Lebensstilen als auch innerhalb eines Lebensstils (Lebensstile als in sich inkonsistent und in Bezug auf Ökologie auch ambivalent) vorzunehmen. Erforderlich ist somit die Unterscheidung verschiedener Gruppen sowie die differenzierte Betrachtung unterschiedlicher Handlungsfelder innerhalb einer Gruppe. Die Lebensstilforschung bestärkt durch ihre komplexe Verbindung von (objektiven) soziodemographischen und (subjektiven) soziokulturellen Kriterien eine Betrachtung von ‚Geschlecht‘ als nicht ausschließlich soziodemographisches Merkmal, sondern auch die Betrachtung von Geschlechterbeziehungen und -verhältnissen sowie spezifischer ‚Gender-Orientierungen‘ (z.B. Orientierung an Gleichberechtigung). Umweltbewußtseinsforschung Folgerungen aus zentralen Ergebnissen der Umweltbewußtseinsforschung, wie sie in Kapitel 2.1.3 dargestellt wurden, sind: Allgemein ist bei geschlechtsspezifischen Untersuchungen die Einstellungsebene in Bezug auf Umweltprobleme (umweltrelevante Einstellungen) einzubeziehen. Im Einzelnen sind dabei insbesondere zu berücksichtigen: die Wahrnehmung und Betroffenheit von Umweltproblemen (Problemwahrnehmung), – 20 – - - die Bereitschaft, für die Umwelt bzw. den Umweltschutz konkret zu handeln (Handlungsbereitschaft) und die Wahrnehmung und (Nicht-)Akzeptanz von Techniken und technologischen Risiken (Technik- und Risikowahrnehmung). Forschung zu Umweltverhalten Folgerungen aus zentralen Ergebnisse der Forschung zu Umweltverhalten, wie sie in Kapitel 2.1.4 dargestellt wurden, sind: - Bei geschlechtsspezifischen Untersuchungen ist die Ebene des Verhaltens in Bezug auf Umweltrelevanz einzubeziehen. - Für den Zusammenhang von Geschlecht und Umweltverhalten ist eine Unterscheidung verschiedener Handlungsfeldern von großer Bedeutung. - Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind in einzelnen (von Frauen und Männer ‚frequentierten‘) Handlungsfelder jeweils getrennt zu untersuchen, um differenzierte Aussagen zu erhalten auf Fragen wie bspw.: In welchen Handlungsfeldern existieren Unterschiede, in welchen nicht? In welchen Feldern engagieren sich stärker Frauen, in welchen stärker Männer? Genderbezogene Umweltforschung Folgerungen aus zentralen Ergebnissen aus dem Bereich der genderbezogenen Umweltforschung, wie sie in Kapitel 2.1.5 dargestellt wurden, sind: - Die Verantwortung für Umweltbelange in privaten Haushalten sowie Hausarbeit darf nicht stereotyp mit Frauen/Frauenarbeit identifiziert werden: eine „Feminisierung der Umweltverantwortung“ steht einer Orientierung an Geschlechtergerechtigkeit entgegen. - Alltagshandeln (von Frauen und Männern) ist in seiner Komplexität (viele verschiedene, teilweise auch schwer zu vereinbarende Handlungsbereiche und Aufgaben) und seinen Differenzierungen (unterschiedliche Alltagsorganisation und Haushaltsmanagement in verschiedenen Haushalten mit je verschiedenen zeitlichen und finanziellen Ressourcen) zu betrachten. - Bei der Untersuchung von Umweltverhalten sind die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und der konkrete Kontext der Alltagsorganisation ebenso zu berücksichtigen wie Bedürfnisse und Wünsche derer, die die alltäglichen Arbeiten erledigen. Umweltkommunikation Konkrete geschlechtsspezifische Ansätze aus dem Bereich der Umwelt- und Nachhaltigkeitskommunikation und -bildung sind, wie in Kapitel 2.1.5 dargestellt, aktuell nicht zu finden. Allerdings liegen im Forschungsfeld der Umwelt- und Nachhaltigkeitskommunikation und -bildung erste Hinweise vor, dass folgende Aspekte zu berücksichtigen sind: – 21 – - - - Fragen von Geschlecht und Nachhaltigkeitskommunikation sind im Kontext eines partizipativen Ansatzes, d.h. unter Beteiligung der AkteurInnen (Frauen wie Männer) zu untersuchen. Ansätze, die Ansprüche von Frauen und von Männern in die Produktentwicklung und die Gestaltung von Dienstleistungsangeboten aufnehmen, sind mit solchen zu verbinden, die ökologische Ansprüche berücksichtigen. Die Frage danach, wie Verhaltensänderungen in Richtung Nachhaltigkeit (bei Frauen und Männern) induziert werden können, darf nicht einseitig mit Blick auf Informationen und Reaktionen darauf bearbeitet werden. Im Sinne eines Perspektivwechsels gilt es, stärker laufende Veränderungsprozesse (z.B. biographischen Veränderungen wie die Geburt eines Kindes), die Informationsbedarf hervorrufen, in den Blick zu nehmen und diese in Richtung ökologischen/nachhaltigen Konsum zu lenken. In diesem Zusammenhang sind auch Routinen bzw. routinisiertes Handeln von Bedeutung und deren Änderung. Vor diesem Hintergrund ist interessant, dass Verhaltensänderungen häufig durch mehr oder weniger deutliche Veränderungen innerhalb der Lebens- und/oder Erwerbsbiographie ausgelöst werden. Dabei kann sich zeigen, dass sowohl diese Veränderungen selbst als auch die Reaktionen darauf bei Männern und Frauen unterschiedlich sind. Fazit Aus den Ergebnissen der Literatursondierung lassen sich zusammenfassend fünf zentrale Dimensionen ableiten, die für eine Untersuchung des Zusammenhangs von Geschlecht und Umweltbewußtsein/Umweltverhalten von Bedeutung sind: - Geschlechtermodelle/-beziehungen (zusätzlich zu geschlechtsspezifischen Unterschieden) - Allgemeine umweltrelevante Einstellungen (wie Problemwahrnehmung, Wahrnehmung von Handlungsmöglichkeiten, Technik- und Risikowahrnehmung) - Alltagsorganisation (einschließlich Routinen und Berücksichtigung der Rahmenbedingungen) - Umwelteinstellungen und -verhalten in verschiedenen Handlungsfeldern - Biographische Veränderungen Diese fünf Dimensionen stehen in vielfältiger Weise miteinander in Bezug. So können sowohl Geschlechtermodelle/-beziehungen als auch umweltrelevante Einstellungen die Alltagsorganisation beeinflussen. Aber auch umgekehrt hat Alltagsorganisation Einfluß auf Einstellungen und konkret gelebte Geschlechterbeziehungen. Die umweltbezogenen Handlungsfelder stehen quasi quer zu den anderen Dimensionen, da sich in den verschiedenen Handlungsfeldern Geschlechtermodelle/-beziehungen unterschiedlich darstellen können, unterschiedliche Einstellungen zum Tragen kommen können und auch das Alltagshandeln verschieden organisiert sein kann. – 22 – Die letzte Untersuchungsdimension, die der biographischen Veränderungen macht ferner deutlich, dass alle anderen Dimensionen einer Dynamik unterliegen, da durch biographische Brüche die bestehende Struktur des Haushalts (und damit die ersten vier Untersuchungsdimensionen) sich sehr verändern können und zu den neuen Gegebenheiten passende Strukturen gefunden werden müssen. – 23 – 3. Sekundäranalyse der „Bevölkerungsumfrage zu Umweltbewußtsein und Umweltverhalten in Deutschland 2000“ Seit 1991 werden im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und des Umweltbundesamtes (UBA) „Bevölkerungsumfragen zum Umweltbewußtsein und Umweltverhalten der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland“ (Preisendörfer 1999:10) durchgeführt. Diese Umfragen werden seit 1996 alle zwei Jahre mit der Zielsetzung der „regelmäßige(n) Beobachtung und systematischen(n) sozialwissenschaftliche(n) Analyse der Entwicklung von Umweltbewußtsein und alltäglichem Umweltverhalten in der Bevölkerung“ (ebd.) mit speziell sozialwissenschaftlichem Fokus ausgewertet. Befragt werden jeweils 2000 Personen ab dem 18. Lebensjahr mit deutscher Staatsangehörigkeit. „Geschlecht“ zählt selbstverständlich zu den erfassten soziodemographischen Faktoren in den Umfragen, jedoch werden die Daten nicht systematisch nach „Geschlecht“ dargestellt. Die Erhebungen der Jahre 1996 und 1998 wurden von der Gesellschaft für Marketing-, Kommunikations- und Sozialforschungs mbH Hamburg (GFM-GETAS) in Zusammenarbeit mit Peter Preisendörfer und Andreas Diekmann durchgeführt (BMU 1996, 1998). Von Peter Preisendörfer existiert eine systematische Nachauswertung der Umfragen des Jahres 1998 nach Geschlecht (Preisendörfer 1999, siehe auch Kapitel 2.1.3). Die Erhebung des Jahres 2000 oblag dem EMNID-Institut Bielefeld in Zusammenarbeit mit Udo Kuckartz (Kuckartz 2000). Die Themen der Befragungen variieren zum Teil, um die Fortschreibung der Daten zu garantieren, wurden jedoch zentrale Fragestellungen über die Zeit fortgeführt, wie z.B. wahrgenommene Umweltbelastungen im persönlichen Lebensumfeld und ökologische Werthaltungen und Umweltbewußtsein. Andere Themen wurden zwar beibehalten, wie z.B. Verkehr/Mobilität, die Befragungsitems wurden jedoch geändert. Auch kamen immer wieder neue Themenfelder hinzu, z.B. das Thema Gesundheit im Jahr 2000. In der Umweltbewußtseinsumfrage 2000 standen neben allgemeinen Fragen zu Umwelteinstellungen, Wahrnehmung der Umweltqualität und Umweltverhalten die Themen Konsum/Haushalt, Verkehr/Mobilität, Gesundheit, Zukunftsszenarien, Umweltpolitik/Bürgerbeteiligung/Politik und Informationsverhalten im Fokus (vgl. Kuckartz 2000). Im Rahmen vorliegender Untersuchung wurde eine Sekundärauswertung der Daten dieser Umfrage nach Geschlecht vorgenommen, deren Ergebnisse im nachfolgenden dargestellt werden11. 11 Bedanken möchten wir uns bei Herrn Prof. Dr. Udo Kuckartz für die freundliche Überlassung des Originaldatensatzes. – 24 – 3.1 Vorgehen und Auswertungsdimensionen Der Datensatz der Bevölkerungsumfrage „Umweltbewußtsein und Umweltverhalten in Deutschland 2000“ wurde im Rahmen der Sekundäranalyse zunächst auf bivariater Ebene hinsichtlich Geschlecht ausgewertet. Eine bivariate Auswertung fand ebenfalls auf Basis verschiedener soziodemographischer Variablen statt, wobei inbesondere ein Fokus auf das Vorhandensein von Kindern unter 6 Jahren gerichtet wurde (vgl. Kapitel 3.2.3). Analog zu Preisendörfer12 wurden Faktorenanalysen zu den Umweltbewußtseins- und Umweltverhaltenitems durchgeführt. Die erhaltenen Faktoren wurden anschließend zu Indizes zusammengefasst und standardisiert. Um eine bessere Lesbarkeit zu garantieren, findet sich eine genaue Beschreibung der Vorgehensweise sowie die statistischen Daten, d. h. die Ergebnisse der Faktorenanalysen sowie der standardisierten Indizes, im Anhang I. Die Auswertungsergebnisse werden im folgenden im Hinblick auf die in Kapitel 2 begründeten Auswertungsdimensionen vorgestellt. Da die Erhebung Elemente der Geschlechterbeziehungen und der Alltagsorganisation nicht thematisiert, werden lediglich die Dimension der umweltrelevanten Einstellungen sowie verschiedene Handlungsfelder thematisiert. Auch biographische Brüche werden in der Umfrage nicht explizit erhoben. Implizit können sie jedoch teilweise über soziodemographische Angaben herausgefiltert werden. Vor allem das Vorhandensein von Kleinkindern (unter 6 Jahren) markiert einen bedeutsamen biographischen Bruch, dessen Zusammenhang mit den Antworten in der Befragung ausgewertet werden kann. Abschließend werden geschlechtsspezifische Ergebnisse der Umfrage, die für Umweltbildung und Umweltkommunikation relevant sind, vorgestellt. 3.2 Ergebnisse Eine direkte Vergleichbarkeit der Studien von Preisendörfer und Kuckartz hinsichtlich geschlechtsspezifischer Unterschiede im Umweltbewußtsein und -verhalten war leider nicht umsetzbar, da nur die Daten der 2000er Studie als Datensatz zur Sekundärauswertung vorlagen. Hinsichtlich der Ergebnisse der Bevölkerungsumfragen „Umweltbewußtsein in Deutschland 1991-1998“ können wir uns nur auf die geschlechtsspezifischen Auswertungen und Ergebnisse stützen, die als Nachauswertung der o.g. Umfragen unter dem Titel „Umwelteinstellung und Umweltverhalten in Deutschland“ (Preisendörfer 1999) erschienen sind. 12 Soweit dies möglich war, da einige Items in der Befragung 2000 nicht mehr enthalten waren. – 25 – Hinzu kommt, dass Items aus den Themenbereichen Umweltbewußtsein und Umweltverhalten, welche in früheren Umfragen erhoben wurden, in der 2000er Befragung nicht mehr abgefragt wurden. Ein unmittelbarer Vergleich der Ergebnisse der Studien ist somit nur bedingt möglich. Das vorliegende Kapitel orientiert sich dennoch an den geschlechtsspezifischen Ergebnissen und dem methodischen Vorgehen Preisendörfers und versucht die Auswertung der 2000er Befragung mit der von 1998 in Bezug zu setzen. 3.2.1 Umweltrelevante Einstellungen Wichtigkeit des Umweltschutzes als Politikfeld: In der Rangfolge des als am wichtigsten wahrgenommenen Problems im Jahr 2000 in Deutschland unterscheiden sich Männer und Frauen nicht sehr. Die drei wichtigsten Probleme sind der Arbeitsmarkt, der Umweltschutz und die Rentenpolitik. Allerdings wird hierbei der Umweltschutz und die Rentenpolitik von Frauen deutlich häufiger genannt als von Männern. Ein Ost-/Westvergleich macht deutlich, dass die Arbeitsmarktproblematik zwar insgesamt an erster Stelle steht, aber wesentlich mehr Befragte aus den neuen Bundesländern dies als wichtigstes Problem Deutschlands benennen, als aus den alten Bundesländern (Ost: 70%; West: 55%). Mit einigem Abstand betreffend der Häufigkeiten der Nennungen rangiert der Umweltschutz sowohl in den alten (17%) als auch in den neuen Bundesländern (14%) auf Platz 2 der Probleme des Landes. Am dritthäufigsten wurde in den neuen Bundesländern das Problem der Kriminalität genannt (13%), in den alten Bundesländern ist hingegen die Rentenpolitik an dritter Stelle (12%, gegenüber 8% in den neuen Bundesländern). Bezieht man das Geschlecht in die Betrachtung mit ein, so fällt auf, dass in den alten Bundesländern die weiblichen Befragten leicht überdurchschnittlich (5% bwz. 6% mehr Nennungen)13 die Probleme des Umweltschutzes und der Rentenpolitik benennen. Die größte geschlechtsspezifische Abweichung in den alten Bundesländern ist bei der Problemwahrnehmung von Kriminalität mit 11 Prozentpunkten mehr bei den Frauen zu verzeichnen. In den neuen Bundesländern hingegen sind bei der Anzahl der Nennungen der Problembereiche des Umweltschutzes, der Rentenpolitik und des Arbeitsmarktes und auch der Kriminalität nur marginale geschlechtsspezifische Unterschiede vorhanden. Einen deutlich überdurchschnittlichen Wert weisen allerdings die männlichen Befragten der 13 Die Nennungen beziehen sich auf die Verteilung nach Geschlecht der Gesamtheit der Befragten in den neuen (48,7% Männer und 51,3% Frauen) und der Gesamtheit der Befragten in den alten Bundesländern (47,7% Männer und 52,6% Frauen). – 26 – neuen Bundesländer bei der Nennung des Problems der Ausländer und Asylanten (+19 Prozent gegenüber den Männern der alten Bundesländer) auf. Die Befragten wurden ferner aufgefordert, die Bedeutung einzelner politischer Aufgabenfelder einzuschätzen. Insgesamt weisen die Aufgabenfelder einen häufig deutlich höheren Anteil an „sehr wichtig“-Einschätzungen von Frauen aus, mit Ausnahme des Problems „Ankurbelung der Wirtschaft“. Unterschiede in der Einschätzung finden sich vor allem in den Bereichen: „Soziale Gerechtigkeit“ mit 11 Prozentpunkten (74,9 % der Frauen versus 63, 9 % der Männer mit „sehr wichtig“), „Gesundheitsvorsorge“ mit 10 Prozentpunkten (66,9 % der Frauen versus 56, 9 % der Männer), „Verbrechensbekämpfung“ (61 % der Frauen und 52,3 % der Männer) und „Umweltschutz“ (57,9 % der Frauen und 49,2 % der Männer) mit jeweils 8,7 Prozentpunkten. Umweltbewußtsein allgemein In der Umweltbewußtseinsumfrage 1998 waren neun Aussagen zur Messung des allgemeinen Umweltbewußtseins enthalten, von denen fünf signifikante geschlechtsspezifische Differenzen aufweisen (Preisendörfer 1999:141f.), diese sind in Tabelle 3.1 aufgeführt. Die 2000er Befragung enthält vierzehn Aussagen zu Umwelteinstellungen, hierbei wurden sowohl neue hinzugefügt als auch alte Aussagen teilweise ersetzt oder abgeändert. Bei fünf dieser vierzehn Aussagen zeigen sich höchst signifikante Differenzen zwischen den Geschlechtern. Die entsprechenden Ergebnisse werden in der Tabelle 3.1 denen Preisendörfers gegenüber gestellt. – 27 – Umfrage 1998 m w Es ist noch immer so, dass die Politiker zu wenig für den Umweltschutz tun. 1) 57 62 65,6 68,8 Es beunruhigt mich, wenn ich daran denke, unter welchen Umweltvehältnissen unsere Kinder und Enkelkinder wahrscheinlich leben müssen. 1) 63 66 64,5 72,5 Wir sollten zugunsten der Umwelt bereit sein, unseren Lebensstandard einzuschränken 1) 41 46 nem Lebensstandard zu machen, um 2) Es gibt Grenzen des Wachstums, die unsere industrialisierte Welt schon überschritten hat oder sehr bald erreichen wird. 1) Nach meiner Meinung wird das Umweltproblem in seiner Bedeutung stark übertrieben. 3) Umfrage 2000 Ich bin bereit, Abstriche von mei- m 65 w 66 die Umwelt zu schützen 2) 48 52 56,3 62,6 3) 24 21 18,9 17 Wissenschaft und Technik werden viele Umweltprobleme lösen, ohne dass wir unsere Lebensweise ändern müssen. 4) 38 49,2 Das meiste, was Wissenschaft und Technik hervorgebracht haben, schadet der Umwelt. 4) 41 29 Wenn ich Zeitungsberichte über Umweltprobleme lese oder entsprechende Fernsehsendungen sehe, bin ich oft empört und wütend. 1) 56 63 Tabelle 3.1: Umwelteinstellungen in den Umweltbewußtseinsumfragen 1998 und 2000 nach Geschlecht (in Prozent der Befragten) Quelle: Preisendörfer 1999: 141f.; Kuckartz 2000; eigene Berechnungen 1) Anteile stimme voll und ganz/stimme weitgehend zu Anteile sehr bereit/eher bereit 3) Anteile stimme überhaupt nicht zu 4) Anteile stimme eher nicht/stimme überhaupt nicht zu 2) Wie sich in der Tabelle zeigt, sind es in der neuesten Umfrage nicht mehr dieselben Aussagen, die signifikante Geschlechtsunterschiede zeigen. So hat sich die Meinung beider Geschlechter zum Umweltengagement von Politikern in der neueren Umfrage angeglichen. Auch sind Männer aktuell offenbar ebenso bereit wie Frauen, Abstriche an ihrem Lebensstandard für die Umwelt zu machen. Desweiteren haben sich die Zahlen der Männer und Frauen angeglichen, die das Umweltproblem in seiner Bedeutung übertrieben sehen. Geschlechtsunterschiede finden sich nach wie vor bei den Grenzen des Wachstums sowie der Beunruhigung über die Umweltverhältnisse, in denen Kinder aufwachsen müssen. Insgesamt ist tendenziell bei beiden Geschlechtern eher ein Ansteigen der Pro-Umwelt-Einstellungen gegenüber 1998 festzustellen. – 28 – Analog zu Preisendörfer wurde auch für die Umfrage 2000 eine Faktorenanalyse mit den Umweltbewußtseinsitems durchgeführt. Im weiteren Verlauf wurde ebenso wie bei Preisendörfer auf Basis von acht Ausgangsitems (ein Item wurde in der 2000er Befragung nicht mehr in der gleichen Weise erhoben) ein einfacher additiver Index gebildet14. Bei der Betrachtung dieses allgemeinen Umweltbewußtseinsindexes ergeben sich, wie auch schon bei Preisendörfer 1999, deutliche und signifikante Unterschiede dergestalt, dass bei Frauen ein stärkeres Umweltbewusstsein festzustellen ist. Risikowahrnehmung/Technikakzeptanz Die Befragten wurden aufgefordert zu beurteilen, wie gefährlich bestimmte Umweltprobleme für die eigene Person oder Familie sind. Bei der Beurteilung der Luftverschmutzung durch Autos oder durch die Industrie sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern weniger groß. Jedoch halten 41,2 % der Frauen die Gewässerverschmutzung für sehr oder äußerst gefährlich gegenüber 35,1 % der Männer. Auch der Treibhauseffekt wird von 27,9 % der Frauen als äußerst gefährlich eingestuft, nur 21,6 % der Männer sind dieser Meinung. Allgemein läßt sich feststellen, dass Frauen eher dazu neigen, in den Umweltproblemen Gefahren für sich und ihre Familie zu sehen als Männer. Auch die Einschätzung bestimmter Risikotechnologien war Thema der Befragung 2000: Die Gentechnologie wird von Frauen deutlich skeptischer beurteilt als von Männern. So halten 40,7 % der Frauen Gentechnologie für gefährlich, jedoch nur ein Drittel der Männer. Noch mehr Frauen, nämlich 47,5 %, sind nicht bereit, gentechnisch behandelte Lebensmittel zu kaufen, bei den Männern sind es 10 % weniger. 40 % der Frauen finden auch, dass der Staat im Bereich Gentechnik nicht genug tut, um die Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung zu gewährleisten (Männer 30,9 %). 56,9 % der Frauen, aber nur 44 % der Männer halten Atomenergie für sehr gefährlich. Dementsprechend finden es auch 45,9 % der Frauen richtig, dass ein Atomausstieg so schnell wie möglich geschehen soll (Männer: 38,6 %). 9,2 % der Männer sind ganz gegen einen Atomausstieg, gegenüber nur 3,6 % der Frauen. Wie sich bereits in der obigen Tabelle zu den Umwelteinstellungs-Aussagen zeigt, sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei Aussagen zur Technik besonders groß: Die Aussage „Wissenschaft und Technik werden viele Umweltprobleme lösen, ohne dass wir unsere Lebensweise ändern müssen.“ stößt bei 49,2 % der Frauen auf volle oder weitgehende Ablehnung, gegenüber 38 % der Männer. 14 Die Vorgehensweise und Ergebnisse sind in Anhang I.1 dargestellt – 29 – Die Aussage „Das meiste, was Wissenschaft und Technik hervorgebracht haben, schadet der Umwelt.“ wird mit 28,7 % der Frauen weit weniger abgelehnt als von den Männern (41,1 %). - Betrachtet man die geschlechtsspezifische Differenz bei der Risikowahrnehmung und Technikakzeptanz getrennt nach Zugehörigkeit zu den neuen bzw. alten Bundesländern, so stellt sich heraus, dass Geschlechtsunterschiede in den neuen Bundesländern bei weitem nicht so stark ausgeprägt, bzw. gar nicht vorhanden sind. Bemerkenswert ist ebenfalls, dass in Bezug auf die Technikakzeptanz sich die Männer der alten Bundesländer und die Frauen der neuen Bundesländer in ihrem Einstellungsmuster am ähnlichsten sind. alte Bundesländer „Wissenschaft und Technik werden viele Umweltprobleme lösen, ohne dass wir unsere Lebensweise ändern müssen.“ 1) „Das meiste, was Wissenschaft und Technik hervorgebracht haben, schadet der Umwelt.“ 2) neue Bundesländer m w m w 28 18 27 27 40 27 47 36 Tabelle 3.2: Einstellungen zu Technik und Umweltschutz nach Geschlecht und Ost-/ West (in Prozent der Befragten) Quelle: Kuckartz 2000; eigene Berechnungen 1) Anteile stimme voll und ganz/stimme weitgehend zu 2) Anteile stimme überhaupt nicht/stimme eher nicht zu Einstellung zu umweltpolitischen Maßnahmen Die Einschätzungen zahlreicher umweltpolitischer Themen und Maßnahmen zeigen teilweise deutliche Geschlechtsunterschiede: Nur 26,6 % der Frauen halten die bestehenden Umweltgesetze in Deutschland für ausreichend, gegenüber 38,7 % der Männer. Bei einer Bewertung der Fortschritte verschiedener umweltpolitischer Themenbereiche gibt es einige Themen, die von den Geschlechtern sehr ähnlich bewertet werden, z.B. der Naturschutz und der Bodenzustand. Hingegen finden sich deutliche Geschlechtsunterschiede bei den Themen Gewässerreinheit, Sauberkeit der Luft sowie Energieeinsparung. Frauen äußern sich hier überall deutlich negativer als Männer, indem sie deutlich weniger große Fortschritte in diesen Politikfeldern ausmachen. Beim Klimaschutz befinden Frauen tendenziell mehr als Männer, dass sich die Situation sogar noch verschlimmert habe (33,1 % der Frauen versus 29,9 % der Männer). Die Ökosteuer wird im allgemeinen von den Frauen positiver in ihren Wirkungen gesehen. Zu den folgenden Statements stimmen weniger Frauen als Männer zu: – 30 – - - „Die ökologische Steuerreform ist sozial ungerecht und dient lediglich dazu, beim Bürger abzukassieren.“ (28,9 % der Frauen und 34,7 % der Männer stimmen voll und ganz zu) „Die ökologische Steuerreform leistet keinen Beitrag zur Lösung der Umweltprobleme.“ (27,2 % der Männer und 20,8 % der Frauen stimmen voll und ganz zu) Umweltmentalitäten In Anlehnung an die von Poferl et al. entwickelten fünf Umweltmentalitäten (vgl. Kapitel 2.1.3), werden die Befragten gebeten, von fünf vorgegebenen Haltungen gegenüber dem Umweltschutz diejenige zu benennen, die am ehesten der eigenen Haltung entspricht. Von 52,7 % der Frauen und von 45,8 % der Männer wird hier die Haltung „Umweltfreundlich leben und Vorbild sein“ genannt. Noch deutlicher jedoch wird diese Haltung von Personen vertreten, die Kinder unter 6 Jahren haben, hier jeweils von 59 % der Frauen und 50 % der Männer. Insgesamt tendieren Männer etwas mehr zur Haltung „das Leben genießen“ (4,8 %) als Frauen (1,3 %). Allerdings zeigen hier wiederum die Männer mit Kindern unter 6 Jahren mit 1,8 % der Befragten (bei Frauen 1,2 %) eine ähnlich geringe Affinität zu dieser Einstellung. 6,6 % der Männer ohne Kinder vertritt jedoch diese Einstellung. Bei den anderen Haltungen finden sich kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Die umgekehrte Frage nach der Haltung, die am wenigsten den eigenen Vorstellungen entspricht, zeigt weniger Geschlechtsunterschiede. Die Haltung des „Umweltfreundlich Lebens“ erhält dabei von 6,7 % der Männer, aber nur von 3,9 % der Frauen die größte Ablehnung, wohingegen 64,4 % der Frauen die Haltung alles sei übertrieben, die Technik werde schon alle Probleme lösen am meisten ablehnen, gegenüber 60,8 % der Männer. Das Vorhandensein von Kindern unter 6 Jahren hat hierbei nur bei den Männern einen sichtbaren Einfluß. Nur 3,7 % der Männer mit Kindern diesen Alters lehnen die Haltung des „Umweltfreundlich Lebens“ am meisten ab, die Ablehnung der TechnikHaltung erhöht sich bei ihnen jedoch auf 62,4 %. Emotionale und tatsächliche Betroffenheit In einigen empirischen Studien wird bei den Frauen eine stärkere geäußerte emotionale Betroffenheit durch Umweltprobleme festgestellt als bei Männern (Preisendörfer 1999: 139). In der von Preisendörfer ausgeführten Sekundäranalyse nach Geschlecht waren die affektiven Aussagen, durch die Umweltbewußtsein gemessen wurde, jedoch nicht stärker geschlechtsspezifisch ausgeprägt als Aussagen auf der Ebene der Handlungsbereitschaft (ebd.:142). In der 2000er Befragung werden zwar die meisten Aussagen zur Handlungsbereitschaft nicht mehr abgefragt, jedoch zeigen sich bei den affektiven Aussagen die größten geschlechtsspezifischen Unterschiede (wie bereits oben in der Tabelle 3.1 deutlich wird): – 31 – - - Die Aussage „Es beunruhigt mich, wenn ich daran denke, unter welchen Umweltverhältnissen unsere Kinder und Enkelkinder wahrscheinlich leben müssen.“ erhält von 24 % der Männer und von 32,4 % der Frauen volle Zustimmung. „Wenn ich Zeitungsberichte über Umweltprobleme lese oder entsprechende Fernsehsendungen sehe, bin ich oft empört und wütend.“ erhält von 18,9 % der Männer volle Zustimmung, gegenüber 26,3 % der Frauen. Werden die Interviewten jedoch über die tatsächlich wahrgenommenen Belästigungen im eigenen Wohnumfeld befragt, lassen sich kaum geschlechtsspezifische Differenzen ausmachen. Frauen fühlen sich sogar tendenziell eher weniger gestört durch Umweltbelastungen. Sie geben häufiger an, sich überhaupt nicht gestört oder belästigt zu fühlen, insbesondere vom Schienenverkehrslärm und Flugverkehrslärm, aber auch vom Straßenverkehrslärm und von Fabrik-Abgasen oder -Abwässern. Interessant wäre es hier, die Belastung durch bodennahes Ozon im Sommer oder durch das Ozonloch in die Befragung mit einzubeziehen, da eine These wäre, dass sich insbesondere Frauen mit kleineren Kindern durch diese Umweltprobleme stärker beeinträchtigt fühlen. Ein Hinweis dazu, dass das Thema des bodennahen Ozons durchaus geschlechtsspezifische Differenzen in der Beurteilung beinhaltet, zeigt sich an einer anderen Stelle in der 2000er Befragung, an der die Interviewten darüber Auskunft geben sollen, welche Maßnahmen die Regierung gegen das bodennahe Ozon im Sommer durchführen sollte: Die Aussage, die Regierung brauche gar nichts gegen das Ozon zu tun, wird, trotz geringer Anzahl von Nennungen, von Männern mehr als doppelt so häufig genannt wie von Frauen. Alle anderen Maßnahmen erhalten deutlich mehr Nennungen von Frauen als von Männern, insbesondere ein befristetes Fahrverbot wird mit 496 deutlich mehr von Frauen genannt als von Männern (385 Nennungen), aber auch ein befristetes Tempolimit findet deutlich mehr Zustimmung bei den Frauen (550 Frauen gegenüber 467 Männer). Die Zustimmung zu bisher gängigen Maßnahmen, d. h. dem Rat, dass gefährdete Personengruppen den Aufenthalt im Freien meiden sollten, wurde in der Befragung nicht untersucht. Desweiteren wird wesentlich häufiger von Frauen als von Männern benannt, dass sie selbst oder eine Person ihres Haushalts oder ihres Freundeskreises von einer Allergie betroffen sind. Betroffen sind bei beiden Geschlechtern vor allem die Atemwege und die Haut. Die Aussage, dass allergische Erkrankungen umweltbedingt seien, zeigt bei Frauen mehr völlige Zustimmung (45,9 %) als bei Männern (37,7 %). Im Gegensatz dazu fällt bei der Frage nach Gesundheitsbelastungen durch Umweltprobleme auf, dass sich kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei den wahrgenommenen eigenen Belastungen durch Umweltprobleme ergeben. Allerdings äußern – 32 – sich Frauen pessimistischer bei der Einschätzung, wie sehr in 25 Jahren Gesundheitsprobleme durch Umweltbelastungen auftreten werden: 75,8 % der Frauen glauben, die Belastungen werden stark oder sehr stark sein, gegenüber 68,8 % der Männer. 3.2.2 Umwelteinstellungen und -verhalten in einzelnen Handlungsfeldern Recycling/Mülltrennung Das Thema Recycling/Mülltrennung wird in der 2000er Umfrage nicht mehr behandelt. Preisendörfer findet hier jedoch in seiner Nachauswertung deutliche Geschlechtsunterschiede. Frauen stimmen mehr der Aussage zu, dass wir bald in dem von uns produzierten Müll ersticken werden (46 % gegenüber 42 % der Männer), sie stimmen weniger den Aussagen zu, dass die Deutschen beim Recycling schon vorbildlich seien (44 % Männer, 40 % Frauen) und dass die Bedeutung des Recyclings in der Umweltdiskussion überbetont sei (19 % Männer, 14 % Frauen). Auf der Verhaltensebene zeigen sich noch deutlichere Differenzen. Frauen trennen alle Abfallfraktionen deutlich häufiger als Männer. Bei alleinlebenden Frauen im Vergleich zu alleinlebenden Männern ist der Unterschied sogar noch deutlich größer. So trennen z.B. 95 % aller Frauen Altglas und 80 % der alleinlebenden Frauen. Männer geben zu 90 % an, Glas zu trennen, von den alleinlebenden tun dies jedoch nur 73 %. Verkehr/Mobilität Die deutlichen geschlechtsspezifischen Unterschiede, die sich bereits in der Nachauswertung von Preisendörfer zeigen, werden in der 2000-er Umfrage bestätigt. - Autobesitz und -nutzung 1998 geben nur 37 % der Frauen an, dass sie über ein eigenes Auto verfügen gegenüber 69 % der Männer. Frauen nutzen das Auto insgesamt seltener (21 % der Frauen, aber 40 % der Männer nutzen an mehr als fünf Tagen in der Woche das Auto). Und Frauen mit eigenem Auto legen durchschnittlich weniger Jahreskilometer mit dem Auto zurück (7.900 km versus 13.800 bei Männern). Die gefragten Items unterscheiden sich in der 2000-er Befragung von der vorherigen, so dass hier leider kein unmittelbarer Vergleich möglich ist. Allerdings zeigen sich auch hier Unterschiede beim Autobesitz: 22,5 % der befragten Frauen geben an, dass bei ihnen kein Auto im Haushalt vorhanden ist, gegenüber nur 15,6 % der befragten Männer. 40,3 % der Autobesitzerinnen behaupten von sich, ein verbrauchsreduziertes Fahrzeug zu besitzen, aber nur 30,7 % der Autobesitzer. Betrachtet man die Verfügbarkeit eines Autos zusätzlich nach Altersgruppen, wie in Tabelle 3.3 dargestellt, so wird deutlich, dass sich in den mittleren Altersgruppen die Autoverfügbarkeit angleicht. Bei jüngeren Personen sind geschlechtsspezifische Differenzen sichtbar, am deutlichsten sind diese allerdings im Rentenalter. – 33 – Altersgruppen unter 30 Jahre 30 bis 49 Jahre 50 bis 64 Jahre 65 Jahre und älter kein Auto im Haushalt m w 22 28 13 14 12 19 22 58 Auto im Haushalt m w 78 72 87 86 88 81 78 42 Tabelle 3.3: Vorhandensein eines Autos im Haushalt nach Geschlecht und Altersgruppen (in Prozent der Befragten) Quelle: Kuckartz 2000; eigene Berechnungen Analysiert man die Altersgruppe der 30- bis 49-jährigen hinsichtlich des Vorhandenseins von Kindern bis 6 Jahren im Haushalt, so stellt sich heraus, dass bei den Männern der Anteil derjenigen, welche über ein Auto im Haushalt verfügen auf 91% steigt. Bei Frauen hingegen bleibt der Anteil bei 86%. Noch deutlicher werden geschlechtsspezifische Unterschiede, wenn man betrachtet, von wem das im Haushalt vorhandene Auto tatsächlich genutzt wird. So geben 63% der befragten Frauen mit Auto im Haushalt an, dass sie das Auto überwiegend selbst nutzen, bei den Männern hingegen sind es 84 %. - Nutzung anderer Verkehrsträger Bei der Häufigkeit der Nutzung anderer Verkehrsträger unterscheiden sich nach eigenen Angaben Männer und Frauen in der Nutzung der Deutschen Bahn und des Fahrrades, auch für Freizeitzwecke, kaum.15. Bei der Nutzung des Flugzeuges wird ein geschlechtsspezifischer Unterschied deutlich: Nur 7,6 % der Frauen geben an, im letzten Kalenderjahr mehrmals das Flugzeug genommen zu haben, gegenüber 12,2 % der Männer. Unklar bleibt hierbei, wieviele dieser Flüge beruflich bedingt waren. Auch die Verkehrsmittelwahl zur Erledigung größerer Haushaltseinkäufe unterscheidet sich zwischen den Geschlechtern. Von den insgesamt gegebenen Antworten (hier waren mehrere Antworten möglich) entfielen 56,3 % der Antworten von Frauen auf das Auto, bei den Männern hingegen 66,2 %. Hingegen werden von den Frauen häufiger der 15 Allerdings wurde bei diesen Fragen nach der eigenen Einschätzung der Häufigkeit der Verkehrsmittelnutzung gefragt (die vorgegebenen Antwortkategorien waren sehr häufig/häufig/manchmal/selten/nie), nicht nach der Angabe von konkreten Zahlen (z.B. einmal pro Woche/täglich etc.). In Abhängigkeit der Selbstverständlichkeit, mit der ein Verkehrsmittel genutzt wird, könnte es hierbei sein, dass die Einschätzung der Häufigkeit gleich bleibt, obwohl z.B. Frauen das Fahrrad häufiger nutzen als Männer. – 34 – ÖPNV (8,3 % der Frauen versus 4,5 % der Männer) und das Fahrrad (15,2 % der Frauen versus 11,5 % der Männer) genannt. Bei weiteren Fragen hinsichtlich des Verkehrsverhaltens zeigen sich noch deutlichere Geschlechtsunterschiede: Für den Arbeits- oder Schulweg nutzen 47,9 % der Männer niemals das Fahrrad oder den ÖPNV, hingegen nur 37 % der Frauen (16,6 % der Frauen „häufig“ versus 11,8 % der Männer). In die Stadt mit dem Auto bzw. innerhalb der Stadt mit dem Auto fahren 24,2 % der Männer immer, hingegen nur 17,4 % der Frauen („nie“ fahren 16,4 % der Männer und 23,1 % der Frauen). 47,3 % der Männer geben an, niemals freiwillig auf Bundesautobahnen Tempo 100 zu fahren, aber nur 34,5 % der Frauen (allerdings geben hier auch 19 % der Frauen an, dass sie diese Frage nicht beantworten können). Bei Fahrten bis zu einer Entfernung von 30 Kilometern geben 39,4 % der Männer an, nie den ÖPNV oder das Fahrrad zu benutzen, jedoch nur 31,6 % der Frauen. - Einstellung zu verkehrsberuhigenden Maßnahmen Auch auf der Einstellungsebene sind deutliche Unterschiede sichtbar. Obwohl die Items in der 2000er-Umfrage auch hier wieder nicht identisch sind, zeigt sich doch im Vergleich der beiden Befragungen 1998 und 2000, dass sich die Geschlechtsunterschiede im Verkehrsbereich nicht zu verringern scheinen. Preisendörfer findet 1998 bei 66 % der Männer, jedoch nur bei 59 % Frauen Zustimmung zu der Einstellung „Umweltschützer kritisieren zu einseitig nur die Autofahrer.“ (Preisendörfer 1999:142). Desweiteren zeigt sich bei Autobesitzerinnen eine deutlich höhere Zustimmung zu Tempo 130 auf Bundesautobahnen als bei Autobesitzern. In der 2000-er Umfrage zeigen sich beim Thema des Tempolimits die größten geschlechtsspezifischen Unterschiede: 50,2 % der Männer sind gegen ein Tempolimit auf Autobahnen, aber nur 29,4 % der Frauen. Bezieht man die Verfügbarkeit eines Autos im Haushalt in die Analyse mit ein, so bleibt bei den Befragten mit Auto die Differenz zwischen Männern und Frauen nahezu gleich, erhöht sich nur gegenüber der Gesamtheit der Befragten leicht (Männer 53,9%; Frauen 32,1%). Bei den Befragten ohne Auto reduziert sich die Geschlechterdifferenz hingegen. Nur ungefähr ein Fünftel der Frauen und 30,2% der Männer sind generell gegen eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Im Jahr 2000 findet sich auch bei der Beurteilung anderer verkehrspolitischer Maßnahmen zunächst überall ein deutlicher Geschlechtsunterschied: Frauen befürworten deutlich häufiger Maßnahmen, die den automobilen Verkehr einschränken (vgl. Tabelle 3.4 erste Spalte). – 35 – Differenziert man jedoch auch hier nach der Verfügbarkeit eines Autos im Haushalt, wie in der Tabelle 3.4 in der zweiten und dritten Spalte dargestellt, so zeigt sich, dass bei Männern und Frauen, die nicht über ein Auto verfügen, die Einstellungsdifferenzen nur noch sehr gering sind. Die Verfügbarkeit eines Autos führt zunächst bei beiden Geschlechtern zu einer ablehnenderen Haltung gegenüber verkehrspolitischen Maßnahmen. Bei Männern fällt diese Ablehnung jedoch deutlich größer aus. Folglich zeigen sich die größten Geschlechtsunterschiede dort, wo ein Auto im Haushalt vorhanden ist. Gesamt Zustimmung zu dem Item: „...dass in größeren Städten die Innenstadt weitgehend für den Autoverkehr gesperrt wird“ 1) „...dass in größeren Städten den Fußgängern mehr Platz zum Flanieren zur Verfügung steht“ 1) „...dass in größeren Städten Straßen für den Fahrradverkehr reserviert werden.“ 1) „...dass in reinen Wohngebieten mehr verkehrsberuhigte Bereiche eingerichtet werden.“ 1) „...dass in reinen Wohngebieten innerorts mit Ausnahme der Hauptverkehrsstraßen Tempo 30 gelten soll“ 1) kein Auto im Haushalt Auto im Haushalt M w m w m w 57 71 79 80 53 69 76 84 86 89 74 82 56 66 73 76 53 63 81 87 89 91 80 86 52 66 73 73 48 64 Tabelle 3.4: Zustimmung zu verkehrsberuhigenden Maßnahmen nach Geschlecht und Autobesitz (in Prozent der Befragten) Quelle: Kuckartz 2000; eigene Berechnungen 1) Anteile bin sehr dafür/bin dafür Die Existenz von Kindern unter 6 Jahren im Haushalt hat kaum Einfluß auf das Antwortverhalten bei denjenigen Männern und Frauen, die über kein Auto verfügen (siehe Anhang I.2). Bei denjenigen mit Auto jedoch zeigt sich, dass die Zustimmung zu verkehrsberuhigenden Maßnahmen sowohl bei Frauen mit Kindern unter 6 Jahren als auch bei Männern deutlich höher ist als bei den Frauen und Männern ohne Kinder. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bleiben jedoch erhalten. Frauen äußern sich zu dieser Frage deutlich zustimmender. - Einstellung zum Ausbau verschiedener Verkehrsträger In ihrer Meinung zum Ausbau verschiedener Verkehrsträger bestehen kaum Unterschiede zwischen Männern und Frauen bezüglich der Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene. Der Ausbau des ÖPNV oder des Fahrradnetzes hingegen, der eher die – 36 – von Frauen häufiger genutzten Verkehrsträger unterstützt, findet eine größere Zustimmung bei Frauen als bei Männern (45,7 % bzw. 40,4 % der Frauen versus 41,3 % bzw. 34,3 % der Männer). Befragt nach der Einstellung zum Bau des Transrapids, stimmen zwar deutlich weniger Frauen als Männer der Antwort „ich bin sehr dafür“ zu (14,1 % der Männer versus 6,1 % der Frauen) zu, aber sie lehnen den Transrapid nicht deutlicher ab als Männer, dafür sind ihre „weiß nicht“-Antworten mehr als doppelt so hoch wie die der Männer (13,4 % der Männer, 28,7 % der Frauen). Eindeutig sprechen sich Frauen mehr als Männer für einen autofreien Tag aus (62,9 % der Frauen sind sehr oder eher dafür versus 56 % der Männer). Konsum Die konsumbezogenen Verhaltensitems der beiden Umfragen 1998 und 2000 unterscheiden sich in vielen Fällen. Dennoch läßt sich in Bezug auf Geschlechtsunterschiede das Ergebnis Preisendörfers, dass Frauen in allen abgefragten Verhaltensitems sich als umweltbewußter zeigen als Männer (1999: 143) grundsätzlich durch die 2000er Befragung bestätigen. Eine Ausnahme findet sich hier allerdings beim Kauf wiederaufladbarer Batterien. Während 1998 hier noch kaum Geschlechtsunterschiede vorfindbar waren, wird dies im Jahr 2000 von Männern deutlich häufiger praktiziert. In der Tabelle 3.5 werden beide Umfrageergebnisse gegenübergestellt. – 37 – Umfrage 1998 m w Umfrage 2000 m w Ich achte auf Produkte mit wenig Verpackungsmaterial. 1) 37 52 Ich kaufe Artikel, zu denen es eine Nachfüllpackung gibt. 3) 67,7 76,9 Ich kaufe Obst und Gemüse aus der Region/Saison .1) 57 72 Ich kaufe Früchte und Gemüse der Jahreszeit entsprechend. 3) 78,5 84,8 Ich achte auf Verpackungshinweise zur Umweltverträglichkeit. 1) 38 49 Ich kaufe Getränke in Pfandflaschen. 1) 54 59 Ich kaufe Getränke in Dosen. 3) 17,2 10,9 Zurücklassen der Verpackung im Geschäft. 1) 67 71 Ich packe Waren schon im Laden aus. 3) 21 27 Achten auf Produkte mit Blauem Engel. 2) 42 45 2) 38,2 42,5 Ich kaufe wiederaufladbare Batterien. 1) 37 38 3) 57,3 50 Ich kaufe Fleisch und Gemüse mit Bio-Zeichen. 3) 23,8 32,9 Ich kaufe Fertiggerichte. 3) 25,1 16,8 Ich kaufe Kleidung und Textilien aus reinen Naturfasern. 3) 53,5 63,7 Ich kaufe ungebleichtes und ungefärbtes Toilettenpapier. 3) 50,1 55,3 Ich kaufe Möbel aus einheimischen Hölzern. 3) 44,4 47,3 Tabelle 3.5: Umweltrelevantes Konsumverhalten in den Umfragen 1998 und 2000 nach Geschlecht (in Prozent der Befragten) Quelle: Preisendörfer 1999:143f.; Kuckartz 2000; eigene Berechnungen 1) Anteile immer/oft 2) Anteile „Ja, ich achte darauf“ 3) Anteile immer/häufig Die Tabelle zeigt auch, ähnlich wie bei den Umwelteinstellungen in Kapitel 3.2.1, dass einige Umweltverhaltensweisen inzwischen mehr umgesetzt werden, und zwar sowohl von Frauen als auch von Männern. So achten die Befragten nach eigenen Angaben häufiger auf Obst und Gemüse aus der Region. Hier scheint sich auch der Geschlechtsunterschied verringert zu haben. Auch der Kauf von wiederaufladbaren Batterien hat deutlich zugenommen. Demgegenüber hat das Zurücklassen der Verpackung im Geschäft seit 1998 insgesamt stark an Bedeutung verloren, allerdings werden im Jahr 2000 sehr viele Nachfüllpackungen gekauft. – 38 – Auch bezogen auf die Preisbereitschaft für umweltfreundlichere Angebote kommen beide Umfragen zu denselben Ergebnissen. Preisendörfer stellt fest, dass die geschlechtsspezifischen Unterschiede unter 5 Prozentpunkten bleiben (1999:142). Die Umfrage 2000 zeigt ebenfalls nur wenig Geschlechtsunterschiede. Frauen zeigen sich zwar eher bereit, Mehrausgaben für Produkte mit dem Blauen Engel oder fair gehandelte Produkte zu tätigen, höhere Steuern für Umweltschutz zu bezahlen und auch Abstriche im Lebensstandard hinzunehmen, aber die Unterschiede bleiben weit unter 5 Prozentpunkten. Sind jedoch Kinder unter 6 Jahren im Haushalt, so ist die Bereitschaft, mehr Geld für Produkte mit dem Blauen Engel, Fair Trade-Produkte oder Haushaltsgeräte mit niedrigem Energieverbrauch auszugeben höher als beim Durchschnitt der Befragten. Männer mit Kindern unter 6 Jahren zeigen hier sogar eine geringfügig größere Bereitschaft als Frauen, besonders deutlich wird dies in Bezug auf energiesparende Haushaltsgeräte, hier ist die Bereitschaft, mehr auszugeben bei den Männern mit kleinen Kindern mit 26,6 % deutlich größer als bei den Frauen (21,7 %). Energie- und Wassersparverhalten Für das Energie- und Wassersparverhalten lassen sich weder 1998 noch im Jahr 2000 deutliche geschlechtsspezifische Differenzen feststellen. Lediglich das Verhalten, beim Einseifen das Wasser abzudrehen, zeigen in der 1998-er Befragung mit 52 % mehr Frauen als Männer (46 %). Bei den Items „Duschen statt Baden“, „Lüftungsverhalten im Winter“ sowie „die Heizung drosseln beim Verlassen der Wohnung“ sind kaum Unterschiede sichtbar. Frauen achten jedoch nach eigener Einschätzung mehr als Männer auf niedrigen Energieverbrauch beim Kauf eines Haushaltsgerätes (52,8 % der Männer mit „ja“ versus 57 % der Frauen). Ihre Preisbereitschaft, für entsprechende Geräte mehr zu bezahlen, ist allerdings kaum höher als die der Männer. In der 2000er Umfrage wird zudem noch die Bekanntheit und die Nutzung von Ökostrom erfragt. Auch hier bleiben die Geschlechtsunterschiede überall deutlich unter 5 %. An den Zahlen läßt sich nur ablesen, dass es Frauen eher als Männer vorstellbar finden, in Zukunft Ökostrom zu beziehen (46,5 % der Männer versus 49,3 % der Frauen) und Frauen sich weniger entschieden gegen den Bezug von Ökostrom äußern (45 % der Männer werden keinen Ökostrom beziehen, 41,5 % der Frauen). Engagement für den Umweltschutz Entgegen dem Ergebnis der 1998-er Befragung, in der ein höherer Anteil von Frauen sich in Umweltschutzgruppen engagierte, sind im Jahr 2000 Frauen tendenziell sogar weniger als Männer in einer Umweltgruppe oder Umweltorganisation engagiert (8,5 % der Männer gegenüber 7 % der Frauen). – 39 – Zusammenfassung: Umweltverhalten in verschiedenen Handlungsfeldern Die bezüglich einzelner Handlungsfelder abgefragten Verhaltensitems wurden zusätzlich einer Faktorenanalyse unterzogen. Auf Basis der ermittelten Verhaltensitems wurden Indizes gebildet. Für Verkehr und Energie wurde jeweils ein additiver Index gebildet und analog zum Bewusstseinsindex standardisiert. Für den Bereich Konsum mußten aufgrund der Faktorenanalyse zwei Indizes gebildet werden, einer für umweltschädigendes, einer für umweltfreundliches Verhalten (zur Darstellung des Vorgehens sowie der Einzelergebnisse vergleiche Anhang I.3). Auch hier zeigt sich deutlich bei einer Analyse nach Geschlecht, dass sich Frauen im Bereich Verkehr und Konsum umweltschonender verhalten als Männer. 3.2.3 Biographischer Bruch: Kinder unter 6 Jahren im Haushalt Preisendörfer untersucht in seiner Nachauswertung der 1998-er Befragung die These, dass die Existenz von Kindern das Umweltbewußtsein erhöht. Dies bezeichnet er als „Schattenthese“, da Kinder gleichsam den Schatten der Zukunft auf die Gegenwart werfen, weil sie die Eltern dazu veranlassen, die Zukunft ihrer Kinder mitzubedenken. Preisendörfer unterscheidet zwischen Befragten mit Kindern unter 18 Jahren und solchen ohne Kinder im Haushalt. Er findet dabei keine signifikanten Unterschiede auf der Einstellungsebene, mit Ausnahme des verkehrsbezogenen Umweltbewußtseins, das bei Personen mit Kindern etwas höher liegt (1999: 146ff). Deutlichere Unterschiede sind auf der Verhaltensebene erkennbar, Personen mit Kindern trennen häufiger ihren Müll und zeigen auch im Einkaufs- und Konsumbereich ein stärkeres Umweltverhalten. Allerdings schneiden Personen mit Kindern beim verkehrsbezogenen Umweltverhalten deutlich schlechter ab. Preisendörfer überprüft desweiteren, ob es einen sogenannten „Motherhood-Effekt“ gibt, d.h. ob Kinder hauptsächlich bei Frauen, nicht jedoch bei Männern als Schatten der Zukunft wirken. Er findet jedoch keinen Motherhood-Effekt auf der Einstellungsebene, Männer mit Kindern äußern sich speziell im Bereich Verkehr sogar umweltbewußter als Frauen mit Kindern. Beim Verhalten ist bei den Frauen allerdings im Bereich Einkaufen/Konsum sowie Recycling ein signifikanter Effekt von Kindern sichtbar. Demgegenüber schneiden Männer mit Kindern gerade im Verkehrsverhalten schlechter ab als solche ohne und weisen damit eine gravierende Inkonsistenz zu ihren geäußerten Einstellungen auf (1999: 146ff). Diese Untersuchungen Preisendörfers wurden anhand der Daten der 2000er Umfrage noch einmal nachvollzogen und teilweise spezifiziert. – 40 – Kinder und Umweltbewußtsein16 Zunächst wurde der gebildete standardisierte Umweltbewußtseinsindex der Umfrage 2000 differenziert nach der Existenz von Kindern unter 18 Jahren im Haushalt ausgewertet. Übereinstimmend mit den Ergebnissen Preisendörfers hat auch im Jahr 2000 alleine die Existenz von minderjährigen Kindern im Haushalt nahezu keine Auswirkungen auf das Umweltbewusstsein. Unterscheidet man weiterhin nach Geschlecht, so treten ebenfalls, analog zu den Ergebnissen Preisendörfers, keine deutlichen Unterschiede zutage. Allerdings ist hier eine Tendenz abzulesen, dass Mütter ein etwas stärkeres Umweltbewusstsein an den Tag legen als Frauen allgemein, bei Vätern sich allerdings das Umweltbewusstsein im Vergleich zu anderen Männern nicht verändert. Zunächst läßt sich also auch für das Jahr 2000 die Schattenthese sowie die Existenz eines Motherhood-Effekts widerlegen. In unserer Analyse haben wir jedoch zudem nach der Anzahl sowie dem Alter der Kinder im Haushalt differenziert. Bei diesem Vorgehen zeigt sich, dass die Anzahl der Kinder einen gewissen Einfluß auf das allgemeine Umweltbewusstsein hat. Bei Personen mit drei und mehr Kindern läßt sich das am stärksten ausgeprägte Umweltbewusstsein feststellen. Differenziert man zusätzlich nach Geschlecht, so wird erkennbar, dass das Umweltbewusstsein bei Frauen mit der Anzahl der Kinder im Haushalt ansteigt. So haben Frauen mit drei und mehr Kinder das am stärksten ausgeprägte Umweltbewußtsein. Bei Männern ist diese Tendenz ebenfalls abzulesen, wird allerdings durch die Familienväter von zwei Kindern unterbrochen, die ein noch geringeres Umweltbewußtsein aufweisen als Väter mit einem Kind. Eine genauere Betrachtung der Befragten mit Kindern unter 6 Jahren im Haushalt zeigt zudem, dass sowohl Männer als auch Frauen mit Kindern bis 6 Jahren im Haushalt umweltbewusster sind als diejenigen ohne Kinder in diesem Alter. Folglich handelt es sich um einen „Parenthood-Effekt“. Es sind zwar die Frauen mit Kleinkindern, die allgemein das größte Umweltbewußtsein aufweisen, jedoch zeigt sich, dass der „FatherhoodEffekt“ bei den Männern sogar noch leicht größer zu sein scheint als bei den Frauen, denn das Umweltbewußtsein junger Väter steigt im Vergleich zu allen Männern der Befragung mehr an als das junger Mütter im Vergleich zu allen Frauen. 16 Die Ergebnisse der folgenden statistischen Analysen finden sich in Anhang I.4. – 41 – Kinder und Umweltverhalten17 Differenziert man die gebildeten Verhaltensindizes nach dem Vorhandensein von Kindern im Haushalt, so zeigt sich, dass Kinder im Haushalt zu einem umweltschädlicheren Verkehrsverhalten und zu einem umweltschonenderen Konsumverhalten führen. Auf das Energieverhalten scheinen Kinder keinen Einfluss zu haben. Die Auswirkungen von Kindern sind zudem bei beiden Geschlechtern ähnlich. Insgesamt zeigt sich, dass Männer ohne Kinder das umweltschädlichste Konsumverhalten aufweisen. Werden auch beim Umweltverhalten lediglich Befragte mit Kindern unter 6 Jahren betrachtet, so findet sich, dass das Verkehrsverhalten dieser Personen sogar noch umweltschädigender ist als das derjenigen mit Kindern. Auch das Energieverhalten ist tendenziell umweltschädigender. Umweltfreundliche Konsumverhaltensweisen werden hingegen mehr praktiziert und umweltschädigende Konsumverhaltensweisen deutlich häufiger unterlassen. Betrachtet man auch hier wieder die Unterschiede nach Geschlecht, so zeigt sich, dass sowohl Männer als auch Frauen mit Kindern unter 6 Jahren ein noch umweltschädigenderes Verkehrsverhalten zeigen als Männer und Frauen mit Kindern allgemein. Desweiteren weisen insbesondere die Frauen mit Kindern unter 6 Jahren ein umweltschädigenderes Energieverhalten auf als die entsprechenden Männer, deren Verhalten kaum vom Durchschnitt aller Befragten abweicht. Demgegenüber werden umweltfreundliche Konsumverhaltensweisen wiederum von diesen Männern und Frauen häufiger praktiziert, wobei die Existenz kleiner Kinder bei den Männern im Vergleich mit allen Männern sogar noch deutlichere Auswirkungen zeigt als bei den Frauen. Zusammenfassung Zusammenfassend findet sich bei der Berücksichtigung der Existenz von Kindern unter 6 Jahren in Bezug auf das Umweltbewußtsein die „Schattenthese“ klar bestätigt. Desweiteren zeigt sich analog zu Preisendörfer, dass es beim Umweltbewußtsein bei beiden Geschlechtern einen „Parenthood“-Effekt gibt, der sogar bei den Männern noch größer zu sein scheint, wenngleich Frauen mit Kindern unter 6 Jahren insgesamt das höchste Umweltbewußtsein aufweisen. Wie differenziert die Ergebnisse auf der Verhaltensebene sind, zeigt ein Überblick in der Tabelle 3.6. 17 Die Ergebnisse der folgenden statistischen Analysen finden sich in Anhang I.5. – 42 – Männer Frauen Allgemein Ohne Kinder Mit Kindern unter 6 Jahren Allgemein Ohne Kinder Mit Kindern unter 6 Jahren Umweltverhalten Verkehr 1) 15,14 14,65 15,63 14,13 13,65 14,75 Energie 1) 10,38 10,53 10,31 10,31 10,17 10,74 Konsum 1 1) 13,30 13,42 12,66 12,78 13,03 12,33 Konsum 2 2) 15,52 14,76 15,84 16,23 15,89 16,08 Umweltbewußtsein allgemein 3) 10,79 10,78 10,30 10,25 10,31 9,89 Tabelle 3.6: Umweltbewußtsein und Umweltverhalten nach Geschlecht und Existenz von Kindern (Mittelwerte der standardisierten Indizes18) Quelle: Kuckartz 2000, eigene Berechnungen Kursiv = umweltschädlichstes Verhalten bzw. Bewußtsein Fett = umweltfreundlichstes Verhalten bzw. Bewußtsein 1) Ein niedriger Wert bedeutet umweltfreundliches Verhalten 2) Ein niedriger Wert bedeutet umweltschädliches Verhalten 3) Ein niedriger Wert bedeutet ein hohes Umweltbewußtsein Es wird deutlich, dass Männer ohne Kinder das geringste Umweltbewußtsein aufweisen, Frauen mit Kindern unter 6 Jahren hingegen das ausgeprägteste. Das umweltfreundlichste Verkehrsverhalten findet sich hingegen bei Frauen ohne Kinder, das umweltschädlichste bei Männern mit Kindern unter 6 Jahren. Auch beim Energieverhalten schneiden Frauen ohne Kinder am besten ab, diejenigen mit Kindern unter 6 Jahren jedoch am schlechtesten. Letztere zeigen wiederum das umweltfreundlichste Einkaufsund Konsumverhalten, welches bei den Männern ohne Kinder am schlechtesten ist. Weder die Schattenthese noch der Parenthood-Effekt trifft folglich für das Verkehrsverhalten zu. Für das Einkaufs- und Konsumverhalten werden jedoch beide bestätigt, allerdings für beide Geschlechter, mithin gibt es auch einen Fatherhood-Effekt. Eine Ausnahme bildet hier wiederum das Energiesparverhalten, hier trifft der Parenthood-Effekt nicht zu. 18 Zur Bildung der einzelnen Indizes siehe Anhang I.1 und I.3 – 43 – Offensichtlich trifft das höhere Umweltbewußtsein bei Müttern und Vätern kleinerer Kinder beim Verkehrs- und Energieverhalten auf Umsetzungsprobleme, die wahrscheinlich durch die speziellen Bedürfnisse kleiner Kinder (z.B. im Bereich Energie durch den hohen Wärmebedarf sehr kleiner Kinder) und die Änderung der Lebenssituation der Eltern entstehen (z.B. im Bereich Mobilität durch ein kinderwagenunfreundliches ÖPNV-Angebot). Kinder und Zukunftserwartungen 30,4% derjenigen, bei denen Kinder im Haushalt leben, geben an, dass sie voll und ganz beunruhigt sind bei dem Gedanken, unter welchen Umweltbedingungen ihre Kinder und Enkel einmal leben müssen. Bei den Befragten mit Kindern bis zu 6 Jahren sind es sogar 36%. Von den Befragten ohne Kinder im Haushalt hingegen sind nur 26% über diese Vorstellung sehr beunruhigt. Bezieht man nun noch das Geschlecht mit ein, so sind am stärksten die Frauen mit Kindern unter 6 Jahren beunruhigt (38%), dicht gefolgt von den Männern mit Kindern bis zum Vorschulalter (33%). Von den Frauen ohne Kinder stimmen 28% voll und ganz zu, dass sie beunruhigt sind über die Zukunftsperspektive der nachfolgenden Generationen. Am wenigstens beunruhigt äußern sich Männer ohne Kinder (nur 24% sind voll und ganz beunruhigt). Im Durchschnitt, über alle Befragten hinweg, zeigen sich wenig Unterschiede in den Zukunftserwartungen zwischen beiden Geschlechtern. Einen größeren Einfluß als das Geschlecht scheint hier das Vorhandensein kleiner Kinder zu haben: Männer und Frauen mit Kindern unter 6 Jahren sind deutlich pessimistischer in Bezug auf die Umweltsituation in 20 bis 50 Jahren. 93,5 % der Männer und 92 % der Frauen glauben, dass die globale Umweltverschmutzung eher oder bestimmt zunehmen wird, gegenüber 87,5 % aller Frauen und 86,5 % aller Männer. Auf Männer scheint das Vorhandensein von Kindern hier sogar einen leicht größeren Einfluß zu haben. Ähnliches gilt für die Erwärmung des Klimas. 50,9 % der Frauen und 50 % der Männer mit Kindern unter 6 Jahren sind der Meinung, dass es in den nächsten 20 bis 50 Jahren bestimmt eine spürbare Erwärmung des Klimas geben wird. Im Durchschnitt sind dies nur 42,7 % aller befragten Frauen und 41,2 % der Männer. Frauen mit Kindern unter 6 Jahren sind zu 81,4 % sind der Meinung, dass in 20 bis 50 Jahren die Trinkwasserversorgung eher oder bestimmt knapper wird (Durchschnitt der Frauen bei 75,4 %), gegenüber 68,5 % der Männer mit Kindern unter 6 Jahren. Letztere äußern sich sogar leicht positiver als die Männer im Durchschnitt (71,4 %). – 44 – Für die in der Erhebung gestellten Fragen bezüglich der Zukunftseinschätzungen wurde ebenfalls eine Faktorenanalyse19 durchgeführt. Hierbei kristallisierten sich zwei latente Einstellungen heraus: Einerseits ein eher pessimistischer Blick in die Zukunft und andererseits eine eher optimistische Zukunftsperspektive. Die geschlechtsspezifische Analyse zeigt, dass Frauen überdurchschnittlich pessimistischer und Männer optimistischer in Bezug auf umweltrelevante Themen in die Zukunft blicken. Die Existenz von Kindern bis 6 Jahren im Haushalt führt zu einer signifikant pessimistischeren Haltung, wobei sich diese Haltung eindeutig den Frauen mit Kindern in dieser Altersgruppe zuschreiben lässt. Blick in die Zukunf Zukunftspessimismus Zukunftsoptimismus Frauen (mit Kindern bis 6 J.) Männer (mit Kindern bis 6 J.) Frauen (gesamt) Männer (gesamt) -0,2 -0,1 -0,1 schwächer ausgeprägt 0 0,05 0,1 0,15 0,2 0,25 stärker ausgeprägt Graphik 3.1: Abweichung von der durchschnittlichen Zukunftsperspektive nach Geschlecht und Kindern unter 6 Jahren Quelle: Kuckartz 2000, eigene Berechnungen 19 Für eine genauere Beschreibung der Faktorenanalyse sowie der Ergebnisse siehe Anhang I.6 – 45 – 3.3 Aufbereitung der Ergebnisse für Umweltkommunikation und -bildung Die Umweltbewußtseinsumfragen bilden gesellschaftliche Trends und Einstellungen ab, die als Basisinformationen für die Umweltpolitik von großer Relevanz sind. Sie sind jedoch nicht speziell mit Blick auf Umweltkommunikation und Umweltbildung konzipiert. In der 2000er Umfrage findet sich erstmalig der Themenbereich des Informationsverhaltens wieder. Wissen über das Informationsverhalten spielt für eine erfolgreiche Umweltkommunikation, insbesondere für das Erreichen der AdressatInnen eine zentrale Rolle. Seitens der Umweltbildung sollte vor allem an bestehendem Wissen, aber auch an Wissensdefiziten angeknüpft werden. Die empirischen Ergebnisse zum Informationsverhalten sowie dem Umweltwissen der Bevölkerung werden im nachfolgenden dargestellt, bevor daraus Schlußfolgerungen für Umweltkommunikation und -bildung gezogen werden. 3.3.1 Informationsverhalten Mediennutzung Bei der Häufigkeit der Nutzung von Informationsquellen zum Thema Umweltschutz unterscheiden sich Männer und Frauen nur geringfügig. Insgesamt läßt sich eine Tendenz erkennen, dass Frauen alle Medien weniger für dieses Thema nutzen als Männer. Keine geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Nutzungshäufigkeit sind beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen, beim Hörfunk und bei persönlichen Gesprächen mit Bekannten zu erkennen. Männer nutzen hingegen das private Fernsehen und die Regionalpresse etwas häufiger als Frauen (die Unterschiede bleiben jedoch unter 5 Prozentpunkten). Wochenzeitschriften werden von 36,7 % der Frauen, hingegen nur von 31, 6 % der Männer gar nicht genutzt. Die deutlichsten Unterschiede gibt es bei der Nutzung der überregionalen Tageszeitungen, die nur von 14, 6 % der Frauen sehr oft oder oft genutzt wird, hingegen von 21,8 % der Männer (52,1 % der Frauen und 38,3 % der Männer nutzen sie nie), sowie bei der Nutzung von Fachzeitschriften, die von 56,5 % der Frauen und von 45,6 % der Männer nie gelesen werden. Zudem unterscheiden sich die Geschlechter in der Nutzung des Internet. Bei 30,7 % der Männer ist ein Internetzugang im Haushalt vorhanden, jedoch nur bei 21,9 % der Frauen. Bei der Nutzung zeigen sich noch deutlichere Unterschiede: 43,2 % der Frauen mit Internetanschluß im Haushalt nutzen dieses Medium nie, hingegen nur 26,6 % der Männer. Glaubwürdigkeit von Informationsquellen Bezüglich der Glaubwürdigkeit der jeweiligen Informationsquellen äußern sich Männer und Frauen sehr ähnlich. Es ist lediglich eine leichte Tendenz festzustellen, dass Frauen – 46 – sich bei Fernsehen, Radio und Zeitungen leicht skeptischer äußern als Männer, hingegen Bekannten etwas mehr Vertrauen schenken. Die Differenzen bleiben jedoch weit unter 5 %. Bewertung der Umweltberichterstattung in den Medien Bezüglich der Häufigkeit der Berichterstattung in den Medien über Umweltthemen tendieren Frauen eher zu der Aussage, dass „eher zu wenig“ über Umweltthemen berichtet wird (45,4 % der Frauen versus 41,5 % der Männer). Die Qualität der Umweltberichterstattung wird von den Männern deutlich besser beurteilt: 31,1 % der Männer beurteilen diese als sehr gut und gut, hingegen nur 23,4 % der Frauen. 3.3.2 Umweltwissen Einige empirische Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Frauen ein geringeres Umweltwissen haben als Männer (vgl. Auflistung in Preisendörfer 1999:168). Auch Preisendörfer kommt in seiner Nachauswertung der 1998er Umfrage zu dem Ergebnis, dass es ein Wissensdefizit bei den Frauen gibt (ebd.:171), er fügt jedoch hinzu, dass die Unterschiede umso größer sind, je mehr sich die Wissensfragen auf naturwissenschaftliche Sachverhalte beziehen. Hier wird die wichtigste Kritik seitens der feministischen Umweltforschung am Konzept des Umweltwissens deutlich: Empirisch wird dieses meistens nur als naturwissenschaftliches Faktenwissen, nicht jedoch als alltagsrelevantes Wissen operationalisiert und erhoben. In der 2000er Befragung wird Umweltwissen nicht mehr als eigenes Feld abgefragt. Dies mag auch darin begründet liegen, dass sich bisher kaum Einflüsse des Umweltwissens auf Umwelteinstellungen und -verhalten nachweisen ließen. Trotzdem sind einige Fragen im Jahr 2000, insbesondere die nach der Bekanntheit politischer Maßnahmen oder Angebote, im Sinne eines Umweltwissens zu interpretieren. So ist z.B. 83,7 % der Männer, aber nur 72,1 % der Frauen die Diskussion um eine ökologische Steuerreform bekannt. Auch das Konzept der nachhaltigen Entwicklung kennen Männer mit 16 % mehr als Frauen (12,2 %). Der Blaue Engel ist insgesamt den Frauen weniger bekannt als den Männern (25,5 % der Frauen ist er unbekannt, aber nur 22,5 % der Männer). Die Frage danach, woran man ein umweltfreundliches Produkt erkennen kann, beantworten jedoch 16,8 % der Männer mit „weiß nicht“, aber nur 13,5 % der Frauen. Hier wissen auch deutlich mehr Frauen als Männer, dass man ein umweltfreundliches Produkt am Blauen Engel erkennt (53,2 % der Frauen versus 46,8 % der Männer). Frauen scheinen somit zwar den Blauen Engel weniger zu kennen, wissen aber häufiger darüber Bescheid, was er bedeutet. Im allgemeinen läßt sich feststellen, dass die „weiß nicht“-Antworten bei der Bekanntheit oder Einschätzung von Polititkkonzepten häufiger von Frauen stammen. Männer kennen hingegen seltener die Bedeutung von alltagsrelevanten Labels (wie z.B. Blauer Engel, Bio). Um jedoch eine Einschätzung darüber geben zu können, wieviel alltäglich – 47 – relevantes Umweltwissen bei Männern und Frauen tatsächlich vorhanden ist, reichen diese Items noch nicht aus. Es fehlt nach wie vor an einer Operationalisierung eines solchen Umweltwissens. 3.3.3 Zusammenfassung Will man insbesondere Frauen mit Umweltthemen erreichen, so scheinen weder Tageszeitungen, noch Fachzeitschriften noch das Internet eine gute Wahl, da diese Medien von Frauen mehrheitlich nicht genutzt werden. Allerdings kommt es bei der Wahl des Mediums stark darauf an, welches Thema befördert werden soll und welche Zielgruppe speziell erreicht werden soll. Die Aufnahme des Themas Informationsverhalten in die repräsentative Bevölkerungsumfrage seitens der Umweltkommunikation ist insgesamt zu begrüßen, muß jedoch noch deutlicher ausdifferenziert werden, um praktische Anwendungsmöglichkeiten für die Umweltkommunikation liefern zu können. Im Bereich des Umweltwissens zeigt die Befragung, dass Kenntnisse über die Bedeutung von Labels immer noch nicht sehr verbreitet sind. Insbesondere sind die Bedeutung von „Bio“ und „Öko“ einem Großteil der Bevölkerung, mehr Männern als Frauen, nicht bekannt. Hierin liegen also nach wie vor Herausforderungen für die Umweltbildung und -kommunikation. Das auch in der Studie festgestellte deutliche Kommunikationsdefizit des Nachhaltigkeits-Konzepts wurde bereits wiederholt beschrieben und durch verschiedenartigste Ansätze anzugehen versucht (vgl. Lass/Reusswig 2000). – 48 – 4. Sekundärauswertung der Studie „Haushaltsexploration der Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen nachhaltiger Konsummuster und Verhaltensstile“ Das Forschungsprojekt „Haushaltsexploration der Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen nachhaltigen Konsumverhaltens (einschließlich einer Evaluation der hemmenden und fördernden Faktoren)“20 war Teil eines Demonstrationsvorhabens des Umweltbundesamtes zur „Fundierung und Evaluierung nachhaltiger Konsummuster und Verhaltensstile“. In diesem Projekt wurden mittels einer qualitativen Befragung von 100 Personen in privaten Haushalten bezüglich ihrer Konsumleitbilder und ihres Konsumverhaltens relevante Konsumstile identifiziert und Ansätze zu einer Ökologisierung von Konsumstilen erarbeitet. Die Ergebnisse mündeten einerseits in Vorschläge für eine konsumstilspezifische Verbraucherberatung, andererseits in eine Liste zielgruppenspezifischer Konsumangebote, die insgesamt zu nachhaltigem Konsum beitragen. Auf Basis der qualitativen Befragung der Haushalte wurden zunächst verschiedene Konsum-Orientierungen identifiziert. Konsumorientierungen können als motivationale Ansatzpunkte für nachhaltigen Konsum wirken, sie können aber auch hemmende Faktoren darstellen21. In diesem Sinne sind sie zentral für die Entwicklung von erfolgreichen Ökologisierungsstrategien. Empirisch vorfindbare Muster verschiedener KonsumOrientierungen in Verbindung mit Kriterien der sozialen Lage der Haushalte führten zur Entwicklung einer Typologie von 10 Konsumtypen: Typ 1: Typ 2: Typ 3: Typ 4: Typ 5: Typ 6: Typ 7: Typ 8: Typ 9: Typ 10: die durchorganisierten Ökofamilien die kinderlosen Berufsorientierten die jungen Desinteressierten die Alltags-Kreativen die Konsum-Genervten die Ländlich-Traditionellen die schlecht gestellten Überforderten die unauffälligen Familien die aktiven SeniorInnen die Privilegierten22 20 Nachfolgend wird die Studie kurz als "Konsumstile-Studie" bezeichnet. 21 Eine Liste der in der Studie identifizierten motivationalen Ansatzpunkte der einzelnen Konsumtypen findet sich in Anhang II. 22 Eine Kurzbeschreibung dieser Typologie findet sich in Anhang III. – 49 – In Verbindung mit Daten des Konsumniveaus und der Konsumausstattung, die durch einen Fragebogen (sog. Konsumerfassungsbogen) erhoben worden waren, wurden hieraus 10 Konsumstile gebildet. Diese Konsumstile wurden im folgenden anhand ähnlicher Konsum-Orientierungen nochmals zu 4 Zielgruppen zusammengefaßt: Zielgruppe 1: die Umwelt-Ansprechbaren Zielgruppe 2: die Überforderten Zielgruppe 3: die Privilegierten Zielgruppe 4: die Traditionellen. Für diese Zielgruppen wurden abschließend Ökologisierungs-Strategien entwickelt, die an den vorfindbaren motivationalen Ansatzpunkten anknüpfen. Diese wurden durch Gruppendiskussionen mit Personen aus der entsprechenden Zielgruppe überprüft und weiterentwickelt (vgl. Empacher et al. 2000). 4.1 Vorgehen und Methodik der Sekundärauswertung Für die geschlechtsspezifische Sekundärauswertung der Studie wurden die qualitativen Originalinterviews sowie die zugehörigen Konsumerfassungsbögen herangezogen. Um neben der Geschlechtsspezifik gerade auch die Unterschiede innerhalb der Gruppe der Frauen respektive der Gruppe der Männer berücksichtigen zu können, lag der Fokus auf dem Vergleich zwischen Männern und Frauen innerhalb der zehn Konsumtypen, die in der Studie identifiziert worden waren. Die Basis für diesen Vergleich bildeten diejenigen Fälle, die den identifizierten Konsumtypen in der Studie zugeordnet werden konnten. Dabei handelte es sich um mindestens fünf Interviews pro Typ, bei den meisten Typen wurden allerdings weitere Interviews (bis zu maximal acht Fällen) in die Auswertung einbezogen. Es ist wichtig zu betonen, dass wegen der geringen Fallzahl die Ergebnisse hinsichtlich der Geschlechtsspezifik in einigen Fällen nur Hinweise liefern und nicht als repräsentativ für die Gesamtbevölkerung gelten können. Da 70 % der Interviews mit Frauen durchgeführt wurden, weil jeweils die haushaltskompetente Person befragt wurde, sind bei einigen Konsumtypen keine ausreichende Anzahl von Männern für einen Vergleich zwischen den Geschlechtern vorhanden. So mußte sich die geschlechtsspezifische Auswertung auf die Aussagen der Frauen über die Präferenzen und Handlungsweisen ihrer Ehemänner/Lebenspartner beschränken. Die qualitative Befragung der Konsumstile-Studie ist vom Konzept her grundsätzlich anders angelegt als die quantitative Befragung „Umweltbewußtsein in Deutschland 2000“ (Kuckartz 2000). Bei letzterer steht die Erhebung von Einstellungs- und Verhaltensitems im Vordergrund. Die qualitative Befragung wurde hingegen mit der Methodik offener, Leitfaden-gestützter Interviews durchgeführt, die spezifisch auf alltagsrelevante – 50 – Verhaltensmuster bzw. die Bedeutung bestimmter Verhaltenskriterien (z.B. Gesundheit, Zeitnot, Sparsamkeit) in verschiedenen Handlungsfeldern eingingen. Folglich sind von den in Kapitel 2 genannten Untersuchungsdimensionen auf die Sekundärauswertung der qualitativen Studie (Empacher et al. 2000) andere Dimensionen anwendbar als auf die in Kapitel 3 dargestellte Sekundärauswertung der quantitativen Bevölkerungsumfrage (Kuckartz 2000). Es finden sich sowohl Aspekte zu Geschlechtermodellen/-beziehungen als auch zu Alltagsorganisation sowie Hinweise auf die Bedeutung biographischer Veränderungen in den Interviews wieder. Umweltrelevante Einstellungen wurden nicht abgefragt, der Untersuchungsansatz zielte vielmehr auf die Erfassung von (Konsum-)Orientierungen, die als handlungsleitend für entsprechendes (Konsum-)Verhalten verstanden werden können. Das aktuelle Verhalten wurde hingegen in den Interviews direkt erfragt. Daher können Aussagen über Verhaltensweisen in einzelnen Handlungsfeldern getroffen werden. Da einzelne Untersuchungsdimensionen in der Haushaltsexploration nicht explizit thematisiert wurden, gilt es diese zum Teil aus den vorliegenden Aussagen zu erschließen. Das erfordert ein hermeneutisch-interpretatives Herangehen an die Gesamtinterviews bzw. an die Fälle als Ganzes. Voraussetzung für ein solches Vorgehen ist eine genauere Beschreibung und Definition der Auswertungsdimensionen. Diese findet sich im Anhang IV. Darüber hinaus bedeutet dies jedoch auch, dass die Sekundärauswertung nicht für alle Bereiche eine umfassende Sicht, sondern für einzelne Felder lediglich Hinweise liefern konnte. Entlang der in Kapitel 2 begründeten Auswertungsdimensionen wurde ein Schema erstellt, anhand dessen die Einzelinterviews nachausgewertet wurden. Besonderes Augenmerk wurde auf die Begründungen von Orientierungen und Handlungen gelegt. Auf diesem Wege wurde in einem ersten Schritt eine Kurzfassung von jedem Fall angefertigt. In einem zweiten Schritt wurden jeweils die Männer und Frauen eines Konsumtyps anhand der Kurzfassungen miteinander verglichen. Die Ergebnisse aus den Konsumerfassungsbögen wurden zur Plausibilisierung von Begründungen und Interpretationen herangezogen. Im folgenden werden die Ergebnisse der Sekundärauswertungen entlang der 10 Konsumtypen zusammengefaßt. Eine ausführliche Beschreibung der Sekundärauswertung findet sich in Anhang V. – 51 – 4.2 Zusammenfassung geschlechtsspezifischer Ergebnisse entlang der Konsumtypen 4.2.1 Typ 1: Die durchorganisierten Öko-Familien In Typ 1 findet sich eine ausgeprägte Orientierung am partnerschaftlichen Geschlechtermodell. Beide Partner sind berufstätig, die Frauen gehen jedoch meist einer Teilzeittätigkeit nach. Die Männer helfen im Vergleich zu anderen Männern im Gesamtsample relativ viel bei Hausarbeit und Kinderbetreuung. Sie bleiben allerdings insgesamt Erfüllungsgehilfen ihrer Frau, welche nach wie vor das Gesamtmanagement von Haushalt und Familie innehat. Dementsprechend ist die Alltagskompetenz der Frauen höher als bei den Männern. Auch im Vergleich zu anderen Konsumtypen haben die Frauen eine höhere Alltagskompetenz, insbesondere in Bezug auf Fähigkeiten im Bereich Organisation und Routinisierung der Abläufe sowie im Bezug auf die Einbeziehung zusätzlicher Kriterien in die Haushaltsabläufe wie bspw. Umweltschutz, Gesundheit und ethische Aspekte. Ferner weisen auch die Männer dieses Typs eine deutlich höhere Alltagskompetenz auf als die meisten Männer im Sample. Die Umweltorientierung ist bei Männern und Frauen des Typs ähnlich. Die Gentechnik wird jedoch von den Frauen stärker abgelehnt als von den Männern, auch andere Aussagen aus den Interviews deuten auf eine stärkere Technikorientierung der Männer hin. In Bezug auf einzelne Handlungsfelder zeigen sich geringe geschlechtsspezifische Unterschiede z.B. bei der Zustimmung zu Produkten aus kontrolliert ökologischem Anbau, die tendenziell bei Frauen höher ist. Ein Unterschied in der Gesundheitsorientierung kann bei den Männern und Frauen des Typs nicht festgestellt werden, jedoch sind die Frauen stärker an Kindergesundheit orientiert. Ferner zeigt sich im Bereich Ernährung eine höhere Orientierung der Frauen an Tierschutz-Aspekten. Im Gegensatz zu anderen Männern im Sample kennen sich die Männer des Typs 1 auch im Bereich Haushaltspflege aus, Waschen obliegt jedoch auch bei diesem Typ nach wie vor den Frauen. In beiden Bereichen, Haushaltspflege und Waschen, zeigt sich im Gegensatz zu anderen Typen keine starke Hygiene-Orientierung, Geschlechtsunterschiede sind nicht feststellbar. Bei der Auswahl von Bekleidung zeigt sich bei den Männern von Typ 1 eine größere Kompetenz als bei anderen Männern im Sample, was allein dadurch bedingt wird, dass sie ihre Bekleidung selbst einkaufen. Wichtig ist den Männern bei der Auswahl allerdings nur das Material, die Frauen achten dagegen auch auf die Waschbarkeit der Textilien. Die Orientierung auf das Auto ist bei beiden Geschlechtern aufgrund von Organisationsaspekten der Familienabstimmung und der Zeitnot hoch, bei den Männern allerdings stärker als bei den Frauen. Die Frauen äußern sich gegenüber Car Sharing offener und betonen, dass dies eine reale Handlungsalternative wäre, wenn sie alleinstehend wären. Im Bereich Energie sparen und Mülltrennung lassen sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede feststellen. – 52 – Kaum geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich bei Typ 1 in der für diesen Typ charakteristischen Orientierung an (Zeitnot-)Convenience, in der Service-Orientierung sowie in der Qualitätsorientierung. Eine Spar- oder Preisorientierung ist bei beiden Geschlechtern wenig ausgeprägt. Durchschlagend für das Konsumverhalten erweist sich bei diesem Typ der Einfluß der Kinder, die sowohl eine höhere Sensibilität dem Umweltthema gegenüber zur Folge haben als auch auf der anderen Seite als Restriktion für Umweltverhalten betrachtet werden. Eine genauere Untersuchung, inwiefern der positive Einfluß von Kindern auf das Umweltverhalten noch gefördert werden könnte, wäre in diesem Kontext sinnvoll. 4.2.2 Typ 2: Die kinderlosen Berufsorientierten Beim Typ 2 zeigen sich zwischen den männlichen und weiblichen Berufsorientierten in vielen Bereichen Unterschiede: Die Alltagsorganisation wird von den befragten Männern stärker an andere Personen (meist Frauen) abgegeben, sie scheinen diese zudem stärker als Belastung zu empfinden als die Frauen. Die Männer weisen folglich eine deutliche Konsum-ist-lästig-Orientierung auf, dies zeigt sich auch in einer ausgeprägten Orientierung an Convenience und (Haushalts-)Service. In Bezug auf die Problemwahrnehmung wird die Gentechnik von den Frauen abgelehnt, von den Männern hingegen werden kritische Gentechnik-Diskussionen als stark überzogen wahrgenommen, auch in anderen Bereichen gibt es Hinweise auf eine deutlich stärkere Technik-Orientierung der Männer. Zudem zeigen die Frauen eine ausgeprägtere Umweltorientierung als die Männer und auch mehr Handlungsbereitschaft in diese Richtung. Für die befragten Männer müßten umweltfreundliche Handlungsalternativen absolut einfach und bequem sein, ehe sie bereit wären, dafür etwas zu tun. Deutlich wird vor allem die eher ganzheitliche Gesundheitsorientierung der Frauen im Feld Ernährung, die Männern äußern sich gar nicht gesundheitsbewußt bzw. zeigen ein deutlich funktionalistisches Gesundheitsbewußtsein. So achten die Frauen eher auf naturbelassene Produkte, achten eher auf Jahreszeiten und Herkunft und essen weniger Fleisch. Zu Produkten aus kontrolliert biologischem Anbau sowie Bio-Fleisch besteht eine eher positive Einstellung bei den Frauen. Im Bereich Ernährung zeigt sich bei den Frauen auch eine Orientierung an Tierschutz-Aspekten. Die Männer hingegen lehnen Bio-Produkte deutlich ab und artgerechte Haltung interessiert sie nicht. Bei den Frauen zeichnet sich beim Typ 2 in den Ernährungsorientierungen ein GenerationenUnterschied ab (bei den Männern ist dies wegen der geringen Fallzahl nicht ersichtlich), die befragten jüngeren Frauen weisen z.B. eine stärkere Orientierung an biologischen Produkten, Tierschutz-Aspekten sowie eine weniger ablehnende Einstellung zu Fertig- – 53 – produkten auf. Ob tatsächlich ein Unterschied zwischen den Frauen-Generationen besteht, müßte noch genauer untersucht werden. Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich auch bei den Kriterien zur Auswahl von Bekleidung. In diesem Bereich ist den Frauen z.B. die Pflegeanleitung und Waschbarkeit der Kleidung wichtig, Männer achten dagegen nicht auf die Angaben auf den Etiketten. Bei einigen Frauen zeigt sich in diesem Bereich auch eine Orientierung an ethischen Kriterien. Zudem gibt es Unterschiede beim Waschverhalten und Putzen. Da Männer dies kaum selbst tun, können sie nur beschränkt über eigene Handlungskriterien in diesen Bereiche Auskunft geben, dennoch zeigt sich bei ihnen eine stärkere HygieneOrientierung als bei den Frauen. In den Bereichen Mobilität und Abfallverhalten ist hingegen kein Unterschied erkennbar. Die ausgeprägte Auto-Orientierung des Typs zeigt sich auch bei den befragten Frauen, für die das Auto eine hohe Bedeutung hat. Frauen fahren ähnlich große Autos wie die befragten Männer und haben ähnliche hohe Jahreskilometerzahlen. Allerdings wird auch eine stärkere Sicherheits-Orientierung der Frauen deutlich. Beim Energiesparen scheinen die Unterschiede eher auf der Ebene der Orientierungen als im tatsächlichen Verhalten zu liegen, d.h. Frauen schreiben dem zwar mehr Bedeutung zu als Männer, verhalten sich jedoch nicht anders. In einigen Interviews wird deutlich, dass der Eintritt in die Berufstätigkeit und die damit verbundenen Einkommenszuwächse, aber auch die damit verbundenen Zeitrestriktionen, Einfluß auf das Konsumverhalten und auf dessen Umweltrelevanz haben. In diesem Zusammenhang wäre es insgesamt interessant, näher zu untersuchen, wie auf diese Veränderungen bei den Männern und Frauen (unterschiedlich) reagiert wird und welche Potenziale sich für nachhaltige Konsumverhaltensweisen eröffnen. 4.2.3 Typ 3: Die jungen Desinteressierten Bei den jungen Desinteressierten lassen sich sowohl in der Alltagsgestaltung, als auch in der Problemwahrnehmung wenig geschlechtsspezifische Unterschiede erkennen. Die Alltagskompetenz ist noch nicht sehr stark ausgebildet, es zeigt sich eine starke Konsum-ist-lästig-Orientierung, die sich in einer deutlichen Convenience-Orientierung niederschlägt. Im Bereich Einkaufsverhalten scheint diese bei den befragten Männern sogar noch ausgeprägter zu sein als bei den Frauen. Die durchschlagende Orientierung am Preis ist bei beiden Geschlechtern gleich stark. Die Umweltorientierung und Handlungsbereitschaft ist gering, allerdings gibt es Hinweise, dass sie bei den befragten Frauen geringfügig höher ist, z.B. beim Kauf von Mehrwegflaschen. Die Einstellung zur Gentechnik ist zurückhaltend und unterscheidet sich, im Gegensatz zu den meisten anderen Typen, nicht nach Geschlecht. – 54 – In Bezug auf einzelne Handlungsfelder sind in Teilbereichen geschlechtsspezifische Unterschiede erkennbar. Im Bereich Ernährung betrifft dies eine geringfügig höhere Gesundheitsorientierung der befragten Frauen, da sie einen geringeren Fleischkonsum aufweisen, Qualitätskriterien beim Fleischkauf beachten und mehr Obst essen als die befragten Männer. Im Bereich Bekleidung zeigen sich die deutlichsten Unterschiede. Die befragten Frauen orientieren sich deutlich mehr an Mode und Trends, sie achten dabei auch eher auf die Angaben auf dem Etikett als die jungen Männer. In diesem Bereich gibt es auch Hinweise auf eine stärkere ethische Orientierung, d. h. Berücksichtigung von Kinderarbeit, der befragten Frauen. In den Handlungsfeldern Haushaltspflege, Waschen, Mobilität, Energie und Abfall lassen sich hingegen in den Interviews keine Unterschiede feststellen. Mögliche Auswirkungen des Verlassens des Elternhauses auf die Konsumgewohnheiten zeigen sich in den Interviews nicht sehr deutlich. Es lohnt sich jedoch, diese Effekte intensiver zu untersuchen, da sich hierin interessante Ansatzpunkte ergeben können, um den jungen Leuten bei der Gründung eines neuen Haushalts Umweltschutz und Nachhaltigkeit, z.B. unter Spargesichtspunkten, zu vermitteln. 4.2.4 Typ 4: Die Alltags-Kreativen Geschlechtsspezifische Unterschiede beim Typ 4 lassen sich bei den Befragten in der Umweltorientierung, Technik- und Risikowahrnehmung oder Handlungsbereitschaft kaum feststellen. Die Alltagskompetenz ist groß bei Typ 4, die Lust-am-KonsumOrientierung ist ausgeprägt bei beiden Geschlechtern, in einzelnen Feldern, wie z.B. im Bereich Bekleidung, zeigt sich jedoch eine deutlichere Ausprägung bei den Frauen. Die Hausarbeit ist nach wie vor nicht in allen Bereichen gleichberechtigt zwischen den Geschlechtern aufgeteilt. Dies spiegelt sich auch tendenziell im umweltfreundlicheren Verhalten der Frauen im Bereich Waschen wider. Die Einstellungen und das Handeln in den anderen Bereichen unterscheidet sich nur vereinzelt nach Geschlecht, z.B. weisen die Frauen eine Orientierung an Tierschutz-Aspekten bei der Ernährung und Körperpflegemitteln auf, die bei den befragten Männern vollkommen fehlt. Die ganzheitliche Gesundheitsorientierung ist bei den Befragten des Typ 4 generell stark ausgeprägt, auch bei den Männern, auch ihr Fleischkonsum ist nicht sehr hoch. Die befragten Frauen sind allerdings teilweise sogar Vegetarierinnen. Im Bereich Bekleidung achten wieder nur die Frauen auf die Waschbarkeit der Textilien, aber die Männer achten im Gegensatz zu Männern anderer Typen auch auf das Material. – 55 – In allen anderen Handlungsfeldern sind keine Geschlechtsunterschiede feststellbar. Ähnlich wie bei den durchorganisierten Öko-Familien zeigt sich bei Typ 4 die Konsumrelevanz insbesondere kleinerer Kinder, die hier oft Auslöser für nachhaltigere Verhaltensweisen sind. 4.2.5 Typ 5: Die Konsum-Genervten Ähnliches wie auf Typ 4 trifft auch auf Typ 5 zu, d.h. geschlechtsspezifische Unterschiede sind in den meisten Bereichen nicht feststellbar. Die durchschlagenden Orientierungen des Typs, die Konsum-ist-lästig-Orientierung sowie die damit verbundene starke Convenience-Orientierung sind bei beiden Geschlechtern stark ausgeprägt. Sowohl die Männer als auch die Frauen des Typs zeigen kaum Umweltorientierungen und auch kaum Handlungsbereitschaft in diese Richtung. Sie verwehren sich im Gegenteil sogar deutlich dagegen, sich mit diesem Thema zu befassen. Der Gentechnik stehen sie indifferent bis offen gegenüber, allerdings gibt es Hinweise, dass auch bei diesem Typ die Frauen eine eher ablehnende Haltung haben. Die Alltagsorganisation läßt sich bei Männern und Frauen des Typs durch ein Fehlen von Routinen und Planung charakterisieren. Alltagskompetenz besteht nur im Sinne des Umsetzens zeitsparender Strategien, in Bezug auf die Umsetzung von Umwelt- oder Gesundheitsaspekten ist keine Kompetenz ersichtlich, mit Ausnahme einiger Energiesparverhaltensweisen bei zwei der befragten Männer. Das Handeln in den einzelnen Feldern wird durch mangelnde Alltagsorganisation und Fehlen von Auswahl- oder Verhaltenskriterien bestimmt, vieles ist den Befragten explizit „egal“. Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich vereinzelt. Bei den Frauen findet sich trotz fehlender Gesundheitsorientierung ein geringerer Fleischkonsum. Beim Waschen zeigt sich eine deutlichere Hygiene-Orientierung bei den befragten Frauen. Im Bereich Bekleidung sind sie im Gegensatz zu den befragten Männern stärker an Mode und Trends orientiert. Allerdings haben andere Auswahlkriterien beim Bekleidungskauf, wie z.B. das Material oder die Waschbarkeit, bei Frauen genauso wenig Bedeutung wie bei Männern, denn im Gegensatz zu fast allen anderen Frauen im Sample achten die befragten Frauen des Typs 5 kaum auf das Etikett. Die indifferente Haltung des Typs 5 wird nur deutlich im Bereich Mobilität aufgebrochen, wo sich eine sehr starke Orientierung am Auto zeigt. Dies ist sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen der Fall. Bezüglich biographischer Veränderungen scheint sowohl die Trennung von der Partnerin bei einigen Befragten als auch die Auswirkungen der Selbständigkeit einen großen Einfluß auf das Konsumverhalten zu haben. Bei den Befragten ist teilweise eine allge- – 56 – meine Verbitterung über die eigene Situation sowie ein starkes Mißtrauen gegenüber Institutionen erkennbar. 4.2.6 Typ 6: Die Ländlich-Traditionellen Bei den Befragten des Typs 6 sind einige Geschlechtsunterschiede erkennbar. Im Typ 6 wird ein traditionelles Geschlechtermodell gelebt, wenngleich die Frauen häufig einer Teilzeittätigkeit nachgehen oder aber im Betrieb des Mannes mithelfen. Die Umweltorientierung in Typ 6 ist im allgemeinen ausgeprägt, bei den Frauen noch stärker als bei den Männern. Auch die Handlungsbereitschaft ist bei den Frauen deutlich höher, obwohl beim Typ 6 generell der Eindruck vorherrscht, bereits sehr viel zu tun und keine weiteren Handlungsmöglichkeiten mehr zu sehen. Die Gentechnik wird von beiden Geschlechtern abgelehnt, allerdings mit unterschiedlichen Begründungen. Ansonsten zeigt sich bei den Männern eher eine Technikorientierung, die Frauen stehen technischen Lösungen eher ablehnend gegenüber. Die Alltagskompetenz der befragten Frauen ist deutlich höher, die Männer beschäftigen sich kaum mit der Alltagsorganisation und wissen kaum über die Haushaltsabläufe Bescheid. Im Handlungsfeld Ernährung achten die befragten Frauen des Typs 6 stark auf die Jahreszeiten und die Herkunft von Gemüse und Fleisch. Gemüse aus kontrolliert biologischem Anbau wird von allen zurückhaltend positiv beurteilt, Bio-Fleisch wird uneingeschränkt positiv wahrgenommen und teilweise auch gekauft. Insgesamt zeigt sich eine Regionalitäts- und Tierschutz-Orientierung sowie ein ausgeprägtes ganzheitliches Gesundheitsbewußtsein bei den Frauen. Die Regionalitäts- und Gesundheits-Orientierungen scheinen bei den Männern zwar auch eine Rolle zu spielen, jedoch sind sie tendenziell weniger ausgeprägt, eine Tierschutz-Orientierung scheint bei ihnen kaum vorhanden. Eine starke Hygiene-Orientierung ist bei den Frauen nicht feststellbar. Im Bereich Bekleidung weisen beide Geschlechter eine hohe Qualitätsorientierung auf. Die Orientierung an Mode und Trends, die bei den Befragten des Typs 6 insgesamt kaum eine Rolle spielt, ist bei den befragten Frauen noch eher sichtbar. Auch in diesem Feld weisen die Frauen eine höhere Gesundheitsorientierung auf, die bei den befragten Männern fehlt. Deutliche Unterschiede zeigen sich im Bereich Mobilität. Die Frauen sind im Gegensatz zu den befragten Männern nicht so stark am Auto orientiert. Obwohl sie für die Dinge des täglichen Bedarfs in der ländlichen Gegend auf ein Auto angewiesen sind, benutzen sie trotzdem häufiger öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad. Auch äußern sich die Frauen weniger ablehnend gegenüber dem Konzept des Car Sharings, wenn dies auch für den ländlichen Raum als nicht umsetzbar angesehen wird. In anderen charakteristischen Orientierungen des Typs 6, wie z.B. der Orientierung an solider Qualität und an sozialen Kriterien, zeigen sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. Interessant ist dabei, dass soziale Kriterien den Männern offensichtlich – 57 – genauso wichtig sind. Im Vergleich mit anderen Typen fällt zudem die fehlende Convenience-Orientierung des Typs auf. 4.2.7 Typ 7: Die schlecht gestellten Überforderten In diesem Typ finden sich unter den Befragten nur Frauen, so dass sich folglich geschlechtsspezifische Unterschiede nur aufgrund einiger weniger Aussagen der Befragten über ihre Partner (falls vorhanden) erkennen lassen.23 Dieser Typ zeichnet dadurch aus, dass er in Bezug auf zeitliche und/oder finanzielle Restriktionen einer objektiven und/oder subjektiv empfundenen Überlastung ausgesetzt ist. Wenn die Frauen in einer Partnerschaft leben, wurde der Partner nicht interviewt, aus den Aussagen der Frauen wird aber deutlich, dass die Überlastung der Frauen durch Hausarbeit durch die mangelnde Bereitschaft der Männer, sich an der Haushaltsorganisation zu beteiligen, mitverursacht wird. Die Umweltorientierung und Handlungsbereitschaft in Bezug auf den Umweltschutz ist aufgrund mangelnder zeitlicher und finanzieller Ressourcen, aber auch fehlender Informationen, bei den Frauen des Typs 7 gering. Die Umweltproblematik wird meistens auf die Mülltrennung reduziert. Es zeigen sich Hinweise, dass bei den zugehörigen Männern die Umweltorientierung sogar noch geringer ausgeprägt ist. Der Gentechnik stehen die befragten Frauen ablehnend, aber auch mit Unwissenheit gegenüber. In Bezug auf die Alltagsorganisation ist bei den befragten Frauen eine starke zeitliche Überlastung vorherrschend. Teilweise mangelt es ihnen an Kompetenz, die zur Verfügung stehende Zeit so einzusetzen, dass ihnen eigene Freiräume bleiben. Oft ist es aber auch die mangelnde Unterstützung der Männer bzw. des Rests der Familie, der den Frauen keine eigenen Freiräume läßt und damit erst recht keinen Raum, um Umweltverhalten umzusetzen. Geschlechtsspezifische Unterschiede lassen sich beim Typ 7 im Bereich Ernährung, in dem offensichtlich der Fleischkonsum der Männer höher ist und diese auch einen Anteil am höheren Konsum von Getränkedosen zu haben scheinen24, sowie im Bereich Mobi- 23 Aus der Ungleichheitsforschung ist bekannt, dass sich bei den Überlastenden/Überforderten vor allem Arme, Alte und Alleinstehende mit einem hohen Frauenanteil befinden. 24 In der Gruppendiskussion der Primärstudie mit der Gruppe der Überforderten zeigte sich deutlich, daß Männer dieser Gruppe fast nur Vorteile in Getränkedosen sehen, Frauen hingegen beurteilen sie eher zurückhaltend. Die Mütter betonen insbesondere dass sie für Kinder wenig geeignet sind. Ein Dosenpfand wird jedoch sowohl von Männern als auch von Frauen abgelehnt. Frauen würden sich genötigt sehen, die Dosen auszuspülen, was wiederum Zeit kostet. Allerdings drücken sie eher die Bereitschaft aus, dann auf andere Getränkeverpackungen umzusteigen. Männer hingegen ließen sich nach eigenen Aussagen in ihrer Produktwahl wenig beeinflussen. – 58 – lität, bei dem die Männer eine stärkere Auto-Orientierung aufweisen, feststellen. Die starke Hygiene-Orientierung der Frauen beim Waschen und in der Haushaltspflege sowie ihre ausgeprägte Orientierung an Mode im Bereich Bekleidung findet sich wahrscheinlich bei den Männern nicht wieder. Weitere geschlechtsspezifische Unterschiede sind zu vermuten, jedoch den Interviews, ohne eine Befragung der Männer, nicht zu entnehmen. Relevant für Konsumentscheidungen und Änderungen der Konsumgewohnheiten sind bei diesem Typ insbesondere die Kinder, deren Wünsche häufig im Vordergrund stehen. Darüber hinaus ist bei dem alleinstehenden Teil der Befragten die Trennung vom vorherigen Partner ein Ereignis, das insbesondere durch die Verminderung der zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen Auswirkungen auf die Konsumgewohnheiten hatte. Inwieweit beides bei diesem Typ als Ansatzpunkt für umweltfreundlichere Verhaltensweisen dienen könnte, müßte noch näher untersucht wären. 4.2.8 Typ 8: Die unauffälligen Familien Die Geschlechtsspezifik zeigt sich sehr deutlich bei Typ 8. Die Alltagskompetenz der befragten Männer ist sehr gering, sie überlassen die Alltagsorganisation fast vollständig ihren Frauen. Die Umweltorientierung und Handlungsbereitschaft ist bei einem Teil der Frauen ausgeprägter als bei den Männern, die Gentechnik wird von den Frauen deutlicher abgelehnt. Insgesamt läßt sich eine stärkere Technik-Orientierung der Männer feststellen. Geschlechtsspezifische Unterschiede spielen in allen Handlungsbereichen eine Rolle, besonders deutlich werden sie wieder in den Handlungsfeldern Mobilität, Bekleidung sowie im Bereich Ernährung: Die Autoorientierung ist vor allem bei westdeutschen Frauen deutlich geringer als bei den Männern, die Frauen nutzen häufig öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad und äußern sich auch offener gegenüber Car Sharing. Bei Bekleidung sind die Frauen wiederum deutlich modeorientierter als die Männer, sie achten auf das Etikett und damit auf Material und Waschbarkeit, die Männer stehen dem gleichgültig gegenüber. Im Bereich Ernährung zeigt sich bei den Frauen eine stärkere Orientierung an ganzheitlichem Gesundheitsbewußtsein, noch deutlicher wird dies in Bezug auf die Kinder. Die Frauen sind auch eher an Regionalität, Tierschutz- und sozialen Aspekten orientiert als die befragten Männer. Zudem finden sich Unterschiede in der Bedeutung, die Fleisch zugeschrieben wird, sowie der offeneren Einstellung der Frauen zu Produkten aus kontrolliert biologischem Anbau. Die Verantwortung für die Bereiche Waschen und Haushaltspflege obliegt auch den Frauen, es gibt Hinweise, dass sie in diesem Feld teilweise umweltorientierter sind. Es zeigt sich jedoch auch eine starke Hygiene-Orientierung der Frauen im Bereich Waschen sowie in Bezug auf Second- – 59 – hand. Beim Energiesparen hingegen lassen sich auch bei diesem Typ keine geschlechtsspezifischen Unterschiede feststellen. Im übrigen scheinen bei diesem Typ die Unterschiede zwischen ostdeutschen und westdeutschen Frauen sehr groß zu sein. Dies zeigt sich insbesondere im Bereich Mobilität in der deutlichen Auto-Orientierung der ostdeutschen Frauen. Die Kinder spielen bei Typ 8 eine wichtige Rolle für das Konsumverhalten. Auch bei den befragten Männern von Typ 8 wird in einigen Aussagen deutlich, dass ihre Kinder Einfluß auf die Art haben, wie die Männer Konsumentscheidungen fällen. Für diesen Typ liegt somit ein wichtiger Ansatzpunkt bei den Kindern. 4.2.9 Typ 9: Die aktiven Seniorinnen und Senioren Die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei Typ 9 in Bezug auf alltagsrelevantes Umweltverhalten scheinen sehr groß zu sein, allein dadurch, dass die Frauen für die Haushaltsorganisation maßgeblich zuständig sind. In allen Haushalten wird ein traditionelles Geschlechtermodell verfolgt. Leider geben die Interviews nur in sehr beschränkten Maße Hinweise auf Handlungsbegründungen der Männer, da keine Männer des Typs 9 interviewt wurden. Geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Umweltorientierungen und im Umweltverhalten sind folglich bei diesem Typen kaum feststellbar. Die Männer scheinen sich – laut Aussagen ihrer Ehefrauen - in Bezug auf Umweltschutz insbesondere für die Mülltrennung verantwortlich zu fühlen, aber auch für das Energie sparen. Demgegenüber sind sie im Bereich Mobilität deutlich mehr am Auto orientiert. Die Gesundheitsorientierung scheint darüber hinaus bei den Frauen ausgeprägter, es gibt z.B. einen Hinweis, dass sie bei der Ernährung weniger Wert auf Fleisch legen als die dazugehörigen Männer. Deutlich wird, dass die Frauen des Typs 9 in den Bereichen Ernährung, Hygiene, Waschen und Bekleidung konsumbestimmend wirken und damit auch entscheidenden Einfluß auf die Umweltauswirkungen in diesem Bereich haben. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Gestaltungsmöglichkeiten der Frauen auch begrenzt sind, da die Männer ihre jeweiligen Wünsche einbringen und häufig auch durchsetzen, z.B. der in einem Interview angesprochene Wunsch des Mannes nach Fleisch. Unklar bleibt hingegen der Einfluß der Frauen in den Bereichen Mobilität und Energie. Interessant ist dieser Typ insbesondere hinsichtlich der Änderungen, die sich durch den Eintritt in die Rente, insbesondere der Männer, ergeben, die sich offensichtlich nicht nur in der Freizeitgestaltung, sondern auch in der Aufteilung der Hausarbeit niederschlagen können. – 60 – 4.2.10 Typ 10: die Privilegierten Der Typ 10 orientiert sich, mit einer Ausnahme, an einem traditionellen Geschlechtermodell. Die insgesamt eher geringe Umweltorientierung des Typs zeigt sich bei den Frauen etwas stärker ausgeprägt als bei den befragten Männern, z.B. bei der Wahl von Getränkeverpackungen. Die Handlungsbereitschaft ist ebenfalls bei den Frauen größer. Von den befragten Frauen wird ferner die Gentechnik eher abgelehnt. Insgesamt weisen die Männer eine deutlich stärkere Technik-Orientierung auf. Zeitliche und finanzielle Ressourcen sind für beide Geschlechter ausreichend vorhanden. Da die befragten Männer die Alltagsorganisation ihren Frauen überlassen, zeigen sich deutliche Geschlechtsunterschiede in der Alltagskompetenz. Die insgesamt beim Typ 10 nicht sehr ausgeprägte Gesundheits-Orientierung ist bei den Frauen stärker, sie legen großen Wert auf frisches Gemüse. Die Bedeutung von Bekleidung ist sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen hoch. Mode spielt allerdings keine Rolle, hingegen haben beide Geschlechter eine ausgesprochene Qualitäts- und Exklusivitäts-Orientierung. In diesem Handlungsfeld wird die Wichtigkeit milieubezogener Beziehungen des Typs 10 besonders deutlich. Im Bereich Mobilität zeigt sich auch bei diesem Typ die stärkere Autoorientierung der Männer, die mit einer Status-Orientierung verknüpft ist. Bei den Frauen spielt Status-Orientierung in Bezug auf das Auto eine weniger starke Rolle, das Auto scheint nur der Abgrenzung zu dienen. Zudem zeigen die Frauen in Bezug auf das Auto eine stärkere Sicherheits-Orientierung. Die für diesen Typ charakteristische Status- und Distinktions-Orientierung zeigt, mit Ausnahme des Autos, kaum geschlechtsspezifische Unterschiede. 4.3 Zusammenfassung geschlechtsspezifischer Motivkonstellationen Die geschlechtsspezifische Betrachtung innerhalb der verschiedenen Konsumtypen konnte zeigen, dass zwar innerhalb der Typen geschlechtsspezifische Differenzen existieren, dass die Differenzen zwischen Frauen (bzw. Männern) verschiedener Konsumtypen jedoch ungleich größer sein können. Neben solchen Differenzierungen zwischen Typen lassen sich aber auch typenübergreifend für Frauen und Männer geschlechtsspezifische Motivkonstellationen25 ausmachen. Typisch für die meisten Frauen aus den Typen durchorganisierte Öko-Familien, kinderlose Berufsorientierte, Alltags-Kreative, Ländlich-Traditionelle, sowie teilweise auch unauffällige Familien und Privilegierte ist die Kombination von: Umweltorientierung Gesundheitsorientierung und ethische Orientierung (auch Mitleid mit Tieren). 25 Motivkonstellationen werden hier als wiederkehrende Kombinationen von Konsum-Orientierungen verstanden. – 61 – Bei den Frauen der durchorganisierten Öko-Familien und der kinderlosen Berufsorientierten ist diese Motivkonstellation gepaart mit einer Zeitnot-Convenience. Eine andere typisch weibliche Motivkonstellation findet sich bei der Zielgruppe der schlecht gestellten Überforderten wieder: Hygiene-Orientierung Mode- und Trend-Orientierung Preis-Orientierung und starke Convenience-Orientierung. Typisch für die männlichen Vertreter vieler Konsumtypen ist hingegen die Kombination von Auto- und Technik-Orientierung (bei den unauffälligen Familien und den Privilegierten) oder von Auto- und (Bequemlichkeits-)Convenience-Orientierung (bei den kinderlosen Berufsorientierten, den jungen Desinteressierten, den Konsum-Genervten sowie den schlecht gestellten Überforderten). In der Konsumstile-Studie (Empacher et al. 2000) wurden die zehn Konsumtypen anhand ähnlicher Konsum-Orientierungen zu vier Zielgruppen verdichtet. Auch in den Zielgruppen finden sich jeweils bestimmte Motivkonstellationen wieder. Nachfolgend werden diese typischen Motivkonstellationen der vier Zielgruppen nach geschlechtsspezifischen Unterschieden zusammengefaßt und so überprüft, ob die Zielgruppenbildung auch mit Blick auf eine Geschlechterdifferenzierung Bestand hat. Zielgruppe 1: Die Umwelt-Ansprechbaren In der Zielgruppe der Umweltansprechbaren findet sich die folgende typische Motivstellation: Lust-am-Konsum-Orientierung gleichberechtigte Familien-Orientierung Umweltorientierung ganzheitliche Gesundheitsorientierung, Kindergesundheit ethische Orientierung (auch Tierschutz) Diese Orientierungen sind bei beiden Geschlechtern vorhanden, einige sind allerdings bei den Frauen stärker ausgeprägt, z.B. Lust-am-Konsum, Ethik- und GesundheitsOrientierung. Als einzig deutlich auszumachendes Unterscheidungsmerkmal zeigt sich bei den Männern teilweise eine Technik-Orientierung, die sich bei den Frauen nicht wiederfindet. Motivationale Ansatzpunkte für Ökologisierungsstrategien sind folglich bei beiden Geschlechtern weitgehend ähnlich. – 62 – Zielgruppe 2: Die schlecht gestellten Überforderten Sowohl Männer als auch Frauen der schlecht gestellten Überforderten weisen einen Mangel an Gesundheitsbewußtsein und das Fehlen einer Qualitätsorientierung auf. Desweiteren zeigen sich jedoch auch geschlechtsspezifische Unterschiede: Bei den Frauen dieser Zielgruppe findet sich folgende typische Motivkonstellation: Hygiene-Orientierung, Mode- und Trend-Orientierung, Preis-Orientierung und starke Convenience-Orientierung teilweise verknüpft mit der Abwehr gegen das Umweltthema. Bei den Männern26 ist die typische Konstellation: Preis-Orientierung starke Convenience-Orientierung Abwehr gegen Umwelt starke Auto-Orientierung. Diese Motivkonstellationen erweisen sich bei beiden Geschlechtern als überwiegend hemmend für nachhaltiges Konsumverhalten. Bezüglich der wenigen Orientierungen, die als motivationale Ansatzpunkte in dieser Zielgruppe wirken könnten, wie z.B. die Preis-Orientierung für Energie und Wasser sparen, unterscheiden sich Männer und Frauen in dieser Zielgruppe kaum. Zielgruppe 3: Die Privilegierten Typisch für beide Geschlechter der Privilegierten ist die Kombination einer starken Besitz- und Qualitäts-Orientierung sowie einer Distinktion bzw. Status-Orientierung. Umwelt- und Gesundheits-Orientierung in Verbindung mit einer ethischen Orientierung und Mitleid mit Tieren taucht bei den meisten Frauen dieser Zielgruppe auf, wenn auch bei Typ 10 nur schwach. Die Männer hingegen weisen diese Orientierungen kaum auf, deren typische Motivkonstellation ist die Auto- und Technik-Orientierung, kombiniert mit einer teilweise sehr starken Convenience-Orientierung (weniger bei Typ 10). Motivationale Ansatzpunkte für Ökologisierungsstrategien unterscheiden sich folglich in dieser Gruppe deutlich nach Geschlecht. Dies sollte bei der Entwicklung von Strategien Berücksichtigung finden. 26 Für Männer des Typs der schlecht gestellten Überforderten lassen sich hier keine Aussagen machen. – 63 – Zielgruppe 4: Die Traditionellen Gemeinsam ist beiden Geschlechtern der Traditionellen folgende Motivkonstellation: Orientierung an solider Qualität Besitz-Orientierung haushälterische Spar-Orientierung Auffällig ist das Fehlen einer ausgeprägten Convenience-Orientierung. Im Gegensatz zu den Männern dieser Zielgruppe weisen die Frauen jedoch zusätzlich die folgende Orientierungen auf: Umwelt-Orientierung ethische Orientierung teilweise Gesundheits-Orientierung (weniger bei Typ 9) teilweise soziale Orientierung teilweise Regional-Orientierung. Bei den Männern hingegen ist eine starke Auto-Orientierung typisch. Auch in dieser Zielgruppe unterscheiden sich die motivationalen Ansatzpunkte für Strategien deutlich nach Geschlecht, was wiederum bei der Entwicklung von Strategien Berücksichtigung finden sollte. 4.4 Aufbereitung der Ergebnisse mit Blick auf die Umweltkommunikation In diesem Kapitel werden die geschlechtsspezifischen Ergebnisse der Sekundärauswertung innerhalb der 10 Konsumtypen mit Blick auf die Umweltkommunikation aufbereitet. 4.4.1 Geschlechtsspezifische Übersicht der 10 Konsumtypen Nachfolgend werden in einer tabellarischen Übersicht Konsum-Orientierungen, Ansatzpunkte für nachhaltigeres Konsumverhalten sowie mediale Erreichbarkeit der einzelnen Konsumtypen nach Geschlecht aufgeschlüsselt dargestellt. In der Spalte ‚Orientierungen‘ werden zuerst die fördernden Orientierungen, dann die ambivalenten und zum Schluß, durch eine gestrichelte Linie abgetrennt, die hemmenden Orientierungen in Bezug auf nachhaltigen Konsum dargestellt. Die Orientierungen der Männer und Frauen werden gegenüber gestellt, so dass ein Vergleich unmittelbar möglich ist. Die Spalte ‚Ansatzpunkte‘ enthält zunächst die motivationalen Ansatzpunkte, die aufgrund von fördernden Konsumorientierungen angenommen werden können, und nimmt dann weitere Ansatzpunkte auf, die sich aus anderen Untersuchungsdimensionen – Alltagsorganisation und -kompetenz, verschiedene Handlungsfelder, biographische Veränderungen – ergeben haben. Die Spalte ‚mediale Erreichbarkeit‘ läßt nur wenige Geschlechtsunterschiede erkennen, da dies kein Fokus in der Haushaltsexploration war. Es wurden nur die Test- – 64 – zeitschriften genauer exploriert. Die Ergebnisse der Umweltbewußtseinsumfrage 2000 weisen darauf hin, dass es darüber hinausgehende gechlechtsspezifische Unterschiede in der Mediennutzung gibt (vgl. Kapitel 3.4). Welche Relevanz diese im Durchschnitt festzustellenden Unterschiede bei einzelnen Konsumtypen haben, läßt sich jedoch leider nicht feststellen. Frauen Orientierungen - gleichberecht. Familienor. Umweltor. ethische Or. Regionalor. Qualitätsor. Lust am Konsum Kindergesundheit Gesundheitsor. Aufgeschlossenh. f. Neues ----------------------------------------------------- Zeitnot-Convenience-Or. - Autoor. Ansatzpunkte mediale Erreichbarkeit - Umweltor. ethische Or. Regionalor. Qualitätsor. Lust am Konsum Kindergesundheit Gesundheitsor. Aufgeschlossenheit Familiengründungsphase - überregionaler Rundfunk überregionale Presse teilw. Printmedien (Ratgeber etc.) Internet-Nutzer meist wenig Fernsehen Testhefte, teils Öko-Test (körpernahe Produkte) Telefonberatung Aktionen für Kinder - Männer gleichberecht. Familienor. Umweltor. ethische Or. Regionalor. Qualitätsor. Lust am Konsum Kindergesundheit Gesundheitsor. Aufgeschlossenh. f. Neues Technik-Or. --------------------------------------------------------- Zeitnot-Convenience-Or. - Autoor. - Umweltor. - ethische Or. - Regionalor. - Qualitätsor. - Lust am Konsum - Kindergesundheit - Gesundheitsor. - Aufgeschlossenheit - Öko-Technik - Familiengründungsphase - überregionaler Rundfunk - überregionale Presse - Printmedien (Ratgeber) - Internet-Nutzer - meist wenig Fernsehen - Testhefte (eher technische Produkte) - Telefonberatung - Aktionen für Kinder - Tabelle 4.1: Typ 1: Die durchorganisierten Öko-Familien ? = bleibt unklar kursiv = durchschlagende Orientierung fett = Orientierung ist stärker ausgeprägt im Vergleich zum anderen Geschlecht (nicht absolut gesehen) – 65 – Frauen Orientierungen Ansatzpunkte mediale Erreichbarkeit Männer starke Berufsor. Besitzor. Qualitätsor. Umwelt-Or. ganzheitl. Gesundheitsor. ethischer Konsum teilw. Tierschutz-Or. teilw. teilw. Distinktion/Status-Or. ------------------------------------------------------- starke Convenience-Or. - Or. an Urlaub/Reisen - Auto-Or. - - - starke Berufsor. Besitzor. Qualitätsor. teilw. Distinktion/Status-Or. Technik-Or. -------------------------------------------------------- starke Convenience-Or - Or. an Urlaub/Reisen - Auto-Or. - Hygiene-Or. - Qualitätsor. Umwelt-Or. Gesundheitsor. ethischer Konsum teilw. Tierschutz-Or. Finanz. Möglichkeiten nach Berufseinstieg überregionale Presse (v.a. Wirtschaft, FAZ) teilweise Internet-Nutzer teilweise Fernsehen Fachliteratur/-zeitschriften Testzeitschriften (körpernahe Produkte) kompetenter Bekanntenkreis Telefonberatung - Qualitätsor. - überregionale Presse (v.a. Wirtschaft, FAZ) Internet-Nutzer/CD-ROMs teilweise Fernsehen Fachliteratur/zeitschriften Testzeitschriften (eher techn. Produkte) kompetenter Bekanntenkreis Telefonberatung Tabelle 4.2: Typ 2: Die kinderlosen Berufsorientierten Frauen Orientierungen Ansatzpunkte mediale Erreichbarkeit - Desinteresse Peer-Group-Or. Preis-Or. Tierschutz-Or. geringe Gesundheits-Or. Konsum ist lästig Convenience-Or. Bequemlichkeits-Or. Or. an Kurzlebigkeit Mode-/Trend-Or. Erlebnis-Or. Auto-Or. Preis-Or. Tierschutz-Or. geringe Gesundheits-Or. Auszug aus dem Elternhaus Rundfunk: Musiksender Fernsehen: v.a. Musiksender Jugendtrend-Magazine über Schulen erreichbar keine Presse keine Etiketten Tabelle 4.3: Typ 3: Die jungen Desinteressierten Männer - Desinteresse Peer-Group-Or. Preis-Or. - Konsum ist lästig Convenience-Or. Bequemlichkeits-Or. Or. an Kurzlebigkeit Mode-/Trend-Or. Erlebnis-Or. Auto-Or.. Technik.Or. Preis-Or. Technik-Or. Auszug aus dem Elternhaus - Rundfunk: Musiksender Fernsehen: v.a. Musiksender Jugendtrend-Magazine über Schulen erreichbar teilw. Internet-Nutzer keine Presse keine Etiketten – 66 – Frauen Orientierungen Ansatzpunkte mediale Erreichbarkeit - Lust am Konsum - ausgeprägte Umweltor. - ganzheitl. Gesundheitsor. - Kindergesundheit - ethische Or. - Tierschutz-Or. - gleichberecht. Familien-Or. --------------------------------------------------- Preisor. - zu wenig (preiswerte) Angebote - Lust am Konsum - ganzheitl. Gesundheitsor. - Umweltor. - ethischer Konsum - Tierschutz-Or. - Familiengründugnsphase - überregionaler Rundfunk - überregionale Presse (taz, die ZEIT) - Printmedien (Ratgeber etc.) - Bekannte - kein Fernsehen - Aktionen - Telefonberatung - Beratungsgespräche Männer - Lust am Konsum ausgeprägte Umweltor. ganzheitl. Gesundheitsor. Kindergesundheit ethische Or. - gleichberecht. Familien-Or. --------------------------------------------------- Preisor. - zu wenig (preiswerte) Angebote - Lust am Konsum - ganzheitl. Gesundheitsor. - Umweltor. - ethischer Konsum - Familiengründungsphase überregionaler Rundfunk überregionale Presse (taz, die ZEIT) Printmedien (Ratgeber etc.) Bekannte kein Fernsehen Aktionen Telefonberatung Beratungsgespräche Tabelle 4.4: Typ 4: Die Alltags-Kreativen Frauen Orientierungen Ansatzpunkte mediale Konsum ist lästig starke Convenience-Or. starke Auto-Or.. Abwehr gegen Umweltthema teilweise Preis-Or. Hygiene-Or. Mode-Or. teilweise Preis-Or. vielleicht: Scheidung: Geld sparen - Konsum ist lästig starke Convenience-Or. starke Auto-Or. Abwehr gegen Umweltthema teilweise Preis-Or. - teilweise Preis-Or. vielleicht: Scheidung: Geld sparen - Fernsehen kaum Presse (teilw. BILD) - evt. Telefonberatung Kollegen - Fernsehen kaum Presse (teilw. BILD) Testzeitschriften evt. Telefonberatung Kollegen Erreichbarkeit Männer - Tabelle 4.5: Typ 5: Die Konsum-Genervten – 67 – Frauen Orientierungen Ansatzpunkte mediale Erreichbarkeit Regionalor. traditionelle Familien-Or. soziale Or. Umwelt-Or. ganzheitl. Gesundheits-Or. Tierschutz-Or. Or. an solider Qualität Or. an Besitz u. Bewahren haushälterische Sparor. ------------------------------------------------------- schwache Mode-Or. - Auto-Or. - Regionalor. - soziale Or. - Umwelt-Or. - Gesundheits-Or. - Tierschutz-Or. - Or. an solider Qualität - - haushälterische Sparor. - lokaler Rundfunk Fernsehen, auch Lokalfernsehen Lokalpresse, Frauenzeitschriften keine neuen Medien selten Telefonberatung persönliche Beratungsgespräche Aktionen vor Ort soziale Vorbilder Nachbarschaft, persönliche Bindungen Tabelle 4.6: Typ 6: Die Ländlich-Traditionellen Männer - Regionalor. traditionelle Familien-Or. soziale Or. Umwelt-Or. Gesundheits-Or. Or. an solider Qualität Or. an Besitz u. Bewahren haushälterische Sparor. ------------------------------------------------------ - starke Auto-Or. Regionalor. soziale Or. Umwelt-Or. Gesundheits-Or. - Or. an solider Qualität Or. an Besitz u. Bewahren haushälterische Sparor. lokaler Rundfunk Fernsehen, auch Lokalfernsehen Lokalpresse keine neuen Medien Beratung über Fachhandel persönliche Beratungsgespräche Aktionen vor Ort soziale Vorbilder lokale Vereine – 68 – Frauen Preis-Or. Kindergesundheit teilw. Regionalor. (Ost-D.) ---------------------------------------------------------- Or. an Kurzlebigkeit - Or. auf Billig u. Viel - (Zeitnot-)Convenience - resignative Stimmung - Überforderung - Hygiene-Or. - Abwehr gg. Umwelt - Mode-Or. - Auto-Or. - Orientierungen Ansatzpunkte Mediale Erreichbarkeit - Preis-Or. Kindergesundheit teilw. Äußere Erscheinung, Aussehen sehr wichtig Dazu gehören ist wichtig Scheidung/Allein erziehen: Geld sparen vor allem Fernsehen, keine Lokalsender keine Printmedien (teilw. Frauenzeitschriften) Telefonberatung Beratungsgespräche evt. über Vereine, Mietergruppen ansprechbar Männer ? - Abwehr gg. Umwelt ? ? Tabelle 4.7: Typ 7: Die schlecht gestellten Überforderten – 69 – Frauen Orientierungen Ansatzpunkte Mediale Erreichbarkeit - Traditionelle Familienor. - Nicht Auffallen - Gesundheits-Or. teilw. - Tierschutz-Or. teilw. - soziale Or. teilw. - Kindergesundheit - teilw. Umweltor. - haushälterische Sparor. - Besitz-Or. u. Bewahren ---------------------------------------------------- Mode-Or. teilw. - Sicherheitsor. Hygieneor. Gesundheits-Or. teilw. Tierschutz-Or. teilw. soziale Or. teilw. Kindergesundheit haushälterische Sparor. Besitz-Or. u. Bewahren Familiengründungsphase Fernsehen Rundfunk Lokalpresse Frauen- u. Familienzeitschriften Telefonberatung manchmal Faltblätter keine Beratungsgespräche u. Aktionen prominente Vorbilder Sportvereine, Schulen soziale Netze Tabelle 4.8: Typ 8: Die unauffälligen Familien Männer - Traditionelle Familienor. Nicht Auffallen - haushälterische Sparor. - Besitz-Or. u. Bewahren --------------------------------------------------- Autoor. Technik-Or. Sicherheitsor. - haushälterische Sparor. Besitz-Or. u. Bewahren Technik-Or. Fernsehen Rundfunk Lokalpresse Testzeitschriften Telefonberatung manchmal Faltblätter keine Beratungsgespräche u. Aktionen prominente Vorbilder Sportvereine, Schulen soziale Netze – 70 – Frauen Orientierungen Ansatzpunkte mediale Erreichbarkeit - Aufgeschlossenheit für Neues - Qualitätsor. - Besitzor. - Regionalor. - teilw. altersbedingte Gesundheits-Or. - teilw. ethischer Konsum ----------------------------------------------------- Or. an Urlaub/Reisen - Aufgeschlossenheit für Neues Qualitätsor. Besitzor. Regionalor. teilw. altersbedingte Gesundheits-Or. teilw. ethischer Konsum Eintritt in die Rente Fernsehen, auch Lokalsender Rundfunk lokale u. überregionale Presse Reisezeitschriften Telefonberatung Beratungsgespräche Informationsmaterial Aktionen Männer ? Aufgeschlossenheit für Neues Qualitätsor. Besitzor. ? ------------------------------------------------------ Or. an Urlaub/Reisen - Auto-Or. - Aufgeschlossenheit für Neues - Qualitätsor. - Besitzor. - Eintritt in die Rente Fernsehen, auch Lokalsender Rundfunk lokale u. überregionale Presse Reisezeitschriften Telefonberatung Beratungsgespräche Informationsmaterial Aktionen Interesse am Internet Tabelle 4.9: Typ 9: Die aktiven SeniorInnen Frauen Orientierungen - Exklusivitäts-/Statusor. Besitzor. Qualitäts- u. Serviceor. Verantw. f. kommende Generationen geringe Gesundheits-Or. ethische Orientierung teilw. Umwelt-Or. ------------------------------------------------------ Milieuabgrenzung - Sicherheits-Or. Ansatzpunkte mediale - Exklusivitäts-/Statusor. Besitzor. Qualitäts- u. Serviceor. geringe Gesundheits-Or. ethischer Konsum teilw. Umwelt-Or. wenn Kinder den Haushalt verlassen wenig Fernsehen und Rundfunk über Kinder durch Schulen - gehobene soziale Netze z.B. Rotary Club Erreichbarkeit Tabelle 4.10: Typ 10: Die Privilegierten Männer - Exklusivitäts-/Statusor. Besitzor. Qualitäts- u. Serviceor. Verantw. f. kommende Generationen - Technik-Or. --------------------------------------------------- Milieuabgrenzung - Auto-Or. Exklusivitäts-/Statusor. Besitzor. Qualitäts- u. Serviceor. - Technik-Or. wenig Fernsehen und Rundfunk bestimmte Presse (z.B. Handelsblatt) teilw. Testzeitschriften Internet/CD-ROMs gehobene soziale Netze z.B. Rotary Club – 71 – 5. Zusammenfassung der Ergebnisse der Sekundäranalysen Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse beider Sekundärauswertungen zusammengefaßt. Obwohl sich beide Studien sowohl in ihrer Methodik als auch in ihrem Ansatz grundlegend unterscheiden, lassen sich dennoch bei einigen Auswertungsdimensionen ähnliche geschlechtsspezifische Ergebnisse ableiten. Dies erhärtet die jeweils getrennt gewonnenen Einsichten. 5.1 Geschlechtermodelle/-beziehungen Die Untersuchung von Geschlechtermodellen/-beziehungen war in der Umweltbewußtseinsumfrage von Kuckartz (2000) nicht angelegt. Auch in den Interviews der Haushaltsexploration von Empacher et al. (2000) war dies kein expliziter Fokus, folglich können zu diesem Themenkomplex nur beschränkt Ergebnisse gewonnen werden, die sich insbesondere auf die Arbeitsteilung im Haushalt beziehen: Die Sekundärauswertung der qualitativen Interviews macht deutlich, dass sich eine Verschiebung hin zu mehr gleichberechtigten Geschlechtermodellen und -beziehungen nur bei einigen Konsumtypen und auch nicht in allen Bereichen des Alltags wiederfindet. Wie bei den durchorganisierten Öko-Familien und den Alltags-Kreativen deutlich wird, haben Frauen, trotz des angestrebten partnerschaftlichen Geschlechtermodells, immer noch die (Haupt-)Verantwortung für die Gesamtkoordination des Haushalts, die Kinderbetreuung und die Abstimmung der Familienbedürfnisse. Männer bleiben, selbst wenn sie sich stark engagieren, Erfüllungsgehilfen ihrer Frauen. Bei alleinstehenden Männern (z.B. junge Berufsorientierte oder Konsum-Genervte) ist ein starkes Auslagern der alltäglichen Arbeiten an Außenstehende (oft Frauen) festzustellen. Alleinstehende Frauen tun dies hingegen kaum, selbst wenn sie dafür ausreichende finanzielle Ressourcen zur Verfügung haben (wie bspw. die kinderlosen berufsorientierten Frauen). Bei den Ländlich-Traditionellen mit traditionellem Geschlechtermodell zeigt sich, dass die Frauen, die den Haushalt alleine organisieren, eher zufrieden mit ihrer Situation sind, weil die Kinder (Töchter und Söhne) dabei mithelfen. Von den eigenen Ehemännern wird diese Hilfe offensichtlich gar nicht erwartet. Im Gegensatz dazu zeigt sich bei Typ 7, den „schlecht gestellten Überforderten“, die ebenfalls ein traditionelles Geschlechtermodell leben, dass neben den Männern auch die Kinder kaum im Haushalt mithelfen und sich dadurch die Überlastungssituation der Frauen verstärkt. Insgesamt zeigt die Auswertung der Interviews, dass das Anstreben eines partnerschaftlichen Geschlechtermodells mit einer Umwelt-Orientierung verbunden ist, die gleich- – 72 – zeitig auch zu mehr Bereitschaft für nachhaltige Konsumverhaltensweisen führt. Dies zeigt sich deutlich bei den durchorganisierten Ökofamilien sowie den Alltags-Kreativen. Umgekehrt hat eine Umwelt-Orientierung jedoch nicht automatisch zur Folge, dass ein partnerschaftliches Geschlechtermodell angestrebt wird. Dies wird bspw. bei den Ländlich-Traditionellen deutlich, die ein traditionelles Geschlechtermodell leben und bei denen vor allem die Frauen eine ausgeprägte Umwelt-Orientierung aufweisen. 5.2 Umweltrelevante Einstellungen Die Sekundär-Auswertung der Umweltbewußtseinsumfrage 2000 bestätigte erneut die bereits in Kapitel 2.1.3 dargestellten geschlechtsspezifischen Ergebnisse anderer Umweltbewußtseinsstudien: Frauen messen dem Umweltschutz mehr Bedeutung zu als Männer, sie zeigen ausgeprägtere Pro-Umwelteinstellungen, sie äußern eine höhere emotionale Betroffenheit durch Umweltprobleme, sie sehen eher Gefahren für sich und ihre Familie, sie sind gegenüber den Möglichkeiten der Technik, die Umweltprobleme zu lösen, deutlich skeptischer, sie äußern sich deutlich ablehnender gegenüber Risikotechnologien wie Gentechnik oder Atomenergie, sie sind deutlich häufiger der Meinung, seitens der Politik wird zu wenig für den Umweltschutz getan und sie schätzen die erzielten Fortschritte der Umweltpolitik in einigen Bereichen geringer ein als Männer. Entgegen den Ergebnissen anderer Studien zeigt sich jedoch in der Sekundärauswertung der 2000er Befragung, dass Frauen Umweltprobleme im eigenen Umfeld nicht als größer wahrnehmen als Männer. Obwohl eine Erhebung umweltbezogener Einstellungen in der Haushaltsexploration nicht explizit angelegt war und die Studie insgesamt auch nicht auf der Untersuchung von Einstellungen, sondern von Orientierungen, die handlungsleitend wirken können, basierte, werden dennoch auch in dieser Studie einige der Ergebnisse der Umweltbewußtseinsforschung bestätigt. Deutlich wird in der Untersuchung, dass Frauen häufig eine ausgeprägtere UmweltOrientierung aufweisen, was jedoch nicht für alle Konsumtypen gilt. So sind in einigen Typen keine Unterschiede feststellbar, wie bspw. bei den Alltags-Kreativen, wo bei beiden Geschlechtern die Umweltorientierung stark ausgeprägt ist oder bei den Konsum-Genervten, wo bei beiden Geschlechtern Umweltorientierung kaum – 73 – - - ausgeprägt ist. Festzustellen ist ferner, dass es keine Typen gibt, in denen sich bei den Männern eine ausgeprägtere Umwelt-Orientierung zeigt als bei den Frauen. In der Haushaltsexploration lieferte auch die Frage danach, was sich verändern müßte, damit den Befragten umweltschonendes Verhalten leichter falle, Erkenntnisse über umweltrelevante Einstellungen. So zeigt sich, dass bei den Konsumtypen, die sich insgesamt durch eine geringe Umwelt-Orientierung auszeichnen, insbesondere die Männer sehr harte Bedingungen nennen, was sich alles verändern müßte, damit sie sich umweltfreundlicher verhalten würden. Frauen äußern dagegen eher, dass sie bereit wären, ihr Verhalten zu ändern. In Bezug auf Risiko- und Technik-Wahrnehmung läßt sich auch in der Haushaltsexploration feststellen, dass bei allen Konsumtypen bei den Frauen eine stärkere Ablehnung der Gentechnik vorhanden ist, mit Ausnahme der jungen Desinteressierten. Bei diesen äußern sich die Frauen ähnlich zurückhaltend wie die männlichen Desinteressierten. Interessant ist, dass sich die Geschlechtsspezifik in der Einstellung zu Gentechnik zwischen alleinstehenden jüngeren Befragten (z.B. den jungen Desinteressierten) und alleinstehenden Befragten mittleren Alters (z.B. den kinderlosen Berufsorientierten) sehr unterschiedlich äußert: Bei den jungen Desinteressierten äußern sich Männer und Frauen zurückhaltend bis eher ablehnend. Demgegenüber ist die Ablehnung der Gentechnik bei den Frauen der kinderlosen Berufsorientierten teilweise sehr deutlich, bei den Männern hingegen die Einstellung, die ganze Diskussion sei übertrieben, auch sehr deutlich ausgeprägt. Eine genauere Untersuchung, ob sich nicht nur eine Geschlechtsspezifik, sondern auch eine Altersspezifik der Risikowahrnehmung vorliegt, wäre interessant. 5.3 Alltagsorganisation27 Ein Zusammenhang zwischen der tatsächlichen Ausführung von Aufgaben der Alltagsorganisation und der Umwelt-Orientierung wird in den Fällen deutlich, in denen sich auch die Männer verstärkt mit Alltagsorganisation beschäftigen. Je mehr die Männer bereit sind, die gesamte Alltagsorganisation, nicht nur die Kinderbetreuung, mitzugestalten, desto höher ist auch ihre Umweltorientierung. Umgekehrt zeigen auch Männer eine ausgeprägte Umwelt-Orientierung, die sich nicht mit der Alltagsorganisation beschäftigen bspw. bei den Ländlich-Traditionellen. Durch das Beispiel von Typ 5 wird wiederum bestätigt, dass die mangelnde Bereitschaft, sich mit der Alltagsorganisation auseinanderzusetzen, auch mit einer mangelnden Handlungsbereitschaft für mehr Nachhaltigkeit im Alltag einhergeht. Erfahrungen mit der Alltagsorganisation scheinen, ne- 27 Eine Untersuchung von Alltagsorganisation war in der Umweltbewußtseinsumfrage von Kuckartz (2000) nicht angelegt, folglich entstammen die dargestellten Ergebnisse ausschließlich der Sekundäranalyse der Studie von Empacher et al. (2000). – 74 – ben weiteren Faktoren, ein wichtiger Faktor für die Ausprägung von UmweltOrientierungen zu sein. Insgesamt findet sich bei den meisten Männern, insbesondere bei den alleinstehenden, eine starke Abwehrhaltung gegenüber Anforderungen der Alltagsorganisation. Demgegenüber zeigen die Männer der Alltags-Kreativen, dass es auch anders gehen kann, dass Alltagsorganisation auch ein kreatives Feld sein kann, welches Spaß macht und als erfüllend wahrgenommen wird. Bei den jungen Desinteressierten wird deutlich, dass die Geschlechtsspezifik in Bezug auf die Alltagsgestaltung bei jüngeren Menschen weniger stark ausgeprägt ist. Junge Frauen zeigen ebenso wenig Alltagskompetenz wie junge Männer und nehmen Hausarbeit nicht als kreative und erfüllende Aufgabe wahr. Ob dies lediglich ein Alterseffekt oder schon ein Hinweis darauf ist, dass sich die Geschlechtsspezifik langsam auflösen, kann jedoch mit der Sekundärauswertung der Haushaltsexploration noch nicht festgestellt werden. Hier ergibt sich weiterer Forschungsbedarf. Verfügung über Ressourcen (Zeit und Geld) Die zeitlichen Ressourcen, die den Konsumtypen zur Verfügung stehen, sind abhängig von den Faktoren Erwerbsarbeit, Hausarbeit und Kinder. Das Zusammentreffen dieser drei Faktoren bedeutet für einige Frauen eine Dreifachbelastung. Eine Dreifachbelastung bei Männern findet sich nur bei den Männern der Alltags-Kreativen und denen der durchorganisierten Öko-Familien. Diese fällt jedoch dadurch, dass, wie oben bereits erwähnt, die Hauptverantwortung für Kinderbetreuung und Haushaltsführung nach wie vor bei den Frauen liegt, weniger stark aus. Die Frauen sparen Zeit, um diese Dreifachbelastung zu bewältigen, bei der eigenen Freizeit ein, die Männer hingegen nehmen Zeit für sich selbstverständlicher in Anspruch. Bei dem Typ der schlecht gestellten Überforderten, die in besonderer Weise zeitlich überlastet und gleichzeitig finanziell belastet sind, finden sich im Sample nur Frauen wieder. Dies kann ein Hinweis darauf sein, dass diese spezifische Art der Überlastung und Überforderung eher bei Frauen zu finden ist. Über eine geschlechtsspezifische Verfügbarkeit von Geld kann auf Basis der Interviewergebnisse nur wenig ausgesagt werden. Bei den westdeutschen aktiven SeniorInnen scheinen es nach wie vor die Männer zu sein, die das Geld verwalten. Hinweise darauf finden sich jedoch bei keinem anderen Konsumtypen. Die Auswertungsergebnisse bei den kinderlosen Berufsorientierten weisen darauf hin, dass alleinstehende Frauen mit ausreichenden finanziellen Ressourcen ihr Geld anders auszugeben scheinen als die entsprechenden Männer. Hier wäre weiterer Forschungsbedarf dahingehend nötig, ob vermögende Frauen eher Geld für ethische, umweltfreundliche und ähnliche Angebote ausgeben oder sie ihr Geld in die gleichen Statussymbole investieren wie Männer (z.B. Autos). – 75 – Routinen und rationelle Haushaltsführung Sowohl Routinen als auch die Rationalisierung von Haushaltstätigkeiten bedeuten Entlastungen der haushaltsführenden Personen. Die Analyse zeigt, dass in Familienhaushalten die Frauen für die Routinisierung der Abläufe zuständig sind, insbesondere auch dafür, Gemeinsamkeit zwischen den Familienmitgliedern herzustellen, z.B. durch gemeinsame Rituale (gemeinsames Abendessen, Samstags-Großeinkauf der Familie). Die Routinisierung der Haushaltstätigkeiten hat in Familien und Single-Haushalten eine unterschiedliche Funktion. In Familienhaushalten dient sie unter anderem auch dazu, Zeit für gemeinsame Aktivitäten zu schaffen. Ferner schaffen die von allen Familienmitgliedern ausgeführten Routinen bei der Haushaltsarbeit selbst, z.B. die gemeinsame Zubereitung einer Mahlzeit, Gemeinsamkeit. Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass die Familienmitglieder bereit sind, sich zu beteiligen. Dieser Gewinn gemeinsam ausgeübter Tätigkeiten wird in Familien mit traditionellem Geschlechtermodell, in denen die Arbeit von den Frauen alleine geleistet wird, nicht realisiert. In Single-Haushalten hingegen wird die Hausarbeit nicht nur aus Bequemlichkeit rationalisiert, sondern auch, weil sie alleine keinen Spaß macht und es niemanden interessiert, ob sie tatsächlich gemacht wird. Das Paradebeispiel ist hier wiederum das Essen, welches bei Singles, insbesondere bei Männern, eher unaufwendig gestaltet wird. Kommt jedoch Besuch, werden auch mehrere Stunden Vorbereitungszeit für eine Mahlzeit gerne in Kauf genommen. Alltagskompetenz Übergreifend läßt sich festhalten, dass die Frauen in allen Typen mehr Alltagskompetenz aufweisen als die jeweils zugehörigen Männer. Bei den zwei Extremtypen, den Alltags-Kreativen und den Konsum-Genervten, sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern zwar weniger deutlich, es finden sind jedoch auch hier Hinweise darauf, dass Frauen insgesamt immer noch kreativer mit der Alltagsgestaltung umgehen und mehr Verhaltenskriterien haben (bei den Konsum-Genervten z.B. im Bereich Waschen). Bei der vorliegenden Untersuchung/Fragestellung interessiert vorrangig eine nachhaltige Alltagsgestaltung. Zur Verwirklichung einer solchen Alltagsgestaltung ist eine spezielle, über die allgemeine Hausarbeits- und Haushaltsorganisations-Kompetenz hinausgehende Kompetenz erforderlich, ferner ist dafür Zeit nötig. Die Alltags-Kreativen erweisen sich hier am kompetentesten. Interessant bei diesem Typen ist insbesondere, dass er es durch seine Alltagskompetenz schafft, sich nachhaltig zu verhalten, ohne dies als Verzicht zu erleben. Dies drückt insbesondere ein Interviewter aus: „Mein kleiner Luxus ist eigentlich schon ein großer Luxus ... So zu leben, wie ich lebe, so mit unverschämt wenig Geld, so unverschämt gut zu leben.“ – 76 – 5.4 Umweltverhalten in spezifischen Handlungsfeldern Ernährung/Kochen Beim Ernährungsverhalten und dessen Umweltrelevanz finden sich in beiden Sekundärauswertungen deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede. Schon in der Sekundärauswertung der Umweltbewußtseinsumfrage (Kuckartz 2000) zeigte sich, dass Frauen häufiger Gemüse oder Obst entsprechend den Jahreszeiten oder Bio-Fleisch und -Gemüse kaufen als Männer. Die Sekundärauswertung der Haushaltsexploration bringt noch auffälligere Unterschiede zutage. Selbst bei Konsumtypen, bei denen insgesamt wenig Geschlechtsunterschiede erkennbar sind, wie z.B. den jungen Desinteressierten, tauchen Unterschiede im Bereich Ernährung auf. Dies betrifft insbesondere den höheren Fleischkonsum der Männer und die Bedeutung des Gesundheitsbewußtseins bei Ernährung allgemein. Obwohl es in den meisten Fällen die Frauen sind, die einkaufen und die Mahlzeiten zubereiten, setzen die Männer in diesem Feld häufig massiv ihre Interessen durch, d.h. es wird gekocht, was der Mann essen will, vor allem auch Fleisch, selbst wenn die Frau kein Bedürfnis nach Fleisch hat. Ein ganzheitliches Gesundheitsbewußtsein und Körperbild findet sich, wie auch schon in der Konsumstile-Studie festgestellt, vor allem bei Frauen. Bei Männern überwiegt hingegen ein stark funktionalistisches Körperbild. Eine GesundheitsOrientierung ist bei ihnen häufig gar nicht vorhanden, der Körper soll vor allem funktionieren. Besonders deutlich bringt ein Befragter des Konsumtyps der jungen Desinteressierten diese Haltung zum Ausdruck: „Ist mir egal, ob es gesund ist. Da nehme ich dann Vitamintabletten.“ In Bezug auf sogenannte Convenience-Produkte fällt auf, dass sie von vielen Frauen genauso häufig konsumiert werden wie von den Männern. Gleichzeitig äußern Frauen häufig eine ablehnendere Einstellung zu diesen Produkten als Männer, insbesondere in Bezug auf Gesundheit und Inhaltsstoffe. Dies verweist darauf, dass bei vielen Frauen gesundheitsbezogene Standards in Bezug auf Ernährung zwar einerseits bestehen, jedoch andererseits nicht unbedingt zum entsprechenden Verhalten führen, da bestimmte Vorteile von Fertigprodukten im Alltag überwiegen bzw. andere Orientierungen, z.B. Zeitnot-Convenience, dem entgegenstehen. Alleinstehende Männer sehen hingegen vorrangig die zeitlichen Vorteile von Convenience-Produkten. Männer, die solche Produkte deutlich ablehnen, kochen entweder selbst (insbesondere Männer der durchorganisierten Öko-Familien oder der Alltags-Kreativen) und äußern sich zu den Produkten ähnlich wie die Frauen oder aber sie werden von ihren Frauen bekocht und bemängeln dann insbesondere den schlechten Geschmack von Fertigprodukten. Die befragten Frauen äußern bei vielen Konsumtypen eine positivere Einstellung zu Produkten aus kontrolliert biologischem Anbau. Das Konzept finden viele Frauen „an sich gut“ und betonen, dass es gut wäre, solche Produkte zu kaufen. In ihrer – 77 – - - weiteren Argumentation stellen sie jedoch die Schwierigkeit bei deren Besorgung (hoher Preis, schwere Erreichbarkeit) heraus und äußern zudem Zweifel an der Durchführbarkeit und Kontrollierbarkeit biologischen Anbaus. Dies zeigt, dass bei vielen Frauen somit eher eine Ansprechbarkeit gegeben ist als bei den meisten Männern. Letztere äußern häufig als erstes Zweifel an der Kontrollierbarkeit, ohne das Konzept an sich überhaupt zu würdigen. Die Einstellung zu Bio-Fleisch fällt insgesamt positiver aus als die zu Produkten aus kontrolliert biologischem Anbau insgesamt, sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen. Die Art der Haltung der Tiere spielt allerdings bei den Frauen der meisten Konsumtypen eine größere Rolle als bei den Männern. Der TierschutzAspekt taucht, mit Ausnahme der Männer der Alltags-Kreativen, nur bei weiblichen Interviewten auf. Zusammenfassend läßt sich feststellen, dass sich die Geschlechterbeziehungen im Handlungsfeld Ernährung noch kaum geändert haben, sichtbar ist dies nur bei den durchorganisierten Öko-Familien und den Alltags-Kreativen. Bei allen anderen Typen liegt die ernährungsbezogene Gesundheitsverantwortung nach wie vor bei den Frauen. Haushaltspflege/Hygiene Das Handlungsfeld Haushaltspflege war kein explizites Thema in den Umweltbewußtseinsumfragen. Die Sekundäranalyse der Haushaltsexploration zeigt deutlich, dass dieses Feld immer noch weitgehend im Zuständigkeitsbereich der Frauen liegt. Mit Ausnahme der durchorganisierten Öko-Familien und der Alltags-Kreativen wissen die Männer wenig über dieses Feld Bescheid. Männliche Singles tendieren dazu, so weit finanziell möglich, diesen Bereich an Haushaltsexterne abzugeben. Bei vielen Konsumtypen zeigt sich in diesem Handlungsfeld nach wie vor eine eher starke Hygieneorientierung. Diese ist jedoch nicht nur bei den Frauen vorhanden, sondern findet sich gerade auch bei alleinstehenden Männern (z.B. den kinderlosen Berufsorientierten und den jungen Desinteressierten) wieder. Umweltorientierung im Bereich der Haushaltspflege wird eher von den Frauen bestimmter Konsumtypen verfolgt, z.B. von den Frauen der durchorganisierten ÖkoFamilien, der kinderlosen Berufsorientierten. Aber auch einige Frauen der LändlichTraditionellen und der unauffälligen Familien sowie einige aktive Seniorinnen verhalten sich in diesem Bereich eher umweltfreundlich. Es fällt zudem auf, dass Typen die allgemein eine ausgeprägte Umweltorientierung aufweisen, diese bei der Haushaltspflege auch tatsächlich in umweltfreundlicheres Handeln umsetzen. Interessant sind in diesem Bereich ferner einige Hinweise auf das Ausmaß der Routinisierung von Konsumgewohnheiten bei unterschiedlichen Konsumtypen. So probieren die jungen Desinteressierten eher neue Haushaltspflege-Produkte aus, während die aktiven Seniorinnen „keine Experimente“ mehr machen. – 78 – Waschen Das Waschen liegt, mit Ausnahme der Alltags-Kreativen, in den Händen der Frauen. Die Männer in Paarbeziehungen wissen folglich nur sehr wenig über diesen Arbeitsbereich. Auch alleinstehende Männer lassen diese Aufgabe wieder, sofern es ihnen möglich ist, von anderen Frauen (Haushaltshilfe, Mutter) erledigen. Diejenigen Männer, die selbst waschen müssen, wollen sich so wenig wie möglich mit dem Thema beschäftigen. Die meisten Frauen, mit Ausnahme der schlecht gestellten Überforderten, kochen die Wäsche nicht und lassen auch den Vorwaschgang weg. Umgekehrt kochen viele alleinstehende Männer (vor allem der kinderlosen Berufsorientierten und der jungen Desinteressierten) eher einen Teil ihrer Wäsche aus Hygienegründen. Insgesamt wird bezüglich der Verhaltenskriterien im Bereich Waschen von den alleinstehenden Männern häufig eine „mir egal“-Haltung gezeigt. Die anfallende Wäschemenge (bei den meisten Typen mehr als eine Maschine pro Kopf in der Woche) scheint sich zwischen Männern und Frauen nicht zu unterscheiden. Insgesamt wird deutlich, dass Waschen ein Handlungsfeld ist, bei dem die Umsetzung eines partnerschaftlichen Geschlechtermodells, gerade im Vergleich zu anderen Bereichen, noch nicht einmal ansatzweise verwirklicht ist. Dies wird auch in anderen empirischen Untersuchungen zur geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung bestätigt.28 Eine Erklärung dieses Umstandes findet sich in den Interviews nicht. Bekleidung Deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich bei vielen Konsumtypen im Bereich Bekleidung. Die meisten Frauen betonen die Wichtigkeit von Bekleidung auf einer allgemeinen Ebene, Männer hingegen sehen deren Bedeutung eher in Bezug auf Berufstätigkeit und betonen eher, dass ihnen im privaten Bereich Kleidung nicht so wichtig sei und sie nicht an Mode orientiert seien. Bei den durchorganisierten ÖkoFamilien, den jungen Berufsorientierten und den Alltags-Kreativen sind dagegen kaum geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich der Bedeutung von Kleidung festzustellen. Entsprechend der unterschiedlichen Bedeutung verbringen die Männer auch weniger Zeit mit dem Bekleidungskauf, oft lassen sie dies sogar von ihren Frauen erledigen. Deutlich zeigen sich auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Bezug auf die Auswahlkriterien der Bekleidung. Für die meisten befragten Männer, mit Ausnahme der durchorganisierten Öko-Familien und der Alltags-Kreativen, sind nur das Aussehen und die Haptik von Bedeutung, auf das Etikett wird nicht geachtet. Die Männer der durchorganisierten Öko-Familien und der Alltags-Kreativen interessieren sich zusätzlich für das Material, was den Männern aller anderen Typen nicht wichtig ist. Dabei unterscheiden sie sich von den Frauen, wobei manche explizit Naturmaterialien, andere Fasermi- 28 Zum Beispiel zeigt die Zeitbudget-Studie, dass Männer durchschnittlich 3 Minuten täglich mit Wäschepflege beschäftigt sind, Frauen hingegen 39 Minuten (StBA 1998:109). – 79 – schungen wegen der Pflegeleichtigkeit bevorzugen. Die meisten Frauen, über alle Typen hinweg, interessiert in Bezug auf das Etikett auch die Waschbarkeit und die Pflegeanleitung. Dies ist bei den Männern nur in Ausnahmen der Fall, nicht einmal die Männer der Alltags-Kreativen achten darauf. Die Auswahlkriterien Herkunft der Kleidung und Gesundheitsverträglichkeit werden, wenn überhaupt, nur von Frauen genannt. Die Zustimmung zu Secondhand-Kleidung scheint hingegen eher eine Einkommensund Altersfrage zu sein. Weder sehr privilegierte noch sehr benachteiligte Typen sind hierfür offen. Demgegenüber lehnen insbesondere ältere Menschen diese Angebote ab, wohingegen es bei jüngeren eher Potenziale zu geben scheint. Eine Ausnahme stellt hier Secondhand-Kinderkleidung dar, die von Typen mittlerer Schichten mit Kindern als vorstellbare Lösung angesehen wird. Mobilität Wie bereits in zahlreichen anderen Untersuchungen bestätigt, zeigen sich bei beiden Sekundärauswertungen im Bereich Mobilität starke geschlechtsspezifische Unterschiede und zwar dergestalt, dass viele Frauen weniger Auto, häufiger mit dem ÖPNV und dem Fahrrad fahren und seltener einen Führerschein und ein Auto besitzen. Zudem schreiben die Frauen dem Auto eine weniger große Bedeutung zu als die Männer und befürworten signifikant häufiger den Autoverkehr einschränkende Maßnahmen. Dass es jedoch Ausnahmen unter den Frauen gibt, zeigt die Sekundärauswertung der Haushaltsexploration. Für die alleinstehenden Frauen der jungen Desinteressierten und der kinderlosen Berufsorientierten scheint ein Auto genauso wichtig zu sein wie für die Männer der entsprechenden Konsumtypen. Besonders bei den Frauen der kinderlosen Berufsorientierten zeigt sich, dass sie ebenso große Autos fahren und eine ebenso hohe Jahreskilometerleistung haben wie die Männer des Typs. Ähnliches gilt für die Einstellung zu Car Sharing. Im Gesamtsample wird dies zwar insgesamt eher als wenig gangbare Lösung empfunden, jedoch äußern sich Frauen insgesamt positiver zu dem Konzept. Für die Frauen der durchorganisierten Öko-Familien wäre es konkret vorstellbar, wenn sie alleinstehend wären. Vor allem die Frauen der jungen Desinteressierten, der kinderlosen Berufsorientierten und der Priviligierten lehnen dies jedoch genauso deutlich ab wie die Männer der entsprechenden Typen. Insgesamt ist festzustellen, dass sich bei alleinstehenden Frauen die Häufigkeit der Autonutzung und die gefahrenen Kilometer (in der Haushaltsexploration ersichtlich aus den Angaben in den Konsumerfassungsbögen) und auch die Bedeutung, die dem Auto zugeschrieben wird, denen der Männer angeglichen hat. Umgekehrt ist es jedoch in Partnerschaften ziemlich deutlich so, dass der Mann das Auto fährt und die Frau eher – 80 – die Zweitnutzerin ist29. Innerhalb von Partnerschaften läßt sich also kaum ein Wandel in Bezug auf geschlechtsspezifisches Mobilitätsverhalten erkennen. Energie Bei der Nachauswertung der Umweltbewußtseinsumfrage lassen sich anhand der abgefragten Items keine Geschlechtsunterschiede beim Energie- und Wasser sparen ablesen. Allerdings scheinen Frauen beim Kauf von Haushaltsgeräten eher auf energiesparsame Geräte zu achten als Männer. Auch in der Haushaltsexploration sind anhand der im Interview gestellten Fragen keine deutlichen geschlechtsspezifischen Unterschiede feststellbar. Es gibt Hinweise darauf, dass sich in Haushalten mit klassischer geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung die Männer für dieses Handlungsfeld verantwortlich fühlen. Desweiteren scheinen Konsumtypen, die über ausreichende finanzielle Ressourcen verfügen, alltäglichen energiesparenden Verhaltensweisen eher weniger Bedeutung beizumessen. Dies zeigt sich, unabhängig vom Geschlecht, insbesondere bei den durchorganisierten Öko-Familien und den kinderlosen Berufsorientierten sowie teilweise bei den Privilegierten. Bezüglich energiesparenden Investitionen bzw. dem Kauf energiesparender Geräte sind diese Typen jedoch aufgeschlossen. Die traditionellen Typen hingegen verfolgen beides, je nach ihren finanziellen Möglichkeiten. Eine genauere Untersuchung dieses Bereichs, speziell in Bezug auf verschiedene Handlungsfelder (z.B. Kochen, Heizen, Körperpflege) wäre nötig, um eventuell vorhandene Unterschiede zwischen den Geschlechtern feststellen zu können. Abfall/Mülltrennung In älteren Umweltbewußtseinsumfragen sind es sehr deutlich mehr Frauen, die ihren Abfall nach mehreren Fraktionen trennen. In der neuesten Umfrage (Kuckartz 2000) kommt das Thema nicht mehr vor. Allerdings zeigt sich bei anderem abfallrelevantem Verhalten, wie z.B. dem Kauf von Nachfüllpackungen, dass Frauen solches Verhalten deutlich häufiger praktizieren als Männer. Im allgemeinen ist in der Haushaltsexploration bei den alleinstehenden Befragten in der Exaktheit, mit der Müll getrennt wird, kein Unterschied zwischen den Geschlechtern festzustellen. Interessant ist allerdings, dass bei den Konsumgenervten eher die Männer ihren Müll zu trennen scheinen, als die Frauen. In den Partnerschaften sind, wieder mit Ausnahme der durchorganisierten ÖkoFamilien und der Alltags-Kreativen die Frauen für die Mülltrennung zuständig. Eine Ausnahme scheint ferner auch der Konsumtyp der aktiven SeniorInnen zu sein, bei dem häufig die Männer den Müll trennen und auch getrennt entsorgen. 29 In Ostdeutschland sind diese Unterschiede weniger deutlich, hier fahren auch die Frauen in Partnerschaften sehr viel mit dem Auto und messen diesem auch eine größere Bedeutung zu. – 81 – - - Im Bereich der Getränkeverpackungen fällt zudem auf, dass bei einigen Konsumtypen, die Getränkedosen kaufen, z.B. den schlecht gestellten Überforderten, es vor allem die Männer sind, auf deren Verlangen hin dies geschieht. Wie sich auch bereits in den Gruppendiskussionen der Konsumstile-Studie gezeigt hat, sehen die befragten Frauen (der Überforderten) eher Nachteile von Getränkedosen, Männer (der Überforderten) hingegen eher Vorteile. Letztere äußern sogar, dass sie sich wahrscheinlich auch nicht durch ein Dosenpfand vom Kauf abhalten lassen. Es ist zu befürchten, dass Männer diesen Konsumwunsch trotz Pfand weiter realisieren werden und die Arbeit des Reinigens und der Rückgabe der Dosen den jeweiligen Frauen zufällt. Auffällig ist insgesamt die große Unzufriedenheit mit dem System der Mülltrennung. Diese bezieht sich bei einigen Frauen konkret auf den Aufwand der Trennung und des Vorspülens. Bei den meisten Interviewten ist dies jedoch in Routine übergegangen und wird kaum noch als Zusatzaufwand wahrgenommen. Das Mißtrauen in das Duale System als solches ist hingegen weit verbreitet. Zum einen herrscht bei Teilen der Interviewten das Gefühl vor, die getrennten Abfallfraktionen werden im Nachhinein doch wieder zusammengeworfen, zum anderen wird bezweifelt, dass der Müll auch tatsächlich recycelt wird. Die wenigen Informierten halten die thermische Abfallverwertung, und damit verbunden das Vorspülen der Verpackungen, für eine immense Verdummung der Bevölkerung. Zusammenfassung zu den Handlungsfeldern Nachhaltigere Verhaltensweisen können zusammenfassend betrachtet bei den Frauen vor allem im Bereich Ernährung und Mobilität festgestellt werden, sowie in Teilbereichen auch bei der Haushaltspflege, Waschen und Bekleidung. Handlungsfeldübergreifend läßt sich jedoch bei den Frauen fast aller Typen eine deutlich höhere Gesundheitsorientierung, die oft an einem ganzheitlichen Körperbild orientiert ist, feststellen. Dies zeigt sich vor allem bei der Ernährung, aber auch bei der Bekleidung. Auch ethische und soziale Kriterien von Verhaltensweisen werden vor allem von Frauen benannt. Sie kaufen eher Produkte aus der Region, um Arbeitsplätze zu erhalten (eine Ausnahme bilden hier die Männer der Ländlich-Traditionellen, denen soziale Kriterien ebenfalls wichtig sind) und sie zeigen eher Mitleid mit Tieren und Interesse am Tierschutz. Vor allem im Bereich Ernährung, aber auch bei der Körperpflege wird dies deutlich. Frauen sind auch diejenigen im Sample, die Ausbeutung von Menschen in anderen Ländern beim Konsum zum Thema machen, z.B. beim Bekleidungskauf wird nur von Frauen das Thema Kinderarbeit zur Sprache gebracht. Bezüglich der Zuständigkeiten im Haushalt wird deutlich, dass diese über alle Typen hinweg in einigen Handlungsbereichen (z.B. beim Waschen) deutlich bei den Frauen liegen. Auch in den Bereichen Haushaltspflege und Ernährung findet sich noch überwiegend diese Arbeitsverteilung. Hieraus schließen zu wollen, dass die Frauen folglich – 82 – in diesen Bereichen entscheidenden Einfluß und Gestaltungsmacht hätten und deshalb allein für Ökologisierungsstrategien ansprechbar sind, wäre jedoch zu kurz gegriffen. Die Nachauswertung der Interviews verweist darauf, dass Männer an manchen Stellen, trotz Zuständigkeit der Frauen, deutlichen Einfluß auf das Handeln der Frauen nehmen. Dies betrifft, wie bereits oben genannt, z.B. den Fleischkonsum, den Kauf von Getränkedosen, aber auch die Entscheidung, ob Wäsche gekocht wird oder nicht. Die tatsächliche Gestaltungsmacht der Frauen kann somit allein durch die Sekundäranalyse der Haushaltsexploration nicht ermittelt werden, sie müßte Gegenstand einer intensiveren und vor allem getrennten Befragung beider Partner sein. 5.5 Biographische Veränderungen Biographische Veränderungen markieren Lebensabschnitte und haben deutliche Auswirkungen auf die Verfügbarkeit zeitlicher und finanzieller Ressourcen. In den Interviews wird der Einfluß auf das Konsumverhalten mehrerer biographischer Veränderungen deutlich: Kind/er: Bei der Sekundärauswertung der Umweltbewußtseinsumfrage von Kuckartz zeigt die Differenzierung nach Männern und Frauen mit Kindern unter 6 Jahren im Vergleich zum Durchschnitt bei den Männern und Frauen, dass diese Gruppe die höchsten Werte bei den Pro-Umwelt-Einstellungen erreicht. Auch bei umweltbewußten Konsumverhaltensweisen schneiden diese Mütter und Väter deutlich besser ab als im Durchschnitt. Das Verkehrsverhalten von Männern und Frauen mit Kindern unter 6 Jahren erweist sich im Gegensatz dazu jedoch als deutlich umweltschädigender. Auch bei der Haushaltsexploration zeigt die Geburt eines Kindes den deutlichsten Einfluß auf das Konsumverhalten. Insbesondere im Bereich Ernährung, aber auch bei der Auswahl von Reinigungsmitteln und Kinderspielzeug werden nachhaltigere Verhaltensalternativen gewählt. Dies betrifft vor allem die Frauen, aber auch diejenigen Männer, die sich intensiver mit ihrem Kind/ihren Kindern beschäftigen. Die Ambivalenz des Vorhandenseins kleiner Kinder wird allerdings auch in der Haushaltsexploration deutlich. So zeigt sich z.B. eine Verstärkung der HygieneOrientierung, vor allem wird häufiger die Kochwäsche verwendet und insgesamt mehr gewaschen. Durch zeitliche und finanzielle Einbußen kann es zudem dazu kommen, dass zeitaufwendige, teurere (und damit evt. auch umweltschonendere) Verhaltensweisen eingeschränkt werden. Bei älteren Kindern ist außerdem feststellbar, dass nachhaltigere Verhaltensweisen mit steigenden Alter der Kinder wieder „zurückgefahren“ werden, weil die Konsumpräferenzen der Kinder diesen entgegen stehen. Gerade ältere Kinder können – 83 – allerdings auch positive Akzente in Richtung auf mehr Nachhaltigkeit setzen, indem sie z.B. in der Schule gelernte umweltfreundlichere Verhaltensweisen in die Haushalte hineintragen. Berufseinstieg Der Berufseinstieg ist normalerweise mit einer Erhöhung finanzieller Ressourcen bei einer gleichzeitigen Verringerung der verfügbaren Zeitressourcen verbunden. Einige Interviewte, vor allem Frauen, berichten in diesem Zusammenhang, dass sie sich dadurch eher kontrolliert biologisch angebaute Produkte leisten können oder aber dass ihnen der Aufwand für den Kauf solcher Produkte jetzt zu hoch ist, weil insbesondere Öffnungszeiten entsprechender Läden nicht mehr mit ihrem Berufsalltag vereinbar sind. Arbeitslosigkeit Im Gegensatz dazu steht der Verlust des Arbeitsplatzes. Plötzlich stehen weniger finanzielle, dafür mehr Zeitressourcen zur Verfügung. Ob mit dieser Situation kreativ umgegangen wird, indem insbesondere die Zeitressourcen als Kompensation für die mangelnden finanziellen Ressourcen eingesetzt werden, scheint wesentlich von der Alltagskompetenz der Personen abzuhängen. Dies zeigt sich beim Vergleich der AlltagsKreativen mit den schlecht gestellten Überforderten, die beide über ungefähr das gleiche Einkommen verfügen, jedoch sehr unterschiedlich konsumieren. Auszug aus dem Elternhaus Das Verlassen des Elternhauses zieht zum einen die Gründung eines eigenen Haushalts nach sich, bei dem durch die Konsumausstattung langfristige Weichen gestellt werden. Zum anderen werden auch eigene Haushaltsroutinen bis hin zu einem eigenen Lebensstil herausgebildet, der sich von dem der Eltern, je nachdem wie groß das Abgrenzungsbedürfnis ist, stark unterscheiden kann. Bei den jungen Desinteressierten gibt es Hinweise darauf, dass die Haushaltsorganisation zunächst noch wenig routinisiert und so auch stark beeinflußbar ist, vor allem dann, wenn nicht einfach Routinen von den Eltern übernommen werden. Insbesondere die mangelnden finanziellen Ressourcen, da sich die jungen Leute zunächst in der Ausbildung befinden, führen jedoch häufig zur Orientierung an Billig-Produkten und damit zu wenig nachhaltigen Verhaltensweisen. Trennung/Scheidung Ähnliche Auswirkungen haben eine Scheidung bzw. die Trennung vom Partner, da normalerweise auch hier wieder ein neuer Haushalt gegründet werden muß und insbesondere die Frauen mit wesentlich geringeren finanziellen Ressourcen auskommen müssen. Da sich zwischen einerseits der Gruppe der Konsum-Genervten, in denen geschiedene Männer vertreten sind und andererseits der Gruppe der schlechtgestellten Überforderten, in denen geschiedene Frauen zu finden sind, deutlich geschlechtsspezi- – 84 – fisch unterschiedliche Reaktionen auf eine Scheidung/Trennung zeigen, wäre hier bezüglich Ökologisierungsstrategien zu untersuchen, ob dementsprechend unterschiedliche Verhaltensangebote für beide Geschlechter notwendig sind. Krankheiten Eine Krankheit kann je nach Schwere weitere biographische Veränderungen nach sich ziehen. In den Interviews zeigt sich dies in einem Beispiel im Verlust des Arbeitsplatzes und Wechsel des Ausbildungsberufs aufgrund einer Allergie und in einem anderen durch eine erhebliche Einschränkung der Beweglichkeit durch starkes Asthma. Konsumgewohnheiten müssen sich folglich dementsprechend ändern. Es ist auch zu erwarten, dass insbesondere bei Ernährungs-, Atemwegs- oder Hautkrankheiten die Sensibilität gegenüber Einflüssen der direkten Umwelt erhöht wird und damit auch das Gesundheitsbewußtsein wächst. Da Frauen immer noch mehrheitlich für den Bereich Ernährung bzw. Pflege als Gesamtbereich zuständig sind, sind sie es meistens, die entsprechend auf eine Erkrankung in der Familie reagieren müssen. In den Interviews der Haushaltsexploration wird vor allem bei den schlecht gestellten Überforderten von schweren Erkrankungen berichtet. Diese haben jedoch, erstaunlicherweise, keine sichtbaren Auswirkungen auf das Gesundheitsbewußtsein der Befragten. Zusammenfassung zu biographischen Veränderungen Die Reaktionen auf und die Auswirkungen von biographischen Veränderungen verschiedenster Art sind in vielen Fällen geschlechtsspezifisch unterschiedlich, da nach wie vor Haushalts- und Betreuungsaufgaben eher in die Zuständigkeit der Frauen fallen. Folglich sind meistens sie es, die mit der Verringerung finanzieller Ressourcen, aber auch knapperen zeitlichen Ressourcen konfrontiert sind. Die Implikation dieser biographischen Veränderungen für nachhaltigere Verhaltensweisen sind ambivalent, das heißt, dass sie nicht zwangsläufig zu nachhaltigerem Verhalten führen. Da derartige Veränderungen jedoch, im Gegensatz zum routinisierten und eingespielten Alltag, eine höhere Ansprechbarkeit für neue Informationen und Angebote zufolge haben, gälte es, dies zu nutzen, um die Veränderungen in nachhaltigere Bahnen zu lenken. – 85 – 6. Folgerungen für Umweltkommunikation, Umweltbildung und Umweltpolitik Aus den oben zusammengefaßten Ergebnissen werden in diesem Kapitel zentrale Folgerungen für Umweltkommunikation, Umweltbildung und Umweltpolitik abgeleitet. Bei der Berücksichtigung des Zusammenhangs von Geschlecht und Umweltbewußtsein/ -verhalten kommen drei mögliche Zielsetzungen in Betracht: Zunächst sollten die Potenziale, die in der teilweise höheren Ansprechbarkeit bestimmter Gruppen von Frauen sichtbar werden, in Umweltpolitik, -kommunikation und -bildung entsprechend genutzt werden. Gleichzeitig sollten die, wenn auch geringen, Potenziale, die bei Männern sichtbar werden, genutzt werden. Vor allem sollten Männer direkt für Umweltbelange angesprochen werden. Zuletzt und übergreifend muß nach neuen Lösungsmöglichkeiten gesucht werden, die sowohl die nachhaltige Entwicklung vorantreiben als auch Geschlechtergerechtigkeit fördern können. Diese drei möglichen Zielstellungen werden im folgenden bei der Ableitung von Folgerungen für Umweltpolitik, -kommunikation und -bildung mitgedacht. Sie müssen einander nicht ausschließen, in einigen Bereichen, z.B. in bestimmten Handlungsfeldern, kann es zweckmäßig sein, mehrere Zielstellungen gleichzeitig zu verfolgen, in anderen ist u. U. nur die Verfolgung eines Zieles sinnvoll. 6.1 Geschlechterbeziehungen/-modelle, Alltagsorganisation und UmweltOrientierungen Eine strukturelle Veränderung in den Rahmenbedingungen, die Geschlechterbeziehungen/-modelle und damit auch die Zuständigkeiten für Alltagsorganisation bestimmen, wie z.B. die Entstehung von Teilzeit-Arbeitsplätzen auch für Männer und die Verfügbarkeit entsprechend flexibler Kinderbetreuungs-Einrichtungen, liegt zunächst außerhalb der Reichweite der Umweltpolitik. Gleichzeitig ist es für die Umsetzung nachhaltiger Entwicklung unerläßlich, Umweltschutz als Querschnittsthema in anderen Ressorts zu verankern (vgl. hierzu Becker et al. 1999:1). Vor dem Hintergrund, dass sich in der Sekundärauswertung der KonsumstileStudie gezeigt hat, dass eine Orientierung auf ein partnerschaftliches Geschlechtermodell und die Möglichkeit, diese auch im Alltag umzusetzen, dem Umwelthandeln im Alltag beider Geschlechter förderlich ist, sollte eine strategische Allianz zwischen Umweltpolitik und einer Geschlechter- und Familienpolitik, die auf Gleichberechtigung zielt, verfolgt werden. – 86 – Für eine Umweltpolitik bedeutet dies, dass ihre Maßnahmen und Instrumente bestehende Geschlechtsunterschiede nicht reproduzieren und verstärken, sondern die Geschlechterdifferenz so aufgreifen muß, dass damit zugleich Geschlechtergerechtigkeit ermöglicht, hergestellt oder gefestigt wird. Für jede umweltpolitische Maßnahme sollte somit eine Abschätzung geschlechtsspezifischer Auswirkungen, eine Art Gender Impact Assessment nach niederländischem Vorbild (vgl. Verloo/Roggeband 1996), durchgeführt werden, um Maßnahmen, die eine Feminisierung der Umweltverantwortung weiter vorantreiben, verhindern zu können. Bei der Ausgestaltung politischer Maßnahmen sollte der Alltagskontext der betroffenen Akteurinnen und Akteure explizit und differenziert mit berücksichtigt werden. Dafür müßte jedoch erst eine Matrix entwickelt werden, welche die verschiedenen politischen Maßnahmen (Gesetze, Richtlinien, Kommunikationsstrategien, Programme) gemäß ihrer Reichweite und Wirkungsart unterscheidet. Erst darauf bezogen, können die mit der Maßnahme angesprochenen Ziel- und Nutzergruppen differenziert und die Genderperspektive konkretisiert werden. Umweltpolitische Maßnahmen, die sich auf das Alltagshandeln der von ihnen Betroffenen auswirken, sollten so konzipiert werden, dass sie in bestehende Alltagsroutinen integrierbar sind bzw. nicht zu einer Erhöhung der Belastung, vor allem der Frauen, bei der Alltagsorganisation führen. Vor allem gilt es, bestehende geschlechtsspezifische Ungleichverteilungen der Belastungen durch Alltagsorganisation nicht weiter zu verstärken. In Bezug auf politische Instrumente, die Anreize für nachhaltigen Konsum setzen, sind besonders diejenigen geschlechtsspezifisch zu reflektieren, die auf eine Erweiterung von „Bio-Angeboten“ zielen. In diesem Zusammenhang für Frauen besonders entlastend sind Ansätze, die unter dem Schlagwort „von der Nische zum Massenmarkt“ diskutiert werden. Darunter wird der Vertrieb umweltfreundlicher Produkte über den Massenmarkt (und nicht als Nischenprodukte in Spezialgeschäften) verstanden. Der Zusatzaufwand, der durch die Beschaffung umweltfreundlicher Produkte entsteht, fällt hierdurch fort. Vorstellbar sind hierfür Instrumente, die Anreize für den Handel bieten, umweltfreundliche Produkte in ihr Sortiment aufzunehmen und diese entsprechend zu präsentieren und zu bewerben. Neben konkreten finanziellen, z.B. fiskalischen Vorteilen, die solchen Unternehmen eingerichtet werden könnten, könnten auch weiche Maßnahmen, wie z.B. Wettbewerbe oder Auslobung von Preisen für Best Practice-Beispiele einen hohen Werbeeffekt sowohl für die Produkte als auch für die Handelsunternehmen erzielen. Auch die Förderung öko-effizienter Dienstleistungen sowie ökologischer Bring- und Holdienste bietet die Möglichkeit zur Entlastung der haushaltszuständigen Person. Im Bereich der Umweltplanung, insbesondere aber der Stadtplanung, finden sich schon verschiedentlich Positivbeispiele, bei denen Anforderungen von Frauen und insbesondere dreifachbelasteter Frauen (Erwerbs- und Hausarbeit sowie Kinderbetreuung) in die Planung aufgenommen werden (vgl. Röhr 2001:21ff; OECD 1995). Besondere Bedeu- – 87 – tung sollte in der Planung partizipativen Verfahren (Partizipation von unterschiedlichen Gruppe wie z.B. Frauen, Kindern, SeniorInnen) beigemessen werden. Für die Umweltkommunikation folgt aus den Ergebnissen der Sekundärauswertungen, dass Frauen nicht per se eher ansprechbar für Umweltthemen sind als Männer. So hat sich gezeigt, dass die Verfolgung von Emanzipationsinteressen fast immer mit einer akuten Zeitnot einhergeht. Hierdurch entsteht ein klarer Zielkonflikt zwischen der Umsetzung nachhaltigerer Verhaltensweisen und Geschlechtergerechtigkeit. Diesen Konflikt gilt es bei Kommunikationsstrategien zu berücksichtigen. Hieraus folgt, dass Frauen nicht als alleinige Hauptzielgruppe der Umweltkommunikation gesehen werden können, obwohl zunächst bei einigen Frauen die Erfolgsaussichten größer sind als bei vielen Männern. Durch das ausschließliche Verfolgen einer solchen Strategie würde jedoch den Frauen erneut die Verantwortung für das Umwelthandeln zugeschrieben und ihre Belastung damit nur noch erhöht. Im Gegenteil sollten in bestimmten Bereichen eher gezielt Männer angesprochen werden, um diese dazu zu bewegen, mehr Verantwortung für Umweltschutz im Alltag zu übernehmen. Dies gestaltet sich sicherlich schwierig und ist mit größerem Aufwand verbunden, da viele der Männer durch das Umweltthema schwerer erreichbar sind und starke hemmende Konsumorientierungen aufweisen. Darüber hinaus steht das männliche Geschlechtsstereotyp einem für die Umwelt sorgenden Verhalten entgegen. Hier müssen verstärkt Anstrengungen unternommen werden, ein Männerbild zu schaffen, das umweltfreundliches Verhalten integriert. Insgesamt könnte es auch verstärkt zu den Aufgaben der Umweltbildung gehören, geschlechtsspezifische Aufgabenzuschreibungen beim Umweltverhalten explizit anzusprechen und in Richtung deren Abbau zu wirken. 6.2 Biographische Veränderungen Die Sekundärauswertungen, insbesondere die der Haushaltsexploration, haben gezeigt, dass biographische Veränderungen merkliche Auswirkungen auf Konsumverhalten haben können. Dies zeigt sich vor allem deutlich bei der Geburt eines Kindes, wie auch die Ergebnisse der Umweltbewußtseinsumfrage bestätigen. Durch dieses Ereignis müssen zwangsweise alte Routinen und (Konsum-)Verhaltensweisen verändert oder ganz aufgegeben und gleichzeitig neue gefunden werden, die den veränderten Lebensverhältnissen entsprechen. Anzunehmen ist, dass die Betroffenen während dieser Zeit besonders aufnahmebereit für neue Informationen sind, da das Ereignis zunächst einmal Fragen und Unsicherheiten hinterläßt und einen Suchprozeß nach verläßlicher Information und neuen Handlungsmöglichkeiten in Gang setzt. Nicht alle biographischen Ereignisse sind vermutlich so grundlegend mit Veränderungen verbunden wie die Geburt eines Kindes. In den Interviews wurde allerdings deut- – 88 – lich, dass auch das Verlassen des Elternhauses, ein Umzug, eine Scheidung, Arbeitslosigkeit, der Eintritt in die Rente oder schwere Erkrankungen mit einer höheren Ansprechbarkeit für Informationen und neue Angebote verbunden sein können, die sich wiederum nach Geschlecht unterscheiden. Aus diesem Grund bieten diese Ereignisse einen besonderen Ansatzpunkt für Ökologisierungsstrategien, d. h. sie zeigen Potenziale, die von der Umweltkommunikation stärker genutzt werden könnten. Es müßte jedoch noch genauer untersucht werden, z.B. welches Informationsverhalten durch solche Veränderungen in Gang gesetzt wird und inwiefern sich Orientierungen verändern, bevor praktisch umsetzbare Folgerungen für die Umweltkommunikation gezogen werden können. In den biographischen Veränderungen liegen auch Potenziale für die Umweltbildung, da sich hierdurch auch das Bedürfnis nach fundiertem Umweltwissen erhöhen kann. Ob sich auch Implikationen für die Umweltpolitik ergeben, kann mit dem derzeitigen Wissensstand noch nicht gesagt werden. 6.3 Handlungsfelder Ernährung Das Handlungsfeld Ernährung ist nicht nur aufgrund der aktuellen Diskussion zu BSE, Lebensmittelsicherheit und Agrarwende ein wichtiges Handlungsfeld, sondern wie sich gezeigt hat, auch geschlechterpolitisch. Eine Agrarwende herbeizuführen, ist Sache der Umwelt- und Landwirtschaftspolitik, die Umweltkommunikation sollte sich jedoch, um diese Politik zu unterstützen, verstärkt der Verbreitung nachhaltiger Verhaltensweisen im Bereich Ernährung zuwenden. Umweltkommunikation müßte hier direkt an geschlechtsspezifischen Orientierungen ansetzen, wenn beide Geschlechter angesprochen werden sollen, nämlich z.B. bei Männern mehr auf den Convenience-Anspruch eingehen, bei Frauen auf die (ganzheitliche) Gesundheits-Orientierung. Die Umweltkommunikation müßte vor allem das Angebot von Produkten aus kontrolliert biologischem Anbau deutlicher unterstützen und die Schaffung eines neuen Images fördern, das eher die Gesundheit und Natürlichkeit in den Vordergrund stellt. Ob Männer aufgrund ihrer Technik-Orientierung durch das Image eines (technisch) modernen Öko-Landbaus gezielt angesprochen werden können, sollte ebenfalls überprüft werden. Auch die Förderung von Öko-Fertigprodukten stößt auf einen wichtigen Trend und ist insbesondere auch für viele Männer attraktiv. Darüber hinaus wären besonders regionale Produkte zu fördern, da dies auch bei einigen Männern auf Interesse trifft. Ferner ist anzumerken, dass die Aussagen zum Ansatz „von der Nische zum Massenmarkt“ und die zur Förderung von öko-effizienten Dienstleistungen auch in besonderer Weise für Lebensmittel gelten. Darüber hinaus zeigen die Auswer- – 89 – tungen, dass aktuell gerade bei traditionelle Zielgruppen, immer noch ein hoher Wissensbedarf zur Bedeutung von Labeln und Siegeln, vor allem im Bereich Lebensmittel besteht. Die Umweltkommunikation stößt jedoch schnell an Grenzen, wenn es darum geht, geschlechtsspezifische Unterschiede im Ernährungsverhalten verringern zu wollen. Hier ist Umweltbildung gefragt, da Ernährungsgewohnheiten bereits im frühen Alter festgelegt werden und danach nur schwer veränderbar sind. Ernährungslehre sollte fester Bestandteil schulischer Ausbildung sein. Neben den Grundlagen einer nachhaltigen Ernährungsweise müßte hierbei auch eine Auseinandersetzung mit kulturellen ernährungsspezifischen Vorstellungen erfolgen, z.B. der Vorstellung, dass Männer mehr Fleisch benötigen als Frauen. Auch Wissen über Zusammenhänge von Essen, Nahrungsproduktion und -weiterverarbeitung sowie über Grundsätze des ökologischen Landbaus sind zu vermitteln. Insgesamt müßte es Teil eines solchen Lehrprogrammes sein, mit weit verbreiteten Vorurteilen und Mythen (vgl. z.B. Schneider 2000) sowie unrealistischen Ansprüchen (wie z.B. der Anspruch biologisch bedeute schadstofffrei) aufzuräumen. Diese Art der Ernährungslehre müßte eingebettet werden in den weiteren Zusammenhang von Umwelt, Ernährung und Gesundheit und eine Thematisierung der in diesem Feld vorkommenden Körper- und Naturbilder (deren geschlechtliche Konnotierung deutlich gemacht werden sollte) beinhalten. Vor allem die Propagierung eines Idealgewichtes sowie eines (weiblichen) Schlankheits- und Schönheitsideals, die in regelrechtem „Diätwahn“ (bis hin zu Eßstörungen wie Magersucht vor allem bei Mädchen und jungen Frauen) ausarten können, sollten im Fach Ernährungslehre problematisiert werden. Ferner könnte es Thema sein, welche unterschiedlichen Natur- und Körperbilder (funktionalistisches versus ganzheitliches) in Zusammenhang mit welchen Ernährungsweisen (eine Ernährung mit Diätprodukten und Functional Food versus Vollwerternährung) stehen. Haushaltspflege/Waschen/Hygiene Da sich die Handlungsfelder Haushaltspflege und ganz besonders das Waschen bisher als sehr resistent gegenüber der Umsetzung von Gleichberechtigung erwiesen haben, scheinen Männer in diesem Bereich kaum ansprechbar. Methoden, wie Männer dazu zu bewegen sind, mehr die Wäsche- oder Haushaltspflege zu übernehmen, entziehen sich zumindest den Möglichkeiten der Umweltpolitik und auch der Umweltkommunikation. Die nach wie vor deutliche Hygiene-Orientierung vieler Konsumtypen (bei Männern wie bei Frauen) in den Bereichen Waschen und Haushaltspflege macht deutlich, dass die bisher in diesem Bereich verfolgten Strategien der staatlichen Regulierung von In- – 90 – haltsstoffen der Reinigungs- und Wäschepflegeprodukte eine wichtige und auch in der Zukunft weiter zu verfolgende Strategie ist. Da sich Hygiene-Vorstellungen darüber hinaus als relativ resistent erweisen, werden staatliche Rahmenbedingungen in diesem Bereich weiterhin vonnöten sein. Dennoch sollte sich die Umweltkommunikation stärker übertriebener Hygienevorstellungen annehmen: zum einen ist die Häufigkeit des Waschens allgemein ein Problem, bei bestimmten Konsumtypen, insbesondere einigen Männern, wird darüber hinaus nach wie vor sehr viel Wäsche gekocht. Zum anderen ist der Trend zu Spezial-Reinigungsmitteln nach wie vor ungebrochen. Zu befürchten ist darüber hinaus, dass sich aktuell ein Trend zu antibakteriellen Putz- und Waschmitteln durchsetzt, der zu einer Gefährdung biologischer Kläranlagen führt. Umweltkommunikation sollte sich verstärkt als Gegenpol zur Werbung verstehen, die im Feld der Haushalts- und Wäschepflege offensichtlich einen deutlichen Einfluß ausübt. Um speziell Männer zu erreichen, könnte das Hygiene-Thema zum einen mehr technisch orientiert angegangen werden (z.B. über Störungen der Kläranlagen durch bestimmte Produkte), zum anderen könnten „Putz-Themen“ als Aufhänger dienen, die insbesondere Männer interessieren, z.B. Autowaschen. Eine interessante Zielgruppe für die Umweltkommunikation sind in diesen Handlungsfeldern auch jüngere KonsumentInnen, da sich bei Ihnen noch keine starken Handlungsroutinen ausgebildet haben. Insbesondere über die Preisvorteile umweltfreundlicherer Reinigungsmittel wäre diese Gruppe ansprechbar. Frauen traditioneller Gruppen hingegen wären über das Argument des Gewässerschutzes für entsprechende Angebote stark ansprechbar. Allgemein läßt sich in beiden Handlungsfeldern immer noch ein großes Wissensdefizit erkennen: Woran erkennt man umweltfreundliche Reinigungsmittel? Reicht eine 95 %ige biologische Abbaubarkeit (was allgemein angenommen wird)? Wie findet man sich in den zahlreichen Waschmittel-Angeboten zurecht? Wie muß dosiert werden? Hier ist Aufklärung und Umweltbildung gefragt. Vor allem die Hauswirtschaftslehre, die traditionell starke Hygiene-Vorstellungen befördert, sollte auch im Bereich Sauberkeit/Hygiene Umweltthemen integrieren und sich mit den Umweltauswirkungen auseinandersetzen. Bekleidung In einem chemisierten, international verzweigten und dadurch in starkem Maß intransparenten Produktionszusammenhang wie dem der Bekleidungsherstellung, stellt sich zentral die Frage, welche Einflußmöglichkeiten und Handlungsoptionen, d.h. welche Gestaltungsmacht, Männer und Frauen im Alltagsleben überhaupt haben, um eine Ökologisierung dieses Bereiches durch eigenes Handeln zu befördern (vgl. hierzu Weller 1999b). – 91 – Im gesamten Bereich Bekleidung besteht zwar ein sehr großes Wissensdefizit seitens der Konsumentinnen und Konsumenten, angesichts der Komplexität dieses Feldes stellt sich allerdings auch die Frage, ob es ihnen überhaupt zugemutet werden kann, über die Zusammenhänge der Bekleidungsproduktion informiert zu sein. Die Kommunikation, z.B. des weit verbreiteten Vorurteils, dass Naturfasern im Vergleich zu Kunstfasern umweltfreundlicher seien, um damit die Umweltbelastung der Baumwollproduktion zu thematisieren, wäre erst dann sinnvoll, wenn gangbare Handlungsalternativen auf dem Markt verfügbar sind. Ökologisch hergestellte Naturtextilien stellen nach wie vor einen sehr kleinen Nischenmarkt mit sehr hohen Preisen dar, deren Vorteile einem Großteil der Bevölkerung nicht transparent sind, außer bei von Allergien betroffenen Personen. Bislang existierende Labels sind den Konsumentinnen und Konsumenten in ihrer Bedeutung kaum bekannt. Im Sinne einer Alltagsentlastung wäre auch hier die Förderung eines einzigen Labels, das entsprechend kommuniziert wird, anzustreben. Deutlich wird allerdings, dass Männer über Labels bzw. die Bekleidungsetiketten nicht erreichbar sind, schon alleine, weil sie sich kaum mit dem Waschen der Bekleidung beschäftigen. Um diese Gruppe gezielt anzusprechen, muß über andere Methoden nachgedacht werden. Da insbesondere finanziell besser gestellte Männer (z.B. der kinderlosen Berufsorientierten und der Privilegierten) häufig die Beratung in Geschäften in Anspruch nehmen, um sich mit dem Thema Bekleidung nicht sehr intensiv auseinandersetzen zu müssen, muß eher an der Schulung des Verkaufspersonal angesetzt werden. In der Praxis weiß diese jedoch häufig nicht einmal über die Bedeutung von Siegeln Bescheid, geschweige denn über Hintergründe der Textilproduktion. Umweltbezogene Informationen zu Textilien sollten folglich Bestandteile der Ausbildung an Berufsschulen werden. Verkehr/Mobilität Neben empirischen Ergebnissen zum geschlechtsspezifischen Verkehrsverhalten existiert eine feministische Verkehrsforschung (vgl. z.B. Spitzner 1994; Bauhardt 1994, 1997), die auch in der internationalen Verkehrspolitik rezipiert wird (vgl. z.B. Zauke/Spitzner 1997). Sie analysiert die strukturelle Benachteiligung der Frauen im Bereich Mobilität und erarbeitet Ansätze zu ihrer Verringerung. Zur Integration geschlechtsspezifischer Aspekte in die Verkehrspolitik existiert in Deutschland bereits eine Reihe von Best-Practice Beispielen (vgl. Spitzner/Zauke 1995). Besondere Bedeutung wird bei der Verkehrspolitik partizipativen Ansätzen zugeschrieben. Eine Beteiligung von Frauen wird z.B. über Fahrgastbeiräte gesichert (beim Rhein-Main-Verkehrs-Verbund), in Großbritannien wurde eigens ein „Public Transport Gender Audit“ entwickelt, durch das es möglich ist, Frauen stadtteilspezifisch in die Verkehrsplanung einzubeziehen (University of East London/UK Department of the Environment, Transport and Regions 2000). – 92 – Umweltkommunikative Ansätze, die sich mit dem Thema Geschlecht beschäftigen, sind bisher noch kaum erarbeitet. Da die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung, allen voran Männer, dem Individualverkehr eine sehr hohe Bedeutung zuschreiben, sind in diesem Bereich Veränderungen von Angebotsstrukturen sowie der Stadt- und Raumplanung (Stichwort ‚Stadt der kurzen Wege‘) sehr aussichtsreich. Insgesamt sollte jedoch ein Instrumentenmix verfolgt werden, d.h. es sollten neue Angebotsstrukturen mit zielgruppenspezifischen Komunikationsansätzen kombiniert werden. Da das Auto ein starkes Symbol für Status und für Freiheit und Unabhängigkeit ist, müßten umweltfreundlichere Verhaltensalternativen mit ähnlich starken Imagefaktoren kommuniziert werden. Da Mobilität und Auto jedoch nicht spezifischer Fokus in den Interviews und auch nicht in der Bevölkerungsumfrage war, reichen die empirischen Ergebnisse des vorliegenden Projektes nicht aus, um im symbolträchtigen und facettenreichen Bereich der Mobilität sinnvolle Folgerungen für die Umweltkommunikation zu ziehen. Dies wurde an anderen Stellen ausführlicher vorgenommen. So wurden bspw. im Verbund-Projekt City:mobil (1999) zielgruppenspezifische Kommunikations- und Angebotsansätze für nachhaltigeres Verkehrsverhalten erarbeitet, die über die Zusammensetzung der Zielgruppen implizit auch Geschlechtsspezifik beinhalten. Aus der Sekundärauswertung geht lediglich deutlich hervor, dass Frauen der Zielgruppe der Traditionellen ansprechbarer wären für den Bereich Car Sharing, da sie das Konzept im Gegensatz zu den meisten Männern nicht kategorisch ablehnen. Dieses Potenzial ließe sich vielleicht zu bestimmten lebensphasenspezifischen Zeitpunkten besonders nutzen, nämlich dann, wenn neue strategische Konsumentscheidungen anstehen, z.B. nach einem Umzug, nach der Geburt eines Kindes, nach der Trennung vom Partner und nach dem Eintritt in die Rente. Demzufolge müßte über eine Ausgestaltung von Car Sharing-Angeboten, die besonders frauenspezifischen Bedürfnissen entspricht, nachgedacht werden, z.B. in Bezug auf die Abrufbarkeit der Fahrzeuge und auf die Sicherheit der Standorte bei Dunkelheit etc. Energie Da zum Handlungsfeld Energie kaum differenzierte empirische Ergebnisse aus den beiden Nachauswertungen vorliegen, lassen sich für eine zielgruppen- und geschlechtsspezifische Umweltkommunikation wenig Schlußfolgerungen ziehen. Im Bereich der Energie-Effizienz handelt es sich häufig um technische Aspekte, so dass dies insgesamt ein Bereich ist, für den Männer stärker ansprechbar sind. Thema für Umweltkommunikation und auch Umweltbildung könnte die Energierelevanz der Heizung sein, insbesondere die großen Verbrauchsunterschiede, die durch lediglich ein Grad Erhöhung der Raumtemperatur entstehen. Für dieses Thema wären – 93 – viele Konsumtypen ansprechbar, insbesondere auch die ansonsten nur schwer erreichbaren jungen Desinteressierten und die schlecht gestellten Überforderten, da in diesem Feld deutliche finanzielle Einsparungen erzielt werden können. Darüber hinausgehend sind Öko-Design-Ansätze30 bei Haushaltsgeräten, die umweltfreundliches, insbesondere energiesparendes Handeln unterstützen, auch aus einer Geschlechterperspektive interessant. Bei einer Waschmaschine wäre zum Beispiel der umweltschonende Waschgang voreingestellt und würde sich automatisch auch nach Gebrauch eines anderen Waschprogramms wieder einstellen. Bei Untersuchungen anderer Haushaltsgeräte (zum Staubsauger vgl. Sauer et al. 2001) hat sich gezeigt, dass Handlungsroutinen im Gebrauch von Haushaltsgeräten sehr resistent sind, aber durch technisches Design eine Ökologisierung erzielt werden konnte. Da diese Art der Produktveränderung keinen unmittelbaren Eingriff in die Alltagsorganisation vornimmt, ist er aus einer Geschlechterperspektive zu begrüßen. Seitens der Umweltpolitik könnte ein solches Öko-Design z.B. durch Normung unterstützt werden. Abfall Aus den Ergebnissen vor allem der Nachauswertung der Konsum-Stile-Studie wird deutlich, dass die Umweltpolitik sich im Handlungsfeld Abfall wieder Glaubwürdigkeit verschaffen muß. Hierzu wird Kommunikation alleine nicht ausreichen, vor allem darf sich die Kommunikation nicht darauf beschränken, welche Müllfraktionen wie zu trennen sind. Wie sich in den Interviews ferner gezeigt hat, besteht ein großes Interesse daran zu erfahren, was tatsächlich mit dem Müll geschieht. Vertrauen in das Duale System ist jedoch nur wieder herzustellen, indem tatsächlich Erfolge der Abfallpolitik vorzuweisen sind und sie glaubwürdig in Bezug auf die Umweltentlastung ist. Wie sich gezeigt hat, werden Getränkedosen geschlechtsspezifisch in der Gruppe der Überforderten sehr unterschiedlich beurteilt. In Bezug auf die Einführung eines Dosenpfands besteht somit weiterer Forschungsbedarf. Die unterschiedliche Bedeutung der Dosen gilt es bei Kommunikationsstrategien zu berücksichtigen ebenso wie die Gefahr, dass insbesondere den Frauen die zusätzliche Arbeit, die mit der Rückgabe und dem evt. Reinigen der Dosen verbunden ist, zufällt. Zukünftig ist bei der Entwicklung von Kommunikationsstrategien im Bereich der Abfalltrennung zudem zu berücksichtigen, dass die Gefahr besteht, dass in der Bevölkerung eine zunehmende Gleichsetzung von Umwelthandeln mit Mülltrennung stattfindet. 30 Unter Öko-Design ist zu verstehen, dass das Design und die Bedienung von Produkten so gestaltet wird, dass der umweltfreundlichste Gebrauch des Produktes unterstützt wird. – 94 – Umweltkommunikationsanstrengungen dürfen sich deshalb auch keinesfalls auf diesen Bereich beschränken. 6.4 Zielgruppenspezifische Strategien Bei der Betrachtung der Motivkonstellationen innerhalb der verschiedenen Zielgruppen hat sich gezeigt, dass neben typenspezifischen Motivkonstellationen auch unabhängig von den Zielgruppen geschlechtsspezifische Motivkonstellationen zu erkennen sind. Eine Verbindung fördernder motivationaler Ansatzpunkte für nachhaltiges Konsumverhalten findet sich eher bei vielen Frauen unterschiedlicher Konsumtypen wieder. Daraus zu schließen, dass die meisten Frauen z.B. über ihre Umwelt- und GesundheitsOrientierung für Ökologisierungsstrategien ansprechbar seien, wäre jedoch zu kurz gegriffen. Andere typenspezifische Motivkonstellationen können dem entgegen stehen, z.B. die Distinktions-/Status-Orientierung bei den kinderlosen Berufsorientierten und den Privilegierten, die Convenience-Orientierung bei den durchorganisierten ÖkoFamilien und den Berufsorientierten oder aber die Spar- bzw. Besitz-Orientierung bei der Zielgruppe der Traditionellen. Umweltkommunikation muß folglich geschlechtsspezifische und zielgruppen- bzw. typenspezifische Motivkonstellationen in ihrer Kombination ansprechen. – 95 – 7. Schlußfolgerungen und Forschungsbedarf Die Sekundärauswertungen der beiden empirischen Studien machen deutlich, dass die Kategorie Geschlecht beim Umweltbewußtsein und Umweltverhalten eine große Relevanz besitzt, mit entsprechenden Implikationen für Umweltkommunikation und -politik. Desweiteren ergaben die Analysen, dass Geschlechtsunterschiede bei unterschiedlichen Konsumtypen und in unterschiedlichen Handlungsfeldern eine verschieden starke Rolle spielen. Dies hängt insbesondere ab von den jeweils vorherrschenden Geschlechterbeziehungen und gelebten Geschlechtermodellen in den Haushalten. Übergreifend bestätigt die Sekundärauswertung der Haushaltsexploration, dass in den Konsumtypen, in denen ein partnerschaftliches Geschlechtermodell angestrebt wird, am ehesten fördernde Konsum-Orientierungen vorzufinden sind und nachhaltige Konsumverhaltensweisen umgesetzt werden. Umgekehrt hat jedoch eine Umwelt-Orientierung nicht automatisch ein partnerschaftliches Geschlechtermodell zur Folge. Überdies wird deutlich, dass eine Dreifachbelastung (durch Erwerbsarbeit, Hausarbeit und Kinderbetreuung), insbesondere der Frauen, dazu führt, dass wenig Zeit für nachhaltiges Handeln verbleibt. Neben der globalen Differenzierung zwischen Männern und Frauen war somit auch die Unterscheidung zwischen Frauen respektive zwischen Männern sowie die Berücksichtigung der jeweiligen gelebten Beziehungen zwischen den Geschlechtern, das Geschlechtermodell, erkenntnisleitend. Um jedoch über die reine Unterscheidung zwischen Frauen und Männern hinaus eine umfassende Untersuchung der Geschlechterbeziehungen/-modelle vornehmen zu können, wäre eine Befragung beider Partner im Haushalt notwendig. Erst der Vergleich der Aussagen und Sichtweisen beider Partner könnte Geschlechterbeziehungen und damit auch unterschiedliche Orientierungen, Verhaltensweisen und vor allem Einflußmöglichkeiten deutlich machen. Dies ist insbesondere von Interesse, da Frauen zum einen zwar nach wie vor in den meisten Alltagsbereichen die Hauptverantwortung übernehmen, sich jedoch zum anderen gezeigt hat, dass Männer in vielen Fällen ihre Interessen durchsetzen. Um genaue Informationen über die tatsächliche Gestaltungsmacht von Frauen bzw. Männern und damit über geschlechtsspezifische Ansatzpunkte für Nachhaltigkeits-Strategien zu bekommen, wäre folglich eine getrennte Befragung der Haushaltsmitglieder verschiedener Konsumtypen von Interesse. Neben dem Themenfeld der Alltagsorganisation als Ganzes (Haushaltsmanagement), die immer noch den Frauen unterliegt, müßte die Alltagsorganisation in verschiedenen Handlungsfeldern thematisiert werden. Der Fokus müßte folglich darauf liegen, wer in welchen Feldern die Gestaltungsmacht besitzt und wie Interessen ausgehandelt werden. Die Notwendigkeit, sehr genau zwischen verschiedenen Handlungsfeldern zu unterscheiden, hat sich in der Sondierung der Literatur sowie in den Sekundäranalysen der – 96 – Empirie wiederholt gezeigt: Sowohl Konsum-Orientierungen als auch Umwelthandeln sowie die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung unterscheiden sich in einzelnen Feldern und bei unterschiedlichen Konsumtypen. So lösen sich traditionelle Aufgabenverteilungen bspw. unterschiedlich schnell in den verschiedenen Handlungsfeldern auf. Darüber hinaus werden klassisch männlich konnotierte Handlungsfelder bisher noch kaum untersucht. Auf diese sollte in weiteren Untersuchungen ein spezifisches Augenmerk gerichtet werden. Es gälte, nicht nur herauszufinden, welches Umweltverhalten Männer in diesen Feldern tatsächlich umsetzen, sondern auch kritisch zu überprüfen, welche tatsächlichen Handlungsmöglichkeiten (im Sinne von ökologischeren Verhaltensalternativen) in diesen Feldern überhaupt vorhanden sind. Es hat sich gezeigt, dass es für das Erkennen zielgruppenspezifischer Ansatzpunkte für Umweltbewußtsein und Umweltverhalten darüber hinaus von besonderem Interesse ist, mehr darüber zu erfahren, welcher Dynamik der Komplex (geschlechtsspezifischen) Umwelthandelns in verschiedenen Handlungsfeldern unterliegt: Wie ändert sich die Alltagsorganisation im Haushalt, wie das Geschlechterverhältnis, wenn haushaltsexterne oder haushaltsinterne Veränderungen auftreten? In der vorliegenden Untersuchung wurden solche Veränderungen zunächst als „Biographische Veränderungen“ bezeichnet, d.h. Änderungen, die einen anderen Lebensabschnitt markieren und sich merklich auf die zur Verfügung stehenden zeitlichen und finanziellen Ressourcen auswirken. Biographische Veränderungen können sowohl von den Geschlechtern unterschiedlich erlebt und gemanagt werden als auch sich auf die Geschlechterbeziehungen beziehen, z.B. beim Zusammenziehen in einen gemeinsamen Haushalt, bei der Geburt eines Kindes oder bei einer Trennung. Daneben sind altersspezifische biographische Ereignisse wie das Verlassen des Elternhauses, eine neue Arbeitsstelle oder der Eintritt in die Rente von Bedeutung. Eine zugrundeliegende These in diesem Zusammenhang war, dass im eingespielten Alltag Routinen eine große Rolle spielen und daher eher wenig Bedarf an neuen Informationen besteht. Folglich ist es auch schwierig, neue Informationen über alltäglichen Konsum an den Adressaten oder die Adressatin zu bringen, da Informationen nicht aktiv gesucht und in der Routine des Alltags eher übersehen werden. Biographische Veränderungen führen jedoch dazu, dass sich alte Routinen auflösen und ein Suchprozeß nach Informationen und neuen Angeboten eingeleitet wird, bevor wieder neue Routinen ausgebildet werden. Diese zeitweise Offenheit für Informationen ließe sich nutzen, um die Ausbildung neuer Routinen eher an Nachhaltigkeits-Aspekten auszurichten. Eine besondere Umweltrelevanz können biographische Veränderungen nicht nur in der Neuausbildung von ökologischeren Routinen entfalten. Solche Veränderungen sind insbesondere Anlaß für das Fällen von den von Bodenstein et al. so benannten „strategi- – 97 – schen Konsumentscheidungen“ (1997), z.B. der Kauf eines Autos oder der Küchengeräteausstattung oder die Wahl der Wohnung. Damit ziehen sie entsprechende Umweltauswirkungen nach sich, die über Jahre nicht mehr geändert werden. Dieses Potenzial biographischer Veränderungen im Hinblick auf ökologischere Verhaltensweisen und Konsumentscheidungen, sollte in einer empirischen Untersuchung genauer auf mögliche Ansatzpunkte für die Umweltkommunikation untersucht werden. Eine in dem Feld von Gender und Umweltbewußtsein/-verhalten durchzuführende Konsumstilstudie sollte folglich die Geschlechterbeziehungen durch eine getrennte Befragung beider Partner in Haushalten thematisieren und dabei die Alltagsorganisation (vor allem auch Routinisierungen so wie deren Auflösung und Neukonzeption) sowie Konsumorientierungen in verschiedenen Handlungsfeldern berücksichtigen. Besonderes Augenmerk als Anhaltspunkt für Umweltkommunikation ist desweiteren auf die Auswirkungen biographischer Veränderungen auf Geschlechterbeziehungen und Alltagsorganisation in den Handlungsfeldern zu legen. Als besonders interessant auch im Hinblick auf den Fokus Geschlecht erscheinen das Verlassen des Elternhauses, die Geburt eines Kindes sowie der Eintritt in die Rente. Mit Blick auf weitere Forschung zum Zusammenhang von Geschlechterverhältnissen und Umweltbewußtsein/-verhalten erweisen sich Konsumtypen, in denen sich die Geschlechterbeziehungen in Richtung gleichberechtigter Partnerschaft verändern, als besonders interessant. In diesem Sinne sollten einerseits insbesondere die durchorganisierten Öko-Familien noch genauer daraufhin untersucht werden, welche Ansatzpunkte sich bei ihnen für die gleichzeitige Förderung von Geschlechtergerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit finden. Andererseits wären kinderlose Berufsorientierte interessant, da sich insbesondere die Berufsorientierung sowie das Verhalten im Bereich Mobilität bei Männern und Frauen dieses Typs angleichen, während in anderen Handlungsfeldern starke Geschlechtsunterschiede zu finden sind. Bei diesem Typ sind besonders kinderlose Berufsorientierte von Interesse, die in Paarbeziehungen leben (diese kamen im Sample der Haushaltsexploration kaum vor, es fanden sich vor allem Singles). Diese wären genauer daraufhin zu untersuchen, welche Geschlechterbeziehungen gelebt werden und welche Auswirkungen das Zusammenleben auf nachhaltige Konsumverhaltensweisen hat. Zu fragen wäre, welche Verhaltensweisen sich in den Haushalten durchsetzen bzw. dort ausgehandelt werden: die der Frauen oder die der Männer? Bei den aktiven SeniorInnen zeigt sich in manchen Fällen, dass sich die Geschlechterbeziehungen durch den Eintritt in die Rente verändern. Eine genauere Betrachtung der Potenziale, die diese Veränderungen für nachhaltigen Konsum bieten, wäre auch bei diesem Typ zu untersuchen. – 98 – Trotz fehlender fördernder motivationaler Ansatzpunkte sind auch die jungen Desinteressierten unter diesem Blickwinkel interessant, da die Unterschiede in den Konsumorientierungen zwischen den Geschlechtern in diesem Alter offensichtlich noch eine weniger starke Rolle spielen. Ob es sich hierbei bereits um einen langfristigen Trend im Sinne der Angleichung handelt oder aber lediglich um ein heutzutage lebensphasenspezifisches Phänomen, müßte noch genauer untersucht werden. Insgesamt hat sich gezeigt, dass quantitative Erhebungen wie die Umweltbewußtseinsumfragen unabdingbar sind, um gesellschaftliche Trends sichtbar zu machen. In Zukunft sollten diese Umfragen zum einen systematisch nach Geschlecht ausgewertet werden, zum anderen gilt es aber auch, Themen anzusprechen, die insbesondere auch den Alltag von Frauen betreffen, wie z.B. die Belastung durch bodennahes Ozon im Sommer oder den Mehraufwand durch umweltfreundliche Alternativen. Auch eine Konzeption von Umweltwissen, das alltagsrelevantes Wissen umfaßt, sollte verstärkt angegangen werden. Ferner wurde deutlich, dass die Differenzierung zwischen Zielgruppen wertvolle Einsichten in den Zusammenhang von Geschlecht und Umweltbewußtsein/-verhalten liefert. Auch macht es erst die qualitative Vorgehensweise möglich, zielgruppenspezifisch unterschiedliche Orientierungen und damit Ansatzpunkte für Ökologisierungs- und Kommunikationsstrategien zu identifizieren. Diese Methodik sollte folglich bei zukünftiger Forschung beibehalten werden. Innerhalb solcher qualitativer Untersuchungen steht es allerdings noch aus, eine Methode zur Untersuchung von Geschlechterbeziehungen und -modellen zu konzipieren. – 99 – 8. Literaturverzeichnis Agarwal, B. (1997): Gender Perspectives on Environmental Action: Issues of Equity, Agency and Participation. In: Scott, J./Caplan, K./Keates, D. (Hrsg.): Transitions, Environments, Translations. Feminisms in International Politics. New York/London Apel, H. (1995): Geschlechtsspezifik in der Umweltbildung. In: Arbeitsgruppe Kultur und Lebenswelt (Hg.): Dialoge zwischen den Geschlechtern. Frankfurt/M.: Deutsches Institut für Erwachsenenbildung Bauer, F. (2000): Zeitbewirtschaftung in Familien. Konstitution und Konsolidierung familialer Lebenspraxis im Spannungsfeld von beruflichen und außerberuflichen Anforderungen. Opladen Bauhardt, C. (1994): Verkehrsvermeidung!? Kritik und Perspektiven aus der Sicht feministischer Verkehrspolitik. In: Buchen et al. 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Die Aussage: „Zugunsten der Umwelt sollten wir alle bereit sein unseren derzeitigen Lebensstandard einzuschränken“ fehlt, da sie in gleicher Form in der 2000er Befragung nicht vorkam. Auch bei der 2000er Studie ergab sich eine einfaktorielle Lösung mit einer Varianzaufklärung von 38% bei höchster Signifikanz. Im Unterschied zu Preisendörfers Erhebung ergab sich, dass die Aussage „Wenn wir so weitermachen wie bisher, steuern wir auf eine Umweltkatastrophe zu“ nur am zweithöchsten (0,76) lädt, hinter dem affektiven Item „Es beunruhigt mich, wenn ich daran denke, unter welchen Umweltverhältnissen unsere Kinder und Enkelkinder wahrscheinlich leben müssen“ (0,77). Die dritte affektive Komponente „Wenn ich Zeitungsberichte über Umweltprobleme lese oder entsprechende Fernsehsendungen sehe, bin ich oft wütend und empört“, welche bei der 98erErhebung am dritthöchsten lud, nimmt bei der 2000er Erhebung nur den vierten Platz (0,65) bei der Varianzaufklärung ein, hinter der konativen Aussage „Es ist immer noch so, dass die Politiker viel zu wenig für den Umweltschutz tun“ (0,65), wobei die Faktorladungen dieser beiden Aussagen fast gleich stark sind. Trotz dieser Verschiebung der einzelnen Items bei der Varianzaufklärung bestätigt sich der zentrale Stellenwert der affektiven Komponente für das Umweltbewußtsein (vgl. ebd.:48). Die Aussage „Umweltschutzmaßnahmen sollten auch dann durchgesetzt werden, wenn dadurch Arbeitsplätze verloren gehen“, welche 1998 mit 0,4 am niedrigsten lud, erhält in der Faktorenanalyse der 2000er Erhebung eine Faktorenladung von 0,52 und rangiert noch vor der kognitiven Aussage „Derzeit ist es immer noch so, dass sich der größte Teil der Bevölkerung wenig umweltbewusst verhält“ (0,4). Im weiteren Verlauf wurde ebenso wie bei Preisendörfer auf Basis der 8 Ausgangsitems ein einfacher additiver Index gebildet. Die Aussage „Nach meiner Einschätzung wird das Umweltproblem in seiner Bedeutung von vielen Umweltschützern stark übertrieben“ wurde vor der Einbeziehung in den Index umgedreht. Da allerdings die gesamten Items in der 2000er Erhebung in die andere Richtung poliert waren, als bei der 98er Erhebung, besagt ein hoher Indexwert ein niedriges Umweltbewusstsein und ein niedriger Wert ein hohes. Anschließend wurde der gebildete Index auf eine Spannweite von 5 „hohes allgemeines Umweltbewußtsein“ bis 20 „niedriges allgemeines Umweltbewußtsein“ standardisiert. – 106 – standardisierter allg. Umweltbewußtseinsindex2 * s1 Geschlecht Mittelwert s1 Geschlecht m standardisierter allg. Umweltbewußtseinsindex2 10,7871 w 10,2495 Insgesamt 10,5057 Standardisierter allgemeiner Umweltbewußtseinsindex nach Geschlecht I.2: Zustimmung zu verkehrsberuhigenden Maßnahmen nach Geschlecht und Autobesitz, in Prozent Zustimmung zu dem Item: „...dass in größeren Städten die Innenstadt weitgehend für den Autoverkehr gesperrt wird“ 1) „...dass in größeren Städten den Fußgängern mehr Platz zum Flanieren zur Verfügung steht“ 1) „...dass in größeren Städten Straßen für den Fahrradverkehr reserviert werden.“ 1) „...dass in reinen Wohngebieten mehr verkehrsberuhigte Bereiche eingerichtet werden.“ 1) „...dass in reinen Wohngebieten innerorts mit Ausnahme der Hauptverkehrsstraßen Tempo 30 gelten soll“ 1) 1) Anteile bin sehr dafür/bin dafür kein Auto im HAUSHALT m w Auto im HAUSHALT m w 78 79 60 77 Kinder bis 6 Jahren ja 79 89 80 90 53 77 67 85 nein ja 86 67 89 62 73 61 81 65 nein ja 74 89 78 90 52 84 63 95 nein ja 89 67 91 69 79 50 84 77 nein ja 73 73 48 61 nein – 107 – I.3 Umweltverhalten Rotierte Komponentenmatrix a Komponente 1 packe Waren schon im Laden aus ,660 Benutze Akkus ,633 kaufe Bio-Fleisch/Gemüse ,621 kaufe nachfüllbare Artikel ,575 kaufe ungebleichtes Klopapier ,567 2 kaufe Getränkedosen ,743 kaufe Fertiggerichte ,741 kaufe Gemüse/Obst der Saison -,498 Extraktionsmethode: Hauptkomponentenanalyse. Rotationsmethode: Varimax mit Kaiser-Normalisierung. a. Die Rotation ist in 3 Iterationen konvergiert. In die Faktorenanalyse des Konsumverhaltens wurden nur die Variablen einbezogen, welche in dieser oder ähnlicher Form auch als Frage in der Untersuchung bei Preisendörfer vorkamen. Auf Basis der in den Faktorenanalysen ermittelten Verhaltensitems wurden Indizes gebildet. Zu beachten hierbei ist, dass für Verkehr und Energie jeweils nur ein additiver Index gebildet und analog zum Bewusstseinsindex standardisiert wurde. Ein niedriger Wert steht hierbei für ein umweltfreundliches Verhalten und ein hoher Wert (bis 20) für ein umweltschädigendes Verhalten. Für den Konsumbereich mussten aufgrund der Faktorenanalyse zwei Indizes gebildet werden. Der Konsumindex 1(IXKONSU1) ist analog zum Verkehrs- und Energieindex gepolt, der Konsumindex 2 (IXKONSU2) hingegen steht für ein umweltschädigendes Verhalten, dementsprechend drücken hohe Werte ein umweltfreundliches Verhalten und niedrige Werte ein umweltschädigendes Verhalten aus. – 108 – Bericht Mittelwert IXVERKEH IXENERGI IXKONSU1 IXKONSU2 15,1365 10,3771 13,2966 15,5155 m s1 Geschlecht w 14,1279 10,3139 12,7799 16,2269 Insgesamt 14,6086 10,3440 13,0261 15,8879 Umweltverhaltensindex nach Geschlecht I.4: Kinder und Umweltbewußtsein Bericht Mittelwert nein Kinder im Haushalt ja Insgesamt s1 Geschlecht s1 Geschlecht s1 Geschlecht m standardisierter allg. Umweltbewußtseinsindex2 10,7821 w 10,3109 Insgesamt 10,5623 m 10,7916 w 10,2123 Insgesamt 10,4642 m 10,7871 w 10,2495 Insgesamt 10,5057 Standardisierter allgemeiner U-index nach Kindern im Haushalt und Geschlecht – 109 – standardisierter allg. Umweltbewußtseinsindex2 * Kinder im Haushalt 3 * s1 Geschlecht Mittelwert kein Kind ein Kind Kinder im Haushalt 3 zwei Kinder s1 Geschlecht s1 Geschlecht s1 Geschlecht s1 drei und mehr Kinder Geschlecht Insgesamt s1 Geschlecht m standardisierter allg. Umweltbewußtseinsindex2 10,7821 w 10,3109 Insgesamt 10,5623 m 10,7103 w 10,3103 Insgesamt 10,4853 m 10,9508 w 10,1979 Insgesamt 10,5275 m 10,5714 w 10,0872 Insgesamt 10,2921 m 10,7871 w 10,2495 Insgesamt 10,5057 Standardisierter allg. Umweltbewußtseinsindex nach Kindern im Haushalt und nach Geschlecht standardisierter allg. Umweltbewußtseinsindex2 * Kinder bis 6 Jahren im HH * s1 Geschlecht Mittelwert nein Kinder bis 6 Jahren im HH ja Insgesamt s1 Geschlecht s1 Geschlecht s1 Geschlecht m standardisierter allg. Umweltbewußtseinsindex2 10,8503 w 10,3126 Insgesamt 10,5751 m 10,2951 w 9,8858 Insgesamt 10,0510 m 10,7871 w 10,2471 Insgesamt 10,5046 Standardisierter allg. Umweltbewußtseinsindex nach Kindern im Haushalt und nach Geschlecht – 110 – Anhang I.5: Kinder und Umweltverhalten Bericht Mittelwert IXVERKEH IXENERGI IXKONSU1 IXKONSU2 14,6472 10,5321 13,4221 14,7574 m nein Kinder im Haushalt ja Insgesamt s1 Geschlecht s1 Geschlecht s1 Geschlecht w 13,6457 10,1716 13,0344 15,8915 Insgesamt 14,1800 10,3639 13,2412 15,2865 m 15,5781 10,2371 13,1832 16,1997 w 14,4205 10,4003 12,6254 16,4305 Insgesamt 14,9238 10,3294 12,8679 16,3302 m 15,1365 10,3771 13,2966 15,5155 w 14,1279 10,3139 12,7799 16,2269 Insgesamt 14,6086 10,3440 13,0261 15,8879 Umweltverhaltensindex nach Kindern im Haushalt und nach Geschlecht IXVERKEH IXENERGI IXKONSU1 IXKONSU2 * Kinder bis 6 Jahren im HH * s1 Geschlecht Mittelwert m nein Kinder bis 6 Jahren im HH ja Insgesamt s1 Geschlecht s1 Geschlecht s1 Geschlecht IXVERKEH IXENERGI IXKONSU1 IXKONSU2 15,0735 10,3856 13,3791 15,4735 w 14,0168 10,2380 12,8645 16,2497 Insgesamt 14,5327 10,3101 13,1157 15,8708 m 15,6265 10,3102 12,6548 15,8425 w 14,7513 10,7349 12,3297 16,0773 Insgesamt 15,1046 10,5634 12,4609 15,9825 m 15,1365 10,3771 13,2966 15,5155 w 14,1294 10,3142 12,7825 16,2233 Insgesamt 14,6096 10,3442 13,0276 15,8858 Umweltverhaltensindex nach Kindern bis 6 Jahre und nach Geschlecht – 111 – I.6: Zukunftspessimismus /-optimismus Mit den Fragen zu Zukunftsszenarien wurde eine Faktorenanalyse durchgeführt. Aus der Faktorenanalyse resultierten zwei Faktorvariablen: Eine, die die positiven Ausbliche zusammenfasst und eine die eher die pessimistische Perspektive ausdrückt. Für die weitere Analyse wurden keine Indizes gebildet, sondern es wurde mit den Faktorvariablen weitergearbeitet. Rotierte Komponentenmatrixa Komponente 1 2 v47_8 wahrsch. in 20-50 Jahren: Zunahme globaler Umweltverschmutzung ,769 v47_9 wahrsch. in 20-50 Jahren: spuerbare Erwaermung d. Klimas ,695 v47_1 wahrsch. in 20-50 Jahren: Trinkwasser knapp/teuer ,680 v47_3 wahrsch. in 20-50 Jahren: Krieg um Rohstoffe/Wasser ,632 v47_4 wahrsch. in 20-50 Jahren: Zunahme Fernflugreisen v47_6 wahrsch. in 20-50 Jahren: 3l-Auto ist Regelfall ,750 v47_5 wahrsch. in 20-50 Jahren: Umstellung Landwirtschaft auf Bio-Anbau ,699 v47_2 wahrsch. in 20-50 Jahren: Ausstieg aus Kernenergie ,539 v47_7 wahrsch. in 20-50 Jahren: neue Antriebsformen f. Autos ,510 Extraktionsmethode: Hauptkomponentenanalyse. Rotationsmethode: Varimax mit Kaiser-Normalisierung. a. Die Rotation ist in 3 Iterationen konvergiert. – 112 – Anhang II: Motivationale Ansatzpunkte der 10 Konsumstile Motivationale Typ Typ Typ Typ Typ Typ Typ Typ Ansatzpunkte 1 2 3 4 5 6 7 8 1 Umweltorientierung + + (+) (+) Orientierung an 2 (+) (+) + (+) (+) ethischem Konsum 3 Mitleid mit Tieren (+) (+) + 4 Lust am Konsum (+) + (+) 5 Regionalorientierung (+) (+) + (+) Gleichberechtigte 6 + + Familienorientierung Traditionelle Famili7 + (+) + enorientierung Orientierung an Kin8 + + (+) (+) dergesundheit Gesundheitsorientie9 + (+) + (+) (+) rung 10 Qualitätsorientierung (+) (+) + (+) 11 Berufsorientierung (+) + Convenience12 Orientierung-Zeitnot + + + 13 Besitzorientierung + + 14 Erlebnisorientierung (+) + Bequemlichkeits15 Convenience + + Reiseorientie16 Starke (+) + rung 17 Aufgeschlossenheit + + für Neues 18 Statusorientierung (+) 19 Preisorientierung/ + (+) + Sparzwang ist lästig“20 „Konsum (+) + + Orientierung an 21 Orientierung + + kurzlebigem Konsum gg. Um22 Abwehr (+) + + + (+) weltthema Autoorientie23 Starke (+) + + (+) + (+) + (+) rung Sicherheits24 Starke + + orientierung Hygieneorien25 Starke (+) + + tierung + = ausgeprägt (+) = weniger ausgeprägt Typ Typ 9 10 (+) (+) + + + (+) (+) + (+) (+) + + (+) + (+) (+) + + (+) (+) – 113 – Anhang III: Kurzbeschreibung der 10 Konsumtypen Typ 1: Die durchorganisierten Ökofamilien Orientierungen Auf Gleichberechtigung zielende Familien- und Berufsorientierung - Suche nach Zeitersparnis und “Familienablauf-Convenience” in Zielkonflikt mit der Lust an Konsumgestaltung - Umweltbewußter Konsum - z.T. regionale und - z.T. ethische Orientierungen (z.B. Tierschutz) - - Soziale Situation Familie mit ein oder mehreren Kindern, beide Eltern sind berufstätig - Zeitnot und großer Bedarf an Abstimmung der Familienabläufe - Höhere Bildung - häufig: AkademikerInnen - häufig: soziale Berufe - oder: NichtakademikerInnen des alternativen Milieus Aufgeschlossenheit für Neues - Orientierung an Kindergesundheit (z.T. Qualitätsorientierung) Finanziell gut gestellt - z.T. Haushaltshilfe - Schwerpunkt Westdeutschland Auto gilt als unersetzbar für die Familienorganisation Typ 2: Die kinderlosen Berufsorientierten Orientierungen Starke Konzentration auf den Beruf - Convenience-Orientierung - Z.T. Statusorientierung - exklusive Hobbies - Starke Besitzorientierung - z.T. Qualitätsorientierung - Urlaub/Reisen ist sehr wichtig - Auto ist Symbol des Erfolgs - z.T. Erlebnisorientierung - Bei Frauen z.T. Gesundheitsorientierung - manchmal: ethischer Konsum - Z.T. Abwehr des Umweltthemas, geht mit Abgrenzung gegen „Ökos” einher Soziale Situation Alleinstehende oder zusammenlebende Frauen und Männer ohne Kinder - Erfolgreich im Beruf - höhere Positionen - höhere Formalbildung - Zumeist bürgerliche oder AufstiegsMilieus - Hohes bis sehr hohes Einkommen - Mit Haushaltshilfe - Schwerpunkt: Großstädte – 114 – Typ 3: Die jungen Desinteressierten Orientierungen Desinteresse an Umweltthemen, an Politik, an Sozialem - Preisorientierung/Sparzwang - Bequemlichkeit „Konsum = lästig”Orientierung - Orientierung an kurzlebigem Konsum - z.T. Abwehr des Umweltthemas - Action- und Erlebnisorientierung - Starke Autoorientierung - Bei Frauen: - z.T. Mitleid mit Tieren Soziale Situation Jung (bis 25 Jh.) - Wenig Geld (bis max. 1.500 DM) - Allein lebend, häufig Einsteigerhaushalt - Auszubildende in kaufmänn./techn. Berufen, auch Studentinnen und Studenten Typ 4: Die Alltags-Kreativen Orientierungen Lust am Konsum (Selbermachen/Gestalten) - Ausgeprägtes Umweltbewußtsein - Orientierung an ethischem Konsum - Mitleid mit Tieren/Tierschutz - z.T. Regional-Orientierung - Gleichberechtigte Familienorientierung - Gesundheit als wichtiger Wert - insbesondere bei den Kindern - z.T. Autoorientierung Soziale Situation Jung bis mittlere Altersgruppen - Überwiegend Frauen - Auch Männer in kreativen, sozialen oder künstlerischen Berufen - Sowohl ledig als auch verheiratet - Mit und ohne Kind(er) - Bürgerliche, alternative oder subkulturelle Milieus - Ost- und Westdeutschland – 115 – Typ 5: Die Konsum-Genervten Orientierungen „Konsum ist lästig”-Orientierung - Beruf ist wichtig, - z.T. aber ohne Freude - Starke Convenience-Orientierung - ausgeprägte Preisorientierung - z.T. Sparzwang - Starke Autoorientierung - Abwehr des Umweltthemas, keine Gesundheitsorientierung - Z.T. Lebens-Unzufriedenehit Soziale Situation Mehr Männer, Singles oder Geschiedene; oder Frauen, die Hausarbeit ablehnen - Mittlere Lebensalterphase - Finanziell z.T. gut gestellt, dennoch angespannte Situation - sonst: Haushaltshilfe - Selbstständige - z.T. privat isoliert und beruflich abstiegsgefährdet Typ 6: Die Ländlich-Traditionellen Orientierungen - Regionalorientierung, positive ländliche Einbindung - Orientierung an traditionellem Familienkonsum - Qualitätsorientierung, - Solidarität ist wichtig - Besitzorientierung - (Haltung des Bewahrens) - z.T. Umweltorientierung - z.T. Orientierung an ethischem Konsum - bei Ernährung: z.T. Kauf beim Bauern nebenan - Starke Autoorientierung - Starke Sicherheitsorientierung - Starke Hygieneorientierung - Hohe Lebenszufriedenheit Soziale Situation - Wohnen auf dem Land - Traditionelle geschlechtsspezifische Arbeitsteilung im Haushalt - Familien mit älteren Kindern oder Kindern, die aus dem Haus sind - Ältere (ab Mitte 40) - Mittlere Formalbildung (keine AkademikerInnen) - Häufig: kleine selbstständige Handwerker - Eigenheim - West- und Ostdeutschland – 116 – Typ 7: Die schlecht gestellten Überforderten Orientierungen Preisorientierung/Sparzwang ist konsumbestimmend - Orientierung an kurzlebigem Konsum („billig & viel”) Soziale Situation Niedriges Einkommen - z.T. verarmt, arbeitslos oder alleinerziehend - Niedrige Formalbildung - Traditionelle Familienorientierung - Mangel an sozialen Ressourcen - Starke (Familien-)ConvenienceOrientierung - häufig: starke Hygiene/ Sauberkeitsorientierung (Frauen) - z.T. Orientierungen an Kinderge sundheit - Traditionelle Arbeitsteilung - Zeitnot und Überlastung der Frauen; Mangel an Alltagskompetenz - Mietwohnungen in Ost- und Westdeutschland - In Ostdeutschland ist Garten wichtig (für Eigenanbau und Erholung) - Umweltthema wird stark abgewehrt oder interessiert nicht - selten: sozialer Konsum/regionaler Konsum wg. Typ 8: Die unauffälligen Familienhaushalte Orientierungen Soziale Situation Zumeist Orientierung an traditionellem - Westdeutschland: Familienkonsum - Mann berufstätig, Frau ist Hausfrau Ostdeutschland: Starke Preisorientierung - Frau häufig berufstätig - Orientierung an kurzlebigem - manchmal ist ein Partner arbeitslos Konsum Familien aller Altersstufen mit Kindern - z.T. Orientierung an Kindergesundheit Kleinbürgerliche Milieus, mittlere BilUmweltorientierter Konsum ist nicht dung bestimmend, aber auch nicht ausgeIn Ostdeutschland: schlossen neue Selbständige - z.T. Convenience-Orientierung aus - z.T.: Eigenheim Zeitnot Ausreichendes bis mittleres EinkomStarke Autoorientierung men Starke Hygieneorientierung Starke familiäre Netze – 117 – Typ 9: Die aktiven Seniorinnen und Senioren Orientierungen Aufgeschlossenheit für Neues - Qualitätsorientierung (Solidität der Produkte) - Starke Reisefreudigkeit - z.T. Erlebnisorientierung - Regionalorientierung - z.T. ethischer Konsum - teilweise altersbedingtes Gesundheitsbewußtsein Soziale Situation Meist Paare ab Mitte 50 J. (weniger Einzelpersonen), verheiratet, Kinder sind aus dem Haus - Mittlere/höhere Bildung - Mittlere bis höhere Einkommen - Pensionäre, RentnerInnen - z.T. noch berufstätig - Viel freie Zeit - Ost- und Westdeutschland Typ 10: Die statusorientierten Privilegierten Orientierungen Distinktions- und Statusorientierung (Orientierung an gehobenen Milieus, am Repräsentieren) - Starke Besitzorientierung - Traditionelle Familienorientierung - Orientierung an Kindergesundheit - Häufig: exklusive Hobbies, starke Reiseorientierung - z.T. Kulturorientierung - z.T. ethisscher Konsum Soziale Situation Sehr gute finazielle Situation - („gehobene” Berufe) - Starke Einbindung in den milieuspezifischen Bekanntenkreis - Häufig: traditionelle geschlechtsspezifische Arbeitsteilung - Wohnen im Eigentum - Konsumniveau und Konsumausstattung sind sehr hoch (Quelle für Anhang III: Empacher et al. 2000:31ff) – 118 – Anhang IV: Auswertungsdimensionen Geschlechtermodelle/-beziehungen Die Dimension Geschlechtermodelle/-beziehungen zielte über das (biologische) Geschlecht als sozio-demographisches Merkmal hinaus auf eine Beschreibung der in den untersuchten Haushalten vorgefunden Geschlechtermodelle bzw. den Beziehungen zwischen Frauen und Männern. Diese wurden zum einen untersucht für den Gesamthaushalt (Arbeitsteilung bzw. Zuständigkeiten insgesamt bezogen auf Haus- und Erwerbsarbeit) sowie die Aufteilung der Zuständigkeiten und einzelnen Tätigkeiten zwischen den Geschlechtern (ggf. auch Mithilfe von Kindern) in einzelnen Handlungsbereichen (z. B. Waschen oder Kochen). In den Interviews wurden nur zwei Fragen gestellt, die implizit mit der Gestaltung des Geschlechtermodelle/-beziehungen in Bezug stehen. Zum einen eine Frage nach der (geschlechtsspezifischen) Arbeitsteilung der Hausarbeit sowie die Frage nach der Zufriedenheit mit dieser Aufteilung. Diese Fragen berühren jedoch nur einen kleinen Teil der Geschlechtermodelle/-beziehungen. Daneben wurde die Inanspruchnahme externer Dienstleistungen untersucht sowie die Einstellungen hierzu. Dies ist im Kontext der Zuständigkeiten von Interesse, da hierdurch Hausarbeiten an haushaltsexterne Dritte (Dienstleistungsunternehmen aber auch Verwandte und Nachbarn) delegiert werden. Sie sind ferner ein Zeichen dafür, ob in den Haushalten Maßnahmen zur zeitlichen Entlastung, besonders für die doppel- und dreifachbelasteten Frauen ergriffen werden. Explizit gefragt im Interview wurde nach einer Haushaltshilfe und nach der Inanspruchnahme von und Einstellungen zu Liefer-ServiceAngeboten. Umweltrelevante Orientierungen Vielfach werden umweltrelevante Orientierungen unter dem Begriff des Umweltbewußtseins subsumiert (vgl. bspw. Preisendörfer 1998). In der Konsumstile-Studie wird jedoch ein eigener Ansatz verfolgt. Es werden in der Studie Orientierungen herausgearbeitet, die emotional unterlegt sind und als Motive gefaßt werden können. In diesem Arbeitsschritt der Sekundärauswertung wurden jedoch zunächst folgende Ebenen untersucht: - Die Ebene der Problemwahrnehmung: Diese befaßt sich damit, ob die in den Interviews Befragten die Umweltproblematik überhaupt als Problem wahrnehmen bzw. ob sich diese Problemwahrnehmung gegebenenfalls auf gewisse Teilbereiche ihres Handelns beschränken, wie z.B. auf die Mülltrennung. - Die Ebene der Handlungsbereitschaft: Hiermit ist nicht das Konzept der Handlungsbereitschaft der kognitiven Psychologie gemeint, dies war nicht Thema der Konsumstile-Studie. Nach unserem Verständnis hin- – 119 – gegen umfaßt diese Ebene zum einen die Bereitschaft der Befragten, sich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen (z.B. die Bereitschaft, Informationen zum Thema Umwelt zu lesen). Zum anderen wurde am Ende des Interviews ausdrücklich danach gefragt, was sich für die Befragten ändern müßte, damit umweltrelevantes Verhalten für sie einfacher wäre. Die Aussagen hierzu lassen sich im Sinne einer Veränderungsbereitschaft interpretieren: Die Bereitschaft wird dort als gering interpretiert, wo die Befragten sehr ‚harte‘ Änderungsbedingungen setzen (z. B. umweltfreundliches Verhalten muß genauso bequem und billig sein wie das derzeitige Verhalten), um sich umweltfreundlich zu verhalten. Sie wurde dort als hoch interpretiert, wo eher Verhaltensänderungen durch die befragten Personen selbst zur Sprache kamen. - Die Ebene der Technik- und Risikowahrnehmung: Die Einstellung zu Technik- und Risikotechnologien war nicht Thema in den Interviews. Es wurde allerdings eine Frage zur Einstellung zu Gentechnik gestellt, die in diesem Sinne interpretierbar ist. Desweiteren gab es eine Frage zur Mikrowelle, die sich jedoch in der Ursprungsuntersuchung hauptsächlich auf den Convenience-Aspekt bezog. Die Antworten lassen sich heute auch nur noch bedingt in Bezug zur Technik- und Risikowahrnehmung setzen, da die Mikrowelle kaum noch als Risikotechnologie, wie noch vielfach in den achtziger Jahren, wahrgenommen wird. Alltagsorganisation: Es existieren eine Reihe von Begriffen, die die Vielzahl der alltäglichen Abläufe und Prozesse im Haushalt zu dessen Organisation und Gestaltung subsumiert (z.B. der Begriff ‚alltägliche Lebensführung‘ von Jurczyk/Rerrich 1993). In der Sekundärauswertung der Konsumstile-Studie wird unter der Dimension ‚Alltagsorganisation‘ die Gesamtorganisation des Haushalts (sozusagen „den Überblick haben“) verstanden, dies umfaßt im Prinzip alles, was getan werden muß, damit der Alltag funktioniert. In der Untersuchung wurde zu Beginn nach dem Tagesablauf sowie der Arbeitsteilung im Haushalt gefragt. Zudem finden sich in den Aussagen der Befragten zu den einzelnen Handlungsfeldern viele Aspekte und Hinweise, die die Alltagsorganisation beleuchten. Bei der Sekundärauswertung wurden vorrangig drei Aspekte fokussiert, die Verfügung über Ressourcen, Routinen in der Alltagsorganisation und -gestaltung sowie die für Alltagsorganisation erforderlichen Kompetenzen. - Verfügung über Ressourcen (Zeit und Geld) Bei der Auswertung wurde ein Augenmerk darauf gelegt, wie die Haushaltsmitglieder, Frauen und Männern, Zeit und Geld verwenden, ob sie eher an Zeit-/Geldnot leiden oder ihnen ausreichende bis große Ressourcen zur Verfügung stehen. Deutlich wird bezogen auf die Geschlechtermodelle/-beziehungen damit auch, wer wieviel Zeit für was und wen hat. Ferner zeigen sich in diesem Kontext auch die Bedeutung von Beruf und Freizeit (für Frauen und Männer verschiedener Konsumstile unterschiedlich). – 120 – Die Verfügung über sowie der Umgang mit Ressourcen war in der Untersuchung thematisiert, es gab Fragen zur verfügbaren freien Zeit der interviewten Person (jedoch nicht der anderen Haushaltsmitglieder) und der aktuellen finanziellen Situation (jedoch nicht zum Umgang mit Geld). - Routinen/rationelle Haushaltsführung Routinen sind in der Sekundärauswertung deshalb von Interesse, da sie darauf verweisen, ob und wie die Hausarbeitenden ihren Alltag durchstrukturieren und -organisieren und ob sie sich durch das Entwickeln und Wiederholen von (routinisierten) Abläufen die Hausarbeit erleichtern (besonders bei Doppel- und Dreifachbelastung). Routinen betreffen zum einen die Entlastung durch immer gleiche Abläufe bei denen nicht mehr viel überlegt und geplant werden muß, zum anderen Rationalisierungsmaßnahmen (Herabsetzen von Standards, Einsatz von Haushaltstechnik, Entwickeln von speziellen ‚ganz eigenen‘ Kniffen und Tricks). In der Untersuchung geben die Interviewten bei der Frage danach, wie ihr Tag abläuft, Hinweise darauf, ob sie eher strukturiert/organisiert ‚haushaltshandeln‘ und in welchen Handlungsbereichen Routinen und rationelle Haushaltsführung bei ihnen eine Rolle spielt. - Alltagskompetenz: Unter Alltagskompetenz wird in der Sekundärauswertung - entsprechend der allgemeinen Wortbedeutung von Kompetenz – eine spezifische ‚Fähigkeit‘ verstanden. In Abgrenzung zu (professioneller, durch formale Ausbildung erworbene) Qualifikation werden unter Alltagskompetenz Fähigkeiten subsumiert, die innerhalb des alltäglichen Lebens- und Haushaltszusammenhangs erworben und ausgebildet werden (z.B. Umgang mit Ressourcen, Können und Fertigkeiten für den Haushaltsbereich). Dies betrifft das „Wissen darum, was wie zu tun ist“. Es beinhaltet neben dem „Blick für das Gesamte“ (die Gesamtorganisation bzw. das Haushaltsmanagement) die Fähigkeit, Bedürfnisse, Wünsche, Interessen anderer bzw. der einzelnen Haushaltsmitglieder wahrzunehmen und diese auf der Gesamthaushalts-Ebene abzustimmen. Über diese allgemeine ‚Alltags-' oder ‚Haushalts-Kompetenz‘ hinaus wird in der vorliegenden Studie unter Alltagskompetenz zudem die Fähigkeit verstanden, sich alltagsrelevantes Wissen anzueignen, sowie die Nutzung sozialer Netze und Informationen für die Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen, folglich ein „Wissen darum, was wie und wo günstig zu beschaffen ist“. Umweltverhalten in spezifischen Handlungsfeldern Die qualitativen Interviews enthielten Fragenkomplexe zu den Handlungsfeldern Ernährung (inklusive Kochen und Einkauf), Haushaltspflege (inklusive Hygiene), Waschen, Bekleidung, Mobilität, Energie und Abfall. Die Antworten aus diesen Fragenkomplexen wurden in Bezug auf geschlechtsspezifische Problemwahrnehmungen und unterschiedliche Alltagsgestaltung der Geschlechter untersucht. Nicht in jedem Handlungsfeld sind – 121 – jedoch diese beiden Dimensionen in gleicher Intensität exploriert worden, so dass in der geschlechtsspezifischen Sekundärauswertung einzelne Handlungsfeldern unterschiedlich ergiebig waren: vor allem der Bereich Ernährung konnte umfassend behandelt werden, wogegen die Bereiche Mobilität, Energie und Abfall eher zu knappen Ergebnissen führten. Biographische Veränderungen Biographische Veränderungen wurden in der Untersuchung in den Interviews nicht explizit thematisiert. Lediglich bei der Einstellung zu Produkten aus kontrolliert biologischem Anbau wurde danach gefragt, ob es in den letzten Jahren in diesem Bereich Veränderungen gegeben hätte und durch was diese ausgelöst wurden. Zu Beginn der Sekundärauswertung wurde nicht abschließend festgelegt, welche Veränderungen zu den ‚biographischen Veränderungen‘ zählen. Festgelegt wurde lediglich, dass es sich dabei um Veränderungen eines gewissen Ausmaßes handeln muß. Bei der Auswertung wurde dann jeder Hinweis im Interview aufgenommen, der eine Änderung im Konsumverhalten thematisierte und diese mit Veränderungen in der Biographie (Beruf und Leben allgemein) in Zusammenhang brachte. – 122 – Anhang V: Geschlechtsspezifische Ergebnisse der Sekundärauswertung Der Anhang präsentiert die Ergebnisse der geschlechtsspezifischen Sekundärauswertung in den einzelnen Konsumtypen. Zur Darstellung Die Konsumtypen und ihre jeweiligen Spezifika werden im folgenden nicht beschrieben (vgl. hierzu Empacher et. al. 2000), sondern nur die ausgewählten interviewten Personen, die dem jeweiligen Konsumtyp zugeordnet werden konnten. Für diese Beschreibung werden nur einzelne soziodemographische Angaben herangezogen, als Hauptbeschreibungsmerkmal dient dabei der erlernte oder ausgeübte Beruf, der von den Befragten selbst angegeben wurde. Für Zitationen wird im weiteren Verlauf nur noch die Berufsbezeichnung verwendet. Typ 1: Die durchorganisierten Öko-Familien Beschreibung der interviewten Personen: Die Auswertung bezieht sich auf folgende Fälle: • 39-jährige Archäologin, verheiratet mit freischaffendem Architekten, dreijährige Tochter • 37-jährige Sozialarbeiterin, verheiratet mit Sozialarbeiter, zwei Kinder, 6 und 9 Jahre alt • 39-jährige Puppenspielerin, verheiratet mit Elektrotechniker, 3 Kinder, 15, 13 und 9 Jahre alt • 38-jähriger Marketing-Spezialist, verheiratet mit Public-Relations-Spezialistin, 3 Kinder, 8, 6 und 3 Jahre • 34-jähriger Umweltverfahrenstechniker, zusammenlebend mit Lehrerin, die Nachhilfeschule leitet, eine zweijährige Tochter • 42-jährige Sozialpädagogin, z. Zt. Weiterbildung zur Lehrerin, verheiratet mit Wasserbauingenieur, 1 Sohn, 8 Jahre • 40-jährige Rechtsanwältin, verheiratet mit Diplom-Biologen, 2 Kinder, 7 und 14 Jahre alt 1. Geschlechtermodelle/-beziehungen: In den Familien des Typs 1 sind beide Partner erwerbstätig, jedoch die Frauen in geringerem Maße (Teilzeitbeschäftigung). Dadurch übernehmen die Frauen automatisch immer noch die größte Verantwortung für Haushalt und Kinderbetreuung. Die Männer helfen sehr viel (im Vergleich zu der Mehrzahl der anderen Männern des Interview-Samples), typische Tätigkeiten sind Kochen, Kinderbetreuung, Staub saugen und einkaufen (nach von der Frau geschriebenem Einkaufszettel). Das Waschen wird jedoch so gut wie gar nicht von den Männern übernommen („Da geht mein Mann nicht ran, das ist wohl Frauensache.“, Archäologin), in Einzelfällen übernehmen sie allerdings Teilbereiche wie Wäsche aufhängen. Die Männer engagieren sich vor allem am Wochenende für den Haushalt und die Familie, bleiben jedoch Erfüllungsgehilfe ihrer Partnerin, die die Gesamtorganisation des Haushaltes innehat. Die Frauen des Typs 1 behalten den Überblick und verteilen die Aufgaben. Die Kinder werden, je nach Alter, in die Planung und Verteilung der Hausarbeit mit einbezogen. Folglich läßt sich bei dem Typ 1 der Versuch ausmachen, ein partnerschaftliches Geschlechtermodell umzusetzen. Inanspruchnahme externer Dienstleistungen: Die Inanspruchnahme externer Dienstleistungen könnte ein Beitrag sein, um die Familien, vor allem immer noch die Frauen, von alltäglichen Aufgaben zu entlasten. – 123 – Die Kinder des Typs 1 werden alle von außerfamiliären Betreuungseinrichtungen betreut. Auf familiäre Netzwerke kann Typ 1 offensichtlich nicht zurückgreifen. Die Möglichkeiten der Inanspruchnahme einer Haushaltshilfe ist in all diesen Familien ein Thema. Einige haben eine Putzhilfe, andere hätten gerne eine, können sich das aber nicht leisten oder sie hatten mal eine und waren mit der Lösung nicht zufrieden. Von den meisten Familien werden bereits Lieferservices in Anspruch genommen, die Palette reicht von Bofrost/Eismann, über die Lieferung von Getränken und von Hunde- und Katzenfutter vom Supermarkt bis hin zum Versandhandel. Die Möglichkeit des Versandkaufs wird häufig in Anspruch genommen, vor allem für Kinderkleidung. Geschlechtsunterschiede lassen sich in der Einstellung zu externen Dienstleistungen beim Typ 1 in den Interviews nicht feststellen. 2. Umweltrelevante Einstellungen Problemwahrnehmung: Bezüglich der Problemwahrnehmung läßt sich bei Männern und Frauen dieses Typs kein Unterschied feststellen. Das Umweltproblem ist für beide Geschlechter relevant und präsent in ihrem Alltagsleben. Dennoch wird teilweise festgestellt „Die gesamte Bio-Euphorie, da ist vielleicht ein bißchen die Luft raus“, (Marketing-Spezialist). Eine Verringerung des Umweltorientierung gegenüber früher scheint bei einigen Familien eingetreten zu sein. Handlungsbereitschaft: Die Bereitschaft, etwas für die Umwelt zu tun ist bei beiden Geschlechtern grundsätzlich vorhanden. Von Männern und Frauen des Typs wird allerdings betont, dass ökologischere Angebote billiger sein müßten bzw. stärkere finanzielle Anreize für deren Umsetzung geschaffen werden sollten, sowie dass es weniger zeitaufwendige Angebote geben sollte. Im Alltagsleben hat die Schwierigkeit, ökologische Verhaltensweisen auch umzusetzen, für den Typ 1 zur Konsequenz: „Man muß da Kompromisse eingehen... das halte ich für mich und meine Familie vertretbar.“, (Marketing-Spezialist) Ansonsten herrscht bei Typ 1, bei Männern und Frauen, auch das Bewußtsein vor, selbst bereits viel zu tun. Angehörige dieses Typs nehmen jedoch weniger eine Schuldzuschreibung oder Handlungsaufforderung an „die Behörden“ oder „die Industrie“ generell vor, sondern führen ziemlich konkrete Instrumente und Maßnahmen an, die insbesondere finanzielle Anreize für umweltfreundliche Angebote und Lösungen setzen sollen, z.B. stärkere Förderung von Solaranlagen, der ökologischen Landwirtschaft etc. Technik- und Risikowahrnehmung: Auffällig ist, dass Frauen dieses Typs das Thema Gentechnik eher rundheraus ablehnen und äußern, dass sie solche Produkte vermeiden. Die befragten Männer von Typ 1 hingegen scheinen eher offen dem Thema gegenüber: „es ist nicht so ungewöhnlich ... ich bin da kein strikter Gegner.“, (Umweltverfahrenstechniker). Sie betonen auch die Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben, auch für den Umweltschutz: „Ich finde es interessant.. (Es) kommt wieder eher das Natürliche mit rein, Jahreszeiten etc.“, (MarketingSpezialist). Die Meinungen zur Mikrowelle sind hingegen auch bei den Frauen geteilt. Ein Mann bezeichnet sie als „eins meiner wichtigsten Haushaltsgeräte“, (Umweltverfahrenstechniker), auch von einem Teil der Frauen wird sie häufig genutzt. Sie erscheint als wichtiges Mittel, um unterschiedliche Tagesabläufe in der Alltagsgestaltung integrieren zu können. Der andere Teil der Frauen lehnt sie deutlich ab, da die Verträglichkeit der Mikrowellen ihnen suspekt ist. – 124 – 3. Alltagsorganisation: Verfügung über Ressourcen (Zeit und Geld): Durch die Berufstätigkeit der Frau in einer hoch qualifizierten Tätigkeit, ist die finanzielle Lage der Familien, trotz Inanspruchnahme externer Dienstleistungen, im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen gut. Durch die Kinder mußten die Paare jedoch insgesamt Einbußen im Vergleich zur früheren Einkommenssituation hinnehmen. Das wird von den Paaren häufig auch als Einbußen wahrgenommen. Frauen und Männer in den durchorganisierten Ökofamilien sehen sich in gleichem Maße zeitlich stark eingebunden. Freizeit als Zeit, etwas für sich selbst zu tun bzw. etwas für die Partnerschaft zu tun, wird von den meisten als nicht mehr existent wahrgenommen, sondern die Freizeit wird mit der Familie verbracht. („Meine Freizeit ist mit Kind.“, Archäologin) Insbesondere Frauen definieren jedoch ihren Beruf teilweise als Zeit für sich: „Für mich selbst etwas zu tun ist mein Beruf, ich bin das mit Leib und Seele. Das ist für mich ein Stück Selbstverwirklichung... an freien Tagen fehlt mir was.“, (Sozialarbeiterin) oder „Mein Beruf ist mein Hobby“, (Puppenspielerin). Es fällt jedoch auf, dass die Männer eher als die Frauen noch Zeit für sich alleine oder eigene Interessen in Anspruch nehmen, z.B. für Abende mit Kollegen oder sportliche Aktivitäten. Routinen/rationelle Haushaltsführung: Der Alltag der Familien ist in starkem Maße routinisiert. Gleichwohl sind es die Frauen, die die Abstimmung der unterschiedlichen Tagesabläufe der Familienmitglieder im Blick haben. Zentrale Bezugspunkte sind die gemeinsamen Mahlzeiten, wobei das gemeinsame Frühstück sehr kurz ausfällt, aber das gemeinsame Abendessen ausgedehnt wird. Häufig wird das Abendessen auch gemeinsam mit den Kindern vorbereitet. Alltagskompetenz: Die Alltagskompetenz scheint bei den Männern und Frauen des Typ 1 immer noch unterschiedlich ausgeprägt zu sein. Die Männer zeigen zwar im Vergleich zu Männern anderer Bevölkerungsgruppen eine hohe Alltagskompetenz, insbesondere in Bezug auf die Kinderbetreuung (Wissen über Bedürfnisse der Kinder und Fähigkeit, diese auch alleine, ohne Unterstützung der Frau, zu versorgen), teilweise auch in Bezug auf Kriterien für die Produktauswahl. Dennoch verbleibt die Alltagsorganisation insgesamt bei den Frauen, die sich durch eine sehr hohe Organisationskompetenz auszeichnen. „Ich kann ganz gut organisieren und das klappt eigentlich ganz gut.“, (Public Relations-Spezialistin). Ob es tatsächlich so ist, dass auch in Haushalten mit angestrebtem partnerschaftlichen Geschlechtermodell die Gesamtkoordination des Alltags weiterhin bei den Frauen verbleibt, bzw. in welchen Bereichen evt. auch Teilverantwortung von den Männern übernommen wird, müßte in einer weiteren Studie genauer untersucht werden. 4. Umweltverhalten in spezifischen Handlungsfeldern Ernährung/Kochen Das typische Einkaufsmuster für den täglichen Bedarf bei Typ 1 ist der wöchentliche Großeinkauf mit der gesamten Familie mit dem Auto. Meist wird, trotz gegenläufiger Orientierungen bei Aldi und anderen Discountern eingekauft. Evt. anfallende Kleineinkäufe unter der Woche werden meistens von den Frauen erledigt. Die Typ 1-Familie kocht täglich, wobei auch die Männer einen Großteil der Vorbereitungen übernehmen, d.h. es wird gemeinsam gekocht, die Männer kochen entweder selbst oder sie übernehmen das Kochen zumindest am Wochenende. Sowohl die Männer als auch die Frauen dieses Typs legen laut ihrer Aussagen wert auf gesundes Essen, d. h. frisch zubereitete Zutaten, viel frisches Gemüse und wenig Fleisch. Es wird versucht, beim Kauf von Gemüse auf Jahreszeiten zu achten, Eier sollen von freilaufenden Hühnern – 125 – sein und insbesondere beim Fleisch spielt die Herkunft eine Rolle. Fleisch wird folglich nur beim Metzger gekauft, da größeres Vertrauen in ihn vorhanden ist als in den Supermarkt. Einige kaufen ihr Fleisch auch beim Bauernhof. Gemüse aus kontrolliert biologischem Anbau wird hin und wieder gekauft, allerdings fällt hier auf, dass dies nur die Frauen des Typs mit kleineren Kindern häufiger tun. Ein breiter Konsens über die Geschlechter hinweg findet sich hingegen bezüglich der Zustimmung zu Bio-Fleisch, das bei Gelegenheit gekauft wird, jedoch nicht regelmäßig. Hygiene Besonders beim Putzen wird in den Familien von Typ 1 auf Umweltfreundlichkeit geachtet. Die Umweltfreundlichkeit eines Putzmittels wird von allen als Kaufkriterium genannt. Frosch-Produkte und Essigreiniger sind die am häufigsten genutzten Produkte. Die geringe Dosierung wird außerdem als umweltrelevant hervorgehoben. In dem Zusammenhang betonen viele, dass sie Hygiene nicht sehr groß schreiben. „Ich habe meine Kinder auch nicht keimfrei erzogen“, (Sozialarbeiterin). „Vor allem sparsam mit allem, es soll nicht sagrotan-rein sein.“, (Marketing-Spezialist). Insgesamt sind auch nicht viele Putz- und Reinigungsmittel in den Haushalten vorhanden. Im Vergleich zu anderen Typen fällt bei den Männern des Typs 1 auf, dass sie sich im Bereich Putz- und Reinigungsmittel auskennen, d.h. sie theoretisieren bei den entsprechenden Fragen im Interview nicht und verweisen nicht auf ihre Frauen. Waschen Das Gegenteil trifft auf den Bereich Waschen zu, da die Männer diesen Bereich immer noch den Frauen überlassen, wissen sie eher wenig darüber. Eine der Frauen gibt als Grund dafür an: „Das muß gut sortiert werden, ich sortiere da besser.“, (Sozialarbeiterin) In allen Familien fällt viel Wäsche an, oft ist es mehr als eine Maschine pro Kopf in der Woche. Die Frauen praktizieren die fast tägliche Wäsche folgendermaßen: es wird weder gekocht noch vorgewaschen, Weichspüler kommen nicht zur Anwendung, ansonsten nur ein Vollwaschmittel, das eher sparsam dosiert wird. Das Baukastensystem ist den meisten Frauen bekannt, wird oder wurde von einigen Frauen auch genutzt, von anderen wegen des Aufwands abgelehnt. Bekleidung Bekleidung soll für Männer und Frauen des Typs 1 klassisch, bequem und lange haltbar sein. Die Preisbereitschaft liegt dementsprechend z.B. für einen Pullover eher hoch. Naturmaterialien sind wichtig, vor allem Baumwolle. Beimischungen werden jedoch akzeptiert. Geschlechtsspezifische Differenzen finden sich vor allem bei den Auswahlkriterien. Während die Männer eher nur auf das Material achten, ist für die Frauen besonders die Waschbarkeit und Pflegeleichtigkeit von Interesse (offensichtlich, da sie es sind, die für das Waschen zuständig sind). Auffällig ist noch, dass sich die Männer des Typs 1 im Gegensatz zu den meisten anderen Männern, die in einer Partnerschaft leben, ihre Kleidung selbst kaufen und nicht von ihrer Partnerin besorgen lassen. Secondhand wird von beiden Geschlechtern für Kinderkleidung sehr positiv gesehen, für sich selbst jedoch eher weniger. Mobilität Das Auto hat für die Typ 1-Familien eine große Bedeutung, um die unterschiedlichen Bedürfnisse der Familienmitglieder aufeinander abstimmen zu können. Auffällig ist, dass alle Frauen des Typs betonen, dass sie gerne Auto fahren. Der Mann nutzt das Auto allerdings häufiger und für längere Strecken (tägliche Nutzung), die Frauen fahren eher mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV, sie nutzen das Auto nur einige Male in der Woche. Car Sharing wird als sehr gute Idee befunden, doch erscheint es weder den Männern noch den Frauen mit Kindern möglich. Insbesondere die Frauen des Typs betonen jedoch, dass es für sie durchaus eine reelle – 126 – Option darstellt, wenn keine Familie da wäre: „Wenn ich allein wäre, würde ich es wohl auch machen.“, (Archäologin) „Ohne Kinder könnte ich mir das vorstellen.“, (Sozialpädagogin). Bei den Männern ist diese Bereitschaft nicht sichtbar. Vereinzelt werden sie sogar als entscheidendes Hemmnis zur Abschaffung des Autos angegeben: „Mein Mann ist ein Automensch, für den wäre das eine Katastrophe, wenn er da nicht mehr so spontan wäre... Ich steig auf das Fahrrad oder die Straßenbahn, er steigt ins Auto.“, (Archäologin). Energie Bezüglich des Engagements beim Energie und Wasser sparen sind die Familien des Typs 1 sehr unterschiedlich. Großteils sind Energiesparlampen vorhanden, aber ein Teil gibt auch an, dass Energie sparen gar keine große Rolle spiele. Da Typ 1 auch in Mietwohnungen lebt, wird teilweise auch die Möglichkeit der Einflußnahme als gering angesehen. Geschlechtsspezifische Differenzen sind nicht erkennbar. Abfall Von den Typ 1-Familien wird eine exakte Mülltrennung praktiziert und hat sich auch bereits in Handlungsabläufe eingespielt, d.h. sie wird nicht als lästig empfunden. Eine skeptische Haltung herrscht allerdings in Bezug auf den Grünen Punkt vor: „Das ist die reinste Veräppelung“, (Archäologin), „es kann nicht richtig recycelt werden, das ist unbefriedigend“, (Umweltverfahrenstechniker). Auch hier jedoch sind keine geschlechtsspezifischen Differenzen feststellbar. 5. Biographische Veränderungen: Durchschlagend im Konsum- und Umweltverhalten sowie der gesamten Alltagsgestaltung dieses Typs sind die Kinder. Die Kinder stehen im Mittelpunkt der Alltagsgestaltung, allerdings vor allem der Frauen, da diese immer noch mehr Zeit mit ihnen verbringen als die Männer. Die Relevanz der Kinder für Umweltverhalten ist jedoch ambivalent. Zum einen berichten die Befragten gerade bei jüngeren Kindern darüber, dass ihre Aufmerksamkeit gegenüber Bio-Angeboten erhöht ist: „Ja, das hat sich verändert, seit ich Kinder habe.“, (Rechtsanwältin). „Seit unsere Tochter auf der Welt ist, hat sich das geändert, da achtet man mehr auf Qualität... Qualität bedeutet für mich nicht überdüngt, nicht gespritzt.“, (Archäologin). „Als unser Sohn noch kleiner war, habe ich nur biologisches Gemüse gekauft, das hat sich in den letzten Jahren geändert, weil ich es auch nicht einsehe, wenn es so wahnsinnig überteuert ist.“, (42-jährige Lehrerin, 8-jähriger Sohn). Letzteres Zitat macht jedoch auch bereits deutlich, dass zum anderen Kinder auch als hemmender Faktor für ökologisches Verhalten wahrgenommen werden, da weniger finanzielle Mittel zur Verfügung stehen: „Ich kaufe jetzt weniger Bioprodukte, weil das Geld nicht so da ist. Früher, ohne Familie, ging das eher.“, (Umweltverfahrenstechniker). „Öko, das wurde mit der Zahl der Kinder einfach zu teuer.“, (Marketing-Spezialist). Auch die Bedürfnisse der Kinder, die unter Umständen mit dem Umweltgedanken konkurrieren, aber im Familienzusammenhang beachtet werden müssen, werden deutlich: „Den Kindern schmeckt das Zeug aus dem Reformhaus einfach nicht.“, (Sozialpädagogin). „Wenn ich ein Alleinstehender bin und sage, ich ziehe das durch, ich esse nur Körner ... okay, das ist wunderbar. Aber es läßt sich in einem Familienhaushalt, wo man Notwendigkeiten hat, nicht so durchsetzen.“, (Marketing-Spezialist). Eine größere Sensibilität gegenüber negativen Umwelteinflüssen auf kleinere Kinder zeigt sich auch in der Frage nach Kinderspielzeug. Das Kriterium der Schadstofffreiheit bzw. Naturbelassenheit steht bei allen Befragten ganz vorne, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. – 127 – In Bezug auf einzelne Handlungsfelder sind Kinder, insbesondere jüngere, vor allem relevant im Ernährungsverhalten und der Mobilität (vgl. auch weiter oben). Zusammenfassung der Geschlechtsunterschiede in den Orientierungen Beide Partner des Typs 1 sind in gleichem Maße umweltorientiert, in Teilbereichen, wie z.B. bei der Akzeptanz von Produkten aus kontrolliert biologischem Anbau, zeigt sich jedoch noch eine etwas größere Umweltorientierung der Frauen. Auch in der Orientierung an ganzheitlicher Gesundheit zeigen sich zunächst keine geschlechtsspezifischen Unterschiede, jedoch sind die Frauen in geringem Maße mehr an der Kindergesundheit und auch an Tierschutz-Aspekten orientiert. Die Orientierung am Auto ist bei den Männern stärker ausgeprägt, deutliche Unterschiede zeigen sich zudem in der stärkeren Technik-Orientierung der Männer. Bei Frauen läßt sich hingegen eher eine Technik-Ablehnung feststellen. Kaum geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich bei Typ 1 in der für diesen Typ charakteristischen Orientierung an (Zeitnot-)Convenience, in der Service-Orientierung sowie in der Qualitätsorientierung. Eine Spar- oder Preisorientierung ist bei beiden Geschlechtern wenig ausgeprägt. Typ 2: Die kinderlosen Berufsorientierten Beschreibung der interviewten Personen: Die Auswertung bezieht sich auf die folgenden Fälle: 39-jähriger Opernchorsänger, Single 38-jähriger leitender Angestellter in einem Bundesministerium, Single 32-jähriger Zahnarzt, Single, bei den Eltern im Haus wohnend 31-jährige Marketing-Leiterin, Single 30jährige Diplom-Psychologin, Single 45-jährige leitende Botschafts-Angestellte, Single 49-jährige Diplom-Pädagogin, geschieden, 1 Tochter, die nicht mehr zu Hause wohnt 26-jährige leitende Angestellte, Single 1. Geschlechtermodelle/-beziehungen: Da die Befragten des Typs 2 allein leben, ist das Geschlechtermodell/-beziehung hier nicht relevant. Inanspruchnahme externer Dienstleistungen: Auffällig in Bezug auf die Zuständigkeiten für die Haushaltsorganisation ist bei dem Typ 2, dass die Männer dieses Typs eher dazu neigen, den Haushalt an eine Haushaltshilfe bzw. teilweise an externe Dienstleister abzugeben, die Frauen hingegen, trotz teilweise sehr hohem Einkommen, diese Möglichkeit, mit einer einzigen Ausnahme, nicht in Anspruch nehmen. Bei den Männern beschränkt sich die Hilfe nicht nur auf das Putzen, sondern auch Bügeln und Waschen wird abgegeben. Weitere Dienstleistungen, wie z.B. Lieferservice, werden nur selten in Anspruch genommen, einige Frauen nehmen die Möglichkeit der Getränke-Lieferungen wahr. Die Frauen scheinen zudem solchen Angeboten gegenüber offener zu sein als die Männer, denn sie lehnen Bringdienste nicht rundheraus, sondern aus bestimmten Gründen ab. Das häufigste Argument, das dafür angeführt wird, ist, dass die Frauen nicht zu Hause sind, wenn der Lieferservice kommt. Desweiteren wird auch genannt, dass es solche Angebote von umliegenden Supermärkte noch nicht gäbe. – 128 – 2. Umweltrelevante Einstellungen Problemwahrnehmung: Dass wir mit einem Umweltproblem konfrontiert sind, spielt für die Männer des Typs 2 kaum eine Rolle. Die Frauen hingegen sind mäßig bis ausgeprägt umweltbewußt, vor allem in gesundheitsrelevanten Bereichen, wie bspw. im Bereich Ernährung. Handlungsbereitschaft: Werden die Interviewten danach befragt, was passieren müßte, damit ihnen Umweltverhalten einfacher gemacht wird, so betonen die Männer sehr deutlich, dass die Angebote bequemer und weniger zeitaufwendig sein müßten: „Es muß bequemer sein, mit dem Nahverkehr zu fahren.“, (Opernsänger). Umweltverhalten „ist für mich ein Zeitproblem... Ich erwarte, dass ich null mehr Aufwand dafür habe, ... dass ich einkaufen kann, ohne nur einen Gedanken daran zu verschwenden... Ich erwarte auch Auflagen, dass man sich als Endverbraucher keine Gedanken mehr machen muß, ob das, was man ißt, gesundheitsschädlich ist.“, (Ministerial-Angestellter). „Für mich müßte Umweltverhalten ähnliche Bequemlichkeiten haben wie das normale Verhalten.“, (Zahnarzt). Der Problem des Zeitaufwandes wird auch von den Frauen des Typs 2 gesehen: „Manche umweltfreundlichen Sachen setzen eine nicht-berufstätige Hausfrau voraus.“, (DiplomPädagogin), der Tenor der Aussagen geht jedoch nicht wie bei den Männern dahin, dass sich die Angebote ändern müßten, sondern dass sich die Menschen ändern müßten: „Das Problem liegt im Konsumverhalten der Bevölkerung, die wollen möglichst billige Sachen, die dann umweltschädlicher sind.“, (Marketing-Leiterin). „Ich denke, man sollte die Leute dazu zwingen, dann würde ich sicherlich auch meine wunden Punkte ändern.“, (Psychologin). „Ich denke, dass das beim Aufwachsen in allen Schulstufen so normal werden muß, dass man nicht mehr drüber nachdenken muß, sondern dass das im Alltag zueinander paßt.“, (Pädagogin). Technik- und Risikowahrnehmung: Die Männer des Typs 2 halten die Diskussion über die Gentechnik für weitgehend übertrieben: „das ist eine Entwicklung unserer Zeit, das wird sehr polemisch diskutiert, ich denke, man muß die Chancen der Gentechnik sehen.“, (Ministerial-Angesteller). „Ich halte die Diskussion für vollkommen überzogen.“, (Zahnarzt). Die Frauen hingegen äußern sich zurückhaltend („In der Medizin kann ich vieles in der Richtung befürworten, aber ... man kann die Folgen nicht absehen.“, (Marketing-Leiterin). „Es sollte nicht alles, was möglich ist, ausprobiert werden.“, (Diplom-Pädagogin) bis emotional ablehnend: „Gentechnik finde ich ausgesprochenen Dreck. Das zeigt nur unsere Maßlosigkeit und Gier.“, (Psychologin). „Das ist widerwärtig.“, (Botschafts-Angestellte). 3. Alltagsorganisation Verfügung über Ressourcen (Zeit und Geld) Alle Singles des Typs 2 beschreiben wöchentliche Arbeitszeiten, die oft weit über das allgemein übliche Maß hinaus gehen. Dementsprechend ist nur am Wochenende Zeit für Freizeitaktivitäten. Die finanzielle Situation ist jedoch sehr gut. Der Mangel an Freizeit wird von einem Teil der Befragten über zahlreiche Fernreisen kompensiert (siehe Mobilität). – 129 – Routinen/rationelle Haushaltsführung: Der Alltag ist durch die Erwerbsarbeit bestimmt. Die Hausarbeit wird bei fast allen auf das Wochenende verlagert. Tendenziell ist erkennbar, dass die Frauen die Hausarbeit als selbstverständlicher ansehen, obwohl sie von sich selbst auch sagen „Ich bin keine leidenschaftliche Hausfrau“, (Marketing-Leiterin). Die Männer jedoch neigen eher dazu, die Haushaltstätigkeiten/-arbeit als große Belastung wahrzunehmen (obwohl eine Haushaltshilfe vorhanden ist): „Der Haushalt ist mit Aufwand verbunden, das schränkt mich schon ein... Ich hab keinen Spaß am Haushalt.“, (Ministerial-Angestellter). Alltagskompetenz: Die Kompetenz in Bezug auf die Alltagsorganisation ist bei den Frauen deutlich höher als bei den Männern, da diese häufig eine (kompetente) Haushaltshilfe in Anspruch nehmen. Der Ministerial-Angestellte sagt z.B. explizit zum Thema Waschen: „Das weiß ich nicht, da müssen sie Frau X (Haushaltshilfe) fragen... Ich lebe alleine und es ist nicht meine Aufgabe, mich damit zu beschäftigen.“ 4. Umweltverhalten in spezifischen Handlungsfeldern Kochen/Ernährung Beim Einkaufen für den täglichen Bedarf lassen sich kaum geschlechtsspezifische Differenzen feststellen. Typisch für die Single-Berufstätigen-Einkäufe sind die kleinen Einkäufe zwischendurch, in der Mittagspause oder während der Arbeitszeit, in nahegelegenen Geschäften, die auch teuer sein können, aber möglichst kleine (Single-)Einheiten anbieten sollten. Sowohl die Männer als auch die Frauen kochen unter der Woche sehr unregelmäßig. Es wird eher mittags außer Haus gegessen (Kantine oder Restaurant), abends nur etwas Schnelles zubereitet. Im Gegensatz zu den Männern nehmen sich jedoch die Frauen manchmal, bevorzugt am Wochenende, Zeit, um richtig zu kochen. Und im Gegensatz zu den Männern achten sie auch bei den schnellen Mahlzeiten unter der Woche darauf, dass das Essen gesund und ausgewogen ist, die meisten der Frauen betonen auch die „Naturbelassenheit“ des Essens. Die Frauen achten folglich auch sehr auf frisches Gemüse und bereiten viel Salate zu. Die Männer des Typs 2 besitzen zwar kein einheitliches Kriterium, das ihnen beim Essen wichtig ist, dennoch besteht eine Gemeinsamkeit darin, dass sie sich vorrangig jeweils an einem einzigen Kriterium orientieren: entweder ist nur der Geschmack wichtig („Am wichtigsten ist der Geschmack, alles andere ist zweitrangig.“, Opernsänger) oder nur, dass es schnell geht („das muß so schnell wie möglich gehen“, Ministerial-Angestellter) oder nur, dass es gut für die Figur ist („Sehr mager, sehr viel Eiweiß, wenig Fett. Nach einer gewissen Anzahl von Jahren fängt es auch an zu schmecken.“, Zahnarzt). Bei den Frauen spielen dagegen neben der Gesundheit weitere Kriterien eine Rolle. So achten sie beim Kauf von Obst und Gemüse nach eigenen Aussagen auf die Jahreszeiten, die meisten bevorzugen auch „einheimische Produkte“, (Diplom-Psychologin) und kaufen schon deshalb saisongerecht. „Im Winter kaufe ich keine Erdbeeren. Der Körper findet das bestimmt auch nicht gut.“, (Botschafts-Angestellte). „So was wie israelische Erdbeeren im Winter, die schon drei Mal um den Erdball geflogen sind, so was kaufe ich aus Prinzip nicht, weil ich das eine Umweltsauerei finde.“, (Diplom-Psychologin). Bei allen Frauen findet sich auch eine deutliche Ablehnung von holländischen Produkten: „Gemüse aus Holland (kaufe ich nicht), die Vorstellung, dass es eine Massenproduktion ist, die Tomaten aus Holland schmecken nicht.“, (Diplom-Psychologin). „Aus Holland, das kaufe ich nicht. Der Salat, der hat mir Kopfschmerzen gemacht, der ist so gespritzt... Die Holländer sind für mich, was die Lebensmittelhygiene angeht, Schweine... Da achte ich auch sehr strikt drauf.“, (Botschafts-Angestellte). „Ich kaufe ungern wässrige Tomaten aus Holland... die schmecken nicht und weil ich nicht weiß, wie die angebaut werden.“, (Diplom-Pädagogin). – 130 – Im Gegensatz dazu spielt frisches Gemüse bei den Männern nur eine untergeordnete Rolle, sie achten auch nicht auf Jahreszeiten oder auf die Herkunft. Trotzdem finden sich auch die holländischen Tomaten in den Interviews wieder, allerdings mit anderen Konsequenzen für das Kaufverhalten : „Holland ist eine Sache, die man vergessen sollte, ägyptische Tomaten sind die einzigen, die ich kaufe.“, (MinisterialAngestellter). Der Zahnarzt sagt hierzu sogar: „Ich habe nichts gegen die Tomate aus Holland, wenn die fest ist und rot.“ Die Einstellung zu Gemüse aus kontrolliert biologischem Anbau ist bei den Männern eher ablehnend: „Das ist für mich kein Kaufargument, ich gehe mehr nach der Optik.“, (Zahnarzt) „Die sind fürchterlich teuer... Ich bin aufgewachsen mit Säften aus Vaters Garten und war immer krank, meine Schwester ist mit Alete aufgewachsen und war immer gesund, seitdem habe ich bestimmte Zweifel.“, (Opernsänger). Bei den jüngeren befragten Frauen (diejenigen um 30 Jahre) herrscht eine positive Einstellung zu kontrolliert biologischen Produkten vor. Bei einigen ist diese Zustimmung sehr deutlich und führt auch zum entsprechenden Kaufverhalten, („Ich weiß, dass ich damit meinem Körper etwas Gutes tue, die Umwelt schone, durch die Anbauweise. Diese Produkte schmecken auch viel intensiver.“, Marketing-Leiterin), andere betonen aber auch die Umständlichkeit der Beschaffung: „Wenn ich auf dem Markt einkaufen gehe, dann gehe ich gezielt zu solchen Ständen, aber wenn ich gerade im Vorbeigehen einkaufen gehe, dann nehme ich es einfach mit, wenn es gut aussieht. Das ist alles ein Zeitfaktor für mich...“, (leitende Angestellte). „Da müßte ich in den Bioladen fahren, ich habe sowas nicht auf dem Weg. Aber früher habe ich Brot aus dem Bioladen gekauft.“, (Diplom-Psychologin). Die älteren Frauen (diejenigen älter als 45 Jahre) haben sich zwar schon viel mit dem Thema beschäftigt, grenzen sich jedoch gegen das Image von Öko ab, das sie als Übertreibung empfinden: „Bestimmte Sachen sind im biologischen Anbau zwar besser. Aber ich denke nicht, dass man in der Lage ist, irgendwelche Gemüse- oder Obstsorten vollständig kontrolliert einzukaufen... Wenn man relativ landnah aufgewachsen ist, dann ist das ein kontinuierlich aufgebautes Wissen geworden, aber nie so sklavisch.“, (Diplom-Pädagogin). „Das habe ich früher mal gemacht... heute kaufe ich nichts mehr im Reformhaus... Wenn ich diese Typen im Reformhaus schon sehe, ich will ja nicht 120 Jahre alt werden, man kann es auch übertreiben.“, (Botschafts-Angestelle). Deutlich wird damit, dass sich alle Frauen bereits intensiver mit dem Thema beschäftigt haben. Auch beim Thema Fleisch läßt sich ein ähnliches Bild ablesen. Zum einen essen die Frauen grundsätzlich weniger Fleisch, vor allem nach BSE haben sie teilweise ihren Konsum noch weiter reduziert. Die Männern hingegen greifen zu Fleisch aus anderen Herkunftsländern „Rindfleisch nur aus Argentinien.“, (Opernsänger) oder sind der Diskussion um BSE gegenüber indifferent: „BSE und Salmonellen, das wird alles polemisiert... Ich will einfach frisches Fleisch.“, (Ministerial-Angestellter). Die Haltung der Tiere spielt für die Männer überwiegend keine Rolle: „Da achte ich nicht darauf. Gerade diese Streßhormone sind manchmal so geschmacksfördernd, wenn die gelitten haben, beim Schlachten.“, (Opernsänger). „Das ist eine Gewissensfrage, muß sich das Fleisch wohlfühlen, muß es artgerecht gehalten werden, obwohl es zum Sterben verurteilt ist?... Für mich muß das nicht sein.“, (MinisterialAngestellter). Dementsprechend stößt auch Fleisch aus biologischer Aufzucht auf Ablehnung: „Das Fleisch ist nicht besser, wenn es ökogerecht gehalten wurde... Bei Fleisch interessiert mich das nicht die Bohne.“, (Ministerial-Angestellter). Die Frauen des Samples bevorzugen Fleisch vom Metzger oder sogar direkt vom Erzeuger. Wieder sind es die älteren Frauen die gegenüber Bio-Fleisch eher skeptisch sind, da auch dieses nicht frei von Belastungen ist und nicht kontrolliert werden kann. Die jüngeren Frauen hingegen betonen, dass ihnen artgerechte Haltung wichtig ist. Sie befürworten Bio-Fleisch, „Weil das auch ganz anders schmeckt, wenn die Tiere artgerecht gehalten werden.“, (leitende Angestellte). „So was finde ich gut, weil ich denke, dass Tierschutz ein wichtiger Punkt ist.“, (Psychologin). – 131 – Die Einstellung zu Convenience-Produkten ist bei den Männern eher positiv: „Die Sachen sind nicht mehr so schlecht wie ihr Ruf.“, (Minsterial-Angestellter). Sie betonen vor allem den Vorteil des Zeitsparens: „Wenn man berufstätig ist, ist das manchmal nötig.“, (Opernsänger). „Grundsätzlich finde ich die gut, weil ich da nicht so viel machen muß.“, (Zahnarzt). Bei den Frauen kommen die Produkte bei den beiden älteren gar nicht zum Einsatz und werden total abgelehnt: „Das Zeug esse ich nicht.“, (Diplom-Pädagogin). „Da wird mir schlecht, da esse ich lieber ein trockenes Brötchen.“, (Botschafts-Angestellte). Die jüngeren hingegen greifen ziemlich regelmäßig, mindestens einmal pro Woche, zu solchen Produkten, obwohl sie grundsätzlich eher negativ eingestellt sind: „An sich lehne ich Fertiggerichte ab... Miracoli oder so habe ich allerdings immer da. Ich esse auch Tiefkühlkost.“, (Marketing-Leiterin). „Ab und zu verwende ich sie, aus Zeitmangel... Aber die Sache an sich ist eigentlich schlecht, man sollte schon selber kochen, das ist gesünder, jeden Tag frisch zu essen und es schmeckt auch besser.“, (leitende Angestellte). Im Ganzen betrachtet läßt sich bei den interviewten Frauen des Typs ein Gesundheitsbewußtsein ausmachen, das eher an einem ganzheitlichen Körperbild orientiert ist. Die Männer haben in Bezug auf die Ernährung gar kein bzw. ein funktionalistisches Gesundheitsbewußtsein. Hygiene Das Putzen erledigt bei zwei von den drei Männern die Haushaltshilfe, sie wissen nicht, welche Mittel die Hilfe tatsächlich anwendet. Beide Männer kennen jedoch die Marke Frosch und betonen, dass sie diese auch schon gekauft haben. Die Frauen nutzen überwiegend die Marke Frosch oder Essigreiniger für das Putzen. Nach der Umweltfreundlichkeit von Putzmitteln gefragt, betonen alle Frauen die Wichtigkeit der biologischen Abbaubarkeit der Mittel. (Dies ist zwar gesetzlich vorgeschrieben, zeigt jedoch in den Interviews, dass sich die Befragten zumindest mit dem Thema Umweltfreundlichkeit beschäftigen.) Teilweise lehnen die Frauen auch Mittel mit starkem Duft ab. Waschen Insgesamt fällt bei allen Interviewten des Typs 2 viel Wäsche an, ca. 2 Maschinen pro Woche. Mit Ausnahme des Opernsängers, der seine Wäsche selbst wäscht, wird diese Aufgabe bei den interviewten Männern von einer anderen Frau (Haushaltshilfe, Mutter) übernommen. Dementsprechend wenig wissen die Männer auch über dieses Handlungsfeld. Kochwäsche ist ihnen allerdings wichtig, vor allem bei Unterwäsche, aus Hygienegründen. Mit einer Ausnahme kochen die Frauen ihre Wäsche nicht, auch die Vorwäsche wird bei allen weggelassen. Zusammen mit den Ergebnissen im Bereich Haushaltspflege zeichnet sich hiermit sogar eine stärkere Hygiene-Orientierung der Männer als der Frauen ab. Die Einstellung zum Wäschetrockner ist bei den Frauen überwiegend negativ, hierfür werden viele Begründungen angeführt, die häufigste ist Energieverschwendung, aber auch größerer Verschleiß bei der Kleidung, Farben werden blasser, Kleidung wird elektrifiziert und geht ein. Außerdem ist die Reinigung des Flusensiebs erforderlich: „Da hat man immer eine Handvoll Schmutz in der Hand, das finde ich eklig.“, (Botschafts-Angestellte). Bekleidung Für alle Interviewten des Typs 2 hat Kleidung eine höhere Bedeutung, insbesondere auch aus beruflichen Repräsentativitätsgründen. Mode ist hierbei weniger wichtig, eher klassische Marken, teilweise aber auch exklusive Extravaganz. Deutliche Geschlechtsunterschiede zeigen sich in Bezug auf die Kriterien beim Kleiderkauf. Die Männer achten nur darauf, wie das Kleidungsstück aussieht und wie es sich anfühlt. Das Etikett interessiert sie nicht. „Das ist egal, was da noch drauf steht.“, (Opernsänger). „Da brauche ich – 132 – keine Schildchen mehr, für die Wäsche ist ja Frau X (Haushaltshilfe) zuständig.“, (MinisterialAngesteller). Die Frauen hingegen gucken immer auf das Etikett. Sie achten auf das Material (Chemiefasern werden abgelehnt, Naturmaterialien bevorzugt) und die Pflegehinweise: „Es sollte in der Maschine waschbar sein, wenn ein Kleidungsstück nur in der Reinigung gereinigt werden kann, dann ist das schon mal nichts für mich.“, (leitende Angestellte). Auch weitere Kriterien spielen bei einigen Frauen eine Rolle: „Naturmaterialien, die von der Verarbeitung her möglichst wenig behandelt sind... beim Fühlen merke ich, ob die Sachen stark imprägniert sind.“, (Diplom-Pädagogin). „Wenn es geht, dann auch noch das Herkunftsland, weil ich ungern Kleidungsstücke aus Indien und China trage, weil Indien und China Kinderarbeit machen und weil dort großer Raubbau an der Natur betrieben wird durch Einsatz von Chemikalien.“, (leitende Angestellte). Mobilität Für alle interviewten Personen des Typs 2 hat Automobilität eine große Bedeutung. Alle haben ein größeres Auto, wobei sich die PS-Zahl bei den Frauen kaum von denen der Autos der Männer unterscheidet, und auch eine beträchtliche Jahreskilometerleistung (zwischen 25.000 und 40.000 Jahreskilometer). Männer und Frauen betonen die Unabhängigkeit und Freiheit, die das Auto ihnen ermöglicht. Die meisten der befragten Frauen sagen auch, dass ihnen das Autofahren Spaß macht. Nur eine Frau äußert explizit ein schlechtes Gewissen deswegen: „Ich bin leider viel zu lange im Auto. Der ökologische Gedanke ist mir schon wichtig, beim Auto muß ich da meinen inneren Schweinehund überwinden.“, (Marketing-Leiterin). Fast alle Befragten haben im letzten Jahr mehr als zweimal eine Urlaubsreise, vor allem in das weitere europäische Ausland gemacht, zwei Frauen und ein Mann sind sogar viermal oder häufiger in Urlaub gefahren, teilweise auch ins außereuropäische Ausland. Für diese Reisen werden PKW und Flugzeug genutzt. Geschlechtsspezifische Unterschiede lassen sich darin nicht feststellen. Die Einstellung zum Car Sharing unterscheidet sich auch wenig zwischen den Geschlechtern. Die meisten Männer und Frauen betonen, dass es eine gute Sache sei, für sie selbst jedoch nicht infrage käme. Runderneuerte Reifen hingegen werden von den Männern eher positiv gesehen, sie seien qualitativ gleichwertig und vom Preis her interessant. Die meisten, insbesondere die älteren befragten Frauen lehnen sie hingegen aus Sicherheitsgründen stark ab: „Nie! Das kann mich mein Leben kosten wegen 100 DM!“, (Botschafts-Angestellte). „Bei Sicherheit kann das Beste nicht gut genug sein. Es würde kein Rennfahrer mit solchen Reifen auf die Straße gehen.“, (Diplom-Pädagogin). Energie Dem Energiesparen an sich wird von seiten der Männer eine weniger hohe Bedeutung beigemessen: „Meine Heizung wurde bis vor kurzem nur nach Quadratmeter abgerechnet, da habe ich die Heizung immer voll aufgedreht, das war billiger als ein Trockner.“, (Opernsänger). „Ich will morgens warm duschen und nachts muß die Temperatur anständig sein. Danach kommt erst der Spargedanke.“, (Ministerial-Angestellter). Die Frauen äußern sich hingegen eher dahingehend, dass Energiesparen in ihrem Leben eine Rolle spielt. Die Verhaltensweisen, die sie nennen (Licht ausschalten, StandBy abschalten, Heizung reduzieren, Energiesparlampen), werden jedoch auch von den Männern genannt. Insbesondere bezüglich der energierelevanten Verhaltensweisen, die in den Konsumerfassungsbögen abgefragt werden, zeigen sich keine deutlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Abfall Fast alle Interviewten trennen ihren Müll nach Glas, Papier und grünem Punkt. Eine deutliche Unzufriedenheit mit dem System ist allerdings verbreitet, und zwar bei beiden Geschlechtern. Es herrscht das Gefühl vor, dass alles umsonst ist, da hinterher ohnehin der Müll wieder zusammen gekippt wird. – 133 – Ein Geschlechtsunterschied ist lediglich bei der Frage des Biomülls festzustellen, da wiederum insbesondere die älteren Frauen hier Hygiene-Bedenken äußern: „Es ist ja aus gesundheitlichen Gründen nicht ganz unumstritten, was sich da an Gärprodukten und Pilzsporen an einer solchen Tonne schnell bildet, gerade im Sommer.“, (Diplom-Pädagogin). „Das ist ja nachweislich hoch gefährlich, die Leute sind sterbenskrank davon geworden.“, (Botschafts-Angestellte). 5. Biographische Veränderungen Bei einigen Befragten wird deutlich, dass der Einstieg in den Job bzw. der damit verbundene Einkommenszuwachs, sowie die geringeren zeitlichen Ressourcen Auswirkungen auf das Umweltverhalten hatten, die durchaus widersprüchlich sind: „Früher habe ich noch Öko-Brot gekauft, mit meinem Job habe ich keine Zeit mehr dazu.“, (Psychologin). Zu Produkten aus kontrolliert biologischem Anbau sagt die Marketing-Leiterin: „Seit ich in meiner jetzigen Position bin, habe ich ja auch das Geld, mir das zu leisten. Als Student habe ich schon dahin tendiert, da hat aber das nötige Geld gefehlt.“ Die hypothetische Bedeutung von Kindern als biographischer Bruch für das Umweltverhalten macht der Zahnarzt, der ansonsten explizit mit dem Umweltthema nichts zu tun haben möchte, deutlich: „Vielleicht, wenn ich mal Kinder habe.... vielleicht kommt dann das große Umweltbewußtsein und die große Reue.“ Zusammenfassung der Geschlechtsunterschiede in den Orientierungen Beim Typ 2 zeigen sich deutliche Geschlechtsunterschiede in den Orientierungen. Bei den Männern zeigt sich eine starke Konsum-ist-lästig-Orientierung, die sich in einer viel deutlicheren Orientierung an Convenience und Service, letzteres vor allem in Bezug auf die Haushaltsführung, niederschlägt. Die Umweltorientierung ist bei den Frauen deutlich stärker ausgeprägt, ebenso wie eine Orientierung am Tierschutz, die sich bei den Männern gar nicht wiederfindet. Am deutlichsten zeigt sich der Unterschied bei der Gesundheit, die Frauen sind stark an einem ganzheitlichen Gesundheitsbewußtsein orientiert, die Männer hingegen an einem funktionalistischen oder aber sie weisen überhaupt keine Gesundheitsorientierung auf. Im Bereich Waschen finden sich Hinweise auf eine stärkere Hygiene-Orientierung der Männer, bei der Bekleidung zeigt sich wieder die starke ganzheitliche Gesundheitsorientierung der Frauen, aber auch eine gewisse Ethik-Orientierung, die bei den Männern völlig fehlt. Obwohl die Männer eine deutlich stärkere Technik-Orientierung aufweisen, finden sich keinerlei geschlechtsspezifische Unterschiede in der Auto- und Urlaubs-/Reisenorientierung, die generell bei Typ 2 sehr hoch ist. Hingegen zeigt sich eine ausgeprägtere Sicherheitsorientierung der Frauen. Keine geschlechtsspezifischen Unterschiede sind bei diesem Typ bei der Berufs- und QualitätsOrientierung feststellbar. Typ 3: Die jungen Desinteressierten Beschreibung der interviewten Personen: Die Auswertung bezieht sich auf folgende Fälle: 24-jähriger Friseur-Lehrling 20-jähriger Auszubildender zum Bürokaufmann 25-jähriger Physik-Student 20-jährige Fachoberschülerin 18-jährige Auszubildende zur PTA 26-jährige Psychologie-Studentin – 134 – 1. Geschlechtermodelle/-beziehungen: Bei den jungen Desinteressierten handelt es sich um junge Menschen, die noch nicht lange das Elternhaus verlassen haben. Da die Interviewten des Typs 3 alleine leben und nicht viel Geld zur Verfügung haben, erledigen sie ihre anfallenden Hausarbeiten alleine, in seltenen Fällen wird noch die Mutter als Hilfe in Anspruch genommen. Ein Geschlechtsunterschied in der Inanspruchnahme der Eltern kann aus den Interviews nicht abgelesen werden, obwohl ein solcher zu erwarten gewesen wäre. Inanspruchnahme externer Dienstleistungen Lieferservices werden als zu teuer wahrgenommen und auch als sinnlos, da die Einkaufsmenge zu gering sei. 2. Umweltrelevante Einstellungen Problemwahrnehmung: Das Problembewußtsein in Bezug auf den Umweltschutz ist bei den Befragten dieses Typs eher wenig ausgeprägt, das Interesse am Thema ist auch bei den Frauen sehr gering. Es sind allerdings die Männer, die dies auch explizit ausdrücken: „Ich habe mir noch nicht so viel Gedanken gemacht.“, (FriseurAuszubildender). „Ich bin nicht so der Biotyp... Das interessiert mich auch nicht so.“, (BürokaufmannAuszubildender). Bei fast allen wird Umweltschutz ausschließlich mit Mülltrennung in Verbindung gebracht, das von den Befragten größtenteils auch praktiziert wird: „So umweltbewußt bin ich dann schon.“, (BürokaufmannAuszubildender). Eine Ausnahme bilden hier lediglich die beiden Studierenden, denen zum Thema Umweltschutz noch mehr einfällt. Der Physik-Student nennt z.B. einige technische umweltfreundliche Angebote (z.B. Elektroautos, Green Freeze-Kühlschrank), die Psychologie-Studentin spricht von schadstoffarmen Produkten und Autos mit Katalysator. Handlungsbereitschaft: Die jungen Männer und Frauen weisen dementsprechend auch eine sehr geringe Handlungsbereitschaft auf und sehen auch kaum, wo sie etwas anders machen könnten: „Da fällt mir jetzt spontan nichts ein.“, (Physik-Student). „Ich denke nur manchmal nicht so ans Trennen, vielleicht ist es eher unbewußt.“, (Zahnarzthelferin). „Ich glaube schon, dass man seinen Abfall besser trennen sollte.“, (PTAAuszubildende). Die meisten Befragten nehmen Schuldzuschreibungen an „die Industrie“ vor, die etwas ändern oder mehr machen sollte (PTA-Auszubildende, Friseur-Auszubildender, Zahnarzthelferin) oder an das ‘Ausland‘: „Wir sind hier schon ganz gut organisiert. Amerika, die machen ja nichts. Die ganzen Ostblockländer, die beschäftigen sich auch nicht so groß damit.“, (Bürokaufmann-Auszubildender). Die Befragten wehren sich auch teilweise explizit gegen eine Verantwortungszuschreibung an VerbraucherInnen: „Es bleibt zu viel am Verbraucher hängen, das ist unrealistisch.“, (Psychologie-Studentin). „Man kann den Konsumenten nicht auch noch zumuten, das immer nachzulesen, welches Produkt besonders umweltfreundlich ist.“, (Friseur-Auszubildender). Einzig der Physik-Student argumentiert, dass eine Änderung über die Marktnachfrage erfolgen müßte: „So was kann man nicht durch Gesetze regeln. Wenn die Leute halt nur das kaufen, was eher umweltfreundlich hergestellt ist, dann wird sich die Industrie danach richten müssen... Warum sollte die Industrie das ändern, wenn die Leute die umweltschädlichen Sachen kaufen.“ Insgesamt läßt sich eher ein Unterschied in den umweltrelevanten Orientierungen nach der Bildung als nach Geschlecht ausmachen. Dass dieses Bewußtsein jedoch in Handeln umgesetzt wird, ist auch bei den Studierenden nicht ersichtlich. – 135 – Technik- und Risikowahrnehmung: Unterschiedliche Meinungen zur Gentechnik bei den befragten jungen Leuten lassen sich weniger eindeutig den Geschlechtern zuordnen als bei den anderen Typen. So sagt z.B. die Zahnarzthelferin: „Bei Lebensmitteln stört mich das nicht so... Ich stelle mir das nicht so schlimm vor.“ Die emotional teilweise starke Ablehnung bei Frauen anderer Typen findet sich bei den jungen Frauen von Typ 3 nicht. Sie äußern sich eher zurückhaltend ablehnend: „Diese Entwicklung sehe ich nicht so gerne, das ist mir zu viel.“, (Psychologie-Studentin). „Man forscht zwar immer weiter, aber das muß nicht immer gut sein. Ich mag die manipulierten Sachen nicht, eher das, was aus der Natur kommt.“, (PTA-Auszubildende). Ähnlich argumentieren auch die jungen Männer: „Das finde ich nicht so toll... Das greift doch schon ziemlich in die Naturgesetze ein und es hat doch alles seinen Grund, warum die Sachen so sind, wie sie sind.“, (Friseur-Auszubildender). „Ich finde das nicht so toll, damit rumzuspielen, da habe ich eine Abneigung.“, (BürokaufmannAuszubildender). Einzig der Physik-Student äußert sich beschränkt zustimmend: „Es ist eine Frage, wie die gentechnisch verändert werden. Wenn ein Apfel und eine Erdbeere gekreuzt werden, dann bin ich da dagegen. Man kann aber auch innerhalb der Arten gentechnisch Sachen verändern... Damit kann ich noch leben.“ 3. Alltagsorganisation: Verfügung über Ressourcen (Zeit und Geld) Die finanziellen Ressourcen sind bei allen Interviewten knapp bemessen. Auch die Freizeit wird als begrenzt wahrgenommen, obwohl bei den meisten mehr zeitliche Ressourcen zur freien Verfügung stehen als bei der Mehrzahl der Befragten im Sample. Dies scheint zum einen durch die neue zeitliche Belastung durch die Ausbildung, die im Gegensatz zur Schule mehr Zeit fordert, zum anderen aber auch durch die neue Haushaltsverantwortung der jungen Befragten, verursacht. Routinen/rationelle Haushaltsführungn: Der Alltag der Befragten ist deutlich durch Ausbildung/Studium bestimmt. Die Haushaltsorganisation wird eher spontan und möglichst unaufwendig organisiert. Routinen und rationelle Haushaltsführung scheinen keine Rolle zu spielen. Geschlechtsspezifische Unterschiede lassen sich nicht feststellen. Alltagskompetenz: Im Bezug auf die Haushaltsgestaltung weisen sowohl die Männer als auch die Frauen des Typs kaum Kompetenzen auf. Hier fehlt es noch an Alltagserfahrung, auch Konsumorientierungen sind noch nicht deutlich ausgebildet. Geschlechtsspezifische Unterschiede sind kaum feststellbar. 4. Umweltverhalten in spezifischen Handlungsfeldern Kochen/Ernährung Beim Einkauf für den täglichen Bedarf lassen sich tendenziell Geschlechtsunterschiede feststellen. Die Frauen erledigen mehrere kleine Einkäufe unter der Woche und diese meist zu Fuß, das Auto wird nur manchmal genutzt. Zwei der Männer hingegen reduzieren das Einkaufen auf zwei Großeinkäufe im Monat bei Aldi, wo mit dem Auto alles besorgt wird. Die jungen Befragten kochen fast nie, höchstens am Wochenende und selbst dann wird nur sehr wenig Zeit darauf verwendet (nicht länger als eine halbe Stunde). Diese Ernährungsweise wird dadurch möglich, dass zahlreiche Halbfertig- und Fertigprodukte verwendet werden. Ansonsten wird in der Mensa oder manchmal außer Haus gegessen. – 136 – Frisches Gemüse spielt bei allen fast keine Rolle, es wird überhaupt nur wenig Gemüse gegessen und das kommt dann auch meist aus der Dose. Allerdings äußern die Frauen, dass sie viel Obst essen. Bei den jungen Männern spielt auch das keine Rolle, der Physik-Student bemerkt hierzu: „Ist mir egal, ob es gesund ist. Da nehme ich dann Vitamintabletten“. Wird Gemüse und Obst gekauft, ist das wichtigste Kriterium der Preis. Auf Jahreszeiten und Herkunft wird überhaupt nicht geachtet. „Hauptsache es sieht gut aus und schmeckt.“, (PTA-Auszubildende). Bei der Einstellung zu Produkten aus kontrolliert-biologischem Anbau lassen sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede erkennen. Die Produkte werden überwiegend abgelehnt, vor allem, weil sie zu teuer sind. Allerdings werden auch Abgrenzungen zum „Bio-Milieu“ vorgenommen: „Ich bin nicht so der BioTyp.“, (Bürokaufmann-Auszubildender). „Das ist auch viel Theater mit dem biologischen Anbau, das erinnert mich immer an die Naturkostläden... Ich kann mich mit diesen Leuten nicht identifizieren, dieser Kult. Das darf keinen Kultcharakter haben.“, (Psychologie-Studentin). Geschlechtsunterschiede sind allerdings wie schon bei anderen Typen beim Fleisch-Konsum sichtbar. Die befragten Frauen essen wenig oder gar kein Fleisch, meist nur Wurst in geringen Mengen. Hierbei legen sie unerwarteterweise Qualitätsmaßstäbe an, d.h. sie achten entweder auf Inhaltsstoffe (Salami) („Ich gucke schon drauf, was drin ist.“, Psychologie-Studentin) oder auf die Herkunft: „Lieber ein paar Mark mehr ausgeben und beim Schlachter einkaufen. Da gefällt mir die Wurst besser.“, (PTA-Auszubildende). Die Männer hingegen essen viel Fleisch, laut Konsumerfassungsbogen mehrmals pro Woche. Bei der Auswahl ist nur wichtig, dass es frisch ist. Der Bürokaufmann-Auszubildende äußert sogar explizit, dass ihm die BSE-Diskussion ziemlich gleichgültig ist: „Ist ja sowieso alles ungesund heutzutage.“ Einzig der Physik-Student ißt seit BSE kein Rindfleisch mehr und achtet darauf, kein abgepacktes Fleisch zu kaufen. Fertiggerichte werden von den jungen Befragten sehr häufig angewandt, ein bis viermal pro Woche. Hierbei unterscheiden sich die befragten Frauen nicht sichtbar von den Männern. Die wahrgenommenen Nachteile von Fertiggerichten scheinen allerdings wiederum unterschiedlich zu sein. (Die meisten wurden nicht danach gefragt). Die PTA-Auszubildende stellt z.B. fest: „Gesund ist es bestimmt nicht.“, Der Bürokaufmann-Auszubildende argumentiert hingegen mit persönlichen Vorlieben: „Da sind manchmal Sachen drin, die man nicht gerne ißt.“ Bei den Getränken ist allen Befragten der Preis am wichtigsten. Säfte und Milch werden folglich im TetraPak gekauft. Bei anderen Getränken bevorzugen jedoch die befragten Frauen Mehrwegflaschen, obwohl sie teilweise Schwierigkeiten haben, diese zu transportieren, da zwei der Frauen kein Auto haben. Sie spannen hierfür ihren Freund mit Auto ein. Eine Frau begründet die Nutzung von Mehrweg sogar explizit mit der Müllvermeidung: „Bei den Mehrwegflaschen hat man keinen Müll.“, (PTAAuszubildende). Die Männer hingegen kaufen, mit Ausnahme des Bürokaufmannes, Einwegflaschen. Hygiene Die Mehrheit der befragten Männer und Frauen besitzt sehr viele unterschiedliche Putzmittel, auch WCDuftsteine werden teilweise verwendet. Wichtigstes Kriterium ist auch hier wieder der Preis, aber auch die „Putzleistung“: „Hauptsache es wird sauber.“, (Friseur-Auszubildender). „Sie machen ihre Arbeit.“, (Zahnarzthelferin). Auffällig ist auch eine Bereitschaft, neue Mittel auszuprobieren: „Ich probiere immer mal durch, welches besser ist.“, (PTA-Auszubildende). „Ich lasse mich auch häufig von der Werbung inspirieren und kaufe das dann.“, (Bürokaufmann-Auszubildender). Die Umweltfreundlichkeit spielt, mit Ausnahme des Physik-Studenten, der die geringe Dosierung betont, bei keinem der Befragten eine Rolle. Die Psychlogie-Studentin sieht das auch als ein Zeitproblem: "Man müßte so viel Zeit haben, dass man da immer drauf guckt." – 137 – Waschen Beim Typ 3 läßt sich kein einheitliches Muster beim Waschen, weder in bezug auf Geschlecht noch in Bezug auf den Typ als solchen erkennen. Einige Befragte nutzen die Kochwäsche, andere die Vorwäsche, einige nutzen Weichspüler und zahlreiche andere Mittel, andere nur ein Vollwaschmittel, einige waschen viel, andere wenig. Als Gemeinsamkeit kann eher angesehen werden, dass die Begründungen für das jeweilige Handeln meistens fehlen. Die PTA-Auszubildende sagt hierzu explizit: „Warum ist mir egal, Hauptsache die Wäsche wird sauber.“ In diesem Kontext äußert auch der Physik-Student: „Ich beschäftige mich auch nicht mit Waschmittel-Werbung.“ Diese Aussagen deuten darauf hin, dass dies kein Handlungsfeld ist, mit dem sich die jungen Befragten ausführlicher beschäftigen wollen bzw. in dem sie ihr Verhalten reflektieren wollen. Unklar bleibt allerdings in den Interviews, was zur Ausbildung des jeweiligen Waschverhaltens geführt hat, ob z.B. hier Verhaltensabläufe der Mutter ungefragt übernommen wurden. Bekleidung Die Bedeutung der Kleidung ist bei den jungen Befragten vergleichsweise groß. Allerdings schreiben Frauen der Kleidung noch eine größere Bedeutung zu. Selbst Frauen, die sonst eher wenig erzählen, da sie zu den meisten Konsumbereichen noch nicht viel aussagen konnten, werden hier plötzlich gesprächig. Die Aussagen der Frauen betonen den identitätsstiftenden Sinn der Kleidung, sowohl den Abgrenzungsals auch den Gruppenzugehörigkeitsaspekt: „Kleidung ist das erste Merkmal, wo man sich abgrenzt.“, (Psychologie-Studentin). „Ich denke schon, dass es wichtig ist für Jüngere, wegen der Anerkennung.“, (Zahnarzthelferin). „Man sollte schon darauf achten. Sie charakterisiert den Menschen.“, (PTAAuszubildende). Die Männer betonen hingegen, dass ihnen Mode nicht so wichtig ist. Nur der Physik-Student gibt zu: „Man guckt natürlich schon ein bißchen, was andere Leute so anziehen. Mit den Leuten, mit denen man halt zusammen ist, da guckt man schon.“ Die Frauen äußern auch alle explizit, dass sie gerne einkaufen gehen, die Männer hingegen betonen, dass sie nicht so oft einkaufen gehen und dann auch eher schnell und gezielt in bestimmte Geschäfte, die sie bereits kennen. Die meisten Männer beachten das Etikett nicht, die Frauen hingegen schon. Sie interessiert die Waschbarkeit, Pflegeleichtigkeit, das Material. Die PTA-Auszubildende nennt sogar das Herkunftsland. Den Physikstudenten, der als einziger Mann auf das Etikett achtet, interessiert hingegen nur die Waschanleitung („Es muß alles bei 60 Grad waschbar sein. Ich wasche alles auf 60 Grad.“). Zwei der Befragten (Psychologie-Studentin und Friseur-Auszubildender) haben schon Kleidung aus Secondhand gekauft, sie betonen, dass man bei der momentanen Mode auch gute Sachen aus den 70er Jahren kaufen kann. Die anderen hingegen wollen lieber neue Sachen. Mobilität Zwei Männer und eine der Frauen haben ein Auto, die anderen können sich zur Zeit keines leisten, wollen aber auf jeden Fall eines haben, sobald es finanziell machbar ist. Die Bedeutung der Automobilität ist mithin in diesem Typ groß, diejenigen mit Auto machen alles damit. Car Sharing wird dementsprechend als zu unflexibel wahrgenommen, bei den jungen Befragten ohne Auto jedoch auch als zu teuer. Sie leihen sich lieber ein Auto bei Freunden. Geschlechtsspezifische Unterschiede sind hier nicht erkennbar. Energie Energie sparen spielt vor allem wegen des Geldes eine Rolle. Ein Teil der Befragten kennt auch vielfältige Verhaltenstips dazu. Allerdings besitzt keiner der Befragten Energiesparlampen. Geschlechtsspezifische Unterschiede lassen sich nicht feststellen. – 138 – Abfall Die Mülltrennung wird bei der Mehrzahl der Befragten (vor allem bei den Frauen) nur teilweise durchgeführt und beschränkt sich auf Papier und Glas. Hierfür werden unterschiedliche Begründungen angeführt, die externe Rahmenbedingungen betreffen: Es gibt keine Mülltrennung im Haus: „Hier im Hof ist nicht viel mit Sammeln.“, (Psychologie-Studentin), oder es fällt nicht viel Müll an: „Ich könnte es noch ein bißchen genauer machen, aber ich habe ja nicht so viel Müll.“, (Zahnarzthelferin) oder „Für mehr Tonnen ist kein Platz.“, (PTA-Auszubildende). Der Friseur-Lehrling hingegen gibt zu: „Es ist so zeitaufwendig.“ Zwei der Männer trennen ihren Müll, nur den Biomüll nicht, das empfinden sie als „eklig“, (PhysikStudent) und sinnlos. Geschlechtsspezifische Verhaltens- und Einstellungsmuster lassen sich hieraus allerdings nicht ableiten. 5. Biographische Veränderungen: Bei einer Befragten finden sich explizit Hinweise darauf, dass der Auszug aus dem Elternhaus die Konsumgewohnheiten deutlich geändert hat. Allerdings kam es hier auch zu einem radikalen Bruch mit den Eltern. „Seit ich alleine bin, habe ich mich total gedreht.“ erzählt die Zahnarzthelferin. Im Verlauf des Interviews wird klar, dass sie seither nicht mehr so viel Wert auf materielle Dinge legt, sie auch sehr viel weniger kauft, wichtiger sind ihr zwischenmenschliche Werte und Beziehungen geworden. In anderen Interviews wird deutlich, dass die Befragten teilweise von den Eltern finanziell unterstützt werden, um den Lebensstandard aufrecht erhalten zu können. Anzunehmen ist, dass dadurch auch Einfluß auf den Konsum genommen wird. Welche Auswirkungen die Eltern auf Konsumgewohnheiten haben, kann aus den Interviews nicht herausgelesen werden. Zusammenfassung der Geschlechtsunterschiede in den Orientierungen Der Typ 3 weist eher wenig Geschlechtsunterschiede auf. Die deutlich ausgeprägte Konsum-ist-lästig Orientierung zeigt sich auch bei den Frauen in einer starken Convenience-Orientierung. Diese ist allerdings in Teilbereichen bei den Männern noch stärker, was sich z.B. im Einkaufsverhalten zeigt. Eine geringfügig stärkere Umweltorientierung läßt sich bei den befragten Frauen des Typs in Bezug auf den Kauf von Mehrwegflaschen erkennen. Ebenso ist die insgesamt fehlende Gesundheits-Orientierung des Typs in Teilbereichen bei den Frauen vorhanden, da sie mehr Obst und weniger Fleisch essen als die befragten Männer sowie ein stärkeres Bewußtsein für die mangelnde ernährungsphysiologische Bedeutung von Convenience-Produkten haben. Die stärksten Unterschiede zeigen sich in der deutlich stärkeren Mode- und Trend-Orientierung der befragten Frauen, bei der Auswahl von Bekleidung zeigen sie teilweise sogar eine ethische Orientierung. Obwohl sich in Bezug auf die Gentechnik keine geschlechtsspezifischen Differenzen feststellen lassen, weisen die befragten Männer eine stärkere Orientierung an Technik auf, insbesondere an Kommunikations- und Unterhaltungselektronik. Die Auto-Orientierung ist bei beiden Geschlechtern gleich ausgeprägt. Typ 4: Die Alltags-Kreativen Beschreibung der interviewten Personen Die Auswertung bezieht sich auf folgende Fälle: 37-jähriger freischaffender Fotograf, Partnerin, 6 Monate alte Tochter 43-jähriger Sozial-Pädagoge, geschieden, Vater von 3 Kindern, die nicht bei ihm wohnen 30-jährige Musikerin, verheiratet 28-jährige Erzieherin, verheiratet, 2-jähriger Sohn, zur Zeit im Erziehungsurlaub – 139 – - 39-jährige Schuhfachverkäuferin, geschieden, 2 Kinder, 14 u. 16 Jahre 19-jährige Erzieherin, Single 29-jährige Studentin (schwanger), lebt mit Partner zusammen Obwohl die Gemeinsamkeit dieses Typs sich vor allem in einer durchschlagenden Orientierung an kreativer Alltagsgestaltung zeigt, ist auffällig, dass fast alle Kinder haben. 1. Geschlechtermodelle/-beziehungen: Ähnlich wie bei Typ 1 streben die Frauen und Männer aus Typ 4, die in Partnerschaften leben, eine gleichberechtigte Partnerschaft an. Vor allem die Kinderbetreuung wird aufgeteilt, sofern Kinder vorhanden sind. Bei der Hausarbeit übernehmen die Männer typischerweise ähnliche Tätigkeiten wie die Männer von Typ 1: Staub saugen, Kochen, Einkaufen. Wieder liegt die Wäschepflege in den Händen der Frauen, zumindest aus Sicht der Frauen: “Meine Freundin meint, sie ist für die Wäsche zuständig, aber ich wasche auch Wäsche.” (Fotograf). 2. Umweltrelevante Einstellungen: Problemwahrnehmung: Das Umweltbewußtsein ist bei allen Befragten am höchsten, im Vergleich zu allen anderen Typen, ausgeprägt. Die Problemwahrnehmung weitet sich sogar auf den sonst oft ausgesparten Bereich Mobilität aus und dies auch bei den Männern. Insofern sind auch hier keine geschlechtsspezifischen Unterschiede erkennbar. Handlungsbereitschaft: Auch bei der Handlungsbereitschaft, die bei diesem Typ sehr ausgeprägt ist, lassen sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede ausmachen. Als Umsetzungshindernisse, die von den weiblichen und männlichen Befragten gesehen werden, werden von den meisten mangelnde Angebote und finanzielle Restriktionen genannt. Auch eine Verbesserung der Produktkennzeichnung wird häufig gefordert, sowohl von Männern als auch von Frauen. Technik- und Risikowahrnehmung: Bei der Einstellung zur Gentechnik zeigen sich keine Geschlechtsunterschiede, alle Befragten stehen dem Thema ausgesprochen ablehnend gegenüber. Die Begründungen für diese Ablehnung sind zwar bei den Befragten unterschiedlich, lassen sich jedoch ebenfalls nicht nach Geschlecht zuordnen. 3. Alltagsorganisation: Verfügung über Ressourcen (Zeit und Geld) Bei allen Befragten zeigt sich deutlich, dass sie ein geringes Einkommen haben, bedingt durch wenig einbringende künstlerische oder soziale Tätigkeiten, durch Scheidung oder durch Erziehungsurlaub. Die Frauen scheinen jedoch stärker durch ein geringes Einkommen betroffen zu sein, z.B. erzählt der freischaffende Fotograf: “Die wenigen Jobs, die es noch gibt, bekomme ich eher als die Frau, deshalb bin ich da mehr am Ball.” Die verfügbare freie Zeit ist teilweise größer als bei anderen Befragten, bedingt durch unregelmäßige Arbeitszeiten bei den künstlerisch Tätigen oder Erziehungsurlaub einiger Frauen. Es gibt jedoch auch Befragte im Typ 4, die über sehr wenig Freizeit verfügen und es dennoch schaffen, ihren Alltag kreativ zu gestalten. – 140 – Routinen/rationelle Haushaltsführungn: Unterschiede in Handlungsroutinen zeigen sich bei den Befragten des Typs 4 weniger zwischen den Geschlechtern als vielmehr zwischen den Berufstätigen mit festen Anstellungen bzw. Arbeitszeiten und den unregelmäßig bzw. gar nicht Berufstätigen. Erstere haben ihre Hausarbeit stringent organisiert und routinisiert und schaffen es dadurch, sich zeitliche Freiräume für die Umsetzung ihrer kreativen Orientierung zu schaffen. Letztere sind eher unorganisiert bis chaotisch und leben auch in dieser Spontanität ihre Kreativität aus. Hierin zeigt sich auch die Relevanz frei verfügbarer Zeit für die Entfaltung von Kreativität. Alltagskompetenz: Bezüglich der Kompetenz, den Alltag zu gestalten, zeigen sich bei den Befragten keine nennenswerten Geschlechtsunterschiede. Lediglich bei den befragten Frauen, die in Partnerschaften leben, zeigt sich, dass es eher die Frauen sind, die Kreativität in der Alltagsgestaltung umsetzen. Die Männer tragen weniger dazu bei, zeigen dennoch eine hohe Kreativität im Vergleich mit allen anderen befragten Männern der Studie. Folgende Aussage zeigt, dass ein Mann aus der Hausarbeit „Befriedigung“ zieht – eine Zuschreibung, die sonst nur bei Frauen erfolgt –: “Staubsaugen hat was Konstruktives, man sieht auch, was man macht.” (Sozialpädagoge). Im allgemeinen ist die Kompetenz bei diesem Typ hoch bis sehr hoch. Dies zeigt sich z.B. im Wissen darüber, wie gute Qualität zu geringen Preisen beschafft werden kann („Organisieren“) und wie zusätzliche Konsumansprüche, wie z.B. Gesundheitsorientierung oder Umweltorientierung, trotz zeitlicher und finanzieller Restriktionen umgesetzt werden können. 4. Umweltverhalten in spezifischen Handlungsfeldern Ernährung/Kochen Mit Ausnahme der Alleinstehenden bei den Befragten wird bei Typ 4 täglich gekocht, die Alleinstehenden kochen eher am Wochenende. Die kreative Einstellung kommt auch hierbei zum Ausdruck: “Ich liebe Kochen und ich entspanne mich dabei auch. Ich kann mich mit Verzierungen aufhalten.”, (Musikerin). Wichtig ist allen Befragten dabei, dass die Zutaten frisch und natürlich sind. Frisches Gemüse wird bei den meisten nach der Saison und möglichst aus der Region gekauft. Die Einstellung zu Produkten aus kontrolliert biologischen Anbau ist durchweg positiv und es wird auch viel gekauft, jedoch manchmal aus Preisgründen Kompromisse gemacht. Die Schuhfachverkäuferin ist Mitglied in einer sogenannten “Food Cooperative”. Deutlich ist, dass alle Befragten, auch die Männer, betonen, dass sie wenig oder gar kein Fleisch essen. Wenn Fleisch gegessen wird, dann entweder nur Geflügel, Bio-Fleisch oder Fleisch direkt vom Erzeuger, einige der Frauen sind sogar Vegetarierinnen. Für den geringen Fleischverzehr ist die Massentierhaltung der konventionellen Landwirtschaft für die meisten Befragten, im Gegensatz zu allen anderen Typen auch für die Männer, ein Grund. Erstaunlicherweise wird jedoch das Thema BSE nur bei einer Ausnahme angesprochen, vielleicht fühlen sich die Befragten durch ihren ohnehin bewußten Umgang mit Fleischkonsum durch diesen Skandal nicht betroffen. Die 19-jährige Erzieherin begründet die Tatsache, dass sie Vegetarierin ist, damit: “Ich möchte nicht, dass ein Tier für mich geschlachtet wird.” Convenience-Produkte werden von den meisten Befragten deutlich abgelehnt, auch weil zeitliche Vorteile nicht von Relevanz sind: “Wenn wir die Zeit nicht haben, wer sollte sie dann noch haben.”, (Fotograf). “Essen ist ein tradiertes Kulturgut. Solche Sachen sind niveaulos.”, (Sozial-Pädagoge). „Die Zeitersparnis ist für mich kein Grund.” (Erzieherin im Erziehungsurlaub). Andere Befragte, vor allem Berufstätige, nutzen die Produkte in Ausnahmefällen und kaufen auch hier teilweise Öko-Produkte. – 141 – Bei Getränken werden von allen Mehrweg-Produkte gekauft, teilweise wird sogar der Apfelsaft selbst gemacht. Auch Leitungswasser wird viel getrunken, da bei einigen Befragten das Wissen über dessen Vorzüge vorhanden ist. Geschlechtsspezifische Unterschiede sind somit auch im Bereich Ernährung nur in Teilbereichen feststellbar, z.B. durch das häufigere Vorkommen des Vegetarismus bei Frauen, auch scheint das Mitleid mit Tieren bei einigen Frauen stärker ausgeprägt. Hygiene Die meisten Befragten von Typ 4 nutzen Essigreiniger, Froschprodukte oder Neutralseife zum Saubermachen, auch das Ostprodukt Fit wird genannt. Viele betonen auch, dass es vor allem wichtig sei, so wenig wie möglich von den Produkten zu benutzen. Von einigen Frauen wird auch das Thema der Hautverträglichkeit angesprochen. Zwei der Frauen betonen das Thema Tierschutz bei Putz- und Körperpflegemitteln, sie kaufen z.B. Produkte beim Body Shop. Dieses Thema taucht bei den Männern nicht auf. Waschen Keiner der Befragten nutzt die Vorwäsche oder Weichspüler. Nur bei den Befragten mit kleinen Kindern wird ab und zu Wäsche gekocht. Desweiteren ist auch nur ein Waschmittel in Benutzung, vier der Frauen haben sogar ein Baukastenwaschmittel. Letzteres ist nur einem Mann nicht bekannt. Ferner wird bei den Befragten des Typs 4 die Bekleidung nicht chemisch gereinigt. Bekleidung Die meisten der Befragten betonen ihre mangelnde Modeorientierung, pflegen jedoch ihren „eigenen Stil“. Der Sozial-Pädagoge richtet sich zwar nach jugendlicher Mode aus und berichtet, im Gegensatz zu allen anderen Männern der Befragung, dass er Spaß am Kleidungskauf hat und viel Zeit damit verbringt, Schnäppchen zu finden, z. Bsp. in Second-Hand Boutiquen. Second Hand ist für alle Befragten eine wichtige Quelle für Kleidungskäufe, nur Unterwäsche wird dort nicht gekauft. Auch andere Vorteile werden bei Second Hand gesehen: “Es ist auch umweltfreundlicher, da ist die ganze Chemie schon rausgewaschen.” (Fotograf). Eine Frau näht auch viel selbst, eine andere kauft gezielt defekte Kleidung, die sie dann billiger bekommt und arbeitet sie selbst wieder auf. Bei Kleidung scheinen Frauen somit auch mehr Kreativität zu entfalten als Männer des Typs. Wichtig sind den meisten Befragten Naturmaterialien, allerdings betonen auch hier wieder nur die Frauen, dass die Pflegeleichtigkeit für sie von Bedeutung ist. Mobilität Drei der Befragten des Typs 4 besitzen kein Auto, darunter auch ein Mann, sie fahren meistens mit dem Fahrrad, da der ÖPNV ihren zu teuer ist. Für die anderen ist das Auto jedoch unerläßlich und wird fast täglich genutzt, obwohl sie sich der Umweltschädlichkeit bewußt sind. Ihr Eingeständnis gegenüber der Umwelt ist, dass sie nur ein kleines Auto mit geringer PS-Zahl fahren, oder aber andere Möglichkeiten suchen, ihr Gewissen zu erleichtern: So hat sich z.B. der Sozial-Pädagoge ein Dieselfahrzeug gekauft, um Rapsdiesel tanken zu können. Car Sharing erscheint zwar allen als eine gute Idee, ist jedoch für die meisten des Typs 4 zu teuer. Energie Alle Befragten haben Energiesparlampen und betonen die Wichtigkeit des Themas, geschlechtsspezifische Unterschiede lassen sich jedoch auch hier nicht feststellen. Abfall Die meisten Befragten trennen ihren Müll und zwar auch Biomüll. Beim Grünen Punkt geht das Mißtrauen darüber, was mit diesem Müll passiert, so weit, dass drei der Befragten sich ganz weigern, diesen Müll getrennt zu sammeln. Auch hierbei sind jedoch Geschlechtsunterschiede nicht erkennbar. – 142 – 5. Biographische Veränderungen: Die Relevanz von Kindern (in Richtung hin zu einem nachhaltigeren Konsumverhalten) zeigt sich bei Typ 4 noch stärker als bei Typ 1. Bei den Befragten mit Kindern werden (fast) nur noch Lebensmittel aus kontrolliert biologischem Anbau gekauft. Eine Befragte sagt zum Thema Baukastenwaschmittel „Es war mir sehr wichtig, einen Beitrag dazu zu leisten, nicht zu sehr die Umwelt zu belasten... mit dem Kind hat man schon viel Wäsche und da ist es schon wichtig.” (Erzieherin im Erziehungsurlaub). Dass sich durch ein kleines Kind die Umweltsensibilität ändert, zeigt sich auch in den Erzählungen des Fotografs: „Ich bin Radfahrer und da nerven alle Autofahrer. Die stehen nur im Weg und hupen und stinken und sind auf Kinderwagenhöhe mit ihren Auspuffgasen.” Auch die Bereitschaft zum Car Sharing wird durch Kinder beeinflußt. Für einige wäre es vorstellbar, wenn das Kind älter ist, denn mit einem kleinen Kind „da willste einsteigen und losfahren, da willste nicht zu irgendeinem Stützpunkt... da hat man dann auch immer 2-3 Taschen dabei.” (Erzieherin im Erziehungsurlaub). Häufig wird auch davon berichtet, dass das Mineralwasser aufgrund seiner Eignung für Säuglingsnahrung ausgesucht wird. Umgekehrt wird die Kochwäsche für nötig erachtet, da einige Befragte mit Stoffwindeln wickeln und somit Windeln kochen müssen. Zusammenfassung der Geschlechtsunterschiede in den Orientierungen Der Typ 4 weist eher wenig geschlechtsspezifische Unterschiede in den Orientierungen auf. Die für den Typen durchschlagenden Orientierungen scheinen jedoch bei den befragten Frauen ein wenig stärker ausgeprägt. So gibt es Hinweise, dass die Lust-am-Konsum-Orientierung bei den Frauen noch höher ist, z.B. im Bereich Bekleidung. Auch scheint die ganzheitliche Gesundheitsorientierung bei den Frauen stärker zu sein. Die deutlichsten Unterschiede finden sich bei der Tierschutz-Orientierung, die die befragten Frauen in den Bereichen Ernährung und Körperpflege zeigen. Diese findet sich bei den befragten Männern gar nicht wieder. Die Technik-Orientierung ist bei den befragten Männern ausgeprägter, es zeigt sich tendenziell eine größere Offenheit für technische Lösungen. Typ 5: Die Konsum-Genervten Beschreibung der interviewten Personen: 39-jähriger Tanzlehrer, selbständig, geschieden, eine Tochter, die nicht bei ihm wohnt 45-jähriger Reisebüro-Leiter, selbständig, geschieden, zwei erwachsene Kinder 26-jähriger Holztechniker, Single 50-jährige Floristin, selbständig, verheiratet, 20-jährige Tochter lebt mit im Haushalt 51-jährige Unternehmerin, selbständig, 26-jähriger Sohn wohnt wieder mit im Haushalt 1. Geschlechtermodell/-beziehung (Zuständigkeiten/Handlungsbereiche): Die Männer des Typs sind alleinstehend, wohingegen die Frauen mit Familie/Kindern zusammenleben. Die Männer erledigen ihre Alltagsorganisation selbst, allerdings auf kleinstmöglich reduziertem Niveau. Die Frauen sind in Teilbereichen für die Haushaltsorganisation zuständig, die älteren Kinder versorgen sich teilweise selbst und übernehmen einige Aufgaben. Der Sohn der Unternehmerin übernimmt allerdings weniger Arbeiten (er kauft ein und kocht) als die Tochter der Floristin (zusätzlich Wäschepflege). Auch der Ehemann der Floristin übernimmt kaum Aufgaben, dafür gibt es eine Putzhilfe. Die Getränke läßt sich die Floristin ins Haus liefern. Einige Befragte lassen sich Tiefkühlware liefern, andere lehnen – 143 – Lieferservice ab, weil sie zu den üblichen Zeiten ohnehin nicht zu Hause sind oder aber weil die Bestellung von Waren geplant sein muß, was zu viel Aufwand wäre. 2. Umweltrelevante Einstellungen/Problemwahrnehmung Problemwahrnehmung: Bei den meisten Befragten wird die Umweltproblematik wenig gesehen bzw. es ist ihnen auch deutlich egal: „Man interessiert sich zu wenig dafür. Umwelt interessiert mich gar nicht so. So lange es einem gut geht... nein.“, (Unternehmerin). Der Tanzlehrer sagt auf die Frage, was er noch über das Thema wissen will: „Wissen wollen eigentlich nichts.“ Bei einigen wird Umwelt auch mit Mülltrennung gleichgesetzt: „Ich bin umweltbewußt, ich entsorge alles.“, (Reisebüro-Leiter). Handlungsbereitschaft: Die mangelnde Bereitschaft, sich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen, zeigt sich auch bei der Beantwortung der Frage, was sich ändern müßte, damit umweltfreundliches Verhalten erleichtert würde: „Weiß ich nicht.“, (Tanzlehrer). „Nichts. Da sehe ich nichts.“, (Reisebüro-Leiter). „Damit habe ich mich noch nicht so beschäftigt...Man müßte vielleicht dafür belangt werden, wenn man seinen Müll nicht trennt.“, (Unternehmerin). Handlungsbereitschaft scheint somit weder bei den Männern, noch bei den Frauen des Typs vorhanden. Technik- und Risikowahrnehmung: Die meisten Befragten des Typs 5 stehen dem Thema Gentechnik eher indifferent gegenüber: „Da weiß ich zu wenig davon... das interessiert mich auch nicht weiter.“, (Tanzlehrer). „Ich habe mich noch nicht so damit auseinandergesetzt... Irgendwann wird diese Sache kommen, dann wird man wohl dazu greifen müssen.“, (Floristin). „Ich bin da nicht ablehnend dagegen... Und wenn diese Sachen für den Menschen gesünder sind, dann ist es sinnvoll.“, (Reisebüro-Leiter). Allerdings äußert sich eine Frau auch eher ablehnend: „Wenn es nicht auf natürliche Art und Weise wächst, sollte man es nicht manipulieren.“, (Unternehmerin). 3. Alltagsorganisation: Verfügung über zeitliche und finanzielle Ressourcen: Die selbständigen Befragten sind sehr stark in ihren Beruf eingebunden und haben dementsprechend wenig Freizeit. Gemeinsam ist allen Befragten, dass sie ihre finanzielle Lage als eher angespannt wahrnehmen, obwohl laut der Konsumerfassung bei einigen mehr Geld zur Verfügung steht als bei den meisten Befragten im Sample. Handlungsroutinen: Der Tag ist bei den Befragten durch die Erwerbstätigkeit bestimmt, die insbesondere bei den Selbständigen über Gebühr Zeit in Anspruch nimmt und oft auch bis ins Wochenende hineinreicht. Die Haus- und Versorgungsarbeit wird eher unorganisiert und spontan nebenbei erledigt, wenn es sich gerade so ergibt. Typisch ist das Besorgen von Mahlzeiten auf dem Weg zur Arbeit, die dann nebenbei im Büro/Werkstatt gegessen werden. Bei den Frauen scheint dies nicht anders zu sein, als bei den befragten Männern. Kompetenz: In den Interviews zeigt sich bei den Befragten nur Alltagskompetenz in dem Sinne, dass zeitsparende Strategien im Alltag umgesetzt werden, allerdings fehlt hier bei den meisten Befragten, mit Ausnahme des Holztechnikers, auch die Planung der Alltagsorganisation, die unter Umständen entlastend wirken könnte. Bei den Frauen finden sich allerdings Hinweise darauf, dass sie vor der Belastung durch die Selbständigkeit ihren Haushalt noch besser organisiert hatten. – 144 – Hinsichtlich der Umsetzung zusätzlicher Kriterien im Alltagsverhalten ist keine Alltagskompetenz sichtbar. In Bezug auf Umwelt oder Gesundheit ist schlichtweg kaum Wissen vorhanden, das zur Umsetzung kommen könnte, eine Ausnahme hierbei stellt bei einigen Befragten das Energie sparen dar, das aus finanziellen Aspekten verfolgt wird. Die Befragten empfinden es auch als Zumutung, sich zusätzlich noch um die Umweltproblematik kümmern zu sollen: „Da müßte ich meine knappe Zeit mit so viel anderem vergeuden, da komme ich zu gar nichts mehr.“, (Tanzlehrer). 4. Handlungsfelder Kochen/Ernährung Der Einkauf für den täglichen Bedarf wird von den Befragten des Typs 5 nebenbei, in kleinen Pausen während der Arbeit, erledigt. Geplant werden die Einkäufe allerdings nicht, so dass sie häufiger anfallen. Typisch ist auch, dass alle Einkäufe in einem Geschäft erledigt werden, um Zeit zu sparen, das Geld spielt dabei keine Rolle: „Wenn man einkaufen als notwendiges Übel betrachtet, möchte man es schon schnell hinter sich bekommen und nicht stundenlang in verschiedenen Geschäften anstehen.“, (Unternehmerin). „Ich sehe auch nicht ein, dass ich noch unnötig Zeit vergeude, auch wenn manche Produkte teurer sind.“, (Holztechniker). Hierin unterscheiden sich Männer und Frauen des Typs nicht. Die Befragten des Typs 5 kochen, wenn überhaupt, nur am Wochenende. Selbst dann muß es meist schnell gehen. Unter der Woche wird im Restaurant gegessen oder es werden Fertigprodukte zubereitet: „Wenn ich Hunger auf was Warmes habe, mach ich mir ‚ne 5-Minuten-Terrine.“, (Floristin). Entsprechend positiv ist auch die Meinung der Befragten zu Convenience-Gerichten. Frisches Gemüse spielt für die Befragten keine Rolle, es wird in Dosen oder im Glas gekauft, manchmal auch als Tiefkühlgemüse: „Frisches Gemüse ist mir zu viel Arbeit. Das, was in den Dosen ist, ist bestimmt auch gut.“, (Floristin). „Das dauert zu lange, ich nehme die Tiefkühlware, das ist ruck zuck aufbereitet.“, (Holztechniker). Die Herkunft oder die Jahreszeiten spielen folglich beim Kauf von Gemüse auch keine Rolle: „Da achte ich gar nicht so drauf. Ich gucke, was es gibt.“, (Unternehmerin). „Ich weiß nicht, ob es da Unterschiede gibt, es wird egal sein, wo es herkommt.“, (Floristin). „Da achte ich nicht drauf.“, (Tanzlehrer). Zu kontrolliert biologischem Anbau haben die Befragten eine indifferente bis stark ablehnende Einstellung: „Es ist mir relativ egal.“, (Tanzlehrer). „Ich habe mich damit überhaupt noch nicht beschäftigt.“, (Unternehmerin). „Das ist Unsinn, das gibt es nicht. Die sind teurer und schlechter... Es wird behauptet, da wird keine Chemie verwendet. Das glaube ich nicht. Da gibt es genug Beispiele. Das sieht schon so unappetitlich aus, wenn es serviert wird.“, (Reisebüro-Leiter). „Null halte ich davon, weil es nicht geht.“, (Floristin). Geschlechtsspezifische Unterschiede sind hierin nicht feststellbar. Unterschiede zeigen sich jedoch auch hier im höheren Fleischkonsum der Männer, die Männer geben an viel und gerne Fleisch zu essen, die Frauen hingegen betonen, dass sie wenig Fleisch essen. Die Herkunft des Fleisches spielt jedoch weder für die Männern noch die Frauen eine Rolle: „Mir ist das im Endeffekt egal.“, (Floristin). „Im Prinzip ist es egal, denn wenn ich was esse, was krank ist, dann kann ich es nicht mehr ändern. Da dürfte ich von 100 Prozent nur noch 10 Prozent essen. Da habe ich keine Lust dazu.“, (Tanzlehrer). „Das sieht man ja nicht, wo die Wurst herkommt. Und wenn, dann ist es auch geschwindelt. In dem Moment, wo man es auf den Teller kriegt, spielt die Haltung und die Fütterung keine Rolle mehr. Nur so lange man es sieht. Ich mache mir da auch keine Gedanken mehr. Bei der Luft macht man sich auch keine Gedanken.“, (Reisebüro-Leiter). „Ich habe noch nicht gefragt, aber solche Schilder stehen oft da, Fleisch aus Deutschland, aber wie will man es überprüfen, man kauft es halt.“, (Unternehmerin). – 145 – Entsprechend ablehnend ist auch die Haltung gegenüber Bio-Fleisch: „Das kann ich mir nicht vorstellen, dass das funktioniert... Da gibt es ja auch Abgase, oder man müßte es ganz abdecken.“, (Floristin)“, hierbei wird jedoch von vielen Befragten der Kostenaspekt betont, obwohl der Preis sonst selten eine Rolle spielt. Hygiene Bei den meisten Befragten sind viele verschiedene, teilweise auch scharfe Mittel (Sagrotan, WCReiniger) vorhanden. Bei den Auswahlkriterien spielt die Umweltfreundlichkeit keine Rolle, es herrscht eher der Eindruck, hier könne man eh nichts ändern: „Die Putzmittel sind alle giftig, egal was drauf steht.“, (Reisebüro-Leiter), aber auch die Gleichgültigkeit wird wieder deutlich: „Es spielt auch nicht so die Rolle für mich.“, (Holztechniker). „Ich lese da drauf eigentlich nicht viel.“, (Floristin). Zudem wird in diesem Punkt ein großes Mißtrauen gegenüber den Herstellern und den Behörden deutlich: „Die wollen das verkaufen, die knallen da alles rein. Und den Behörden, den traue ich überhaupt nichts zu.“, (Reisebüro-Leiter). „Ich vertraue keiner Firma, die können mir 20 Mal was draufschreiben.“, (Floristin). Geschlechtsspezifische Unterschiede sind hierin nicht erkennbar. Waschen Auch die Männer dieses Typs waschen selbst, nur ein Befragter gibt die Bügelwäsche an die Reinigung ab. Die männlichen und weiblichen Befragten lassen meistens die Vorwäsche weg, und auch die Weißwäsche wird nicht häufig gekocht. Auch hier zeigt sich wieder, dass kaum Bereitschaft besteht, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen bzw. eigene Handlungsweisen zu reflektieren: „Ob das jetzt flüssig ist oder Pulver, das ist egal.“, (Tanzlehrer). „Vorwäsche mache ich immer. Ohne Gedanken. Das ist doch egal.“, (Reisebüro-Leiter). Diese Indifferenz ist jedoch bei den Männern größer als bei den Frauen. Den Frauen ist nicht alles egal beim Waschen, vor allem haben sie deutliche Hygiene-Standards. In Bezug auf die Dosierung nimmt die Unternehmerin immer etwas mehr, denn: „Die Wäsche muß sauber werden, wenn man so viel nimmt wie drauf steht, wird die Wäsche nicht sauber.“ Der Floristin ist die Kochwäsche wichtig: „Vom Sterilen her und von der ganzen Sauberkeit her.“ Baukasten-Waschmittel werden jedoch vehement von allen Befragten abgelehnt: „Das ist viel zu kompliziert. Da muß was rein und fertig. Da habe ich auch keinen Infobedarf.“, (Reisebüro-Leiter). Bei zwei Befragten ist ein Trockner vorhanden, der auch häufig genutzt wird: „Immer nach dem Waschen, egal ob er voll ist.“, (Reisebüro-Leiter). „Es spart Zeit, er kostet Geld, aber das ist mir die Bequemlichkeit wert.“ Aber auch die anderen Befragten haben eine deutlich positive Einstellung zum Wäschetrockner: „Ist nicht schlecht. Strom verbraucht er, aber das ist nicht so wesentlich. Der Stromverbrauch wiegt die Zeitersparnis wieder auf.“, (Holztechniker). „Wir hatten einen, das war nicht schlecht. Der ist aber jetzt leider kaputt.“, (Floristin). Bekleidung Für die Männer ist Kleidung wichtig wegen ihres Berufs, aber privat eher nicht, sie sind explizit nicht an Mode orientiert. Der Reisebüro-Leiter drückt seine Einstellung so aus: „Muß man halt anziehen. Privat unwichtig, dienstlich eher wichtig.“ Für die Frauen hingegen spielt die Bekleidung allgemein eine große Rolle: „Ich mag gut gekleidete Menschen. Ich mag mich selber, wenn ich mir gefalle, wenn ich etwas anhabe, was mir gefällt.“, (Unternehmerin). „Gute Kleidung gehört zum Auftreten.“, (Floristin). Kleider-Einkäufe werden allerdings von allen Befragten sehr schnell erledigt, dies wird bei den Männern vor allem dadurch erreicht, dass sie immer in den selben Laden gehen und die selbe Marke kaufen: „In einer viertel Stunde bin ich dann fertig. Da spielt für mich auch der Zeitfaktor eine große Rolle.“, (Holztechniker). „Das ist Zeitverplemperung. Ich gehe rein, gucke, ... was gefällt, wird geschnappt.“, (Reisebüro-Leiter). – 146 – Die Frauen gehen hingegen eher spontan, im Vorübergehen, in unterschiedlichen Geschäften einkaufen: „Ich laufe vorbei, wenn alles stimmt, dann kaufe ich es gleich. Innerhalb von einer halben Stunde habe ich eingekauft.“, (Floristin). „Das ist spontan, dann gehe ich meistens unter Zeitdruck los.“, (Unternehmerin). Männer und Frauen dieses Typs achten eher weniger auf das Etikett:„Da sieht man automatisch drauf, wenn man nach der Größe schaut. Es reicht auch aus, wenn man sich nicht mehr damit beschäftigt.“, (Unternehmerin). „Das ist für mich uninteressant.“, (Reisebüro-Leiter). Dementsprechend wenig wichtig sind auch Materialien oder andere Kriterien. Secondhand wird für Kinderkleidung akzeptiert, nicht jedoch für die Befragten selbst. Mobilität Die selbständigen Befragten fahren, mit Ausnahme der Floristin, beruflich sehr viel mit dem Auto und haben alle eine sehr hohe Jahreskilometerleistung, aber auch große Autos. Dem Auto wird folglich auch hohe Bedeutung zugeschrieben: „Auto bedeutet für mich Freiheit und Unabhängigkeit und das eigentlich seit Jahr und Tag.“, (Unternehmerin). Auto fahren ist auch angenehme Freizeitbeschäftigung: „Wenn ich mal gut gelaunt bin, fahre ich einfach so über Land, um einfach mal Spaß daran zu haben.“, (Holztechniker). Runderneuerte Reifen werden mit Ausnahme des Holztechnikers, von allen Befragten abgelehnt, die Sicherheit spielt, auch bei den Männern, insbesondere wegen der häufigen Nutzung des Autos eine große Rolle. Car Sharing kommt für keinen der Befragten infrage, in der Argumentation spielt auch wieder der Zeitfaktor, aber vor allem die Flexibilität eine Rolle: „Man muß die Zeit haben, sich das einteilen zu können.“, (Reisebüro-Leiter). „Kommt für mich nicht infrage, weil ich von da nach dort zu jeder beliebigen Zeit kommen will und muß.“, (Tanzlehrer). „Für mich kommt das nicht infrage, da ich ja immer mobil sein muß.“, (Unternehmerin). Energie Bei der einen Hälfte der Befragten spielt Energie sparen keine große Rolle. Sie beschäftigen sich auch nicht viel damit: „Ich glaube, ich verbrauche sehr viel Energie und weiß eigentlich gar nicht, warum. Ich habe die normalen Haushaltsgeräte und darüber hinaus nichts... Ich weiß nicht, wo ich Strom sparen könnte.“, (Unternehmerin). „Spielt bei der Anschaffung von Geräten eine Rolle. Ansonsten spare ich nicht, es muß schon warm sein.“, (Reisebüro-Leiter). Diese beiden Befragten haben eine deutlich höhere Raumtemperatur als der Durchschnitt der Befragten im Sample, nämlich 22 Grad. Hier wird deutlich, dass die Energierelevanz der Heizung nicht bekannt ist. Bei dem Tanzlehrer und dem Holztechniker spielt Energie sparen aus finanziellen Gründen eine Rolle, hier ist auch einiges an Wissen vorhanden, z. B. über das Lüftungsverhalten, Energiesparlampen. Abfall Mülltrennung wird eher von den befragten Männern praktiziert, das ist ihnen, erstaunlicherweise, auch nicht lästig. Die befragten Frauen äußern sich dagegen anders „Das ist schon sehr lästig, weil ich nur so eine kleine Küche habe. Da muß ich das dann so häufig runtertragen.“, (Unternehmerin) bzw. die Floristin trennt gar keinen Müll: „Für mich persönlich hat das keine so große Bedeutung, maximal wenn ein Paket kommt, das geht dann in den Container da hinten.“ 5. Biographische Veränderungen: Die Trennung der Männer von ihren Frauen kommt in den Interviews nur am Rande zur Sprache. Der Tanzlehrer berichtet, dass seine finanzielle Lage angespannt ist, unter anderem wegen Unterhaltungszahlungen. Unklar bleibt, ob er auch für seine Ex-Frau Unterhalt bezahlen muß. Er ist Vater einer kleinen Tochter, die ihn einmal in der Woche besucht. Das ist für ihn der Anlaß, am Tag vorher selbst etwas für sie zu kochen, was er sonst nie tut. – 147 – Deutlich wird in den Interviews mit den Frauen, dass insbesondere die Selbständigkeit, und die damit verbundene finanzielle Unsicherheit, Auswirkungen auf das Konsumverhalten haben. Die Unternehmerin berichtet zum Beispiel, dass sie sich durch finanzielle Schwierigkeiten im Betrieb keine Putzfrau mehr leisten kann. Die Putzfrau war ihr kleiner Luxus: „Es ist kein großes Auto oder sonstiges, es ist das nach Hause kommen und die Arbeit ist getan.“ Die Floristin dagegen hat früher, als die Arbeit im Geschäft noch nicht so anstrengend war, noch selbst gekocht. Zusammenfassung der Geschlechtsunterschiede in den Orientierungen Allgemein zeigen sich bei Typ 5 eher wenig Geschlechtsunterschiede in den Orientierungen. Die typische Konsum-ist-lästig-Orientierung, ebenso wie die damit verbundene starke Convenience-Orientierung ist bei den befragten Frauen und Männern des Typs gleich stark ausgeprägt. Auch die hohe AutoOrientierung ist bei den Geschlechtern ähnlich. Unterschiede zeigen sich vereinzelt in den Handlungsfeldern. Die vollkommene Abwesenheit einer Gesundheits-Orientierung wird bei den Frauen nur durch einen geringeren Fleischkonsum etwas abgemildert. Darüber hinaus zeigt sich bei den befragten Frauen im Bereich Waschen eine stärkere HygieneOrientierung. Am deutlichsten sind die Unterschiede jedoch bei der Bekleidung feststellbar, die befragten Frauen weisen hier eine deutliche Mode- und Trendorientierung auf, den Männern ist dieser Bereich jedoch eher unwichtig. Typ 6: Die Ländlich-Traditionellen Beschreibung der Fälle: 48-jährige Bankangestellte (halbtags), verheiratet mit Betriebselektriker, 2 Söhne (22 und 18 Jahre alt), wohnen noch im Haus 45-jährige Hausfrau, verheiratet mit Automechaniker, 3 Kinder (18-jährige Tochter, 14- und 2-jährigen Sohn) 31-jährige arbeitslose Sonderpädagogin, verheiratet mit Postangestelltem, 2,5-jähriger Sohn 70-jährige Rentnerin, verwitwet, alleinstehend 43-jähriger Steinmetz, verheiratet, 2 Töchter, 15 und 13 Jahre 66-jähriger Rentner, verheiratet, 2 Kinder, die nicht mehr im Haus wohnen 1. Geschlechtermodell/-beziehung (Zuständigkeiten/Handlungsbereiche): Bei den Befragten des Typs 6 ist ein klassisches Geschlechtermodell vorherrschend: Die Frauen kümmern sich um den Haushalt und die Kinderbetreuung, die Männer sind für Reparaturen zuständig, teilweise auch für den Garten. In seltenen Fällen helfen die Männer beim Abwasch und Einkaufen. Bei den Paaren mit älteren Kindern übernehmen auch diese einige Aufgaben. Die Zufriedenheit der Frauen mit der Arbeitsaufteilung scheint eher davon abzuhängen, wie sehr die Kinder mithelfen als davon, ob der Mann hilft. Die Frau des Steinmetzes sowie die Hausfrau helfen halbtags im Geschäft des Mannes mit. Erstaunlich dabei ist, dass sowohl der Steinmetz, als auch die Hausfrau jedoch auf die Frage, wer zum Haushaltseinkommen beitrage, beide antworten, dass nur der Mann das Haushaltseinkommen bestreite. Der deutliche Beitrag der Frauen wird offensichtlich weder vom Steinmetz noch von der Hausfrau selbst gesehen und gewürdigt. – 148 – Neben dieser Arbeitsaufteilung innerhalb des Hauses lassen sich aus den Interviews noch weitere Hinweise über die Arbeitsaufteilung des „öffentlichen Lebens“ des Typs 6 machen. Die Einbindung in die unmittelbare Umgebung ist sehr eng. Bei den Männern bedeutet dies, dass einige bei der Feuerwehr oder in der Regionalpolitik tätig sind. Die Frauen hingegen sind in der Kirche oder in sozialen Einrichtungen engagiert. Sie sind zudem für die Pflege der nachbarschaftlichen Beziehungen zuständig, die Freundinnen, die die Frauen benennen, sind auch „Nachbarinnen“, (Hausfrau). Bei den Männern scheint der Aktionsradius größer zu sein, sie verbringen Zeit mit „Leute(n) aus der Gemeinde“, (Steinmetz). 2. Umweltbewußtsein/Problemwahrnehmung: Problemwahrnehmung: Im Vergleich zu den meisten Befragten im Sample findet sich beim Typ 6 eine relativ hohe Problemwahrnehmung. Das Umweltproblem wird insbesondere auch nicht nur mit der Mülltrennung in Verbindung gebracht, sondern bei den meisten Befragten auch noch mit Energie sparen und weniger Auto fahren. Der Steinmetz erwähnt sogar die große Produktpalette in den Industrieländern: „Das ist eine Materialschlacht, wo viel Energie aufgewendet wird, nur damit Profit gemacht wird.“ Eine Ausnahme bildet hier lediglich die Rentnerin, die Umweltschutz vor allem mit Sauberkeit assoziiert („Hier schaut eigentlich jeder darauf, dass alles ums Haus herum sauber und ordentlich ist.“), die sich allerdings in vielen Handlungsfeldern vorbildlich verhält. Handlungsbereitschaft: Im Gegensatz zu der ausgeprägten Problemwahrnehmung zeigt sich in den einzelnen Handlungsfeldern, dass die befragten Frauen sich sehr viel mehr um umweltbewußtes Verhalten im Haushalt bemühen als die befragten Männer, die häufig nicht wissen, wie ihre Frauen sich verhalten. Interessant ist, dass alle Befragten, mit Ausnahme der Sonderpädagogin, äußern, dass sie bereits umweltfreundlich handeln und sich nicht vorstellen können, in welchem Bereich sie sich noch umweltfreundlicher verhalten könnten: „Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich mich noch umweltgerechter verhalten soll.“, (Hausfrau). „Wir versuchen, umweltbewußt zu handeln. Was möglich ist, machen wir... Für uns sehe ich kaum eine Chance, noch besser etwas zu tun.“, (Pfarrer). „Ich selber verhalte mich, so weit es geht, umweltgerecht... hier bei uns im Dorf haben alle ein umweltgerechtes Verhalten.“, (Steinmetz). „Wenn man seinen eigenen Bereich in Ordnung hält, ist es gut. Mehr kann man ja nicht tun.“, (Rentnerin). Diese Aussagen stehen im Grunde im Gegensatz zu der hohen Problemwahrnehmung, die die Umweltproblematik auch auf Mobilität und Konsum bezieht. Offensichtlich sehen die Befragten jedoch für sich keine Handlungsalternativen, scheinbar fehlen ihnen auch schlichtweg entsprechende Informationen. Es werden auch viele Zuschreibungen an andere Akteure vorgenommen, hier vor allem von den Frauen: „Die Industrie ist doch der Hauptverschmutzer... Erstmal bei den Großen beginnen. Bei den Kleinen wird immer gefordert, wo eigentlich schon viel getan wird.“, (Hausfrau). „Noch mehr Auflagen dürften in Deutschland nicht sein, da müßten erstmal die Nachbarn mitziehen.“, (Bankangestellte). Technik- und Risikowahrnehmung: Sowohl die Männer als auch Frauen des Typs 6 lehnen die Gentechnik ab. Allerdings mit unterschiedlichen Begründungen: Der Steinmetz argumentiert eher vom Nutzen-Aspekt her: „Wir brauchen nicht noch mehr Erträge bei den ganzen Flächenstillegungen.“, der Pfarrer vom ethischen Standpunkt aus: „Meine Einstellung ist da sehr zurückhaltend, weil ich denke, wenn man einmal anfängt, ist eine Schleuse geöffnet, auch andere Sachen verändern zu wollen. Wir kennen die Risiken nicht.“, (Pfarrer). Die Bankangestellte argumentiert hingegen mit der Einheit von Körper und Natur: „Der Körper ist ein Naturprodukt und er kann nur mit Dingen umgehen, die auch aus der Natur sind... Ich möchte es nicht verdammen, aber ich bin da sehr kritisch.“ – 149 – Eine Ausnahme bildet hier die Sonderpädagogin, die dem Thema nicht ablehnend gegenüber steht: „Ich bin da nicht so genau informiert, was es für Auswirkungen hat. Im Prinzip finde ich das gar nicht so schlimm, diese Debatte. So lange das Gemüse noch schmeckt und es nicht gesundheitsschädlich ist, bin ich da nicht so dagegen.“ 3. Alltagsorganisation: Verfügung über zeitliche und finanzielle Ressourcen: Die meisten Befragten, mit Ausnahme der beiden Rentner, sind zeitlich eher eingespannt, beklagen sich jedoch nicht darüber. Die verfügbare freie Zeit scheint bei den Männern und Frauen ähnlich knapp bemessen. Auch die finanzielle Lage ist im Vergleich zu dem Durchschnitt im Sample bei einigen Befragten eher unterdurchschnittlich, dennoch drücken auch diese eine hohe Zufriedenheit mit der Situation aus: „Wir müssen die Mark nicht umdrehen und können uns viel leisten gegenüber anderen. Wir haben einen guten Lebensstandard.“, (Steinmetz). „Ich bin mit der Situation zufrieden, wir können uns leisten, was notwendig ist.“, (Sonderpädagogin). (Beide haben mit 3-4 Personen-Haushalten monatlich zwischen 2.000 und 3.000 DM zur Verfügung, das liegt unter dem deutschen Durchschnittsnettoeinkommen). Handlungsroutinen: Die Tagesabläufe sind bei den Befragten sehr routinisiert und immer gleich. Besonders bei Familien mit Kindern haben die Frauen die verschiedenen Tagesabläufe aufeinander abgestimmt, so dass jede und jeder ein warmes Essen bekommt und auch noch Zeit für eine gemeinsame Mahlzeit ist. Kompetenz: Der Geschlechterunterschied wird beim Typ 6 wieder sehr deutlich. Die Frauen zeichnen sich durch eine hohe Alltagskompetenz aus, die Haushaltsabläufe sind routinisiert, sogar Umwelt- und Gesundheitsaspekte werden teilweise in die Haushaltsabläufe integriert. Die befragten Männer wissen über die Haushaltsabläufe kaum Bescheid (in den Interviews wurden jeweils die dazugehörigen Frauen in diesen Bereichen befragt), haben jedoch ein Wissen über Konsumzusammenhänge, soziale Auswirkungen von Konsum (Arbeitsplätze) und auch teilweise Umweltverhalten. 4. Umweltverhalten in spezifischen Handlungsfeldern Als Vorausbemerkung ist hier noch wichtig, dass im Interview, das mit dem Steinmetz geführt wurde, teilweise seine Frau befragt wurde, wenn er keine Auskunft geben konnte (betrifft teilweise Ernährung, Haushaltspflege, Waschen). Der Pfarrer spricht bei ebendiesen Handlungsfeldern immer nur von „wir“, im Bereich Waschen wird ebenfalls seine Frau befragt. In beiden Fällen ist es folglich kaum möglich, etwas über geschlechtsspezifisch unterschiedliche Einstellungen bei den befragten Personen auszusagen. Kochen/Ernährung Bezüglich des Einkaufs für den täglichen Bedarf lassen sich eher Ost-West-Unterschiede erkennen. Die ostdeutschen Befragten fahren hierzu mit dem Auto in große Einkaufscenter, die bis zu 15 Kilometer entfernt liegen. Die Westdeutschen kaufen viele Produkte bei nahegelegenen kleineren Geschäften oder direkt beim Bauern in der Umgebung, meistens zu Fuß, aber auch mit dem Auto. Die meisten betonen hierbei auch die Wichtigkeit der sozialen Beziehungen: „Ich kaufe gerne im Dorf ein, das sollte man auch tun. Der persönliche Kontakt ist auch schön, und die Leute schätzen es auch, wenn man kommt.“, (Bankangestellte). „Einkaufen tue ich beim Obst- und Gemüse-Laden, der wird von einem Afrikaner geführt, das ist ein Tante-Emma-Laden, beim Metzger, wenig bei Edeka und solchen Läden, lieber ein paar Pfennig mehr bezahlen und die Qualität stimmt. Die Leute sind da auch nett.“, (Pfarrer). – 150 – Die befragten Frauen verwenden überdurchschnittlich viel Zeit für das Kochen, ein bis zwei Stunden täglich. Es wird fast alles frisch zubereitet. Frisches Gemüse ist wichtig, gekocht wird eher traditionell deutsch, viel Kartoffeln, traditionell deutsches Gemüse, aber auch viel Fleisch. Alle Frauen und die Frau des Steinmetzes achten auf Jahreszeiten und Herkunft: „In Gewächshäusern, auf unnatürliche Art und Weise hergestellt, das will ich nicht.“, (Frau des Steinmetzes). „Jahreszeiten sind wichtig. Weil dieses Gemüse oftmals nicht schmecken, zu viel Chemie... Möglichst aus der Region. Ich habe dann Vertrauen, dass es nicht überdüngt ist.“ Die Bankangestellte, die auf dem Wochenmarkt Gemüse kauft, erzählt: „Die Herkunft ist wichtig. Ich frage die Leute, ich rede mit denen auch. Ich achte da sehr drauf. Wenn ich im Supermarkt Gemüse kaufen würde, dann weiß ich nicht, wo es her ist. Auf dem Markt bei uns schon eher.“ Einzig dem Pfarrer sind Herkunft und Jahreszeiten bei seinem Einkauf nicht bedeutend: „Es gibt ja kaum Unterschiede... Gemüse kriegt man fast das ganze Jahr durch, ich kaufe, was ich gerne möchte.“ Die Einstellung zu Produkten aus kontrolliert biologischem Anbau ist bei allen Befragten zurückhaltend positiv. Bei den meisten Frauen ist sie von der Erfahrung mit dem Anbau von Gemüse im eigenen Garten oder durch eigene Erfahrungen mit der Landwirtschaft geprägt, was teilweise zu erhöhtem Mißtrauen, aber nicht zur grundsätzlichen Ablehnung führt: „Ich komme vom Bauernhof, ich weiß, was machbar ist. Manches geht nicht biologisch.“, (Bankangestellte). „Ich war selbst dreißig Jahre lang Bäuerin. Die Düngung kann auch durch Wind woanders landen. Da müßte schon eine ganze Region biologisch anbauen.“, (Rentnerin). „Ich habe selbst schon Gemüse angebaut, aber jetzt leider keine Zeit mehr. Dieses Obst und Gemüse sieht vielleicht nicht so prachtvoll aus, aber ich weiß, es ist ohne Rückstände.“, (Hausfrau). Auch die Männer betonen hier, dass sie Produkte aus kontrolliert biologischem Anbau gut finden und dem auch vertrauen. Geschlechtsspezifische Unterschiede lassen sich in diesem Typ bei der Einstellung zu kontrolliert biologischen Anbau folglich eher nicht erkennen, auch im Verhalten ist dies nicht erkennbar: Der Pfarrer kauft biologische Kartoffeln, die Frau des Steinmetzes und die Sonderpädagogin kaufen manchmal biologisches Gemüse direkt vom Erzeuger. Bezüglich Fleisch ist bei allen Befragten die Herkunft wichtig, es wird meist direkt vom Erzeuger in der Umgebung bezogen. Die Frauen betonen zudem, dass ihnen das Wohlergehen der Tiere von Bedeutung ist: „Wenn man weiß, wo es herkommt, dann weiß man auch, wie es den Tieren ging.“, (Frau des Steinmetzes). „Ich habe früher selbst Tiere gehalten. Wenn man sieht, wie Tiere hochgezüchtet werden, kann einem alles vergehen.“, (Rentnerin). „Fleisch bekommen wir vom Bauern... Das Vieh steht auf der Weide, bekommt etwas Anständiges zu essen... Ich bin beruhigter.“, (Hausfrau). „Beim Bio-Bauern im Nachbardorf gibt es freundlich geschlachtete Schweine und Kühe.“, (Sonder-Pädagogin). Einzig der Pfarrer vertraut seinem Metzger und achtet selbst nicht auf Herkunft und Haltung der Tiere. Entsprechend positiv ist bei allen Befragten auch die Einstellung zu Bio-Fleisch, teilweise wird dies auch gekauft. Die meisten Befragten bedauern jedoch, dass ihnen in der Umgebung kein Angebot bekannt ist. Convenience-Produkte werden von den Frauen kaum zubereitet. Sie kommen nur in Ausnahmefällen zum Einsatz „Nur im Notfall. Vielleicht ein oder zweimal im Jahr.“, (Hausfrau). „Ich kaufe das, wenn ich mal wegfahre, damit mein Mann sich nicht rumquälen muß.“, (Frau des Steinmetzes). Die befragten Frauen kaufen die Getränke, mit wenigen Ausnahmen, in Mehrwegflaschen. Die Ausnahmen entstehen scheinbar durch spezielle Wünsche der männlichen Familienmitglieder: „Vitamingetränke vom Aldi in Einwegflaschen. Die Männer wollen was Süßes.“, (Bankangestellte). „Fünf bis sechs Dosen in der Woche. Der größere Sohn mochte mal so was haben.“, (Hausfrau). Ansonsten wird bei vielen Befragten auf die Herkunft von Getränken geachtet: „Einheimisches Bier und einheimisches Mineralwasser.“, (Steinmetz). „Es ist ein hiesiges Mineralwasser.“, (Pfarrer). „Wasser ist – 151 – aus der Region. Es hängen Arbeitsplätze dran.“, (Hausfrau). Dies scheint beim Typ 6 somit für beide Geschlechter wichtig zu sein. Hygiene Alle Befragten äußern in der einen oder anderen Form, dass ihnen die Umweltfreundlichkeit bei Putzmitteln von Bedeutung sei, insbesondere die geringe Dosierung wird als wichtig erachtet. Der Steinmetz äußert: „Wenn was umweltfreundlich ist, ziehe ich es vor, meine Frau kauft ja ein, aber von der Einstellung her würde ich es vorziehen, was eben verträglicher für die Umwelt ist und abbaubar.“, der Pfarrer betont, dass es wichtig sei: „dass sie die Hände schonen, dass sie umweltfreundlich sind und die verschiedenen Duftnoten... Wir bemühen uns, wenig zu verwenden und dann lesen wir die Gebrauchsanweisung von der Zusammensetzung und der Chemie her.“ Zumindest auf der Einstellungsebene sind somit keine Geschlechterunterschiede feststellbar, über die Verhaltensebene können keine Aussagen gemacht werden. Hier zeigt sich bei einigen der befragten Frauen, dass sie Umweltfreundlichkeit auch auf die Anzahl der verschiedenen benutzten Mittel beziehen: „Früher hatte ich mehr Mittel, aber man kann auch einfach eins für alles nehmen.“, (Hausfrau). „Ich nehme für alles HaRa, es heißt, dass es sehr umweltfreundlich ist. Man braucht auch immer nur einen Tropfen... Es ist zum Nachfüllen und sehr ergiebig.“, (Bankangestellte). Bei den anderen beiden Frauen zeigt sich in der Anzahl und der Marken der tatsächlich benutzten Putzmittel eher keine Umweltorientierung. Die Sonder-Pädagogin erzählt: „Damit habe ich mich auch noch nicht so viel beschäftigt. Den Schwerpunkt habe ich auf Pfandprodukte gelegt. Und das Gemüse vom Bauern.“ In dieser Aussage liegt ein interessanter Hinweis für eine Art innere Öko-Bilanz, die sie aufmacht, indem sie durch umweltfreundliches Verhalten in einem Bereich ein eher umweltschädigendes in einem anderen auszugleichen versucht. Ähnliche Hinweise finden sich auch bei Typ 4 bei einer Befragten, die das höhere Wäscheaufkommen aufgrund des Kindes durch die Nutzung eines Baukastenwaschmittels ausgleichen möchte. Ob auch Männer diese Art von Rechnungen aufmachen, läßt sich im Sample nicht erkennen. Waschen Zum Thema Waschen werden bei den Männern jeweils ihre Ehefrauen befragt: „Ich weiß gar nicht, wie die Waschmaschine geht.“, (Steinmetz). Bei den befragten Frauen zeigt sich ein deutliches Muster: Mit einer Ausnahme (Rentnerin: „Alle drei Wochen koche ich die Unterwäsche. Alles, was ich auf dem Körper trage, wird gekocht, aus alter Tradition.“) wird die Wäsche nicht gekocht. Allerdings wird die Vorwäsche in seltenen Fällen genutzt, bei starker Verschmutzung. Fast alle Frauen verwenden einen Weichspüler, mit Ausnahme der Bankangestellten, die sich strikt dagegen ausspricht: „Noch nie! Das soll Asthma auslösen.“ Ein Baukastenwaschmittel wird von allen Befragten abgelehnt. Neben der häufigen Begründung, das sei zu aufwendig, äußert die Sonder-Pädagogin auch: „Da bleibe ich lieber beim Altbewährten.“ Bei zwei der befragten Frauen ist ein Trockner vorhanden, eine nutzt ihn jedoch nicht mehr „aus Kostengründen“, (Frau des Steinmetzes). Auch die anderen Frauen lehnen einen Trockner wegen des hohen Stromverbrauchs deutlich ab. Bekleidung Den befragten Frauen des Typs ist Kleidung zwar wichtig, auch zur Außendarstellung, sie betonen aber auch mehrheitlich, nicht an Mode und Trends orientiert zu sein. „Trends sind mir nicht wichtig. Aber man sollte schon einigermaßen schick gekleidet sein.“, (Hausfrau). „Ich habe meinen eigenen Stil entwickelt. Mode ist nicht so wichtig für mich.“, (Bankangestellte). „Ich achte schon auf ordentliche Kleidung, aber ich gehe nicht mit jeder Mode mit.“, (Sonder-Pädagogin). Bei den Männern scheint die Bedeutung tendenziell eher noch geringer: „Man braucht zwar Kleidung, aber ich lege keinen gesteigerten Wert auf Moden oder Style, ich liebe bequeme Kleidung.“ Besonders – 152 – deutlich drückt dies der Steinmetz aus: „Das ist eher unwichtig. Mode geht an mir vorbei. Ich finde, man muß sich wohlfühlen in seinen Sachen... Bei meiner Frau finde ich es gut, wenn sie attraktiv gekleidet ist, bei mir ist das so, ob das Festlichkeiten sind oder nicht, ich habe immer Jeans und T-Shirt an, da müssen die dann mit leben.“ In dieser Aussage wird auch die unterschiedliche Zuschreibung von Bekleidung an die Geschlechter deutlich, denn bei Frauen macht sie Teil der Attraktivität aus. Ein Geschlechtsunterschied darin, ob Männer oder Frauen lieber einkaufen gehen, läßt sich nicht feststellen. Erkennbar ist allerdings, dass mehrere Befragte des Typs 6 ihre Kleidung über den Versandhandel bestellen. Sowohl die Männer als auch die Frauen des Typs betonen, dass ihnen die Qualität von Bekleidung wichtig sei und sie deshalb auch bereit sind, mehr Geld für ein gutes Kleidungsstück auszugeben. Auch bei Typ 6 achten beide befragten Männer nicht auf das Etikett, obgleich sie betonen, dass das Material („keine Kunstfaser“, (Steinmetz), „Verhältnisse von Baumwolle, Wolle und Kunstfaser“(Pfarrer)) für sie wichtig ist. Der Steinmetz beteuert aber: „Meine Frau achtet darauf, wie man es waschen kann.“ Die Frauen achten auf das Etikett und haben auch hier wieder mehrere Auswahlkriterien. Neben dem Material (Mischgewebe werden wegen Pflegeleichtigkeit bevorzugt) ist die Waschbarkeit ein wichtiges Kriterium. Zwei der befragten Frauen betonen insbesondere, dass es nicht in die Reinigung gebracht werden darf: „Es sollte alles waschbar sein, nicht unbedingt mit der Waschmaschine, aber auch jeden Fall waschbar.“, (Hausfrau). „Die Reinigung verdient sehr wenig an mir. Ich denke, die Schadstoffe auf der Haut, das muß nicht sein.“, (Bankangestellte). Die eine Hälfte der Befragten akzeptiert Second-Hand-Kleidung, vor allem für Kinder, aber zwei haben sie sogar auch schon für sich selbst gekauft: „Habe ich mir auch schon gekauft. Man macht mal ein Schnäppchen. Kinderkleidung kaufe ich da auch öfter.“, (Sonder-Pädagogin). „Ich schaue ab und zu in einem Second-Hand-Laden vorbei, der Freunden gehört und wenn ich was Schönes finde, da freue ich mich drüber.“, (Steinmetz). Geschlechtsunterschiede sind in der Akzeptanz von Second-Hand jedoch nicht erkennbar. Mobilität Mit Ausnahme der beiden Rentner-Haushalte (die Rentnerin hat keinen Führerschein) sind in den Haushalten zwei, beim Steinmetz sogar drei Autos vorhanden, die jedoch alle nicht mehr als 15.000 Jahreskilometer haben. Hier scheinen Ost-West-Differenzen wieder von Bedeutung zu sein. Die ostdeutschen Frauen nutzen das Auto ähnlich häufig wie ihre jeweiligen Partner, die westdeutschen hingegen nutzen es seltener, fahren stattdessen häufiger mit dem Fahrrad und dem ÖPNV (trotz schlechter Verbindungen in ländlichen Gebieten). Die Frauen betonen, dass sie unbedingt ein Auto brauchen: „Wir haben hier keine Einkaufsmöglichkeit, keine Busstelle, wir sind eigentlich ein bißchen abgegrenzt.“, (Hausfrau). „Wir wohnen nicht sehr zentral, da braucht man das Auto. Für größere Einkäufe und wenn ich das Kind wegbringe.“, (Sonder-Pädagogin). Die Bankangestellte, die jahrelang ohne Auto ausgekommen ist und nur den Bus genutzt hat, berichtet, schon fast rechtfertigend: „Es war nicht mehr anders zu machen, ich brauchte ein Auto. Es ist aber sparsam und ich fahre nur das Nötigste. Auch ein Stück Freiheit, das ist es schon.“, (Bankangestellte). Der Pfarrer mißt dem Auto einen ähnlichen Gebrauchswert zu: „Es spielt eine nicht unwichtige Rolle, wenn wir größere Sachen einkaufen... Wir fahren aber auch mit dem Bus.“ Allein der Steinmetz, der zwar auch behauptet, sein Auto (ein Jeep) sei ein reiner Gebrauchsgegenstand, erzählt dennoch: „Im Sommer offen fahren, das ist schon ein schönes Gefühl... Spaß am Fahren habe ich schon, aber im Endeffekt ist es trotzdem nur ein Auto.“ Sowohl die Männer als auch die Frauen finden runderneuerte Reifen wegen ihrer Preisgünstigkeit akzeptabel und haben sie auch teilweise schon selbst genutzt (Pfarrer, Bankangestellte), zwei der Frauen beto- – 153 – nen zudem die Umweltfreundlichkeit einer solchen Lösung (Bankangestellte, Sonder-Pädagogin). Die Bankangestellte berichtet allerdings, dass ihr Mann anderer Meinung ist: „Mein Mann meint, für ein Auto sollte man neue Reifen haben.“ Die Einstellung zum Car Sharing ist bei den zwei befragten Männern eher ablehnend: „Davon halte ich weniger.“ Der Pfarrer scheint damit auch mangelnde finanzielle Ressourcen zu assoziieren: „Wir können uns Gott sei Dank ein Auto leisten.“, (Pfarrer). Die befragten Frauen betonen allerdings zunächst, dass sie das Konzept an sich schon sinnvoll finden, allerdings wenden sie dann ein, ebenso wie der Steinmetz, dass es auf dem Land nicht durchführbar ist: „Hier auf dem Dorf sind wir auf ein Auto angewiesen.“, (Steinmetz). „Da habe ich auf dem Land überhaupt keine Möglichkeit.“, (Hausfrau). „Auf dem Land kommt es sicherlich nicht in Frage.“, (SonderPädagogin). „Ist bei uns nicht machbar, wir sind weit weg vom Schuß.“, (Bankangestellte). Energie Mit einer Ausnahme (Sonder-Pädagogin) sind in allen Haushalten Energiesparlampen vorhanden. Alle Befragten, mit Ausnahme des Pfarrers, nennen eine ganze Reihe von Einsparverhaltensweisen, die sich insbesondere auch auf das Heizverhalten beziehen und auch auf die sparsame Nutzung von Geräten. Am meisten Verhaltenstips, insbesondere auch in Bezug auf das Wasser sparen, werden allerdings vom Steinmetz genannt. In Bezug auf bekannte und ausgeübte Verhaltensweisen lassen sich folglich keine Geschlechterunterschiede erkennen. Diese kommen eher bei Handlungsbegründungen zum Vorschein, denn zwei der befragten Frauen heben neben dem Kosten-Aspekt auch den Umwelt-Aspekt hervor: „Finanzielle Aspekte sind nicht so vordergründig, es ist ein gewisses Maß an Umweltbewußtsein.“, (SonderPädagogin). „Die Rohstoffreserven werden auch immer weniger, und die Strompreise werden auch nicht günstiger.“, (Hausfrau). Abfall Die Zuständigkeit für die Mülltrennung wird nicht in allen Fällen klar. Bei der Hausfrau scheint es sie selbst zu sein: „Ich sortiere nach grünem Punkt, nach Papier und nach Kompostierung.“, bei der SonderPädagogin ist, interessanterweise, der zweieinhalbjährige Sohn für die Mülltrennung zuständig. Die beiden anderen Frauen sprechen beim Thema Abfalltrennung nur von „wir“, so dass im unklaren bleibt, wer genau damit betraut ist. Alle Befragten kompostieren selbst, bzw. in einem Fall wird der Biomüll an die Hühner verfüttert. Beide Männer betonen, dass die Trennung „völlig problemlos“ und „selbstverständlich“ ist. Zwei der Frauen äußern Unmut über das Müllsystem und die Trennung: „Die Kosten werden immer höher. Früher haben wir 198 Mark bezahlt und hatten die Container im Ort, jetzt müssen wir das Zeug selber wegfahren und zahlen das gleiche. Das ist sehr ungerecht.“, (Rentnerin). „Lästig ist es, dass man ständig immer die Arbeit hat.“, (Hausfrau) 5. Biographische Veränderungen: Der Einfluß biographischer Veränderungen zeigt sich bei diesem Typ nicht deutlich. Zusammenfassung der Geschlechtsunterschiede in den Orientierungen Tendentiell lassen sich aus den Interviews eher viele Geschlechtsunterschiede in den Orientierungen erkennen. Die befragten Frauen des Typs 6 zeigen sich im allgemeinen stärker umweltorientiert und ganzheitlich gesundheitsorientiert als die Männer, auch die Orientierung auf Regionalität und an Tierschutz-Aspekten scheint bei ihnen noch stärker ausgeprägt, obwohl diese Orientierungen auch bei den befragten Männern eine Rolle spielen. Die Orientierung an Mode und Trends, die bei den Befragten des Typs 6 insgesamt kaum eine Rolle spielt, ist jedoch bei den befragten Frauen des Typs 6 im Bereich Be- – 154 – kleidung noch sichtbar. In diesem Feld weisen sie auch eine höhere Gesundheitsorientierung auf, die bei den befragten Männern fehlt. Die deutlichsten Unterschiede zeigen sich im Bereich Mobilität. Hier sind die Frauen, im Gegensatz zu den befragten Männern, nicht so stark am Auto orientiert. Auch sonst zeigt sich wieder eine stärkere Technik-Orientierung der befragten Männer. In anderen charakteristischen Orientierungen des Typs 6, wie z.B. der Orientierung an solider Qualität und an sozialen Kriterien, zeigen sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. Interessant ist hierbei, dass soziale Kriterien den Männern offensichtlich genauso wichtig sind. Im Vergleich mit anderen Typen fällt zudem die fehlenden Convenience-Orientierung des Typs auf. Typ 7: die schlecht gestellten Überforderten Beschreibung der interviewten Personen: 27-jährige Sozialhilfeempfängerin, 3 Kinder (6, 3 und 11 Monate), alleinerziehend 38-jährige Sekretärin, halbtags tätig, 2 Töchter, (16 und 13 Jahre) aus erster Ehe, wieder verheiratet mit 34-jährigem Elektriker, hat Multiple Sklerose 43-jährige Betriebswirtin, arbeitslos, verheiratet mit Kurzarbeiter, 2 Töchter, 18 und 15 Jahre 35-jährige Erzieherin, geschieden, alleinerziehend, 2-jährige Tochter 30-jährige Altenpflegerin und Putzfrau, 2 Töchter (11 und 6 Jahre), verheiratet mit Zimmermann 31-jährige Wirtschaftskauffrau, arbeitslos, alleinerziehend, 6-jähriger Sohn, der Asthmatiker und Allergiker ist 35-jährige Arbeitslose mit Diabetes, verheiratet mit Bäcker, der an Asthma leidet Auffällig ist, dass sich bei Typ 7 nur Frauen wiederfinden. Aussagen zu geschlechtsspezifischen Unterschieden sind auch hier nur auf der Basis der Aussagen der Frauen über ihre jeweiligen (Ehe-)Partner möglich. 1. Geschlechtermodelle/-beziehungen: Dort, wo die befragten Frauen in Partnerschaften leben, fällt auf, dass diese, trotz Erwerbstätigkeit, fast ausschließlich alleine für den Haushalt und die Kinder zuständig sind. Die Männer kümmern sich um nichts, mit einer Ausnahme, in der der Mann für Arbeiten am und um das Haus herum zuständig ist. Nicht einmal beim Großeinkauf oder Getränkeholen gehen die Männer zur Hand. Auffällig ist auch, dass die Kinder, die teilweise schon älter sind, ausnahmslos nicht an der Hausarbeit beteiligt sind und nicht einmal kleinere Arbeiten übernehmen. Inanspruchnahme externer Dienstleistungen: Eine Haushaltshilfe ist in keinem der Fälle vorhanden. Auch Liefer-Service werden nicht in Anspruch genommen, das ist den meisten Befragten zu teuer. Eine Frau fände es zwar entlastend vom Supermarkt beliefert zu werden: „Ich bräuchte nicht mehr in diese Supermärkte zu gehen. Ich mache das nicht gerne, die Tüten schleppen und alles.“, (Sekretärin). Ihr kommen jedoch sogleich auch Bedenken, dass sie ja dann keinen Einfluß mehr darauf hätte, wie teuer die gekauften Produkte wären: „Ich hätte keinen Einblick mehr, was was kostet. Die Person könnte ja einkaufen, was sie wollte.“ – 155 – 2. Umweltrelevante Einstellungen: Problemwahrnehmung: Das Umweltbewußtsein ist bei fast allen befragten Frauen wenig ausgeprägt. Meistens wird es nur mit Mülltrennung assoziiert, ein paar Frauen nennen es auch beim Thema Getränkeverpackungen. Die Einstellung, dass immer nur der „kleine Mann“ bezahlen muß (Thema Müllgebühren) ist weit verbreitet. Es gibt einige wenige Hinweise aus den Interviews darauf, dass das Umweltbewußtsein bei den Partnern der Frauen und bei den Kindern offenbar noch geringer ist. Die Sekretärin erzählt z.B. zum Thema Mülltrennung bei ihren Kindern: „Wenn ich nicht immer sagen müßte, schmeißt Papier zu Papier. Und die Dosen und Plastik da rein. Und Papier kommt nicht zum Biomüll. In der Schule haben sie das mit der Umwelt und alles durchgenommen, aber es klappt ja irgendwo nicht.“ Handlungsbereitschaft: Bei den befragten Frauen fehlen viele Informationen, aber es herrscht auch ein Gefühl der Machtlosigkeit bezüglich des eigenen Handelns vor („als Verbraucher ist man da sowieso machtlos.“, arbeitslose Diabetikerin), sowie die Einstellung, dass das Problem auf den „kleinen Mann“ abgewälzt wird. Aus diesen Gründen ist auch die Handlungsbereitschaft gering. Technik- und Risikowahrnehmung: Mit einer Ausnahme ist die Einstellung zu Gentechnik bei den Frauen eher ablehnend oder aber sie können sich dazu nicht äußern („So viel weiß ich darüber nicht, dass ich da mitreden könnte.“, Sozialhilfeempfängerin, „Da habe ich mich noch nicht so mit beschäftigt.“, Erzieherin). 3. Alltagsorganisation: Verfügung über Ressourcen (Zeit und Geld): Die Frauen verfügen entweder objektiv gesehen durch die Dreifachbelastung Kinder, Haushalt, Erwerbsarbeit über sehr geringe zeitliche Ressourcen oder aber sie haben in ihrer eigenen subjektiven Wahrnehmung keine freie Zeit zur Verfügung. Dies ist zum Beispiel bei der alleinerziehenden Sozialhilfeempfängerin der Fall, die das Gefühl hat, überhaupt keine freie Zeit zu haben. Ihre Kinder sind jedoch täglich von 9 bis 16 Uhr in der Kinderkrippe oder im Kinderhort und sie verbringt einige Stunden am Tag bei einer Freundin sowie mehrere Stunden mit Fernsehen („nicht viel, so 4 bis 5 Stunden“). Die finanzielle Situation der Frauen ist bei den meisten sehr angespannt, bei zweien jedoch noch vergleichsweise gut, wird aber subjektiv als sehr schlecht empfunden, da wegen Arbeitslosigkeit oder Scheidung Einbußen im Vergleich zum vorherigen Lebensstandard hingenommen werden mußten. Alltagskompetenz: Die meisten der Frauen zeigen nur eine geringe Alltagskompetenz. Ihnen fehlt es oft auch schon am nötigen Wissen, wie Haushaltsarbeit rationalisiert werden könnte, wo gute Ware günstig zu beschaffen ist oder wo man sich überhaupt informieren kann. Vor allem ist fast kein Wissen darüber vorhanden, wie Gesundheits- oder Umweltorientierungen umgesetzt werden könnten, obwohl teilweise schwere Erkrankungen in den Familien vorkommen (Diabetes, Asthma, Multiple Sklerose). Die Frauen mit Dreifachbelastung schaffen es zwar, den Familien-/Haushaltsalltag so zu organisieren, dass die Bedürfnisse aller Familienmitglieder erfüllt werden, jedoch nur auf Kosten ihrer eigenen Bedürfnisse. Routinen/rationelle Haushaltsführung: Bei den berufstätigen Frauen sind die Tagesabläufe routinisiert, um alle anfallenden Aufgaben schaffen zu können. Die Nicht-Berufstätigen zeichnen sich durch ein Fehlen von Routinen aus, sie scheinen eher in den Tag hineinzuleben. – 156 – 4. Umweltverhalten in spezifischen Handlungsfeldern Ernährung/Kochen Mit zwei Ausnahmen erledigen alle Frauen die Einkäufe des täglichen Bedarfs einmal pro Woche bei Aldi mit dem Auto. Die anderen beiden haben kein Auto, kaufen jedoch auch sämtliche Lebensmittel in einem Discount-Markt. Das Kochen wird von den meisten Frauen eher als lästiges Übel wahrgenommen: „Mir wäre es lieber, wenn ich eine Tablette einwerfen könnte und wäre satt.“, (Sekretärin). „Ich koche für mich selbst nicht, da wäre ich zu faul.“, (Sozialhilfe-Empfängerin). „Ich bin kein Hobbykoch“, (Erzieherin). Die Zeit, die damit verbracht wird, ist jedoch sehr unterschiedlich. Dort, wo Partner vorhanden sind, verbringen die Frauen sehr viel Zeit mit dem Kochen, 1 bis 1,5 Stunden täglich. Die anderen kochen eher unregelmäßig, da ihre Kinder auch anderweitig versorgt werden (Kindergarten, Krippe, Hort). Teilweise wird Wert auf frisches Gemüse gelegt, den meisten Frauen ist dies jedoch nicht so wichtig. Viele richten sich nach dem, was die Kinder mögen, gekocht wird auch viel Deftiges, d.h. fettige und schwer verdauliche Gerichte. Herkunft und Jahreszeiten sind fast allen Frauen nicht wichtig. „Wichtig ist, dass es gut aussieht.“, (Sozialhilfeempfängerin). „Ich achte auf die Frische.“, (Betriebswirtin). In allen Haushalten mit (Ehe-)Männern wird täglich Fleisch gegessen. Hierauf scheinen tatsächlich die Männer entscheidenden Einfluß zu haben: „Wenn X (Ehemann) nicht da ist, dann essen wir auch mal nur Gemüse und Kartoffeln.“, (Sekretärin). Die alleinstehenden Frauen essen weniger Fleisch, oft weil die Kinder es nicht mögen und sie selbst Geflügel bevorzugen. Beim Fleisch- und Wurstkauf spielen bei den meisten Frauen die Herkunft und damit verbundenes Vertrauen zum Fleischlieferanten überhaupt keine Rolle, es wird möglichst billiges Fleisch vom Supermarkt, auch abgepackt, gekauft. Erstaunlich ist, dass trotzdem Bio-Fleisch bei den Frauen auf große Zustimmung stößt, wenn es auch als zu teuer und deshalb als keine praktizierbare Alternative wahrgenommen wird. Die meisten der Frauen des Typs 7 nutzen weder mehr noch weniger Convenience-Produkte als andere Familien, haben aber keine vorgefertigte zustimmende oder ablehnende Meinung zu den Produkten. Convenience-Produkte werden benutzt, „wenn es schnell gehen soll“, (Altenpflegerin), ohne weitere Gedanken über Vor- und Nachteile. Bei den Getränken fällt besonders auf, dass häufig TetraPaks, Einwegflaschen und vor allem auch Getränkedosen gekauft werden. Die Bequemlichkeit spielt hier bei vielen Frauen eine Rolle, auch weil sie niemanden haben, der ihnen beim Transport hilft bzw. kein Auto zur Verfügung haben. Aber auch der Einfluß der Männer wird in einem Zitat deutlich: „Der X (Ehemann) nimmt morgens eine Dose Cola mit zur Arbeit, weil es die richtige Menge ist. Der trinkt keine Flasche, der trinkt eine Dose.“, (Sekretärin). Hygiene Bei mehr als der Hälfte der Frauen zeigt sich eine starke Hygieneorientierung. Es werden viele verschiedene Putzmittel genutzt, wichtig bei der Auswahl ist vor allem anderen der Preis, Umweltfreundlichkeit spielt überhaupt keine Rolle: „Es soll gut riechen und richtig sauber machen, das muß einfach schädlich sein. Man denkt aber immer, es wird nicht richtig sauber. Man wird auch immer verführt als Verbraucher, man denkt immer, man braucht starke Sachen.“, (Diabetikerin) „Umweltfreundliche Produkte sind meistens auch teurer.“, (Altenpflegerin). Auch die weniger deutlich hygieneorientierten Frauen achten auf den Preis bei Reinigungsmitteln, sie geben jedoch an, eher wenig zu dosieren. Aus den Konsumerfassungsbögen geht zudem hervor, dass bei einigen der Frauen ein WC-Duftstein vorhanden ist und eine große Konsumbreite an Haarpflegemitteln. – 157 – Waschen Auffällig ist gerade im Vergleich zu den anderen Typen der sehr häufige Gebrauch von Weichspülern bei den befragten Frauen sowie das Nutzen mehrerer unterschiedlicher Waschmittel. Es wird häufiger Kochwäsche genutzt als bei den meisten anderen Typen, die Vorwäsche wird jedoch meistens weggelassen. Auffällig ist auch bei der Mehrzahl der Frauen die extreme Waschhäufigkeit, z.B. werden in einer vierköpfigen Familie 15 bis 20 Maschinen pro Woche gewaschen (Sekretärin) oder 7 Maschinen wöchentlich für 2 Personen (Erzieherin). Hier zeigt sich wiederum die deutliche Hygieneorientierung. Bekleidung Die Frauen des Typs 7 halten die Bekleidung fast einhellig für sehr wichtig und äußern auch häufig den Wunsch, modisch sein zu wollen. Z. B. wird von vielen Frauen genannt, dass ihr kleiner Luxus im Bereich der Kleidung liegt, d.h. sie geben mehr Geld für ein schönes Kleidungsstück für sich selbst aus. Teilweise wird in den Konsumerfassungsbögen deutlich, dass hier ein Knackpunkt im finanziellen Bereich einiger Frauen liegen könnte: so hat z.B. die Erzieherin 50 Paar Schuhe. Die Preisbereitschaft für Bekleidung ist allerdings niedrig bis sehr niedrig. Auffällig ist weiterhin, dass fast die Hälfte der Frauen angeben, überhaupt nicht auf das Etikett zu schauen und dementsprechend auch nicht auf Material oder Pflegeanweisungen. Dies ist eher ungewöhnlich für die Frauen im gesamten Sample. Die Frauen aus Typ 7, die sich für Material und Wäschepflege interessieren, bevorzugen Mischgewebe, da sie eine höhere Pflegeleichtigkeit aufweisen. Mobilität Das Auto ist für die Frauen, die eines nutzen/besitzen, sehr wichtig, da es Unabhängigkeit bedeutet. Runderneuerte Reifen werden bei einigen Frauen von deren Männern abgelehnt: „Mein Mann ist da ein bißchen skeptisch.“, (Diabetikerin). „Mir wäre es egal, ich würde die auch nehmen, nur mein Mann sagt immer, nein, da will er nicht so ran.“, (Altenpflegerin), die alleinstehende Erzieherin fährt sie hingegen aus Preisgründen. Car Sharing wird von den Frauen mit Auto rundheraus abgelehnt, zum Teil auch, weil es als Eingeständnis verstanden wird, dass man sich kein eigenes Auto mehr leisten kann: „Das kommt für uns nicht infrage, da wir uns das Auto noch leisten können.“, (Betriebswirtin). Energie Die meisten der befragten Frauen erzählen von sparsamen Küchen- und Haushaltsgeräten. Energiesparlampen sind mit einer Ausnahme in keinem der Haushalte vorhanden. In mehr als der Hälfte der Haushalte liegt die mittlere Raumtemperatur im Winter jedoch über 22 Grad, in einem Fall wird mit Ölofen geheizt, in den anderen Fällen jedoch mit Gas/Fernwärme. Die jeweiligen Frauen beschweren sich in den Interviews teilweise über ihre hohen Rechnungen, können sich diese jedoch nicht erklären. Hier scheint es schlicht an Information über die Energierelevanz der Heizung zu mangeln. Abfall Die meisten Frauen praktizieren die Mülltrennung, sie werden jedoch teilweise von dem Rest der Familie hierbei kaum bis gar nicht unterstützt (s.o.). Zwei der Frauen sind bei der Trennung offensichtlich nicht so genau: „Ich versuche es in den richtigen Tonnen einzuordnen... In manchen Sachen ist man noch ein bißchen schludrig, man ist da nicht so ehrgeizig.“, (Erzieherin). “Wir versuchen, den Müll zu trennen... aber man verliert die Lust, wenn man sieht, wie dann alles in einen Müllcontainer fliegt. Es halten sich auch die wenigsten Leute daran.“, (Betriebswirtin). – 158 – 5. Biographische Veränderungen Aus den Interviews wird deutlich, dass sowohl Arbeitslosigkeit als auch Trennung/Scheidung Einfluß auf das Konsumverhalten haben. Vor allem berichten die Frauen darüber, dass sie früher (vor der Scheidung, vor der Arbeitslosigkeit) mehr eingekauft haben und natürlich auch weniger auf das Geld geschaut haben. Genauere Änderungen bzw. mögliche Strategien, den Einkommensverlust zu kompensieren, lassen sich jedoch den Interviews nicht entnehmen. Einzelne Aussagen in den Interviews lassen zumindest darauf schließen, dass vor allem rein quantitative Veränderungen stattgefunden haben, d.h. die Frauen kaufen z.B. weniger Bekleidung, aber keine qualitativen Veränderungen gegeben hat im Sinne anderer Konsumstrategien, wie sie z. B. beim Typ 4 zu finden sind. Auch beim Typ 7 scheinen vor allem die jüngeren Kinder Einfluß auf das Konsumverhalten zu haben. Dieser zeigt sich jedoch, anders als bei Typ 1 und 4 nicht in einer höheren Sensibilität in verschiedenen Konsumbereichen für die höhere Empfindlichkeit der Gesundheit der Kinder, sondern vor allem in einer großen Ausstattung an Kinderspielzeug: „Die Kinder bekommen eigentlich alles.“, (SozialhilfeEmpfängerin). Das Spielzeug wird ferner deutlich geschlechtsspezifisch ausgewählt. Die Mädchen haben Spielausstattungen, die den Kinderbetreuungs- und Versorgungsbereich betreffen: Kaufladen, Puppenwagen, Puppenküche, Puppenstube, Barbies; die Jungen hingegen, schon in jüngerem Alter, Technikausstattungen: (Lern-)Computer, Computerspiele, elektrische Eisenbahn, ferngesteuerte Autos etc. Ein Fernseher und häufig sogar ein Videogerät findet sich auch schon in den Kinderzimmern jüngerer Kinder. Bei den Kindern von Typ 4 und Typ 1 läßt sich dies nicht in solchem Ausmaß feststellen. Erstaunlich ist zudem, dass die teilweise schweren Erkrankungen, über die die Frauen des Typs berichten (Diabetes, Multiple Sklerose, Asthma, Allergien) sich bei diesem Frauen offensichtlich nicht auf ein höheres Gesundheitsbewußtsein niedergeschlagen haben. Im Vergleich zu Typ 4, der es trotz wenig finanzieller Ressourcen schafft, sich einen guten Lebensstandard zu erhalten, zeigt sich hierin zum einen die Relevanz der Alltagskompetenz, aber auch die Relevanz der (Lebenstil-)Orientierungen für das Konsumverhalten. Zusammenfassung der Geschlechtsunterschiede in den Orientierungen Da nur Frauen des Typs 7 interviewt wurden, sind Aussagen über die Geschlechtsspezifik in den Orientierungen nur beschränkt zu treffen. Es zeigt sich jedoch, dass bei den befragten Frauen die Umweltorientierung, die in diesem Typ allgemein kaum vorhanden ist, offenbar etwas stärker ausgeprägt ist als bei den dazugehörigen Männern, was sich z.B. bei der Mülltrennung bzw. bei der Wahl der Getränkeverpackungen zeigt. Ähnliches gilt für die kaum vorhandene Gesundheits-Orientierung, die z.B. aufgrund des geringeren Fleischkonsums bei den befragten Frauen immer noch etwas ausgeprägter zu sein scheint als bei den entsprechenden Männern. Die starke Hygiene- und Mode-Orientierung der befragten Frauen findet sich offensichtlich bei den Männern nicht wieder. Insgesamt zeigt sich, dass die Anwesenheit eines Mannes im Haushalt das Verhalten der Frauen deutlich beeinflußt, die alleinstehenden Frauen des Typs 7 kochen selten, selbst wenn sie Kinder haben. Diejenigen mit Partner kochen hingegen, trotz großer zeitlicher Belastung, täglich. – 159 – Typ 8: Die unauffälligen Familien Beschreibung der interviewten Personen: 39-jährige Erzieherin, z. Zt. im Erziehungsurlaub, verheiratet mit Inhaber eines Elektrofachgeschäfts, Sohn, 5 Wochen alt 30-jähriger selbständiger Unternehmer, verheiratet, Frau ist im Erziehungsurlaub, Sohn, 14 Monate 52-jährige Hausfrau, verheiratet mit leitendem Angestellten, 24-jähriger Sohn 29-jähriger Altenpfleger, verheiratet mit Sekretärin, 5-jährige Tochter, 1-jähriger Sohn 29-jährige Zahntechnikerin, verheiratet mit Stahlbauarbeiter, 2-jähriger Sohn 35-jährige Physiotherapeutin, geschieden, hat Lebensgefährten, zwei Söhne, 12 und 15 Jahre aus erster Ehe 1. Geschlechtermodelle/-beziehungen: Das Geschlechtermodell bei den Fällen von Typ 8 unterscheidet sich deutlich bei ost- und westdeutschen Fällen, da die Frauen in Ostdeutschland auch einer Berufstätigkeit nachgehen. Auf die Arbeitsverteilung zwischen den Geschlechtern hat die Berufstätigkeit der Frauen jedoch keinen Einfluß: In allen Fällen sind die Frauen allein für die anfallenden Hausarbeiten und für die Kinderbetreuung zuständig. In zwei Fällen kochen die Männer gelegentlich am Wochenende. Die Aufgaben innerhalb der Kinderbetreuung, die von den Männern übernommen werden, beschränken sich auf das Spielen mit den Kindern. Die befragten Männer äußern sich insgesamt zufrieden mit dieser Arbeitsaufteilung, auch die westdeutschen Frauen sind zufrieden. Bei den ostdeutschen Frauen mündet diese Arbeitsaufteilung jedoch in eindeutiger Überlastung. Sie äußern auch Unzufriedenheit, obschon diese in Anbetracht ihrer Situation noch sehr verhalten ausfällt: „Im Großen und Ganzen lastet alles auf mir. Von alleine macht keiner was, da muß ich immer nachhaken.“, (Physiotherapeutin). „Ich würde mir schon wünschen, dass er mal was macht, ohne ihn auffordern zu müssen.“, (Zahntechnikerin). Auch der Altenpfleger räumt ein, dass seine Frau nicht ganz zufrieden ist: „Meine Frau sagt immer, dass ich zu wenig mache.“ Inanspruchnahme externer Dienstleistungen: Eine Putzhilfe ist nur in einem Fall vorhanden. In Bezug auf Lieferservice ist die Mehrheit der Meinung, sie suchen lieber selbst im Laden ihre Ware aus. Insbesondere die Frauen äußern jedoch hier, dass das auch zu teuer wäre. Zwei der Frauen betonen auch, dass es für Ältere oder gesundheitlich beeinträchtigte Menschen ein sehr gutes Angebot ist. 2. Umweltrelevante Einstellungen Technik- und Risikowahrnehmung: Die Frauen äußern sich gegenüber der Gentechnik deutlich emotionaler und auch ablehnender als die zwei befragten Männer. Sie bezeichnen Gentechnik als „unnatürlich und anormal“, (Zahntechnikerin) und „furchtbar“, (Hausfrau im Erziehungsurlaub). Eine gesteht: „Ich habe direkt Angst davor.“, (Hausfrau). Die Männer hingegen sind weniger abweisend in ihren Aussagen. Der eine äußert sich zurückhaltend: „Es ist noch wenig erforscht. Ich weiß nicht, ob ich es kaufen würde.“, (Unternehmer). „Ich bin der Meinung, der Fortschritt ist nicht aufzuhalten, sie sollten es ruhig mal versuchen.“, (Altenpfleger). Problemwahrnehmung: Das Umweltbewußtsein ist bei den befragten Personen von Typ 8 eher gering ausgeprägt. Beide befragten Männer interessieren sich im Grunde kaum für das Thema, dies ist allerdings auch bei der Hälfte der Frauen der Fall: „Ich denke, das muß jeder selber entscheiden, manche sind nicht sehr umweltbewußt, ich bin da nicht so.“, (Physiotherapeutin). „Das ist doch alles Panikmache...“, (Hausfrau). – 160 – Die beiden anderen Frauen nehmen das Problem in bestimmten Bereichen (z.B. Energie sparen oder Wasser schützen) wahr. Handlungsbereitschaft: Bei den meisten Befragten ist folglich auch die Handlungsbereitschaft eher gering. Der Altenpfleger äußert dies ziemlich offen: „In meinem Verhalten kann ich eigentlich nichts mehr ändern... Ich bin da auch nicht so ehrgeizig in der ganzen Sache.“, (Altenpfleger). Auch die Einstellung, es sei immer „der kleine Mann“, der für den Umweltschutz bezahlt, ist bei dem Typ verbreitet, bei Männern wie Frauen: „Ich will nicht für ein umweltfreundliches Produkt drei Mark mehr bezahlen als für ein anderes. Es darf nicht immer alles auf Kosten der Verbraucher gehen.“, (Unternehmer) „Die Kleinen Leute sollen immer sparen, aber dann sollen die Großen auch sparen.“, (Hausfrau). Die beiden Frauen mit einem gewissen Umweltbewußtsein hingegen sehen Handlungsmöglichkeiten, („Man kann schon viel tun...“, Hausfrau im Erziehungsurlaub) oder es fallen ihnen auch Bedingungen zur Erleichterung des Umweltverhaltens im Alltag ein: „Der Staat müßte Solaranlagen fördern... die energiesparenden Geräte müßten billiger angeboten werden.“, (Zahntechnikerin). Insbesondere machen sie Vorschläge zur Verbesserung der Umweltinformationen: „Es müßten vielleicht mehr Broschüren herauskommen, aber man müßte es den Leuten gleich in den Briefkasten schmeißen, weil wenn die sich das irgendwo abholen müßten, dann tut das keiner.“, (Hausfrau im Erziehungsurlaub). „Es ist zu trocken, das zu lesen... Das müßte anders angeboten werden, nicht einfach eine Seite vollgeschrieben, sondern durch Angebote, wo man drauf eingeht als Verbraucher. Man könnte das verbinden mit irgendwelchen Rätseln oder Preisen.“, (Zahntechnikerin). 3. Alltagsorganisation: Verfügung über Ressourcen (Zeit und Geld): Die finanzielle Situation der Interviewten ist ausreichend bis gut. Die Frauen haben ein gewisses Maß an Freizeit als Zeit für sich alleine, in einigen Fällen ist diese Zeit allerdings verschwindend gering („Ich möchte mal einen Tag nur für mich haben.“ Physiotherapeutin). Ferner berichten die Frauen auch davon, dass sie sich diese Freizeit aktiv schaffen müssen: „Ich nehme mir die Zeit.“, (Hausfrau). „Samstags abends gehe ich in die Sauna, das lasse ich mir nicht nehmen.“, (Physiotherapeutin). „Wenn ich freie Zeit haben möchte, gibt es eine Absprache zwischen meinem Mann und mir.“, (Hausfrau im Erziehungsurlaub). Die Zahntechnikerin kann hingegen nicht auf ihren Mann rechnen, sondern gibt das Kind am Wochenende gelegentlich zu ihrer Mutter, um Zeit für sich haben zu können. Diese Art „der Freizeitbeschaffung“ scheint bei den beiden befragten Männern nicht notwendig zu sein. Sie verbringen viel Zeit mit ihren Hobbies (Angeln, Posaune spielen, Sport) und mit „männlichen Freunden“, (Stammtisch, Sportverein). Der Unternehmer sagt sogar explizit: „Ich habe da mehr Freizeit.“ Routine/rationelle Haushaltführung: Die Routinen sind bei den befragten Personen sehr unterschiedlich. Im Vergleich zu den westdeutschen Frauen scheinen die ostdeutschen Frauen ihre Hausarbeit, allein schon aus Zeitgründen, stärker durchzuorganisieren, aber auch rationalisiert zu haben. Die befragten westdeutschen Frauen verbringen sehr viel mehr Zeit mit Einkaufen und mit Wäschepflege. Die befragten Männer überlassen die Haushaltsroutinen ihren Frauen: „Meine Frau hat das ziemlich gut im Griff, viele Sachen passieren automatisch.“, (Unternehmer). Alltagskompetenz: In Sachen Alltagsorganisation sind die beiden befragten Männer ohne ihre Frauen ziemlich hilflos. Der Unternehmer verweist bei fast allen Fragen zu den Bereichen Kochen/Ernährung, Hygiene und Wäsche – 161 – auf seine Frau. Der Altenpfleger kocht zwar auch, ihm ist dabei aber so gut wie alles egal. In den anderen Haushaltsbereichen bleiben viele seiner Aussagen so vage, dass der Eindruck entsteht, dass er nur theoretisiert. Die Frauen hingegen, vor allem die ostdeutschen, weisen eine ausgesprochene Kompetenz auf, trotz Doppelbelastung noch die Bedürfnisse aller Haushaltsmitglieder (außer ihrer eigenen) erfüllen zu können. Die westdeutschen hingegen zeigen eher Kompetenz in Form von speziellen Tricks und Verhaltensweisen, die sie sich im Laufe ihrer Haushaltserfahrung angeeignet haben. 4. Umweltverhalten in spezifischen Handlungsfeldern Ernährung/Kochen Beim Kochen zeigt sich wieder ein Ost-West-Unterschied: die berufstätigen ostdeutschen Frauen kochen nur am Wochenende, die westdeutschen hingegen kochen täglich. Die befragten Männer kochen entweder gar nicht oder nur am Wochenende. Die westdeutschen Frauen verwenden auch vergleichsweise viel Zeit auf das Kochen, mehr als eine Stunde. Bei den meisten wird „Hausmannskost“, (Hausfrau im Erziehungsurlaub) bzw. „traditionell deutsche Küche“, (Altenpfleger) bevorzugt. Frisches Gemüse spielt bei fast allen Frauen eine große Rolle, allerdings kommt dies auch oft aus der Tiefkühltruhe. Die befragten Männer hingegen betonen die Bedeutung von Fleisch, der Unternehmer bezeichnet sich selbst als „Fleischfanatiker“. Die Herkunft des Gemüses und auch die Jahreszeit spielt für die befragten Männer keine Rolle (bzw. der Unternehmer glaubt, dass es für seine Frau keine Rolle spielt). Die meisten Frauen hingegen achten auf die Jahreszeit und wissen auch einiges über jahreszeitliches Gemüse. Auf die Herkunft achten sie zumindest gelegentlich und begründen dies auch mit sozialen Argumenten: „Meiner Meinung nach ist das Reinheitsgesetz in Deutschland am besten geregelt. Dass da nicht so viel Gift gespritzt wird. Man will ja auch die deutschen Bauern unterstützen.“, (Hausfrau). „Wenn es sich anbietet, kaufe ich es aus der Region... Da helfe ich dann bei der Arbeitslosigkeit.“, (Zahntechnikerin). Auch zu Produkten aus kontrolliert biologischen Anbau haben die meisten Frauen eine eher positive Einstellung, wenngleich sie die Produkte auch teurer finden und ein gewisses Mißtrauen gegen die Anbieter bleibt. Der Altenpfleger hingegen äußert sich stark ablehnend. Bei dem Thema wird die fehlende Handlungskompetenz des Unternehmers im Bereich Ernährung besonders deutlich: „Ich achte da nicht besonders drauf, wenn ich einkaufe. Ich nehme das, was auf dem Zettel steht, da schaue ich nicht genau auf das Etikett, ob da jetzt gesund oder Bio draufsteht.“ Alle Frauen kaufen Fleisch nur beim Metzger, weil sie dort mehr Vertrauen haben. Die Herkunft ist für die meisten Frauen wichtig. In Bezug auf die Haltungsform äußert ein Teil der Frauen, dass sie darauf achten, aus welcher Haltungsform Eier stammen. Andere sind da pragmatischer: „Darauf achte ich nicht, das kann man nicht überprüfen... damit muß ich leben, da muß mein Körper sich anpassen. Wenn ich in eine Gaststätte gehe, weiß ich es auch nicht.“, (Hausfrau). Der Altenpfleger, der auch selbst einkauft, achtet beim Fleischkauf auf nichts. „Ich achte nicht auf Rindfleisch oder so. Irgendwann erwischt es einen doch.“ Interessant in Bezug auf Geschlechtsunterschiede sind die Aussagen des Unternehmers. Er berichtet zunächst, dass seine Frau das Fleisch beim Metzger kauft, „das ist eine Art Vertrauenskauf“. Nach der Bedeutung von Herkunft und Haltung gefragt, gibt er jedoch seine eigene Meinung wieder: „Das spielt keine große Rolle... Es gibt überall kranke Tiere, was für mich und meinen Körper nicht unbedingt gesund ist. Ansonsten muß ich die Konsequenz daraus ziehen und gar kein Fleisch mehr essen.“ Convenience-Produkte werden von den ostdeutschen Frauen sehr häufig verwendet, mehrmals pro Woche, sie betonen beide den Zeitspareffekt. Die westdeutschen Frauen hingegen verwenden sie selten. Der – 162 – Unternehmer bemerkt zu dem Thema: „Ich bin da halt durch die Kocherei meiner Frau sehr verwöhnt, die Produkte schmecken doch irgendwie alle gleich.“ Auch der Altenpfleger lehnt die Produkte eher ab, weil sie nicht schmecken. Hygiene Insgesamt scheint bei den Frauen eine starke Hygieneorientierung vorzuherrschen. Die Wichtigkeit der „Leistung“, (Zahntechnikerin) von Putzmitteln wird mehrfach betont, sie brauchen „scharfe Sachen“, (Hausfrau), die Wäsche wird sehr häufig gewechselt (siehe auch Waschen). Das Thema Umweltfreundlichkeit ist jedoch bei den beiden westdeutschen Frauen ein Thema. Die eine benutzt Frosch-Mittel („aber zwischendurch muß ich dann wieder die scharfen Sachen haben.“, Hausfrau), die andere putzt alles mit Schmierseife („man sollte schon darauf achten, dass das nicht der Hyperknaller ist.“) Bei den beiden ostdeutschen Frauen hingegen spielt Umweltfreundlichkeit keine Rolle, sie haben zahlreiche Putzmittel, es soll auch gut riechen. Der Altenpfleger meint zwar, dass Umweltfreundlichkeit bei Putzmitteln wichtig sei, damit diese nicht so gesundheitsschädlich für die Kinder sind, gibt aber im gleichen Atemzug zu, dass er nicht darauf achtet, weil er selbst gar keine Putzmittel einkauft, sondern seine Frau für den Einkauf zuständig ist. Auch der Unternehmer weiß nicht genau, was seine Frau kauft und anwendet. Theoretisch spielt für ihn die Schädlichkeit jedoch auch eine Rolle. Waschen In allen Haushalten sind es die Frauen, die ausschließlich für die Wäsche zuständig sind. Die meisten Frauen, vor allem die westdeutschen, waschen sehr viel Wäsche, teilweise sind es drei Maschinen pro Kopf in der Woche. Bei den Familien mit jüngeren Kindern wird die Weißwäsche gekocht, der Vorwaschgang jedoch bei fast allen weggelassen. In allen ostdeutschen Haushalten wird Weichspüler genutzt, in den westdeutschen Haushalten ist hingegen ein Trockner vorhanden, der auch häufig in Betrieb ist. Eine Befragte berichtet, dass sie sich dadurch das Bügeln erspart: „Oberbekleidung tue ich nur ganz kurz in den Trockner. So dass sie nur einmal warm wird, dann hänge ich sie wieder hin, dann muß ich nicht so viel bügeln.“, (Hausfrau). Bekleidung Die meisten der Frauen bezeichnen sich als modebewußt. Die Männer hingegen argumentieren mit äußeren Zwängen, für den Altenpfleger ist Bekleidung überhaupt „ein notwendiges Übel“, der Unternehmer muß sich vor allem beruflich angemessen kleiden, ansonsten ist ihm Kleidung eher unwichtig. Auch hier zeigt sich wieder, dass die Frauen auf das Etikett und die Pflegehinweise achten, wohingegen die Männer dem keinen Wert beimessen. Secondhand-Kleidung wird von allen Befragten abgelehnt. Der Altenpfleger betrachtet das explizit als sozialen Abstieg: „Ich hoffe, dass ich nicht in so eine Lage komme, dass ich es kaufen muß.“. Die Frauen haben eher Hygiene-Vorbehalte: „Kaufe ich überhaupt nicht. Ich weiß nicht, wo es herkommt. Es muß neu sein... Von der Hygiene her.“, (Zahntechnikerin). Mobilität Für die beiden Männer hat das Auto explizit einen großen Stellenwert, vor allem beruflich. Die Frauen hingegen sprechen von einem „Nutzgegenstand“, (Hausfrau im Erziehungsurlaub) oder „Fortbewegungsmittel“, (Hausfrau). Sie betonen auch, dass es ihnen keinen Spaß macht zu fahren, „wenn ich nebendran sitze schon eher.“, (Physiotherapeutin). Die Einstellung zu Car Sharing ist bei den Männern und bei den ostdeutschen Frauen deutlich ablehnend, da ein Auto zur ständigen Verfügbarkeit da sein muß. Die westdeutschen Frauen äußern sich offener: „Ich brauche nicht immer das Auto vor der Tür. Ich könnte mir vorstellen, ein Auto mit jemandem zu teilen.“, (Hausfrau) – 163 – Energie Energie sparen spielt für alle Befragten eine Rolle. In den meisten Haushalten gibt es auch Energiesparlampen. Geschlechtsspezifische Unterschiede lassen sich hier allerdings nicht ausmachen. Abfall Alle Befragten trennen ihren Abfall, allerdings läßt sich aus den Aussagen nicht feststellen, wer dafür zuständig ist. Im Fall der Physiotherapeutin sind es die Kinder. Alle anderen Frauen äußern einen gewissen Unwillen über die Arbeit und den Zeitaufwand für die Mülltrennung, die Sachen müssen auch teilweise mit dem Auto zu Sammelstellen gefahren werden. Die Männer äußern diese Unzufriedenheit nicht. 5. Biographische Veränderungen: Beim Typ 8 spielt insbesondere der Einfluß von Kindern auf das Konsumverhalten eine Rolle. Allerdings ist dieser nicht so deutlich wie bei Typ 1 und 4. Insbesondere in der Frage zu Kinderspielzeug zeigt sich auch bei diesem Typ, dass das Thema Gesundheit, obwohl es in anderen Handlungsbereichen eher keine so große Rolle spielt, in Bezug auf die eigenen Kinder als wichtig erachtet wird. Von den Befragten wird genannt, dass das Spielzeug nicht „gesundheitsschädigend“, (Altenpfleger, Zahntechnikerin) sein darf. Auch bei anderen Kaufentscheidungen spielen die Kinder eine Rolle, z. B. sollen neue Möbel „kindgerecht“ sein (Unternehmer), Putzmittel sollen nicht gesundheitsschädlich sein „wegen der Kinder“, (Altenpfleger). Dass insbesondere ältere Kinder auch einen Einfluß auf das Umweltverhalten im Haushalt haben können, beschreibt die Physiotherapeutin in Bezug auf die Mülltrennung: „Das machen die Kinder, die achten da sehr drauf.“ Die andere Seite der Relevanz von Kindern für das Umweltverhalten zeigt sich jedoch im gleichen Fall auch: Die Physiotherapeutin kauft alle Sorten von Fertiggerichten, damit die Kinder sich das Essen unter der Woche alleine zubereiten können. In einem Interview mit einer Westdeutschen gibt es einen Hinweis darauf, dass die Aufgabe der Berufstätigkeit der Frau zu Verhaltensänderungen bei der Hausarbeit geführt hat. „Als ich noch berufstätig war, da habe ich schon mal eine heiße Tasse oder so verwendet, Suppen oder Fertiggerichte oder so, die man in die Mikrowelle gibt. Jetzt nicht mehr.“, (Hausfrau im Erziehungsurlaub) Zusammenfassung der Geschlechtsunterschiede in den Orientierungen Bei den Befragten des Typs 8 zeigen sich deutliche Geschlechtsunterschiede. Die Umweltorientierung ist bei den meisten befragten Frauen ausgeprägter als bei den befragten Männern. Sie weisen zudem eine stärker ganzheitliche Gesundheitsorientierung auf und sind deutlich mehr an Kindergesundheit orientiert als die Männer. Unterschiede zeigen sich auch in der stärkeren Regionalitäts-Orientierung, einer stärkeren Orientierung an Tierschutz- und sozialen Aspekten der befragten Frauen. Umgekehrt zeigt sich jedoch auch eine stärkere Hygiene-Orientierung bei den Frauen, z.B. beim Waschen und bezüglich SecondHand-Kleidung. Sie sind deutlich modeorientierter als die Männer und weisen im Bereich Bekleidung auch eine höhere Qualitäts-Orientierung auf als die Männer. Große Unterschiede gibt es zudem im Bereich Mobilität, die Männer sind deutlich stärker am Auto orientiert als die Frauen, allerdings sind diese Unterschiede bei den ostdeutschen Frauen weniger stark. Insgesamt zeigt sich bei den befragten Männern auch eine deutliche Technik-Orientierung, bei den befragten Frauen findet sich eher eine TechnikAblehnung wieder. – 164 – Typ 9: die aktiven SeniorInnen Beschreibung der interviewten Personen: 77-jährige Rentnerin, ehemals Sekretärin, verheiratet mit Rentner, früher Ingenieur 55-jährige Arzthelferin, verheiratet mit Medizintechniker 65-jährige Rentnerin, ehemals kaufm. Angestellte, verheiratet mit Rentner, Sohn, 32, lebt noch im Haus 56-jährige Schmuckgestalterin, verheiratet mit Rentner, noch als Gutachter aktiv 65-jährige Rentnerin, ehemals Einzelhandelskauffrau, verheiratet mit Rentner, aktiv in einer Möbelspedition Da sich in diesem Typ nur befragte Frauen wiederfinden, ist ein Vergleich zwischen beiden Geschlechtern nur in dem Maße möglich, wie die Frauen Aussagen über ihre Ehemänner treffen. 1. Geschlechtermodelle/-beziehungen: Bei den aktiven Senioren ist grundsätzlich die Frau für die Hausarbeit zuständig (weshalb sich auch keine befragte Männer finden), der Mann für die Reparaturen und den Garten: „Keller, Boden und Garten gehören dem Mann, alles andere mache ich.“, (Schmuckgestalterin). Allerdings ist eine Ost-West-Differenz feststellbar, die Frauen in Westdeutschland waren nur bis zur Geburt des ersten Kindes berufstätig, die ostdeutschen Frauen hingegen kontinuierlich. Interessant ist, dass sich durch den Eintritt in die Rente die Arbeitsaufteilung in einigen Fällen ein bißchen aufweicht, in der Form, dass sich der Mann stärker an den alltäglichen Arbeiten beteiligt als vorher. Allerdings erfolgt diese Beteiligung in den Bereichen, die die Männer gerne tun und nur unter Aufsicht der Ehefrau: „Mein Mann kocht gerne, da muß man sehr aufpassen... aber abtrocknen und spülen macht er auch gerne... Früher habe ich alles alleine gemacht.“, (ExEinzelhandelskauffrau). Aber auch seitens der Frauen, die vorher nicht berufstätig waren, wird die Hausarbeit stärker eingeschränkt, um mehr Zeit für gemeinsame Unternehmungen zu haben. Inanspruchnahme externer Dienstleistungen: Eine Haushaltshilfe existiert, trotz ausreichender finanzieller Ressourcen, in keinem der Fälle. Insbesondere die älteren Frauen würden dies auch als ein Eingeständnis sehen, dass sie die Arbeit nicht mehr alleine tun können und Kompetenzen abgeben müßten: „Im Augenblick wäre ich da noch nicht bereit, mich zu arrangieren. Mir tut das auch noch gut, ich will nicht rumsitzen und nichts tun.“, (77-jährige Rentnerin). In Bezug auf Lieferservice nimmt die eine Hälfte der aktiven Seniorinnen Tiefkühlkost-Bringdienste in Anspruch, die andere Hälfte läßt sich nichts liefern und ist auch der Meinung „da sind wir noch zu jung dafür.“, (Ex-Einzelhandelskauffrau). Externe Dienstleistungen scheinen folglich für die meisten der Frauen des Typs 9 erst vorstellbar, wenn sie die Hausarbeit alleine nicht mehr schaffen. Sie würden dies jedoch als eine Einbuße an Einflußmöglichkeiten betrachten, nicht als Erweiterung ihrer eigenen Handlungsspielräume. 2. Umweltrelevante Einstellungen: Problemwahrnehmung: Bei der Problemwahrnehmung lassen sich zwei Pole erkennen, auf der einen Seite ist sie ausgeprägt und umfassend: „Die Umwelt muß man schützen, wir müssen unsere Welt erhalten.“, (Schmuckgestalterin), auf der anderen Seite ist sie gering, das Umweltproblem wird primär eher mit Sauberkeit verbunden: „Hier im Dorf hält jeder sein Haus sauber, mehr kann man ja nicht tun.“, (Ex-Sekretärin). – 165 – Handlungsbereitschaft: Dementsprechend unterschiedlich ist auch die Handlungsbereitschaft. Die Befragten mit geringer Problemwahrnehmung sehen von sich aus gar nicht, was sie selbst für die Umwelt tun könnten (siehe Zitat oben). Auch bei den Befragten mit hoher Problemwahrnehmung herrscht eine gewisse Resignation über die eigenen Handlungsmöglichkeiten und über die Bedeutung des Themas im Vergleich zu anderen Themen: „Die Leute, die Geld haben, bestimmen. Der Umweltminister kommt nicht gegen die Industriechefs an.“, (Arzthelferin), „... da ist der Staat nicht so interessiert.“, (Schmuckgestalterin). Technik- und Risikowahrnehmung: Die Einstellung zur Gentechnik bei den Frauen des Typs 9 schwankt zwischen Unsicherheit: „Ich würde es nicht kaufen, aber so genau habe ich mich damit noch nicht befaßt.“, (Ex-kaufm. Angestellte) und totaler Ablehnung: „Das geht zu weit, da bin ich absolut strikt dagegen.“, (Schmuckgestalterin). 3. Alltagsorganisation: Verfügung über Ressourcen (Zeit und Geld): Die Ehepaare, die bereits in Rente sind, verfügen über große zeitliche Ressourcen, die sie jedoch mit vielfältigen Freizeitaktivitäten ausfüllen: „Wir haben volles Programm. Langeweile gibt es nicht.“, (ExSekretärin) Bei den Frauen ist diese verfügbare Zeit jedoch geringer als bei den Männern, da sie die Hausarbeit oft alleine erledigen. Finanzielle Ressourcen sind ausreichend vorhanden. Bei den westdeutschen Paaren scheint es der Mann zu sein, der das Geld verwaltet, das nicht für die Haushaltsführung verwendet wird: „Ich suche aus, er bezahlt. Er muß da keine Angst haben, dass ich das Geld rausschmeiße.“, (Ex-Sekretärin); „Da mein Mann der Verdiener ist, ist er meistens dabei (beim Einkaufen). Das ist für mich günstiger als wenn er mir 500 DM gibt und ich muß mir irgend etwas dafür kaufen.“(Ex-kaufm. Angestellte). Routinen/rationelle Haushaltführung: Bei den westdeutschen Rentnerinnen läßt sich eine starke Routinisierung der Hausarbeit dahingehend feststellen, dass immer die gleichen Abläufe verfolgt werden und teilweise auch immer die gleichen Produkte gekauft werden. Z. B. ist einmal in der Woche noch Waschtag, aber auch feste Essenszeiten werden, trotz aller Freizeitaktivitäten, strikt eingehalten. Alltagskompetenz: Die Frauen haben teilweise durch jahrelange Hausarbeit viel Erfahrung in der Haushaltsführung und fundierte Kompetenzen erworben. Bei Textilien zeigt sich dies in der Erfahrung mit der Eigenschaft verschiedener Materialien, vor allem in Bezug auf die Waschbarkeit. Umweltrelevante Haushaltskompetenz ist jedoch eher wenig vorhanden, mit der Ausnahme von einigen Energie- und Wassersparmethoden. Es gibt auch einige Hinweise in den Interviews, dass sich die Frauen auf ein Erfahrungswissen berufen, das jedoch auf falschen Annahmen beruht. z.B. ist die Schmuckgestalterin davon überzeugt „Ich sehe dem Gemüse an, ob es okay ist.“ 4. Umweltverhalten in spezifischen Handlungsfeldern Ernährung/Kochen Die berufstätigen Frauen des Typs kochen unregelmäßiger und verbringen nicht so viel Zeit mit dem Kochen. Im Gegensatz dazu kochen die Rentnerinnen täglich mittags und nehmen sich dafür relativ viel Zeit, eine bis anderthalb Stunden. Bei allen wird eher deftige Hausmannkost gekocht, wichtig hierbei ist den meisten Frauen aber, dass das Essen nicht so fetthaltig ist. Frisches Gemüse ist wichtig, die Frauen kaufen es teilweise auf dem Markt („Der Markt, ich rieche das so gerne, das ist eine Atmosphäre für mich.“, Ex-Sekretärin), aber es wird auch viel Tiefkühlkost gegessen. – 166 – Die Einstellung zu Produkten aus kontrolliert biologischem Anbau ist bei allen ablehnend, vor allem aus Preisgründen: „Ach nee, so weit treiben wir es nicht, das ist sehr teuer.“, (Ex-Einzelhandelskauffrau). „Das tut dem Geldbeutel weh.“, (Arzthelferin), aber auch aus Mißtrauen: „Das ist mir zu teuer. Ich bilde mir ein, die machen ein bißchen Geschäft damit.“, (Ex-kaufm. Angestellte). „Das kann man nicht nachvollziehen, ob das nicht Geldmacherei ist.“, (Schmuckgestalterin). „So viel Bio gibt es ja gar nicht, ich vertraue da nicht drauf.“, (Ex-Sekretärin) Auch ästhetische Vorbehalte gibt es vereinzelt: „Das sieht alles nicht schön aus, das kann ich nicht runterkriegen.“, (Ex-Einzelhandelskauffrau), bzw. die Überzeugung, dass man die Bezeichnung nicht braucht, um gutes Gemüse kaufen zu können: „Ich sehe dem Gemüse an, ob es okay ist.“, (Schmuckgestalterin). Die Frauen achten mehrheitlich darauf, das Gemüse entsprechend der Jahreszeit zu kaufen, auch die Herkunft spielt, vor allem bei den ostdeutschen Frauen eine große Rolle. Insgesamt wird beides auch dadurch umgesetzt, dass die vorherrschende Orientierung ist, nichts „Spinniges“, (Schmuckgestalterin) bzw. „eher so die normalen Sachen, nichts Exotisches“, (Ex-kaufm. Angestellte) zu kaufen. Die Frauen berichten zum Teil, dass bei ihnen viel Fleisch gegessen wird, auch Rindfleisch, „obwohl wir ja den Rinderwahnsinn haben“, (Ex-Einzelhandelskauffrau), eine sagt: „Ich selber esse gerne Gemüseaufläufe... Mein Mann will immer Kurzgebratenes... Ich brauche nicht unbedingt Fleisch.“, (Ex-kaufm. Angestellte). Die anderen berichten davon, dass ihr Fleischkonsum seit BSE zurückgegangen ist oder aber dass sie auf andere Fleischsorten (vor allem Geflügel) umgestiegen sind. Die Schmuckgestalterin berichtet von einer besonderen Form, mit dem Risiko durch BSE umzugehen: „Da halte ich es wie beim Gemüse, nie von einer Sorte zu viel kaufen.“ Wichtig ist der Mehrzahl der Frauen, dass das Fleisch frisch ist, schön aussieht und nicht fett ist. Gegenüber Fleisch aus ökologischer Aufzucht sind die Frauen aufgeschlossener, bemerken jedoch auch fast einhellig, dass es bei ihnen kein solches Angebot gibt: „Das finde ich nicht schlecht, habe aber wenig Möglichkeiten hier bisher gefunden.“, (Arzthelferin). „Ich hätte nichts dagegen, ich hatte nur noch nicht die Gelegenheit“, (Ex-Sekretärin). In Bezug auf die Nutzung von Convenience-Produkten, läßt sich wieder ein Unterschied zwischen noch berufstätigen Frauen und Renterinnen erkennen. Die Berufstätigen benutzen diese, erwartungsgemäß, sehr häufig, mindestens einmal wöchentlich. Hingegen lehnen die Renterinnen diese Produkte, mit Ausnahme von Fertigpizzas, eher ab. Zusammenfassend läßt sich bei den Frauen des Typs 9 ein eher funktionalistisch orientiertes Gesundheitsbewußtsein ausmachen, denn es geht ihnen um „wenig Kalorien“, (Arzthelferin) und „wenig Fett“, (Schmuckgestalterin, Ex-kaufm. Angestellte): „Ich muß aus Gesundheitsgründen auf die Linie achten.“, (Ex-Sekretärin) Aus den Interviews lassen sich, außer dem Hinweis auf die Fleisch-Präferenz eines Mannes, keine Schlüsse über Kriterien der Ehemänner der befragten Frauen entnehmen. Hygiene Fast alle der befragten Frauen benutzen sehr viele unterschiedliche Reinigungsmittel für verschiedenste Anwendungen, wobei sie vor allem Marken kaufen, die durch die Werbung bekannt sind. Auffällig ist jedoch, dass viele der Befragten betonen, dass sie immer die gleichen Produkte kaufen und in diesem Bereich nichts Neues ausprobieren: „Ich kaufe immer die gleichen. Mittlerweile weiß ich das doch, da mach ich keine Experimente.“, (Ex-Einzelhandelskauffrau). „Da wechsle ich nicht, das bleibt immer gleich.“, (Ex-kaufm. Angestellte) Das Thema Umweltfreundlichkeit spielt dabei nur für einen Teil eine Rolle. – 167 – Waschen „Fürs Waschen bin nur ich zuständig. Mein Mann hat nur seine bestimmten Sachen. Der käme nie drauf, sich was zu waschen.“, (Ex-Einzelhandelskauffrau) Dieses Zitat zeigt deutlich, dass auch bei Typ 9 nur die Frauen für das Waschen zuständig sind. Keine der Frauen nutzt regelmäßig die Kochwäsche und auch die Vorwäsche wird weggelassen. Allerdings ist die „Weichheit“ der Wäsche ein wichtiger Faktor für die Frauen, teilweise wird deshalb der Weichspüler benutzt, eine Frau berichtet auch: „Ich habe einen Trockner, ich bin da gar nicht umweltfreundlich. Aber auf dem Balkon wird das immer so hart. Dafür nehme ich dann kein Lenor.“, (ExEinzelhandelskauffrau). Interessant ist auch, dass einige Frauen über Probleme bei der Dosierung des Waschmittels berichten: „Ich nehme normales Waschmittel. Beim Konzentrat würde ich genauso viel nehmen. Da würde ich dann zuviel dosieren.“, (Ex-Einzelhandelskauffrau). „ Ich nehme nur Pulver, weil ich das besser abschätzen kann. Sie schreiben ja jetzt, man braucht nur die Hälfte. Das ist ja konzentriert. Dann nehme ich wohl zu viel.“, (Ex-Sekretärin). Bekleidung In Bezug auf Materialien der Kleidung werden von den meisten Frauen Mischungen von Natur- und Synthetik vorgezogen, da dies die Pflegeleichtigkeit erhöht. Vorbehalte in Bezug auf die Trageeigenschaften bestehen nicht. Second Hand wird meistens abgelehnt mit der Begründung: „Das ist was für junge Leute“, (ExSekretärin). Mobilität Die westdeutschen Rentnerinnen fahren nicht selbst Auto, sondern sind nur Beifahrerinnen. Sie haben oft gar keinen Führerschein oder fahren selbst nur mit dem Fahrrad. Die meisten der Befragten waren im vergangenen Jahr zwei Mal im weiteren europäischen Ausland mit dem Flugzeug in Urlaub. Für die zahlreichen Tages-Freizeitausflüge nutzen die Rentner-Ehepaare jedoch auch häufig den ÖPNV und die besonderen Rentner-Angebote, alle haben ein Abonnement für den ÖPNV. Die Einstellung zu Car Sharing ist bei den Frauen überwiegend positiv, es wird jedoch nicht als Lösung für sie selbst in Betracht gezogen. Zum einen bestehen Sicherheitsvorbehalte („wer garantiert, dass die Sicherheit da mit drin ist, wer da vorher mit rum gefahren ist.“, (Ex-kaufm. Angestellte), zum anderen bevorzugen die westdeutschen Frauen ohnehin den ÖPNV oder das Fahrrad und brauchen daher kein Auto: „Wenn ich allein wäre, wäre das Auto morgen abgeschafft.“, (Ex-Sekretärin). Dies weist auch darauf hin, dass den westdeutschen Rentnern ein Auto sehr wichtig ist. Die Konsumerfassungsbögen zeigen auch, dass zwar die Jahreskilometerleistung des im Haushalt vorhandenen Autos gering ist (zwischen 10.000 und 13.000 km), es sich jedoch um eher große Autos handelt (110 bis 122 PS). Die ostdeutschen Frauen nutzen auch das Auto. Bei den ostdeutschen Paaren ist jedoch nur ein Kleinwagen mit einer jährlichen Fahrleistung von ca. 10.000 km vorhanden. Energie Bei den befragten Frauen spielt Energie sparen eine vergleichsweise große Rolle. Sie kennen zahlreiche Energiespartricks und vor allem bringen sie Energie sparen auch mit Wasser sparen in Verbindung, auch Reduzierung des Warmwasser-Verbrauchs sowie Auffangen von Regenwasser zur Bewässerung werden in dem Zusammenhang genannt. Dies ist bei keinem anderen Typ der Fall. Auch die Konsumerfassungsbögen weisen darauf hin, dass im Vergleich zu anderen Typen mehr Wasserspareinrichtungen vorhanden sind. Es findet sich ein Hinweis in den Interviews, dass sich auch die Männer für das Thema Energie sparen verantwortlich fühlen: „Bei mir spielt das weniger eine Rolle, bei meinem Mann mehr. Mein Mann ermahnt uns immer... zum Beispiel, wenn unser Sohn zu viel duscht...“, (Ex-Kaufm. Angestellte). – 168 – Abfall Alle Befragten trennen ihren Müll, auch Biomüll wird meistens gesammelt, einige Frauen kompostieren auch selbst. Beim Thema Abfall ist erstaunlich, dass bei drei von den fünf Fällen von den Frauen angegeben wird, dass dafür (großteils) der Mann zuständig sei: „Das macht mein Mann.“, (Ex-Sekretärin). „Mein Mann spült die Sachen für die Gelbe Tonne aus.“, (Ex-Einzelhandelskauffrau). „Wir trennen das eimerweise, dafür ist mein Mann verantwortlich.“, (Schmuckgestalterin) Leider werden Gründe für diese Arbeitsteilung von den Befragten nicht angegeben. 5. Biographische Veränderungen: Beim Typ 9 ist der Eintritt in die Rente relevant für Konsumänderungen. Zum einen werden in Bezug auf das Geschlechtermodell/-beziehung, wie oben bereits beschrieben, Hausarbeiten teilweise zwischen den Geschlechtern neu verteilt, Tätigkeiten in einzelnen Handlungsfeldern eingeschränkt, aber auch ausgedehnt. Hierdurch werden teilweise lang eingespielte Routinen aufgebrochen: „Früher habe ich mehr Tiefkühlgemüse gekauft. Heute kaufe ich lieber Frischgemüse.“, (Ex-kaufm. Angestellte). Zum anderen wird die neu entstandene Freizeit mit Aktivität gefüllt. In den Interviews berichten einige Frauen, dass sich ihre Männer wieder neue Jobs gesucht haben, „Mein Mann geht auch noch was arbeiten, das ist dem hier sonst zu langweilig.“, (Ex-Einzelhandelskauffrau). Die meisten berichten von ständig neuen Aktivitäten, Tagesausflügen etc. In einem Interview wird wiederum die Relevanz von Kindern für ein höheres Umweltbewußtsein deutlich. Nach Produkten aus kontrolliert biologischem Anbau befragt, antwortet die 77-jährige ExSekretärin: „Vielleicht ist man in unserem Alter nicht mehr so kritisch, wir haben keine kleinen Kinder.“. Zusammenfassung der Geschlechtsunterschiede in den Orientierungen Da bei Typ 9 nur Frauen befragt wurden, sind hier wiederum Unterschiede bei den Orientierungen kaum feststellbar. Dennoch finden sich Hinweise in den Interviews und den Konsumerfassungen, dass die Frauen eine höhere Gesundheits-Orientierung aufweisen als die dazugehörigen Männer. Deutlich ist zudem die stärkere Auto-Orientierung bei den Männern, die befragten Frauen haben kaum Bezug zum Auto, da sie teilweise noch nicht einmal einen Führerschein haben. Typ 10: Die Privilegierten Beschreibung des Typs: 53-jährige Hausfrau, verheiratet mit Prokuristen, 4 Kinder, die nicht mehr zu Hause wohnen, 49-jährige Hausfrau, verheiratet mit Richter, 2 Töchter, die nicht mehr zu Hause wohnen, 55-jähriger Sportwissenschaftler, Dozent an der Hochschule, verheiratet mit Sportlehrerin, 3 Kinder, die nicht mehr zu Hause wohnen 58-jähriger Schulleiter, verheiratet, ein Sohn, der schon im Haus ist, sein Schwiegervater wird von seiner Frau im Haus gepflegt 38-jähriger selbständiger Rechtsanwalt, verheiratet mit Dolmetscherin für asiatische Sprachen, 4 Kinder (9, 8, 6 und 5 Jahre alt). 1. Geschlechterverhältnis (Zuständigkeiten/Handlungsbereiche): Mit einer Ausnahme handelt es sich um ältere Ehepaare, die jedoch mindestens zwei erwachsene Kinder haben. Die Frau ist fast ausschließlich für den Haushalt zuständig und hat auch früher die Kinderbetreu- – 169 – ung übernommen. Mit einer Ausnahme, bei der die Frau seit kurzem wieder halbtags arbeitet, waren die Frauen während der Ehe nicht berufstätig. Die Männer übernehmen einzelne Tätigkeiten, entweder das Vorbereiten der Mahlzeiten oder den Einkauf oder kochen manchmal am Wochenende. Nur bei dem Rechtsanwalt wird ein partnerschaftliches Geschlechterverhältnis angestrebt. Inanspruchnahme externer Dienstleistungen: Bei fast allen Haushalten ist eine Haushaltshilfe vorhanden, die vor allem für das Putzen zuständig ist. Bezüglich Liefer-Service äußern die Männer, dass sie das Konzept gut finden für eine bestimmte Zielgruppe: „Wenn man nicht gut zu Fuß ist oder nichts tragen kann, finde ich es gut.“, (Schulleiter). „Für den Berufstätigen ist es von Vorteil. Ich würde auch davon Gebrauch machen, wenn ich weiß, dass auch alles frisch ist. Es darf nicht stundenlang im Auto oder so herumliegen.“, (Rechtsanwalt). Die Frauen hingegen sind eher ablehnend: „Das mache ich nicht. Nur wenn wir Feste feiern, dann kommt ein Catering ins Haus.“, (53-jährige Hausfrau). „Höchstens wenn der Jäger mal Wild-Fleisch vorbeibringt. Ich halte nichts davon.“, (49-jährige Hausfrau). In diesen Aussagen scheint sich eher die Haltung wiederzuspiegeln, dass die Qualität von externen Service-Angeboten die eigenen Qualitätsansprüche nicht erfüllen kann. Dies müßte jedoch genauer untersucht werden. 2. Umweltorientierungen: Problemwahrnehmung: Mit Ausnahme des Rechtsanwaltes, der eine ausgeprägte Problemwahrnehmung aufweist, haben die befragten Frauen des Typs eine höhere Problemwahrnehmung als die Männer. Auch bei den Frauen der befragten Männer scheint die Problemwahrnehmung höher zu sein. Eine Ausnahme bildet hier wiederum der Rechtsanwalt, dessen Problembewußtsein in den Bereichen Ernährung und Mobilität ausgeprägt ist. Bei den beiden anderen befragten Männern wird das Problem des Umweltschutzes vor allem auf das Thema Mülltrennung reduziert. Der Hochschuldozent sagt z.B. zum Thema Umwelt: „Ich beschäftige mich mit den wenigsten Dingen diesbezüglich so konzentriert, dass ich damit irgendwie eine Lebenskonstruktion für mich herausziehe.“ Bei den befragten Frauen hingegen wird über die Mülltrennung hinaus z. B. im Bereich Mobilität, Waschen oder beim Kauf weißer Ware das Umweltproblem wahrgenommen. Handlungsbereitschaft: Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Handlungsbereitschaft: Mit Ausnahme des Rechtsanwaltes, der vor allem die Förderung von technischen Lösungen (Wasserstoffmotor, Solaranlagen) hervorhebt, zeigt sich bei den beiden anderen Männern eine geringe Wahrnehmung eigener Handlungsmöglichkeiten, die sich nur auf das Thema Mülltrennung und Abfall beziehen: „Wenn sie mal was zum Wegwerfen haben, es gibt keine Möglichkeit, die Papierkörbe sind immer voll. Das müßte man verbessern... Verpackung müßten weniger werden.“, (Hochschuldozent). „Ich empfinde es schon als relativ leicht, sich umweltfreundlich zu verhalten. Aber es müßte die Gewähr da sein, dass alle daran teilnehmen, dass über die Medien darauf hingewiesen wird, dass man so verfährt mit der Trennung.“, (Schulleiter). Die Frauen hingegen sehen Handlungsmöglichkeiten, die über die Mülltrennung (und dem Verhalten, das sie bereits praktizieren) hinausgehen, die sie aber, vor allem aus Bequemlichkeitsgründen, nicht umsetzen: „Ich könnte weniger Auto fahren, das wäre umweltgerechter. Aber es ist reine Bequemlichkeit... Ich könnte Verpackung bei Kosmetik sparen... Ich würde manche Produkte nicht kaufen, wenn ich wüßte, wie das vom ökologischen Standard aussieht.“, (53-jährige Hausfrau). „Ich könnte Wasser sparen. Bei der Vorwäsche. Aber was soll's.“, (49-jährige Hausfrau). Alle Befragten fordern zwar Handeln vom Staat, lediglich der Rechtsanwalt macht jedoch konkrete Vorschläge hinsichtlich der Förderung von Umwelttechniken, und auch die Frau des Prokuristen hat hier – 170 – konkretere Vorschläge, die sogar eine soziale Kompenente beinhalten: „Der Staat könnte umweltgerechtes Handeln fördern, arbeitslose Handwerker und Elektriker, die sollen sich um Solarenergie kümmern...“, (53-jährige Hausfrau). Technik- und Risikowahrnehmung: Mit Ausnahme des Hochschuldozenten zeigt sich bei den Männern eine weniger skeptische Einstellung als bei den befragten Frauen: „Ich bin da skeptisch. Generell sind ja alle Dinge, die auf mehr oder weniger konstruierter Ebene hergestellt sind, nicht unbedingt körperkonform.“, (Hochschuldozent). „Ich vermeide die Produkte. Aber wenn es Routine geworden ist, wird es sich nicht mehr vermeiden lassen. Wenn es dann auch kontrolliert werden kann, dann bin ich auch bereit, das Ganze bewußt zu konsumieren.“, (Rechtsanwalt). „Es ist eine Möglichkeit, vorhandene Gene so zu kreuzen, dass sie einen besseren Ertrag erbringen, z.B. eine kindskopfgroße Tomate oder so was. Warum sollte man das nicht machen.“, (Schulleiter). „Da bin ich sehr skeptisch, die würde ich auch nicht essen wollen. Ich weiß nicht wie die Folgen sind... Ich würde es auch meiner Familie nicht antun.“, (53-jährige Hausfrau). „Das Ganze verunsichert mich... Ich mag mehr die natürlichen Sachen.“, (49-jährige Hausfrau). 3. Alltagsorganisation: Verfügung über zeitliche und finanzielle Ressourcen: Die Frauen äußern sich zufrieden mit ihrer Situation, haben ausreichend Freizeit: „Ich habe eigentlich immer Freizeit, so lange ich das erledigt habe, was im Haushalt so anfällt.“, (49-jährige Hausfrau). Die befragten Frauen betonen auch, dass ihre Männer „pflegeleicht“, (53-jährige Hausfrau) sind. Beide befragten Männer ziehen, im Gegensatz zu den meisten anderen berufstätigen Befragten, keine klaren Grenzen zwischen Freizeit und ihrer Arbeit: „Ich unterscheide gar nicht zwischen Freizeit und Arbeit.“, (Hochschuldozent). „Ich kann meine Arbeit gut mit Freizeit verbinden.“, (Schulleiter). Einzig der Rechtsanwalt, der noch in der Familienphase ist und sich auch in seiner Familie engagiert, sagt, er habe wenig Freizeit. Er ist davon überzeugt: „Meine Frau hat etwas mehr Freizeit als ich.“ Dies scheint jedoch nicht wirklich so, sie ist lediglich diejenige, die, anders als er, zu Hause arbeitet. Die finanzielle Situation ist bei allen Befragten ausgesprochen gut. Eine Befragte berichtet: „Ich bekomme auch ein persönliches Taschengeld von meinem Mann auf ein eigenes Konto.“, (53-jährige Hausfrau). Kompetenz: Die befragten Männer sind, mit Ausnahme des Rechtsanwaltes, wenig alltagskompetent, weil sie die meisten Handlungsfelder vollkommen ihren Frauen oder ihrer Haushaltshilfe überlassen („Ich kaufe nur das, was meine Frau mir aufschreibt.“, Sportwissenschaftler). Sie wissen häufig nicht, welche Motive ihren Frauen in verschiedenen Handlungsfeldern wichtig sind. Die befragten Frauen hingegen zeigen Kompetenz in der Routinisierung und Rationalisierung der Hausarbeit. Insbesondere die Frau des Richters weist eine besondere Kompetenz auf, sich hochwertige Ware durch ein ausgeklügeltes Netz von Bekannten zu beschaffen. Handlungsroutinen: Der Tagesablauf ist stark durch die Arbeit des Mannes strukturiert, insbesondere durch die Zeiten seiner Heimkehr und das gemeinsame Essen. Den restlichen Tagesablauf haben sich die befragten Frauen stark strukturiert, so dass die Hausarbeit selbst nicht mehr viel Zeit einnimmt. – 171 – 4. Umweltverhalten in spezifischen Handlungsfeldern Ernährung/Kochen Bei den befragten Frauen wird nicht täglich gekocht, da die Männer mittags zum Essen nicht zu Hause sind. Für sich alleine kochen die Frauen nicht. Die Frau des Prokuristen bereitet sich mittags Fertigprodukte zu, abends gehen sie häufig essen oder aber sie kocht etwas Schnelles „viel Geduld habe ich nicht“. Nur wenn Gäste kommen, verbringen beide Frauen viel Zeit mir der Vorbereitung. Mit Ausnahme des Rechtsanwaltes, der selbst kocht und hierfür ca. zwei Stunden täglich aufwendet, kochen die beiden anderen Männer nicht. Der Hochschuldozent bereitet manchmal das zu, was seine Frau vorbereitet hat. Die Frauen der befragten Männer verbringen relativ viel Zeit mit dem Kochen, die Frau des Schulleiters, die ihrem pflegebedürftigen Vater täglich drei warme Mahlzeiten zubereiten muß, braucht hierfür sogar mehr als drei Stunden. Im Gegensatz zu den befragten Frauen und dem Rechtsanwalt ist den Männern frisches Gemüse nicht von großer Bedeutung. Die Herkunft und die Jahreszeiten spielt bei keinem Befragten eine herausragende Rolle. Dass es hierin allerdings noch Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu geben scheint, zeigt die Aussage des Schulleiters: „Mir ist das im Prinzip egal. Meine Frau vermeidet holländische Produkte.“ Die Vermeidung holländischer Produkte taucht auch bei der Frau des Richters und bei dem Rechtsanwalt auf. Der Rechtsanwalt und die Frau des Richters kaufen biologische Produkte im Bioladen oder biologische Produkte im Supermarkt (die Frau des Richters nennt Füllhorn bei Minimal). Die anderen befragten äußern sich eher ablehnend. Wieder ist es der Schulleiter, der seine eigene Indifferenz zu dem Thema gegen das Engagement seiner Frau stellt: „Meine Frau würde es sicherlich kaufen. Ich schaue da nicht drauf, ob es biologisch oder nicht biologisch ist.“ Hierin scheint es auch beim Typ 10 folglich Geschlechtsunterschiede zu geben. Der Fleischkonsum ist unterschiedlich, der Hochschuldozent, der Rechtsanwalt und die Frau des Richters essen wenig Fleisch, bei den beiden anderen hingegen wird viel Fleisch gegessen. Die Herkunft des Fleisches spielt wiederum bei genau den Befragten, die wenig Fleisch essen, eine große Rolle. Sie kaufen alle Fleisch direkt vom Erzeuger, die ihnen persönlich bekannt sind. Insbesondere der Rechtsanwalt betont hierbei auch die artgerechte Haltung: „Ich möchte wissen, dass mein Huhn ordentlich behandelt wurde.“ Geschlechtsspezifische Unterschiede sind hierin folglich nicht feststellbar. Convenience-Produkte werden, mit Ausnahme der Frau des Prokuristen, von allen Befragten deutlich abgelehnt: „Nicht nahrhaft, keine Vitamine, nicht anschaubar, verkocht, nicht gesund. Es geht schneller, dafür kommen auch die Magengeschwüre schneller.“, (Rechtsanwalt). „Wir haben nie zu irgendwelche Fertigsachen gegriffen.“, (Hochschuldozent). Die Frau des Prokuristen sagt: „Ich bin die Fangemeinde der Fertigprodukte.“, fügt jedoch rechtfertigend hinzu: „Das sind nur kleine Mengen... zu viele chemische Dinge, aber die kleine Menge, die ich einmal am Tag esse, da ist das nicht so schlimm.“ Dafür nimmt sie jeden Tag noch eine Vitamintablette. Die Befragten bekommen teilweise Wein geliefert. Ansonsten achten insbesondere die Frauen auf Mehrwegflaschen. „Säfte im Mehrweg wird ja kaum angeboten. Meine Frau ist da auch scharf dahinter.“, (Hochschuldozent). „Ich nehme das, was ich brauche, wenn es eine Pfandflasche ist, ist es gut, wenn es zum Recyceln ist, ist es auch gut.“, (Schulleiter). Hygiene Im Bereich Haushaltspflege haben die befragten Männer keine Kompetenzen, denn es sind ihre Frauen, die sich darum kümmern: „Das Putzen macht meine Frau. Sie achtet auf den ph-Wert und Umweltschutz ist wichtig. Meine Frau guckt da immer drauf beim Einkauf... Die ist da ganz streng in dieser Angelegen- – 172 – heit.“, (Hochschuldozent). „Ich kaufe nur das, was meine Frau mir aufschreibt.“, (Schulleiter) Auch beim Rechtsanwalt ist hierfür die Haushaltshilfe zuständig. Diese sei allerdings angewiesen, Froschprodukte zu benutzen. Die beiden Frauen kennen die Marke Frosch, allerdings ist sie für beide eine „Billigmarke“, (49-jährige Hausfrau). Die Frau des Prokuristen wendet Frosch aus diesem Grunde nicht an: „Der Frosch ist für mich gleichbedeutend mit Aldi, die No-Name-Sachen, die haben nicht die Gelder dazu, die Forschung voranzutreiben.“ Die Frau des Richters hingegen nutzt nur die billigsten Putzmittel, darunter auch Frosch. „Ich zerbreche mir nicht den Kopf.“ Umweltfreundlich ist für sie, wenig zu dosieren. „Außerdem muß man ja mit ein paar Bakterien noch leben können.“ Eine Zuschreibung dieser unterschiedlichen Orientierungen zu Geschlecht ist hierdurch kaum möglich. Waschen Auch das Waschen wird in allen Haushalten von den Frauen erledigt, beim Rechtsanwalt von der Haushaltshilfe. Hier wissen die Männer somit gar nicht Bescheid, sie wissen nichts über die benutzten Waschmittel, die Art der Wäsche oder die Mengenangaben hierzu konnten lediglich aus den Konsumerfassungen entnommen werden. Hier zeigt sich insbesondere, dass im Haushalt des Schulleiters sehr viel Wäsche anfällt, vor allem wird auch viel gekocht und mit Vorwäsche gewaschen. Anzunehmen ist hierbei, dass dies mit dem pflegebedürftigen Vater der Frau in Zusammenhang steht. Bei den beiden befragten Frauen wird die Kochwäsche nicht genutzt. Die Frau des Prokuristen benutzt Weichspüler, die Frau des Richters hingegen lehnt dies explizit ab: „Wegen der Umwelt.“ Dafür jedoch läuft bei ihr immer die Vorwäsche mit: „Die Wäsche wird doch sauberer. Man braucht zwar Wasser, aber was soll's.“ Einen Trockner lehnen beide ab, die Frau des Prokuristen begründet dies damit: „Kostet zu viel Strom.“ Bekleidung Spielt für fast alle Befragten eine große Rolle. „Das ist sehr wichtig. Wir sind viel mit Leuten zusammen und der erste Eindruck ist der wichtigste.“, (Rechtsanwalt). „Ich bewege mich viel in der Öffentlichkeit und muß deshalb immer korrekt angezogen sein.“, (Schulleiter). „Darauf achte ich, das ist für mich sehr wichtig. Ich muß für mich meinen Stil finden, aber in der modischen Richtung.“, (53-jährige Hausfrau). Die Preisbereitschaft ist dafür bei allen Befragten sehr hoch, sie bevorzugen auch exklusive Anbieter („feine, ordentliche Boutique“, Rechtsanwalt, „qualitativ hochwertige Geschäfte“, Hochschuldozent). die sie persönlich kennen: „Ich kaufe, wo man mich kennt. Und die wissen genau, hat er zugenommen oder nicht... In der Regel bin ich in einer Viertelstunde fertig.“, (Schulleiter). „Man kennt mich in der Boutique, man sagt mir, was neu ist und danach kaufe ich.“, (Rechtsanwalt). “Ich kaufe bei einer Bekannten, die einen noblen Kleider-Laden hat. Ich rufe vorher dort an, bekomme dann etwas zusammengestellt, das probiere ich dann. Das ist eine Affäre von ca. einer halben Stunde.“, (49-jährige Hausfrau). Das Etikett interessiert die Männer des Typs nicht, denn die Geschäfte, in denen sie kaufen, bzw. die Marken, die gekauft werden, bürgen für Qualität. Es zählt allerhöchstens noch die Haptik, aber das Material oder die Waschanleitung ist nicht von Interesse. Die Frauen allerdings schauen auf das Etikett, wichtig ist ihnen wieder das Material, aber auch, ob man es reinigen muß. Auch der Hochschuldozent, der sich viele Kleidungsstücke von seiner Frau kaufen läßt („Meine Frau hat da einen sehr guten Zugriff“), berichtet davon, dass seine Frau auf das Etikett sowie die Qualität achtet („Meine Frau hat da einen Blick dafür.“). Second-Hand wird sowohl von den Männern als auch von den Frauen deutlich abgelehnt: „Ich würde das nicht kaufen, weil das vorher schon mal angezogen war und ich weiß nicht, wer das vorher angehabt hat.“, (Schulleiter). „Ich würde keine Klamotten tragen, die sonst jemand getragen hat.“, (53-jährige Hausfrau). – 173 – Die im Vergleich zu anderen Typen relativ geringen Geschlechtsunterschiede in diesem Bereich sind zunächst erstaunlich. Mobilität Das Auto hat für alle männlichen Befragten eine hohe Bedeutung, die sogar noch über den Spaß am Auto fahren hinaus geht, denn mit dem Auto wird auch Status symbolisiert. Am deutlichsten drückt dies der Rechtsanwalt aus: „Das Auto ist mein Auto, mein Besitz. Ich kann damit fahren, wann immer ich will und wer mich kommen sieht damit, der weiß, dass ich ein erfolgreicher Mensch bin. Der vertraut mir dann auch, das ist wichtig in meinem Beruf.“ Der Hochschuldozent sagt: „Ich fahre seit ca. 20 Jahren Mercedes. Da merkt man schon einen Unterschied.“ Der Schulleiter hat einen Wagen mit 200 PS und zudem noch einen Oldtimer, für den er viel Geld ausgibt und mit dem er Touren macht: „Wenn die Autobahn frei ist, macht es Spaß oder so am frühen Morgen oder in die Nacht hinein, wenn man seine Ruhe hat.“ Mit Ausnahme des Rechtsanwaltes, dessen Frau ein eigenes Auto fährt, haben die Frauen der befragten Männer kein eigenes Auto und nutzen das gemeinsame Auto, das von den Männern eher als ihr Auto angesehen wird („Ich fahre... Mercedes.“), deutlich seltener als die Männer. Die beiden befragten Frauen verfügen über ein eigenes Auto. Für die Frau des Prokuristen ist es sehr wichtig: „Ich bin seit Jahren nicht mehr U-Bahn gefahren, ich nutze nur das Auto.“ Die Frau des Richters hingegen meint: „Ich habe keinerlei Gefühl zum Auto. Ich fahre, aber ich kann nicht sagen, dass ich leidenschaftlich gerne fahre.“ Sie fährt allerdings einen 12 Jahre alten VW-Käfer ohne Katalysator, der viel Steuern kostet. Dementsprechend ist anzunehmen, dass das Auto selbst für sie schon ein Liebhaberstück darstellt. Runderneuerte Reifen werden von allen Befragten deutlich abgelehnt. Allerdings argumentieren die Männer und die Frauen hier unterschiedlich. Die Männer heben eher den Qualitätsaspekt neuer Reifen hervor: „Für ein großes Auto und eine höhere Geschwindigkeit verlange ich einen Markenreifen.“, (Schulleiter). „Kommt für mich nicht infrage. Ich bin viel mit dem Auto unterwegs, ich brauche einen Eins-A-Reifen.“, (Rechtsanwalt). „Nie gemacht, die müssen qualitativ hochwertig sein.“, (Hochschuldozent). Die Frauen hingegen argumentieren mit der Sicherheit: „Nein, weil es mir keine Sicherheit gibt, ich muß 100-prozentige Sicherheit haben.“, (53-jährige Hausfrau). „Ich würde sie nicht kaufen, ein neuer Reifen bietet doch mehr Sicherheit.“, (49-jährige Hausfrau). Ebenso wird das Car Sharing von allen Befragten abgelehnt, Männer und Frauen argumentieren hier über die Wichtigkeit des eigenen Besitzes: „Es ist mir lieber, wenn ich mein eigenes Auto habe.“, (Schulleiter). „Das Auto ist mein Auto, mein Besitz.“, (Rechtsanwalt). Die Intimität, die mit dem Auto verbunden wird, aber auch die Abgrenzung, die dadurch von anderen erreicht werden kann, wird besonders schön in den Zitaten der befragten Frauen deutlich: „Ich bin da eigen. Ich habe auch meine eigene Zahnbürste, dann will ich auch mein eigenes Auto haben.“, (49-jährige Hausfrau). „In mein Auto käme niemand rein, ich wollte auch nicht in einem Auto sitzen, wo ich weiß, da hat vorher die Frau Müller drin gesessen.“, (53jährige Hausfrau). Energie Energie sparen spielt für alle Befragten eine Rolle. Besonders Maßnahmen der Wärmeisolierung am eigenen Haus sind von allen durchgeführt worden. Die Frau des Prokuristen berichtet davon, dass sie Solarzellen für ihr Dach anschaffen wollen, auch der Rechtsanwalt möchte sich hierüber noch näher erkundigen. Bei den meisten sind Energiesparlampen vorhanden, energiesparende Geräte sind ebenso bei den meisten ein Thema. Umgekehrt sind Konsumausstattungen vorhanden, die den Energiebedarf deutlich in die Höhe gehen lassen, z.B. vollklimatisierter Weinkeller, Gartenbeleuchtung, Sauna. – 174 – Geschlechtsspezifische Differenzen sind allerdings nicht erkennbar. Abfall Bei den Befragten wird der Müll nach gelbem Punkt, Papier, Glas und Restmüll getrennt. Der Bio-Müll wird teilweise abgelehnt, insbesondere von den Frauen: „Da habe ich ja wieder eine Tonne, das ist nicht meine Vorstellung von Garten.“, (53-jährige Hausfrau). Außer in der Familie des Rechtsanwaltes gibt es in den Interviews Hinweise darauf, dass für die Mülltrennung nur die Frauen zuständig sind. Beide befragten Frauen reden bei diesem Thema in der Ich-Form. Der Hochschuldozent betont zwar: „Das ist ein tägliches Ritual geworden, das ist überhaupt kein Problem.“, sagt jedoch auf die Frage, was beim Müll trennen lästig wäre: „Für mich wäre es nicht lästig.“. Dies deutet darauf hin, dass es seine Frau ist, die den Müll trennt. 5. Biographische Veränderungen: Bei Typ 10 zeigt sich wiederum der Einfluß der Kinder auf das Konsumverhalten. Während es beim Rechtsanwalt eher die besondere Sensibilität kleinerer Kinder ist, scheint es bei den anderen Befragten, vor allem den Frauen, eher das Verlassen des Elternhauses der Kinder, das sich auf das Konsumverhalten auswirkt. Der Rechtsanwalt beschreibt in vielfacher Weise die Relevanz der Kinder für nachhaltigere Verhaltensweisen. Zum Thema Auswahlkriterien beim Spielzeugkauf z.B. nennt er: „Dass es für die Kinder gemacht ist. Diese Materialien sollten nicht schädlich sein. Dass sie umweltfreundlich sind, dass keine Lösungsmittel drin sind... Ich zahle gerne das Doppelte, wenn es meinen Kindern nicht schadet...“ Bei diesem Thema zeigt sich auch der große Informationsbedarf, der bei ihm besteht: „Ich lese mir durch, wie es hergestellt ist und ob es recyclebar ist. Die meisten Markenprodukte sind das auch. Wichtig ist, woraus es gemacht ist. Ich lese immer die Verpackung durch, bevor ich es kaufe.“ In Bezug auf Produkte aus kontrolliert biologischem Anbau erzählt auch er wieder: „Seit die Kinder da sind, achten wir da viel mehr drauf. Als ich Student war, war das eher unwichtig.“ Über die Kinder werden auch Kontakte geknüpft: „Wir wohnen auf dem Land. Die anderen Familien hier haben ebenfalls Kinder, die Kinder sorgen dann immer für Kontakte.“ Bei dem Rechtsanwalt zeigt sich in besonderer Weise, wie durch die Kinder sein Verantwortungsgefühl in Bezug auf die Zukunft beeinflußt wird: „Deine Kinder wachsen auf, nach Dir kommen auch noch Generationen. Du hast eine gewisse Verantwortung und ein gewisses allgemeines Interesse sollte da sein.“ Dies zeigt sich bei ihm auch in einer besonderen Empathie für andere Kinder: „Wir fördern UNICEF, weil wir auch selber Kinder haben.“ In Bezug auf die eigene Zukunft mit den Kindern im Haushalt äußert er: „Im Moment läuft alles sehr gut. Ich habe nur manchmal Angst, wenn meine Kinder in die Pubertät kommen, dass der ganze Haushalt durcheinander kommt.“ Der Rechtsanwalt spezifiziert seine Befürchtungen zwar nicht, in der Aussage zeigt sich jedoch der Einfluß, den Kinder auf die Haushaltsorganisation haben können, insbesondere, wenn sie eigene Persönlichkeiten ausbilden wie in der Pubertät. Bei den anderen Befragten deutet sich in kleineren Hinweisen die Bedeutung des Verlassens des Elternhauses der Kinder an. Der Hochschuldozent erzählt z.B.: „Energie sparen hat bei uns schon Bedeutung gehabt, als die Kinder noch im Haus waren.“ und deutet damit an, dass seither die finanziellen Möglichkeiten wieder größer geworden sind. Die Frau des Prokuristen berichtet, dass sie früher, als die Kinder noch im Haus waren, täglich gekocht hat. Heute hingegen zählt sie sich zur „Fangemeinde“ der Fertigprodukte. Bei der Frau des Schulleiters zeigt sich zudem, dass die Betreuung eines pflegebedürftigen Menschen im eigenen Haushalt sehr gravierende Auswirkungen auf die Alltagsorganisation und die zur Verfügung – 175 – stehenden zeitlichen Ressourcen hat. So berichtet der Schulleiter, dass er mit seiner Frau nur noch selten abends weggeht, zudem verbringt sie mehr als drei Stunden täglich damit, ihrem Vater etwas Besonderes zum Essen zu kochen. Von der weiteren Zeit, die die Pflege in Anspruch nimmt, erzählt der Schulleiter nichts, da er auch selten zu Hause ist, bekommt er davon offenbar auch kaum etwas mit. Der hohe Wäscheanfall, vor allem auch Kochwäsche, sowie die Raumtemperatur von 24 Grad, die sich in der Konsumerfassung zeigen, könnten auch durch die Pflegebedürftigkeit des Vaters bedingt sein. Zusammenfassung der Geschlechtsunterschiede in den Orientierungen Die insgesamt eher geringe Umweltorientierung des Typs zeigt sich bei den Frauen etwas stärker ausgeprägt als bei den befragten Männern. Die Männer sind deutlich mehr technik- und autoorientiert, die Frauen zeigen beim Auto eine stärkere Sicherheits-Orientierung. Die befragten Männer weisen auch kaum Gesundheitsorientierung auf, diese ist bei den befragten Frauen immerhin in Teilbereichen ausgeprägt. Die für diesen Typ charakteristische Status- und Distinktions-Orientierung zeigt jedoch keine geschlechtsspezifischen Unterschiede.