• schliesslich erhalten wir für den Wirkungsgrad T2 Qab =1− =1− η =1− Qzu T1 4.3.8 Va Vb γ Entropie • Für die Arbeit δW hatten wir für eine reversible Zustandsänderung beim idealen Gas gefunden: δWrev = −pdV . • Gibt es einen analogen Ausdruck für δQrev ? Das heisst, gibt es eine Zustandsgrösse analog zu dV ? • Wir können eine solche definieren: dS := dQTrev . Dies ist die Definition der Entropie S, die eine Zustandsgrösse wie Temperatur, Druck und Volumen ist. • Da sie nur vom Zustand abhängig ist, muss eine Änderung unabhängig vom Weg sein. • Betrachten wir jetzt das System und seine Umgebung, so entspricht bei reversibler Prozessführung die Entropieänderung des Systems genau der negativen Entropieänderung der Umgebung. • Ein Beispiel wäre die isotherme Expansion eines Gases gegen den Druck p auf das doppelte Volumen. • Denselben Prozess können wir im Prinzip irreversibel durchführen: Wir betrachten einen Behälter, der in zwei Hälften getrennt ist, wobei sich in der einen Hälfte ein Gas unter dem Druck p befindet. Entfernen wir jetzt die Trennwand, so wird sich das Gas im gesamten Behälter ausbreiten. • Die Entropieänderung des Systems ist die gleiche wie bei der isotherme Expansion, jedoch haben wir jetzt keine Entropieänderung in der Umgebung. 101 • Damit hat sich die Gesamtentropie von System und Umgebung erhöht, man spricht von einem irreversiblen Prozess. • Betrachten wir System und Umgebung als neues Gesamtsystem, so sprechen wir von einem abgeschlossenen System. Ein abgschlossenes System tauscht mit der Umgebung weder Wärme noch Arbeit noch Stoff aus. In einem abgeschlossenen System können nur freiwillige Prozesse ablaufen, da wir keine Möglichkeit haben, von aussen auf das System einzuwirken. • Wie alle anderen Zustandsgrössen hat auch die Entropie einen Bezug zu mikroskopischen Grössen: Sie ist gleich dem Logarithmus der Zahl der möglichen Mikrozustände des Systems, multipliziert mit der Boltzmann-Konstante: S = k ln Ω. Ein einfaches Beispiel soll dies verdeutlichen: 4.3.9 Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik • Vom zweiten Hauptsatz der Thermodynamik existieren viele Formulierungen, die jedoch alle äquivalent sind. • 1. Formulierung: Alle Prozesse in der Natur in abgeschlossenen Systemen lassen die Entropie konstant (reversible Prozesse) bzw. führen zu einer Entropieerhöhung (irreversible Prozesse). • 2. Formulierung: Es gibt keine periodisch arbeitende Maschine, die nichts anderes macht, als Wärme vollständig in Arbeit umzuwandeln (Perpetuum Mobile 2. Art) • Salopp formuliert, bleibt in abgeschlossenen Systemen die Ordnung konstant oder nimmt ab. 102 4.4 4.4.1 Thermodynamische Eigenschaften von Stoffen Thermische Ausdehnung • Zur Erklärung der thermischen Ausdehnung kommen wir auf das Potential zwischen den Atomen/Molekülen in einem Festörper oder in einer Flüssigkeit zurück. Die kinetische Energie der Teilchen äussert sich hier in einer Schwingung um die Ruhelage in diesem Potential. Wir hatten gesehen, dass das Potential asymmetrisch ist. 0.1 0.0 eigrenE elleitnetoP -0.1 -0.2 -0.3 1.0 1.5 2.0 2.5 Abstand • Demzufolge verschiebt sich der mittlere Aufenthaltsort der Teilchen zu grösseren Abständen, je grösser die mittlere kinetische Energie der Teilchen ist. Experimentell beobachtet man bei Festkörpern folgende Zusammenhänge: • l = l0 (1 + α∆T ) • V = V0 (1 + γ∆T ) • wobei der letztere Zusammenhang auch bei Flüssigkeiten gefunden wird. 103 4.4.2 Wärmetransport • Wir unterscheiden drei Mechanismen des Wärmetransports: Wärmestrahlung, Wärmeleitung und Konvektion. Bei der Wärmestrahlung handelt es sich um eine elektromagnetische Welle, die wir erst später genauer betrachten wollen. Hier soll nur erwähnt werden, dass dieser Transport von Wärmeenergie nicht an das Vorhandensein eines Stoffes gebunden ist, sondern auch im Vakuum funktioniert. • Dagegen die Wärmeleitung und die Konvektion stets einen Stoff gebunden. Bei der Wärmeleitung wird die Wärme durch gegenseitige Wechselwirkung der Atome/Moleküle bzw. Elektronen eines Stoffs weitergeleitet. Betrachtet man die Wärmeleitung über einen Stab, so ist die je Zeiteinheit transportierte Wärme proportional zur Querschnittsfläche und zur Temperaturdifferenz an den Enden des Stabes sowie indirekt = λA∆T , wobei die Proportianalitätskonproportional zur Länge: δQ dt l stante λ als Wärmeleitzahl bezeichnet wird. • Die Konvektion ist mit einem Stofftransport verbunden und tritt nur in Flüssigkeiten und Gasen auf. 4.4.3 Stoffgemische • Stoffgemische hatten wir bereits bei der Mischung idealer Gase kennengelernt. Auch bei Flüssigkeiten und Festkörpern können verschiedene Stoffe (also solche, die aus verschiedenen Atom/Molekülsorten bestehen) gemischt werden. Man spricht in diesem Fall von Lösungen (auch bei Festkörpern). Wir wollen uns nur auf flüssige Lösungen beschränken, da diese in der Biologie eine herausragende Rolle spielen. Alle Zellbestandteile sowie der intrazelluläre Raum sind in der Regel mit einer wässrigen Flüssigkeit gefüllt, in der die verschiedensten Stoffe gelöst sind. Stoffwechsel bedeutet nichts anderes als einen Transport und eine (chemische) Umwandlung dieser Stoffe. 104 • Je nachdem, in welcher Art ein Stoff in einer Flüssigkeit enthalten ist, spricht man von einer Lösung, einem kolloidalen System oder einer Dispersion. Bei einer Lösung sind die Moleküle des gelösten Stoffes vollständig von Lösungsmittelmolekülen umgeben. Bei kolloidalen Systemen und Dispersionen sind kleine Tropfen oder Körner des Stoffs in der Lösung enthalten, es gibt also eine Grenzfläche. Sind die Teilchen sehr klein (102 bis 1010 Atome/Moleküle), so spricht man von Kolloiden, bei noch grösseren Teilchen von Dispersionen. Viele Transportprozesse in der Zelle sind mit der Bewegung kolloidaler Teilchen, der Vesikel oder Mizellen, verbunden. Konzentrationsmasse • Zur Angabe der Konzentration eines Stoffes, der in einem Lösungsmittel gelöst ist, sind verschiedene Masse gebräuchlich: • Stoffmengenkonzentration (auch Molarität): c = Volumen der Lösung mit dem gelösten Stoff ist • Molalität: b = net n , mLM n , VLsg wobei VLsg das wobei mLM die Masse des Lösungsmittels bezeich- • Massenkonzentration: β = m VLsg • Daneben sind noch der Molenbruch, der Gewichts- sowie der Volumenanteil als dimensionslose Konzentrationsmasse üblich Henry-Daltonsches Gesetz • Das Henry-Daltonsche Gesetz besagt, dass die Konzentration eines gelösten Gases proportional zu seinem Partialdruck über der Lösung ist. Diffusion 105 • Unter Diffusion verstehen wir die im Mittel gerichtete Bewegung von gelösten Teilchen, die zu einer (irreversiblen) Gleichverteilung im Lösungsmittel führt. Betrachten wir analog zur Wärmeleitung ein Rohr mit dem Querschnitt A, in dem sich eine Lösung befindet, die an den Enden unterschiedliche Konzentrationen aufweist. Die je Zeiteinheit transportierte Stoffmenge ist dann proportional zum Querschnitt und zur Konzentrationsdifferenz und indirekt proportional zur Länge: • = −DA ∆C oder, wenn wird sehr kleine Abschnitte dx des Rohres l dc dn . Dies ist das 1. Ficksche Gesetz. Ableitunbetrachten, dt = −DA dx gen physikalischer Grössen nach dem Ort nennt man Gradienten. Die Proportionalitätskonstante D nennt man Diffusionskoeffizienten. dn dt • Die Diffusion ist von herausragender Bedeutung beim Stoffwechsel, da sie sicherstellt, dass Stoffe, die am Stoffwechsel beteiligt sind, vom Ort hoher Konzentration zum Ort kleiner Konzentration transportiert werden. Osmose • Trennen wir zwei Flüssigkeitsvolumina durch eine poröse Wand, die für die Teilchen des Lösungsmittels durchlässig, für die Teilchen des gelösten Stoffes jedoch undurchlässig ist (eine halbdurchlässige Membran), so wird bei unterschiedlicher Konzentration beidseits der Membran der Konzentrationsausgleich mit einem Transport des Lösungsmittels durch die Membran verbunden sein. • Dieser Prozess wird Osmose genannt. • Wie wir gelernt haben, ist zum Transport einer Flüssigkeit durch Röhren eine Druckdifferenz notwendig. Der Druck, der durch die Osmose entsteht, wird osmotischer Druck genannt, und kann für kleine Konzantrationen durch das van’t Hoffsche Gesetz beschrieben werden: pOsm VLsg = nStof f RT 106 oder pOsm = cRT . • Offensichtlich ist der Druck nur von der Konzentration und nicht von der Art des gelösten Stoffes abhängig. 4.4.4 Phasenübergänge Umwandlungswärmen und Phasengleichgewichte • Führen wir einem Festkörper Wärme zu, so kann die Erhöhung der kinetischen Energie der Teilchen dazu führen, dass sie stärker als die Wechselwirkungsenergie zwischen den Teilchen wird. • Der Festkörper geht in den flüssigen Aggregatzustand über. • Führen wir weiter Energie zu, so kann die Flüssigkeit verdampfen, bis wir beim gasförmigen Zustand angelangt sind. Der Druck der Gasphase wird Dampfdruck genannt. • Ist der Körper teilweise geschmolzen, gibt es eine Grenzfläche (die evtl. eine sehr komplizierte Form hat), die den Festkörper von der Flüssigkeit trennt. • Man sagt, die Grenzfläche trennt die beiden Phasen. • So lange beide Phasen koexistieren, wird eine konstante Temperatur beobachtet. Die Wärmezufuhr führt also nicht zu einer Temperaturerhöhunng, sondern dazu, dass weitere Teilchen den starren Verbund im Festkörper verlassen. • Man nennt die Wärme, die dabei zu- oder abgeführt werden muss, Umwandlungswärme oder latente Wärme. Bezieht man sie auf die Stoffemenge eines Stoffes, so spricht man von der molaren Umwandlungswärme (z.B. molare Schmelzwärme von Eis ist die Wärmemenge, die benötigt wird, um ein mol Eis zu Schmelzen). 107 • Die Existenzgebiete von Phasen und die Koexistenzlinien kann man in Phasendiagrammen veranschaulichen. Offensichtlich sind, wenn wir die Koexistenz mehrerer Phasen im Gleichgewicht vorliegen haben, nicht mehr alle Zustandsgrössen frei wählbar. Bei einem bestimmten Temperatur ist zum Beispiel der Druck festgelegt, wenn wir die Phasen flüssig/gasförmig gleichzeitig vorliegen haben. Es gilt die Gibbssche Phasenregel: • f =k−p+2 • hierbei ist f die Zahl der Freiheitsgrade, k die Zahl der Komponenten (das sind die verschiedenen Stoffe bei einem Gemisch) und p die Zahl der Phasen. Wir wollen das am Beispiel des Tripelpunktes des Wassers ausrechnen: k = 1, da wir nur Wasser haben, p = 3, da am Tripelpunkt die Phasen fest, flüssig und gasförmig im Gleichgewicht stehen. Damit erhalten wir f = 0. Das heisst, alle Zustandsgrössen sind festgelegt! Damit auch die Temperatur, und darauf beruht die Definition des Kelvin: Es ist der 273.15te Teil der absoluten Temperatur des Tripelpunktes des Wassers. 108 • Eine quantitative Beschreibung der Koexistenz-Kurven zweier Phasen im p − T − Phasendiagramm erlaubt die Clausius-Clapeyronsche Gleichung: • dp dT = δQU T (Va −Vb ) • Die Grösse δQU ist dabei die Umwandlungswärme, und Va und Vb sind die Volumina des Stoffs in beiden Phasen. • Schön wird die Anomalie des Wassers deutlich: Die Koexistenzkurve zwischen fest und flüssig hat einen negativen Anstieg, also muss das Volumen der festen Phase grösser sein als das der flüssigen. Die Kurve (3) ist die Dampfdruckkurve, sie beschreibt den Druck und damit auch den Druck der gasförmigen Phase. Der Siedepunkt des Wassers ist jetzt diejenige Temperatur, bei der der Dampfdruck gleich dem Aussendruck ist. Wenn wir ein offenes Gefäss mit Wasser irgendwo stehen haben, so ist das stets ein Nichtgleichgewichts-System! Das sieht man daran, dass das Wasser nach und nach verschwindet. Dampfdruckerniedrigung, Siedepunktserhöhung und Gefrierpunktserniedrigung 109 • Lösungen haben in der Regel einen niedrigeren Dampfdruck als das reine Lösungsmittel. Wir können uns das so vorstellen, dass an der Grenzfläche zwischen den beiden Phasen flüssig und gasförmig die Zahl der Moleküle, die in die Gasphase übertreten können, kleiner wird. Da wir in der Gasphase jedoch nur Moleküle des Lösungsmittels haben, ist die Zahl der Moleküle, die wieder in die flüssige Phase übergehen können, gleich geblieben. Eine Dampfdruckerniedrigung führt natürlich (siehe oben) zu einer Siedepunktserhöhung. Experimentell wurde gefunden, dass die Änderung des Siedepuktes proportional zur Molalität b des gelösten Stoffes ist: • ∆Tsied = TLsg − TLM = Ab • Die Konstante A nennt man ebullioskopische Konstante. • Auch beim Übergang zwischen flüssiger und fester Phase kommt es zu einer Temperaturverschiebung des Gefrierpunktes. Dieser wird jedoch bei einer Lösung herabgesetzt. Der Zusammenhang ist ähnlich wie bei der Siedepunktserhöhung: • ∆Tschm = TLsg − TLM = −Bb • B ist die kryoskopische Konstante. 110 5 Elektrizitätslehre • Die Elektrizitätslehre beschäftigt sich mit allen Effekten, die mit der grundlegenden Wechselwirkungskraft zwischen Ladungen sowie mit der Bewegung von Ladungen und der speziellen Relativitätstheorie im Zusammenhang stehen. • Wir werden sehen, dass grundlegende Konzepte wie das Vorhandensein von Kräften, Energieerhaltung usw. auch in der E-Lehre Geltung behalten. • Man kann sagen, dass die elektrische Kraft die für chemische und biologische Prozesse wichtigste Wechselwirkung ist. 5.1 Elektrostatik • Die Elektrostatik beschäftigt sich mit den Effekten, die mit ruhenden Ladungen im Zusammenhang stehen. 5.1.1 Die elektrische Ladung • Vom Vorhandensein elektrischer Ladung erhalten wir nur durch deren Wirkung Kenntnis: Durch eine Kraft, die sie auf andere Ladungen ausüben. Also im Prinzip so ähnlich wie bei der Gravitation, bei der wir eine Kraft zwischen zwei Massen (man spricht auch von GravitationsLadung) beobachtet hatten. Während wir aber die Masse recht leicht durch Vergleich mit dem Kilogramm messen konnten, ist das mit der Ladung nicht so einfach. Wir werden noch sehen, wie wir Ladungen messen können. • Die Kraft kann dabei anziehend und abstossend sein, also hat Ladung offensichtlich ein Vorzeichen: Es gibt positive und negative Ladung (im Gegensatz zu Massen, die immer positiv sind). Experimentell 111 wurde im Vakuum folgendes Kraftgesetz gefunden q1 q2~er F~C ∝ r2 1 • und die Proportionalitätskonstante ist 4πε . Die elektrostatische Kraft 0 wird zu des französischen Physikers Charles Augustin de Coulomb (1736–1806) auch Coulomb-Kraft genannt, und die Einheit der Ladung q ist das Coulomb C = As (in SI-Einheiten). ε0 ist die Dielektrizitätskonstante mit dem Wert 8,854 · 10−12 F/m • Wir sehen, dass die Kraft bei gleichem Vorzeichen der beiden Ladungen in Richtung des Abstandsvektors zeigt, also abstossend ist. • Weiterhin ist das Vorhandensein einer Ladung an Masse m gebunden. • Durch experimentelle Untersuchung des Quotienten mq wurde ausserdem gefunden, dass es eine kleinste Ladung gibt, die Elementarladung e = 1.602 × 10−19 C. Auch hier verhält sich die Masse anders. Wie wir später noch genauer betrachten werden, ist die Elementarladung mit der Ladung der Grundbausteine der Materie, der Elementarteilchen verknüpft. Dabei trägt das Elektron eine negative Elementarladung und das Proton eine positive Elementarladung. • Ladung kann ausserdem weder erzeugt noch vernichtet werden, die Gesamtladung eines Systems ist eine Erhaltungsgrösse! • Betrachten wir ausgedehnte Körper, so können wir die Raumladungsdichte %C = dq/dV , die Flächenladungsdichte σC = dq/dA sowie die Linienladungsdichte λC = dq/dl definieren. • Der Ladungsmittelpunkt ist analog dem Schwerpunkt gegeben durch R ~rS = ~ ~r%C (r)dV R %C dV 112 5.1.2 Das elektrische Feld • Betrachten wir die Coulomb-Kraft auf eine Probeladung q und denken uns die Kraft als hervorgerufen durch eine zweite Ladung q0 : • F~C = 1 qq0 ~e , 4πε0 r2 r • so können wir diese Kraft durch die Probeladung teilen: F~C 1 q0 = ~er q 4πε0 r2 ~ = F~C /q. Wie • Dies ist die Definition der elektrischen Feldstärke: E wir noch sehen werden, ist dies eine sehr nützliche Definition, da sie erlaubt, auf einfache Art Kräfte auf Ladungen zu erfassen. Man kann auch sagen, dass eine Ladung ein elektrisches Feld erzeugt. • Kraft auf Probeladung im elektrischen Feld ist demnach: ~ F~ = Eq • Die elektrische Feldstärke ist ein Vektor. Zur graphischen Veranschaulichung von Feldern allgemein verwendet man oft Feldlinien. Die Richtungen der Tangenten an die Feldlinien zeigen in jedem Punkt die Richtung der Feldstärke an. Der Betrag wird durch die Flächendichte der Feldlinien durch eine Fläche, die senkrecht auf diesen steht, symbolisiert. Die Feldlinien einer einzelnen Punktladung zeigen radial von der Ladung weg oder zu ihr hin. 113 114 • Eine Fläche, die senkrecht zu Linien ist, die alle von einem Punkt ausgehen, ist eine Kugel. Die Oberfläche einer Kugel wächst mit dem Quadrat des Radius’. Das Bild der Feldlinien führt also sofort auf die Abstandsabhängigkeit der Feldstärke: ~ ∝ 1 E r2 • Für das elektrische Feld gilt das Superpositionsprinzip: Elektrische Felder können (vektoriell) addiert werden. • Beispiel: elektrisches Feld zweier Punktladungen Das elektrische Feld einer kontinuierlichen Ladungsverteilung • Eine kontinuierliche Ladungsverteilung kann durch eine Ladungsdichte beschrieben werden: • Für das elektrische Feld einer Ladungsverteilung gilt demnach: ~ r) = E(~ 1 4πε0 Z V ~ ~ ~r − R dV %C (R) ~ 3 |~r − R| • Beispiel: geladener Ring 5.1.3 Der elektrische Dipol • Der elementare elektrische Dipol besteht aus zwei Punktladungen gleichen Betrages, aber entgegengesetzten Vorzeichens, die den Abstand d zueinander haben. • Das elektrische Dipolmoment ist definiert als µ ~ := qd~eq1 q2 • Die Richtung des Dipolmomentes ist durch den Verbindungsvektor der beiden Punktladungen gegeben, sein Betrag durch deren Abstand 115 • Man kann jedoch für jede Ladungsverteilung ein Dipolmoment festlegen, indem man die Ladungsmittelpunkte aller positiven sowie aller negativen Ladungen betrachtet. Wie wir noch sehen werden, fallen für Atome ohne den Einfluss eines äusseren Feldes diese Ladungsmittelpunkte zusammen, so dass Atome kein permanentes Dipolmoment besitzen. Das elektrische Feld des Dipols folgt aus der vektoriellen Addition der Felder der Einzelladungen. • Das elektrische Feld des Dipols ist für r d: ~ r) = E(~ µ 3(~eµ · ~er )~er − ~eµ 4πε0 r3 • Wichtig ist die 1/r3 -Abhängigkeit der el. Feldstärke des Dipols. • Da für die Gesamtladung eines Dipols qtot = 0 gilt, wirkt auf ihn keine resultierende Kraft im homogenen el. Feld. 116 • Allerdings wirkt auf den Dipol im el. Feld ein Drehmoment: ~ =µ ~ M ~ ×E • Ein frei drehbarer Dipol wird sich also so lange drehen, bis das Dipolmoment parallel zum Feld ausgerichtet ist. Dann verschwindet das Drehmoment. 5.1.4 Der elektrische Fluss und Gauss’sches Gesetz • Das Integral Z ~ A ~ Ed ΦE = A bezeichnet man als elektrischen Fluss. Anschaulich ist dies die Gesamt~ tretenden Feldlinien. zahl der durch eine Fläche A • Das Gausssche Gesetz besagt, dass dieses Integral, wenn es sich über eine geschlossene Oberfläche erstreckt, gleich der von der Oberfläche umschlossenen Gesamtladung, geteilt durch ε0 ist: I ~ A ~ = qtot Ed ε0 • Herleitung aus dem Coulomb-Gesetz: • Elektrisches Feld auf der Oberfläche einer Kugel mit der Ladung q im ~ = q 2 (auf der OF konstant, kann vor das Integral Mittelpunkt: E 4πε0 r H ~ dA ~= q 2· gezogen werden), Oberfläche der Kugel: 4πr2 , damit E 4πε0 r q 2 4πr = ε0 Anwendungen des Gauss’schen Gesetzes • Betrachten wir eine homogen geladene (%C = const) Kugel mit dem Radius R, und wenden den Gausschen Satz auf eine gedachte KugeloberR R fläche mit dem Radius r an, so folgt aus qtat = V %C dV = %C V dV sowie aus dem Kugelvolumen VK ∝ r3 und der Kugeloberfläche AK ∝ r2 , 117 dass das elektrische Feld linear mit dem Radius r wächst. Dies gilt so lange, wie gilt r ≤ R. Für grössere r wächst qtot nicht mehr, also gilt E ∝ r−2 wie bei der Punktladung. Eµr Eµ1/r 2 E dleF Radius r • Analog kann man einen homogen geladenen Zylinder betrachten: Wir legen jetzt Zylinderflächen um die Zylinderachse. Das Volumen (und damit qtot ) wächst mit dem Quadrat des Radius’ dieser Zylinder, während die Oberfläche linear mit dem Radius wächst. Demzufolge wächst das Feld im innern des homogen geladenen Zylinders linear mit dem Abstand von der Zylinderachse, während es ausserhalb mit 1/r abfällt. • Betrachten wir zwei entgegengesetzt homogen geladene Platten (diese Anordnung nennt man Plattenkondensator), so muss im Aussenraum nach dem Gaussschen Satz die Feldstärke verschwinden, da für die Gesamtladung gilt: qtot = 0. Im Innenraum muss die Feldstärke überall gleich sein. Es ergibt sich E = σεC0 118 E 5.1.5 Das elektrische Potential • Für die mechanische Arbeit gilt allgemein: Z W = F~ (~r)d~r • Mit der Kraft im elektrischen Feld erhalten wir: Z ~ r)d~r Wel = q E(~ • Wie die Gravitationskraft ist die elektrische Kraft (die Kraftgesetze sind sehr ähnlich) eine konservative Kraft. Also ist die Arbeit unabhängig vom Weg, oder anders, entlang eines geschlossenen Weges 119 verschwindet die Arbeit I I ~ ~ s=0 F d~s = 0 ⇒ Ed~ • Man sagt auch, dass das elektrische Feld wirbelfrei ist (es gibt keine geschlossenen Feldlinien). • Bilden wir den Quotienten aus Arbeit und Ladung q, so erhalten wir das elektrische Potential: Z ~ r φ(~r) − φ(~r0 ) = ∆φ = − ~ r0 ~ r)d~r = Wel E(~ q • Die Einheit des elektrischen Potentials [φ] = J/C = V ist das Volt (Alessandro Giuseppe Antonio Anastasio Graf von Volta (* 18. Februar 1745 in Como, Italien; † 5. März 1827 in Camnago bei Como)). Damit kann man umgekehrt die Arbeit im elektrischen Feld aus der Potentialdifferenz und der Ladung berechnen: Wel = q∆φ. • Die Arbeit, die benötigt wird, um eine Elementarladung um ein Volt zu verschieben, wird oft mit einer eigenen Einheit bezeichnet, dem Elektronenvolt 1eV = 1.602 × 10−19 J. • Für die Potentialdifferenz zwischen zwei Orten wird eine weitere Grösse eingeführt, die elektrische Spannung U = ∆φ = ∆Wel /q mit der gleichen Einheit wie die des Potentials, Volt. Damit erhalten wir für die Arbeit dWel = qdU = U dq. • Aus der Definition des Potentials (Skalarprodukt!) folgt sofort, dass Wegänderungen senkrecht zur Richtung des elektrischen Feldes nicht zu einer Potentialänderung führen. Flächen, die senkrecht zum elektrischen Feld orientiert sind (z.B. eine Kugelfläche um eine Punktladung) haben demnach konstantes Potential, man nennt sie Äquipotentialflächen. In einem Plattenkondensator sind die Äquipotentialflächen Ebenen, da der Feldvektor überall die gleiche Richtung hat. 120