Das internationale Mächtesystem im 19. und 20

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Kay Wünsche
Kompendium 3
Abiturwissen zum Thema:
Das internationale Mächtesystem
im 19. und 20. Jahrhundert
Kontinuitäten und Veränderungen vom Zeitalter der Pentarchie
bis zum Beginn der Globalisierung
© Rangsdorf 2001
3.9.
Inhalt
3.10.
3.11.
3.12.
1. Grundlagen internationaler
Politik
1.1.
1.2.
1.3.
1.4.
1.5.
Interdependenzen zwischen
Innen- und Außenpolitik
Die Rolle der Diplomatie
Die ökonomische Determination
außenpolitischer
Entscheidungen
Ethnische und religiöse
Rahmenbedingungen
Krieg und Frieden
2. Die Entwicklungsprozesse
der Großmächte und ihrer
Beziehungen im 19.
Jahrhundert bis zum Ersten
Weltkrieges
2.1.
2.2.
2.3.
2.4.
2.5.
2.6.
2.7.
2.8.
Russland
Frankreich
Großbritannien
Österreich
Japan
China
USA
Kolonialismus und
Imperialismus
japanischen Politik
Neue Konstellationen in Europa
durch die Achse Berlin-Rom
Die Appeasementpolitik
Die Formierung der
Kriegsallianzen
Die Auswirkungen des Zweiten
Weltkrieges auf die
internationale Lage
4. Die Welt in der Zeit der
Bipolarität
4.1.
4.2.
4.3.
4.4.
4.5.
4.6.
Die Entstehung des Ost-WestKonflikts
Der Ost-West-Konflikt
Das Ende des Ost-WestKonflikts
Europa in der Welt nach 1945
Die Entwicklung der UNO
Dekolonisation und Dritte Welt
5. Neue Herausforderungen
an internationale Politik am
Beginn der Globalisierung
5.1.
5.2.
5.3.
5.4.
5.5.
5.6.
5.7.
5.8.
Der Zerfall Jugoslawiens
Russlands Nachbarn
Der Nordirlandkonflikt
Völker ohne Staat
Militanter Glaube
Das Heilige Land
Indien nach der Kolonialzeit
Inseln in Süd-Ost-Asien
6. Grundbegriffe
3. Die Veränderungen in der
internationalen Politik nach
dem Ersten Weltkrieg
3.1.
3.2.
3.3.
3.4.
3.5.
3.6.
3.7.
3.8.
Das Entstehen totalitärer
Staatsideen
Das Versailler und
Washingtoner System
Der Völkerbund
Der Vertrag von Rapallo und
die Ruhrbesetzung
Der Vertrag von Locarno
Der Briand-Kellog-Pakt
Die Weltwirtschaftskrise
Die Wende zum
Expansionismus in der
7. Literatur
6. Das Kompendium enthält eine Reihe
von Übungsmaterialien, die so oder in
anderer
Form
als
besondere
Überprüfung (Test) oder Klausur
bearbeitet werden könnten.
Vorwort
1. Der 3. Teil des Kompendiums im Fach
Geschichte verändert bewusst die
Perspektive
der
Betrachtung
historischer
Prozesse.
Die
eurozentristische
Sichtweise
der
Semester 1 und 2 wird durch eine
globale Untersuchung ersetzt. Dabei
sind alle Kenntnisse über die
Entwicklungsprozesse in Mitteleuropa
(insbesondere in Deutschland – siehe
Kompendien 1 und 2) Voraussetzung
für das Verständnis der diesem
Kompendium zugrunde liegenden
historischen Sachtatbestände.
2. Auch dieses Kompendium dient als
Arbeits- und Lernhilfe für Schülerinnen
und Schüler der Sekundarstufe II. Es
soll in komprimierter Form
• Substanz,
• Übersicht und
• Arbeitsmaterial
vereinen, welches den Nutzern den
Weg zum Abitur erleichtern wird.
3. Keineswegs
ersetzt
dieses
Kompendium
das
Studium
von
Lehrbüchern, Sekundärliteratur oder
gar die Mitarbeit im Unterricht. Das
Anfertigen von Hausaufgaben bleibt
ebenfalls
ein
unabdingbares
Begleitphänomen der Schülerarbeit.
4. Das Kompendium stellt die historische
Substanz in wenigen Aussagen
zusammen, ohne den Anspruch auf
Vollständigkeit zu erheben.
5. Das Kompendium bietet Übersichten
und
Modelle
zum
besseren
Verständnis historischer Ereignisse
und Prozesse an. Dabei ist zu
beachten, dass das Vereinfachen von
historischen Abläufen immer die
Gefahr der Pauschalisierung und
Generalisierung in sich birgt und ein
differenzierendes
Betrachten
der
Zusammenfassung stets notwendig
macht.
7. Die im Kompendium enthaltenen
Definitionen
sind
als
Diskussionsgrundlage und nicht als
Indoktrination zu verstehen. Genauso
sollte die Darstellung der Geschichte
nicht als alleiniges Faktum begriffen
werden sondern als eine Möglichkeit
sie so zu deuten.
8. Dieses Kompendium beendet seine
Betrachtungen am Anfang der 90er
Jahre mit Absicht. Die Begründung
hierfür ist die begründete Sorge des
Verfassers, dass die historische
Erforschung der jüngsten Geschichte
auf
zu
viele
politische,
gesellschaftliche
und
individuelle
Interessen
lebender
Personen
Rücksicht nimmt, viele Informationen
der historischen Abläufe bewusst
durch Staaten, Organisationen oder
Einzelpersonen zurückgehalten oder
falsch wiedergegeben werden. Bis
zum heutigen Tag sind bestimmte
historische Ereignisse nicht objektiv zu
recherchieren(Kennedy-Attentat, Stasi
und die Rolle von führenden Politikern
in der alten Bundesrepublik, Golfkrieg,
...), da die Wahrheit lebenden
Personen
unangenehm
werden
könnte.
Kay Wünsche
1. Grundlagen internationaler Politik
1. Grundlagen
internationaler Politik
1.1. Interdependenzen zwischen
Innen- und Außenpolitik
Begriffe:
Innenpolitik, das im Wesentlichen auf die innere
Ordnung eines Staates gerichtete Handeln der dazu
legitimierten Akteure und Institutionen. Innenpolitik zielt
wesentlich auf die verbindliche Regelung von Konflikten
über Werte sowie Wertentscheidungen und deren
allgemeine Verbindlichkeit. In den Aufgabenbereich der
Innenpolitik gehören deshalb auch die Regelung der
institutionellen
Formgebung
des
politischen
Entscheidungsprozesses
sowie
der
exekutiven
Durchführung getroffener Entscheidungen. Innenpolitik
richtet sich also auch auf die Architektur des politischen
Systems.
Das staatstheoretisch zentrale Motiv für die institutionelle
Formierung der Gesellschaft im Staat ist die Sicherheit
eines jeden seiner Bürger. Auf dieses Kernanliegen des
Staates verengt, kann man die Aufgabe der Innenpolitik
als die Herstellung und Wahrung der inneren Sicherheit
charakterisieren (im Gegensatz zur äußeren Sicherheit,
die eine der Aufgaben der Außenpolitik sowie der
Verteidigungspolitik ist). Dieser Bereich zählt zu den
wenigen Politikfeldern, die der Innenpolitik auch heute
noch zentral zugeordnet werden.
Die zahlreichen weiteren vormals zur Innenpolitik
gerechneten Gegenstandsbereiche überschneiden sich
längst mit vielerlei Aspekten einzelner Politikfelder, die
sich im Laufe der Zeit aus der Innenpolitik ausdifferenziert
haben und denen dementsprechend auch eigene
Ministerien gewidmet wurden, wie etwa der Rechts-, der
Sozial-, der Wirtschafts- und auch der Umweltpolitik.
Keine der Aufgaben der genannten Ressorts und der
Innenpolitik kann zudem heute noch wirklich national
unabhängig wahrgenommen werden. In diesem
Zusammenhang ist deshalb auch häufig von der
Notwendigkeit einer „Weltinnenpolitik“ die Rede. Die
internationale Verflechtung, insbesondere die so
genannte Globalisierung der Wirtschaft, engt den im
Wortsinn
innenpolitischen
Handlungsspielraum
zunehmend ein.
In den Staaten der Europäischen Union verengt sich der
Handlungsspielraum
der
nationalen
Innenpolitik
zusätzlich
dadurch,
dass
immer
mehr
Souveränitätsrechte auf Organe der EU übertragen
werden.
Verfasst von:
Andreas Vierecke1
Außenpolitik, im engeren Sinne das planvolle staatliche
Handeln
gegenüber
anderen
Staaten,
Staatengemeinschaften
und
internationalen
Organisationen. In einem weiter gefassten Verständnis
des Begriffs wird unter Außenpolitik auch das
grenzüberschreitende Bemühen nicht dem Staat
zuzurechnender Akteure, also z. B. einzelner Konzerne
und
Unternehmen
sowie
Wirtschaftsverbänden
verstanden, auf die Politik anderer Staaten einzuwirken,
etwa um bei der Vergabe von staatlichen Großaufträgen
berücksichtigt zu werden.
Für die Außenpolitik im engeren Sinne, also die Politik der
Regierung gegenüber den Akteuren der internationalen
Politik, ist in der Bundesrepublik Deutschland das
Auswärtige Amt zuständig. Zwar ist seit langem ein Trend
zur „Parlamentarisierung“ der Außenpolitik unübersehbar,
gleichwohl ist die Exekutive im Bereich der Außenpolitik
auch heute noch weit mehr als in anderen
Politikbereichen
durch
ihren
Vorsprung
an
Handlungswissen und Kontinuität maßgeblich beteiligt. Im
Ausland nimmt das Personal der Botschaften und
Konsulate die außenpolitische Vertretung des Landes
war. (siehe Diplomatie).
Verfasst von:
Andreas Vierecke2
•
•
•
•
•
•
nationale bzw. internationale Innen- und
Außenpolitik ist an die Existenz von
Nationalstaaten gebunden
davor war Innenpolitik territorialstaatlich geprägt
und mit weitreichenden außenpolitischen
Dimensionen (siehe Preußen) ausgestattet
Innen- und Außenpolitik bedingen sich
wechselseitig
die Frage nach dem Primat ist unentschieden
in manchen historischen Situationen liegt das
Gewicht
mehr
auf
der
Innenpolitik
(Isolationismus
in
Amerika,
Deutschland
während der 48er Revolution, Sowjetrussland
bis 1922, China bis Anfang 90er Jahre des 20.
Jahrhunderts, ...) in anderen Situationen
überwiegt Außenpolitik (zwischenstaatliche
Kriege, Friedensverhandlungen, Bündnisfragen,
...)
dabei erfüllen Innen- und Außenpolitik auch
häufig die Funktion der wechselseitigen
Ablenkung voneinander (bewusst eingesetzt
oder zufällig)
Aufgaben
1. Durch welche außenpolitischen Maßnahmen erlangte
Preußen des Status einer europäischen Großmacht?
2. Untersuchen Sie, welche konkreten Anlässe es für oder
wider die Entscheidung zum Primat von Innen- oder
Außenpolitik gab!
3.
Nennen
Sie
Beispiele,
bei
denen
der
Ablenkungsmechanismus von Innen- oder Außenpolitik
wirkte!
1"Innenpolitik", Microsoft® Encarta® 98
2"Außenpolitik", Microsoft® Encarta®
Enzyklopädie. © 1993-1997 Microsoft
Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
98 Enzyklopädie. © 1993-1997 Microsoft
Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
4
1. Grundlagen internationaler Politik
begangene Verbrechen Rechenschaft,
Idee der Exterritorialität)
1.2. Die Rolle der Diplomatie
Diplomatie,
Pflege
der
zwischenstaatlichen
Beziehungen. Ursprünglich verwies der Begriff Diplomatik
auf die sorgsame Aufbewahrung und Auswertung
amtlicher Dokumente, Urkunden und Verträge. Im
18. Jahrhundert verstand man unter diplomatischen
Dokumenten immer häufiger solche der internationalen
Beziehungen, und der Begriff diplomatisches Korps
verwies auf die Gesamtheit der Botschafter, Gesandten
und Botschaftsbeamten.
Geschichte der Diplomatie
Seit sich die Menschen in getrennten gesellschaftlichen
Gruppen organisieren, besteht die Notwendigkeit, die
Begegnungen mit den Repräsentanten der anderen
Gruppen zu regulieren. Schon die frühesten Zivilisationen
gaben sich Regeln für die Pflege ihrer auswärtigen
Beziehungen.
Frühe Entwicklung
•
Die erste Zivilisation, die ein wohl geordnetes
System der Diplomatie entwickelte, war das
antike Griechenland. Gesandte reisten von
Stadt zu Stadt, Botschaften und Warnungen zu
übermitteln, Geschenke zu überreichen und die
Sache des eigenen Volkes vor den Herrschern
der anderen Stadtstaaten zu vertreten.
•
Mit dem Niedergang Griechenlands und dem
Aufstieg des Römischen Reiches verschwand
das griechische System der Diplomatie. Als
Rom sich ausdehnte, stellte es seine
Diplomatie
in
den
Dienst
seiner
Eroberungspolitik. Die Römer waren nicht
geneigt, mit anderen Staaten auf der Basis
beiderseitiger Interessen zu koexistieren. Rom
befahl; es verhandelte nicht.
•
In Ostasien besaß die Diplomatie einen
ähnlichen Status wie in Rom. Das kaiserliche
China sah sich selbst als die Mitte der Welt, als
das „Reich der Mitte“, und die Existenz anderer
Staaten wurde nur in einem faktischen oder
nominellen Tributverhältnis geduldet.
Renaissancediplomatie
•
Die Anfänge der modernen Diplomatie liegen
in der italienischen Renaissance. Im frühen
15. Jahrhundert bildete sich in Italien eine
Anzahl von Stadtstaaten heraus; keiner dieser
Staaten konnte alle anderen beherrschen, und
alle fürchteten die Eroberung durch die
anderen. Die Mehrzahl der Herrscher dieser
Stadtstaaten kam durch Gewalt und Intrigen an
die Macht. Da sie daher nicht ohne weiteres auf
die Loyalität ihrer Untertanen zählen konnten,
hofften sie sich deren
Treue
durch
Eroberungen zu erkaufen.
•
diplomatischen
Institutionen
und
Verfahrensweisen, die heute noch lebendig
sind:
(1)
Einführung des ständigen Botschafters
(2)
Jeder Staat richtete ein Außenamt ein
(3)
ausgeklügeltes
System
des
diplomatischen
Protokolls:
der
Privilegien und des Rechtsschutzes für
ihre Gesandten (Recht auf freie Ein-,
Durchund
Ausreise,
jeweiliges
örtliches Recht durfte die Botschafter
nicht an der Erfüllung ihrer Pflichten
hindern,
doch
für
tatsächlich
Diplomatie im europäischen Staatensystem
Der Aufstieg der Nationalstaaten in Europa im
17. Jahrhundert brachte die Entfaltung der Ideen des
•
Nationalinteresses
(diplomatischen
Zielvorstellungen am Staatsinteresse und nicht
an persönlichem Ehrgeiz, Rivalitäten, Gefühlen,
religiösen Grundsätzen oder Vorurteilen
orientiert, z. B. der Zugang zu Rohstoffen)
•
Gleichgewichts der Kräfte (allgemeines
Interesse, das Staatensystem durch ein
Kräftegleichgewicht zwischen den mächtigsten
Nationen
aufrechtzuerhalten)
Europa
>
Pentarchie
Die neue Diplomatie
Im Ersten Weltkrieg > heftigste Kritik (Woodrow Wilson)
der europäischen Diplomatie > Vorschlag:
•
System
der
kollektiven
Sicherheit
Zielscheibe seiner Kritik waren vor allem die
Theorie und Praxis des Gleichgewichts der
Kräfte, die Benachteiligung kleiner Mächte, die
Überbetonung nationaler Interessen, geheime
Abkommen
und
Verträge
und
die
Berufsdiplomatie (Vierzehn-Punkte-Plan)
Der diplomatische Apparat
Die Pflege der Beziehungen mit anderen Ländern
verlangt dreierlei:
(1) eine
Einrichtung
im
Heimatland
(Außenministerium),
welche
die
Politik
formuliert und das Gesandtschaftspersonal
instruiert;
(2) eine Einrichtung im Ausland (Botschaft), von
der aus die Kontakte mit einem fremden Land
aufgenommen werden;
(3) Personal, das das System aufrechterhält:
Diplomaten in drei Gruppen eingeteilt:
(a) Botschafter, Legaten und päpstliche
Nuntien, die immer beim Staatsoberhaupt
akkreditiert sind;
(b) Abgesandte und andere Personen, die bei
einem Staatsoberhaupt akkreditiert sind;
(c)
Chargés
d’affaires,
die
bei
den
Außenministern akkreditiert sind. Nur die
Angehörigen der ersten Gruppe vertreten die
Staatsoberhäupter.
Diplomatische Konventionen
Diplomatische Formen und Konventionen sind im hohen
Maße stilisiert und formell.
•
Die Sprache neigt zur Untertreibung,
•
eine emotionale Ausdrucksweise ist verpönt
•
Umgangsformen sorgfältig vorgeschrieben.
•
Privilegien und Rechtsschutz der Diplomaten
Protokoll
Weil die Botschafter in ihrer Person die Führer ihrer
Regierung repräsentieren, waren die Beziehungen der
Botschafter untereinander in einem Land immer auch
Prestigefragen; weshalb solchen Einzelheiten, wie etwa
dem Platz eines Botschafters in einer feierlichen
Prozession, oder welcher Botschafter zuerst einen Raum
betrat, große Bedeutung zukam.
Solche Fragen waren Gegenstand auf dem Wiener
Kongress 1815, dem Aachener Kongress 1818 sowie
auf dem Wiener Treffen zur Vorlage eines
Abkommens über diplomatische Beziehungen 1961.
Aufgaben
Untersuchen Sie Beispiele in der Geschichte, bei denen
besonders diplomatische Besonderheiten Anlass für
Auseinandersetzungen waren!
5
1. Grundlagen internationaler Politik
1.3. Die ökonomische
Determination außenpolitischer
Entscheidungen
•
•
außenpolitische Entscheidungen wurden immer
und werden heute noch von ökonomischen
Erwägungen beeinflusst > „Kann diese
Entscheidung die Wirtschaft fördern oder
hemmen?
Kann
man
die
negativen
wirtschaftlichen
Auswirkungen
einer
Entscheidung verkraften? Wenn ja, wie? Wenn
nein, muss man die Entscheidung ändern?“
je
nach
Wirtschaftskraft
(BSP,
Rohstoffausstattung, Infrastruktur, Kompetenz
der Arbeitskräfte, Forschung, technologischer
Entwicklungsstand ...) wird die außenpolitische
Entscheidung autonom oder beeinflusst (Bsp.:
Importabhängigkeit
>
Rohstoffe
oder
Nahrungsmittel
>
Beeinflussung
der
Entscheidungsfreiheit „Wessen Brot ich esse,
dessen Lied ich singe“)
Ethnische Rahmenbedingungen
Ethnie, (von griechisch ethnos: Volk), Bezeichnung für
eine Gruppe von Personen, die sich der Zugehörigkeit zur
selben Kultur bewusst sind. Eine genaue Definition von
Ethnie ist allerdings nicht möglich, da jede dieser
Personengruppen ihrem ethnischen Selbstverständnis
andere Kriterien zugrunde legt. Solche Kriterien können
die gemeinsame Sprache, eine gemeinsame reale oder
vorgestellte Abstammung, gemeinsame Geschichte,
gemeinsame Sitten und Bräuche und vieles mehr sein,
was sie von anderen Gruppen unterscheidet.
•
•
Ökonomische Elemente im außenpolitischen Kalkül
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Handelsbilanz (Auslandsnachfrage)
Importbedarf
Inlandsversorgung bei Exportüberschuss
Zahlungsfähigkeit des Auslandes bei eigenem
Exportüberschuss
Anfälligkeit
eigener
Wirtschaft
bei
Exportabhängigkeit
durch
Einführung
internationaler
Handelshemmnisse
(Protektionismus)
Schwierigkeit
einer
autonomen
Wirtschaftspolitik bei nicht autarker Wirtschaft
Geldwertstabilität
Investitionssicherheit im Ausland
touristische oder durch Handelstätigkeit erzielte
Einnahmen im Inland
•
•
•
Aufgaben
1. Untersuchen Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede
in der Abhängigkeit merkantilistischer Wirtschaft und der
Marktwirtschaft
von
außenpolitischen
Rahmenbedingungen.
ethnischer Identität (kulturelle Identität) >
sozialpsychologisches Konzept, das nur in der
Beziehung eines „wir“ zu „anderen“ existiert.
Seit Ende der achtziger Jahre des 20. Jh.
werden Bürgerkriege immer häufiger als
ethnische
Konflikte
(Gruppen
mit
gemeinsamer Abstammung, mit exklusivem
traditionellem Siedlungsgebiet > Kampf um
ethnische Nationalität
besonders in Staaten, bei denen der
Bevölkerungsanteil ethnisch verschiedener
Gruppen über 50% liegt, sind Konflikte
vorprogrammiert (Bosnien, Afghanistan, Indien,
Indonesien, Angola, Zaire, Äthiopien, Sudan,
Bolivien, ...) > Entstehung von Bürgerkrieg
geschürt werden solche Konflikte durch
Ethnozentrismus
(sozialwissenschaftlicher
Begriff, der eine Einstellung oder Lehre
bezeichnet, in der die eigene ethnische oder
soziale Gruppe respektive Gesellschaft als
überlegen bewertet wird)
im Extremfall führen ethnische Konflikte zum
sog. Ethnozid (auch Genozid) (gewollte
organisierte
Vernichtung
der
kulturellen
Identität von Menschen einer bestimmten
Ethnie durch die unter Zwang herbeigeführte
Assimilation an die Kultur der Herrschenden)
Dabei werden traditionelle Formen der
politischen,
sozialen
und
kulturellen
Selbstbestimmung einer Gesellschaft mittels
Umerziehung (so geschehen u. a. während des
Kolonialismus),
Zwangsumsiedlung,
Vertreibung und ähnlicher Gewaltmaßnahmen
zerstört.
(Holocaust,
Bosnien,
Ruanda,
Besiedlung Amerikas)
2. Erläutern Sie die ökonomischen Elemente im
außenpolitischen Kalkül an selbstgewählten Beispielen.
Religiöse Rahmenbedingungen
Religion (lateinisch relegere: dicht; religio: Gottesfurcht),
Oberbegriff für verschiedene Arten transzendentaler
Systeme,
die
sich
durch
ein
philosophischmythologisches Denkgebäude (meist in so genannten
heiligen Schriften niedergelegt), dessen institutionalisierte
Vermittler (Priester, Religionsgründer etc.) und eine Schar
von Anhängern (Gläubige) auszeichnen.
•
•
1.4. Ethnische und religiöse
Rahmenbedingungen
•
Suche nach dem Ursprung und Sinn der
menschlichen Existenz sowie der umgebenden
Natur
und
des Kosmos scheint ein
menschliches Grundbedürfnis zu sein.
religiöse Systeme offensichtlich fast so alt wie
die Menschheit selbst; faktisch historisch wie
gegenwärtig keine Kultur, die gänzlich ohne
Religion auskommt.
Der von oben verordnete Atheismus in
sozialistischen Gesellschaftssystemen fand
6
1. Grundlagen internationaler Politik
•
•
•
meist keinen Rückhalt in der traditionell
gläubigen Bevölkerung, außer vielleicht im
konfuzianisch geprägten China.
in westlichen Industriegesellschaften befindet
sich der Einfluss der Religionen jedoch
kontinuierlich auf dem Rückzug;
Trend zu individueller Freiheit und das
allgemein gestiegene Bildungsniveau sowie
nüchtern-rationalistische
Welterklärungsmodelle
aus
dem
Bereich
der
Naturwissenschaften treten spätestens seit der
zweiten
Hälfte
des
20.
Jahrhunderts
zunehmend in Konkurrenz zu dem strengen
moralischen
Absolutismus
archaischer
religiöser Normen.
große Anfälligkeit für so genannte neue
Religionen, Sekten und verschiedenste Formen
der Esoterik bis hin zum Satanismus zu
beobachten,
die
auf
psychologische
Grundmuster
verweist
(Sehnsucht
nach
Unterwerfung, Angst vor persönlicher Freiheit,
Weltflucht).
religiöse Befindlichkeiten sind noch heute
Anlass für gewalttätige Auseinandersetzungen
zwischen Menschen (Naher Osten, Nordirland,
Kaukasus, Orient, Indien, ...) besonders an
Nahtstellen großer
Weltreligionen.
•
•
•
•
•
•
•
1. Christentum
•
•
•
•
•
•
•
•
etwa 1,8 Milliarden Menschen bekennen sich
zum Christentum, der
am weitesten
verbreiteten Weltreligion
römisch-katholischen Kirche
reformatorische
(protestantische
/
evangelische)
Kirchen
(seit
1517)
(Lutheraner;
Reformierte,
EvangelischUnierte, Anglikaner, Mennoniten, Baptisten,
Quäker,
Herrnhuter
Brudergemeine;
Methodisten, Disciples of Christ (Jünger
Christi), Freie Evangelische Gemeinden;
Heilsarmee, Pfingstbewegung, Christliche
Unitarier)
auf protestantischem Boden entstandene
christliche Glaubensgemeinschaften
orthodoxe Kirchen (griech. und russ.) (seit
1054)
orientalische Kirchen (koptische orthodoxe
Kirche; syrisch-orthodoxe Kirche; armenische
apostolische Kirche; orthodoxe Kirche von
Indien; äthiopische orthodoxe Kirche)
altkatholische
Kirche
(1. Vatikanisches
Konzil 1870)
ca.
300 Mitgliedskirchen
aus
etwa
100 Ländern haben sich im Ökumenischen
Rat der Kirchen (auch Weltkirchenrat
genannt)
mit
Sitz
in
Genf
zusammengeschlossen
2. Islam
•
(arabisch: Unterwerfung, Hingabe),
jüngste der großen Weltreligionen,
Mohammed
die
von
•
unbedingte Ergebung in den Willen des einen
Gottes Allah
Anhänger des Islam nennen sich selbst
Muslime
Bezeichnung Mohammedaner wird von
Muslimen abgelehnt, da diese einen
Personenkult um Mohammed impliziere, der
nicht der Lehre des Islam entspräche.
etwa 935 Millionen Menschen geschätzt. Zu
den
Ländern
der
islamischen
Weltgemeinschaft gehören die arabischen
Staaten in Nordafrika und im Nahen Osten,
die Türkei und Teile der früheren UdSSR in
Zentralasien
(Turkvölker),
der
Iran,
Afghanistan,
Pakistan,
Indien
und
Bangladesh,
Malaysia,
Indonesien,
Philippinen und Teile Chinas. In Europa ist
der Islam die zweitgrößte Religion nach dem
Christentum
die beiden grundlegenden Quellen der
islamischen
Glaubenslehre
und
Religionsausübung sind der Koran und die
Sunna.
Der Koran Die Muslime verstehen den Koran
als das Wort Gottes, wie es Mohammed
durch den Erzengel Gabriel übermittelt wurde.
Sie glauben, dass Gott selbst, und nicht
Mohammed, der Autor des Korans ist,
welcher deshalb unfehlbar sei. Diese Schrift
stellt die Sammlung der Worte dar, die
Mohammed während der rund 22 Jahre
seines Wirkens als Prophet zwischen 610 und
632 geoffenbart wurden. Sie besteht aus
114 Suren (Kapitel) von unterschiedlicher
Länge, dessen kürzeste nur drei kurze Verse
umfasst, die längste 306 Verse. Islamische
wie nichtislamische Gelehrte stimmen darin
überein, dass der Text des Korans im Lauf
seiner
Geschichte
im
Wesentlichen
unverändert überliefert wurde.
Die Sunna Die zweite Hauptquelle des Islam,
die Sunna (arabisch: Gewohnheit), auch als
der vorbildliche Weg des Propheten
bezeichnet,
ist
im
Hadith
(arabisch:
Überlieferung), einer Textsammlung aus dem
9. Jahrhundert enthalten. Diese umfasst die
Aufzeichnungen über Denken, Handeln und
Leben des Propheten.
„fünf Säulen des Islam“
1. Glaubensbekenntnis
2. Gebet (fünf täglichen Gebete)
3. Almosen Zakat
4. Fasten während des Ramadan
5. Wallfahrt zur Kaaba in Mekka
Jihad der in der Regel mit „Heiliger Krieg“
übersetzt wird, bezeichnet den Kampf für das
islamische Ziel der „Verbesserung der Welt“; wenn
notwendig, können dafür auch Streitkräfte
eingesetzt werden. Einige muslimische Herrscher
des Mittelalters setzten dabei den Jihad dafür ein,
um Kriege zu rechtfertigen, die aus rein politischen
Ambitionen geführt wurden.
3. Judentum
Religion des Volkes Israel sowie Bezeichnung der
religiösen und ethnischen Gruppen, die zu diesem
Volk gehören. Das Judentum, aus dem Christentum
7
1. Grundlagen internationaler Politik
und
Islam
hervorgingen,
ist
die
älteste
monotheistische Religion.
•
Thora, das von Gott offenbarte Gesetz Israels,
enthält sowohl Weisungen, die sich auf den
jüdischen Glauben beziehen, als auch solche,
die den Lebenswandel (Halacha) betreffen und
Verhaltensregeln in Bezug auf jüdische
Gesetze, Moral und praktisches Verhalten
bieten
•
Gesamtzahl der jüdischen Weltbevölkerung
rund 18 Millionen Menschen, etwa 6,8 Millionen
in den USA leben, über 3,6 Millionen in Israel
und fast zwei Millionen in der GUS, den
größten
jüdischen
Siedlungszentren,
annähernd 1,5 Millionen Juden in ganz Europa,
die meisten davon in Frankreich und
Großbritannien, etwa 28 000 leben in der
Bundesrepublik Deutschland, weitere 300 000
im verbleibenden Teil Nordamerikas und
600 000 in den übrigen asiatischen Ländern.
Ungefähr 1,1 Millionen Juden wohnen in Mittelund Südamerika, 350 000 in Afrika
•
Monotheismus
•
alle Traditionen des Judentums wurzeln in der
Bibel - drei Bestandteile: Thora (die fünf
Bücher Mose), Nebiim (die prophetischen
Schriften) und Ketubim (weitere Texte).
•
Orthodoxe Juden beten dreimal am Tag: am
Morgen (schaharit), am Nachmittag (minha)
und am Abend (maarib).
•
als Zeichen des Respekts vor Gott bedecken
die Juden ihren Kopf während des Gebets mit
einem Hut oder einem Gebetskäppchen (kippa;
jiddisch yarmulke)
•
Speisegebote, bestimmte Tiere gelten als
unrein und dürfen daher nicht gegessen
werden > Schweine und Fische ohne Flossen
oder Schuppen. Erlaubt (koscher) ist das
Fleisch von Tieren mit gespaltenen Hufen, die
ihr Futter wiederkäuen, jedoch nur, wenn der
Schlachter strenge Regeln beachtet und das
gesamte Blut vor dem Verzehr vollständig
entfernt hat. Fleisch und Milchprodukte dürfen
nicht zusammen verzehrt werden.
•
Der Sabbat, am siebten Tag, dem Sabbat, soll
die Arbeit ruhen
•
im Alter von acht Tagen werden jüdische
Knaben durch den Ritus der Beschneidung
(berit mila) offiziell in den Bund Abrahams
aufgenommen. Mit 13 Jahren erreichen sie die
Volljährigkeit und übernehmen von da an selbst
die Verantwortung für die Beachtung aller
Gebote (Bar-Mizwa)
•
Zionismus, der seine theoretische Begründung
durch Leo Pinsker in Russland und Theodor
Herzl in Österreich fand und sich die Schaffung
einer modernen jüdischen Gesellschaft in Israel
zum Ziel gesetzt hatte, fand in Osteuropa
starken Rückhalt. Er war eine politische und
soziale Bewegung, die jedoch im traditionellen
jüdischen Messianismus wurzelte und 1948 zur
Gründung des Staates Israel führte.
•
Von großer Bedeutung für die Geschichte des
Judentums ist der Holocaust, der zur
Gründung des Staates Israel beitrug. Seit der
Gründung
des
Staates
bilden
die
reformerischen
und
die
konservativen
Strömungen zwei verschiedene Pole, wobei
orthodoxe Rabbiner eine besondere Stellung
in
den
religiösen
Institutionen
Israels
einnehmen.
4. Hinduismus
•
in Indien entstandene Religion, mit ca.
80 Prozent die Mehrheit der indischen
Bevölkerung, darüber hinaus in vielen Teilen
der Welt verbreitet, u. a. in Nepal, Bangladesh,
•
•
•
•
•
•
•
•
Indonesien, Sri Lanka, Pakistan, Malaysia,
Südafrika, Mauritius, den USA und England.
Das persische Wort Hindu wurde von Sanskrit
saindhava; indisch sindhu („Fluss“ oder
genauer der Indus) abgeleitet und bezeichnete
im 5. Jahrhundert v. Chr. die Bewohner jenes
Landes nach seinem Fluss, dem Indus
eine der bedeutendsten Weltreligionen (ca.
700 Millionen Anhänger)
die meisten Hindus verehren Shiva, Vishnu
oder die weibliche Gottheit Devi
Verehrung der Kuh, das Verbot Fleisch,
insbesondere Rindfleisch, zu verzehren sowie
die Eheschließung innerhalb der Kaste (Jati),
Hoffnung auf männliche Nachkommen
weder ein Lehrgebäude noch die Hierarchie
einer religiösen Institution.
höchste kanonische Autorität aller Hindus ist
der Veda
heilige Orte Rishikesch im Himalaya oder
Benares am Ganges
in jüngeren Zeiten wanderten zahlreiche selbst
ernannte indische Religionslehrer nach Europa
und in die Vereinigten Staaten aus, wo sie
große Anhängerschaften fanden. Einige der
religiösen Sekten, wie die Hare-KrishnaBewegung
5. Buddhismus,
•
•
•
•
•
•
eine Weltreligion, gegründet im Nordosten
Indiens, beruht auf den Lehren von Siddhartha
Gautama,
bekannt
als
Buddha
(der
Erleuchtete).
Buddha lehnte nicht nur bedeutende Aspekte
der hinduistischen Philosophie ab, sondern
brach auch mit der Autorität der Priesterschaft
und verneinte die Gültigkeit der vedischen
Schriften sowie des hierauf beruhenden
Opferkultes. Darüber hinaus öffnete er seine
Bewegung für die Mitglieder aller Kasten, denn
er lehnte den Gedanken ab, dass der spirituelle
Wert eines Menschen durch seine Geburt
bestimmt sein solle (Siehe Hinduismus).
zwei
Hauptrichtungen:
den
TheravadaBuddhismus, die Lehre der Alten, und den
Mahayana-Buddhismus,
das
„große
Fahrzeug“,
Ausbreitungsgebiete:
Indien,
Sri
Lanka,
Thailand, Kambodscha, Birma und Laos,
China, Japan, Taiwan, Tibet, Nepal, die
Mongolei, Korea und Vietnam
weltweit
circa
300 Millionen
Anhänger
geschätzt, die zu 99 Prozent in Asien
beheimatet sind
keine Niederschriften
Die vier edlen Wahrheiten
(1)Leben ist Leiden
(2) Die Ursache allen Leidens liegt in der
Unwissenheit, der Begierde und dem Neid, wobei
die beiden Letzteren wiederum durch Unwissenheit
bedingt sind
(3) Das Leiden kann beendet werden durch die
Überwindung
von
Unverständnis
und
des
Gebundenseins
(4) Der Weg zur Vernichtung des Leidens aber ist
der „edle, achtfache Pfad“, bestehend aus: rechte
Anschauung, rechtes Wollen, rechtes Reden,
rechtes Tun, rechtes Leben, rechtes Streben,
rechtes Denken, rechtes Sichversenken. Diese
wiederum können in drei Kategorien, Eckpfeiler der
buddhistischen Glaubenslehre, zusammengefasst
8
1. Grundlagen internationaler Politik
werden: Moral,
Meditation.
•
•
•
•
Weisheit
und
Samadhi
oder
Obwohl der Buddhismus die Existenz der
Götter nicht ausdrücklich leugnet, räumt er
ihnen auch keine besondere Rolle
Nirvana Endziel des buddhistischen Weges ist
die Befreiung aus dem Kreis der immer
wiederkehrenden Welt der Erscheinungen und
dem damit notwendigerweise verbundenen
Leiden.
Stärkerer Widerstand wurde dem Buddhismus
in den kommunistischen Republiken Asiens
entgegengesetzt. In China z. B. blieb der
Buddhismus zwar bestehen, wird aber einer
strengen Regelung und Kontrolle durch den
Staat unterstellt. Viele Klöster und Tempel
wurden in Schulen, Gesundheitseinrichtungen
oder
andere
öffentliche
Einrichtungen
umfunktioniert. Den Mönchen und Nonnen
wurde auferlegt, zusätzlich zu ihren religiösen
Aufgaben
einer
geregelten
Arbeit
nachzugehen. Seit dem Einmarsch der
Chinesen in Tibet 1950/51 und der darauf
folgenden Flucht des Dalai-Lama (1959) und
anderer buddhistischer Persönlichkeiten nach
Indien, versuchten jene den buddhistischen
Einfluss zu unterbinden oder zumindest
zurückzudrängen.
Die Buddhisten in Deutschland haben sich
unter dem Dachverband der Deutschen
Buddhistischen Union (DBU) mit Sitz in
München zusammengeschlossen. Anfang der
neunziger Jahre waren rund 20 000 Deutsche
praktizierende Buddhisten, die sich in rund
180 Gruppen und Zentren organisiert hatten.
Die Zahl dieser Gruppen und ihrer Mitglieder
hatte sich bis Anfang 1997 mehr als verdoppelt.
Anfang der neunziger Jahre lebten hier
außerdem rund 40 000 Buddhisten asiatischer
Abstammung. In Österreich haben sich die
Anhänger des Buddhismus als Österreichische
Buddhistische Religionsgemeinschaft (ÖBR)
mit Sitz in Wien organisiert. In allen
deutschsprachigen Ländern, besonders aber in
der Schweiz, in der die meisten der exilierten
Tibeter leben, ist der tibetische Buddhismus die
am häufigsten praktizierte Variante.
1.5. Krieg und Frieden
•
„Ewiger Frieden“ ältester Wunschtraum der
Menschheit
•
•
•
in keinem Teil der Welt hat es tatsächlich
längere Phasen des Friedens gegeben
„Normalzustand“ Krieg oder Frieden ?
verschiedene Forschungsrichtungen versuchen
die Voraussetzungen für Krieg und Frieden zu
ergründen
(Geschichtswissenschaft,
Politologie,
Friedensforschung
(peace
research) Kriegsforschung (Poemologie)
Krieg (mittelhochdeutsch kriec; althochdeutsch chreg:
Hartnäckigkeit),
mit
Waffengewalt
geführte
Auseinandersetzung zwischen Staaten oder Völkern bzw.
zwischen Bevölkerungsgruppen innerhalb eines Staates
(Bürgerkrieg).
Carl von Clausewitz: „Akt der Gewalt, um den Gegner zur
Erfüllung unseres Willens zu zwingen“, „nichts anderes
als eine Fortsetzung des politischen Verkehrs mit
Einmischung anderer Mittel“.
Kriegsursachen und -ziele
•
sind politischer, wirtschaftlicher, ideologischer
und militärischer Natur,
Streitigkeiten um
Territorien, die Bedrohung der Unabhängigkeit,
das Interesse an Rohstoffen und religiöse
Motive
•
man
unterscheidet
zwischen
Angriffs-,
Verteidigungs-,
Befreiungs-,
Kolonial-,
Religions-,
Revancheund
Eroberungskriegen.
•
gemäß den betroffenen Gebieten spricht man
von lokalen, regionalen, kontinentalen und
globalen Konflikten (1. und 2. Weltkrieg)
sowie von Land-, Luft- und Seekriegen.
•
je nach angewendeter Waffenart werden
Atomkriege
und
konventionelle
Kriege
(nichtatomare Waffen; Einsatz von biologischen
und
chemischen
Waffen
möglich)
unterschieden
•
nach dem 2. Weltkrieg, dem ersten „totalen
Krieg“ (mit Einsatz aller wirtschaftlichen,
technischen, menschlichen und moralischen
Mittel zur Vernichtung anderer Völker), wurde
der Begriff des Kalten Krieges geprägt, der vor
allem von wirtschaftlichen Kampfmaßnahmen
und Wettrüsten zwischen
den
beiden
Großmachtblöcken gekennzeichnet war.
•
laut Völkerrecht wird mit Beginn des
Kriegszustands
(durch
Abgabe
einer
Kriegserklärung oder durch eine militärische
Kampfhandlung) das Friedensvölkerrecht außer
Kraft gesetzt. Die völkerrechtlichen Regeln
während eines Krieges werden im Kriegsrecht
zusammengefasst.
•
ein Krieg endet durch einen Friedensvertrag,
durch
offizielle
Bekanntmachung
der
Einstellung von Kampfmaßnahmen oder durch
den Untergang einer der Krieg führenden
Parteien.
•
Lehre vom Gleichgewicht der Mächte auf, aus
der beispielsweise die Berechtigung zur
Führung eines Präventivkrieges abgeleitet
wurde.
•
Im Anschluss an die Französische Revolution
und mit Einführung der allgemeinen Wehrpflicht
entstand der so genannte Volkskrieg, in dem
durch den Appell an die Gesinnung der
Nationen ganze Völker mobilisiert wurden.
•
Seit dem 19. Jahrhundert wuchsen die
Bemühungen, durch Entspannungspolitik und
völkerrechtliche
Sicherungen
Kriege
zu
vermeiden (siehe Pazifismus). Nach dem
1. Weltkrieg hörte das ius ad bellum im
völkerrechtlichen Sinn auf zu existieren, das
Verbot
des
Angriffskrieges
wurde
durchgesetzt (Briand-Kellogg-Pakt, 1928).
9
1. Grundlagen internationaler Politik
•
•
•
•
Gemäß der UNO-Satzung (Artikel 2 und
Artikel 51) ist Krieg heute nur noch zulässig, um
individuelle oder kollektive Selbstverteidigung
auszuüben oder – als militärische Sanktion des
Sicherheitsrates – um den internationalen
Frieden und die internationale Sicherheit
aufrechtzuerhalten bzw. wieder herzustellen.
Eine lange Tradition hat die Unterscheidung
zwischen so genannten „ungerechten“ und
„gerechten“ Kriegen – vor allem im
Zusammenhang
mit
religiösen
oder
weltanschaulichen Motiven.
In der christlichen ebenso wie in der
islamischen Tradition gibt es den Begriff des
„Heiligen Krieges“ (arabisch Dschihad), der
seinen Ausdruck vor allem in den Kreuzzügen
des frühen Mittelalters sowie in aktuellen
politischen Entwicklungen fand bzw. findet.
Nach dem 2. Weltkrieg (etwa seit 1960) wurde
Lenins These der Unvermeidbarkeit von
Kriegen zwischen Kapitalisten und Sozialisten
dahingehend verändert, dass die Gefahr
internationaler
Auseinandersetzungen
eingedämmt oder beseitigt werden kann
(Theorie
der
friedlichen
Koexistenz).
„Nationale Befreiungskriege“ und „revolutionäre
Volkserhebungen“
gegen
kapitalistischimperialistische
Staaten
wurden
jedoch
weiterhin für notwendig erklärt.
Die katholische Kirche stellte auf dem
2. Vatikanischen Konzil (1962-1964) die
herkömmliche Rechtfertigung des Krieges in
Frage und hob die Bedeutung gewaltloser
Methoden zur Friedenssicherung hervor. Der
Protestantismus entwickelte 1959 die Formel
von der Komplementarität von Waffengebrauch
und -verzicht und setzte sich für Abrüstung und
Ausbau von zivilen Friedensdiensten ein.
Frieden, im alltäglichen Verständnis die Abwesenheit
von Krieg.
Man unterscheidet zwischen dem negativen Frieden als
der Abwesenheit direkter, personaler, durch ein SubjektObjekt-Verhältnis gekennzeichneter Gewaltanwendung
und dem positiven Frieden als der Abwesenheit
indirekter, struktureller, d. h. in politischen, ökonomischen
oder gesellschaftlichen Verhältnissen wurzelnder Gewalt.
•
•
•
•
•
(Ideal-)Zustand
Friede ist Nicht-Krieg
(Ideal-)Ziel
in der Geschichte sich entwickelnder Prozess,
Institutionalisierung dauerhafter, gewaltfreier
Formen der Konfliktbearbeitung, zunehmende
Gewaltfreiheit des Konfliktaustrags
Friede als Zivilisierung des Konfliktaustrags
zumindest im europäisch-atlantischen Raum
10
. Die Entwicklungsprozesse der Großmächte
•
2. Die
Entwicklungsprozesse der
Großmächte und ihrer
Beziehungen im 19.
Jahrhundert bis zum Ersten
Weltkrieg
•
•
2.1. Russland
•
•
•
•
•
•
der Name Russland bezeichnet das frühere
Russische Reich
1914 mit rund 22 Millionen Quadratkilometern
flächenmäßig am größten, etwa ein Sechstel
der Landfläche der Erde, das Land war in 5
Regionen eingeteilt: Russland, Großherzogtum
Finnland und der größte Teil Polens, Kaukasus,
Sibirien, Zentralasien
orthodoxe Kirche im Dienste des Zaren
Adel war dem Zaren unterstellt – inhomogen >
Großgrundbesitzer – kleiner Landadel
Bauern meist abhängig, gr. Teil leibeigen,
Selbstständige - Kosaken
Städte waren unselbstständig (rechtliche
Gleichstellung der reichen Kauflaute mit
Bauern)
Autokratie Regierungsform, bei der alle staatliche
Gewalt in der Hand eines Herrschers liegt. Die
Autokratie stellt die radikale Gegenposition zur Idee
der Gewaltenteilung und der Demokratie dar, da sie
keine Mitsprache- und Kontrollfunktionen kennt. Ein
Beispiel für eine autokratische Regierungsform ist
der Absolutismus.
Wichtige Herrscher
Katharina die Große
•
•
•
Paul I.
•
•
•
•
•
•
Katharinas Nachfolger/Sohn
einige Reformen bei der Behandlung der
Leibeigenen, begrenzte ihre Pflichtarbeit für die
Landbesitzer auf drei Tage die Woche
Außenpolitisch schloss er sich Österreich,
Großbritannien, Neapel und dem Osmanischen
Reich in der Zweiten Koalition gegen
Frankreich an
despotischer und unausgeglichener Herrscher
und wurde in seinem Palast 1801 durch eine
Verschwörung unter Führung der Aristokratie
ermordet.
Katharinas Lieblingsenkel
liberale Politik
Alexander wird zu einer zentralen Figur in der
Allianz, beim Wiener Kongress, den größten
Teil des Großherzogtums Warschau
despotischen Staat mit einer korrupten
Bürokratie, wenig besorgt um die unterdrückten
Massen
geheime
politische
Gesellschaften,
die
Vorläufer der revolutionären Bewegung.
Nikolaus I.
•
•
•
•
•
•
Nachfolgerin Peter des Großen
Ausweitung
Russlands
gegen
das
Osmanische Reich und Gebiete im Westen;
drei Teilungen Polens (1772, 1793, 1795)
orientierte sich an der französischen Kultur als
Leitlinie und schien sich auch eine Zeit lang für
die liberalen Ideen französischer Autoren wie
Voltaire zu interessieren
Alexander I.
•
•
•
begann damit, politischen Gefangenen eine
Amnestie zu bescheren
plante er eine Verfassung für das Reich und die
Aufhebung vieler restriktiver Maßnahmen
seines Vaters
fortschrittliche Innenpolitik wurde jedoch bald
nebensächlich, weil er in Kriege mit dem
Ausland verwickelt war.
o
1805 verbündete sich Russland mit
Großbritannien,
Österreich
und
Schweden in der Dritten Koalition
gegen Napoleon I.
o
politische
Kehrtwendung
und
verbündete Russland mit Frankreich
im Frieden von Tilsit (1807)
o
Gegenleistung > freie Hand gegen
Schweden und die Türkei
o
1812 drang Napoleon in Russland
ein > Rückzug > verheerende
Niederlage
1825 Nikolaus I.
gewisse
Unsicherheit
hinsichtlich
der
Thronfolge machte sich eine Gruppe junger
Offiziere zunutze und organisierte den
Dekabristenaufstand, mit dem sie versuchten,
eine konstitutionelle Monarchie oder sogar eine
Republik zu gründen
nach der Revolution von 1848 in Europa,
Kampagne gegen liberale Ideen in der Bildung
und in den Kreisen der Intellektuellen
Schritte zur Ausdehnung des Reiches:
1.
Einmischungen in die Balkanprovinzen der Türkei
2.
1826 Krieg mit Persien - Annexion
eines Teiles von
3.
6. Russisch-Türkischen Krieg von
1828 und 1829, Türkei besiegt.
großer polnischer Aufstand gegen die russische
Herrschaft 1830
England, Frankreich, Preußen und Österreich
bildeten einen Block, um die russischen Pläne
für
eine
eventuelle
Herrschaft
über
Konstantinopel zu umgehen. 1853, nachdem
Nikolaus in die Donaufürstentümer (Moldau und
Walachei) eingedrungen war, erklärte die
Türkei Russland den Krieg. Im folgenden
Krimkrieg (1853-1856, dem 7. RussischTürkischen Krieg), sah sich Russland
britischen, französischen, sardinischen sowie
türkischen Truppen gegenüber und wurde
vernichtend geschlagen.
Alexander II.
•
•
•
•
1855 Alexander II.
Frieden im Krimkrieg
Armenien
und
Teil
von
Bessarabien
aufgegeben, Schwarze Meer neutrale Zone,
russisches Protektorat in Donaufürstentümern
abgeschafft
russische Vormarsch zum Pazifischen Ozean
und zum Persischen Golf.
o
1850 russische Siedlung an der
Flussmündung des Amur
o
Nordhälfte der Insel Sachalin 1855
besetzt
o
Wladiwostok (gegründet 1860)
11
. Die Entwicklungsprozesse der Großmächte
Annexion von Taschkent (1865),
Buchara (1866), Samarkand (1868),
Chiwa (1873) und Kokand (1876).
Merw (1884) annektiert, drei Jahre
nach Alexanders Tod.
Reformen:
1861
Abschaffung
der
Leibeigenschaft,
1864
Verwaltungsreform
Zemstvos (Bezirksverwaltungen) selbstständig,
Gerichtssystem revidiert - Gerichtsverfahren mit
Geschworenen eingeführt
o
•
•
keine Verfassung oder der Einberufung einer
verfassunggebenden Versammlung
•
Revolutionäre
Bewegungen
gewannen
Einfluss, Narodniki arbeiteten auf einen
Bauernaufstand hin
Russland nahm seine aggressive Haltung
gegenüber der Türkei nach 1871 wieder auf,
8. Russisch-Türkischen Krieg von 1877/78
machte die Türkei Alexander umfangreiche
Zugeständnisse,
doch
wurde
diesen
größtenteils
bei
einer
Konferenz
der
europäischen Mächte in Berlin widersprochen,
denn
man
fürchtete
eine
russische
Beherrschung der Dardanellen (siehe Berliner
Kongress).
Alexander II. wurde 1881 durch die Bombe
eines Revolutionärs ermordet.
•
•
4.
völlige Niederlage Russlands im
Krieg mit Japan
Der 1. Weltkrieg
Ergebnisse:
1.
Ermordung Rasputins
2.
Aufstände, Desertionen
3.
Abdankung von Nikolaus II. > Ende des
Russischen Reiches
4.
provisorischen Regierung und vierte Duma
5.
bgl. und sozialistische Revolution
Alexander III.
•
•
•
•
strenge Zensur und polizeiliche Überwachung
der Aktivitäten der Intellektuellen
rassischen
Minderheiten
im
Reich
>
Russifizierungsprogramme (Unterdrückung
der Juden war besonders stark)
revolutionäre Propaganda und marxistische
Theorien fanden viele Anhänger
intensiviertes Industrialisierungsprogramm Zahl
der Arbeiter stieg stark an > revolutionäre
Untergrundbewegung in Petersburg und
Moskau
Nikolaus II.
•
•
•
•
•
•
•
Nikolaus II., 1894.
schwacher Regent, der sich leicht von
anderen beeinflussen ließ. Außerdem glaubte
er fest an die autokratischen Prinzipien, die ihn
sein Vater gelehrt hatte. Seine Frau Alexandra
gebar ihm vier Töchter und einen Sohn, Alexis,
der an der Bluterkrankheit litt. Bei ihrer
vergeblichen Suche nach einem Heilmittel für
ihn wurden Nikolaus und Alexandra Opfer von
Quacksalbern und religiösen Fanatikern,
besonders des sibirischen Mönchs Grigorij
Jefimowitsch Rasputin.
Autokratie,
Unterdrückung
und
Polizeiüberwachung nahmen zu
Aufwallen von Terrorakten
Revolutionsführer lenkten die sozialistische
Bewegung vom Ausland aus, darunter
besonders Wladimir I. Lenin.
Außenpolitisch stand Russlands Interesse an
der Mandschurei dem des expandierenden
japanischen Kaiserreiches gegenüber, und die
daraus entstehenden Reibungen führten am
8. Februar 1904 zu einer japanischen Attacke.
Die Revolution von 1905 – Ergebnisse:
1.
Abgeordnetenversammlung
Duma
2.
Religionsfreiheit
3.
für Polen größere Freiheit
oder
2.2. Frankreich
12
. Die Entwicklungsprozesse der Großmächte
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
1789-95 Französische Revolution
1799 Sturz des Direktoriums durch Napoleon
und Errichtung des Konsulats
1804
Errichtung
des
französischen
Kaiserreichs
ab 1805 Krieg gegen Österreich, Preußen und
Russland,
Großbritannien leistete weiterhin bewaffneten
Widerstand, Kontinentalsperre, Invasionen in
Spanien und Russland
Vernichtung der frz. Armee in Russland im Jahr
1812
1813 Vertreibung aus Deutschland
1814 König Ludwig XVIII. zog in Paris ein
1815 Rückkehr Napoleons
Juni 1815 bei Waterloo, entscheidenden
Niederlage der kaiserlichen Armee
1814 Verfassung, die Charte constitutionnelle,
die eine parlamentarische Monarchie errichtete
und die im Code Napoléon enthaltenen
Sozialreformen bestätigte. Das Regime war
repräsentativ, aber nicht demokratisch, da das
Wahlrecht nur knapp 100 000 Besitzbürgern
vorbehalten war.
Die Liberalen fürchteten nun um die
bürgerlichen Freiheiten, aber die Bourbonen
gaben
Frankreich
eine
beständige,
rechtschaffene, ziemlich leistungsfähige und
nicht repressive Regierung. Unter ihrer
Herrschaft blühten Handel und Industrie, und
Frankreich erreichte wieder seine geistige und
künstlerische
Vorrangstellung
aus
dem
vergangenen Jahrhundert.
Die Revolution von 1830
Ergebnisse: Herzog von Orléans, Louis Philippe wird
König
Die Revolution von 1848
Ergebnisse: eine Gruppe republikanischer Führer bildete
eine Übergangsregierung und rief die Zweite Republik
aus
Die Zweite Republik
•
•
•
•
Mehrheit, bestehend aus Vertretern der
gemäßigten und konservativen Richtung, in der
Nationalversammlung,
Furcht
vor
dem
Radikalismus
der
Arbeiterklasse, die die nächsten 25 Jahre der
französischen Politik beeinflusste
neue Verfassung vom November 1848 wurde
eine präsidiale Republik mit einer einzigen
Kammer eingeführt und sowohl der Präsident
als auch die Kammer wurden in einer
allgemeinen
Wahl
von
männlichen
Stimmberechtigten gewählt. Louis Napoleon
Bonaparte, der Neffe des ehemaligen Kaisers,
gewann
mit
einer
überwältigenden
Stimmenmehrheit die Präsidentschaftswahlen.
Louis Napoleon, der sich als Retter der
Gesellschaft vor einer Revolution der Radikalen
ausgab, übernahm nach einem Staatsstreich
am 2. Dezember 1851 die Macht und gab
Frankreich eine neue Verfassung. Ein Jahr
später richtete er das Kaisertum im Reich
wieder ein und nahm den Titel Napoleon III. an
•
•
Versuch, mit einer 30 000 Mann starken
Expeditionstruppe ein römisch-katholisches
Reich in Mexiko zu gründen (1862-1866),
endete mit einer Katastrophe
Der Deutsch-Französische Krieg (1870/71)
am 2. September kapitulierte Napoleons Armee
bei Sedan
Die Dritte Republik
•
•
•
•
•
Bürgerkrieg - Pariser Kommune (1871) Sie
regierte zwei Monate lang die Stadt; dann
wurde sie nach einer Woche dauernden,
blutigen
Straßenkämpfen
von
den
Regierungstruppen zurückgewonnen, was beim
Volk eine Bitterkeit hinterließ, die die
französische Politik einer ganzen Generation
vergiftete.
Wiedererrichtung
der
Monarchie
1877
abgeblockt
Einfluss der katholischen Kirche auf das
Bildungswesen gebrochen > unentgeltliche
Volksschulen, Schulpflicht, Religionsunterricht
aus den staatlichen Schulen
Dreyfus-Affäre 1894
Außenpolitik (1871-1914)
o
kolonialen Expansion in Übersee zu
und errichtete in Afrika und Asien ein
neues Kolonialreich
o
1894 schlossen Frankreich und
Russland einen Verteidigungspakt
zur
gegenseitigen
militärischen
Unterstützung für den Fall eines
Angriffs vonseiten Deutschlands oder
Österreich-Ungarns.
o
1904 Entente Cordiale
o
1907 Tripelentente
o
wiederholte Krisen in den Jahren
1905, 1908, 1911 und 1913
Der 1. Weltkrieg
Ergebnisse:
•
1919 einen offiziellen Friedensvertrag
•
Frankreich bekam das Elsass sowie Lothringen
zurück
•
deutsche Armee wurde auf 100 000 Mann
reduziert,
•
ein 50 Kilometer breiter Streifen am Ostufer des
Rheins wurde demilitarisiert
•
Deutschland musste Reparationen
•
Frankreich größter Sieger auf dem Kontinent
•
Verluste: Über 1,39 Millionen Soldaten, ein
Viertel aller französischen Männer im Alter von
18 bis 30 Jahren
Das Zweite Kaiserreich
•
•
•
für die wirtschaftliche Entwicklung günstiges
Klima, rasche industrielle Entfaltung
Sieg über Russland im Krimkrieg (1853-1856)
und die Abhaltung des Friedenskongresses in
Paris waren nicht mehr erreichte Erfolge
Krieg gegen Österreich an der Seite Italiens
im Jahr 1859 ermöglichte die Einigung Italiens
2.3. Großbritannien
13
. Die Entwicklungsprozesse der Großmächte
•
•
•
•
•
•
•
•
Königreich Großbritannien entstand im Jahr
1707 durch die Vereinigung des englischen und
schottischen Parlaments
gemeinsames Parlament
gemeinsames Verwaltungssystem
einheitliche Besteuerung
einheitliches Maß- und Gewichtssystem
Zollgrenzen aufgehoben
getrennte Gerichtssysteme und Staatskirchen
die presbyterianische Kirche in Schottland und
die anglikanische Kirche in England und Wales.
Zur Geschichte Großbritanniens vor 1707 siehe
Britannien, in der Frühgeschichte; England;
Schottland; Wales.
Nordamerikanischer Unabhängigkeitskrieg
•
•
•
britische Regierungsgewalt in den 13 Kolonien
brach 1775 zusammen
gegen Großbritannien, stellten sich zunächst
Frankreich (1778), dann Spanien (1779) und
Holland (1780)
Pariser Friedens (1783) 13 Kolonien wurden als
unabhängige Staaten anerkannt
Die napoleonischen Kriege
•
Koalitionskrieg gegen die Franzosen (mit
Preußen, Österreich und Russland) bis 1796
1801
zur
Bildung
des
Vereinigten
Königreiches Großbritannien und Irland
Das Parlament in Dublin wurde abgeschafft und 100
irische
Vertreter
im
Londoner
Parlament
aufgenommen. In Dublin verblieben als Vertreter der
Regierungsgewalt nur ein irischer Statthalter und
eine von London ernannte Verwaltungsbehörde.
•
•
•
•
•
1802 schloss das Königreich in Amiens Frieden
mit Napoleon
Invasionspläne Napoleons durch Seeschlacht
bei Trafalgar (1805) vereitelt
Kontinentalsperre durch Napoleon
Koalition (Vereinigtes Königreich, Russland,
Österreich und Preußen) > Sturz Napoleons
Innenpolitik
Die Reformen der dreißiger Jahre des 19.
Jahrhunderts
•
Juni 1832 Neuverteilung der Parlamentssitze
zugunsten der Wahlkreise in den rapide
wachsenden Industriestädten
•
System der Wählerregistrierung ein, das zur
Bildung von politischen Parteien auf
nationaler wie auch regionaler Ebene führte
•
Reformgesetze: Fabrikgesetz 1833, Sklaverei
abgeschafft, Armengesetz 1834, Gesetz über
städtische Einrichtungen 1835, führte gewählte
Stadtratsversammlungen ein, 1836 übertrug
man
die Registrierung von Geburten,
Todesfällen und Eheschließungen, für die
bisher die Kirche zuständig gewesen war, dem
Staat
•
1837 18-jährigen Königin Viktoria und ihr
Gatte Albert > Verkörperung der Werte der
viktorianischen
Gesellschaft:
inniges
Familienleben, Pflichtgefühl gegenüber der
Gesellschaft und Respektabilität.
•
Wohlstand in der hochviktorianischen Zeit
o
ab späten vierziger bis in die späten
sechziger
Jahre
des
19. Jahrhunderts
traten
die
gesellschaftspolitischen
Auseinandersetzungen hinter einem
wirtschaftlichen Hoch zurück
•
•
•
•
industrielle Überlegenheit: Eisenbahnnetz,
Telegraphensystem, Stahlerzeugung,
Dampfschiffbau
Lebensbedingungen der Arbeiterschicht
verbesserten sich
Zulauf zu Gewerkschaften beispielsweise im
Maschinenbau, der Tischlerei und anderswo
verzeichnen konnten, führte
1868 zur Gründung eines
Gewerkschaftsdachverbandes (Trades Union
Congress).
Spätviktorianischer Wandel in Wirtschaft und
Gesellschaft
•
Krise in der Landwirtschaft
•
Periode der Deflation, fallender Löhne und
phasenweise weitverbreiteter Arbeitslosigkeit
•
Vereinigten Staaten als auch Deutschland
überholten das Vereinigte Königreich in der
Stahlproduktion und in der Herstellung anderer
Güter
•
Königreich blieb jedoch noch weltweit führend
im Schiffbau, in der Spedition und im
Finanzwesen, und die Mehrheit der Briten
konnte eine wachsende Kaufkraft verzeichnen
•
Verdoppelung der Bevölkerung von England
und Wales zwischen 1851 und 1911 auf nun
über 36 Millionen Einwohner
•
Gesetzesänderungen
verschaffte
einer
winzigen
Minderheit
von
Frauen
die
Möglichkeit, eine Universität zu besuchen und
bei Kommunalwahlen ihre Stimme abzugeben,
sowie das Recht, auch innerhalb eines
Ehebündnisses über ihr Eigentum selbst zu
verfügen
•
Gesetz zum Bildungswesen von 1902, >
Grundstein
für
ein
staatliches
Sekundarschulwesen
•
1906
erhielten
die
Liberalen
eine
überwältigende Mehrheit,
•
erstmals Labour Party im Parlament
•
Fundamente
des
Wohlfahrtsstaates:
Einführung einer Altersrente (1908), die
Schaffung
staatlicher
Behörden
für
Stellenvermittlung (1909), die Einführung einer
Arbeitslosenversicherung (1911) und eines
Beitragssystems
für
eine
nationale
Krankenversicherung, die die meisten Arbeiter
umfasste (1911), sowie die Gründung von
Behörden, die Minimallöhne für Minenarbeiter
und andere Arbeitnehmer festlegten (1909,
1912).
•
Während sich das Vereinigte Königreich mit all
diesen Konflikten im Inneren beschäftigte,
eskalierte eine Krise auf dem Balkan und
entfachte den 1. Weltkrieg.
•
1918 Reformgesetz alle Männer über 21 und
alle Frauen über 30 Wahlrecht
Außenpolitik
•
•
•
•
•
Krieg
gegen
das
autokratische
und
expansionistische Russland > Krimkrieg
(1854)
Indien zur Kronkolonie
in den von Weißen besiedelten Kolonien des
Vereinigten Königreiches Schritte in Richtung
einer Selbstverwaltung der Gebiete eingeleitet,
Kanada 1867, Australien, Neuseeland und
Cape Colony (Südafrika) > weiße Dominions.
während des Amerikanischen Bürgerkrieges
(1861-1865)
gelang
dem
Vereinigten
Königreich der Balanceakt einer neutralen
Position
Rivalität zwischen dem Vereinigten Königreich
und Russland um Gebiete im Mittleren Osten
und entlang der indischen Grenze
14
. Die Entwicklungsprozesse der Großmächte
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
zwischen
dem
Vereinigten
Königreich,
Frankreich und Deutschland entbrannte ein
„Gerangel um Afrika“
Streben nach Einfluss in China und im
Südpazifik
Fertigstellung des Suezkanals im Jahr 1869
führte indirekt ein britisches Protektorat über
Ägypten herbei (1882)
Ausbruch des Burenkrieges im Jahr 1899
König Eduards (1901-1914)
Bündnisvertrag mit Japan (1902)
Bündnis der Entente Cordiale 1904
Bündnis 1907 unter Einbeziehung Russlands
zur Tripelentente erweitert
Union Südafrika 1910
die Selbstverwaltung im Inneren sowie BritischIndien
eine
partielle,
regionale
Selbstverwaltung (1909).
Der 1. Weltkrieg
Ergebnisse:
•
Vergrößerung des British Empire; die
ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika und
die türkischen Besitzungen im Mittleren Osten
wurden britischer Verwaltung unterstellt
•
die selbstverwalteten britischen Dominions
Kanada, Australien, Neuseeland und Südafrika
als eigenständige Unterzeichner der Verträge
auf und wurden selbständige Mitglieder des
neu geschaffenen Völkerbundes
•
Auf dem Großteil der irischen Insel entstand
der irische Freistaat, der praktisch völlig
unabhängig vom Vereinigten Königreich war
und ihm nur noch formal als Teil des
Commonwealth angehörte
•
Nachkriegsjahre
waren
geprägt
von
wirtschaftlichem
Aufschwung,
rascher
Demobilisierung und Arbeiterunruhen
•
•
•
•
•
•
1792 bis 1815 beinahe ununterbrochen in
Kriege
verstrickt:,
Koalitionskriege,
anschließend in die napoleonischen Kriege
Wiener Kongress von 1815 > Österreich
erhält einen Teil der verlorenen Gebiete
zurück, u. a. das Innviertel, Salzburg, Tirol,
Dalmatien, Venetien und die Lombardei,
musste
aber
endgültig
auf
die
Österreichischen Niederlande, Teile Galiziens
und die alten habsburgischen Besitzungen im
Südwesten verzichten
Großmacht Österreich > führende Rolle in
Europa unter der Leitung von Metternichs
dominierte – im Einvernehmen mit der
zweiten deutschen Großmacht Preußen – den
Deutschen Bund
Vorkämpfer des „Systems Metternich“, d. h.
der Restauration und Verteidigung der alten,
vorrevolutionären territorialen und politischen
Zustände in Europa
Schaffung
der
Heiligen
Allianz
zur
Aufrechterhaltung der alten Ordnung beteiligt
Die Revolution von 1848
•
in Ungarn, Böhmen, Galizien und Italien –
entstanden nationale Bewegungen, die sich
zusammen mit den liberalen Strömungen in
der Märzrevolution von 1848 entluden
Außenpolitik
•
•
•
•
Krimkrieg (1853-1856) neutrale Haltung
1859 Krieg gegen das mit Frankreich
verbündete Italien;
1864 mit Preußen Krieg gegen Dänemark.
1866 im Deutschen Krieg um die Hegemonie
im Deutschen Bund > Österreich unterlag, der
Deutsche Bund wurde aufgelöst und durch
den Norddeutschen Bund unter der Führung
Preußens und ohne Österreich ersetzt.
Die Doppelmonarchie
•
•
•
•
2.4. Österreich
Krieg mit Frankreich
•
dauerhaften Verständigung mit Ungarn wegen
des Verlsutes der Vormachtstellung
1867
Ausgleich
mit
Ungarn
,
Sonderverfassung von 1848 > für die
gemeinsamen
Angelegenheiten
–
Außenpolitik, Finanzen und Heerwesen – war
ein gemeinsamer Ministerrat zuständig, die
Innenpolitik der beiden Länder wurde von
jeweils selbständigen Regierungen gestaltet;
Kaiser Franz Joseph wurde zum König von
Ungarn gekrönt, und als Ergebnis des
Ausgleichs
entstand
1867
die
Doppelmonarchie Österreich-Ungarn
Verstärkung der Autonomiebestrebungen der
anderen Nationalitäten in Österreich-Ungarn:
o
Ungarn
o
Deutsche
o
Tschechen,
o
Polen,
o
Ruthenen (Ukrainer),
o
Slowaken,
o
Serben,
o
Rumänen,
o
Kroaten,
o
Slowenen und
o
Italiener;
Die Verfassung von 1867:
Aristokratie
beispielsweise
wahrte
durch
das
Zensuswahlrecht ihren Einfluss auf den
Staat; die Minister waren allein dem Kaiser
verantwortlich, der gegebenenfalls auch ohne
das Parlament regieren konnte.
15
. Die Entwicklungsprozesse der Großmächte
•
•
zunehmende
Industrialisierung
>
Verschärfung der sozialen Spannungen, >
Anwachsen der nationalen Bewegungen >
Entstehung politischer Massenparteien.
Antisemitismus nahm signifikant zu
•
•
•
Allianz mit Deutschland
•
habsburgische Außenpolitik auf den Balkan
gerichtet
•
Annäherung an das Deutsche Reich gegen
den russischen Panslawismus auf dem
Balkan
•
1878 intervenierte Österreich-Ungarn mit
deutscher und britischer Unterstützung, um
Russland daran zu hindern, den gesamten
europäischen Teil des Osmanischen Reiches
einzunehmen. Auf dem Berliner Kongress
von 1878 verzichtete Russland auf Bosnien
und Herzegowina, die unter österreichische
Verwaltung kamen.
•
1879 Zweibund mit Deutschland
•
1882 Beitritt Italiens zum „Dreibund“
•
Serbien
löste
sich
1903
von
der
Doppelmonarchie und wirkte auf die
vollständige Loslösung aller südslawischer
Territorien von Österreich hin
•
Annexion Bosniens und Herzegowinas
durch Österreich 1908 provozierte eine
internationale Krise
•
in den Balkankriegen blieb Österreich
neutral;
•
•
•
•
•
•
Die Meiji-Ära (1868-1912)
•
•
•
Der 1. Weltkrieg
Ergebnisse:
•
Zerfall der Monarchie
•
Tschechen riefen am 28. Oktober in Prag eine
unabhängige Republik aus
•
ungarische
Regierung
erklärte
am
31. Oktober ihre volle Unabhängigkeit
•
12. November 1918 erklärte die provisorische
Nationalversammlung
Österreich
zur
Republik
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
2.5. Japan
•
•
während des 18. Jahrhunderts unvermeidlichen
Niedergang des rigiden Feudalismus
Ende der Isolation > Ächtung europäischer
Bücher und Studien aufgehoben
Bann für die Ausländer nach wie vor in Kraft
Die USA waren besonders an einem
Freundschaftsvertrag und, wenn möglich,
einem
Handelsabkommen
mit
Japan
interessiert.
1854
Vertrag
von
Kanagawa
>
1.
Handelsabkommen
Japan öffnete sich eher auf Drängen der
westlichen Mächte als aus eigenem Wunsch
dem Ausland
wurde innerhalb Teilen Japans als Schwäche
des Schoguns ausgelegt
militante
ausländerfeindliche
Fraktion,
besonders in der Zeit um 1860
gegen den Schogun gerichtete Stimmung im
Land
Schogunat als auch die Lehnsherren (Daimyos)
importierten westliche Waffen und die
zugehörige Technik und sprachen sich für neue
Regierungsstrukturen aus
nach einem Kompromiss trat der letzte
Schogun, Tokugawa Yoshinobu, Ende 1867
zurück
•
•
•
1868 Kapitulation der Schogunats-Armee in
Edo
Kaiser Mutsuhito wählte die Bezeichnung MeijiTenno als Kaisertitel
weit reichenden Veränderungen in Japan >
Meijireformen: Grundlage für einen modernen,
japanischen Staat
(1) kaiserliche Hauptstadt wurde nach
Edo
verlegt
und
in
Tokyo
(„Hauptstadt
des
Ostens“)
umbenannt
(2) 1871 kaiserliches Dekret, das alle
Lehnsgüter
abschaffte
und
stattdessen
zentral
verwaltete
Präfekturen einsetzte
Unter der Herrschaft der Meiji blieb Japan vom
europäischen Imperialismus verschont und
verzichtete
selbst
auf
kolonialistische
Bestrebungen
Japaner kopierten westliche Staatssysteme
relativ detailgetreu
Französische Offiziere wurden eingestellt, um
die Armee neu zu organisieren, britische
Seeleute strukturierten die Marine um, und
niederländische Ingenieure überwachten die
neuen Anlagen auf den Inseln
Japaner wurden ins Ausland geschickt, um
fremde Regierungssysteme zu analysieren und
deren positive Errungenschaften in Japan
einzuführen
neues Strafgesetz wurde in Anlehnung an das
französische erlassen
Erziehungsministerium
wurde
1871
eingerichtet,
um
ein
allgemeines
Erziehungssystem zu etablieren, das auf dem
Vorbild der Vereinigten Staaten basierte
rasante Industrialisierung fand unter der
Kontrolle der Regierung statt
allgemeine Wehrpflicht wurde 1872 eingeführt
1876 Abschaffung der Samurai
Schaffung eines modernen Postwesens
Einführung des gregorianischen Kalenders
(1873)
Bau der ersten Eisenbahn.
Änderungen im politischen System von oben
auferlegt > nicht das Ergebnis politischer
Forderungen aus dem Volk
Bauern trugen nach wie vor die größte
Steuerlast
16
. Die Entwicklungsprozesse der Großmächte
•
•
•
•
1884 wurde ein Vorläufer des heutigen
Oberhauses mit einer Adelsriege aus fünf
verschiedenen Rängen eingerichtet
Verfassung, von Marquis Ito im Wesentlichen
nach dem Vorbild Preußens ausgearbeitet,
wurde 1889 erlassen
Zweikammerparlament aus Oberhaus und
Unterhaus
Macht des Kaisers: Gesetze per Dekret,
Kriegserklärungen, Unterhaus aufglösen und
das Oberhaus vertagen
Außenpolitik
•
•
•
•
•
expansionistische Ziele: 1879 Ryukyu-Inseln,
Korea > Konflikt mit China > ChinesischJapanischer Krieg (1894/95), in dem die
modernisierten japanischen Streitkräfte die
chinesische Armee und Marine nach kurzer
Zeit besiegten > Abtretung Taiwans (Formosa)
und
der
Pescadores-Inseln
+
Kompensationszahlungen
1894 öffnete sich Japan dem freien Handel mit
den Vereinigten Staaten und Großbritannien.
1904 brach Japan die diplomatischen
Beziehungen mit Russland ab und griff den
von Russland gepachteten Hafen Port Arthur >
Russisch-Japanischer Krieg
Japan gewann in weniger als 18 Monaten
1910 wurde Korea offiziell von Japan
annektiert und erhielt den Namen Chosen
Die Taisho-Ära (1912-1926)
•
•
•
Kaiser Meiji starb im Jahr 1912. Sein
Nachfolger war der geistig behinderte Kaiser
Taisho.
Japan trat auf der Seite der Alliierten in den 1.
Weltkrieg ein
1916, trat China seine Handelsrechte in der
Inneren
Mongolei
und
der
südlichen
Mandschurei an Japan ab
Der 1. Weltkrieg
Ergebnisse:
•
Japan erhielt die ehemals deutschen Marshall-,
Karolinen- und Marianen-Inseln (mit Ausnahme
von Guam, das an die USA fiel)
•
Gründungsmitglied des Völkerbundes
•
Washington-Konferenz
1922
>
anglojapanische
Allianz
durch
den
Viermächtevertrag
ersetzt, in dem sich
Japan, Frankreich, Großbritannien und die
Vereinigten Staaten gegenseitige Achtung der
Gebietshoheiten im Pazifischen Ozean sowie
gegenseitige Hilfe bei Bedrohung durch Dritte
zusicherten
•
Neunmächtevertrag
(zwischen
Belgien,
Frankreich,
Großbritannien,
Italien,
den
Niederlanden, Portugal, China, Japan und den
Vereinigten Staaten) > China bekommt
territoriale Integrität und Souveränität
•
Experimentierphase der Demokratie
•
•
•
•
•
•
•
19. Jahrhundert Krise des Kaiserreiches
Aufnahme von Handelsbeziehungen zwischen
China und Großbritannien führte zu ersten
ernsthaften Schwierigkeiten
Handelskontakte sollten aus chinesischer Sicht
in Form eines Tributsystems stattfinden
Ende 1839 offener Konflikt > 1. Opiumkrieg
1842 > 2. Opiumkrieges (1856-1860 >
westlichen Vorteile weiter ausgebaut
Friedensverträge, in China als ungleiche
Verträge
bezeichnet,
bestimmten
die
Beziehungen Chinas zum Westen bis 1943 >
Verträge
enthielten
eine
Meistbegünstigungsklausel, die besagte,
dass alle von China einem der Vertragsländer
gewährten Privilegien auch automatisch für die
anderen
Nationen,
die
den
Vertrag
unterzeichnet hatten, gelten sollten
Innenpolitik.
•
•
•
in fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts
wurden die Grundpfeiler des Kaiserreiches
durch die Taiping-Rebellion erschüttert >
Volksaufstand mit religiösem, sozialem und
wirtschaftlichem Hintergrund
während der sechziger und siebziger Jahre
konnten die Rebellion der Taiping und einige
andere Aufstände niedergeschlagen werden
Modernisierungsprogramm aus den Jahren
1860 bis 1895 wenig erfolgreich
Ausländischer Einfluss
•
•
•
•
•
•
•
•
2.6. China
Die Mandschu- oder Ch’ing-Dynastie (1644-1912)
•
Mitte des 18. Jahrhunderts > Dynastie der
Mandschu größte Macht, Mandschurei, die
Mongolei, Singkiang und Tibet waren unter
sicherer chinesischer Kontrolle, Nepal unter
chinesischem Einfluss
Die Aufrechterhaltung der Ordnung im Land,
brachte China im 18. Jahrhundert langen
Frieden und wirtschaftliche Blüte
Bevölkerungsverdoppelung > Produktion
konnte damit nicht Schritt halten
1875 begannen die westlichen Nationen und
Japan
jedoch
damit,
das
chinesische
Tributsystem im südostasiatischen Raum
aufzuweichen
Chinesisch-Französischer Krieg in den
Jahren 1884 und 1885 brachte Vietnam unter
französische Kolonialherrschaft
1886 Briten bestzten Birma
1860 erhielt Russland die am Meer gelegenen
Provinzen der nördlichen Mandschurei und die
Gebiete nördlich des Amur.
1894 Chinesisch-Japanischer Krieg > China
erlitt die entscheidende Niederlage
ökonomischen Einflüsse des Westens >
Transsibirische
Eisenbahn,
zusätzliche
wirtschaftliche
Rechte
für
Russland,
Deutschland wurde die Provinz Shandong
überlassen, an Frankreich trat China die
südlichen
Grenzprovinzen
ab,
an
Großbritannien die am Ufer des Jangtsekiang
gelegenen Provinzen und an Japan die
südöstlichen Küstenprovinzen
als Ergebnis des Russisch-Japanischen
Krieges 1904/05 ging der größte Teil der
Rechte an der Südmandschurischen Eisenbahn
an Japan über
USA begannen in den Jahren 1899/1900 mit
einer Politik der offenen Tür und versuchten,
ihre Rechte in China ohne Gebietsansprüche
aufrechtzuerhalten.
Reformbewegungen und Boxeraufstand
•
Ziel: konstitutionelle Monarchie, Modernisierung
der Wirtschaft und des Erziehungssystems
17
. Die Entwicklungsprozesse der Großmächte
•
•
•
Niederschlagung und heftige reaktionäre Welle
durchzog das Land und erreichte 1900 ihren
Höhepunkt
mit
dem
fanatischen
und
ausländerfeindlichen Aufstand der geheimen
Bruderschaft der Boxer
Sun Jat-sen > revolutionäre Bewegung mit
der
Errichtung
einer
republikanischen
Regierung
1912 wählte eine revolutionäre Versammlung in
Nanking Yuan zum ersten Präsidenten der
Republik China.
Die Republik China
•
•
•
•
•
Republik bestand zwischen 1912 und 1949
Verfassung und ein Parlament
persönliche Kontrolle des Präsidenten über die
Regierung
Nationalpartei, auch Kuomintang genannt,
unter dem Vorsitz von Sun Jat-sen als
Opposition > 1913 verboten
Yuan ernannte sich selbst zum Kaiser > starb
1916 und die politische Macht ging für mehr als
ein Jahrzehnt in die Hände der Provinzgeneräle
über
Der 1. Weltkrieg
Ergebnisse:
•
verspäteter Eintritt Chinas in den 1. Weltkrieg
auf Seiten der Alliierten 1917
•
in Versailles zog Präsident Woodrow Wilson die
Unterstützung der Vereinigten Staaten für
China in der Shandong-Frage jzurück, falls sich
Japan dazu bereit erkläre, seine Forderung
nach Gleichstellung aller Bewohner in den
Nationen der Entente zurückzuziehen > diese
Klausel stieß in den Vereinigten Staaten auf
heftigen
Widerstand,
da
sie
einen
unbegrenzten Zustrom von Arbeitskräften aus
dem Orient bedeutet hätte > chinesische
Delegation weigerte sich, den Vertrag von
Versailles zu unterzeichnen > auf der Basis
eines separaten Vertrags mit Österreich,
Erlaubnis, der Entente beizutreten
•
1919 eine antijapanische Massendemonstration
statt, die den Anfang der Bewegung Vierter Mai
markierte
Die Vereinigten Staaten von Amerika
•
•
•
•
•
•
•
•
1788 wurde die erste Verfassung der
Vereinigten Staaten ratifiziert
Erster Präsident war George Washington, von
1789 bis 1797
1800 Jefferson US-Präsident > Kauf von
Louisiana
und
weitere
territoriale
Ausdehnungen nach Westen > Kämpfe mit
Indianern
James Madison, 1812 bis 1814 Krieg mit
Großbritannien
1819 Florida
Monroedoktrin „Amerika den Amerikanern“
starkes Wirtschaftswachstum > Straßen,
Schienen und Kanäle,
Banken und
Aktiengesellschaften,
erste
Industrie,
Baumwollanbau > Bedarf an Sklaven
Phase nationaler Einheit
Der Amerikanische Bürgerkrieg
•
•
•
•
•
•
•
•
Konflikt zwischen Kaufmannsaristokratie des
Nordostens und der Agrararistokratie des
Südens und den Siedlern des Westens
entzündete sich überwiegend an der Frage der
Sklaverei
Kontroverse verschärfte sich
mit dem
Mexikanisch-Amerikanischen
Krieg
(18461848.
1860 Präsident Abraham Lincoln, der sich für
eine Kontrolle der Sklaverei durch den
Kongress stark gemacht hatte
South Carolina trat aus der Union aus +
Mississippi, Florida, Alabama und Georgia,
Louisiana, Texas, Virginia, Arkansas, North
Carolina und Tennessee.
1866
provisorische
Regierung
der
Konföderierten Staaten von Amerika
1865 Kapitulation der Südstaaten
1862 Gesetze zur Abschaffung der Sklaverei
Industrialisierung und Übergang ins 20.
Jahrhundert
Reconstruction
•
Präsident Andrew Johnson bemühte sich um
die Aussöhnung mit den Südstaaten
•
gewaltbereiter Rassismus, > Ku Klux Klan
•
•
•
2.7. USA
Der Unabhängigkeitskrieg
•
•
•
1775
erste
kämpferische
Auseinandersetzungen
1776 die Loslösung von der britischen Krone >
Unabhängigkeitserklärung
Frieden von Paris (1783)
Verquickung zwischen Wirtschaft und Politik >
beispiellose Förderung des Großkapitals mit
korrupten Zügen
große Wirtschaftshilfe > Reconstruction 1877
Demokraten mit Grover Cleveland 1884
erstmals seit 1856 wieder einen USPräsidenten
Wirtschaftskrise und soziale Konflikte
•
Formierung
der
Arbeiterbewegung
als
organisierte politische Macht
•
Auseinandersetzungen
zwischen
den
Interessen der Agrarreformer mit ihren
Anhängern im Westen und denen der großen
Bankiers und Unternehmer, deren Institute und
Firmen ihren Sitz überwiegend im Osten hatten
•
Rezession, hohe Preise, Arbeitslosigkeit und
Streiks
•
Benachteiligung von Minderheiten, strikte
Rassentrennung
in
Schulen,
Bussen,
18
. Die Entwicklungsprozesse der Großmächte
•
•
Gaststätten ebenso wie ein Ausschluss an der
Teilnahme am politischen Leben
nationale Unzufriedenheit > Wahl des
Republikaners William McKinley 1897
Spanisch-Amerikanische Krieg (1898) >
Aneignung Kubas, der Philippinen, Guams und
Puerto Ricos
Theodore Roosevelt und der Progressivismus
•
gegen
die
zunehmende
Macht
der
Unternehmenskartelle (Trusts)
•
Bau des Panamákanals
•
Beendigung des Russisch-Japanischen Krieges
(1904/05)
•
1912 Demokrat Woodrow Wilson als Präsident
Außenpolitik (1865-1920)
•
•
ersten Phasen > Ausdehnung des Staates >
1867 kauften die USA Alaska von Russland ab
Ausdehnung des wirtschaftlichen Einflusses >
Panamerikanismus
Der 1. Weltkrieg
Ergebnisse:
•
1917 Kriegseintritt
•
großer Anteil an der Pariser Friedenskonferenz
durch Wilson > Vierzehn-Punkte-Programm
•
USA traten dem Völkerbund allerdings nicht
bei, da die Mehrheit der Senatsmitglieder darin
einen Eingriff in die außenpolitische Freiheit der
USA sahen
Vierzehn Punkte (Wilson-Deklaration)
Verzicht auf Geheimdiplomatie zugunsten
offener internationaler Verhandlungen;
(2) Garantie der Freiheit der Meere in Friedensund in Kriegszeiten, sofern die Meere nicht
ganz oder teilweise durch international
sanktionierte Maßnahmen gesperrt sind;
(3) Abbau möglichst aller Handelsschranken und
Schaffung gleicher Handelsbedingungen auf
internationaler Ebene;
(4) internationale Abrüstung, soweit sie mit der
öffentlichen Sicherheit vereinbar ist,
(5) Beilegung kolonialer Streitigkeiten unter
Berücksichtigung der Interessen sowohl der
Kolonialmächte als auch der Kolonialvölker;
(6) Räumung der besetzten russischen Gebiete
durch die Mittelmächte unter dem Vorbehalt
der Selbstbestimmung und Aufforderung an
das bolschewistische Russland, sich an der
internationalen Kooperation zu beteiligen;
(7) Räumung und Wiederherstellung Belgiens;
(8) Räumung und Rückgabe der besetzten
französischen Gebiete einschließlich ElsassLothringens;
(9) Korrektur der italienischen Grenzen
entsprechend den klar erkennbaren
Nationalitätengrenzen;
(10) Autonomie für die Völker Österreich-Ungarns;
(11) Räumung und Wiederherstellung Serbiens,
Montenegros und Rumäniens mit einem
Zugang zum Meer für Serbien;
(12) Autonomie für die Völker im Osmanischen
Reich und Internationalisierung der
Dardanellen;
(13) Errichtung eines unabhängigen Polen mit
freiem Zugang zum Meer und
(14) Einrichtung eines Völkerbundes zur
gegenseitigen Garantie der politischen
Unabhängigkeit und der territorialen Integrität.
2.8. Kolonialismus und
Imperialismus
Kolonialismus
Kolonie: Gebiet, von fremder Macht abhängig; außerhalb
der
Heimat
gegr.
Niederlassung;
Besitzungen
europäischer Staaten (Privatleute in deren Auftrag oder
Duldung) seit dem Zeitalter der Entdeckungen; (Portugal
ab 1415, Spanien, Russland); Versuch der Abstützung
des Führungsanspruches in Europa - materiell und
politisch
Formen:
•
staatliche - Portugal, Spanien,
•
private
Kolonisatoren
bzw.
Kolonialgesellschaften "Handelskompanien" - England,
Frankreich
Typen:
•
•
•
(1)
•
•
•
Handelskolonie - (Handelsniederlassungen
ohne Besitz des Gebietes z.B. Indien);
Siedlungskolonie ( Geburtenüberschuss der
weißen
Bevölkerung,
Wirtschaftsund
Sozialstruktur
wird
vom
Mutterland
übernommen z.B. Nordamerika, Australien,
Neuseeland);
Pflanzerkolonie (Produktion trop. Erzeugnisse
für europäischen Markt auf Großplantagen mit
Sklaven
z.B.
Westindien,
SOKüste
Nordamerika);
Besitzkolonie (Annexion fremden Landes)
Herrschaftskolonie
(Anerkennung
der
formellen Oberhoheit z.B. Flottenstützpunkte
o.ä.)
Im Übergang vom 18. zum 19. Jh. vollzieht sich
der Wandel von autonomer Kolonie zum
Kolonialreich.
•
Neuaufteilung
der
Kolonien
Spaniens,
Portugals und Frankreichs (nach Napoleon),
z.B. England bekommt: Malta, Ceylon, Trinidad,
Singapur,
Falklandinseln,
Hongkong,
Australien, Neuseeland > Ausdruck engl.
Vormachtstellung zur See, Sicherung der
Handelsinteressen, weniger direkte wirtschaftl.
Nutzung
•
junge Industriestaaten wollten Kolonialbesitz für
Rohstoffquellen, Siedlungsraum, Markt >
Entwicklung der Kolonialgebiete nach rigorosen
wirtschaftlichen Kriterien zum Vorteil der
Mutterländer > Monokulturen: Baumwolle Ägypten, Kautschuk - Malaya, Kakao Goldküste, Erdnüsse - Senegal, Zucker - Kuba,
> Plantagen, Bergwerke, Transportwege
> keine Industrie für einheimische Bevölkerung,
kaum Hygiene, Schulwesen > ... finanzielle Lasten
für betroffene Völker
•
•
trotzdem waren die wirtschaftlichen Erfolge
gering gegenüber Freihandel mit anderen
Staaten ( außer England in NA, USA in
Lateinamerika, Belgien im Kongo ) D 2%
19
. Die Entwicklungsprozesse der Großmächte
•
Außenhandel, F 10%,
Handel 1%,
erst
später
durch
Überschüsse erzielt
engl.
afrikanischen
Raubbau
wurden
Methoden:
England:
•
Abschluss
von
Freundschaftsund
Freihandelsverträgen
(
Stützung
auf
einheimische Oberschichten) z.B. Persien,
China, Türkei, Japan,
•
formelle Herrschaft (wenn Sicherheit nicht
gewährleistet war)
Frankreich:
•
Ausbildung neuer einheimischer Eliten ( eng mit
Mutterland
verzahnt,
Recht,
Sprache,
Verwaltung,
Erziehung,
sogar
mit
Repräsentation )
•
•
•
•
auszubauen
und
die
wirtschaftlichen
Möglichkeiten, strategischen Vorteile und
das „Menschenmaterial“ zur Steigerung der
eigenen
nationalen
Machtstellung
zu
nutzen.
Sendungsgedanke
Missionierungsgedanke
übersteigerter Nationalismus
Chauvinismus
Imperialismus
•
Definition umstritten und vielschichtig
Ökonomische Determination
Hobson:
•
Überproduktion > Suche nach Absatzmärkten
und Anlagemöglichkeiten > Annexion fremden
Gebietes
Lenin:
•
Profitsteigerung als Hauptursache
•
Profit in rückständigen Ländern besonders
hoch (billige Bodenpreise, Arbeitskräfte,
Rohstoffpreise)
•
Konzentration
der
Wirtschaft
bis
zur
Monopolbildung
•
Verschmelzung
des
Bankkapitals
mit
Industriekapital > Finanzoligarchie
•
Kapitalexport
•
Internationalisierung der Märkte > ökonomische
Aufteilung der Welt
•
territoriale Aufteilung der Welt
Sozialpolitische Determination
Wehler:
•
Gesellschaft erkannte die sozialen Spannungen
des Industrialisierungsprozesses als Gefahr für
das Gemeinwesen
•
Expansion nach außen als Heilmittel vor
gesellschaftlicher Zerreisprobe
•
Stabilisierung nach innen
•
sozialökonomisch motivierte Form einer
Herrschaftstechnik, die, um der Bewahrung
des sozialen und politischen Status quo
willen, die inneren Bewegungskräfte nach
außen ablenkte
Nationalistische Determination
W. Mommsen:
•
Aneignung fremden Territoriums in der
erklärten
Absicht,
den
eigenen
Großmachtstatus zum Weltmachtstatus
3. Die Veränderungen in der
internationalen Politik nach
dem Ersten Weltkrieg
20
3. Die Veränderungen nach dem 1. Weltkrieg
•
3.1. Das Entstehen totalitärer
Staatsideen
•
•
grundlegende
Veränderungen
in
der
europäischen Geschichte bereits seit Ende des
19. Jh. > Massenbewegung / Industrialisierung
mit dem gemeinsamen Ausgangspunkt >
Französisch Revolution
Demokratie und Totalitarismus haben die
gleichen Wurzeln
 Emanzipationsprozesse
 Herrschaftsansprüche verschiedener
Strömungen
moderne Demokratie und moderne Diktatur entwickeln
sich gleichzeitig > gemeinsame Postulate:
1. Sozialisierung und Polarisierung aller Bürger
2. Herrschaft der Mehrheit
3. Ideologisierung durch Propaganda
4. Wahl als Mittel der Legitimation
5. Verschärfung
des
Gemeinschaftsund
Staatsbewusstseins
(früher
dynastisches
Denken)
6. Militarisierung (Volksbewaffnung)
7. globaler Sendungsgedanke
8. Präsenz des Staates durch Industrialisierung
(Mobilität,
Auflösung
der
traditionellen
Bindungen)
9. Schwächung des Individuums
10. Staat erfüllt Wünsche, Verabsolution des
Staatsdenkens, Staat als Religionsersatz
11. Versuch, die Sozialismusidee des 19. Jh.
umzusetzen
12. Staat als Organisationsform einer „großen
Familie“ > Gemeinschaftsgeist > Versicherung
der Bürger gegen „Ungemach“
•
•
•
•
•
mögliche
Entwicklungen:
Demokratie oder Diktatur >
1917 Russland (sozialistische Revolution unter
Lenin, 1922 Staatsgründung der UdSSR)
1919 Ungarn (Räterepublik unter Bela Kuhn)
1922 Marsch auf Rom unter Mussolini
totalitäre Strömungen in den 20er Jahren in:
Deutschland(Hitler),
Slowakei(Tiso),
Polen (Pilsudski),
Frankreich (Petain),
Japan(Hiroito),
Spanien (Franco)
etc.
3.2. Das Versailler und
Washingtoner System
•
•
•
Entwaffnung und Reparationen
für Deutschland folgende Maßnahmen:
•
Aufhebung der allgemeinen Wehrpflicht;
•
Reduzierung
der
Armee
auf
100 000 Berufssoldaten;
•
Besetzung des Rheinlandes durch alliierte
Truppen (so wurde dem Sicherheitsbedürfnis
Frankreichs Rechnung getragen);
•
Entmilitarisierung eines 50 Kilometer breiten
Streifens östlich des Rheines;
•
Schleifung der Festungen im Westen des
Reichsterritoriums; Einstellung des Imports und
Exports von Kriegsmaterial;
•
Beschränkung der deutschen Kriegsmarine auf
24 Schiffe und eine Festsetzung der Marine auf
höchstens 15 000 Matrosen (U-Boote wurden
verboten);
•
Auflösung der Luftwaffe und Marine bis
1. Oktober 1919.
•
Zahlung von Reparationen, die in Form von
Geld- und Sachleistungen (Handelsschiffe,
Kühe, Eisenbahnen etc.) 1920 setzte eine
spezielle Reparationskonferenz die Summe auf
269 Milliarden Goldmark fest
Gebietsabtretungen
•
bedingungslose Souveränität Belgiens, Polens,
der Tschechoslowakei und Österreichs
•
Anschluss Österreichs unmöglich
•
13 Prozent des ehemaligen Reichssgebiets
abgetreten
•
Elsass-Lothringen ging ohne Abstimmung an
Frankreich zurück
•
15 Jahre wurde das Saargebiet der Aufsicht
des Völkerbundes unterstellt
•
Belgien erhielt nach Abstimmungen EupenMalmédy
•
Nordschleswig an Dänemark
•
Ostoberschlesien zu Polen
•
Memelgebiet an Litauen
•
Danzig freie Stadt
•
Deutschland verlor seine gesamten Kolonien
Washingtoner Konferenz
•
•
Versailler Vertrag
•
Friedensvertrag
zur
Beendigung
des
1. Weltkrieges zwischen Deutschland und den
Alliierten auf der Pariser Friedenskonferenz in
Versailles ausgehandelt
27 Staaten, die gegen die Mittelmächte Krieg
geführt
hatten,
darunter
die
vertragsbestimmenden Vertreter der USA
(Thomas Woodrow Wilson), Großbritanniens
(David Lloyd George), Frankreichs (Georges
Clemenceau) und Italiens (Vittorio Emanuele
Orlando).
Russland und Deutschland nicht beteiligt
ersten Teil des Vertrags > Satzung des
Völkerbundes (Völkerbundakte) > Kontrolle
über die Umsetzung der Vereinbarungen
USA ratifizierten ihre Vereinbarungen nicht,
sondern schlossen stattdessen am 2. Juli 1921
in Berlin einen Separatfrieden mit Deutschland
und Österreich.
internationale Konferenz über die Beendigung
des Flottenwettrüstens im Pazifik
Vertreter Belgiens, Chinas, Frankreichs,
Großbritanniens,
Italiens,
Japans,
der
Niederlande, Portugals und der Vereinigten
Staaten vom 12. November 1921 bis zum
6. Februar 1922 in Washington D.C
Konferenz führte zu den folgenden Verträgen:
21
3. Die Veränderungen nach dem 1. Weltkrieg
1. Washingtoner Flottenabkommen: Der von
den fünf größten Seemächten unterzeichnete
Vertrag setzte die Flottenstärke im Verhältnis
von 5 : 5 : 3 : 1,75 : 1,75 (Vereinigte Staaten,
Großbritannien, Japan, Frankreich, Italien) fest.
Ferner wurde ein zehnjähriger Baustopp für
Großkampfschiffe
beschlossen.
Das
Flottenabkommen sollte bis 1936 gelten, wurde
jedoch bereits 1934 durch Japan gekündigt.
2. Das Viermächteabkommen zwischen den
Vereinigten
Staaten,
Großbritannien,
Frankreich und Japan schrieb die gegenseitige
Anerkennung der Besitzungen und Rechte im
Pazifik fest.
3. Das Neunmächteabkommen zwischen allen
Teilnehmerstaaten der Konferenz garantierte
die chinesische Souveränität und die territoriale
Integrität Chinas, um das Prinzip der offenen
Tür zu bekräftigen, durch das China
Zollautonomie erhielt. In der Folge verpflichtete
sich Japan u. a. zur Räumung der Provinz
Shandong.
4. Das Fünfmächteabkommen zwischen den
USA, Großbritannien, Japan, Frankreich und
Italien über den Einsatz von U-Booten und Gas.
3.4. Der Vertrag von Rapallo und
die Ruhrbesetzung
Rapallovertrag
•
•
•
•
•
•
•
•
•
3.3. Der Völkerbund
•
•
•
internationales Staatenbündnis zur Sicherung
des Weltfriedens mit Sitz in Genf
1920 bis 1946
insgesamt 63 Staaten
Entstehung
•
Januar 1918 US-Präsident Woodrow Wilson
regte in seinen Vierzehn Punkten Gründung
eines Völkerbundes zur Friedenssicherung an
•
Satzung des Völkerbundes wurde Bestandteil
des Versailler Vertrags
•
Siegermächte aus dem 1. Weltkrieg vertreten –
mit Ausnahme der USA
Organisation
Organe:
•
Generalversammlung aus je drei Vertretern
der einzelnen Mitgliedsstaaten
•
Völkerbundsrat fünf ständige Mitglieder
(Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und
China; Deutschland und die UdSSR kamen
später hinzu)
•
Ständiges Sekretariat Verwaltungsorgan des
Völkerbundes
•
Sonderorganisationen des Völkerbundes waren
der Ständige Internationale Gerichtshof und
die Internationale Arbeitsorganisation
Aktivitäten
Aufgaben:
•
Verwaltung ehemals deutscher und türkischer
Gebiete (Saargebiet)
•
Mandate an ausgewählte Mitgliedsstaaten des
Völkerbundes im Nahen Osten
Leitgedanken des Völkerbundes:
•
kollektive Sicherheit
•
Wahrung des Weltfriedens;
•
friedliche Lösung von Konflikten > z. B.
den Streit zwischen Finnland und
Schweden über die Åland-Inseln (1921),
Auseinandersetzung
zwischen
Griechenland und Bulgarien über ihre
gemeinsame Grenze (1925
•
•
1922 zwischen dem Deutschen Reich und
Sowjetrussland in Rapallo geschlossen
Normalisierung der beiderseitigen Beziehungen
auf Initiative des deutschen Außenministers
Walther Rathenau
um einer französisch-englisch-sowjetischen
Verständigung
über
russische
Reparationsforderungen gegen das Deutsche
Reich zuvorzukommen
gegenseitiger Verzicht auf, aus dem
1. Weltkrieg resultierende Ansprüche,
Verbesserung von Wirtschaftsbeziehungen
Neuaufnahme diplomatischer Beziehungen
Sowjetunion erstmals völkerrechtlich anerkannt
und international aufgewertet
deutsche Diplomatie und Militär gewann
größeren Spielraum
bei
Westmächten erregte
der Vertrag
Misstrauen > als Versuch des Deutschen
Reiches interpretiert, den Verpflichtungen aus
dem Versailler Vertrag ausweichen zu wollen
und die polnische Westgrenze zu bedrohen.
1926 um ein Neutralitätsabkommen erweitert
(„Berliner Vertrag“)
Umstritten ist die Verbindung zwischen Rapallovertrag
1922 und Ruhrbesetzung 1923. Wohl aber hatte der
Rapallovertrag die Sensibilitäten zwischen Deutschland
und besonders Frankreich geschürt, so dass vielleicht die
alliierte Überreaktion so zu erklären wäre.
Ruhrbesetzung
politisch-militärischer Konflikt im Ruhrgebiet
1923
•
um französische Vormachtstellung gegenüber
dem Deutschen Reich zu behaupten und
angeblich die deutschen Reparationszahlungen
sicher zu stellen, besetzten französische und
belgische Truppen ab 11. Januar 1923 das
ganze Ruhrgebiet
•
Kontrolle über Industriebetriebe und Behörden
•
Folge: von der deutschen Reichsregierung mit
Zustimmung des Reichstages und der
Gewerkschaften
proklamierter
passiver
Widerstand
•
> Ausweisung deutscher Eisenbahn- und
Postbeamter aus dem Ruhrgebiet (etwa
140 000 Personen)
•
Wirtschaftsboykott
Konflikt eskalierte durch:
•
Terror- und Sabotageakte von Banden
ehemaliger Freikorpsmitglieder,
•
nationalistische Agitation der KPD
•
Todesurteile
und
Racheakte
von
französischer Seite
•
Wirtschaftskrise verschärfte sich dramatisch
•
Ruin der Staatsfinanzen
•
galoppierende Inflation
22
3. Die Veränderungen nach dem 1. Weltkrieg
•
•
Ende
des
Ruhrkampfes
1923
unter
Stresemann
französisch-belgische Besetzung endete im
August 1925 nach einer Neuregelung der
Reparationsfrage durch den Dawesplan
von Feindseligkeiten daher die neutralen Staaten
nichts anginge
3.7. Die Weltwirtschaftskrise
3.5. Der Vertrag von Locarno
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
komplexes Vertragswerk für Mitteleuropa
Sicherheitssystem (Vorläufer von KSZE)
von
den
Vertretern
Belgiens,
der
Tschechoslowakei, Frankreichs, Deutschlands,
Großbritanniens, Italiens und Polens am
16. Oktober 1925 in Locarno abgeschlossen
Sicherheits-, Rhein- oder Westpakt garantierte
Deutschland
die
Unverletzlichkeit
der
Grenzen zu Frankreich und Belgien > von
Großbritannien und Italien garantiert
Rheinland wurde entmilitarisierte Zone
Frankreich schloss mit Polen und der
Tschechoslowakei Defensivverträge
deutsche Ostgrenze allerdings nicht fixiert
Schiedsabkommen von Deutschland mit
Frankreich,
Belgien,
Polen
und
der
Tschechoslowakei geschlossen, mit denen die
Grenzstreitigkeiten beigelegt werden sollten
Anfangs brachten die Verträge von Locarno
eine internationale Entspannung.
mit
dem
Beitritt
Deutschlands
zum
Völkerbund (1926) wurden die Verträge gültig
mit dem Einmarsch deutscher Truppen in das
entmilitarisierte Rheinland kündigte Adolf Hitler
1936 den Locarnopakt
3.6. Der Briand-Kellog-Pakt
•
•
•
•
•
•
•
formell als Vertrag über die Ächtung des
Krieges bezeichnet
multilateraler Vertrag 1928 in Paris von
15 Staaten unterzeichnet
vom Außenminister der USA, Frank B. Kellogg,
und vom französischen Außenminister Aristide
Briand in die Wege geleitet und ausgearbeitet
Ursprung in den internationalen Antikriegs- und
Abrüstungskonferenzen
die USA und Frankreich sollten die Möglichkeit
eines Krieges zwischen den beiden Staaten
ausschalten
der Pakt verpflichtete seine Unterzeichner zur
Ächtung des Krieges als Mittel der Politik und
zur
friedlichen
Beilegung
internationaler
Konflikte
in der Praxis untaugliches Mittel zur
Verhinderung von Kriegen:
o
Besetzung der Mandschurei durch
Japan im Jahr 1931
o
Äthiopiens durch Italien 1935
o
Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939
Völkerrechtlich > wichtiger Schritt zur Definition des
Krieges als unrechtmäßigen Akt des angreifenden
gegenüber dem angegriffenen Staat – im Gegensatz
zu der bislang gängigen Auffassung, dass der Krieg
ein legitimer Akt eines Staates sei und der Ausbruch
Bezeichnung für eine heftige oder andauernde
wirtschaftliche Krise, die nicht auf einen einzelnen Staat
beschränkt bleibt, sondern zu einem umfassenden
Zusammenbruch in allen Teilen der Weltwirtschaft führt.
Konjunktureinbruch in den Jahren 1929 bis
1933
•
größten wirtschaftlichen Katastrophe der
Neuzeit wurde (Depression)
•
Krise von 1929 bis 1933 betraf vor allem die
USA und Deutschland
Ursachen:
•
unbändiger Konjunkturoptimismus
•
Glauben an eine anhaltende Prosperität der
amerikanischen Wirtschaft
•
umfangreiche Aktienspekulationen
•
29. Oktober 1929 „Schwarzer Freitag“, >
überraschender Zusammenbruch der New
Yorker Börse
•
>
Liquiditätsschwierigkeiten
sorgten
für
Kündigungen von Krediten in den USA und zu
Rückrufen der nach Europa gegebenen,
zumeist kurzfristigen Kredite
•
vor allem Deutschland betroffen > schwere
Bankenkrise, > zahlreiche Konkursen >
Massenarbeitslosigkeit (1932 rund sechs
Millionen)
•
Weltweit Zusammenbruch des internationalen
Zahlungsverkehrs
•
in den westlichen Ländern endete die Phase
des Liberalismus mit seinem Glauben an die
Selbstheilungskräfte der Wirtschaft
•
Folge:
•
•
•
Überzeugung, dass zur Überwindung
einer derartigen Wirtschaftskrise, eine
aktive
staatliche
Konjunkturpolitik
notwendig ist (siehe Keynesianismus)
„New Deal“
Zentralverwaltungswirtschaft
oder
Planwirtschaft
3.8 Die Wende zum
Expansionismus in der japanischen
Politik
•
•
besonders betroffen von der WWK wegen
Rohstoffabhängigkeit und Abschottung der
Märkte der USA gegen ausländische Produkte
Ende
der
liberalen
Wirtschaftsund
Handelspolitik - territoriale Expansionspolitik
zur
Sicherung
der
japanischen
"Lebensinteressen"
23
3. Die Veränderungen nach dem 1. Weltkrieg
•
•
•
•
•
•
Verwandlung der Mandschurei in eine
japanischen Halbkolonie - Marionettenstaat
Mandschukuo nach militärischer Besetzung
China boykottiert japanische Produkte > Export
nach Korea und Formosa (Taiwan) Großraumwirtschaft
Militarisierung Japans und Entstehung eines
japanischen Nationalismus (Verherrlichung der
japanischen Rasse, Überlegenheitsanspruch in
Asien) , „Tenno“ Hiroito
Ziel war die Beherrschung ganz Ostasiens
Appeasementpolitik auch im Fernen Osten
durch die Westmächte
Konfrontation war aber Zeitfrage, da besonders
brit. und amerikanische Interessen stark
gefährdet waren
3.9. Neue Konstellationen in Europa
durch die Achse Berlin-Rom
•
•
•
•
•
•
1933
Machtantritt
Hitlers
(
Außenminister Konstantin Freiherr von Neurath
1932-38, Staatssekretär im Außenministerium
Bernhard von Bülow 1930-32 ) > Politik der
offensiven Revision des Versailler Vertrages
seit 1931 Handelspräferenzen mit Rumänien
und Ungarn
> Bilateralisierung und
Regionalisierung der außenwirtschaftlichen
Beziehungen,
Entstehung eines Großwirtschaftsraumes in
Mitteleuropa ("Raum" und "Rasse")
Ostkolonisation durch Krieg
(siehe Kompendium 2 „Nationalsozialismus“)
1922
Machtantritt Mussolinis (
Außenminister Graf Ciano )
trotz ideologischer Verwandtschaft zu D.
Interessengegensätze i.B. auf
Versailler
Vertrag
Zwiespalt:
•
Unzufriedenheit
über
die
unvollkommene Beherrschung der
Adria,
•
Beibehaltung der Brenner-Grenze
•
Widerspruch zur "Heim-ins-Reich"Politik Hitlers
und mit dem Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 ein
Ende fand. Das deutsche Reichspropagandaministerium
instrumentalisierte die Antikomintern für seine Zwecke;
nach außen hin wurde jedoch der Anschein eines
eigenständigen eingetragenen Vereins gewahrt. Von
1937 bis 1939 brachte die Antikomintern eine Zeitschrift
mit dem Titel Contra-Komintern heraus.
Antikominternpakt,
zwischen
Japan
und
dem
Deutschen Reich am 25. November 1936 geschlossenes
Abkommen, um der Internationale (Komintern) und der
Sowjetunion entgegenzuwirken. Darin wurde u. a.
vereinbart, gemeinsam über die Abwehr der Aktivitäten
der Komintern zu beraten und keine Verträge
abzuschließen, die dem Pakt entgegenwirken. In einem
geheimen Zusatzprotokoll sicherte man sich gegenseitig
Neutralität zu, sollte es zu einem „provozierten Angriff“
oder zu einer „nichtprovozierten Angriffsdrohung“
kommen. Dem Antikominternpakt traten 1937 Italien,
1939 Mandschuko, Spanien und Ungarn bei. 1941 folgten
dann Bulgarien, Finnland, Dänemark, Kroatien sowie
Rumänien und die Slowakei. In dem selben Jahr wurde
das Abkommen für fünf Jahre verlängert. Jugoslawien
wurde am 25. März 1941 von Deutschland zu einem
Beitritt gezwungen. Nach der deutschen Kapitulation im
Mai 1945 wurde der Antikominternpakt aufgelöst
•
•
3.10. Die Appeasementpolitik
•
•
•
•
•
• Ausbau der italienischen Positionen im Donau
und Mittelmeerraum (1923 Korfu, 1927 Albanien,
Libyen, Cyrenaika, 1935 Abessinien)
•
•
trotzdem Abschluss bilateraler Verträge
Deutschlands und Japans mit Sowjetunion
Dokumentation einer einheitlichen Politik im
Gegensatz zu demokratischen Staaten
Reaktion des Völkerbundes blieb ohne
Wirkung, da sich GB weigerte sowohl
Ölembargo
noch
der
Schließung
des
Suezkanals
für
italienische
Schiffe
zuzustimmen
•
spanischer Bürgerkrieg 1936-1939 führen die
Achsenmächte gemeinsam > Generalprobe der
Armeen, bes. der Luftwaffe
•
•
(englisch: Besänftigung, Beschwichtigung),
Reaktion
der
westeuropäischen
Regierungen, vor allem der britischen, auf die
Expansionspolitik Deutschlands und Italiens
u. a. Versäumung, Mussolinis Eroberung
Abessiniens (heute Äthiopien; 1934-1936)
sowie Hitlers Einmarsch ins entmilitarisierte
Rheinland (1936) zu verhindern
1938 nahmen sie den Anschluss Österreichs
hin
Höhepunkt > das Münchner Abkommen vom
September
1938
Großbritannien
(Chamberlain), Frankreich (Daladier), Italien
(Mussolini) und Deutschland (Hitler) beendeten
die Sudetenkrise, > deutscher Einmarsch ins
Sudetenland
(Tschechoslowakei)
und
beseitigten
damit
kurzzeitig
die
von
Deutschland ausgehende Kriegsgefahr
Appeasement-Politik endete de jure am
31. März
1939
mit
der
Garantie
Großbritanniens für die Unversehrtheit Polens
de facto bestand diese auch nach dem
Einmarsch Deutschlands in Polen fort >
„Komischer Krieg“ an der französischen
Maginot-Linie
sie endete erst mit der offenen Konfrontation
nach dem Einmarsch Deutschlands in
Frankreich und dem Beginn der Luftangriffe auf
Großbritannien
Antikomintern, Organisation zur antikommunistischen
Propaganda, die Ende 1933 zum Kampf gegen die Dritte
Internationale, die Komintern, in Berlin gegründet wurde
24
3. Die Veränderungen nach dem 1. Weltkrieg
•
•
3.11. Die Formierung der
Kriegsallianzen
•
Frankreich:
•
kämpfte am längsten um die Restabilisierung
des europäischen Systems,
•
Versuch mit SU, Locarno-Grenzen im Osten zu
schaffen (Ablehnung D + Polens)
Großbritannien:
•
Appeasement-Politik,
•
1935 deutsch-engl. Flottenabkommen (de facto
Revision des VV),
•
Versuch der Aufrechterhaltung des Britischen
Weltreiches
(Dominions
verweigern
militärisches Engagement in Europa) wichtiger
als Schutz vor Hitler
Sowjetunion:
•
unmittelbar bedroht durch J + D
•
Versuch des Aufbaus einer kollektiven
Sicherheit > Eintritt in Völkerbund 1934
•
Versuch eines Dreibundes mit GB + F scheitern
an verweigerten Durchmarschrechten durch Pol
+ Rum
•
1939 Hitler-Stalin-Pakt > Schock für Westen >
"Atempause" für SU
= demokratische Staaten waren nicht in der Lage, ein
kollektives Sicherheitssystem zu schaffen
( im Gegensatz zum "Stahlpakt" der Achsenmächte
1939 , die bedingungslosen Beistand versprachen )






USA:
•
•
•
•
•
1940 deutscher Sieg über F
Japan annektiert Franz.-Indochina
1941 Neutralitätspakt J + SU
Ölembargo der USA über Japan
Dez. 1941 Pearl Harbor
Eroberung des Pazifik
Roosevelt "New Deal", "Quarantäne-Rede"
1937,
Atlantikcharta 1941 > ("vier Freiheiten" : Redeund Religionsfreiheit, Freiheit von Angst und
Not für alle Nationen)> neuer übernationaler
Anlauf für Regelung der internationalen
Beziehungen > Vorbereitung der UN
1941 Leih- und Pachtgesetz für GB und SU (
amerikanisches
Kriegsmaterial
ohne
Gegenleistung )
Stützpunkte auf Griechenland und Island
Versenkungsbefehl gegen jedes deutsche UBoot
3.12.
Die
Auswirkungen
Zweiten
Weltkrieges
auf
internationale Lage
des
die
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
globale kriegerische Auseinandersetzung (19391945),
am Ende des Krieges stand die Teilung des
deutschen Staates und eine neue politische und
wirtschaftliche
Weltordnung
mit
zwei
Supermächten
Folgen: etwa 60 Millionen Tote weltweit, davon
mindestens 20 bis 30 Millionen Zivilisten
ca. 20 Millionen Menschen mussten fliehen, wurden
vertrieben oder als Zwangsarbeiter verschleppt
Vernichtung und Ausrottung galten als Leitmotive
expansionistischer Kriegführung
erste Atombomben
größte
Auseinandersetzung
in
der
Menschheitsgeschichte
110 Millionen Menschen unter Waffen
ungeheure
Opfer
gefordert
und
maßlose
Zerstörungen
größten Verluste an Menschenleben hatte die
Sowjetunion zu beklagen > mindestens 25 Millionen
Tote
China etwa 15 Millionen Menschen
Polen hatte fast sechs Millionen Tote
Vereinigten Staaten etwa 300 000
Deutschland forderte der Krieg über vier Millionen
Opfer
Japan über zwei Millionen
Flüchtlingswelle > weit über zehn Millionen
Flüchtlingen.
internationales Kräfteverhältnis verschob sich
infolge des Krieges nachhaltig: Die Sowjetunion
wurde neben den USA zur Weltmacht. Die
bisherigen Großmächte England, Frankreich,
Deutschland und Japan verloren an Bedeutung.
Konferenz von Teheran 1943
•
erste gemeinsame Konferenz der Staatschefs der
führenden alliierten Mächte im 2. Weltkrieg zur
Absprache über die weitere Kriegsführung und die
Nachkriegspolitik;
•
Franklin D. Roosevelt, Jossif Stalin und Winston
Churchill
•
Umfang und den zeitlichen Ablauf der militärischen
Operationen gegen Deutschland besprochen
o
Errichtung einer zweiten Front durch die
Alliierten in der Normandie und in
Südfrankreich in Koordination mit einer
gleichzeitigen sowjetischen Offensive im
Osten
o
Kriegseintritt der Sowjetunion gegen
Japan nach dem Sieg in Europa
o
Aufteilung Deutschlands
o
Westverschiebung Polens
o
Unabhängigkeit
und
territoriale
Unversehrtheit des Iran
Konferenz von Jalta 1945
•
zweite alliierte Kriegskonferenz
•
Zweck: Abstimmung der weiteren militärischen und
politischen Maßnahmen, Klärung von Vorfragen
betreffend die Gründung der UNO
•
Aufteilung
Deutschlands
in
vier
Besatzungszonen
•
alliierter Kontrollrat unter Einbeziehung Frankreichs
•
Entmilitarisierung
und
Entnazifizierung
Deutschlands
•
Einsetzung einer alliierten Reparationskommission
für Deutschland
•
sowjetische Forderung nach Reparationen von
Deutschland in Höhe von 20 Milliarden Dollar
wurde abgelehnt
•
für Polen Bildung einer provisorischen Regierung
aus Londoner Exilregierung und Lubliner Komitee
und baldige Neuwahlen beschlossen sowie die
Westverschiebung Polens mit der Oder-Neiße-
25
3. Die Veränderungen nach dem 1. Weltkrieg
•
Linie als neuer West- und der Curzon-Linie als
neuer Ostgrenze
Geheimabkommen > Sowjetunion verpflichtete
sich zur Kriegserklärung gegen Japan und zu
einem Bündnis mit China innerhalb von 90 Tagen
nach der deutschen Kapitulation. Im Gegenzug
wurden der Sowjetunion Südsachalin und die
Kurilen zugesagt sowie Rechte in Korea und in der
Mandschurei und die Autonomie der Äußeren
Mongolei.
Potsdamer Konferenz 1945
•
Harry S. Truman, Jossif Stalin, Winston
Churchill, Nachfolger Clement Richard Attlee
•
Ziel: Präzisierung und Inkraftsetzung der auf
der
Konferenz
von
Jalta
gefassten
Beschlüsse
•
Japan
ultimativ
zur
bedingungslosen
Kapitulation aufgefordert
•
UdSSR zum Kriegseintritt gegen Japan bereit
26
4. Die Welt in der Zeit der Bipolarität
Westsektoren Berlins durch SU von Mai 1948 bis Mitte
1949; > amerikanische Luftbrücke
4. Die Welt in der Zeit der
Bipolarität
4.2. Der Ost-West-Konflikt
•
Versuch der gegenseitigen militärischen Absicherung
beider Lager:
o
UdSSR:
Freundschaftsund
Beistandsverträge mit Satellitenstaaten
o
Westen: 1948 Brüsseler Vertrag (GB, F,
Benelux), 1949 NATO (+USA)
•
1950 Koreakrieg: nordkoreanische Truppen mit
Unterstützung Chinas und der SU griffen Südkorea
an > Aufrüstung des Westens > Drängen auf
Europäisches
Verteidigungsbündnis
unter
Einbeziehung Deutschlands (EVG) > Scheitern an
französischem Veto > 1954 Pariser Verträge > BRD
tritt 1955 der NATO bei
•
Stalin-Noten:
Versuch,
die
Westintegration
Deutschlands zu verhindern, Angebot, in ganz
Deutschland freie Wahlen durchzuführen, Bedingung:
spätere Neutralität Deutschlands > Westmächte
lehnten ab; Hintergründe umstritten
4.1. Die Entstehung des Ost-WestKonfliktes
•
•
•
USA hielten große Teile der Welt besetzt
waren militärisch überlegen >
Atomwaffenmonopol
hatten größtes wirtschaftliches Potential
•
UdSSR hielt großen Teil Mittel- Ost und
Südosteuropas sowie Asiens unter Kontrolle
größte Opferzahl, große Teile des Landes
verwüstet, Industrialisierungsprogramm um
Jahre zurückgeworfen, Kapital zum
Wiederaufbau fehlte
einzige Stärke > Rote Armee



unterschiedliche Ausgangspositionen
ideologische Interessensgegensätze
wachsendes Misstrauen
•
•
•
Warschauer Pakt: 1955 als Rektion auf Nato
gegründet (SU, Pl, CSSR, Bulg, Rum, HU, Albanien
bis 1968, DDR ab 1956) > unterdrückte ideologisch
und militärisch gegensätzliche Bestrebungen (Tito –
Jugoslawien, Mao Zedong – China) oder DDR 1953
und Ungarn 1956,
•
SU verfügte 1949 ebenfalls über Atombombe
•
Containment-Politik: Eindämmungspolitik unter
Truman (siehe Marshallplan)
•
Roll-back-Politik: Zurückdrängungspolitik unter
Eisenhower > Ausbau des Bündnissystems >
ANZUS 1952, SEATO 1954, 1955 Bagdadpakt
(CENTO)
•
Sputnik-Schock: 1957 SU zog strategisch gleich,
nachdem sie einen Satelliten ins All schossen,
Langsteckentechnologien bedrohten erstmals das
Territorium der USA
•
Mauerbau: 1961Errichtung der Berliner Mauer >
„Gleichgewicht des Schreckens“ funktionierte,
keine militärische Auseinandersetzung trotz
Aufmarsches
•
Kubakrise: 1962 Stationierung sowjetischer
Mittelstreckenraketen auf Kuba > atomarer
Schlagabtausch drohte > Abzug der Raketen auf
Kuba > im Gegenzug Abzug amerikanischer Raketen
aus der Türkei
Der Prozess der Blockbildung
1. Konferenz
von
Potsdam:
Definition
des
Nationalsozialismus
unterschiedlich:
West
–
Sonderentwicklung; Ost – höchste Form des
Kapitalismus; Demokratiemodelle unterschiedlich –
Nichtübereinstimmung
mit
Atlantikcharta
–
Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung nicht
berücksichtigt;
SU
forcierte
z.B.
in
Polen
kommunistische Entwicklung;
2. Byrnes-Rede in Stuttgart: amerikanischer
Außenminister kündigte raschen wirtschaftlichen und
politischen Wiederaufbau Deutschlands an
3. Truman-Doktrin: alle demokratischen Staaten
sollten vor jeder sowjetischen Aggression und
kommunistischer Unterwanderung geschützt werden
4. Hungerwinter 1946/47: bei den USA verfestigte
dieser die Überzeugung, dass nur eine rasche
wirtschaftliche Verbesserung den Weg für eine soziale
und politische Neuordnung ebnen könne >
Wiederaufbau der Westzonen auch um den Preis der
Teilung Deutschlands
5. Der Marshallplan: 1948 Wiederaufbauprogramm für
Europa (ERP), allen kooperationswilligen Staaten
angeboten, SU lehnte ab und verbot die Annahme der
Hilfe auch den osteuropäischen Ländern
Wendepunkt im Kalten Krieg
6. Bildung von Volksdemokratien: in Bulgarien,
Tschechoslowakei und Rumänien errichtete die SU
kommunistische Regimes; Shdanow: „Zwei-LagerTheorie“
•
7. Berlin-Blockade: als Reaktion auf die westdeutsche
Währungsreform > Blockade aller Zufahrten zu


die Supermächte erkannten die Gefahr des
Eskalation:
1963 direkte Nachrichtenverbindung („heißer
Draht“)
1963 Einstellung der Kernwaffenversuche (SU,
USA, GB)
27
4. Die Welt in der Zeit der Bipolarität



1968 Atomwaffensperrvertrag (keine
Weitergabe von Atomwaffen)
SALT-Prozess (Strategic Arms Limitation Talks)
1972 ABM-Vertrag (Beschränkung der
Raketenabwehrsysteme)
Krisen:
•
Vietnam-Krieg
•
1968 Einmarsch des Warschauer Paktes in der
CSSR
•
kubanisch-sowjetische Intervention im
Bürgerkrieg in Angola ab 1975
•
Einmarsch der SU in Afghanistan 1979
•
NATO-Doppelbeschluss 1978 (Stationierung
von Pershing II und Cruise Missiles in
Westeuropa)
•
„Stellvertreterkriege“ im Nahen und Mittleren
Osten
•
•
•
•
•
4.3. Das Ende des Ost-WestKonflikts
Abbau der Konfrontationen geht auf mehrere
zurückliegende Prozesse zurück:
•
KSZE: (Konferenz für Sicherheit und
Zusammenarbeit in Europa) ab 1972 – 1975
Schlussakte von Helsinki - 35 Staaten
unterzeichen: Garantie des Status quo,
Einhaltung der Menschenrechte; Vorgängerin
der heutigen OSZE
•
„Perestroika“ (=Umbau) und „Glasnost“
(=Öffentlichkeit): durch amerikanischen
Rüstungswettlauf geriet die SU in den
wirtschaftlichen Ruin; 1985 leitete Michael
Gorbatschow eine neue Politik ein:
innenpolitischer Umbau und außenpolitisch
neuer Kurs > defensive Militärdoktrin >
„friedliche Koexistenz“ globalisiert > Ende des
weltpolitischen Engagements der SU: Angola,
Afghanistan, Nicaragua
•
INF: (Intermediate-range Nuclear Forces) 1987
in Reykjavik: weltweite Vernichtung aller
Mittelstreckenraketen kürzerer und mittlerer
Reichweite
Bürgerrechtsbewegung Charta 77 unter Vaclav
Havel gegründet, 1989 „sanfte Revolution“ >
1992 Trennung von Tschechien und Slowakei
auf friedlicher Basis
Rumänien: Umstürze verlaufen gewaltsam:
Nicolae Ceaucescu hatte das Volk in Rumänien
mit Hilfe der Geheimpolizei „Securitate“ brutal
unterdrückt > 1989 Bürgerkrieg > Armee auf
Seite der Aufständischen > Ceaucescu
erschossen
Jugoslawien: Wandel nach 5jährigem
Bürgerkrieg
Albanien: Reformkurs ab 1990
UdSSR: Liberalisierung der Wirtschaft brachte
neue Probleme: Lebensstandart sank,
Nahrungsmittelversorgung schlechter,
Nationalitätenkonflikte gefährdeten Bestand der
SU > Estland, Lettland, Litauen 1990
unabhängig, 1991 Gründung der GUS
(Gemeinschaft unabhängiger Staaten (Ukraine,
Weißrussland, Russland, + alle anderen
Republiken außer Baltikum)
DDR: Auflösung der DDR nach Mauerfall und
Grenzöffnung 1989 und freien Wahlen 1990 mit
Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland
Die Welt am Ende des Ost-West-Konflikts
•
•
•
•
•
•
neue Unübersichtlichkeit entstanden
alte Nationalstaaten wiederentstanden
(Slowakei, Tschechien, Weißrussland, Ukraine,
Moldawien, Serbien, Bosnien-Herzegowina,
Kroatien, Slowenien, Montenegro etc.)
ethnische und religiöse Konflikte im
Kaukasus, Balkan, Mittlerer Osten, Asien
Gegenbewegung zur Globalisierung und zum
europäischen Einigungsprozess
neue Aufgaben von NATO, WEU, OSZE, EU
Bestrebungen der Eingliederung
osteuropäischer Staaten in EU und NATO
Die Wende im Ostblock
•
•
•
Polen: ab 1980 Widerstand der katholischen
Arbeiterbewegung unter der Gewerkschaft
„Solidarnosc“ > 1981 Kriegsrecht in Polen >
Einfluss des polnischen Papstes Johannes Paul
II. > Oppositionsbewegung wuchs an > 1989
Gespräche zwischen Regierung und
Gewerkschaften > erste freie Wahlen: Lech
Walesa Präsident
Ungarn: 1956 Niederschlagung des
Volksaufstandes durch SU, Ende 80er Jahre
hatten Reformkräfte Auftrieb bekommen, 1989
Verfassungsreform > Mehrparteiensystem >
Wirtschaftsreform > Abbau der Grenzsperren zu
Österreich > Flucht von DDR-Bürgern
CSSR: 1968 Niederschlagung des „Prager
Frühlings“ durch den Warschauer Pakt;
28
4. Die Welt in der Zeit der Bipolarität
Chauvinismus > Bürgerkriege in Georgien,
Armenien, Aserbaidschan, Tschetschenien
5. Neue Herausforderungen
an die internationale Politik
am Beginn der
Globalisierung
5.1. Der Zerfall Jugoslawiens
•
•
•
•
•
•
1991 –1995 Bürgerkriege > 150.000 Tote, 3
Mio. Flüchtlinge, ca. 40.000 Vergewaltigungen
Strategie der ethnischen Säuberungen
1944 – 1980 Josip Broz Tito Präsident der
Bundesrepublik Jugoslawien
danach Verlust der inneren Stabilität
Macht verteilte sich auf 6 Republiken: BosnienHerzegowina, Kroatien, Mazedonien,
Montenegro, Slowenien
Präsidentschaft wechselte jährlich
Auflösungsprozess:
•
begann 1981 im Kosovo (Provinz Serbiens mit
mehrheitlich albanischer Bevölkerung) >
Unabhängigkeitsbestrebungen > eigenständiges
Provinzparlament seit 1974 > Slobodan
Milosevic (serbischer Kommunistenführer)
erzwang 1989 die Aufgabe der Autonomie
•
1991 Kroatien (Franjo Tudjman) und
Slowenien erklären Unabhängigkeit, 1992
Mazedonien und Bosnien-Herzegowina
•
1991 Zehn-Tage-Krieg: Verteidigung
Sloweniens gegen Bundesarmee
•
1991 Kroatien musste Gebietsverluste
hinnehmen
•
1992 Krieg in Bosnien-Herzegowina: Serben
strebten großserbischen Staat an > Strategie
der Gebietseroberungen und ethnischen
Säuberungen > UN Truppen
•
1993 Eskalation des Krieges zwischen Kroaten
und Muslimen in Bosnien
•
1995 Völkermord in durch Serben besetzten
UN-Schutzzonen Srebrenica und Zepa >
Eingreifen der USA >
•
November 1995: Friedenabkommen von
Dayton (Kosovo nicht berücksichtigt) ...
•
seit 1991 Bürgerkrieg in Tadschikistan
•
seit 1979 Bürgerkrieg in Afghanistan unter
Einmischung der SU gegen Mudschaheddin, die
von Iran, Pakistan, Saudi-Arabien und den USA
unterstützt wurden
1989 Abzug der sowjetischen Truppen
1995 Formierung einer neuen Herrschaft in
Afghanistan – Taliban (von Pakistan unterstützte
fundamentalistische Miliz) ...
•
•
5.3. Der Nordirlandkonflikt
•
•
1170 Normannische Invasion in Irland
1250 Die Normannen vollenden die Eroberung
Irlands
1297 Aufstände zwingen die Normannen zum
Rückzug auf ein kleines Gebiet in der Nähe
Dublins
1541 Henry Vlll., König von England, erklärt sich
zum Herrscher über ganz Irland
1608 Englische und schottische Siedler werden
in Ulster (Nordirland) angesiedelt
1649 Cromwell schlägt Aufstände nieder
1690 William 111., König von England, gewinnt
die entscheidende Schlacht (Battie ofthe Boyne)
1700 Irischen Katholiken wurden die
Eigentumsrechte entzogen
seit 1790 50000 Menschen sterben bei dem von
dem protestantischen Anwalt Watte Tone
geführten Aufstand
1801 Gründung des Vereinigten Königreichs von
Großbritannien undIrland
1840-60 Schwere Hungersnöte, Aufstände
1885-1914 Die Durchsetzung der "Home Rute"
in Irland scheitert am Widerstand
protestantischer Geschäftsleute,
Großgrundbesitzer und der Armee
1916 Osteraufstand
1919 Die Irisch-Republikanische Armee beginnt
einen neuenUnabhängigkeitskrieg
1920 Großbritannien teilt Irland
1922 Unabhängigkeitskrieg wird beendet
1922-23 Bürgerkrieg wegen Teilung
1925 Verständigung über Teilung: Irland wird
unabhängig, Nordirland von einer
protestantischen Elite beherrscht, die die
Bürgerrechte der Katholiken drastisch
einschränkt
1949 Das Parlament Großbritanniens schließt
eine Wiedervereinigung anders als durch eine
Zustimmung der Mehrheit in Nordirland aus
seit 1960 Bürgerrechtskampagne gegen die
Diskriminierung der Katholiken in Nordirland,
Radikalisierung der Protestanten
1969 Welle der Gewalt in Derry, ausgelöst durch
eine protestantische Parade; Einsatz der
britischen Armee zur Wiederherstellung der
Ordnung
1970 Beginn des bewaffneten Kampfs der IRA
1971 Einführung der Haft ohne
Gerichtsverfahren, Eskalation der Gewalt
1973, 1985 Friedensinitiativen scheitern
1993 Neue Friedensinitiative
•
•
1994 Waffenstillstand
1996 Bruch des Waffenstillstandes ...
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
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•
•
•
•
•
•
5.2. Russlands Nachbarn
•
•
•
•
im Kaukasus leben 28 ethnische Gruppen mit
ca. 5000 Angehörigen
zwischen 1895 und 1920 ca. 1,5 Mio. Armenier
durch Türken getötet
1944 Einkesselung und Vertreibung von
500.000 Menschen durch Rote Armee
Ende 80er Jahre Forderung nach
Unabhängigkeit, begleitet durch aggressiven
•
•
•
29
4. Die Welt in der Zeit der Bipolarität
•
•
5.4. Nationen ohne Staat
•
•
Kurden: in den Bergen Kurdistans angesiedelt, entstand
eigene kurdische Identität
•
letzte Chance auf autonomen Staat war 1920
bei Gebietsaufteilung zwischen
Siegermächten des 1. Weltkrieges
•
1923 im Abkommen von Lausanne kam
Kurdistan nicht vor
•
seit dem Kampf um Unabhängigkeit gegen Irak
und Türkei
•
politische Kraft – PKK
•
•
Palästinenser: arabische Bevölkerung Palästinas
sowie im Exil lebende Araber, die die Gründung eines
eigenständigen palästinensischen Staates fordern
•
Anspruch zweier Völker mit widersprüchlicher
religiöser und kultureller Tradition, der Juden
und der Palästinenser, auf ein und dasselbe
Gebiet führte verstärkt zu Konflikten, nachdem
die Briten 1922 die Mandatsherrschaft über
Palästina übernommen hatten.
•
bis 1948 wanderten mit Einwilligung der
Engländer annähernd 500 000 europäische
Juden ein, so dass die Palästinenser sich
zunehmend bedrängt fühlten
•
doppelt so hohe Zahl palästinensischer Araber
lehnten eine von den Vereinten Nationen
vorgeschlagene Teilung des Gebiets in einen
palästinensischen und einen jüdischen Staat ab
•
Israel vertrieb im 1. Nahostkrieg von 1947/48
über 700 000 Palästinenser
•
flohen in Gazastreifen, Westjordanland (West
Bank) oder in arabische Nachbarländer
•
verbleibenden Araber wurden enteignet und
permanenten Diskriminierungen ausgesetzt.
•
1964
hatte
die
Arabische
Liga
die
Palästinensische Befreiungsorganisation PLO
gegründet > Sammelbecken und Instrument
der
verschiedensten
palästinensischen
Guerillagruppen
•
Wandelung der PLO von einer Terrorgruppe
zum
wichtigsten
diplomatischen
Verhandlungspartner
Israels
in
der
Palästinafrage
•
fundamentalistische Gruppen wie die Hamas
oder Jihad bedrohen im Zuge der Intifada, den
Nahost-Friedensprozess und blockieren die
Umsetzung
der
1995
beschlossenen
palästinensischen
Teilautonomie
im
Gazastreifen und im Westjordanland ...
1981 Ägypten: Präsident Sadat wird von
Islamisten ermordet
1992 Algerien: Islamistische Heilsfront steht
kurz vor dem Wahlsieg > Bürgerkrieg
1995 Libyen: Islamisten bereiten religiösen
Aufstand zum Sturz von Gaddafi vor
1996 Hamas und Islamischer Jihad bekämpfen
israelisch-palästinensischen Friedenvertrag
1996 Hisbollah führt trotz Bombardierung
Kampf gegen Israel weiter
islamistische Regimes in: Sudan, SaudiArabien,
Iran,
Afghanistan
unterstützen
internationalen Terror gegen den Westen ...
5.6. Das Heilige Land
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
in Israel und Palästina liegen Orte, die sowohl
für Christen, Juden und Muslime bedeutsam
sind > seit 1095 gewaltsame Konflikte
seit 15. Jh. bis 1920 zum Osmanischen Reich
gehörig
1948 Gründung des Staates Israel
Israel dehnte seine Grenzen über den
Teilungsplan der UN hinaus aus
1967 zweite Gebietserweiterung
1978 Rückzug Israels aus Sinai
1995 noch über 4 Mio. palästinensische
Flüchtlinge
1993-1995 Autonomieabkommen zwischen
Israel und PLO
Radikalisierung beider Seiten
1995 Mord an Jitzhak Rabin
5.7. Indien nach der Kolonialzeit
•
•
•
•
•
•
•
•
•
britische Herrschaft seit dem 18.Jh.
Sprachenvielfalt
Buddhismus, Hinduismus und Christentum
1947 unabhängig
1947 Abspaltung des überwiegend
hinduistischen Indien vom überwiegend
muslimischen Pakistan
1972 Teilung von Pakistan und Bangladesch
(500.000 Tote, 200.000 Vergewaltigungen)
1977-1995 über 30.000 tote in Sri Lanka
seit 1971 Krieg zwischen Indien und Pakistan
um Kaschmir-Provinz
beide Staaten spätestens seit 1990
Nuklearmächte ...
5.5. Militanter Glaube
Ursachen:
1.
2.
Misstrauen gegenüber politischen
Eliten
wachsende Kluft zwischen Arm
und Reich
Folge:
Entstehen islamistischer Bewegungen
Ziele:
Bruch mit den westlichen Werten
5.7. Inseln in Süd-Ost-Asien
Seit 1945 gab es drei Wellen von bewaffneten Konflikten:
30
4. Die Welt in der Zeit der Bipolarität
1.
2.
3.
1945 – 1954 Unabhängigkeitskrieg Vietnams
gegen Frankreich (600.000 Tote), 1975
Rückzug Portugals aus Osttimor > Besetzung
durch Indonesien (15% der Einwohner
liquidiert)
1960 – 1975 Vietnam-Konflikt (2,5 Mio. Tote),
über 1 Mio. Kambodschaner im Bürgerkrieg
getötet
Kampf um die Kontrolle über Rohstoffe der
Region: Wälder, Gold, Kupfer
Konfliktherde:
•
Taiwan
•
Birma
•
Laos
•
Thailand
•
Philippinen
•
Osttimor
•
...
31
5. Grundbegriffe
6. Grundbegriffe
ANZUS-Pakt,
auch
als
Pazifik-Pakt
bekanntes
Sicherheitsbündnis zwischen Australien, Neuseeland und
den Vereinigten Staaten, das am 1. September 1951 in
San Francisco unterzeichnet und am 19. April 1952
ratifiziert wurde. Nach Ausbruch des Koreakrieges 1950
waren die USA bemüht, im pazifischen Raum ein dem
Nordatlantikpakt
(NATO)
vergleichbares
Verteidigungsbündnis zu verankern. Australien und
Neuseeland
schlossen
das
Bündnis
als
Sicherheitsgarantie gegen Japan, den Gegner im
2. Weltkrieg.
1984 hatte die neuseeländische Labour-Regierung unter
Führung von David Lange atomwaffenbestückten Schiffen
den Aufenthalt in neuseeländischen Hoheitsgewässern
untersagt und den Besuch des amerikanischen
Kriegsschiffes Buchanan abgelehnt. Die Regierung unter
Präsident Reagan fühlte sich durch das Verbot brüskiert
und reagierte mit einer Vielzahl von Sanktionen gegen
Neuseeland und schließlich mit dem Widerruf der im
ANZUS-Pakt
gegebenen
Sicherheitsgarantien.
Neuseeland trat 1994 erneut dem ANZUS-Pakt bei.
Bagdadpakt, zwischen der Türkei und dem Irak
geschlossenes
Bündnis.
Am
24. Februar
1955
unterzeichneten beide Länder in Bagdad einen
Verteidigungspakt, dem sich bis Ende des Jahres
England, Pakistan und der Iran anschlossen. Dadurch
kam dem Bündnis eine Mittlerfunktion zwischen NATO
einerseits und SEATO andererseits zu. Ab 1959
beteiligten sich auch die USA als stille Beobachter sowie
indirekt über Abkommen mit der Türkei, Pakistan und
dem Iran. Nach dem Austritt des Iran 1959 strukturierte
sich das Bündnis neu und benannte sich in CENTO
(Central Treaty Organization) um. Der Schwerpunkt des
nun in Ankara ansässigen Verbands lag auf der
wirtschaftlichen und technischen Zusammenarbeit der
Mitgliedsländer .
Berliner Kongress, Konferenz zwischen Vertretern des
Deutschen Reiches, Russlands, Österreich-Ungarns,
Großbritanniens,
Frankreichs,
Italiens
und
des
Osmanischen Reiches, die vom 13. Juni bis zum 13. Juli
1878 in Berlin stattfand. Mit den Beschlüssen des Berliner
Kongresses sollte der Vertrag von San Stefano revidiert
werden, der im März 1878 den 8. Russisch-Türkischen
Krieg beendet hatte. Im so genannten Vorfrieden von San
Stefano hatte Russland seine Macht auf dem Balkan
extrem ausdehnen können. Besonders Österreich-Ungarn
und Großbritannien zeigten sich beunruhigt über diese
Entwicklung.
Der
österreichisch-ungarische
Außenminister Gyula Andrássy lud deshalb die
europäischen Großmächte zu einer Konferenz nach
Berlin, die unter dem Vorsitz des deutschen
Reichskanzlers Otto von Bismarck stattfand.
Der Kongress ersetzte die in San Stefano festgesetzten
Beschlüsse durch die Berliner Kongressakte, in der es
dem „ehrlichen Makler“ Bismarck gelang, Russland zu
Zugeständnissen zu bewegen (Berliner Frieden vom
13. Juli 1878). Serbien, Rumänien und Montenegro
erlangten ihre Unabhängigkeit von der Türkei. Das
Gebiet, das ihnen im Vertrag von San Stefano
zugesichert worden war, wurde jedoch erheblich
verkleinert. Bulgarien wurde in ein autonomes Fürstentum
im Norden und eine osmanische Provinz geteilt. Neben
den armenischen Gebieten Batum und Kars erhielt
Russland das zuvor rumänische
Bessarabien. Als
Ausgleich wurde Rumänien das ehemals türkische
Territorium des südlichen Dobrudscha zugesprochen. Die
beiden
osmanischen
Provinzen
Bosnien
und
Herzegowina
wurden
Österreich-Ungarn,
Zypern
britischer Verwaltung unterstellt.
Aufgrund des Vertrags von Berlin verlor die Türkei einen
Großteil ihrer europäischen Gebiete. Russlands Einfluss
im mittleren Osten wurde zugunsten Österreich-Ungarns
und Großbritanniens eingeschränkt. Russland und die
Balkanstaaten waren jedoch mit dem Ergebnis des
Vertrags unzufrieden, so dass die territoriale Neuordnung
auf dem Balkan die Konflikte nicht beilegen konnte.
Bismarck sprach deshalb vom „Offenhalten des
orientalischen Geschwürs“.
Bruttoinlandsprodukt (BIP), der Wert aller Güter
(Sachgüter und Dienstleistungen), die innerhalb eines
bestimmten Zeitraumes (meist ein Jahr) in einem Land
erzeugt werden. Dazu gehören auch Güter, die von
Ausländern und ausländischen Unternehmen erstellt
werden,
die
im
Inland
ansässig
sind.
Das
Bruttoinlandsprodukt spiegelt die gesamte wirtschaftliche
Leistung eines Landes wider. Bei internationalen
Vergleichen dient es oft als Gradmesser für die
wirtschaftliche Leistungskraft der einzelnen Länder. In
Deutschland betrug das Bruttoinlandsprodukt nach
Angabe des Statistischen Bundesamtes vom Frühjahr
1997 im Jahr 1995 rund 3 460 Milliarden DM. Das
wirtschaftliche Wachstum verringerte sich damit
gegenüber 1994.
Ein Indikator für den Lebensstandard in einem Land ist
das BIP pro Kopf. Es wird berechnet, indem man das BIP
eines Landes durch die Einwohnerzahl teilt. Diese Zahl
wird dann oft in US-Dollar umgerechnet, um einen
Vergleich zwischen den einzelnen Ländern zu
ermöglichen. Wenn das BIP mit einer größeren Rate
wächst als die Bevölkerung, bedeutet das, dass der
Lebensstandard steigt. Steigt die Bevölkerungszahl mit
einer höheren Rate als das BIP, dann sagt man, der
Lebensstandard sinkt. Weil das BIP pro Kopf die
Lebenshaltungskosten innerhalb eines Landes nicht
berücksichtigt, halten es einige Fachleute für besser, den
Lebensstandard zu beurteilen, indem man das BIP in
Kaufkraftparitäten ausdrückt. Diese Schätzungen werden
normalerweise auf einer Skala von 1 bis 100 dargestellt,
wobei die Vereinigten Staaten die 100 darstellen. Ein
weiterer Indikator für den Lebensstandard ist der Human
Development
Index,
der
erstmals
im
Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen im Jahre
1990 veröffentlicht wurde. Er wird auf einer Skala von 1
bis 100 dargestellt und berücksichtigt das BIP pro Kopf,
die Lese- und Schreibfähigkeit der Erwachsenen sowie
die Lebenserwartung.
Bruttosozialprodukt (BSP), alle mit Geld bewerteten
Sachgüter und Dienstleistungen, die von den Inländern
(den ständigen Bewohnern eines Landes) innerhalb eines
Jahres im In- und Ausland erstellt wurden. Das
Bruttosozialprodukt wird meistens zu Marktpreisen
bewertet. Ist es um die jährliche Preissteigerungsrate
bereinigt worden bezeichnet man es als reales
Bruttosozialprodukt.
Als
Maßstab
für
die
Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft ist das BSP in
den letzten Jahren vom Bruttoinlandsprodukt abgelöst
worden.
32
5. Grundbegriffe
Bürgerkrieg, unter systematischem Einsatz von Waffen
und Kriegsgerät ausgetragene Auseinandersetzung
zwischen organisierten, größeren Teilen der Bevölkerung
eines Landes und der etablierten Regierung. In den vier
Genfer Abkommen von 1949 über den Schutz von
Kriegsopfern und dem Zusatzprotokoll II von 1977 wird
der Begriff Bürgerkrieg durch die Formel „nicht
internationaler bewaffneter Konflikt“ ersetzt. Die Ziele der
Parteien in einem Bürgerkrieg richten sich auf die
Erlangung bzw. Erhaltung von Macht und Herrschaft über
den Gesamtstaat oder aber auf bzw. gegen die
Abspaltung eines Teils des Staatsgebietes (siehe
Sezession). Ursachen für die Entzweiung der
Bevölkerung eines Staates sind zumeist soziale oder
religiöse Konflikte.
Dawesplan,
1924
geschlossener
Vertrag
zur
Neuregelung der Reparationen, die Deutschland nach
dem 1. Weltkrieg (1914-1918) im Versailler Vertrag
auferlegt worden waren. Ein internationaler Ausschuss
unter Vorsitz des amerikanischen Bankiers Charles G.
Dawes schlug einen Plan vor, der vernünftigere
Reparationszahlungen und ausländische Anleihen
hauptsächlich durch die USA vorsah, um Deutschland bei
der Erfüllung des Zahlungsplanes zu helfen. Der Plan
wurde von den deutschnationalen Politikern als
Wirtschaftssklaverei angesehen und vehement abgelehnt.
Außenminister Gustav Stresemann erreichte jedoch die
Annahme
des
Planes
mit
der
erforderlichen
Zweidrittelmehrheit im Reichstag durch die Unterstützung
der Sozialdemokraten und von Teilen der größten
nationalen Partei, der Deutschnationalen Volkspartei. Der
deutsche Reichstag nahm den Dawesplan am 27. August
1924 an.
Gemäß diesem Plan zogen die französischen und
belgischen Truppen 1925 aus dem Ruhrgebiet ab, das sie
seit 1923 als Sicherheit für die Reparationen besetzt
hatten. Als Gegenleistung musste Deutschland zur
Finanzierung
der
Reparationszahlungen
einige
Einnahmen wie z. B. Gewinne der Reichsbahn
verpfänden. Die Deutsche Reichsbank musste sich
ebenfalls ausländischen Kontrollen unterziehen. 1929
wurde der Dawesplan vom Young-Plan abgelöst, der eine
Verringerung der deutschen Reparationsleistungen
vorsah.
Dekabristen, Vereinigung russischer Revolutionäre, vor
allem Offiziere der russischen Armee, die im Dezember
(daher der Name) 1825 einen Putschversuch gegen das
autokratische
Zarenregime
unternahmen.
Die
Dekabristen beriefen sich auf französische liberale Ideen
und versuchten, die Thronbesteigung des Zaren
Nikolaus I. nach dem Tod seines ältesten Bruders, Zar
Alexander I., zu verhindern. Ein Teil der Dekabristen
wollte Russland in eine Republik umwandeln, der andere
die konstitutionelle Monarchie mit Konstantin, einem
Bruder von Nikolaus, an der Spitze einführen. Der
Aufstand war dilettantisch vorbereitet und wurde schnell
niedergeschlagen. 600 Dekabristen wurden vor Gericht
gestellt, davon fünf zum Tod verurteilt und hingerichtet
und 120 weitere nach Sibirien verbannt. Der Aufstand
bewirkte einerseits eine Verschärfung des Polizeiterrors,
andererseits die rasche Verbreitung revolutionärer Ideen
unter den Intellektuellen. Die Dekabristen galten den
späteren russischen Revolutionären als Märtyrer.
Duma (russisch für Gedanke, zu altslawisch dumat’,
nachdenken), russische Bezeichnung für eine beratende
Versammlung, u. a. für das adelige Beratergremium des
russischen Herrschers im Mittelalter (Bojaren-Duma) und
die von Katharina II. zur städtischen Selbstverwaltung
1785 geschaffene Stadt-Duma. Als Reichs-Duma wird
das russische Parlament von 1906 bis 1917 bezeichnet.
Die Reichs-Duma wurde von Zar Nikolaus II. als Reaktion
auf die Forderung nach Volksvertretern während der
Revolution
von
1905
geschaffen.
Die
vier
wahlberechtigten Schichten (Grundbesitzer, Städter,
Industriearbeiter und Bauern) wählten Delegierte, die
dann die Mitglieder der Duma bestimmten. Allerdings
blieb dem Zar das Recht vorbehalten, sein Veto gegen
Gesetzentwürfe der Duma einzulegen und die
Versammlung aufzulösen. Theoretisch war für jede
Gesetzesverabschiedung die Zustimmung der Duma
erforderlich, was in der Praxis jedoch häufig missachtet
wurde. Die Erste Duma (Mai-Juli 1906) wurde wegen
ihrer allzu kritischen Haltung gegenüber der zaristischen
Regierungspolitik bereits nach 73 Tagen wieder
aufgelöst. Als sich die Zweite Duma (März-Juni 1907) als
ähnlich unkontrollierbar erwies, wurde auch sie aufgelöst
und das Wahlsystem zugunsten der oberen Klassen
verändert. Wegen ihrer konservativen Mehrheit wurde die
Dritte Duma (1907-1912) während der gesamten Amtszeit
nicht an ihren Geschäften gehindert. Als sich die Vierte
Duma (1912-1917) trotz der noch stärkeren Präsenz von
Konservativen immer mehr zu einem Zentrum des
Widerstandes gegen die Regierung und den von ihr
geführten Krieg entpuppte (Russische Revolution), löste
Nikolaus II. sie kurz vor seinem Sturz im März 1917 auf.
Die letzte Staatsduma (also die Abgeordnetenkammer) im
heutigen Russland wurde am 12. Dezember 1993
gewählt. Neben dem Föderationsrat bildet sie das
Zweikammerparlament.
Keynesianismus, eine Wirtschaftstheorie, die von dem
britischen Nationalökonomen John Maynard Keynes
entwickelt und von seinen Anhängern weiterentwickelt
wurde. Keynes’ wichtigstes Werk, Allgemeine Theorie der
Beschäftigung, des Zinses und des Geldes (1936),
erschien
während
einer
lang
anhaltenden
Wirtschaftsflaute. Die Arbeitslosigkeit in Großbritannien
betrug nahezu 20 Prozent. Keynes zufolge verhielt sich
die Wirtschaft anders, als es die klassische
Wirtschaftstheorie behauptete. Er verlangte nach einer
anderen Wirtschaftspolitik des Staates.
Die klassische Wirtschaftstheorie ging davon aus, dass
die Wirtschaft automatisch zu Vollbeschäftigung tendiere.
So könnten beispielsweise neue Technologien in einigen
Industrien Arbeitsplätze überflüssig machen, aber
dadurch entstünden auch neue Arbeitsplätze in anderen
Industrien. Jede auftauchende Arbeitslosigkeit sei nur
vorübergehend und werde bald durch die Wirkung der
Marktkräfte und insbesondere durch die Flexibilität der
Löhne beseitigt. Menschen blieben nur arbeitslos, wenn
sie überhöhte Löhne verlangten. Zu einem niedrigeren
Lohn würden sie in jedem Fall eine Arbeit finden.
Die Keynessche Theorie
Keynes brach mit der Vorstellung, dass eine
Marktwirtschaft von sich aus immer zur Vollbeschäftigung
tendiere und die „Selbstheilungskräfte“ der Wirtschaft
eine Rezession beenden würden. Man betrachte dazu
folgendes Beispiel: Es herrscht Vollbeschäftigung und
aus irgendwelchen Gründen beschließen Unternehmen,
weniger in neue Maschinen zu investieren. Jene Arbeiter,
die Maschinen herstellen, werden ihre Arbeit verlieren.
Sie werden weniger Geld haben, das sie für
Verbrauchsgüter ausgeben können, so dass einige
Arbeiter, die Verbrauchsgüter herstellen, ebenfalls ihre
Beschäftigung verlieren. Dieser Vervielfältigungseffekt
führt die Wirtschaft auf ein niedrigeres Niveau hinsichtlich
der Beschäftigung, der Einkommen und der Produktion.
Es gibt laut Keynes keine automatischen Kräfte in der
Wirtschaft, die diesen Zustand beenden könnten. Nur
staatliche Eingriffe wie Steuersenkung oder Erhöhung der
Staatsausgaben
könnten
der
Wirtschaft
die
Vollbeschäftigung zurückbringen: Die Regierung müsse
eine mangelnde private Nachfrage durch eine öffentliche
33
5. Grundbegriffe
Nachfrage ausgleichen, indem sie z. B. Straßen baut.
Dabei müsse sie auch ein Haushaltsdefizit in Kauf
nehmen (deficit spending). Schließlich würden die
staatlichen Hilfen die Arbeitnehmer wieder in die Lage
versetzen, selbst Wirtschaftsgüter nachzufragen. Die
Unternehmen würden dann wieder mehr produzieren,
mehr Steuern zahlen und mehr Arbeitskräfte einstellen.
Das werde die Nachfrage wieder erhöhen und die
Rezession beenden.
Keynessche Politik
Die
Keynessche
Wirtschaftspolitik
wurde
von
Großbritannien in den vierziger Jahren in die Tat
umgesetzt und bis Ende der siebziger Jahre fortgeführt.
Die Regierung prognostizierte die wahrscheinliche
Nachfragehöhe in der Wirtschaft während der nächsten
Jahre. Wenn sie zu gering erschien (wie 1952, 1958 und
1971), erhöhte die Regierung die Staatsausgaben oder
senkte die Steuern oder Zinssätze. Wenn sie zu hoch
erschien (wie 1941, 1955 und 1973), handelte die
Regierung genau entgegengesetzt, um eine Inflation zu
vermeiden. Die Auswirkungen auf den Haushalt wurden
als zweitrangig betrachtet. Ziel war
es, die
Gesamtnachfrage wachsen zu lassen in Einklang mit der
Produktionskapazität der Wirtschaft, so dass die
Nachfrage hoch genug war, um Vollbeschäftigung zu
garantieren, aber nicht so hoch, dass Inflation erzeugt
wurde. Eine ähnliche Politik verfolgten die meisten
anderen Industrienationen: In den Vereinigten Staaten
setzte beispielsweise Präsident John F. Kennedy die
Keynessche Wirtschaftspolitik ein, um die amerikanische
Wirtschaft aus der Rezession der frühen sechziger Jahre
zu
ziehen.
In
Deutschland
funktionierte
die
nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik in den sechziger
Jahren unter dem damaligen Wirtschaftsminister Karl
Schiller. Von den Gewerkschaften wird sie noch heute
befürwortet.
Inflation und Monetarismus
Ab Anfang der siebziger Jahre geriet der Keynesianismus
unter Beschuss durch die neue Lehrmeinung des
Monetarismus. In den meisten Industrienationen waren
Vollbeschäftigung und steigender Lebensstandard von
Inflation begleitet. Ab Ende der sechziger Jahre nahm die
Inflationsrate alarmierend zu. Das Preisniveau konnte
nicht stabil
gehalten werden, wo der Staat
Vollbeschäftigung sicherstellte und Gewerkschaften
beliebige Lohnerhöhungen fordern konnten. Die
Monetaristen lehnten daher alle staatlichen Eingriffe ab.
Sie vertrauten auf die Selbstheilungskräfte des Marktes
und auf eine Geldmengenpolitik: Die Geldmenge müsse
jedes Jahr mit einer ganz bestimmten Rate zunehmen.
Dies führe zu einem Gleichgewicht des Marktes.
Konfuzianismus,
bedeutendste
philosophische
Geisteshaltung in China, entwickelte sich aus den Lehren
des Konfuzius und seiner Schüler. Zentrales Anliegen des
Konfuzianismus sind gute Führung, praxisbezogenes
Wissen
sowie
angemessene
gesellschaftliche
Beziehungen.
Der
Konfuzianismus
prägte
die
Lebenseinstellung der Chinesen sowie bestimmte
Lebensmuster und gesellschaftliche Standardwerte und
lieferte den Hintergrund für politische Theorien und
Institutionen Chinas. Er verbreitete sich von China über
Korea und Japan bis nach Vietnam und weckte auch das
Interesse abendländischer Gelehrter.
Obwohl der Konfuzianismus zur offiziellen Ideologie
Chinas erhoben wurde, hat er sich nie im Sinne einer
Religion mit Kirchen und Priestern institutionalisiert. Zwar
verehrten die chinesischen Anhänger Konfuzius als
großen Lehrer und Weisen, beteten ihn jedoch nie als
Gott an, wobei auch Konfuzius selbst für sich nie den
Anspruch einer Gottheit erhoben hat. Anders als in den
christlichen Kirchen war ein Konfuzius gewidmeter
Tempel nicht als Versammlungs- und Anbetungsort für
eine organisierte Gemeinde gedacht, sondern als
öffentliches Gebäude, in dem jährlich, vorwiegend zum
Geburtstag des Philosophen, Zeremonien abgehalten
wurden. Vereinzelte Versuche, Konfuzius zu einer
Gottheit zu erheben und den Konfuzianismus zu
konvertieren, schlugen fehl, was zum großen Teil auf den
weltlichen Charakter seiner Philosophie zurückzuführen
ist.
Die neun antiken chinesischen Werke, in denen die
Grundsätze des Konfuzianismus zusammengefasst
wurden, sind das philosophische Erbe von Konfuzius und
seinen Anhängern, die in einem Zeitalter reger
philosophischer
Beschäftigungen
lebten.
Die
konfuzianischen Schriften können in zwei Gruppen, und
zwar in die Fünf Klassiker und die Vier Bücher, unterteilt
werden.
Die Wu Ching (Fünf Klassiker), deren Ursprünge auf die
Zeit vor Konfuzius zurückgehen, enthalten: I-ching (Buch
der Wandlungen), Shu-ching (Buch der Geschichten),
Shi-ching (Buch der Lieder), Li-chi (Buch der Sitte) und
Ch’un-ch’iu (Frühlings- und Herbstannalen). I-ching ist ein
Handbuch der Weissagungen, das möglicherweise vor
dem 11. Jahrhundert v. Chr. entstanden ist. Der in
verschiedenen Anhängen enthaltene philosophische Teil
könnte auch später von Konfuzius und seinen Schülern
hinzugeschrieben worden sein. Shu-ching ist eine
Sammlung von antiken historischen Urkunden und Shiching eine Anthologie antiker Gedichte. Li-chi behandelt
Verhaltensgrundsätze, einschließlich derer für öffentliche
und private Zeremonien. Im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde
es zerstört, wahrscheinlich ist jedoch der größte Teil
seines Inhalts in dem später entstandenen Buch der
Sitten enthalten. Ch’un-ch’iu, das einzige Werk, das
angeblich von Konfuzius selbst verfasst wurde, ist eine
Chronik der wichtigsten historischen Ereignisse des
feudalen China vom 8. Jahrhundert v. Chr. bis zu
Konfuzius’ Tod im frühen 5. Jahrhundert v. Chr.
Shih-shu, die Vier Bücher, umfassen Sammlungen von
Aussprüchen von Konfuzius und Mencius sowie von
Anhängern verfasste Kommentare zu ihren Lehren. So ist
Lun-yü (Analekten) eine Sammlung konfuzianischer
Maximen, die die Grundlage zu seiner moralischen und
politischen Philosophie legte. Ta-hsüeh (die große Lehre)
und Chung-yung (die Lehre der rechten Mitte) enthalten
einige von Konfuzius’ philosophischen Äußerungen, die
von seinen Schülern systematisch geordnet und mit
Kommentaren und Erläuterungen versehen wurden. Das
Buch Mencius schließlich enthält die Lehren des Mencius,
dem bedeutendsten unter Konfuzius’ Schülern.
Das Schlüsselwort der konfuzianischen Ethik ist jen, das
unterschiedlich als „Liebe“, „Güte“, „Menschlichkeit“ und
„Menschenliebe“ übersetzt wurde. Jen ist eine hohe
Tugend. In zwischenmenschlichen Beziehungen äußert
sie sich in chung oder der gegenseitigen Liebe bzw. der
Ehrlichkeit sich und anderen gegenüber sowie in shu,
oder der Nächstenliebe, die am trefflichsten in Konfuzius’
goldener Regel ausgedrückt wird: „Was du willst, dass
man dir nicht tu’, das füg’ auch keinem andern zu.“
Weitere wichtige konfuzianische Tugenden sind die
Rechtschaffenheit, Sittlichkeit, Aufrichtigkeit und Ehrfurcht
des Sohnes vor dem Vater. Derjenige, der alle diese
Tugenden in sich vereint, wird zum chün-tzu
(vollkommener Edelmann). In der Politik vertritt Konfuzius
eine Regierungsform der Bevormundung, wobei der
Herrscher gutmütig und ehrbar und die Untertanen
respektvoll und gehorsam sein sollen. Der Herrscher
sollte auch, um den Menschen ein Vorbild zu sein,
moralische Vollkommenheit anstreben. Was die
Erziehung betrifft, vertrat Konfuzius die für die feudale
Zeit bemerkenswerte Idee von einem Unterricht, der allen
in gleicher Weise, ohne Klassenunterschiede zugänglich
sein soll.
Konfuzianische Philosophenschulen
Nach
Konfuzius’
Tod
entstanden
zwei
große
konfuzianische Schulen. Die eine wurde von Mencius
(auch: Meng Tzu) vertreten und die andere von Xunzi
(Hsün K’uang, um 300 bis ca. 235 v. Chr.). Mencius
führte die ethischen Lehren des Konfuzius weiter und
betonte die angeborene Güte des Menschen. Er glaubte
aber auch, dass die ursprüngliche Güte im Menschen
34
5. Grundbegriffe
durch eigene zerstörerische Bestrebungen sowie durch
schlechten Umgang verloren gehen können. Somit gehört
es zur Pflege der Moral, die Güte, als das Geburtsrecht
eines jeden, zu erhalten oder wiederherzustellen.
Bezüglich seiner politischen Gedanken wird Mencius
zuweilen als einer der frühen Verfechter der Demokratie
angesehen, da er die Idee des Volkes als höchste Gewalt
im Staat geltend machte.
Im Gegensatz zu Mencius behauptete Xunzi, dass der
Mensch von Geburt an schlecht sei, dass er jedoch durch
moralische Erziehung verbessert werden könne. Seiner
Meinung nach sollte die Sehnsucht aufgrund von
Sittlichkeitsregeln gelenkt bzw. unterdrückt und der
Charakter durch eine regelmäßige Beachtung der Sitten
und unter dem Einfluss von Musik geformt werden. Die
gewaltige Auswirkung dieser Regel auf den Charakter
beruht auf einer richtigen Lenkung der Gefühle sowie auf
der Vermittlung von innerer Harmonie. Hsün-tzu war der
Hauptvertreter des konfuzianischen Ritualismus.
Nach einer kurzen Ruhepause im 3. Jahrhundert v. Chr.
erwachte der Konfuzianismus während der Han-Dynastie
(206 v. Chr.-220 n. Chr.) zu neuem Leben. Die
konfuzianischen Werke, von denen einige Abschriften in
der vorhergehenden Periode verloren gingen, wurden
wiederhergestellt, unter die kanonischen Bücher
aufgenommen und von ausgebildeten Scholaren in den
nationalen Akademien gelehrt. Auf der Grundlage dieser
Werke wurden später auch die Prüfungen für den
Staatsdienst durchgeführt. Die Kandidaten für die
Regierungsstellen wurden nämlich nach dem Umfang
ihrer klassischen Literaturbildung eingestellt. Somit
konnte sich der Konfuzianismus einen festen Platz in dem
intellektuellen und politischen Leben Chinas sichern.
Der Erfolg des Han-Konfuzianismus geht auf Tung
Chung-shu zurück, der als erster ein Erziehungssystem
aufgrund der Lehren von Konfuzius vorschlug. Tung
Chung-shu glaubte an einen engen Zusammenhang
zwischen den Menschen und der Natur. In diesem Sinne
machte er die Taten eines Menschen, vor allem jene der
Herrscher, für ungewöhnliche Phänomene in der Natur
verantwortlich. So wird z. B. der Ausbruch eines Feuers
sowie
Überschwemmung,
Erdbeben
oder
Sonnenfinsternis dem Herrscher zur Last gelegt. Da nun
diese bösen himmlischen Vorzeichen als Warnung an die
Menschheit verstanden werden, wird die Angst vor der
Strafe des Himmels zum wirksamen Mittel, die
uneingeschränkte Macht des Monarchen zu zügeln.
Während der politischen Wirren, die auf den Fall der HanDynastie folgten, wurde der Konfuzianismus von den
rivalisierenden Philosophien des Taoismus und des
Buddhismus überschattet und verzeichnete einen
zeitweiligen Rückgang. Die konfuzianischen klassischen
Bücher blieben jedoch auch weiterhin die Hauptquelle,
aus der die Gelehrten ihr Wissen schöpften. Aufgrund der
Wiedereinführung des Friedens und des Wohlstandes
durch die Tang-Dynastie (618-906) erfuhr schließlich
auch die Verbreitung des Konfuzianismus einen neuen
Aufschwung. Gleichfalls sicherte das Monopol an
konfuzianischem Wissen den Gelehrten wieder die
höchsten Positionen im Staat – der Konfuzianismus hatte
sich also als Staatstheorie etabliert.
Neokonfuzianismus
Rege intellektuelle Tätigkeit während der Sung-Dynastie
(960-1279) führte zu der Entwicklung eines neuen
Systems konfuzianischen Gedankengutes, das eine
Vielfalt buddhistischer und taoistischer Elemente enthält.
Diese neue konfuzianische Schule wurde als
Neokonfuzianismus bekannt. Die Gelehrten, die zu dieser
intellektuellen Reform beitrugen, waren gleichzeitig
erfahren in den anderen beiden Philosophien. Als
ehemalige Lehrer der Ethik waren sie jedoch auch an
Theorien zum Universum und zum Ursprung des
Menschen interessiert.
Der Neokonfuzianismus spaltete sich in zwei
philosophische Schulen. Der bedeutendste Vertreter der
einen Schule war Chu Hsi, ein hervorragender Denker,
der an Ruhm nur von Konfuzius und Mencius überragt
wurde. Er verlieh den konfuzianischen Lehren eine neue
philosophische Grundlage, indem er die Anschauungen
der Gelehrten zu einem einheitlichen System
zusammenfügte. Dem von Chu Hsi vertretenen
neokonfuzianischen System zufolge setzt sich jedes Ding
der Natur aus zwei ureigenen Kräften zusammen: aus li,
einem unkörperlichen allgemeinen Prinzip oder Gesetz,
und aus ch’i, dem Stoff, aus dem alle körperlichen Dinge
geschaffen sind. Während ch’i dem Wandel und der
Auflösung unterliegt, bleibt li, das den unzähligen Dingen
zugrunde
liegende
Gesetz,
unveränderlich
und
unzerstörbar. Was die Menschheit betrifft, so identifiziert
Chu Hsi das li mit der Natur des Menschen, die im
Wesentlichen bei allen Menschen gleich ist. Das
Verschiedenartige der
Menschen führt er auf
unterschiedlichen Anteil und Dichte des ch’i bei den
einzelnen Individuen zurück. Demzufolge ist das
ursprüngliche Wesen derjenigen, denen ein trübes ch’i
zuteil wurde, dunkel und verwirrt und muss somit
gereinigt werden. Reinheit wiederum kann dadurch
erlangt werden, indem man sein Wissen über das li jedes
einzelnen Dinges bereichert. Derjenige, der nach vielen
Mühen das universelle li oder das natürliche, allen
lebendigen und leblosen Dingen eigene Gesetz erforscht
und verstanden hat, wird ein Weiser.
Im Neokonfuzianismus bildet die hsin-Schule (Geist) den
Gegenpol zur li-Schule (Gesetz). Ihr Hauptvertreter ist
Wang Yang-ming, der die Einheit von Wissen und Praxis
lehrte. Er geht von der Behauptung aus, dass jenseits des
Geistes kein Gesetz und auch kein Ding existiert. Alle
Gesetze der Natur sind lediglich im Geist enthalten, und
nichts existiert außerhalb desselben. Demzufolge sollte
es das höchste Bestreben eines jeden sein, „intuitives
Wissen“ herauszubilden, jedoch nicht durch das Studium
oder die Erforschung der natürlichen Gesetze, sondern
durch intensives Nachdenken und stille Meditation.
Während der Ch’ing-Dynastie (1644-1912) löste sowohl
die li- wie auch die hsin-Schule heftige Reaktionen aus.
Die Gelehrten der Ch’ing-Dynastie befürworteten eine
Rückkehr zu dem früheren, von buddhistischen und
taoistischen
Ideen
vermeintlich
unverfälschten
Konfuzianismus der Han-Ära. Aufgrund ihrer Schriften zu
den konfuzianischen Klassikern entwickelten sie eine auf
wissenschaftliche Methoden gestützte Kritik und
bedienten sich der Philologie, Geschichte und
Archäologie. Auch führten Gelehrte wie z. B. Tai Chen
empiristische Betrachtungsweisen in die konfuzianische
Philosophie ein.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts machte sich eine
Wende
in
den
Beschäftigungen
mit
der
neokonfuzianischen
Metaphysik
bemerkbar.
Die
Konfuzianer beschränkten sich nicht mehr lediglich auf
das Studium der Schriften, sondern bekundeten auch ein
aktives Interesse an der Politik und formulierten auf der
Grundlage der konfuzianischen Lehre Reformprogramme.
K’ang Yu-wei, einer der Leiter der konfuzianischen
Reformbewegung, unternahm den Versuch, die
Philosophie zur Staatsreligion zu erheben. Aufgrund der
Bedrohung Chinas durch ausländische Feinde und des
dringenden Bedarfs an politischen Maßnahmen versagte
die Reformbewegung. Bedingt durch das verworrene
Geistesleben nach der chinesischen Revolution im Jahr
1911 wurde der Konfuzianismus als dekadent und
reaktionär abgestempelt. Mit dem Zusammenbruch der
Monarchie und der traditionellen Familienstruktur, aus
welcher der Konfuzianismus einiges an Stärke und
Unterstützung bezogen hatte, verlor er nunmehr seine
Grundlage im Staat. In früheren Zeiten gelang es immer
wieder, den Konfuzianismus nach Rückschlägen, mit
gestärkter Kraft wieder auferstehen zu lassen. In dieser
Zeit beispielloser sozialer Umwälzungen jedoch hat er
seine
ehemalige
Fähigkeit,
sich
wechselnden
Gegebenheiten anzupassen, eingebüßt.
Nach Ansicht einiger Gelehrter wird Konfuzius auch in
Zukunft als der bedeutendste Lehrer Chinas verehrt
werden. Die konfuzianischen Klassiker werden gelehrt
werden, und die konfuzianischen Tugenden, die in den
35
5. Grundbegriffe
Alltagsredensarten und Volksweisheiten des chinesischen
Volkes weiterleben, werden über viele Generationen
hinweg Ecksteine der Ethik bleiben. Allerdings lässt sich
bezweifeln, ob der Konfuzianismus jemals wieder die
Rolle im politischen und gesellschaftlichen Leben
einnehmen wird, die er während vergangener
Jahrhunderte einmal innehatte.
Durch den Sieg des Kommunismus in China 1949 wurde
die ungewisse Zukunft des Konfuzianismus noch weiter
unterstrichen. Viele im Konfuzianismus wurzelnde
Traditionen wurden abgeschafft. Das Familiensystem
z. B., in früheren Zeiten als zentrale konfuzianische
Institution hoch geschätzt, verlor an Bedeutung. Es
wurden nur wenige der konfuzianischen Klassiker
veröffentlicht, und in den späten sechziger Jahren und
frühen siebziger Jahren wurden öffentliche Kampagnen
gegen den Konfuzianismus organisiert.
New Deal, Bezeichnung für das innenpolitische
Reformwerk unter US-Präsident Franklin D. Roosevelt,
insbesondere der Reformmaßnahmen zwischen 1933
und 1938 gegen die Auswirkungen der Großen
Wirtschaftskrise in den USA.
Sowohl Roosevelt als auch der US-Kongress strebten
eine deutliche Verringerung der Arbeitslosigkeit und die
Wiederherstellung eines Wohlstands auf breiter Basis an.
Die meisten Reformprogramme arbeitete Roosevelt mit
Unterstützung des so genannten Brain Trust, einer Art
Denkfabrik, aus. Diese informelle Gruppe außerhalb
seiner Regierung bestand aus Wissenschaftlern, Juristen
und anderen Experten, die zur Beratung des Präsidenten,
insbesondere in Wirtschaftsfragen, nach Washington D.C.
berufen wurden.
Der Erste New Deal
Roosevelts überwältigender Wahlsieg von 1932 eröffnete
unter dem Druck der bislang schwersten Wirtschaftskrise
in den USA den Weg für eine Gesetzesflut im Jahr 1933.
Das
Bankenkrisengesetz
führte
erstmals
Bankinspektionen durch Bundesbehörden ein; vor dem
Hintergrund zahlreicher Bankzusammenbrüche trug es
zur Wiederherstellung des Vertrauens der Öffentlichkeit in
das amerikanische Bankensystem bei. Ein zweites
Bankengesetz schrieb strengere Richtlinien fest und
schloss eine Einlegerversicherung über eine eigens
hierzu gegründete Bundesgesellschaft ein. Zwei weitere
Gesetze, eines von 1933, das andere von 1934,
enthielten
genaue
Bestimmungen
für
den
Wertpapiermarkt, den die neue Börsenaufsichtsbehörde
Securities and Exchange Commission (SEC) zu
überwachen hatte. Andere Gesetze bezogen sich auf die
Wohnungsfrage: Sie gewährten Hypothekenbeihilfen für
Farmer und Hausbesitzer, indem die Bundesbehörde für
Wohnungswesen Kreditgarantien für Hauskäufer gab.
Eine Bundesbehörde für Sozialhilfe, die Federal Relief
Administration, stockte bereits bestehende Hilfsfonds der
Einzelstaaten auf. Das Zivile Aufbaukorps, Civilian
Conservation
Corps
(CCC),
bot
schließlich
Arbeitsbeschaffungsprogramme für junge Männer im
Rahmen einer Art paramilitärischen Arbeitsdienstes an.
Der US-Kongress gründete die Tennessee Valley
Authority (TVA) als Entwicklungsbehörde für das gesamte
Einzugsgebiet des Tennessee.
Die bedeutendsten Gesetzeswerke von 1933 betrafen
zentrale
Wirtschaftsbereiche.
Der
US-Kongress
verabschiedete nach einem Jahrzehnt parlamentarischen
Kampfes 1933 ein komplexes neues Farmgesetz, das so
genannte Landwirtschaftliche Ausgleichsgesetz, das die
Anhebung der Preise für landwirtschaftliche Produkte
regelte. Der National Industrial Recovery Act (NIRA,
Nationales Gesetz zum Industrieaufschwung) war das
revolutionärste Werk des frühen New Deal. Es bestand
aus zwei Aufbauprogrammen: einem staatlichen
Arbeitsbeschaffungsprogramm, das unter der Aufsicht der
Public Works Administration stand, und einem Programm
zur Regulierung der US-Wirtschaft und zur Sicherung des
fairen Wettbewerbs. Eine Nationale Aufbaubehörde
(National Recovery Administration, NRA) verabschiedete
ein Bündel wettbewerbsorientierter Regelwerke für jede
Industriebranche und überwachte deren Einhaltung.
Der Zweite New Deal
Die Hoffnungen von 1933 auf einen schnellen
Wirtschaftsaufschwung erfüllten sich nicht. Einige der
hastig erarbeiteten Gesetzeswerke erklärte der Oberste
Gerichtshof der USA für verfassungswidrig. Diese
Rückschläge und die zunehmende politische Opposition
gegen Roosevelt zogen eine zweite Gesetzgebungsflut
nach sich. Sie setzte 1935 ein und wurde von einigen
Beobachtern als Second New Deal bezeichnet. Roosevelt
nutzte jetzt die sich verschärfenden Klassengegensätze,
um ein Bündnis mit den Gewerkschaften einzugehen, und
griff immer schärfer die Interessengruppen der
Großunternehmen
an,
die
gegen
seine
Wirtschaftsprogramme opponierten. Zu den neuen
Gesetzesmaßnahmen zählten u. a. Steuererhöhungen für
die Wohlhabenden und eine Art Grundgesetz für die
Gewerkschaften. Dieses Nationale Arbeits- und
Tarifgesetz von 1935 stellte Tarifverhandlungen unter den
Schutz
der
US-Regierung
und
regelte
die
Beschäftigungsbedingungen. Das Bundesgesetz für faire
Arbeitsbedingungen von 1938 schrieb Arbeitszeiten und
Mindestlöhne für Arbeiter fest.
1935 sprachen sich einige der Berater Roosevelts für
eine massive Erhöhung der Staatsausgaben aus, die der
Stärkung der privaten Nachfrage dienen sollte, selbst auf
Kosten hoher Haushaltsdefizite. Fast fünf Milliarden USDollar, die der Kongress bewilligte, dienten der
Finanzierung verschiedener Hilfsprogramme, darunter ein
neues Arbeitsförderungsprogramm, für das die Nationale
Arbeitsbeschaffungsbehörde
Work
Projects
Administration (WPA) zuständig war. Die größte
langfristige Bedeutung hatte das vom US-Kongress 1935
verabschiedete Gesetz zur Sozialversicherung. Daneben
wurde
ein
groß
angelegtes
öffentliches
Wohnungsbauprogramm ins Leben gerufen.
Der
Entscheidungsdruck
für
weitere
Gesetzgebungsmaßnahmen verringerte sich nach 1937.
Der Widerstand gegen eine Verlängerung des New Deal
wuchs rasch, vor allem im Süden der USA; 1939 rückten
die Außen- und die Verteidigungspolitik verstärkt in den
Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Obwohl sie allein
einen vollen Wirtschaftsaufschwung nicht stimulieren
konnte, verschaffte die Politik des New Deal der USRegierung nicht nur stärkeren Einfluss auf die
Geldversorgung und die Politik der US-Notenbank,
sondern
auch
ein
tieferes
Verständnis
der
volkswirtschaftlichen Folgen ihrer eigenen Steuer-,
Anleihen- und Ausgabenpolitik und trug dadurch dazu bei,
dass die US-Regierung auf weitere Rezessionen
angemessener reagieren konnte. Darüber hinaus
beherrschte die New-Deal-Koalition mit ihrem Zentrum in
der Demokratischen Partei auf Jahre hinaus die
Wählerschaft und das ganze Land.
Samurai
(japanisch:
„Dienender“),
bewaffnetes
Begleitpersonal des Adels, später Kriegerstand. Zu
Beginn der Feudalzeit im 12. Jahrhundert stand die
Bezeichnung für das bewaffnete Begleitpersonal eines
Daimyo. Im 14. Jahrhundert bekamen die Samurai
Ländereien von ihren Daimyo. Von den Bauern auf
diesen Ländereien trieben sie Steuern ein. Im 15. und
16. Jahrhundert bildeten die Samurai den Rückhalt für die
Armeen der Schogunate. Die Samurai hatten das Recht,
zwei Schwerter zu tragen, besaßen eine eigene
Gerichtsbarkeit und folgten einem Ehrenkodex (Bushido).
Im 17. Jahrhundert gehörten die Samurai zur obersten
Klasse in der Sozialordnung. Nach den Meijireformen
wurden die Samurai teils in den Adelsstand, teils als
Bürger eingereiht und büßten ihre Privilegien ein.
36
5. Grundbegriffe
Schogun (auch Shogun; japanisch: „Feldherr“), hohes
militärisches Amt in Japan, das von 1192 bis 1867
existierte. Der Titel wurde zum ersten Mal in der Nara-Zeit
(710-784) an Generäle verliehen. Der Titel geriet dann in
Vergessenheit. Minamoto Yoschinaka verlieh ihn sich
selbst, nachdem er Kyoto erobert und den Kaiserhof 1183
unterworfen hatte. Nach seinem Tod verlieh der Kaiser
den Titel 1192 an Minamoto no Yoritomo. Damit war das
Kamakura-Schogunat mit der Hauptstadt Kamakura
begründet. Nach Yoritomos Tod (1199) kamen die Hojo
an
die
Macht.
Sie
setzten
Aristokraten
als
Marionettenschogune ein. Unterbrochen wurde die
Regentschaft von 1333 bis 1336 unter der Herrschaft von
Kaiser Godaigo. Die Herrschaft der Schogune wurde von
Ashikaga wiederhergestellt, der in einer Allianz mit den
Daimyo herrschte (bis um 1470). Diese Zeit ist bekannt
als das Muromachi-Schogunat, benannt nach der
Residenz von Ashikaga im Stadtteil Muromachi (Kyoto).
Der letzte Schogun der Ashikaga dankte 1588 ab, als die
Macht bereits an Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi
übergegangen war. Tokugawa Ieyasu wurde 1603
Schogun. Die Schogune der Tokugawa herrschten über
250 Jahre (Hauptstadt war Edo, heute Tokyo). Die
Vorherrschaft der Tokugawa endete 1867 und damit auch
das Schogunat.
SEATO (South East Asia Treaty Organization;
Südostasienpakt), Verteidigungsbündnis in Südostasien
und dem südlichen Pazifikraum. Das Bündnis wurde am
8. September 1954 in Manila abgeschlossen und trat im
Februar des Folgejahres in Kraft. Ziel war, die
Ausdehnung des kommunistischen Staatensystems zu
verhindern. Zu den Gründungsmitgliedern der SEATO
gehörten
Australien,
Frankreich,
Großbritannien,
Neuseeland, Pakistan, die Philippinen, Thailand und die
Vereinigten Staaten. Die Partner sicherten sich
gegenseitige Unterstützung bei einem bewaffneten Angriff
zu und verpflichteten sich zu wirtschaftlicher und
technischer Zusammenarbeit. Durch ein Zusatzprotokoll
wurden Laos, Südvietnam und Kambodscha in den
Vertrag einbezogen. Die SEATO verfügte u. a. über einen
„Rat“ mit ständigen Vertretern und einem Sekretariat
(Bangkok). Nach den Austritten von Pakistan (1972) und
Frankreich (1974) löste sich die SEATO am 30. Juni 1977
auf.
Totalitarismus, autoritäre Regierungsform, in der alle
gesellschaftlichen,
politischen,
wirtschaftlichen,
intellektuellen, kulturellen und geistigen Aktivitäten den
Zwecken der Herrschenden und der herrschenden
Ideologie eines Staates untergeordnet sind. Einige
wichtige Merkmale unterscheiden den Totalitarismus,
eine dem 20. Jahrhundert eigentümliche Form der
Autokratie, von älteren autokratischen Herrschaftsformen
wie Despotismus, Absolutismus und Tyrannei. In den
älteren Formen der Autokratie konnten die Menschen in
vergleichsweiser Unabhängigkeit leben und arbeiten,
solange sie sich von der Politik fern hielten. Im modernen
Totalitarismus wird der Mensch dagegen völlig den
Wünschen und Launen einer politischen Partei oder ihrer
Führer unterworfen. In den älteren Autokratien regierte
ein Monarch oder ein anders titulierter Aristokrat, der
gemäß eines Prinzips wie dem des göttlichen Rechtes
der Könige regierte, wohingegen der moderne totalitäre
Staat von einer politischen Partei regiert wird, deren
Ideologie umfassende Autorität beansprucht und keinen
konkurrierenden Anspruch auf Loyalität oder Gewissen
zulässt.
Totalitäre Regierungen
Totalitäre Regime gab es z. B. in Deutschland während
der nationalsozialistischen Herrschaft, in der UdSSR vor
allem unter Jossif Stalin sowie in Italien unter Benito
Mussolini.
Die Partei und ihre Werkzeuge
Unter einem totalitären Regime wird die ganze
Gesellschaft
einer
hierarchischen
Organisation
unterworfen, in der jeder Einzelne einem anderen in einer
höheren Stellung verantwortlich ist – mit der einzigen
Ausnahme des höchsten Führers, der niemandem
Rechenschaft schuldig ist. Alle gesellschaftlichen
Gruppen, die nicht der Regierung angehören, werden
entweder völlig zerschlagen oder gleichgeschaltet, um
den Zwecken der Partei und des Staates zu dienen.
Die völlige Unterwerfung des Einzelnen wurde durch die
fortgeschrittene
bürokratische
Organisation
und
industrielle Technik ermöglicht. Zu den entscheidenden
Merkmalen totalitärer Diktaturen zählen das Monopol der
Massenkommunikationsmittel,
eine
ausgesprochen
starke, die Bevölkerung terrorisierende Geheimpolizei
sowie eine zentralistisch kontrollierte Wirtschaft.
Kontrolle der Massenkommunikationsmittel
Aufgrund des Monopols der Massenkommunikationsmittel
ist die regierende Partei in der Lage, die öffentliche
Meinung weitgehend zu manipulieren und einen freien
Informationsfluss
zu
verhindern.
Das
gesamte
Verlagswesen von Zeitungen, Zeitschriften und Büchern
sowie
Radiound
Fernsehsendungen,
Theateraufführungen und Filmschaffen sind zentralistisch
kontrolliert und gelenkt. Alle Schriftsteller, Redner,
Schauspieler, Komponisten und Dichter werden durch
von der Partei überwachte Organisationen kontrolliert und
bedürfen für die Ausübung ihres Berufs einer staatlichen
Genehmigung. In der Regel müssen sie Parteimitglieder
sein. Über die Zensur wird in allen Massenmedien eine
parteikonforme Berichterstattung sichergestellt und eine
freie Meinungsbildung unterdrückt.
Waffenmonopol
Das absolute Waffenmonopol der Einheitspartei ist ein
weiteres Merkmal des totalitären Staates. In den
totalitären Staaten, die keine rechtlichen Mittel zur
Veränderung einer Regierung zulassen, besitzen
Volksrevolutionen wie die Aufstände in der DDR 1953
und in Ungarn 1956 kaum eine Aussicht auf Erfolg, weil
der Staat nicht zögert, diese Waffen zur Niederschlagung
der unbewaffneten Opposition einzusetzen, wie bei den
Protesten auf dem Tiananmenplatz in China 1989.
Kontrolle der Wirtschaft
Die zentralistisch kontrollierte Wirtschaft versetzt den
totalitären Staat in die Lage, seine Bevölkerung
planmäßig auszubeuten. So können alle Ressourcen auf
ein einziges militärisches Unternehmen konzentriert
werden. Die totalitäre Wirtschaft ermöglicht es dem
Herrschaftsapparat, die Arbeitenden zu kontrollieren und
sie in Abhängigkeit von der Regierung zu halten. Kritik an
den herrschenden Zuständen mündet häufig in ein
Berufsverbot.
Vierzehn Punkte (Wilson-Deklaration), Programm des
amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson für eine
Friedensordnung nach dem 1. Weltkrieg. Wilson
verkündete seine Vierzehn Punkte am 8. Januar 1918 in
seiner Jahresbotschaft vor beiden Häusern des USKongresses. Die Alliierten nahmen die Vierzehn Punkte
zunächst wohlwollend auf, die Mittelmächte lehnten sie
ab. Als sich für Deutschland aber die Aussichtslosigkeit
eines Siegfriedens abzeichnete, suchte es auf der
Grundlage der Vierzehn Punkte bei den Alliierten um
Frieden nach, um harte Friedensbedingungen und hohe
Reparationen zu vermeiden. Die Alliierten erklärten sich
jedoch erst nach erheblichen Modifikationen bereit, die
Vierzehn Punkte als Basis für einen Waffenstillstand und
für Friedensverhandlungen zu akzeptieren. Wilsons 14.
und wichtigster Punkt wurde im Völkerbund verwirklicht,
der als Ergebnis der Pariser Friedenskonferenz von 1919
gegründet wurde.
Die
Vierzehn
Punkte
waren:
(1) Verzicht
auf
Geheimdiplomatie zugunsten offener internationaler
Verhandlungen; (2) Garantie der Freiheit der Meere in
37
5. Grundbegriffe
Friedens- und in Kriegszeiten, sofern die Meere nicht
ganz oder teilweise durch international sanktionierte
Maßnahmen gesperrt sind; (3) Abbau möglichst aller
Handelsschranken
und
Schaffung
gleicher
Handelsbedingungen
auf
internationaler
Ebene;
(4) internationale Abrüstung, soweit sie mit der
öffentlichen Sicherheit vereinbar ist, (5) Beilegung
kolonialer Streitigkeiten unter Berücksichtigung der
Interessen sowohl der Kolonialmächte als auch der
Kolonialvölker; (6) Räumung der besetzten russischen
Gebiete durch die Mittelmächte unter dem Vorbehalt der
Selbstbestimmung
und
Aufforderung
an
das
bolschewistische Russland, sich an der internationalen
Kooperation
zu
beteiligen;
(7) Räumung
und
Wiederherstellung Belgiens; (8) Räumung und Rückgabe
der besetzten französischen Gebiete einschließlich
Elsass-Lothringens; (9) Korrektur der italienischen
Grenzen
entsprechend
den
klar
erkennbaren
Nationalitätengrenzen; (10) Autonomie für die Völker
Österreich-Ungarns;
(11) Räumung
und
Wiederherstellung
Serbiens,
Montenegros
und
Rumäniens mit einem Zugang zum Meer für Serbien;
(12) Autonomie für die Völker im Osmanischen Reich und
Internationalisierung der Dardanellen; (13) Errichtung
eines unabhängigen Polen mit freiem Zugang zum Meer
und
(14) Einrichtung
eines
Völkerbundes
zur
gegenseitigen Garantie der politischen Unabhängigkeit
und der territorialen Integrität.
6. Literatur
8. Egner, Misenta: Mensch und
Politik, Friedenserhaltung –
Friedensgestaltung, Schroedel
Schulbuchverlag, Hannover
1995
9. Egner, Misenta: Mensch und
Politik, Mensch und Politik,
Schroedel Schulbuchverlag,
Hannover 1995
10. Geiss, Ballof, Fricke-Finkelnburg
(Hrsg.): Epochen und
Strukturen, Grundzüge einer
Universalgeschichte, Band II,
Vom Absolutismus bis zur
Gegenwart, Verlag Moritz
Diesterweg, Frankfurt/M. 1996
11. Golecki: Geschichte der USA,
Buchners Kolleg. Themen
Geschichte, Bamberg 2000
12. Kieseow, Schorlemmer, Helmut:
Soziale Marktwirtschaft,
Schroedel Schulbuchverlag,
Hannover 1992
13. Mickel, Wiegand: Geschichte,
Politik und Gesellschaft, Band 1,
Von der Französischen
Revolution bis zum Ende des 2.
Weltkrieges, Cornelsen Verlag
Hirschgraben, Frankfurt/M. 1988
14. Microsoft® Encarta® 98
Enzyklopädie. © 1993-1997
Microsoft Corporation.
1. Autorenkollektiv: Kursbuch
Geschichte, Berlin/Brandenburg,
Von der Antike bis zur
Gegenwart, Cornelsen Verlag /
Volk und Wissen Verlag, Berlin
2001
6. Ballhausen, Bernlochner,
Herrmann, Kochendörfer,
Ortgies, Schwalm, Völker:
Geschichte und Geschehen,
Ausgabe N, Ernst Klett
Schulbuchverlag, Stuttgart 1995
15. Offergeld, Schulz: Krieg und
Frieden, Friedensordnungen
und Konflikte vom Mittelalter bis
zur Gegenwart, Verlag
Ferdinand Schöning, Schroedel
Schulbuchverlag, Paderborn
1994
16. Smith, Dan: Der Fischer Atlas
Kriege und Konflikte, Fischer
Taschenbuchverlag,
Frankfurt/M. 1997
17. Weber, Pfädtner: Vom Zweiten
Weltkrieg bis zur Gegenwart,
C.C. Buchners Verlag, Bamberg
1995
7. Egner, Kraume, Müller, Renz,
von Schrötter, Vöhringer,
Vollmer: Geschichte SII, Wege
in die Moderne, Deutschland,
die USA und Russland im 19.
Jahrhundert, Schroedel
Schulbuchverlag, Hannover
1994
38
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