Kay Wünsche Kompendium 3 Abiturwissen zum Thema: Das internationale Mächtesystem im 19. und 20. Jahrhundert Kontinuitäten und Veränderungen vom Zeitalter der Pentarchie bis zum Beginn der Globalisierung © Rangsdorf 2001 3.9. Inhalt 3.10. 3.11. 3.12. 1. Grundlagen internationaler Politik 1.1. 1.2. 1.3. 1.4. 1.5. Interdependenzen zwischen Innen- und Außenpolitik Die Rolle der Diplomatie Die ökonomische Determination außenpolitischer Entscheidungen Ethnische und religiöse Rahmenbedingungen Krieg und Frieden 2. Die Entwicklungsprozesse der Großmächte und ihrer Beziehungen im 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieges 2.1. 2.2. 2.3. 2.4. 2.5. 2.6. 2.7. 2.8. Russland Frankreich Großbritannien Österreich Japan China USA Kolonialismus und Imperialismus japanischen Politik Neue Konstellationen in Europa durch die Achse Berlin-Rom Die Appeasementpolitik Die Formierung der Kriegsallianzen Die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges auf die internationale Lage 4. Die Welt in der Zeit der Bipolarität 4.1. 4.2. 4.3. 4.4. 4.5. 4.6. Die Entstehung des Ost-WestKonflikts Der Ost-West-Konflikt Das Ende des Ost-WestKonflikts Europa in der Welt nach 1945 Die Entwicklung der UNO Dekolonisation und Dritte Welt 5. Neue Herausforderungen an internationale Politik am Beginn der Globalisierung 5.1. 5.2. 5.3. 5.4. 5.5. 5.6. 5.7. 5.8. Der Zerfall Jugoslawiens Russlands Nachbarn Der Nordirlandkonflikt Völker ohne Staat Militanter Glaube Das Heilige Land Indien nach der Kolonialzeit Inseln in Süd-Ost-Asien 6. Grundbegriffe 3. Die Veränderungen in der internationalen Politik nach dem Ersten Weltkrieg 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 3.5. 3.6. 3.7. 3.8. Das Entstehen totalitärer Staatsideen Das Versailler und Washingtoner System Der Völkerbund Der Vertrag von Rapallo und die Ruhrbesetzung Der Vertrag von Locarno Der Briand-Kellog-Pakt Die Weltwirtschaftskrise Die Wende zum Expansionismus in der 7. Literatur 6. Das Kompendium enthält eine Reihe von Übungsmaterialien, die so oder in anderer Form als besondere Überprüfung (Test) oder Klausur bearbeitet werden könnten. Vorwort 1. Der 3. Teil des Kompendiums im Fach Geschichte verändert bewusst die Perspektive der Betrachtung historischer Prozesse. Die eurozentristische Sichtweise der Semester 1 und 2 wird durch eine globale Untersuchung ersetzt. Dabei sind alle Kenntnisse über die Entwicklungsprozesse in Mitteleuropa (insbesondere in Deutschland – siehe Kompendien 1 und 2) Voraussetzung für das Verständnis der diesem Kompendium zugrunde liegenden historischen Sachtatbestände. 2. Auch dieses Kompendium dient als Arbeits- und Lernhilfe für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II. Es soll in komprimierter Form • Substanz, • Übersicht und • Arbeitsmaterial vereinen, welches den Nutzern den Weg zum Abitur erleichtern wird. 3. Keineswegs ersetzt dieses Kompendium das Studium von Lehrbüchern, Sekundärliteratur oder gar die Mitarbeit im Unterricht. Das Anfertigen von Hausaufgaben bleibt ebenfalls ein unabdingbares Begleitphänomen der Schülerarbeit. 4. Das Kompendium stellt die historische Substanz in wenigen Aussagen zusammen, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. 5. Das Kompendium bietet Übersichten und Modelle zum besseren Verständnis historischer Ereignisse und Prozesse an. Dabei ist zu beachten, dass das Vereinfachen von historischen Abläufen immer die Gefahr der Pauschalisierung und Generalisierung in sich birgt und ein differenzierendes Betrachten der Zusammenfassung stets notwendig macht. 7. Die im Kompendium enthaltenen Definitionen sind als Diskussionsgrundlage und nicht als Indoktrination zu verstehen. Genauso sollte die Darstellung der Geschichte nicht als alleiniges Faktum begriffen werden sondern als eine Möglichkeit sie so zu deuten. 8. Dieses Kompendium beendet seine Betrachtungen am Anfang der 90er Jahre mit Absicht. Die Begründung hierfür ist die begründete Sorge des Verfassers, dass die historische Erforschung der jüngsten Geschichte auf zu viele politische, gesellschaftliche und individuelle Interessen lebender Personen Rücksicht nimmt, viele Informationen der historischen Abläufe bewusst durch Staaten, Organisationen oder Einzelpersonen zurückgehalten oder falsch wiedergegeben werden. Bis zum heutigen Tag sind bestimmte historische Ereignisse nicht objektiv zu recherchieren(Kennedy-Attentat, Stasi und die Rolle von führenden Politikern in der alten Bundesrepublik, Golfkrieg, ...), da die Wahrheit lebenden Personen unangenehm werden könnte. Kay Wünsche 1. Grundlagen internationaler Politik 1. Grundlagen internationaler Politik 1.1. Interdependenzen zwischen Innen- und Außenpolitik Begriffe: Innenpolitik, das im Wesentlichen auf die innere Ordnung eines Staates gerichtete Handeln der dazu legitimierten Akteure und Institutionen. Innenpolitik zielt wesentlich auf die verbindliche Regelung von Konflikten über Werte sowie Wertentscheidungen und deren allgemeine Verbindlichkeit. In den Aufgabenbereich der Innenpolitik gehören deshalb auch die Regelung der institutionellen Formgebung des politischen Entscheidungsprozesses sowie der exekutiven Durchführung getroffener Entscheidungen. Innenpolitik richtet sich also auch auf die Architektur des politischen Systems. Das staatstheoretisch zentrale Motiv für die institutionelle Formierung der Gesellschaft im Staat ist die Sicherheit eines jeden seiner Bürger. Auf dieses Kernanliegen des Staates verengt, kann man die Aufgabe der Innenpolitik als die Herstellung und Wahrung der inneren Sicherheit charakterisieren (im Gegensatz zur äußeren Sicherheit, die eine der Aufgaben der Außenpolitik sowie der Verteidigungspolitik ist). Dieser Bereich zählt zu den wenigen Politikfeldern, die der Innenpolitik auch heute noch zentral zugeordnet werden. Die zahlreichen weiteren vormals zur Innenpolitik gerechneten Gegenstandsbereiche überschneiden sich längst mit vielerlei Aspekten einzelner Politikfelder, die sich im Laufe der Zeit aus der Innenpolitik ausdifferenziert haben und denen dementsprechend auch eigene Ministerien gewidmet wurden, wie etwa der Rechts-, der Sozial-, der Wirtschafts- und auch der Umweltpolitik. Keine der Aufgaben der genannten Ressorts und der Innenpolitik kann zudem heute noch wirklich national unabhängig wahrgenommen werden. In diesem Zusammenhang ist deshalb auch häufig von der Notwendigkeit einer „Weltinnenpolitik“ die Rede. Die internationale Verflechtung, insbesondere die so genannte Globalisierung der Wirtschaft, engt den im Wortsinn innenpolitischen Handlungsspielraum zunehmend ein. In den Staaten der Europäischen Union verengt sich der Handlungsspielraum der nationalen Innenpolitik zusätzlich dadurch, dass immer mehr Souveränitätsrechte auf Organe der EU übertragen werden. Verfasst von: Andreas Vierecke1 Außenpolitik, im engeren Sinne das planvolle staatliche Handeln gegenüber anderen Staaten, Staatengemeinschaften und internationalen Organisationen. In einem weiter gefassten Verständnis des Begriffs wird unter Außenpolitik auch das grenzüberschreitende Bemühen nicht dem Staat zuzurechnender Akteure, also z. B. einzelner Konzerne und Unternehmen sowie Wirtschaftsverbänden verstanden, auf die Politik anderer Staaten einzuwirken, etwa um bei der Vergabe von staatlichen Großaufträgen berücksichtigt zu werden. Für die Außenpolitik im engeren Sinne, also die Politik der Regierung gegenüber den Akteuren der internationalen Politik, ist in der Bundesrepublik Deutschland das Auswärtige Amt zuständig. Zwar ist seit langem ein Trend zur „Parlamentarisierung“ der Außenpolitik unübersehbar, gleichwohl ist die Exekutive im Bereich der Außenpolitik auch heute noch weit mehr als in anderen Politikbereichen durch ihren Vorsprung an Handlungswissen und Kontinuität maßgeblich beteiligt. Im Ausland nimmt das Personal der Botschaften und Konsulate die außenpolitische Vertretung des Landes war. (siehe Diplomatie). Verfasst von: Andreas Vierecke2 • • • • • • nationale bzw. internationale Innen- und Außenpolitik ist an die Existenz von Nationalstaaten gebunden davor war Innenpolitik territorialstaatlich geprägt und mit weitreichenden außenpolitischen Dimensionen (siehe Preußen) ausgestattet Innen- und Außenpolitik bedingen sich wechselseitig die Frage nach dem Primat ist unentschieden in manchen historischen Situationen liegt das Gewicht mehr auf der Innenpolitik (Isolationismus in Amerika, Deutschland während der 48er Revolution, Sowjetrussland bis 1922, China bis Anfang 90er Jahre des 20. Jahrhunderts, ...) in anderen Situationen überwiegt Außenpolitik (zwischenstaatliche Kriege, Friedensverhandlungen, Bündnisfragen, ...) dabei erfüllen Innen- und Außenpolitik auch häufig die Funktion der wechselseitigen Ablenkung voneinander (bewusst eingesetzt oder zufällig) Aufgaben 1. Durch welche außenpolitischen Maßnahmen erlangte Preußen des Status einer europäischen Großmacht? 2. Untersuchen Sie, welche konkreten Anlässe es für oder wider die Entscheidung zum Primat von Innen- oder Außenpolitik gab! 3. Nennen Sie Beispiele, bei denen der Ablenkungsmechanismus von Innen- oder Außenpolitik wirkte! 1"Innenpolitik", Microsoft® Encarta® 98 2"Außenpolitik", Microsoft® Encarta® Enzyklopädie. © 1993-1997 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten. 98 Enzyklopädie. © 1993-1997 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten. 4 1. Grundlagen internationaler Politik begangene Verbrechen Rechenschaft, Idee der Exterritorialität) 1.2. Die Rolle der Diplomatie Diplomatie, Pflege der zwischenstaatlichen Beziehungen. Ursprünglich verwies der Begriff Diplomatik auf die sorgsame Aufbewahrung und Auswertung amtlicher Dokumente, Urkunden und Verträge. Im 18. Jahrhundert verstand man unter diplomatischen Dokumenten immer häufiger solche der internationalen Beziehungen, und der Begriff diplomatisches Korps verwies auf die Gesamtheit der Botschafter, Gesandten und Botschaftsbeamten. Geschichte der Diplomatie Seit sich die Menschen in getrennten gesellschaftlichen Gruppen organisieren, besteht die Notwendigkeit, die Begegnungen mit den Repräsentanten der anderen Gruppen zu regulieren. Schon die frühesten Zivilisationen gaben sich Regeln für die Pflege ihrer auswärtigen Beziehungen. Frühe Entwicklung • Die erste Zivilisation, die ein wohl geordnetes System der Diplomatie entwickelte, war das antike Griechenland. Gesandte reisten von Stadt zu Stadt, Botschaften und Warnungen zu übermitteln, Geschenke zu überreichen und die Sache des eigenen Volkes vor den Herrschern der anderen Stadtstaaten zu vertreten. • Mit dem Niedergang Griechenlands und dem Aufstieg des Römischen Reiches verschwand das griechische System der Diplomatie. Als Rom sich ausdehnte, stellte es seine Diplomatie in den Dienst seiner Eroberungspolitik. Die Römer waren nicht geneigt, mit anderen Staaten auf der Basis beiderseitiger Interessen zu koexistieren. Rom befahl; es verhandelte nicht. • In Ostasien besaß die Diplomatie einen ähnlichen Status wie in Rom. Das kaiserliche China sah sich selbst als die Mitte der Welt, als das „Reich der Mitte“, und die Existenz anderer Staaten wurde nur in einem faktischen oder nominellen Tributverhältnis geduldet. Renaissancediplomatie • Die Anfänge der modernen Diplomatie liegen in der italienischen Renaissance. Im frühen 15. Jahrhundert bildete sich in Italien eine Anzahl von Stadtstaaten heraus; keiner dieser Staaten konnte alle anderen beherrschen, und alle fürchteten die Eroberung durch die anderen. Die Mehrzahl der Herrscher dieser Stadtstaaten kam durch Gewalt und Intrigen an die Macht. Da sie daher nicht ohne weiteres auf die Loyalität ihrer Untertanen zählen konnten, hofften sie sich deren Treue durch Eroberungen zu erkaufen. • diplomatischen Institutionen und Verfahrensweisen, die heute noch lebendig sind: (1) Einführung des ständigen Botschafters (2) Jeder Staat richtete ein Außenamt ein (3) ausgeklügeltes System des diplomatischen Protokolls: der Privilegien und des Rechtsschutzes für ihre Gesandten (Recht auf freie Ein-, Durchund Ausreise, jeweiliges örtliches Recht durfte die Botschafter nicht an der Erfüllung ihrer Pflichten hindern, doch für tatsächlich Diplomatie im europäischen Staatensystem Der Aufstieg der Nationalstaaten in Europa im 17. Jahrhundert brachte die Entfaltung der Ideen des • Nationalinteresses (diplomatischen Zielvorstellungen am Staatsinteresse und nicht an persönlichem Ehrgeiz, Rivalitäten, Gefühlen, religiösen Grundsätzen oder Vorurteilen orientiert, z. B. der Zugang zu Rohstoffen) • Gleichgewichts der Kräfte (allgemeines Interesse, das Staatensystem durch ein Kräftegleichgewicht zwischen den mächtigsten Nationen aufrechtzuerhalten) Europa > Pentarchie Die neue Diplomatie Im Ersten Weltkrieg > heftigste Kritik (Woodrow Wilson) der europäischen Diplomatie > Vorschlag: • System der kollektiven Sicherheit Zielscheibe seiner Kritik waren vor allem die Theorie und Praxis des Gleichgewichts der Kräfte, die Benachteiligung kleiner Mächte, die Überbetonung nationaler Interessen, geheime Abkommen und Verträge und die Berufsdiplomatie (Vierzehn-Punkte-Plan) Der diplomatische Apparat Die Pflege der Beziehungen mit anderen Ländern verlangt dreierlei: (1) eine Einrichtung im Heimatland (Außenministerium), welche die Politik formuliert und das Gesandtschaftspersonal instruiert; (2) eine Einrichtung im Ausland (Botschaft), von der aus die Kontakte mit einem fremden Land aufgenommen werden; (3) Personal, das das System aufrechterhält: Diplomaten in drei Gruppen eingeteilt: (a) Botschafter, Legaten und päpstliche Nuntien, die immer beim Staatsoberhaupt akkreditiert sind; (b) Abgesandte und andere Personen, die bei einem Staatsoberhaupt akkreditiert sind; (c) Chargés d’affaires, die bei den Außenministern akkreditiert sind. Nur die Angehörigen der ersten Gruppe vertreten die Staatsoberhäupter. Diplomatische Konventionen Diplomatische Formen und Konventionen sind im hohen Maße stilisiert und formell. • Die Sprache neigt zur Untertreibung, • eine emotionale Ausdrucksweise ist verpönt • Umgangsformen sorgfältig vorgeschrieben. • Privilegien und Rechtsschutz der Diplomaten Protokoll Weil die Botschafter in ihrer Person die Führer ihrer Regierung repräsentieren, waren die Beziehungen der Botschafter untereinander in einem Land immer auch Prestigefragen; weshalb solchen Einzelheiten, wie etwa dem Platz eines Botschafters in einer feierlichen Prozession, oder welcher Botschafter zuerst einen Raum betrat, große Bedeutung zukam. Solche Fragen waren Gegenstand auf dem Wiener Kongress 1815, dem Aachener Kongress 1818 sowie auf dem Wiener Treffen zur Vorlage eines Abkommens über diplomatische Beziehungen 1961. Aufgaben Untersuchen Sie Beispiele in der Geschichte, bei denen besonders diplomatische Besonderheiten Anlass für Auseinandersetzungen waren! 5 1. Grundlagen internationaler Politik 1.3. Die ökonomische Determination außenpolitischer Entscheidungen • • außenpolitische Entscheidungen wurden immer und werden heute noch von ökonomischen Erwägungen beeinflusst > „Kann diese Entscheidung die Wirtschaft fördern oder hemmen? Kann man die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen einer Entscheidung verkraften? Wenn ja, wie? Wenn nein, muss man die Entscheidung ändern?“ je nach Wirtschaftskraft (BSP, Rohstoffausstattung, Infrastruktur, Kompetenz der Arbeitskräfte, Forschung, technologischer Entwicklungsstand ...) wird die außenpolitische Entscheidung autonom oder beeinflusst (Bsp.: Importabhängigkeit > Rohstoffe oder Nahrungsmittel > Beeinflussung der Entscheidungsfreiheit „Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe“) Ethnische Rahmenbedingungen Ethnie, (von griechisch ethnos: Volk), Bezeichnung für eine Gruppe von Personen, die sich der Zugehörigkeit zur selben Kultur bewusst sind. Eine genaue Definition von Ethnie ist allerdings nicht möglich, da jede dieser Personengruppen ihrem ethnischen Selbstverständnis andere Kriterien zugrunde legt. Solche Kriterien können die gemeinsame Sprache, eine gemeinsame reale oder vorgestellte Abstammung, gemeinsame Geschichte, gemeinsame Sitten und Bräuche und vieles mehr sein, was sie von anderen Gruppen unterscheidet. • • Ökonomische Elemente im außenpolitischen Kalkül • • • • • • • • • Handelsbilanz (Auslandsnachfrage) Importbedarf Inlandsversorgung bei Exportüberschuss Zahlungsfähigkeit des Auslandes bei eigenem Exportüberschuss Anfälligkeit eigener Wirtschaft bei Exportabhängigkeit durch Einführung internationaler Handelshemmnisse (Protektionismus) Schwierigkeit einer autonomen Wirtschaftspolitik bei nicht autarker Wirtschaft Geldwertstabilität Investitionssicherheit im Ausland touristische oder durch Handelstätigkeit erzielte Einnahmen im Inland • • • Aufgaben 1. Untersuchen Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Abhängigkeit merkantilistischer Wirtschaft und der Marktwirtschaft von außenpolitischen Rahmenbedingungen. ethnischer Identität (kulturelle Identität) > sozialpsychologisches Konzept, das nur in der Beziehung eines „wir“ zu „anderen“ existiert. Seit Ende der achtziger Jahre des 20. Jh. werden Bürgerkriege immer häufiger als ethnische Konflikte (Gruppen mit gemeinsamer Abstammung, mit exklusivem traditionellem Siedlungsgebiet > Kampf um ethnische Nationalität besonders in Staaten, bei denen der Bevölkerungsanteil ethnisch verschiedener Gruppen über 50% liegt, sind Konflikte vorprogrammiert (Bosnien, Afghanistan, Indien, Indonesien, Angola, Zaire, Äthiopien, Sudan, Bolivien, ...) > Entstehung von Bürgerkrieg geschürt werden solche Konflikte durch Ethnozentrismus (sozialwissenschaftlicher Begriff, der eine Einstellung oder Lehre bezeichnet, in der die eigene ethnische oder soziale Gruppe respektive Gesellschaft als überlegen bewertet wird) im Extremfall führen ethnische Konflikte zum sog. Ethnozid (auch Genozid) (gewollte organisierte Vernichtung der kulturellen Identität von Menschen einer bestimmten Ethnie durch die unter Zwang herbeigeführte Assimilation an die Kultur der Herrschenden) Dabei werden traditionelle Formen der politischen, sozialen und kulturellen Selbstbestimmung einer Gesellschaft mittels Umerziehung (so geschehen u. a. während des Kolonialismus), Zwangsumsiedlung, Vertreibung und ähnlicher Gewaltmaßnahmen zerstört. (Holocaust, Bosnien, Ruanda, Besiedlung Amerikas) 2. Erläutern Sie die ökonomischen Elemente im außenpolitischen Kalkül an selbstgewählten Beispielen. Religiöse Rahmenbedingungen Religion (lateinisch relegere: dicht; religio: Gottesfurcht), Oberbegriff für verschiedene Arten transzendentaler Systeme, die sich durch ein philosophischmythologisches Denkgebäude (meist in so genannten heiligen Schriften niedergelegt), dessen institutionalisierte Vermittler (Priester, Religionsgründer etc.) und eine Schar von Anhängern (Gläubige) auszeichnen. • • 1.4. Ethnische und religiöse Rahmenbedingungen • Suche nach dem Ursprung und Sinn der menschlichen Existenz sowie der umgebenden Natur und des Kosmos scheint ein menschliches Grundbedürfnis zu sein. religiöse Systeme offensichtlich fast so alt wie die Menschheit selbst; faktisch historisch wie gegenwärtig keine Kultur, die gänzlich ohne Religion auskommt. Der von oben verordnete Atheismus in sozialistischen Gesellschaftssystemen fand 6 1. Grundlagen internationaler Politik • • • meist keinen Rückhalt in der traditionell gläubigen Bevölkerung, außer vielleicht im konfuzianisch geprägten China. in westlichen Industriegesellschaften befindet sich der Einfluss der Religionen jedoch kontinuierlich auf dem Rückzug; Trend zu individueller Freiheit und das allgemein gestiegene Bildungsniveau sowie nüchtern-rationalistische Welterklärungsmodelle aus dem Bereich der Naturwissenschaften treten spätestens seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend in Konkurrenz zu dem strengen moralischen Absolutismus archaischer religiöser Normen. große Anfälligkeit für so genannte neue Religionen, Sekten und verschiedenste Formen der Esoterik bis hin zum Satanismus zu beobachten, die auf psychologische Grundmuster verweist (Sehnsucht nach Unterwerfung, Angst vor persönlicher Freiheit, Weltflucht). religiöse Befindlichkeiten sind noch heute Anlass für gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Menschen (Naher Osten, Nordirland, Kaukasus, Orient, Indien, ...) besonders an Nahtstellen großer Weltreligionen. • • • • • • • 1. Christentum • • • • • • • • etwa 1,8 Milliarden Menschen bekennen sich zum Christentum, der am weitesten verbreiteten Weltreligion römisch-katholischen Kirche reformatorische (protestantische / evangelische) Kirchen (seit 1517) (Lutheraner; Reformierte, EvangelischUnierte, Anglikaner, Mennoniten, Baptisten, Quäker, Herrnhuter Brudergemeine; Methodisten, Disciples of Christ (Jünger Christi), Freie Evangelische Gemeinden; Heilsarmee, Pfingstbewegung, Christliche Unitarier) auf protestantischem Boden entstandene christliche Glaubensgemeinschaften orthodoxe Kirchen (griech. und russ.) (seit 1054) orientalische Kirchen (koptische orthodoxe Kirche; syrisch-orthodoxe Kirche; armenische apostolische Kirche; orthodoxe Kirche von Indien; äthiopische orthodoxe Kirche) altkatholische Kirche (1. Vatikanisches Konzil 1870) ca. 300 Mitgliedskirchen aus etwa 100 Ländern haben sich im Ökumenischen Rat der Kirchen (auch Weltkirchenrat genannt) mit Sitz in Genf zusammengeschlossen 2. Islam • (arabisch: Unterwerfung, Hingabe), jüngste der großen Weltreligionen, Mohammed die von • unbedingte Ergebung in den Willen des einen Gottes Allah Anhänger des Islam nennen sich selbst Muslime Bezeichnung Mohammedaner wird von Muslimen abgelehnt, da diese einen Personenkult um Mohammed impliziere, der nicht der Lehre des Islam entspräche. etwa 935 Millionen Menschen geschätzt. Zu den Ländern der islamischen Weltgemeinschaft gehören die arabischen Staaten in Nordafrika und im Nahen Osten, die Türkei und Teile der früheren UdSSR in Zentralasien (Turkvölker), der Iran, Afghanistan, Pakistan, Indien und Bangladesh, Malaysia, Indonesien, Philippinen und Teile Chinas. In Europa ist der Islam die zweitgrößte Religion nach dem Christentum die beiden grundlegenden Quellen der islamischen Glaubenslehre und Religionsausübung sind der Koran und die Sunna. Der Koran Die Muslime verstehen den Koran als das Wort Gottes, wie es Mohammed durch den Erzengel Gabriel übermittelt wurde. Sie glauben, dass Gott selbst, und nicht Mohammed, der Autor des Korans ist, welcher deshalb unfehlbar sei. Diese Schrift stellt die Sammlung der Worte dar, die Mohammed während der rund 22 Jahre seines Wirkens als Prophet zwischen 610 und 632 geoffenbart wurden. Sie besteht aus 114 Suren (Kapitel) von unterschiedlicher Länge, dessen kürzeste nur drei kurze Verse umfasst, die längste 306 Verse. Islamische wie nichtislamische Gelehrte stimmen darin überein, dass der Text des Korans im Lauf seiner Geschichte im Wesentlichen unverändert überliefert wurde. Die Sunna Die zweite Hauptquelle des Islam, die Sunna (arabisch: Gewohnheit), auch als der vorbildliche Weg des Propheten bezeichnet, ist im Hadith (arabisch: Überlieferung), einer Textsammlung aus dem 9. Jahrhundert enthalten. Diese umfasst die Aufzeichnungen über Denken, Handeln und Leben des Propheten. „fünf Säulen des Islam“ 1. Glaubensbekenntnis 2. Gebet (fünf täglichen Gebete) 3. Almosen Zakat 4. Fasten während des Ramadan 5. Wallfahrt zur Kaaba in Mekka Jihad der in der Regel mit „Heiliger Krieg“ übersetzt wird, bezeichnet den Kampf für das islamische Ziel der „Verbesserung der Welt“; wenn notwendig, können dafür auch Streitkräfte eingesetzt werden. Einige muslimische Herrscher des Mittelalters setzten dabei den Jihad dafür ein, um Kriege zu rechtfertigen, die aus rein politischen Ambitionen geführt wurden. 3. Judentum Religion des Volkes Israel sowie Bezeichnung der religiösen und ethnischen Gruppen, die zu diesem Volk gehören. Das Judentum, aus dem Christentum 7 1. Grundlagen internationaler Politik und Islam hervorgingen, ist die älteste monotheistische Religion. • Thora, das von Gott offenbarte Gesetz Israels, enthält sowohl Weisungen, die sich auf den jüdischen Glauben beziehen, als auch solche, die den Lebenswandel (Halacha) betreffen und Verhaltensregeln in Bezug auf jüdische Gesetze, Moral und praktisches Verhalten bieten • Gesamtzahl der jüdischen Weltbevölkerung rund 18 Millionen Menschen, etwa 6,8 Millionen in den USA leben, über 3,6 Millionen in Israel und fast zwei Millionen in der GUS, den größten jüdischen Siedlungszentren, annähernd 1,5 Millionen Juden in ganz Europa, die meisten davon in Frankreich und Großbritannien, etwa 28 000 leben in der Bundesrepublik Deutschland, weitere 300 000 im verbleibenden Teil Nordamerikas und 600 000 in den übrigen asiatischen Ländern. Ungefähr 1,1 Millionen Juden wohnen in Mittelund Südamerika, 350 000 in Afrika • Monotheismus • alle Traditionen des Judentums wurzeln in der Bibel - drei Bestandteile: Thora (die fünf Bücher Mose), Nebiim (die prophetischen Schriften) und Ketubim (weitere Texte). • Orthodoxe Juden beten dreimal am Tag: am Morgen (schaharit), am Nachmittag (minha) und am Abend (maarib). • als Zeichen des Respekts vor Gott bedecken die Juden ihren Kopf während des Gebets mit einem Hut oder einem Gebetskäppchen (kippa; jiddisch yarmulke) • Speisegebote, bestimmte Tiere gelten als unrein und dürfen daher nicht gegessen werden > Schweine und Fische ohne Flossen oder Schuppen. Erlaubt (koscher) ist das Fleisch von Tieren mit gespaltenen Hufen, die ihr Futter wiederkäuen, jedoch nur, wenn der Schlachter strenge Regeln beachtet und das gesamte Blut vor dem Verzehr vollständig entfernt hat. Fleisch und Milchprodukte dürfen nicht zusammen verzehrt werden. • Der Sabbat, am siebten Tag, dem Sabbat, soll die Arbeit ruhen • im Alter von acht Tagen werden jüdische Knaben durch den Ritus der Beschneidung (berit mila) offiziell in den Bund Abrahams aufgenommen. Mit 13 Jahren erreichen sie die Volljährigkeit und übernehmen von da an selbst die Verantwortung für die Beachtung aller Gebote (Bar-Mizwa) • Zionismus, der seine theoretische Begründung durch Leo Pinsker in Russland und Theodor Herzl in Österreich fand und sich die Schaffung einer modernen jüdischen Gesellschaft in Israel zum Ziel gesetzt hatte, fand in Osteuropa starken Rückhalt. Er war eine politische und soziale Bewegung, die jedoch im traditionellen jüdischen Messianismus wurzelte und 1948 zur Gründung des Staates Israel führte. • Von großer Bedeutung für die Geschichte des Judentums ist der Holocaust, der zur Gründung des Staates Israel beitrug. Seit der Gründung des Staates bilden die reformerischen und die konservativen Strömungen zwei verschiedene Pole, wobei orthodoxe Rabbiner eine besondere Stellung in den religiösen Institutionen Israels einnehmen. 4. Hinduismus • in Indien entstandene Religion, mit ca. 80 Prozent die Mehrheit der indischen Bevölkerung, darüber hinaus in vielen Teilen der Welt verbreitet, u. a. in Nepal, Bangladesh, • • • • • • • • Indonesien, Sri Lanka, Pakistan, Malaysia, Südafrika, Mauritius, den USA und England. Das persische Wort Hindu wurde von Sanskrit saindhava; indisch sindhu („Fluss“ oder genauer der Indus) abgeleitet und bezeichnete im 5. Jahrhundert v. Chr. die Bewohner jenes Landes nach seinem Fluss, dem Indus eine der bedeutendsten Weltreligionen (ca. 700 Millionen Anhänger) die meisten Hindus verehren Shiva, Vishnu oder die weibliche Gottheit Devi Verehrung der Kuh, das Verbot Fleisch, insbesondere Rindfleisch, zu verzehren sowie die Eheschließung innerhalb der Kaste (Jati), Hoffnung auf männliche Nachkommen weder ein Lehrgebäude noch die Hierarchie einer religiösen Institution. höchste kanonische Autorität aller Hindus ist der Veda heilige Orte Rishikesch im Himalaya oder Benares am Ganges in jüngeren Zeiten wanderten zahlreiche selbst ernannte indische Religionslehrer nach Europa und in die Vereinigten Staaten aus, wo sie große Anhängerschaften fanden. Einige der religiösen Sekten, wie die Hare-KrishnaBewegung 5. Buddhismus, • • • • • • eine Weltreligion, gegründet im Nordosten Indiens, beruht auf den Lehren von Siddhartha Gautama, bekannt als Buddha (der Erleuchtete). Buddha lehnte nicht nur bedeutende Aspekte der hinduistischen Philosophie ab, sondern brach auch mit der Autorität der Priesterschaft und verneinte die Gültigkeit der vedischen Schriften sowie des hierauf beruhenden Opferkultes. Darüber hinaus öffnete er seine Bewegung für die Mitglieder aller Kasten, denn er lehnte den Gedanken ab, dass der spirituelle Wert eines Menschen durch seine Geburt bestimmt sein solle (Siehe Hinduismus). zwei Hauptrichtungen: den TheravadaBuddhismus, die Lehre der Alten, und den Mahayana-Buddhismus, das „große Fahrzeug“, Ausbreitungsgebiete: Indien, Sri Lanka, Thailand, Kambodscha, Birma und Laos, China, Japan, Taiwan, Tibet, Nepal, die Mongolei, Korea und Vietnam weltweit circa 300 Millionen Anhänger geschätzt, die zu 99 Prozent in Asien beheimatet sind keine Niederschriften Die vier edlen Wahrheiten (1)Leben ist Leiden (2) Die Ursache allen Leidens liegt in der Unwissenheit, der Begierde und dem Neid, wobei die beiden Letzteren wiederum durch Unwissenheit bedingt sind (3) Das Leiden kann beendet werden durch die Überwindung von Unverständnis und des Gebundenseins (4) Der Weg zur Vernichtung des Leidens aber ist der „edle, achtfache Pfad“, bestehend aus: rechte Anschauung, rechtes Wollen, rechtes Reden, rechtes Tun, rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Denken, rechtes Sichversenken. Diese wiederum können in drei Kategorien, Eckpfeiler der buddhistischen Glaubenslehre, zusammengefasst 8 1. Grundlagen internationaler Politik werden: Moral, Meditation. • • • • Weisheit und Samadhi oder Obwohl der Buddhismus die Existenz der Götter nicht ausdrücklich leugnet, räumt er ihnen auch keine besondere Rolle Nirvana Endziel des buddhistischen Weges ist die Befreiung aus dem Kreis der immer wiederkehrenden Welt der Erscheinungen und dem damit notwendigerweise verbundenen Leiden. Stärkerer Widerstand wurde dem Buddhismus in den kommunistischen Republiken Asiens entgegengesetzt. In China z. B. blieb der Buddhismus zwar bestehen, wird aber einer strengen Regelung und Kontrolle durch den Staat unterstellt. Viele Klöster und Tempel wurden in Schulen, Gesundheitseinrichtungen oder andere öffentliche Einrichtungen umfunktioniert. Den Mönchen und Nonnen wurde auferlegt, zusätzlich zu ihren religiösen Aufgaben einer geregelten Arbeit nachzugehen. Seit dem Einmarsch der Chinesen in Tibet 1950/51 und der darauf folgenden Flucht des Dalai-Lama (1959) und anderer buddhistischer Persönlichkeiten nach Indien, versuchten jene den buddhistischen Einfluss zu unterbinden oder zumindest zurückzudrängen. Die Buddhisten in Deutschland haben sich unter dem Dachverband der Deutschen Buddhistischen Union (DBU) mit Sitz in München zusammengeschlossen. Anfang der neunziger Jahre waren rund 20 000 Deutsche praktizierende Buddhisten, die sich in rund 180 Gruppen und Zentren organisiert hatten. Die Zahl dieser Gruppen und ihrer Mitglieder hatte sich bis Anfang 1997 mehr als verdoppelt. Anfang der neunziger Jahre lebten hier außerdem rund 40 000 Buddhisten asiatischer Abstammung. In Österreich haben sich die Anhänger des Buddhismus als Österreichische Buddhistische Religionsgemeinschaft (ÖBR) mit Sitz in Wien organisiert. In allen deutschsprachigen Ländern, besonders aber in der Schweiz, in der die meisten der exilierten Tibeter leben, ist der tibetische Buddhismus die am häufigsten praktizierte Variante. 1.5. Krieg und Frieden • „Ewiger Frieden“ ältester Wunschtraum der Menschheit • • • in keinem Teil der Welt hat es tatsächlich längere Phasen des Friedens gegeben „Normalzustand“ Krieg oder Frieden ? verschiedene Forschungsrichtungen versuchen die Voraussetzungen für Krieg und Frieden zu ergründen (Geschichtswissenschaft, Politologie, Friedensforschung (peace research) Kriegsforschung (Poemologie) Krieg (mittelhochdeutsch kriec; althochdeutsch chreg: Hartnäckigkeit), mit Waffengewalt geführte Auseinandersetzung zwischen Staaten oder Völkern bzw. zwischen Bevölkerungsgruppen innerhalb eines Staates (Bürgerkrieg). Carl von Clausewitz: „Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen“, „nichts anderes als eine Fortsetzung des politischen Verkehrs mit Einmischung anderer Mittel“. Kriegsursachen und -ziele • sind politischer, wirtschaftlicher, ideologischer und militärischer Natur, Streitigkeiten um Territorien, die Bedrohung der Unabhängigkeit, das Interesse an Rohstoffen und religiöse Motive • man unterscheidet zwischen Angriffs-, Verteidigungs-, Befreiungs-, Kolonial-, Religions-, Revancheund Eroberungskriegen. • gemäß den betroffenen Gebieten spricht man von lokalen, regionalen, kontinentalen und globalen Konflikten (1. und 2. Weltkrieg) sowie von Land-, Luft- und Seekriegen. • je nach angewendeter Waffenart werden Atomkriege und konventionelle Kriege (nichtatomare Waffen; Einsatz von biologischen und chemischen Waffen möglich) unterschieden • nach dem 2. Weltkrieg, dem ersten „totalen Krieg“ (mit Einsatz aller wirtschaftlichen, technischen, menschlichen und moralischen Mittel zur Vernichtung anderer Völker), wurde der Begriff des Kalten Krieges geprägt, der vor allem von wirtschaftlichen Kampfmaßnahmen und Wettrüsten zwischen den beiden Großmachtblöcken gekennzeichnet war. • laut Völkerrecht wird mit Beginn des Kriegszustands (durch Abgabe einer Kriegserklärung oder durch eine militärische Kampfhandlung) das Friedensvölkerrecht außer Kraft gesetzt. Die völkerrechtlichen Regeln während eines Krieges werden im Kriegsrecht zusammengefasst. • ein Krieg endet durch einen Friedensvertrag, durch offizielle Bekanntmachung der Einstellung von Kampfmaßnahmen oder durch den Untergang einer der Krieg führenden Parteien. • Lehre vom Gleichgewicht der Mächte auf, aus der beispielsweise die Berechtigung zur Führung eines Präventivkrieges abgeleitet wurde. • Im Anschluss an die Französische Revolution und mit Einführung der allgemeinen Wehrpflicht entstand der so genannte Volkskrieg, in dem durch den Appell an die Gesinnung der Nationen ganze Völker mobilisiert wurden. • Seit dem 19. Jahrhundert wuchsen die Bemühungen, durch Entspannungspolitik und völkerrechtliche Sicherungen Kriege zu vermeiden (siehe Pazifismus). Nach dem 1. Weltkrieg hörte das ius ad bellum im völkerrechtlichen Sinn auf zu existieren, das Verbot des Angriffskrieges wurde durchgesetzt (Briand-Kellogg-Pakt, 1928). 9 1. Grundlagen internationaler Politik • • • • Gemäß der UNO-Satzung (Artikel 2 und Artikel 51) ist Krieg heute nur noch zulässig, um individuelle oder kollektive Selbstverteidigung auszuüben oder – als militärische Sanktion des Sicherheitsrates – um den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit aufrechtzuerhalten bzw. wieder herzustellen. Eine lange Tradition hat die Unterscheidung zwischen so genannten „ungerechten“ und „gerechten“ Kriegen – vor allem im Zusammenhang mit religiösen oder weltanschaulichen Motiven. In der christlichen ebenso wie in der islamischen Tradition gibt es den Begriff des „Heiligen Krieges“ (arabisch Dschihad), der seinen Ausdruck vor allem in den Kreuzzügen des frühen Mittelalters sowie in aktuellen politischen Entwicklungen fand bzw. findet. Nach dem 2. Weltkrieg (etwa seit 1960) wurde Lenins These der Unvermeidbarkeit von Kriegen zwischen Kapitalisten und Sozialisten dahingehend verändert, dass die Gefahr internationaler Auseinandersetzungen eingedämmt oder beseitigt werden kann (Theorie der friedlichen Koexistenz). „Nationale Befreiungskriege“ und „revolutionäre Volkserhebungen“ gegen kapitalistischimperialistische Staaten wurden jedoch weiterhin für notwendig erklärt. Die katholische Kirche stellte auf dem 2. Vatikanischen Konzil (1962-1964) die herkömmliche Rechtfertigung des Krieges in Frage und hob die Bedeutung gewaltloser Methoden zur Friedenssicherung hervor. Der Protestantismus entwickelte 1959 die Formel von der Komplementarität von Waffengebrauch und -verzicht und setzte sich für Abrüstung und Ausbau von zivilen Friedensdiensten ein. Frieden, im alltäglichen Verständnis die Abwesenheit von Krieg. Man unterscheidet zwischen dem negativen Frieden als der Abwesenheit direkter, personaler, durch ein SubjektObjekt-Verhältnis gekennzeichneter Gewaltanwendung und dem positiven Frieden als der Abwesenheit indirekter, struktureller, d. h. in politischen, ökonomischen oder gesellschaftlichen Verhältnissen wurzelnder Gewalt. • • • • • (Ideal-)Zustand Friede ist Nicht-Krieg (Ideal-)Ziel in der Geschichte sich entwickelnder Prozess, Institutionalisierung dauerhafter, gewaltfreier Formen der Konfliktbearbeitung, zunehmende Gewaltfreiheit des Konfliktaustrags Friede als Zivilisierung des Konfliktaustrags zumindest im europäisch-atlantischen Raum 10 . Die Entwicklungsprozesse der Großmächte • 2. Die Entwicklungsprozesse der Großmächte und ihrer Beziehungen im 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg • • 2.1. Russland • • • • • • der Name Russland bezeichnet das frühere Russische Reich 1914 mit rund 22 Millionen Quadratkilometern flächenmäßig am größten, etwa ein Sechstel der Landfläche der Erde, das Land war in 5 Regionen eingeteilt: Russland, Großherzogtum Finnland und der größte Teil Polens, Kaukasus, Sibirien, Zentralasien orthodoxe Kirche im Dienste des Zaren Adel war dem Zaren unterstellt – inhomogen > Großgrundbesitzer – kleiner Landadel Bauern meist abhängig, gr. Teil leibeigen, Selbstständige - Kosaken Städte waren unselbstständig (rechtliche Gleichstellung der reichen Kauflaute mit Bauern) Autokratie Regierungsform, bei der alle staatliche Gewalt in der Hand eines Herrschers liegt. Die Autokratie stellt die radikale Gegenposition zur Idee der Gewaltenteilung und der Demokratie dar, da sie keine Mitsprache- und Kontrollfunktionen kennt. Ein Beispiel für eine autokratische Regierungsform ist der Absolutismus. Wichtige Herrscher Katharina die Große • • • Paul I. • • • • • • Katharinas Nachfolger/Sohn einige Reformen bei der Behandlung der Leibeigenen, begrenzte ihre Pflichtarbeit für die Landbesitzer auf drei Tage die Woche Außenpolitisch schloss er sich Österreich, Großbritannien, Neapel und dem Osmanischen Reich in der Zweiten Koalition gegen Frankreich an despotischer und unausgeglichener Herrscher und wurde in seinem Palast 1801 durch eine Verschwörung unter Führung der Aristokratie ermordet. Katharinas Lieblingsenkel liberale Politik Alexander wird zu einer zentralen Figur in der Allianz, beim Wiener Kongress, den größten Teil des Großherzogtums Warschau despotischen Staat mit einer korrupten Bürokratie, wenig besorgt um die unterdrückten Massen geheime politische Gesellschaften, die Vorläufer der revolutionären Bewegung. Nikolaus I. • • • • • • Nachfolgerin Peter des Großen Ausweitung Russlands gegen das Osmanische Reich und Gebiete im Westen; drei Teilungen Polens (1772, 1793, 1795) orientierte sich an der französischen Kultur als Leitlinie und schien sich auch eine Zeit lang für die liberalen Ideen französischer Autoren wie Voltaire zu interessieren Alexander I. • • • begann damit, politischen Gefangenen eine Amnestie zu bescheren plante er eine Verfassung für das Reich und die Aufhebung vieler restriktiver Maßnahmen seines Vaters fortschrittliche Innenpolitik wurde jedoch bald nebensächlich, weil er in Kriege mit dem Ausland verwickelt war. o 1805 verbündete sich Russland mit Großbritannien, Österreich und Schweden in der Dritten Koalition gegen Napoleon I. o politische Kehrtwendung und verbündete Russland mit Frankreich im Frieden von Tilsit (1807) o Gegenleistung > freie Hand gegen Schweden und die Türkei o 1812 drang Napoleon in Russland ein > Rückzug > verheerende Niederlage 1825 Nikolaus I. gewisse Unsicherheit hinsichtlich der Thronfolge machte sich eine Gruppe junger Offiziere zunutze und organisierte den Dekabristenaufstand, mit dem sie versuchten, eine konstitutionelle Monarchie oder sogar eine Republik zu gründen nach der Revolution von 1848 in Europa, Kampagne gegen liberale Ideen in der Bildung und in den Kreisen der Intellektuellen Schritte zur Ausdehnung des Reiches: 1. Einmischungen in die Balkanprovinzen der Türkei 2. 1826 Krieg mit Persien - Annexion eines Teiles von 3. 6. Russisch-Türkischen Krieg von 1828 und 1829, Türkei besiegt. großer polnischer Aufstand gegen die russische Herrschaft 1830 England, Frankreich, Preußen und Österreich bildeten einen Block, um die russischen Pläne für eine eventuelle Herrschaft über Konstantinopel zu umgehen. 1853, nachdem Nikolaus in die Donaufürstentümer (Moldau und Walachei) eingedrungen war, erklärte die Türkei Russland den Krieg. Im folgenden Krimkrieg (1853-1856, dem 7. RussischTürkischen Krieg), sah sich Russland britischen, französischen, sardinischen sowie türkischen Truppen gegenüber und wurde vernichtend geschlagen. Alexander II. • • • • 1855 Alexander II. Frieden im Krimkrieg Armenien und Teil von Bessarabien aufgegeben, Schwarze Meer neutrale Zone, russisches Protektorat in Donaufürstentümern abgeschafft russische Vormarsch zum Pazifischen Ozean und zum Persischen Golf. o 1850 russische Siedlung an der Flussmündung des Amur o Nordhälfte der Insel Sachalin 1855 besetzt o Wladiwostok (gegründet 1860) 11 . Die Entwicklungsprozesse der Großmächte Annexion von Taschkent (1865), Buchara (1866), Samarkand (1868), Chiwa (1873) und Kokand (1876). Merw (1884) annektiert, drei Jahre nach Alexanders Tod. Reformen: 1861 Abschaffung der Leibeigenschaft, 1864 Verwaltungsreform Zemstvos (Bezirksverwaltungen) selbstständig, Gerichtssystem revidiert - Gerichtsverfahren mit Geschworenen eingeführt o • • keine Verfassung oder der Einberufung einer verfassunggebenden Versammlung • Revolutionäre Bewegungen gewannen Einfluss, Narodniki arbeiteten auf einen Bauernaufstand hin Russland nahm seine aggressive Haltung gegenüber der Türkei nach 1871 wieder auf, 8. Russisch-Türkischen Krieg von 1877/78 machte die Türkei Alexander umfangreiche Zugeständnisse, doch wurde diesen größtenteils bei einer Konferenz der europäischen Mächte in Berlin widersprochen, denn man fürchtete eine russische Beherrschung der Dardanellen (siehe Berliner Kongress). Alexander II. wurde 1881 durch die Bombe eines Revolutionärs ermordet. • • 4. völlige Niederlage Russlands im Krieg mit Japan Der 1. Weltkrieg Ergebnisse: 1. Ermordung Rasputins 2. Aufstände, Desertionen 3. Abdankung von Nikolaus II. > Ende des Russischen Reiches 4. provisorischen Regierung und vierte Duma 5. bgl. und sozialistische Revolution Alexander III. • • • • strenge Zensur und polizeiliche Überwachung der Aktivitäten der Intellektuellen rassischen Minderheiten im Reich > Russifizierungsprogramme (Unterdrückung der Juden war besonders stark) revolutionäre Propaganda und marxistische Theorien fanden viele Anhänger intensiviertes Industrialisierungsprogramm Zahl der Arbeiter stieg stark an > revolutionäre Untergrundbewegung in Petersburg und Moskau Nikolaus II. • • • • • • • Nikolaus II., 1894. schwacher Regent, der sich leicht von anderen beeinflussen ließ. Außerdem glaubte er fest an die autokratischen Prinzipien, die ihn sein Vater gelehrt hatte. Seine Frau Alexandra gebar ihm vier Töchter und einen Sohn, Alexis, der an der Bluterkrankheit litt. Bei ihrer vergeblichen Suche nach einem Heilmittel für ihn wurden Nikolaus und Alexandra Opfer von Quacksalbern und religiösen Fanatikern, besonders des sibirischen Mönchs Grigorij Jefimowitsch Rasputin. Autokratie, Unterdrückung und Polizeiüberwachung nahmen zu Aufwallen von Terrorakten Revolutionsführer lenkten die sozialistische Bewegung vom Ausland aus, darunter besonders Wladimir I. Lenin. Außenpolitisch stand Russlands Interesse an der Mandschurei dem des expandierenden japanischen Kaiserreiches gegenüber, und die daraus entstehenden Reibungen führten am 8. Februar 1904 zu einer japanischen Attacke. Die Revolution von 1905 – Ergebnisse: 1. Abgeordnetenversammlung Duma 2. Religionsfreiheit 3. für Polen größere Freiheit oder 2.2. Frankreich 12 . Die Entwicklungsprozesse der Großmächte • • • • • • • • • • • • 1789-95 Französische Revolution 1799 Sturz des Direktoriums durch Napoleon und Errichtung des Konsulats 1804 Errichtung des französischen Kaiserreichs ab 1805 Krieg gegen Österreich, Preußen und Russland, Großbritannien leistete weiterhin bewaffneten Widerstand, Kontinentalsperre, Invasionen in Spanien und Russland Vernichtung der frz. Armee in Russland im Jahr 1812 1813 Vertreibung aus Deutschland 1814 König Ludwig XVIII. zog in Paris ein 1815 Rückkehr Napoleons Juni 1815 bei Waterloo, entscheidenden Niederlage der kaiserlichen Armee 1814 Verfassung, die Charte constitutionnelle, die eine parlamentarische Monarchie errichtete und die im Code Napoléon enthaltenen Sozialreformen bestätigte. Das Regime war repräsentativ, aber nicht demokratisch, da das Wahlrecht nur knapp 100 000 Besitzbürgern vorbehalten war. Die Liberalen fürchteten nun um die bürgerlichen Freiheiten, aber die Bourbonen gaben Frankreich eine beständige, rechtschaffene, ziemlich leistungsfähige und nicht repressive Regierung. Unter ihrer Herrschaft blühten Handel und Industrie, und Frankreich erreichte wieder seine geistige und künstlerische Vorrangstellung aus dem vergangenen Jahrhundert. Die Revolution von 1830 Ergebnisse: Herzog von Orléans, Louis Philippe wird König Die Revolution von 1848 Ergebnisse: eine Gruppe republikanischer Führer bildete eine Übergangsregierung und rief die Zweite Republik aus Die Zweite Republik • • • • Mehrheit, bestehend aus Vertretern der gemäßigten und konservativen Richtung, in der Nationalversammlung, Furcht vor dem Radikalismus der Arbeiterklasse, die die nächsten 25 Jahre der französischen Politik beeinflusste neue Verfassung vom November 1848 wurde eine präsidiale Republik mit einer einzigen Kammer eingeführt und sowohl der Präsident als auch die Kammer wurden in einer allgemeinen Wahl von männlichen Stimmberechtigten gewählt. Louis Napoleon Bonaparte, der Neffe des ehemaligen Kaisers, gewann mit einer überwältigenden Stimmenmehrheit die Präsidentschaftswahlen. Louis Napoleon, der sich als Retter der Gesellschaft vor einer Revolution der Radikalen ausgab, übernahm nach einem Staatsstreich am 2. Dezember 1851 die Macht und gab Frankreich eine neue Verfassung. Ein Jahr später richtete er das Kaisertum im Reich wieder ein und nahm den Titel Napoleon III. an • • Versuch, mit einer 30 000 Mann starken Expeditionstruppe ein römisch-katholisches Reich in Mexiko zu gründen (1862-1866), endete mit einer Katastrophe Der Deutsch-Französische Krieg (1870/71) am 2. September kapitulierte Napoleons Armee bei Sedan Die Dritte Republik • • • • • Bürgerkrieg - Pariser Kommune (1871) Sie regierte zwei Monate lang die Stadt; dann wurde sie nach einer Woche dauernden, blutigen Straßenkämpfen von den Regierungstruppen zurückgewonnen, was beim Volk eine Bitterkeit hinterließ, die die französische Politik einer ganzen Generation vergiftete. Wiedererrichtung der Monarchie 1877 abgeblockt Einfluss der katholischen Kirche auf das Bildungswesen gebrochen > unentgeltliche Volksschulen, Schulpflicht, Religionsunterricht aus den staatlichen Schulen Dreyfus-Affäre 1894 Außenpolitik (1871-1914) o kolonialen Expansion in Übersee zu und errichtete in Afrika und Asien ein neues Kolonialreich o 1894 schlossen Frankreich und Russland einen Verteidigungspakt zur gegenseitigen militärischen Unterstützung für den Fall eines Angriffs vonseiten Deutschlands oder Österreich-Ungarns. o 1904 Entente Cordiale o 1907 Tripelentente o wiederholte Krisen in den Jahren 1905, 1908, 1911 und 1913 Der 1. Weltkrieg Ergebnisse: • 1919 einen offiziellen Friedensvertrag • Frankreich bekam das Elsass sowie Lothringen zurück • deutsche Armee wurde auf 100 000 Mann reduziert, • ein 50 Kilometer breiter Streifen am Ostufer des Rheins wurde demilitarisiert • Deutschland musste Reparationen • Frankreich größter Sieger auf dem Kontinent • Verluste: Über 1,39 Millionen Soldaten, ein Viertel aller französischen Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren Das Zweite Kaiserreich • • • für die wirtschaftliche Entwicklung günstiges Klima, rasche industrielle Entfaltung Sieg über Russland im Krimkrieg (1853-1856) und die Abhaltung des Friedenskongresses in Paris waren nicht mehr erreichte Erfolge Krieg gegen Österreich an der Seite Italiens im Jahr 1859 ermöglichte die Einigung Italiens 2.3. Großbritannien 13 . Die Entwicklungsprozesse der Großmächte • • • • • • • • Königreich Großbritannien entstand im Jahr 1707 durch die Vereinigung des englischen und schottischen Parlaments gemeinsames Parlament gemeinsames Verwaltungssystem einheitliche Besteuerung einheitliches Maß- und Gewichtssystem Zollgrenzen aufgehoben getrennte Gerichtssysteme und Staatskirchen die presbyterianische Kirche in Schottland und die anglikanische Kirche in England und Wales. Zur Geschichte Großbritanniens vor 1707 siehe Britannien, in der Frühgeschichte; England; Schottland; Wales. Nordamerikanischer Unabhängigkeitskrieg • • • britische Regierungsgewalt in den 13 Kolonien brach 1775 zusammen gegen Großbritannien, stellten sich zunächst Frankreich (1778), dann Spanien (1779) und Holland (1780) Pariser Friedens (1783) 13 Kolonien wurden als unabhängige Staaten anerkannt Die napoleonischen Kriege • Koalitionskrieg gegen die Franzosen (mit Preußen, Österreich und Russland) bis 1796 1801 zur Bildung des Vereinigten Königreiches Großbritannien und Irland Das Parlament in Dublin wurde abgeschafft und 100 irische Vertreter im Londoner Parlament aufgenommen. In Dublin verblieben als Vertreter der Regierungsgewalt nur ein irischer Statthalter und eine von London ernannte Verwaltungsbehörde. • • • • • 1802 schloss das Königreich in Amiens Frieden mit Napoleon Invasionspläne Napoleons durch Seeschlacht bei Trafalgar (1805) vereitelt Kontinentalsperre durch Napoleon Koalition (Vereinigtes Königreich, Russland, Österreich und Preußen) > Sturz Napoleons Innenpolitik Die Reformen der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts • Juni 1832 Neuverteilung der Parlamentssitze zugunsten der Wahlkreise in den rapide wachsenden Industriestädten • System der Wählerregistrierung ein, das zur Bildung von politischen Parteien auf nationaler wie auch regionaler Ebene führte • Reformgesetze: Fabrikgesetz 1833, Sklaverei abgeschafft, Armengesetz 1834, Gesetz über städtische Einrichtungen 1835, führte gewählte Stadtratsversammlungen ein, 1836 übertrug man die Registrierung von Geburten, Todesfällen und Eheschließungen, für die bisher die Kirche zuständig gewesen war, dem Staat • 1837 18-jährigen Königin Viktoria und ihr Gatte Albert > Verkörperung der Werte der viktorianischen Gesellschaft: inniges Familienleben, Pflichtgefühl gegenüber der Gesellschaft und Respektabilität. • Wohlstand in der hochviktorianischen Zeit o ab späten vierziger bis in die späten sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts traten die gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen hinter einem wirtschaftlichen Hoch zurück • • • • industrielle Überlegenheit: Eisenbahnnetz, Telegraphensystem, Stahlerzeugung, Dampfschiffbau Lebensbedingungen der Arbeiterschicht verbesserten sich Zulauf zu Gewerkschaften beispielsweise im Maschinenbau, der Tischlerei und anderswo verzeichnen konnten, führte 1868 zur Gründung eines Gewerkschaftsdachverbandes (Trades Union Congress). Spätviktorianischer Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft • Krise in der Landwirtschaft • Periode der Deflation, fallender Löhne und phasenweise weitverbreiteter Arbeitslosigkeit • Vereinigten Staaten als auch Deutschland überholten das Vereinigte Königreich in der Stahlproduktion und in der Herstellung anderer Güter • Königreich blieb jedoch noch weltweit führend im Schiffbau, in der Spedition und im Finanzwesen, und die Mehrheit der Briten konnte eine wachsende Kaufkraft verzeichnen • Verdoppelung der Bevölkerung von England und Wales zwischen 1851 und 1911 auf nun über 36 Millionen Einwohner • Gesetzesänderungen verschaffte einer winzigen Minderheit von Frauen die Möglichkeit, eine Universität zu besuchen und bei Kommunalwahlen ihre Stimme abzugeben, sowie das Recht, auch innerhalb eines Ehebündnisses über ihr Eigentum selbst zu verfügen • Gesetz zum Bildungswesen von 1902, > Grundstein für ein staatliches Sekundarschulwesen • 1906 erhielten die Liberalen eine überwältigende Mehrheit, • erstmals Labour Party im Parlament • Fundamente des Wohlfahrtsstaates: Einführung einer Altersrente (1908), die Schaffung staatlicher Behörden für Stellenvermittlung (1909), die Einführung einer Arbeitslosenversicherung (1911) und eines Beitragssystems für eine nationale Krankenversicherung, die die meisten Arbeiter umfasste (1911), sowie die Gründung von Behörden, die Minimallöhne für Minenarbeiter und andere Arbeitnehmer festlegten (1909, 1912). • Während sich das Vereinigte Königreich mit all diesen Konflikten im Inneren beschäftigte, eskalierte eine Krise auf dem Balkan und entfachte den 1. Weltkrieg. • 1918 Reformgesetz alle Männer über 21 und alle Frauen über 30 Wahlrecht Außenpolitik • • • • • Krieg gegen das autokratische und expansionistische Russland > Krimkrieg (1854) Indien zur Kronkolonie in den von Weißen besiedelten Kolonien des Vereinigten Königreiches Schritte in Richtung einer Selbstverwaltung der Gebiete eingeleitet, Kanada 1867, Australien, Neuseeland und Cape Colony (Südafrika) > weiße Dominions. während des Amerikanischen Bürgerkrieges (1861-1865) gelang dem Vereinigten Königreich der Balanceakt einer neutralen Position Rivalität zwischen dem Vereinigten Königreich und Russland um Gebiete im Mittleren Osten und entlang der indischen Grenze 14 . Die Entwicklungsprozesse der Großmächte • • • • • • • • • • zwischen dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Deutschland entbrannte ein „Gerangel um Afrika“ Streben nach Einfluss in China und im Südpazifik Fertigstellung des Suezkanals im Jahr 1869 führte indirekt ein britisches Protektorat über Ägypten herbei (1882) Ausbruch des Burenkrieges im Jahr 1899 König Eduards (1901-1914) Bündnisvertrag mit Japan (1902) Bündnis der Entente Cordiale 1904 Bündnis 1907 unter Einbeziehung Russlands zur Tripelentente erweitert Union Südafrika 1910 die Selbstverwaltung im Inneren sowie BritischIndien eine partielle, regionale Selbstverwaltung (1909). Der 1. Weltkrieg Ergebnisse: • Vergrößerung des British Empire; die ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika und die türkischen Besitzungen im Mittleren Osten wurden britischer Verwaltung unterstellt • die selbstverwalteten britischen Dominions Kanada, Australien, Neuseeland und Südafrika als eigenständige Unterzeichner der Verträge auf und wurden selbständige Mitglieder des neu geschaffenen Völkerbundes • Auf dem Großteil der irischen Insel entstand der irische Freistaat, der praktisch völlig unabhängig vom Vereinigten Königreich war und ihm nur noch formal als Teil des Commonwealth angehörte • Nachkriegsjahre waren geprägt von wirtschaftlichem Aufschwung, rascher Demobilisierung und Arbeiterunruhen • • • • • • 1792 bis 1815 beinahe ununterbrochen in Kriege verstrickt:, Koalitionskriege, anschließend in die napoleonischen Kriege Wiener Kongress von 1815 > Österreich erhält einen Teil der verlorenen Gebiete zurück, u. a. das Innviertel, Salzburg, Tirol, Dalmatien, Venetien und die Lombardei, musste aber endgültig auf die Österreichischen Niederlande, Teile Galiziens und die alten habsburgischen Besitzungen im Südwesten verzichten Großmacht Österreich > führende Rolle in Europa unter der Leitung von Metternichs dominierte – im Einvernehmen mit der zweiten deutschen Großmacht Preußen – den Deutschen Bund Vorkämpfer des „Systems Metternich“, d. h. der Restauration und Verteidigung der alten, vorrevolutionären territorialen und politischen Zustände in Europa Schaffung der Heiligen Allianz zur Aufrechterhaltung der alten Ordnung beteiligt Die Revolution von 1848 • in Ungarn, Böhmen, Galizien und Italien – entstanden nationale Bewegungen, die sich zusammen mit den liberalen Strömungen in der Märzrevolution von 1848 entluden Außenpolitik • • • • Krimkrieg (1853-1856) neutrale Haltung 1859 Krieg gegen das mit Frankreich verbündete Italien; 1864 mit Preußen Krieg gegen Dänemark. 1866 im Deutschen Krieg um die Hegemonie im Deutschen Bund > Österreich unterlag, der Deutsche Bund wurde aufgelöst und durch den Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens und ohne Österreich ersetzt. Die Doppelmonarchie • • • • 2.4. Österreich Krieg mit Frankreich • dauerhaften Verständigung mit Ungarn wegen des Verlsutes der Vormachtstellung 1867 Ausgleich mit Ungarn , Sonderverfassung von 1848 > für die gemeinsamen Angelegenheiten – Außenpolitik, Finanzen und Heerwesen – war ein gemeinsamer Ministerrat zuständig, die Innenpolitik der beiden Länder wurde von jeweils selbständigen Regierungen gestaltet; Kaiser Franz Joseph wurde zum König von Ungarn gekrönt, und als Ergebnis des Ausgleichs entstand 1867 die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn Verstärkung der Autonomiebestrebungen der anderen Nationalitäten in Österreich-Ungarn: o Ungarn o Deutsche o Tschechen, o Polen, o Ruthenen (Ukrainer), o Slowaken, o Serben, o Rumänen, o Kroaten, o Slowenen und o Italiener; Die Verfassung von 1867: Aristokratie beispielsweise wahrte durch das Zensuswahlrecht ihren Einfluss auf den Staat; die Minister waren allein dem Kaiser verantwortlich, der gegebenenfalls auch ohne das Parlament regieren konnte. 15 . Die Entwicklungsprozesse der Großmächte • • zunehmende Industrialisierung > Verschärfung der sozialen Spannungen, > Anwachsen der nationalen Bewegungen > Entstehung politischer Massenparteien. Antisemitismus nahm signifikant zu • • • Allianz mit Deutschland • habsburgische Außenpolitik auf den Balkan gerichtet • Annäherung an das Deutsche Reich gegen den russischen Panslawismus auf dem Balkan • 1878 intervenierte Österreich-Ungarn mit deutscher und britischer Unterstützung, um Russland daran zu hindern, den gesamten europäischen Teil des Osmanischen Reiches einzunehmen. Auf dem Berliner Kongress von 1878 verzichtete Russland auf Bosnien und Herzegowina, die unter österreichische Verwaltung kamen. • 1879 Zweibund mit Deutschland • 1882 Beitritt Italiens zum „Dreibund“ • Serbien löste sich 1903 von der Doppelmonarchie und wirkte auf die vollständige Loslösung aller südslawischer Territorien von Österreich hin • Annexion Bosniens und Herzegowinas durch Österreich 1908 provozierte eine internationale Krise • in den Balkankriegen blieb Österreich neutral; • • • • • • Die Meiji-Ära (1868-1912) • • • Der 1. Weltkrieg Ergebnisse: • Zerfall der Monarchie • Tschechen riefen am 28. Oktober in Prag eine unabhängige Republik aus • ungarische Regierung erklärte am 31. Oktober ihre volle Unabhängigkeit • 12. November 1918 erklärte die provisorische Nationalversammlung Österreich zur Republik • • • • • • • • • • • 2.5. Japan • • während des 18. Jahrhunderts unvermeidlichen Niedergang des rigiden Feudalismus Ende der Isolation > Ächtung europäischer Bücher und Studien aufgehoben Bann für die Ausländer nach wie vor in Kraft Die USA waren besonders an einem Freundschaftsvertrag und, wenn möglich, einem Handelsabkommen mit Japan interessiert. 1854 Vertrag von Kanagawa > 1. Handelsabkommen Japan öffnete sich eher auf Drängen der westlichen Mächte als aus eigenem Wunsch dem Ausland wurde innerhalb Teilen Japans als Schwäche des Schoguns ausgelegt militante ausländerfeindliche Fraktion, besonders in der Zeit um 1860 gegen den Schogun gerichtete Stimmung im Land Schogunat als auch die Lehnsherren (Daimyos) importierten westliche Waffen und die zugehörige Technik und sprachen sich für neue Regierungsstrukturen aus nach einem Kompromiss trat der letzte Schogun, Tokugawa Yoshinobu, Ende 1867 zurück • • • 1868 Kapitulation der Schogunats-Armee in Edo Kaiser Mutsuhito wählte die Bezeichnung MeijiTenno als Kaisertitel weit reichenden Veränderungen in Japan > Meijireformen: Grundlage für einen modernen, japanischen Staat (1) kaiserliche Hauptstadt wurde nach Edo verlegt und in Tokyo („Hauptstadt des Ostens“) umbenannt (2) 1871 kaiserliches Dekret, das alle Lehnsgüter abschaffte und stattdessen zentral verwaltete Präfekturen einsetzte Unter der Herrschaft der Meiji blieb Japan vom europäischen Imperialismus verschont und verzichtete selbst auf kolonialistische Bestrebungen Japaner kopierten westliche Staatssysteme relativ detailgetreu Französische Offiziere wurden eingestellt, um die Armee neu zu organisieren, britische Seeleute strukturierten die Marine um, und niederländische Ingenieure überwachten die neuen Anlagen auf den Inseln Japaner wurden ins Ausland geschickt, um fremde Regierungssysteme zu analysieren und deren positive Errungenschaften in Japan einzuführen neues Strafgesetz wurde in Anlehnung an das französische erlassen Erziehungsministerium wurde 1871 eingerichtet, um ein allgemeines Erziehungssystem zu etablieren, das auf dem Vorbild der Vereinigten Staaten basierte rasante Industrialisierung fand unter der Kontrolle der Regierung statt allgemeine Wehrpflicht wurde 1872 eingeführt 1876 Abschaffung der Samurai Schaffung eines modernen Postwesens Einführung des gregorianischen Kalenders (1873) Bau der ersten Eisenbahn. Änderungen im politischen System von oben auferlegt > nicht das Ergebnis politischer Forderungen aus dem Volk Bauern trugen nach wie vor die größte Steuerlast 16 . Die Entwicklungsprozesse der Großmächte • • • • 1884 wurde ein Vorläufer des heutigen Oberhauses mit einer Adelsriege aus fünf verschiedenen Rängen eingerichtet Verfassung, von Marquis Ito im Wesentlichen nach dem Vorbild Preußens ausgearbeitet, wurde 1889 erlassen Zweikammerparlament aus Oberhaus und Unterhaus Macht des Kaisers: Gesetze per Dekret, Kriegserklärungen, Unterhaus aufglösen und das Oberhaus vertagen Außenpolitik • • • • • expansionistische Ziele: 1879 Ryukyu-Inseln, Korea > Konflikt mit China > ChinesischJapanischer Krieg (1894/95), in dem die modernisierten japanischen Streitkräfte die chinesische Armee und Marine nach kurzer Zeit besiegten > Abtretung Taiwans (Formosa) und der Pescadores-Inseln + Kompensationszahlungen 1894 öffnete sich Japan dem freien Handel mit den Vereinigten Staaten und Großbritannien. 1904 brach Japan die diplomatischen Beziehungen mit Russland ab und griff den von Russland gepachteten Hafen Port Arthur > Russisch-Japanischer Krieg Japan gewann in weniger als 18 Monaten 1910 wurde Korea offiziell von Japan annektiert und erhielt den Namen Chosen Die Taisho-Ära (1912-1926) • • • Kaiser Meiji starb im Jahr 1912. Sein Nachfolger war der geistig behinderte Kaiser Taisho. Japan trat auf der Seite der Alliierten in den 1. Weltkrieg ein 1916, trat China seine Handelsrechte in der Inneren Mongolei und der südlichen Mandschurei an Japan ab Der 1. Weltkrieg Ergebnisse: • Japan erhielt die ehemals deutschen Marshall-, Karolinen- und Marianen-Inseln (mit Ausnahme von Guam, das an die USA fiel) • Gründungsmitglied des Völkerbundes • Washington-Konferenz 1922 > anglojapanische Allianz durch den Viermächtevertrag ersetzt, in dem sich Japan, Frankreich, Großbritannien und die Vereinigten Staaten gegenseitige Achtung der Gebietshoheiten im Pazifischen Ozean sowie gegenseitige Hilfe bei Bedrohung durch Dritte zusicherten • Neunmächtevertrag (zwischen Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Portugal, China, Japan und den Vereinigten Staaten) > China bekommt territoriale Integrität und Souveränität • Experimentierphase der Demokratie • • • • • • • 19. Jahrhundert Krise des Kaiserreiches Aufnahme von Handelsbeziehungen zwischen China und Großbritannien führte zu ersten ernsthaften Schwierigkeiten Handelskontakte sollten aus chinesischer Sicht in Form eines Tributsystems stattfinden Ende 1839 offener Konflikt > 1. Opiumkrieg 1842 > 2. Opiumkrieges (1856-1860 > westlichen Vorteile weiter ausgebaut Friedensverträge, in China als ungleiche Verträge bezeichnet, bestimmten die Beziehungen Chinas zum Westen bis 1943 > Verträge enthielten eine Meistbegünstigungsklausel, die besagte, dass alle von China einem der Vertragsländer gewährten Privilegien auch automatisch für die anderen Nationen, die den Vertrag unterzeichnet hatten, gelten sollten Innenpolitik. • • • in fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurden die Grundpfeiler des Kaiserreiches durch die Taiping-Rebellion erschüttert > Volksaufstand mit religiösem, sozialem und wirtschaftlichem Hintergrund während der sechziger und siebziger Jahre konnten die Rebellion der Taiping und einige andere Aufstände niedergeschlagen werden Modernisierungsprogramm aus den Jahren 1860 bis 1895 wenig erfolgreich Ausländischer Einfluss • • • • • • • • 2.6. China Die Mandschu- oder Ch’ing-Dynastie (1644-1912) • Mitte des 18. Jahrhunderts > Dynastie der Mandschu größte Macht, Mandschurei, die Mongolei, Singkiang und Tibet waren unter sicherer chinesischer Kontrolle, Nepal unter chinesischem Einfluss Die Aufrechterhaltung der Ordnung im Land, brachte China im 18. Jahrhundert langen Frieden und wirtschaftliche Blüte Bevölkerungsverdoppelung > Produktion konnte damit nicht Schritt halten 1875 begannen die westlichen Nationen und Japan jedoch damit, das chinesische Tributsystem im südostasiatischen Raum aufzuweichen Chinesisch-Französischer Krieg in den Jahren 1884 und 1885 brachte Vietnam unter französische Kolonialherrschaft 1886 Briten bestzten Birma 1860 erhielt Russland die am Meer gelegenen Provinzen der nördlichen Mandschurei und die Gebiete nördlich des Amur. 1894 Chinesisch-Japanischer Krieg > China erlitt die entscheidende Niederlage ökonomischen Einflüsse des Westens > Transsibirische Eisenbahn, zusätzliche wirtschaftliche Rechte für Russland, Deutschland wurde die Provinz Shandong überlassen, an Frankreich trat China die südlichen Grenzprovinzen ab, an Großbritannien die am Ufer des Jangtsekiang gelegenen Provinzen und an Japan die südöstlichen Küstenprovinzen als Ergebnis des Russisch-Japanischen Krieges 1904/05 ging der größte Teil der Rechte an der Südmandschurischen Eisenbahn an Japan über USA begannen in den Jahren 1899/1900 mit einer Politik der offenen Tür und versuchten, ihre Rechte in China ohne Gebietsansprüche aufrechtzuerhalten. Reformbewegungen und Boxeraufstand • Ziel: konstitutionelle Monarchie, Modernisierung der Wirtschaft und des Erziehungssystems 17 . Die Entwicklungsprozesse der Großmächte • • • Niederschlagung und heftige reaktionäre Welle durchzog das Land und erreichte 1900 ihren Höhepunkt mit dem fanatischen und ausländerfeindlichen Aufstand der geheimen Bruderschaft der Boxer Sun Jat-sen > revolutionäre Bewegung mit der Errichtung einer republikanischen Regierung 1912 wählte eine revolutionäre Versammlung in Nanking Yuan zum ersten Präsidenten der Republik China. Die Republik China • • • • • Republik bestand zwischen 1912 und 1949 Verfassung und ein Parlament persönliche Kontrolle des Präsidenten über die Regierung Nationalpartei, auch Kuomintang genannt, unter dem Vorsitz von Sun Jat-sen als Opposition > 1913 verboten Yuan ernannte sich selbst zum Kaiser > starb 1916 und die politische Macht ging für mehr als ein Jahrzehnt in die Hände der Provinzgeneräle über Der 1. Weltkrieg Ergebnisse: • verspäteter Eintritt Chinas in den 1. Weltkrieg auf Seiten der Alliierten 1917 • in Versailles zog Präsident Woodrow Wilson die Unterstützung der Vereinigten Staaten für China in der Shandong-Frage jzurück, falls sich Japan dazu bereit erkläre, seine Forderung nach Gleichstellung aller Bewohner in den Nationen der Entente zurückzuziehen > diese Klausel stieß in den Vereinigten Staaten auf heftigen Widerstand, da sie einen unbegrenzten Zustrom von Arbeitskräften aus dem Orient bedeutet hätte > chinesische Delegation weigerte sich, den Vertrag von Versailles zu unterzeichnen > auf der Basis eines separaten Vertrags mit Österreich, Erlaubnis, der Entente beizutreten • 1919 eine antijapanische Massendemonstration statt, die den Anfang der Bewegung Vierter Mai markierte Die Vereinigten Staaten von Amerika • • • • • • • • 1788 wurde die erste Verfassung der Vereinigten Staaten ratifiziert Erster Präsident war George Washington, von 1789 bis 1797 1800 Jefferson US-Präsident > Kauf von Louisiana und weitere territoriale Ausdehnungen nach Westen > Kämpfe mit Indianern James Madison, 1812 bis 1814 Krieg mit Großbritannien 1819 Florida Monroedoktrin „Amerika den Amerikanern“ starkes Wirtschaftswachstum > Straßen, Schienen und Kanäle, Banken und Aktiengesellschaften, erste Industrie, Baumwollanbau > Bedarf an Sklaven Phase nationaler Einheit Der Amerikanische Bürgerkrieg • • • • • • • • Konflikt zwischen Kaufmannsaristokratie des Nordostens und der Agrararistokratie des Südens und den Siedlern des Westens entzündete sich überwiegend an der Frage der Sklaverei Kontroverse verschärfte sich mit dem Mexikanisch-Amerikanischen Krieg (18461848. 1860 Präsident Abraham Lincoln, der sich für eine Kontrolle der Sklaverei durch den Kongress stark gemacht hatte South Carolina trat aus der Union aus + Mississippi, Florida, Alabama und Georgia, Louisiana, Texas, Virginia, Arkansas, North Carolina und Tennessee. 1866 provisorische Regierung der Konföderierten Staaten von Amerika 1865 Kapitulation der Südstaaten 1862 Gesetze zur Abschaffung der Sklaverei Industrialisierung und Übergang ins 20. Jahrhundert Reconstruction • Präsident Andrew Johnson bemühte sich um die Aussöhnung mit den Südstaaten • gewaltbereiter Rassismus, > Ku Klux Klan • • • 2.7. USA Der Unabhängigkeitskrieg • • • 1775 erste kämpferische Auseinandersetzungen 1776 die Loslösung von der britischen Krone > Unabhängigkeitserklärung Frieden von Paris (1783) Verquickung zwischen Wirtschaft und Politik > beispiellose Förderung des Großkapitals mit korrupten Zügen große Wirtschaftshilfe > Reconstruction 1877 Demokraten mit Grover Cleveland 1884 erstmals seit 1856 wieder einen USPräsidenten Wirtschaftskrise und soziale Konflikte • Formierung der Arbeiterbewegung als organisierte politische Macht • Auseinandersetzungen zwischen den Interessen der Agrarreformer mit ihren Anhängern im Westen und denen der großen Bankiers und Unternehmer, deren Institute und Firmen ihren Sitz überwiegend im Osten hatten • Rezession, hohe Preise, Arbeitslosigkeit und Streiks • Benachteiligung von Minderheiten, strikte Rassentrennung in Schulen, Bussen, 18 . Die Entwicklungsprozesse der Großmächte • • Gaststätten ebenso wie ein Ausschluss an der Teilnahme am politischen Leben nationale Unzufriedenheit > Wahl des Republikaners William McKinley 1897 Spanisch-Amerikanische Krieg (1898) > Aneignung Kubas, der Philippinen, Guams und Puerto Ricos Theodore Roosevelt und der Progressivismus • gegen die zunehmende Macht der Unternehmenskartelle (Trusts) • Bau des Panamákanals • Beendigung des Russisch-Japanischen Krieges (1904/05) • 1912 Demokrat Woodrow Wilson als Präsident Außenpolitik (1865-1920) • • ersten Phasen > Ausdehnung des Staates > 1867 kauften die USA Alaska von Russland ab Ausdehnung des wirtschaftlichen Einflusses > Panamerikanismus Der 1. Weltkrieg Ergebnisse: • 1917 Kriegseintritt • großer Anteil an der Pariser Friedenskonferenz durch Wilson > Vierzehn-Punkte-Programm • USA traten dem Völkerbund allerdings nicht bei, da die Mehrheit der Senatsmitglieder darin einen Eingriff in die außenpolitische Freiheit der USA sahen Vierzehn Punkte (Wilson-Deklaration) Verzicht auf Geheimdiplomatie zugunsten offener internationaler Verhandlungen; (2) Garantie der Freiheit der Meere in Friedensund in Kriegszeiten, sofern die Meere nicht ganz oder teilweise durch international sanktionierte Maßnahmen gesperrt sind; (3) Abbau möglichst aller Handelsschranken und Schaffung gleicher Handelsbedingungen auf internationaler Ebene; (4) internationale Abrüstung, soweit sie mit der öffentlichen Sicherheit vereinbar ist, (5) Beilegung kolonialer Streitigkeiten unter Berücksichtigung der Interessen sowohl der Kolonialmächte als auch der Kolonialvölker; (6) Räumung der besetzten russischen Gebiete durch die Mittelmächte unter dem Vorbehalt der Selbstbestimmung und Aufforderung an das bolschewistische Russland, sich an der internationalen Kooperation zu beteiligen; (7) Räumung und Wiederherstellung Belgiens; (8) Räumung und Rückgabe der besetzten französischen Gebiete einschließlich ElsassLothringens; (9) Korrektur der italienischen Grenzen entsprechend den klar erkennbaren Nationalitätengrenzen; (10) Autonomie für die Völker Österreich-Ungarns; (11) Räumung und Wiederherstellung Serbiens, Montenegros und Rumäniens mit einem Zugang zum Meer für Serbien; (12) Autonomie für die Völker im Osmanischen Reich und Internationalisierung der Dardanellen; (13) Errichtung eines unabhängigen Polen mit freiem Zugang zum Meer und (14) Einrichtung eines Völkerbundes zur gegenseitigen Garantie der politischen Unabhängigkeit und der territorialen Integrität. 2.8. Kolonialismus und Imperialismus Kolonialismus Kolonie: Gebiet, von fremder Macht abhängig; außerhalb der Heimat gegr. Niederlassung; Besitzungen europäischer Staaten (Privatleute in deren Auftrag oder Duldung) seit dem Zeitalter der Entdeckungen; (Portugal ab 1415, Spanien, Russland); Versuch der Abstützung des Führungsanspruches in Europa - materiell und politisch Formen: • staatliche - Portugal, Spanien, • private Kolonisatoren bzw. Kolonialgesellschaften "Handelskompanien" - England, Frankreich Typen: • • • (1) • • • Handelskolonie - (Handelsniederlassungen ohne Besitz des Gebietes z.B. Indien); Siedlungskolonie ( Geburtenüberschuss der weißen Bevölkerung, Wirtschaftsund Sozialstruktur wird vom Mutterland übernommen z.B. Nordamerika, Australien, Neuseeland); Pflanzerkolonie (Produktion trop. Erzeugnisse für europäischen Markt auf Großplantagen mit Sklaven z.B. Westindien, SOKüste Nordamerika); Besitzkolonie (Annexion fremden Landes) Herrschaftskolonie (Anerkennung der formellen Oberhoheit z.B. Flottenstützpunkte o.ä.) Im Übergang vom 18. zum 19. Jh. vollzieht sich der Wandel von autonomer Kolonie zum Kolonialreich. • Neuaufteilung der Kolonien Spaniens, Portugals und Frankreichs (nach Napoleon), z.B. England bekommt: Malta, Ceylon, Trinidad, Singapur, Falklandinseln, Hongkong, Australien, Neuseeland > Ausdruck engl. Vormachtstellung zur See, Sicherung der Handelsinteressen, weniger direkte wirtschaftl. Nutzung • junge Industriestaaten wollten Kolonialbesitz für Rohstoffquellen, Siedlungsraum, Markt > Entwicklung der Kolonialgebiete nach rigorosen wirtschaftlichen Kriterien zum Vorteil der Mutterländer > Monokulturen: Baumwolle Ägypten, Kautschuk - Malaya, Kakao Goldküste, Erdnüsse - Senegal, Zucker - Kuba, > Plantagen, Bergwerke, Transportwege > keine Industrie für einheimische Bevölkerung, kaum Hygiene, Schulwesen > ... finanzielle Lasten für betroffene Völker • • trotzdem waren die wirtschaftlichen Erfolge gering gegenüber Freihandel mit anderen Staaten ( außer England in NA, USA in Lateinamerika, Belgien im Kongo ) D 2% 19 . Die Entwicklungsprozesse der Großmächte • Außenhandel, F 10%, Handel 1%, erst später durch Überschüsse erzielt engl. afrikanischen Raubbau wurden Methoden: England: • Abschluss von Freundschaftsund Freihandelsverträgen ( Stützung auf einheimische Oberschichten) z.B. Persien, China, Türkei, Japan, • formelle Herrschaft (wenn Sicherheit nicht gewährleistet war) Frankreich: • Ausbildung neuer einheimischer Eliten ( eng mit Mutterland verzahnt, Recht, Sprache, Verwaltung, Erziehung, sogar mit Repräsentation ) • • • • auszubauen und die wirtschaftlichen Möglichkeiten, strategischen Vorteile und das „Menschenmaterial“ zur Steigerung der eigenen nationalen Machtstellung zu nutzen. Sendungsgedanke Missionierungsgedanke übersteigerter Nationalismus Chauvinismus Imperialismus • Definition umstritten und vielschichtig Ökonomische Determination Hobson: • Überproduktion > Suche nach Absatzmärkten und Anlagemöglichkeiten > Annexion fremden Gebietes Lenin: • Profitsteigerung als Hauptursache • Profit in rückständigen Ländern besonders hoch (billige Bodenpreise, Arbeitskräfte, Rohstoffpreise) • Konzentration der Wirtschaft bis zur Monopolbildung • Verschmelzung des Bankkapitals mit Industriekapital > Finanzoligarchie • Kapitalexport • Internationalisierung der Märkte > ökonomische Aufteilung der Welt • territoriale Aufteilung der Welt Sozialpolitische Determination Wehler: • Gesellschaft erkannte die sozialen Spannungen des Industrialisierungsprozesses als Gefahr für das Gemeinwesen • Expansion nach außen als Heilmittel vor gesellschaftlicher Zerreisprobe • Stabilisierung nach innen • sozialökonomisch motivierte Form einer Herrschaftstechnik, die, um der Bewahrung des sozialen und politischen Status quo willen, die inneren Bewegungskräfte nach außen ablenkte Nationalistische Determination W. Mommsen: • Aneignung fremden Territoriums in der erklärten Absicht, den eigenen Großmachtstatus zum Weltmachtstatus 3. Die Veränderungen in der internationalen Politik nach dem Ersten Weltkrieg 20 3. Die Veränderungen nach dem 1. Weltkrieg • 3.1. Das Entstehen totalitärer Staatsideen • • grundlegende Veränderungen in der europäischen Geschichte bereits seit Ende des 19. Jh. > Massenbewegung / Industrialisierung mit dem gemeinsamen Ausgangspunkt > Französisch Revolution Demokratie und Totalitarismus haben die gleichen Wurzeln Emanzipationsprozesse Herrschaftsansprüche verschiedener Strömungen moderne Demokratie und moderne Diktatur entwickeln sich gleichzeitig > gemeinsame Postulate: 1. Sozialisierung und Polarisierung aller Bürger 2. Herrschaft der Mehrheit 3. Ideologisierung durch Propaganda 4. Wahl als Mittel der Legitimation 5. Verschärfung des Gemeinschaftsund Staatsbewusstseins (früher dynastisches Denken) 6. Militarisierung (Volksbewaffnung) 7. globaler Sendungsgedanke 8. Präsenz des Staates durch Industrialisierung (Mobilität, Auflösung der traditionellen Bindungen) 9. Schwächung des Individuums 10. Staat erfüllt Wünsche, Verabsolution des Staatsdenkens, Staat als Religionsersatz 11. Versuch, die Sozialismusidee des 19. Jh. umzusetzen 12. Staat als Organisationsform einer „großen Familie“ > Gemeinschaftsgeist > Versicherung der Bürger gegen „Ungemach“ • • • • • mögliche Entwicklungen: Demokratie oder Diktatur > 1917 Russland (sozialistische Revolution unter Lenin, 1922 Staatsgründung der UdSSR) 1919 Ungarn (Räterepublik unter Bela Kuhn) 1922 Marsch auf Rom unter Mussolini totalitäre Strömungen in den 20er Jahren in: Deutschland(Hitler), Slowakei(Tiso), Polen (Pilsudski), Frankreich (Petain), Japan(Hiroito), Spanien (Franco) etc. 3.2. Das Versailler und Washingtoner System • • • Entwaffnung und Reparationen für Deutschland folgende Maßnahmen: • Aufhebung der allgemeinen Wehrpflicht; • Reduzierung der Armee auf 100 000 Berufssoldaten; • Besetzung des Rheinlandes durch alliierte Truppen (so wurde dem Sicherheitsbedürfnis Frankreichs Rechnung getragen); • Entmilitarisierung eines 50 Kilometer breiten Streifens östlich des Rheines; • Schleifung der Festungen im Westen des Reichsterritoriums; Einstellung des Imports und Exports von Kriegsmaterial; • Beschränkung der deutschen Kriegsmarine auf 24 Schiffe und eine Festsetzung der Marine auf höchstens 15 000 Matrosen (U-Boote wurden verboten); • Auflösung der Luftwaffe und Marine bis 1. Oktober 1919. • Zahlung von Reparationen, die in Form von Geld- und Sachleistungen (Handelsschiffe, Kühe, Eisenbahnen etc.) 1920 setzte eine spezielle Reparationskonferenz die Summe auf 269 Milliarden Goldmark fest Gebietsabtretungen • bedingungslose Souveränität Belgiens, Polens, der Tschechoslowakei und Österreichs • Anschluss Österreichs unmöglich • 13 Prozent des ehemaligen Reichssgebiets abgetreten • Elsass-Lothringen ging ohne Abstimmung an Frankreich zurück • 15 Jahre wurde das Saargebiet der Aufsicht des Völkerbundes unterstellt • Belgien erhielt nach Abstimmungen EupenMalmédy • Nordschleswig an Dänemark • Ostoberschlesien zu Polen • Memelgebiet an Litauen • Danzig freie Stadt • Deutschland verlor seine gesamten Kolonien Washingtoner Konferenz • • Versailler Vertrag • Friedensvertrag zur Beendigung des 1. Weltkrieges zwischen Deutschland und den Alliierten auf der Pariser Friedenskonferenz in Versailles ausgehandelt 27 Staaten, die gegen die Mittelmächte Krieg geführt hatten, darunter die vertragsbestimmenden Vertreter der USA (Thomas Woodrow Wilson), Großbritanniens (David Lloyd George), Frankreichs (Georges Clemenceau) und Italiens (Vittorio Emanuele Orlando). Russland und Deutschland nicht beteiligt ersten Teil des Vertrags > Satzung des Völkerbundes (Völkerbundakte) > Kontrolle über die Umsetzung der Vereinbarungen USA ratifizierten ihre Vereinbarungen nicht, sondern schlossen stattdessen am 2. Juli 1921 in Berlin einen Separatfrieden mit Deutschland und Österreich. internationale Konferenz über die Beendigung des Flottenwettrüstens im Pazifik Vertreter Belgiens, Chinas, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens, Japans, der Niederlande, Portugals und der Vereinigten Staaten vom 12. November 1921 bis zum 6. Februar 1922 in Washington D.C Konferenz führte zu den folgenden Verträgen: 21 3. Die Veränderungen nach dem 1. Weltkrieg 1. Washingtoner Flottenabkommen: Der von den fünf größten Seemächten unterzeichnete Vertrag setzte die Flottenstärke im Verhältnis von 5 : 5 : 3 : 1,75 : 1,75 (Vereinigte Staaten, Großbritannien, Japan, Frankreich, Italien) fest. Ferner wurde ein zehnjähriger Baustopp für Großkampfschiffe beschlossen. Das Flottenabkommen sollte bis 1936 gelten, wurde jedoch bereits 1934 durch Japan gekündigt. 2. Das Viermächteabkommen zwischen den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich und Japan schrieb die gegenseitige Anerkennung der Besitzungen und Rechte im Pazifik fest. 3. Das Neunmächteabkommen zwischen allen Teilnehmerstaaten der Konferenz garantierte die chinesische Souveränität und die territoriale Integrität Chinas, um das Prinzip der offenen Tür zu bekräftigen, durch das China Zollautonomie erhielt. In der Folge verpflichtete sich Japan u. a. zur Räumung der Provinz Shandong. 4. Das Fünfmächteabkommen zwischen den USA, Großbritannien, Japan, Frankreich und Italien über den Einsatz von U-Booten und Gas. 3.4. Der Vertrag von Rapallo und die Ruhrbesetzung Rapallovertrag • • • • • • • • • 3.3. Der Völkerbund • • • internationales Staatenbündnis zur Sicherung des Weltfriedens mit Sitz in Genf 1920 bis 1946 insgesamt 63 Staaten Entstehung • Januar 1918 US-Präsident Woodrow Wilson regte in seinen Vierzehn Punkten Gründung eines Völkerbundes zur Friedenssicherung an • Satzung des Völkerbundes wurde Bestandteil des Versailler Vertrags • Siegermächte aus dem 1. Weltkrieg vertreten – mit Ausnahme der USA Organisation Organe: • Generalversammlung aus je drei Vertretern der einzelnen Mitgliedsstaaten • Völkerbundsrat fünf ständige Mitglieder (Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und China; Deutschland und die UdSSR kamen später hinzu) • Ständiges Sekretariat Verwaltungsorgan des Völkerbundes • Sonderorganisationen des Völkerbundes waren der Ständige Internationale Gerichtshof und die Internationale Arbeitsorganisation Aktivitäten Aufgaben: • Verwaltung ehemals deutscher und türkischer Gebiete (Saargebiet) • Mandate an ausgewählte Mitgliedsstaaten des Völkerbundes im Nahen Osten Leitgedanken des Völkerbundes: • kollektive Sicherheit • Wahrung des Weltfriedens; • friedliche Lösung von Konflikten > z. B. den Streit zwischen Finnland und Schweden über die Åland-Inseln (1921), Auseinandersetzung zwischen Griechenland und Bulgarien über ihre gemeinsame Grenze (1925 • • 1922 zwischen dem Deutschen Reich und Sowjetrussland in Rapallo geschlossen Normalisierung der beiderseitigen Beziehungen auf Initiative des deutschen Außenministers Walther Rathenau um einer französisch-englisch-sowjetischen Verständigung über russische Reparationsforderungen gegen das Deutsche Reich zuvorzukommen gegenseitiger Verzicht auf, aus dem 1. Weltkrieg resultierende Ansprüche, Verbesserung von Wirtschaftsbeziehungen Neuaufnahme diplomatischer Beziehungen Sowjetunion erstmals völkerrechtlich anerkannt und international aufgewertet deutsche Diplomatie und Militär gewann größeren Spielraum bei Westmächten erregte der Vertrag Misstrauen > als Versuch des Deutschen Reiches interpretiert, den Verpflichtungen aus dem Versailler Vertrag ausweichen zu wollen und die polnische Westgrenze zu bedrohen. 1926 um ein Neutralitätsabkommen erweitert („Berliner Vertrag“) Umstritten ist die Verbindung zwischen Rapallovertrag 1922 und Ruhrbesetzung 1923. Wohl aber hatte der Rapallovertrag die Sensibilitäten zwischen Deutschland und besonders Frankreich geschürt, so dass vielleicht die alliierte Überreaktion so zu erklären wäre. Ruhrbesetzung politisch-militärischer Konflikt im Ruhrgebiet 1923 • um französische Vormachtstellung gegenüber dem Deutschen Reich zu behaupten und angeblich die deutschen Reparationszahlungen sicher zu stellen, besetzten französische und belgische Truppen ab 11. Januar 1923 das ganze Ruhrgebiet • Kontrolle über Industriebetriebe und Behörden • Folge: von der deutschen Reichsregierung mit Zustimmung des Reichstages und der Gewerkschaften proklamierter passiver Widerstand • > Ausweisung deutscher Eisenbahn- und Postbeamter aus dem Ruhrgebiet (etwa 140 000 Personen) • Wirtschaftsboykott Konflikt eskalierte durch: • Terror- und Sabotageakte von Banden ehemaliger Freikorpsmitglieder, • nationalistische Agitation der KPD • Todesurteile und Racheakte von französischer Seite • Wirtschaftskrise verschärfte sich dramatisch • Ruin der Staatsfinanzen • galoppierende Inflation 22 3. Die Veränderungen nach dem 1. Weltkrieg • • Ende des Ruhrkampfes 1923 unter Stresemann französisch-belgische Besetzung endete im August 1925 nach einer Neuregelung der Reparationsfrage durch den Dawesplan von Feindseligkeiten daher die neutralen Staaten nichts anginge 3.7. Die Weltwirtschaftskrise 3.5. Der Vertrag von Locarno • • • • • • • • • • • komplexes Vertragswerk für Mitteleuropa Sicherheitssystem (Vorläufer von KSZE) von den Vertretern Belgiens, der Tschechoslowakei, Frankreichs, Deutschlands, Großbritanniens, Italiens und Polens am 16. Oktober 1925 in Locarno abgeschlossen Sicherheits-, Rhein- oder Westpakt garantierte Deutschland die Unverletzlichkeit der Grenzen zu Frankreich und Belgien > von Großbritannien und Italien garantiert Rheinland wurde entmilitarisierte Zone Frankreich schloss mit Polen und der Tschechoslowakei Defensivverträge deutsche Ostgrenze allerdings nicht fixiert Schiedsabkommen von Deutschland mit Frankreich, Belgien, Polen und der Tschechoslowakei geschlossen, mit denen die Grenzstreitigkeiten beigelegt werden sollten Anfangs brachten die Verträge von Locarno eine internationale Entspannung. mit dem Beitritt Deutschlands zum Völkerbund (1926) wurden die Verträge gültig mit dem Einmarsch deutscher Truppen in das entmilitarisierte Rheinland kündigte Adolf Hitler 1936 den Locarnopakt 3.6. Der Briand-Kellog-Pakt • • • • • • • formell als Vertrag über die Ächtung des Krieges bezeichnet multilateraler Vertrag 1928 in Paris von 15 Staaten unterzeichnet vom Außenminister der USA, Frank B. Kellogg, und vom französischen Außenminister Aristide Briand in die Wege geleitet und ausgearbeitet Ursprung in den internationalen Antikriegs- und Abrüstungskonferenzen die USA und Frankreich sollten die Möglichkeit eines Krieges zwischen den beiden Staaten ausschalten der Pakt verpflichtete seine Unterzeichner zur Ächtung des Krieges als Mittel der Politik und zur friedlichen Beilegung internationaler Konflikte in der Praxis untaugliches Mittel zur Verhinderung von Kriegen: o Besetzung der Mandschurei durch Japan im Jahr 1931 o Äthiopiens durch Italien 1935 o Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 Völkerrechtlich > wichtiger Schritt zur Definition des Krieges als unrechtmäßigen Akt des angreifenden gegenüber dem angegriffenen Staat – im Gegensatz zu der bislang gängigen Auffassung, dass der Krieg ein legitimer Akt eines Staates sei und der Ausbruch Bezeichnung für eine heftige oder andauernde wirtschaftliche Krise, die nicht auf einen einzelnen Staat beschränkt bleibt, sondern zu einem umfassenden Zusammenbruch in allen Teilen der Weltwirtschaft führt. Konjunktureinbruch in den Jahren 1929 bis 1933 • größten wirtschaftlichen Katastrophe der Neuzeit wurde (Depression) • Krise von 1929 bis 1933 betraf vor allem die USA und Deutschland Ursachen: • unbändiger Konjunkturoptimismus • Glauben an eine anhaltende Prosperität der amerikanischen Wirtschaft • umfangreiche Aktienspekulationen • 29. Oktober 1929 „Schwarzer Freitag“, > überraschender Zusammenbruch der New Yorker Börse • > Liquiditätsschwierigkeiten sorgten für Kündigungen von Krediten in den USA und zu Rückrufen der nach Europa gegebenen, zumeist kurzfristigen Kredite • vor allem Deutschland betroffen > schwere Bankenkrise, > zahlreiche Konkursen > Massenarbeitslosigkeit (1932 rund sechs Millionen) • Weltweit Zusammenbruch des internationalen Zahlungsverkehrs • in den westlichen Ländern endete die Phase des Liberalismus mit seinem Glauben an die Selbstheilungskräfte der Wirtschaft • Folge: • • • Überzeugung, dass zur Überwindung einer derartigen Wirtschaftskrise, eine aktive staatliche Konjunkturpolitik notwendig ist (siehe Keynesianismus) „New Deal“ Zentralverwaltungswirtschaft oder Planwirtschaft 3.8 Die Wende zum Expansionismus in der japanischen Politik • • besonders betroffen von der WWK wegen Rohstoffabhängigkeit und Abschottung der Märkte der USA gegen ausländische Produkte Ende der liberalen Wirtschaftsund Handelspolitik - territoriale Expansionspolitik zur Sicherung der japanischen "Lebensinteressen" 23 3. Die Veränderungen nach dem 1. Weltkrieg • • • • • • Verwandlung der Mandschurei in eine japanischen Halbkolonie - Marionettenstaat Mandschukuo nach militärischer Besetzung China boykottiert japanische Produkte > Export nach Korea und Formosa (Taiwan) Großraumwirtschaft Militarisierung Japans und Entstehung eines japanischen Nationalismus (Verherrlichung der japanischen Rasse, Überlegenheitsanspruch in Asien) , „Tenno“ Hiroito Ziel war die Beherrschung ganz Ostasiens Appeasementpolitik auch im Fernen Osten durch die Westmächte Konfrontation war aber Zeitfrage, da besonders brit. und amerikanische Interessen stark gefährdet waren 3.9. Neue Konstellationen in Europa durch die Achse Berlin-Rom • • • • • • 1933 Machtantritt Hitlers ( Außenminister Konstantin Freiherr von Neurath 1932-38, Staatssekretär im Außenministerium Bernhard von Bülow 1930-32 ) > Politik der offensiven Revision des Versailler Vertrages seit 1931 Handelspräferenzen mit Rumänien und Ungarn > Bilateralisierung und Regionalisierung der außenwirtschaftlichen Beziehungen, Entstehung eines Großwirtschaftsraumes in Mitteleuropa ("Raum" und "Rasse") Ostkolonisation durch Krieg (siehe Kompendium 2 „Nationalsozialismus“) 1922 Machtantritt Mussolinis ( Außenminister Graf Ciano ) trotz ideologischer Verwandtschaft zu D. Interessengegensätze i.B. auf Versailler Vertrag Zwiespalt: • Unzufriedenheit über die unvollkommene Beherrschung der Adria, • Beibehaltung der Brenner-Grenze • Widerspruch zur "Heim-ins-Reich"Politik Hitlers und mit dem Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 ein Ende fand. Das deutsche Reichspropagandaministerium instrumentalisierte die Antikomintern für seine Zwecke; nach außen hin wurde jedoch der Anschein eines eigenständigen eingetragenen Vereins gewahrt. Von 1937 bis 1939 brachte die Antikomintern eine Zeitschrift mit dem Titel Contra-Komintern heraus. Antikominternpakt, zwischen Japan und dem Deutschen Reich am 25. November 1936 geschlossenes Abkommen, um der Internationale (Komintern) und der Sowjetunion entgegenzuwirken. Darin wurde u. a. vereinbart, gemeinsam über die Abwehr der Aktivitäten der Komintern zu beraten und keine Verträge abzuschließen, die dem Pakt entgegenwirken. In einem geheimen Zusatzprotokoll sicherte man sich gegenseitig Neutralität zu, sollte es zu einem „provozierten Angriff“ oder zu einer „nichtprovozierten Angriffsdrohung“ kommen. Dem Antikominternpakt traten 1937 Italien, 1939 Mandschuko, Spanien und Ungarn bei. 1941 folgten dann Bulgarien, Finnland, Dänemark, Kroatien sowie Rumänien und die Slowakei. In dem selben Jahr wurde das Abkommen für fünf Jahre verlängert. Jugoslawien wurde am 25. März 1941 von Deutschland zu einem Beitritt gezwungen. Nach der deutschen Kapitulation im Mai 1945 wurde der Antikominternpakt aufgelöst • • 3.10. Die Appeasementpolitik • • • • • • Ausbau der italienischen Positionen im Donau und Mittelmeerraum (1923 Korfu, 1927 Albanien, Libyen, Cyrenaika, 1935 Abessinien) • • trotzdem Abschluss bilateraler Verträge Deutschlands und Japans mit Sowjetunion Dokumentation einer einheitlichen Politik im Gegensatz zu demokratischen Staaten Reaktion des Völkerbundes blieb ohne Wirkung, da sich GB weigerte sowohl Ölembargo noch der Schließung des Suezkanals für italienische Schiffe zuzustimmen • spanischer Bürgerkrieg 1936-1939 führen die Achsenmächte gemeinsam > Generalprobe der Armeen, bes. der Luftwaffe • • (englisch: Besänftigung, Beschwichtigung), Reaktion der westeuropäischen Regierungen, vor allem der britischen, auf die Expansionspolitik Deutschlands und Italiens u. a. Versäumung, Mussolinis Eroberung Abessiniens (heute Äthiopien; 1934-1936) sowie Hitlers Einmarsch ins entmilitarisierte Rheinland (1936) zu verhindern 1938 nahmen sie den Anschluss Österreichs hin Höhepunkt > das Münchner Abkommen vom September 1938 Großbritannien (Chamberlain), Frankreich (Daladier), Italien (Mussolini) und Deutschland (Hitler) beendeten die Sudetenkrise, > deutscher Einmarsch ins Sudetenland (Tschechoslowakei) und beseitigten damit kurzzeitig die von Deutschland ausgehende Kriegsgefahr Appeasement-Politik endete de jure am 31. März 1939 mit der Garantie Großbritanniens für die Unversehrtheit Polens de facto bestand diese auch nach dem Einmarsch Deutschlands in Polen fort > „Komischer Krieg“ an der französischen Maginot-Linie sie endete erst mit der offenen Konfrontation nach dem Einmarsch Deutschlands in Frankreich und dem Beginn der Luftangriffe auf Großbritannien Antikomintern, Organisation zur antikommunistischen Propaganda, die Ende 1933 zum Kampf gegen die Dritte Internationale, die Komintern, in Berlin gegründet wurde 24 3. Die Veränderungen nach dem 1. Weltkrieg • • 3.11. Die Formierung der Kriegsallianzen • Frankreich: • kämpfte am längsten um die Restabilisierung des europäischen Systems, • Versuch mit SU, Locarno-Grenzen im Osten zu schaffen (Ablehnung D + Polens) Großbritannien: • Appeasement-Politik, • 1935 deutsch-engl. Flottenabkommen (de facto Revision des VV), • Versuch der Aufrechterhaltung des Britischen Weltreiches (Dominions verweigern militärisches Engagement in Europa) wichtiger als Schutz vor Hitler Sowjetunion: • unmittelbar bedroht durch J + D • Versuch des Aufbaus einer kollektiven Sicherheit > Eintritt in Völkerbund 1934 • Versuch eines Dreibundes mit GB + F scheitern an verweigerten Durchmarschrechten durch Pol + Rum • 1939 Hitler-Stalin-Pakt > Schock für Westen > "Atempause" für SU = demokratische Staaten waren nicht in der Lage, ein kollektives Sicherheitssystem zu schaffen ( im Gegensatz zum "Stahlpakt" der Achsenmächte 1939 , die bedingungslosen Beistand versprachen ) USA: • • • • • 1940 deutscher Sieg über F Japan annektiert Franz.-Indochina 1941 Neutralitätspakt J + SU Ölembargo der USA über Japan Dez. 1941 Pearl Harbor Eroberung des Pazifik Roosevelt "New Deal", "Quarantäne-Rede" 1937, Atlantikcharta 1941 > ("vier Freiheiten" : Redeund Religionsfreiheit, Freiheit von Angst und Not für alle Nationen)> neuer übernationaler Anlauf für Regelung der internationalen Beziehungen > Vorbereitung der UN 1941 Leih- und Pachtgesetz für GB und SU ( amerikanisches Kriegsmaterial ohne Gegenleistung ) Stützpunkte auf Griechenland und Island Versenkungsbefehl gegen jedes deutsche UBoot 3.12. Die Auswirkungen Zweiten Weltkrieges auf internationale Lage des die • • • • • • • • • • • • • • globale kriegerische Auseinandersetzung (19391945), am Ende des Krieges stand die Teilung des deutschen Staates und eine neue politische und wirtschaftliche Weltordnung mit zwei Supermächten Folgen: etwa 60 Millionen Tote weltweit, davon mindestens 20 bis 30 Millionen Zivilisten ca. 20 Millionen Menschen mussten fliehen, wurden vertrieben oder als Zwangsarbeiter verschleppt Vernichtung und Ausrottung galten als Leitmotive expansionistischer Kriegführung erste Atombomben größte Auseinandersetzung in der Menschheitsgeschichte 110 Millionen Menschen unter Waffen ungeheure Opfer gefordert und maßlose Zerstörungen größten Verluste an Menschenleben hatte die Sowjetunion zu beklagen > mindestens 25 Millionen Tote China etwa 15 Millionen Menschen Polen hatte fast sechs Millionen Tote Vereinigten Staaten etwa 300 000 Deutschland forderte der Krieg über vier Millionen Opfer Japan über zwei Millionen Flüchtlingswelle > weit über zehn Millionen Flüchtlingen. internationales Kräfteverhältnis verschob sich infolge des Krieges nachhaltig: Die Sowjetunion wurde neben den USA zur Weltmacht. Die bisherigen Großmächte England, Frankreich, Deutschland und Japan verloren an Bedeutung. Konferenz von Teheran 1943 • erste gemeinsame Konferenz der Staatschefs der führenden alliierten Mächte im 2. Weltkrieg zur Absprache über die weitere Kriegsführung und die Nachkriegspolitik; • Franklin D. Roosevelt, Jossif Stalin und Winston Churchill • Umfang und den zeitlichen Ablauf der militärischen Operationen gegen Deutschland besprochen o Errichtung einer zweiten Front durch die Alliierten in der Normandie und in Südfrankreich in Koordination mit einer gleichzeitigen sowjetischen Offensive im Osten o Kriegseintritt der Sowjetunion gegen Japan nach dem Sieg in Europa o Aufteilung Deutschlands o Westverschiebung Polens o Unabhängigkeit und territoriale Unversehrtheit des Iran Konferenz von Jalta 1945 • zweite alliierte Kriegskonferenz • Zweck: Abstimmung der weiteren militärischen und politischen Maßnahmen, Klärung von Vorfragen betreffend die Gründung der UNO • Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen • alliierter Kontrollrat unter Einbeziehung Frankreichs • Entmilitarisierung und Entnazifizierung Deutschlands • Einsetzung einer alliierten Reparationskommission für Deutschland • sowjetische Forderung nach Reparationen von Deutschland in Höhe von 20 Milliarden Dollar wurde abgelehnt • für Polen Bildung einer provisorischen Regierung aus Londoner Exilregierung und Lubliner Komitee und baldige Neuwahlen beschlossen sowie die Westverschiebung Polens mit der Oder-Neiße- 25 3. Die Veränderungen nach dem 1. Weltkrieg • Linie als neuer West- und der Curzon-Linie als neuer Ostgrenze Geheimabkommen > Sowjetunion verpflichtete sich zur Kriegserklärung gegen Japan und zu einem Bündnis mit China innerhalb von 90 Tagen nach der deutschen Kapitulation. Im Gegenzug wurden der Sowjetunion Südsachalin und die Kurilen zugesagt sowie Rechte in Korea und in der Mandschurei und die Autonomie der Äußeren Mongolei. Potsdamer Konferenz 1945 • Harry S. Truman, Jossif Stalin, Winston Churchill, Nachfolger Clement Richard Attlee • Ziel: Präzisierung und Inkraftsetzung der auf der Konferenz von Jalta gefassten Beschlüsse • Japan ultimativ zur bedingungslosen Kapitulation aufgefordert • UdSSR zum Kriegseintritt gegen Japan bereit 26 4. Die Welt in der Zeit der Bipolarität Westsektoren Berlins durch SU von Mai 1948 bis Mitte 1949; > amerikanische Luftbrücke 4. Die Welt in der Zeit der Bipolarität 4.2. Der Ost-West-Konflikt • Versuch der gegenseitigen militärischen Absicherung beider Lager: o UdSSR: Freundschaftsund Beistandsverträge mit Satellitenstaaten o Westen: 1948 Brüsseler Vertrag (GB, F, Benelux), 1949 NATO (+USA) • 1950 Koreakrieg: nordkoreanische Truppen mit Unterstützung Chinas und der SU griffen Südkorea an > Aufrüstung des Westens > Drängen auf Europäisches Verteidigungsbündnis unter Einbeziehung Deutschlands (EVG) > Scheitern an französischem Veto > 1954 Pariser Verträge > BRD tritt 1955 der NATO bei • Stalin-Noten: Versuch, die Westintegration Deutschlands zu verhindern, Angebot, in ganz Deutschland freie Wahlen durchzuführen, Bedingung: spätere Neutralität Deutschlands > Westmächte lehnten ab; Hintergründe umstritten 4.1. Die Entstehung des Ost-WestKonfliktes • • • USA hielten große Teile der Welt besetzt waren militärisch überlegen > Atomwaffenmonopol hatten größtes wirtschaftliches Potential • UdSSR hielt großen Teil Mittel- Ost und Südosteuropas sowie Asiens unter Kontrolle größte Opferzahl, große Teile des Landes verwüstet, Industrialisierungsprogramm um Jahre zurückgeworfen, Kapital zum Wiederaufbau fehlte einzige Stärke > Rote Armee unterschiedliche Ausgangspositionen ideologische Interessensgegensätze wachsendes Misstrauen • • • Warschauer Pakt: 1955 als Rektion auf Nato gegründet (SU, Pl, CSSR, Bulg, Rum, HU, Albanien bis 1968, DDR ab 1956) > unterdrückte ideologisch und militärisch gegensätzliche Bestrebungen (Tito – Jugoslawien, Mao Zedong – China) oder DDR 1953 und Ungarn 1956, • SU verfügte 1949 ebenfalls über Atombombe • Containment-Politik: Eindämmungspolitik unter Truman (siehe Marshallplan) • Roll-back-Politik: Zurückdrängungspolitik unter Eisenhower > Ausbau des Bündnissystems > ANZUS 1952, SEATO 1954, 1955 Bagdadpakt (CENTO) • Sputnik-Schock: 1957 SU zog strategisch gleich, nachdem sie einen Satelliten ins All schossen, Langsteckentechnologien bedrohten erstmals das Territorium der USA • Mauerbau: 1961Errichtung der Berliner Mauer > „Gleichgewicht des Schreckens“ funktionierte, keine militärische Auseinandersetzung trotz Aufmarsches • Kubakrise: 1962 Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen auf Kuba > atomarer Schlagabtausch drohte > Abzug der Raketen auf Kuba > im Gegenzug Abzug amerikanischer Raketen aus der Türkei Der Prozess der Blockbildung 1. Konferenz von Potsdam: Definition des Nationalsozialismus unterschiedlich: West – Sonderentwicklung; Ost – höchste Form des Kapitalismus; Demokratiemodelle unterschiedlich – Nichtübereinstimmung mit Atlantikcharta – Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung nicht berücksichtigt; SU forcierte z.B. in Polen kommunistische Entwicklung; 2. Byrnes-Rede in Stuttgart: amerikanischer Außenminister kündigte raschen wirtschaftlichen und politischen Wiederaufbau Deutschlands an 3. Truman-Doktrin: alle demokratischen Staaten sollten vor jeder sowjetischen Aggression und kommunistischer Unterwanderung geschützt werden 4. Hungerwinter 1946/47: bei den USA verfestigte dieser die Überzeugung, dass nur eine rasche wirtschaftliche Verbesserung den Weg für eine soziale und politische Neuordnung ebnen könne > Wiederaufbau der Westzonen auch um den Preis der Teilung Deutschlands 5. Der Marshallplan: 1948 Wiederaufbauprogramm für Europa (ERP), allen kooperationswilligen Staaten angeboten, SU lehnte ab und verbot die Annahme der Hilfe auch den osteuropäischen Ländern Wendepunkt im Kalten Krieg 6. Bildung von Volksdemokratien: in Bulgarien, Tschechoslowakei und Rumänien errichtete die SU kommunistische Regimes; Shdanow: „Zwei-LagerTheorie“ • 7. Berlin-Blockade: als Reaktion auf die westdeutsche Währungsreform > Blockade aller Zufahrten zu die Supermächte erkannten die Gefahr des Eskalation: 1963 direkte Nachrichtenverbindung („heißer Draht“) 1963 Einstellung der Kernwaffenversuche (SU, USA, GB) 27 4. Die Welt in der Zeit der Bipolarität 1968 Atomwaffensperrvertrag (keine Weitergabe von Atomwaffen) SALT-Prozess (Strategic Arms Limitation Talks) 1972 ABM-Vertrag (Beschränkung der Raketenabwehrsysteme) Krisen: • Vietnam-Krieg • 1968 Einmarsch des Warschauer Paktes in der CSSR • kubanisch-sowjetische Intervention im Bürgerkrieg in Angola ab 1975 • Einmarsch der SU in Afghanistan 1979 • NATO-Doppelbeschluss 1978 (Stationierung von Pershing II und Cruise Missiles in Westeuropa) • „Stellvertreterkriege“ im Nahen und Mittleren Osten • • • • • 4.3. Das Ende des Ost-WestKonflikts Abbau der Konfrontationen geht auf mehrere zurückliegende Prozesse zurück: • KSZE: (Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) ab 1972 – 1975 Schlussakte von Helsinki - 35 Staaten unterzeichen: Garantie des Status quo, Einhaltung der Menschenrechte; Vorgängerin der heutigen OSZE • „Perestroika“ (=Umbau) und „Glasnost“ (=Öffentlichkeit): durch amerikanischen Rüstungswettlauf geriet die SU in den wirtschaftlichen Ruin; 1985 leitete Michael Gorbatschow eine neue Politik ein: innenpolitischer Umbau und außenpolitisch neuer Kurs > defensive Militärdoktrin > „friedliche Koexistenz“ globalisiert > Ende des weltpolitischen Engagements der SU: Angola, Afghanistan, Nicaragua • INF: (Intermediate-range Nuclear Forces) 1987 in Reykjavik: weltweite Vernichtung aller Mittelstreckenraketen kürzerer und mittlerer Reichweite Bürgerrechtsbewegung Charta 77 unter Vaclav Havel gegründet, 1989 „sanfte Revolution“ > 1992 Trennung von Tschechien und Slowakei auf friedlicher Basis Rumänien: Umstürze verlaufen gewaltsam: Nicolae Ceaucescu hatte das Volk in Rumänien mit Hilfe der Geheimpolizei „Securitate“ brutal unterdrückt > 1989 Bürgerkrieg > Armee auf Seite der Aufständischen > Ceaucescu erschossen Jugoslawien: Wandel nach 5jährigem Bürgerkrieg Albanien: Reformkurs ab 1990 UdSSR: Liberalisierung der Wirtschaft brachte neue Probleme: Lebensstandart sank, Nahrungsmittelversorgung schlechter, Nationalitätenkonflikte gefährdeten Bestand der SU > Estland, Lettland, Litauen 1990 unabhängig, 1991 Gründung der GUS (Gemeinschaft unabhängiger Staaten (Ukraine, Weißrussland, Russland, + alle anderen Republiken außer Baltikum) DDR: Auflösung der DDR nach Mauerfall und Grenzöffnung 1989 und freien Wahlen 1990 mit Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland Die Welt am Ende des Ost-West-Konflikts • • • • • • neue Unübersichtlichkeit entstanden alte Nationalstaaten wiederentstanden (Slowakei, Tschechien, Weißrussland, Ukraine, Moldawien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowenien, Montenegro etc.) ethnische und religiöse Konflikte im Kaukasus, Balkan, Mittlerer Osten, Asien Gegenbewegung zur Globalisierung und zum europäischen Einigungsprozess neue Aufgaben von NATO, WEU, OSZE, EU Bestrebungen der Eingliederung osteuropäischer Staaten in EU und NATO Die Wende im Ostblock • • • Polen: ab 1980 Widerstand der katholischen Arbeiterbewegung unter der Gewerkschaft „Solidarnosc“ > 1981 Kriegsrecht in Polen > Einfluss des polnischen Papstes Johannes Paul II. > Oppositionsbewegung wuchs an > 1989 Gespräche zwischen Regierung und Gewerkschaften > erste freie Wahlen: Lech Walesa Präsident Ungarn: 1956 Niederschlagung des Volksaufstandes durch SU, Ende 80er Jahre hatten Reformkräfte Auftrieb bekommen, 1989 Verfassungsreform > Mehrparteiensystem > Wirtschaftsreform > Abbau der Grenzsperren zu Österreich > Flucht von DDR-Bürgern CSSR: 1968 Niederschlagung des „Prager Frühlings“ durch den Warschauer Pakt; 28 4. Die Welt in der Zeit der Bipolarität Chauvinismus > Bürgerkriege in Georgien, Armenien, Aserbaidschan, Tschetschenien 5. Neue Herausforderungen an die internationale Politik am Beginn der Globalisierung 5.1. Der Zerfall Jugoslawiens • • • • • • 1991 –1995 Bürgerkriege > 150.000 Tote, 3 Mio. Flüchtlinge, ca. 40.000 Vergewaltigungen Strategie der ethnischen Säuberungen 1944 – 1980 Josip Broz Tito Präsident der Bundesrepublik Jugoslawien danach Verlust der inneren Stabilität Macht verteilte sich auf 6 Republiken: BosnienHerzegowina, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Slowenien Präsidentschaft wechselte jährlich Auflösungsprozess: • begann 1981 im Kosovo (Provinz Serbiens mit mehrheitlich albanischer Bevölkerung) > Unabhängigkeitsbestrebungen > eigenständiges Provinzparlament seit 1974 > Slobodan Milosevic (serbischer Kommunistenführer) erzwang 1989 die Aufgabe der Autonomie • 1991 Kroatien (Franjo Tudjman) und Slowenien erklären Unabhängigkeit, 1992 Mazedonien und Bosnien-Herzegowina • 1991 Zehn-Tage-Krieg: Verteidigung Sloweniens gegen Bundesarmee • 1991 Kroatien musste Gebietsverluste hinnehmen • 1992 Krieg in Bosnien-Herzegowina: Serben strebten großserbischen Staat an > Strategie der Gebietseroberungen und ethnischen Säuberungen > UN Truppen • 1993 Eskalation des Krieges zwischen Kroaten und Muslimen in Bosnien • 1995 Völkermord in durch Serben besetzten UN-Schutzzonen Srebrenica und Zepa > Eingreifen der USA > • November 1995: Friedenabkommen von Dayton (Kosovo nicht berücksichtigt) ... • seit 1991 Bürgerkrieg in Tadschikistan • seit 1979 Bürgerkrieg in Afghanistan unter Einmischung der SU gegen Mudschaheddin, die von Iran, Pakistan, Saudi-Arabien und den USA unterstützt wurden 1989 Abzug der sowjetischen Truppen 1995 Formierung einer neuen Herrschaft in Afghanistan – Taliban (von Pakistan unterstützte fundamentalistische Miliz) ... • • 5.3. Der Nordirlandkonflikt • • 1170 Normannische Invasion in Irland 1250 Die Normannen vollenden die Eroberung Irlands 1297 Aufstände zwingen die Normannen zum Rückzug auf ein kleines Gebiet in der Nähe Dublins 1541 Henry Vlll., König von England, erklärt sich zum Herrscher über ganz Irland 1608 Englische und schottische Siedler werden in Ulster (Nordirland) angesiedelt 1649 Cromwell schlägt Aufstände nieder 1690 William 111., König von England, gewinnt die entscheidende Schlacht (Battie ofthe Boyne) 1700 Irischen Katholiken wurden die Eigentumsrechte entzogen seit 1790 50000 Menschen sterben bei dem von dem protestantischen Anwalt Watte Tone geführten Aufstand 1801 Gründung des Vereinigten Königreichs von Großbritannien undIrland 1840-60 Schwere Hungersnöte, Aufstände 1885-1914 Die Durchsetzung der "Home Rute" in Irland scheitert am Widerstand protestantischer Geschäftsleute, Großgrundbesitzer und der Armee 1916 Osteraufstand 1919 Die Irisch-Republikanische Armee beginnt einen neuenUnabhängigkeitskrieg 1920 Großbritannien teilt Irland 1922 Unabhängigkeitskrieg wird beendet 1922-23 Bürgerkrieg wegen Teilung 1925 Verständigung über Teilung: Irland wird unabhängig, Nordirland von einer protestantischen Elite beherrscht, die die Bürgerrechte der Katholiken drastisch einschränkt 1949 Das Parlament Großbritanniens schließt eine Wiedervereinigung anders als durch eine Zustimmung der Mehrheit in Nordirland aus seit 1960 Bürgerrechtskampagne gegen die Diskriminierung der Katholiken in Nordirland, Radikalisierung der Protestanten 1969 Welle der Gewalt in Derry, ausgelöst durch eine protestantische Parade; Einsatz der britischen Armee zur Wiederherstellung der Ordnung 1970 Beginn des bewaffneten Kampfs der IRA 1971 Einführung der Haft ohne Gerichtsverfahren, Eskalation der Gewalt 1973, 1985 Friedensinitiativen scheitern 1993 Neue Friedensinitiative • • 1994 Waffenstillstand 1996 Bruch des Waffenstillstandes ... • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 5.2. Russlands Nachbarn • • • • im Kaukasus leben 28 ethnische Gruppen mit ca. 5000 Angehörigen zwischen 1895 und 1920 ca. 1,5 Mio. Armenier durch Türken getötet 1944 Einkesselung und Vertreibung von 500.000 Menschen durch Rote Armee Ende 80er Jahre Forderung nach Unabhängigkeit, begleitet durch aggressiven • • • 29 4. Die Welt in der Zeit der Bipolarität • • 5.4. Nationen ohne Staat • • Kurden: in den Bergen Kurdistans angesiedelt, entstand eigene kurdische Identität • letzte Chance auf autonomen Staat war 1920 bei Gebietsaufteilung zwischen Siegermächten des 1. Weltkrieges • 1923 im Abkommen von Lausanne kam Kurdistan nicht vor • seit dem Kampf um Unabhängigkeit gegen Irak und Türkei • politische Kraft – PKK • • Palästinenser: arabische Bevölkerung Palästinas sowie im Exil lebende Araber, die die Gründung eines eigenständigen palästinensischen Staates fordern • Anspruch zweier Völker mit widersprüchlicher religiöser und kultureller Tradition, der Juden und der Palästinenser, auf ein und dasselbe Gebiet führte verstärkt zu Konflikten, nachdem die Briten 1922 die Mandatsherrschaft über Palästina übernommen hatten. • bis 1948 wanderten mit Einwilligung der Engländer annähernd 500 000 europäische Juden ein, so dass die Palästinenser sich zunehmend bedrängt fühlten • doppelt so hohe Zahl palästinensischer Araber lehnten eine von den Vereinten Nationen vorgeschlagene Teilung des Gebiets in einen palästinensischen und einen jüdischen Staat ab • Israel vertrieb im 1. Nahostkrieg von 1947/48 über 700 000 Palästinenser • flohen in Gazastreifen, Westjordanland (West Bank) oder in arabische Nachbarländer • verbleibenden Araber wurden enteignet und permanenten Diskriminierungen ausgesetzt. • 1964 hatte die Arabische Liga die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO gegründet > Sammelbecken und Instrument der verschiedensten palästinensischen Guerillagruppen • Wandelung der PLO von einer Terrorgruppe zum wichtigsten diplomatischen Verhandlungspartner Israels in der Palästinafrage • fundamentalistische Gruppen wie die Hamas oder Jihad bedrohen im Zuge der Intifada, den Nahost-Friedensprozess und blockieren die Umsetzung der 1995 beschlossenen palästinensischen Teilautonomie im Gazastreifen und im Westjordanland ... 1981 Ägypten: Präsident Sadat wird von Islamisten ermordet 1992 Algerien: Islamistische Heilsfront steht kurz vor dem Wahlsieg > Bürgerkrieg 1995 Libyen: Islamisten bereiten religiösen Aufstand zum Sturz von Gaddafi vor 1996 Hamas und Islamischer Jihad bekämpfen israelisch-palästinensischen Friedenvertrag 1996 Hisbollah führt trotz Bombardierung Kampf gegen Israel weiter islamistische Regimes in: Sudan, SaudiArabien, Iran, Afghanistan unterstützen internationalen Terror gegen den Westen ... 5.6. Das Heilige Land • • • • • • • • • • in Israel und Palästina liegen Orte, die sowohl für Christen, Juden und Muslime bedeutsam sind > seit 1095 gewaltsame Konflikte seit 15. Jh. bis 1920 zum Osmanischen Reich gehörig 1948 Gründung des Staates Israel Israel dehnte seine Grenzen über den Teilungsplan der UN hinaus aus 1967 zweite Gebietserweiterung 1978 Rückzug Israels aus Sinai 1995 noch über 4 Mio. palästinensische Flüchtlinge 1993-1995 Autonomieabkommen zwischen Israel und PLO Radikalisierung beider Seiten 1995 Mord an Jitzhak Rabin 5.7. Indien nach der Kolonialzeit • • • • • • • • • britische Herrschaft seit dem 18.Jh. Sprachenvielfalt Buddhismus, Hinduismus und Christentum 1947 unabhängig 1947 Abspaltung des überwiegend hinduistischen Indien vom überwiegend muslimischen Pakistan 1972 Teilung von Pakistan und Bangladesch (500.000 Tote, 200.000 Vergewaltigungen) 1977-1995 über 30.000 tote in Sri Lanka seit 1971 Krieg zwischen Indien und Pakistan um Kaschmir-Provinz beide Staaten spätestens seit 1990 Nuklearmächte ... 5.5. Militanter Glaube Ursachen: 1. 2. Misstrauen gegenüber politischen Eliten wachsende Kluft zwischen Arm und Reich Folge: Entstehen islamistischer Bewegungen Ziele: Bruch mit den westlichen Werten 5.7. Inseln in Süd-Ost-Asien Seit 1945 gab es drei Wellen von bewaffneten Konflikten: 30 4. Die Welt in der Zeit der Bipolarität 1. 2. 3. 1945 – 1954 Unabhängigkeitskrieg Vietnams gegen Frankreich (600.000 Tote), 1975 Rückzug Portugals aus Osttimor > Besetzung durch Indonesien (15% der Einwohner liquidiert) 1960 – 1975 Vietnam-Konflikt (2,5 Mio. Tote), über 1 Mio. Kambodschaner im Bürgerkrieg getötet Kampf um die Kontrolle über Rohstoffe der Region: Wälder, Gold, Kupfer Konfliktherde: • Taiwan • Birma • Laos • Thailand • Philippinen • Osttimor • ... 31 5. Grundbegriffe 6. Grundbegriffe ANZUS-Pakt, auch als Pazifik-Pakt bekanntes Sicherheitsbündnis zwischen Australien, Neuseeland und den Vereinigten Staaten, das am 1. September 1951 in San Francisco unterzeichnet und am 19. April 1952 ratifiziert wurde. Nach Ausbruch des Koreakrieges 1950 waren die USA bemüht, im pazifischen Raum ein dem Nordatlantikpakt (NATO) vergleichbares Verteidigungsbündnis zu verankern. Australien und Neuseeland schlossen das Bündnis als Sicherheitsgarantie gegen Japan, den Gegner im 2. Weltkrieg. 1984 hatte die neuseeländische Labour-Regierung unter Führung von David Lange atomwaffenbestückten Schiffen den Aufenthalt in neuseeländischen Hoheitsgewässern untersagt und den Besuch des amerikanischen Kriegsschiffes Buchanan abgelehnt. Die Regierung unter Präsident Reagan fühlte sich durch das Verbot brüskiert und reagierte mit einer Vielzahl von Sanktionen gegen Neuseeland und schließlich mit dem Widerruf der im ANZUS-Pakt gegebenen Sicherheitsgarantien. Neuseeland trat 1994 erneut dem ANZUS-Pakt bei. Bagdadpakt, zwischen der Türkei und dem Irak geschlossenes Bündnis. Am 24. Februar 1955 unterzeichneten beide Länder in Bagdad einen Verteidigungspakt, dem sich bis Ende des Jahres England, Pakistan und der Iran anschlossen. Dadurch kam dem Bündnis eine Mittlerfunktion zwischen NATO einerseits und SEATO andererseits zu. Ab 1959 beteiligten sich auch die USA als stille Beobachter sowie indirekt über Abkommen mit der Türkei, Pakistan und dem Iran. Nach dem Austritt des Iran 1959 strukturierte sich das Bündnis neu und benannte sich in CENTO (Central Treaty Organization) um. Der Schwerpunkt des nun in Ankara ansässigen Verbands lag auf der wirtschaftlichen und technischen Zusammenarbeit der Mitgliedsländer . Berliner Kongress, Konferenz zwischen Vertretern des Deutschen Reiches, Russlands, Österreich-Ungarns, Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und des Osmanischen Reiches, die vom 13. Juni bis zum 13. Juli 1878 in Berlin stattfand. Mit den Beschlüssen des Berliner Kongresses sollte der Vertrag von San Stefano revidiert werden, der im März 1878 den 8. Russisch-Türkischen Krieg beendet hatte. Im so genannten Vorfrieden von San Stefano hatte Russland seine Macht auf dem Balkan extrem ausdehnen können. Besonders Österreich-Ungarn und Großbritannien zeigten sich beunruhigt über diese Entwicklung. Der österreichisch-ungarische Außenminister Gyula Andrássy lud deshalb die europäischen Großmächte zu einer Konferenz nach Berlin, die unter dem Vorsitz des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck stattfand. Der Kongress ersetzte die in San Stefano festgesetzten Beschlüsse durch die Berliner Kongressakte, in der es dem „ehrlichen Makler“ Bismarck gelang, Russland zu Zugeständnissen zu bewegen (Berliner Frieden vom 13. Juli 1878). Serbien, Rumänien und Montenegro erlangten ihre Unabhängigkeit von der Türkei. Das Gebiet, das ihnen im Vertrag von San Stefano zugesichert worden war, wurde jedoch erheblich verkleinert. Bulgarien wurde in ein autonomes Fürstentum im Norden und eine osmanische Provinz geteilt. Neben den armenischen Gebieten Batum und Kars erhielt Russland das zuvor rumänische Bessarabien. Als Ausgleich wurde Rumänien das ehemals türkische Territorium des südlichen Dobrudscha zugesprochen. Die beiden osmanischen Provinzen Bosnien und Herzegowina wurden Österreich-Ungarn, Zypern britischer Verwaltung unterstellt. Aufgrund des Vertrags von Berlin verlor die Türkei einen Großteil ihrer europäischen Gebiete. Russlands Einfluss im mittleren Osten wurde zugunsten Österreich-Ungarns und Großbritanniens eingeschränkt. Russland und die Balkanstaaten waren jedoch mit dem Ergebnis des Vertrags unzufrieden, so dass die territoriale Neuordnung auf dem Balkan die Konflikte nicht beilegen konnte. Bismarck sprach deshalb vom „Offenhalten des orientalischen Geschwürs“. Bruttoinlandsprodukt (BIP), der Wert aller Güter (Sachgüter und Dienstleistungen), die innerhalb eines bestimmten Zeitraumes (meist ein Jahr) in einem Land erzeugt werden. Dazu gehören auch Güter, die von Ausländern und ausländischen Unternehmen erstellt werden, die im Inland ansässig sind. Das Bruttoinlandsprodukt spiegelt die gesamte wirtschaftliche Leistung eines Landes wider. Bei internationalen Vergleichen dient es oft als Gradmesser für die wirtschaftliche Leistungskraft der einzelnen Länder. In Deutschland betrug das Bruttoinlandsprodukt nach Angabe des Statistischen Bundesamtes vom Frühjahr 1997 im Jahr 1995 rund 3 460 Milliarden DM. Das wirtschaftliche Wachstum verringerte sich damit gegenüber 1994. Ein Indikator für den Lebensstandard in einem Land ist das BIP pro Kopf. Es wird berechnet, indem man das BIP eines Landes durch die Einwohnerzahl teilt. Diese Zahl wird dann oft in US-Dollar umgerechnet, um einen Vergleich zwischen den einzelnen Ländern zu ermöglichen. Wenn das BIP mit einer größeren Rate wächst als die Bevölkerung, bedeutet das, dass der Lebensstandard steigt. Steigt die Bevölkerungszahl mit einer höheren Rate als das BIP, dann sagt man, der Lebensstandard sinkt. Weil das BIP pro Kopf die Lebenshaltungskosten innerhalb eines Landes nicht berücksichtigt, halten es einige Fachleute für besser, den Lebensstandard zu beurteilen, indem man das BIP in Kaufkraftparitäten ausdrückt. Diese Schätzungen werden normalerweise auf einer Skala von 1 bis 100 dargestellt, wobei die Vereinigten Staaten die 100 darstellen. Ein weiterer Indikator für den Lebensstandard ist der Human Development Index, der erstmals im Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen im Jahre 1990 veröffentlicht wurde. Er wird auf einer Skala von 1 bis 100 dargestellt und berücksichtigt das BIP pro Kopf, die Lese- und Schreibfähigkeit der Erwachsenen sowie die Lebenserwartung. Bruttosozialprodukt (BSP), alle mit Geld bewerteten Sachgüter und Dienstleistungen, die von den Inländern (den ständigen Bewohnern eines Landes) innerhalb eines Jahres im In- und Ausland erstellt wurden. Das Bruttosozialprodukt wird meistens zu Marktpreisen bewertet. Ist es um die jährliche Preissteigerungsrate bereinigt worden bezeichnet man es als reales Bruttosozialprodukt. Als Maßstab für die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft ist das BSP in den letzten Jahren vom Bruttoinlandsprodukt abgelöst worden. 32 5. Grundbegriffe Bürgerkrieg, unter systematischem Einsatz von Waffen und Kriegsgerät ausgetragene Auseinandersetzung zwischen organisierten, größeren Teilen der Bevölkerung eines Landes und der etablierten Regierung. In den vier Genfer Abkommen von 1949 über den Schutz von Kriegsopfern und dem Zusatzprotokoll II von 1977 wird der Begriff Bürgerkrieg durch die Formel „nicht internationaler bewaffneter Konflikt“ ersetzt. Die Ziele der Parteien in einem Bürgerkrieg richten sich auf die Erlangung bzw. Erhaltung von Macht und Herrschaft über den Gesamtstaat oder aber auf bzw. gegen die Abspaltung eines Teils des Staatsgebietes (siehe Sezession). Ursachen für die Entzweiung der Bevölkerung eines Staates sind zumeist soziale oder religiöse Konflikte. Dawesplan, 1924 geschlossener Vertrag zur Neuregelung der Reparationen, die Deutschland nach dem 1. Weltkrieg (1914-1918) im Versailler Vertrag auferlegt worden waren. Ein internationaler Ausschuss unter Vorsitz des amerikanischen Bankiers Charles G. Dawes schlug einen Plan vor, der vernünftigere Reparationszahlungen und ausländische Anleihen hauptsächlich durch die USA vorsah, um Deutschland bei der Erfüllung des Zahlungsplanes zu helfen. Der Plan wurde von den deutschnationalen Politikern als Wirtschaftssklaverei angesehen und vehement abgelehnt. Außenminister Gustav Stresemann erreichte jedoch die Annahme des Planes mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit im Reichstag durch die Unterstützung der Sozialdemokraten und von Teilen der größten nationalen Partei, der Deutschnationalen Volkspartei. Der deutsche Reichstag nahm den Dawesplan am 27. August 1924 an. Gemäß diesem Plan zogen die französischen und belgischen Truppen 1925 aus dem Ruhrgebiet ab, das sie seit 1923 als Sicherheit für die Reparationen besetzt hatten. Als Gegenleistung musste Deutschland zur Finanzierung der Reparationszahlungen einige Einnahmen wie z. B. Gewinne der Reichsbahn verpfänden. Die Deutsche Reichsbank musste sich ebenfalls ausländischen Kontrollen unterziehen. 1929 wurde der Dawesplan vom Young-Plan abgelöst, der eine Verringerung der deutschen Reparationsleistungen vorsah. Dekabristen, Vereinigung russischer Revolutionäre, vor allem Offiziere der russischen Armee, die im Dezember (daher der Name) 1825 einen Putschversuch gegen das autokratische Zarenregime unternahmen. Die Dekabristen beriefen sich auf französische liberale Ideen und versuchten, die Thronbesteigung des Zaren Nikolaus I. nach dem Tod seines ältesten Bruders, Zar Alexander I., zu verhindern. Ein Teil der Dekabristen wollte Russland in eine Republik umwandeln, der andere die konstitutionelle Monarchie mit Konstantin, einem Bruder von Nikolaus, an der Spitze einführen. Der Aufstand war dilettantisch vorbereitet und wurde schnell niedergeschlagen. 600 Dekabristen wurden vor Gericht gestellt, davon fünf zum Tod verurteilt und hingerichtet und 120 weitere nach Sibirien verbannt. Der Aufstand bewirkte einerseits eine Verschärfung des Polizeiterrors, andererseits die rasche Verbreitung revolutionärer Ideen unter den Intellektuellen. Die Dekabristen galten den späteren russischen Revolutionären als Märtyrer. Duma (russisch für Gedanke, zu altslawisch dumat’, nachdenken), russische Bezeichnung für eine beratende Versammlung, u. a. für das adelige Beratergremium des russischen Herrschers im Mittelalter (Bojaren-Duma) und die von Katharina II. zur städtischen Selbstverwaltung 1785 geschaffene Stadt-Duma. Als Reichs-Duma wird das russische Parlament von 1906 bis 1917 bezeichnet. Die Reichs-Duma wurde von Zar Nikolaus II. als Reaktion auf die Forderung nach Volksvertretern während der Revolution von 1905 geschaffen. Die vier wahlberechtigten Schichten (Grundbesitzer, Städter, Industriearbeiter und Bauern) wählten Delegierte, die dann die Mitglieder der Duma bestimmten. Allerdings blieb dem Zar das Recht vorbehalten, sein Veto gegen Gesetzentwürfe der Duma einzulegen und die Versammlung aufzulösen. Theoretisch war für jede Gesetzesverabschiedung die Zustimmung der Duma erforderlich, was in der Praxis jedoch häufig missachtet wurde. Die Erste Duma (Mai-Juli 1906) wurde wegen ihrer allzu kritischen Haltung gegenüber der zaristischen Regierungspolitik bereits nach 73 Tagen wieder aufgelöst. Als sich die Zweite Duma (März-Juni 1907) als ähnlich unkontrollierbar erwies, wurde auch sie aufgelöst und das Wahlsystem zugunsten der oberen Klassen verändert. Wegen ihrer konservativen Mehrheit wurde die Dritte Duma (1907-1912) während der gesamten Amtszeit nicht an ihren Geschäften gehindert. Als sich die Vierte Duma (1912-1917) trotz der noch stärkeren Präsenz von Konservativen immer mehr zu einem Zentrum des Widerstandes gegen die Regierung und den von ihr geführten Krieg entpuppte (Russische Revolution), löste Nikolaus II. sie kurz vor seinem Sturz im März 1917 auf. Die letzte Staatsduma (also die Abgeordnetenkammer) im heutigen Russland wurde am 12. Dezember 1993 gewählt. Neben dem Föderationsrat bildet sie das Zweikammerparlament. Keynesianismus, eine Wirtschaftstheorie, die von dem britischen Nationalökonomen John Maynard Keynes entwickelt und von seinen Anhängern weiterentwickelt wurde. Keynes’ wichtigstes Werk, Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes (1936), erschien während einer lang anhaltenden Wirtschaftsflaute. Die Arbeitslosigkeit in Großbritannien betrug nahezu 20 Prozent. Keynes zufolge verhielt sich die Wirtschaft anders, als es die klassische Wirtschaftstheorie behauptete. Er verlangte nach einer anderen Wirtschaftspolitik des Staates. Die klassische Wirtschaftstheorie ging davon aus, dass die Wirtschaft automatisch zu Vollbeschäftigung tendiere. So könnten beispielsweise neue Technologien in einigen Industrien Arbeitsplätze überflüssig machen, aber dadurch entstünden auch neue Arbeitsplätze in anderen Industrien. Jede auftauchende Arbeitslosigkeit sei nur vorübergehend und werde bald durch die Wirkung der Marktkräfte und insbesondere durch die Flexibilität der Löhne beseitigt. Menschen blieben nur arbeitslos, wenn sie überhöhte Löhne verlangten. Zu einem niedrigeren Lohn würden sie in jedem Fall eine Arbeit finden. Die Keynessche Theorie Keynes brach mit der Vorstellung, dass eine Marktwirtschaft von sich aus immer zur Vollbeschäftigung tendiere und die „Selbstheilungskräfte“ der Wirtschaft eine Rezession beenden würden. Man betrachte dazu folgendes Beispiel: Es herrscht Vollbeschäftigung und aus irgendwelchen Gründen beschließen Unternehmen, weniger in neue Maschinen zu investieren. Jene Arbeiter, die Maschinen herstellen, werden ihre Arbeit verlieren. Sie werden weniger Geld haben, das sie für Verbrauchsgüter ausgeben können, so dass einige Arbeiter, die Verbrauchsgüter herstellen, ebenfalls ihre Beschäftigung verlieren. Dieser Vervielfältigungseffekt führt die Wirtschaft auf ein niedrigeres Niveau hinsichtlich der Beschäftigung, der Einkommen und der Produktion. Es gibt laut Keynes keine automatischen Kräfte in der Wirtschaft, die diesen Zustand beenden könnten. Nur staatliche Eingriffe wie Steuersenkung oder Erhöhung der Staatsausgaben könnten der Wirtschaft die Vollbeschäftigung zurückbringen: Die Regierung müsse eine mangelnde private Nachfrage durch eine öffentliche 33 5. Grundbegriffe Nachfrage ausgleichen, indem sie z. B. Straßen baut. Dabei müsse sie auch ein Haushaltsdefizit in Kauf nehmen (deficit spending). Schließlich würden die staatlichen Hilfen die Arbeitnehmer wieder in die Lage versetzen, selbst Wirtschaftsgüter nachzufragen. Die Unternehmen würden dann wieder mehr produzieren, mehr Steuern zahlen und mehr Arbeitskräfte einstellen. Das werde die Nachfrage wieder erhöhen und die Rezession beenden. Keynessche Politik Die Keynessche Wirtschaftspolitik wurde von Großbritannien in den vierziger Jahren in die Tat umgesetzt und bis Ende der siebziger Jahre fortgeführt. Die Regierung prognostizierte die wahrscheinliche Nachfragehöhe in der Wirtschaft während der nächsten Jahre. Wenn sie zu gering erschien (wie 1952, 1958 und 1971), erhöhte die Regierung die Staatsausgaben oder senkte die Steuern oder Zinssätze. Wenn sie zu hoch erschien (wie 1941, 1955 und 1973), handelte die Regierung genau entgegengesetzt, um eine Inflation zu vermeiden. Die Auswirkungen auf den Haushalt wurden als zweitrangig betrachtet. Ziel war es, die Gesamtnachfrage wachsen zu lassen in Einklang mit der Produktionskapazität der Wirtschaft, so dass die Nachfrage hoch genug war, um Vollbeschäftigung zu garantieren, aber nicht so hoch, dass Inflation erzeugt wurde. Eine ähnliche Politik verfolgten die meisten anderen Industrienationen: In den Vereinigten Staaten setzte beispielsweise Präsident John F. Kennedy die Keynessche Wirtschaftspolitik ein, um die amerikanische Wirtschaft aus der Rezession der frühen sechziger Jahre zu ziehen. In Deutschland funktionierte die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik in den sechziger Jahren unter dem damaligen Wirtschaftsminister Karl Schiller. Von den Gewerkschaften wird sie noch heute befürwortet. Inflation und Monetarismus Ab Anfang der siebziger Jahre geriet der Keynesianismus unter Beschuss durch die neue Lehrmeinung des Monetarismus. In den meisten Industrienationen waren Vollbeschäftigung und steigender Lebensstandard von Inflation begleitet. Ab Ende der sechziger Jahre nahm die Inflationsrate alarmierend zu. Das Preisniveau konnte nicht stabil gehalten werden, wo der Staat Vollbeschäftigung sicherstellte und Gewerkschaften beliebige Lohnerhöhungen fordern konnten. Die Monetaristen lehnten daher alle staatlichen Eingriffe ab. Sie vertrauten auf die Selbstheilungskräfte des Marktes und auf eine Geldmengenpolitik: Die Geldmenge müsse jedes Jahr mit einer ganz bestimmten Rate zunehmen. Dies führe zu einem Gleichgewicht des Marktes. Konfuzianismus, bedeutendste philosophische Geisteshaltung in China, entwickelte sich aus den Lehren des Konfuzius und seiner Schüler. Zentrales Anliegen des Konfuzianismus sind gute Führung, praxisbezogenes Wissen sowie angemessene gesellschaftliche Beziehungen. Der Konfuzianismus prägte die Lebenseinstellung der Chinesen sowie bestimmte Lebensmuster und gesellschaftliche Standardwerte und lieferte den Hintergrund für politische Theorien und Institutionen Chinas. Er verbreitete sich von China über Korea und Japan bis nach Vietnam und weckte auch das Interesse abendländischer Gelehrter. Obwohl der Konfuzianismus zur offiziellen Ideologie Chinas erhoben wurde, hat er sich nie im Sinne einer Religion mit Kirchen und Priestern institutionalisiert. Zwar verehrten die chinesischen Anhänger Konfuzius als großen Lehrer und Weisen, beteten ihn jedoch nie als Gott an, wobei auch Konfuzius selbst für sich nie den Anspruch einer Gottheit erhoben hat. Anders als in den christlichen Kirchen war ein Konfuzius gewidmeter Tempel nicht als Versammlungs- und Anbetungsort für eine organisierte Gemeinde gedacht, sondern als öffentliches Gebäude, in dem jährlich, vorwiegend zum Geburtstag des Philosophen, Zeremonien abgehalten wurden. Vereinzelte Versuche, Konfuzius zu einer Gottheit zu erheben und den Konfuzianismus zu konvertieren, schlugen fehl, was zum großen Teil auf den weltlichen Charakter seiner Philosophie zurückzuführen ist. Die neun antiken chinesischen Werke, in denen die Grundsätze des Konfuzianismus zusammengefasst wurden, sind das philosophische Erbe von Konfuzius und seinen Anhängern, die in einem Zeitalter reger philosophischer Beschäftigungen lebten. Die konfuzianischen Schriften können in zwei Gruppen, und zwar in die Fünf Klassiker und die Vier Bücher, unterteilt werden. Die Wu Ching (Fünf Klassiker), deren Ursprünge auf die Zeit vor Konfuzius zurückgehen, enthalten: I-ching (Buch der Wandlungen), Shu-ching (Buch der Geschichten), Shi-ching (Buch der Lieder), Li-chi (Buch der Sitte) und Ch’un-ch’iu (Frühlings- und Herbstannalen). I-ching ist ein Handbuch der Weissagungen, das möglicherweise vor dem 11. Jahrhundert v. Chr. entstanden ist. Der in verschiedenen Anhängen enthaltene philosophische Teil könnte auch später von Konfuzius und seinen Schülern hinzugeschrieben worden sein. Shu-ching ist eine Sammlung von antiken historischen Urkunden und Shiching eine Anthologie antiker Gedichte. Li-chi behandelt Verhaltensgrundsätze, einschließlich derer für öffentliche und private Zeremonien. Im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde es zerstört, wahrscheinlich ist jedoch der größte Teil seines Inhalts in dem später entstandenen Buch der Sitten enthalten. Ch’un-ch’iu, das einzige Werk, das angeblich von Konfuzius selbst verfasst wurde, ist eine Chronik der wichtigsten historischen Ereignisse des feudalen China vom 8. Jahrhundert v. Chr. bis zu Konfuzius’ Tod im frühen 5. Jahrhundert v. Chr. Shih-shu, die Vier Bücher, umfassen Sammlungen von Aussprüchen von Konfuzius und Mencius sowie von Anhängern verfasste Kommentare zu ihren Lehren. So ist Lun-yü (Analekten) eine Sammlung konfuzianischer Maximen, die die Grundlage zu seiner moralischen und politischen Philosophie legte. Ta-hsüeh (die große Lehre) und Chung-yung (die Lehre der rechten Mitte) enthalten einige von Konfuzius’ philosophischen Äußerungen, die von seinen Schülern systematisch geordnet und mit Kommentaren und Erläuterungen versehen wurden. Das Buch Mencius schließlich enthält die Lehren des Mencius, dem bedeutendsten unter Konfuzius’ Schülern. Das Schlüsselwort der konfuzianischen Ethik ist jen, das unterschiedlich als „Liebe“, „Güte“, „Menschlichkeit“ und „Menschenliebe“ übersetzt wurde. Jen ist eine hohe Tugend. In zwischenmenschlichen Beziehungen äußert sie sich in chung oder der gegenseitigen Liebe bzw. der Ehrlichkeit sich und anderen gegenüber sowie in shu, oder der Nächstenliebe, die am trefflichsten in Konfuzius’ goldener Regel ausgedrückt wird: „Was du willst, dass man dir nicht tu’, das füg’ auch keinem andern zu.“ Weitere wichtige konfuzianische Tugenden sind die Rechtschaffenheit, Sittlichkeit, Aufrichtigkeit und Ehrfurcht des Sohnes vor dem Vater. Derjenige, der alle diese Tugenden in sich vereint, wird zum chün-tzu (vollkommener Edelmann). In der Politik vertritt Konfuzius eine Regierungsform der Bevormundung, wobei der Herrscher gutmütig und ehrbar und die Untertanen respektvoll und gehorsam sein sollen. Der Herrscher sollte auch, um den Menschen ein Vorbild zu sein, moralische Vollkommenheit anstreben. Was die Erziehung betrifft, vertrat Konfuzius die für die feudale Zeit bemerkenswerte Idee von einem Unterricht, der allen in gleicher Weise, ohne Klassenunterschiede zugänglich sein soll. Konfuzianische Philosophenschulen Nach Konfuzius’ Tod entstanden zwei große konfuzianische Schulen. Die eine wurde von Mencius (auch: Meng Tzu) vertreten und die andere von Xunzi (Hsün K’uang, um 300 bis ca. 235 v. Chr.). Mencius führte die ethischen Lehren des Konfuzius weiter und betonte die angeborene Güte des Menschen. Er glaubte aber auch, dass die ursprüngliche Güte im Menschen 34 5. Grundbegriffe durch eigene zerstörerische Bestrebungen sowie durch schlechten Umgang verloren gehen können. Somit gehört es zur Pflege der Moral, die Güte, als das Geburtsrecht eines jeden, zu erhalten oder wiederherzustellen. Bezüglich seiner politischen Gedanken wird Mencius zuweilen als einer der frühen Verfechter der Demokratie angesehen, da er die Idee des Volkes als höchste Gewalt im Staat geltend machte. Im Gegensatz zu Mencius behauptete Xunzi, dass der Mensch von Geburt an schlecht sei, dass er jedoch durch moralische Erziehung verbessert werden könne. Seiner Meinung nach sollte die Sehnsucht aufgrund von Sittlichkeitsregeln gelenkt bzw. unterdrückt und der Charakter durch eine regelmäßige Beachtung der Sitten und unter dem Einfluss von Musik geformt werden. Die gewaltige Auswirkung dieser Regel auf den Charakter beruht auf einer richtigen Lenkung der Gefühle sowie auf der Vermittlung von innerer Harmonie. Hsün-tzu war der Hauptvertreter des konfuzianischen Ritualismus. Nach einer kurzen Ruhepause im 3. Jahrhundert v. Chr. erwachte der Konfuzianismus während der Han-Dynastie (206 v. Chr.-220 n. Chr.) zu neuem Leben. Die konfuzianischen Werke, von denen einige Abschriften in der vorhergehenden Periode verloren gingen, wurden wiederhergestellt, unter die kanonischen Bücher aufgenommen und von ausgebildeten Scholaren in den nationalen Akademien gelehrt. Auf der Grundlage dieser Werke wurden später auch die Prüfungen für den Staatsdienst durchgeführt. Die Kandidaten für die Regierungsstellen wurden nämlich nach dem Umfang ihrer klassischen Literaturbildung eingestellt. Somit konnte sich der Konfuzianismus einen festen Platz in dem intellektuellen und politischen Leben Chinas sichern. Der Erfolg des Han-Konfuzianismus geht auf Tung Chung-shu zurück, der als erster ein Erziehungssystem aufgrund der Lehren von Konfuzius vorschlug. Tung Chung-shu glaubte an einen engen Zusammenhang zwischen den Menschen und der Natur. In diesem Sinne machte er die Taten eines Menschen, vor allem jene der Herrscher, für ungewöhnliche Phänomene in der Natur verantwortlich. So wird z. B. der Ausbruch eines Feuers sowie Überschwemmung, Erdbeben oder Sonnenfinsternis dem Herrscher zur Last gelegt. Da nun diese bösen himmlischen Vorzeichen als Warnung an die Menschheit verstanden werden, wird die Angst vor der Strafe des Himmels zum wirksamen Mittel, die uneingeschränkte Macht des Monarchen zu zügeln. Während der politischen Wirren, die auf den Fall der HanDynastie folgten, wurde der Konfuzianismus von den rivalisierenden Philosophien des Taoismus und des Buddhismus überschattet und verzeichnete einen zeitweiligen Rückgang. Die konfuzianischen klassischen Bücher blieben jedoch auch weiterhin die Hauptquelle, aus der die Gelehrten ihr Wissen schöpften. Aufgrund der Wiedereinführung des Friedens und des Wohlstandes durch die Tang-Dynastie (618-906) erfuhr schließlich auch die Verbreitung des Konfuzianismus einen neuen Aufschwung. Gleichfalls sicherte das Monopol an konfuzianischem Wissen den Gelehrten wieder die höchsten Positionen im Staat – der Konfuzianismus hatte sich also als Staatstheorie etabliert. Neokonfuzianismus Rege intellektuelle Tätigkeit während der Sung-Dynastie (960-1279) führte zu der Entwicklung eines neuen Systems konfuzianischen Gedankengutes, das eine Vielfalt buddhistischer und taoistischer Elemente enthält. Diese neue konfuzianische Schule wurde als Neokonfuzianismus bekannt. Die Gelehrten, die zu dieser intellektuellen Reform beitrugen, waren gleichzeitig erfahren in den anderen beiden Philosophien. Als ehemalige Lehrer der Ethik waren sie jedoch auch an Theorien zum Universum und zum Ursprung des Menschen interessiert. Der Neokonfuzianismus spaltete sich in zwei philosophische Schulen. Der bedeutendste Vertreter der einen Schule war Chu Hsi, ein hervorragender Denker, der an Ruhm nur von Konfuzius und Mencius überragt wurde. Er verlieh den konfuzianischen Lehren eine neue philosophische Grundlage, indem er die Anschauungen der Gelehrten zu einem einheitlichen System zusammenfügte. Dem von Chu Hsi vertretenen neokonfuzianischen System zufolge setzt sich jedes Ding der Natur aus zwei ureigenen Kräften zusammen: aus li, einem unkörperlichen allgemeinen Prinzip oder Gesetz, und aus ch’i, dem Stoff, aus dem alle körperlichen Dinge geschaffen sind. Während ch’i dem Wandel und der Auflösung unterliegt, bleibt li, das den unzähligen Dingen zugrunde liegende Gesetz, unveränderlich und unzerstörbar. Was die Menschheit betrifft, so identifiziert Chu Hsi das li mit der Natur des Menschen, die im Wesentlichen bei allen Menschen gleich ist. Das Verschiedenartige der Menschen führt er auf unterschiedlichen Anteil und Dichte des ch’i bei den einzelnen Individuen zurück. Demzufolge ist das ursprüngliche Wesen derjenigen, denen ein trübes ch’i zuteil wurde, dunkel und verwirrt und muss somit gereinigt werden. Reinheit wiederum kann dadurch erlangt werden, indem man sein Wissen über das li jedes einzelnen Dinges bereichert. Derjenige, der nach vielen Mühen das universelle li oder das natürliche, allen lebendigen und leblosen Dingen eigene Gesetz erforscht und verstanden hat, wird ein Weiser. Im Neokonfuzianismus bildet die hsin-Schule (Geist) den Gegenpol zur li-Schule (Gesetz). Ihr Hauptvertreter ist Wang Yang-ming, der die Einheit von Wissen und Praxis lehrte. Er geht von der Behauptung aus, dass jenseits des Geistes kein Gesetz und auch kein Ding existiert. Alle Gesetze der Natur sind lediglich im Geist enthalten, und nichts existiert außerhalb desselben. Demzufolge sollte es das höchste Bestreben eines jeden sein, „intuitives Wissen“ herauszubilden, jedoch nicht durch das Studium oder die Erforschung der natürlichen Gesetze, sondern durch intensives Nachdenken und stille Meditation. Während der Ch’ing-Dynastie (1644-1912) löste sowohl die li- wie auch die hsin-Schule heftige Reaktionen aus. Die Gelehrten der Ch’ing-Dynastie befürworteten eine Rückkehr zu dem früheren, von buddhistischen und taoistischen Ideen vermeintlich unverfälschten Konfuzianismus der Han-Ära. Aufgrund ihrer Schriften zu den konfuzianischen Klassikern entwickelten sie eine auf wissenschaftliche Methoden gestützte Kritik und bedienten sich der Philologie, Geschichte und Archäologie. Auch führten Gelehrte wie z. B. Tai Chen empiristische Betrachtungsweisen in die konfuzianische Philosophie ein. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts machte sich eine Wende in den Beschäftigungen mit der neokonfuzianischen Metaphysik bemerkbar. Die Konfuzianer beschränkten sich nicht mehr lediglich auf das Studium der Schriften, sondern bekundeten auch ein aktives Interesse an der Politik und formulierten auf der Grundlage der konfuzianischen Lehre Reformprogramme. K’ang Yu-wei, einer der Leiter der konfuzianischen Reformbewegung, unternahm den Versuch, die Philosophie zur Staatsreligion zu erheben. Aufgrund der Bedrohung Chinas durch ausländische Feinde und des dringenden Bedarfs an politischen Maßnahmen versagte die Reformbewegung. Bedingt durch das verworrene Geistesleben nach der chinesischen Revolution im Jahr 1911 wurde der Konfuzianismus als dekadent und reaktionär abgestempelt. Mit dem Zusammenbruch der Monarchie und der traditionellen Familienstruktur, aus welcher der Konfuzianismus einiges an Stärke und Unterstützung bezogen hatte, verlor er nunmehr seine Grundlage im Staat. In früheren Zeiten gelang es immer wieder, den Konfuzianismus nach Rückschlägen, mit gestärkter Kraft wieder auferstehen zu lassen. In dieser Zeit beispielloser sozialer Umwälzungen jedoch hat er seine ehemalige Fähigkeit, sich wechselnden Gegebenheiten anzupassen, eingebüßt. Nach Ansicht einiger Gelehrter wird Konfuzius auch in Zukunft als der bedeutendste Lehrer Chinas verehrt werden. Die konfuzianischen Klassiker werden gelehrt werden, und die konfuzianischen Tugenden, die in den 35 5. Grundbegriffe Alltagsredensarten und Volksweisheiten des chinesischen Volkes weiterleben, werden über viele Generationen hinweg Ecksteine der Ethik bleiben. Allerdings lässt sich bezweifeln, ob der Konfuzianismus jemals wieder die Rolle im politischen und gesellschaftlichen Leben einnehmen wird, die er während vergangener Jahrhunderte einmal innehatte. Durch den Sieg des Kommunismus in China 1949 wurde die ungewisse Zukunft des Konfuzianismus noch weiter unterstrichen. Viele im Konfuzianismus wurzelnde Traditionen wurden abgeschafft. Das Familiensystem z. B., in früheren Zeiten als zentrale konfuzianische Institution hoch geschätzt, verlor an Bedeutung. Es wurden nur wenige der konfuzianischen Klassiker veröffentlicht, und in den späten sechziger Jahren und frühen siebziger Jahren wurden öffentliche Kampagnen gegen den Konfuzianismus organisiert. New Deal, Bezeichnung für das innenpolitische Reformwerk unter US-Präsident Franklin D. Roosevelt, insbesondere der Reformmaßnahmen zwischen 1933 und 1938 gegen die Auswirkungen der Großen Wirtschaftskrise in den USA. Sowohl Roosevelt als auch der US-Kongress strebten eine deutliche Verringerung der Arbeitslosigkeit und die Wiederherstellung eines Wohlstands auf breiter Basis an. Die meisten Reformprogramme arbeitete Roosevelt mit Unterstützung des so genannten Brain Trust, einer Art Denkfabrik, aus. Diese informelle Gruppe außerhalb seiner Regierung bestand aus Wissenschaftlern, Juristen und anderen Experten, die zur Beratung des Präsidenten, insbesondere in Wirtschaftsfragen, nach Washington D.C. berufen wurden. Der Erste New Deal Roosevelts überwältigender Wahlsieg von 1932 eröffnete unter dem Druck der bislang schwersten Wirtschaftskrise in den USA den Weg für eine Gesetzesflut im Jahr 1933. Das Bankenkrisengesetz führte erstmals Bankinspektionen durch Bundesbehörden ein; vor dem Hintergrund zahlreicher Bankzusammenbrüche trug es zur Wiederherstellung des Vertrauens der Öffentlichkeit in das amerikanische Bankensystem bei. Ein zweites Bankengesetz schrieb strengere Richtlinien fest und schloss eine Einlegerversicherung über eine eigens hierzu gegründete Bundesgesellschaft ein. Zwei weitere Gesetze, eines von 1933, das andere von 1934, enthielten genaue Bestimmungen für den Wertpapiermarkt, den die neue Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) zu überwachen hatte. Andere Gesetze bezogen sich auf die Wohnungsfrage: Sie gewährten Hypothekenbeihilfen für Farmer und Hausbesitzer, indem die Bundesbehörde für Wohnungswesen Kreditgarantien für Hauskäufer gab. Eine Bundesbehörde für Sozialhilfe, die Federal Relief Administration, stockte bereits bestehende Hilfsfonds der Einzelstaaten auf. Das Zivile Aufbaukorps, Civilian Conservation Corps (CCC), bot schließlich Arbeitsbeschaffungsprogramme für junge Männer im Rahmen einer Art paramilitärischen Arbeitsdienstes an. Der US-Kongress gründete die Tennessee Valley Authority (TVA) als Entwicklungsbehörde für das gesamte Einzugsgebiet des Tennessee. Die bedeutendsten Gesetzeswerke von 1933 betrafen zentrale Wirtschaftsbereiche. Der US-Kongress verabschiedete nach einem Jahrzehnt parlamentarischen Kampfes 1933 ein komplexes neues Farmgesetz, das so genannte Landwirtschaftliche Ausgleichsgesetz, das die Anhebung der Preise für landwirtschaftliche Produkte regelte. Der National Industrial Recovery Act (NIRA, Nationales Gesetz zum Industrieaufschwung) war das revolutionärste Werk des frühen New Deal. Es bestand aus zwei Aufbauprogrammen: einem staatlichen Arbeitsbeschaffungsprogramm, das unter der Aufsicht der Public Works Administration stand, und einem Programm zur Regulierung der US-Wirtschaft und zur Sicherung des fairen Wettbewerbs. Eine Nationale Aufbaubehörde (National Recovery Administration, NRA) verabschiedete ein Bündel wettbewerbsorientierter Regelwerke für jede Industriebranche und überwachte deren Einhaltung. Der Zweite New Deal Die Hoffnungen von 1933 auf einen schnellen Wirtschaftsaufschwung erfüllten sich nicht. Einige der hastig erarbeiteten Gesetzeswerke erklärte der Oberste Gerichtshof der USA für verfassungswidrig. Diese Rückschläge und die zunehmende politische Opposition gegen Roosevelt zogen eine zweite Gesetzgebungsflut nach sich. Sie setzte 1935 ein und wurde von einigen Beobachtern als Second New Deal bezeichnet. Roosevelt nutzte jetzt die sich verschärfenden Klassengegensätze, um ein Bündnis mit den Gewerkschaften einzugehen, und griff immer schärfer die Interessengruppen der Großunternehmen an, die gegen seine Wirtschaftsprogramme opponierten. Zu den neuen Gesetzesmaßnahmen zählten u. a. Steuererhöhungen für die Wohlhabenden und eine Art Grundgesetz für die Gewerkschaften. Dieses Nationale Arbeits- und Tarifgesetz von 1935 stellte Tarifverhandlungen unter den Schutz der US-Regierung und regelte die Beschäftigungsbedingungen. Das Bundesgesetz für faire Arbeitsbedingungen von 1938 schrieb Arbeitszeiten und Mindestlöhne für Arbeiter fest. 1935 sprachen sich einige der Berater Roosevelts für eine massive Erhöhung der Staatsausgaben aus, die der Stärkung der privaten Nachfrage dienen sollte, selbst auf Kosten hoher Haushaltsdefizite. Fast fünf Milliarden USDollar, die der Kongress bewilligte, dienten der Finanzierung verschiedener Hilfsprogramme, darunter ein neues Arbeitsförderungsprogramm, für das die Nationale Arbeitsbeschaffungsbehörde Work Projects Administration (WPA) zuständig war. Die größte langfristige Bedeutung hatte das vom US-Kongress 1935 verabschiedete Gesetz zur Sozialversicherung. Daneben wurde ein groß angelegtes öffentliches Wohnungsbauprogramm ins Leben gerufen. Der Entscheidungsdruck für weitere Gesetzgebungsmaßnahmen verringerte sich nach 1937. Der Widerstand gegen eine Verlängerung des New Deal wuchs rasch, vor allem im Süden der USA; 1939 rückten die Außen- und die Verteidigungspolitik verstärkt in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Obwohl sie allein einen vollen Wirtschaftsaufschwung nicht stimulieren konnte, verschaffte die Politik des New Deal der USRegierung nicht nur stärkeren Einfluss auf die Geldversorgung und die Politik der US-Notenbank, sondern auch ein tieferes Verständnis der volkswirtschaftlichen Folgen ihrer eigenen Steuer-, Anleihen- und Ausgabenpolitik und trug dadurch dazu bei, dass die US-Regierung auf weitere Rezessionen angemessener reagieren konnte. Darüber hinaus beherrschte die New-Deal-Koalition mit ihrem Zentrum in der Demokratischen Partei auf Jahre hinaus die Wählerschaft und das ganze Land. Samurai (japanisch: „Dienender“), bewaffnetes Begleitpersonal des Adels, später Kriegerstand. Zu Beginn der Feudalzeit im 12. Jahrhundert stand die Bezeichnung für das bewaffnete Begleitpersonal eines Daimyo. Im 14. Jahrhundert bekamen die Samurai Ländereien von ihren Daimyo. Von den Bauern auf diesen Ländereien trieben sie Steuern ein. Im 15. und 16. Jahrhundert bildeten die Samurai den Rückhalt für die Armeen der Schogunate. Die Samurai hatten das Recht, zwei Schwerter zu tragen, besaßen eine eigene Gerichtsbarkeit und folgten einem Ehrenkodex (Bushido). Im 17. Jahrhundert gehörten die Samurai zur obersten Klasse in der Sozialordnung. Nach den Meijireformen wurden die Samurai teils in den Adelsstand, teils als Bürger eingereiht und büßten ihre Privilegien ein. 36 5. Grundbegriffe Schogun (auch Shogun; japanisch: „Feldherr“), hohes militärisches Amt in Japan, das von 1192 bis 1867 existierte. Der Titel wurde zum ersten Mal in der Nara-Zeit (710-784) an Generäle verliehen. Der Titel geriet dann in Vergessenheit. Minamoto Yoschinaka verlieh ihn sich selbst, nachdem er Kyoto erobert und den Kaiserhof 1183 unterworfen hatte. Nach seinem Tod verlieh der Kaiser den Titel 1192 an Minamoto no Yoritomo. Damit war das Kamakura-Schogunat mit der Hauptstadt Kamakura begründet. Nach Yoritomos Tod (1199) kamen die Hojo an die Macht. Sie setzten Aristokraten als Marionettenschogune ein. Unterbrochen wurde die Regentschaft von 1333 bis 1336 unter der Herrschaft von Kaiser Godaigo. Die Herrschaft der Schogune wurde von Ashikaga wiederhergestellt, der in einer Allianz mit den Daimyo herrschte (bis um 1470). Diese Zeit ist bekannt als das Muromachi-Schogunat, benannt nach der Residenz von Ashikaga im Stadtteil Muromachi (Kyoto). Der letzte Schogun der Ashikaga dankte 1588 ab, als die Macht bereits an Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi übergegangen war. Tokugawa Ieyasu wurde 1603 Schogun. Die Schogune der Tokugawa herrschten über 250 Jahre (Hauptstadt war Edo, heute Tokyo). Die Vorherrschaft der Tokugawa endete 1867 und damit auch das Schogunat. SEATO (South East Asia Treaty Organization; Südostasienpakt), Verteidigungsbündnis in Südostasien und dem südlichen Pazifikraum. Das Bündnis wurde am 8. September 1954 in Manila abgeschlossen und trat im Februar des Folgejahres in Kraft. Ziel war, die Ausdehnung des kommunistischen Staatensystems zu verhindern. Zu den Gründungsmitgliedern der SEATO gehörten Australien, Frankreich, Großbritannien, Neuseeland, Pakistan, die Philippinen, Thailand und die Vereinigten Staaten. Die Partner sicherten sich gegenseitige Unterstützung bei einem bewaffneten Angriff zu und verpflichteten sich zu wirtschaftlicher und technischer Zusammenarbeit. Durch ein Zusatzprotokoll wurden Laos, Südvietnam und Kambodscha in den Vertrag einbezogen. Die SEATO verfügte u. a. über einen „Rat“ mit ständigen Vertretern und einem Sekretariat (Bangkok). Nach den Austritten von Pakistan (1972) und Frankreich (1974) löste sich die SEATO am 30. Juni 1977 auf. Totalitarismus, autoritäre Regierungsform, in der alle gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen, intellektuellen, kulturellen und geistigen Aktivitäten den Zwecken der Herrschenden und der herrschenden Ideologie eines Staates untergeordnet sind. Einige wichtige Merkmale unterscheiden den Totalitarismus, eine dem 20. Jahrhundert eigentümliche Form der Autokratie, von älteren autokratischen Herrschaftsformen wie Despotismus, Absolutismus und Tyrannei. In den älteren Formen der Autokratie konnten die Menschen in vergleichsweiser Unabhängigkeit leben und arbeiten, solange sie sich von der Politik fern hielten. Im modernen Totalitarismus wird der Mensch dagegen völlig den Wünschen und Launen einer politischen Partei oder ihrer Führer unterworfen. In den älteren Autokratien regierte ein Monarch oder ein anders titulierter Aristokrat, der gemäß eines Prinzips wie dem des göttlichen Rechtes der Könige regierte, wohingegen der moderne totalitäre Staat von einer politischen Partei regiert wird, deren Ideologie umfassende Autorität beansprucht und keinen konkurrierenden Anspruch auf Loyalität oder Gewissen zulässt. Totalitäre Regierungen Totalitäre Regime gab es z. B. in Deutschland während der nationalsozialistischen Herrschaft, in der UdSSR vor allem unter Jossif Stalin sowie in Italien unter Benito Mussolini. Die Partei und ihre Werkzeuge Unter einem totalitären Regime wird die ganze Gesellschaft einer hierarchischen Organisation unterworfen, in der jeder Einzelne einem anderen in einer höheren Stellung verantwortlich ist – mit der einzigen Ausnahme des höchsten Führers, der niemandem Rechenschaft schuldig ist. Alle gesellschaftlichen Gruppen, die nicht der Regierung angehören, werden entweder völlig zerschlagen oder gleichgeschaltet, um den Zwecken der Partei und des Staates zu dienen. Die völlige Unterwerfung des Einzelnen wurde durch die fortgeschrittene bürokratische Organisation und industrielle Technik ermöglicht. Zu den entscheidenden Merkmalen totalitärer Diktaturen zählen das Monopol der Massenkommunikationsmittel, eine ausgesprochen starke, die Bevölkerung terrorisierende Geheimpolizei sowie eine zentralistisch kontrollierte Wirtschaft. Kontrolle der Massenkommunikationsmittel Aufgrund des Monopols der Massenkommunikationsmittel ist die regierende Partei in der Lage, die öffentliche Meinung weitgehend zu manipulieren und einen freien Informationsfluss zu verhindern. Das gesamte Verlagswesen von Zeitungen, Zeitschriften und Büchern sowie Radiound Fernsehsendungen, Theateraufführungen und Filmschaffen sind zentralistisch kontrolliert und gelenkt. Alle Schriftsteller, Redner, Schauspieler, Komponisten und Dichter werden durch von der Partei überwachte Organisationen kontrolliert und bedürfen für die Ausübung ihres Berufs einer staatlichen Genehmigung. In der Regel müssen sie Parteimitglieder sein. Über die Zensur wird in allen Massenmedien eine parteikonforme Berichterstattung sichergestellt und eine freie Meinungsbildung unterdrückt. Waffenmonopol Das absolute Waffenmonopol der Einheitspartei ist ein weiteres Merkmal des totalitären Staates. In den totalitären Staaten, die keine rechtlichen Mittel zur Veränderung einer Regierung zulassen, besitzen Volksrevolutionen wie die Aufstände in der DDR 1953 und in Ungarn 1956 kaum eine Aussicht auf Erfolg, weil der Staat nicht zögert, diese Waffen zur Niederschlagung der unbewaffneten Opposition einzusetzen, wie bei den Protesten auf dem Tiananmenplatz in China 1989. Kontrolle der Wirtschaft Die zentralistisch kontrollierte Wirtschaft versetzt den totalitären Staat in die Lage, seine Bevölkerung planmäßig auszubeuten. So können alle Ressourcen auf ein einziges militärisches Unternehmen konzentriert werden. Die totalitäre Wirtschaft ermöglicht es dem Herrschaftsapparat, die Arbeitenden zu kontrollieren und sie in Abhängigkeit von der Regierung zu halten. Kritik an den herrschenden Zuständen mündet häufig in ein Berufsverbot. Vierzehn Punkte (Wilson-Deklaration), Programm des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson für eine Friedensordnung nach dem 1. Weltkrieg. Wilson verkündete seine Vierzehn Punkte am 8. Januar 1918 in seiner Jahresbotschaft vor beiden Häusern des USKongresses. Die Alliierten nahmen die Vierzehn Punkte zunächst wohlwollend auf, die Mittelmächte lehnten sie ab. Als sich für Deutschland aber die Aussichtslosigkeit eines Siegfriedens abzeichnete, suchte es auf der Grundlage der Vierzehn Punkte bei den Alliierten um Frieden nach, um harte Friedensbedingungen und hohe Reparationen zu vermeiden. Die Alliierten erklärten sich jedoch erst nach erheblichen Modifikationen bereit, die Vierzehn Punkte als Basis für einen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen zu akzeptieren. Wilsons 14. und wichtigster Punkt wurde im Völkerbund verwirklicht, der als Ergebnis der Pariser Friedenskonferenz von 1919 gegründet wurde. Die Vierzehn Punkte waren: (1) Verzicht auf Geheimdiplomatie zugunsten offener internationaler Verhandlungen; (2) Garantie der Freiheit der Meere in 37 5. Grundbegriffe Friedens- und in Kriegszeiten, sofern die Meere nicht ganz oder teilweise durch international sanktionierte Maßnahmen gesperrt sind; (3) Abbau möglichst aller Handelsschranken und Schaffung gleicher Handelsbedingungen auf internationaler Ebene; (4) internationale Abrüstung, soweit sie mit der öffentlichen Sicherheit vereinbar ist, (5) Beilegung kolonialer Streitigkeiten unter Berücksichtigung der Interessen sowohl der Kolonialmächte als auch der Kolonialvölker; (6) Räumung der besetzten russischen Gebiete durch die Mittelmächte unter dem Vorbehalt der Selbstbestimmung und Aufforderung an das bolschewistische Russland, sich an der internationalen Kooperation zu beteiligen; (7) Räumung und Wiederherstellung Belgiens; (8) Räumung und Rückgabe der besetzten französischen Gebiete einschließlich Elsass-Lothringens; (9) Korrektur der italienischen Grenzen entsprechend den klar erkennbaren Nationalitätengrenzen; (10) Autonomie für die Völker Österreich-Ungarns; (11) Räumung und Wiederherstellung Serbiens, Montenegros und Rumäniens mit einem Zugang zum Meer für Serbien; (12) Autonomie für die Völker im Osmanischen Reich und Internationalisierung der Dardanellen; (13) Errichtung eines unabhängigen Polen mit freiem Zugang zum Meer und (14) Einrichtung eines Völkerbundes zur gegenseitigen Garantie der politischen Unabhängigkeit und der territorialen Integrität. 6. Literatur 8. Egner, Misenta: Mensch und Politik, Friedenserhaltung – Friedensgestaltung, Schroedel Schulbuchverlag, Hannover 1995 9. Egner, Misenta: Mensch und Politik, Mensch und Politik, Schroedel Schulbuchverlag, Hannover 1995 10. Geiss, Ballof, Fricke-Finkelnburg (Hrsg.): Epochen und Strukturen, Grundzüge einer Universalgeschichte, Band II, Vom Absolutismus bis zur Gegenwart, Verlag Moritz Diesterweg, Frankfurt/M. 1996 11. Golecki: Geschichte der USA, Buchners Kolleg. Themen Geschichte, Bamberg 2000 12. Kieseow, Schorlemmer, Helmut: Soziale Marktwirtschaft, Schroedel Schulbuchverlag, Hannover 1992 13. Mickel, Wiegand: Geschichte, Politik und Gesellschaft, Band 1, Von der Französischen Revolution bis zum Ende des 2. Weltkrieges, Cornelsen Verlag Hirschgraben, Frankfurt/M. 1988 14. Microsoft® Encarta® 98 Enzyklopädie. © 1993-1997 Microsoft Corporation. 1. Autorenkollektiv: Kursbuch Geschichte, Berlin/Brandenburg, Von der Antike bis zur Gegenwart, Cornelsen Verlag / Volk und Wissen Verlag, Berlin 2001 6. Ballhausen, Bernlochner, Herrmann, Kochendörfer, Ortgies, Schwalm, Völker: Geschichte und Geschehen, Ausgabe N, Ernst Klett Schulbuchverlag, Stuttgart 1995 15. Offergeld, Schulz: Krieg und Frieden, Friedensordnungen und Konflikte vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Verlag Ferdinand Schöning, Schroedel Schulbuchverlag, Paderborn 1994 16. Smith, Dan: Der Fischer Atlas Kriege und Konflikte, Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt/M. 1997 17. Weber, Pfädtner: Vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart, C.C. Buchners Verlag, Bamberg 1995 7. Egner, Kraume, Müller, Renz, von Schrötter, Vöhringer, Vollmer: Geschichte SII, Wege in die Moderne, Deutschland, die USA und Russland im 19. Jahrhundert, Schroedel Schulbuchverlag, Hannover 1994 38