CVUA Stuttgart Teil D: Diagnostik und Tiergesundheit 107 108 Jahresbericht 2007 1. Rinder Untersuchungen von Rindern und Kälbern konzentrieren sich überwiegend auf Tierkörper, Organ-, Blut-, Milch- und Kotproben, die im Zusammenhang mit Krankheitsfällen und Bestandsproblemen untersucht werden. Hinzu kommen Untersuchungen für Überwachungsprogramme und Untersuchungen auf BSE/TSE. Zur Sektion wurden im Berichtsjahr 40 Rinder gebracht - deutlich mehr Tierkörper als im Vorjahr (29). Des weiteren erhielten wir 137 Kälber sowie 19 Rinderköpfe und 94 Aborte zur Untersuchung. Rinder, Kälber und Aborte werden meistens dann zur Untersuchung gebracht, wenn schon ein erheblicher Schaden durch Tierverluste oder Leistungseinschränkung eingetreten ist oder die Therapie des Bestandes noch keine Erfolge zeigt. Bei Köpfen steht oft auch die Klärung von zentralnervösen Einzeltiererkrankungen und die Klärung melde- oder anzeigepflichtiger Erkrankungen im Vordergrund. D: Diagnostik und Tiergesundheit nehmen sie einen besonders schweren Verlauf. In 81 Fällen wurde M. haemolytica als Krankheitserreger aus Organen und aus Nasentupfern isoliert. Pasteurella multocida konnte in 15 Fällen aus Organen und 27 mal aus Nasentupfern angezüchtet werden. In 3 Fällen wurde das Virus der Infektiösen Bovinen Rhinotracheitis (IBR) angezüchtet. Bei 15 erwachsenen Rindern und 5 Kälbern konnte das Bovine Respiratorische Synzytialvirus (BRSV) nachgewiesen werden. Aus dem direkt zur virologischen Untersuchung gebrachten Material gelang in 5 von 55 untersuchten Fällen der Nachweis von Antigen des BRS-Virus und in 80 % der 480 Rinderblutproben waren Antikörper gegen das BRS-Virus nachweisbar. Diese Tiere hatten Feld- oder Impfkontakt mit dem Erreger und waren somit immun. Um bei klinischen Verdachtsfällen künftig die Infektiöse Bovine Rhinotracheitis möglichst rasch diagnostizieren zu können, wurde 2007 eine molekularbiologische Untersuchungsmethode (PCR) neu eingeführt. Sie ermöglicht nun eine rasche Abklärung des Verdachts binnen eines Arbeitstages gegenüber der langwierigen Virusanzüchtung. Blauzungenkrankheit Die bis 2006 in Europa nur in den südlichen Mittelmeerländern aufgetretene Blauzungenkrankheit (BT) hat 2007 auch Baden-Württemberg erreicht. Neben Schafen sind vor allem auch Rinder betroffen. Bei dem Erreger der BT handelt es sich um ein Virus, das durch diverse Mückenarten (Gnitzen) beim Stich übertragen wird (siehe auch Fachbeitrag zur Blauzungenkrankheit unter www.cvua-stuttgart.de). Die ersten Rinder mit Verdacht auf Blauzungenkrankheit kamen im September 2007 zur Sektion. Die Tiere waren tot oder moribund aufgefunden worden und ein Tier ist in der Geburt verendet. Bei allen 4 Rindern, bei denen das Virus der Blauzungenkrankheit als Todesursache nachgewiesen werden konnte, lagen Erosionen in der Maulschleimhaut und im Labmagen sowie Blutungen in den inneren Organen vor. Bei knapp 50 % aller auf BT-Virus untersuchten Blutproben aus Verdachtsbeständen konnte Virusantigen nachgewiesen werden. Erkrankungen des Atmungsapparates Erkrankungen der Atemwege, der Lunge und des Brustfells werden bei erwachsenen Rindern über 100 kg Körpergewicht häufig diagnostiziert. Es handelt sich meistens um Faktorenerkrankungen unter Beteiligung von Viren und Bakterien, die unter dem Begriff Rindergrippekomplex zusammengefasst werden. Bei Beteiligung von Mannheimia haemolytica Mykobakterium avium ssp. hominisuis bei Rindern Nicht nur Erreger der Tuberkulose, sondern auch die zu den Mykobakterien des sog. Mycobakteriumavium-intracellulare-Komplexes (MAIC) gehörenden Arten Mycobacterium avium subsp. avium und M. a. subsp. hominisuis können beim Menschen zu Infektionen führen. Da die letzten beiden genannten Subspezies von Tieren auf überwiegend immungeschwächte Menschen übertragen werden können, kommt diesen Erregern als sog. Zoonose-Erreger besondere Bedeutung zu. Der Infektionsweg ist noch nicht restlos geklärt. Eine orale Übertragung gilt als sehr wahrscheinlich. Schweine, Hunde und Wildtiere können erkranken und den Erreger in die Umwelt streuen. Daher soll an dieser Stelle über 2 Fälle eines Nachweises von M. a. subsp. hominisuis bei Rindern berichtet werden. Ein Rind wurde zu diagnostischen Zwecken getötet, weil es wiederholt auf den Tuberkulintest positiv reagiert hatte. Das zweite war nach Kurzatmigkeit verendet und stammte aus einem Bestand, in dem 2005 Tuberkulose amtlich festgestellt worden war. Keines der Rinder zeigte die typischen morphologischen Anzeichen der RinderTuberkulose. Das erste Tier zeigte histologisch eine Hepatitis mit Nekrosen und das zweite Rind ist an einer katarrhalisch-eitrigen Pneumonie mit hochgradig geschwollenen Bronchiallymphknoten verendet. Bei der kulturellen Untersuchung am Friedrich- 1. Rinder Botulismus Nicht nur beim Menschen kann Botulismus zu lebensbedrohlichen Erkrankungen führen, sondern auch bei unseren Haustieren. Obwohl Botulismus durch ein Bakterium hervorgerufen wird, handelt es sich nicht um eine Infektionskrankheit, sondern um eine Intoxikation durch Bakteriengifte (Botulinumtoxine), die außerhalb des Tierkörpers gebildet wurden. Die von Clostridium botulinum gebildeten Neurotoxine (Nervengifte) gehören zu den wirksamsten biologischen Giften, die wir kennen. Sie werden mit verunreinigtem Futter aufgenommen. C. botulinum vermehrt sich besonders gut auf eiweißreichem Substrat unter Luftabschluss, z.B. auf Tierkadavern in Silage, so dass selbst eine kleine verweste Maus mehrere Rinder töten kann. Das klinische Bild ist im typischen Fall durch eine schlaffe Lähmung der Kaumuskulatur, der Zunge, des Schwanzes, der Gliedmaßen und später der Atemmuskulatur geprägt. Da Botulismus keine erkennbaren Veränderungen am Tierkörper verursacht, kommen solche Rinder zum Ausschluss anderer wichtiger Krankheiten zur Sektion und zur Entnahme des geeigneten Probenmaterials für eine gezielte Laboruntersuchung. Bei 2 Rindern aus 2 Betrieben konnte auf diese Weise das Botulinum-Neurotoxin A/B/E im Blut und im Darminhalt nachgewiesen und somit Botulismus als Todesursache diagnostiziert werden. Salmonellose Salmonellen-Infektionen stellen EU-weit aufgrund vieler Infektionsfälle bei Mensch und Tier (Zoonose) nach wie vor ein Problem dar. Deshalb werden alle Salmonellen-Fälle registriert und die Salmonellose des Rindes aufgrund der möglichen Kontamination von Milch staatlich bekämpft. Die wichtigsten Salmonellenserovare S. Typhimurium und S. Enteritidis konnten im Rahmen bakteriologischer Untersuchungen aus insgesamt 4 413 Kot- und Organproben 66 mal (S. Typhimurium) aus 9 Betrieben und 9 mal (S. Enteritidis) aus 5 Betrieben angezüchtet werden. Darüber hinaus waren bei 3 Sektionstieren die Salmonellenserovare S. Thyphimurium, S. Enteritidis und S. Abony nachweisbar. Stuttgart 109 Pararauschbrand Pararauschbrand ist eine durch das Bakterium Clostridium septicum ausgelöste Wundinfektion mit Gasödembildung bei Weiderindern. Sie verläuft wie Rauschbrand unter Fieber mit Allgemeinstörung und raschem Tod infizierter Tiere. Verletzungen jeder Art, auch Klauen- oder Geburtsverletzungen, lösen das dramatisch verlaufende Krankheitsbild aus. Bei 5 Rindern konnte Pararauschbrand als Todesursache diagnostiziert werden. In einem Fall waren 2 Rinder gleichzeitig betroffen. Beide hatten auf der gleichen Weide gestanden und waren tot vom Besitzer aufgefunden worden. Aufgrund des dramatischen Verlaufs wurde zunächst eine Vergiftung als Straftat vermutet, die jedoch durch die Sektion und eine bakteriologische Untersuchung rasch widerlegt werden konnte. Erkrankung des Gehirns Beim Auftreten zentralnervöser Störungen wird oft nur der Kopf zur Untersuchung gebracht. Leider mangelt es stets an einem neurologisch-klinischen Vorbericht, der für eine gezielte histologische Untersuchung bestimmter Hirnregionen notwendig wäre. Aus diesem oder anderen Gründen gelang eine Klärung der zentralnervösen Störungen bei nur 10 von 19 eingesandten Köpfen. Die meisten Köpfe werden zur Abklärung anzeige- oder meldepflichtiger Erkrankungen gebracht. In fünf Fällen wurde Listeriose, in weiteren fünf Fällen ein sog. parahypophysärer Abszess als Ursache der nervösen Störungen festgestellt. In einem Fall trat eine infektiöse septikämischthrombosierende Meningoencephalitis (ISTME) verursacht durch das Bakterium Histophilus somni auf. Aborte und Fortpflanzungsstörungen Alle auf Grund von Abortfällen zur Untersuchung gebrachten Eihäute und Feten wurden zusätzlich zur makroskopischen Beurteilung histologisch, bakteriologisch-kulturell sowie molekularbiologisch (PCR) auf Infektionen mit Chlamydien und/oder Coxiellen untersucht. Coxiella burnetii ist als Erreger des Q-Fiebers ein besonders gefürchteter Zoonoseerreger und Ursache infektiöser seuchenhafter Aborte und erhöhter Sterblichkeit neugeborener Kälber. Neben Aborten können auch Nachgeburtsverhaltungen und Lungenentzündungen bei Jungtieren auftreten. In 9 Aborten wurde mittels PCR Coxiella burnetii nachgewiesen. Chlamydophila abortus ist als Zoonoserreger bekannt und gilt ebenfalls als Ursache infektiöser Aborte und Fortpflanzungsstörungen infolge von Entzündungen des Genitaltraktes. In 14 untersuchten Nachge- D: Diagnostik und Tiergesundheit Löffler-Institut Jena konnte in beiden Fällen M. a. subsp. hominisuis nachgewiesen werden. Dieses Beispiel zeigt, dass in solchen Fällen die pathologischanatomische in Verbindung mit einer histologischen und bakteriologischen Untersuchung zur Abgrenzung einer Mykobakteriose gegenüber einer Tuberkulose unerlässlich ist. CVUA 110 Jahresbericht 2007 burten und Feten wurden Chlamydien als Abortursache nachgewiesen. Ein weiterer wichtiger, zu den einzelligen Parasiten gehörender Aborterreger ist Neospora caninum. Dieser Parasit wurde mittels PCR in fünf der 94 untersuchten Feten und Eihäuten als Ursache gehäufter Aborte identifiziert. In einigen Fällen lagen histologisch fassbare Gewebeveränderungen, wie Entzündungen des Herzens, der Muskulatur, des Gehirnes und der Leber vor, was die Pathogenität des Erregers belegt. Ca. 11 % der auf Antikörper gegen N. caninum untersuchten Blutproben waren positiv. Weitere im Berichtszeitraum nachgewiesene infektiöse Aborterreger waren Arcanobacterium pyogenes, Salmonella Thyphimurium, Mannheimia haemolytica. Missbildungen führen oft zu Aborten. So konnten bei 4 Kälbern verschiedene fetale Missbildungen festgestellt werden. In zwei Fällen wurde das ätiologisch ungeklärte Bild der fetalen angeborenen Leberzirrhose, der sog. Mottled Liver, diagnostiziert und in je einem Fall ein akzessorischer Thymus und eine Aplasie eines Teils des Colon ascendens und descendens. Weitere nichtinfektiöse Ursachen für Aborte und Todesfälle neugeborener Kälber waren Skelettmuskeldystrophien (Vitamin E-/Selen-Mangel) und neonatale Hypoxie (Sauerstoffmangel aufgrund unreifer Lunge oder Fruchtwasseraspiration). Kälber In unserem Untersuchungsgut wird der Begriff Kalb auf Saugkälber und Jungrinder bis zum Alter von einem Jahr und einem Gewicht von 100 kg angewandt. Der Tod von Kälbern oder ein verzögertes Wachstum nach schwerer Erkrankung bedeutet einen großen wirtschaftlichen oder auch züchterischen Schaden für einen Landwirt. Erkrankung des Verdauungsapparates Tödlich endender Durchfall oder Blähung des Bauches sind die häufigsten Vorberichte, welche die Tierhalter veranlassen, die Tierkörper zur Sektion zu bringen. Bei 85 der 137 zur Untersuchung gebrachten Kälber deutete bereits der Vorbericht auf eine Störung des Verdauungsapparates hin. Der größte Teil aller Magen-Darm-Erkrankungen ist multifaktoriell bedingt. Je nach Erkrankungsdauer und Art der Behandlungen finden wir bei der Sektion Entzündungen des Labmagens, des Dünndarmes und des Dickdarmes als sog. Abomasoenteritis-Komplex in variierenden Formen und Schweregraden. Im Rahmen hi- D: Diagnostik und Tiergesundheit stologischer Untersuchungen des Darmes können in vielen Fällen erste oder bestätigende Hinweise auf die Beteiligung eines oder mehrerer Krankheitserreger gefunden werden. In den mikrobiologischen Laboren werden verschiedene primär und sekundär pathogene Erreger festgestellt, welche oft kombiniert auftreten und somit die Schwere des Krankheitsverlaufes entscheidend bestimmen. Im frühen Stadium konnten aus Kotproben von Durchfallkälbern in 30 % der Fälle Rota- und in 10 % der Fälle Coronaviren mittels ELISA festgestellt werden. Andere geringer pathogene Viren wie Toroviren können unter dem Elektronenmikroskop zusätzlich entdeckt werden. Stets kommt es durch die Viren zu einer Störung der natürlichen Darmflora, meist mit starker Vermehrung pathogener E. coli-Keime, deren Virulenzgene mittels PCR nachgewiesen werden können. Zusätzlich konnten bei 19 Kälbern Kryptosporidien und bei 2 Kälbern Betatoxin-bildende Clostridium perfringensKeime isoliert werden. Fütterungs- oder haltungsbedingte Faktoren spielen zwar eine wichtige Rolle, können aber von unserer Seite nur als Vermutung mit in die Beurteilung eines Falles einbezogen werden. Erkrankungen des Atmungsapparates Entzündung der Lunge und des Brustfells mit tödlichem Ausgang waren in 16 Fällen aufgetreten. Bei Infektionen mit Mannheimia haemolytica sind vielfach ältere Kälber betroffen. Die Infektion kann bei perakutem bis akutem Verlauf zum Tod führen. Unter den wichtigsten Viren, die auch oftmals Wegbereiter für die Mannheimia-Infektionen sind, sind Parainfluenzaviren zu nennen. Diese Viren waren in Nasentupfern in 5 Fällen nachweisbar. Sonstige Erkrankungen Paratuberkulose Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP), der Erreger der Paratuberkulose oder John’schen Krankheit, ruft bei Rindern eine chronische Darmentzündung mit Abmagerung hervor. Der Erreger steht im Verdacht, an der Entstehung des Morbus Crohn beim Menschen beteiligt zu sein. Aus beiden Gründen wird langfristig die Sanierung der Rinderbestände angestrebt. Zur Zeit wird die Untersuchung auf freiwilliger Basis durchgeführt. Der direkte Erregernachweis im Rinderkot gelang in 8 der 180 mittels Ziehl-Neelsen-Färbung untersuchten Proben. Hier werden säurefeste Stäbchen nachgewiesen. Bei der serologischen Blutuntersuchung auf Antikörper waren 176 der 2 317 untersuchten Blutproben, somit ca. 11 %, positiv. 2. Schweine Die bovine Virusdiarrhoe/Mucosal disease (BVD/MD) stellt immer noch eine der bedeutendsten Viruskrankheiten in Rinderbeständen dar. Allgemeine Fruchtbarkeitsstörungen, Aborte, akute Erkrankungen mit Todesfällen und Immunsuppression bei infizierten Kälbern charakterisieren diese Virusinfektion. Ein bundesweit einheitliches Sanierungsprogramm ist in Planung. Unsere Untersuchungsergebnisse beziehen sich allerdings ausschließlich auf Proben aus verdächtigen Beständen. Während serologische Untersuchungen Aufschluss über den Durchseuchungsgrad eines Bestandes geben, dienen Methoden des direkten Erregernachweises der Ermittlung persistent infizierter Tiere (virämische Tiere), die das Infektionsgeschehen im Bestand durch permanente Virusausscheidung aufrecht erhalten. Diese Tiere sind es auch, denen im Rahmen von Bestandssanierungen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden muss. Insgesamt wurden 3 941 Blutproben mit Hilfe der ELISA-Technik und des Immundiffusionstestes auf Antikörper gegen das BVD/MD-Virus getestet. Von diesen Proben zeigten ungefähr 30 % eine positive Reaktion. In Untersuchungen von 832 Blutproben mittels Capture-ELISA-Tests für den direkten Nachweis von BVD/MD-Viren erwiesen sich 4,6 % der Tiere als infiziert. BSE Die routinemäßige Untersuchung auf BSE von Rindern wurde auch dieses Jahr fortgesetzt. Erfreulicherweise konnten weder im Rahmen der 1 465 Normalschlachtungen noch der 170 aus besonderem Anlass geschlachteten Rindern BSE-Prionen gefunden werden. Mastitis Euterentzündungen verursachen neben Fruchtbarkeitsstörungen die größten Verluste in der Milchviehhaltung und sind zusätzlich von lebensmittelhygienischer Relevanz. Für Milcherzeuger wie auch für Konsumenten ist deshalb die Eutergesundheit unserer Milchtiere von allergrößtem Interesse. Zur mikrobiologischen und zytologischen Untersuchung wurden 14 913 Gemelkproben von Milchkühen eingesendet. Mit diesem Probenmaterial wurden insgesamt 40 771 Untersuchungen durchgeführt. Etwa die Hälfte dieser Proben wurde vom Eutergesundheitsdienst aus Milchviehbeständen entnommen, die mit Problemen wie Anstieg der Zellzahlen, Häufung von Mastitiden oder Auftreten von Galt-Mastitiden betroffen waren. Weitere Einsendungen erfolgten durch praktische Tierärzte und Tierbesitzer zur Einleitung Stuttgart 111 einer gezielten Mastitis-Behandlung (Erregerisolierung und Resistenzbestimmung) und zur Kontrolle des Behandlungserfolgs. Bei den im Rahmen dieser Untersuchungen isolierten Mastitiserregern dominierten in diesem Jahr wie auch in den Vorjahren Staphylokokken und Streptokokken, die zusammen 84 % der insgesamt isolierten Mastitiserreger ausmachten. Streptococcus agalactiae, der Erreger der hochkontagiösen Galt-Mastitis, blieb erfreulicherweise wie im letzten Jahren unter einem Anteil von 1,5 %. Einen weiteren Schwerpunkt bildete mit etwa 19,6 % des Probenaufkommens die monatliche Bestandsüberwachung der fünf im Regierungsbezirk Stuttgart zugelassenen Vorzugsmilchbetriebe. Aus diesen Betrieben wurden insgesamt 2 928 Proben entnommen und nach den strengen Kriterien der Vorzugsmilchgewinnung gemäß der Milchverordnung/Tier-LMHV beurteilt. So wurden im Berichtsjahr 354 Tiere (12 %) aufgrund erhöhter Zellgehalte vorübergehend von der Gewinnung von Vorzugsmilch ausgeschlossen. Dieser Anteil ist in Hinblick auf die strengen Vorgaben als erfreulich gering anzusehen und dürfte auch das Resultat der intensiven amtlichen Überwachung sein. 2. Schweine Von den vier baden-württembergischen Regierungsbezirken weist Stuttgart mit Abstand die höchste Schweinedichte auf. Damit ist die Diagnostik von Schweinekrankheiten mit 27 000 Proben im Berichtsjahr ein besonderer Schwerpunkt im CVUA Stuttgart. Unterstrichen wird dies durch die hohe Probenanzahl der zur Sektion gebrachten Schweine (992) sowie eine große Anzahl sonstiger Untersuchungen. Diese wurden hauptsächlich durch die fünf Tierärzte des Schweinegesundheitsdienstes, unseren wichtigsten Auftraggebern, als auch durch praktizierende Tierärzte angefordert. Weiterhin werden die serologischen Untersuchungen auf Porcine Parvovirus, Mycoplasma hyopneumoniae und Actinobacillus pleuropneumoniae zentral für Baden-Württemberg durchgeführt. Magen-Darm- und Atemwegserkrankungen Die meisten der im CVUA Stuttgart untersuchten Ferkel (353 von 761) wiesen Magen-DarmErkrankungen auf. Hierbei trat am häufigsten eine katarrhalische Enteritis (288 Fälle) auf, daneben hämorrhagische (22) und nekrotisierende Enteritiden (15). Bei 16 Ferkeln wurden Magengeschwüre diagnostiziert, bei 12 eine proliferative Enteropathie, zu der D: Diagnostik und Tiergesundheit Bovine Virusdiarrhoe/Mucosal disease CVUA 112 Jahresbericht 2007 auch das Krankheitsbild der PIA (proliferative intestinale Adenomatose) gehört. Als Ursache von Durchfallerkrankungen spielt der Zoonoseerreger Salmonella auch beim Schwein immer wieder ein Rolle. So konnten bei Ferkeln in 30 Fällen Salmonellen nachgewiesen werden. Außerdem wurden zahlreiche Infektionen mit Lawsonia intracellularis, Brachyspira hyodysenteriae und Brachyspira pilosicoli nachgewiesen. Atemwegserkrankungen, die bei 278 Ferkeln und 86 Schweinen nachgewiesen wurden, bildeten im Berichtsjahr einen weiteren diagnostischen Schwerpunkt. Hauptsächliche Manifestation waren eitrigkatarrhalische Bronchopneumonien (Bronchien- und Lungenentzündung bei 98 Ferkeln und 25 Schweinen), interstitielle Pneumonien (81 Ferkel, 17 Schweine) und fibrinöse Pleuropneumonien (Lungen- mit Brustfellentzündung) (18 Ferkel, 21 Schweine). Andere Pneumonien sowie Mischformen wurden bei 81 Ferkeln und 23 Schweinen diagnostiziert. Verursachende Erreger, soweit nachweisbar, waren Actinobacillus pleuropneumoniae (16 Nachweise), Mycoplasma hyopneumoniae (24), Porcine Reproductive and Respiratory Syndrome (PRRS)-Virus (130) sowie das Influenzavirus (10). Abortdiagnostik Wie schon im Jahr 2006 wird das CVUA Stuttgart zunehmend zur Klärung der Ursache von Aborten zu Rate gezogen. Die Ursachenfindung ist hier oft schwierig, da oftmals auch nicht infektiöse Faktoren ein Rolle spielen können. Bei den 130 pathologisch-anatomisch untersuchten Fällen konnte 23 mal das Porzine Circovirus 2 und 19 mal das PRRS-Virus nachgewiesen werden. Salmonellen waren in drei Fällen am Abortgeschehen beteiligt, Chlamydia-/Chlamydophila-Keime ließen sich in 32 Fällen nachweisen. Im Folgenden werden zwei Krankheiten vorgestellt, die 2007 eine besondere Rolle spielten. Glässersche Krankheit Der Erreger der Glässerschen Krankheit, Haemophilus parasuis, entwickelte sich im Jahr 2007 zu einer der häufigsten und wirtschaftlich bedeutsamsten Krankheitsursachen beim Schwein. Da dieser Keim oftmals von einer Begleitflora überwachsen wird und sehr langsames Wachstum zeigt, geben die PCRErgebnisse ein genaueres Bild tatsächlicher Infektionshäufigkeiten. In 180 Fällen konnte H. parasuis molekularbiologisch nachgewiesen werden. Der Erreger verursacht Entzündungen seröser Häute vor allem der Körperhöhlen, der Organe und der Gelenke, D: Diagnostik und Tiergesundheit so dass das Krankheitsbild neben Pneumonien und Pleuritiden auch Peritonitiden, Perikarditiden, Polyserositiden und Arthritiden umfasst. Allerdings ist zu beachten, dass H. parasuis auch auf der Schleimhaut gesunder Tiere vorkommen kann, so dass pathologische Befunde in Verbindung mit dem Erregernachweis entscheidend sind. Porzines Circovirus 2 – eine alte Erkrankung in neuem Gewand Seit 2002 ist das CVUA Stuttgart in der Lage, das Genom des Porzinen Circovirus 2 (PCV-2) mittels PCR nachzuweisen. Im Jahr 2007 gelang der PCV2-Nachweis aus pathologischem und virologischem Untersuchungsgut in 279 von 588 Fällen (47,4 %). Die weite Verbreitung und die Klinik, die dieses Virus hervorruft, sind seit langem bekannt: Als typisch für eine PCV-2-Infektion galten bisher neben der serofibrinösen Glomerulonephritis (Nierenentzündung) vor allem Dermalnekrosen (Hautnekrosen), die als sog. PDN-Syndrom (Porzines Dermonekrotisches Syndrom) bezeichnet werden. Im Jahr 2007 zeigte sich jedoch eine auffällige Änderung des Krankheitsbildes: Während die serofibrinöse Glomerulonephritis – häufig in Zusammenhang mit perakuten Todesfällen – insbesondere bei Mastschweinen nach wie vor sehr häufig anzutreffen war, kamen Dermalnekrosen nur noch in wenigen Fällen vor. Diese Verlagerung des Krankheitsbildes wurde auch von der Tierärztlichen Hochschule Hannover bestätigt. Tierschutzfälle Die Untersuchungen der Todesursache von Schweinen in der Pathologie sind nicht nur im Hinblick auf Krankheitserreger und Schäden aufgrund von Haltungsfehlern bedeutsam, sondern können auch Aufschluss über möglicherweise vorliegende tierschutzwidrige Handlungen geben. Auch wenn solche Fälle Einzelfälle bleiben, zeichnen sie sich nicht selten durch schwerwiegende Verstöße gegen das Tierschutzgesetz aus. Ein Landwirt stellte bei seinen Schweinen Verstopfung fest. Ohne die Ursache abzuklären, versuchte er mittels eines Gartenschlauchs einen Einlauf zu machen. Zwei Schweine verendeten infolge der dadurch erlittenen Darmverletzungen mit nachfolgender Bauchfellentzündung. In einem anderen Fall wurden 3 Ferkel mit dem Vorbericht therapieresistenter Husten zur Untersuchung gebracht. Die Tiere wurden unsachgemäß getötet und wiesen multiple Rippenbrüche und innere Verletzungen auf. Parasitologische Untersuchungen Parasiten spielen auch in der Haltung von Schweinen in Ställen nach wie vor eine Rolle, teilweise sogar vermehrt aufgrund des engen Kontakts der gehaltenen Tiere zueinander. Aus diesem Grunde werden alle Herdbuch-Zuchtbetriebe vom Schweinegesundheitsdienst jährlich einmal parasitologisch untersucht. Auch die meisten der in der Pathologie eingelieferten Tierkörper werden einer parasitologischen Untersuchung unterzogen. Insgesamt wurden im Jahr 2007 an 899 Schweinekotproben parasitologische Untersuchungen durchgeführt. Hierbei wurden Infektionen mit dem einzelligen Parasiten Isospora suis bei 14 % der untersuchten Ferkel nachgewiesen. Bei dieser Infektion kommt es bei Saugferkeln im Alter von 5 – 14 Tagen zu starkem wässrigem, übel riechendem Durchfall. Danach entwickelt sich eine sog. Altersresistenz. Ältere Ferkel können aber immer noch I. suis ausscheiden, auch wenn kein Zusammenhang zwischen Isospora-Befall und Durchfall mehr zu erkennen ist. Überraschend war das Ergebnis der bei Sektionstieren, die an einer katarrhalischen Typhlitis litten, durchgeführten Untersuchungen auf den einzelligen Darmparasiten Balantidium coli. Bei 64 % der untersuchten Tiere lag eine Balantidien-Infektion vor. Bakteriologische Untersuchungen Neben Tierkörpern und Organen werden auch Tupfer- und Kotproben bakteriologisch untersucht. Die Polymerase Chain Reaction (PCR) gewinnt hier zunehmend an Bedeutung und ergänzt die konventionellen bakteriologischen Untersuchungsmethoden. Insbesondere bei der Differenzierung von Bakterienspezies und zum Nachweis von Toxin-Genen leistet sie wertvolle Dienste. Zur Identifizierung von Darmerkrankungserregern spielt die Salmonellendiagnostik beim Schwein eine bedeutende Rolle. Salmonellen gehören immer noch zu den wichtigsten Zoonoseerregern, wobei neben dem Wirtschaftsgeflügel auch das Schwein zunehmend in den Fokus intensiverer Untersuchungen im Rahmen nationaler Prävalenzstudien rückt. So konnten immerhin in 54 von insgesamt 1 556 Proben das auch für den Menschen besonders pathogene Salmonellenserovar S. Typhimurium und in weiteren 23 Fällen andere Salmonellentypen als Ursache von Durchfallerkrankungen verantwortlich gemacht werden. Die Clostridiendiagnostik stützt sich zum einen auf die Anzucht dieses anaerob wachsenden Bakteri- CVUA Stuttgart 113 ums, zum anderen auf die PCR zum Nachweis von Beta 1- und Beta 2-Toxingenen. Diese Toxine werden für schwere nekrotisierende Enteritiden bei Ferkeln verantwortlich gemacht. Das Beta 2-Toxingen wurde mit 161 positiven Befunden deutlich häufiger nachgewiesen als das Beta 1-Toxingen mit 4 Nachweisen. Bei den Brachyspiren, den Erregern der Schweinedysenterie, wird mittels PCR zwischen den seltener vorkommenden Infektionen mit Brachyspira hyodysenteriae- (18 von 205 Proben positiv) und den häufiger vorkommenden B. pilosicoli-Infektionen (43 von 205 Proben positiv) differenziert. Lawsonia intracellularis, der Erreger der Porzinen proliferativen Enteritis (PPE), konnte mittels PCR in 73 von 265 Proben nachgewiesen werden. Die weite Verbreitung von Chlamydien/Chlamydophila, die als Aborterreger beim Schwein eine bedeutende Rolle spielen, wird durch den Chlamydiennachweis mittels PCR in 32 von insgesamt 242 Proben verdeutlicht. Bei den bakteriellen Erregern von Atemwegserkrankungen spielt neben dem schon erwähnten Haemophilus parasuis, Mycoplama hyopneumoniae und Actinobacillus pleuropneumoniae auch Pasteurella multocida eine besondere Rolle. Aus 293 von 1 060 Bestandsproben ließen sich Pasteurella multicodaKeime anzüchten und in 17 dieser Proben konnte mittels PCR das toxA-Gen nachgewiesen werden. Dieses codiert das die Schnüffelkrankheit überwiegend hervorrufende Toxin. Virologische Untersuchungen Nach wie vor spielt das Porcine Respiratory and Reproductive Syndrome Virus (PRRS) eine tragende Rolle bei Erkrankungen in der Schweinezucht und -mast. In 2 768 der insgesamt 5 183 untersuchten Blutproben konnten Antikörper gegen PRRS nachgewiesen werden, was einem Anteil von über 53 % entspricht und die Bedeutung dieses Erregers unterstreicht. Das Virusgenom selbst kann mittels PCR in Blut- und Organproben nachgewiesen werden. Hierbei ist eine Unterscheidung zwischen dem amerikanischen Virustyp, der in PRRS-Impfstoffen verwendet wird, und dem europäischen Virustyp möglich. In 1 330 Proben wurde in 166 Fällen der europäische Stamm, in 90 Fällen der amerikanische Virusstamm gefunden. Bis 2006 galt die Regel, dass es sich bei amerikanischen Stämmen ausschließlich um Impfstämme, bei europäische Stämmen hingegen um Feldvirusstämme handelt. Durch die Etablierung eines neuen Lebendimpfstoffes unter der Verwendung eines europäischen Stammes ist diese einfache Zuordnung jedoch nicht mehr gegeben. D: Diagnostik und Tiergesundheit 2. Schweine 114 Jahresbericht 2007 D: Diagnostik und Tiergesundheit Influenza-A-Infektionen Magen-Darm-Erkrankungen Die Schweinegrippe“ ist eine ernstzunehmende Er” krankung, die nicht nur mit hohem Fieber, Erkrankungen des Atmungstraktes und schweren Störungen des Allgemeinbefindens, sondern auch mit Aborten und Todesfällen einhergehen kann. Mehrere Influenza-Subtypen kommen in der Schweinepopulation vor. Da das Überstehen einer Infektion mit einem Subtyp nicht gegen andere Subtypen schützt, kommen häufig Mehrfachinfektionen vor. Die Diagnostik stützt sich zum einen auf den direkten Nachweis des Influenzagenoms mittels PCR: In 14 von 93 untersuchten Proben gelang es, Influenzavirus-RNA nachzuweisen. Den weitaus größeren Teil der Proben machten jedoch die serologischen Untersuchungen mittels Hämagglutinationshemmungstest aus. Es wurden 1 355 Proben auf den Subtyp H1N1 untersucht, jeweils 630 Proben zusätzlich auf die Influenzasubtypen H1N2 und H3N2. Die Seroprävalenz in den untersuchten Proben liegt bei über 90 % für H1N1 und H1N2 sowie bei über 80 % für H3N2. Die Ganzkörper- und Organsektionen von Pferden und Fohlen lieferten wie jedes Jahr eine Reihe spannender Fälle. So führten Verdauungsstörungen unterschiedlicher Ursache bei mehreren Pferden im vergangen Jahr zum Tode. Bei einem Pferd lag eine Blinddarmverlagerung gepaart mit Bandwurmbefall vor, bei einem anderen wurde ein durchgebrochenes Dünndarmgeschwür mit anschließender Bauchfellentzündung diagnostiziert. Ein weiteres Pferd starb an den Folgen einer hochgradigen Magen-Darm-Parasitose. Die Wanderung von Larven, sogenannter großer Strongyliden, führte zu typischen thrombosierenden Gefäßwandentzündungen in den Gefäßen entlang des Dickdarms, in der Folge zu Koliksymptomen und letztlich zum Tod. Im Hinblick auf prophylaktische Behandlungen hat diese Diagnose besondere Bedeutung. Europäische Schweinepest (ESP) Schon 2006 war im CVUA Stuttgart eine Realtime PCR-Methode zum Nachweis der Europäischen Schweinepest (ESP) etabliert worden. Im Jahr 2007 wurde nun aufgrund einer Empfehlung des Nationalen Referenzlabors für ESP (Friedrich-Löffler-Institut, FLI) der Antigen-ELISA zum Nachweis von ESP vollständig durch die Real-time PCR ersetzt. Die Empfehlung leitete das FLI von den Ergebnissen eines Ringversuchs ab, der die Überlegenheit der PCR gegenüber dem ELISA eindrucksvoll bestätigte. Von den insgesamt 3 068 serologisch und virologisch auf ESP untersuchten Proben reagierte keine positiv. 3. Pferde Wie bereits im vergangenen Jahr stieg die Anzahl der angeforderten Untersuchungen bei Pferden in diesem Berichtsjahr weiter an. Dies betraf insbesondere die bakteriologische und parasitologische Untersuchung. Während im Labor Pathologie die Anzahl der Einsendungen von Tierkörpern und Organen im Vergleich zu den Vorjahren in etwa konstant blieb, verdoppelte sich in den letzen Jahren hingegen die Zahl der untersuchten Aborte auf 20. Leptospirose Bakterielle Infektionen führten bei drei Pferden aufgrund einer Sepsis bzw. einer Enterotoxämie sowie bei einem Fohlen im Verlauf einer perakuten Leptospirose zu Todesfällen. Bei der durch LeptospirenKeime verursachten Infektionskrankheit werden die Zellen der Gefäßkapillaren geschädigt, wodurch unterschiedlich stark ausgeprägte Krankheitsbilder mit Anämie, Gelbsucht und Blutharnen entstehen. Bei dem in der Pathologie sezierten Fohlen lag das klassische Bild einer septischen Allgemeininfektion mit Blutungen in Organen und Geweben vor sowie eine hochgradige Nieren- und Leberschwellung. Allerdings fehlte aufgrund des perakuten Geschehens die typischerweise bei der Leptospirose vorkommende Gelbsucht, wodurch die Diagnose primär erschwert wurde. In dem 90 Tiere umfassenden Bestand war es bereits das zweite verendete Fohlen, ein weiteres Tier war mit Fieber erkrankt. Daher wurde im Bestand gezielt auf Leptospirose untersucht. Dabei wurden bei einem Pferd im Urin mittels PCR Leptospiren und bei 17 weiteren Tieren Antikörper gegen diese Erreger nachgewiesen. Die Leptospirose verläuft häufig chronisch oder ohne klinisch feststellbare Symptome, kann aber auch wie in diesem Fall perakut verlaufen. Die Leptospirose ist eine wichtige sog. Zoonose, da diese auch auf den Menschen übertragen werden kann und schwere Infektionen bei Mensch und Tier verursachen kann. Die Feststellung von Krankheitsund Todesursachen bei Tieren ist somit nicht nur für die Gesundheit unserer Haustiere sondern auch für die des Menschen von großer Bedeutung. 4. Schafe und Ziegen Aborte Die Untersuchungen von Pferde-Aborten ergaben im Berichtsjahr bei zwei Fällen selten vorkommende Arten von Missbildungen: bei einem Abort einer Irish Tinker Stute lag ein Zwergwuchs mit Unterkiefermissbildung (Brachygnathia inferior) infolge fehlender Thymusausbildung (Thymusaplasie) vor. Bei einem weiteren Abort einer Araber-Stute wurden zahlreiche Missbildungen gleichzeitig vorgefunden: eine Verkürzung des Oberkiefers (Hypognathia superior) sowie eine Schädelmissbildung mit fehlender Augenanlage. Wichtig ist es, bei vorliegenden Missbildungen zu prüfen, ob erbliche Faktoren bekannt sind, die zu familiären Häufungen führen können, um ggf. frühzeitig den Deckeinsatz eines Hengstes oder auch die Zucht mit einer Stute einzustellen. So kommt z.B. bei Araberpferden die Unterentwicklung des Thymus (Thymushypoplasie) als Erbleiden mit 2 % relativ häufig vor. Bei dem hier geschilderten Fall ist daher eine genetische Untersuchung der Elterntiere zu empfehlen. Bei dem zweiten dargestellten Fall mit multiplen Missbildungen ist eher von einem spontanem Auftreten auszugehen. CVUA Stuttgart 115 sitologische Untersuchungen möglich. Nur so können Schäden und Verluste in der Pferdehaltung verhindert werden. Deckinfektionen Die bakteriologischen Untersuchungen von Genitaltupferproben von Stuten und Hengsten als Voraussetzung zur Zulassung zur Zucht dienen der Vermeidung von Deckinfektionen und werden während der Decksaison zwingend gefordert. So wurden im Berichtsjahr insgesamt 1 056 Stutentupferproben (über 10 % mehr als im Vorjahr) untersucht. Bei 272 Stuten führte das Ergebnis der bakteriologischen Untersuchung aufgrund des Nachweises von ß-hämolysierenden Streptokokken sowie bei weiteren 78 Stuten aufgrund kultureller Nachweise von pathogenen Keimen wie Actinobacillus equuli, Staphylococcus aureus, Klebsiellen oder Pseudomonas aeruginosa oder wegen starker Keimgehalte (Hefen, E. coli oder Pseudomonaden-Spezies) zum vorläufigen Deckausschluss. 4. Schafe und Ziegen Im Berichtsjahr ist – vor allem aufgrund vermehrter Einsendungen durch den Pferdegesundheitsdienst (PGD) – die Zahl der parasitologischen Untersuchungen mit 388 Proben zum wiederholten Male um 50 % angestiegen. In den vom PGD betreuten Fohlenaufzuchtbetrieben werden Jungtiere unterschiedlicher Herkunft für die Dauer von 2-3 Jahren in Herden gehalten. Eine konsequente Entwurmungsstrategie ist unabdingbar, um bei hohem Infektionsdruck die Fohlen gesund aufwachsen zu lassen (siehe Todesfall durch Magen-Darm-Parasitose). Die zusätzliche parasitologische Untersuchung gibt zudem Auskunft über den Entwurmungserfolg. Das Beprobungsintervall lag im Berichtsjahr zwischen 1- und 5-mal jährlich mit Kotproben von 10 bis 30 Pferden pro Betrieb. Bei zwei Betrieben ergaben die Beprobungen den Nachweis von Bandwürmern. Eine nachhaltige Behandlung gegen Bandwürmer ist bei Pferden extrem schwierig, da bei Weidegang auf den selben Weiden des Vorjahres trotz Entwurmung der Tiere eine Wiederinfektion wahrscheinlich ist. Dies liegt daran, dass die Zwischenstadien (Cysticercoide) in den Zwischenwirten (Moosmilben) 2 Jahre lang überleben und auch Eier überwintern können. Eine langfristige Entwurmung gegen Bandwürmer ist nur durch konsequente Behandlung in Verbindung mit Weidewechsel und regelmäßiger Kontrolle des Erfolges durch para- Der Großteil aller Untersuchungen bei Schafen und Ziegen wurde im Rahmen der Tierseuchenüberwachung und von Sanierungsprogrammen durchgeführt. So sind im Jahr 2007 etwa 80 % von fast 15 000 Proben auf Krankheiten wie Carpine-ArtritisEnzephalitis (CAE), Maedi-Visna-Virus (MVV), Bruzellose und Scrapie untersucht worden. Aber auch Abklärungen akuter Bestandsprobleme und Einzeltierdiagnostik blieben unverzichtbar. Hierbei wurden insgesamt 213 Tierkörper zur Feststellung der Todesursache und 604 Kotproben auf Parasiten untersucht. Magen-Darm-Erkrankungen Bei den Verlusten in der Schaf- und Ziegenhaltung spielen die durch Parasiten hervorgerufenen Magen-Darm-Erkrankungen, die oftmals auch zum Tode führen, eine führende Rolle. Behandlung und Prophylaxe sind hierbei teilweise recht kostspielig. Die meisten Magen-Darm-Erkrankungen sind auf die in Verdauungsorganen parasitierenden Würmer zurückzuführen. Eine Diagnose wird in diesem Fall über den Nachweis der Wurmeier im Kot gestellt. Zu den häufigsten Befunden zählen Trichostrongyliden mit 413 Nachweisen, gefolgt von Nematodirus battus (140) und dem Bandwurm Monezia (111). Nur 17 % D: Diagnostik und Tiergesundheit Fohlenaufzucht 116 Jahresbericht 2007 der insgesamt 604 mittels Flotationsverfahren untersuchten Kotproben erwiesen sich als negativ in Bezug auf Wurmeier. Die im Jahr 2006 eingeführte Differenzierung zwischen N. filicollis und N. battus konnte im Jahr 2007 erstmals ausgewertet werden. Besonders bei Lämmern verursacht eine Infektion mit N. battus große Verluste. Die Tiere leiden an schwerer Darmentzündung mit wässrigem Durchfall und verenden innerhalb weniger Tage nach den ersten Krankheitserscheinungen. Bei 200 Schafen wurden N. battus sowie N. filicollis nachgewiesen und nicht selten kamen beide Parasiten auch als Doppelinfektion vor. Insgesamt überwog jedoch der Anteil an N. battus (140 Proben). Die häufigsten Nachweise wurden in den Monaten Mai bis Juli geführt. Ein fataler Befall mit diesen Parasiten kann verhindert werden, indem Jungtiere in den ersten Weidemonaten prophylaktisch bzw. vor allem auf der Basis parasitologischer Untersuchungen behandelt werden. Neben den Untersuchungen auf Magen-DarmWürmer ist auch der Kokzidien-Nachweis von großer Bedeutung. Die Infektion mit diesen einzelligen Parasiten zeichnet sich durch blutige Durchfälle und Gewichtsverluste aus und führt oft bei Jungtieren zum Tode. Kokzidien-Nachweise blieben im Vergleich zum Vorjahr in etwa konstant und ergaben bei 89 % der Schafe und 78 % der Lämmer ein positives Ergebnis, wobei bei den erwachsenen Schafen überwiegend schwach positive Nachweise geführt wurden. Bei den Lämmern hingegen dominierten stark positive Befunde (von 24 Proben mit massenhaftem Befall wurden 21 Nachweise bei Lämmern geführt). Oft werden die Parasitosen von bakteriellen Infektionen begleitet. So konnte Clostridium perfringens in 72 Fällen bei Schafen und in 10 Fällen bei Ziegen nachgewiesen werden. Parasiten begünstigen aufgrund von Darmläsionen schwere, durch toxinbildende C. perfringens-Stämme verursachte Krankheitsbilder. So gelang bei den insgesamt 69 getesteten C. perfringens-Stämmen, die mittels PCR auf Toxingene (β 1-, β 2, Epsilon- und Iota-Toxin) getestet wurden, in 40 Fällen ein positiver Nachweis. Blauzungenkrankheit Die Blauzungenkrankheit (Bluetongue Disease, BT) ist eine anzeigepflichtige Infektionserkrankung der Wiederkäuer, die von bestimmten Stechmückenarten (Gnitzen) übertragen wird und sich bei erkrankten Tieren durch Fieber, Schleimhautläsionen und Ödeme äußert. Die Sterblichkeit in den betroffenen Herden liegt insgesamt bei etwa 2,5 %, bei den erkrankten Tieren jedoch bei bis zu 40 %. Von dem Bluetongue Virus (BTV), das zur Familie der Reoviren D: Diagnostik und Tiergesundheit gehört, sind 24 Serotypen bekannt. Für die aktuellen Ausbrüche in Mitteleuropa ist Serotyp 8 (BTV8) verantwortlich. Die ersten BT-Fälle in Deutschland wurden im August 2006 registriert. Im Jahr 2007 haben die Neuinfektionen schon einen seuchenartigen Charakter angenommen. Im September 2007 war auch Baden-Württemberg mit den ersten Ausbrüchen nicht mehr BTV-frei. Im Rahmen dieses Seuchenerstausbruches in Baden-Württemberg wurden insgesamt 861 Blutproben von Schafen und Ziegen auf Antikörper gegen das BT-Virus untersucht. Davon waren 27 Seren positiv. Bei 25 Proben konnten wir zusätzlich mittels PCR das Virusgenom nachweisen. Lentivirusinfektionen Ein Virus des Genus Lentivirus (Familie Retroviridae) ist Auslöser der Caprinen Arthritis-Enzephalitis (CAE) der Ziege und Maedi-Visna (MV) des Schafes. Beide Erkrankungen gehören zu der Gruppe sogenannter Slow-Virus-Infektionen, bei denen sich die ersten klinischen Symptome erst nach einer jahrelangen Inkubationszeit deutlich bemerkbar machen. Dabei resultieren die wirtschaftlichen Schäden sowohl aus Handelsbeschränkungen für die betroffenen Herden als auch aus Tierverlusten, da beide Krankheiten unheilbar sind und tödlich enden. Deshalb ist es das Ziel, durch regelmäßige serologische Untersuchungen die Betriebe von CAE und MV frei zu bekommen und zu halten. Im Jahr 2007 konnten unter den 3 084 untersuchten Ziegenproben bei 36 Seren Antikörper gegen das CAE-Virus nachgewiesen werden. Von 918 untersuchten Schafproben wiesen 13 MV-Antikörper auf. Scrapie und Prionprotein-Genotypisierung Zusammen mit BSE (Bovine Spongiforme Enzephalopathie) und der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit des Menschen gehört Scrapie (Traberkrankheit) zur Gruppe der Transmissiblen Spongiformen Enzephalopathien (TSE). Nach heutigem Stand der Wissenschaft sind für die TSE-Erkrankungen pathologisch veränderte Eiweiße (Scrapie- oder Proteinase K-resistente Prionproteine, abgekürzt PrPsc oder PRPres ) verantwortlich. Da die Prionen weder zu den Viren, noch zu den Bakterien gehören, werden sie als neuartige Erreger bezeichnet. Die Ablagerung von pathologischen PrP-Molekülen in den Nervenzellen führt zum Zelltod und in der Folge zu Funktionsstörungen des Gehirns. Die Infektion verläuft sehr langsam, so dass die klinischen Symptome bei den Tieren erst im Alter von vier bis fünf Jahren auftreten. Neben den Verhaltensänderungen werden Bewegungsstörungen und Juckreiz beobachtet. Eine Behandlung oder vorbeugende Immunisierung gegen 5. Geflügel, Zier-, Zoo- und Wildvögel TSE ist nicht möglich, so dass bei allen Tieren eine Infektion mit pathologisch veränderten Prionproteinen tödlich endet. Wie BSE unterliegt auch Scrapie einem EU-weiten Überwachungsprogramm. Eine von der EU bestimmte Anzahl geschlachteter und verendeter Schafe wird jährlich auf TSE getestet. Von den 1 909 am CVUA Stuttgart untersuchten Gehirnproben konnten bei einem Schaf Scrapie-Prionen nachgewiesen werden. Ein weiterer Aspekt in der Bekämpfung der Traberkrankheit stellt die Prionprotein-Genotypisierung von Schafen dar. Aufgrund der Erkenntnis, dass die Resistenz von Schafen gegen die klassische Form der Scrapie eng mit deren Genotyp verbunden ist, konnten Schafe mit Hilfe der sog. PrionproteinGenotypisierung in 5 Genotypklassen eingeteilt werden. Während in der Zucht nahezu ausschließlich Tiere der Genotypklasse 1 (ARR/ARR) eingesetzt werden, sollen TSE-anfälligere Tiere der Genotypklassen 3 bis 5 von der Zucht ausgeschlossen werden. Von insgesamt 1 663 untersuchten Tieren konnten 460 Schafe der Genotypklasse 1 zugeordnet werden. CVUA Stuttgart 117 die staatlich bekämpft wird. Die schwersten Erkrankungsfälle und die höchste Sterblichkeit werden bei Hühnern und Puten beobachtet. Wildvögel, insbesondere Wildenten und Wildgänse, stellen ein natürliches Reservoir für die Influenza A Viren dar und erkranken normalerweise nicht. Dem im Jahre 2006 erstmals in Deutschland aufgetretenen hochpathogenen Virusstamm H5N1 Asia fallen jedoch auch sie zum Opfer. In Baden-Württemberg wurde vom Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum ein Forschungsprogramm Wildvögel und Vogelgrippe“ gestartet. Lan” desspezifische Fragestellungen im Hinblick auf das Vorhandensein von Vogelgrippeviren in Wildvogelpopulationen sowie mögliche Ausbreitungswege im Land sollen aufgeklärt werden. Das CVUA Stuttgart ist hierbei an 3 Projekten beteiligt. Insgesamt wurden 1 554 Wildvögel und 1 085 Nutzgeflügel auf aviäre Influenza untersucht. Der Virusnachweis war nur bei 2 Wildenten aus dem Landkreis Göppingen bzw. Heidenheim positiv. Es handelte sich nicht um die hochpathogenen Typen H5 und H7. 5. Geflügel, Zier-, Zoo- und Wildvögel Im Vordergrund standen wie auch in den vergangenen Jahren die Untersuchungen an Tierkörpern und Proben von Nutzgeflügel. Dabei wurden die meisten Proben vom Geflügelgesundheitsdienst Stuttgart eingesandt. Insgesamt wurden im Berichtsjahr 10 184 Proben untersucht, davon 1 630 Tierkörper, 2 085 Kotproben, 2 371 Blutproben, 514 Organproben, 2 539 Tupferproben, 646 Eier und 399 sonstige Proben. Dies entspricht einer Steigerung von etwa 16 % gegenüber dem Vorjahr. Aus der Vielzahl unterschiedlicher Untersuchungen werden im folgenden diejenigen Bereiche herausgegriffen, die entweder von öffentlichem Interesse sind, Bedeutung für die menschliche Gesundheit haben oder interessant für praktische Tierärzte und Vogelhalter sein können. Aviäre Influenzaviren Die hochpathogenen Typen H5 und H7 des Influenza A Virus verursachen beim Nutzgeflügel die Klassische Geflügelpest, eine verlustreiche Tierseuche, Die beiden Salmonellenserovare S. Enteritidis und S. Typhimurium haben große Bedeutung als Erreger infektiöser Darmentzündungen beim Menschen. Der Eintrag in die Lebensmittelkette erfolgt häufig über infizierte Hühnereier oder daraus hergestellte Produkte. Da dieses Problem nahezu alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union betrifft, wurden in der EUVerordnung EG Nr. 2160/2003 die Untersuchungspflichten für Legehennenbestände sowie Maßnahmen für infizierte Bestände vorgeschrieben. Die Umsetzung des europäischen Rechts soll in Deutschland durch die Neufassung der HühnerSalmonellenverordnung erfolgen. Danach müssen in Legehennenbeständen mit mehr als 350 Hennen vierteljährlich Kotproben, Sockentupfer oder Staubproben entnommen und auf Salmonellen untersucht werden. Einmal im Jahr werden die Proben durch die Veterinärämter entnommen, die übrigen Untersuchungen sind sogenannte betriebseigene Kontrollen. Die Untersuchungspflicht wird im Jahr 2008 beginnen, Sanktionen für Betriebe mit Nachweis von S. Enteritidis oder S. Typhimurium (Verbot der Vermarktung, evtl. Bestandstötung) sind ab 2009 vorgesehen. Im Vorgriff auf diese Rechtsvorgaben wurde in Baden-Württemberg schon im 4. Quartal 2007 mit finanzieller Unterstützung der Tierseuchenkasse im Rahmen eines Salmonellose-Programms mit den Un- D: Diagnostik und Tiergesundheit Salmonellen (Zoonose) 118 Jahresbericht 2007 tersuchungen begonnen. Diese Untersuchungen sollen die bisherigen freiwilligen Selbstkontrollen der Legehennen-Halter ablösen. Insgesamt wurden 32 Betriebe untersucht. In 2 Betrieben wurde S. Enteritidis nachgewiesen. Untersuchungsergebnisse belegen, dass ein Eintrag potentiell krankmachender Salmonellen nicht nur durch Hühnereier, sondern auch durch Puten- und Masthähnchenfleisch erfolgen kann. So konnte bei 900 Untersuchungen an Tierkörpern und Proben von Puten in 11 Fällen S. Saintpaul, in 3 Fällen S. Hadar und in einem Fall S. Senftenberg nachgewiesen werden. Geflügeltuberkulose (Zoonose) Die Zahl der im Berichtszeitraum erfassten Fälle von Geflügeltuberkulose bei Nutzgeflügel ist im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Die Diagnose wurde bei 2 Hühnern, 1 Ente und 1 Gans gestellt. In allen Fällen handelte es sich um Tiere aus kleinbäuerlichen Haltungen. Aufgrund der Möglichkeit der Übertragung des Erregers Mycobacterium avium auf den Menschen, sind Eier und Fleisch infizierten Nutzgeflügels für die menschliche Ernährung nicht geeignet. Betroffene Bestände müssen umfassend saniert werden. Psittakose und Ornithose (Zoonose) Nach der Psittakose-Verordnung vom 20.12.2005 kann die Psittakose bei Papageien und Sittichen nur dann amtlich festgestellt werden, wenn der Erreger der Spezies Chlamydophila psittaci nachgewiesen worden ist. Diese Bedingung wird am CVUA Stuttgart durch den Einsatz einer im Rahmen einer Doktorarbeit entwickelten speziesspezifischen Real-time PCR erfüllt. Chlamydophila psittaci kann vom Vogel auf den Menschen übertragen werden, bei dem sich die Krankheit wie ein schwerer grippaler Infekt äußert und oft mit einer Lungenentzündung einhergeht. Psittaciden zeigen gesträubtes Gefieder, Apathie, Atemnot, Durchfall, Bindehautentzündung und Nasenausfluss, können aber auch ohne vorherige Symptome plötzlich verenden. Bei Tauben stehen Atembeschwerden im Vordergrund; dabei sind häufig knackende Atemgeräusche zu vernehmen. Im Berichtszeitraum wurden hierzu 149 Untersuchungen durchgeführt. 10 Kotproben und 5 Tierkörper ergaben positive Ergebnisse. Die betroffenen Sittiche stammten aus Zoogeschäften sowie privaten Haltungen. D: Diagnostik und Tiergesundheit Pseudotuberkulose (Zoonose) Die Erkrankung wurde bei 2 Puten in Auslaufhaltung, die im Alter von 10 Wochen unter unspezifischen Symptomen verendet waren, nachgewiesen. Aus der entzündlich veränderten Leber wurde direkt der ursächliche Erreger, Yersinia pseudotuberculosis, isoliert. Das Wirtsspektrum von Yersinia pseudotuberculosis ist breit und umfasst verschiedenste Vögel, Säugetiere – vor allem Nager – sowie den Menschen, der sich durch Erregerübertragung vom Tier infizieren kann (Zoonose). Der Keim kann sich unter bestimmten Bedingungen auch in der Umwelt vermehren. Die Einschleppung erfolgt meist über latente Träger wie Ratten und Mäuse oder kontaminiertes Futter. Pasteurellose Pasteurella multocida verursacht bei Nutzgeflügel eine ansteckende und verlustreiche Infektionskrankheit, die auch als Geflügelcholera bezeichnet wird. Nach nur wenigen Tagen Krankheitsdauer mit gestörtem Allgemeinbefinden, Atemschwierigkeiten und Austritt von Schleim aus Schnabel und Nase kommt es zu Todesfällen. Der Eintrag in den Bestand kann durch freilebende Wildvögel oder Haustiere wie Hunde, Katzen oder Schweine erfolgen. Pasteurella multocida ist bei verschiedenen Säugetieren oftmals ein normaler Bewohner der Maul- und Nasenschleimhaut und kann durch Bisse auf Vögel übertragen werden. Während diese Übertragungsart sicherlich ein seltenes Ereignis darstellt, kommt der Übertragung von Vogelstämmen große Bedeutung zu. Im Berichtszeitraum diagnostizierten wir Pasteurellose als Todesursache in einem Hühner- und einem Putenbestand sowie bei einer Straßentaube. Ornithobacterium rhinotracheale (ORT) ORT hat als Erreger von Atemwegsinfektionen bei Puten und Hühnern große Bedeutung. Symptome sind Störung des Allgemeinbefindens, Nasenausfluss, Niesen, Ödeme im Bereich der Nasennebenhöhlen, Atemgeräusche und hochgradige Atemnot mit Schnabelatmung. Verendete Tiere zeigen Lungenödeme, ein- oder beidseitige eitrige Lungenentzündung sowie eitrige Luftsackentzündung. Gleichzeitig vorliegende durch andere Bakterien oder Viren verursachte Infektionen führen zur Verstärkung des Krankheitsbildes. ORT hat ein breites Wirtsspektrum und wurde schon aus Enten, Gänsen, Perlhühnern, Wachteln, Rebhühnern, Fasanen, Straußen, Shukarsteinhüh- nern, Möwen und Saatkrähen isoliert. Inwieweit diesen Arten eine Bedeutung für den Eintrag in Putenund Hühnerbestände zukommt, ist noch unklar. Aus 36 Beständen wurden 322 Blutproben von Puten und Masthähnchen auf Antikörper gegen ORT untersucht. 84 Proben aus 21 Beständen zeigten positive Ergebnisse und belegen die weite Verbreitung dieses Erregers. Der Keim selbst wurde aus 4 Mastputenbeständen und einem Legehennenbestand z.T. mehrfach isoliert. Darmviren Mit Hilfe der unlängst im Hause etablierten Elektronenmikroskopie wurden 265 Kot- oder Darminhaltsproben von Puten- und Hühnerküken untersucht. Dabei gelang in 59 Fällen der Nachweis von Rota-, Corona- und vereinzelt auch Astroviren. Rotavirusinfektionen sind bei Huhn, Pute, Ente, Fasan, Perlhuhn und Taube weit verbreitet. Sie führen meist nur bei Jungtieren zu Durchfall, der oft mit vermindertem Wachstum einhergeht und auch zum Tode führen kann. Coronaviren verursachen bei Puten eine Darmentzündung, an der ebenfalls vor allem Jungtiere erkranken. Symptome sind Durchfall, verminderte Fresslust und Austrocknung. Die Durchseuchung in einer Herde kann bis zu 100 % betragen, die Sterblichkeit schwankt zwischen 5 und 50 %. Eine Beteiligung der Coronaviren an einer multifaktoriellen Erkrankung der Pute, dem sogenannten Poult Enteritis and Mortality Syndrome (PEMS), wird diskutiert. Am PEMS der Puten sind auch Astroviren beteiligt, die zu erhöhter Mortalität und Wachstumsstörungen führen. Bei Hühnern sind Astroviren als Verursacher von Nierenentzündungen beschrieben. Im Rahmen einer Doktorarbeit wurde in unserem Hause mit einer epizootiologischen Studie über die Rolle von Rota-, Corona- und Astroviren als Erreger von Entzündungen des Magen-Darm-Traktes bei Puten begonnen. Da Viren aus den genannten Gattungen auch beim Menschen, vor allem bei Kindern, zu Darminfektionen führen, soll abgeklärt werden, ob die genannten Geflügelviren eventuell als Zoonoseerreger eine Rolle spielen könnten. Der Nachweis zahlreicher Reoviren im Darminhalt eines Dompfaffs, der an einer hochgradigen Darmentzündung verendet war, zeigt, dass virale Darminfektionen auch bei Zier- und Wildvögeln eine Rolle spielen können. Hier besteht jedoch noch erheblicher Forschungsbedarf. CVUA Stuttgart 119 Pilzinfektionen (Mykosen) Schimmelpilze der Gattung Aspergillus, insbesondere Aspergillus fumigatus, haben sowohl bei Ziervögeln als auch bei Nutzgeflügel eine große Bedeutung als Erreger von Atemwegsinfektionen. Die Haltung von Papageien und Sittichen aus tropischen Ländern in Wohnräumen bei niedriger Luftfeuchtigkeit begünstigt die Ansiedelung von Schimmelpilzen im Atmungstrakt der Vögel. Die Symptome sind mit chronischer Schwäche und Abmagerung meist unspezifisch. Erst im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu Atembeschwerden als Ausdruck einer fibrinösen, granulomatösen Entzündung von Lungen und Luftsäcken. Eine solche Infektion mit Aspergillus fumigatus konnten wir im Berichtszeitraum bei einem Mohrenkopfpapagei und einem Bergsittich nachweisen. Bei einem Pfirsichköpfchen wurde eine Infektion der oberen Atemwege mit Schimmelpilzen der Gattung Penicillium und Hefepilzen diagnostiziert. Auch bei einer Straßentaube, die mit Vergiftungsverdacht zur Untersuchung kam, wurde eine Infektion mit Aspergillus fumigatus festgestellt. Aspergillus fumigatus war auch die Ursache für mit Husten einhergehende Atemwegserkrankungen in 3 Mastputenbeständen. In feuchtem und warmem Milieu kommt es in Substraten wie kotverschmutzter Einstreu oder in mit Kot verunreinigten Futter- und Trinkwasserbehältern zum Pilzwachstum und zur Bildung von Sporen, welche von den Tieren eingeatmet werden. Prädisponierend ist eine herabgesetzte Immunabwehr durch Fehler im Management, wie z.B. schlechte Hygiene und Lüftung, oder begleitende bakterielle Infektionen. Schwarzkopfkrankheit Die auch Histomonadose genannte Erkrankung wird durch Histomonas meleagridis, ein einzelliges Geißeltierchen, verursacht. Hauptsächlich sind Puten betroffen, es können aber auch Hühnervögel und Pfauen erkranken. Die Parasitose tritt vor allem bei Freilandhaltung auf. Die Eier von Blinddarmwürmern (Heterakis gallinarum) und Regenwürmer spielen dabei eine Rolle als sog. Stapelwirte, die zu einer Anhäufung dieses Parasiten führen. Futterverweigerung, Abmagerung, schwefelgelber übelriechender Durchfall und blau-schwarze Verfärbung im Kopf-Halsbereich einschließlich der Kopfanhänge lassen oft schon eine Verdachtsdiagnose zu. Bei der Sektion findet man dann unregelmäßig runde kokardenartige Nekroseherde in der Leber sowie gelbe fibrinöse Ausgüsse der Blinddärme. D: Diagnostik und Tiergesundheit 5. Geflügel, Zier-, Zoo- und Wildvögel 120 Jahresbericht 2007 Diese Veränderungen sind pathognomonisch, d.h. eindeutig kennzeichnend für diese Erkrankung. Der Erreger kann histologisch im Lebergewebe durch eine Spezialfärbung (PAS) nachgewiesen werden. Zusatzstoffe im Putenfutter zur Verhinderung der Histomonadose sind mittlerweile aus Gründen des Verbraucherschutzes und der Lebensmittelsicherheit EU-weit verboten. Dadurch stehen derzeit keine für eine Therapie zugelassenen Arzneimittel mehr zur Verfügung. Dies führt einerseits dazu, dass die Histomonadose wieder verstärkt auftritt, und andererseits, dass in Mastputen-Intensivhaltungen erkrankte Herden aus ökonomischen oder Tierschutzgründen getötet werden. Im Berichtszeitraum wurde die Schwarzkopfkrankheit in 6 Putenbeständen (eine kommerzielle Mastputenhaltung, 5 Hobbyhaltungen) nachgewiesen. Des Weiteren wurde die Diagnose bei einem Pfau und einem Zwerghuhn gestellt. D: Diagnostik und Tiergesundheit verendet aufgefundene Straßentauben mit Chloralose präparierte Weizenkörner aufgenommen, die auf dem Gehweg ausgestreut worden waren. Es ist davon auszugehen, dass die Tauben tierschutzwidrig gezielt vergiftet wurden, denn Chloralose ist für eine Schädlingsbekämpfung in Deutschland nicht zugelassen. Bei insgesamt 8 Straßentauben wurde eine Vergiftung mit Zinkphosphid diagnostiziert. Zumindest in einem Fall ist davon auszugehen, dass die Vergiftung absichtlich herbeigeführt wurde. Giftweizenkörner waren auf dem Gehweg in der Nähe des Fundortes der Tauben ausgestreut. Zinkphosphid ist sehr giftig für Vögel und darf außerhalb von Forsten nur verdeckt ausgebracht werden. 6. Fische Für die Therapie stehen eine Reihe von Substanzen aus der Gruppe der Nitroimidazole zur Verfügung. Wichtig ist, dass bei Sittichen besonders vorsichtig dosiert werden muss, um Vergiftungen zu vermeiden. Zu den Kernaufgaben des Labors Fischkrankhei” ten/Fischgesundheitsdienst“ zählen die Fischseuchendiagnostik, -überwachung, -prophylaxe und -bekämpfung. Die Diagnosestellung von Erkrankungen bei Zier- und Nutzfischen, deren kurative Versorgung, Tierschutzbelange bei Fischen, die Bearbeitung von Fischsterben sowie die Mitwirkung bei der Fischseuchengesetzgebung sind weitere Tätigkeitsfelder, die abgedeckt werden. Laborarbeit und die außendienstliche Tätigkeit des Fischgesundheitsdienstes (FGD) sind am CVUA Stuttgart eng ineinander verzahnt und werden von einem kleinen tierärztlichen Team durchgeführt. Dies ermöglicht die praxisgerechte, ganzheitliche Betrachtung der Fälle und den kollegialen Austausch. Sachverstand, Erfahrung und eine leistungsfähige Diagnostik bilden die Basis für diesen erfolgreichen Fachbereich. Das Labor des CVUA Stuttgart ist essentiell für die baden-württembergische Fischerei und Aquakultur aber auch für die kleinen Anliegen privater Nutz- oder Zierfischliebhaber, da weitere derartige lokale Institutionen nicht vorhanden sind. Dies spiegelt sich auch in den Untersuchungszahlen wieder. Im Berichtsjahr wurden in 492 Aufträgen insgesamt 3 146 Fische untersucht. Eine deutliche Erhöhung der Untersuchungszahlen im Vergleich zum Vorjahr trat vor allem bei der Untersuchung von Koi-Karpfen und Zierfischen, aber auch bei fast allen übrigen Fischarten auf. Vergiftung von Straßentauben Fischseuchen Nach der Häufung von Vergiftungen mit Chloralose in den letzten Jahren wurde 2007 nur noch ein solcher Fall festgestellt. In der Stuttgarter Innenstadt hatten 9 Die Sanierung der durch die IHN-Epidemie im Jahr 2006 betroffenen 5 Fischzuchten im Nordschwarzwald konnte bis zum Januar 2008 endgültig abge- Trichomonadose Trichomonas gallinae ist ein einzelliges Geißeltierchen, welches den oberen Verdauungstrakt bei vielen Vogelarten besiedelt. Wenn die Trichomonaden in die Schleimhaut eindringen, führt das zu umfangreichen gelben Wucherungen (diphtheroide Entzündung), welche zu einem Verschluss der Speiseröhre führen können und damit dem Vogel eine Futteraufnahme unmöglich machen. Bei allgemeiner Abwehrschwäche findet eine weitergehende Besiedelung innerer Organe, wie Herz oder Leber, statt. Trichomonaden sind schon lange bekannt als Erreger des Gelben Knopfes“ bei Tauben, treten aber in ” zunehmender Häufigkeit bei Wellensittichen, anderen Papageienvögeln sowie Kanarien und frei lebenden Finken auf. Im Jahr 2007 wurde die Trichomonadose bei 4 Tauben und bei 3 Wellensittichen nachgewiesen. Neben den typischen pathologisch-anatomischen Veränderungen ist die Anzüchtung des Erregers in einem Spezialmedium für die Diagnose ausschlaggebend. 7. Klein- und Heimtiere CVUA Verheerend war ein Ausbruch der Viralen Hämorrhagischen Septikämie (VHS) in einer EU-zugelassenen Satzfischzucht im Frühsommer 2007 im Landkreis Freudenstadt. Der Betrieb unterhielt eigene Laichfischstämme und war somit vollständig unabhängig hinsichtlich Fischzukäufen. Durch die VHS verlor der Betreiber seinen Regenbogenforellen- und Bachsaiblingsstamm für die Zucht. Nach der Sequenzierung des VHS-Virusgenoms am FLI in Tübingen wurde offenbar, dass der VHSV-Stamm erstmalig in BadenWürttemberg isoliert wurde. Die Einschleppungsursache konnte bisher nicht aufgeklärt werden, jedoch wird vermutet, dass ebenfalls kontaminiertes Fischereigerät ursächlich war. Eine Weiterverbreitung der Fischseuche konnte durch das offensive Handeln aller Beteiligten und durch die noch im gleichen Sommer durchgeführte Sanierung der Anlage unterbunden werden. Sämtliche epidemiologischen Verfolgsuntersuchungen verliefen ohne positive Ergebnisse. Ferner konnten 2007 in 3 weiteren kleineren Anlagen zweimal die VHS und einmal die IHN nach Virusisolation amtlich festgestellt werden. Aufgrund der im Dezember 2006 auf den Koi-Karpfen ausgedehnten Anzeigepflicht der Koi-Herpesvirus (KHV)-Infektion kam es im Jahr 2007 erstmalig zur amtlichen Erfassung von KHV-Fällen im ZierfischBereich. Nachdem eine große Gartenmarktkette für ihre bundesweit verbreiteten Filialen unzureichend untersuchte Koi-Karpfen bezogen hatte, kam es in zahlreichen Filialen bzw. nach Abverkauf der Fische zu KHV-Ausbrüchen. Nachdem in Baden-Württem- 121 berg zuerst keine Notwendigkeit zur Bekämpfung der KHV beim bunten Zierkarpfen gesehen wurde, wurden im Sommer 2007 tierseuchenrechtliche Schutzmaßnahmen (basierend auf dem Tierseuchengesetz) zur Verhinderung der Weiterverschleppung der Fischseuche KHV veterinärbehördlich angeordnet. Zwischen Mai und Oktober 2007 konnte bei 35 Aufträgen mit Koi 25-mal das Koi-Herpesvirus nachgewiesen werden. Glücklicherweise wurde am CVUA Stuttgart 2007 kein Fall von KHV bei Nutz-Karpfen aus freien Gewässern bekannt. 7. Klein- und Heimtiere Kaninchen Kaninchen gehören mit zu den beliebtesten Haustieren in deutschen Kinderzimmern. Aus dieser Haltungsform ergeben sich grundsätzlich andere Probleme und Krankheitsspektren als bei der im krassen Gegensatz dazu stehenden Massenkäfighaltung von Kaninchen zum Zwecke der späteren Schlachtung und Lebensmittelgewinnung. Bei engem räumlichen und körperlichen Kontakt sind Erreger, die auf den Menschen übertragen werden können (Zoonosen), von besonderer Bedeutung. Drehkrankheit der Kaninchen, Encephalitozoonose In 4 Kaninchenbeständen konnte die Encephalitozoonose nachgewiesen werden. Diese Erkrankung wird durch den einzelligen, zu den Microsporiden gehörenden Parasiten Encephalitozoon cuniculi hervorgerufen, der sich in Leber-, Nieren- und Nervenzellen vermehrt und diese dadurch schädigt. Dieser in Kaninchenbeständen weit verbreitete Erreger steht unter Verdacht, auch den Menschen, insbesondere immungeschwächte Personen, befallen zu können. Tabelle D-1: Fischsektionen 2007 Fischart Anzahl Fischsektionen im Labor Regenbogenforellen im Außendienst Summe 482 1 955 2 437 22 320 342 Saibling 5 59 64 Karpfen 20 61 81 sonstige Nutz- & Wildfische 34 30 64 Koi-Karpfen 67 0 67 91 721 0 2 425 91 3 146 Bachforellen sonstige Zierfische Gesamt D: Diagnostik und Tiergesundheit schlossen werden. Die Epidemiologie dieses IHNSeuchengeschehens gilt als geklärt. So wurde das Virus der Infektiösen Hämatopoetischen Nekrose (IHN) durch nicht ausreichend desinfiziertes, kontaminiertes Fischereigerät eines fremden Abholers in das vormals seuchenfreie, EU-zugelassene Gebiet verschleppt. Stuttgart 122 Jahresbericht 2007 Bei Diagnose dieser weithin unbekannten Krankheit besteht die Aufgabe, Tierärzte und Tierbesitzer auf Vorsichtsmaßnahmen und therapeutische Maßnahmen aufmerksam zu machen. Die Infektion mit E. cuniculi verläuft unter guten Haltungsbedingungen symptomlos. Jedoch können alle schwächenden Faktoren, wie Kälte und hohe Besatzdichte, die Krankheit ausbrechen lassen. Seuchenhaftes Verenden kann dann vor allem bei Jungtieren auftreten. Sie erkranken an Nierenentzündungen mit stark vermehrter Tränkeaufnahme und vermehrtem Harnabsatz. Diese Form der Encephalitozoonose endet meistens tödlich. Ältere Kaninchen leiden an zentralnervösen Störungen mit Verdrehen des Kopfes, Rollen um die eigene Körperachse, Krämpfen und Lähmungen. Weitere Informationen sind im Internet unter www.cvua-stuttgart.de, Veterinärmedizinische Diagnostik, Kurzmitteilungen 2008 veröffentlicht. Kokzidiose Die Kokzidiose war wie auch in den vergangenen Jahren mit knapp 50 % aller Kaninchensektionen die am häufigsten diagnostizierte infektiöse Todesursache bei Kaninchen. Selten wird im Vorbericht von Durchfall berichtet. Die Jungtiere haben meistens dicke Bäuche und sterben sehr schnell, während bei den nahezu ausgewachsenen Kaninchen den Besitzern Abmagerung trotz guter Futteraufnahmen auffällt. Bei letzteren dominiert die Gallengangskokzidiose mit Abszessbildung durch Eimeria stiedae, während die Jungtiere überwiegend an Mischinfektionen mit Darmkokzidien verenden. Ansteckende Darmlähmung, Mucoide Enteritis Diese verlustreiche und seuchenhaft verlaufende Darmerkrankung der Kaninchen konnte in 3 Betrieben festgestellt werden. Betroffen sind vorwiegend größere Kaninchenbestände. Den Züchtern fällt die Fressunlust der Tiere, der geblähte Bauch, Zähneknirschen und Gluckern im Bauch auf. Die Kaninchen sterben wenige Tage später. Bei der Sektion fällt der stark erweiterte, meist mit Flüssigkeit gefüllte Dünndarm, der verstopfte Dickdarm und der mit geleeartigem klarem Schleim gefüllte Grimmdarm auf. Meistens lassen sich Clostridium perfringens als Krankheitserreger nachweisen, die auch in Kombination mit E. coli und Kokzidien vorkommen. Das alpha-Toxin von C. perfringens ist der eigentlich pathogene Faktor, der eine Darmlähmung verursacht. D: Diagnostik und Tiergesundheit Kaninchenschnupfen Ein großes Problem bei Kaninchenhaltungen, sowohl in der Haltung als Heimtier als auch in der Massenhaltung, ist der sogenannte Kaninchenschnupfen (Rhinitis contagiosa cuniculi). Neben Pasteurella multocida werden bei erkrankten Tieren häufig auch Bordetella bronchiseptica oder auch andere Sekundärkeime isoliert. So konnten mittels bakteriologischer Untersuchungen in 17 Fällen P. multocida und in 9 Fällen B. bronchiseptica, teilweise in Mischinfektion, nachgewiesen werden. Belastende Umweltfaktoren, wie trockene staubhaltige Luft und hoher Infektionsdruck haben eine ursächliche Bedeutung. Eine Therapie bringt häufig leider nicht die gewünschten Erfolge, da die Infektionen oftmals bereits zu weit fortgeschritten sind und Antibiotika nicht in das abszedierte Gewebe eindringen können. Bei den Sektionstieren zeigten sich in 11 Fällen typische Befunde wie Lungenentzündungen mit oder ohne Beteiligung des Brustfells sowie Konjunktivitis (Bindehautentzündung) und Rhinitis (Schnupfen). Hämorrhagische Kaninchenseuche (RHD) Die Rabbit Haemorrhagic Disease, RHD, oder auch Chinaseuche genannt, konnte bei 12 Tieren diagnostiziert werden. Ursache dieser Infektionskrankheit ist ein Calicivirus. Nicht immer gelingt der Virusnachweis mittels Immundiffusion oder Elektronenmikroskopie, jedoch sind die makroskopischen und histologischen Befunde mit typischen Lebernekrosen in Verbindung mit den Beobachtungen der Besitzer für die Diagnosestellung ausreichend. Viele Kaninchen, manchmal alle eines Bestands, sterben wenige Stunden nach den ersten Krankheitsanzeichen. Durch konsequente Impfungen können Kaninchen vor dieser verlustreichen Infektionskrankheit geschützt werden. Der Fuchs war der Täter! Zweimal wurde die Polizei von aufmerksamen Bürgern eingeschaltet. Einmal wurde ein halber Kaninchentorso und einmal ein Rumpf ohne Kopf gefunden. Derartig makabere Funde sind besonders für die Stadtbevölkerung irritierend. In diesen Fällen konnte anhand von Bissverletzungen der Fuchs als Täter überführt werden. Füchse trennen gerne Körperteile von ihrer Beute ab, insbesondere Köpfe, und verschleppen sie vermutlich in ihren Bau. Der zweite Teil wird dann später abgeholt, sofern er nicht von aufmerksamen Menschen gefunden wird. 7. Klein- und Heimtiere Hunde werden mit sehr speziellen Fragestellungen zur Untersuchung gebracht. Bei Hundewelpen sollen ansteckende Krankheiten, die ganze Würfe töten können, von erblichen Leiden oder Haltungsfehlern abgegrenzt werden. Bei den erwachsenen Hunden kommen fast ausschließlich solche Tiere zur Untersuchung, die plötzlich verendet sind oder zentralnervöse Symptome gezeigt haben und damit der Verdacht auf Tollwut geäußert wurde. Welpensterblichkeit Bei 7 Welpen führte eine Sepsis zum Tod. Da das Immunsystem der Welpen noch nicht ausgereift ist, können sie an banalen Infektionen, die meistens durch E. coli-Keime verursacht werden, verenden. Bei der Handaufzucht erhalten die Welpen kein oder zu wenig Kolostralmilch und sind daher vor den banalen Umgebungskeimen nicht geschützt. Mangelnde Hygiene, z.B. durch nicht gründlich gereinigte Fläschchen und Sauger, können eine tödliche Sepsis zur Folge haben. Bei der Handaufzucht von Welpen müssen die gleichen Hygieneregeln wie in der Säuglingspflege eingehalten werden. Weitere Informationen sind im Internet unter www.cvua-stuttgart.de, Veterinärmedizinische Diagnostik, Fachbeiträge 2005 veröffentlicht. Zwei Welpen sind an caniner Parvovirose und ein Welpe an Staupe verendet. Bei 4 Welpen lag eine tödliche Lungenentzündung vor. Ein Welpe kam mit einem offenen Wirbelkanal, einer Spina bifida, zur Welt. Plötzliche Todesfälle Stirbt der treuste Freund des Menschen plötzlich, ohne dass vorher Symptome beobachtet werden konnten, so ist dies für viele Menschen ein unfassbares, sogar beängstigendes Ereignis. Der Wunsch, eine mögliche Vergiftung oder Straftat ausschließen zu können, ist in solchen Fällen besonders groß. Allerdings gibt es eine Vielzahl von Hundekrankheiten, die perakut zum Tode führen können. Im vergangenen Jahr konnte bei 6 Hunden eine Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung) und bei zwei Hunden inneres Verbluten durch Tumore (Herzbasistumor, Hämangiosarkom) festgestellt werden. Weitere zwei Hunde sind an einer Clostridienenteropathie verendet. Dieses Krankheitsbild beobachten wir ausschließlich bei großen Hunden. Sie leiden üblicherweise schon seit geraumer Zeit an starken Blähungen. Ursache ist das Verfüttern von schwer verdaulichem, bindegewebsreichem Futter wie Kehlkopf mit Luftröhren, Lunge und andere Schlachtabfälle. Das unvollständig verdaute Eiweiß gelangt in den Dick- Stuttgart 123 darm und führt dort zu einer starken Vermehrung von C. perfringens-Keimen. Diese Bakterien wandern dann aufwärts in den Dünndarm und können dort ihre schädlichen Toxine freisetzen mit der Folge einer blutigen Darmentzündung, Darmlähmung und raschem Tod. Katzen Katzen werden überwiegend mit den bei Hunden vergleichbaren Vorberichten eingeliefert. Hinzu kommt häufig der Verdacht auf Vergiftungen, wenn Katzen tot aufgefunden werden. Bei 57 Katzen, davon 20 Welpen, verzeichneten wir ein sehr breites Spektrum von infektiösen und nicht infektiösen Krankheits- und Todesursachen. Virusinfektionen: ansteckende Bauchfellentzündung (FIP), Feline Panleukopenie und Feline Leukose Die beiden ersten Virusinfektionen treten bevorzugt bei Jungtieren auf: 4-mal konnte die Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) und 4-mal die Feline Panleukopenie, die sog. Katzenseuche, diagnostiziert werden. Vor beiden Krankheiten hätten die Tiere durch Impfung geschützt werden können. Die Feline Leukose betrifft erwachsene Katzen aller Altersstufen. Sie trat in unserem Sektionsgut ebenfalls 4-mal auf. Tot aufgefundene Katzen Bei 6 Freigängern wurden umfangreiche Verletzungen, wie sie beim Anfahren durch ein Kraftfahrzeug entstehen, festgestellt. Bei in der Wohnung tot aufgefundenen Katzen überwog mit 4 Fällen die hypertrophe Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung). Betroffen sind vor allem kräftig entwickelte Kater im Alter bis zu 5 Jahren. Diese Erkrankung mit erblicher Disposition führt durch starke Dickenzunahme der Herzwände zur Volumeneinschränkung in den Herzkammern und schließlich zum Tode durch Herzversagen. Tierschutzfälle Durch eine Rauchgasvergiftung sind 3 Katzen bei einem Wohnungsbrand verendet. Ein Katzenwelpe wurde tot auf dem Gelände einer Kläranlage gefunden. Auf dem selben Gelände wurden vorher bereits andere Katzenwürfe tot aufgefunden. Deshalb sollte geklärt werden, ob das Tier getötet worden war. Es wurden polizeiliche Ermittlungen im Zusammenhang mit diesem Sachverhalt durchgeführt. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen neugeborenen Katzenwelpen gehandelt hat, der ertränkt worden war. D: Diagnostik und Tiergesundheit Hunde CVUA 124 Jahresbericht 2007 8. Zootiere und Exoten Der Aufklärung von Krankheits- und Todesfällen sowie von Früh- und Fehlgeburten bei exotischen Spezies kommt eine besondere Bedeutung zu, da für die meisten Vertreter dieser Tiergruppe kaum medizinische Daten zur Verfügung stehen. Somit können hier wichtige wissenschaftliche Daten erhoben werden, die eine Optimierung der Haltungsbedingungen und der tiermedizinischen Versorgung ermöglichen. Zudem sind viele der untersuchten Tierarten vom Aussterben bedroht. Wissenschaftlich geführte zoologische Gärten bemühen sich durch gezielte Zucht um deren Erhaltung. Hierzu wurden für viele Tierarten spezielle europäische Erhaltungszuchtprogramme (EEP´s) ins Leben gerufen. Die durch die Arbeit des CVUA gewonnenen Erkenntnisse kommen der Durchführung dieser Zuchtprogramme zugute und leisten einen Beitrag zu weltweiten Artenschutzstrategien. Die meisten im Jahre 2007 am CVUA Stuttgart untersuchten exotischen Wildtiere sind von der IUCN als gefährdet oder direkt vom Aussterben bedroht eingestuft. Als besonders bedrohte Arten aus dem Untersuchungsspektrum 2007 sind beispielhaft das Okapi, der Onager, der Schneeleopard, der Schimpanse, der Bartaffe oder Wanderu und der Mähnenwolf zu nennen. Als einheimische Art wurde eine Europäischen Wildkatze aus einem zoologischen Garten untersucht. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 38 Fälle mehr untersucht. Den größten Anteil hatte die Klasse der Säugetiere mit 89 Fällen von 52 verschiedenen Arten, gefolgt von den Reptilien mit 27 Fällen von 18 verschiedenen Arten. Die Einsendungen stammten sowohl aus wissenschaftlich geführten, in der europäischen Vereinigung der Zoos und Aquarien (EAZA) organisierten zoologischen Gärten als auch aus privaten Haltungen. Bei den festgestellten Erkrankungen standen durch Bakterien oder Parasiten verursachte Infektionskrankheiten zahlenmäßig deutlich im Vordergrund. Besonders hervorzuheben ist hier die tödlich verlaufene Infektion von zwei Javaneraffen mit den Larven des Fuchsbandwurmes (Echinococcus multilocularis). Bei beiden Affen konnten bei der Obduktion die typischen Veränderungen der Alveolären Echinokokkose in der Leber festgestellt werden. Fuchsbandwurminfektionen sind bei Zootieren immer wieder zu finden, was darauf zurückzuführen ist, dass sich an das urbane Leben angepasste Füchse in D: Diagnostik und Tiergesundheit den Parkanlagen der zoologischen Gärten recht wohl fühlen und nachts in Freianlagen eindringen und infektiösen Kot zurücklassen können. Die meisten Zootiere sind für den sog. Fuchsbandwurm Zwischenwirte, die im Verlauf der Infektion selbst keine infektiösen Stadien des Bandwurmes ausscheiden, jedoch die mit tödlicher Folge einhergehenden Blasenstadien dieses Parasiten tragen. Nicht nur Füchse, sondern auch einige Hundearten (z.B. Wölfe, Kojoten, Schakale, Marderhunde etc.) können nach Aufnahme infizierter Zwischenwirte (z.B. Mäuse) die Eier des Bandwurmes über ihren Kot ausscheiden und somit andere Tiere anstecken. Besonders schwierig stellt sich die Diagnose viraler Infektionen bei exotischen Tierarten dar, da hierfür in der Regel keine geeigneten Testverfahren zur Verfügung stehen. Diese diagnostische Lücke wurde am CVUA Stuttgart durch die Transmissionselektronenmikroskopie geschlossen. So konnte im Jahre 2007 der Ausbruch der oft sehr verlustreich verlaufenden Herpesvirus-Infektion in einem Landschildkrötenbestand nachgewiesen werden. Außer Infektionskrankheiten werden leider immer wieder auch haltungs- und fütterungsbedingte Erkrankungen gefunden. So wurde z.B. im Berichtszeitraum bei einem Schwein aus einem zoologischen Garten ein Kropf aufgrund einer Unterversorgung mit Jod (Jodmangelstruma) festgestellt. Erfreulich ist, dass viele Wildtiere in Gefangenschaft im Vergleich zu ihren wildlebenden Verwandten ein sehr hohes Alter aufgrund der guten Pflege und medizinischen Versorgung erreichen. Daher sind auch immer wieder gehäuft im Alter auftretende Erkrankungen zu diagnostizieren. An erster Stelle stehen hier die Tumorerkrankungen. Besonders kurios war der Fall eines Warzenschweines, welches an einem 17 kg schweren gutartigen Tumor der glatten Muskulatur (Leiomyom) der Gebärmutter verstarb, da die Geschwulst gut 25 % des gesamten Körpergewichtes des Tieres ausmachte. Eine exakte Tumordiagnose spielt jedoch auch bei lebenden Tieren eine zentrale Rolle, wie die beiden folgenden, ganz unterschiedlichen Fälle zeigen. So wurde bei der Untersuchung eines operativ entfernten Hauttumors eines Ritteranolis (Echse) die Diagnose eines malignen Melanoms (bösartige Pigmentgeschwulst) gestellt. Mehr Glück hatte eine 22 Jahre alte Löwin. Von ihr wurde eine operativ entfernte Hautveränderung zur feingeweblichen Untersuchung eingesandt, da der Verdacht auf eine bösartige Entartung des Gewebes bestand. Diese stellte sich jedoch als chronische entzündliche und damit gut zu therapierende Erkrankung heraus. 9. Heimische Wildtiere Die vom CVUA Stuttgart an heimischen Wildtieren gestellten Diagnosen sind den Jagdausübungsberechtigten eine unverzichtbare Hilfe bei der Erfüllung ihrer Aufgabe der Hege und Pflege von Wildtierbeständen. Mit der Untersuchung von Tierkörpern und biologischen Proben zur Klärung von Krankheitsund/oder Todesursachen leistet das CVUA Stuttgart einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung eines gesunden Wildtierbestandes im Land. Die erhobenen Befunde dienen dem Landesjagdverband und den Forstbehörden als Grundlage bei der Einschätzung des Gesundheitsstatus der Wildtierpopulationen. Darüber hinaus greifen die Veterinärbehörden bei der Bekämpfung anzeigepflichtiger Erkrankungen (wie z.B. der Tollwut, der Aviären Influenza ( Vogelgrip” pe“), der Blauzungenkrankheit oder der Wildschweinepest), beim Monitoring meldepflichtiger Erkrankungen und bei der Bekämpfung der von Tieren auf den Menschen übertragbaren Erkrankungen (Zoonosen) auf diese Befunde zurück. Oftmals sind sie auch bei der Abklärung möglicherweise vorliegender Verstöße gegen das Tierschutzgesetz von Bedeutung, wie eine Vergiftung von 8 Tauben mittels Zinkphosphid durch Giftweizenkörnern zeigte. Bei Giftauslage in der Umwelt sind häufig Wildvögel zuerst vom Vergiftungsgeschehen betroffen. Im Berichtszeitraum wurden keine anzeigepflichtigen Tierkrankheiten bei heimischen Wildtieren diagnostiziert. Bei einem Reh erfolgte allerdings der seltene Nachweis einer Salmonelleninfektion. Bei einem Feldhasen wurde die durch das Bakterium Yersinia pseudotuberculosis verursachte Pseudotuberkulose festgestellt. Dies ist ein weiteres Beispiel einer potentiellen Zoonose, die vor allem für den Jäger beim Umgang mit erlegtem infiziertem Wild eine Gefahr darstellt. Von der oft sehr verlustreich für die Feldhasenpopulation verlaufenden Seuche European Brown ” Hare Syndrome“, welche durch eine Calicivirusinfektion hervorgerufen wird, wurde erfreulicherweise im Jahr 2007 nur ein einziger Fall nachgewiesen. Tollwut Aufgrund der bis 2006 aufgetretenen einzelnen Tollwutfälle in Baden-Württemberg und zahlreicher Fälle in benachbarten Bundesländern wird an dieser Stelle auf die Tollwut gesondert eingegangen. Erfreulicherweise verliefen alle Untersuchungen der 882 Tiere (Füchse, Rehe, Marder, Dachse etc.) mit negativem Ergebnis und unterstreichen den flächendeckenden und langfristigen Erfolg der Bekämpfung der Tollwut mit Hilfe der Impfstrategie bei Wildtieren. Im Jahre CVUA Stuttgart 125 2008 hat Baden-Württemberg den Status Tollwutfrei“ ” zurückerlangt. Weitere Impfaktionen sind nun nicht mehr nötig. Notwendig bleiben allerdings flächendeckende Tollwut-Überwachungen der Wildsäugetierpopulation. 10. Anzeigepflichtige Tierseuchen, meldepflichtige Tierkrankheiten und auf den Menschen übertragbare Krankheiten (Zoonosen) Anzeigepflichtige Tierseuchen hatten im Berichtsjahr ihren Schwerpunkt bei der Tierart Rind sowie den Nutz- und Zierfischen. Erstmals trat die Blauzungenkrankheit bei Wiederkäuern und vermehrt beim Rind nach Ausbrüchen in anderen Bundesländern auch in Baden-Württemberg auf. Der mit insgesamt 38,2 % hohe Anteil positiver Tiere im Erregerdirektnachweis im Vergleich zu 8,5 % Seroreagenten deutet auf das akute Geschehen dieser Virusinfektion hin. Abzuwarten gilt die Entwicklung des Seuchengeschehens der Blauzungenkrankheit im Jahr 2008 vor allem unter dem Gesichtspunkt der vorgesehenen Schutzimpfungen bei Rindern und kleinen Wiederkäuern. Nach wie vor positive Reagenten sind bei den BHV1und BVD-Infektionen der Rinder zu verzeichnen. Weitere Anstrengungen, die BHV1-Sanierung zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen, sind notwendig, da mit 4 % wieder deutlich mehr Tiere Antikörper gegen das Virus aufwiesen, als im Jahr zuvor mit 0,7 %. Günstiger stellte sich hingegen die Situation bei den BVD-Infektionen dar. Hier ist im Vergleich zu den letzten drei Jahren ein Rückgang positiver Virusdirektnachweise festzustellen. Bei den Fischen wurden positive Nachweise aller drei anzeigepflichtigen Fischseuchen – Infektiöse Hämatopoetische Nekrose (IHN), Virale Hämorrhagische Septikämie (VHS) und Koi-HerpesvirusInfektion – geführt. Besorgniserregend ist der hohe Anteil positiver Nachweise von Koi-HerpesvirusInfektionen, die bisher im Zuständigkeitsbereich des Fischgesundheitsdienstes Stuttgart ausschließlich auf Koikarpfen beschränkt blieb. Der Gefahr einer Übertragung von Zier- auf Nutzfische bewusst, wurde diese Tierseuche EU-weit in die neue Aquakulturrichtlinie (Richtlinie 2006/88/EG) aufgenommen, die bis Mitte 2008 in nationales Recht umgesetzt werden muss. D: Diagnostik und Tiergesundheit 10. Heimische Wildtiere 126 Jahresbericht 2007 D: Diagnostik und Tiergesundheit Tabelle D-2: Anzeigepflichtige Tierseuchen 2007 Anzeigepflichtige Tierseuchen Nachweis Probenzahl positiv Aujeszkysche Krankheit Antikörper 5 280 0 Blauzungenkrankheit Antikörper 1 196 102 Blauzungenkrankheit Erreger Bovine Virusdiarrhoe Antikörper Bovine Virusdiarrhoe Erreger Bovines Herpes Typ 1-Infektionen (alle Formen) Bovines Herpes Typ 1-Infektionen (alle Formen) 233 89 7 041 1 488 877 39 Antikörper Erreger 3 427 63 135 3 Brucellose der Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen Antikörper 5 977 0 Enzootische Leukose der Rinder Antikörper 301 0 Europäische Schweinepest (Hausschweine) Erreger 63 0 Europäische Schweinepest (Hausschweine) Antikörper 3 023 0 Geflügelpest (Aviäre Influenza, Hausgeflügel) Antikörper 840 0 Geflügelpest (Aviäre Influenza, Hausgeflügel) Erreger 166 0 Infekt. Hämatopoet. Nekrose (IHN) Erreger 394 11 Koiherpesvirus-(KHV) Infektionen Erreger 71 25 Newcastle-Krankheit (ND) Psittakose Erreger Erreger 2 138 0 14 Rauschbrand Erreger 10 0 Salmonellose der Rinder Erreger 4 140 102 Tollwut Erreger 912 0 Transmissible Spongiforme Enzephalopathien (alle Formen) Erreger 3 544 1 Trichomonadenseuche der Rinder Erreger 0 0 0 Tuberkulose der Rinder (M. bovis und M. caprae) Erreger 176 Vibrionenseuche der Rinder Erreger 82 0 Virale hämorrhagische Septikämie der Salmoniden (VHS) Erreger 398 11 Deutlich zugenommen hat im Vergleich zum Vorjahr die Notwendigkeit der Untersuchungen auf Psittakose. Mit nahezu dreimal so vielen Probeneinsendungen wie im Vorjahr stieg auch der Anteil positiver Reagenten von 1,8 % auf 10,1 %. Angewendet wur- de im Berichtsjahr erstmals eine Spezies-spezifische (Chlamydophila psittaci) Real-Time PCR, deren Sensitivität mit der der Familien-spezifischen (Chlamydiaceae) vergleichbar ist. 10. Heimische Wildtiere CVUA Stuttgart 127 Tabelle D-3: Meldepflichtige Tierkrankheiten 2007 Meldepflichtige Tierkrankheiten Nachweis positiv Ansteckende Metritis des Pferdes CEM Erreger 141 Bösartiges Katarrhalfieber des Rindes (BKF) Erreger 59 0 Chlamydienabort des Schafes Chlamydiose bei Säugetieren (außer Chlamydienabort des Schafes) Erreger 45 22 Erreger 598 50 Chlamydiose bei Vögeln (außer Psittakose) Erreger 11 1 Ecthyma contagiosum (Parapoxinfektion) Erreger 1 1 Euterpocken des Rindes Frühlingsvirämie der Karpfen (SVC) Erreger Erreger 0 9 0 0 Gumboro-Krankheit Erreger 0 0 1 Infektiöse Laryngotracheitis des Geflügels (ILT) Erreger 27 7 Infektiöse Pankreasnekrose (IPN) Erreger 397 18 Leptospirose Erreger 251 1 Leptospirose (serologisch) 885 15 Listeriose Antikörper Erreger/ histologisch 134 26 Maedi/Visna Antikörper 989 13 Mareksche Krankheit (akute Form) Erreger 20 2 Paratuberkulose des Rindes Erreger 176 8 Paratuberkulose des Rindes Antikörper 2 317 176 Progressive Rhinitis atrophicans Toxingen Progressive Rhinitis atrophicans Q-Fieber Antikörper Erreger Toxoplasmose Tuberkulose des Geflügels Bei den meldepflichtigen Tierkrankheiten stehen Bakterien als Erreger sowohl zahlenmäßig als auch aufgrund deren Bedeutung als mögliche Zoonosenerreger im Vordergrund. An erster Stelle sind hier das Q-Fieber und der Chlamydienabort des Schafes (enzootischer Schafabort) zu nennen. Der Nachweis von Coxiella burnetii, der Erreger des Q-Fiebers, blieb mit ca. 9 % bei überwiegend nach Aborten eingesendeten Probenmaterialien (vor allem Nachgeburten, Lochialsekret) auf gleichbleibendem Niveau im Vergleich zu den letzten drei vergangenen Jahren. Chlamydophila abortus, der Erreger des Chlamydienabortes, erwies sich mit nahezu 50 % wie auch in den Jahren zuvor als eindeutig wichtigster Erreger infektiöser Aborte beim Schaf. 273 17 2 815 378 0 34 Erreger 63 0 Erreger 12 4 Weitere bedeutsame Tierkrankheiten stellen die Paratuberkulose und die Listeriose dar. Diese beiden Tierkrankheiten stehen an erster und zweiter Stelle der finanziellen Aufwändungen für Beihilfen der Tierseuchenkasse. Insgesamt weisen 7,6 % positive serologische Untersuchungen auf Paratuberkulose bei gleicher Probenanzahl wie im Vorjahr auf einen leichten Anstieg um ca. 2 % hin. Beim Nachweis der Listeriose (kulturell und/oder histologisch) erhöhte sich nicht nur die Anzahl der zu untersuchenden Gehirne, sondern es fiel wie auch im Vorjahr der höhere Anteil positiver Befunde mit ca. 20 % im Vergleich zu den Jahren 2004 und 2005 auf (jeweils ca. 16 %). D: Diagnostik und Tiergesundheit Probenzahl