Evidenzbasierte Mastitistherapiein der Praxis / Mastitistherapie – Antibiotika einsparen / Erfahrungen mit einem Mastitislabor im Milchviehbetrieb Der folgende Beitrag gibt Anregungen zur aktuellen Mastitistherapie. Bei der Therapie der klinischen Mastitis des Rindes kann man den aktuellen Erwartungen an einen verantwortungsvollen Antibiotikaeinsatz und eine evidenzbasierte Therapie nur mit einer schnellen Diagnostik gerecht werden. Das Ziel besteht darin, innerhalb von 20h nach Erkennung der Mastitis mittels Kultivierung im Stall/in der Tierarztpraxis, den krankmachenden Erreger zu identifizieren und damit bereits am 2. Tag der Behandlung die Therapie erregerspezifisch auszurichten. Die Erreger St. aureus, KNS, Sc+ (Str. uberis), Sc-, A. pyogenes und E. coli können damit einfach erkannt werden. Die Wahl des Antibiotikumserfolgt nach Antibiogrammen, das man regelmäßig 2x pro Jahr von akkreditierten Milchlaboren bestimmen lässt. Mit diesem Resistenzspektrum lernt man jeden Erreger im Betrieb besser kennen. Die Wahl fällt auf ein Antibiotikum, bei welchem zu keinem Zeitpunkt Resistenzen aufgetreten sind. Aus der Kenntnis des Erregers ergeben sich auch wertvolle Hinweise zur Behandlungsdauer. Bei Coliinfektionen wird die Antibiotikagabe am Folgetag sofort beendet, weil der Erreger nur kurz im Euter verbleibt und der Schaden durch die gebildeten Toxine entstehen. Die Therapie konzentriert sich auf Schmerzmittel, Flüssigkeitsgabe (z.B.Drench) und anderes. Hier spart man Antibiotika und Wartezeit ohne das Risiko einer verminderten Ausheilungsrate. Infektionen mit Str. uberis sollten über einen längeren Zeitraum behandelt werden (5 Tage), weil damit der Erreger eliminiert werden kann und eine erneute Infektion weniger wahrscheinlich wird. Bei bakteriologisch negativem Befund (evtl. auch bei KNS) kann gänzlich auf ein Antibiotikum verzichtet werden. Alternativ stehen Enzympräperate, planzliche Stoffe oder Entzündungshemmer zur Verfügung. Die Grenzen der Betriebsdiagnostik erstrecken sich auf die Unterscheidung wichtiger Streptococcen (St. canis, St. dysgalactiae, St. agal.) und der seltenen Erreger (Mykoplasmen etc.). Material: - Sterile Milchprobe im beschrifteten Röhrchen, Folienstift - Wattestäbchen - Agarplatte: Columbia-CNA-Äsculin-Selektivnährboden/MacConkey Nährboden Nr. 3 mod. (Art. PB5224E, Fa. Oxoid) Tel: 0281-1520 - Brutschrank 35°C-38°C - UV-Lampe - H2O2 3% Durchführung: siehe Organigramm anliegend Zum sicheren Nachweis von St. aureus in Sanierungsbetrieben ist zusätzlich ein spezifischer Staphaurex-Test zu empfehlen. Bei der Anschaffung der materiellen Ausstattung sowie einer Schulung stehen wir gemeinsam mit dem Hoftierarzt zur Verfügung. Es ist anzuraten, die Diagnostik beim Veterinäramt anzuzeigen, den Arbeitsschutz zu besprechen und die Entsorgung zu klären. Dr. Michael Kreher Tierärztliche Gemeinschaftspraxis Bad Liebenwerda Schillerstr. 6 04924 Bad Liebenwerda Tel.: 0172 6464001 [email protected] www.tierarzt-ee.de