m ed i z i n D F P Al lge m e inm e dizin Influenza-Impfung State of the Art Illustration: CDC – Dan Higgins Die Durchimpfungsraten gegen Influenza sind in Österreich sehr niedrig, was auch für Angehörige von Gesundheitsberufen gilt. Im Folgenden ein Überblick der wichtigsten Fakten zu den aktuellen Grippeimpfstoffen. D ie Influenza ist eine akute res­ piratorische Erkrankung, die durch Influenzaviren ausge­ löst wird und vom grippalen Infekt, der durch eine Vielzahl anderer Erreger ausgelöst wird, zu unterscheiden ist. Die Influenza, die zur Unterschei­ dung vom grippalen Infekt oft auch als „echte Grippe“ bezeichnet wird, tritt saiso­ nal gehäuft auf. Die Influenzasaison be­ ginnt in Österreich häufig erst im Monat Jänner oder Ende Dezember und dauert et­ wa acht bis zwölf Wochen. ärztemagazin 25/2015 Auf der vom Department für Virologie der MedUni Wien betriebenen Website www.influenza.at kann während der Grip­ pesaison jeweils die aktuelle epidemiolo­ gische Situation der Influenzaepidemie abgefragt werden. Darüber hinaus enthält diese Website auch allgemeine Informatio­ nen zum Thema Influenza. 1. Influenzaviren Die beiden am stärksten humanpatho­ genen Grippevirustypen sind das Influ­ enzavirus A und B. Das Influenzavirus A weist mehr als 100 Subtypen auf, die ­anhand der Eigenschaften zweier Ober­ flächenproteine charakterisiert werden: des Hämagglutinins (H) und der Neu­ raminidase (N). Derzeit sind 16 verschiedene Hämagglu­ tinin- und neun verschiedene Neuramini­ daseformen bekannt. Daraus resultieren rein mathematisch 144 mögliche InfluenzaA-Virus-Subtypen, von denen fast alle auch bereits isoliert wurden. Ein Influenza-AVirus wird anhand dieser beiden Eigen­ schaften charakterisiert und z.B. als H1N1 oder H3N2 etc. bezeichnet. 23 m ed i z i n D F P Al lge m e inm e dizin Die Influenza wird per Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen, und die Inkubationszeit beträgt im Mittel zwei Tage 24 2. Wer soll geimpft werden? Laut österreichischem Impfplan 2015 wird die Influenza-Impfung grundsätzlich all je­ nen Personen empfohlen, die sich vor Vi­ rusgrippe schützen wollen. Es gibt jedoch – im Sinne einer dualen Impfstrategie − zwei Personengruppen, denen die Impfung besonders dringlich empfohlen wird. Dies sind zum einen Personen mit einem erhöhten Risiko, durch eine Influenza zu Schaden zu kommen – insbesondere kleine Kinder, ältere Menschen, schwangere Frauen und immunsupprimierte Patienten Tabelle 1: Personengruppen, denen eine Influenza-Impfung besonders empfohlen wird 1. Personen mit erhöhtem Gefährdungspotenzial n Alle Personen mit erhöhter Gefährdung infolge einer chronischen Erkrankung (chronische Lungen-, Herz-, Kreislauf-Erkrankungen, außer Hypertonie), Erkrankungen der Nieren, neurologische Erkrankungen, Stoffwechselkrankheiten (einschließlich Diabetes mellitus) und Immundefekte (sowohl krankheitsbedingte als auch medikamentös verursachte Immunsuppression) n Schwangere und Frauen, die während der Influenzasaison schwanger werden wollen n Kinder ab dem vollendeten 6. Lebensmonat n Personen ab dem vollendeten 50. Lebensjahr und insbesondere ab dem vollendeten 65. Lebensjahr n Kinder/Jugendliche ab dem 7. Lebensmonat bis zu 18 Jahren unter Langzeit-Aspirin-Therapie (Verhütung eines Reye Syndroms); cave: Lebendimpfung altersunabhängig kontraindiziert! n Stark übergewichtige Personen (BMI≥40) n Bewohner von Pflegeheimen und anderen Langzeit-Pflegeeinrichtungen 2. Personen mit erhöhtem Potenzial, andere zu gefährden n Angehörige von Gesundheits- und Pflegeberufen n Betreuungspersonen im weiteren Sinne und Haushaltskontakte von Risikogruppen (kleine oder kranke Kinder, ältere Personen, Personen der unter Punkt 1 genannten Gruppen) n Personen mit häufigem Publikumskontakt Quellen: adaptiert nach österreichischem Impfplan 2015 sowie nach Influenza Division, National Center for Immunization and Respiratory Diseases, CDC. Prevention and control of seasonal influenza with vaccines. MMWR Recomm Rep 2013;62:1 ärztemagazin 25/2015 Foto: Maartje van Caspel/iStock; Illustration: CDC Das Influenza-B-Virus kommt in zwei Haupttypen vor, die Yamagata- und Victo­ ria-Lineage bezeichnet werden. Derzeit kursieren insgesamt vier humanpathogene Influenzaviren, nämlich A(H1N1), A(H3N2), B/Yamagata und B/Victoria. Allerdings unterliegen die Influenza-AViren ständigen Veränderungen bestimm­ ter Antigen-Epitope, die zwar nicht den grundsätzlichen Virustyp betreffen (d.h. ein H1N1-Virus bleibt H1N1), sehr wohl aber die antigenen Eigenschaften – man spricht hier von Antigendrift. Diese führt dazu, dass auch die in den Grippeimpfstoffen ent­ haltenen Antigene jährlich angepasst wer­ den müssen, was aufgrund einer Empfeh­ lung der WHO erfolgt. Die Schutzraten, die ein bestimmter Grippeimpfstoff erzeugen kann, hängen in hohem Maß davon ab, inwieweit er die dann tatsächlich zirkulierenden Influenza­ viren abdeckt, was bisher von Saison zu Sai­ son unterschiedlich war. Von der Antigendrift abzugrenzen ist der Antigenshift, der zu einem neuen Influ­ enzavirus führt. Dies kann z.B. dann ge­ schehen, wenn ein und dieselbe Zelle von zwei verschiedenen Influenzaviren infiziert wird, die dann ihre Eigenschaften austau­ schen bzw. vermischen können. Man spricht hier von Antigen-Reassortment. Das Er­ gebnis ist ein neues Virus mit neuen Anti­ gendeterminanten und neuen Eigenschaf­ ten, das im schlimmsten Fall eine InfluenzaPandemie auslösen kann. Influenzavirus und seine Bindung (schematische Darstellung) Matrixprotein M2 Hämagglutinin Neuraminidase Sialinsäure Doppellipidschicht der Zelloberfläche Glykoprotein −, zum anderen Personen, die in Berufen mit erhöhtem Publikumskontakt arbeiten, ganz besonders aber Angehörige von Ge­ sundheitsberufen, die andere Personen bzw. Patienten mit Grippe anstecken könnten (in dieser zweiten Gruppe steht also weni­ ger der individuelle Schutz als vielmehr der Schutz der Allgemeinheit im Sinne des So­ lidaritätsprinzips im Vordergrund). Tabelle 1 gibt einen Überblick der betroffenen Per­ sonengruppen. An dieser Stelle ist kritisch anzumerken, dass die Influenza-Durchimpfungsraten in Österreich generell sehr niedrig (<10%) liegen und dass dies leider auch für Ange­ hörige von Gesundheitsberufen gilt. So­ wohl der österreichische Impfplan als auch ergänzende Empfehlungen, wie z.B. jene für Angehörige des Gesundheitswesens, sind auf der Homepage des Bundesministe­ riums für Gesundheit zu finden.1) 3. Klinik der Infektion Die unkomplizierte Influenza äußert sich zumeist durch Fieber, Kopf- und Mus­ kelschmerzen sowie allgemeines, starkes Krankheitsgefühl, wobei die Übertra­gung durch Tröpfchen- oder Schmier­ infektion erfolgt und die Inkubationszeit zwischen einem und vier (im Mittel zwei) Tagen liegt. Weiters liegen Symptome einer respira­ torischen Erkrankung wie Husten, Hals­ schmerzen und nasale Sekretion vor. Es ärztemagazin 25/2015 gibt allerdings auch Krankheitsverläufe mit relativ wenig Symptomatik. Das Fie­ ber kann bis 40°C und darüber steigen und ist bei Kindern zumeist höher als bei Er­ wachsenen. Das klinische Bild der Influenza unter­ scheidet sich bei Kindern und Erwach­ senen, wobei Kinder meist den gastro­ enteritischen Typ mit Durchfall, Nausea und Erbrechen aufweisen, Erwachsene eher den respiratorischen oder auch konsti­t utionellen Typ (Kopfschmerzen, Glie­d erschmerzen, Gelenksschmerzen, hohes Fieber). Die während jeder Influenzaepidemie zu beobachtende Übersterblichkeit ist vor allem durch die möglichen Komplikationen der Influenza bedingt, die wiederum vor allem Personen betreffen, die per se schon ein erhöhtes Erkrankungsrisiko, etwa durch Komorbiditäten, aufweisen. Zu den Komplikationen der Influenza gehören die Pneumonie, die entweder pri­ mär durch das Influenzavirus selbst oder sekundär bakteriell verursacht sein kann. Aber auch andere Komplikationen wie Exa­z erbation eines Asthmas oder einer COPD, Pseudokrupp bei Kindern, Otitis media (v.a. bei Kindern), Erschöpfung, Myositis, Rhabdomyolyse, Diabetes­ entgleisung, Abortus, Enzephalopathie, aseptische Meningitis, Guillain-BarréSyndrom, kardiale Komplikationen, ­Abortus, toxisches Schock-Syndrom und ­Reye-Syndrom sind möglich. 4. Arten von Impfungen Die Schutzwirkung von Grippeimpfstoffen beruht auf der Induktion von Antikörpern, die in erster Linie gegen das virale Hämag­ glutinin gerichtet sind. In Österreich gibt es keine differenzielle Empfehlung eines bestimmten InfluenzaImpfstoffes – die Entscheidung bleibt beim verabreichenden Arzt. Dies ist z.B. auch in Deutschland so, wo die ständige Impfkom­ mission (STIKO) lediglich empfiehlt, dass Kinder zwischen zwei und sechs Jahren be­ vorzugt mit dem intranasalen Lebendimpf­ stoff (siehe Kapitel 4.3) geimpft werden sollen. Älteren Menschen wird jedoch ein adjuvierter Impfstoff empfohlen. Für die Impfung von Kindern bis zu einem Alter von acht Jahren, die niemals zuvor gegen Grippe geimpft wurden, gilt allgemein, dass sie mit zwei Impfdosen im Abstand von mindestens vier Wochen geimpft werden sollten. Für alle weiteren jährlichen Impfungen genügt dann eine Dosis wie auch bei Erwachsenen. 4.1 Antigenzusammensetzung Die Empfehlung der WHO für die Influ­ enzasaison 2015/2016 lautet, dass jeder Grippeimpfstoff folgende Virusantigene enthalten soll: n A/California/7/2009(H1N1)-artiges Virus n A/Switzerland/9715293/2013(H3N2) artiges Virus 25 m ed i z i n D F P Al lge m e inm e dizin Tabelle 2: Zugelassene und lieferbare Influenza-Impfstoffe A/California/ A/Switzerland/ 07/2009 (H1N1) 9715293/2013 (H3N2) Hinweise B/Phuket/ 3073/2013 Impfstoff Vertrieb Fluad Novartis l l l Fluarix GlaxoSmithKline l l l Fluenz Tetra AstraZeneca Nasenspray l l l Fluvaccinol Stada Subunit-Impfstoff l l l Influvac BGP Products l l l Intanza 15*) Sanofi Pasteur l l l Intanza 9*) Sanofi Pasteur l l l Optaflu Novartis l l l Sandovac Novartis l l l Vaxigrip Sanofi Pasteur l l l *) Cave: Im Austria Codex waren die Fachinformationen zum Zeitpunkt der Drucklegung noch nicht aktualisiert. (Zulassung leider erst ab 18 Jahren, daher nicht für Kinder geeignet). Bisherige Totimpfstoffe waren trivalent, d.h. dass sie Antigene von drei Influenzavi­ rustypen enthalten: A(H1N1), A(H3N2) und eine Influenza-B-Lineage. In der heu­ In diesen Bezeichnungen steht der Buch­ rigen Saison sind jedoch bereits zwei tetra­ stabe für die Art des Virus, der Ortsname für valente Impfstoffe (mit beiden B-Lineages) den Ort der Erstentdeckung, die folgende vorhanden. Zahl für den Code des isolierenden Labors Die Wirksamkeit von Grippeimpfstoffen und die Jahreszahl für den Zeitpunkt­ hängt, wie schon erwähnt, vom Antigender Isolation. Match, also der Übereinstimmung zwischen den in der Impfung erhaltenen und den in 4.2 Totimpfstoffe der Bevölkerung zirkulierenden Influenzavi­ Es steht eine Reihe von Impfstoffen mit at­ ren bzw. Virusbestandteilen ab. Ist die Über­ tenuierten bzw. abgetöteten Influenzaviren einstimmung gut, so liegt die Schutzrate et­ („Totimpfstoffe“) zur Verfügung. Dabei wa bei 60%, beim Lebendimpfstoff sogar bei handelt es sich entweder um Spalt- oder um über 80%. Ist die Übereinstimmung hinge­ Subunit-Impfstoffe. gen schlecht, so sinkt die Schutzrate auf 40% Unter einem Spaltimpfstoff versteht man oder sogar noch weniger ab. Dies war z.B. in eine Vakzine, in der grundsätzlich alle Teile der letzten Saison aufgrund eines Mismatch des aufgespaltenen Virus vorhanden sind. bei H3N2 der Fall. Solche Impfstoffe weisen meist eine gute Immunogenität, aber oft auch höhere 4.3 Intranasaler Lebendimpfstoff ­Nebenwirkungsraten auf. Der intranasale Influenza-Lebendimpfstoff Subunit-Impfstoffe enthalten nur be­ zeigt generell eine bessere Immunogenität stimmte, definierte Teile des Virus, die und Wirksamkeit als die vorhandenen To­ ­Immunogenität kann hier geringer sein. timpfstoffe, ist allerdings in Österreich nur Die durchschnittliche Wirkungsdauer für Kinder und Jugendliche im Alter zwi­ der Impfstoffe ist sechs Monate (dies schen zwei und 18 Jahren zuge­lassen (in den sollte beim Applikationszeitpunkt berück­ USA hingegen besteht eine Zulassung auch sichtigt werden – bei Impfung im Novem­ für Erwachsene bis zum 50. Lebensjahr). ber ist bis Ende der Saison mit einem Der Grund für diese Zulassungsein­ Schutz zu rechnen). schränkung besteht darin, dass bisherige Die angebotenen Totimpfstoffe werden Studiendaten bei Erwachsenen, im Gegen­ zumeist i.m. appliziert; ein Impfstoff kann satz zu Kindern, auf eine nicht bessere und auch intradermal gegeben werden. ev. sogar geringere Wirksamkeit des Die meisten bisherigen Totimpfstoffe Lebend­impfstoffs gegenüber bisherigen werden auf Hühnereiern hergestellt, wes­ Influenza-Totimpfstoffen hindeuten. halb eine Hühnereiweißallergie als Kontra­ Die Applikation der 0,2ml Impfstoff er­ indikation gilt. Es gibt jedoch bereits Impf­ folgt fraktioniert zu gleichen Teilen in jedes stoffe, die in Zellkulturen hergestellt wer­ Nasenloch. Der Impfstoff wird auf Hüh­ den und für Allergiker empfohlen werden nereiern hergestellt und ist tetravalent. Die (Yamagata-Lineage) n B/Brisbane/60/2008-artiges Virus (Victoria-Lineage; nur in den tetrava­ lenten Impfstoffen) 26 allgemeinen Kontraindikationen für Le­ bendimpfstoffe, wie vor allem Immunsup­ pression, sind unbedingt zu beachten. Der zusätzliche immunologische Bene­­fit einer Lebendimpfung gegenüber dem Totimpfstoff ergibt sich aus der Induktion einer lokalen Immunantwort (IgA – ­virusneutralisierende Wirkung sowie lokale zelluläre Immunantwort und Zytokinpro­ duktion, die die Virusreplikation stark redu­ zieren und so einen vermehrten Einfluss auf die Virusausscheidung haben können). 4.4 Wirkdauer und idealer Impfzeitpunkt Die höchsten Antikörperspiegel werden et­ wa zwei Wochen nach Impfung gefunden. Zwölf bis 16 Wochen nach Impfung ist von einer sehr guten Schutzwirkung der Imp­ fung auszugehen, danach sinken die Anti­ körperspiegel langsam wieder ab. Deshalb ist es sinnvoll, erst relativ knapp vor dem zu erwartenden Eintritt der Grip­ pewelle zu impfen, was für Österreich etwa Ende November bedeuten würde. 4.5 Nebenwirkungen und Kontraindikationen In der Regel wird der saisonale Grip­ peimpfstoff gut vertragen. Es kann, wie bei anderen Impfungen auch, zu lokalen Reak­ tionen wie leichten Schmerzen, Rötung und Schwellung an der Impfstelle kommen. Der nasale Lebendimpfstoff kann eine verstopfte bzw. rinnende Nase auslösen. Unabhängig vom Impfstoff können vorü­ bergehend auch Allgemeinsymptome wie Fieber, Frösteln oder Schwitzen, Müdig­ keit, Kopf-, Muskel- oder Gliederschmer­ zen auftreten. In der Regel klingen diese Beschwerden innerhalb von ein bis zwei Tagen folgenlos wieder ab. Eine Kontraindikation gegen die Grip­ peimpfung besteht in folgenden Situationen: Fieber ≥38,5°C, schwere akute Infektion, ärztemagazin 25/2015 Foto: tatyana_tomsickova/iStock; Illustration: CDC – Dan Higgins n B/Phuket/3073/2013-artiges Virus Hühner­ eiweißfrei Adjuvantiert Applikation l i.m. Erw. (ab 18 Jahre) i.m. Erw. bis 60 Jahre Erw. ab 60 Jahre Erw. ab 65 Jahre Kinder ab 6 Monate l i.m. l l 19,45 € i.m. l l 20,50 € l 47,80 € 22,95 € l intradermal 21,50 € l i.m. l i.m. l l 20,50 € i.m. l l 19,85 € schwere Allergie gegen Hühnereiweiß oder gegen einen anderen Bestandteil des Impf­ stoffs. Personen mit Hühnereiweißallergie können jedoch mit einem in Zellkulturen hergestellten Impfstoff geimpft werden. Kinder und Jugendliche, die eine kli­ nische Immunschwäche oder ein schweres Asthma aufweisen oder eine Salizylatthera­ pie erhalten, dürfen den Influenza-Lebend­ impfstoff nicht erhalten. Im Jahr 2009 kam es in einigen Ländern bei Personen, die den H1N1-Impfstoff Pandemrix® erhalten hatten, zu einem An­ steigen der Narkolepsie-Inzidenz. Es dürfte sich dabei, wie mittlerweile geklärt wurde, um ein Autoimmunphänomen handeln, wobei Antikörper gegen das körpereigene Protein Hypocretin eine Rolle spielen. Bei bestimmten genetisch prädisponierten Per­ ungeimpften Populationen (durch Kontakt mit dem Wildvirus) vorkommen. Pandemrix wurde inzwischen vom Markt genommen, und bei den derzeitigen und zukünftigen Influenzaimpfstoffen wird da­ für Sorge getragen, dass sie keine Hypocre­ tin-ähnlichen Bestandteile mehr enthalten. 5. Zukünftige Entwicklungen Das Problem der jährlich notwendigen An­ passung der Impfantigene könnte dadurch gelöst werden, dass Impfungen entwickelt werden, die eine Bildung von Antikörpern gegen multiple und möglichst hoch konser­ vierte, wenig variable Epitope von Influ­ enzaviren auslösen. Dies könnte idealerwei­ se zu einer Impfung führen, die gegen alle Influenzaviren der Typen A und B wirksam Impfstoffe gegen hoch konservierte Epitope und mRNA-Vakzinen könnten die Grippeimpfung revolutionieren sonen erkennen abnorme CD4-Lympho­ zyten Peptide von Hypocretin, wenn diese von einem bestimmten HLA-Antigen prä­ sentiert werden. Dieser Prozess kann letzt­ lich zur Narkolepsie führen. Nun stellte sich heraus, dass ein be­ stimmter, kurzer Abschnitt von nur 13 Ami­ nosäuren des in Pandemrix enthaltenen Virus-Hämagglutinins große Ähnlichkeit mit den Hypocretin-Peptiden aufwies, was die beschriebenen Fälle von Narkolepsie erklären könnte. Inzwischen konnte übri­ gens auch nachgewiesen werden, dass An­ stiege der Narkolepsie-Inzidenz tendenzi­ ell nach jeder Grippesaison und auch in ärztemagazin 25/2015 20,10 € l intradermal l Kosten (AVP) für 1 Einheit 23,70 € l nasal l Kinder zw. 2 bis 18 Jahre ist. In dieser Richtung werden verschiedene Forschungsansätze verfolgt. Ein ebenfalls neuer Ansatz ist eine Grip­ peimpfung auf Basis von Messenger-RNA (mRNA). Diese wird rekombinant ohne Einsatz von Hühnereiern hergestellt und wurde im Tierversuch bereits erfolgreich getestet. Das Prinzip beruht darauf, dass die mRNA, welche die Codesequenz für virales Hämagglutinin enthält, nach intradermaler Injektion durch Endozytose in Körperzel­ len aufgenommen wird und dort zur Pro­ duktion immunogener Peptide führt. Das Neue daran: So entsteht nicht nur eine humorale (Antikörper), sondern auch 21,55 € Quelle: Austria Codex, abgerufen 2.11.15. B/Brisbane/ 60/2008 eine zelluläre Immunität (Induktion nicht nur von CD4-, sondern auch von CD8Zellen, die besonders effektiv in der Vi­ rusabwehr und -elimination sind). Die mR­ NA wird nicht ins Genom integriert, und die darauf beruhenden Impfstoffe sind auch ohne Kühlung stabil. n Korrespondierende Autorin: Univ.-Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt, Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin, Medizinische Universität Wien E-mail: [email protected] Redaktion: Dr. Norbert Hasenöhrl 1) http://bmg.gv.at/home/Schwerpunkte/ Gesundheitsfoerderung_Praevention/Impfen/ Ärztlicher Fortbildungsanbieter: Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM) Lecture Board: n Dr. Reinhard Dörflinger n Dr. Josef Schützenberger Das ÖGAM-Lecture-Board ist um eine ausgewogene und praxisrelevante Darstellung des Themas bemüht. Die vertretenen medizinisch-wissenschaftlichen Inhalte liegen in Letztverantwortung in der Kompetenz des Autors/des wissenschaftlichen Prüfers: Kurzlink zum Online-Fragebogen auf medonline.at: mma.ac/dfp2515-2 DFP-Punkte online buchen! Bisher gebuchte Punkte: 12.854.918 Zahl der Fortbildungskonten: 35.990 27