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Japan: Mene mene tekel
Warum wir nicht in Yen-Bonds investieren
Japan als schwarzester aller schwarzen
Schwäne
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1
1.
Die spezifischen japanischen Probleme
2.
Wie konnte es so weit kommen?
3.
Japan ist pleite: Warum interessiert das niemanden?
4.
Wann kommt der Minsky-Moment?
5.
Wie könnte das Endgame aussehen?
mene mene tekel upharsin
Als Menetekel bezeichnet man eine unheilverkündende Warnung,
einen ernsten Mahnruf oder ein Vorzeichen drohenden Unheils. Der
Begriff ist von einem biblischen Wortspiel in akkadischer Sprache
abgeleitet, das Gott dem König Belsazar als Ankündigung seines
baldigen Todes und Untergangs seines Königreiches überbracht
haben soll.
2
Die spezifischen japanischen Probleme
3
Die spezifischen japanischen Probleme
Klassischer Makro-Mix
alter reicher Länder?
Das Makro 1x1
•
•
•
•
•
•
•
•
Y = BIP
C = Konsum
I = Investitionen
G = Staatskonsum & Investitionen
X = Exporte
M = Importe
S = Sparen
T = Steuern
Japan spart zu viel, investiert
zu wenig und konsumiert zu
wenig
•
Dies ist u.a. eine Folge der
Alterung der Bevölkerung, aber
auch des Business-Modells das
explizit auf Exporte ausgerichtet ist
Das bedeutet automatisch
entweder ein Fiskaldefizit oder
einen LeistungsbilanzÜberschuss
• Japan hat beides, und zwar
chronisch
4
Die spezifischen japanischen Probleme
«Demographie-Versagen»
Alterung
•
Japans Baby Boomer, die grösste
Alterskohorte, wurden zwischen
2012-2014 65jährig
•
Die Lebenserwartung ist
mittlerweile bei 81 (Männer) und 86
(Frauen)
Tiefe Geburtenrate
•
Japan hat eine der tiefsten
Geburtenrate der Welt: 1.43
Tiefe Arbeitspartizipation
• Die männliche Arbeitsbevölkerung
fällt seit 2000: Seither ist sie von
33mio auf etwas über 30 mio
gefallen
• Die weibliche Arbeitsbevölkerung
steigt, aber kompensiert die
männliche Reduktion nicht
Folge: Entvölkerung
•
Von 1868 bis Ende 20.
Jahrhundert, also in 130 Jahren
stieg die Bevölkerung von Japan
von 32 mio auf über 120 mio
•
Die Demographie hat gedreht:
Wenn der aktuell gültige Trend
weitergeht entvölkert sich Japan
bis Ende diesen Jahrhunderts je
nach Schätzungen auf 50-70 mio!
5
Die spezifischen japanischen Probleme
Politik-Versagen
Reform-Unfähigkeit
•
Weder Politik noch Wähler, noch
Konzerne sind für
Steuererhöhungen und/oder
Eindämmung der steigenden
Sozialkosten zu haben
Xenophobie/Abschottung
•
Japan hat einen der tiefsten
Ausländeranteile der Welt
•
Japan wird u.E. fälschlicherweise
oft als rassistischstes Land der
Erde denunziert
•
Die ursprünglichen Japaner lebten
fast 1.000 Jahre als eine einzige
ethnische Gruppe für sich
Falsche Diagnose > Falsche
Politik
•
Abenomics unterliegt einem
Grundsatz-Irrtum, dass das
schwache Wirtschaftswachstum
nachfragebedingt ist, anstatt
angebotsbedingt
Falsche Politik > RessourcenVerschleuderung
•
Testament dieses Politikversagens ist
die fallende Produktivität der
japanischen Wirtschaft
•
Es fällt sowohl die Produktivität des
Arbeitseinsatzes als auch die
Produktivität des Kapitaleinsatzes!
6
Die spezifischen japanischen Probleme
Folge:
Sozialkosten laufen aus
dem Ruder!
Mit den Baby Boomers ist die
stärkste Kohorte der
Demographie soeben in Rente
gegangen
•
Die Baby Boomer wurden 2012-2014
fünfundsechzig
•
Japan wird erdrückt von
monumentalen Sozialkosten: Sie
steigen bereits im Jahre 2012
exponentiell
• Die Sozialkosten sind schuld am
chronischen japanischen Primärdefizit
Und es wird noch wesentlich
schlimmer:
2022-24: Baby Boomer werden
ü75:
•
Ab diesem Alter muss aus Erfahrung
mit massiv sprunghaft steigenden
Kosten gerechnet werden
2032-34: Baby Boomer werden
ü85:
•
Ab diesem Alter muss aus Erfahrung
mit massiv sprunghaft steigenden full
nursing care-Kosten gerechnet
werden
7
Die spezifischen japanischen Probleme
Folge:
Dramatischer Verlauf des
Trendwachstums
Wir schauen nicht nur auf das reale BIP
an sondern auch das
Nominalwachstum, denn dieses ist
bestimmend für die Steuereinkünfte
Japans. Beide Datenreihen haben wir
geglättet
Fallend…
•
Von den vibranten 80er Jahren ist
nichts mehr übrig
•
Das Trendwachstum ist von hohen
einstelligen Wachstumszahlen auf
Null gefallen, trotz präzedenzlosem
Einsatz von Geld- und Fiskalpolitik
..auf Null!
Als erstes wichtiges Land der
modernen Weltgeschichte bei
der Schwelle zum
strukturellen
Negativwachstum
•
Seit 20 Jahren gibt es eine
dramatische Wachstumsschwäche
•
Negative Quartale sind keine
Seltenheit mehr
8
Die spezifischen japanischen Probleme
Folge:
Dramatischer Verlauf des
Potentialwachstums
Wir approximieren das
Potentialwachstum mit der
Veränderungsrate der
Arbeitsbevölkerung und des
Produktivitätsfortschritts
Produktivitätswachstum bei
Null, Wachstum der
Arbeitsbevölkerung bei Null
= Potentialwachstum bei Null
•
Kein Wunder ist das
Trendwachstum bei Null angelangt,
künstlich erhöht durch einen
präzedenzlosen Einsatz von
Stimuli
9
Die spezifischen japanischen Probleme
Folge:
Dramatischer Verlauf des
Verschuldungstrends
Das 1x1 der
Verschuldungsquote:
•
•
•
•
•
•
D = Schulden des Staates
PB = Primärbilanz des Staates
SD = Schuldendienst
BIP = Bruttoinlandprodukt
r = Durchschn. Schuldzins
g = Wirtschaftswachstum
Wann steigt die
Verschuldungsrate D/BIP?
•
Wenn der Schuldzinssatz grösser
ist als die Wachstumsrate…
•
…und die Differenz von
Schuldendienst ./.
Wirtschaftswachstum grösser ist
als ein allfällig positiver
Primärsaldo
•
Also: Ganz schlecht sind:
Steigende Zinsen, fallendes BIP
und negativer Primärsaldo
Wie sieht das aus bei Japan?
10
Die spezifischen japanischen Probleme
Folge:
Dramatischer Verlauf des
Verschuldungstrends
Primärdefizit: Massiv negativ
•
Leicht verbessert aber immer noch
stark negativ
•
Die Zeiten positiver Primärsaldi
sind in weiter Ferne, der Trend
negativ
Zinsen im Durchschnitt
deutlich höher als
Nominalwachstum
•
Mit massiven Wertpapierkäufen
und Stimulierungsprogrammen
wurde in den letzten Jahren das
Wachstum heraufgewürgt
•
Allerdings zu Lasten der
Staatsrechnung, wie die
Primärrechnung deutlich zeigt
Damit: Massive Zunahme des
Verschuldungsgrads
• Auf mittlerweile über 250%
• Also mehr als das Sechsfache des
Maastrichtkriteriums
• Im Rahmen der entwickelten
Länder ein absolutes Unikum
11
Wie konnte es so weit kommen?
a) 1989 – 2012 Die verlorene Generation
12
1889 – 2012: Die verlorene Generation
Die Blase platzt: Eiszeit
1889:
Epischer Crash im Nikkei
•
Der Index halbiert sich in kürzester
Zeit und fällt in einen Bärmarkt der
bis 2012 reicht
•
Die Anleger verlieren 75% des
Wertes am Top
Die Blase platzt: Eiszeit
•
Die Wirtschaft folgt mit etwas
Verspätung dann aber deutlich mit
einer ultralangen Rezession
•
Das CPI driftet mit etwas
Verspätung ab in eine veritable
Deflation
• Das Phänomen, von dem alle Angst
haben tritt in Japan ein
• Bei Deflation gewinnt Nominalgeld
an realem Wert
• Aber auch die Schulden werden
schwerer
LEHMAN
ERHOLUNG
CRASH
• Gleichzeitig entsteht bei Deflation
Druck auf die
Regierungseinnahmen, die auf
nominale Einkommen erhoben
werden
13
1889 – 2012: Die verlorene Generation
Japan reagiert:
Geldpolitik reagiert massiv
•
Verspätet aber dann doch: Bank of
Japan geht runter auf Null
•
Ein Wert, den man bisher nicht
kannte
•
Japan wird ein Synonym für alles,
das nach einem Crash falsch
gehen kann
Fiskalpolitik bleibt expansiv
• Das Fiskaldefizit wird über
gewaltige Neu-Schulden finanziert:
• Die Budgets werden trendmässig
defizitärer
LEHMAN
ERHOLUNG
CRASH
• Die Schulden steigen bis 2012 auf
220% der Wirtschaftsleistung
• Koizumi versucht die Sozialkosten
zu bändigen, wird aber deshalb
abgewählt
14
1889 – 2012: Die verlorene Generation
Das Problem kulminiert:
Yen steigt massiv an
•
Steigende Zinsen, fallendes CPI,
bedeutet höhere Realzinsen, der
Yen gewinnt an Wert
Auch in der Finanzkrise
funktioniert der Yen als
Krisenwährung
•
Exporte werden abgewürgt
•
Der starke Yen wird von vielen
noch heute als fundamentales
Problem Japans angesehen
Fukushima
März 2011:
LEHMAN
ERHOLUNG
CRASH
Als ob dies noch nicht genug wäre,
passierte in Fukushima ein
katastrophaler nuklearer Unfall
15
Wie konnte es so weit kommen?
a) 2012 – heute: Abenomics
16
2012 - Heute: Abenomics:
Die 3 Pfeile der Abenomics:
I
Fluten der Wirtschaft mit Geld
II
Expansive Fiskalpolitik
III
Wachstum promoten
Das grösste
Finanzabenteuer
aller Zeiten:
Japan setzt alles auf eine
Karte
• Mit Kuroda wird ein gefügiger
Notenbank-Chef installiert
• Japan beginnt das grösste
Experiment der Finanzgeschichte
• Japan setzt Massstäbe im
Mitteleinsatz, die bis dato für nicht
möglich gehalten wurden
Ziel: Sieg über die Deflation!
• Geldfluten und Deficit-Spending
sollen kurzfristig wirken, die
Wachstumsinitiativen langfristig
Im Klartext:
• Ziel ist ein Primär-Überschuss in
2020
Gelddrucken und das Problem weg-inflationieren statt
das Pensionssystem reformieren und Steuern
erhöhen. Auf politisch heikle Liberalisierungen und
Reformen wird verzichtet, sogar die VAT wird bis 2020
auf 10% eingefroren.
Über einen abgewerteten Yen sollen
Unternehmensgewinne und Aktienkurse gepusht
werden, die Firmen sollen die Gewinne in Capex und
Löhne rezyklieren.
Wie funktioniert
Abenomics?
• Wenn die Leitzinsen schon bei Null
sind, kann man mit Geldpolitik allein
nicht Inflation entfachen
(Liquiditätsfalle)
• Deshalb wird zusätzlich eine
aggressiv expansive Fiskalpolitik
betrieben
• Geldpolitik als Monetisierung einer
expansiven Fiskalpolitik soll die
Deflation überwinden
• Faktisch macht Japan ein dirty
helicopter money
17
2012 - Heute: Abenomics:
Das grösste
Finanzabenteuer
aller Zeiten:
Alles oder nichts
• Was die Bank of Japan macht, lässt
die EZB wie Schulbuben aussehen
Yen Bonds aufkaufen!
• Die Notenbank kauft Yen 60-70
Billionen pro Jahr
• Die BOJ spritzt jeden Monat 1.3%
des GDP als Frischgeld in die
Wirtschaft
• Im Vergleich zum
Bruttosozialprodukt ist das doppelt
so viel wie die EZB angekündigt hat
zu machen
Zinsen unter Null setzen!
• Die Leitzinsen sind bei Null,
mittlerweile seit 8 Jahren,
unabhängig vom
Wirtschaftswachtum
• Mit den Bond-Käufen wird faktisch
ein Umfeld geschaffen, das mit
demjenigen negativer Leitzinsen
identisch ist
• Und das, obwohl –wie wir später
sehen werden – faktisch
Vollbeschäftigung herrscht
Yen schwächen!
ZINSKONTROLLE
STEUERERHÖHUNG
START ABENOMICS
LEHMAN
• Ziel: Exporte erhöhen
18
2012 - Heute: Abenomics:
Das grösste
Finanzabenteuer
aller Zeiten:
«2% Wachstum und 2%
Inflation wollen wir»
• Das Ziel der Regierung Abe ist es,
über Reflation das Trendwachstum
zu erhöhen, Inflation zu entfachen
und über höhere nominale
Steuereinkünfte das
Schuldenproblem zu lösen
Viel ausgegeben, nichts
bekommen
• Nominalwachstum kratzt bloss an
der 2%-Marke
• CPI weiterhin deflationär, lediglich
die Steuererhöhung 2014 hat kurz
Bewegung gebracht.
• Das 2%-Inflationsziel ist ein
eigentliches Prestige-Projekt der
Regierung Abe
• Ein Wachstums-Strohfeuer im 2013
• Nach einer kleinen VAT-Erhöhung
fiel das Land trotz dem
beispiellosen Einsatz von Geld- und
Ausgabenpolitik sofort wieder in
eine Rezession
ZINSKONTROLLE
STEUERERHÖHUNG
START ABENOMICS
LEHMAN
• Auch die Teuerung fällt nach dem
Steuererhöhungs-bedingten Sprung
wieder Richtung Null
19
2012 - Heute: Abenomics:
Das grösste
Finanzabenteuer
aller Zeiten:
Erbärmliche Bilanz:
Was bleibt, ist ein bizarrer
Schuldenberg
• Japan hat heute die höchsten
Schulden pro GDP aller 32 OECDStaaten
Und eine kranke Währung
• Der REER, die Real Effective
Exchange Rate, beschreibt den
handelsgewichteten Aussenwert
des Yen, berichtigt um die Inflation
• Fällt der REER, dann spricht man
von «unterbewertet», steigt er, dann
von «überbewertet» aus Sicht der
Kaufkraftparitäten
• Der Yen-REER fällt seit geraumer
Zeit: Der Währungsmarkt ist
offensichtlich skeptisch
• Abenomics hat einen weiteren
Abwertungsschub verursacht
20
2012 - Heute: Abenomics:
Das grösste
Finanzabenteuer
aller Zeiten:
2016: Teilweise
Kapitulation
Wie grotesk die
Übungsanleitung von
Abenomics ist, zeigt
dieser Chart
• Die Notenbank ist der einzige
Käufer der JGBs
(Regierungsanleihen Japans)
• Dadurch wurde die Notenbank zum
grössten Eigentümer der
Staatsbonds
• Und zwar in unglaublichen
Ausmass, das zunehmend
problematisch wurde, weil der Markt
komplett ausgetrocknet wurde
Die Notenbank wechselt
von programmatischen
Bondkäufen auf ein
Renditeziel: 0% für 10jährige Anleihen soll
verteidigt werden
• Damit räumt die Notenbank faktisch
ein, dass der Plan, über Bondkäufe
die Inflationserwartungen zu
erhöhen, gescheitert ist
21
2012 - Heute: Abenomics:
Warum hat Abenomics
versagt?
Ignoranz oder
Berechnung?
Die Annahme, das Problem
sei Nachfrage-seitig ist ein
Anfänger-Fehler von
historischen Ausmassen
• Japan hatte bereits 2012
Vollbeschäftigung
• In Japan gilt bereits eine
Arbeitslosenrate unter 3.5% als
überhitzt
• Die Unternehmen suchen seit
längerem händeringend nach
fähigen Arbeitern
START ABENOMICS
• Pensionierte werden angehalten, in
den Jobs zu bleiben und Frauen
werden zunehmend in den
Arbeitsmarkt integriert. Aber: Das
sind vor allem Teilzeitstellen
• Durch die Berechnung der
japanischen Statistik mittels
monatlichem Benchmarking sinken
damit die durchschnittlichen Löhne,
statt dass sie steigen
Warum wird der Fehler nicht
korrigiert, obwohl er
offensichtlich ist?
• Die Regierung denkt
opportunistisch und kurzfristig
• Ebenso die Manager, die direkt von
den Staatsprogrammen profitieren
• Die Wähler strafen Regierungen,
die das Budget entlasten wollen ab
22
2012 - Heute: Abenomics:
Warum hat Abenomics
versagt?
Politik-Amok:
Die Ricardianische Äquivalenz
Die Ricardianische Äquivalenz bzw. das
Ricardianische Äquivalenztheorem basiert auf einem
von David Ricardo erörterten Konzept, wonach
Steuersenkungen sich als nicht konjunkturanregend
erweisen, wenn die privaten Wirtschaftssubjekte die
Höhe der gesenkten Steuern nicht zu
realwirtschaftlichen Ausgaben verwenden, sondern
sparen, weil sie befürchten, dass die aufgrund der
Steuersenkungen erhöhte Verschuldung des
Staates später in Form von Steuererhöhungen
wieder kompensiert werden wird.
1974 wurde von Robert Barro die „Ricardianische
Äquivalenz“ neu aufgegriffen und als Barro-RicardoÄquivalenzproposition anerkannt. Sie stellt eine
neoklassische Gegenposition zur Höhe der
konjunkturellen Wirkung des keynesianischen Deficit
Sprending dar.
Die Ricardianische Äquivalenz ist umstritten und
wird von v.a. Linken und Keynesianern verworfen
Ein strukturell verkrustetes
System über einen
Geldpolitik-Exzess zu
retten ist ein Wahnsinn
• Stimulation der Wirtschaft über
Geldpolitik bedeutet die Vornahme
von zukünftigem Konsum
• Die Wirtschaftssubjekte wissen,
dass die heutigen Geschenke die
Steuern von morgen sind
• Man muss davon ausgehen, dass
der Grenznutzen der japanischen
Geldpolitik negativ ist, d.h. der
Vorteil der geldpolitischen Flutung
abnimmt, die nachgelagerten
Probleme aber zunehmen
• Ein blosser Transfer von Konsum
von später auf jetzt erhöht das
Trend- und Potentialwachstum
nicht!
• Kommt dazu: Die Absenz von Slack
in der japanischen Wirtschaft bringt
nur Verschwendung und keine
Ausnützung ungenutzter Potentiale
23
2012 - Heute: Abenomics:
Warum hat Abenomics
versagt?
Der falsche Fokus:
Der Fokus auf den
Aussenwert des Yen ist
ebenfalls komplett fehlgeleitet
und sogar kontraproduktiv
• Abenomics hat sofort den
Handelsgewichteten Aussenwert
des Yen (Nominal Effective
Exchange Rate NEER) gedrückt
• Das Exportvolumen ist trotzdem
nicht gestiegen
• Die Gewinne der Exporteure aber
schon, und zwar massiv
• Trotzdem haben diese keine neuen
Kapazitäten geschaffen, sondern
nur die Preise konstant gehalten
und damit die Margen maximiert
• Weder haben die Exporteure die
Capex erhöht, noch den
Beschäftigungsgrad erhöht
• Wie auch? Japan ist in
Vollbeschäftigung
• Und: Der Yen-Zerfall hat den
Haushalten einiges an Kaufkraft
gekostet (Teure Importe von
Energie)
START ABENOMICS
• Die Bevorzugung der Exporteure
hat sich als teure RessourcenMissalokation erwiesen
24
2012 - Heute: Abenomics:
Warum hat Abenomics
versagt?
Abenomics beerdigt alle
Wachstums-Chancen:
Beschädigt Abenomics die
Ressourcen-Effizienz?
• Abenomics hat beim
Produktivitätstrend keine positiven
Spuren hinterlassen, trotz
präzedenzlosem Einsatz von
Stimuli
• Speziell die andauernde
Tiefzinspolitik dürfte einiges
kaputtmachen, was von der
schöpferischen Zerstörung des
Kapitalismus übrig geblieben ist
• Hinzu kommt das bekannte
Phänomen der ZombieUnternehmen, die nur dank tiefen
Zinsen und Rollover von NPL
überleben bzw. weiter vegetieren
25
2012 - Heute: Abenomics:
Warum hat Abenomics
versagt?
Falsche Diagnose:
Falsche Behandlung
1. «Japans Wachstumsproblem stammt von der
Nachfrageseite»
1. Japans Wachstumsproblem stammt nicht von
der Nachfrage sondern von der
Angebotsseite. Angebotsseitige Probleme mit
Geldpolitik kurieren zu wollen spricht von
Dilettantismus
2. «Japans Problem ist der starke Yen»
2. Die gewollte Abschwächung des Yen bringt den
Haushalten netto mehr Negatives (höhere
Importkosten) und kaum Positives (Schwache
Lohnsteigerungen)
3. «Exporte lösen das Problem»
3. Der fallengelassene Yen hat die Exporte nicht
erhöht, sondern nur die Margen der Exporteure
verbessert
4. «Abenomics verbessern den Output Gap»
4. Japan hat Vollbeschäftigung und daher auch
keinen negativen Output Gap. Es passiert lediglich
eine massive Ressourcen-Verschwendung
5. Mit Geld- und Fiskalpolitik kann ein
demographie-basiertes tiefes
Potentialwachstum nicht dauerhaft erhöht
werden
5. Japan lebt über seine Verhältnisse, der
Überkonsum von heute ist die Steuererhöhung
von morgen
6. Höhere Aktienpreise sind kein Gradmesser für
den Reichtum der Japaner
6. Die gewollte Hausse im japanischen Aktienmarkt
durch ein Fallenlassen des Yen reflektiert nur die
erhöhten Margen der Unternehmungen, die aber
vermehrt Produktion aus Japan wegverlagern
7. Japanische Politiker wollen nicht das Gesicht
verlieren und haben einen Sündenbock
gefunden: Die VAT-Erhöhung
7. Mit der Verschiebung der VAT-Erhöhung hat
Japan wohl die letzte Chance einer geordneten
Entschärfung der Schuldenkrise vergeben
8. Quantitative Easing, im grossen Stil wie in
Japan, verbessert nicht die Lage, sondern
verschärft sie
8. Die Fiskaldisziplin ist komplett verschwunden, da
die durch QE künstlich tief gehaltenen Zinsen
keine Sparanreize mehr bieten
26
Japan ist pleite: Warum interessiert das niemanden?
27
Japan ist pleite…..
Hoffnungslos:
Grotesk überschuldet…
…keine Aussicht auf
genügend Wachstum….
…kaum Aussicht auf eine
Inflationierung:
Japan ist faktisch pleite
28
…warum interessiert das (noch) niemanden?
Der seidene Faden:
Positive Leistungsbilanz
•
Diese verhindert, dass der Druck
aus dem Ausland zur
Finanzierung eines
Leistungsbilanzdefizits zunehmen
würde
(Relativ) tiefe externe
Schulden
• Je grösser der Anteil/Stock an
externen Schulden, desto
verwundbarer das Land gegen
Kapitalflucht
Nettogläubiger gegenüber
dem Ausland
•
Japan ist einer der weltweit
grössten Nettogläubiger
gegenüber dem Ausland
•
Das bringt Japan in eine deutlich
bessere Position als wenn die
Gläubiger bei Japan anstehen
würden
29
…warum interessiert das (noch) niemanden?
Der seidene Faden:
Notenbank kauft
Staatsschulden:
•
Egal, wieviel Schulden der Staat
macht, die Notenbank kauft sie
auf um ihr Financial Repression
aufrecht erhalten können
Sozialer Friede
• Nicht nur murrt kaum jemand in
Japan über die Überschuldung des
Staates…
• Sondern die Approval-Rate für die
Regierung Abe ist sehr hoch!
30
…warum interessiert das (noch) niemanden?
Staat
Verschuldet sich Langfristig
(Die Durchschnittsduration liegt nunmehr bei
rekordhohen 9.3 Jahren)
Notenbank
Finanziert sich kurzfristig
«Die Notenbank kann
unbeschränkt
Staatsanleihen kaufen»
Tatsächlich funktioniert Japan
wie ein riesiger Hedge Fund
mit umgekehrter
Fristentransformation:
•
Egal, wieviel Schulden der Staat
macht, die Notenbank kauft sie
auf um ihr Financial Repression
aufrecht halten zu können
•
Die Duration ist auf Rekordhöhe
bei 9.3 Jahren
..über Einlagen von Banken
Das Gefüge der konsolidierten Bilanz von Staat und
Notenbank ist extrem verwundbar gegenüber
Zinserhöhungen
Sollte die Staat/NotenbankCombo einmal genötigt sein,
die Zinsen zu erhöhen, dann
ist das Spiel aus
• Dann generiert diese Combo so viel
Verluste, dass der Staat die
Notenbank rekapitalisieren muss
• Dies dürfte auf erheblichen
Widerstand bei der Bevölkerung
stossen
31
(Wann) Kommt der Minsky-Moment?
32
(Wann) Kommt der Minsky Moment?
«Minsky Moment»
Minsky
Hyman P. Minsky (1919 bis 1996)
Aus einer russischen Familie stammend, studierte er
in Harvard bei Joseph Schumpeter, dessen Idee des
wirtschaftlichen Fortschritts durch kreative
Zerstörung er auf die Finanzbranche anwandte.
Wenn dem Markt schlagartig
bewusst wird, dass die
Schulden nicht rückzahlbar
sind
Ansonsten war Minsky vor allem durch den
berühmten Ökonomen John Maynard Keynes
geprägt.
Minskys Krisentheorie sieht so aus: In langen Zeiten
wirtschaftlichen Wachstums verlieren Banken,
Unternehmen und Konsumenten das Gefühl für
Risiko und beginnen, von der Gier nach immer
höheren Gewinnen getrieben, sich immer mehr in
gewagte Finanzierungen zu stürzen. Unterstützt wird
diese Neigung nicht nur durch einen Herdentrieb,
sondern auch durch den unerbittlichen Wettbewerb
zwischen den Banken, der zur Erfindung neuer
Finanzprodukte beiträgt und zu Versuchen der
Banken, herrschende Regulierungen zu umgehen.
Minsky unterschied zwischen drei Arten von
Kreditnehmern. Neben Schuldnern, die in der Lage
sind, ihre Kredite zu bedienen und zurückzuzahlen,
gibt es eine wachsende Zahl spekulativ eingestellter
Schuldner, die zwar Zinsen zahlen, aber ihre Kredite
nicht tilgen können und damit auf eine stete
Verlängerung ihrer Darlehen angewiesen sind.
Schließlich taucht im Konjunkturboom eine dritte Art
von Kreditnehmern auf, die Minsky nach einem
berühmten amerikanischen Schwindler „PonziSchuldner“ nannte: Das sind Unternehmen oder
Privatpersonen, die zu arm sind, um auf ihre Kredite
auch nur Zinsen zu zahlen.
Das Ende der Party kann dann ein eigentlich
nebensächliches Ereignis auslösen, das die
gesamte Finanzbranche in eine Krise stürzt.
Quelle FAZ
33
(Wann) Kommt der Minsky Moment?
Wann fällt das Kartenhaus
zusammen?
Die Staatsdefizite müssen finanziert werden. Sobald
die privaten Ersparnisse Japans nicht mehr genügen
um den Staatskonsum zu decken, hat Japan ein
Problem, und vielleicht einen Minsky Moment.
Ausländisches Kapital kann bei den angebotenen
Zinsen kaum angelockt werden.
Im Jahr 2022-24 werden die Baby Boomer 75, ein
Alter in dem mit sprunghaft steigenden
Medizinkosten zu rechnen ist.
Sobald der Staatskonsum das
nationale Sparen übertrifft?
Wenn die Baby Boomer 75
werden?
Spätestens 2032-34, wenn die Baby Boomer 85
werden, muss mit explodierenden Full-Nursing-costs
gerechnet werden.
Japan kann sich höhere Zinsen nicht leisten. Wenn
Inflation kommt und überschiesst, müsste die BOJ
die Zinsen erhöhen. Das kann sie aber nicht, weil sie
sonst defaultet, womit der Yen stark abwerten dürfte.
Das würde über importierte Inflation die
Teuerungsrate zusätzlich anheizen.
Wenn starke Inflation kommt?
34
(Wann) Kommt der Minsky Moment?
Wann fällt das Kartenhaus
zusammen?
Die Notenbank hat versprochen, die 10Jahreszinsen bei 0% zu verteidigen. Der Markt
dürfte irgendwann die Notenbank testen. Kommt ein
Herdentrieb zustande, dann könnte eine Kaskade
entstehen, die die Notenbank überrollt.
Die Steuern sind stark abhängig vom
Nominalwachstum. Fällt dieses dauerhaft unter Null,
dann wird eine Rückzahlung der Schulden auch
theoretisch illusorisch. Das könnte eine Kaskade
auslösen.
Bereits 2x während der Regierung Abe wurden
beschlossene Steuererhöhungen verschoben. Das
nächste mal könnte ein mal zu viel sein
Wenn der Bondmarkt die BOJ
testet?
Sobald das Trendwachstum
unter Null fällt?
Wenn die Regierung wieder
die VAT-Steuererhöhung
verschiebt?
35
(Wann) Kommt der Minsky Moment?
Wann fällt das Kartenhaus
zusammen?
Wenn der Markt glaubt, dass Inflation kommt und
davon ausgeht, dass die BOJ die Zinsen nicht
erhöhen wird, dann wird wegen den zu erwartenden
fallenden Realzinsen im Yen die Währung verkauft.
Der Herdentrieb könnte eine sich selbst
bestätigende Prophezeiung herbeiführen.
Yen-Krise
Denkbar wäre einiges, welches das Gefüge
durcheinander bringen könnte, z.B. ein Ableben von
Abe, ein Konflikt mit der Nationalbank, unklare
Kommunikation der Notenbank oder der Regierung,
eine Bankenkrise etc
Externer/Interner schock
Der Staat konsumiert dermassen viel, dass bereits
heute die Investitionen nur noch die Abschreibungen
decken. Tendenz runter.
Der Markt merkt, dass die
Investitionen die
Abschreibungen nicht mehr
decken
36
Wie könnte das Endgame aussehen?
37
Welche Optionen hat Japan?
Trendwachstum deutlich erhöhen
Die Grundvoraussetzung für einen
positiven Verlauf der Schuldenproblematik.
Das bedingt eine intelligente
Einwanderungspolitik und Liberalisierung
der Wirtschaft. Davon ist allerdings kaum
etwas zu spüren.
Nichts/weiter machen
Dann steigen die Sozialkosten weiter
ungehindert und es kommt fast
unweigerlich zum baldigen finanziellen
Chaos, umso früher je tiefer die Steuerrate
und je tiefer das Wirtschaftswachstum
Steuern erhöhen
Selbst massive Steuererhöhungen reichen
nicht.
Wenn nichts mit den Sozialkosten gemacht
wird ist das finanzielle Chaos quasi garantiert
bis 2040, egal wie die anderen Parameter
sind, unabhängig vom VAT-Steuersatz.
Und: Steuererhöhungen wirken dämpfend
auf das unbedingt notwendig Wachstum. Bei
der letzten VAT-Erhöhung ist die Wirtschaft
sofort in eine Rezession getaucht
Wachstum der Sozialkosten eindämmen
Auch wenn das Wachstum der
Sozialkosten halbiert wird müssen die
Steuern deutlich erhöht werden, es sei
denn, das Wachstum überrascht nach
oben
Bleibt das Wirtschaftswachstum tief, dann
hilft auch eine Halbierung des Wachstums
der Sozialkosten nichts
Unsere Interpretation der Resultate einer
Studie von Takashioti Ito (Columbia) und
Takeo Hoshi (Stanford) 2015
38
Ein mögliches Endgame
1.
Japan ist gefangen: Höhere Zinsen sind wegen der Überschuldung nicht
nachhaltig
2.
Die Regierung wünscht sich 2% Inflation, genug um bei starkem
Nominalwachstum die Schulden weg zu inflationieren, nicht zuviel um
eine Krise auszulösen
3.
Sobald die Inflation nach oben überrascht wird die Regierung die Zinsen
verteidigen müssen und unbeschränkt JGBs kaufen
4.
Steigende Inflation bei eingefrorenen Zinsen bedeutet dass die
Realzinsen laufend fallen
5.
Der Yen dürfte deshalb massiv Druck bekommen
6.
Da die Staat/Notenbank-Combo wie ein Hedge Fund mit umgekehrter
Fristen-Transformation funktioniert, können die Kurzfristzinsen nicht
genügend erhöht werden um die Inflation zu töten. Denn das würde
bedeuten, dass die BOJ Richtung technischen Bankrott schreitet, da die
Sollzinsen höher sind als die Habenzinsen
7.
Dies könnte eine weitere Flucht aus dem Yen triggern
8.
Der Yen könnte in eine Todesspirale geraten
3
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