IP/03/1659 Brüssel, den 4. Dezember 2003 Kommissar Busquin im “Land der aufgehenden Sonne” - Lichtblicke für die EU-Forschung Philippe Busquin, das für Forschung zuständige Mitglied der Europäischen Kommission, wird vom 5.-9. Dezember Japan besuchen und an der Konferenz der Carnegie-Gruppe (der Forschungsminister der G 8) teilnehmen, um die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Japan und der EU auszubauen. Es sollen unter anderem folgende Themen behandelt werden: Nanotechnologien, Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologien, Kernenergie (einschließlich des ITER) und Biotechnologie. Er wird das erste Biotech-Forum des “runden Tisches” von Industrieunternehmen aus der EU und Japan eröffnen, mit hochrangigen Vertretern der japanischen Regierung zusammentreffen und mehrere Zusammenkünfte mit Vertretern japanischer Unternehmen abhalten. Außerdem wird er die Möglichkeit des Beginns von Verhandlungen über ein wissenschaftliches Kooperationsabkommen mit Japan erörtern. “Bei Spitzentechnologien wie Wasserstoff- und Brennstoffzellen und Nanotechnologien ist Japan eines der weltweit führenden Länder. Japan investiert über 3% seines BIP in die Forschung – einen Anteil, den die EU für 2010 anstrebt,” sagte Kommissar Busquin. “Daher müssen wir unsere Partnerschaft mit diesem Land, einem strategisch wichtigen Konkurrenten, ausbauen. Der Europäische Forschungsraum ist offen für den Rest der Welt. Wenn wir mit unseren Partnern zusammenarbeiten, können wir unser technologisches Potenzial nutzen und dem Ziel näher kommen, die EU zur wettbewerbsfähigsten wissensgestützten Wirtschaft weltweit zu machen.” Voller Terminplan Kommissar Busquin wird seinen Besuch mit einer Besichtigung der TsukubaLaboratorien für wissenschaftliche Forschung beginnen. Ferner wird er den Staatsminister für Wissenschaft und Technologie (CSTP), Herrn Toshimitsu Motegi, Herrn Takeo Kawamura, Minister im Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (MEXT), Herrn Shoichi Nakagawa, Minister im Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) und Herrn Shinzo Saito, Präsident des Japan Atomic Energy Research Institute (JAERI), treffen. In Gesprächen mit Ministern und Vertretern der japanischen Politik wird Kommissar Busquin vor allem die Frage der laufenden Verhandlungen im Zusammenhang mit einem Wissenschafts- und Technologieabkommen zwischen der EU und Japan zur Ausweitung der derzeitigen wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit zur Sprache bringen. Er könnte ferner die Einsetzung einer hochrangigen Sachverständigengruppe vorschlagen, die eine künftige Zusammenarbeit erörtern und Empfehlungen für die Ausweitung auf Schlüsselbereiche der wissensgestützten Wirtschaft aussprechen würde. Treffen der G8-Forschungsminister Zum ersten Mal trat die Carnegie-Gruppe 1991 zusammen. Mit dieser Gruppe sollte eine Möglichkeit für informelle Zusammenkünfte der Wissenschafts- und Forschungsminister und -berater der G8-Länder geschaffen werden. Im Rahmen dieser Treffen können die genannten Länder eine engere Zusammenarbeit aufbauen, ein besseres Verständnis für die verschiedenen nationalen Standpunkte entwickeln und einen Meinungsaustausch zu wissenschaftlichen Themen führen. Diese stehen in engem Zusammenhang mit gesellschaftlichen und ethischen Bedürfnissen bzw. Erwägungen, und die informellen Treffen sind ein geeignetes Forum für einen entsprechenden Meinungsaustausch. Anlässlich des Treffens in Tokio wird Herr Koji Omi, ehemaliger Minister und heute Vorsitzender des Forschungsausschusses der LDP (Liberaldemokratische Partei) im Rahmen eines Essens eine Rede über das “Kyoto Davos Forum of Science” halten, das die japanische Regierung für November 2004 vorschlägt. Kommissar Busquin wird außerdem von der LDP begrüßt werden, insbesondere von Herrn Hiroyuki Hosoda, dem stellvertretenden leitenden Sekretär des Ministerrates, Mitglied des Repräsentantenhauses und ehemaligen Ministers für Wissenschaft und Technologie. Investition in die Zukunft Die Kommission hat im 6. Forschungsrahmenprogramm - für einen Zeitraum von vier Jahren - 700 Mio. € für die Nanotechnologieforschung bereitgestellt. “Integrierte Projekte” und “Exzellenznetze” sollen die Verbindungen zwischen Forschung und Innovation stärken. Die Zusammenarbeit EU-Japan in diesem Bereich hat konkrete Fortschritte gemacht, insbesondere durch die Teilnahme der Europäischen Kommission an der bedeutenden Konferenz/Ausstellung “NanoTech 2003 + Future” in Tokio im Februar, sowie mit der Verabschiedung gemeinsamer Schlussfolgerungen über Forschungsprioritäten zusammen mit amerikanischen und japanischen Partnern. Die weitere Zusammenarbeit mit Japan wird sich auf wesentliche nanotechnologische Forschungsarbeiten in den unterschiedlichsten Industriebereichen konzentrieren: Energiespeicherung und -verteilung; Nachweis, Messungen und Prüfungen; Robotik und Prothetik, sowie Informationstechnologien. In der Nanotechnologie werden einzelne Atome und Moleküle untersucht, gehandhabt und gesteuert, so dass es möglich wird, Maschinen im Atommaßstab zu konstruieren und Werkstoffe und Produkte mit “Nanostrukturen” und besonderen Eigenschaften zu entwickeln. Die Nanotechnologie wird es Europa wie der übrigen Welt ermöglichen, mit weniger Ressourcen quantitativ und qualitativ bessere Ergebnisse zu erreichen. Energie für das neue Jahrhundert Kommissar Busquin wird in Japan ein Auto mit Wasserstoffantrieb Probe fahren, das auch vom japanischen Premierminister Junichiro Koizumi benutzt wird, um zu zeigen, wie es in Zukunft möglich sein wird, bei Kraftfahrzeugen allmählich von nicht erneuerbaren Energien auf Wasserstoff-Brennstoffzellen umzusteigen. Erneuerbare, umweltfreundlichere Energieträger sind bereits seit langem ein wichtiges Anliegen der EU, insbesondere im Hinblick auf das Erreichen der Ziele des Kyoto-Protokolls. Wasserstoff- und Brennstoffzellen sind jedoch heute noch zu teuer, und die Forschungsbemühungen in diesem Bereich zu sehr zerstreut. 2 Politische Initiativen der EU, wie die Einrichtung der Plattform für Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologien mit den Akteuren des Wasserstoffsektors, sowie von der EU finanzierte Projekte bringen die Erforschung, Entwicklung und Demonstration von Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologien bereits voran. Weitere Investitionen verschiedener Geldgeber u. a. auch des Forschungsrahmenprogramms der EU, der nationalen und regionalen Forschungsförderung und der Europäischen Investitionsbank (EIB) - sind jedoch notwendig. Hiermit würde ein Beitrag zur künftigen Energieversorgung weltweit geleistet, und die Entwicklung und Nutzung von kostengünstigen Energiesystemen der Spitzenqualität auf Wasserstoffgrundlage für Anwendungen im Verkehrsbereich sowie für die ortsfeste und mobile Energieversorgung würde erleichtert. Nutzung der Biotechnologie Biotechnologie-Anwendungen sollen anlässlich von Besuchen in japanischen Spitzenforschungszentren erörtert werden, z. B. im National Institute of Advanced Industrial Science and Technology (AIST). Hier wird sich Kommissar Busquin, in Begleitung von Dr. Kisaburo Kodama (Vizepräsident des AIST), mit der Forschung zu medizinischen Anwendungen der Nanobiotechnologie beschäftigen. Kernkraft Japan, Frankreich und Kanada stehen im Wettbewerb für die endgültige Aufnahme des ITER (International Thermonuclear Experimental Reactor). Der ITER wird als erste Prototypanlage für Kernfusion im industriellen Maßstab bezeichnet. Er wird auf der Tagesordnung Philippe Busquins für informelle Gespräche mit japanischen Beamten und Unternehmensvertretern stehen. Japan verfügt über mehrere Kernkraftwerke (Kernspaltung), und auch Europa zählt bei der Stromversorgung zu einem großen Teil auf die Kernenergie. 2005 werden jedoch über 70% dieser Kernkraftwerke ihre ursprüngliche Lebensdauer von zwanzig Jahren überschritten haben, 30% werden über 30 Jahre alt sein. Die Europäische Kommission bemüht sich seit vielen Jahren mit Unterstützung von Sachverständigengremien um die allmähliche Harmonisierung der Sicherheitsanforderungen und -praktiken, um das höchste Niveau nuklearer Sicherheit in den Bereichen Strahlenschutz, Entsorgung radioaktiver Abfälle und Anlagensicherheit zu erreichen. Kommissar Busquin wird mit seinen japanischen Kollegen Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Bereich der kerntechnischen Forschung erörtern. Weitere Informationen sind abrufbar über folgende Webseiten: Carnegie-Gruppe (G8) http://www.ceip.org/files/projects/npp/resources/g8/summit.htm Nanotechnologien http://www.cordis.lu/nanotechnology/ http://europa.eu.int/comm/research/growth/gcc/pressroom-nanotechnology.html Wasserstoff- und Brennstoffzellen http://europa.eu.int/comm/research/energy/nn/nn_rt_hlg1_en.html Biotechnologie http://europa.eu.int/comm/research/biot1.html Kernkraft http://europa.eu.int/comm/energy/nuclear/index_en.html ITER http://www.iter.org/ 3