EUROPÄISCHE KOMMISSION – PRESSEMITTEILUNG Besuch der Hohen Vertreterin der EU Catherine Ashton in Japan Brüssel, 31. Oktober 2011 – Catherine Ashton, Hohe Vertreterin der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik/Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, reist vom 1. – 3. November nach Japan. In Tokio trifft sie mit dem japanischen Außenminister Koichiro Gemba zusammen. Sie wird ferner die Präfektur Miyagi besuchen, die von der Dreifach-Katastrophe vom 11. März besonders hart getroffen wurde. Vor ihrer Abreise erklärte Catherine Ashton: „Mit meinem Besuch möchte ich der tiefen und dauerhaften Freundschaft zwischen der EU und Japan Ausdruck geben. Die EU engagiert sich für eine ausgewogene und umfassende Stärkung der Beziehungen mit Japan unter Einbeziehung sowohl der politischen als auch der wirtschaftlichen Aspekte. Beide Seiten haben sich darauf geeinigt, parallel über ein Freihandelsabkommen und über ein Rahmenabkommen zu verhandeln, das politische, globale und sektorspezifische Fragen abdeckt. Ich hoffe, dass das Treffen mit Minister Gemba dieses Anliegen und unsere Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen weiter voranbringen wird. Ich werde auch in die Präfektur Miyagi reisen, um der Solidarität der EU mit den Menschen Ausdruck zu geben, die unter den Folgen des verheerenden Erdbebens, des Tsunamis und des Nuklearunfalls vom 11. März zu leiden haben.“ Während ihres Besuchs wird die Hohe Vertreterin sich auf die Stärkung des Dialogs und der Zusammenarbeit zwischen der EU und Japan zum Thema Frieden und Sicherheit konzentrieren, und zudem erneut die Bereitschaft der EU bekräftigen, die Zusammenarbeit im Bereich Nuklearsicherheit und Katastrophenmanagement zu vertiefen. Am Mittwoch den 2. November trifft sie mit dem Außenminister zusammen. Bei diesem Treffen sollen die folgenden Themen erörtert werden: außenpolitische Fragen, u. a. die Sicherheitslage in der Region, die Lage im Mittleren Osten und Nordafrika sowie die Piraterie-Bekämpfung, ferner die auf dem Gipfeltreffen EUJapan vom 28. Mai beschlossene Stärkung der bilateralen Beziehungen. Die Hohe Vertreterin wird außerdem das „Europa House“, die neuen Räumlichkeiten der Delegation der Europäischen Union in Japan, offiziell einweihen. Am Donnerstag den 3. November besucht die Hohe Vertreterin in der Präfektur Miyagi die zerstörte Stadt Higashi-Matsushima. Sie wird dort unter anderem mit Freiwilligen zusammentreffen, mit Menschen, die in Behelfswohnungen untergebracht sind, und mit städtischen Beamten. Sie wird am Standort der NobiruGrundschule Blumen niederlegen. IP/11/1301 Hintergrund: Bilaterale Beziehungen zwischen der EU und Japan: Auf dem letzten Gipfeltreffen EU-Japan vom 28. Mai 2011 haben sich die Gipfelteilnehmer darauf geeinigt, den Prozess zur Aufnahme paralleler Verhandlungen über die folgenden Vorhaben einzuleiten: − ein tiefgreifendes und umfassendes Freihandelsabkommen (FTA) / Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (WPA), das alle Fragen von gemeinsamem Interesse für beide Parteien abdeckt, u. a. Zolltarife, nichtzolltarifliche Maßnahmen, Dienstleistungen, Investitionen, Rechte an geistigem Eigentum, Wettbewerb und öffentliches Beschaffungswesen und − ein verbindliches Abkommen, das die politische und globale Zusammenarbeit sowie die Zusammenarbeit in bestimmten Sektoren umfassend abdeckt, und das von dem gemeinsamen Engagement für grundlegende Werte und Prinzipien getragen wird. Die Gipfelteilnehmer beschlossen zu diesem Zweck, dass die beiden Seiten Gespräche aufnehmen werden, um den Gegenstandsbereich einzugrenzen und das angestrebte Niveau der beiden Verhandlungen festzulegen. Diese Gespräche wurden bereits eingeleitet. Die Europäische Kommission wird die erforderliche Genehmigung für die Verhandlungen über diese Abkommen auf der Grundlage einer erfolgreichen Eingrenzung des Verhandlungsgegenstands einholen. Die Antwort der EU auf die Dreifach-Katastrophe Die EU zählte zu den ersten Gebern, die Japan sowohl materielle als auch finanzielle Hilfe angeboten haben, um die Opfer der Mehrfach-Katastrophe in der Frühphase des Wiederaufbaus zu unterstützen. Im Rahmen des EU-Einsatzes für Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe für Japan haben die Europäische Kommission und die einzelnen EU-Mitgliedstaaten zusammen mehr als 15 Mio. EUR an humanitärer Hilfe in Form von Finanzmitteln und Sachleistungen bereitgestellt. Die EU hat in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz Ausrüstungsgegenstände für Behelfswohnungen in Higashi-Matsushima zur Verfügung gestellt. So wurden u. a. Hilfsgüter (Matratzen und Decken, Grundausstattung für Koch- und Heizbedarf) an Familien verteilt, die in den Präfekturen Miyagi1, Iwate und Fukushima in Notunterkünften leben, und Baumaterialien, z. B. für Renovierungen von Schulen und Kindergärten, bereitgestellt. Die Hilfe stammt nicht nur von der öffentlichen Hand sondern auch aus dem Privatsektor. So haben z. B. europäische Unternehmen Spezialausrüstung gespendet, mit der Meerwasser aus Reisfeldern abgeleitet werden kann. EU-Kommissarin Georgieva reiste vom 25.-27. März nach Japan, um der Solidarität mit der Regierung und dem japanischen Volk Ausdruck zu geben und das Eintreffen der ersten EU-Hilfslieferungen zu beaufsichtigen. 1 Amtlichen Zahlen zufolge forderte die Katastrophe in Miyagi rund 9450 Todesopfer; allein in der Stadt Higashi-Matsushima, die die Hohe Vertreterin besuchen wird, verloren mehr als 1000 Menschen ihr Leben. 2 Darüber hinaus hat die EU ihre Hilfe in der Wiederaufbauphase angeboten. Auf dem letzten Gipfeltreffen EU-Japan vom 28. Mai in Brüssel haben die Gipfelteilnehmer eine ehrgeizige Agenda zu den Themen Nuklearsicherheit, Energieeffizienz, humanitäre Hilfe und Katastrophenhilfe vereinbart. Die EU hat begonnen, ihre umfassenden Kenntnisse, die sie nach dem Unfall von Tschernobyl in den Bereichen Dekontaminierung von Wohngebieten, Nahrungsmittelschutzsysteme und Trinkwasserversorgung gewonnen hat, mit Japan zu teilen. Zu den Bereichen für eine konkrete Zusammenarbeit zählen die Beurteilung und Minderung der radiologischen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit, Bodendekontaminierung, Stilllegung kerntechnischer Anlagen, Information und Schulungsmaßnahmen. Ferner erwägt die EU, japanischen Experten die Teilnahme an den Peer Reviews zu den Stresstests für Atomkraftwerke zu gestatten. Kontakt: Michael Mann (+32 229-99780) Maja Kocijancic (+32 229-86570) Sebastien Brabant (+32 229-86433) 3