Aus der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. G. Lehmkuhl Kurzzeiteffekte der stationären Behandlung von Jugendlichen mit emotional bedingtem Schulabsentismus Eine Analyse des Verlaufs mit Hilfe des SELBST - Fragebogens Inaugural – Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Hohen Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln vorgelegt von Bernd Matthis Hunscha aus Frankfurt am Main Promoviert am: 6.5.2009 Gedruckt mit der Genehmigung der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln 2009 Dekanin/Dekan: Universitätsprofessor Dr. med. J. Klosterkötter 1. Berichtserstatterin/Berichtserstatter: Universitätsprofessor Dr. sc. hum. M. Döpfner 2. Berichtserstatterin/Berichtserstatter: Professor Dr. rer. nat. Dr. rer. medic. R. Pukrop Erklärung Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit ohne unzulässige Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie bei der Herstellung des Manuskriptes habe ich Unterstützungsleistungen von folgenden Personen erhalten: Dr. Dipl. Psych. Daniel Walter Universitätsprofessor Dr. sc. hum. M. Döpfner Dr. Dipl. Psych. Dieter Breuer Weitere Personen waren an der geistigen Herstellung der vorliegenden Arbeit nicht beteiligt. Insbesondere habe ich nicht die Hilfe eines Promotionsberaters in Anspruch genommen. Dritte haben von mir weder unmittelbar noch mittelbar geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertation stehen. Die Arbeit wurde von mir bisher weder im Inland noch im Ausland in gleicher oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und ist auch noch nicht veröffentlicht. Köln, den 22.10.2008 (Unterschrift) Das Thema der vorliegenden Arbeit habe ich mir gemeinsam mit Dr. Daniel Walter ausgesucht. Die dieser Arbeit zugrunde liegenden Daten wurden ohne meine Mitarbeit in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln erhoben und von mir selbst ausgewertet. Meinen Eltern An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die zur Fertigstellung dieser Arbeit beigetragen haben: Ich bedanke mich herzlich bei Dr. Daniel Walter für die Überlassung des Themas und seine geduldige und zuverlässige Unterstützung in allen Phasen der Umsetzung dieser Arbeit. Großer Dank geht an meinen Doktorvater Professor Manfred Döpfner für seine hilfreichen Anmerkungen und Ratschläge. Weiterhin danke ich den Mitarbeitern der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln, im Besonderen der Jugendstation 3 und den Teilnehmern der Forschungskonferenz. Von ganzem Herzen danke ich meinen Eltern für die Ermöglichung des Medizinstudiums und ihre liebevolle Unterstützung in allen Lebensbereichen. Inhaltsverzeichnis I Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis .......................................................................................... VII Abbildungsverzeichnis................................................................................... IX Tabellenverzeichnis ........................................................................................ XI Abkürzungsverzeichnis ................................................................................XVI 1 Einleitung....................................................................................................... 1 2 Theoretischer und empirischer Hintergrund .............................................. 4 2.1 Definition von emotional bedingtem Schulabsentismus............................ 4 2.2 Erklärungsansätze und Klassifikationen ................................................... 5 2.3 Epidemiologie ........................................................................................... 8 2.4 Schulabsentismus und psychische Störungen ......................................... 9 2.5 Diagnostik adoleszententypischer Probleme .......................................... 11 2.6 Therapie von emotional bedingtem Schulabsentismus........................... 13 3 Fragestellung und Hypothesen der Untersuchung .................................. 18 4 Methode ....................................................................................................... 21 4.1 Stichprobenkriterien................................................................................ 21 4.2 Stichprobenselektionsprozess ................................................................ 22 4.3 Untersuchungsverlauf............................................................................. 22 4.4 Behandlungskonzept .............................................................................. 23 4.5 Beschreibung des SELBST-Fragebogens .............................................. 26 4.6 Beschreibung der Stichprobe ................................................................. 32 4.8 Verwendete Verfahren der Datenanalyse............................................... 37 4.7 Vorhandene Daten.................................................................................. 40 4.8 Umgang mit Missings ............................................................................. 44 5 Ergebnisse................................................................................................... 47 5.1 Güte des Messinstruments ..................................................................... 47 5.1.1 Reliabilität der Skalen...................................................................... 49 5.1.2 Zusammenhänge zwischen den Skalen.......................................... 63 5.1.3 Zusammenhänge zwischen den Urteilen ........................................ 67 Inhaltsverzeichnis I 5.1.4 Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Messzeitpunkten .... 71 5.2 Betrachtung des Verlaufs der stationären Behandlung........................... 76 5.2.1 Vergleich der Prä- und Postmessung.............................................. 77 5.2.2 Verlauf in Behandlungsdritteln ........................................................ 92 5.2.3 Verlauf in Behandlungswochen ..................................................... 107 6 Diskussion ................................................................................................. 115 6.1 Güte des Messinstruments ................................................................... 115 6.2 Verlauf der Behandlung ........................................................................ 121 6.3 Einordnung der Ergebnisse in den Forschungsstand ........................... 125 6.4 Grenzen der Arbeit ............................................................................... 127 6.5 Ausblick ................................................................................................ 129 7 Zusammenfassung ................................................................................... 131 8 Literaturverzeichnis .................................................................................. 134 Anhang 1: SELBST – Jugendlichen Fragebogen in der alten Version.... 140 Anhang 2: SELBST – Eltern Fragebogen in der alten Version................. 141 Anhang 3: SELBST – Jugendlichen Fragebogen in der neuen Version.. 142 Anhang 4: SELBST – Eltern Fragebogen in der neuen Version............... 143 Anhang 5: SELBST – Team Fragebogen.................................................... 144 Lebenslauf .................................................................................................... 145 Abbildungsverzeichnis II Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Alter der Patienten in Jahren....................................................... 32 Abbildung 2: IQ-Standardwerte ........................................................................ 33 Abbildung 3: Besuchte Schulform vor Aufnahme ............................................. 34 Abbildung 4: Erste Diagnose nach ICD-10....................................................... 35 Abbildung 5: Zweite Diagnose nach ICD-10 .................................................... 36 Abbildung 6: Behandlungsdauer in Wochen .................................................... 37 Abbildung 7: Verlauf der Mittelwerte der Skalen "Selbstwertprobleme", "Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala von Prä- zu Postmessung im Selbsturteil ................................... 78 Abbildung 8: Verlauf der Mittelwerte der Skalen "Selbstwertprobleme", "Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala von Prä- zu Postmessung im Elternurteil.................................... 80 Abbildung 9: Verlauf der Mittelwerte der Skalen "Selbstwertprobleme", "Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala von Prä- zu Postmessung im Teamurteil .................................... 82 Abbildung 10: Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala von Prä- zur Postmessung im Selbsturteil, getrennte Darstellung für die kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen .......................... 86 Abbildung 11: Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala von Prä- zur Postmessung im Elternurteil, getrennte Darstellung für die kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen .......................... 88 Abbildung 12: Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala von Prä- zur Postmessung im Teamurteil, getrennte Darstellung für die kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen .......................... 90 Abbildungsverzeichnis II Abbildung 13: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern und Teamurteil. ................ 93 Abbildung 14: Verlauf der Mittelwerte der Skala „Selbstwertprobleme“ über die Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil................ 96 Abbildung 15: Verlauf der Mittelwerte der Skala "Beziehungsprobleme" über die Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil................ 98 Abbildung 16: Verlauf der Mittelwerte der Skala "Leistungsprobleme" über die Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil.............. 100 Abbildung 17: Verlauf der Mittelwerte der Skala "Angst und Somatisierung" über die Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil ........ 102 Abbildung 18: Verlauf der Mittelwerte der Skala "Angst und Somatisierung" über die Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil ........ 104 Abbildung 19: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten drei Behandlungswochen im Selbst-, Eltern- und Teamurteil .......... 108 Abbildung 20: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten drei Behandlungswochen, getrennte Darstellung der kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen, getrennte Graphen für Selbst-, Eltern- und Teamurteil ................................................. 109 Abbildung 21: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten sieben Behandlungswochen im Selbst-, Eltern- und Teamurteil .......... 110 Abbildung 22: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten sieben Behandlungswochen, getrennte Darstellung der kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen, getrennte Graphen für Selbst-, Eltern- und Teamurteil ................................................. 112 Abbildung 23: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten elf Behandlungswochen im Selbst-, Eltern- und Teamurteil .......... 113 Tabellenverzeichnis III Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Skala "Selbstwertprobleme" nach inhaltlich-theoretisch begründeter Itemgruppierung ............................................................................. 28 Tabelle 2: Skala "Beziehungsprobleme" nach inhaltlich-theoretisch begründeter Itemgruppierung ............................................................................. 29 Tabelle 3: Skala "Leistungsprobleme" nach inhaltlich-theoretisch begründeter Itemgruppierung ............................................................................. 29 Tabelle 4: Skala "Angst und Somatisierung" nach inhaltlich-theoretisch begründeter Itemgruppierung......................................................... 29 Tabelle 5: Skala "Individualisierte Probleme" nach inhaltlich-theoretisch begründeter Itemgruppierung......................................................... 29 Tabelle 6: Skala "Selbstwertprobleme" nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung ................................................. 30 Tabelle 7: Skala "Streitbeziehungen" nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung ................................................. 31 Tabelle 8: Skala "Aktivitäts- und Affektprobleme" nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung ................................................. 31 Tabelle 9: Skala "Leistungsprobleme" nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung ................................................. 31 Tabelle 10: Absolute und relative Häufigkeit der vorhandenen Erhebungen der Items (1) - (18) des SELBST-Fragebogens im Eltern-, Selbst- und Teamurteil ...................................................................................... 42 Tabelle 11: Absolute und relative Häufigkeit der vorhandenen Erhebungen der Items (19) - (26) des SELBST-Fragebogens im Eltern-, Selbst- und Teamurteil ...................................................................................... 43 Tabelle 12: Maximaler prozentualer Anteil tolerierter Missings in den Skalen "Selbstwertprobleme", "Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme" und "Angst und Somatisierung"...................................................... 44 Tabellenverzeichnis III Tabelle 13: Absolute und relative Häufigkeit der nach den Missingkriterien bildbaren Skalen der alten Version des SELBST-Fragebogens im Eltern-, Selbst- und Teamurteil....................................................... 45 Tabelle 14: Absolute und relative Häufigkeit der nach den Missingkriterien bildbaren Skalen der neuen Version des SELBST-Fragebogens im Eltern-, Selbst- und Teamurteil....................................................... 45 Tabelle 15: Prozentualer Anteil einzelner Item-Missings in den gebildeten Skalen ............................................................................................ 46 Tabelle 16: Anzahl der Fälle zur Betrachtung der Skalen "Selbstwertprobleme", "Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala über die Itemmittelwerte des Verlaufs sowie zur vierten und fünften Behandlungswoche ........................................................................ 48 Tabelle 17: Interne Konsistenz der Skala "Selbstwertprobleme" über die ItemMittelwerte des Verlaufs ................................................................. 50 Tabelle 18: Interne Konsistenz der Skala "Beziehungsprobleme" über die ItemMittelwerte des Verlaufs ................................................................. 51 Tabelle 19: Interne Konsistenz der Skala "Leistungsprobleme" über die ItemMittelwerte des Verlaufs ................................................................. 52 Tabelle 20: Interne Konsistenz der Skala "Angst und Somatisierung" über die Mittelwerte des Verlaufs ................................................................. 53 Tabelle 21: Interne Konsistenz der Skala "Individualisierte Probleme" über die Mittelwerte des Verlaufs ................................................................. 54 Tabelle 22: Interne Konsistenz der Gesamtskala über die Mittelwerte des Verlaufs .......................................................................................... 56 Tabelle 23: Interne Konsistenz der Skala "Selbstwertprobleme" nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung..................... 59 Tabelle 24: Interne Konsistenz der Skala "Streitbeziehungen" nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung..................... 60 Tabellenverzeichnis III Tabelle 25: Interne Konsistenz der Skala "Aktivitäts- und Affektprobleme“ nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung........ 61 Tabelle 26: Interne Konsistenz der Skala "Leistungsprobleme" nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung..................... 62 Tabelle 27: Korrelationen zwischen den Skalen des Selbsturteils (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz) ........................................... 64 Tabelle 28: Korrelationen zwischen den Skalen des Elternurteils (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz) ........................................... 65 Tabelle 29: Korrelationen zwischen den Skalen des Teamurteils (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz) ........................................... 66 Tabelle 30: Korrelationen zwischen Skalen des Eltern- und des Selbsturteils (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz)........................ 68 Tabelle 31: Korrelationen zwischen den Skalen des Team- und des Selbsturteils (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz) ... 69 Tabelle 32: Korrelationen zwischen den Skalen des Eltern- und des Teamurteils (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz)........................ 70 Tabelle 33: Korrelationen zwischen den Skalen der vierten und fünften Behandlungswoche im Elternurteil (Korrelation nach Spearman, 2seitige Sigifikanz) ........................................................................... 72 Tabelle 34: Korrelationen zwischen den Skalen der vierten und fünften Behandlungswoche im Selbsturteil (Korrelation nach Spearman, 2seitige Sigifikanz) ........................................................................... 73 Tabelle 35: Korrelationen zwischen den Skalen der vierten und fünften Behandlungswoche im Teamurteil (Korrelation nach Spearman, 2seitige Signifikanz) ......................................................................... 74 Tabelle 36: Fallzahlen zur Betrachtung des Verlaufs der Skalen „Selbstwertprobleme“, „Beziehungsprobleme“, „Leistungsprobleme“, „Angst und Somatisierung“, „Individualisierte Probleme“ und der Gesamtskala .................................................................................. 77 Tabellenverzeichnis III Tabelle 37: Verlauf der Mittelwerte der Skalen "Selbstwertprobleme", "Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala von Prä- zu Postmessung im Selbsturteil, einfaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung .......................................... 79 Tabelle 38: Verlauf der Mittelwerte der Skalen "Selbstwertprobleme", "Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala von Prä- zu Postmessung im Elternurteil, einfaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung .......................................... 81 Tabelle 39: Verlauf der Mittelwerte der Skalen "Selbstwertprobleme", "Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala von Prä- zu Postmessung im Teamurteil, einfaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung .......................................... 84 Tabelle 40: Übersicht der kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen ....................................................................................................... 85 Tabelle 41: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Effektstärke nach Cohen (d), Partielles Eta2, F-Werte und Signifikanzen (2-seitig) der Gesamtskala im Selbsturteil: Vergleich der Prä- und Postmessung zwischen den kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen, zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung, kurz: n=11, mittel: n=14, lang: n=11.................................................................. 87 Tabelle 42: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Effektstärke nach Cohen (d), Partielles Eta2, F-Werte und Signifikanzen (2-seitig) der Gesamtskala im Elternurteil: Vergleich der Prä- und Postmessung zwischen den kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen, zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung, kurz: n=11, mittel: n=14, lang: n=11.................................................................. 89 Tabellenverzeichnis III Tabelle 43: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Effektstärke nach Cohen (d), Partielles Eta2, F-Werte und Signifikanzen (2-seitig) der Gesamtskala im Teamurteil: Vergleich der Prä- und Postmessung zwischen den kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen, zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung, kurz: n=11, mittel: n=14, lang: n=11.................................................................. 91 Tabelle 44: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df), F-Werte, Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Gesamtskala im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel.......................................................................... 95 Tabelle 45: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df), F-Werte, Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala „Selbstwertprobleme“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel.......................................................................... 97 Tabelle 46: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df), F-Werte, Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala „Beziehungsprobele“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel.......................................................................... 99 Tabelle 47: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df), F-Werte, Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala „Leistungsprobleme“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel........................................................................ 101 Tabelle 48: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df), F-Werte, Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala „Angst und Soamtisierung“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel.................................................................. 103 Tabelle 49: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df), F-Werte, Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala „Individualisierte Probleme“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel.................................................................. 105 Abkürzungsverzeichnis IV Abkürzungsverzeichnis ADHS Aufmerksamkeitsdefitit- / Hyperaktivitätsstörung CBCL Child Behavior Checklist DIKJ Depressionsinventar für Kinder und Jugendliche DSM-IV Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders FBB-ANG Fremdbeurteilungsbogen – Angststörungen FBB-DES Fremdbeurteilungsbogen – Depressive Störungen HAWIK-III Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder – III HAWIE-R Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Erwachsene Revision 1991 ICD-10 International Classification Internationale statistische of Diseases Klassifikation / der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme LAVI Lern- und Arbeitsverhaltensinventar SBB-ANG Selbstbeurteilungsbogen – Angststörungen SBB-DES Selbstbeurteilungsbogen – Depressive Störungen SD Standard Deviation (Standardabweichung) SDQ Strenghts and Difficulties Questionaire SELBST Therapieprogramm für Jugendliche mit Selbstwert-, Leistungs- und Beziehungsstörungen SPE Fragebogen zu sozialphobischen Einstellungen SPK Fragebogen zu sozialphobischen Kognitionen SPV Fragebogen zu sozialphobischem Verhalten 2 Einleitung 1 1 Einleitung Der Besuch und regelrechte Abschluss der Schule hat in unserer Gesellschaft einen bedeutenden Einfluss auf die berufliche, finanzielle und soziale Zukunft der Schüler. Die Beurteilung der schulischen Leistungen mittels Schulnoten und Zeugnissen entscheidet über den Zugang zu spezifischen Ausbildungsmöglichkeiten und damit beruflichen Qualifikationen (Walter et al. 2005). In Deutschland gibt es etwa 10 Millionen Schüler. Von diesen schaffen es ca. 5% nicht, regelmäßig die Schule zu besuchen (Buhse et al. 2003). Chronisches Fernbleiben vom Unterricht ist häufig mit dem Abbruch der Schule verbunden (Kearney 2008). Der fehlende Abschluss erschwert das Finden eines Ausbildungsplatzes und somit den Einstieg in eine stabile Erwerbstätigkeit. Die Gründe für Schüler, der Schule fernzubleiben sind vielfältig. Neben den Jugendlichen, die entschuldigt fehlen (z.B. im Krankheitsfall), gibt es verschiedene Ursachen, die zum unentschuldigten Fernbleiben vom Unterricht führen (Kearney 2004). Hier lassen sich von den dissozial bedingten Schulverweigerern, den so genannten „Schulschwänzern“, die Schüler unterscheiden, die vorwiegend aufgrund emotionaler Störungen und Belastungen (z.B. depressive Verstimmung oder soziale Ängste) nicht mehr die Schule besuchen (Egger et al. 2003). Mit diesem emotional bedingten Schulabsentismus beschäftigt sich die vorliegende Arbeit. Durch Schulabsentismus werden nicht nur schulische sondern auch soziale Leistungen gefährdet. Verlieren die Schüler den Anschluss zu Gleichaltrigen, kann dies bis hin zur sozialen Isolation führen (Last et al. 1990; King et al. 2001). Die psychosoziale Entwicklung der Kinder und Jugendlichen ist durch ein hohes Risiko der Chronifizierung der Problematik gefährdet (Elliot 1999). Chronischer Schulabsentismus stellt neben der Gefährdung der sozialen und ökonomischen Zukunft einen Risikofaktor für psychiatrische Erkrankungen im Erwachsenenalter dar (Tramontina et al. 2001). Dieser Umstand macht eine zügige und professionelle Behandlung notwendig (Elliot 1999). Ist die 2 Einleitung 2 Problematik durch ein ambulantes Setting nicht in den Griff zu bekommen, so ist eine stationäre Behandlung indiziert (Lauchlan 2003). Die Behandlung von Jugendlichen mit schulabsentem Verhalten konzentriert sich auf die Reduktion der mit Schulabsentismus assoziierten Symptome (im Besonderen Ängste und Depressionen). Hinsichtlich dieser Ziele gibt es in der Literatur verschiedene klinische Studien, die die Wirksamkeit von Interventionen mit kognitiv-verhaltenstherapeutischem Ansatz belegen (Kearney 2008). An der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln gibt es seit 2004 eine Station, die speziell Jugendliche mit emotional bedingtem Schulabsentismus behandelt. Es liegen erste Hinweise für die Wirksamkeit der hier durchgeführten multimodalen stationären Kurzzeittherapie mit kognitiv-verhaltenstherapeutischem Ansatz vor (Walter et al. 2005; Ziegert 2006). Eine umfassende Diagnostik des betroffenen Schülers und seines Umfeldes ist die Voraussetzung für gezielte therapeutische Interventionen. Jedoch lassen sich mit Hilfe der bekannten Klassifikationssysteme ICD-10 und DSM-IV die Probleme von Jugendlichen häufig nur unzureichend abbilden. Häufig findet sich bei Jugendlichen ein Konglomerat von Symptomen aus unterschiedlichen Störungsbereichen, von denen die Ausprägung jedes einzelnen Symptoms für sich genommen häufig im subklinischen Bereich liegt (Walter et al. 2006). Um diesem Umstand Rechnung zu tragen wurde der SELBST-Fragebogen zur Erfassung adoleszentenspezifischer Probleme an der Ambulanz der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln entwickelt. Mit geringem Testaufwand soll durch ihn ein Überblick über die vorliegenden Probleme aus den Bereichen Selbstwert, Beziehungen, Leistung, sowie Angst und Somatisierung geschaffen werden. Nach dem Konzept der multiplen Verhaltens- und Psychodiagnostik wird der Fragebogen aus Sicht des Jugendlichen, seiner Eltern und des behandelnden Teams erhoben. Der Fragebogen erwies sich in ersten Untersuchungen vor allem Hinsichtlich seiner Validität als verdienstvoll (Feldkötter 2003). 2 Einleitung 3 In der vorliegenden Arbeit wird der SELBST-Fragebogen eingesetzt, um den Verlauf einer stationären Kurzzeittherapie verhaltenstherapeutischem Ansatz zu untersuchen. mit kognitiv- 2 Theoretischer und empirischer Hintergrund 4 2 Theoretischer und empirischer Hintergrund 2.1 Definition von emotional bedingtem Schulabsentismus Um emotional bedingten Schulabsentismus zu definieren, kann nicht auf die bekannten Klassifikationssysteme für psychische Störungen, ICD-10 (World Health Organisation, 2000) oder DSM-IV (American Psychological Association, 1996), zurückgegriffen werden. In den genannten Klassifikationssystemen findet man keine eigene diagnostische Kategorie für Schüler, die Probleme mit einem regelmäßigen Schulabsentismus ist Schulbesuch keine haben. umschriebene Emotional psychische bedingter Störung oder diagnostische Entität (Jans et al. 2004). Schulverweigerung tritt in den Klassifikationssystemen (ICD-10 und DSM-IV) lediglich als Symptom verschiedener Krankheitsbilder auf. So z.B. bei der „Emotionalen Störung mit Trennungsangst im Kindesalter“ (ICD10: F93.0), bei phobischen Störungen (ICD10: F40.-), bei der „Störung des Sozialverhaltens“ (ICD10: F91.-) oder einer Anpassungsstörung (ICD10: F43.-) (Saß et al. 2006; Dilling et al. 2006). Das hat zur Folge, dass es keinen internationalen Konsens der Nomenklatur von Schulabsentismus gibt. Im alltäglichen Sprachgebrauch trifft man auf eine große Vielzahl von Begriffen, die den Umstand beschreiben, dass Schüler nicht mehr die Schule Schulvermeidung, besuchen. Schulflucht, Man spricht von Schulschwänzen, Schulverweigerung, Schulmüdigkeit, Schulverdrossenheit und Schulphobie, um nur einige der gängigen Begriffe zu nennen (Reißig 2001; Ziegert 2006). In der vorliegenden Arbeit wird für das Phänomen, dass Schüler der Schule fern bleiben, der Begriff Schulabsentismus verwendet. Dieser Begriff beschreibt neutral, dass Schüler die Schule nicht besuchen, ohne dabei Annahmen über Gründe zu machen oder willentliche Entscheidungen des Jugendlichen zu implizieren (Walter et al. 2005). Durch den Begriff „emotional bedingt“ wird der Begriff spezifiziert. Beim emotional bedingten Schulabsentismus spielen emotionale Beeinträchtigungen des Schülers oder emotionaler Stress, der mit 2 Theoretischer und empirischer Hintergrund 5 der Schule verbunden wird, eine wichtige auslösende oder aufrechterhaltende Rolle. Der emotional bedingte Schulabsentismus steht in Abgrenzung zum Schulabsentismus, der ausschließlich durch eine körperliche Erkrankung bedingt ist und dem Schulabsentismus, bei dem eine emotionale Beeinträchtigung oder emotionaler Stress als ein Grund für Schulabwesenheit des Schülers gänzlich ausgeschlossen werden kann. 2.2 Erklärungsansätze und Klassifikationen Seit den 1930er Jahren beschäftigt sich die kinderpsychiatrische Literatur mit dem Phänomen, dass Kinder und Jugendliche der Schule fern bleiben. 1932 beschrieb Broadwin als erster neben dem dissozialen Schuleschwänzen eine andere Form der Schulverweigerung (Broadwin 1932). Er berichtete von einem Jungen, der der Schule fernblieb, aus Angst, seiner Mutter könne während seiner Abwesenheit etwas zustoßen. Johnson et al. (1942) nannten diese Form des durch Trennungsangst bedingten Schulabsentismus „school phobia“ und schafften somit eine begriffliche Trennung der beiden Schulverweigerungsformen. In der angloamerikanischen Literatur wurde bald der Begriff „school refusal“ eingeführt. Dieser Begriff fasst alle Schulverweigerungsformen zusammen, denen eine Angst vor Schulsituationen selbst zu Grunde liegt (z.B. soziale Ängste oder Leistungsängste). Der Begriff „school phobia“ wurde außerdem noch als Überbegriff für alle Formen der Schulverweigerung beibehalten, bei denen die Schüler mit Wissen der Eltern von der Schule fernbleiben (Overmeyer et al. 1995; Ihle et al. 2003). Im deutschen Sprachraum wurde die „Schulphobie“ der „Schulangst“ gegenübergestellt. Liegt als primäres Symptom eine Trennungsangst vor spricht man von „Schulphobie“. Dagegen spricht man von „Schulangst“, wenn Ängste zu Grunde liegen, die direkt mit Schulsituationen zusammenhängen (Overmeyer et al. 1995) Vom „Schuleschwänzen“ spricht man, wenn die Schulabwesenheit dissozial motiviert ist. 2 Theoretischer und empirischer Hintergrund 6 Diese drei Kategorien für Schulabsentismus („Schulphobie“ und „Schulangst“ für den angstbedingten und „Schuleschwänzen“ für den dissozialen Schulabsentismus) stellen eine ätiologische Kategorisierung der Problematik dar (Poustka 1980). Jedoch muss beachtet werden, dass hier keine dichotome Kategorisierung der Ätiologie vorgenommen werden kann. Die Übergänge zwischen emotional und dissozial bedingtem Schulabsentismus können fließend sein. In vielen Fällen liegt eine Kombination von emotional und dissozial bedingtem Schulabsentismus vor (Egger et al. 2003). Neben den ätiologisch orientierten Klassifikationsbemühungen der Beschreibung des Phänomens Schulabsentismus gibt es seit den 1990er Jahren in der Forschergruppe um Kearney die Bestrebung, das Phänomen Schulabsentismus hinsichtlich seiner Funktion zu beschreiben. Nach Kearney et al. (1993) gibt es vier Funktionen, die Schulabsentismus für einen Schüler erfüllen kann: (1) das Vermeiden negativer Affekte, (2) das Vermeiden aversiver sozialer Situationen oder Prüfungssituationen, (3) Aufmerksamkeit suchendes Verhalten, (4) das Aufsuchen von positiv verstärkenden Situationen außerhalb der Schule. Die unter (1) und (2) aufgeführten Funktionen werden durch das Prinzip der negativen Verstärkung, die unter (3) und (4) aufgeführten Funktionen durch das Prinzip der positiven Verstärkung aufrechterhalten (Kearney et al. 1990). Die Autoren entwickelten zur Erfassung der oben genannten Funktionen des Schulabsentismus einen Fragebogen („School Refusal Assessment Scale“). Dieser Fragebogen ist auch in einer modifizierten deutschen Fassung unter dem Titel „Einschätzung der Schulverweigerung“ (Overmeyer et al. 1994) erschienen. 2 Theoretischer und empirischer Hintergrund 7 Kearney et al. (2004) stellten fest, dass Schulabsentismus, der durch negative Verstärkung, also durch Vermeidung negativer Stimuli zustande kommt, tendenziell mit internalisierenden Störungsbildern in Verbindung steht. Das Aufmerksamkeit suchende Verhalten ist tendenziell mit Trennungsangst assoziiert und das Aufsuchen von positiven Situationen außerhalb der Schule tendenziell mit Störungen des Sozialverhaltens. In Studien zur funktionellen Analyse zeigte sich, dass viele Kinder und Jugendliche ein gemischtes funktionales Profil des Schulabsentismus aufweisen (Kearney et al. 2004). Aufgrund der Heterogenität der Gründe und Funktionen des Schulabsentismus empfehlen Walter et al. (2007) statt einer diskreten Betrachtung von psychopathologischen Kategorien die Untersuchung des Einflusses und der Zusammenwirkung verschiedener psychopathologischer Faktoren und moderierender Bedingungen, die bei Schulabsentismus eine Rolle spielen. Zu den wichtigsten psychopathologischen Faktoren zählen nach Walter et al. (2007): depressiv- apathische Tendenzen, Leistungsängste, soziale Ängste, Trennungsängste, andere Ängste, dissoziale Tendenzen. Zusätzlich zu den genannten psychopathologischen Faktoren, die im Rahmen des Schulabsentismus eine Rolle spielen können, gibt es eine Reihe moderierender Faktoren, die Einfluss nehmen können (Walter et al. 2007): schulische Überforderung, Störungen im Arbeits- und Lernverhalten, umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fähigkeiten oder eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), 2 Theoretischer und empirischer Hintergrund Bedingungen der Schule, Bedingungen des familiären Umfelds. 8 Aufgrund der Vielfalt an Faktoren, die im Rahmen des Schulabsentismus eine Rolle spielen können, muss vor jeder Behandlung eine umfassende Diagnostik stehen. Hierbei sollen kindsbezogene, familiäre und schulische Faktoren sowie ihre Wechselwirkung exploriert werden, um eine individuell ausgerichtete Therapie zu planen (Walter et al. 2007; Elliot 1999). 2.3 Epidemiologie Der fehlende Konsens zu Definition und Nomenklatur des Schulabsentismus macht die Vergleichbarkeit epidemiologischer Studien fast unmöglich. Im Folgenden werden einige Hinweise auf die Verbreitung von Schulabsentismus betrachtet: Nach einer Untersuchung der Bertelsmann Stiftung und der Hertie-Stiftung aus dem Jahr 2002 schwänzen rund eine halbe Millionen Schüler in Deutschland regelmäßig den Unterricht. Das sind etwa 5% der knapp zehn Millionen Schüler in Deutschland (Buhse et al. 2003). In dieser Studie wurde Schulabsentismus nicht weiter differenziert. So finden sich unter diesen 5% sowohl Schüler mit emotional bedingtem Schulabsentismus, als auch mit dissozialer Schulverweigerung. Schulabsentismus kann in jedem Alter auftreten. Es werden jedoch zwei Häufigkeitsgipfel in bestimmten Altersstufen beschrieben. So tritt Schulverweigerung am häufigsten zwischen dem fünften und sechsten Lebensjahr, sowie zwischen dem zehnten und elften Lebensjahr auf (Ollendick et al. 1984). In diesen Altersstufen müssen die Kinder die Einschulung bewältigen und später den Übergang auf eine weiterführende Schule. Esser et al. (1990) fanden in der Mannheimer Längsschnittuntersuchung heraus, dass 1,9% der 8-jährigen Jungen und 0,9% der gleichaltrigen Mädchen eine „Schulphobie“ oder eine „Schulangst“ zeigten. Im Alter von 13 Jahren waren es bei den Jungen 6,5% und bei den Mädchen 5%. 2 Theoretischer und empirischer Hintergrund 9 Heyne et al. (2001) berichten, dass etwa 1% der Schüler schulabsentes Verhalten zeigen. Bei King et al. (2001) ergaben sich keine Unterschiede in der Häufigkeit von Schulabsentismus bei Jungen und Mädchen. Außerdem stellte sich keine Abhängigkeit zwischen der Häufigkeit des Phänomens Schulabsentismus und der sozialen Schicht, aus der die Jugendlichen stammen, dar (King et al. 2001). Im Gegensatz zu diesen Erkenntnissen tritt Schulschwänzen nach Wagner et al. (2004) etwas häufiger bei Jungen als bei Mädchen auf. Zudem stellte sich bei Wagner et al. (2004) eine angespannte sozio-ökonomische Situation der Eltern als ein Risikofaktor für das Schwänzen heraus. Als weitere Risikofaktoren zeigten sich distanzierte Eltern-Kind-Beziehungen und das Aufwachsen in einer unvollständigen Familie. Wagner et al. (2004) führten eine Untersuchung zur Verbreitung und zu Determinanten von Schulabsentismus in Köln durch. Auch in dieser Studie wurde nicht zwischen unterschiedlichen Formen des Schulabsentismus unterschieden. 35.1% der Kölner Schüler der achten bis zehnten Klasse gaben an, dass sie schon einmal ganz- oder mehrtägig die Schule geschwänzt haben. Haupt- und Sonderschüler schwänzten dabei häufiger die Schule als Realschüler und Gymnasiasten. Es zeigte sich eine Zunahme der Häufigkeit des Schuleschwänzens mit steigendem Alter. Nur 2.2% der 13-Jährigen gehören zu den häufigen Schwänzern, bei den 17-Jährigen finden sich hingegen 14.8%, die häufig die Schule schwänzen. 2.4 Schulabsentismus und psychische Störungen In der Literatur finden sich unterschiedliche Angaben dazu, wie häufig Schüler mit schulabsentem Verhalten unter einer klinsch-psychiatrischen Diagnose leiden: Bools et al. (1990) untersuchten eine nicht-klinische Stichprobe von n = 100 Schülern mit Schulabsentismus. 50% der Schüler erfüllten die Symptome einer klinisch-psychiatrische Diagnose. Die Schulschwänzer im engeren Sinne erfüllten häufig eine Störung des Sozialverhaltens. Bei den Schülern, die aus 2 Theoretischer und empirischer Hintergrund 10 Angst die Schule nicht mehr besuchten, fanden sich häufiger Diagnosen aus dem Bereich der Angststörungen. Die Schüler mit einem Mischbild aus angstbedingtem und dissozial begründetem Schulabsentismus erfüllten am häufigsten die Kriterien einer kombinierten introversiven und expansiven Störung. In der Schülerpopulation der Great Smoky Mountains Study (n = 1422) erfüllten 25% die Kriterien einer klinisch-psychiatrischen Diagnose (Egger et al. 2003). Bei den eher dissozialen Schulschwänzern fanden sich vor allem Störungen des Sozialverhaltens, aber auch depressive Störungen. Die Schüler mit angstbedingtem Schulabsentismus zeigten eher Trennungsängste und depressive Störungen, aber auch Störungen des Sozialverhaltens. Die Schüler mit einem Mischbild aus dissozial und ängstlich begründetem Schulabsentismus zeigten sich in dieser Studie am stärksten beeinträchtigt. Sie erfüllten in 88% eine psychiatrische Diagnose. Sei wiesen vor allem Symptome aus dem expansiven Formenkreis auf (Störungen des Sozialverhaltens, hyperkinetische Störungen), aber auch aus dem emotionalen Formenkreis (Trennungsangst, Panikstörung, Depression). Prabhuswamy et al. (2007) konnten in einer ambulanten Stichprobe (n = 33) bei 87,9% der Jugendlichen, die sich mit Schulabsentismus vorstellten eine psychische Diagnose stellen. Am häufigsten fanden sie depressive Störungen (63,6%) und soziale Phobien (30,3%). Tsujomoto et al. (2007) fanden in einer ambulanten Stichprobe von n = 52 Jugendlichen mit schulabsentem Verhalten bei 67,3% somatoforme Störungen (ICD-10: F40-48) und bei 11,5% affektive Störungen (ICD-10: F39-39). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei etwa 25% (Egger et al. 2003) bis 50% (Bools et al. 1990) der Schulverweigerer eine klinisch-psychiatrische Diagnose gestellt werden kann. Dabei kann Schulabsentismus Symptom oder Folge einer psychischen Störung sein (Jans et al. 2004). Am häufigsten finden sich im Zusammenhang mit Schulabsentismus Angststörungen, depressive Störungen, aber auch Störungen aus dem expansiven Formenkreis, sowie kombinierte introversive und expansive Störungen. Zwischen den Schülern mit 2 Theoretischer und empirischer Hintergrund eher angstbedingtem 11 Schulabsentismus und den „dissozialen Schulschwänzern“ zeichnen sich Unterschiede in der Häufigkeit bestimmter Diagnosen ab. Die Schüler mit einem Mischbild aus dissozial und angstbedingtem Schulabsentismus zeigen sich in besonderem Maße psychisch beeinträchtigt (Egger et al. 2003). Häufig findet sich bei Jugendlichen jedoch ein Konglomerat von Symptomen aus unterschiedlichen Störungsbereichen, die sich mit Hilfe der ICD-10 oder DSM-IV nur unzureichend abbilden lassen (Walter et al. 2005). Dass die isoliert genommenen Symptome nur selten das Vollbild einer psychischen Störung nach den Diagnosesystemen ICD-10 oder DSM-IV erfüllen, erschwert die Darstellung des erheblichen Leidensdruck und der Funktionsbeeinträchtigung bei den Jugendlichen. Diese Symptome treten vor allem im Bereich des Selbstwertes, bei der Regulation von Aktivität und Affekt, bei Beziehungen zu Erwachsenen und Gleichaltrigen und in der schulischen Leistungsfähigkeit auf (Walter et al. 2005). 2.5 Diagnostik adoleszententypischer Probleme Die in den vorhergehenden Kapiteln dargestellte Heterogenität und Vielfalt der Bereiche adoleszentenspezifischer Probleme und Faktoren, die im Zusammenhang mit dem Phänomen Schulabsentismus stehen, legt die Problematik der diagnostischen Erfassung nahe. Aufgrund der Vielfalt an Faktoren, die im Rahmen des Schulabsentismus eine Rolle spielen können, muss vor jeder Behandlung eine umfassende Diagnostik stehen. Hierbei sollen kindsbezogene, familiäre und schulische Faktoren sowie ihre Wechselwirkung exploriert werden, um eine individuell ausgerichtete Therapie zu planen (Walter et al. 2007; Elliot 1999). Der in der vorliegenden Arbeit eingesetzte SELBST-Fragebogen wurde in der Ambulanz der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln entwickelt, um den genannten Bedürfnissen bei der Erfassung adoleszenten-spezifischer Probleme gerecht zu werden. Der Fragebogen soll als symptomorientiertes Erhebungsinstrument zum Überblick über die verschiedenen Problembereiche dienen. 2 Theoretischer und empirischer Hintergrund 12 Nach dem Konzept der multiplen Verhaltensdiagnostik erhebt der SELBSTFragebogen Urteile aus Sicht der Eltern, der Lehrer und des behandelnden Teams neben dem Selbsturteil des Jugendlichen. Das Konzept der multiplen Verhaltens- und Psychodiagnostik, beschreibt ein diagnostisches Vorgehen, bei dem neben dem klinischen Urteil des Untersuchers über Verhaltensauffälligkeiten und emotionale Störungen von Kindern und Jugendlichen, das Urteil der Eltern, des Lehrers und – bei Jugendlichen – auch das des Patienten selber anhand standardisierter Instrumente erfasst wird (Döpfner et al. 1994). Diesem Vorgehen kommt laut Döpfner et al. (1994) gerade bei der Erfassung von psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen eine herausragende Bedeutung zu. Denn Kinder und Jugendliche stehen in besonderer Abhängigkeit zu ihrem sozialen Umfeld, weshalb bei ihnen psychische Störungen auch stärker als bei Erwachsenen durch deren Bezugspersonen definiert werden. Zwei weitere populäre Fragebögen, die sich dieses Prinzip zu nutze machen, sind der „Strenghts and Difficulties Questionaire“ (SDQ: Goodman 1997) und die „Child Behaviour Checklist“ (CBCL: Achenbach 1991), die jeweils auch in der deutschen Version verfügbar sind. Feldkötter (2003) untersuchte den SELBST-Fragebogen für Jugendliche, Eltern und Lehrer an einer ambulanten Stichprobe. Dabei betrachtete er den Fragebogen und seine Skalen hinsichtlich der psychometrischen Güte. Durch Faktorenanalysen entwickelte er eine neue Skalenzuordnung der Items. Außerdem validierte er die neu gebildeten Skalen mit Hilfe der Skalen der CBCL (Child Behaviour Checklist). Die Messgenauigkeit des Fragebogens stellte sich als verbesserungswürdig dar. Hinsichtlich der Validität lieferte der SELBST-Fragebogen sehr zufrieden stellende Ergebnisse. 2 Theoretischer und empirischer Hintergrund 13 2.6 Therapie von emotional bedingtem Schulabsentismus Wie im vorherigen Kapitel erwähnt, ist eine umfassende Diagnostik des betroffenen Schülers und seines Umfeldes die Voraussetzung für gezielte therapeutische Interventionen. Hierbei sollten neben den psychopathologischen Faktoren auch die erwähnten moderierenden Faktoren in den Blick genommen werden. Bei Problemen im Bereich Schule steht eine umfassende Intelligenzdiagnostik an erster Stelle, um eine schulische Überforderung als Ursache für die Problematik auszuschließen (Döpfner et al. 2006). Elliot (1999) formulierte grundlegende Therapieprinzipien für die Behandlung von Schülern mit Schulverweigerung: Beenden von Vermeidungshaltung des Schülers durch rasche Rückführung in die Schule, Vermeidung von Maßnahmen, die das Fernbleiben des Schülers von der Schule bewirken (Krankschreibungen, Hausbeschulung, Mutter-KindKuren o.ä.), engmaschige Zusammenarbeit der an der Behandlung des Schülers beteiligten Institutionen (Kinderpsychiater, bzw. –Therapeut, Lehrer, Jugendhilfe etc.), ausführliche Krankheitsbild Aufklärung ihres (Psychoedukation) Kindes, sowie der deren Eltern Einbezug über das in den therapeutischen Prozess, Verwendung eines multimodalen Behandlungskonzepts, dass auf den Einzelfall zugeschnitten ist, sowie die Integration von kognitiven, Verhaltenstherapeutischen pharmakologischen und bei Interventionen entsprechender unter Berücksichtung funktionellen Aspekte des schulabsenten Verhaltens Indikation Erarbeitung eines Konzepts zur Behandlung von Rückfällen. der 2 Theoretischer und empirischer Hintergrund 14 Die Therapie von Jugendlichen mit Schulabsentismus konzentriert sich auf die Reduzierung von Symptomen, die mit schulabsentem Verhalten assoziiert sind (vor allem Ängste und Depressionen) (Kearney 2008). Hinsichtlich dieser Endpunkte finden sich in der Literatur Hinweise auf die Wirksamkeit von kognitiv-verhaltenstherapeutischen Interventionen: King et al. (1998) untersuchten in einer randomisierten Studie die Wirksamkeit einer ambulanten 4-wöchigen kognitiv-verhaltenstherapeutischen Therapie an einer Stichprobe von n = 34 Jugendlichen zwischen 5 und 15 Jahren, die schulabsentes Verhalten zeigten. Die Therapie bestanden aus einer individuellen Therapie des Jugendlichen und einem Training für Eltern und Lehrer. Verglichen mit den Jugendlichen in der Wartegruppe konnte für die Jugendlichen in der Testgruppe eine signifikante Verbesserung hinsichtlich des Schulbesuchs belegt werden. Auch besserten sich die angegebenen Probleme der Jugendlichen in den Bereichen Angst und Depression. In einer randomisierten Studie untersuchten Heyne et al. (2002) die Wirksamkeit von Interventionen mit kognitiv-verhaltenstherapeutischem Ansatz an einer Stichprobe von n = 61 Jugendlichen mit Schulabsentismus. Hierbei verglichen sie die Wirksamkeit alleiniger Behandlung des Jugendlichen mit einem Training für Eltern und Lehrer sowie die Kombination aus beidem. In allen Gruppen konnte eine klinische und statistisch signifikante Wirksamkeit der Interventionen belegt werden. Entgegen der Erwartungen zeigte sich die Kombination aus beiden Interventionen den anderen nicht überlegen. Ohmann et al. (2007) berichten von der Durchführung einer kognitivverhaltenstherapeutischen Gruppentherapie an einer Stichprobe von n = 18 Jugendlichen mit angstbedingtem Schulabsentismus. Die Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren wiesen neben der Diagnose „soziale Phobie“ mindestens eine weitere psychiatrische Diagnose auf. Durchgeführt wurde ein 8 wöchiges Therapieprogramm nach Joormann und Unnewehr (2002). Nach Therapieende zeigten die Sozialphobie- und –angstinventare (SPAIK, SPK, SPV) für Kinder und das Depressionsinventar für Kinder und Jugendliche 2 Theoretischer und empirischer Hintergrund 15 (DIKJ) Veränderungen mittlerer Effektstärke. Das geforderte Signifikanzniveau wurde aber nicht erreicht. Kognitiv-verhaltenstherapeutische Interventionen scheinen nützliche Instrumente zur Behandlung von emotional bedingtem Schulabsentismus zu sein. Um den empirischen Status dieser Methode zu erhöhen und zu sichern, sind jedoch weitere Untersuchen wünschenswert (Vgl. King 2000). Über die Indikation einer stationären Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit emotional bedingtem Schulabsentismus findet eine kritische Diskussion statt. In empirischen Studien zeigten sich beim Vergleich der Schulverweigerer aus ambulanter und stationärer Therapie die stationär behandelten Patienten in der Regel stärker beeinträchtigt. So finden sich bei ihnen signifikant mehr depressive Störungen, komorbide Störungsbilder sowie generell stärker ausgeprägte Symptome (McShane et al. 2002; Borchardt et al. 1994). Weiss et al. (1964) sehen bei folgenden Kindern und Jugendlichen eine Notwendigkeit zur stationären Behandlung: starke Chronifizierung der Problematik, sehr lang andauernde Schulabwesenheit, sehr starke psychische Beeinträchtigung, hoher Grad an sozialer Isolation. Eine stationäre Therapie Behandlungsversuche ist scheitern immer und indiziert, durch sie wenn kein ambulante Schulbesuch wiederhergestellt werden kann. Dabei sollte eine stationäre Behandlung immer eine enge Einbindung der Bezugspersonen vorsehen, und es sollte eine direkt nach der Entlassung einsetzende ambulante Weiterbehandlung sichergestellt sein (Schneider et al. 2004). In der Literatur gibt es Hinweise für die Wirksamkeit von stationären Therapieprogrammen bei Kindern und Jugendlichen mit Schulabsentismus: 2 Theoretischer und empirischer Hintergrund 16 Weiss et al. (1964), Berg (1970) und Kammerer et al. (1981) berichten von guter Wiederherstellung des Schulbesuchs durch eine stationäre Therapie. Die mittlere Verweildauer lag bei 9 Monaten. Einschränkend ist anzumerken, dass die niedrigen Fallzahlen (n = 14, n = 20 und n = 29) die Aussagekraft dieser Daten deutlich einschränken. Außerdem untersuchten die Arbeiten von Weiss et al. (1970) und Kammerer et al. (1981) nur Kinder und Jugendliche mit Schulphobie, also Trennungsangst begründetem Schulabsentismus. In keiner dieser Studien wird der Einsatz von kognitiv-verhaltenstherapeutischen Interventionen berichtet. Im Rahmen des SELBST-Programms wird in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität zu Köln eine multimodale stationäre Kurzzeittherapie mit kognitiv-verhaltenstherapeutischem Ansatz für Jugendliche mit emotional bedingtem Schulabsentismus durchgeführt. Das stationäre Behandlungskonzept sah eine hochfrequente Behandlung mit kognitiv-verhaltenstherapeutischen Interventionen vor. Es gibt erste Hinweise für die Wirksamkeit dieses Therapieprogrammes: Walter et al. (2005) überprüften an einer kleinen Stichprobe von n = 15 Jugendlichen die Wirksamkeit der stationären Kurzzeittherapie. Die behandelten Jugendlichen erhielten zur Aufnahme klinisch-psychiatrische Diagnosen aus den Bereichen Angststörung, depressive Störungen, kombinierte introversive und expansive Störungen, Anpassungsstörungen sowie der hyperkinetische Störungen (Walter et al. 2005). Zum Ende der Therapie konnte bei allen behandelten Patienten wieder ein regelmäßiger Schulbesuch hergestellt werden (Walter et al. 2005). Es muss einschränkend hinzugefügt werden, dass bei 9 der 15 Patienten dieser regelmäßige Schulbesuch in dem geschützten Rahmen der Klinikschule für Kranke stattfand. Hinsichtlich der Psychopathologie der 15 Patienten zeigte sich, dass die ängstlichen und depressiven Symptome der Patienten im Selbstund Fremdurteil signifikant zurückgingen (Walter et al. 2005). Die geringe Stichprobengröße schränkt die Aussagekraft der Ergebnisse ein. 2 Theoretischer und empirischer Hintergrund 17 Ziegert (2006) zeigte die Wirksamkeit der von Walter beschriebenen stationären Kurzzeittherapie mit kognitiv-verhaltenstherapeutischen Interventionen an einer größeren Stichprobe von n = 47. Zu Beginn der Behandlung besuchten 80% der zwischen 12 und 17 Jahre alten Jugendlichen die Schule vier Monate nicht mehr, die anderen Patienten zeigten einen unregelmäßigen Schulbesuch. Die mittlere stationäre Verweildauer betrug acht Wochen zuzüglich eines durchschnittlich anderthalbwöchigen tagesklinischen Aufenthaltes. Zum Ende der Behandlung konnte bei 90% der Jugendlichen ein regelmäßiger Schulbesuch wiederhergestellt werden oder eine Maßnahme der Berufsvorbereitung wieder eingeleitet werden. Zwei Monate nach der Behandlung gelang es immer noch 80% der ehemaligen Patienten regelmäßig die Schule oder eine berufsvorbereitende Maßnahme zu besuchen. Von den Patienten, die zur Katamnesen-Messung regelmäßig in die Schule gingen, wurden 49% im relativen Schonmilieu einer Schule für Kranke beschult. In ihrer Arbeit betrachtete Ziegert auch den SELBST-Fragebogen im Selbstund Elternurteil. In den zwei Monaten vor Therapie wurden im Selbst- und Elternurteil die Selbstwertprobleme der Jugendlichen signifikant höher eingeschätzt als in den zwei Monaten danach. Die Beziehungsprobleme gingen im Selbsturteil tendenziell und im Elternurteil signifikant zurück. Mit Hinblick auf die fehlende psychometrische Überprüfung des Fragebogens wurden diese Ergebnisse sehr zurückhaltend interpretiert. Diese Hinweise auf die Wirksamkeit der multimodalen Kurzzeittherapie mit kognitiv-verhaltenstherapeutischem Ansatz sollen in der vorliegenden Arbeit überprüft und der Verlauf der Behandlung näher betrachtet werden. Eingesetzt wird hierzu der SELBST-Fragebogen im Selbst-, Eltern- und Teamurteil. 3 Fragestellung und Hypothesen 18 3 Fragestellung und Hypothesen der Untersuchung Der erste Teil der Arbeit befasst sich mit der Evaluation der Güte des SELBSTFragebogens als Messinstrument für adoleszentenspezifische Probleme. Zuerst wird die auf inhaltlich-theoretischen Überlegungen begründete Itemgruppierung mit der von Feldkötter (2003) durch Faktorenanalysen modifizierten Itemgruppierung verglichen. Für die empirische Bewertung der Itemgruppierungen werden berechnet: die Item-Trennschärfen als Maß der Passung des Items in seine Skala, die interne Konsistenz in Form von Cronbach´s α als Maß der Messgenauigkeit für die gesamte Skala. Durch den Vergleich beider Modelle der Skalenbildung soll geprüft werden, ob die von Feldkötter durch Faktorenanalysen modifizierten Skalen den auf inhaltlich-theoretischen Überlegungen begründeten Skalen in Punkto interne Konsistenz überlegen sind. Das überlegene Modell der Skalenbildung soll für die folgenden Untersuchungen herangezogen werden: Darstellung der Zusammenhänge zwischen den Skalen im jeweiligen Urteil, Darstellung der Zusammenhänge zwischen den Skalen unterschiedlicher Urteile, Untersuchung der Retest-Stabilität des Fragebogens durch die Beurteilung der Zusammenhänge zwischen den Skalen zu zwei verschiedenen Messzeitpunkten. 3 Fragestellung und Hypothesen 19 Im zweiten Teil der Arbeit werden die untersuchten Skalen zur Abbildung des Verlaufs und Überprüfung der Wirksamkeit der stationären Kurzzeittherapie herangezogen. Dazu wird ein varianzanalytisches Design mit Messwiederholungen gewählt, in dem die Verläufe von kurz, mittel und lang behandelten Patienten verglichen werden (Vgl. Kapitel 4.8). Die folgenden Hypothesen werden im Selbst-, Eltern- und Teamurteil untersucht: (1) Es werden signifikant weniger Probleme im Bereich Selbstwert, Beziehung, Leistung, Angst und Somatisierung, sowie individualisierte Probleme zur Postmessung im Vergleich zur Prämessung angegeben. Das heißt, es gibt signifikante Haupteffekte über die Messzeitpunkte. (2) Die Ausprägung der Probleme im Verlauf unterscheidet sich zwischen den Patienten mit kurzer, mittlerer und langer Behandlungsdauer. Das heißt, es gibt signifikante Haupteffekte der Behandlungsdauergruppen. Es werden erwartet: a. Höhere Werte der Auffälligkeit in der Prämessung bei den Patienten mit langer Behandlungsdauer als bei den Patienten, die kürzer behandelt wurden. b. Keine Unterschiede der Auffälligkeit in der Postmessung zwischen den unterschiedlich lange behandelten Patienten. (3) Die Behandlungseffekte unterscheiden sich zwischen den kurz, mittel und lange signifikanten behandelten Patienten. Interaktionseffekt Das zwischen heißt, es gibt einen Messzeitpunkt und Gruppenzugehörigkeit. Es wird erwartet, dass bei Patienten mit langer Behandlungsdauer stärkere Behandlungseffekte zu finden sind, als bei kürzer behandelten Patienten. 3 Fragestellung und Hypothesen 20 Zur weiteren Untersuchung des Verlaufs wird die Behandlung in Drittel eingeteilt. Folgende Fragestellungen werden im Selbst-, Eltern- und Teamurteil für die Skalen Selbstwertprobleme, Beziehungsprobleme, Angst und Somatisierung sowie Individualisierte Probleme und die Gesamtskala explorativ untersucht: (4) Gibt es unterschiedliche Behandlungseffekte zwischen dem ersten und zweiten, bzw. zwischen dem zweiten und dritten Behandlungsdrittel? (5) Gibt es Unterschiede im Verlauf der Skalen während der stationären Behandlung zwischen Selbst-, Eltern- und Teamurteil? Um den Verlauf der Behandlung genauer zu analysieren, wird die Entwicklung der Auffälligkeit in der Gesamtskala von Behandlungswoche zu Behandlungswoche untersucht. Folgende Fragestellungen werden im Selbst-, Eltern- und Teamurteil untersucht: (6) Wie entwickelt sich der Mittelwert der Gesamtskala im Verlauf der Behandlung? (7) Gibt es Unterschiede im Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala von Behandlungswoche zu Behandlungswoche zwischen den unterschiedlich lang behandelten Patienten? (8) Gibt es Unterschiede im Verlauf der Gesamtskala während der stationären Behandlung zwischen Selbst-, Eltern- und Teamurteil? 4 Methode 21 4 Methode 4.1 Stichprobenkriterien Die Stichprobe der vorliegenden Arbeit besteht aus Jugendlichen, die im Zeitraum von Januar 2004 bis August 2005 an der Schwerpunktambulanz für Jugendliche der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters am Klinikum der Universität zu Köln vorstellig wurden. In die Studie eingeschlossen wurden Jugendliche, die folgende Kriterien erfüllten: Lebensalter zwischen 12 und 18 Jahren; Verweigerung des Schulbesuchs seit mindestens zwei Wochen oder ein unregelmäßiger Schulbesuch, operationalisiert über mindestens 50 Fehlstunden im letzten Schulhalbjahr verbunden mit Sorge der Eltern über die Schulabsentismus–Problematik des Jugendlichen; Bereitschaft der Eltern zur Teilnahme an wöchentlichen Elterngesprächen; mindestens eine der folgenden Diagnosen trifft zu: Spezifische oder soziale Phobie, rezidivierende generalisierte depressive Angststörung, Störung, depressive anhaltende affektive Episode, Störung, emotionale Störung mit Trennungsangst; keine der folgenden Ausschlussdiagnosen trifft zu: Anorexia oder Bulemia nervosa, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen, schwerer Alkohol- / Drogenabusus, ausgeprägte Delinquenz / Dissozialität; Ausschluss einer geistigen Behinderung, operationalisiert über einen Gesamt-IQ-Standardwert > 70 in einem standardisierten, mehrdimensionalen Intelligenztest (Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder: HAWIK-III, Tewes et al. 1999; Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Erwachsene: HAWIE-R, Tewes 1991); ein gescheiterter ambulanter Behandlungsversuch oder alternativ eine Schulabwesenheitsdauer von mindestens sechs Monaten. 4 Methode 22 4.2 Stichprobenselektionsprozess Im Zeitraum von Januar 2004 bis August 2005 stellten sich insgesamt n = 80 Jugendliche in der Schwerpunktambulanz für Jugendliche der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters am Klinikum der Universität zu Köln vor. Von diesen 80 Jugendlichen erfüllten n = 61 Jugendliche die oben beschriebenen Stichprobenkriterien, so dass ihnen eine stationäre Aufnahme auf der Station für emotional bedingten Schulabsentismus angeboten wurde. Die anderen Jugendlichen wurden an andere Stellen innerhalb der Kinder- und Jugendpsychiatrie weiter verwiesen. Zur stationären Aufnahme erschienen n = 53 Jugendliche. Die anderen Patienten erschienen aufgrund von ausgeprägten Trennungsängsten nicht zur Aufnahme. Acht der aufgenommenen 53 Jugendlichen brachen die Therapie aufgrund von Trennungsängsten vorzeitig ab, wobei zwei dieser Patienten erneut vorstellig wurden und die Therapie nach der zweiten stationären Aufnahme regulär durchliefen. Die verbleibenden 47 Patienten entsprechen der Stichprobe der Arbeit von Ziegert (2006). Für die Untersuchung der vorliegenden Arbeit mussten weitere 7 Patienten aufgrund mangelhafter Datenlage ausgeschlossen werden. Bei diesen 7 Jugendlichen lagen während der gesamten Behandlung weniger als 2 Erhebungen des SELBST-Fragebogen im Selbst-, Eltern- und Teamurteil vor. Die Stichprobe der vorliegenden Arbeit besteht aus n = 40 Jugendlichen. 4.3 Untersuchungsverlauf Die der vorliegenden Arbeit zu Grunde liegenden Daten stammen von Patienten, die im Zeitraum von Januar 2004 bis März 2006 auf einer Station für Jugendliche der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters am Klinikum der Universität zu Köln wegen emotional bedingtem Schulabsentismus behandelt wurden. Die Patienten wurden zwischen dem 5.1.2004 und dem 10.1.2006 stationär aufgenommen. Der letzte Patient wurde am 18.3.2006 entlassen. 4 Methode 23 Seit Januar 2004 wurde dort während des Verlaufs der stationären Kurzzeitbehandlung die erste Version des SELBST-Fragebogens im Jugendlichen- und Elternurteil einmal wöchentlich erhoben. Januar 2005 wurde der Fragebogen überarbeitet und erweitert. In seiner zweiten Version wird der SELBST-Fragebogen im Eltern- und Teamurteil einmal wöchentlich erhoben. Im Jugendlichenurteil finden zwischen einer und vier Erhebungen des Fragebogens pro Woche statt. Der Beobachtungszeitraum bezieht sich in diesem Fall auf einen Tag. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden die Daten von n = 40 Patienten für die geplanten statistischen Berechnungen in eine Datenmatrix übertragen. Im folgenden Kapitel soll das Behandlungskonzept der multimodalen Kurzzeittherapie dargestellt werden 4.4 Behandlungskonzept Der stationären Kurzzeittherapie auf der Station für Jugendliche mit emotional bedingtem Schulabsentismus liegt ein multimodales, kognitiv- verhaltenstherapeutisches Konzept zu Grunde. Die Vorgehensweise folgt einem Stufenplan: Voraussetzung für die stationäre Aufnahme ist: ein gescheiterter Versuch innerhalb eines umschriebenen ambulanten Settings, einen regelmäßigen Schulversuch wiederherzustellen; eine Schulabwesenheitsdauer von mindestens 6 Monaten; keine eigene Änderungsmotivation des Schülers; wenn die Eltern durch die Schulabwesenheitsproblematik stark belastet sind und sich nicht in der Lage fühlen, innerhalb eines ambulanten Settings ihrem Kind die nötige Unterstützung und Führung zu bieten. Ist eine der genannten Voraussetzungen erfüllt, tritt der Jugendliche in die stationäre Intensivphase ein. 4 Methode 24 Im Folgenden wird das Konzept der multimodalen stationären Kurzzeittherapie beschrieben: 1. Stationäre Verweildauer Die stationäre Therapie sieht eine Verweildauer der Patienten von sechs Wochen vor. Bei Bedarf kann ein zusätzlicher zweiwöchiger tagesklinischer Aufenthalt erfolgen. Im Anschluss an die stationäre und teilstationäre Behandlung wird den Jugendlichen und ihren Eltern eine ambulante Nachbehandlung empfohlen und bei Bedarf vermittelt. Bei einer erneuten Problembelastung des Jugendlichen besteht die Möglichkeit einer Wiederaufnahme. 2. Umfassende Diagnostik In einer ausführlichen Diagnostik werden die einzelnen Faktoren erfasst, die zur Entwicklung und Aufrechterhaltung des emotional bedingten Schulabsentismus beitragen. Hierbei sind die Exploration des Jugendlichen, seiner Eltern und Lehrer, sowie des behandelnden Teams von besonderer Bedeutung. Fragebogenverfahren zu verschiedenen psychischen Auffälligkeiten für Patienten und Eltern ergänzen die klinische Exploration. 3. Kognitiv-verhaltenstherapeutische Therapiebausteine Folgende Therapiebausteine werden je nach individuell diagnostizierter Psychopathologie eingesetzt: Psychoedukation, kognitive Interventionen, graduierte Exposition, Token Systeme, Vermittlung von Lernstrategien, soziales Kompetenztraining. 4 Methode 25 4. Hochfrequente Behandlung unter Einbezug der Eltern und Lehrer Die stationäre Kurzzeitbehandlung ist eine „Intensiv“-Behandlung mit multimodalem Ansatz. Die Jugendlichen haben pro Woche 3-4 Einzeltermine mit ihrem Therapeuten. Zusätzlich werden die Eltern der Jugendlichen einmal pro Woche durch Einzel- und Familiengespräche in den therapeutischen Prozess einbezogen. Wenn die Eltern der Jugendlichen dem zustimmen, nimmt der behandelnde Therapeut Kontakt zum Klassenlehrer des Jugendlichen auf, um die Rückkehr des Jugendlichen in den Schulalltag vorzubereiten. Zusätzlich finden, angeleitet durch die Stationsmitarbeiter, begleitende Interventionen mit dem Jugendlichen statt (z.B. Expositionen). 5. Wiederherstellung des Schulbesuchs Der Jugendliche soll so schnell wie es möglich ist auf seine Heimatschule zurückgeführt werden. Ist der Jugendliche jedoch psychisch zu stark beeinträchtigt, kann vorerst ein Besuch der Klinikschule stattfinden. 6. Lerncamp In der Schulzeit und in den Schulferien findet montags bis freitags täglich ein „Lerncamp“ statt, das durch die Stationsmitarbeiter betreut wird. Hier machen die Jugendlichen ihre Hausaufgaben, holen versäumte Schulinhalte nach und erproben neue Lern- und Arbeitstechniken. 7. Psychosoziale Interventionen Zusätzlich zu den einzeltherapeutischen Maßnahmen mit dem Jugendlichen, den gemeinsamen Gesprächen mit den Eltern sowie dem Einbezug des Klassenlehrers werden psychosoziale Interventionen in das Behandlungskonzept integriert. Eine Sozialpädagogin bespricht bei Bedarf mit den Eltern und dem behandelnden Therapeuten mögliche Jugendhilfemaßnahmen. Zu den psychosozialen Maßnahmen zählt auch eine adäquate schulische Platzierung des Jugendlichen, falls bei ihm eine schulische Überforderung besteht. 4 Methode 26 4.5 Beschreibung des SELBST-Fragebogens Der zu Grunde liegende Fragebogen ist in der SELBST-Ambulanz der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kinder- und Jugendalters der Universität zu Köln entstanden. Zum Einsatz kam der SELBST-Fragebogen in seiner ersten Version und in einer 2005 überarbeiteten und ergänzten Version. Der SELBST-Fragebogen erfasst adoleszentenspezifische Probleme im Bereich des Selbstwertes, der Beziehungen und des Leistungsverhaltens. In der neuen Version des Fragebogens werden zusätzlich Probleme im Bereich Angst und Somatisierung, sowie individuelle Probleme erfasst. Der Fragebogen soll bei geringem Testaufwand einen Überblick über die verschiedenen Problembereiche geben. Dabei erfasst der Fragebogen nach dem Konzept der multiplen Psychodiagnostik die Urteile von Eltern, Lehrern und behandelndem Team (nur in der neuen Version) neben dem Selbsturteil des Jugendlichen. Die erste Version des Fragebogens besteht aus 18 Items, die den drei Skalen „Selbstwertprobleme“ (Item (1) – (8)), „Beziehungsprobleme“ (Item (9) – (14)) und „Leistungsprobleme“ (Item (15) – (18)) zugeordnet werden können. Jugendliche, Eltern und Lehrer können auf einer vierstufigen Skala (von 0 = „nie“ bis 3 = “fast immer“) einschätzen, in wieweit die formulierten Aussagen zutreffen. Der Fragebogen bezieht sich auf einen Beobachtungszeitraum von einer Woche. Die erste Fassung des sich in den letzten Jahren in Entwicklung befindlichen SELBST-Fragebogens für Jugendliche, Eltern und Lehrer (SELBST-JF, -EF, LF) wurde 2005 von einer neuen Fragebogen-Version abgelöst: Die überarbeitete Version wurde durch 8 neue Items ergänzt und besteht somit aus 26 Items. Die Items (1) – (18) sind identisch mit denen der ersten Version des Fragebogens. Die Items (19) – (23) werden der Skala „Angst und Somatisierung“ zugeordnet. Die Skala „Individualisierte Probleme“ setzt sich 4 Methode 27 aus den Items (24) – (26) zusammen. Diese drei Items werden für jeden Jugendlichen individuell erstellt und bieten Raum zur Beobachtung individuumspezifischer Probleme. Das bringt mit sich, dass bei jedem Jugendlichen zum einen unterschiedliche Inhalte durch die Items erfragt werden, und zum anderen die Skala aus einer unterschiedlichen Anzahl von Items zusammengesetzt ist (zwischen 0 und 3 Items). Intraindividuell bleibt die Zusammenstellung dieser Skala jedoch in allen Urteilen über den Verlauf der Behandlung konstant. Außerdem entstand mit der neuen Version des SELBST-Fragebogens auch das „Teamurteil“ (SELBST-TF). Dieses erweitert die Beobachtung um den Blickwinkel der mitbehandelnden Stationsmitarbeiter. Während der stationären Behandlung wird dieses Urteil einmal wöchentlich von einem Teammitarbeiter erhoben, der sich um den Jugendlichen kümmert. Das bedeutet, dass der Beurteiler zwischen den Erhebungszeitpunkten wechseln kann (Wechsel der Mitarbeiter durch Schichtdienst, Urlaub, Krankheit, etc.) Der Beobachtungszeitraum des Fragebogens bezieht sich im Fremdurteil (Eltern-, Team- und Lehrer) weiterhin auf eine Woche. Der Beobachtungszeitraum im Selbsturteil wurde auf einen Tag verkürzt. Im Verlauf der stationären Therapie wird der Fragebogen im Selbsturteil zwischen ein- und viermal pro Woche erhoben. Um eine gewisse Vergleichbarkeit der verschiedenen Blickrichtungen zu erhalten, wurden in den verschiedenen Versionen des Fragebogens (SELBSTJF, -EF, -LF, -TF) die gleichen, für den jeweiligen Beobachter leicht modifizierten, Items verwandt. Dies gilt bis auf folgende Ausnahmen: Item (9) („…hatte ich mit meinen Eltern Streit“) wurde im Lehrerurteil nicht erhoben. Es wurde davon ausgegangen, dass sich der Lehrer von diesem Umstand keinen Eindruck machen kann. In der überarbeiteten Version des Fragebogens wurde Item (9) („…hatte ich mit meinen Eltern Streit“) auch im Selbsturteil aus dem Fragebogen entfernt. Bis auf wenige Ausnahmen (z.B. 4 Methode 28 Wochenende, Besuchszeit,…) sind die Jugendlichen während der stationären Therapie nicht mit ihren Eltern zusammen. Die Verkürzung des Beobachtungszeitraums auf einen Tag führt dazu, dass auch die Jugendlichen ber diesen Umstand meistens keine Aussage machen können. Das Item (9) wurde daher auch in der alten Version des Fragebogens im Selbsturteil nicht mit ausgewertet. In der vorliegenden Arbeit wurde der SELBST-Fragebogen im Selbsturteil (SELBST-JF), im Elternurteil (SELBST-EF) und im Teamurteil (SELBST-TF) ausgewertet. Im Lehrerurteil lagen nur in den wenigsten Fällen mehr als eine Erhebung vor. Daher konnte es zur Verlaufsbetrachtung nicht eingesetzt werden. Im Folgenden werden die Itemgruppierungen zur Bildung der Skalen vorgestellt. Aus inhaltlich-theoretischen Überlegungen setzen sich die verschiedenen Skalen des Fragebogens wie folgt zusammen: Tabelle 1: Skala Itemgruppierung "Selbstwertprobleme" nach inhaltlich-theoretisch begründeter (1) …war ich stolz auf mich. (2) …war ich von mir enttäuscht. (3) …habe ich einiges gut hingekriegt. (4) …gab es etwas, auf das ich mich gefreut habe. (5) …hatte ich zu nichts Lust. (6) …habe ich etwas unternommen, das mir Spaß gemacht hat. (7) …musste ich mich anstrengen, um alltägliche Dinge bewältigen zu können. (8) …hatte ich Probleme, Entscheidungen zu treffen. 4 Methode 29 Tabelle 2: Skala Itemgruppierung "Beziehungsprobleme" nach inhaltlich-theoretisch (9) …hatte ich mit meinen Eltern Streit.* (10) …bin ich mit anderen Jugendlichen aneinander geraten. (11) …bin ich mit meinem Lehrer aneinander geraten. (12) …habe ich mit anderen Jugendlichen etwas unternommen. (13) …habe ich mich allein gefühlt. (14) …konnte ich mich mit meiner Meinung durchsetzten. begründeter * Item (9) ist nicht Bestandteil der Skala „Beziehungsprobleme“ im Selbsturteil Tabelle 3: Skala Itemgruppierung "Leistungsprobleme" nach inhaltlich-theoretisch (15) …habe ich im Unterricht gut mitgearbeitet. (16) …konnte ich dem Lehrer aufmerksam folgen. (17) …habe ich meine Hausaufgaben vollständig gemacht. (18) …habe ich für die Schule gelernt. begründeter Tabelle 4: Skala "Angst und Somatisierung" nach inhaltlich-theoretisch begründeter Itemgruppierung (19) …fiel es mir schwer in die Schule zu gehen. (20) …hatte ich körperliche Beschwerden. (21) …fühlte ich mich unwohl, wenn ich mit anderen Jugendlichen zusammen war. (22) …fühlte ich mich unwohl, wenn ich mit Erwachsenen zusammen war. (23) …fühlte ich mich ängstlich oder unsicher. Tabelle 5: Skala "Individualisierte Probleme" nach inhaltlich-theoretisch begründeter Itemgruppierung (24) … (25) … (26) … 4 Methode 30 Die Gesamtskala wird in Selbst-, Eltern- und Teamurteil aus den Skalen „Selbstwertprobleme“ und „Beziehungsprobleme“, sowie der Skala „Angst und Somatisierung“ gebildet. Die Gesamtskala kann nur aus der neuen Version des SELBST-Fragebogens gebildet werden, da die Skala „Angst und Somatisierung“ erst in diese miteinbezogen wurde. In seiner Arbeit hat Feldkötter 2003 die alte Version des Fragebogens mit 18 Items evaluiert. Hierzu wurden zwischen April 2002 und Januar 2003 Daten an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln erhoben: Im Gegensatz zur vorliegenden Arbeit untersuchte er den Fragebogen an einer Stichprobe, die zum größten Teil aus ambulanten Patienten zusammengesetzt war. Zusätzlich gingen die Daten von 15 stationären Patienten ein. Er untersuchte und bewertete die a priori angenommene Itemgruppierung. Anschließend schlug er eine neue Skalenbildung mit Hilfe von Faktorenanalysen vor und prüfte diese ihrerseits auf Reliabilität und Validität. In der vorliegenden Arbeit werden die von Feldkötter vorgeschlagene Skalenbildung untersucht und mit der a priori Itemgruppierung verglichen. Die von Feldkötter vorgeschlagenen Skalen setzen sich wie folgt zusammen: Tabelle 6: Skala "Selbstwertprobleme" nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung (1) …war ich stolz auf mich. (2) …war ich von mir enttäuscht. (5) …hatte ich zu nichts Lust. (7) …musste ich mich anstrengen, um alltägliche Dinge bewältigen zu können. (8) …hatte ich Probleme, Entscheidungen zu treffen. (13) …habe ich mich allein gefühlt. 4 Methode 31 Tabelle 7: Skala "Streitbeziehungen" nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung (9) …hatte ich mit meinen Eltern Streit. (10) …bin ich mit anderen Jugendlichen aneinander geraten. (11) …bin ich mit meinem Lehrer aneinander geraten. Tabelle 8: Skala "Aktivitäts- und Affektprobleme" nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung (4) …gab es etwas, auf das ich mich gefreut habe. (6) …habe ich etwas unternommen, das mir Spaß gemacht hat. (12) …habe ich etwas mit anderen Jugendlichen unternommen. Tabelle 9: Skala "Leistungsprobleme" nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung (3) …habe ich einiges gut hingekriegt. (15) …habe ich im Unterricht gut mitgearbeitet. (16) …konnte ich dem Lehrer aufmerksam folgen. (17) …habe ich meine Hausaufgaben vollständig gemacht. (18) …habe ich für die Schule gelernt. 4 Methode 32 4.6 Beschreibung der Stichprobe Im Folgenden werden die 40 Patientinnen und Patienten der Gesamtstichprobe beschrieben: 1. Alter und Geschlecht Die Stichprobe setzt sich zusammen aus n = 19 Jungen (47,5%) und n = 21 Mädchen (52,5%). Das mittlere Lebensalter liegt zu Behandlungsbeginn bei M = 15,5 Jahren (SD = 1,18). Der jüngste Patient ist zu Behandlungsbeginn 12,8 Jahre alt, der älteste 17,9 Jahre. Abbildung 1: Alter der Patienten in Jahren 10 Häufigkeit 8 6 4 2 0 12 13 14 15 16 17 18 Alter in Jahren 2. Intelligenz Mit den unter 17 jährigen Jugendlichen wurde zu Beginn des stationären Aufenthaltes der HAWIK-III (Tewes et al., 1999), mit den 17-jährigen Jugendlichen der HAWIE-R (Tewes, 1991) durchgeführt. Im Gesamtteil weisen die Jugendlichen der Stichprobe im Mittel einen Standardwert von 96,1 auf (SD = 12,61). Der niedrigste Standardwert liegt bei SW = 74, der höchste bei SW = 134. In einem Fall lag kein Gesamtscore des HAWIK-III vor. 4 Methode 33 Abbildung 2: IQ-Standardwerte 20 Häufigkeit 15 10 5 0 80 100 120 140 IQ-Standardwert 3. Trennung bzw. Scheidung der Eltern Von den n = 40 Patienten der Stichprobe haben n= 18 (45%) eine Trennung bzw. Scheidung ihrer Eltern erlebt. n = 22 (55%) haben keine Trennungs- oder Scheidungserfahrung. 4. Schulabsentismus 34 Patienten (85%) haben zum Zeitpunkt der Aufnahme seit mindestens einer Woche den Schulbesuch eingestellt. Im Mittel besuchen diese Patienten seit 16 Wochen die Schule nicht mehr (M = 16,15; SD = 13,35). Die Variationsbreite der Dauer der Schulabwesenheit vor Aufnahme reicht von 1 bis 56 Wochen. Die anderen 6 Patienten (15%) besuchen die Schule vor der stationären Aufnahme sehr unregelmäßig (mindestens 50 Fehlstunden im letzten Halbjahr), ohne dass dafür somatische Gründe vorliegen. Im Mittel hatten die Patienten 134 Fehlstunden auf dem letzten Zeugnis vor stationärer Aufnahme (M = 133,82; SD = 129,66). Die Variationsbreite reicht von 0 bis 660 Fehlstunden. Bei 6 Patienten (15%) liegt keine Information über die Fehlstunden auf dem letzten Zeugnis vor. 4 Methode 34 5. Besuchte Schulform Zu Beginn der Behandlung besuchen n = 7 (17,5%) Jugendliche das Gymnasium, n = 10 (25%) die Realschule und n = 6 (15%) eine Gesamtschule. n = 12 (30%) Jugendliche besuchen die Hauptschule, n= 3 (7,5%) eine Berufsschule und n = 2 (5%) eine Sonderschule. Abbildung 3: Besuchte Schulform vor Aufnahme Besuchte Schulform vor Aufnahme Hauptschule Realschule Gymnasium Gesamtschule Berufsschule andere Sonderschulen 0 2 4 6 8 10 12 Häufigkeit 6. Klassenwiederholungen n = 14 (35%) Jugendliche haben zum Zeitpunkt der Aufnahme einmal eine Schulklasse wiederholt. n = 2 (5%) haben zweimal eine Schulklasse wiederholt. 24 Jugendliche (60%) haben noch keine Schulklasse wiederholt. 7. Schulwechsel 20 Patienten (50%) haben vor Beginn der stationären Behandlung einen außerplanmäßigen Schulwechsel hinter sich, 6 Patienten (15%) schon zwei. Ein Patient (2,5%) hat vor Beginn der stationären Behandlung schon viermal die Schule außerplanmäßig gewechselt. 13 Patienten (32,5%) haben noch keinen außerplanmäßigen Schulwechsel hinter sich. 4 Methode 35 8. Diagnosen (ICD-10) Als erste klinisch psychiatrische Diagnose nach ICD-10 erhielten 12 Jugendliche (30%) eine „Kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen“ (kombinierte introversive und expansive Störung; ICD-10: F92.-). 10 Jugendliche (25%) erfüllen die Kriterien einer phobischen Störung (ICD-10: F40.-) Von diesen erhielten n = 3 Jugendliche die Diagnose einer spezifischen Phobie (ICD-10: F40.2), n = 6 die einer sozialen Phobie (ICD-10: F40.1) und 1 Patient die einer Agoraphobie (ICD-10: F40.0). Bei 6 Jugendlichen (15%) wurde eine depressive Episode (ICD-10: F32.-) diagnostiziert. Vier Jugendliche (10%) erhielten die Diagnose einer „Störung mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters“ (ICD-10: F93.2). Weitere 3 Jugendliche (7,5%) erhielten als erste Diagnose eine Hyperkinetische Störung (ICD-10: F90,-). Zwei (5%) der 40 Patienten erhielten die Diagnose einer Somatoformen Störung (ICD-10: F45.-). Je ein Jugendlicher erhielt die Diagnose Zwangsstörung (ICD-10: F42.1), Posttraumatische Belastungsstörung (ICD-10: F43.1) und Elektiver Mutismus (ICD-10: F94.0). Abbildung 4: Erste Diagnose nach ICD-10 F32: Depressive Episode F40.0: Agoraphobie F40.1: Soziale Phobie Erstdiagnose F40.2: Spezifische Phobie F42.1: Zwangsstörung F43.2: Anpassungsstörung F45: Somatoforme Störung F90: Hyperkinetische Störung F92: Kombinierte Störung des sozialen Verhaltens und der Emotionen F93.2: Störung mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters F94.0: Elektiver Mutismus 0 2 4 6 Häufigkeit 8 10 12 4 Methode 36 30 (75%) Patienten der Stichprobe erhielten eine zweite Diagnose auf der ersten Achse nach ICD-10. Von diesen Patienten erhielten n = 12 Patienten (40%) die Diagnose einer Depressiven Episode (ICD-10: F32.-) Bei 6 Patienten (20%) wurde eine Emotionale Störung des Kindesalters diagnostiziert. 5 Patienten (12,5%) erfüllten die Kriterien einer sozialen Phobie (ICD-10: F40.1) und zwei (6,7%) die einer Störung des Sozialverhaltens (ICD-10: F91). Jeweils ein Patient (3,3%) erhielt die Diagnose „Psychische und Verhaltensstörung durch Cannabinoide“ (ICD-10:F12,-), spezifische Phobie (ICD-10: F40.2), schizoide Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.1), Hyperkinetische Störung (ICD-10: F90.-) und Kombinierte Störung des sozialen Verhaltens und der Emotionen (ICD-10: F92.-). Abbildung 5: Zweite Diagnose nach ICD-10 F12: Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide F32: Depressive Episode Zweitdiagnose F40.1: Soziale Phobie F40.2: Spezifische Phobie F60.1: Schizoide Persönlichkeitsstörung F90: Hyperkinetische Störung F91: Störung des Sozialverhaltens F92: Kombinierte Störung des sozialen Verhaltens und der Emotionen F93: Emotionale Störung des Kindesalters 0 2 4 6 8 10 12 Häufigkeit 9. Behandlungsdauer Die Behandlungsdauer liegt bei der betrachteten Stichprobe zwischen 3 und 29 Wochen. Im Mittel dauerte der stationäre Aufenthalt 9 Wochen (M = 9,05, Median M = 8,50). 4 Methode 37 Abbildung 6: Behandlungsdauer in Wochen 5 Häufigkeit 4 3 2 1 0 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 15 21 29 Behandlungsdauer in Wochen 4.8 Verwendete Verfahren der Datenanalyse Für die statistischen Analysen dieser Untersuchung wurde die StatistikSoftware SPSS Version 15.0 eingesetzt. Im ersten Abschnitt der vorliegenden Arbeit wird die Güte des SELBSTFragebogens als Messinstrument für adoleszententypischen Probleme untersucht. Zur psychometrischen Analyse der Messgenauigkeit der Skalen des SELBST-Fragebogens wurden berechnet: Trennschärfen, „Alpha if deleted“-Werte, Cronbach´s α. Um Zusammenhänge zwischen den Skalen zu untersuchen, wurden Korrelationen nach Spearman (2-seitige Signifikanz) berechnet. Dies geschah: zwischen den Skalen im jeweiligen Urteil, zwischen den Skalen der verschiedenen Urteile, 4 Methode 38 zwischen den Skalen eines Urteils zu verschiedenen Messzeitpunkten als Hinweis auf die Retest-Stabilität. Auf eine Faktorenanalyse wurde im Hinblick auf die geringe Stichprobe verzichtet. Im zweiten Abschnitt der vorliegenden Arbeit wird der Verlauf abgebildet, sowie die Wirksamkeit der stationären Kurzzeittherapie überprüft. Hierbei kamen folgende Verfahren der Datenanalyse zum Einsatz: Für die gruppenstatistischen Berechnungen mit zwei Messzeitpunkten (Präund Postmessung) wurden berechnet: einfaktorielle Varianzanalysen mit Messwiederholung der einzelnen Skalen, zweifaktorielle Varianzanalysen Untersuchung des Einflusses mit der Messwiederholung Behandlungsdauer für die auf den Behandlungseffekt. Hierbei wurden Gruppen unterschiedlich langer Behandlungsdauer gebildet und als nicht messwiederholter Zwischensubjekteffekt untersucht. Für die gruppenstatistischen Berechnungen mit drei Messpunkten (Vergleich der Mittelwerte der Behandlungsdrittel) wurden einfaktorielle Varianzanalysen mit Messwiederholung berechnet. Für die Prüfung der Veränderungen der untersuchten Skalen über die drei Messzeitpunkte wurden wiederholte Kontraste für die Einzelvergleiche zwischen den drei Messzeitpunkten berechnet. Hiermit konnte überprüft werden, ob in erstem und zweitem Behandlungsabschnitt ein ähnlicher Behandlungseffekt zu finden ist. Bei den berechneten Varianzanalysen mit Messwiederholung wurde der PillaiSpur-Test verwendet. Da der Mauchly-Test zur Prüfung der Sphärizität bei kleinen Stichproben unzuverlässige Ergebnisse liefert (Rasch 2006), konnte eine Verletzung der Sphärizität nicht ausgeschlossen werden. Der Pillai-SpurTest erweist sich am robustesten gegenüber möglichen Fehlerquellen, im Sinne einer Verletzung statistischer Voraussetzungen (Bühl et al. 2002). Auf die 4 Methode 39 Prüfung der Sphärizität konnte im Rahmen dieses multivariaten Testverfahrens verzichtet werden (Diehl et al. 2001). Bei der Berechnung der Varianzanalysen mit Messwiederholung wurde zusätzlich das Eta2 angegeben, das den prozentualen Anteil der aufgeklärten Varianz beschreibt. Die statistischen Untersuchungen erfolgten jeweils auf Rohwertebene. Als Signifikanzniveau wurde ein α-Niveau von 5% festgelegt. Um die Stärke der Veränderungen über die Messzeitpunkte abschätzen zu können, wurde die standardisierte Mittelwertsdifferenz für abhängige Stichproben nach Cohen (1988) berechnet (Vgl. Formel 1). Formel 1: Effektstärke nach Cohen für abhängige Stichproben. d= M1 ∗ M 2 SD 21 + SD 2 2 − r12 ∗ SD1 ∗ SD2 M = Mittelwert SD = Standardabweichung r = Korrelation nach Spearman Hierbei wurden folgende Grenzwerte für die Interpretation der Effektstärken zugrunde gelegt: Kleine Effekte wurden bei einem d ≤ 0.50 angenommen, mittlere Effekte bei 0.50 ≤ d ≤ 0.80 und große Effekte bei einem d ≥ 0.80 (Cohen 1988). 4 Methode 40 4.7 Vorhandene Daten Es wurden die Daten von 40 Patienten in die Datenmatrix eingegeben, Bei n = 4 Jugendlichen liegt über den ganzen Verlauf nur die alte Version des SELBST-Fragebogens vor. Bei n = 6 Jugendlichen wurde während der stationären Therapie von der alten auf die neue Version des Fragebogens umgestellt. Bei den restlichen n = 30 Jugendlichen liegt der Fragebogen ausschließlich in der neuen überarbeiteten Version vor. Insgesamt wurden 1145 SELBST-Fragebögen erhoben und in die Datenmatrix übertragen. Von den vorhandenen Fragebögen lagen 94 (8,2%) in der alten Version und 1051 (91,8%) Fragebögen in der neuen Version vor. Im Selbsturteil wurden 643 Fragebögen erhoben. Davon lagen 45 (7,0%) in der alten und 598 (93,0%) in der neuen Version vor. Im Elternurteil wurden 225 Fragebögen erhoben. Von diesen lagen 49 (21,8%) in der alten und 176 (78,2%) in der neuen Version vor. Im Teamurteil wurden 277 Fragebögen erhoben und in die Datenmatrix eingetragen. Da das Teamurteil erst mit der überarbeiteten Version des SELBST-Fragebogens erschien, liegen die Fragebögen ausschließlich in der neuen Version vor. Im Folgenden wird die Verteilung und Häufigkeit der Item-Missings analysiert. Tabelle 10 und Tabelle 11 stellen dar, wie häufig jedes einzelne Item erhoben wurde. Außerdem wird die relative Häufigkeit angegeben. Das heißt, der prozentuale Anteil der auswertbaren Items an der Gesamtheit der erhobenen Fragebögen angegeben. Die meisten Items wurden in > 90 % der erhobenen Fragebögen beantwortet. Bei einigen Items fällt jedoch auf, dass sie deutlich häufiger nicht beantwortet (> 10 % Missings) wurden: Item (7) („…musste ich mich anstrengen, um alltägliche Dinge bewältigen zu können.“) der Skala „Selbstwertprobleme“ wurde in 13,8 % der ausgewerteten Fragebögen im Elternurteil nicht beantwortet. 4 Methode 41 Item (11) („…bin ich mit meinem Lehrer aneinander geraten.“) der Skala „Beziehungsprobleme“ wurde im Elternurteil in 31,1 % der Erhebungen nicht beantwortet. Die Items (15) – (18) der Skala „Leistungsprobleme“ wurden alle im Elternurteil überproportional häufig nicht beantwortet. So bewegt sich der Anteil der nicht beantworteten Items zwischen 36 % und 46,7 %. Auch im Selbst- und Teamurteil sind die Items dieser Skala im Vergleich zu den anderen Skalen auffallend häufiger nicht beantwortet worden. Hier bewegt sich der Prozentsatz der nicht beantworteten Items an den erhobenen Fragebögen zwischen 6,1 % und 19,3 %. 4 Methode 42 Tabelle 10: Absolute und relative Häufigkeit der vorhandenen Erhebungen der Items (1) (18) des SELBST-Fragebogens im Eltern-, Selbst- und Teamurteil Elternurteil Selbsturteil Teamurteil Urteil n = 225 n = 643 n = 277 n % n % n % Item (1) …war ich stolz auf mich. 222 98,7 642 99,8 277 100 (2) …war ich von mir enttäuscht. 223 99,1 642 99,8 277 100 (3) …habe ich einiges gut hingekriegt. 222 98,7 641 99,7 276 99,6 (4) …gab es etwas, auf da ich mich gefreut habe. 223 99,1 640 99,5 277 100 (5) …hatte ich zu nichts Lust. 221 98,2 634 98,6 277 100 (6) …habe ich etwas unternommen, das mir Spaß gemacht hat. 219 97,3 638 99,2 274 98,9 (7) …musste ich mich anstrengen, um alltägliche Dinge bewältigen zu können. 194 86,2 641 99,7 273 98,6 (8) …hatte ich Probleme, Entscheidungen zu treffen. 222 98,7 643 100 276 99,6 (9) …hatte ich mit meinen Eltern Streit. 218 96,9 53 8,2 273 98,6 (10) …bin ich mit anderen Jugendlichen aneinander geraten. 206 91,6 641 99,7 276 99,6 (11) …bin ich mit meinem Lehrer aneinander geraten. 155 68,9 621 96,6 225 81,2 (12) …habe ich mit anderen Jugendlichen etwas unternommen. 214 95,1 639 99,4 277 100 (13) …habe ich mich allein gefühlt. 218 96,9 640 99,5 277 100 (14) …konnte ich mich mit meiner Meinung durchsetzten. 218 96,9 636 98,9 277 100 (15) …habe ich im Unterricht gut mitgearbeitet. 123 54,7 539 83,8 231 83,4 (16) …konnte ich dem Lehrer aufmerksam folgen. 120 53,3 536 83,4 224 80,7 (17) …habe ich meine Hausaufgaben vollständig gemacht. 131 58,2 550 85,5 240 86,6 (18) …habe ich für die Schule gelernt. 144 64,0 582 90,5 260 93,9 4 Methode 43 Item (19) („...fiel es mir schwer in die Schule zu gehen.“) der Skala „Angst und Somatisierung“ wurde in 35,2 % der erhobenen Fragebögen im Elternurteil nicht beantwortet. Im Jugendlichenurteil fehlte das Item in 18,4 %, im Teamurteil in 16,2 % der erhobenen Fragebögen (Vgl. Tabelle 11). Tabelle 11: Absolute und relative Häufigkeit der vorhandenen Erhebungen der Items (19) - (26) des SELBST-Fragebogens im Eltern-, Selbst- und Teamurteil Urteil Eltern Jugendliche Team n = 176 n = 598 n = 277 n % n % n % (19) …fiel es mir schwer in die Schule zu gehen. 114 64,8 488 81,6 232 83,8 (20) …hatte ich körperliche Beschwerden. 176 100 592 99,0 275 99,3 (21) …fühlte ich mich unwohl, wenn ich mit anderen Jugendlichen zusammen war. 172 97,7 589 98,5 277 100 (22) …fühlte ich mich unwohl, wenn ich mit Erwachsenen zusammen war. 174 98,9 596 99,7 277 100 (23) …fühlte ich mich ängstlich oder unsicher. 175 99,4 596 99,7 277 100 (24) … 93 (52,8) 397 (66,4) 159 (57,4) (25) … 70 (39,8) 332 (55,5) 130 (46,9) (26) … 55 (31,3) 257 (43,0) 84 Item (30,3) 4 Methode 44 4.8 Umgang mit Missings Das Vorliegen zwei verschiedener Fragebogenversionen mit unterschiedlicher Itemzahl erschwerte die Festlegung eines einheitlichen Prozentsatzes zugelassener Missings je Erhebung. Außerdem wurde bei der Missinganalyse (Vgl. Kapitel 4.7) festgestellt, dass die Items der Skala „Leistungsprobleme“ überdurchschnittlich häufig fehlten, selbst wenn die restlichen Items des Fragebogens erhoben waren. Daher wurde beschlossen, ein Missingkriterium auf Skalenebene zu treffen. In jeder Skala wurde höchstens ein Missing zugelassen. Da die Skala „Individualisierte Probleme“ bei jedem Patienten aus einer unterschiedlichen Anzahl von Items besteht (zwischen 0 und 3 Items), wurde die Skala immer aus der vorhandenen Zahl der Items berechnet. Also wurde bei der Berechnung der Skala nicht zwischen Missings und von vornherein nicht vorhandenen Items differenziert. Dies muss bei der Auswertung der Skala „Individualisierte Probleme“ beachtet werden. Der Tabelle 12 sind die sich hieraus ergebenden maximalen prozentualen Anteil an fehlenden Items in den Skalen „Selbstwertprobleme“, „Beziehungsprobleme“, „Leistungsprobleme“ sowie „Angst und Somatisierung“ zu entnehmen. Tabelle 12: Maximaler prozentualer Anteil tolerierter Missings in den Skalen "Selbstwertprobleme", "Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme" und "Angst und Somatisierung" Skala Anzahl der Items Maximal tolerierte Missings „Selbstwertprobleme“ 8 12,5 % „Beziehungsprobleme„ 6/5 16,7 % / 20 % „Leistungsprobleme“ 4 25 % „Angst und Somatisierung“ 5 20% 4 Methode 45 Tabelle 13 und Tabelle 14 stellen dar, wie viele Skalen zur weiteren Betrachtung zur Verfügung stehen, nachdem alle Skalen mit > 1 Missing entfernt wurden. Hier zeigt sich, dass die Skala „Leistungsprobleme“ überdurchschnittlich oft nicht gebildet werden konnte. Im Selbsturteil (16,8 %) und im Teamurteil (17,3 %) konnte die Skala in < 20 % der Erhebungen nicht berechnet werden. Im Elternurteil sogar in 46,2 %. Außerdem konnte die Skala „Beziehungsprobleme“ im Elternurteil nur in 88,4 % der Erhebungen berechnet werden. Das erklärt auch das häufige Fehlen der Gesamtskala im Elternurteil, da diese ohne die Skala Die Skala „Individualisierte Probleme“ wird hier nicht beachtet (s.o.). Tabelle 13: Absolute und relative Häufigkeit der nach den Missingkriterien bildbaren Skalen der alten Version des SELBST-Fragebogens im Eltern-, Selbst- und Teamurteil Urteil Skala Eltern Jugendliche Team n = 225 n = 643 n = 277 n % n % n % „Selbstwertprobleme“ 219 97,3 642 99,8 277 100 „Beziehungsprobleme“ 199 88,4 638 99,2 274 98,1 „Leistungsprobleme“ 121 53,8 535 83,2 229 82,7 Tabelle 14: Absolute und relative Häufigkeit der nach den Missingkriterien bildbaren Skalen der neuen Version des SELBST-Fragebogens im Eltern-, Selbst- und Teamurteil Urteil Skala Eltern Jugendliche Team n = 176 n = 598 n = 277 n % n % n % „Angst und Somatisierung“ 166 94,3 591 98,8 276 99,6 „Individualisierte Probleme“ 98 (55,7) 398 (62,0) 163 (58,8) Gesamtskala 147 83,5 584 97,7 273 98,6 4 Methode 46 Die Anzahl der maximal zugelassenen Missings erscheint sehr hoch. Jedoch ergibt die Auswertung der Missings auf Skalenebene Hinweise darauf, dass der wirklich vorhandene Anteil an Missings deutlich geringer liegt (< 6,7 %). Tabelle 15 beschreibt in jeder Skala den prozentualen Missing-Anteil an der Gesamtheit der erhobenen Items. Tabelle 15: Prozentualer Anteil einzelner Item-Missings in den gebildeten Skalen Urteil Eltern Jugendliche Team % % % „Selbstwertprobleme“ 2,6 0,5 0,4 „Beziehungsprobleme“ 5,3 0,1 3,1 „Leistungsprobleme“ 2,3 0,3 0,8 „Angst und Somatisierung“ 6,7 3,9 3,3 Skala Im weiteren Verlauf wurden die einzelnen Missings auf Skalenebene durch den Item-Mittelwert der Stichprobe zu diesem Zeitpunkt ersetzt. Dieses Verfahren stellt einen Fehler in der statistischen Bearbeitung der Daten dar. Der prozentuale Anteil der ersetzten Missings liegt in allen Skalen deutlich < 10% (Vgl. Tab. 14). Daher bleibt der Fehler durch die Ersetzungen der Item-Missings relativ klein und betrifft den Bereich der zweiten Nachkommastelle. Trotzdem muss diese Fehlerquelle bei der weiteren Betrachtung der Auswertungen berücksichtigt werden. Nach der Ersetzung der Einzelmissings wurden die Skalenmittelwerte zum jeweiligen Zeitpunkt berechnet. Die Gesamtskala wurde aus den Skalen „Selbstwertprobleme“, „Beziehungsprobleme“, sowie der Skala „Angst und Somatisierung“ gebildet. Das Fehlen einer dieser Skalen wurde bei der Berechnung der Gesamtskala nicht toleriert. Das bedeutet, dass aus den Erhebungen der alten Version des SELBST-Fragebogens keine Gesamtskala berechnet werden konnte, da die Skala „Angst und Somatisierung“ erst mit der neuen Version des Fragebogens erhoben wurde. 5 Ergebnisse 47 5 Ergebnisse 5.1 Güte des Messinstruments Ab diesem Abschnitt wurde, wie in allen folgenden Analysen, eine Umkodierung der Items vorgenommen. Ziel dieser Item-Umpoolung war es, die Werte im Hinblick auf Verhaltensauffälligkeiten zu kodieren, d.h. hohe Werte der Variablen sollen hohe Auffälligkeit im abgefragten Problembereich widerspiegeln. Zu diesem Zweck wurden die Items (1), (3), (4), (6), (12) und (14) - (18) umgepoolt, d.h. in diesen Fällen gilt nun „nie“ = 3 und „fast immer“ = 0. Alle weiteren Items wurden weiterhin wie beschrieben kodiert. Für die psychometrische Überprüfung der Skalen des Fragebogens wurden Itemmittelwerte über den gesamten Verlauf der stationären Behandlung gebildet. Hierfür wurde für jedes Item im jeweiligen Fall ein Mittelwert aller Erhebungen des Verlaufs der Behandlung im Selbst-, Eltern- und Teamurteil berechnet. Durch dieses Vorgehen sollen bei der Betrachtung der Reliabilität und der Zusammenhänge zwischen den Skalen tagesabhängige Schwankungen vermindert werden. Gerechtfertigt wird dieses Verfahren mit der Annahme, dass sich das Verhältnis der Items zueinander im zeitlichen Verlauf konstant verhält. Zur Kontrolle dieser Theorie wurden zusätzlich Reliabilitätsanalysen zu einzelnen Messzeitpunkten berechnet. Gewählt wurden hierfür die vierte und fünfte Behandlungswoche. Da in den ersten Tagen, oder sogar Wochen, der stationären Behandlung die Patienten häufig noch nicht die Schule besuchen, ist die Skala „Leistungsprobleme“ in diesen Fällen nicht aussagekräftig oder sogar fehlend. Aus diesem Grund wurden nicht die ersten Behandlungswochen für diese Untersuchung herangezogen. Auf der anderen Seite nimmt die beobachtete Stichprobe ab, je später der Messzeitpunkt gewählt wird. Zu den Messzeitpunkten der vierten und fünften Behandlungswoche findet bei den meisten Patienten wieder eine Beschulung statt. Gleichzeitig ist nur bei sehr wenigen Jugendlichen die Behandlung schon beendet worden. Die Anzahl der betrachteten Fälle wird leider durch fehlende Erhebungen des Fragebogens im 5 Ergebnisse 48 Verlauf der Behandlung verringert. Im Elternurteil zeigen sich besonders häufig Missings. Tabelle 16 gibt eine Übersicht über die Fallzahl der Erhebungen für die folgenden Analysen über den Itemmittelwert des Verlaufs, sowie zur vierten und fünften Behandlungswoche. Tabelle 16: Anzahl der Fälle zur Betrachtung der Skalen "Selbstwertprobleme", "Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala über die Itemmittelwerte des Verlaufs sowie zur vierten und fünften Behandlungswoche Team woche Jugendliche woche Eltern Verlauf Team Behandlungs- Jugendliche Behandlungs- Eltern über den Team Fünfte Jugendliche Vierte Eltern Itemmittelwert „Selbstwertprobleme“ 40 40 36 25 36 29 18 34 27 „Beziehungsprobleme“ 40 40 36 23 36 29 18 33 26 „Leistungsprobleme“ 33 40 36 13 29 24 9 31 23 „Angst und Somatisierung“ „Individualisierte Probleme“ 36 36 36 15 30 28 13 30 27 11 15 14 7 13 12 6 12 9 Gesamtskala 36 36 36 14 30 28 13 29 26 Skala 5 Ergebnisse 49 5.1.1 Reliabilität der Skalen Um die Zuverlässigkeit der Skalen zu überprüfen, wurde in diesem Abschnitt auf die Methode der Konsistenzanalyse nach Cronbach´s α zurückgegriffen. Lienert et al. (1998) sprechen von der internen Konsistenz als instrumentale Reliabilität, da sie die Leistungsfähigkeit als Messinstrument, also die Qualität des Tests, kennzeichnet und somit der grundlegenden Idee der Reliabilität am nächsten kommt. Lienert et al. (1969) bezeichnen interne Konsistenzen mit Werten von rtt > .70 als ausreichend. Die Trennschärfe ist Ausdruck der Passung des jeweiligen Items in die Skala. Sie ist dabei ein Maß zur Beurteilung der psychometrischen Qualität des Items, nämlich der Korrelation der Itembeantwortung mit dem korrigierten Summenwert der Skala zu der das Item gehört. Von erheblichen Belangen für die Trennschärfe sind dabei die Interkorrelationen zwischen den Items der Skala. Nur wenn die anderen Items das gleiche messen wie das jeweils betrachtete Item, zeigt sich eine hohe Trennschärfe (Amelang et al. 2002). Lienert et al. (1998) bezeichnen Trennschärfen um .30 als gering, um .60 als mittelmäßig und .80 als hoch. Der „Alpha if deleted“-Wert zeigt die potentielle Verbesserung der Reliabilität der Skala durch die Entfernung des jeweiligen Items aus der Skala an. 5.1.1.1 Betrachtung der a priori gebildeten Skalen Die Skala „Selbstwertprobleme“ zeigt bei der Betrachtung des Itemmittelwerts über den Verlauf im Selbsturteil (rtt = .84) und im Teamurteil (rtt = .90) gute interne Konsistenzen (Vgl. Tabelle 17). Die Reliabilität im Elternurteil ist mit einem Wert von rtt = .74 in einem tolerablen Bereich, in dem nach Lienert et al. (1969) noch Interpretationen im Rahmen einer Individualdiagnostik möglich sind (Vgl. Döpfner et al. 1994). Die Trennschärfen der Items bewegen sich bis auf wenige Ausnahmen im mittleren bis hohen Bereich (.44 bis .81). Item (6) und (8) zeigen deutlich niedrigere Trennschärfen. Doch auch hier weisen die „Alpha 5 Ergebnisse 50 if deleted“-Werte auf keine deutliche Verbesserung durch die Entfernung eines der Items hin. Diese Ergebnisse bleiben auch in der Untersuchung zu den Messzeitpunkten der vierten und fünften Behandlungswoche im Selbsturteil (rtt = .76, bzw. rtt = .82), Elternurteil (rtt = .79, bzw. rtt = .82) und Teamurteil (rtt = .75, bzw. rtt = .85) relativ konstant. Tabelle 17: Interne Konsistenz der Skala "Selbstwertprobleme" über die Item-Mittelwerte des Verlaufs Selbstwertprobleme Elternurteil Selbsturteil Teamurteil (n = 40) (n = 40) (n = 36) Trenn- Alpha if Trenn- Alpha if Trenn- Alpha if schärfe deleted schärfe deleted schärfe deleted (1)…war ich stolz auf mich. .54 .69 .65 .81 .81 .87 (2)…war ich von mir enttäuscht. .49 .70 .44 .84 .57 .90 (3)…habe ich einiges gut hingekriegt. .69 .68 .71 .80 .76 .88 (4)…gab es etwas, auf das ich mich gefreut… .44 .71 .70 .81 .71 .88 (5)…hatte ich zu nichts Lust. .59 .68 .53 .83 .73 .88 (6)…habe ich etwas unternommen, das… .18 .76 .58 .82 .56 .90 (7)…musste ich mich anstrengen, um… .45 .71 .52 .83 .81 .87 (8)…hatte ich Probleme, Entscheidungen… .24 .75 .48 .84 .60 .89 Reliabilität der Skala .74 .84 .90 5 Ergebnisse 51 Die Reliabilität der Skala „Beziehungsprobleme“ liegt bei der Betrachtung des Itemmittelwerts im Selbst- und Elternurteil unter dem Wert von rtt = .65 (Vgl. Tabelle 18), was von Döpfner et al. (1994) als völlig unbefriedigend bezeichnet wird. Im Teamurteil fällt die interne Konsistenz hier mit einem Wert von rtt = .66 etwas besser aus. Die Trennschärfen der Items weisen in allen Urteilen niedrige Werte auf (.14 – .59). Keine Entfernung eines Items scheint dieses Ergebnis potentiell bessern zu können. Auch bei der Betrachtung der einzelnen Messzeitpunkte ergeben sich unbefriedigende Ergebnisse in Selbsturteil (rtt = .19, bzw. rtt = .66), Elternurteil (rtt = .19, bzw. rtt = .62) und Teamurteil (rtt = .46, bzw. rtt = .66). Tabelle 18: Interne Konsistenz der Skala "Beziehungsprobleme" über die Item-Mittelwerte des Verlaufs Beziehungsprobleme Elternurteil Selbsturteil Teamurteil (n = 40) (n = 40) (n = 36) Trenn- Alpha if Trenn- Alpha if Trenn- Alpha if schärfe deleted schärfe deleted schärfe deleted (9)…hatte ich mit meinen Eltern Streit… .40 .42 (10)…bin ich mit anderen Jugendlichen… .35 .46 .23 (11)…bin ich mit meinem Lehrer aneinander… .35 .50 (12)…habe ich mit anderen Jugendlichen etwas… .14 (13)…habe ich mich allein gefühlt. (14)…konnte ich mich mit meiner Meinung… Reliabilität der Skala .23 .66 .34 .47 .60 .28 .38 .52 .57 .57 .15 .44 .26 .65 .26 .51 .18 .39 .59 .54 .33 .47 .35 .23 .33 .63 .54 .41 .66 5 Ergebnisse Bei der 52 Reliabilitätsanalyse der Skala „Leistungsprobleme“ über die Itemmittelwerte des Verlaufs erreicht die Skala im Selbsturteil (rtt = .87), Elternurteil (rtt = .96) und im Teamurteil (rtt = .92) befriedigende Reliabilitäten mit Werten von rtt > .80 (Vgl. Tabelle 19). Die Skala würde sich somit laut Döpfner et al. (1994) auch für eine Individualdiagnostik eignen. Auch die Trennschärfen der einzelnen Items bewegen sich ausschließlich im hohen Bereich (.74 - .94). Nur Item (18) liegt im Selbsturteil im mittelmäßigen Bereich (.51). Auch in den Untersuchungen zur vierten und fünften Behandlungswoche zeigt die Skala ausschließlich hohe Reliabilitäten mit Werten von rtt > .80 im Selbsturteil (rtt = .95, bzw. rtt = .93), Elternurteil (rtt = .94, bzw. rtt = .91) und im Teamurteil (rtt = .84, bzw. rtt = .86). Die Ergebnisse der internen Konsistenz der Skala „Leistungsprobleme“ fallen mit Werten, die teilweise deutlich über rtt = .90 liegen auffällig hoch aus. Tabelle 19: Interne Konsistenz der Skala "Leistungsprobleme" über die Item-Mittelwerte des Verlaufs Leistungsprobleme Elternurteil Selbsturteil Teamurteil (n = 33) (n = 40) (n = 36) Trenn- Alpha if Trenn- Alpha if Trenn- Alpha if schärfe deleted schärfe deleted schärfe deleted (15)…habe ich im Unterricht gut… .84 .96 .83 .80 .81 .90 (16)…konnte ich dem Lehrer ... .94 .93 .74 .83 .80 .90 (17)…habe ich meine Hausaufgaben… .91 .94 .85 .78 .87 .88 (18)…habe ich für die Schule gelernt… .92 .94 .51 .91 .79 .90 Reliabilität der Skala .96 .87 .92 5 Ergebnisse 53 Bei der Betrachtung der Itemmittelwerte über den Verlauf fällt die interne Konsistenz der Skala „Angst und Somatisierung“ im Elternurteil (rtt = .57) und im Teamurteil (rtt = .67) unbefriedigend aus. Die Trennschärfen der Items liegen fast ausschließlich im niedrigen Bereich (.18 - .62). Die „Alpha if deleted“-Werte deuten auf keine deutliche Verbesserungsmöglichkeit durch das Entfernen eines oder mehrerer bestimmter Items hin. Im Ergebnis der Reliabilitätsanalyse über die Werte der vierten und fünften Behandlungswoche zeichnen sich teilweise noch geringere interne Konsistenzen der Skala „Angst und Somatisierung im Elternurteil (rtt = .35, bzw. rtt = .28) und im Teamurteil (rtt = .59, bzw. rtt = .67) ab. Im Selbsturteil ist die Reliabilität der Skala tolerabel (rtt = .79). Die Trennschärfen der einzelnen Items liegen im mittelmäßigen Bereich (.41 - .76). In der Reliabilitätsanalyse zur vierten und fünften Behandlungswoche ergeben sich wie im Eltern- und Teamurteil etwas niedrigere interne Konsistenz der Skala im Selbsturteil (rtt = .56, bzw. rtt = .56). Tabelle 20: Interne Konsistenz der Skala "Angst und Somatisierung" über die Mittelwerte des Verlaufs Angst und Somatisierung Elternurteil Selbsturteil Teamurteil (n = 36) (n = 36) (n = 36) Trenn- Alpha if Trenn- Alpha if Trenn- Alpha if schärfe deleted schärfe deleted schärfe deleted (19) ...fiel es mir schwer, in die… .27 .56 .41 .81 .33 .68 (20) ...hatte ich körperliche… .18 .60 .63 .75 .41 .64 (21) ...fühlte ich mich unwohl, wenn… .62 .37 .64 .74 .36 .65 (22) ...fühlte ich mich unwohl, wenn… .25 .56 .57 .78 .48 .61 (23) ...fühlte ich mich ängstlich oder… .42 .44 .76 .69 .63 .53 Reliabilität der Skala .57 .79 .67 5 Ergebnisse 54 Die Skala „Individualisierte Probleme“ besteht bei jedem Patienten aus verschiedenen Items, ja sogar aus einer verschiedenen Anzahl von Items. Der „Alpha if deleted“-Wert ist bei der Betrachtung dieser Skala daher wenig aussagekräftig. Vor diesem Hintergrund fällt die Reliabilität überraschend gut aus: Die Reliabilität der Skalen zeigt sich bei der Betrachtung der Itemmittelwerte des Verlaufs (Vgl. Tabelle 21) im Elternurteil (rtt = .87) und im Selbsturteil (rtt = .84) zufrieden stellend. Im Teamurteil fällt die Skala schlechter aus (rtt = .62). Im Eltern- und Selbsturteil liegen die Trennschärfen der Items im mittelmäßigen bis hohen Bereich (.61 - .81), im Teamurteil im niedrigen bis mittelmäßigen (.38 .63). Zur vierten und fünften Behandlungswoche bleiben diese Ergebnisse im Elternurteil (rtt = .85, bzw. rtt = .88) konstant. Im Selbsturteil (rtt = .56, bzw. rtt = .58) zeigen sich etwas geringere interne Konsistenzen. Im Teamurteil ergeben sich sehr inkonstante interne Konsistenzen der Skala „Individualisierte Probleme“ in der vierten und fünften Behandlungswoche (rtt = .-21, bzw. rtt = .79). Tabelle 21: Interne Konsistenz der Skala "Individualisierte Probleme" über die Mittelwerte des Verlaufs Individualisierte Elternurteil Selbsturteil Teamurteil (n = 11) (n = 15) (n = 14) Probleme Trenn- Alpha if Trenn- Alpha if Trenn- Alpha if schärfe deleted schärfe deleted schärfe deleted (24) Individualisierte Probleme .75 .82 .61 .87 .63 .36 (25) Individualisierte Probleme .71 .85 .76 .72 .38 .63 (26) Individualisierte Probleme .81 .76 .75 .74 .52 .60 Reliabilität der Skala .87 .84 .62 5 Ergebnisse Zur Berechnung 55 der Gesamtskala werden alle Items der Skalen „Selbstwertprobleme“, „Beziehungsprobleme“ und „Angst und Somatisierung“ herangezogen. Die Gesamtskala besteht im Eltern und Teamurteil aus 19 Items. Da im Selbsturteil das Item (9) der Skala „Beziehungsprobleme“ nicht erhoben wird, besteht die Skala hier nur aus 18 Items. In der Reliabilitätsanalyse der Gesamtskala über die Itemmittelwerte des Verlaufs erreicht die Skala im Selbsturteil (rtt = .84), im Elternurteil (rtt = .82) und im Teamurteil (rtt = .92) zufrieden stellende Reliabilitäten mit Werten von rtt > .80. Die Trennschärfen der Items bewegen sich hauptsächlich im niedrigen bis mittleren Bereich (.11 - .80). Besonders niedrig scheinen die Trennschärfen der Items die der Skala „Beziehungsprobleme“ im Elternurteil auszufallen. Dies weist auf einen niedrigeren Zusammenhang dieser Items mit den restlichen Items der Gesamtskala hin. Die „Alpha if deleted“-Werte geben jedoch keinen Hinweis auf eine potenzielle Verbesserung der internen Konsistenz durch die Entfernung eines bestimmten Items. Bei der Betrachtung der Itemwerte in der vierten und fünften Behandlungswoche ergeben sich etwas niedrigere Werte für die Reliabilität der Skala in Selbsturteil (rtt = .78, bzw. rtt = .84), Elternurteil (rtt = .72, bzw. rtt = .85) und im Teamurteil (rtt = .79, bzw. rtt = .88). Die Ergebnisse stellen sich mit Werten von rtt > .72 jedoch als relativ stabil dar. 5 Ergebnisse 56 Tabelle 22: Interne Konsistenz der Gesamtskala über die Mittelwerte des Verlaufs Gesamtskala Eltern Jugendliche Team (n = 36) (n = 36) (n = 36) Alpha Trennschärfe (1)…war ich stolz auf mich. if deleted Alpha Trennschärfe if deleted Alpha Trennschärfe if deleted .52 .80 .47 .83 .77 .90 (2)…war ich von mir enttäuscht. .55 .80 .47 .83 .61 .91 (3)…habe ich einiges gut hingekriegt. .65 .80 .52 .83 .75 .90 (4)…gab es etwas, auf das ich mich gefreut… .45 .81 .53 .83 .73 .90 (5)…hatte ich zu nichts Lust. .70 .79 .64 .82 .71 .90 (6)…habe ich etwas unternommen, das… .11 .83 .42 .83 .64 .90 (7)…musste ich mich anstrengen, um… .58 .80 .66 .82 .80 .90 (8)…hatte ich Probleme, Entscheidungen… .31 .82 .44 .83 .63 .90 (9)…hatte ich mit meinen Eltern Streit… .35 .81 .38 .91 (10)…bin ich mit anderen Jugendlichen… .29 .82 .47 .83 .38 .92 (11)…bin ich mit meinem Lehrer aneinander… .26 .82 .51 .84 .47 .91 (12)…habe ich mit anderen Jugendlichen etwas… .29 .82 .28 .84 .41 .91 (13)…habe ich mich allein gefühlt. .60 .80 .41 .83 .65 .90 (14)…konnte ich mich mit meiner Meinung… .37 .81 .33 .84 .54 .91 (19) ...fiel es mir schwer, in die… .27 .82 .29 .84 .38 .91 (20) ...hatte ich körperliche… .11 .83 .46 .83 .36 .91 (21) ...fühlte ich mich unwohl, wenn… .47 .81 .53 .83 .63 .90 (22) ...fühlte ich mich unwohl, wenn… .40 .81 .36 .84 .58 .91 (23) ...fühlte ich mich ängstlich oder… .46 .81 .45 .83 .67 .90 Reliabilität der Skala .82 .84 .91 5 Ergebnisse 57 Zusammenfassend liefert die Skala „Selbstwertprobleme“ in der Untersuchung über den Item-Mittelwert des Verlaufs als auch über die einzelnen Messzeitpunkte zufrieden stellende Ergebnisse. In keinem Urteil unterschreitet sie den Wert von rtt = .72. Die interne Konsistenz der Skala „Beziehungsprobleme“ ist ungenügend. In allen Untersuchungen ist die Reliabilität der Skala im Selbst-, Eltern- und Teamurteil mit Werten von rtt < .70 als unbefriedigend zu bewerten. Die Skala „Leistungsprobleme“ zeigt eine hohe interne Konsistenz. Die Reliabilität der Skala unterschreitet in keiner Untersuchung den Wert von rtt = .84. Teilweise erreicht die Skala Werte von rtt > .90, was als sehr auffällig zu bewerten ist. Bei der Betrachtung der Skala „Angst und Somatisierung“ fiel in allen Untersuchungen ein schlechteres Ergebnis im Elternurteil als im Selbst- und Teamurteil auf. Während zu den einzelnen Messzeitpunkten die interne Konsistenz ungenügend ausfiel, erreichte die Skala bei der Betrachtung der Itemmittelwerte des Verlaufs etwas bessere Ergebnisse. Hier lag die interne Konsistenz im Teamurteil bei rtt = .67, im Selbsturteil mit rtt > .70 sogar im tolerablen Bereich. Die Skala „Individualisierte Probleme“ liefert unter Berücksichtung der unterschiedlichen Zusammensetzung bei jedem Patienten erstaunlich gute interne Konsistenzen. Die Ergebnisse dieser Skala sind jedoch mit besonderer Vorsicht zu interpretieren. Die interne Konsistenz der Gesamtskala liefert in allen Untersuchungen tolerable Ergebnisse (rtt > .70). Fazit: Da die Skalen teilweise unzufriedenstellende interne Konsistenzen liefern, muss die Interpretation der weiteren Untersuchungen vorsichtig, im Hinblick auf diese Ergebnisse stattfinden. 5 Ergebnisse 58 5.1.1.2 Betrachtung der von Feldkötter vorgeschlagenen Skalenbildung In diesem Kapitel werden die von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppisierungen untersucht (Vgl. Kapitel 4.3.2). Die Reliabilitätsanalyse der von Feldkötter (2003) neu gebildeten Skala „Selbstwertprobleme“ ergibt im Selbsturteil (rt = .83), im Elternurteil (rtt = .76) und im Teamurteil (rtt = .86) tolerable interne Konsistenzen (Vgl. Tabelle 23). Die Trennschärfen der Items bewegen sich bis auf wenige Ausnahmen im mittelmäßigen bis hohen Bereich (.12 - .80). Item (1) fällt mit einer sehr geringen Trennschärfe im Elternurteil (.33) und Selbsturteil (.12) auf. Im Selbsturteil würde sich die Reliabilität der Skala durch die Entfernung des Items (1) von rtt = .83 auf rtt = .92 steigern lassen („Alpha if deleted“ = .92). Item (8) weist eine sehr geringe Trennschärfe von .24 im Elternurteil auf. Die Reliabilität der Skala könnte sich durch die Entfernung des Items von rtt = .76 auf rtt = .79 steigern lassen. Die von Feldkötter gebildete Skala „Selbstwertprobleme“ bietet weder in Reliabilität noch im Profil der Trennschärfen der einzelnen Items eine Verbesserung gegenüber der a priori gebildeten Skala. 5 Ergebnisse 59 Tabelle 23: Interne Konsistenz der Skala "Selbstwertprobleme" nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung Elternurteil Selbsturteil Teamurteil (n = 40) (n = 40) (n = 36) Alpha Trennschärfe if deleted Alpha Trennschärfe if deleted Alpha Trennschärfe if deleted (1)…war ich stolz auf mich. .33 .77 .12 .92 .77 .81 (2)…war ich von mir enttäuscht. .57 .71 .76 .77 .62 .85 (5)…hatte ich zu nichts Lust. .75 .66 .78 .77 .68 .83 (7)…musste ich mich anstrengen, um… .57 .71 .80 .76 .78 .81 (8)…hatte ich Probleme, Entscheidungen… .24 .79 .73 .79 .64 .84 (13)…habe ich mich allein gefühlt. .61 .70 .69 .79 .53 .86 Reliabilität der Skala .76 .83 .86 Die neue Skala „Streitbeziehungen“ besteht lediglich aus den drei Items (9), (10), und (11). Da Item (9) im Selbsturteil nicht erhoben wird, besteht die Skala hier sogar nur noch aus zwei Items. Das schränkt die Beurteilbarkeit dieser Skala deutlich ein. Im Selbsturteil (rtt = .59), im Elternurteil (rtt = .57) und im Teamurteil (rtt = .64) ergeben sich für die von Feldkötter vorgeschlagene Skala „Streitbeziehungen“ bei der Betrachtung der Itemmittelwerte des Verlaufs (Vgl. Tabelle 24) unbefriedigende interne Konsistenzen mit Werten von rtt < .65. Im Vergleich zu der a priori gebildeten Skala „Beziehungsprobleme“ weist die neue Skala „Streitbeziehungen“ keine besseren Ergebnisse in punkto interne 5 Ergebnisse 60 Konsistenz auf. Die etwas bessere Reliabilität im Jugendlichenurteil wird nur durch Reduzierung der Skala auf zwei Items erreicht. Tabelle 24: Interne Konsistenz der Skala "Streitbeziehungen" nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung Elternurteil Selbsturteil Teamurteil (n = 40) (n = 40) (n = 36) Alpha Trennschärfe if deleted schärfe (9)…hatte ich mit meinen Eltern Streit… .35 .63 (10)…bin ich mit anderen Jugendlichen… .48 .31 .52 (11)…bin ich mit meinem Lehrer aneinander… .50 .49 .52 Reliabilität der Skala Alpha Trenn- .57 if deleted Alpha Trennschärfe if deleted .26 .76 .a .59 .42 .a .68 .32 .59 .64 a Der Wert ist negativ aufgrund einer negativen mittleren Kovarianz zwischen den Items. Dies verstößt gegen die Annahmen über die Zuverlässigkeit des Modells. Die von Feldkötter neu zusammengestellte Skala „Aktivitäts- und Affektprobleme“ besteht nur aus drei Items: Item (4) und (6) der a priori gebildeten Skala „Selbstwertprobleme“ und aus Item (12) der a priori gebildeten Skala „Beziehungsprobleme“. Die interne Konsistenz der neuen Skala ist im Elternurteil als unzufriedenstellend zu bewerten (rtt = .62). Die Trennschärfen der Items erweisen sich hier als gering bis mittelmäßig (.32 - .49). Im Selbsturteil (rtt = .91) und im Teamurteil (rtt = .83) erreicht die neue Skala zufrieden stellende Werte von rtt > .80. Auch die Trennschärfen der einzelnen Items bewegen sich im mittleren bis hohen Bereich (.61 - .93) 5 Ergebnisse 61 Im Vergleich mit der a priori Skala „Selbstwertprobleme“ zeigen die Skalen im jeweiligen Urteil ähnliche interne Konsistenzen. Tabelle 25: Interne Konsistenz der Skala "Aktivitäts- und Affektprobleme“ nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung Elternurteil Selbsturteil Teamurteil (n = 40) (n = 40) (n = 36) Alpha Trennschärfe if deleted Alpha Trennschärfe if deleted Alpha Trennschärfe if deleted (4)…gab es etwas, auf das ich mich gefreut… .32 .66 .78 .91 .61 .85 (6)…habe ich etwas unternommen, das… .49 .42 .93 .78 .87 .60 (12)…habe ich mit anderen Jugendlichen etwas… .49 .41 .77 .92 .61 .84 Reliabilität der Skala .62 .91 .83 Die von Feldkötter modifizierte Skala zur Erfassung von Leistungsproblemen weist im Selbsturteil (rtt = .85), im Elternurteil (rtt = .91) und im Teamurteil (rtt = .91) hohe interne Konsistenzen mit Werten von rtt > .80 auf. Die Trennschärfen der Items sind fast ausschließlich hoch (> .80). Item (18) zeigt eine mittelmäßige Trennschärfe im Selbsturteil. Das neu zur Skala hinzugefügte Item (3) liefert geringe Trennschärfen im Eltern- und Selbsturteil. Im Elternurteil weist der „Alpha if deleted“ Wert auf eine Verbesserung der internen Konsistenz der Skala von rtt = .91 auf rtt = .96 durch die Entfernung des Items (3) hin. Im Teamurteil ist die Passung des Items (3) in die Skala mit einer Trennschärfe von .63 als mittelmäßig zu betrachten. Insgesamt fällt die durch Feldkötter modifizierte Skala „Leistungsprobleme“ schlechter aus als die a priori gebildete Skala. Das neu hinzugefügte Item (3) 5 Ergebnisse 62 kann die Skala nicht verbessern. Dessen niedrige Trennschärfen sprechen für eine schlechte Passung des Items in die Skala. Die „Alpha if deleted“-Werte deuten in allen Urteilen darauf hin, dass die Reliabilität der Skala ohne das neue Item besser ausfallen würde. Tabelle 26: Interne Konsistenz der Skala "Leistungsprobleme" nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung Elternurteil Selbsturteil Teamurteil (n = 33) (n = 40) (n = 36) Trenn- Alpha if Trenn- Alpha if Trenn- Alpha if schärfe deleted schärfe deleted schärfe deleted (3)…habe ich einiges gut hingekriegt. .35 .96 .44 .87 .63 .92 (15)…habe ich im Unterricht gut… .84 .88 .83 .77 .81 .88 (16)…konnte ich dem Lehrer ... .94 .86 .68 .82 .81 .88 (17)…habe ich meine Hausaufgaben .89 .87 .84 .77 .86 .87 (18)…habe ich für die Schule gelernt… .91 .87 .55 .85 .78 .89 Reliabilität der .91 .85 .91 Skala Die mittels Faktorenanalyse von Feldkötter gebildeten Skalen weisen insgesamt keine Verbesserung der internen Konsistenz im Vergleich zu den a priori gebildeten Skalen auf. Die geringe Verbesserung der Skala „Beziehungsprobleme“ kann nur durch Reduzierung der Skala auf 3 Items im Eltern- und Teamurteil, bzw. auf 2 Items im Selbsturteil erreicht werden. In der neuen Skala „Aktivität- und Affektprobleme“ zeigt sich das Item (12) besser eingepasst als in der a priori gebildeten Skala „Beziehungsprobleme“. Jedoch besteht auch diese neue Skala nur aus drei Items, was die Bewertung erschwert. Der Vergleich der Skalen zur Erfassung von Leistungsproblemen 5 Ergebnisse 63 ergibt für die neue Skala sogar schlechtere Ergebnisse in Punkto interne Konsistenz als die a priori gebildete Skala. Auf Grund dieser Ergebnisse wird in der vorliegenden Arbeit die auf inhaltlichtheoretischen Überlegungen begründete Itemgruppierung beibehalten. 5.1.2 Zusammenhänge zwischen den Skalen In diesem Abschnitt sollen die Zusammenhänge zwischen den Skalen dargestellt werden. Da man bei den betreffenden Skalen nicht von Normalverteilung ausgehen kann, wurde nach der Empfehlung von Bortz (1993) auf die Rangkorrelation nach Spearman (Spearman-Rho) zurückgegriffen. Nachtigal et al. (1998) geben eine grobe Richtlinie zur Bewertung korrelativer Zusammenhänge. Korrelationen bis 0.5 werden von ihnen als gering, bis 0.7 als mittel und bis 0.9 als hoch bezeichnet. Um den Zusammenhang zwischen den Skalen im jeweiligen Urteil darzustellen wurden wieder die Item-Mittelwerte über den Verlauf zur Berechnung herangezogen. 5 Ergebnisse 64 Im Selbsturteil finden sich mittlere Korrelationen zwischen den Skalen „Selbstwertprobleme“ und „Beziehungsprobleme“, sowie unter den Skalen “Individualisierte Probleme“ und „Angst und Somatisierung“. Alle übrigen Zusammenhänge sind als gering zu bezeichnen. .70** .50** .40* .48* (n=40) (n=40) (n=40) (n=36) (n=23) 1 .38* .40* .39 (n=40) (n=40) (n=36) (n=23) 1 .27 .42* (n=40) (n=36) (n=23) 1 .74** (n=36) (n=23) Leistungsprobleme Angst und Somatisierung Individualisierte Probleme *= Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant. ** = Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant. Probleme Angst und Individualisierte 1 Somatisierung Leistungsprobleme Beziehungsprobleme Beziehungsprobleme Selbstwertprobleme Selbstwertprobleme Tabelle 27: Korrelationen zwischen den Skalen des Selbsturteils (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz) 1 (n=23) 5 Ergebnisse 65 Betrachtet man unter diesen Voraussetzungen die Korrelationen der Skalen im Elternurteil, finden sich zum größten Teil niedrige Zusammenhänge. Nur die Skalen „Selbstwertprobleme“ und „Beziehungsprobleme“ weisen eine mittlere Korrelation untereinander auf. .70** .39* .48** .43 (n=40) (n=40) (n=33) (n=36) (n=21) 1 .34* .29 .40 (n=40) (n=33) (n=36) (n=21) 1 .17 .20 (n=33) (n=29) (n=16) 1 .47* (n=36) (n=21) Leistungsprobleme Angst und Somatisierung Individualisierte Probleme *= Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant. ** = Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant. Probleme Angst und Individualisierte 1 Somatisierung Leistungsprobleme Beziehungsprobleme Beziehungsprobleme Selbstwertprobleme Selbstwertprobleme Tabelle 28: Korrelationen zwischen den Skalen des Elternurteils (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz) 1 (n=21) 5 Ergebnisse 66 Im Teamurteil scheinen die Skalen am stärksten untereinander zu korrelieren. So zeigt die Skala „Selbstwertprobleme“ mittlere Korrelationen mit den Skalen „Beziehungsprobleme“, „Leistungsprobleme“ und der Skala „Angst und Somatisierung“. Die restlichen Zusammenhänge sind als gering zu bewerten. .75** .71** .75** .51* (n=36) (n=36) (n=36) (n=36) (n=24) 1 .35* .55** .39 (n=36) (n=36) (n=36) (n=24) 1 .50** .39 (n=36) (n=36) (n=24) 1 .23 (n=36) (n=24) Leistungsprobleme Angst und Somatisierung Individualisierte Probleme *= Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant. ** = Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant. Probleme Angst und Individualisierte 1 Somatisierung Leistungsprobleme Beziehungsprobleme Beziehungsprobleme Selbstwertprobleme Selbstwertprobleme Tabelle 29: Korrelationen zwischen den Skalen des Teamurteils (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz) 1 (n=24) 5 Ergebnisse 67 Zusammenfassend stellt sich in allen Urteilen ein niedriger Zusammenhang der Skalen untereinander dar. Es fällt auf, dass die Skala „Selbstwertprobleme“ in allen Urteilen relativ hoch mit der Skala „Beziehungsprobleme“ korreliert. Im „Selbsturteil“ hebt sich zusätzlich eine relativ hohe Korrelation zwischen den Skalen „Angst und Somatisierung“ und „Individualisierte Probleme“ hervor. 5.1.3 Zusammenhänge zwischen den Urteilen In diesen Abschnitt sollen die Zusammenhänge zwischen den Beurteilungen aus den einzelnen Blickrichtungen dargestellt werden - die so genannte Interrater-Korrelation. Dazu wurden Korrelationen zwischen den Skalen der einzelnen Urteile gebildet. Wie im vorhergehenden Abschnitt wurden über die Item-Mittelwerte des Verlaufs Korrelationen nach Spearman –Rho berechnet. 5 Ergebnisse 68 Die Korrelationen zwischen den Skalen des Eltern- und Selbsturteils sind nach Nachtigal & Wirtz (1998) als gering zu bewerten (Vgl. Tabelle 30). Die Interrater-Korrelation der Skala „Individualisierte Probleme“ im Selbst- und Elternurteil liegt im mittleren Bereich. Außerdem fällt auf, dass die Korrelationen zwischen den sich entsprechenden Skalen nicht deutlich höher ausfallen als die Korrelation zwischen den voneinander unabhängigen Skalen. Selbstwertprobleme Beziehungsprobleme Leistungsprobleme Angst und Somatisierung Individualisierte Probleme Gesamtskala .21 .19 .47** (n=40) (n=40) (n=40) (n=36) (n=23) (n=36) .25 .31 .32* .12 .02 .33* (n=40) (n=40) (n=40) (n=36) (n=23) (n=36) Gesamtskala .33* Probleme .40* Somatisierung Individualisierte .41** Angst und Leistungsprobleme Elternurteil Beziehungsprobleme Selbsturteil Selbstwertprobleme Tabelle 30: Korrelationen zwischen Skalen des Eltern- und des Selbsturteils (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz) .32 .37 * .31 .48** .33 .60** (n=33) (n=33) (n=33) (n=29) (n=19) (n=29) .03 .02 .05 .36* .14 .24 (n=36) (n=36) (n=36) (n=36) (n=23) (n=36) .47* .11 .40 .45* .66** .47** (n=21) (n=21) (n=21) (n=21) (n=20) (n=21) .33* .32 .36* .28 .15 .40* (n=36) (n=36) (n=36) (n=36) (n=23) (n=36) 5 Ergebnisse 69 *= Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant. ** = Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant. Der Zusammenhang zwischen Selbst- und Teamurteil liefert ähnliche Ergebnisse. Die Korrelationen zwischen den Skalen sind auch hier als niedrig zu bewerten. Einige fallen sogar negativ aus. Auch hier sind die InterraterKorrelationen der sich entsprechenden Skala nicht höher als die Korrelationen zwischen unabhängigen Skalen. Die Skala „Individualisierte Probleme“ scheint besonders schlecht zwischen Selbst- und Teamurteil zu korrelieren. Auch zu den unabhängigen Skalen des jeweils anderen Urteils erscheinen die Korrelationen auffallend niedrig. Selbstwertprobleme Beziehungsprobleme Leistungsprobleme Angst und Somatisierung Individualisierte Probleme Gesamtskala Probleme Somatisierung Individualisierte Angst und Leistungsprobleme Selbsturteil Beziehungsprobleme Teamurteil Selbstwertprobleme Tabelle 31: Korrelationen zwischen den Skalen des Team- und des Selbsturteils (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz) .42* .45** .41* .29 .43* .45** (n=36) (n=36) (n=36) (n=36) (n=24) (n=36) .39* .52** .28 .28 .32 .44** (n=36) (n=36) (n=36) (n=36) (n=24) (n=36) .15 .15 .38* .07 .45* .14 (n=36) (n=36) (n=36) (n=36) (n=24) (n=36) -.04 .013 .22 .14 -.14 -.01 (n=36) (n=36) (n=36) (n=36) (n=24) (n=36) -.05 .00 .14 -.14 -.07 -.07 5 Ergebnisse 70 Gesamtskala (n=23) (n=23) (n=23) (n=23) (n=23) (n=23) .22 .31 .33* .23 .25 .26 (n=36) (n=36) (n=36) (n=36) (n=24) (n=36) *= Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant. ** = Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant. Der korrelative Zusammenhang zwischen den Skalen des Eltern- und Teamurteils ist zwar auch als gering zu bewerten, jedoch scheinen die sich entsprechenden Skalen hier noch am besten miteinander zu korrelieren. Auffällig ist die sehr niedrige Interrater-Korrelation der Skala „Individualisierte Probleme“ im Eltern- und Teamurteil. Auch zu anderen Skalen weißt diese Skala einen auffallend niedrigen, teilweise sogar negativen Zusammenhang auf. Selbstwertprobleme Beziehungsprobleme Leistungsprobleme Angst und Somatisierung Individualisierte Probleme .32 -.00 .49** (n=36) (n=36) (n=29) (n=36) (n=21) (n=36) Gesamtskala .25 Probleme .36 * Somatisierung Individualisierte .53** Angst und Leistungsprobleme Teamurteil Beziehungsprobleme Elternurteil Selbstwertprobleme Tabelle 32: Korrelationen zwischen den Skalen des Eltern- und des Teamurteils (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz) .39* .47** .16 .11 -.12 .39 * (n=36) (n=36) (n=29) (n=36) (n=21) (n=36) .56** .33* .49** .28 .14 .47** (n=36) (n=36) (n=29) (n=36) (n=21) (n=36) .46** .37* .22 .49** -.09 .56** (n=36) (n=36) (n=29) (n=36) (n=21) (n=36) .19 .35 .08 .07 .14 .20 5 Ergebnisse 71 Gesamtskala (n=24) (n=24) (n=20) (n=24) (n=20) 24 .49** .44** .21 .30 -.10 .49** (n=36) (n=36) (n=29) (n=36) (n=21) (n=36) *= Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant. ** = Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant. Zusammenfassend lässt sich ein niedriger korrelativer Zusammenhang zwischen den Skalen der unterschiedlichen Urteile beschreiben. Zwischen den Fremdurteilen, des Teams und der Eltern, scheint der höchste Zusammenhang zu bestehen. Bei der Angabe von „Individualisierten Problemen“ scheint ein besonders niedriger Zusammenhang des Teamurteils zu Eltern- und Selbsturteil zu bestehen. Zwischen Eltern- und Selbsturteil scheint der Zusammenhang der Skala „Individualisierte Probleme“ höher. Jedoch müssen die Ergebnisse im Hinblick auf die unzuverlässigen Ergebnisse der internen Konsistenz der Skalen mit äußerster Zurückhaltung interpretiert werden. 5.1.4 Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Messzeitpunkten In diesem Kapitel soll der Zusammenhang der Skalen zu zwei verschiedenen Messzeitpunkten dargestellt werden. Gewählt wurden wie in Kapitel 5.1.2.2 die vierte und fünfte Behandlungswoche. Das heißt zwischen den Messzeitpunkten liegt in allen Urteilen eine Woche. Diese Berechnungen sollen einen Hinweis auf die Retest-Stabilität des Fragebogens liefern. 5 Ergebnisse 72 Im Elternurteil korrelieren die entsprechenden Skalen mittelmäßig bis hoch miteinander (Vgl. Tabelle 33). Die voneinander unabhängigen Skalen zeigen niedrige bis mittlere Korrelationen untereinander. Es fällt auf, dass die Skala Selbstwertprobleme der fünften Behandlungswoche mittel bis hoch mit den anderen Skalen korreliert, besonders hoch mit der Skala „Beziehungsprobleme“. Die Ergebnisse des Elternurteils dürfen aufgrund der äußerst niedrigen Fallzahl nur mit erheblicher Vorsicht interpretiert werden. Selbstwertprobleme Beziehungsprobleme Leistungsprobleme Angst und Somatisierung .63 .58 .80 (n=9) (n=9) (n=7) (n=4) (n=5) (n=4) .41 .69* .49 .00 .73 .11 Gesamtskala .56 Probleme .91** Somatisierung Individualisierte .85** Angst und Leistungsprobleme Behandlungswoche 5 Beziehungsprobleme Behandlungswoche 4 Selbstwertprobleme Tabelle 33: Korrelationen zwischen den Skalen der vierten und fünften Behandlungswoche im Elternurteil (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Sigifikanz) (n=9) (n=9) (n=7) (n=4) (n=5) (n=4) .31 .46 .89* .00 -.87 .00 (n=6) (n=6) -.20 -.10 (n=6) .21 (n=3) .95 (n=3) (n=3) .11 .80 5 Ergebnisse 73 (n=5) Individualisierte Probleme Gesamtskala (n=5) .00 .35 (n=5) (n=5) .70 (n=5) (n=4) (n=4) -.06 (n=5) .08 (n=4) (n=5) .87 .95 .63 (n=5) (n=4) (n=4) .73 (n=4) -.16 (n=5) (n=5) .74 .80 (n=5) (n=4) *= Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant. ** = Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant. Im Selbsturteil sind die Korrelationen zwischen den sich entsprechenden Skalen als mittel einzustufen. Die Gesamtskalen der vierten und fünften Behandlungswoche korrelieren sogar hoch miteinander. Die Korrelationen zwischen den voneinander unabhängigen Skalen fallen niedrig aus. Auffällig ist der relativ hohe Zusammenhang zwischen der Skala „Selbstwertprobleme“ und der Skala „Beziehungsprobleme“. Der korrelative Zusammenhang der einzelnen Skalen zur Gesamtskala des anderen Messzeitpunktes ist als gering bis mittelmäßig zu bewerten. Selbstwertprobleme Beziehungsprobleme Leistungsprobleme .41 .76** (n=31) (n=31) (n=27) (n=27) (n=19) (n=23) .56** .58** .48* .21 .16 .56** (n=30) (n=30) (n=27) (n=26) (n=18) (n=23) .45* .24 .59** .06 .20 .56** (n=28) (n=28) (n=26) (n=24) (n=16) (n=22) Gesamtskala .29 Probleme .56** Individualisierte .64** Somatisierung .69** Angst und Leistungsprobleme Behandlungswoche 5 Beziehungsprobleme Behandlungswoche 4 Selbstwertprobleme Tabelle 34: Korrelationen zwischen den Skalen der vierten und fünften Behandlungswoche im Selbsturteil (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Sigifikanz) 5 Ergebnisse Angst und Somatisierung Individualisierte Probleme Gesamtskala 74 .16 .21 .47* .70** .27 .58** (n=28) (n=28) (n=24) (n=27) (n=19) (n=23) .24 .14 .57* .54* .65** .61** (n=21) (n=21) (n=17) (n=21) (n=21) (n=21) .69** .47* .74** .37 .35 .87** (n=25) (n=25) (n=23) (n=24) (n=16) (n=22) *= Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant. ** = Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant. Die Skalen der vierten und fünften Behandlungswoche korrelieren im Teamurteil am wenigsten miteinander. Sowohl die sich entsprechenden, als auch die voneinander unabhängigen Skalen weisen niedrige, teilweise sogar negative Korrelationen untereinander auf. Selbstwertprobleme Beziehungsprobleme Leistungsprobleme Angst und Somatisierung Individualisierte Probleme .27 .38 (n=24) (n=24) (n=20) (n=23) (n=17) (n=23) .29 .54** -.12 -.12 -.27 .30 (n=23) (n=23) (n=19) (n=22) (n=16) (n=22) .41 .26 .41 .25 .29 .51* (n=20) (n=20) (n=17) (n=19) (n=15) (n=19) -.07 .22 .21 .08 .27 .16 (n=24) (n=24) (n=20) (n=23) (n=17) (n=23) -.20 .36 .16 .08 .35 .02 (n=16) (n=16) (n=13) (n=15) (n=16) (n=15) Gesamtskala .07 Probleme .37 Individualisierte .47* Somatisierung .23 Angst und Leistungsprobleme Behandlungswoche 5 Beziehungsprobleme Behandlungswoche 4 Selbstwertprobleme Tabelle 35: Korrelationen zwischen den Skalen der vierten und fünften Behandlungswoche im Teamurteil (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz) 5 Ergebnisse 75 Gesamtskala .19 .50* .26 .08 .16 .34 (n=23) (n=23) (n=19) (n=22) (n=16) (n=22) *= Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant. ** = Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant. Zusammenfassend deuten sich im Selbst- und Elternurteil mittlere bis hohe Zusammenhänge zwischen den sich entsprechenden Skalen beider Messpunkte an. Die voneinander unabhängigen Skalen scheinen weniger miteinander zu korrelieren. Der Zusammenhang der Skalen der vierten und fünften Behandlungswoche fällt im Teamurteil am geringsten aus. Wie in den vorhergehenden Abschnitten scheint ein relativ hoher Zusammenhang zwischen den Skalen „Selbstwertprobleme“ und „Beziehungsprobleme“ zu bestehen. Diese Ergebnisse sind in Hinblick auf die niedrigen Fallzahlen mit besonderer Vorsicht zu interpretieren. 5 Ergebnisse 76 5.2 Betrachtung des Verlaufs der stationären Behandlung Im folgenden Kapitel wird der Verlauf der Skalenmittelwerte im Selbst-, Elternund Teamurteil während der stationären Therapie betrachtet. Jeder Messzeitpunkt entspricht einer Behandlungswoche. Im Selbsturteil wurden während des stationären Aufenthalts in jeder Woche zwischen einem und vier Fragebögen erhoben. Daher wurde für dieses Urteil ein Mittelwert aus den vorliegenden Erhebungen in jeder Behandlungswoche gebildet. Fehlende Erhebungen im Behandlungsverlauf wurden wie folgt ersetzt: Für einzelne fehlende Messwerte wurden Mittelwerte aus dem vorigen und dem folgenden Messzeitpunkt berechnet. Fehlten mehrere Messwerte hintereinander, so wurde die erste Hälfte der fehlenden Werte durch den letzten Messwert vor den Missings ersetzt, und die zweite Hälfte durch den ersten Messwert nach den Missings. Fehlte der erste oder der letzte Messzeitpunkt eines Behandlungsverlaufs, so wurde der erste Messwert durch den Wert des folgenden und der letzte durch den Wert des vorigen Messzeitpunkts ersetzt. Die Anzahl der Fälle, die zur Betrachtung des Behandlungsverlaufs herangezogen werden konnten, unterscheidet sich in den verschiedenen Skalen im Selbst-, Eltern und Teamurteil: Die Skalen der alten Version des SELBST-Fragebogens („Selbstwertprobleme“, Beziehungsprobleme“ und „Leistungsprobleme“ in Selbst- und Elternurteil) liegen in der gesamten Stichprobe von n = 40 vor. Die Skala „Leistungsprobleme“ konnte jedoch im Elternurteil in n = 7 Fällen zu keinem 5 Ergebnisse 77 Messzeitpunkt berechnet werden. Die Skalen, die erst in der neuen Version des Fragebogens miterfasst wurden („Angst und Somatisierung“ und „Individualisierte Probleme“ im Selbst- und Elternurteil, sowie alle Skalen des Teamurteils) liegen in n = 36 der Fälle vor. Die Skala „Individualisierte Probleme“ wurde nicht bei allen Patienten erhoben. Tabelle 36 gibt einen Überblick über die Fallzahlen der betrachteten Skalen in Selbst-, Eltern- und Teamurteil. Tabelle 36: Fallzahlen zur Betrachtung des Verlaufs der Skalen „Selbstwertprobleme“, „Beziehungsprobleme“, „Leistungsprobleme“, „Angst und Somatisierung“, „Individualisierte Probleme“ und der Gesamtskala Urteil Selbsturteil Elternurteil Teamurteil Skala Selbstwertprobleme 40 40 36 Beziehungsprobleme 40 40 36 Leistungsprobleme 40 33 36 Angst und Somatisierung 36 36 36 Individualisierte Probleme 23 21 24 Gesamtskala 36 36 36 5.2.1 Vergleich der Prä- und Postmessung In diesem Abschnitt wird die Ausprägung der erfragten Probleme im Bereich Selbstwert, Beziehungen, Leistung, Angst und Somatisierung, Individualisierte Probleme und der Gesamtskala zu Beginn und Ende der Behandlung verglichen. Hierzu wurden die Skalenmittelwerte der Prä- und der Postmessung verglichen. Im Eltern- und Teamurteil entspricht die Prämessung der ersten Erhebung des Fragebogens während der stationären Therapie, die Post- 5 Ergebnisse 78 Messung der Letzten. Im Selbsturteil entspricht die Prämessung dem Mittelwert der Erhebungen in der ersten Behandlungswoche, und die Postmessung dem Mittelwert der Erhebungen in der letzten Behandlungswoche (siehe oben). 5.3.1.1 Verlauf der Skalenmittelwerte von Prä- zu Postmessung In diesem Abschnitt wird der Verlauf der Mittelwerte der Skalen „Selbstwertprobleme“, „Beziehungsprobleme“, „Leistungsprobleme“, „Angst und Somatisierung“, „Individualisierte Probleme“ und der Gesamtskala von der Präzur Postmessung untersucht. Hierzu wurden einfaktorielle Varianzanalysen mit Messwiederholung berechnet. Abbildung 7 stellt „Beziehungsprobleme“, „Individualisierte den Verlauf der „Leistungsprobleme“, Probleme“ und der Skalen „Selbstwertprobleme“, „Angst und Somatisierung“, Gesamtskala von der Prä- zur Postmessung im Selbsturteil dar. In allen Skalen zeigt sich eine Abnahme der Mittelwerte von der Prä- zur Postmessung. Die Probleme im Bereich Leistung werden von den Jugendlichen im Vergleich zu den anderen Skalen am höchsten eingeschätzt. Abbildung 7: Verlauf der Mittelwerte der Skalen "Selbstwertprobleme", "Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala von Prä- zu Postmessung im Selbsturteil 5 Ergebnisse 79 Skalenmittelwerte im Selbsturteil 2,00 Skala 1,50 Selbstwertprobleme Beziehungsprobleme Leistungsprobleme Angst und Somatisierung Individualisierte Probleme Gesamtskala 1,00 0,50 Prä Post Messzeitpunkt Der Tabelle 37 sind die Ergebnisse der einfaktoriellen Varianzanalysen mit Messwiederholung zu entnehmen. In allen Skalen des Selbsturteils nimmt der Mittelwert von der Prä- zur Postmessung ab. Dieser Effekt ist in der Skala „Selbstwertprobleme“ (F = 9.83, p = .003), „Beziehungsprobleme“ (F = 4.72, p = .036), „Angst und Somatisierung“ (F = 24.18, p = .000), „Individualisierte Probleme“ (F = 19.76, p = .000) und der Gesamtskala (F = 15.86, p = .000) auf dem α-Niveau von 5% signifikant. Die Effektstärke nach Cohen fällt in der Skala „Angst und Somatisierung“ (d = 1.05), der Skala „Individualisierte Probleme“ (d = 1.19), sowie der Gesamtskala (d = 0.85) hoch aus. In den Skalen „Selbstwertprobleme“ (d = 0.70) und „Beziehungsprobleme“ (d = 0.49) ist sie als mittel zu bewerten. In der Skala „Leistungsprobleme“ ist der Mittelwertdifferenz zwischen Prä- und Postmessung auf dem α-Niveau von 5% nicht signifikant (F = 2.97, p = .093). Die Effektstärke liegt hier im mittleren Bereich (d = 0.43). Tabelle 37: Verlauf der Mittelwerte der Skalen "Selbstwertprobleme", "Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala von Prä- zu Postmessung im Selbsturteil, einfaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung 5 Ergebnisse 80 Varianzanalyse SELBST-JF Prä Post (df=1) M (SD) M (SD) d F p Eta2 Selbstwertprobleme 1.24 (0.47) 0.93 (0.56) 0.70 9.83 .003 .20 Beziehungsprobleme 0.91 (0.37) 0.72 (0.43) 0.49 4.72 .036 .11 Leistungsprobleme 1.69 (0.91) 1.39 (0.91) 0.43 2.97 .093 .07 Angst und Somatisierung 0.74 (0.55) 0.31 (0.48) 1.05 24.18 .000 .41 Individualisierte Probleme 1.02 (0.69) 0.48 (0.67) 1.19 19.76 .000 .47 Gesamtskala 0.93 (0.38) 0.63 (0.40) 0.85 15.86 .000 .31 Abbildung 8 stellt den Verlauf der Skalen im Elternurteil von der Prä- zur Postmessung graphisch dar. In allen Skalen findet sich ein Rückgang der berichteten Probleme vom Beginn zum Ende der Behandlung. Die Probleme im Bereich Leistung, Selbstwert, sowie die Individualisierten Probleme werden von den Eltern höher eingeschätzt als die Beziehungsprobleme oder die Probleme im Bereich Angst und Somatisierung. Abbildung 8: Verlauf der Mittelwerte der Skalen "Selbstwertprobleme", "Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala von Prä- zu Postmessung im Elternurteil 5 Ergebnisse 81 Skalenmittelwerte im Elternurteil 2,00 1,50 Skala Selbstwertprobleme Beziehungsprobleme Leistungsprobleme Angst und Somatisierung Individualisierte Probleme Gesamtskala 1,00 0,50 1 2 Messzeitpunkt Tabelle 38 enthält die Ergebnisse der einfaktoriellen Varianzanalysen mit Messwiederholung im Elternurteil. In allen Skalen zeigen sich sehr signifikante Rückgänge der Skalenmittelwerte von der Prä- zur Postmessung (p ≤ .004). Die Effektstärken sind in den Skalen „Selbstwertprobleme“ (d = 1.14), „Angst und Somatisierung“ (d = 1.18), sowie „Leistungsprobleme“ (d = 1.03), „Individualisierte Probleme“ (d = 1.11) und der Gesamtskala (d = 1.17) als hoch zu bewerten. In der Skala „Beziehungsprobleme“ (d = 0.66) liegt die Effektstärken nach Cohen im mittleren Bereich. Tabelle 38: Verlauf der Mittelwerte der Skalen "Selbstwertprobleme", "Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala von Prä- zu Postmessung im 5 Ergebnisse 82 Elternurteil, einfaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung Varianzanalyse SELBST-EF Prä Post (df=1) M (SD) M (SD) d F p Eta2 Selbstwertprobleme 1.57 (0.49) 1.05 (0.47) 1.14 23.70 .000 .38 Beziehungsprobleme 1.01 (0.41) 0.78 (0.36) 0.66 9.63 .004 .20 Leistungsprobleme 1.93 (1.03) 1.31 (1.05) 1.03 10.42 .003 .25 Angst und Somatisierung 1.17 (0.77) 0.58 (0.40) 1.18 20.77 .000 .37 Individualisierte Probleme 1.76 (0.69) 1.07 (0.99) 1.11 12.95 .002 .43 Gesamtskala 1.24 (0.48) 0.81 (0.36) 1.17 26.38 .000 .43 Abbildung 9 ist der Verlauf der Skalenmittelwerte des Teamurteils von Prä- zur Postmessung zu entnehmen. In den Skalen „Selbstwertprobleme“, „Leistungsprobleme“, „Angst und Somatisierung“, „Individualisierte Probleme“ und der Gesamtskala stellt sich ein Rückgang der berichteten Probleme von der Prä- zur Postmessung dar. In der Skala „Beziehungsprobleme“ zeichnet sich eine Zunahme des Skalenmittelwerts von der Prämessung zur Postmessung ab. Das Team schätzt die Probleme Bereich Leistung am höchsten ein. Abbildung 9: Verlauf der Mittelwerte der Skalen "Selbstwertprobleme", "Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala von Prä- zu Postmessung im Teamurteil Skala Selbstwertprobleme Beziehungsprobleme Leistungsprobleme Angst und Somatisierung Individualisierte Probleme Gesamtskala 5 Ergebnisse 83 Skalenmittelwerte im Teamurteil 2,00 1,50 Skala Selbstwertprobleme Beziehungsprobleme Leistungsprobleme Angst und Somatisierung Individualisierte Probleme Gesamtskala 1,00 0,50 Prä Post Messzeitpunkt Die Varianzanalyse (Vgl. Tabelle 39) ergibt nur für die Skalen „Angst und Somatisierung“ (F = 4.24, p = .047) und „Individualisierte Probleme“ (F = 4.55, p = .044) einen auf dem α-Niveau von 5% signifikanten Rückgang der Skalenmittelwerte von der Prä- zur Postmessung. Die Effektstärke nach Cohen ist für die Skala „Individualisierte Probleme“ (d = 0.84) als hoch zu bewerten. Bei der Skala „Angst und Somatisierung“ (d= 0.58) liegt die Effektstärke im mittleren Bereich. In den Skalen „Selbstwertprobleme“ (F = 0.40, p = .534), „Leistungsprobleme“ (F = 1.67, p = .204) und der Gesamtskala (F = 1.03, p = .318) ergeben sich keine signifikanten Mittelwertdifferenzen zwischen der Prä- und der Postmessung. Die Effektstärken nach Cohen sind als niedrig zu bewerten (d ≤ 0.25). In der Skala „Beziehungsprobleme“ zeigt sich eine negative Effektstärke (d = .0.24). Die Mittelwerte nehmen von der Prämessung (M = 1.02, SD = 0.38) zur Postmessung (M = 1.11, SD = 0.44) zu. Dieses Ergebnis ist jedoch nicht auf dem α -Niveau von 5% signifikant (F = 1.17, p = .286). 5 Ergebnisse 84 Tabelle 39: Verlauf der Mittelwerte der Skalen "Selbstwertprobleme", "Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala von Prä- zu Postmessung im Teamurteil, einfaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung Varianzanalyse SELBST-TF Prä Post (df=1) M (SD) M (SD) d F p Eta2 Selbstwertprobleme 1.38 (0.45) 1.31 (0.63) 0.16 0.40 .534 .01 Beziehungsprobleme 1.02 (0.38) 1.11 (0.44) -0.24 1.17 .286 .03 Leistungsprobleme 1.65 (0.75) 1.43 (0.83) 0.31 1.67 .204 .05 Angst und Somatisierung 0.88 (0.68) 0.61 (0.61) 0.58 4.24 .047 .11 Individualisierte Probleme 1.17 (0.95) 0.74 (0.74) 0.84 4.55 .044 .17 Gesamtskala 1.10 (0.45) 1.01 (0.50) 0.25 1.03 .318 .03 Zusammenfassend nach Skalen: Zusammenfassend zeigen die Skalen „Angst und Somatisierung“ sowie „Individualisierte Probleme“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil einen auf dem αNiveau von 5% signifikanten Rückgang der Mittelwerte von der Prä- zur Postmessung. Die Mittelwertdifferenzen der Skalen „Beziehungsprobleme“ und der Gesamtskala „Selbstwertprobleme“, stellen sich im Selbst- und Elternurteil auf dem α-Niveau von 5% als signifikant dar. Der Rückgang der Mittelwerte von der Prä- zur Postmessung der Skala „Leistungsprobleme“ ist nur im Elternurteil auf dem α-Niveau von 5% signifikant. 5.2.1.2 Vergleich des Verlaufs der Mittelwerte der Gesamtskala zwischen unterschiedlich lang behandelten Patienten zur Prä- und 5 Ergebnisse 85 Postmessung In diesem Abschnitt soll der Einfluss der Behandlungsdauer auf den Behandlungserfolg untersucht werden. Hierzu wurden die n = 40 Patienten je nach Dauer ihres stationären Aufenthaltes in 3 Gruppen eingeteilt: Kurze Behandlungsdauer (3 - 6 Wochen) Mittlerer Behandlungsdauer (7 - 10 Wochen) Lange Behandlungsdauer (11 - 29 Wochen) Tabelle 40 gibt eine Übersicht über die Fallzahlen der kurz, mittel und lang behandelten Gruppen im jeweiligen Urteil. Tabelle 40: Übersicht der kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen Gruppe Behandlungsdauer Stichprobe in Wochen Gesamtskala liegt vor Kurz 3-6 13 11 Mittel 7 - 10 16 14 Lang 11 - 29 11 11 Für die gruppenstatistischen Berechnungen mit zwei Messpunkten (Vergleich der Skalen-Mittelwerte der Gruppen zu Prä- und Postmessung) wurden zweifaktorielle Varianzanalysen mit Messwiederholung berechnet. Als nicht messwiederholter Faktor wurde die Behandlungsdauer mit dem messwiederholten Faktor „Auffälligkeit“ (operationalisiert durch den Mittelwert der Gesamtskala) verglichen. Abbildung 10 stellt den Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala in der kurz, mittel und lang behandelten Gruppe von Prä- zu Post-Messung im Selbsturteil 5 Ergebnisse 86 graphisch dar. In allen Gruppen nimmt der Mittelwert der Gesamtskala von der Prä- zur Postmessung ab. Die Auffälligkeit in der Gesamtskala fällt in der Gruppe der mittellang Behandelten zu Beginn und Ende der Behandlung geringer aus als die der kurz und lang behandelten Gruppe. Abbildung 10: Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala von Prä- zur Postmessung im Selbsturteil, getrennte Darstellung für die kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen Mittelwert der Gesamtskala im Selbsturteil 2,00 1,50 Behandlungsdauer kurz mittel lang 1,00 0,50 Prä Post Messzeitpunkt In der zweifaktoriellen Varianzanalyse mit Messwiederholung (Vgl. Tabelle 41) zeigt sich in der Gesamtstichprobe vom Beginn der Behandlung (M = 0.93; SD = 0.38) zum Ende der Behandlung (M = 0.63; SD = 0.40) ein Rückgang des Mittelwerts der Gesamtskala. Dieses Ergebnis ist auf dem α-Niveau von 5% signifikant (F = 14.51, p = .001). Die Effektstärke nach Cohen ist mit einem Wert von d = 0.90 als hoch einzustufen. Betrachtet man die einzelnen Gruppen unterschiedlicher Behandlungsdauer, so fällt auf, dass in allen Gruppen der Mittelwert der Gesamtskala von der Prä- zur Postmessung abnimmt. Die Effektstärken sind in der mittellang (d = 1.01) und in der lang behandelten Gruppe (d = 0.81) als hoch zu bewerten. In der Gruppe der Kurzbehandelten fällt der Effekt am geringsten aus (d = 0.61). Die Testung des nicht messwiederholten Zwischensubjekteffekts 5 Ergebnisse 87 „Behandlungsdauer“ ergibt keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen (F = 1.54; p = .229). Durch den Zwischensubjekteffekt „Behandlungsdauer“ können nur 9% der Varianz aufgeklärt werden (Eta2 = .09). Das liegt deutlich unter dem Einfluss des messwiederholten Innersubjekteffekts „Messzeitpunkt“, durch den 31% der Varianz aufklärt werden (Eta2 = .31). Die Wechselwirkung zwischen dem Faktor „Messzeitpunkt“ und „Behandlungsdauer“ ist auf dem α-Niveau von 5% nicht signifikant (F = 0.37; p = .696). Das bedeutet, dass sich kein signifikanter Unterschied des Behandlungseffektes in den unterschiedlich lange behandelten Gruppen abzeichnet. Tabelle 41: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Effektstärke nach Cohen (d), Partielles Eta2, F-Werte und Signifikanzen (2-seitig) der Gesamtskala im Selbsturteil: Vergleich der Prä- und Postmessung zwischen den kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen, zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung, kurz: n=11, mittel: n=14, lang: n=11 SELBST-JF Prä Post Varianzanalyse M (SD) M (SD) d df F p Eta2 0.93 (0.38) 0.63 (0.40) 0.85 1 14.51 .001 .31 Kurz (n = 11) 0.95 (0.29) 0.75 (0.41) 0.61 Mittel (n = 14) 0.84 (0.45) 0.48 (0.33) 1.01 Lang (n = 11) 1.01 (0.39) 0.71 (0.45) 0.81 2 1.54 .229 .09 2 0.37 .696 .02 Gesamtskala Behandlungsdauer Messzeitpunkt* Behandlungsdauer Abbildung 11 zeigt den Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala in den unterschiedlich lang behandelten Gruppen im Elternurteil. In allen Gruppen stellt sich ein Rückgang der Mittelwerte vom Beginn zum Ende der Behandlung dar. Zwischen den Gruppen scheint kein deutlicher Unterschied zu bestehen. 5 Ergebnisse 88 Abbildung 11: Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala von Prä- zur Postmessung im Elternurteil, getrennte Darstellung für die kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen Mittelwert der Gesamtskala im Elternurteil 2,50 2,00 Behandlungsdauer kurz mittel lang 1,50 1,00 0,50 Prä Post Messzeitpunkt In der zweifaktoriellen Varianzanalyse mit Messwiederholung (Vgl. Tabelle 42) zeigt sich ein hoher Effekt (d = 1.17) des Mittelwertunterschieds zwischen der Prämessung (M = 1.24, SD = 0.48) und der Postmessung (M = 0.81, SD = 0.36) in der Gesamtstichprobe. Dieser Effekt ist auf dem α-Niveau von 5% signifikant (F = 25.42, p = .000). Durch den messwiederholten Faktor lassen sich 44% der Varianz aufklären (Eta2 = .44). Der Mittelwert der Gesamtskala nimmt in der kurz, mittel und lang behandelten Gruppe Beginn zum Ende der Behandlung ab. Die Effektstärke nach Cohen ist in allen Gruppen als hoch zu bewerten (d > 0.80). Die Testung des Zwischensubjekteffekts „Behandlungsdauer“ ergibt kein signifikantes Ergebnis (F = 1.37, p = .269). Durch unterschiedliche Behandlungsdauer können nur 8% der Varianz aufgeklärt werden (Eta2 = .08). Die Wechselwirkung zwischen dem Faktor „Messzeitpunkt“ und „Behandlungsdauer“ ist nicht signifikant (F = 0.16; p = .856). Das bedeutet, dass sich die unterschiedlich lang behandelten Gruppen im Elternurteil weder in der Problemausprägung zu Prä- und Postmessung, noch im Effekt der Behandlung auf dem α-Niveau von 5% signifikant voneinander unterscheiden. 5 Ergebnisse 89 Tabelle 42: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Effektstärke nach Cohen (d), Partielles Eta2, F-Werte und Signifikanzen (2-seitig) der Gesamtskala im Elternurteil: Vergleich der Prä- und Postmessung zwischen den kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen, zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung, kurz: n=11, mittel: n=14, lang: n=11 SELBST-EF Prä Post Varianzanalyse M (SD) M (SD) d df F p Eta2 1.24 (0.48) 0.81 (0.36) 1.17 1 25.42 .000 .44 Kurz (n = 11) 1.28 (0.32) 0.82 (0.38) 1.41 Mittel (n = 14) 1.10 (0.63) 0.73 (0.33) 0.91 Lang (n = 11) 1.37 (0.39) 0.90 (0.39) 1.35 2 1.37 .269 .08 2 0.16 .856 .01 Gesamtskala Behandlungsdauer Messzeitpunkt* Behandlungsdauer In Abbildung 12 ist der Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala der unterschiedlich lang behandelten Gruppen im Teamurteil graphisch dargestellt. Das Team scheint in der Gruppe der lang Behandelten zu Beginn und Ende der Behandlung über deutlich häufigere Probleme zu berichten als bei den kürzer Behandelten. Bei lang und mittel Behandelten sinkt der Mittelwert der Gesamtskala von der Prä- zur Postmessung ab. In der Gruppe der 5 Ergebnisse 90 Kurzbehandelten scheint die Auffälligkeit in der Gesamtskala sogar zuzunehmen. Abbildung 12: Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala von Prä- zur Postmessung im Teamurteil, getrennte Darstellung für die kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen Mittelwert der Gesamtskala im Teamurteil 2,00 1,50 Behandlungsdauer kurz mittel lang 1,00 0,50 Prä Post Messzeitpunkt In der zweifaktoriellen Varianzanalyse mit Messwiederholung (Vgl. Tabelle 43) ergibt die Testung der Gesamtstichprobe keine signifikante Mittelwertdifferenz (F = 0.74, p = .398). Die Effektstärke ist nach Cohen als niedrig zu bewerten (d = 0.25). Betrachtet man die einzelnen Gruppen unterschiedlicher Behandlungsdauer, so fällt der Effekt der Mittelwertdifferenz in der mittellang behandelten Gruppe hoch aus (d = 0.92). Bei den lang Behandelten ist er klein (d = 0.19). In der Gruppe der Kurzbehandelten ist sogar ein negativer Effekt zu beobachten (d = .42). Das bedeutet, dass der Mittelwert der Gesamtskala von der Prä- zur Postmessung in dieser Gruppe zunimmt. Der Unterschied zwischen den Gruppen unterschiedlicher Behandlungsdauer fällt auf dem α-Niveau von 5% signifikant aus (F = 5 Ergebnisse 91 9.08, p = .001). Der Zwischensubjekteffekt „Behandlungsdauer“ klärt 36% der Varianz auf. Somit liegt der Effekt durch unterschiedliche Behandlungsdauer höher als der Innersubjekteffekt „Messzeitpunkt“, durch den nur 2% der Varianz aufgeklärt werden (Eta2 = .02). Die Wechselwirkung zwischen den Faktoren „Messzeitpunkt“ und „Behandlungsdauer“ ist auf dem α-Niveau von 5% nicht signifikant (F = 1.60, p = .217). Das bedeutet, dass sich die unterschiedlich lange behandelten Gruppen im Teamurteil signifikant in der Höhe der Mittelwerte zu Prä- und Postmessung unterscheiden. Der Behandlungseffekt unterscheidet sich jedoch nicht signifikant zwischen den Gruppen. Tabelle 43: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Effektstärke nach Cohen (d), Partielles Eta2, F-Werte und Signifikanzen (2-seitig) der Gesamtskala im Teamurteil: Vergleich der Prä- und Postmessung zwischen den kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen, zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung, kurz: n=11, mittel: n=14, lang: n=11 SELBST-TF Prä Post Varianzanalyse M (SD) M (SD) d df F p Eta2 1.10 (0.45) 1.01 (0.50) 0.25 1 0.74 .398 .02 Kurz (n = 11) 1.03 (0.33) 1.16 (0.43) -0.42 Mittel (n = 14) 0.92 (0.38) 0.67 (0.34) 0.92 Lang (n = 11) 1.40 (0.51) 1.29 (0.53) 0.19 2 9.08 .001 .36 2 1.60 .217 .09 Gesamtskala Behandlungsdauer Messzeitpunkt* Behandlungsdauer Zusammenfassung der Ergebnisse zur Untersuchung der Prä- und Postmessung: Zusammenfassend kann im Selbst- und Elternurteil Hypothese (1) angenommen werden. Jugendliche und Eltern berichten zur Postmessung über signifikant weniger Probleme als zur Prämessung. Dieses Ergebnis ist auf einem α-Niveau von 5% signifikant. Der Effekt des messwiederholten Faktors 5 Ergebnisse ist in beiden 92 Urteilen höher als der Effekt durch unterschiedliche Behandlungsdauer. Zwischen den unterschiedlich lange behandelten Gruppen besteht in der Problemausprägung zu Prä- und Postmessung kein signifikanter Unterschied. Das heißt Hypothese (2) muss im Selbst- und Elternurteil verworfen werden. Auch im Behandlungseffekt stellen sich keine auf dem αNiveau von 5% signifikanten Unterschiede zwischen den unterschiedlich lange behandelten Patientengruppen dar. Daher muss auch Hypothese (3) in diesen Urteilen verworfen werden. Im Teamurteil kann Hypothese (1) nicht angenommen werden. Die Mittelwertdifferenz von der Prä- zur Postmessung ist in der Gesamtstichprobe nicht signifikant. In der Gruppe der Kurzbehandelten zeichnet sich sogar ein negativer Effekt ab. Zwischen den unterschiedlich lange behandelten Gruppen besteht ein auf dem α-Niveau von 5% signifikanter Unterschied. Hypothese (2a) kann also im Teamurteil angenommen werden Jedoch zeigen sich die Unterschiede zwischen den unterschiedlich lange behandelten Gruppen nicht wie erwartet: Zur Prämessung wird bei den lange Behandelten die höchste Auffälligkeit in der Gesamtskala vom Team erhoben. Jedoch liegt die Auffälligkeit der mittellang Behandelten unter der der kurz behandelten. Zur Postmessung zeigen sich ähnliche Unterschiede zwischen den Gruppen wie vor der Behandlung. Hypothese (2b) muss im Teamurteil also verworfen werden. Der Zwischensubjekteffekt „Behandlungsdauer“ ist höher als der des messwiederholten Faktors. Jedoch zeichnet sich kein signifikanter Unterschied des Behandlungseffekts zwischen den drei Gruppen im Teamurteil ab. Daher muss Hypopthese (3) im Teamurteil verworfen werden. 5.2.2 Verlauf in Behandlungsdritteln In diesem Abschnitt wird untersucht, ob in der ersten und der zweiten Behandlungshälfte ähnliche Effekte zu finden sind. Um trotz unterschiedlicher Dauer des stationären Aufenthalts die Phasen der Behandlung bei allen Patienten vergleichen zu können, wurde in diesem Kapitel die Behandlung aller 5 Ergebnisse 93 Patienten in Drittel eingeteilt. Die Anzahl der Messzeitpunkte, also der Behandlungswochen, wurde hierfür gedrittelt. Aus allen Erhebungen, die im gleichen Behandlungsdrittel vorlagen, wurden für jede Skala Mittelwerte berechnet. Lies sich die Anzahl der Behandlungswochen nicht gerade aufteilen, wurde das mittlere Behandlungsdrittel erweitert. Zum gruppenstatistischen Vergleich der Behandlungsdrittel wurden einfaktorielle Varianzanaysen mit Messwiederhoung berechnet. Für die Prüfung der Veränderungen der untersuchten Skalen über die drei Messzeitpunkte wurden wiederholte Kontraste für die Einzelvergleiche zwischen den drei Messzeitpunkten berechnet. Hiermit konnte überprüft werden, obdie Auffälligkeiten in den jeweiligen Problembereichen vom ersten zum zweiten Behandlungsdrittel ähnlich stark abnehmen, wie vom zweiten zum dritten. Abbildung 13 veranschaulicht den Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala im jeweiligen Urteil graphisch. Die Mittelwerte der Gesamtskala nehmen in allen Urteilen über die Behandlungsdauer ab. Im Selbst- und Elternurteil scheint vom ersten zum zweiten Behandlungsdrittel die Auffälligkeit stärker abzunehmen, als vom zweiten zum dritten. Die Jugendlichen berichten in allen Behandlungsdritteln über weniger Probleme als Eltern und Team. Abbildung 13: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern und Teamurteil 5 Ergebnisse 94 2,00 Mittelwert der Gesamtskala Urteil Selbsturteil Elternurteil Teamurteil 1,50 1,00 0,50 1 2 3 Behandlungsdrittel Die zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung (Vgl. Tabelle 44) zeigt, dass die Mittelwerte der Gesamtskala in allen Urteilen über die Behandlungsdauer kontinuierlich abnehmen. Im Selbsturteil (F = 6.03, p = .006) und Elternurteil (F = 13.79, p = .000) ist dieses Ergebnis auf dem α-Niveau von 5% signifikant. Die Einzelvergleiche zwischen den Messzeitpunkten zeigen, wo genau sich signifikante Unterschiede zwischen den Mittelwerten befinden: Im Selbsturteil zeigt sich eine signifikante Abnahme des Mittelwerts zwischen erstem und zweitem Behandlungsdrittel (F = 11.15, p = 0.002). Durch diese Veränderung können 24% der Varianz aufgeklärt werden (Eta2 = .24). Der Effekt zwischen zweitem und dritten Behandlungsdrittel ist nicht auf dem αNiveau von 5% signifikant (F = 2.56, p = .119). Hierdurch werden nur 7% der Varianz aufgeklärt (Eta2 = .07). Im Selbsturteil scheint der Rückgang der Probleme im Bereich Selbstwert also stärker im ersten Behandlungsabschnitt ausgeprägt zu sein. 5 Ergebnisse 95 Im Elternurteil findet sich sowohl vom erstem zum zweitem Behandlungsdrittel (F = 11.97, p = .001), als auch vom zweitem zum drittem Behandlungsdrittel (F = 9.63; P = .004) eine auf dem α-Niveau von 5% signifikante Abnahme der Mittelwerte der Gesamtskala. Das partielle Eta-Quadrat deutet eine ähnliche prozentuale Varianzaufklärung beider Effekte in den Einzelvergleichen zwischen den Behandlungsdritteln an (Eta2 = .26, Eta2 = .22). Die Abnahme des Mittelwerts der Gesamtskala fällt im Teamurteil nicht signifikant aus. Auch in den Einzelvergleichen der Messzeitpunkte sind keine auf dem α-Niveau von 5% signifikanten Effekte zu beobachten. Tabelle 44: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df), F-Werte, Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Gesamtskala im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel Gesamtskala Behandlungsdrittel 1 2 Varianzanalyse 3 F p Eta2 2 6.03 .006 .26 Vergleich 1/2 1 11.15 .002 .24 Vergleich 2/3 1 2.56 .119 .07 2 13.79 .000 .45 Vergleich 1/2 1 11.97 .001 .26 Vergleich 2/3 1 9.63 .004 .22 2 1.08 .352 .06 Vergleich 1/2 1 0.32 .575 .01 Vergleich 2/3 1 1.57 .219 .04 Selbsturteil Elternurteil Teamurteil M (SD) M (SD) M 0.84 (0.30) 0.71 (0.29) 0.65 1.10 1.07 (0.37) (0.34) 0.91 1.05 (0.35) (0.30) 0.81 0.98 (SD) df (0.36) (0.37) (0.42) 5 Ergebnisse 96 Betrachtet man in Abbildung 14 den Verlauf des Mittelwerts der Skala „Selbstwertprobleme“ über die Behandlungsdrittel, so fällt auf, dass die Selbstwertprobleme von den Jugendlichen zu allen Messzeitpunkten geringer eingeschätzt werden als von Eltern und Team. In Selbst- und Elternurteil nimmt die Auffälligkeit über die Behandlungsdauer ab. Im Teamurteil zeichnet sich keine deutliche Veränderung der Skalenmittelwerte über die Behandlungsdrittel ab. Abbildung 14: Verlauf der Mittelwerte der Skala „Selbstwertprobleme“ über die Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil Mittelwert der Skala "Selbstwertprobleme" 2,00 Urteil Selbsturteil Elternurteil Teamurteil 1,50 1,00 0,50 1 2 3 Behandlungsdrittel Die Varianzanalyse (Vgl. Tabelle 45) belegt eine stetige Abnahme der berichteten Selbstwertprobleme in Selbst- und Elternurteil. Diese Effekte sind auf dem α-Niveau von 5% signifikant (F = 4.19, p = .023 bzw. F = 10.90, p = .000). Bei den Einzelvergleichen zwischen den Behandlungsdritteln, zeichnet sich in Selbsturteil nur zwischen erstem und zweitem Behandlungsdrittel ein auf dem α-Niveau von 5% signifikantes Ergebnis ab (F = 4.20, p = .047). Das partielle 5 Ergebnisse 97 Eta2 fällt in beiden Kontrasten ähnlich hoch aus und deutet somit eine kontinuierliche Abnahme der Auffälligkeit an (Eta2 = .10, Eta2 = .08). Die Einzelvergleiche der Mittelwerte liefern im Elternurteil nur zwischen zweitem und drittem Behandlungsdrittel ein auf dem α-Niveau von 5% signifikantes Ergebnis (F = 16.74, p = .000). Dieser Effekt klärt 30% der Varianz auf (Eta2 = .30). Durch den Effekt zwischen erstem und zweitem Behandlungsdrittel können dagegen nur 9% der Varianz aufgeklärt werden (Eta2 = .09). Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass die von den Eltern berichteten Probleme im Bereich Selbstwert in der zweiten Hälfte stärker als in der ersten Hälfte der Behandlung zurückgehen. Im Teamurteil lässt sich kein signifikanter Rückgang der berichteten Probleme verzeichnen (F = 0.35, p = .710). Die Skalenmittelwerte bleiben über die Behandlungsdrittel weitestgehend konstant. Tabelle 45: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df), F-Werte, Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala „Selbstwertprobleme“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel Selbstwert- Behandlungsdrittel probleme 1 2 Varianzanalyse 3 M (SF) M (SF) M (SF) df F p Eta2 1.12 (0.39) 1.00 (0.44) 0.91 (0.50) 2 4.19 .023 .18 Vergleich 1/2 1 4.20 .047 .10 Vergleich 2/3 1 3.34 .076 .08 2 10.90 .000 .365 Vergleich 1/2 1 3.89 .056 .09 Vergleich 2/3 1 16.74 .000 .30 2 0.35 .710 .02 Vergleich 1/2 1 0.07 .788 .00 Vergleich 2/3 1 0.71 .404 .02 Selbsturteil Elternurteil Teamurteil 1.45 1.33 (0.40) (0.36) 1.30 1.35 (0.40) (0.39) 1.09 1.29 (0.45) (0.52) 5 Ergebnisse 98 Die graphische Darstellung der Skala „Beziehungsprobleme“ (Vgl. Abbildung 15) zeigt im Selbst- und Elternurteil einen sehr ähnlichen Verlauf der Mittelwerte über die Behandlungsdrittel. In diesen beiden Urteilen sinkt die Auffälligkeit mit der Behandlungsdauer ab. Das Team berichtet über mehr Probleme im Bereich „Beziehungsprobleme“. Die Auffälligkeit scheint hier im Verlauf sogar etwas zuzunehmen. Abbildung 15: Verlauf der Mittelwerte der Skala "Beziehungsprobleme" über die Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil Mittelwert der Skala "Beziehungsprobleme" 2,00 Urteil Selbsturteil Elternurteil Teamurteil 1,50 1,00 0,50 1 2 3 Behandlungsdrittel Die einfaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung (Vgl. Tabelle 46) zeigt in Selbst- und Elternurteil eine kontinuierliche Abnahme der Mittelwerte der Skala „Beziehungsprobleme“. Dieser Effekt fällt jedoch nur im Elternurteil auf dem α-Niveau von 5% signifikant aus (F = 3.79, p = .037). Die Einzelvergleiche zwischen erstem und zweitem, sowie zweitem und drittem Behandlungsdrittel liefern weder im Selbsturteil noch im Elternurteil signifikante Effekte. Die prozentuale Varianzaufklärung durch die Effekte der 5 Ergebnisse 99 Einzelvergleiche unterscheidet sich weder im Selbst-, noch im Elternurteil deutlich zwischen den beiden Kontrasten (.02 < Eta2 < .09). Im Teamurteil findet sich kein auf dem α-Niveau von 5% signifikanter Mittelwertsunterschied über die Behandlungsdrittel. Die Skalenmittelwerte bleiben über die Behandlungsdrittel weitestgehend konstant. Tabelle 46: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df), F-Werte, Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala „Beziehungsprobele“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel Beziehungs- Behandlungsdrittel probleme 1 2 Varianzanalyse 3 M (SF) M (SF) M (SF) df F p Eta2 0.88 (0.29) 0.84 (0.29) 0.76 (0.41) 2 1.96 .155 .09 Vergleich 1/2 1 0.79 .38 .02 Vergleich 2/3 1 3.31 .077 .08 2 3.79 .032 .17 Vergleich 1/2 1 1.55 .220 .04 Vergleich 2/3 1 3.81 .058 .09 2 0.39 .682 .02 Vergleich 1/2 1 0.78 .383 .02 Vergleich 2/3 1 0.00 .972 .00 Selbsturteil Elternurteil Teamurteil 0.93 1.06 (0.32) (0.32) 0.87 1.08 (0.31) (0.35) 0.78 1.09 (0.35) (0.39) 5 Ergebnisse 100 Abbildung 16 stellt den Verlauf der Mittelwerte der Skala „Leistungsprobleme“ in Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel graphisch dar. Die Eltern scheinen am Anfang der Behandlung die Leistungsprobleme der Jugendlichen am höchsten einzuschätzen. Am Ende der Behandlung berichten sie über weniger Probleme in diesem Bereich als Jugendliche und Team. Jugendliche und Team schätzen die Probleme im ersten Behandlungsdrittel ähnlich hoch ein. Während der Mittelwert der Skala „Leistungsprobleme“ im Selbsturteil jedoch mit der Behandlungsdauer abnimmt, scheint im Teamurteil keine deutliche Veränderung des Skalenmittelwerts stattzufinden. Abbildung 16: Verlauf der Mittelwerte der Skala "Leistungsprobleme" über die Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil Mittelwert der Skala "Leistungsprobleme" 2,00 Urteil Selbsturteil Elternurteil Teamurteil 1,50 1,00 0,50 1 2 3 Behandlungsdrittel Die Varianzanalyse (Vgl. Tabelle 47) zeigt einen stetigen Rückgang der Auffälligkeit im Selbst- und Elternurteil. Auf dem α-Niveau von 5% ist jedoch nur der Effekt im Elternurteil signifikant (F = 5.91, p = .007). Die Einzelvergleiche zwischen erstem und zweitem (F = 10.29, p = .003), sowie zweitem und drittem (F = 5.74, p = .023) Behandlungsdrittel fallen im Elternurteil 5 Ergebnisse 101 beide auf einem α-Niveau von 5% signifikant aus. Der Vergleich der prozentualen Varianzaufklärung (Eta2 = .24, bzw. Eta2 = .15) durch den Effekt zwischen den jeweiligen Behandlungsdritteln deutet auf einen etwas höheren Effekt im ersten Behandlungsabschnitt hin. Im Selbst- und Teamurteil ergeben sich weder insgesamt, noch in den Einzelvergleichen der Behandlungsdrittel auf dem a-Niveau von 5% signifikante Mittelwertsdifferenzen. Tabelle 47: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df), F-Werte, Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala „Leistungsprobleme“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel Leistungs- Behandlungsdrittel probleme 1 2 Varianzanalyse 3 M (SF) M (SF) M (SF) df F p Eta2 1.56 (0.79) 1.48 (0.80) 1.36 (0.85) 2 1.28 .291 .06 Vergleich 1/2 1 0.56 .459 .01 Vergleich 2/3 1 1.91 .175 .04 2 5.91 .007 .28 Vergleich 1/2 1 10.29 .003 .24 Vergleich 2/3 1 5.74 .023 .15 2 0.15 .859 .01 Vergleich 1/2 1 0.07 .800 .00 Vergleich 2/3 1 0.1 .651 .00 Selbsturteil Elternurteil Teamurteil 1.82 1.55 (0.93) (0.65) 1.54 1.53 (0.86) (0.60) 1.30 1.48 (0.99) (0.73) 5 Ergebnisse 102 Die Skala „Angst und Somatisierung“ zeigt in allen Urteilen einen Rückgang der berichteten Probleme mit der Behandlungsdauer (Vgl. Abbildung 17). Im Selbstund Elternurteil scheinen die Probleme stärker vom ersten zum zweiten als vom zweitem zum dritten Behandlungsdrittel abzunehmen. Die Jugendlichen berichten während der gesamten Behandlung über weniger Probleme im Bereich „Angst und Somatisierung“ als Eltern und Team. Abbildung 17: Verlauf der Mittelwerte der Skala "Angst und Somatisierung" über die Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil Mittelwert der Skala "Angst und Somatisierung" 2,00 Urteil Selbsturteil Elternurteil Teamurteil 1,50 1,00 0,50 1 2 3 Behandlungsdrittel In allen Urteilen zeigt sich in der Varianzanalyse mit Messwiederholung (Vgl. Tabelle 48) ein stetiger Rückgang des Skalen-Mittelwerts. Der Effekt ist im Selbsturteil (F = 8.18, p = .001), im Elternurteil (F = 8.06, p = .001) und im Teamurteil (F = 4.50, p = .018) auf dem α-Niveau von 5% signifikant. Bei der Betrachtung der Kontraste, stellen sich die Einzelvergleiche der Skalenmittelwerte zwischen erstem und zweitem Behandlungsdrittel im Selbstund Elternurteil auf dem α -Niveau von 5% signifikant (F = 16.31, p = .000, bzw. F = 14.77, p = .000). Dieser Effekt klärt im Selbsturteil (Eta2 = .32) und im Elternurteil (Eta2 = .30) einen deutlich größeren Teil der Varianz auf, als der 5 Ergebnisse 103 Effekt zwischen zweitem und dritten Behandlungsdrittel (Eta2 = .02, bzw. Eta2 = .00). Das deutet darauf hin, dass im Selbst- und Elternurteil der Rückgang der Skalenmittelwerte hauptsächlich in der ersten Behandlungshälfte stattfindet. Im Teamurteil fallen die Einzelvergleiche auf dem α-Niveau von 5% nicht signifikant aus. Beide Einzelvergleiche decken einen ähnlichen prozentualen Anteil der Varianz auf (Eta2 = .06 bzw. Eta2 = .10). Damit zeichnet sich eine kontinuierliche Abnahme der angegebenen Probleme im Bereich Angst und Somatisierung über die Behandlungsdrittel ab. Tabelle 48: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df), F-Werte, Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala „Angst und Somatisierung“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel Angst und Behandlungsdrittel Somatisierung 1 2 Varianzanalyse 3 M (SF) M (SF) M (SF) df F p Eta2 0.59 (0.42) 0.38 (0.37) 0.33 (0.39) 2 8.18 .001 .33 Vergleich 1/2 1 16.31 .000 .32 Vergleich 2/3 1 0.69 .413 .02 2 8.06 .001 .32 Vergleich 1/2 1 14.77 .000 .30 Vergleich 2/3 1 0.05 .827 .00 2 4.50 .018 .21 Vergleich 1/2 1 2.07 .159 .06 Vergleich 2/3 1 3.79 .060 .10 Selbsturteil Elternurteil Teamurteil 0.90 0.80 (0.53) (0.44) 0.59 0.71 (0.41) (0.34) 0.58 0.58 (0.41) (0.46) In Abbildung 18 wird der Verlauf der Mittelwerte der Skala „Individualisierte Probleme“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel dargestellt. Es zeichnet sich in allen Urteilen eine Abnahme der berichteten individualisierten Probleme über den Verlauf der Behandlung ab. 5 Ergebnisse 104 Die Eltern scheinen die Ausprägung der „Individualisierten Probleme“ während der gesamten Behandlung am höchsten einzuschätzen. Abbildung 18: Verlauf der Mittelwerte der Skala "Individualisierte Probleme" über die Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil Mittelwert der Skala "Individualisierte Probleme" 2,00 Urteil Selbsturteil Elternurteil Teamurteil 1,50 1,00 0,50 1 2 3 Behandlungsdrittel In der Varianzanalyse (Vgl. Tabelle 49) ergeben sich für das Selbsturteil (F = 6.81, p = .005) und das Elternurteil (F = 5.65, p = .012) auf dem α-Niveau von 5% signifikante Unterschiede zwischen den Mittelwerten der Skala „Individualisierte Probleme“ zu den Behandlungsdritteln. Im Selbsturteil zeigt sich eine kontinuierliche Abnahme der Mittelwerte über die Behandlungsdauer. Die Einzelvergleiche zwischen erstem und zweitem Behandlungsdrittel (F = 5.15, p = .033), sowie zwischen zweitem und drittem Behandlungsdrittel (F = 6.99, p = .015) fallen signifikant aus. Die prozentuale Varianzaufklärung ist in beiden Einzelvergleichen ähnlich hoch (Eta2 = .24, bzw. Eta2 = .19). Das deutet auf einen gleichmäßigen Rückgang der beschriebenen Probleme über die Behandlungsdrittel hin. 5 Ergebnisse 105 Im Elternurteil nimmt der Mittelwert vom ersten zum zweiten Behandlungsdrittel deutlich ab. Dieser Effekt klärt 32% der Varianz auf (Eta2 = .32) und ist auf dem a-Niveau von 5% signifikant (F = 9.44, p = .006). Zwischen zweitem und drittem Behandlungsdrittel nimmt der Skalenmittelwert deutlich weniger ab. Durch diesen Einzelvergleich können nur 9% der Varianz aufgeklärt werden (Eta2 = .09). Der Effekt fällt auf dem a-Niveau von 5% nicht signifikant aus. Dieses Ergebnis legt nahe, dass der Rückgang des Skalenmittelwerts hauptsächlich im ersten Behandlungsabschnitt stattfindet. Im Team nimmt die Auffälligkeit über den Verlauf stetig ab. Dieser Effekt ist jedoch auf dem α-Niveau von 5% nicht signifikant. Auch in den Einzelvergleichen der einzelnen Behandlungsdrittel stellt sich kein auf dem αNiveau von 5% signifikanter Effekt dar. Tabelle 49: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df), F-Werte, Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala „Individualisierte Probleme“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel Individualisierte Behandlungsdrittel Probleme 1 2 Varianzanalyse 3 M (SF) M (SF) M (SF) df F p Eta2 0.91 (0.70) 0.67 (0.71) 0.48 (0.66) 2 6.81 .005 .39 Vergleich 1/2 1 5.15 .033 .19 Vergleich 2/3 1 6.99 .015 .24 2 5.65 .012 .37 Vergleich 1/2 1 9.44 .006 .32 Vergleich 2/3 1 2.01 .172 .09 2 2.83 .080 .21 Vergleich 1/2 1 0.81 .377 .03 Vergleich 2/3 1 2.62 .119 .10 Selbsturteil Elternurteil Teamurteil 1.59 1.06 (0.72) (0.70) 1.20 0.93 (0.88) (0.68) 1.01 0.76 (0.93) (0.74) 5 Ergebnisse 106 Zusammenfassung der Untersuchung des Verlaufs über die Behandlungsdrittel: In der Skala „Selbstwertprobleme“ scheint im Elternurteil die Auffälligkeit zwischen zweitem und drittem Behandlungsdrittel der Skalenmittelwert stärker abzunehmen als zwischen dem ersten und zweiten. In der Skala „Leistungsprobleme“ nimmt die Auffälligkeit im Elternurteil stärker in der ersten als im zweiten Behandlungsabschnitt ab. In der Skala „Angst und Somatisierung“ nimmt die Auffälligkeit im Selbst- und Elternurteil deutlich stärker vom ersten zu zweiten als vom zweiten zu dritten Behandlungsdrittel ab. In der Skala „Individualisierte Probleme“ ist dieses Verhalten des Skalenmittelwerts nur im Elternurteil zu beobachten. Der Mittelwert der Gesamtskala nimmt im Selbsturteil im ersten Behandlungsabschnitt deutlicher als im zweiten ab. Ansonsten scheinen die Effekte der Behandlung in den jeweiligen Problembereichen beurteilt durch Jugendliche, Eltern und Team zwischen erstem und zweitem, sowie zweitem und drittem Behandlungsdrittel ähnlich ausgeprägt zu sein. Insgesamt scheint der Behandlungseffekt tendenziell im ersten Behandlungsabschnitt stärker ausgeprägt zu sein. Dies ist vor allem im Elternurteil zu beobachten. Die Skala „Selbstwertprobleme“ im Elternurteil verhält sich anders. Hier nimmt die Auffälligkeit stärker vom zweiten zum dritten Behandlungsabschnitt ab. Der Vergleich zwischen den Urteilen deutet an, das Eltern- und Teamurteil in den Skalen „Selbstwertprobleme“, „Angst und Somatisierung“ und „Individualisierte Probleme“ untereinander stärker zusammenhängen als mit dem Selbsturteil. Die Jugendlichen berichten in diesen Bereichen über weniger Probleme als Eltern und Team. In der Skala „Beziehungsprobleme“ stellt sich ein großer Zusammenhang zwischen Selbst- und Elternurteil dar, während das Team diese Problematik höher einzuschätzen scheint. 5 Ergebnisse 107 5.2.3 Verlauf in Behandlungswochen In diesem Kapitel soll der Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala von Behandlungswoche zu Behandlungswoche dargestellt werden. Hierzu werden alle Patienten in der gleichen Behandlungsphase gemeinsam abgebildet. Es werden nur die Patienten miteinbezogen, die sich über den gesamten Beobachtungszeitraum in stationärer Behandlung befanden. Mit zunehmender Dauer der betrachteten Behandlungsphase nimmt die Anzahl der beobachteten Patienten also ab. Zur Betrachtung der ersten drei Wochen steht die Gesamtstichprobe von n = 40 zu Verfügung. Bei Verlängerung des Beobachtungszeitraums nimmt die Stichprobe um die Patienten ab, die sich kürzer als der Beobachtungszeitraum in stationärer Behandlung befanden. Betrachtet werden die Mittelwerte der Gesamtskala. Daher nimmt die beobachtet Stichprobe um die Fälle ab, in denen keine Gesamtskala gebildet werden konnte (Vgl. Tabelle 6 und Tabelle 40). Im Folgenden sollen drei Behandlungsphasen differenzierter dargestellt werden: die ersten 3 Behandlungswochen (n = 36), die ersten 7 Behandlungswochen (n = 25), die ersten 11 Behandlungswochen (n = 11). 5 Ergebnisse 108 Abbildung 19 stellt den Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala über die ersten drei Behandlungswochen in Selbst-, Eltern- und Teamurteil dar. Im Selbst- und Elternurteil zeigt sich ein Abfall des Mittelwerts der Gesamtskala in den ersten drei Behandlungswochen. Im Teamurteil scheint sich der Mittelwert kaum zu verändern. Im Vergleich zwischen den verschieden Urteilen, scheinen die Jugendlichen bei sich selbst die Ausprägung der Probleme am geringsten einzuschätzen. Abbildung 19: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten drei Behandlungswochen im Selbst-, Eltern- und Teamurteil Urteil Selbsturteil Elternurteil Teamurteil Mittelwert der Gesamtskala 2,00 1,50 1,00 0,50 1 2 3 Behandlungswoche Die Abbildung 20 stellt in separaten Graphen für das Selbst-, Eltern- und Teamurteil den Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala in den ersten drei Behandlungswochen getrennt für die kurz, mittel und lang behandelten Patienten dar. Im Selbsturteil scheint in der Gruppe der Kurzbehandelten die Auffälligkeit in der Gesamtskala am stärksten zwischen der ersten und zweiten Behandlungswoche abzunehmen. Ansonsten stellen sich in Selbst- und Elternurteil in allen Gruppen unterschiedlicher Behandlungsdauer gleichmäßig abnehmende Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten drei 5 Ergebnisse 109 Behandlungswochen dar. Im Teamurteil scheint die Auffälligkeit in der Gesamtskala bei den kurz und mittellang Behandelten in den ersten drei Behandlungswochen zu zunehmen. In der Gruppe der lang behandelten zeigt sich ein Rückgang des Mittelwerts der Gesamtskala. Abbildung 20: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten drei Behandlungswochen, getrennte Darstellung der kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen, getrennte Graphen für Selbst-, Eltern- und Teamurteil Mittelwert der Gesamtskala im Selbsturteil 2,00 1,50 Behandlungsdauer kurz mittel lang 1,00 0,50 1 2 3 Behandlungswoche 2,00 Mittelwert der Gesamtskala imTeamurteil Mittelwert der Gesamtskala im Elternurteil 2,00 1,50 1,00 0,50 1 2 Behandlungswoche 3 1,50 1,00 0,50 1 2 Behandlungswoche 3 5 Ergebnisse 110 Zur Betrachtung der ersten sieben Behandlungswochen können in Selbst-, Eltern- und Teamurteil die Daten von n = 25 Patienten herangezogen werden. Das entspricht der Anzahl der Patienten, die 7 Wochen oder länger stationär behandelt wurden. In der siebten Behandlungswoche sind alle Patienten, die der Gruppe der Kurzbehandelten (1 – 6 Behandlungswochen) zugeordnet wurden schon entlassen. Im Folgenden wird also der Verlauf der Gesamtskalen-Mittelwerte aller mittel und lang behandelten Patienten während der ersten sieben Behandlungswoche dargestellt: Abbildung 21 veranschaulicht den Verlauf des Gesamtskala-Mittelwerts während der ersten sieben Wochen in Selbst-, Eltern- und Teamurteil. In allen Urteilen scheint die Auffälligkeit über den Verlauf der Behandlung ab zunehmen. Im Selbsturteil ist über den gesamten Betrachtungszeitraum der sieben Wochen die geringste Auffälligkeit in der Gesamtskala zu beobachten. Die Abnahme der Auffälligkeit über den Verlauf scheint im Teamurteil am geringsten ausgeprägt zu sein. Abbildung 21: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten sieben Behandlungswochen im Selbst-, Eltern- und Teamurteil 2,00 Mittelwert der Gesamtskala Urteil Selbsturteil Elternurteil Teamurteil 1,50 1,00 0,50 1 2 3 4 5 Behandlungswoche 6 7 5 Ergebnisse 111 Abbildung 22 veranschaulichen den Verlauf der mittel und lang behandelten Gruppe im jeweiligen Urteil. In allen Urteilen zeigen die Mittelwerte der Gesamtskala in der mittel und lang behandelten Gruppe sehr ähnliche Verläufe. In allen Urteilen sinkt die Auffälligkeit in der Gesamtskala über die ersten sieben Behandlungswochen ab. Im Elternurteil scheint bei den mittellang behandelten Patienten die Auffälligkeit in der Gesamtskala am stärksten in den ersten drei Behandlungswochen zu sinken. In Eltern- und Teamurteil folgt auf den Rückgang der GesamtskalenMittelwerte in den ersten 2-3 Behandlungswochen ein zwischenzeitlicher Anstieg der Auffälligkeit für 1-2 Wochen. Die Auffälligkeit der lang behandelten Jugendlichen liegt über den gesamten Verlauf der sieben Wochen über der der mittellang behandelten Gruppe. Dieses Verhalten ist in allen Urteilen zu beobachten. Die Abnahme der Auffälligkeit über den Verlauf scheint im Teamurteil am geringsten ausgeprägt zu sein. 5 Ergebnisse 112 Abbildung 22: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten sieben Behandlungswochen, getrennte Darstellung der mittel und lang behandelten Patientengruppen, getrennte Graphen für Selbst-, Eltern- und Teamurteil Mittelwert der Gesamtskala im Selbsturteil 2,00 1,50 Behandlungsdauer 1,00 mittel lang 0,50 1 2 3 4 5 6 7 Behandlungswoche 2,00 1,50 B 1,00 0,50 1 2 3 4 5 Behandlungswoche 6 7 Mittelwert der Gesamtskala im Teamurteil Mittelwert der Gesamtskala im Elternurteil 2,00 1,50 B 1,00 0,50 1 2 3 4 5 Behandlungswoche 6 7 5 Ergebnisse 113 In die folgende Betrachtung der ersten elf Behandlungswochen sind nur noch die lang behandelten Patienten miteinbezogen. Die mittel und lang Behandelten sind in der elften Behandlungswoche schon entlassen. Hierfür können die Daten von n = 11 Jugendlichen betrachtet werden. Abbildung 23 veranschaulicht den Verlauf der lang behandelten Patienten (≥ 11 Wochen) in den ersten elf Behandlungswochen in Selbst-, Eltern- und Teamurteil. In allen Urteilen nimmt die Ausprägung der Auffälligkeit in der Gesamtskala über den Verlauf der Behandlung ab. In Eltern- und Teamurteil findet sich zwischen der zweiten und vierten Behandlungswoche eine zwischenzeitliche leichte Zunahme der Auffälligkeit. Im Vergleich zu Eltern- und Teamurteil fallen im Selbsturteil die Mittelwerte der Gesamtskala über den gesamten Beobachtungszeitraum am geringsten aus. Das Team beschreibt die höchste und die Jugendlichen die geringste Auffälligkeit in der Gesamtskala. Abbildung 23: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala Behandlungswochen im Selbst-, Eltern- und Teamurteil 2,00 Mittelwert der Gesamtskala Urteil Selbsturteil Elternurteil Teamurteil 1,50 1,00 0,50 1 2 3 4 5 6 7 8 Behandlungswoche 9 10 11 über die ersten elf 5 Ergebnisse Zusammenfassung 114 der Untersuchung des Verlaufs über die Behandlungswochen: Die Auffälligkeit der Jugendlichen, gemessen am Mittelwert der Gesamtskala, fällt im Selbsturteil über die gesamte Behandlungsdauer am geringsten und im Teamurteil am höchsten aus. Bei den Patienten findet ein Rückgang der Problematik über die Behandlungsdauer statt. Am schwächsten ist dieser Rückgang im Teamurteil ausgeprägt. Hier nimmt die Auffälligkeit der kurz behandelten im Verlauf der Behandlung sogar zu. Bei den mittel und lang behandelten findet im Elternurteil in den ersten drei Wochen ein besonders starker Rückgang des Gesamtskalenmittelwerts statt. In allen Urteilen zeigt sich die Auffälligkeit in der Gesamtskala in der Gruppe der lange behandelten über die gesamte Behandlungsdauer am höchsten. Die Ausprägung der mittelbehandelten fällt dagegen am geringsten aus. 6 Diskussion 115 6 Diskussion 6.1 Güte des Messinstruments Die Missinganalyse ergab, dass bestimmte Items des Fragebogens überproportional häufig nicht beantwortet wurden. Item (7), (11) und (19) weisen in bestimmten Urteilen Missingraten von über 10% der ausgewerteten Bögen auf. Besonders häufig fehlen diese Items im Elternurteil. Betrachtet man diese Items inhaltlich, fällt auf, dass sich Item (11) („…bin ich mit meinem Lehrer aneinandergeraten.“) der Skala „Beziehungsprobleme“, Item (19) („…fiel es mir schwer in die Schule zu gehen.“) der Skala „Angst und Somatisierung“ sowie alle vier Items der Skala „Leistungsprobleme“ (Item (15) (18)) konkret auf Schulsituationen beziehen: Item (11), (15) und (16) beziehen sich auf das Verhalten des Jugendlichen während des Unterrichts. Über diesen Umstand können sowohl Team als auch Eltern nur indirekt urteilen. Item (17) und (18) beschreiben das Lernverhalten des Jugendlichen in der stationären Situation. Darüber kann das Team, welches den Jugendlichen während des stationären Aufenthaltes betreut, sehr gut eine Aussage machen. Vor dem Hintergrund, dass die Eltern ihr Kind während der stationären Therapie in der Regel nur am Wochenende sehen, ist es vorstellbar, dass sich die Eltern auch bei stattfindendem Schulbesuch des Jugendlichen nicht in der Lage fühlen, diese Situation dort beurteilen zu können. Im Verlauf der stationären Therapie kommt es häufig vor, dass die Jugendlichen in den ersten Tagen oder Wochen die Schule noch nicht besuchen können. Auch in den Schulferien findet kein Schulbesuch statt. Es ist einleuchtend, dass sowohl im Selbst- als auch im Fremdurteil dann keine Aussagen über die schulische Situation gemacht werden können, wenn der Jugendliche zu diesem Zeitpunkt die Schule gar nicht besucht. Es wäre für die Auswertung des Fragebogens hilfreich, wenn der Fragebogen Auskunft darüber geben würde, ob der Jugendliche zum Erhebungszeitpunkt 6 Diskussion 116 die Schule besucht oder nicht. Bei nicht stattfindender Beschulung wäre es von Interesse, weshalb der Schüler zu diesem Zeitpunkt nicht die Schule besucht (z.B. Krankheit, Urlaub). Die Skala „Selbstwertprobleme“ besteht aufgrund inhaltlich-theoretischer Überlegungen aus den Aspekten Selbstwert, Aktivität und Affekt. Die Zusammenfassung dieser Problembereiche zur Skala „Selbstwertprobleme“ scheint gerechtfertigt zu sein. In punkto Reliabilität liefert sie zufrieden stellende Ergebnisse. Sowohl bei der Betrachtung der Item-Mittelwerte über den Verlauf, als auch zur vierten und fünften Behandlungswoche ergeben sich in Selbst-, Eltern- und Teamurteil interne Konsistenzen zwischen rtt = .74 und rtt = .90. Die Trennschärfen der einzelnen Items liegen hauptsächlich im mittleren Bereich. Kein Item fällt als unpassend aus der Skala heraus. Die Skala „Beziehungsprobleme“ zeigte sich in punkto Reliabilität als nicht zufrieden stellend. Die interne Konsistenz der Skala liegt bei der Betrachtung der Itemmittelwerte über den Verlauf in Selbst-, Eltern- und Teamurteil zwischen rtt = .41 und rtt = .66. Dieses unzureichende Ergebnis fällt zu den einzelnen Messzeitpunkten nicht besser aus. Die weitere Interpretation dieser Skala muss sehr zurückhaltend angegangen werden. Die Skala „Leistungsprobleme“ erreicht sehr hohe interne Konsistenzen mit Werten zwischen rtt = .84 und rtt = .96. Die Trennschärfen liegen im mittleren bis hohen Bereich. Sehr hohe interne Konsistenzen mit Trennschärfe-Werten von rtt > .90 weisen darauf hin, dass alle Items sehr stark miteinander zusammenhängen. Die verschiedenen Items einer Skala sollen zwar Aspekte des gleichen Problembereichs erfragen, jedoch nicht das gleiche messen. Zu hohe interne Konsistenzen sind also nicht erwünscht. Daher müssen die hohen Werte der internen Konsistenz dieser Skala kritisch bewertet werden. Die Skala „Leistungsprobleme“ erfasst mit ihren Fragen Probleme, die sich sehr konkret auf die Schule beziehen. Item (15) und Item (16) erfragen die Mitarbeit und Aufmerksamkeit im Unterricht. Diese Aspekte sind von Eltern- und Team 6 Diskussion 117 generell nur indirekt zu beurteilen, da sie während des Unterrichts nicht anwesend sind. Item (17) und (18) beziehen sich auf die Nacharbeit des Unterrichts durch Hausaufgaben und Lernen. Auch dieses Verhalten entzieht sich der direkten Beurteilung durch die Eltern, da sie ihr Kind während der stationären Behandlung nur am Wochenende sehen. Das Team kann dieses Verhalten jedoch sehr gut einschätzen. Es betreut den Jugendlichen unter der Woche bei den Hausaufgaben und kann sein Freizeit- und Arbeitsverhalten bewerten. Die Eltern können also keines der Items der Skala „Leistungsprobleme“ direkt beurteilen. Man könnte vermuten, dass sie eine gefühlsmäßige Aussage über den gesamten Problembereich treffen, ohne zwischen verschiedenen Aspekten genauer differenzieren zu können. Dieser Umstand könnte dazu beitragen, dass die einzelnen Items sehr starken Zusammenhang untereinander aufweisen. Doch auch im Selbst- und Teamurteil fällt die interne Konsistenz der Skala sehr hoch aus. Das könnte auf einen starken inhaltlichen Zusammenhang der verschiedenen Aspekte dieser Problematik hinweisen. Das würde bedeuten, dass die Probleme in der Schulsituation selbst meistens ähnlich stark ausgeprägt sind, wie die Probleme bei der Nachbereitung des Unterrichts. In Kapitel 4.7 wurde dargestellt, wie häufig die Skala „Leistungsprobleme“ nicht erhoben werden konnte. Findet kein Schulbesuch statt (z.B. zu Beginn der Behandlung, in den Schulferien, bei Krankheit,…) ist es nachvollziehbar, dass weder Selbst- noch im Fremdurteil die Items der Skala beantwortet werden können. Auch unter diesem Aspekt wäre es für die Auswertung des Fragbogens wünschenswert, zu erfahren, ob der Jugendliche zum Zeitpunkt der Erhebung die Schule besucht. Die Reliabilität der Skala „Angst und Somatisierung“ erweist sich als nicht ganz zufrieden stellend. Bei der Betrachtung der Itemmittelwerte über den Verlauf liegen die internen Konsistenzen in Selbst-, Eltern- und Teamurteil zwischen rtt = .57 und rtt = .79. Zu den einzelnen Messzeitpunkten fällt die Reliabilität der 6 Diskussion 118 Skala etwas schlechter aus. Im Elternurteil erweist sich die interne Konsistenz als besonders schlecht. Die Skala „Individualisierte Probleme“ liefert erstaunlich hohe interne Konsistenzen mit Werten von rtt > .70. Vor dem Hintergrund, dass bei jedem Patienten die einzelnen Items qualitativ und quantitativ unterschiedlich ausfallen, ist dies sehr erstaunlich. Eingeschränkt wird die Beurteilbarkeit dieser Ergebnisse zusätzlich durch die sehr geringen Fallzahlen. Die Gesamtskala, bestehend aus den Skalen „Selbstwertprobleme“, „Beziehungsprobleme“ und „Angst und Somatisierung“, fällt in punkto Reliabilität insgesamt zufrieden stellend aus. Die Werte liegen in allen Untersuchungen im Selbst-, Eltern- und Teamurteil mit Werten zwischen rtt = .72 und rtt = .91 im zufrieden stellenden Bereich. Die Trennschärfen liegen im niedrigen bis mittleren Bereich. Dieses Ergebnis ist jedoch hinsichtlich der Heterogenität der abgefragten Problembereiche keineswegs verwunderlich. Der Fragebogen ist darauf ausgelegt überblicksartig verschiedene Problembereiche zu erfragen. Daher wäre es ungewöhnlich, wenn alle Items hoch miteinander korrelieren, also das Gleiche messen würden. Die „Alpha if deleted“–Werte lassen kein Item als völlig unpassend zur Skala herausfallen. Insgesamt stellt sich der SELBST-Fragebogen in Punkto Reliabilität als verbesserungswürdig Gesamtskala liefern „Leistungsprobleme“, dar. Die Skala zufrieden „Angst und „Selbstwertprobleme“ stellende Ergebnisse. Somatisierung“ und Die und die Skalen „Individualisierte Probleme“ sollten aufgrund ihrer nicht ganz zufrieden stellenden Ergebnisse vorsichtig interpretiert werden. Die Skala „Beziehungsprobleme“ zeigt eine schlechte interne Konsistenz. Aufgrund dieser Schwächen, die zu einer Erschwerung der Individualdiagnostik wegen relativ großer Vertrauensintervalle führen, und die sich negativ auf die Validität des Fragebogens auswirken, sollte über Möglichkeiten zur Verbesserung der Reliabilität nachgedacht werden (siehe dazu Lienert & Raatz 1998). Der SELBST-Fragebogen soll mit wenigen Fragen viele heterogene Problembereiche erfassen. Also bei geringem Testaufwand einen Überblick über die verschiedenen Probleme des 6 Diskussion 119 Jugendlichen verschaffen. Verbesserung der Fragebogens nicht Eine Testverlängerung, als Möglichkeit zur Reliabilität, würde gerecht werden. daher dem Einsatzgebiet des Vor dem Hintergrund der Zusammenfassung äußerst heterogener Skalen in einem Fragebogen mit 26 Items, lassen sich die Ergebnisse in Punkto Reliabilität verstehen. Bei den Zusammenhängen zwischen den Skalen fällt in allen Urteilen ein relativ hoher korrelativer Zusammenhang zwischen der Skala „Selbstwertprobleme“ und der Skala „Beziehungsprobleme“ auf (r = .70 – r = .75). Dieses Ergebnis deutet einen relativ hohen inhaltlichen Zusammenhang dieser beiden Aspekte an. Es ist vorstellbar, dass das Selbstwertgefühl der Jugendlichen stark durch die Beziehung zu Gleichaltrigen und Erwachsenen beeinflusst wird. Und auch in die andere Richtung ist es denkbar, dass das Selbstwertgefühl des Jugendlichen starken Einfluss auf das Interaktionsverhalten zu Mitschülern, Lehrern, Eltern und anderen hat. Außerdem findet sich im Selbsturteil ein relativ hoher korrelativer Zusammenhang der Skala „Individualisierte Probleme“ mit der Skala „Angst und Somatisierung“. Der Bereich „Angst und Somatisierung“ stellt bei der Mehrheit der Stichprobe einen zentralen Teil der Problematik dar. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Ausprägung dieses Bereichs eine Überschneidung mit den durch den Jugendlichen selbst angegebnen Problemen aufweist. Die Zusammenhänge zwischen Selbst-, Eltern- und Teamurteil ergeben insgesamt niedrige korrelative Zusammenhänge. Die Fremdurteile durch Eltern und Team scheinen noch eher miteinander zusammenzuhängen, als das Selbsturteil mit Eltern- oder Teamurteil. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit den Ergebnissen von Feldkötter (2003). Bei der Betrachtung der Zusammenhänge zwischen den Skalen zu aufeinander folgenden Messzeitpunkten, sollte ein Hinweis auf die Retest-Reliabilität des Fragebogens erbracht werden. Die Ergebnisse dieser Untersuchung müssen jedoch mit besonderer Vorsicht interpretiert werden, da teilweise sehr niedrige Fallzahlen zu Verfügung standen. Besonders im Elternurteil finden sich viele fehlende Erhebungen im Verlauf. Daher lagen hier besonders wenige Fälle 6 Diskussion Verfügung, 120 bei denen beide Erhebungen der vierten und fünften Behandlungswoche vorlagen. Im Selbst- und Elternurteil zeigten sich mittlere bis hohe Korrelationen zwischen den sich entsprechenden Skalen. Die Korrelationen zwischen den sich nicht entsprechenden Skalen fielen niedriger aus. Dieses Ergebnis ist als zufrieden stellend und erwartet zu werten. Deutlich geringer fällt der korrelative Zusammenhang der Skalen des Teamurteils zwischen den zwei verschiedenen Messzeitpunkten aus. Das deutet auf eine schlechte Retest-Reliabilität des Fragebogens in diesem Urteil hin. Der Fragebogen des Teamurteils wird jede Woche von einem Stationsmitarbeiter, der sich in der betreffenden Woche um den Jugendlichen kümmerte, ausgefüllt. Durch Mitarbeiterwechsel (durch z.B. Schichtwechsel oder Urlaub) kommt es zu regelmäßiger Änderung des Stationsteams. Daher kann nicht davon ausgegangen werden, dass jede Woche die gleiche Person den Fragebogen für den jeweiligen Jugendlichen ausfüllt. Die Ergebnisse des Kapitels 5.1.3, sowie die Erfahrungen mit anderen multiplen Testverfahren zeigen, dass die Interindividuellen Unterschiede in den Bewertungen häufig sehr groß sind (Döpfner et al. 1994). Die schlechten Ergebnisse der Untersuchung hinsichtlich der Retest-Reliabilität des Fragebogens im Teamurteil könnten hierauf zurückzuführen sein. Bei Veränderungen der Ausprägung bestimmter Probleme von einem zum nächsten Messzeitpunkt kann also schlecht differenziert werden, ob wirklich Veränderungen beim Jugendlichen stattgefunden haben, oder ob es sich um interindividuelle Unterschiede der Bewertung durch unterschiedliche Urteiler handelt. Die Verwertbarkeit des Fragebogens im Teamurteil als Instrument zur Verlaufsbetrachtung wird aufgrund dieser Ergebnisse stark eingeschränkt. 6 Diskussion 121 6.2 Verlauf der Behandlung Die Verlaufsbetrachtung mit Hilfe des SELBST-Fragebogens darf nur vor dem Hintergrund der Ergebnisse des ersten Teils dieser Arbeit geschehen. Die Güte des Messinstruments stellt die Voraussetzung für die Interpretierbarkeit des folgenden Abschnitts dar. In den Skalen „Angst und Somatisierung“ sowie „Individualisierte Probleme“ ist in allen Urteilen ein auf dem α-Niveau von 5% signifikanter Rückgang der Probleme zu verzeichnen. Hypothese (1) kann für diese Skalen in Selbsturteil (p < .01), Elternurteil (p < .01) und Teamurteil (p < .05) angenommen werden. Die Effekte sind im Teamurteil am schwächsten ausgeprägt. Im Elternurteil scheint in diesen Skalen die Auffälligkeit im ersten Behandlungsabschnitt besonders stark ab zu nehmen. Diese Beobachtung findet sich im Selbsturteil nur in der Skala „Angst und Somatisierung“. Die Skalen „Selbstwertprobleme“, „Beziehungsprobleme“ und die Gesamtskala zeigen nur im Selbsturteil (p < .05) und Elternurteil (p < .01) einen auf dem αNiveau von 5% signifikanten Rückgang der angegebenen Probleme dieser Bereiche. Hypothese (1) kann für diese Skalen in Selbst- und Elternurteil angenommen werden. Für das Teamurteil kann Hypothese (1) in den in Problembereichen Selbstwert und Beziehung sowie der Gesamtskala nicht angenommen werden. Die Effekte fallen im Elternurteil stärker aus als im Selbsturteil. Im Elternurteil scheint die Auffälligkeit der Selbstwertprobleme im zweiten Behandlungsabschnitt stärker als im ersten Behandlungsabschnitt abzunehmen. Dieser Effekt deutet sich weniger stark ausgeprägt auch bei den Beziehungsproblemen an. Im Selbsturteil scheint in der Gesamtskala zwischen erstem und zweitem Behandlungsabschnitt der stärkste Rückgang der angegebenen Probleme statt zu finden. In der Skala „Leistungsprobleme“ ist der Rückgang der angegebenen Probleme nur im Elternurteil (p<.01) auf dem α-Niveau von 5% signifikant. Die Ausprägung der durch die Eltern berichteten Probleme scheint über die 6 Diskussion 122 Behandlung kontinuierlich über die Behandlung abzunehmen. Hypothese (1) kann für die Probleme im Bereich Leistung im Elternurteil angenommen werden. Im Selbst- und Teamurteil kann Hypothese (1) für die Skala „Leistungsprobleme“ nicht angenommen werden. Der Vergleich der Behandlungsverläufe der kurz, mittel und lang behandelten Patienten zeigte, dass sich die Gruppe der lang behandelten tendenziell über am stärksten Ausgeprägte Problem in der Gesamtskala berichtet. Die Gruppe der mittellang behandelten schätzt ihre Probleme am geringsten ein. Das widerspricht der Erwartung, dass die Auffälligkeit der kurz behandelten in der geringsten ausfallen würde. Außerdem bleibt dieses Verhalten über die gesamte Behandlungsdauer bestehen. D.h. die lange behandelten berichten zu Beginn und am Ende der Behandlung über mehr Probleme als die kurz und mittellang Behandelten. Die Varianzanalyse ergab jedoch keinen auf dem αNiveau von 5% signifikanten Haupteffekt zwischen den Behandlungsdauergruppen. Hypothese (2) muss im Selbst-, Eltern- und Teamurteil verworfen werden. Hinsichtlich des Behandlungseffekts ergab die zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung im Selbst-, Eltern- und Teamurteil keinen auf dem auf dem α-Niveau von 5% signifikanten Interaktionseffekt zwischen Messzeitpunkt und Behandlungsdauer. Es besteht also kein signifikanter Unterschied zwischen dem Behandlungseffekt bei den kurz, mittel und lange behandelten Patienten. Hypothese (3) muss in allen Urteilen verworfen werden. Im Teamurteil scheint der Behandlungserfolg der Kurzbehandelten schlechter auszufallen, als der der mittel und lang Behandelten. Hier zeichnet sich ein auf dem a-Niveau von 5% signifikanter Unterschied zwischen den unterschiedlich lang behandelten Gruppen ab (p<.01). Der Verlauf der Auffälligkeit in der Gesamtskala verhält sich jedoch nicht wie erwartet. Der Verlauf der Auffälligkeit von Prä- zu Postmessung der mittel und lang Behandelten verhält sich im Teamurteil parallel zueinander. Die länger behandelten berichten hier während der gesamten Behandlungsdauer über mehr Probleme. Die Gruppe der 6 Diskussion 123 Kurzbehandelten verhält sich überraschend. Sie liegt in der Ausprägung der Probleme zwischen der mittel und lang behandelten Gruppe und nimmt von Prä zu Postmessung sogar in der Auffälligkeit zu. Hypothese (2) kann also auch im Teamurteil nicht angenommen werden. Vor dem Hintergrund, dass im Teamurteil unter Umständen von Woche zu Woche ein anderer Beurteiler den Fragebogen ausfüllt, müssen die Ergebnisse zurückhaltend interpretiert werden. So könnte es sein, dass die Veränderung von Prä- zu Postmessung nur aufgrund der interindividuell unterschiedlichen Bewertung durch die Teammitarbeiter so gering oder sogar negativ ausfällt. Man könnte vermuten, dass der Interindividuelle Effekt zwischen den verschiedenen Beurteilern bei einer kürzeren Behandlung stärker ins Gewicht fällt, während er sich bei einer langen Behandlung verdünnt. In allen Urteilen ist die Ausprägung der Problematik, abgebildet durch die Gesamtskala, während der gesamten Behandlungsdauer in der Gruppe der mittellang Behandelten am geringsten und in der Gruppe der lang Behandelten am stärksten ausgeprägt. Es lässt sich nicht sagen, dass mit steigender Behandlungsdauer die Ausprägung der Auffälligkeit in der Gesamtskala stärker ausgeprägt ist, da die Skalenmittelwerte der Kurzbehandelten in allen Urteilen während der gesamten Behandlungsdauer zwischen denen der lang und mittel Behandelten. Man könnte vermuten, dass Therapieabbrecher in der Gruppe der Kurzbehandelten für dieses Ergebnis verantwortlich sind. Dafür würden sprechen: Die höhere Ausprägung der Probleme der Kurzbehandelten als die der mittellang behandelten Patienten sowie tendenziell geringerer Behandlungseffekt bei den Kurzbehandelten. Therapieabbruch stellt jedoch ein Ausschlusskriterium der vorliegenden Studie dar. Daher kann dies nicht zur Erklärung dieser unerwarteten Ergebnisse führen. Es bleibt festzustellen, dass kein proportionales Verhältnis zwischen Behandlungsdauer und Ausprägung der Probleme in der Gesamtskala des SELBST-Fragebogens besteht. Während sich die Ausprägung der Probleme 6 Diskussion 124 der mittel und lang behandelten Patienten wie erwartet zueinander verhält, fällt die Gruppe der Kurzbehandelten aus dem Konzept. Vergleicht man den Verlauf der Ausprägung einzelnen Skalen zwischen den Urteilen, so scheinen hier deutliche Unterschiede zu bestehen. In den Skalen „Selbstwertprobleme“, „Angst und Somatisierung“ sowie der Gesamtskala bewerten die Jugendlichen die Ausprägung dieser Problembereiche niedriger, als Eltern und Team. In diesen Skalen besteht zwischen den Fremdurteilen durch Eltern und Team ein relativ hoher Zusammenhang. Die Bereiche „Selbstwertprobleme“ und „Angst und Somatisierung“ stellen eher verdeckte Problembereiche dar, die durch Fremdbeurteiler nicht direkt zu beobachten sind. Man könnte annehmen, dass die Jugendlichen der Stichprobe diese Probleme eher herunterspielen und zu verstecken versuchen. Ein demonstratives, Aufmerksamkeit suchendes Verhalten würde eher eine hohe Ausprägung dieser Problembereiche im Selbsturteil vermuten lassen. In der Skala „Beziehungsprobleme“ lässt sich ein anderes Verhalten der Urteile zueinander beobachten. Hier besteht ein relativ hoher Zusammenhang zwischen Selbst- und Elternurteil, während das Team über deutlich höhere Probleme in diesem Bereich berichtet. Vorsichtig könnte man vermuten, dass Interaktionen innerhalb der Familie von außen eher als Problem betrachtet werden, während sie für die Familienmitglieder selber Alltag und Normalität bedeuten. Dieses Verhalten spiegelt die Wichtigkeit der Einbeziehung der Familie in den Therapieprozess wider. Bestimmte eingefahrene Verhaltensweisen, die die Aufrechterhaltung der Problematik fördern, können eventuell von Außenstehenden besser erkannt und später modifiziert werden. Es fällt auf, dass in allen Skalen im Elternurteil der Effekt der Behandlung am stärksten ausfällt. 6 Diskussion 125 6.3 Einordnung der Ergebnisse in den Forschungsstand In der vorliegenden Arbeit ergaben sich in verschiedenen Symptombereichen signifikante Rückgänge der beschriebenen Probleme nach einer kognitivverhaltenstherapeutischen Therapie. Der Effekt kognitiv- verhaltenstherapeutischer Therapieprogramme auf Symptome aus dem Bereich Depression und Angst ist in der Literatur mehrfach beschrieben. King et al. (1998) fanden bei Jugendlichen mit schulabsentem Verhalten einen Rückgang von Problemen aus dem Bereich Depression und Angst durch ein ambulantes vierwöchiges kognitiv-verhaltenstherapeutisches Therapieprogramm. Ohman et al. (2007) belegten die Wirksamkeit einer achtwöchigen ambulanten kognitiv-verhaltenstherapeutischen Gruppentherapie in den Bereichen Depression und Angst. Nach Therapieende zeigten die Sozialphobie- und – angstinventare für Kinder (SPAIK, SPK, SPV) und das Depressionsinventar für Kinder und Jugendliche (DIKJ) Veränderungen mittlerer Effektstärke. Auch Walter et al. (2005) beschrieben die Besserung von Symptomen im Bereich Depression und Angst durch eine multimodale stationäre Kurzzeittherapie mit kognitiv-verhaltenstherapeutischem Ansatz. Ziegert (2006) zeigte im DIKJ (Depressions-Inventar für Kinder und Jugendliche) und in der Gesamtskala des SBB-DES (Selbstbeurteilungsbogen Depressive Störungen) im Jugendlichenurteil sowie des FBB-DES (Fremdbeurteilungsbogen – Depressive Störungen) im Elternurteil einen signifikanten Rückgang der depressiven Symptome der Jugendlichen durch eine multimodale stationäre Kurzzeittherapie mit kognitiv- verhaltenstherapeutischem Ansatz. Auch die Angstsymptome zeigten sich hier im Jugendlichen- und Elternurteil, operationalisiert durch die Gesamtskala des SBB-ANG und FBB-ANG, signifikant rückläufig. Diese Ergebnisse werden durch die vorliegende Arbeit bestätigt. Es konnte ein signifikanter Rückgang der Probleme im Bereich „Angst und Somatisierung“ im 6 Diskussion 126 Selbst- und Elternurteil durch eine multimodale stationäre Kurzzeittherapie mit kognitiv-verhaltenstherapeutischem Ansatz belegt werden. Auch die Skalen „Selbstwertprobleme“ und „Individualisierte Probleme“, die den Symptombereich Depression mit abdecken, zeigten sich im Jugendlichen- und Elternurteil signifikant rückläufig. Im Teamurteil nahmen die Probleme im Bereich „Angst und Somatisierung“ und „Individualisierte Probleme“ signifikant ab, die Probleme im Bereich „Selbstwertprobleme“ gingen tendenziell zurück. Ziegert (2006) betrachtete auch die alte Version des SELBST-Fragebogen im Selbst- und Elternurteil. Es zeigten sich signifikante Rückgänge der angegebenen Probleme in den Skalen „Selbstwertprobleme“ und „Leistungsprobleme“ von der Prämessung zur Katamnesenmessung, zwei Monate nach Abschluss der stationären Behandlung. Die Probleme im Bereich Beziehungen nahmen im Selbst- und Elternurteil tendenziell ab. Dieses Ergebnis erwies sich im Selbsturteil jedoch nicht als signifikant. Die angegebenen Probleme im Bereich Leistung nahmen von der Prä zur Postmessung in der vorliegenden Arbeit nicht signifikant ab. Diese unterschiedlichen Ergebnisse könnten durch den Messzeitpunkt bedingt sein. Man könnte vermuten, dass die Leistungsprobleme nach Behandlungsabschluss noch stärker rückläufig sind als während der stationären Therapie. Im Elternurteil nahm die Auffälligkeit in Skalen „Selbstwertprobleme“, „Beziehungsprobleme“ und „Leistungsprobleme“ bei Ziegert (2006), wie auch in der vorliegenden Arbeit signifikant ab. In der SELBST-Checkliste Leistungsstörung zeigte Ziegert (2006) einen signifikanten Rückgang der vom Therapeuten berichteten Leistungsstörungen von der Prä- zur Postmessung auf. Im LAVI (Lern- und Arbeitsverhalten) zeigte sich, dass die Jugendlichen nach der Behandlung von einer signifikant besseren Stressbewältigung, einer bessern Arbeitshaltung und besseren Lerntechniken berichten als vor der Behandlung. Diese Ergebnisse decken sich nicht mit den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit. Betrachtet man zum Vergleich die Skala „Leistungsprobleme“ im Jugendlichen- und Teamurteil, so 6 Diskussion 127 fällt auf, dass hier keine signifikanten Rückgänge der angegebenen Probleme verzeichnet werden konnten. Jedoch kann die Diskrepanz der Ergebnisse durch die unterschiedlichen Messinstrumente, die verschiedenen Beurteiler und die zweifelhafte Güte des SELBST-Fragebogens im Teamurteil relativiert werden. 6.4 Grenzen der Arbeit Die vorliegende Untersuchung wurde an einer Stichprobe von 40 Jugendlichen durchgeführt. Die kleine Stichprobe schränkt die Aussagekräftigkeit der Ergebnisse ein. Die Auswertung zwei verschiedener Versionen des Fragebogens mit unterschiedlicher Anzahl an Items und Skalen erschwerte den Umgang mit den vorliegenden Daten. So wurde beim Umgang mit fehlenden Werten versucht, einen Kompromiss zwischen Erhaltung möglichst großer Datenfülle und konsequenter Strenge im Umgang mit fehlenden Daten zu finden. Aus diesem Grund wurde entschieden, das Missingkriterium auf Skalenebene zu treffen. Hieraus resultierte eine relativ hohe festgelegte Grenze zugelassener Missings. Die Missinganalysen zeigten jedoch, dass der tatsächliche Anteil an Missings deutlich unter diesen Grenzen lag. Die Ersetzung der einzelnen Missings durch den Mittelwert der Stichprobe zum jeweiligen Zeitpunkt stellt eine Fehlerquelle dar. Betrachtet man den Anteil der Missings an der Gesamtheit der erhobenen Items, so zeigte sich jedoch nur eine maximale Verfälschung der Ergebnisse im Bereich der zweiten Nachkommastelle. Die Stichprobe stellte sich als zu klein dar, um mittels Faktorenanalysen die Itemgruppierung zur Skalenbildung verbessern zu können. Aus diesem Grund wurde angestrebt, die Ergebnisse der von Feldkötter (2003) durchgeführten Faktorenanalyse zu nutzen. Die modifizierten Skalen stellten sich gegenüber den a-priori gebildeten Skalen jedoch nicht als überlegen dar. 6 Diskussion 128 Die zur Verfügung stehende Fallzahl bei der Untersuchung der RetestReliabilität durch die Darstellung korrelativer Zusammenhänge zwischen Skalen zu aufeinander folgenden Messzeitpunkten, schrumpfte aufgrund fehlender Erhebungen im Verlauf der Behandlung stark zusammen. Die Aussagekraft dieser Untersuchung wird hierdurch stark eingeschränkt. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde auf eine externe Validierung mit Hilfe anderer Messinstrumente verzichtet. Die Arbeit von Feldkötter (2003) ergab erfreuliche Ergebnisse der Validität des SELBST-Fragebogens. Dennoch ist eine Übertragbarkeit dieser Ergebnisse nicht unbedingt gegeben. Die Qualität des Elternurteils wird dadurch eingeschränkt, dass sie im Normalfall ihr Kind während des stationären Aufenthalts nur am Wochenende sehen. Somit können sie über einige der erfragten Aspekte nur indidirekt urteilen. Im Teamurteil ergaben sich einige Schwächen des Fragebogens, v.a. in Punkto Retest-Reliabilität. Dieses schlechte Ergebnis ist auf den häufigen Wechsel der Beobachter zurückzuführen. Bei der Betrachtung des Verlaufs der Erhebungen muss dieser Umstand als Fehlerquelle berücksichtigt werden. Weiterhin werden die Ergebnisse der Verlaufsbetrachtung aufgrund fehlender Werte im Verlauf der Behandlung eingeschränkt. Die Missings im Verlauf wurden durch die Zeitreihenmittelwerte ersetzt. Dies stellte einen Versuch dar, den Verlauf der Behandlung beim einzelnen Patienten möglichst unverfälscht zu belassen. 6 Diskussion 129 6.5 Ausblick Die vorliegende Arbeit bestätigte die ersten Hinweise auf die Wirksamkeit einer multimodalen stationären Kurzzeittherapie mit kognitiv- verhaltenstherapeutischem Ansatz bei n = 40 Jugendlichen mit emotional bedingtem Schulabsentismus. Die niedrige Fallzahl und das Fehlen einer Kontrollgruppe schränken die Aussagekräftigkeit der Ergebnisse ein. Es wäre wünschenswert, die Ergebnisse in folgenden randomisiert-kontrollierten Studien anhand größerer Stichproben zu bestätigen. Zur Verbesserung der Auswertbarkeit des Fragebogens könnte es beitragen, dass er mehr Informationen zur Situation des Schülers zum Erhebungszeitpunkt liefert: z.B. ob zum Erhebungszeitpunkt ein Schulbesuch findet und eventuelle Begründung für Fernbleiben vom Unterricht. Außerdem wäre es sinnvoll das Teamurteil als Instrument der Verlaufsbetrachtung neu zu Überdenken. Die schlechte Retest-Reliabilität schränkt die Verwertbarkeit des Teamurteils für diese Fragestellung stark ein. Eine Verbesserung könnte erreicht werden, wenn eine konstante Beurteilung durch immer den gleichen Teammitarbeiter erreicht würde. Dies stellt sich im Arbeitsalltag jedoch als schwer durchführbar dar. Hilfreich könnte sich eine Information des Fragebogens zum Beurteiler der Erhebung erweisen. Sobald aus verschiedenen Fragebögen ersichtlich wird, ob sie von ein und dem selbem oder von unterschiedlichen Beurteilern ausgefüllt wurden, könnte sich die Vergleichbarkeit der Fragebögen zu verschiedenen Zeitpunkten verbessern. Weiterhin wäre es vorstellbar, ein Urteil durch den behandelnden Therapeuten in die multiple Diagnostik des SELBST-Fragebogens zu integrieren. Der Jugendliche füllt den Fragebogen in der Regel während der Sitzungen mit seinem Therapeuten aus. Zu diesem Zeitpunkt könnte auch das Therapeutenurteil erhoben werden. Die Urteile könnten also zeitgleich erhoben werden. Der Therapeut bleibt, bis auf wenige Ausnahmen, während der stationären Behandlung der Jugendlichen gleich. Somit würde ein konstantes 6 Diskussion 130 Fremdurteil entstehen. Im Vergleich zum Teamurteil hat der Therapeut jedoch weniger Einsicht in das Alltagsverhalten des Jugendlichen. Das Team betreut den Jugendlichen in alltäglichen Situationen wie Lerncamp, Freizeit und Essen. Somit kann das behandelnde Team über diese Bereiche wesentlich besser berichten als der Therapeut. Die vorliegende Arbeit bezog sich hinsichtlich der Validierung der Skalen auf die Ergebnisse von Feldkötter (2003). Er validierte die Skalen an einer ambulanten Stichprobe an Skalen des CBCL. Zur weiteren Evaluation des SELBSTFragebogens als Messinstrument für adoleszententypische Probleme während einer stationären Behandlung, wäre es wünschenswert die Ergebnisse des Fragebogens während der Behandlung an anderen Messinstrumenten zu validieren. Als Messinstrument für den Beginn der stationären Behandlung wäre es wünschenswert zu erfahren, ob sich bestimmte Problemkonstellationen auf die Erfolgswahrscheinlichkeit oder die Behandlungsdauer auswirken. Zurzeit wird an der Eruierung Behandlungsdauer von Prädiktoren der multimodalen für den Therapieerfolg stationären Verhaltenstherapeutisch-Kognitivem Ansatz geforscht. oder der Kurzzeittherapie mit 7 Zusammenfassung 131 7 Zusammenfassung Einleitung: Der Besuch und regelrechte Abschluss der Schule hat einen bedeutenden Einfluss auf die spätere berufliche Qualifikation und somit die soziale Position in der Gesellschaft (Walter et al. 2005). Ungefähr 5% der Schüler in Deutschland gelingt es nicht, die Schule regelmäßig zu besuchen (Buhse et al. 2003). Die Ursachen dafür sind vielfältig. Von den Schülern die ausschließlich aufgrund körperlicher Erkrankung der Schule fernbleiben, lassen sich die primär dissozial begründeten Schulschwänzer und die Jugendlichen unterscheiden, die aufgrund emotionaler Gründe wie z.B. sozialen Ängsten oder Depressionen, nicht mehr zur Schule gehen. Es gibt erste Hinweise für die Wirksamkeit stationärer Therapie mit kognitiv-verhaltenstherapeutischem Ansatz bei Jugendlichen mit emotional bedingtem Schulabsentismus (Walter et al. 2005; Ziegert 2006). Methode: Untersucht wurde eine Stichprobe von n = 40 Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren, die wegen emotional bedingtem Schulabsentismus stationär behandelt wurden. Durchgeführt wurde eine multimodale stationäre Kurzzeittherapie mit kognitiv-verhaltenstherapeutischem Ansatz. Die Therapie dauerte zwischen 3 und 28 Wochen, im Mittel 8 Wochen. Im Verlauf der Behandlung wurde der SELBST-Fragebogen zur Erfassung adoleszentenspezifischer Probleme aus Sicht der Jugendlichen, ihrer Eltern und des behandelnden Teams mindestens einmal in der Woche erhoben. Der Fragebogen besteht aus 26 Items, die zu den sechs Skalen „Selbstwertprobleme“, „Beziehungsprobleme“, „Leistungsprobleme“, „Angst und Somatisierung“, „Individualisierte Probleme“ und der Gesamtskala zusammengefasst werden. Die Skalen des Fragebogens wurden auf zentrale psychometrische Eigenschaften untersucht und bewertet. Anschließend wurde der Verlauf der Behandlung mittels varianzanalytischer Verfahren untersucht und die Wirksamkeit der Therapie überprüft. Ergebnisse: Hinsichtlich der Reliabilität als Untersuchungskriterium der internen Konsistenz fielen die Ergebnisse der Gesamtskala und der Skala 7 Zusammenfassung 132 „Selbstwertprobleme“ zufrieden stellend aus. Die Skalen „Leistungsprobleme“, „Angst und Somatisierung“ sowie „Individualisierte Probleme“ lieferten nicht ganz zufrieden stellende interne Konsistenzen. Die Skala „Beziehungsprobleme“ erwies sich in Punkto Reliabilität als ungenügend. Die Untersuchung Retest-Reliabilität lieferte im Selbst- und Elternurteil zufrieden stellende Ergebnisse. Im Teamurteil fiel sie unzufriedenstellend aus. Vom Beginn zum Ende der Behandlung zeigte sich in den Skalen „Angst und Somatisierung“ sowie „Individualisierte Probleme“ im Selbsturteil (p < .01), im Elternurteil (p < .01) und im Teamurteil (p < .05) ein signifikanter Rückgang der angegebenen Probleme während der Behandlung. Die Gesamtskala sowie die Skalen „Selbstwertprobleme“ und „Beziehungsprobleme“ zeigten einen signifikanten Rückgang der angegebenen Probleme im Selbsturteil (p < .05) und im Elternurteil (p < .01). Im Teamurteil ergaben sich keine signifikanten Unterschiede der Ausprägung dieser Probleme zu Beginn und zum Ende der Behandlung. In der Skala „Leistungsprobleme“ stellte sich der Rückgang der angegebenen Probleme nur im Elternurteil als signifikant dar (p < .01). Im Selbsturteil und im Teamurteil ging die Ausprägung der Leistungsprobleme tendenziell zurück. Im Folgenden wurden der Verlauf der Behandlung bei unterschiedlich lange behandelten Patienten verglichen und mittels zweifaktorieller Varianzanalysen mit Messwiederholung auf die Haupteffekte Messzeitpunkt und Behandlungsdauer sowie die Interaktionseffekte, als Hinweis auf den Behandlungseffekt, getestet. Der Haupteffekt Behandlungsdauer lieferte keine signifikanten Unterschiede im Selbsturteil und im Elternurteil. Im Teamurteil zeichnete sich hier ein signifikanter Haupteffekt ab (p < .01), der jedoch nicht wie erwartet ausfiel. Die Interaktionseffekte zwischen Messzeitpunkt und Behandlungsdauer fielen im Selbsturteil, im Elternurteil und im Teamurteil nicht signifikant aus. In den Skalen „Selbstwertprobleme“, „Angst und Somatisierung“ sowie in der Gesamtskala bewerteten die Jugendlichen die Ausprägung ihrer Probleme 7 Zusammenfassung 133 niedriger als ihre Eltern und das behandelnde Team. In der Skala „Beziehungsprobleme“ bestand ein relativ hoher Zusammenhang zwischen Selbst- und Elternurteil, während das Team über deutlich höhere Probleme in diesem Bereich berichtete. In allen Skalen fiel der Effekt der Behandlung im Elternurteil am stärksten aus. Diskussion: Der Fragebogen erwies sich im Selbst- und Elternurteil bei der psychometrischen Untersuchung als zufrieden stellend. Die teilweise verbesserungswürdigen internen Konsistenzen der Skalen sind hinsichtlich der Funktion des Fragebogens verständlich: Der SELBST-Fragebogen soll bei geringem Testaufwand einen Überblick über unterschiedliche Problembereiche geben. Daher muss er relativ heterogene Items und Skalen zusammenfassen. Im Teamurteil erwies sich der SELBST-Fragebogen als nicht ganz zufrieden stellend. Insbesondere hinsichtlich der unzureichenden Retest-Reliabilität ist der Fragebogen im Teamurteil in seiner Funktion als Instrument zur Verlaufsbetrachtung zu überdenken. Im Verlauf der Behandlung lies sich ein signifikanter Rückgang (p < .01) der Auffälligkeit in der Gesamtskala im Selbst- und Elternurteil nachweisen. Im Teamurteil nahm die Auffälligkeit hier tendenziell ab. Im Selbsturteil und im Elternurteil zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den unterschiedlich lange behandelten Patienten hinsichtlich der Ausprägung der Probleme in der Gesamtskala über den Verlauf der Behandlung. Zwischen den unterschiedlich lange behandelten Patienten zeigte sich hinsichtlich des Behandlungseffekts in keinem Urteil ein signifikanter Unterschied. Die Ergebnisse bestätigen die ersten Hinweise auf die Wirksamkeit der multimodalen stationären verhaltenstherapeutischem Ansatz. Kurzzeittherapie mit kognitiv- 8 Literaturverzeichnis 134 8 Literaturverzeichnis 1. Achenbach T. (1991): Manual for the Child Behavior Checklist/4-18 & 1991 Profile. Burlington: University of Vermont, Department of Psychiatry. 2. 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