Formatvorlage für wissenschaftliche Arbeiten

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Aus der
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und
Jugendalters der Universität zu Köln
Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. G. Lehmkuhl
Kurzzeiteffekte der stationären Behandlung
von Jugendlichen mit emotional bedingtem
Schulabsentismus
Eine Analyse des Verlaufs mit Hilfe des
SELBST - Fragebogens
Inaugural – Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde
der Hohen Medizinischen Fakultät
der Universität zu Köln
vorgelegt von
Bernd Matthis Hunscha
aus Frankfurt am Main
Promoviert am:
6.5.2009
Gedruckt mit der Genehmigung der Medizinischen Fakultät der Universität zu
Köln 2009
Dekanin/Dekan: Universitätsprofessor Dr. med. J. Klosterkötter
1. Berichtserstatterin/Berichtserstatter:
Universitätsprofessor Dr. sc. hum. M. Döpfner
2. Berichtserstatterin/Berichtserstatter:
Professor Dr. rer. nat. Dr. rer. medic. R. Pukrop
Erklärung
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit ohne unzulässige Hilfe
Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt
habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken
sind als solche kenntlich gemacht.
Bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie bei der Herstellung des
Manuskriptes habe ich Unterstützungsleistungen von folgenden Personen
erhalten:
Dr. Dipl. Psych. Daniel Walter
Universitätsprofessor Dr. sc. hum. M. Döpfner
Dr. Dipl. Psych. Dieter Breuer
Weitere Personen waren an der geistigen Herstellung der vorliegenden Arbeit
nicht beteiligt. Insbesondere habe ich nicht die Hilfe eines Promotionsberaters
in Anspruch genommen. Dritte haben von mir weder unmittelbar noch mittelbar
geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem
Inhalt der vorgelegten Dissertation stehen.
Die Arbeit wurde von mir bisher weder im Inland noch im Ausland in gleicher
oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und ist auch
noch nicht veröffentlicht.
Köln, den 22.10.2008
(Unterschrift)
Das Thema der vorliegenden Arbeit habe ich mir gemeinsam mit Dr. Daniel
Walter ausgesucht.
Die dieser Arbeit zugrunde liegenden Daten wurden ohne meine Mitarbeit in der
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und
Jugendalters der Universität zu Köln erhoben und von mir selbst ausgewertet.
Meinen Eltern
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die zur Fertigstellung
dieser Arbeit beigetragen haben:
Ich bedanke mich herzlich bei Dr. Daniel Walter für die Überlassung des
Themas und seine geduldige und zuverlässige Unterstützung in allen Phasen
der Umsetzung dieser Arbeit.
Großer Dank geht an meinen Doktorvater Professor Manfred Döpfner für seine
hilfreichen Anmerkungen und Ratschläge.
Weiterhin danke ich den Mitarbeitern der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und
Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln, im
Besonderen
der
Jugendstation
3
und
den
Teilnehmern
der
Forschungskonferenz.
Von ganzem Herzen danke ich meinen Eltern für die Ermöglichung des
Medizinstudiums und ihre liebevolle Unterstützung in allen Lebensbereichen.
Inhaltsverzeichnis
I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis .......................................................................................... VII
Abbildungsverzeichnis................................................................................... IX
Tabellenverzeichnis ........................................................................................ XI
Abkürzungsverzeichnis ................................................................................XVI
1 Einleitung....................................................................................................... 1
2 Theoretischer und empirischer Hintergrund .............................................. 4
2.1 Definition von emotional bedingtem Schulabsentismus............................ 4
2.2 Erklärungsansätze und Klassifikationen ................................................... 5
2.3 Epidemiologie ........................................................................................... 8
2.4 Schulabsentismus und psychische Störungen ......................................... 9
2.5 Diagnostik adoleszententypischer Probleme .......................................... 11
2.6 Therapie von emotional bedingtem Schulabsentismus........................... 13
3 Fragestellung und Hypothesen der Untersuchung .................................. 18
4 Methode ....................................................................................................... 21
4.1 Stichprobenkriterien................................................................................ 21
4.2 Stichprobenselektionsprozess ................................................................ 22
4.3 Untersuchungsverlauf............................................................................. 22
4.4 Behandlungskonzept .............................................................................. 23
4.5 Beschreibung des SELBST-Fragebogens .............................................. 26
4.6 Beschreibung der Stichprobe ................................................................. 32
4.8 Verwendete Verfahren der Datenanalyse............................................... 37
4.7 Vorhandene Daten.................................................................................. 40
4.8 Umgang mit Missings ............................................................................. 44
5 Ergebnisse................................................................................................... 47
5.1 Güte des Messinstruments ..................................................................... 47
5.1.1 Reliabilität der Skalen...................................................................... 49
5.1.2 Zusammenhänge zwischen den Skalen.......................................... 63
5.1.3 Zusammenhänge zwischen den Urteilen ........................................ 67
Inhaltsverzeichnis
I
5.1.4 Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Messzeitpunkten .... 71
5.2 Betrachtung des Verlaufs der stationären Behandlung........................... 76
5.2.1 Vergleich der Prä- und Postmessung.............................................. 77
5.2.2 Verlauf in Behandlungsdritteln ........................................................ 92
5.2.3 Verlauf in Behandlungswochen ..................................................... 107
6 Diskussion ................................................................................................. 115
6.1 Güte des Messinstruments ................................................................... 115
6.2 Verlauf der Behandlung ........................................................................ 121
6.3 Einordnung der Ergebnisse in den Forschungsstand ........................... 125
6.4 Grenzen der Arbeit ............................................................................... 127
6.5 Ausblick ................................................................................................ 129
7 Zusammenfassung ................................................................................... 131
8 Literaturverzeichnis .................................................................................. 134
Anhang 1: SELBST – Jugendlichen Fragebogen in der alten Version.... 140
Anhang 2: SELBST – Eltern Fragebogen in der alten Version................. 141
Anhang 3: SELBST – Jugendlichen Fragebogen in der neuen Version.. 142
Anhang 4: SELBST – Eltern Fragebogen in der neuen Version............... 143
Anhang 5: SELBST – Team Fragebogen.................................................... 144
Lebenslauf .................................................................................................... 145
Abbildungsverzeichnis
II
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Alter der Patienten in Jahren....................................................... 32
Abbildung 2: IQ-Standardwerte ........................................................................ 33
Abbildung 3: Besuchte Schulform vor Aufnahme ............................................. 34
Abbildung 4: Erste Diagnose nach ICD-10....................................................... 35
Abbildung 5: Zweite Diagnose nach ICD-10 .................................................... 36
Abbildung 6: Behandlungsdauer in Wochen .................................................... 37
Abbildung 7: Verlauf der Mittelwerte der Skalen "Selbstwertprobleme",
"Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und
Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala
von Prä- zu Postmessung im Selbsturteil ................................... 78
Abbildung 8: Verlauf der Mittelwerte der Skalen "Selbstwertprobleme",
"Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und
Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala
von Prä- zu Postmessung im Elternurteil.................................... 80
Abbildung 9: Verlauf der Mittelwerte der Skalen "Selbstwertprobleme",
"Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und
Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala
von Prä- zu Postmessung im Teamurteil .................................... 82
Abbildung 10: Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala von Prä- zur
Postmessung im Selbsturteil, getrennte Darstellung für die kurz,
mittel und lang behandelten Patientengruppen .......................... 86
Abbildung 11: Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala von Prä- zur
Postmessung im Elternurteil, getrennte Darstellung für die kurz,
mittel und lang behandelten Patientengruppen .......................... 88
Abbildung 12: Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala von Prä- zur
Postmessung im Teamurteil, getrennte Darstellung für die kurz,
mittel und lang behandelten Patientengruppen .......................... 90
Abbildungsverzeichnis
II
Abbildung 13: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die
Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern und Teamurteil. ................ 93
Abbildung 14: Verlauf der Mittelwerte der Skala „Selbstwertprobleme“ über die
Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil................ 96
Abbildung 15: Verlauf der Mittelwerte der Skala "Beziehungsprobleme" über die
Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil................ 98
Abbildung 16: Verlauf der Mittelwerte der Skala "Leistungsprobleme" über die
Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil.............. 100
Abbildung 17: Verlauf der Mittelwerte der Skala "Angst und Somatisierung" über
die Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil ........ 102
Abbildung 18: Verlauf der Mittelwerte der Skala "Angst und Somatisierung" über
die Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil ........ 104
Abbildung 19: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten drei
Behandlungswochen im Selbst-, Eltern- und Teamurteil .......... 108
Abbildung 20: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten drei
Behandlungswochen, getrennte Darstellung der kurz, mittel und
lang behandelten Patientengruppen, getrennte Graphen für
Selbst-, Eltern- und Teamurteil ................................................. 109
Abbildung 21: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten sieben
Behandlungswochen im Selbst-, Eltern- und Teamurteil .......... 110
Abbildung 22: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten sieben
Behandlungswochen, getrennte Darstellung der kurz, mittel und
lang behandelten Patientengruppen, getrennte Graphen für
Selbst-, Eltern- und Teamurteil ................................................. 112
Abbildung 23: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten elf
Behandlungswochen im Selbst-, Eltern- und Teamurteil .......... 113
Tabellenverzeichnis
III
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Skala "Selbstwertprobleme" nach inhaltlich-theoretisch begründeter
Itemgruppierung ............................................................................. 28
Tabelle 2: Skala "Beziehungsprobleme" nach inhaltlich-theoretisch begründeter
Itemgruppierung ............................................................................. 29
Tabelle 3: Skala "Leistungsprobleme" nach inhaltlich-theoretisch begründeter
Itemgruppierung ............................................................................. 29
Tabelle 4: Skala "Angst und Somatisierung" nach inhaltlich-theoretisch
begründeter Itemgruppierung......................................................... 29
Tabelle 5: Skala "Individualisierte Probleme" nach inhaltlich-theoretisch
begründeter Itemgruppierung......................................................... 29
Tabelle 6: Skala "Selbstwertprobleme" nach der von Feldkötter (2003)
vorgeschlagenen Itemgruppierung ................................................. 30
Tabelle 7: Skala "Streitbeziehungen" nach der von Feldkötter (2003)
vorgeschlagenen Itemgruppierung ................................................. 31
Tabelle 8: Skala "Aktivitäts- und Affektprobleme" nach der von Feldkötter (2003)
vorgeschlagenen Itemgruppierung ................................................. 31
Tabelle 9: Skala "Leistungsprobleme" nach der von Feldkötter (2003)
vorgeschlagenen Itemgruppierung ................................................. 31
Tabelle 10: Absolute und relative Häufigkeit der vorhandenen Erhebungen der
Items (1) - (18) des SELBST-Fragebogens im Eltern-, Selbst- und
Teamurteil ...................................................................................... 42
Tabelle 11: Absolute und relative Häufigkeit der vorhandenen Erhebungen der
Items (19) - (26) des SELBST-Fragebogens im Eltern-, Selbst- und
Teamurteil ...................................................................................... 43
Tabelle 12: Maximaler prozentualer Anteil tolerierter Missings in den Skalen
"Selbstwertprobleme", "Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme"
und "Angst und Somatisierung"...................................................... 44
Tabellenverzeichnis
III
Tabelle 13: Absolute und relative Häufigkeit der nach den Missingkriterien
bildbaren Skalen der alten Version des SELBST-Fragebogens im
Eltern-, Selbst- und Teamurteil....................................................... 45
Tabelle 14: Absolute und relative Häufigkeit der nach den Missingkriterien
bildbaren Skalen der neuen Version des SELBST-Fragebogens im
Eltern-, Selbst- und Teamurteil....................................................... 45
Tabelle 15: Prozentualer Anteil einzelner Item-Missings in den gebildeten
Skalen ............................................................................................ 46
Tabelle 16: Anzahl der Fälle zur Betrachtung der Skalen "Selbstwertprobleme",
"Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und
Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala
über die Itemmittelwerte des Verlaufs sowie zur vierten und fünften
Behandlungswoche ........................................................................ 48
Tabelle 17: Interne Konsistenz der Skala "Selbstwertprobleme" über die ItemMittelwerte des Verlaufs ................................................................. 50
Tabelle 18: Interne Konsistenz der Skala "Beziehungsprobleme" über die ItemMittelwerte des Verlaufs ................................................................. 51
Tabelle 19: Interne Konsistenz der Skala "Leistungsprobleme" über die ItemMittelwerte des Verlaufs ................................................................. 52
Tabelle 20: Interne Konsistenz der Skala "Angst und Somatisierung" über die
Mittelwerte des Verlaufs ................................................................. 53
Tabelle 21: Interne Konsistenz der Skala "Individualisierte Probleme" über die
Mittelwerte des Verlaufs ................................................................. 54
Tabelle 22: Interne Konsistenz der Gesamtskala über die Mittelwerte des
Verlaufs .......................................................................................... 56
Tabelle 23: Interne Konsistenz der Skala "Selbstwertprobleme" nach der von
Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung..................... 59
Tabelle 24: Interne Konsistenz der Skala "Streitbeziehungen" nach der von
Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung..................... 60
Tabellenverzeichnis
III
Tabelle 25: Interne Konsistenz der Skala "Aktivitäts- und Affektprobleme“ nach
der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung........ 61
Tabelle 26: Interne Konsistenz der Skala "Leistungsprobleme" nach der von
Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung..................... 62
Tabelle 27: Korrelationen zwischen den Skalen des Selbsturteils (Korrelation
nach Spearman, 2-seitige Signifikanz) ........................................... 64
Tabelle 28: Korrelationen zwischen den Skalen des Elternurteils (Korrelation
nach Spearman, 2-seitige Signifikanz) ........................................... 65
Tabelle 29: Korrelationen zwischen den Skalen des Teamurteils (Korrelation
nach Spearman, 2-seitige Signifikanz) ........................................... 66
Tabelle 30: Korrelationen zwischen Skalen des Eltern- und des Selbsturteils
(Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz)........................ 68
Tabelle 31: Korrelationen zwischen den Skalen des Team- und des
Selbsturteils (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz) ... 69
Tabelle 32: Korrelationen zwischen den Skalen des Eltern- und des Teamurteils
(Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz)........................ 70
Tabelle 33: Korrelationen zwischen den Skalen der vierten und fünften
Behandlungswoche im Elternurteil (Korrelation nach Spearman, 2seitige Sigifikanz) ........................................................................... 72
Tabelle 34: Korrelationen zwischen den Skalen der vierten und fünften
Behandlungswoche im Selbsturteil (Korrelation nach Spearman, 2seitige Sigifikanz) ........................................................................... 73
Tabelle 35: Korrelationen zwischen den Skalen der vierten und fünften
Behandlungswoche im Teamurteil (Korrelation nach Spearman, 2seitige Signifikanz) ......................................................................... 74
Tabelle 36: Fallzahlen zur Betrachtung des Verlaufs der Skalen
„Selbstwertprobleme“, „Beziehungsprobleme“, „Leistungsprobleme“,
„Angst und Somatisierung“, „Individualisierte Probleme“ und der
Gesamtskala .................................................................................. 77
Tabellenverzeichnis
III
Tabelle 37: Verlauf der Mittelwerte der Skalen "Selbstwertprobleme",
"Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und
Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala
von Prä- zu Postmessung im Selbsturteil, einfaktorielle
Varianzanalyse mit Messwiederholung .......................................... 79
Tabelle 38: Verlauf der Mittelwerte der Skalen "Selbstwertprobleme",
"Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und
Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala
von Prä- zu Postmessung im Elternurteil, einfaktorielle
Varianzanalyse mit Messwiederholung .......................................... 81
Tabelle 39: Verlauf der Mittelwerte der Skalen "Selbstwertprobleme",
"Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme", "Angst und
Somatisierung", "Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala
von Prä- zu Postmessung im Teamurteil, einfaktorielle
Varianzanalyse mit Messwiederholung .......................................... 84
Tabelle 40: Übersicht der kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen
....................................................................................................... 85
Tabelle 41: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Effektstärke nach
Cohen (d), Partielles Eta2, F-Werte und Signifikanzen (2-seitig) der
Gesamtskala im Selbsturteil: Vergleich der Prä- und Postmessung
zwischen den kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen,
zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung, kurz: n=11,
mittel: n=14, lang: n=11.................................................................. 87
Tabelle 42: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Effektstärke nach
Cohen (d), Partielles Eta2, F-Werte und Signifikanzen (2-seitig) der
Gesamtskala im Elternurteil: Vergleich der Prä- und Postmessung
zwischen den kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen,
zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung, kurz: n=11,
mittel: n=14, lang: n=11.................................................................. 89
Tabellenverzeichnis
III
Tabelle 43: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Effektstärke nach
Cohen (d), Partielles Eta2, F-Werte und Signifikanzen (2-seitig) der
Gesamtskala im Teamurteil: Vergleich der Prä- und Postmessung
zwischen den kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen,
zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung, kurz: n=11,
mittel: n=14, lang: n=11.................................................................. 91
Tabelle 44: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df),
F-Werte, Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der
Gesamtskala im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die
Behandlungsdrittel.......................................................................... 95
Tabelle 45: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df),
F-Werte, Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala
„Selbstwertprobleme“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die
Behandlungsdrittel.......................................................................... 97
Tabelle 46: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df),
F-Werte, Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala
„Beziehungsprobele“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die
Behandlungsdrittel.......................................................................... 99
Tabelle 47: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df),
F-Werte, Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala
„Leistungsprobleme“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die
Behandlungsdrittel........................................................................ 101
Tabelle 48: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df),
F-Werte, Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala
„Angst und Soamtisierung“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über
die Behandlungsdrittel.................................................................. 103
Tabelle 49: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df),
F-Werte, Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala
„Individualisierte Probleme“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über
die Behandlungsdrittel.................................................................. 105
Abkürzungsverzeichnis
IV
Abkürzungsverzeichnis
ADHS
Aufmerksamkeitsdefitit- / Hyperaktivitätsstörung
CBCL
Child Behavior Checklist
DIKJ
Depressionsinventar für Kinder und Jugendliche
DSM-IV
Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders
FBB-ANG
Fremdbeurteilungsbogen – Angststörungen
FBB-DES
Fremdbeurteilungsbogen – Depressive Störungen
HAWIK-III
Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder – III
HAWIE-R
Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Erwachsene Revision 1991
ICD-10
International
Classification
Internationale
statistische
of
Diseases
Klassifikation
/
der
Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme
LAVI
Lern- und Arbeitsverhaltensinventar
SBB-ANG
Selbstbeurteilungsbogen – Angststörungen
SBB-DES
Selbstbeurteilungsbogen – Depressive Störungen
SD
Standard Deviation (Standardabweichung)
SDQ
Strenghts and Difficulties Questionaire
SELBST
Therapieprogramm für Jugendliche mit Selbstwert-,
Leistungs- und Beziehungsstörungen
SPE
Fragebogen zu sozialphobischen Einstellungen
SPK
Fragebogen zu sozialphobischen Kognitionen
SPV
Fragebogen zu sozialphobischem Verhalten
2 Einleitung
1
1 Einleitung
Der Besuch und regelrechte Abschluss der Schule hat in unserer Gesellschaft
einen bedeutenden Einfluss auf die berufliche, finanzielle und soziale Zukunft
der Schüler. Die Beurteilung der schulischen Leistungen mittels Schulnoten und
Zeugnissen
entscheidet
über
den
Zugang
zu
spezifischen
Ausbildungsmöglichkeiten und damit beruflichen Qualifikationen (Walter et al.
2005). In Deutschland gibt es etwa 10 Millionen Schüler. Von diesen schaffen
es ca. 5% nicht, regelmäßig die Schule zu besuchen (Buhse et al. 2003).
Chronisches Fernbleiben vom Unterricht ist häufig mit dem Abbruch der Schule
verbunden (Kearney 2008). Der fehlende Abschluss erschwert das Finden
eines
Ausbildungsplatzes
und
somit
den
Einstieg
in
eine
stabile
Erwerbstätigkeit.
Die Gründe für Schüler, der Schule fernzubleiben sind vielfältig. Neben den
Jugendlichen, die entschuldigt fehlen (z.B. im Krankheitsfall), gibt es
verschiedene Ursachen, die zum unentschuldigten Fernbleiben vom Unterricht
führen (Kearney 2004). Hier lassen sich von den dissozial bedingten
Schulverweigerern, den so genannten „Schulschwänzern“, die Schüler
unterscheiden, die vorwiegend
aufgrund emotionaler Störungen und
Belastungen (z.B. depressive Verstimmung oder soziale Ängste) nicht mehr die
Schule besuchen (Egger et al. 2003). Mit diesem emotional bedingten
Schulabsentismus beschäftigt sich die vorliegende Arbeit.
Durch Schulabsentismus werden nicht nur schulische sondern auch soziale
Leistungen gefährdet. Verlieren die Schüler den Anschluss zu Gleichaltrigen,
kann dies bis hin zur sozialen Isolation führen (Last et al. 1990; King et al.
2001). Die psychosoziale Entwicklung der Kinder und Jugendlichen ist durch
ein hohes Risiko der Chronifizierung der Problematik gefährdet (Elliot 1999).
Chronischer Schulabsentismus stellt neben der Gefährdung der sozialen und
ökonomischen Zukunft einen Risikofaktor für psychiatrische Erkrankungen im
Erwachsenenalter dar (Tramontina et al. 2001). Dieser Umstand macht eine
zügige und professionelle Behandlung notwendig (Elliot 1999). Ist die
2 Einleitung
2
Problematik durch ein ambulantes Setting nicht in den Griff zu bekommen, so
ist eine stationäre Behandlung indiziert (Lauchlan 2003).
Die Behandlung von Jugendlichen mit schulabsentem Verhalten konzentriert
sich auf die Reduktion der mit Schulabsentismus assoziierten Symptome (im
Besonderen Ängste und Depressionen). Hinsichtlich dieser Ziele gibt es in der
Literatur verschiedene klinische Studien, die die Wirksamkeit von Interventionen
mit kognitiv-verhaltenstherapeutischem Ansatz belegen (Kearney 2008).
An der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und
Jugendalters der Universität zu Köln gibt es seit 2004 eine Station, die speziell
Jugendliche mit emotional bedingtem Schulabsentismus behandelt. Es liegen
erste Hinweise für die Wirksamkeit der hier durchgeführten multimodalen
stationären Kurzzeittherapie mit kognitiv-verhaltenstherapeutischem Ansatz vor
(Walter et al. 2005; Ziegert 2006).
Eine umfassende Diagnostik des betroffenen Schülers und seines Umfeldes ist
die Voraussetzung für gezielte therapeutische Interventionen. Jedoch lassen
sich mit Hilfe der bekannten Klassifikationssysteme ICD-10 und DSM-IV die
Probleme von Jugendlichen häufig nur unzureichend abbilden. Häufig findet
sich bei Jugendlichen ein Konglomerat von Symptomen aus unterschiedlichen
Störungsbereichen, von denen die Ausprägung jedes einzelnen Symptoms für
sich genommen häufig im subklinischen Bereich liegt (Walter et al. 2006).
Um diesem Umstand Rechnung zu tragen wurde der SELBST-Fragebogen zur
Erfassung adoleszentenspezifischer Probleme an der Ambulanz der Klinik und
Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der
Universität zu Köln entwickelt. Mit geringem Testaufwand soll durch ihn ein
Überblick über die vorliegenden Probleme aus den Bereichen Selbstwert,
Beziehungen, Leistung, sowie Angst und Somatisierung geschaffen werden.
Nach dem Konzept der multiplen Verhaltens- und Psychodiagnostik wird der
Fragebogen aus Sicht des Jugendlichen, seiner Eltern und des behandelnden
Teams erhoben. Der Fragebogen erwies sich in ersten Untersuchungen vor
allem Hinsichtlich seiner Validität als verdienstvoll (Feldkötter 2003).
2 Einleitung
3
In der vorliegenden Arbeit wird der SELBST-Fragebogen eingesetzt, um den
Verlauf
einer
stationären
Kurzzeittherapie
verhaltenstherapeutischem Ansatz zu untersuchen.
mit
kognitiv-
2 Theoretischer und empirischer Hintergrund
4
2 Theoretischer und empirischer Hintergrund
2.1 Definition von emotional bedingtem Schulabsentismus
Um emotional bedingten Schulabsentismus zu definieren, kann nicht auf die
bekannten Klassifikationssysteme für psychische Störungen, ICD-10 (World
Health Organisation, 2000) oder DSM-IV (American Psychological Association,
1996), zurückgegriffen werden. In den genannten Klassifikationssystemen
findet man keine eigene diagnostische Kategorie für Schüler, die Probleme mit
einem
regelmäßigen
Schulabsentismus
ist
Schulbesuch
keine
haben.
umschriebene
Emotional
psychische
bedingter
Störung
oder
diagnostische Entität (Jans et al. 2004). Schulverweigerung tritt in den
Klassifikationssystemen
(ICD-10
und
DSM-IV)
lediglich
als
Symptom
verschiedener Krankheitsbilder auf. So z.B. bei der „Emotionalen Störung mit
Trennungsangst im Kindesalter“ (ICD10: F93.0), bei phobischen Störungen
(ICD10: F40.-), bei der „Störung des Sozialverhaltens“ (ICD10: F91.-) oder einer
Anpassungsstörung (ICD10: F43.-) (Saß et al. 2006; Dilling et al. 2006).
Das hat zur Folge, dass es keinen internationalen Konsens der Nomenklatur
von Schulabsentismus gibt. Im alltäglichen Sprachgebrauch trifft man auf eine
große Vielzahl von Begriffen, die den Umstand beschreiben, dass Schüler nicht
mehr
die
Schule
Schulvermeidung,
besuchen.
Schulflucht,
Man
spricht
von
Schulschwänzen,
Schulverweigerung,
Schulmüdigkeit,
Schulverdrossenheit und Schulphobie, um nur einige der gängigen Begriffe zu
nennen (Reißig 2001; Ziegert 2006).
In der vorliegenden Arbeit wird für das Phänomen, dass Schüler der Schule fern
bleiben, der Begriff Schulabsentismus verwendet. Dieser Begriff beschreibt
neutral, dass Schüler die Schule nicht besuchen, ohne dabei Annahmen über
Gründe zu machen oder willentliche Entscheidungen des Jugendlichen zu
implizieren (Walter et al. 2005). Durch den Begriff „emotional bedingt“ wird der
Begriff spezifiziert. Beim emotional bedingten Schulabsentismus spielen
emotionale Beeinträchtigungen des Schülers oder emotionaler Stress, der mit
2 Theoretischer und empirischer Hintergrund
5
der Schule verbunden wird, eine wichtige auslösende oder aufrechterhaltende
Rolle.
Der
emotional
bedingte
Schulabsentismus
steht
in
Abgrenzung
zum
Schulabsentismus, der ausschließlich durch eine körperliche Erkrankung
bedingt
ist
und
dem
Schulabsentismus,
bei
dem
eine
emotionale
Beeinträchtigung oder emotionaler Stress als ein Grund für Schulabwesenheit
des Schülers gänzlich ausgeschlossen werden kann.
2.2 Erklärungsansätze und Klassifikationen
Seit den 1930er Jahren beschäftigt sich die kinderpsychiatrische Literatur mit
dem Phänomen, dass Kinder und Jugendliche der Schule fern bleiben. 1932
beschrieb Broadwin als erster neben dem dissozialen Schuleschwänzen eine
andere Form der Schulverweigerung (Broadwin 1932). Er berichtete von einem
Jungen, der der Schule fernblieb, aus Angst, seiner Mutter könne während
seiner Abwesenheit etwas zustoßen. Johnson et al. (1942) nannten diese Form
des durch Trennungsangst bedingten Schulabsentismus „school phobia“ und
schafften
somit
eine
begriffliche
Trennung
der
beiden
Schulverweigerungsformen. In der angloamerikanischen Literatur wurde bald
der
Begriff
„school
refusal“
eingeführt.
Dieser
Begriff
fasst
alle
Schulverweigerungsformen zusammen, denen eine Angst vor Schulsituationen
selbst zu Grunde liegt (z.B. soziale Ängste oder Leistungsängste). Der Begriff
„school phobia“ wurde außerdem noch als Überbegriff für alle Formen der
Schulverweigerung beibehalten, bei denen die Schüler mit Wissen der Eltern
von der Schule fernbleiben (Overmeyer et al. 1995; Ihle et al. 2003).
Im deutschen Sprachraum wurde die „Schulphobie“ der
„Schulangst“
gegenübergestellt. Liegt als primäres Symptom eine Trennungsangst vor
spricht man von „Schulphobie“. Dagegen spricht man von „Schulangst“, wenn
Ängste zu Grunde liegen, die direkt mit Schulsituationen zusammenhängen
(Overmeyer et al. 1995) Vom „Schuleschwänzen“ spricht man, wenn die
Schulabwesenheit dissozial motiviert ist.
2 Theoretischer und empirischer Hintergrund
6
Diese drei Kategorien für Schulabsentismus („Schulphobie“ und „Schulangst“
für den angstbedingten und
„Schuleschwänzen“ für den dissozialen
Schulabsentismus) stellen eine ätiologische Kategorisierung der Problematik
dar (Poustka 1980).
Jedoch muss beachtet werden, dass hier keine dichotome Kategorisierung der
Ätiologie vorgenommen werden kann. Die Übergänge zwischen emotional und
dissozial bedingtem Schulabsentismus können fließend sein. In vielen Fällen
liegt
eine
Kombination
von
emotional
und
dissozial
bedingtem
Schulabsentismus vor (Egger et al. 2003).
Neben
den
ätiologisch
orientierten
Klassifikationsbemühungen
der
Beschreibung des Phänomens Schulabsentismus gibt es seit den 1990er
Jahren in der Forschergruppe um Kearney die Bestrebung, das Phänomen
Schulabsentismus hinsichtlich seiner Funktion zu beschreiben.
Nach Kearney et al. (1993) gibt es vier Funktionen, die Schulabsentismus für
einen Schüler erfüllen kann:
(1) das Vermeiden negativer Affekte,
(2) das Vermeiden aversiver sozialer Situationen oder Prüfungssituationen,
(3) Aufmerksamkeit suchendes Verhalten,
(4) das Aufsuchen von positiv verstärkenden Situationen außerhalb der
Schule.
Die unter (1) und (2) aufgeführten Funktionen werden durch das Prinzip der
negativen Verstärkung, die unter (3) und (4) aufgeführten Funktionen durch das
Prinzip der positiven Verstärkung aufrechterhalten (Kearney et al. 1990).
Die Autoren entwickelten zur Erfassung der oben genannten Funktionen des
Schulabsentismus einen Fragebogen („School Refusal Assessment Scale“).
Dieser Fragebogen ist auch in einer modifizierten deutschen Fassung unter
dem Titel „Einschätzung der Schulverweigerung“ (Overmeyer et al. 1994)
erschienen.
2 Theoretischer und empirischer Hintergrund
7
Kearney et al. (2004) stellten fest, dass Schulabsentismus, der durch negative
Verstärkung, also durch Vermeidung negativer Stimuli zustande kommt,
tendenziell mit internalisierenden Störungsbildern in Verbindung steht. Das
Aufmerksamkeit suchende Verhalten ist tendenziell mit Trennungsangst
assoziiert und das Aufsuchen von positiven Situationen außerhalb der Schule
tendenziell mit Störungen des Sozialverhaltens. In Studien zur funktionellen
Analyse zeigte sich, dass viele Kinder und Jugendliche ein gemischtes
funktionales Profil des Schulabsentismus aufweisen (Kearney et al. 2004).
Aufgrund der Heterogenität der Gründe und Funktionen des Schulabsentismus
empfehlen Walter et al. (2007) statt einer diskreten Betrachtung von
psychopathologischen Kategorien die Untersuchung des Einflusses und der
Zusammenwirkung
verschiedener
psychopathologischer
Faktoren
und
moderierender Bedingungen, die bei Schulabsentismus eine Rolle spielen. Zu
den wichtigsten psychopathologischen Faktoren zählen nach Walter et al.
(2007):
ƒ
depressiv- apathische Tendenzen,
ƒ
Leistungsängste,
ƒ
soziale Ängste,
ƒ
Trennungsängste,
ƒ
andere Ängste,
ƒ
dissoziale Tendenzen.
Zusätzlich zu den genannten psychopathologischen Faktoren, die im Rahmen
des Schulabsentismus eine Rolle spielen können, gibt es eine Reihe
moderierender Faktoren, die Einfluss nehmen können (Walter et al. 2007):
ƒ
schulische Überforderung,
ƒ
Störungen im Arbeits- und Lernverhalten,
ƒ
umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fähigkeiten oder eine
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS),
2 Theoretischer und empirischer Hintergrund
ƒ
Bedingungen der Schule,
ƒ
Bedingungen des familiären Umfelds.
8
Aufgrund der Vielfalt an Faktoren, die im Rahmen des Schulabsentismus eine
Rolle spielen können, muss vor jeder Behandlung eine umfassende Diagnostik
stehen. Hierbei sollen kindsbezogene, familiäre und schulische Faktoren sowie
ihre Wechselwirkung exploriert werden, um eine individuell ausgerichtete
Therapie zu planen (Walter et al. 2007; Elliot 1999).
2.3 Epidemiologie
Der fehlende Konsens zu Definition und Nomenklatur des Schulabsentismus
macht die Vergleichbarkeit epidemiologischer Studien fast unmöglich. Im
Folgenden werden einige Hinweise auf die Verbreitung von Schulabsentismus
betrachtet:
Nach einer Untersuchung der Bertelsmann Stiftung und der Hertie-Stiftung aus
dem Jahr 2002 schwänzen rund eine halbe Millionen Schüler in Deutschland
regelmäßig den Unterricht. Das sind etwa 5% der knapp zehn Millionen Schüler
in Deutschland (Buhse et al. 2003). In dieser Studie wurde Schulabsentismus
nicht weiter differenziert. So finden sich unter diesen 5% sowohl Schüler mit
emotional
bedingtem
Schulabsentismus,
als
auch
mit
dissozialer
Schulverweigerung.
Schulabsentismus kann in jedem Alter auftreten. Es werden jedoch zwei
Häufigkeitsgipfel
in
bestimmten
Altersstufen
beschrieben.
So
tritt
Schulverweigerung am häufigsten zwischen dem fünften und sechsten
Lebensjahr, sowie zwischen dem zehnten und elften Lebensjahr auf (Ollendick
et al. 1984). In diesen Altersstufen müssen die Kinder die Einschulung
bewältigen und später den Übergang auf eine weiterführende Schule. Esser et
al. (1990) fanden in der Mannheimer Längsschnittuntersuchung heraus, dass
1,9% der 8-jährigen Jungen und 0,9% der gleichaltrigen Mädchen eine
„Schulphobie“ oder eine „Schulangst“ zeigten. Im Alter von 13 Jahren waren es
bei den Jungen 6,5% und bei den Mädchen 5%.
2 Theoretischer und empirischer Hintergrund
9
Heyne et al. (2001) berichten, dass etwa 1% der Schüler schulabsentes
Verhalten zeigen.
Bei King et al. (2001) ergaben sich keine Unterschiede in der Häufigkeit von
Schulabsentismus bei Jungen und Mädchen. Außerdem stellte sich keine
Abhängigkeit zwischen der Häufigkeit des Phänomens Schulabsentismus und
der sozialen Schicht, aus der die Jugendlichen stammen, dar (King et al. 2001).
Im Gegensatz zu diesen Erkenntnissen tritt Schulschwänzen nach Wagner et
al. (2004) etwas häufiger bei Jungen als bei Mädchen auf. Zudem stellte sich
bei Wagner et al. (2004) eine angespannte sozio-ökonomische Situation der
Eltern
als
ein
Risikofaktor
für
das
Schwänzen
heraus.
Als
weitere
Risikofaktoren zeigten sich distanzierte Eltern-Kind-Beziehungen und das
Aufwachsen in einer unvollständigen Familie.
Wagner et al. (2004) führten eine Untersuchung zur Verbreitung und zu
Determinanten von Schulabsentismus in Köln durch. Auch in dieser Studie
wurde nicht zwischen unterschiedlichen Formen des Schulabsentismus
unterschieden. 35.1% der Kölner Schüler der achten bis zehnten Klasse gaben
an, dass sie schon einmal ganz- oder mehrtägig die Schule geschwänzt haben.
Haupt- und Sonderschüler schwänzten dabei häufiger die Schule als
Realschüler und Gymnasiasten. Es zeigte sich eine Zunahme der Häufigkeit
des Schuleschwänzens mit steigendem Alter. Nur 2.2% der 13-Jährigen
gehören zu den häufigen Schwänzern, bei den 17-Jährigen finden sich
hingegen 14.8%, die häufig die Schule schwänzen.
2.4 Schulabsentismus und psychische Störungen
In der Literatur finden sich unterschiedliche Angaben dazu, wie häufig Schüler
mit schulabsentem Verhalten unter einer klinsch-psychiatrischen Diagnose
leiden:
Bools et al. (1990) untersuchten eine nicht-klinische Stichprobe von n = 100
Schülern mit Schulabsentismus. 50% der Schüler erfüllten die Symptome einer
klinisch-psychiatrische Diagnose. Die Schulschwänzer im engeren Sinne
erfüllten häufig eine Störung des Sozialverhaltens. Bei den Schülern, die aus
2 Theoretischer und empirischer Hintergrund
10
Angst die Schule nicht mehr besuchten, fanden sich häufiger Diagnosen aus
dem Bereich der Angststörungen. Die Schüler mit einem Mischbild aus
angstbedingtem und dissozial begründetem Schulabsentismus erfüllten am
häufigsten die Kriterien einer kombinierten introversiven und expansiven
Störung.
In der Schülerpopulation der Great Smoky Mountains Study (n = 1422) erfüllten
25% die Kriterien einer klinisch-psychiatrischen Diagnose (Egger et al. 2003).
Bei den eher dissozialen Schulschwänzern fanden sich vor allem Störungen
des Sozialverhaltens, aber auch depressive Störungen. Die Schüler mit
angstbedingtem
Schulabsentismus
zeigten
eher
Trennungsängste
und
depressive Störungen, aber auch Störungen des Sozialverhaltens. Die Schüler
mit
einem
Mischbild
aus
dissozial
und
ängstlich
begründetem
Schulabsentismus zeigten sich in dieser Studie am stärksten beeinträchtigt. Sie
erfüllten in 88% eine psychiatrische Diagnose. Sei wiesen vor allem Symptome
aus dem expansiven Formenkreis auf (Störungen des Sozialverhaltens,
hyperkinetische Störungen), aber auch aus dem emotionalen Formenkreis
(Trennungsangst, Panikstörung, Depression).
Prabhuswamy et al. (2007) konnten in einer ambulanten Stichprobe (n = 33) bei
87,9% der Jugendlichen, die sich mit Schulabsentismus vorstellten eine
psychische Diagnose stellen. Am häufigsten fanden sie depressive Störungen
(63,6%) und soziale Phobien (30,3%).
Tsujomoto et al. (2007) fanden in einer ambulanten Stichprobe von n = 52
Jugendlichen mit schulabsentem Verhalten bei 67,3% somatoforme Störungen
(ICD-10: F40-48) und bei 11,5% affektive Störungen (ICD-10: F39-39).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei etwa 25% (Egger et al. 2003) bis
50% (Bools et al. 1990) der Schulverweigerer eine klinisch-psychiatrische
Diagnose gestellt werden kann. Dabei kann Schulabsentismus Symptom oder
Folge einer psychischen Störung sein (Jans et al. 2004). Am häufigsten finden
sich im Zusammenhang mit Schulabsentismus Angststörungen, depressive
Störungen, aber auch Störungen aus dem expansiven Formenkreis, sowie
kombinierte introversive und expansive Störungen. Zwischen den Schülern mit
2 Theoretischer und empirischer Hintergrund
eher
angstbedingtem
11
Schulabsentismus
und
den
„dissozialen
Schulschwänzern“ zeichnen sich Unterschiede in der Häufigkeit bestimmter
Diagnosen
ab.
Die
Schüler
mit
einem
Mischbild
aus
dissozial
und
angstbedingtem Schulabsentismus zeigen sich in besonderem Maße psychisch
beeinträchtigt (Egger et al. 2003).
Häufig findet sich bei Jugendlichen jedoch ein Konglomerat von Symptomen
aus unterschiedlichen Störungsbereichen, die sich mit Hilfe der ICD-10 oder
DSM-IV nur unzureichend abbilden lassen (Walter et al. 2005). Dass die isoliert
genommenen Symptome nur selten das Vollbild einer psychischen Störung
nach den Diagnosesystemen ICD-10 oder DSM-IV erfüllen, erschwert die
Darstellung des erheblichen Leidensdruck und der Funktionsbeeinträchtigung
bei den Jugendlichen. Diese Symptome treten vor allem im Bereich des
Selbstwertes, bei der Regulation von Aktivität und Affekt, bei Beziehungen zu
Erwachsenen und Gleichaltrigen und in der schulischen Leistungsfähigkeit auf
(Walter et al. 2005).
2.5 Diagnostik adoleszententypischer Probleme
Die in den vorhergehenden Kapiteln dargestellte Heterogenität und Vielfalt der
Bereiche
adoleszentenspezifischer
Probleme
und
Faktoren,
die
im
Zusammenhang mit dem Phänomen Schulabsentismus stehen, legt die
Problematik der diagnostischen Erfassung nahe. Aufgrund der Vielfalt an
Faktoren, die im Rahmen des Schulabsentismus eine Rolle spielen können,
muss vor jeder Behandlung eine umfassende Diagnostik stehen. Hierbei sollen
kindsbezogene, familiäre und schulische Faktoren sowie ihre Wechselwirkung
exploriert werden, um eine individuell ausgerichtete Therapie zu planen (Walter
et al. 2007; Elliot 1999).
Der in der vorliegenden Arbeit eingesetzte SELBST-Fragebogen wurde in der
Ambulanz der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des
Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln entwickelt, um den genannten
Bedürfnissen bei der Erfassung adoleszenten-spezifischer Probleme gerecht zu
werden. Der Fragebogen soll als symptomorientiertes Erhebungsinstrument
zum Überblick über die verschiedenen Problembereiche dienen.
2 Theoretischer und empirischer Hintergrund
12
Nach dem Konzept der multiplen Verhaltensdiagnostik erhebt der SELBSTFragebogen Urteile aus Sicht der Eltern, der Lehrer und des behandelnden
Teams neben dem Selbsturteil des Jugendlichen.
Das Konzept der multiplen Verhaltens- und Psychodiagnostik, beschreibt ein
diagnostisches Vorgehen, bei dem neben dem klinischen Urteil des
Untersuchers über Verhaltensauffälligkeiten und emotionale Störungen von
Kindern und Jugendlichen, das Urteil der Eltern, des Lehrers und – bei
Jugendlichen – auch das des Patienten selber anhand standardisierter
Instrumente erfasst wird (Döpfner et al. 1994). Diesem Vorgehen kommt laut
Döpfner et al. (1994) gerade bei der Erfassung von psychischen Auffälligkeiten
bei Kindern und Jugendlichen eine herausragende Bedeutung zu. Denn Kinder
und Jugendliche stehen in besonderer Abhängigkeit zu ihrem sozialen Umfeld,
weshalb bei ihnen psychische Störungen auch stärker als bei Erwachsenen
durch deren Bezugspersonen definiert werden.
Zwei weitere populäre Fragebögen, die sich dieses Prinzip zu nutze machen,
sind der „Strenghts and Difficulties Questionaire“ (SDQ: Goodman 1997) und
die „Child Behaviour Checklist“ (CBCL: Achenbach 1991), die jeweils auch in
der deutschen Version verfügbar sind.
Feldkötter (2003) untersuchte den SELBST-Fragebogen für Jugendliche, Eltern
und Lehrer an einer ambulanten Stichprobe. Dabei betrachtete er den
Fragebogen und seine Skalen hinsichtlich der psychometrischen Güte. Durch
Faktorenanalysen entwickelte er eine neue Skalenzuordnung der Items.
Außerdem validierte er die neu gebildeten Skalen mit Hilfe der Skalen der
CBCL (Child Behaviour Checklist). Die Messgenauigkeit des Fragebogens
stellte sich als verbesserungswürdig dar. Hinsichtlich der Validität lieferte der
SELBST-Fragebogen sehr zufrieden stellende Ergebnisse.
2 Theoretischer und empirischer Hintergrund
13
2.6 Therapie von emotional bedingtem Schulabsentismus
Wie im vorherigen Kapitel erwähnt, ist eine umfassende Diagnostik des
betroffenen Schülers und seines Umfeldes die Voraussetzung für gezielte
therapeutische Interventionen. Hierbei sollten neben den psychopathologischen
Faktoren auch die erwähnten moderierenden Faktoren in den Blick genommen
werden.
Bei Problemen im Bereich Schule steht eine umfassende Intelligenzdiagnostik
an erster Stelle, um eine schulische Überforderung als Ursache für die
Problematik auszuschließen (Döpfner et al. 2006).
Elliot (1999) formulierte grundlegende Therapieprinzipien für die Behandlung
von Schülern mit Schulverweigerung:
ƒ
Beenden
von
Vermeidungshaltung
des
Schülers
durch
rasche
Rückführung in die Schule,
ƒ
Vermeidung von Maßnahmen, die das Fernbleiben des Schülers von der
Schule bewirken (Krankschreibungen, Hausbeschulung, Mutter-KindKuren o.ä.),
ƒ
engmaschige Zusammenarbeit der an der Behandlung des Schülers
beteiligten Institutionen (Kinderpsychiater, bzw. –Therapeut, Lehrer,
Jugendhilfe etc.),
ƒ
ausführliche
Krankheitsbild
Aufklärung
ihres
(Psychoedukation)
Kindes,
sowie
der
deren
Eltern
Einbezug
über
das
in
den
therapeutischen Prozess,
ƒ
Verwendung eines multimodalen Behandlungskonzepts, dass auf den
Einzelfall zugeschnitten ist, sowie die Integration von kognitiven,
Verhaltenstherapeutischen
pharmakologischen
und
bei
Interventionen
entsprechender
unter
Berücksichtung
funktionellen Aspekte des schulabsenten Verhaltens
ƒ
Indikation
Erarbeitung eines Konzepts zur Behandlung von Rückfällen.
der
2 Theoretischer und empirischer Hintergrund
14
Die Therapie von Jugendlichen mit Schulabsentismus konzentriert sich auf die
Reduzierung von Symptomen, die mit schulabsentem Verhalten assoziiert sind
(vor allem Ängste und Depressionen) (Kearney 2008). Hinsichtlich dieser
Endpunkte finden sich in der Literatur Hinweise auf die Wirksamkeit von
kognitiv-verhaltenstherapeutischen Interventionen:
King et al. (1998) untersuchten in einer randomisierten Studie die Wirksamkeit
einer ambulanten 4-wöchigen kognitiv-verhaltenstherapeutischen Therapie an
einer Stichprobe von n = 34 Jugendlichen zwischen 5 und 15 Jahren, die
schulabsentes
Verhalten
zeigten.
Die
Therapie
bestanden
aus
einer
individuellen Therapie des Jugendlichen und einem Training für Eltern und
Lehrer. Verglichen mit den Jugendlichen in der Wartegruppe konnte für die
Jugendlichen in der Testgruppe eine signifikante Verbesserung hinsichtlich des
Schulbesuchs belegt werden. Auch besserten sich die angegebenen Probleme
der Jugendlichen in den Bereichen Angst und Depression.
In einer randomisierten Studie untersuchten Heyne et al. (2002) die
Wirksamkeit von Interventionen mit kognitiv-verhaltenstherapeutischem Ansatz
an einer Stichprobe von n = 61 Jugendlichen mit Schulabsentismus. Hierbei
verglichen sie die Wirksamkeit alleiniger Behandlung des Jugendlichen mit
einem Training für Eltern und Lehrer sowie die Kombination aus beidem. In
allen Gruppen konnte eine klinische und statistisch signifikante Wirksamkeit der
Interventionen belegt werden. Entgegen der Erwartungen zeigte sich die
Kombination aus beiden Interventionen den anderen nicht überlegen.
Ohmann et al. (2007) berichten von der Durchführung einer kognitivverhaltenstherapeutischen Gruppentherapie an einer Stichprobe von n = 18
Jugendlichen
mit
angstbedingtem
Schulabsentismus.
Die
Jugendlichen
zwischen 10 und 14 Jahren wiesen neben der Diagnose „soziale Phobie“
mindestens eine weitere psychiatrische Diagnose auf. Durchgeführt wurde ein 8
wöchiges Therapieprogramm nach Joormann und Unnewehr (2002). Nach
Therapieende zeigten die Sozialphobie- und –angstinventare (SPAIK, SPK,
SPV) für Kinder und das Depressionsinventar für Kinder und Jugendliche
2 Theoretischer und empirischer Hintergrund
15
(DIKJ) Veränderungen mittlerer Effektstärke. Das geforderte Signifikanzniveau
wurde aber nicht erreicht.
Kognitiv-verhaltenstherapeutische
Interventionen
scheinen
nützliche
Instrumente zur Behandlung von emotional bedingtem Schulabsentismus zu
sein. Um den empirischen Status dieser Methode zu erhöhen und zu sichern,
sind jedoch weitere Untersuchen wünschenswert (Vgl. King 2000).
Über die Indikation einer stationären Behandlung von Kindern und Jugendlichen
mit emotional bedingtem Schulabsentismus findet eine kritische Diskussion
statt.
In empirischen Studien zeigten sich beim Vergleich der Schulverweigerer aus
ambulanter und stationärer Therapie die stationär behandelten Patienten in der
Regel stärker beeinträchtigt. So finden sich bei ihnen signifikant mehr
depressive Störungen, komorbide Störungsbilder sowie generell stärker
ausgeprägte Symptome (McShane et al. 2002; Borchardt et al. 1994).
Weiss et al. (1964) sehen bei folgenden Kindern und Jugendlichen eine
Notwendigkeit zur stationären Behandlung:
ƒ
starke Chronifizierung der Problematik,
ƒ
sehr lang andauernde Schulabwesenheit,
ƒ
sehr starke psychische Beeinträchtigung,
ƒ
hoher Grad an sozialer Isolation.
Eine
stationäre
Therapie
Behandlungsversuche
ist
scheitern
immer
und
indiziert,
durch
sie
wenn
kein
ambulante
Schulbesuch
wiederhergestellt werden kann. Dabei sollte eine stationäre Behandlung immer
eine enge Einbindung der Bezugspersonen vorsehen, und es sollte eine direkt
nach der Entlassung einsetzende ambulante Weiterbehandlung sichergestellt
sein (Schneider et al. 2004).
In der Literatur gibt es Hinweise für die Wirksamkeit von stationären
Therapieprogrammen bei Kindern und Jugendlichen mit Schulabsentismus:
2 Theoretischer und empirischer Hintergrund
16
Weiss et al. (1964), Berg (1970) und Kammerer et al. (1981) berichten von
guter Wiederherstellung des Schulbesuchs durch eine stationäre Therapie. Die
mittlere Verweildauer lag bei 9 Monaten. Einschränkend ist anzumerken, dass
die niedrigen Fallzahlen (n = 14, n = 20 und n = 29) die Aussagekraft dieser
Daten deutlich einschränken. Außerdem untersuchten die Arbeiten von Weiss
et al. (1970) und Kammerer et al. (1981) nur Kinder und Jugendliche mit
Schulphobie, also Trennungsangst begründetem Schulabsentismus. In keiner
dieser Studien wird der Einsatz von kognitiv-verhaltenstherapeutischen
Interventionen berichtet.
Im Rahmen des SELBST-Programms wird in der Klinik und Poliklinik für
Psychiatrie und Psychotherapie der Universität zu Köln eine multimodale
stationäre Kurzzeittherapie mit kognitiv-verhaltenstherapeutischem Ansatz für
Jugendliche mit emotional bedingtem Schulabsentismus durchgeführt. Das
stationäre Behandlungskonzept sah eine hochfrequente Behandlung mit
kognitiv-verhaltenstherapeutischen Interventionen vor. Es gibt erste Hinweise
für die Wirksamkeit dieses Therapieprogrammes:
Walter et al. (2005) überprüften an einer kleinen Stichprobe von n = 15
Jugendlichen
die
Wirksamkeit
der
stationären
Kurzzeittherapie.
Die
behandelten Jugendlichen erhielten zur Aufnahme klinisch-psychiatrische
Diagnosen
aus
den
Bereichen
Angststörung,
depressive
Störungen,
kombinierte introversive und expansive Störungen, Anpassungsstörungen
sowie der hyperkinetische Störungen (Walter et al. 2005).
Zum Ende der Therapie konnte bei allen behandelten Patienten wieder ein
regelmäßiger Schulbesuch hergestellt werden (Walter et al. 2005). Es muss
einschränkend hinzugefügt werden, dass bei 9 der 15 Patienten dieser
regelmäßige Schulbesuch in dem geschützten Rahmen der Klinikschule für
Kranke stattfand. Hinsichtlich der Psychopathologie der 15 Patienten zeigte
sich, dass die ängstlichen und depressiven Symptome der Patienten im Selbstund Fremdurteil signifikant zurückgingen
(Walter et al. 2005). Die geringe
Stichprobengröße schränkt die Aussagekraft der Ergebnisse ein.
2 Theoretischer und empirischer Hintergrund
17
Ziegert (2006) zeigte die Wirksamkeit der von Walter beschriebenen stationären
Kurzzeittherapie mit kognitiv-verhaltenstherapeutischen Interventionen an einer
größeren Stichprobe von n = 47. Zu Beginn der Behandlung besuchten 80%
der zwischen 12 und 17 Jahre alten Jugendlichen die Schule vier Monate nicht
mehr, die anderen Patienten zeigten einen unregelmäßigen Schulbesuch. Die
mittlere stationäre Verweildauer betrug acht Wochen zuzüglich eines
durchschnittlich anderthalbwöchigen tagesklinischen Aufenthaltes.
Zum Ende der Behandlung konnte bei 90% der Jugendlichen ein regelmäßiger
Schulbesuch
wiederhergestellt
werden
oder
eine
Maßnahme
der
Berufsvorbereitung wieder eingeleitet werden. Zwei Monate nach der
Behandlung gelang es immer noch 80% der ehemaligen Patienten regelmäßig
die Schule oder eine berufsvorbereitende Maßnahme zu besuchen. Von den
Patienten, die zur Katamnesen-Messung regelmäßig in die Schule gingen,
wurden 49% im relativen Schonmilieu einer Schule für Kranke beschult.
In ihrer Arbeit betrachtete Ziegert auch den SELBST-Fragebogen im Selbstund Elternurteil. In den zwei Monaten vor Therapie wurden im Selbst- und
Elternurteil
die
Selbstwertprobleme
der
Jugendlichen
signifikant
höher
eingeschätzt als in den zwei Monaten danach. Die Beziehungsprobleme gingen
im Selbsturteil tendenziell und im Elternurteil signifikant zurück. Mit Hinblick auf
die fehlende psychometrische Überprüfung des Fragebogens wurden diese
Ergebnisse sehr zurückhaltend interpretiert.
Diese Hinweise auf die Wirksamkeit der multimodalen Kurzzeittherapie mit
kognitiv-verhaltenstherapeutischem Ansatz sollen in der vorliegenden Arbeit
überprüft und der Verlauf der Behandlung näher betrachtet werden. Eingesetzt
wird hierzu der SELBST-Fragebogen im Selbst-, Eltern- und Teamurteil.
3 Fragestellung und Hypothesen
18
3 Fragestellung und Hypothesen der Untersuchung
Der erste Teil der Arbeit befasst sich mit der Evaluation der Güte des SELBSTFragebogens als Messinstrument für adoleszentenspezifische Probleme.
Zuerst
wird
die
auf
inhaltlich-theoretischen
Überlegungen
begründete
Itemgruppierung mit der von Feldkötter (2003) durch Faktorenanalysen
modifizierten Itemgruppierung verglichen. Für die empirische Bewertung der
Itemgruppierungen werden berechnet:
ƒ
die Item-Trennschärfen als Maß der Passung des Items in seine Skala,
ƒ
die interne Konsistenz in Form von Cronbach´s α als Maß der
Messgenauigkeit für die gesamte Skala.
Durch den Vergleich beider Modelle der Skalenbildung soll geprüft werden, ob
die von Feldkötter durch Faktorenanalysen modifizierten Skalen den auf
inhaltlich-theoretischen Überlegungen begründeten Skalen in Punkto interne
Konsistenz überlegen sind. Das überlegene Modell der Skalenbildung soll für
die folgenden Untersuchungen herangezogen werden:
ƒ
Darstellung der Zusammenhänge zwischen den Skalen im jeweiligen
Urteil,
ƒ
Darstellung
der
Zusammenhänge
zwischen
den
Skalen
unterschiedlicher Urteile,
ƒ
Untersuchung
der
Retest-Stabilität
des
Fragebogens
durch
die
Beurteilung der Zusammenhänge zwischen den Skalen zu zwei
verschiedenen Messzeitpunkten.
3 Fragestellung und Hypothesen
19
Im zweiten Teil der Arbeit werden die untersuchten Skalen zur Abbildung des
Verlaufs und Überprüfung der Wirksamkeit der stationären Kurzzeittherapie
herangezogen.
Dazu
wird
ein
varianzanalytisches
Design
mit
Messwiederholungen gewählt, in dem die Verläufe von kurz, mittel und lang
behandelten Patienten verglichen werden (Vgl. Kapitel 4.8). Die folgenden
Hypothesen werden im Selbst-, Eltern- und Teamurteil untersucht:
(1)
Es werden signifikant weniger Probleme im Bereich Selbstwert,
Beziehung, Leistung, Angst und Somatisierung, sowie individualisierte
Probleme zur Postmessung im Vergleich zur Prämessung angegeben.
Das heißt, es gibt signifikante Haupteffekte über die Messzeitpunkte.
(2)
Die Ausprägung der Probleme im Verlauf unterscheidet sich zwischen
den Patienten mit kurzer, mittlerer und langer Behandlungsdauer. Das
heißt, es gibt signifikante Haupteffekte der Behandlungsdauergruppen.
Es werden erwartet:
a. Höhere Werte der Auffälligkeit in der Prämessung bei den
Patienten mit langer Behandlungsdauer als bei den Patienten, die
kürzer behandelt wurden.
b. Keine Unterschiede der Auffälligkeit in der Postmessung zwischen
den unterschiedlich lange behandelten Patienten.
(3)
Die Behandlungseffekte unterscheiden sich zwischen den kurz, mittel
und
lange
signifikanten
behandelten
Patienten.
Interaktionseffekt
Das
zwischen
heißt,
es
gibt
einen
Messzeitpunkt
und
Gruppenzugehörigkeit. Es wird erwartet, dass bei Patienten mit langer
Behandlungsdauer stärkere Behandlungseffekte zu finden sind, als bei
kürzer behandelten Patienten.
3 Fragestellung und Hypothesen
20
Zur weiteren Untersuchung des Verlaufs wird die Behandlung in Drittel
eingeteilt. Folgende Fragestellungen werden im Selbst-, Eltern- und Teamurteil
für
die
Skalen
Selbstwertprobleme,
Beziehungsprobleme,
Angst
und
Somatisierung sowie Individualisierte Probleme und die Gesamtskala explorativ
untersucht:
(4)
Gibt es unterschiedliche Behandlungseffekte zwischen dem ersten und
zweiten, bzw. zwischen dem zweiten und dritten Behandlungsdrittel?
(5)
Gibt es Unterschiede im Verlauf der Skalen während der stationären
Behandlung zwischen Selbst-, Eltern- und Teamurteil?
Um den Verlauf der Behandlung genauer zu analysieren, wird die Entwicklung
der
Auffälligkeit
in
der
Gesamtskala
von
Behandlungswoche
zu
Behandlungswoche untersucht. Folgende Fragestellungen werden im Selbst-,
Eltern- und Teamurteil untersucht:
(6)
Wie entwickelt sich der Mittelwert der Gesamtskala im Verlauf der
Behandlung?
(7)
Gibt es Unterschiede im Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala von
Behandlungswoche
zu
Behandlungswoche
zwischen
den
unterschiedlich lang behandelten Patienten?
(8)
Gibt es Unterschiede im Verlauf der Gesamtskala während der
stationären Behandlung zwischen Selbst-, Eltern- und Teamurteil?
4 Methode
21
4 Methode
4.1 Stichprobenkriterien
Die Stichprobe der vorliegenden Arbeit besteht aus Jugendlichen, die im
Zeitraum von Januar 2004 bis August 2005 an der Schwerpunktambulanz für
Jugendliche der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des
Kindes- und Jugendalters am Klinikum der Universität zu Köln vorstellig
wurden. In die Studie eingeschlossen wurden Jugendliche, die folgende
Kriterien erfüllten:
ƒ
Lebensalter zwischen 12 und 18 Jahren;
ƒ
Verweigerung des Schulbesuchs seit mindestens zwei Wochen oder ein
unregelmäßiger Schulbesuch, operationalisiert über mindestens 50
Fehlstunden im letzten Schulhalbjahr verbunden mit Sorge der Eltern
über die Schulabsentismus–Problematik des Jugendlichen;
ƒ
Bereitschaft
der
Eltern
zur
Teilnahme
an
wöchentlichen
Elterngesprächen;
ƒ
mindestens eine der folgenden Diagnosen trifft zu: Spezifische oder
soziale
Phobie,
rezidivierende
generalisierte
depressive
Angststörung,
Störung,
depressive
anhaltende
affektive
Episode,
Störung,
emotionale Störung mit Trennungsangst;
ƒ
keine der folgenden Ausschlussdiagnosen trifft zu: Anorexia oder
Bulemia
nervosa,
Psychosen,
Persönlichkeitsstörungen,
schwerer
Alkohol- / Drogenabusus, ausgeprägte Delinquenz / Dissozialität;
ƒ
Ausschluss einer geistigen Behinderung, operationalisiert über einen
Gesamt-IQ-Standardwert
>
70
in
einem
standardisierten,
mehrdimensionalen Intelligenztest (Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für
Kinder: HAWIK-III, Tewes et al. 1999; Hamburg-Wechsler-Intelligenztest
für Erwachsene: HAWIE-R, Tewes 1991);
ƒ
ein gescheiterter ambulanter Behandlungsversuch oder alternativ eine
Schulabwesenheitsdauer von mindestens sechs Monaten.
4 Methode
22
4.2 Stichprobenselektionsprozess
Im Zeitraum von Januar 2004 bis August 2005 stellten sich insgesamt n = 80
Jugendliche in der Schwerpunktambulanz für Jugendliche der Klinik und
Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters am
Klinikum der Universität zu Köln vor. Von diesen 80 Jugendlichen erfüllten n =
61 Jugendliche die oben beschriebenen Stichprobenkriterien, so dass ihnen
eine
stationäre
Aufnahme
auf
der
Station
für
emotional
bedingten
Schulabsentismus angeboten wurde. Die anderen Jugendlichen wurden an
andere Stellen innerhalb der Kinder- und Jugendpsychiatrie weiter verwiesen.
Zur stationären Aufnahme erschienen n = 53 Jugendliche. Die anderen
Patienten erschienen aufgrund von ausgeprägten Trennungsängsten nicht zur
Aufnahme. Acht der aufgenommenen 53 Jugendlichen brachen die Therapie
aufgrund von Trennungsängsten vorzeitig ab, wobei zwei dieser Patienten
erneut vorstellig wurden und die Therapie nach der zweiten stationären
Aufnahme regulär durchliefen. Die verbleibenden 47 Patienten entsprechen der
Stichprobe der Arbeit von Ziegert (2006). Für die Untersuchung der
vorliegenden Arbeit mussten weitere 7 Patienten aufgrund mangelhafter
Datenlage ausgeschlossen werden. Bei diesen 7 Jugendlichen lagen während
der gesamten Behandlung weniger als 2 Erhebungen des SELBST-Fragebogen
im Selbst-, Eltern- und Teamurteil vor.
Die Stichprobe der vorliegenden Arbeit besteht aus n = 40 Jugendlichen.
4.3 Untersuchungsverlauf
Die der vorliegenden Arbeit zu Grunde liegenden Daten stammen von
Patienten, die im Zeitraum von Januar 2004 bis März 2006 auf einer Station für
Jugendliche der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des
Kindes- und Jugendalters am Klinikum der Universität zu Köln wegen emotional
bedingtem Schulabsentismus behandelt wurden. Die Patienten wurden
zwischen dem 5.1.2004 und dem 10.1.2006 stationär aufgenommen. Der letzte
Patient wurde am 18.3.2006 entlassen.
4 Methode
23
Seit Januar 2004 wurde dort während des Verlaufs der stationären
Kurzzeitbehandlung
die
erste
Version
des
SELBST-Fragebogens
im
Jugendlichen- und Elternurteil einmal wöchentlich erhoben.
Januar 2005 wurde der Fragebogen überarbeitet und erweitert. In seiner
zweiten Version wird der SELBST-Fragebogen im Eltern- und Teamurteil
einmal wöchentlich erhoben. Im Jugendlichenurteil finden zwischen einer und
vier Erhebungen des Fragebogens pro Woche statt. Der Beobachtungszeitraum
bezieht sich in diesem Fall auf einen Tag.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden die Daten von n = 40 Patienten für
die geplanten statistischen Berechnungen in eine Datenmatrix übertragen.
Im
folgenden
Kapitel
soll
das
Behandlungskonzept
der
multimodalen
Kurzzeittherapie dargestellt werden
4.4 Behandlungskonzept
Der stationären Kurzzeittherapie auf der Station für Jugendliche mit emotional
bedingtem
Schulabsentismus
liegt
ein
multimodales,
kognitiv-
verhaltenstherapeutisches Konzept zu Grunde. Die Vorgehensweise folgt
einem Stufenplan:
Voraussetzung für die stationäre Aufnahme ist:
ƒ
ein gescheiterter Versuch innerhalb eines umschriebenen ambulanten
Settings, einen regelmäßigen Schulversuch wiederherzustellen;
ƒ
eine Schulabwesenheitsdauer von mindestens 6 Monaten;
ƒ
keine eigene Änderungsmotivation des Schülers;
ƒ
wenn die Eltern durch die Schulabwesenheitsproblematik stark belastet
sind und sich nicht in der Lage fühlen, innerhalb eines ambulanten
Settings ihrem Kind die nötige Unterstützung und Führung zu bieten.
Ist eine der genannten Voraussetzungen erfüllt, tritt der Jugendliche in die
stationäre Intensivphase ein.
4 Methode
24
Im Folgenden wird das Konzept der multimodalen stationären Kurzzeittherapie
beschrieben:
1. Stationäre Verweildauer
Die stationäre Therapie sieht eine Verweildauer der Patienten von sechs
Wochen vor. Bei Bedarf kann ein zusätzlicher zweiwöchiger tagesklinischer
Aufenthalt erfolgen. Im Anschluss an die stationäre und teilstationäre
Behandlung wird den Jugendlichen und ihren Eltern eine ambulante
Nachbehandlung empfohlen und bei Bedarf vermittelt. Bei einer erneuten
Problembelastung
des
Jugendlichen
besteht
die
Möglichkeit
einer
Wiederaufnahme.
2. Umfassende Diagnostik
In einer ausführlichen Diagnostik werden die einzelnen Faktoren erfasst, die zur
Entwicklung und Aufrechterhaltung des emotional bedingten Schulabsentismus
beitragen. Hierbei sind die Exploration des Jugendlichen, seiner Eltern und
Lehrer, sowie des behandelnden Teams von besonderer Bedeutung.
Fragebogenverfahren
zu
verschiedenen
psychischen
Auffälligkeiten
für
Patienten und Eltern ergänzen die klinische Exploration.
3. Kognitiv-verhaltenstherapeutische Therapiebausteine
Folgende Therapiebausteine werden je nach individuell diagnostizierter
Psychopathologie eingesetzt:
ƒ
Psychoedukation,
ƒ
kognitive Interventionen,
ƒ
graduierte Exposition,
ƒ
Token Systeme,
ƒ
Vermittlung von Lernstrategien,
ƒ
soziales Kompetenztraining.
4 Methode
25
4. Hochfrequente Behandlung unter Einbezug der Eltern und Lehrer
Die
stationäre
Kurzzeitbehandlung
ist
eine
„Intensiv“-Behandlung
mit
multimodalem Ansatz. Die Jugendlichen haben pro Woche 3-4 Einzeltermine
mit ihrem Therapeuten. Zusätzlich werden die Eltern der Jugendlichen einmal
pro Woche durch Einzel- und Familiengespräche in den therapeutischen
Prozess einbezogen. Wenn die Eltern der Jugendlichen dem zustimmen, nimmt
der behandelnde Therapeut Kontakt zum Klassenlehrer des Jugendlichen auf,
um die Rückkehr des Jugendlichen in den Schulalltag vorzubereiten. Zusätzlich
finden, angeleitet durch die Stationsmitarbeiter, begleitende Interventionen mit
dem Jugendlichen statt (z.B. Expositionen).
5. Wiederherstellung des Schulbesuchs
Der Jugendliche soll so schnell wie es möglich ist auf seine Heimatschule
zurückgeführt werden. Ist der Jugendliche jedoch psychisch zu stark
beeinträchtigt, kann vorerst ein Besuch der Klinikschule stattfinden.
6. Lerncamp
In der Schulzeit und in den Schulferien findet montags bis freitags täglich ein
„Lerncamp“ statt, das durch die Stationsmitarbeiter betreut wird. Hier machen
die Jugendlichen ihre Hausaufgaben, holen versäumte Schulinhalte nach und
erproben neue Lern- und Arbeitstechniken.
7. Psychosoziale Interventionen
Zusätzlich zu den einzeltherapeutischen Maßnahmen mit dem Jugendlichen,
den gemeinsamen Gesprächen mit den Eltern sowie dem Einbezug des
Klassenlehrers
werden
psychosoziale
Interventionen
in
das
Behandlungskonzept integriert. Eine Sozialpädagogin bespricht bei Bedarf mit
den
Eltern
und
dem
behandelnden
Therapeuten
mögliche
Jugendhilfemaßnahmen. Zu den psychosozialen Maßnahmen zählt auch eine
adäquate schulische Platzierung des Jugendlichen, falls bei ihm eine schulische
Überforderung besteht.
4 Methode
26
4.5 Beschreibung des SELBST-Fragebogens
Der zu Grunde liegende Fragebogen ist in der SELBST-Ambulanz der Klinik
und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kinder- und Jugendalters
der Universität zu Köln entstanden. Zum Einsatz kam der SELBST-Fragebogen
in seiner ersten Version und in einer 2005 überarbeiteten und ergänzten
Version.
Der
SELBST-Fragebogen
erfasst
adoleszentenspezifische
Probleme
im
Bereich des Selbstwertes, der Beziehungen und des Leistungsverhaltens. In
der neuen Version des Fragebogens werden zusätzlich Probleme im Bereich
Angst und Somatisierung, sowie individuelle Probleme erfasst. Der Fragebogen
soll bei geringem Testaufwand einen Überblick über die verschiedenen
Problembereiche geben.
Dabei
erfasst
der
Fragebogen
nach
dem
Konzept
der
multiplen
Psychodiagnostik die Urteile von Eltern, Lehrern und behandelndem Team (nur
in der neuen Version) neben dem Selbsturteil des Jugendlichen.
Die erste Version des Fragebogens besteht aus 18 Items, die den drei Skalen
„Selbstwertprobleme“ (Item (1) – (8)), „Beziehungsprobleme“ (Item (9) – (14))
und „Leistungsprobleme“ (Item (15) – (18)) zugeordnet werden können.
Jugendliche, Eltern und Lehrer können auf einer vierstufigen Skala (von 0 =
„nie“ bis 3 = “fast immer“) einschätzen, in wieweit die formulierten Aussagen
zutreffen. Der Fragebogen bezieht sich auf einen Beobachtungszeitraum von
einer Woche.
Die erste Fassung des sich in den letzten Jahren in Entwicklung befindlichen
SELBST-Fragebogens für Jugendliche, Eltern und Lehrer (SELBST-JF, -EF, LF) wurde 2005 von einer neuen Fragebogen-Version abgelöst:
Die überarbeitete Version wurde durch 8 neue Items ergänzt und besteht somit
aus 26 Items. Die Items (1) – (18) sind identisch mit denen der ersten Version
des Fragebogens. Die Items (19) – (23) werden der Skala „Angst und
Somatisierung“ zugeordnet. Die Skala „Individualisierte Probleme“ setzt sich
4 Methode
27
aus den Items (24) – (26) zusammen. Diese drei Items werden für jeden
Jugendlichen
individuell
erstellt
und
bieten
Raum
zur
Beobachtung
individuumspezifischer Probleme. Das bringt mit sich, dass bei jedem
Jugendlichen zum einen unterschiedliche Inhalte durch die Items erfragt
werden, und zum anderen die Skala aus einer unterschiedlichen Anzahl von
Items zusammengesetzt ist (zwischen 0 und 3 Items). Intraindividuell bleibt die
Zusammenstellung dieser Skala jedoch in allen Urteilen über den Verlauf der
Behandlung konstant.
Außerdem entstand mit der neuen Version des SELBST-Fragebogens auch das
„Teamurteil“ (SELBST-TF). Dieses erweitert die Beobachtung um den
Blickwinkel der mitbehandelnden Stationsmitarbeiter. Während der stationären
Behandlung wird dieses Urteil einmal wöchentlich von einem Teammitarbeiter
erhoben, der sich um den Jugendlichen kümmert. Das bedeutet, dass der
Beurteiler zwischen den Erhebungszeitpunkten wechseln kann (Wechsel der
Mitarbeiter durch Schichtdienst, Urlaub, Krankheit, etc.)
Der Beobachtungszeitraum des Fragebogens bezieht sich im Fremdurteil
(Eltern-,
Team-
und
Lehrer)
weiterhin
auf
eine
Woche.
Der
Beobachtungszeitraum im Selbsturteil wurde auf einen Tag verkürzt. Im Verlauf
der stationären Therapie wird der Fragebogen im Selbsturteil zwischen ein- und
viermal pro Woche erhoben.
Um eine gewisse Vergleichbarkeit der verschiedenen Blickrichtungen zu
erhalten, wurden in den verschiedenen Versionen des Fragebogens (SELBSTJF, -EF, -LF, -TF) die gleichen, für den jeweiligen Beobachter leicht
modifizierten, Items verwandt.
Dies gilt bis auf folgende Ausnahmen:
Item (9) („…hatte ich mit meinen Eltern Streit“) wurde im Lehrerurteil nicht
erhoben. Es wurde davon ausgegangen, dass sich der Lehrer von diesem
Umstand keinen Eindruck machen kann. In der überarbeiteten Version des
Fragebogens wurde Item (9) („…hatte ich mit meinen Eltern Streit“) auch im
Selbsturteil aus dem Fragebogen entfernt. Bis auf wenige Ausnahmen (z.B.
4 Methode
28
Wochenende, Besuchszeit,…) sind die Jugendlichen während der stationären
Therapie
nicht
mit
ihren
Eltern
zusammen.
Die
Verkürzung
des
Beobachtungszeitraums auf einen Tag führt dazu, dass auch die Jugendlichen
ber diesen Umstand meistens keine Aussage machen können.
Das Item (9) wurde daher auch in der alten Version des Fragebogens im
Selbsturteil nicht mit ausgewertet.
In der vorliegenden Arbeit wurde der SELBST-Fragebogen im Selbsturteil
(SELBST-JF), im Elternurteil (SELBST-EF) und im Teamurteil (SELBST-TF)
ausgewertet. Im Lehrerurteil lagen nur in den wenigsten Fällen mehr als eine
Erhebung vor. Daher konnte es zur Verlaufsbetrachtung nicht eingesetzt
werden.
Im Folgenden werden die Itemgruppierungen zur Bildung der Skalen vorgestellt.
Aus inhaltlich-theoretischen Überlegungen setzen sich die verschiedenen
Skalen des Fragebogens wie folgt zusammen:
Tabelle 1: Skala
Itemgruppierung
"Selbstwertprobleme"
nach
inhaltlich-theoretisch
begründeter
(1)
…war ich stolz auf mich.
(2)
…war ich von mir enttäuscht.
(3)
…habe ich einiges gut hingekriegt.
(4)
…gab es etwas, auf das ich mich gefreut habe.
(5)
…hatte ich zu nichts Lust.
(6)
…habe ich etwas unternommen, das mir Spaß gemacht hat.
(7)
…musste ich mich anstrengen, um alltägliche Dinge bewältigen zu
können.
(8)
…hatte ich Probleme, Entscheidungen zu treffen.
4 Methode
29
Tabelle 2: Skala
Itemgruppierung
"Beziehungsprobleme"
nach
inhaltlich-theoretisch
(9)
…hatte ich mit meinen Eltern Streit.*
(10)
…bin ich mit anderen Jugendlichen aneinander geraten.
(11)
…bin ich mit meinem Lehrer aneinander geraten.
(12)
…habe ich mit anderen Jugendlichen etwas unternommen.
(13)
…habe ich mich allein gefühlt.
(14)
…konnte ich mich mit meiner Meinung durchsetzten.
begründeter
* Item (9) ist nicht Bestandteil der Skala „Beziehungsprobleme“ im Selbsturteil
Tabelle 3: Skala
Itemgruppierung
"Leistungsprobleme"
nach
inhaltlich-theoretisch
(15)
…habe ich im Unterricht gut mitgearbeitet.
(16)
…konnte ich dem Lehrer aufmerksam folgen.
(17)
…habe ich meine Hausaufgaben vollständig gemacht.
(18)
…habe ich für die Schule gelernt.
begründeter
Tabelle 4: Skala "Angst und Somatisierung" nach inhaltlich-theoretisch begründeter
Itemgruppierung
(19)
…fiel es mir schwer in die Schule zu gehen.
(20)
…hatte ich körperliche Beschwerden.
(21)
…fühlte ich mich unwohl, wenn ich mit anderen Jugendlichen
zusammen war.
(22)
…fühlte ich mich unwohl, wenn ich mit Erwachsenen zusammen war.
(23)
…fühlte ich mich ängstlich oder unsicher.
Tabelle 5: Skala "Individualisierte Probleme" nach inhaltlich-theoretisch begründeter
Itemgruppierung
(24)
…
(25)
…
(26)
…
4 Methode
30
Die Gesamtskala wird in Selbst-, Eltern- und Teamurteil aus den Skalen
„Selbstwertprobleme“ und „Beziehungsprobleme“, sowie der Skala „Angst und
Somatisierung“ gebildet. Die Gesamtskala kann nur aus der neuen Version des
SELBST-Fragebogens
gebildet
werden,
da
die
Skala
„Angst
und
Somatisierung“ erst in diese miteinbezogen wurde.
In seiner Arbeit hat Feldkötter 2003 die alte Version des Fragebogens mit 18
Items evaluiert. Hierzu wurden zwischen April 2002 und Januar 2003 Daten an
der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und
Jugendalters der Universität zu Köln erhoben:
Im Gegensatz zur vorliegenden Arbeit untersuchte er den Fragebogen an einer
Stichprobe, die zum größten Teil aus ambulanten Patienten zusammengesetzt
war. Zusätzlich gingen die Daten von 15 stationären Patienten ein.
Er untersuchte und bewertete die a priori angenommene Itemgruppierung.
Anschließend
schlug
er
eine
neue
Skalenbildung
mit
Hilfe
von
Faktorenanalysen vor und prüfte diese ihrerseits auf Reliabilität und Validität.
In der vorliegenden Arbeit werden die von Feldkötter vorgeschlagene
Skalenbildung untersucht und mit der a priori Itemgruppierung verglichen.
Die von Feldkötter vorgeschlagenen Skalen setzen sich wie folgt zusammen:
Tabelle 6: Skala "Selbstwertprobleme" nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen
Itemgruppierung
(1)
…war ich stolz auf mich.
(2)
…war ich von mir enttäuscht.
(5)
…hatte ich zu nichts Lust.
(7)
…musste ich mich anstrengen, um alltägliche Dinge bewältigen zu
können.
(8)
…hatte ich Probleme, Entscheidungen zu treffen.
(13)
…habe ich mich allein gefühlt.
4 Methode
31
Tabelle 7: Skala "Streitbeziehungen" nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen
Itemgruppierung
(9)
…hatte ich mit meinen Eltern Streit.
(10)
…bin ich mit anderen Jugendlichen aneinander geraten.
(11)
…bin ich mit meinem Lehrer aneinander geraten.
Tabelle 8: Skala "Aktivitäts- und Affektprobleme" nach der von Feldkötter (2003)
vorgeschlagenen Itemgruppierung
(4)
…gab es etwas, auf das ich mich gefreut habe.
(6)
…habe ich etwas unternommen, das mir Spaß gemacht hat.
(12)
…habe ich etwas mit anderen Jugendlichen unternommen.
Tabelle 9: Skala "Leistungsprobleme" nach der von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen
Itemgruppierung
(3)
…habe ich einiges gut hingekriegt.
(15)
…habe ich im Unterricht gut mitgearbeitet.
(16)
…konnte ich dem Lehrer aufmerksam folgen.
(17)
…habe ich meine Hausaufgaben vollständig gemacht.
(18)
…habe ich für die Schule gelernt.
4 Methode
32
4.6 Beschreibung der Stichprobe
Im Folgenden werden die 40 Patientinnen und Patienten der Gesamtstichprobe
beschrieben:
1. Alter und Geschlecht
Die Stichprobe setzt sich zusammen aus n = 19 Jungen (47,5%) und n = 21
Mädchen (52,5%). Das mittlere Lebensalter liegt zu Behandlungsbeginn bei M
= 15,5 Jahren (SD = 1,18). Der jüngste Patient ist zu Behandlungsbeginn 12,8
Jahre alt, der älteste 17,9 Jahre.
Abbildung 1: Alter der Patienten in Jahren
10
Häufigkeit
8
6
4
2
0
12
13
14
15
16
17
18
Alter in Jahren
2. Intelligenz
Mit den unter 17 jährigen Jugendlichen wurde zu Beginn des stationären
Aufenthaltes der HAWIK-III (Tewes et al., 1999), mit den 17-jährigen
Jugendlichen der HAWIE-R (Tewes, 1991) durchgeführt. Im Gesamtteil weisen
die Jugendlichen der Stichprobe im Mittel einen Standardwert von 96,1 auf (SD
= 12,61). Der niedrigste Standardwert liegt bei SW = 74, der höchste bei SW =
134. In einem Fall lag kein Gesamtscore des HAWIK-III vor.
4 Methode
33
Abbildung 2: IQ-Standardwerte
20
Häufigkeit
15
10
5
0
80
100
120
140
IQ-Standardwert
3. Trennung bzw. Scheidung der Eltern
Von den n = 40 Patienten der Stichprobe haben n= 18 (45%) eine Trennung
bzw. Scheidung ihrer Eltern erlebt. n = 22 (55%) haben keine Trennungs- oder
Scheidungserfahrung.
4. Schulabsentismus
34 Patienten (85%) haben zum Zeitpunkt der Aufnahme seit mindestens einer
Woche den Schulbesuch eingestellt. Im Mittel besuchen diese Patienten seit 16
Wochen die Schule nicht mehr (M = 16,15; SD = 13,35). Die Variationsbreite
der Dauer der Schulabwesenheit vor Aufnahme reicht von 1 bis 56 Wochen.
Die anderen 6 Patienten (15%) besuchen die Schule vor der stationären
Aufnahme sehr unregelmäßig (mindestens 50 Fehlstunden im letzten Halbjahr),
ohne dass dafür somatische Gründe vorliegen.
Im Mittel hatten die Patienten 134 Fehlstunden auf dem letzten Zeugnis vor
stationärer Aufnahme (M = 133,82; SD = 129,66). Die Variationsbreite reicht
von 0 bis 660 Fehlstunden. Bei 6 Patienten (15%) liegt keine Information über
die Fehlstunden auf dem letzten Zeugnis vor.
4 Methode
34
5. Besuchte Schulform
Zu Beginn der Behandlung besuchen n = 7 (17,5%) Jugendliche das
Gymnasium, n = 10 (25%) die Realschule und n = 6 (15%) eine Gesamtschule.
n = 12 (30%) Jugendliche besuchen die Hauptschule, n= 3 (7,5%) eine
Berufsschule und n = 2 (5%) eine Sonderschule.
Abbildung 3: Besuchte Schulform vor Aufnahme
Besuchte Schulform vor Aufnahme
Hauptschule
Realschule
Gymnasium
Gesamtschule
Berufsschule
andere Sonderschulen
0
2
4
6
8
10
12
Häufigkeit
6. Klassenwiederholungen
n = 14 (35%) Jugendliche haben zum Zeitpunkt der Aufnahme einmal eine
Schulklasse wiederholt. n = 2 (5%) haben zweimal eine Schulklasse wiederholt.
24 Jugendliche (60%) haben noch keine Schulklasse wiederholt.
7. Schulwechsel
20 Patienten (50%) haben vor Beginn der stationären Behandlung einen
außerplanmäßigen Schulwechsel hinter sich, 6 Patienten (15%) schon zwei. Ein
Patient (2,5%) hat vor Beginn der stationären Behandlung schon viermal die
Schule außerplanmäßig gewechselt. 13 Patienten (32,5%) haben noch keinen
außerplanmäßigen Schulwechsel hinter sich.
4 Methode
35
8. Diagnosen (ICD-10)
Als erste klinisch psychiatrische Diagnose nach ICD-10 erhielten 12
Jugendliche (30%) eine „Kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der
Emotionen“ (kombinierte introversive und expansive Störung; ICD-10: F92.-).
10 Jugendliche (25%) erfüllen die Kriterien einer phobischen Störung (ICD-10:
F40.-) Von diesen erhielten n = 3 Jugendliche die Diagnose einer spezifischen
Phobie (ICD-10: F40.2), n = 6 die einer sozialen Phobie (ICD-10: F40.1) und 1
Patient die einer Agoraphobie (ICD-10: F40.0).
Bei 6 Jugendlichen (15%) wurde eine depressive Episode (ICD-10: F32.-)
diagnostiziert. Vier Jugendliche (10%) erhielten die Diagnose einer „Störung mit
sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters“ (ICD-10: F93.2). Weitere 3 Jugendliche
(7,5%) erhielten als erste Diagnose eine Hyperkinetische Störung (ICD-10:
F90,-). Zwei (5%) der 40 Patienten erhielten die Diagnose einer Somatoformen
Störung
(ICD-10:
F45.-).
Je
ein
Jugendlicher
erhielt
die
Diagnose
Zwangsstörung (ICD-10: F42.1), Posttraumatische Belastungsstörung (ICD-10:
F43.1) und Elektiver Mutismus (ICD-10: F94.0).
Abbildung 4: Erste Diagnose nach ICD-10
F32: Depressive Episode
F40.0: Agoraphobie
F40.1: Soziale Phobie
Erstdiagnose
F40.2: Spezifische Phobie
F42.1: Zwangsstörung
F43.2: Anpassungsstörung
F45: Somatoforme Störung
F90: Hyperkinetische Störung
F92: Kombinierte Störung des sozialen
Verhaltens und der Emotionen
F93.2: Störung mit sozialer
Ängstlichkeit des Kindesalters
F94.0: Elektiver Mutismus
0
2
4
6
Häufigkeit
8
10
12
4 Methode
36
30 (75%) Patienten der Stichprobe erhielten eine zweite Diagnose auf der
ersten Achse nach ICD-10. Von diesen Patienten erhielten n = 12 Patienten
(40%) die Diagnose einer Depressiven Episode (ICD-10: F32.-) Bei 6 Patienten
(20%) wurde eine Emotionale Störung des Kindesalters diagnostiziert. 5
Patienten (12,5%) erfüllten die Kriterien einer sozialen Phobie (ICD-10: F40.1)
und zwei (6,7%) die einer Störung des Sozialverhaltens (ICD-10: F91). Jeweils
ein Patient (3,3%) erhielt die Diagnose „Psychische und Verhaltensstörung
durch Cannabinoide“ (ICD-10:F12,-), spezifische Phobie (ICD-10: F40.2),
schizoide Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.1), Hyperkinetische Störung
(ICD-10: F90.-) und Kombinierte Störung des sozialen Verhaltens und der
Emotionen (ICD-10: F92.-).
Abbildung 5: Zweite Diagnose nach ICD-10
F12: Psychische und
Verhaltensstörungen durch
Cannabinoide
F32: Depressive Episode
Zweitdiagnose
F40.1: Soziale Phobie
F40.2: Spezifische Phobie
F60.1: Schizoide
Persönlichkeitsstörung
F90: Hyperkinetische Störung
F91: Störung des Sozialverhaltens
F92: Kombinierte Störung des sozialen
Verhaltens und der Emotionen
F93: Emotionale Störung des
Kindesalters
0
2
4
6
8
10
12
Häufigkeit
9. Behandlungsdauer
Die Behandlungsdauer liegt bei der betrachteten Stichprobe zwischen 3 und 29
Wochen. Im Mittel dauerte der stationäre Aufenthalt 9 Wochen (M = 9,05,
Median M = 8,50).
4 Methode
37
Abbildung 6: Behandlungsdauer in Wochen
5
Häufigkeit
4
3
2
1
0
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
15
21
29
Behandlungsdauer in Wochen
4.8 Verwendete Verfahren der Datenanalyse
Für die statistischen Analysen dieser Untersuchung wurde die StatistikSoftware SPSS Version 15.0 eingesetzt.
Im ersten Abschnitt der vorliegenden Arbeit wird die Güte des SELBSTFragebogens als Messinstrument für adoleszententypischen Probleme
untersucht. Zur psychometrischen Analyse der Messgenauigkeit der Skalen des
SELBST-Fragebogens wurden berechnet:
ƒ
Trennschärfen,
ƒ
„Alpha if deleted“-Werte,
ƒ
Cronbach´s α.
Um Zusammenhänge zwischen den Skalen zu untersuchen, wurden
Korrelationen nach Spearman (2-seitige Signifikanz) berechnet. Dies geschah:
ƒ
zwischen den Skalen im jeweiligen Urteil,
ƒ
zwischen den Skalen der verschiedenen Urteile,
4 Methode
ƒ
38
zwischen den Skalen eines Urteils zu verschiedenen Messzeitpunkten
als Hinweis auf die Retest-Stabilität.
Auf eine Faktorenanalyse wurde im Hinblick auf die geringe Stichprobe
verzichtet.
Im zweiten Abschnitt der vorliegenden Arbeit wird der Verlauf abgebildet, sowie
die Wirksamkeit der stationären Kurzzeittherapie überprüft. Hierbei kamen
folgende Verfahren der Datenanalyse zum Einsatz:
Für die gruppenstatistischen Berechnungen mit zwei Messzeitpunkten (Präund Postmessung) wurden berechnet:
ƒ
einfaktorielle Varianzanalysen mit Messwiederholung der einzelnen
Skalen,
ƒ
zweifaktorielle
Varianzanalysen
Untersuchung
des
Einflusses
mit
der
Messwiederholung
Behandlungsdauer
für
die
auf
den
Behandlungseffekt. Hierbei wurden Gruppen unterschiedlich langer
Behandlungsdauer
gebildet
und
als
nicht
messwiederholter
Zwischensubjekteffekt untersucht.
Für die gruppenstatistischen Berechnungen mit drei Messpunkten (Vergleich
der Mittelwerte der Behandlungsdrittel) wurden einfaktorielle Varianzanalysen
mit Messwiederholung berechnet. Für die Prüfung der Veränderungen der
untersuchten Skalen über die drei Messzeitpunkte wurden wiederholte
Kontraste für die Einzelvergleiche zwischen den drei Messzeitpunkten
berechnet. Hiermit konnte überprüft werden, ob in erstem und zweitem
Behandlungsabschnitt ein ähnlicher Behandlungseffekt zu finden ist.
Bei den berechneten Varianzanalysen mit Messwiederholung wurde der PillaiSpur-Test verwendet. Da der Mauchly-Test zur Prüfung der Sphärizität bei
kleinen Stichproben unzuverlässige Ergebnisse liefert (Rasch 2006), konnte
eine Verletzung der Sphärizität nicht ausgeschlossen werden. Der Pillai-SpurTest erweist sich am robustesten gegenüber möglichen Fehlerquellen, im Sinne
einer Verletzung statistischer Voraussetzungen (Bühl et al. 2002). Auf die
4 Methode
39
Prüfung der Sphärizität konnte im Rahmen dieses multivariaten Testverfahrens
verzichtet werden (Diehl et al. 2001).
Bei der Berechnung der Varianzanalysen mit Messwiederholung wurde
zusätzlich das Eta2 angegeben, das den prozentualen Anteil der aufgeklärten
Varianz beschreibt.
Die statistischen Untersuchungen erfolgten jeweils auf Rohwertebene. Als
Signifikanzniveau wurde ein α-Niveau von 5% festgelegt.
Um die Stärke der Veränderungen über die Messzeitpunkte abschätzen zu
können,
wurde
die
standardisierte
Mittelwertsdifferenz
für
abhängige
Stichproben nach Cohen (1988) berechnet (Vgl. Formel 1).
Formel 1: Effektstärke nach Cohen für abhängige Stichproben.
d=
M1 ∗ M 2
SD 21 + SD 2 2 − r12 ∗ SD1 ∗ SD2
M = Mittelwert
SD = Standardabweichung
r = Korrelation nach Spearman
Hierbei wurden folgende Grenzwerte für die Interpretation der Effektstärken
zugrunde gelegt: Kleine Effekte wurden bei einem d ≤ 0.50 angenommen,
mittlere Effekte bei 0.50 ≤ d ≤ 0.80 und große Effekte bei einem d ≥ 0.80
(Cohen 1988).
4 Methode
40
4.7 Vorhandene Daten
Es wurden die Daten von 40 Patienten in die Datenmatrix eingegeben,
Bei n = 4 Jugendlichen liegt über den ganzen Verlauf nur die alte Version des
SELBST-Fragebogens vor. Bei n = 6 Jugendlichen wurde während der
stationären Therapie von der alten auf die neue Version des Fragebogens
umgestellt. Bei den restlichen n = 30 Jugendlichen
liegt der Fragebogen
ausschließlich in der neuen überarbeiteten Version vor.
Insgesamt wurden 1145 SELBST-Fragebögen erhoben und in die Datenmatrix
übertragen. Von den vorhandenen Fragebögen lagen 94 (8,2%) in der alten
Version und 1051 (91,8%) Fragebögen in der neuen Version vor.
Im Selbsturteil wurden 643 Fragebögen erhoben. Davon lagen 45 (7,0%) in der
alten und 598 (93,0%) in der neuen Version vor. Im Elternurteil wurden 225
Fragebögen erhoben. Von diesen lagen 49 (21,8%) in der alten und 176
(78,2%) in der neuen Version vor. Im Teamurteil wurden 277 Fragebögen
erhoben und in die Datenmatrix eingetragen. Da das Teamurteil erst mit der
überarbeiteten Version des SELBST-Fragebogens erschien, liegen die
Fragebögen ausschließlich in der neuen Version vor.
Im Folgenden wird die Verteilung und Häufigkeit der Item-Missings analysiert.
Tabelle 10 und Tabelle 11 stellen dar, wie häufig jedes einzelne Item erhoben
wurde. Außerdem wird die relative Häufigkeit angegeben. Das heißt, der
prozentuale Anteil der auswertbaren Items an der Gesamtheit der erhobenen
Fragebögen angegeben.
Die meisten Items wurden in > 90 % der erhobenen Fragebögen beantwortet.
Bei einigen Items fällt jedoch auf, dass sie deutlich häufiger nicht beantwortet (>
10 % Missings) wurden:
Item (7) („…musste ich mich anstrengen, um alltägliche Dinge bewältigen zu
können.“) der Skala „Selbstwertprobleme“ wurde in 13,8 % der ausgewerteten
Fragebögen im Elternurteil nicht beantwortet.
4 Methode
41
Item (11) („…bin ich mit meinem Lehrer aneinander geraten.“) der Skala
„Beziehungsprobleme“ wurde im Elternurteil in 31,1 % der Erhebungen nicht
beantwortet.
Die Items (15) – (18) der Skala „Leistungsprobleme“ wurden alle im Elternurteil
überproportional häufig nicht beantwortet. So bewegt sich der Anteil der nicht
beantworteten Items zwischen 36 % und 46,7 %. Auch im Selbst- und
Teamurteil sind die Items dieser Skala im Vergleich zu den anderen Skalen
auffallend häufiger nicht beantwortet worden. Hier bewegt sich der Prozentsatz
der nicht beantworteten Items an den erhobenen Fragebögen zwischen 6,1 %
und 19,3 %.
4 Methode
42
Tabelle 10: Absolute und relative Häufigkeit der vorhandenen Erhebungen der Items (1) (18) des SELBST-Fragebogens im Eltern-, Selbst- und Teamurteil
Elternurteil Selbsturteil Teamurteil
Urteil
n = 225
n = 643
n = 277
n
%
n
%
n
%
Item
(1)
…war ich stolz auf mich.
222
98,7
642
99,8
277
100
(2)
…war ich von mir enttäuscht.
223
99,1
642
99,8
277
100
(3)
…habe ich einiges gut hingekriegt.
222
98,7
641
99,7
276
99,6
(4) …gab es etwas, auf da ich mich gefreut
habe.
223
99,1
640
99,5
277
100
(5)
…hatte ich zu nichts Lust.
221
98,2
634
98,6
277
100
(6)
…habe ich etwas unternommen, das mir
Spaß gemacht hat.
219
97,3
638
99,2
274
98,9
(7)
…musste ich mich anstrengen, um
alltägliche Dinge bewältigen zu können.
194
86,2
641
99,7
273
98,6
(8)
…hatte ich Probleme, Entscheidungen
zu treffen.
222
98,7
643
100
276
99,6
(9)
…hatte ich mit meinen Eltern Streit.
218
96,9
53
8,2
273
98,6
(10) …bin ich mit anderen Jugendlichen
aneinander geraten.
206
91,6
641
99,7
276
99,6
(11) …bin ich mit meinem Lehrer aneinander
geraten.
155
68,9
621
96,6
225
81,2
(12) …habe ich mit anderen Jugendlichen
etwas unternommen.
214
95,1
639
99,4
277
100
(13) …habe ich mich allein gefühlt.
218
96,9
640
99,5
277
100
(14) …konnte ich mich mit meiner Meinung
durchsetzten.
218
96,9
636
98,9
277
100
(15) …habe ich im Unterricht gut
mitgearbeitet.
123
54,7
539
83,8
231
83,4
(16) …konnte ich dem Lehrer aufmerksam
folgen.
120
53,3
536
83,4
224
80,7
(17) …habe ich meine Hausaufgaben
vollständig gemacht.
131
58,2
550
85,5
240
86,6
(18) …habe ich für die Schule gelernt.
144
64,0
582
90,5
260
93,9
4 Methode
43
Item (19) („...fiel es mir schwer in die Schule zu gehen.“) der Skala „Angst und
Somatisierung“ wurde in 35,2 % der erhobenen Fragebögen im Elternurteil nicht
beantwortet. Im Jugendlichenurteil fehlte das Item in 18,4 %, im Teamurteil in
16,2 % der erhobenen Fragebögen (Vgl. Tabelle 11).
Tabelle 11: Absolute und relative Häufigkeit der vorhandenen Erhebungen der Items (19)
- (26) des SELBST-Fragebogens im Eltern-, Selbst- und Teamurteil
Urteil
Eltern
Jugendliche
Team
n = 176
n = 598
n = 277
n
%
n
%
n
%
(19) …fiel es mir schwer in die Schule zu
gehen.
114
64,8
488
81,6
232
83,8
(20) …hatte ich körperliche Beschwerden.
176
100
592
99,0
275
99,3
(21) …fühlte ich mich unwohl, wenn ich mit
anderen Jugendlichen zusammen war.
172
97,7
589
98,5
277
100
(22) …fühlte ich mich unwohl, wenn ich mit
Erwachsenen zusammen war.
174
98,9
596
99,7
277
100
(23) …fühlte ich mich ängstlich oder
unsicher.
175
99,4
596
99,7
277
100
(24) …
93
(52,8)
397
(66,4)
159 (57,4)
(25) …
70
(39,8)
332
(55,5)
130 (46,9)
(26) …
55
(31,3)
257
(43,0)
84
Item
(30,3)
4 Methode
44
4.8 Umgang mit Missings
Das Vorliegen zwei verschiedener Fragebogenversionen mit unterschiedlicher
Itemzahl
erschwerte
die
Festlegung
eines
einheitlichen
Prozentsatzes
zugelassener Missings je Erhebung. Außerdem wurde bei der Missinganalyse
(Vgl. Kapitel 4.7) festgestellt, dass die Items der Skala „Leistungsprobleme“
überdurchschnittlich häufig fehlten, selbst wenn die restlichen Items des
Fragebogens erhoben waren. Daher wurde beschlossen, ein Missingkriterium
auf Skalenebene zu treffen. In jeder Skala wurde höchstens ein Missing
zugelassen.
Da die Skala „Individualisierte Probleme“ bei jedem Patienten aus einer
unterschiedlichen Anzahl von Items besteht (zwischen 0 und 3 Items), wurde
die Skala immer aus der vorhandenen Zahl der Items berechnet. Also wurde bei
der Berechnung der Skala nicht zwischen Missings und von vornherein nicht
vorhandenen Items differenziert. Dies muss bei der Auswertung der Skala
„Individualisierte Probleme“ beachtet werden.
Der Tabelle 12 sind die sich hieraus ergebenden maximalen prozentualen
Anteil
an
fehlenden
Items
in
den
Skalen
„Selbstwertprobleme“,
„Beziehungsprobleme“, „Leistungsprobleme“ sowie „Angst und Somatisierung“
zu entnehmen.
Tabelle 12: Maximaler prozentualer Anteil tolerierter Missings in den Skalen
"Selbstwertprobleme", "Beziehungsprobleme", "Leistungsprobleme" und "Angst und
Somatisierung"
Skala
Anzahl der Items Maximal tolerierte Missings
„Selbstwertprobleme“
8
12,5 %
„Beziehungsprobleme„
6/5
16,7 % / 20 %
„Leistungsprobleme“
4
25 %
„Angst und Somatisierung“
5
20%
4 Methode
45
Tabelle 13 und Tabelle 14 stellen dar, wie viele Skalen zur weiteren
Betrachtung zur Verfügung stehen, nachdem alle Skalen mit > 1 Missing
entfernt wurden. Hier zeigt sich, dass die Skala „Leistungsprobleme“
überdurchschnittlich oft nicht gebildet werden konnte. Im Selbsturteil (16,8 %)
und im Teamurteil (17,3 %) konnte die Skala in < 20 % der Erhebungen nicht
berechnet werden. Im Elternurteil sogar in 46,2 %. Außerdem konnte die Skala
„Beziehungsprobleme“ im Elternurteil nur in 88,4 % der Erhebungen berechnet
werden. Das erklärt auch das häufige Fehlen der Gesamtskala im Elternurteil,
da diese ohne die Skala
Die Skala „Individualisierte Probleme“ wird hier nicht beachtet (s.o.).
Tabelle 13: Absolute und relative Häufigkeit der nach den Missingkriterien bildbaren
Skalen der alten Version des SELBST-Fragebogens im Eltern-, Selbst- und Teamurteil
Urteil
Skala
Eltern
Jugendliche
Team
n = 225
n = 643
n = 277
n
%
n
%
n
%
„Selbstwertprobleme“
219
97,3
642
99,8
277
100
„Beziehungsprobleme“
199
88,4
638
99,2
274
98,1
„Leistungsprobleme“
121
53,8
535
83,2
229
82,7
Tabelle 14: Absolute und relative Häufigkeit der nach den Missingkriterien bildbaren
Skalen der neuen Version des SELBST-Fragebogens im Eltern-, Selbst- und Teamurteil
Urteil
Skala
Eltern
Jugendliche
Team
n = 176
n = 598
n = 277
n
%
n
%
n
%
„Angst und Somatisierung“
166
94,3
591
98,8
276
99,6
„Individualisierte Probleme“
98
(55,7)
398
(62,0)
163
(58,8)
Gesamtskala
147
83,5
584
97,7
273
98,6
4 Methode
46
Die Anzahl der maximal zugelassenen Missings erscheint sehr hoch. Jedoch
ergibt die Auswertung der Missings auf Skalenebene Hinweise darauf, dass der
wirklich vorhandene Anteil an Missings deutlich geringer liegt (< 6,7 %). Tabelle
15 beschreibt in jeder Skala den prozentualen Missing-Anteil an der Gesamtheit
der erhobenen Items.
Tabelle 15: Prozentualer Anteil einzelner Item-Missings in den gebildeten Skalen
Urteil
Eltern
Jugendliche
Team
%
%
%
„Selbstwertprobleme“
2,6
0,5
0,4
„Beziehungsprobleme“
5,3
0,1
3,1
„Leistungsprobleme“
2,3
0,3
0,8
„Angst und Somatisierung“
6,7
3,9
3,3
Skala
Im weiteren Verlauf wurden die einzelnen Missings auf Skalenebene durch den
Item-Mittelwert der Stichprobe zu diesem Zeitpunkt ersetzt. Dieses Verfahren
stellt einen Fehler in der statistischen Bearbeitung der Daten dar. Der
prozentuale Anteil der ersetzten Missings liegt in allen Skalen deutlich < 10%
(Vgl. Tab. 14). Daher bleibt der Fehler durch die Ersetzungen der Item-Missings
relativ klein und betrifft den Bereich der zweiten Nachkommastelle. Trotzdem
muss diese Fehlerquelle bei der weiteren Betrachtung der Auswertungen
berücksichtigt werden.
Nach der Ersetzung der Einzelmissings wurden die Skalenmittelwerte zum
jeweiligen Zeitpunkt berechnet. Die Gesamtskala wurde aus den Skalen
„Selbstwertprobleme“, „Beziehungsprobleme“, sowie der Skala „Angst und
Somatisierung“ gebildet. Das Fehlen einer dieser Skalen wurde bei der
Berechnung der Gesamtskala nicht toleriert.
Das bedeutet, dass aus den
Erhebungen der alten Version des SELBST-Fragebogens keine Gesamtskala
berechnet werden konnte, da die Skala „Angst und Somatisierung“ erst mit der
neuen Version des Fragebogens erhoben wurde.
5 Ergebnisse
47
5 Ergebnisse
5.1 Güte des Messinstruments
Ab diesem Abschnitt wurde, wie in allen folgenden Analysen, eine Umkodierung
der Items vorgenommen. Ziel dieser Item-Umpoolung war es, die Werte im
Hinblick auf Verhaltensauffälligkeiten zu kodieren, d.h. hohe Werte der
Variablen
sollen
hohe
Auffälligkeit
im
abgefragten
Problembereich
widerspiegeln. Zu diesem Zweck wurden die Items (1), (3), (4), (6), (12) und
(14) - (18) umgepoolt, d.h. in diesen Fällen gilt nun „nie“ = 3 und „fast immer“ =
0. Alle weiteren Items wurden weiterhin wie beschrieben kodiert.
Für die psychometrische Überprüfung der Skalen des Fragebogens wurden
Itemmittelwerte über den gesamten Verlauf der stationären Behandlung
gebildet. Hierfür wurde für jedes Item im jeweiligen Fall ein Mittelwert aller
Erhebungen des Verlaufs der Behandlung im Selbst-, Eltern- und Teamurteil
berechnet. Durch dieses Vorgehen sollen bei der Betrachtung der Reliabilität
und
der
Zusammenhänge
zwischen
den
Skalen
tagesabhängige
Schwankungen vermindert werden. Gerechtfertigt wird dieses Verfahren mit der
Annahme, dass sich das Verhältnis der Items zueinander im zeitlichen Verlauf
konstant verhält.
Zur Kontrolle dieser Theorie wurden zusätzlich Reliabilitätsanalysen zu
einzelnen Messzeitpunkten berechnet. Gewählt wurden hierfür die vierte und
fünfte Behandlungswoche. Da in den ersten Tagen, oder sogar Wochen, der
stationären Behandlung die Patienten häufig noch nicht die Schule besuchen,
ist die Skala „Leistungsprobleme“ in diesen Fällen nicht aussagekräftig oder
sogar fehlend. Aus diesem Grund wurden nicht die ersten Behandlungswochen
für diese Untersuchung herangezogen. Auf der anderen Seite nimmt die
beobachtete Stichprobe ab, je später der Messzeitpunkt gewählt wird. Zu den
Messzeitpunkten der vierten und fünften Behandlungswoche findet bei den
meisten Patienten wieder eine Beschulung statt. Gleichzeitig ist nur bei sehr
wenigen Jugendlichen die Behandlung schon beendet worden. Die Anzahl der
betrachteten Fälle wird leider durch fehlende Erhebungen des Fragebogens im
5 Ergebnisse
48
Verlauf der Behandlung verringert. Im Elternurteil zeigen sich besonders häufig
Missings.
Tabelle 16 gibt eine Übersicht über die Fallzahl der Erhebungen für die
folgenden Analysen über den Itemmittelwert des Verlaufs, sowie zur vierten und
fünften Behandlungswoche.
Tabelle 16: Anzahl der Fälle zur Betrachtung der Skalen "Selbstwertprobleme",
"Beziehungsprobleme",
"Leistungsprobleme",
"Angst
und
Somatisierung",
"Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala über die Itemmittelwerte des Verlaufs
sowie zur vierten und fünften Behandlungswoche
Team
woche
Jugendliche
woche
Eltern
Verlauf
Team
Behandlungs-
Jugendliche
Behandlungs-
Eltern
über den
Team
Fünfte
Jugendliche
Vierte
Eltern
Itemmittelwert
„Selbstwertprobleme“
40
40
36
25
36
29
18
34
27
„Beziehungsprobleme“
40
40
36
23
36
29
18
33
26
„Leistungsprobleme“
33
40
36
13
29
24
9
31
23
„Angst und
Somatisierung“
„Individualisierte
Probleme“
36
36
36
15
30
28
13
30
27
11
15
14
7
13
12
6
12
9
Gesamtskala
36
36
36
14
30
28
13
29
26
Skala
5 Ergebnisse
49
5.1.1 Reliabilität der Skalen
Um die Zuverlässigkeit der Skalen zu überprüfen, wurde in diesem Abschnitt
auf die Methode der Konsistenzanalyse nach Cronbach´s α zurückgegriffen.
Lienert et al. (1998) sprechen von der internen Konsistenz als instrumentale
Reliabilität, da sie die Leistungsfähigkeit als Messinstrument, also die Qualität
des Tests, kennzeichnet und somit der grundlegenden Idee der Reliabilität am
nächsten kommt. Lienert et al. (1969) bezeichnen interne Konsistenzen mit
Werten von rtt > .70 als ausreichend.
Die Trennschärfe ist Ausdruck der Passung des jeweiligen Items in die Skala.
Sie ist dabei ein Maß zur Beurteilung der psychometrischen Qualität des Items,
nämlich
der
Korrelation
der
Itembeantwortung
mit
dem
korrigierten
Summenwert der Skala zu der das Item gehört. Von erheblichen Belangen für
die Trennschärfe sind dabei die Interkorrelationen zwischen den Items der
Skala. Nur wenn die anderen Items das gleiche messen wie das jeweils
betrachtete Item, zeigt sich eine hohe Trennschärfe (Amelang et al. 2002).
Lienert et al. (1998) bezeichnen Trennschärfen um .30 als gering, um .60 als
mittelmäßig und .80 als hoch. Der „Alpha if deleted“-Wert zeigt die potentielle
Verbesserung der Reliabilität der Skala durch die Entfernung des jeweiligen
Items aus der Skala an.
5.1.1.1 Betrachtung der a priori gebildeten Skalen
Die Skala „Selbstwertprobleme“ zeigt bei der Betrachtung des Itemmittelwerts
über den Verlauf im Selbsturteil (rtt = .84) und im Teamurteil (rtt = .90) gute
interne Konsistenzen (Vgl. Tabelle 17). Die Reliabilität im Elternurteil ist mit
einem Wert von rtt = .74 in einem tolerablen Bereich, in dem nach Lienert et al.
(1969) noch Interpretationen im Rahmen einer Individualdiagnostik möglich sind
(Vgl. Döpfner et al. 1994). Die Trennschärfen der Items bewegen sich bis auf
wenige Ausnahmen im mittleren bis hohen Bereich (.44 bis .81). Item (6) und
(8) zeigen deutlich niedrigere Trennschärfen. Doch auch hier weisen die „Alpha
5 Ergebnisse
50
if deleted“-Werte auf keine deutliche Verbesserung durch die Entfernung eines
der Items hin.
Diese Ergebnisse bleiben auch in der Untersuchung zu den Messzeitpunkten
der vierten und fünften Behandlungswoche im Selbsturteil (rtt = .76, bzw. rtt =
.82), Elternurteil (rtt = .79, bzw. rtt = .82) und Teamurteil (rtt = .75, bzw. rtt = .85)
relativ konstant.
Tabelle 17: Interne Konsistenz der Skala "Selbstwertprobleme" über die Item-Mittelwerte
des Verlaufs
Selbstwertprobleme
Elternurteil
Selbsturteil
Teamurteil
(n = 40)
(n = 40)
(n = 36)
Trenn-
Alpha if
Trenn-
Alpha if
Trenn-
Alpha if
schärfe deleted schärfe deleted schärfe deleted
(1)…war ich stolz auf
mich.
.54
.69
.65
.81
.81
.87
(2)…war ich von mir
enttäuscht.
.49
.70
.44
.84
.57
.90
(3)…habe ich einiges gut
hingekriegt.
.69
.68
.71
.80
.76
.88
(4)…gab es etwas, auf das
ich mich gefreut…
.44
.71
.70
.81
.71
.88
(5)…hatte ich zu nichts
Lust.
.59
.68
.53
.83
.73
.88
(6)…habe ich etwas
unternommen, das…
.18
.76
.58
.82
.56
.90
(7)…musste ich mich
anstrengen, um…
.45
.71
.52
.83
.81
.87
(8)…hatte ich Probleme,
Entscheidungen…
.24
.75
.48
.84
.60
.89
Reliabilität der Skala
.74
.84
.90
5 Ergebnisse
51
Die Reliabilität der Skala „Beziehungsprobleme“ liegt bei der Betrachtung des
Itemmittelwerts im Selbst- und Elternurteil unter dem Wert von rtt = .65 (Vgl.
Tabelle 18), was von Döpfner et al. (1994) als völlig unbefriedigend bezeichnet
wird. Im Teamurteil fällt die interne Konsistenz hier mit einem Wert von rtt = .66
etwas besser aus. Die Trennschärfen der Items weisen in allen Urteilen niedrige
Werte auf (.14 – .59). Keine Entfernung eines Items scheint dieses Ergebnis
potentiell bessern zu können.
Auch bei der Betrachtung der einzelnen Messzeitpunkte ergeben sich
unbefriedigende Ergebnisse in Selbsturteil (rtt = .19, bzw. rtt = .66), Elternurteil
(rtt = .19, bzw. rtt = .62) und Teamurteil (rtt = .46, bzw. rtt = .66).
Tabelle 18: Interne Konsistenz der Skala "Beziehungsprobleme" über die Item-Mittelwerte
des Verlaufs
Beziehungsprobleme
Elternurteil
Selbsturteil
Teamurteil
(n = 40)
(n = 40)
(n = 36)
Trenn-
Alpha if
Trenn-
Alpha if
Trenn-
Alpha if
schärfe deleted schärfe deleted schärfe deleted
(9)…hatte ich mit meinen
Eltern Streit…
.40
.42
(10)…bin ich mit anderen
Jugendlichen…
.35
.46
.23
(11)…bin ich mit meinem
Lehrer aneinander…
.35
.50
(12)…habe ich mit anderen
Jugendlichen etwas…
.14
(13)…habe ich mich allein
gefühlt.
(14)…konnte ich mich mit
meiner Meinung…
Reliabilität der Skala
.23
.66
.34
.47
.60
.28
.38
.52
.57
.57
.15
.44
.26
.65
.26
.51
.18
.39
.59
.54
.33
.47
.35
.23
.33
.63
.54
.41
.66
5 Ergebnisse
Bei
der
52
Reliabilitätsanalyse
der
Skala
„Leistungsprobleme“
über
die
Itemmittelwerte des Verlaufs erreicht die Skala im Selbsturteil (rtt = .87),
Elternurteil (rtt = .96) und im Teamurteil (rtt = .92) befriedigende Reliabilitäten
mit Werten von rtt > .80 (Vgl. Tabelle 19). Die Skala würde sich somit laut
Döpfner et al. (1994) auch für eine Individualdiagnostik eignen. Auch die
Trennschärfen der einzelnen Items bewegen sich ausschließlich im hohen
Bereich (.74 - .94). Nur Item (18) liegt im Selbsturteil im mittelmäßigen Bereich
(.51).
Auch in den Untersuchungen zur vierten und fünften Behandlungswoche zeigt
die Skala ausschließlich hohe Reliabilitäten mit Werten von rtt > .80 im
Selbsturteil (rtt = .95, bzw. rtt = .93), Elternurteil (rtt = .94, bzw. rtt = .91) und im
Teamurteil (rtt = .84, bzw. rtt = .86).
Die Ergebnisse der internen Konsistenz der Skala „Leistungsprobleme“ fallen
mit Werten, die teilweise deutlich über rtt = .90 liegen auffällig hoch aus.
Tabelle 19: Interne Konsistenz der Skala "Leistungsprobleme" über die Item-Mittelwerte
des Verlaufs
Leistungsprobleme
Elternurteil
Selbsturteil
Teamurteil
(n = 33)
(n = 40)
(n = 36)
Trenn-
Alpha if
Trenn-
Alpha if
Trenn-
Alpha if
schärfe
deleted
schärfe
deleted
schärfe
deleted
(15)…habe ich im
Unterricht gut…
.84
.96
.83
.80
.81
.90
(16)…konnte ich dem
Lehrer ...
.94
.93
.74
.83
.80
.90
(17)…habe ich meine
Hausaufgaben…
.91
.94
.85
.78
.87
.88
(18)…habe ich für die
Schule gelernt…
.92
.94
.51
.91
.79
.90
Reliabilität der
Skala
.96
.87
.92
5 Ergebnisse
53
Bei der Betrachtung der Itemmittelwerte über den Verlauf fällt die interne
Konsistenz der Skala „Angst und Somatisierung“ im Elternurteil (rtt = .57) und im
Teamurteil (rtt = .67) unbefriedigend aus. Die Trennschärfen der Items liegen
fast ausschließlich im niedrigen Bereich (.18 - .62). Die „Alpha if deleted“-Werte
deuten auf keine deutliche Verbesserungsmöglichkeit durch das Entfernen
eines oder mehrerer bestimmter Items hin. Im Ergebnis der Reliabilitätsanalyse
über die Werte der vierten und fünften Behandlungswoche zeichnen sich
teilweise noch geringere interne Konsistenzen der Skala „Angst und
Somatisierung im Elternurteil (rtt = .35, bzw. rtt = .28) und im Teamurteil (rtt = .59,
bzw. rtt = .67) ab.
Im Selbsturteil ist die Reliabilität der Skala tolerabel (rtt = .79). Die
Trennschärfen der einzelnen Items liegen im mittelmäßigen Bereich (.41 - .76).
In der Reliabilitätsanalyse zur vierten und fünften Behandlungswoche ergeben
sich wie im Eltern- und Teamurteil etwas niedrigere interne Konsistenz der
Skala im Selbsturteil (rtt = .56, bzw. rtt = .56).
Tabelle 20: Interne Konsistenz der Skala "Angst und Somatisierung" über die Mittelwerte
des Verlaufs
Angst und
Somatisierung
Elternurteil
Selbsturteil
Teamurteil
(n = 36)
(n = 36)
(n = 36)
Trenn-
Alpha if
Trenn-
Alpha if
Trenn-
Alpha if
schärfe
deleted
schärfe
deleted
schärfe
deleted
(19) ...fiel es mir
schwer, in die…
.27
.56
.41
.81
.33
.68
(20) ...hatte ich
körperliche…
.18
.60
.63
.75
.41
.64
(21) ...fühlte ich mich
unwohl, wenn…
.62
.37
.64
.74
.36
.65
(22) ...fühlte ich mich
unwohl, wenn…
.25
.56
.57
.78
.48
.61
(23) ...fühlte ich mich
ängstlich oder…
.42
.44
.76
.69
.63
.53
Reliabilität der
Skala
.57
.79
.67
5 Ergebnisse
54
Die Skala „Individualisierte Probleme“ besteht bei jedem Patienten aus
verschiedenen Items, ja sogar aus einer verschiedenen Anzahl von Items. Der
„Alpha if deleted“-Wert ist bei der Betrachtung dieser Skala daher wenig
aussagekräftig. Vor diesem Hintergrund fällt die Reliabilität überraschend gut
aus:
Die Reliabilität der Skalen zeigt sich bei der Betrachtung der Itemmittelwerte
des Verlaufs (Vgl. Tabelle 21) im Elternurteil (rtt = .87) und im Selbsturteil (rtt =
.84) zufrieden stellend. Im Teamurteil fällt die Skala schlechter aus (rtt = .62). Im
Eltern- und Selbsturteil liegen die Trennschärfen der Items im mittelmäßigen bis
hohen Bereich (.61 - .81), im Teamurteil im niedrigen bis mittelmäßigen (.38 .63).
Zur vierten und fünften Behandlungswoche bleiben diese Ergebnisse im
Elternurteil (rtt = .85, bzw. rtt = .88) konstant. Im Selbsturteil (rtt = .56, bzw. rtt = .58)
zeigen sich etwas geringere interne Konsistenzen. Im Teamurteil ergeben sich
sehr inkonstante interne Konsistenzen der Skala „Individualisierte Probleme“ in
der vierten und fünften Behandlungswoche (rtt = .-21, bzw. rtt = .79).
Tabelle 21: Interne Konsistenz der Skala "Individualisierte Probleme" über die Mittelwerte
des Verlaufs
Individualisierte
Elternurteil
Selbsturteil
Teamurteil
(n = 11)
(n = 15)
(n = 14)
Probleme
Trenn-
Alpha if
Trenn-
Alpha if
Trenn-
Alpha if
schärfe
deleted
schärfe
deleted
schärfe
deleted
(24) Individualisierte
Probleme
.75
.82
.61
.87
.63
.36
(25) Individualisierte
Probleme
.71
.85
.76
.72
.38
.63
(26) Individualisierte
Probleme
.81
.76
.75
.74
.52
.60
Reliabilität der
Skala
.87
.84
.62
5 Ergebnisse
Zur
Berechnung
55
der
Gesamtskala
werden
alle
Items
der
Skalen
„Selbstwertprobleme“, „Beziehungsprobleme“ und „Angst und Somatisierung“
herangezogen. Die Gesamtskala besteht im Eltern und Teamurteil aus 19
Items. Da im Selbsturteil das Item (9) der Skala „Beziehungsprobleme“ nicht
erhoben wird, besteht die Skala hier nur aus 18 Items.
In der Reliabilitätsanalyse der Gesamtskala über die Itemmittelwerte des
Verlaufs erreicht die Skala im Selbsturteil (rtt = .84), im Elternurteil (rtt = .82) und
im Teamurteil (rtt = .92) zufrieden stellende Reliabilitäten mit Werten von rtt >
.80. Die Trennschärfen der Items bewegen sich hauptsächlich im niedrigen bis
mittleren Bereich (.11 - .80). Besonders niedrig scheinen die Trennschärfen der
Items die der Skala „Beziehungsprobleme“ im Elternurteil auszufallen. Dies
weist auf einen niedrigeren Zusammenhang dieser Items mit den restlichen
Items der Gesamtskala hin. Die „Alpha if deleted“-Werte geben jedoch keinen
Hinweis auf eine potenzielle Verbesserung der internen Konsistenz durch die
Entfernung eines bestimmten Items.
Bei
der
Betrachtung
der
Itemwerte
in
der
vierten
und
fünften
Behandlungswoche ergeben sich etwas niedrigere Werte für die Reliabilität der
Skala in Selbsturteil (rtt = .78, bzw. rtt = .84), Elternurteil (rtt = .72, bzw. rtt = .85)
und im Teamurteil (rtt = .79, bzw. rtt = .88). Die Ergebnisse stellen sich mit
Werten von rtt > .72 jedoch als relativ stabil dar.
5 Ergebnisse
56
Tabelle 22: Interne Konsistenz der Gesamtskala über die Mittelwerte des Verlaufs
Gesamtskala
Eltern
Jugendliche
Team
(n = 36)
(n = 36)
(n = 36)
Alpha
Trennschärfe
(1)…war ich stolz auf mich.
if
deleted
Alpha
Trennschärfe
if
deleted
Alpha
Trennschärfe
if
deleted
.52
.80
.47
.83
.77
.90
(2)…war ich von mir
enttäuscht.
.55
.80
.47
.83
.61
.91
(3)…habe ich einiges gut
hingekriegt.
.65
.80
.52
.83
.75
.90
(4)…gab es etwas, auf das
ich mich gefreut…
.45
.81
.53
.83
.73
.90
(5)…hatte ich zu nichts
Lust.
.70
.79
.64
.82
.71
.90
(6)…habe ich etwas
unternommen, das…
.11
.83
.42
.83
.64
.90
(7)…musste ich mich
anstrengen, um…
.58
.80
.66
.82
.80
.90
(8)…hatte ich Probleme,
Entscheidungen…
.31
.82
.44
.83
.63
.90
(9)…hatte ich mit meinen
Eltern Streit…
.35
.81
.38
.91
(10)…bin ich mit anderen
Jugendlichen…
.29
.82
.47
.83
.38
.92
(11)…bin ich mit meinem
Lehrer aneinander…
.26
.82
.51
.84
.47
.91
(12)…habe ich mit anderen
Jugendlichen etwas…
.29
.82
.28
.84
.41
.91
(13)…habe ich mich allein
gefühlt.
.60
.80
.41
.83
.65
.90
(14)…konnte ich mich mit
meiner Meinung…
.37
.81
.33
.84
.54
.91
(19) ...fiel es mir schwer, in
die…
.27
.82
.29
.84
.38
.91
(20) ...hatte ich
körperliche…
.11
.83
.46
.83
.36
.91
(21) ...fühlte ich mich
unwohl, wenn…
.47
.81
.53
.83
.63
.90
(22) ...fühlte ich mich
unwohl, wenn…
.40
.81
.36
.84
.58
.91
(23) ...fühlte ich mich
ängstlich oder…
.46
.81
.45
.83
.67
.90
Reliabilität der Skala
.82
.84
.91
5 Ergebnisse
57
Zusammenfassend liefert die Skala „Selbstwertprobleme“ in der Untersuchung
über den Item-Mittelwert des Verlaufs als auch über die einzelnen
Messzeitpunkte zufrieden stellende Ergebnisse. In keinem Urteil unterschreitet
sie den Wert von rtt = .72.
Die interne Konsistenz der Skala „Beziehungsprobleme“ ist ungenügend. In
allen Untersuchungen ist die Reliabilität der Skala im Selbst-, Eltern- und
Teamurteil mit Werten von rtt < .70 als unbefriedigend zu bewerten.
Die Skala „Leistungsprobleme“ zeigt eine hohe interne Konsistenz. Die
Reliabilität der Skala unterschreitet in keiner Untersuchung den Wert von rtt =
.84. Teilweise erreicht die Skala Werte von rtt > .90, was als sehr auffällig zu
bewerten ist.
Bei der Betrachtung der Skala „Angst und Somatisierung“ fiel in allen
Untersuchungen ein schlechteres Ergebnis im Elternurteil als im Selbst- und
Teamurteil auf. Während zu den einzelnen Messzeitpunkten die interne
Konsistenz ungenügend ausfiel, erreichte die Skala bei der Betrachtung der
Itemmittelwerte des Verlaufs etwas bessere Ergebnisse. Hier lag die interne
Konsistenz im Teamurteil bei rtt = .67, im Selbsturteil mit rtt > .70 sogar im
tolerablen Bereich.
Die Skala „Individualisierte Probleme“ liefert unter Berücksichtung der
unterschiedlichen Zusammensetzung bei jedem Patienten erstaunlich gute
interne Konsistenzen. Die Ergebnisse dieser Skala sind jedoch mit besonderer
Vorsicht zu interpretieren.
Die interne Konsistenz der Gesamtskala liefert in allen Untersuchungen
tolerable Ergebnisse (rtt > .70).
Fazit: Da die Skalen teilweise unzufriedenstellende interne Konsistenzen
liefern, muss die Interpretation der weiteren Untersuchungen vorsichtig, im
Hinblick auf diese Ergebnisse stattfinden.
5 Ergebnisse
58
5.1.1.2 Betrachtung der von Feldkötter vorgeschlagenen Skalenbildung
In diesem Kapitel werden die von Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppisierungen untersucht (Vgl. Kapitel 4.3.2).
Die Reliabilitätsanalyse der von Feldkötter (2003) neu gebildeten Skala
„Selbstwertprobleme“ ergibt im Selbsturteil (rt = .83), im Elternurteil (rtt = .76)
und im Teamurteil (rtt = .86) tolerable interne Konsistenzen (Vgl. Tabelle 23).
Die Trennschärfen der Items bewegen sich bis auf wenige Ausnahmen im
mittelmäßigen bis hohen Bereich (.12 - .80). Item (1) fällt mit einer sehr
geringen Trennschärfe im Elternurteil (.33) und Selbsturteil (.12) auf. Im
Selbsturteil würde sich die Reliabilität der Skala durch die Entfernung des Items
(1) von rtt = .83 auf rtt = .92 steigern lassen („Alpha if deleted“ = .92). Item (8)
weist eine sehr geringe Trennschärfe von .24 im Elternurteil auf. Die Reliabilität
der Skala könnte sich durch die Entfernung des Items von rtt = .76 auf rtt = .79
steigern lassen.
Die von Feldkötter gebildete Skala „Selbstwertprobleme“ bietet weder in
Reliabilität noch im Profil der Trennschärfen der einzelnen Items eine
Verbesserung gegenüber der a priori gebildeten Skala.
5 Ergebnisse
59
Tabelle 23: Interne Konsistenz der Skala "Selbstwertprobleme" nach der von Feldkötter
(2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung
Elternurteil
Selbsturteil
Teamurteil
(n = 40)
(n = 40)
(n = 36)
Alpha
Trennschärfe
if
deleted
Alpha
Trennschärfe
if
deleted
Alpha
Trennschärfe
if
deleted
(1)…war ich stolz auf mich.
.33
.77
.12
.92
.77
.81
(2)…war ich von mir
enttäuscht.
.57
.71
.76
.77
.62
.85
(5)…hatte ich zu nichts Lust.
.75
.66
.78
.77
.68
.83
(7)…musste ich mich
anstrengen, um…
.57
.71
.80
.76
.78
.81
(8)…hatte ich Probleme,
Entscheidungen…
.24
.79
.73
.79
.64
.84
(13)…habe ich mich allein
gefühlt.
.61
.70
.69
.79
.53
.86
Reliabilität der Skala
.76
.83
.86
Die neue Skala „Streitbeziehungen“ besteht lediglich aus den drei Items (9),
(10), und (11). Da Item (9) im Selbsturteil nicht erhoben wird, besteht die Skala
hier sogar nur noch aus zwei Items. Das schränkt die Beurteilbarkeit dieser
Skala deutlich ein.
Im Selbsturteil (rtt = .59), im Elternurteil (rtt = .57) und im Teamurteil (rtt = .64)
ergeben sich für die von Feldkötter vorgeschlagene Skala „Streitbeziehungen“
bei der Betrachtung der Itemmittelwerte des Verlaufs (Vgl.
Tabelle 24) unbefriedigende interne Konsistenzen mit Werten von rtt < .65.
Im Vergleich zu der a priori gebildeten Skala „Beziehungsprobleme“ weist die
neue Skala „Streitbeziehungen“ keine besseren Ergebnisse in punkto interne
5 Ergebnisse
60
Konsistenz auf. Die etwas bessere Reliabilität im Jugendlichenurteil wird nur
durch Reduzierung der Skala auf zwei Items erreicht.
Tabelle 24: Interne Konsistenz der Skala "Streitbeziehungen" nach der von Feldkötter
(2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung
Elternurteil
Selbsturteil
Teamurteil
(n = 40)
(n = 40)
(n = 36)
Alpha
Trennschärfe
if
deleted
schärfe
(9)…hatte ich mit meinen
Eltern Streit…
.35
.63
(10)…bin ich mit anderen
Jugendlichen…
.48
.31
.52
(11)…bin ich mit meinem
Lehrer aneinander…
.50
.49
.52
Reliabilität der Skala
Alpha
Trenn-
.57
if
deleted
Alpha
Trennschärfe
if
deleted
.26
.76
.a
.59
.42
.a
.68
.32
.59
.64
a Der Wert ist negativ aufgrund einer negativen mittleren Kovarianz zwischen den Items. Dies verstößt gegen die
Annahmen über die Zuverlässigkeit des Modells.
Die
von
Feldkötter
neu
zusammengestellte
Skala
„Aktivitäts-
und
Affektprobleme“ besteht nur aus drei Items: Item (4) und (6) der a priori
gebildeten Skala „Selbstwertprobleme“ und aus Item (12) der a priori gebildeten
Skala „Beziehungsprobleme“.
Die
interne
Konsistenz
der
neuen
Skala
ist
im
Elternurteil
als
unzufriedenstellend zu bewerten (rtt = .62). Die Trennschärfen der Items
erweisen sich hier als gering bis mittelmäßig (.32 - .49). Im Selbsturteil (rtt = .91)
und im Teamurteil (rtt = .83) erreicht die neue Skala zufrieden stellende Werte
von rtt > .80. Auch die Trennschärfen der einzelnen Items bewegen sich im
mittleren bis hohen Bereich (.61 - .93)
5 Ergebnisse
61
Im Vergleich mit der a priori Skala „Selbstwertprobleme“ zeigen die Skalen im
jeweiligen Urteil ähnliche interne Konsistenzen.
Tabelle 25: Interne Konsistenz der Skala "Aktivitäts- und Affektprobleme“ nach der von
Feldkötter (2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung
Elternurteil
Selbsturteil
Teamurteil
(n = 40)
(n = 40)
(n = 36)
Alpha
Trennschärfe
if
deleted
Alpha
Trennschärfe
if
deleted
Alpha
Trennschärfe
if
deleted
(4)…gab es etwas, auf das
ich mich gefreut…
.32
.66
.78
.91
.61
.85
(6)…habe ich etwas
unternommen, das…
.49
.42
.93
.78
.87
.60
(12)…habe ich mit anderen
Jugendlichen etwas…
.49
.41
.77
.92
.61
.84
Reliabilität der Skala
.62
.91
.83
Die von Feldkötter modifizierte Skala zur Erfassung von Leistungsproblemen
weist im Selbsturteil (rtt = .85), im Elternurteil (rtt = .91) und im Teamurteil (rtt =
.91) hohe interne Konsistenzen mit Werten von rtt > .80 auf. Die Trennschärfen
der Items sind fast ausschließlich hoch (> .80). Item (18) zeigt eine
mittelmäßige Trennschärfe im Selbsturteil. Das neu zur Skala hinzugefügte Item
(3) liefert geringe Trennschärfen im Eltern- und Selbsturteil. Im Elternurteil weist
der „Alpha if deleted“ Wert auf eine Verbesserung der internen Konsistenz der
Skala von rtt = .91 auf rtt = .96 durch die Entfernung des Items (3) hin. Im
Teamurteil ist die Passung des Items (3) in die Skala mit einer Trennschärfe
von .63 als mittelmäßig zu betrachten.
Insgesamt fällt die durch Feldkötter modifizierte Skala „Leistungsprobleme“
schlechter aus als die a priori gebildete Skala. Das neu hinzugefügte Item (3)
5 Ergebnisse
62
kann die Skala nicht verbessern. Dessen niedrige Trennschärfen sprechen für
eine schlechte Passung des Items in die Skala. Die „Alpha if deleted“-Werte
deuten in allen Urteilen darauf hin, dass die Reliabilität der Skala ohne das
neue Item besser ausfallen würde.
Tabelle 26: Interne Konsistenz der Skala "Leistungsprobleme" nach der von Feldkötter
(2003) vorgeschlagenen Itemgruppierung
Elternurteil
Selbsturteil
Teamurteil
(n = 33)
(n = 40)
(n = 36)
Trenn-
Alpha if
Trenn-
Alpha if
Trenn-
Alpha if
schärfe
deleted
schärfe
deleted
schärfe
deleted
(3)…habe ich einiges
gut hingekriegt.
.35
.96
.44
.87
.63
.92
(15)…habe ich im
Unterricht gut…
.84
.88
.83
.77
.81
.88
(16)…konnte ich dem
Lehrer ...
.94
.86
.68
.82
.81
.88
(17)…habe ich meine
Hausaufgaben
.89
.87
.84
.77
.86
.87
(18)…habe ich für die
Schule gelernt…
.91
.87
.55
.85
.78
.89
Reliabilität der
.91
.85
.91
Skala
Die mittels Faktorenanalyse von Feldkötter gebildeten Skalen weisen insgesamt
keine Verbesserung der internen Konsistenz im Vergleich zu den a priori
gebildeten
Skalen
auf.
Die
geringe
Verbesserung
der
Skala
„Beziehungsprobleme“ kann nur durch Reduzierung der Skala auf 3 Items im
Eltern- und Teamurteil, bzw. auf 2 Items im Selbsturteil erreicht werden. In der
neuen Skala „Aktivität- und Affektprobleme“ zeigt sich das Item (12) besser
eingepasst als in der a priori gebildeten Skala „Beziehungsprobleme“. Jedoch
besteht auch diese neue Skala nur aus drei Items, was die Bewertung
erschwert. Der Vergleich der Skalen zur Erfassung von Leistungsproblemen
5 Ergebnisse
63
ergibt für die neue Skala sogar schlechtere Ergebnisse in Punkto interne
Konsistenz als die a priori gebildete Skala.
Auf Grund dieser Ergebnisse wird in der vorliegenden Arbeit die auf inhaltlichtheoretischen Überlegungen begründete Itemgruppierung beibehalten.
5.1.2 Zusammenhänge zwischen den Skalen
In diesem Abschnitt sollen die Zusammenhänge zwischen den Skalen
dargestellt werden.
Da man bei den betreffenden Skalen nicht von Normalverteilung ausgehen
kann, wurde nach der Empfehlung von Bortz (1993) auf die Rangkorrelation
nach Spearman (Spearman-Rho) zurückgegriffen. Nachtigal et al. (1998) geben
eine
grobe
Richtlinie
zur
Bewertung
korrelativer
Zusammenhänge.
Korrelationen bis 0.5 werden von ihnen als gering, bis 0.7 als mittel und bis 0.9
als hoch bezeichnet.
Um den Zusammenhang zwischen den Skalen im jeweiligen Urteil darzustellen
wurden wieder die Item-Mittelwerte über den Verlauf zur Berechnung
herangezogen.
5 Ergebnisse
64
Im Selbsturteil finden sich mittlere Korrelationen zwischen den Skalen
„Selbstwertprobleme“ und „Beziehungsprobleme“, sowie unter den Skalen
“Individualisierte Probleme“ und „Angst und Somatisierung“. Alle übrigen
Zusammenhänge sind als gering zu bezeichnen.
.70**
.50**
.40*
.48*
(n=40)
(n=40)
(n=40)
(n=36)
(n=23)
1
.38*
.40*
.39
(n=40)
(n=40)
(n=36)
(n=23)
1
.27
.42*
(n=40)
(n=36)
(n=23)
1
.74**
(n=36)
(n=23)
Leistungsprobleme
Angst und Somatisierung
Individualisierte Probleme
*= Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant.
** = Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant.
Probleme
Angst und
Individualisierte
1
Somatisierung
Leistungsprobleme
Beziehungsprobleme
Beziehungsprobleme
Selbstwertprobleme
Selbstwertprobleme
Tabelle 27: Korrelationen zwischen den Skalen des Selbsturteils (Korrelation nach
Spearman, 2-seitige Signifikanz)
1
(n=23)
5 Ergebnisse
65
Betrachtet man unter diesen Voraussetzungen die Korrelationen der Skalen im
Elternurteil, finden sich zum größten Teil niedrige Zusammenhänge. Nur die
Skalen „Selbstwertprobleme“ und „Beziehungsprobleme“ weisen eine mittlere
Korrelation untereinander auf.
.70**
.39*
.48**
.43
(n=40)
(n=40)
(n=33)
(n=36)
(n=21)
1
.34*
.29
.40
(n=40)
(n=33)
(n=36)
(n=21)
1
.17
.20
(n=33)
(n=29)
(n=16)
1
.47*
(n=36)
(n=21)
Leistungsprobleme
Angst und Somatisierung
Individualisierte Probleme
*= Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant.
** = Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant.
Probleme
Angst und
Individualisierte
1
Somatisierung
Leistungsprobleme
Beziehungsprobleme
Beziehungsprobleme
Selbstwertprobleme
Selbstwertprobleme
Tabelle 28: Korrelationen zwischen den Skalen des Elternurteils (Korrelation nach
Spearman, 2-seitige Signifikanz)
1
(n=21)
5 Ergebnisse
66
Im Teamurteil scheinen die Skalen am stärksten untereinander zu korrelieren.
So zeigt die Skala „Selbstwertprobleme“ mittlere Korrelationen mit den Skalen
„Beziehungsprobleme“, „Leistungsprobleme“ und der Skala „Angst und
Somatisierung“. Die restlichen Zusammenhänge sind als gering zu bewerten.
.75**
.71**
.75**
.51*
(n=36)
(n=36)
(n=36)
(n=36)
(n=24)
1
.35*
.55**
.39
(n=36)
(n=36)
(n=36)
(n=24)
1
.50**
.39
(n=36)
(n=36)
(n=24)
1
.23
(n=36)
(n=24)
Leistungsprobleme
Angst und Somatisierung
Individualisierte Probleme
*= Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant.
** = Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant.
Probleme
Angst und
Individualisierte
1
Somatisierung
Leistungsprobleme
Beziehungsprobleme
Beziehungsprobleme
Selbstwertprobleme
Selbstwertprobleme
Tabelle 29: Korrelationen zwischen den Skalen des Teamurteils (Korrelation nach
Spearman, 2-seitige Signifikanz)
1
(n=24)
5 Ergebnisse
67
Zusammenfassend stellt sich in allen Urteilen ein niedriger Zusammenhang der
Skalen untereinander dar. Es fällt auf, dass die Skala „Selbstwertprobleme“ in
allen Urteilen relativ hoch mit der Skala „Beziehungsprobleme“ korreliert. Im
„Selbsturteil“ hebt sich zusätzlich eine relativ hohe Korrelation zwischen den
Skalen „Angst und Somatisierung“ und „Individualisierte Probleme“ hervor.
5.1.3 Zusammenhänge zwischen den Urteilen
In diesen Abschnitt sollen die Zusammenhänge zwischen den Beurteilungen
aus den einzelnen Blickrichtungen dargestellt werden - die so genannte
Interrater-Korrelation. Dazu wurden Korrelationen zwischen den Skalen der
einzelnen Urteile gebildet.
Wie im vorhergehenden Abschnitt wurden über die Item-Mittelwerte des
Verlaufs Korrelationen nach Spearman –Rho berechnet.
5 Ergebnisse
68
Die Korrelationen zwischen den Skalen des Eltern- und Selbsturteils sind nach
Nachtigal & Wirtz (1998) als gering zu bewerten (Vgl. Tabelle 30). Die
Interrater-Korrelation der Skala „Individualisierte Probleme“ im Selbst- und
Elternurteil liegt im mittleren Bereich. Außerdem fällt auf, dass die Korrelationen
zwischen den sich entsprechenden Skalen nicht deutlich höher ausfallen als die
Korrelation zwischen den voneinander unabhängigen Skalen.
Selbstwertprobleme
Beziehungsprobleme
Leistungsprobleme
Angst und Somatisierung
Individualisierte Probleme
Gesamtskala
.21
.19
.47**
(n=40)
(n=40)
(n=40)
(n=36)
(n=23)
(n=36)
.25
.31
.32*
.12
.02
.33*
(n=40)
(n=40)
(n=40)
(n=36)
(n=23)
(n=36)
Gesamtskala
.33*
Probleme
.40*
Somatisierung
Individualisierte
.41**
Angst und
Leistungsprobleme
Elternurteil
Beziehungsprobleme
Selbsturteil
Selbstwertprobleme
Tabelle 30: Korrelationen zwischen Skalen des Eltern- und des Selbsturteils (Korrelation
nach Spearman, 2-seitige Signifikanz)
.32
.37 *
.31
.48**
.33
.60**
(n=33)
(n=33)
(n=33)
(n=29)
(n=19)
(n=29)
.03
.02
.05
.36*
.14
.24
(n=36)
(n=36)
(n=36)
(n=36)
(n=23)
(n=36)
.47*
.11
.40
.45*
.66**
.47**
(n=21)
(n=21)
(n=21)
(n=21)
(n=20)
(n=21)
.33*
.32
.36*
.28
.15
.40*
(n=36)
(n=36)
(n=36)
(n=36)
(n=23)
(n=36)
5 Ergebnisse
69
*= Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant.
** = Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant.
Der Zusammenhang zwischen Selbst- und Teamurteil liefert ähnliche
Ergebnisse. Die Korrelationen zwischen den Skalen sind auch hier als niedrig
zu bewerten. Einige fallen sogar negativ aus. Auch hier sind die InterraterKorrelationen der sich entsprechenden Skala nicht höher als die Korrelationen
zwischen unabhängigen Skalen. Die Skala „Individualisierte Probleme“ scheint
besonders schlecht zwischen Selbst- und Teamurteil zu korrelieren. Auch zu
den unabhängigen Skalen des jeweils anderen Urteils erscheinen die
Korrelationen auffallend niedrig.
Selbstwertprobleme
Beziehungsprobleme
Leistungsprobleme
Angst und Somatisierung
Individualisierte Probleme
Gesamtskala
Probleme
Somatisierung
Individualisierte
Angst und
Leistungsprobleme
Selbsturteil
Beziehungsprobleme
Teamurteil
Selbstwertprobleme
Tabelle 31: Korrelationen zwischen den Skalen des Team- und des Selbsturteils
(Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz)
.42*
.45**
.41*
.29
.43*
.45**
(n=36)
(n=36)
(n=36)
(n=36)
(n=24)
(n=36)
.39*
.52**
.28
.28
.32
.44**
(n=36)
(n=36)
(n=36)
(n=36)
(n=24)
(n=36)
.15
.15
.38*
.07
.45*
.14
(n=36)
(n=36)
(n=36)
(n=36)
(n=24)
(n=36)
-.04
.013
.22
.14
-.14
-.01
(n=36)
(n=36)
(n=36)
(n=36)
(n=24)
(n=36)
-.05
.00
.14
-.14
-.07
-.07
5 Ergebnisse
70
Gesamtskala
(n=23)
(n=23)
(n=23)
(n=23)
(n=23)
(n=23)
.22
.31
.33*
.23
.25
.26
(n=36)
(n=36)
(n=36)
(n=36)
(n=24)
(n=36)
*= Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant.
** = Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant.
Der korrelative Zusammenhang zwischen den Skalen des Eltern- und
Teamurteils ist zwar auch als gering zu bewerten, jedoch scheinen die sich
entsprechenden Skalen hier noch am besten miteinander zu korrelieren.
Auffällig ist die sehr niedrige Interrater-Korrelation der Skala „Individualisierte
Probleme“ im Eltern- und Teamurteil. Auch zu anderen Skalen weißt diese
Skala einen auffallend niedrigen, teilweise sogar negativen Zusammenhang
auf.
Selbstwertprobleme
Beziehungsprobleme
Leistungsprobleme
Angst und Somatisierung
Individualisierte Probleme
.32
-.00
.49**
(n=36)
(n=36)
(n=29)
(n=36)
(n=21)
(n=36)
Gesamtskala
.25
Probleme
.36 *
Somatisierung
Individualisierte
.53**
Angst und
Leistungsprobleme
Teamurteil
Beziehungsprobleme
Elternurteil
Selbstwertprobleme
Tabelle 32: Korrelationen zwischen den Skalen des Eltern- und des Teamurteils
(Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz)
.39*
.47**
.16
.11
-.12
.39 *
(n=36)
(n=36)
(n=29)
(n=36)
(n=21)
(n=36)
.56**
.33*
.49**
.28
.14
.47**
(n=36)
(n=36)
(n=29)
(n=36)
(n=21)
(n=36)
.46**
.37*
.22
.49**
-.09
.56**
(n=36)
(n=36)
(n=29)
(n=36)
(n=21)
(n=36)
.19
.35
.08
.07
.14
.20
5 Ergebnisse
71
Gesamtskala
(n=24)
(n=24)
(n=20)
(n=24)
(n=20)
24
.49**
.44**
.21
.30
-.10
.49**
(n=36)
(n=36)
(n=29)
(n=36)
(n=21)
(n=36)
*= Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant.
** = Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant.
Zusammenfassend lässt sich ein niedriger korrelativer Zusammenhang
zwischen den Skalen der unterschiedlichen Urteile beschreiben.
Zwischen den Fremdurteilen, des Teams und der Eltern, scheint der höchste
Zusammenhang
zu
bestehen.
Bei
der
Angabe
von
„Individualisierten
Problemen“ scheint ein besonders niedriger Zusammenhang des Teamurteils
zu Eltern- und Selbsturteil zu bestehen. Zwischen Eltern- und Selbsturteil
scheint der Zusammenhang der Skala „Individualisierte Probleme“ höher.
Jedoch müssen die Ergebnisse im Hinblick auf die unzuverlässigen Ergebnisse
der internen Konsistenz der Skalen mit äußerster Zurückhaltung interpretiert
werden.
5.1.4 Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Messzeitpunkten
In diesem Kapitel soll der Zusammenhang der Skalen zu zwei verschiedenen
Messzeitpunkten dargestellt werden. Gewählt wurden wie in Kapitel 5.1.2.2 die
vierte und fünfte Behandlungswoche. Das heißt zwischen den Messzeitpunkten
liegt in allen Urteilen eine Woche. Diese Berechnungen sollen einen Hinweis
auf die Retest-Stabilität des Fragebogens liefern.
5 Ergebnisse
72
Im Elternurteil korrelieren die entsprechenden Skalen mittelmäßig bis hoch
miteinander (Vgl. Tabelle 33). Die voneinander unabhängigen Skalen zeigen
niedrige bis mittlere Korrelationen untereinander. Es fällt auf, dass die Skala
Selbstwertprobleme der fünften Behandlungswoche mittel bis hoch mit den
anderen
Skalen
korreliert,
besonders
hoch
mit
der
Skala
„Beziehungsprobleme“.
Die Ergebnisse des Elternurteils dürfen aufgrund der äußerst niedrigen Fallzahl
nur mit erheblicher Vorsicht interpretiert werden.
Selbstwertprobleme
Beziehungsprobleme
Leistungsprobleme
Angst und Somatisierung
.63
.58
.80
(n=9)
(n=9)
(n=7)
(n=4)
(n=5)
(n=4)
.41
.69*
.49
.00
.73
.11
Gesamtskala
.56
Probleme
.91**
Somatisierung
Individualisierte
.85**
Angst und
Leistungsprobleme
Behandlungswoche 5
Beziehungsprobleme
Behandlungswoche 4
Selbstwertprobleme
Tabelle 33: Korrelationen zwischen den Skalen der vierten und fünften
Behandlungswoche im Elternurteil (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Sigifikanz)
(n=9)
(n=9)
(n=7)
(n=4)
(n=5)
(n=4)
.31
.46
.89*
.00
-.87
.00
(n=6)
(n=6)
-.20
-.10
(n=6)
.21
(n=3)
.95
(n=3)
(n=3)
.11
.80
5 Ergebnisse
73
(n=5)
Individualisierte Probleme
Gesamtskala
(n=5)
.00
.35
(n=5)
(n=5)
.70
(n=5)
(n=4)
(n=4)
-.06
(n=5)
.08
(n=4)
(n=5)
.87
.95
.63
(n=5)
(n=4)
(n=4)
.73
(n=4)
-.16
(n=5)
(n=5)
.74
.80
(n=5)
(n=4)
*= Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant.
** = Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant.
Im Selbsturteil sind die Korrelationen zwischen den sich entsprechenden
Skalen als mittel einzustufen. Die Gesamtskalen der vierten und fünften
Behandlungswoche korrelieren sogar hoch miteinander. Die Korrelationen
zwischen den voneinander unabhängigen Skalen fallen niedrig aus. Auffällig ist
der relativ hohe Zusammenhang zwischen der Skala „Selbstwertprobleme“ und
der Skala „Beziehungsprobleme“. Der korrelative Zusammenhang der einzelnen
Skalen zur Gesamtskala des anderen Messzeitpunktes ist als gering bis
mittelmäßig zu bewerten.
Selbstwertprobleme
Beziehungsprobleme
Leistungsprobleme
.41
.76**
(n=31)
(n=31)
(n=27)
(n=27)
(n=19)
(n=23)
.56**
.58**
.48*
.21
.16
.56**
(n=30)
(n=30)
(n=27)
(n=26)
(n=18)
(n=23)
.45*
.24
.59**
.06
.20
.56**
(n=28)
(n=28)
(n=26)
(n=24)
(n=16)
(n=22)
Gesamtskala
.29
Probleme
.56**
Individualisierte
.64**
Somatisierung
.69**
Angst und
Leistungsprobleme
Behandlungswoche 5
Beziehungsprobleme
Behandlungswoche 4
Selbstwertprobleme
Tabelle 34: Korrelationen zwischen den Skalen der vierten und fünften
Behandlungswoche im Selbsturteil (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Sigifikanz)
5 Ergebnisse
Angst und Somatisierung
Individualisierte Probleme
Gesamtskala
74
.16
.21
.47*
.70**
.27
.58**
(n=28)
(n=28)
(n=24)
(n=27)
(n=19)
(n=23)
.24
.14
.57*
.54*
.65**
.61**
(n=21)
(n=21)
(n=17)
(n=21)
(n=21)
(n=21)
.69**
.47*
.74**
.37
.35
.87**
(n=25)
(n=25)
(n=23)
(n=24)
(n=16)
(n=22)
*= Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant.
** = Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant.
Die Skalen der vierten und fünften Behandlungswoche korrelieren im
Teamurteil am wenigsten miteinander. Sowohl die sich entsprechenden, als
auch die voneinander unabhängigen Skalen weisen niedrige, teilweise sogar
negative Korrelationen untereinander auf.
Selbstwertprobleme
Beziehungsprobleme
Leistungsprobleme
Angst und Somatisierung
Individualisierte Probleme
.27
.38
(n=24)
(n=24)
(n=20)
(n=23)
(n=17)
(n=23)
.29
.54**
-.12
-.12
-.27
.30
(n=23)
(n=23)
(n=19)
(n=22)
(n=16)
(n=22)
.41
.26
.41
.25
.29
.51*
(n=20)
(n=20)
(n=17)
(n=19)
(n=15)
(n=19)
-.07
.22
.21
.08
.27
.16
(n=24)
(n=24)
(n=20)
(n=23)
(n=17)
(n=23)
-.20
.36
.16
.08
.35
.02
(n=16)
(n=16)
(n=13)
(n=15)
(n=16)
(n=15)
Gesamtskala
.07
Probleme
.37
Individualisierte
.47*
Somatisierung
.23
Angst und
Leistungsprobleme
Behandlungswoche 5
Beziehungsprobleme
Behandlungswoche 4
Selbstwertprobleme
Tabelle 35: Korrelationen zwischen den Skalen der vierten und fünften
Behandlungswoche im Teamurteil (Korrelation nach Spearman, 2-seitige Signifikanz)
5 Ergebnisse
75
Gesamtskala
.19
.50*
.26
.08
.16
.34
(n=23)
(n=23)
(n=19)
(n=22)
(n=16)
(n=22)
*= Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant.
** = Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.01 (2-seitig) signifikant.
Zusammenfassend deuten sich im Selbst- und Elternurteil mittlere bis hohe
Zusammenhänge
zwischen
den
sich
entsprechenden
Skalen
beider
Messpunkte an. Die voneinander unabhängigen Skalen scheinen weniger
miteinander zu korrelieren. Der Zusammenhang der Skalen der vierten und
fünften Behandlungswoche fällt im Teamurteil am geringsten aus. Wie in den
vorhergehenden Abschnitten scheint
ein relativ hoher Zusammenhang
zwischen den Skalen „Selbstwertprobleme“ und „Beziehungsprobleme“ zu
bestehen. Diese Ergebnisse sind in Hinblick auf die niedrigen Fallzahlen mit
besonderer Vorsicht zu interpretieren.
5 Ergebnisse
76
5.2 Betrachtung des Verlaufs der stationären Behandlung
Im folgenden Kapitel wird der Verlauf der Skalenmittelwerte im Selbst-, Elternund
Teamurteil
während
der
stationären
Therapie
betrachtet.
Jeder
Messzeitpunkt entspricht einer Behandlungswoche. Im Selbsturteil wurden
während des stationären Aufenthalts in jeder Woche zwischen einem und vier
Fragebögen erhoben. Daher wurde für dieses Urteil ein Mittelwert aus den
vorliegenden Erhebungen in jeder Behandlungswoche gebildet.
Fehlende Erhebungen im Behandlungsverlauf wurden wie folgt ersetzt:
Für einzelne fehlende Messwerte wurden Mittelwerte aus dem vorigen und dem
folgenden
Messzeitpunkt
berechnet.
Fehlten
mehrere
Messwerte
hintereinander, so wurde die erste Hälfte der fehlenden Werte durch den letzten
Messwert vor den Missings ersetzt, und die zweite Hälfte durch den ersten
Messwert nach den Missings. Fehlte der erste oder der letzte Messzeitpunkt
eines Behandlungsverlaufs, so wurde der erste Messwert durch den Wert des
folgenden und der letzte durch den Wert des vorigen Messzeitpunkts ersetzt.
Die Anzahl der Fälle, die zur Betrachtung des Behandlungsverlaufs
herangezogen werden konnten,
unterscheidet sich in den verschiedenen
Skalen im Selbst-, Eltern und Teamurteil:
Die Skalen der alten Version des SELBST-Fragebogens („Selbstwertprobleme“,
Beziehungsprobleme“ und „Leistungsprobleme“ in Selbst- und Elternurteil)
liegen
in
der
gesamten
Stichprobe
von
n
=
40
vor.
Die
Skala
„Leistungsprobleme“ konnte jedoch im Elternurteil in n = 7 Fällen zu keinem
5 Ergebnisse
77
Messzeitpunkt berechnet werden. Die Skalen, die erst in der neuen Version des
Fragebogens
miterfasst
wurden
(„Angst
und
Somatisierung“
und
„Individualisierte Probleme“ im Selbst- und Elternurteil, sowie alle Skalen des
Teamurteils) liegen in n = 36 der Fälle vor. Die Skala „Individualisierte
Probleme“ wurde nicht bei allen Patienten erhoben.
Tabelle 36 gibt einen Überblick über die Fallzahlen der betrachteten Skalen in
Selbst-, Eltern- und Teamurteil.
Tabelle 36: Fallzahlen zur Betrachtung des Verlaufs der Skalen „Selbstwertprobleme“,
„Beziehungsprobleme“,
„Leistungsprobleme“,
„Angst
und
Somatisierung“,
„Individualisierte Probleme“ und der Gesamtskala
Urteil
Selbsturteil Elternurteil Teamurteil
Skala
Selbstwertprobleme
40
40
36
Beziehungsprobleme
40
40
36
Leistungsprobleme
40
33
36
Angst und Somatisierung
36
36
36
Individualisierte Probleme
23
21
24
Gesamtskala
36
36
36
5.2.1 Vergleich der Prä- und Postmessung
In diesem Abschnitt wird die Ausprägung der erfragten Probleme im Bereich
Selbstwert, Beziehungen, Leistung, Angst und Somatisierung, Individualisierte
Probleme und der Gesamtskala zu Beginn und Ende der Behandlung
verglichen. Hierzu wurden die Skalenmittelwerte der Prä- und der Postmessung
verglichen. Im Eltern- und Teamurteil entspricht die Prämessung der ersten
Erhebung des Fragebogens während der stationären Therapie, die Post-
5 Ergebnisse
78
Messung der Letzten. Im Selbsturteil entspricht die Prämessung dem Mittelwert
der Erhebungen in der ersten Behandlungswoche, und die Postmessung dem
Mittelwert der Erhebungen in der letzten Behandlungswoche (siehe oben).
5.3.1.1 Verlauf der Skalenmittelwerte von Prä- zu Postmessung
In
diesem
Abschnitt
wird
der
Verlauf
der
Mittelwerte
der
Skalen
„Selbstwertprobleme“, „Beziehungsprobleme“, „Leistungsprobleme“, „Angst und
Somatisierung“, „Individualisierte Probleme“ und der Gesamtskala von der Präzur Postmessung untersucht. Hierzu wurden einfaktorielle Varianzanalysen mit
Messwiederholung berechnet.
Abbildung
7
stellt
„Beziehungsprobleme“,
„Individualisierte
den
Verlauf
der
„Leistungsprobleme“,
Probleme“
und
der
Skalen
„Selbstwertprobleme“,
„Angst
und
Somatisierung“,
Gesamtskala
von
der
Prä-
zur
Postmessung im Selbsturteil dar. In allen Skalen zeigt sich eine Abnahme der
Mittelwerte von der Prä- zur Postmessung. Die Probleme im Bereich Leistung
werden von den Jugendlichen im Vergleich zu den anderen Skalen am
höchsten eingeschätzt.
Abbildung
7:
Verlauf
der
Mittelwerte
der
Skalen
"Selbstwertprobleme",
"Beziehungsprobleme",
"Leistungsprobleme",
"Angst
und
Somatisierung",
"Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala von Prä- zu Postmessung im
Selbsturteil
5 Ergebnisse
79
Skalenmittelwerte im Selbsturteil
2,00
Skala
1,50
Selbstwertprobleme
Beziehungsprobleme
Leistungsprobleme
Angst und
Somatisierung
Individualisierte
Probleme
Gesamtskala
1,00
0,50
Prä
Post
Messzeitpunkt
Der Tabelle 37 sind die Ergebnisse der einfaktoriellen Varianzanalysen mit
Messwiederholung zu entnehmen. In allen Skalen des Selbsturteils nimmt der
Mittelwert von der Prä- zur Postmessung ab. Dieser Effekt ist in der Skala
„Selbstwertprobleme“ (F = 9.83, p = .003), „Beziehungsprobleme“ (F = 4.72, p =
.036), „Angst und Somatisierung“ (F = 24.18, p = .000), „Individualisierte
Probleme“ (F = 19.76, p = .000) und der Gesamtskala (F = 15.86, p = .000) auf
dem α-Niveau von 5% signifikant. Die Effektstärke nach Cohen fällt in der Skala
„Angst und Somatisierung“ (d = 1.05), der Skala „Individualisierte Probleme“ (d
= 1.19), sowie der Gesamtskala (d = 0.85) hoch aus. In den Skalen
„Selbstwertprobleme“ (d = 0.70) und „Beziehungsprobleme“ (d = 0.49) ist sie als
mittel zu bewerten. In der Skala „Leistungsprobleme“ ist der Mittelwertdifferenz
zwischen Prä- und Postmessung auf dem α-Niveau von 5% nicht signifikant (F
= 2.97, p = .093). Die Effektstärke liegt hier im mittleren Bereich (d = 0.43).
Tabelle
37:
Verlauf
der
Mittelwerte
der
Skalen
"Selbstwertprobleme",
"Beziehungsprobleme",
"Leistungsprobleme",
"Angst
und
Somatisierung",
"Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala von Prä- zu Postmessung im
Selbsturteil, einfaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung
5 Ergebnisse
80
Varianzanalyse
SELBST-JF
Prä
Post
(df=1)
M
(SD)
M
(SD)
d
F
p
Eta2
Selbstwertprobleme
1.24
(0.47)
0.93
(0.56)
0.70
9.83
.003
.20
Beziehungsprobleme
0.91
(0.37)
0.72
(0.43)
0.49
4.72
.036
.11
Leistungsprobleme
1.69
(0.91)
1.39
(0.91)
0.43
2.97
.093
.07
Angst und Somatisierung
0.74
(0.55)
0.31
(0.48)
1.05
24.18
.000
.41
Individualisierte Probleme
1.02
(0.69)
0.48
(0.67)
1.19
19.76
.000
.47
Gesamtskala
0.93
(0.38)
0.63
(0.40)
0.85
15.86
.000
.31
Abbildung 8 stellt den Verlauf der Skalen im Elternurteil von der Prä- zur
Postmessung graphisch dar. In allen Skalen findet sich ein Rückgang der
berichteten Probleme vom Beginn zum Ende der Behandlung. Die Probleme im
Bereich Leistung, Selbstwert, sowie die Individualisierten Probleme werden von
den Eltern höher eingeschätzt als die Beziehungsprobleme oder die Probleme
im Bereich Angst und Somatisierung.
Abbildung
8:
Verlauf
der
Mittelwerte
der
Skalen
"Selbstwertprobleme",
"Beziehungsprobleme",
"Leistungsprobleme",
"Angst
und
Somatisierung",
"Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala von Prä- zu Postmessung im
Elternurteil
5 Ergebnisse
81
Skalenmittelwerte im Elternurteil
2,00
1,50
Skala
Selbstwertprobleme
Beziehungsprobleme
Leistungsprobleme
Angst und
Somatisierung
Individualisierte
Probleme
Gesamtskala
1,00
0,50
1
2
Messzeitpunkt
Tabelle 38 enthält die Ergebnisse der einfaktoriellen Varianzanalysen mit
Messwiederholung im Elternurteil. In allen Skalen zeigen sich sehr signifikante
Rückgänge der Skalenmittelwerte von der Prä- zur Postmessung (p ≤ .004). Die
Effektstärken sind in den Skalen „Selbstwertprobleme“ (d = 1.14), „Angst und
Somatisierung“
(d
=
1.18),
sowie
„Leistungsprobleme“
(d
=
1.03),
„Individualisierte Probleme“ (d = 1.11) und der Gesamtskala (d = 1.17) als hoch
zu bewerten. In der Skala „Beziehungsprobleme“ (d = 0.66) liegt die
Effektstärken nach Cohen im mittleren Bereich.
Tabelle
38:
Verlauf
der
Mittelwerte
der
Skalen
"Selbstwertprobleme",
"Beziehungsprobleme",
"Leistungsprobleme",
"Angst
und
Somatisierung",
"Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala von Prä- zu Postmessung im
5 Ergebnisse
82
Elternurteil, einfaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung
Varianzanalyse
SELBST-EF
Prä
Post
(df=1)
M
(SD)
M
(SD)
d
F
p
Eta2
Selbstwertprobleme
1.57
(0.49)
1.05
(0.47)
1.14
23.70
.000
.38
Beziehungsprobleme
1.01
(0.41)
0.78
(0.36)
0.66
9.63
.004
.20
Leistungsprobleme
1.93
(1.03)
1.31
(1.05)
1.03
10.42
.003
.25
Angst und Somatisierung
1.17
(0.77)
0.58
(0.40)
1.18
20.77
.000
.37
Individualisierte Probleme
1.76
(0.69)
1.07
(0.99)
1.11
12.95
.002
.43
Gesamtskala
1.24
(0.48)
0.81
(0.36)
1.17
26.38
.000
.43
Abbildung 9 ist der Verlauf der Skalenmittelwerte des Teamurteils von Prä- zur
Postmessung
zu
entnehmen.
In
den
Skalen
„Selbstwertprobleme“,
„Leistungsprobleme“, „Angst und Somatisierung“, „Individualisierte Probleme“
und der Gesamtskala stellt sich ein Rückgang der berichteten Probleme von der
Prä- zur Postmessung dar. In der Skala „Beziehungsprobleme“ zeichnet sich
eine Zunahme des Skalenmittelwerts von der Prämessung zur Postmessung
ab. Das Team schätzt die Probleme Bereich Leistung am höchsten ein.
Abbildung
9:
Verlauf
der
Mittelwerte
der
Skalen
"Selbstwertprobleme",
"Beziehungsprobleme",
"Leistungsprobleme",
"Angst
und
Somatisierung",
"Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala von Prä- zu Postmessung im
Teamurteil
Skala
Selbstwertprobleme
Beziehungsprobleme
Leistungsprobleme
Angst und
Somatisierung
Individualisierte
Probleme
Gesamtskala
5 Ergebnisse
83
Skalenmittelwerte im Teamurteil
2,00
1,50
Skala
Selbstwertprobleme
Beziehungsprobleme
Leistungsprobleme
Angst und
Somatisierung
Individualisierte
Probleme
Gesamtskala
1,00
0,50
Prä
Post
Messzeitpunkt
Die Varianzanalyse (Vgl. Tabelle 39) ergibt nur für die Skalen „Angst und
Somatisierung“ (F = 4.24, p = .047) und „Individualisierte Probleme“ (F = 4.55, p
= .044) einen auf dem α-Niveau von 5% signifikanten Rückgang der
Skalenmittelwerte von der Prä- zur Postmessung. Die Effektstärke nach Cohen
ist für die Skala „Individualisierte Probleme“ (d = 0.84) als hoch zu bewerten.
Bei der Skala „Angst und Somatisierung“ (d= 0.58) liegt die Effektstärke im
mittleren Bereich.
In den Skalen „Selbstwertprobleme“ (F = 0.40, p = .534), „Leistungsprobleme“
(F = 1.67, p = .204) und der Gesamtskala (F = 1.03, p = .318) ergeben sich
keine
signifikanten
Mittelwertdifferenzen
zwischen
der
Prä-
und
der
Postmessung. Die Effektstärken nach Cohen sind als niedrig zu bewerten (d ≤
0.25).
In der Skala „Beziehungsprobleme“ zeigt sich eine negative Effektstärke (d = .0.24). Die Mittelwerte nehmen von der Prämessung (M = 1.02, SD = 0.38) zur
Postmessung (M = 1.11, SD = 0.44) zu. Dieses Ergebnis ist jedoch nicht auf
dem α -Niveau von 5% signifikant (F = 1.17, p = .286).
5 Ergebnisse
84
Tabelle
39:
Verlauf
der
Mittelwerte
der
Skalen
"Selbstwertprobleme",
"Beziehungsprobleme",
"Leistungsprobleme",
"Angst
und
Somatisierung",
"Individualisierte Probleme" und der Gesamtskala von Prä- zu Postmessung im
Teamurteil, einfaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung
Varianzanalyse
SELBST-TF
Prä
Post
(df=1)
M
(SD)
M
(SD)
d
F
p
Eta2
Selbstwertprobleme
1.38
(0.45)
1.31
(0.63)
0.16
0.40
.534
.01
Beziehungsprobleme
1.02
(0.38)
1.11
(0.44)
-0.24
1.17
.286
.03
Leistungsprobleme
1.65
(0.75)
1.43
(0.83)
0.31
1.67
.204
.05
Angst und Somatisierung
0.88
(0.68)
0.61
(0.61)
0.58
4.24
.047
.11
Individualisierte Probleme
1.17
(0.95)
0.74
(0.74)
0.84
4.55
.044
.17
Gesamtskala
1.10
(0.45)
1.01
(0.50)
0.25
1.03
.318
.03
Zusammenfassend nach Skalen:
Zusammenfassend zeigen die Skalen „Angst und Somatisierung“
sowie
„Individualisierte Probleme“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil einen auf dem αNiveau von 5% signifikanten Rückgang der Mittelwerte von der Prä- zur
Postmessung.
Die
Mittelwertdifferenzen
der
Skalen
„Beziehungsprobleme“ und der Gesamtskala
„Selbstwertprobleme“,
stellen sich im Selbst- und
Elternurteil auf dem α-Niveau von 5% als signifikant dar.
Der Rückgang der Mittelwerte von der Prä- zur Postmessung der Skala
„Leistungsprobleme“ ist nur im Elternurteil auf dem α-Niveau von 5% signifikant.
5.2.1.2 Vergleich des Verlaufs der Mittelwerte der Gesamtskala zwischen
unterschiedlich
lang
behandelten
Patienten
zur
Prä-
und
5 Ergebnisse
85
Postmessung
In diesem Abschnitt soll der Einfluss der Behandlungsdauer auf den
Behandlungserfolg untersucht werden. Hierzu wurden die n = 40 Patienten je
nach Dauer ihres stationären Aufenthaltes in 3 Gruppen eingeteilt:
ƒ
Kurze Behandlungsdauer (3 - 6 Wochen)
ƒ
Mittlerer Behandlungsdauer (7 - 10 Wochen)
ƒ
Lange Behandlungsdauer (11 - 29 Wochen)
Tabelle 40 gibt eine Übersicht über die Fallzahlen der kurz, mittel und lang
behandelten Gruppen im jeweiligen Urteil.
Tabelle 40: Übersicht der kurz, mittel und lang behandelten Patientengruppen
Gruppe
Behandlungsdauer
Stichprobe
in Wochen
Gesamtskala
liegt vor
Kurz
3-6
13
11
Mittel
7 - 10
16
14
Lang
11 - 29
11
11
Für die gruppenstatistischen Berechnungen mit zwei Messpunkten (Vergleich
der Skalen-Mittelwerte der Gruppen zu Prä- und Postmessung) wurden
zweifaktorielle Varianzanalysen mit Messwiederholung berechnet. Als nicht
messwiederholter
Faktor
wurde
die
Behandlungsdauer
mit
dem
messwiederholten Faktor „Auffälligkeit“ (operationalisiert durch den Mittelwert
der Gesamtskala) verglichen.
Abbildung 10 stellt den Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala in der kurz,
mittel und lang behandelten Gruppe von Prä- zu Post-Messung im Selbsturteil
5 Ergebnisse
86
graphisch dar. In allen Gruppen nimmt der Mittelwert der Gesamtskala von der
Prä- zur Postmessung ab. Die Auffälligkeit in der Gesamtskala fällt in der
Gruppe der mittellang Behandelten zu Beginn und Ende der Behandlung
geringer aus als die der kurz und lang behandelten Gruppe.
Abbildung 10: Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala von Prä- zur Postmessung im
Selbsturteil, getrennte Darstellung für die kurz, mittel und lang behandelten
Patientengruppen
Mittelwert der Gesamtskala im Selbsturteil
2,00
1,50
Behandlungsdauer
kurz
mittel
lang
1,00
0,50
Prä
Post
Messzeitpunkt
In der zweifaktoriellen Varianzanalyse mit Messwiederholung (Vgl. Tabelle 41)
zeigt sich in der Gesamtstichprobe vom Beginn der Behandlung (M = 0.93; SD
= 0.38) zum Ende der Behandlung (M = 0.63; SD = 0.40) ein Rückgang des
Mittelwerts der Gesamtskala. Dieses Ergebnis ist auf dem α-Niveau von 5%
signifikant (F = 14.51, p = .001). Die Effektstärke nach Cohen ist mit einem Wert
von d = 0.90 als hoch einzustufen.
Betrachtet man die einzelnen Gruppen unterschiedlicher Behandlungsdauer, so
fällt auf, dass in allen Gruppen der Mittelwert der Gesamtskala von der Prä- zur
Postmessung abnimmt. Die Effektstärken sind in der mittellang (d = 1.01) und in
der lang behandelten Gruppe (d = 0.81) als hoch zu bewerten. In der Gruppe
der Kurzbehandelten fällt der Effekt am geringsten aus (d = 0.61).
Die
Testung
des
nicht
messwiederholten
Zwischensubjekteffekts
5 Ergebnisse
87
„Behandlungsdauer“ ergibt keinen signifikanten Unterschied zwischen den
Gruppen
(F
=
1.54;
p
=
.229).
Durch
den
Zwischensubjekteffekt
„Behandlungsdauer“ können nur 9% der Varianz aufgeklärt werden (Eta2 = .09).
Das liegt deutlich unter dem Einfluss des messwiederholten Innersubjekteffekts
„Messzeitpunkt“, durch den 31% der Varianz aufklärt werden (Eta2 = .31).
Die
Wechselwirkung
zwischen
dem
Faktor
„Messzeitpunkt“
und
„Behandlungsdauer“ ist auf dem α-Niveau von 5% nicht signifikant (F = 0.37; p
= .696). Das bedeutet, dass sich kein signifikanter Unterschied des
Behandlungseffektes in den unterschiedlich lange behandelten Gruppen
abzeichnet.
Tabelle 41: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Effektstärke nach Cohen (d),
Partielles Eta2, F-Werte und Signifikanzen (2-seitig) der Gesamtskala im Selbsturteil:
Vergleich der Prä- und Postmessung zwischen den kurz, mittel und lang behandelten
Patientengruppen, zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung, kurz: n=11,
mittel: n=14, lang: n=11
SELBST-JF
Prä
Post
Varianzanalyse
M
(SD)
M
(SD)
d
df
F
p
Eta2
0.93
(0.38)
0.63
(0.40)
0.85
1
14.51
.001
.31
Kurz (n = 11)
0.95
(0.29)
0.75
(0.41)
0.61
Mittel (n = 14)
0.84
(0.45)
0.48
(0.33)
1.01
Lang (n = 11)
1.01
(0.39)
0.71
(0.45)
0.81
2
1.54
.229
.09
2
0.37
.696
.02
Gesamtskala
Behandlungsdauer
Messzeitpunkt*
Behandlungsdauer
Abbildung 11 zeigt den Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala in den
unterschiedlich lang behandelten Gruppen im Elternurteil. In allen Gruppen
stellt sich ein Rückgang der Mittelwerte vom Beginn zum Ende der Behandlung
dar. Zwischen den Gruppen scheint kein deutlicher Unterschied zu bestehen.
5 Ergebnisse
88
Abbildung 11: Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala von Prä- zur Postmessung im
Elternurteil, getrennte Darstellung für die kurz, mittel und lang behandelten
Patientengruppen
Mittelwert der Gesamtskala im Elternurteil
2,50
2,00
Behandlungsdauer
kurz
mittel
lang
1,50
1,00
0,50
Prä
Post
Messzeitpunkt
In der zweifaktoriellen Varianzanalyse mit Messwiederholung (Vgl. Tabelle 42)
zeigt sich ein hoher Effekt (d = 1.17) des Mittelwertunterschieds zwischen der
Prämessung (M = 1.24, SD = 0.48) und der Postmessung (M = 0.81, SD = 0.36)
in der Gesamtstichprobe. Dieser Effekt ist auf dem α-Niveau von 5% signifikant
(F = 25.42, p = .000). Durch den messwiederholten Faktor lassen sich 44% der
Varianz aufklären (Eta2 = .44).
Der Mittelwert der Gesamtskala nimmt in der kurz, mittel und lang behandelten
Gruppe Beginn zum Ende der Behandlung ab. Die Effektstärke nach Cohen ist
in allen Gruppen als hoch zu bewerten (d > 0.80).
Die Testung des Zwischensubjekteffekts „Behandlungsdauer“ ergibt kein
signifikantes Ergebnis (F = 1.37, p = .269). Durch unterschiedliche
Behandlungsdauer können nur 8% der Varianz aufgeklärt werden (Eta2 = .08).
Die
Wechselwirkung
zwischen
dem
Faktor
„Messzeitpunkt“
und
„Behandlungsdauer“ ist nicht signifikant (F = 0.16; p = .856). Das bedeutet,
dass sich die unterschiedlich lang behandelten Gruppen im Elternurteil weder in
der Problemausprägung zu Prä- und Postmessung, noch
im Effekt der
Behandlung auf dem α-Niveau von 5% signifikant voneinander unterscheiden.
5 Ergebnisse
89
Tabelle 42: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Effektstärke nach Cohen (d),
Partielles Eta2, F-Werte und Signifikanzen (2-seitig) der Gesamtskala im Elternurteil:
Vergleich der Prä- und Postmessung zwischen den kurz, mittel und lang behandelten
Patientengruppen, zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung, kurz: n=11,
mittel: n=14, lang: n=11
SELBST-EF
Prä
Post
Varianzanalyse
M
(SD)
M
(SD)
d
df
F
p
Eta2
1.24
(0.48)
0.81
(0.36)
1.17
1
25.42
.000
.44
Kurz (n = 11)
1.28
(0.32)
0.82
(0.38)
1.41
Mittel (n = 14)
1.10
(0.63)
0.73
(0.33)
0.91
Lang (n = 11)
1.37
(0.39)
0.90
(0.39)
1.35
2
1.37
.269
.08
2
0.16
.856
.01
Gesamtskala
Behandlungsdauer
Messzeitpunkt*
Behandlungsdauer
In Abbildung 12 ist der Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala der
unterschiedlich lang behandelten Gruppen im Teamurteil graphisch dargestellt.
Das Team scheint in der Gruppe der lang Behandelten zu Beginn und Ende der
Behandlung über deutlich häufigere Probleme zu berichten als bei den kürzer
Behandelten. Bei lang und mittel Behandelten sinkt der Mittelwert der
Gesamtskala von der Prä- zur Postmessung ab. In der Gruppe der
5 Ergebnisse
90
Kurzbehandelten
scheint
die
Auffälligkeit
in
der
Gesamtskala
sogar
zuzunehmen.
Abbildung 12: Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala von Prä- zur Postmessung im
Teamurteil, getrennte Darstellung für die kurz, mittel und lang behandelten
Patientengruppen
Mittelwert der Gesamtskala im Teamurteil
2,00
1,50
Behandlungsdauer
kurz
mittel
lang
1,00
0,50
Prä
Post
Messzeitpunkt
In der zweifaktoriellen Varianzanalyse mit Messwiederholung (Vgl. Tabelle 43)
ergibt die Testung der Gesamtstichprobe keine signifikante Mittelwertdifferenz
(F = 0.74, p = .398). Die Effektstärke ist nach Cohen als niedrig zu bewerten (d
= 0.25).
Betrachtet man die einzelnen Gruppen unterschiedlicher Behandlungsdauer, so
fällt der Effekt der Mittelwertdifferenz in der mittellang behandelten Gruppe hoch
aus (d = 0.92). Bei den lang Behandelten ist er klein (d = 0.19). In der Gruppe
der Kurzbehandelten ist sogar ein negativer Effekt zu beobachten (d = .42). Das bedeutet, dass der Mittelwert der Gesamtskala von der Prä- zur
Postmessung in dieser Gruppe zunimmt.
Der
Unterschied
zwischen
den
Gruppen
unterschiedlicher
Behandlungsdauer fällt auf dem α-Niveau von 5% signifikant aus (F =
5 Ergebnisse
91
9.08, p = .001). Der Zwischensubjekteffekt „Behandlungsdauer“ klärt 36%
der
Varianz
auf.
Somit
liegt
der
Effekt
durch
unterschiedliche
Behandlungsdauer höher als der Innersubjekteffekt „Messzeitpunkt“,
durch den nur 2% der Varianz aufgeklärt werden (Eta2 = .02). Die
Wechselwirkung
zwischen
den
Faktoren
„Messzeitpunkt“
und
„Behandlungsdauer“ ist auf dem α-Niveau von 5% nicht signifikant (F = 1.60, p
= .217).
Das bedeutet, dass sich die unterschiedlich lange behandelten
Gruppen im Teamurteil signifikant in der Höhe der Mittelwerte zu Prä- und
Postmessung unterscheiden. Der Behandlungseffekt unterscheidet sich jedoch
nicht signifikant zwischen den Gruppen.
Tabelle 43: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Effektstärke nach Cohen (d),
Partielles Eta2, F-Werte und Signifikanzen (2-seitig) der Gesamtskala im Teamurteil:
Vergleich der Prä- und Postmessung zwischen den kurz, mittel und lang behandelten
Patientengruppen, zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung, kurz: n=11,
mittel: n=14, lang: n=11
SELBST-TF
Prä
Post
Varianzanalyse
M
(SD)
M
(SD)
d
df
F
p
Eta2
1.10
(0.45)
1.01
(0.50)
0.25
1
0.74
.398
.02
Kurz (n = 11)
1.03
(0.33)
1.16
(0.43)
-0.42
Mittel (n = 14)
0.92
(0.38)
0.67
(0.34)
0.92
Lang (n = 11)
1.40
(0.51)
1.29
(0.53)
0.19
2
9.08
.001
.36
2
1.60
.217
.09
Gesamtskala
Behandlungsdauer
Messzeitpunkt*
Behandlungsdauer
Zusammenfassung der Ergebnisse zur Untersuchung der Prä- und
Postmessung:
Zusammenfassend
kann
im
Selbst-
und
Elternurteil
Hypothese
(1)
angenommen werden. Jugendliche und Eltern berichten zur Postmessung über
signifikant weniger Probleme als zur Prämessung. Dieses Ergebnis ist auf
einem α-Niveau von 5% signifikant. Der Effekt des messwiederholten Faktors
5 Ergebnisse
ist
in
beiden
92
Urteilen
höher
als
der
Effekt
durch
unterschiedliche
Behandlungsdauer. Zwischen den unterschiedlich lange behandelten Gruppen
besteht in der Problemausprägung zu Prä- und Postmessung kein signifikanter
Unterschied. Das heißt Hypothese (2) muss im Selbst- und Elternurteil
verworfen werden. Auch im Behandlungseffekt stellen sich keine auf dem αNiveau von 5% signifikanten Unterschiede zwischen den unterschiedlich lange
behandelten Patientengruppen dar. Daher muss auch Hypothese (3) in diesen
Urteilen verworfen werden.
Im
Teamurteil
kann
Hypothese
(1)
nicht
angenommen
werden.
Die
Mittelwertdifferenz von der Prä- zur Postmessung ist in der Gesamtstichprobe
nicht signifikant. In der Gruppe der Kurzbehandelten zeichnet sich sogar ein
negativer Effekt ab. Zwischen den unterschiedlich lange behandelten Gruppen
besteht ein auf dem α-Niveau von 5% signifikanter Unterschied. Hypothese (2a)
kann also im Teamurteil angenommen werden Jedoch zeigen sich die
Unterschiede zwischen den unterschiedlich lange behandelten Gruppen nicht
wie erwartet: Zur Prämessung wird bei den lange Behandelten die höchste
Auffälligkeit in der Gesamtskala vom Team erhoben. Jedoch liegt die
Auffälligkeit der mittellang Behandelten unter der der kurz behandelten. Zur
Postmessung zeigen sich ähnliche Unterschiede zwischen den Gruppen wie
vor der Behandlung. Hypothese (2b) muss im Teamurteil also verworfen
werden. Der Zwischensubjekteffekt „Behandlungsdauer“ ist höher als der des
messwiederholten Faktors. Jedoch zeichnet sich kein signifikanter Unterschied
des Behandlungseffekts zwischen den drei Gruppen im Teamurteil ab. Daher
muss Hypopthese (3) im Teamurteil verworfen werden.
5.2.2 Verlauf in Behandlungsdritteln
In diesem Abschnitt wird untersucht, ob in der ersten und der zweiten
Behandlungshälfte ähnliche Effekte zu finden sind. Um trotz unterschiedlicher
Dauer des stationären Aufenthalts die Phasen der Behandlung bei allen
Patienten vergleichen zu können, wurde in diesem Kapitel die Behandlung aller
5 Ergebnisse
93
Patienten in Drittel eingeteilt. Die Anzahl der Messzeitpunkte, also der
Behandlungswochen, wurde hierfür gedrittelt. Aus allen Erhebungen, die im
gleichen Behandlungsdrittel vorlagen, wurden für jede Skala Mittelwerte
berechnet. Lies sich die Anzahl der Behandlungswochen nicht gerade aufteilen,
wurde das mittlere Behandlungsdrittel erweitert.
Zum
gruppenstatistischen
Vergleich
der
Behandlungsdrittel
wurden
einfaktorielle Varianzanaysen mit Messwiederhoung berechnet. Für die Prüfung
der Veränderungen der untersuchten Skalen über die drei Messzeitpunkte
wurden wiederholte Kontraste für die Einzelvergleiche zwischen den drei
Messzeitpunkten
berechnet.
Hiermit
konnte
überprüft
werden,
obdie
Auffälligkeiten in den jeweiligen Problembereichen vom ersten zum zweiten
Behandlungsdrittel ähnlich stark abnehmen, wie vom zweiten zum dritten.
Abbildung 13 veranschaulicht den Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala im
jeweiligen Urteil graphisch. Die Mittelwerte der Gesamtskala nehmen in allen
Urteilen über die Behandlungsdauer ab. Im Selbst- und Elternurteil scheint vom
ersten zum zweiten Behandlungsdrittel die Auffälligkeit stärker abzunehmen, als
vom
zweiten
zum
dritten.
Die
Jugendlichen
berichten
in
allen
Behandlungsdritteln über weniger Probleme als Eltern und Team.
Abbildung 13: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die Behandlungsdrittel im
Selbst-, Eltern und Teamurteil
5 Ergebnisse
94
2,00
Mittelwert der Gesamtskala
Urteil
Selbsturteil
Elternurteil
Teamurteil
1,50
1,00
0,50
1
2
3
Behandlungsdrittel
Die zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung (Vgl. Tabelle 44)
zeigt, dass die Mittelwerte der Gesamtskala in allen Urteilen über die
Behandlungsdauer kontinuierlich abnehmen. Im Selbsturteil (F = 6.03, p = .006)
und Elternurteil (F = 13.79, p = .000) ist dieses Ergebnis auf dem α-Niveau von
5% signifikant. Die Einzelvergleiche zwischen den Messzeitpunkten zeigen, wo
genau sich signifikante Unterschiede zwischen den Mittelwerten befinden:
Im Selbsturteil zeigt sich eine signifikante Abnahme des Mittelwerts zwischen
erstem und zweitem Behandlungsdrittel (F = 11.15, p = 0.002). Durch diese
Veränderung können 24% der Varianz aufgeklärt werden (Eta2 = .24). Der
Effekt zwischen zweitem und dritten Behandlungsdrittel ist nicht auf dem αNiveau von 5% signifikant (F = 2.56, p = .119). Hierdurch werden nur 7% der
Varianz aufgeklärt (Eta2 = .07). Im Selbsturteil scheint der Rückgang der
Probleme im Bereich Selbstwert also stärker im ersten Behandlungsabschnitt
ausgeprägt zu sein.
5 Ergebnisse
95
Im Elternurteil findet sich sowohl vom erstem zum zweitem Behandlungsdrittel
(F = 11.97, p = .001), als auch vom zweitem zum drittem Behandlungsdrittel (F
= 9.63; P = .004) eine auf dem α-Niveau von 5% signifikante Abnahme der
Mittelwerte der Gesamtskala. Das partielle Eta-Quadrat deutet eine ähnliche
prozentuale Varianzaufklärung beider Effekte in den Einzelvergleichen
zwischen den Behandlungsdritteln an (Eta2 = .26, Eta2 = .22).
Die Abnahme des Mittelwerts der Gesamtskala fällt im Teamurteil nicht
signifikant aus. Auch in den Einzelvergleichen der Messzeitpunkte sind keine
auf dem α-Niveau von 5% signifikanten Effekte zu beobachten.
Tabelle 44: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df), F-Werte,
Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Gesamtskala im Selbst-, Eltern- und
Teamurteil über die Behandlungsdrittel
Gesamtskala
Behandlungsdrittel
1
2
Varianzanalyse
3
F
p
Eta2
2
6.03
.006
.26
Vergleich 1/2
1
11.15
.002
.24
Vergleich 2/3
1
2.56
.119
.07
2
13.79
.000
.45
Vergleich 1/2
1
11.97
.001
.26
Vergleich 2/3
1
9.63
.004
.22
2
1.08
.352
.06
Vergleich 1/2
1
0.32
.575
.01
Vergleich 2/3
1
1.57
.219
.04
Selbsturteil
Elternurteil
Teamurteil
M
(SD)
M
(SD)
M
0.84
(0.30)
0.71
(0.29)
0.65
1.10
1.07
(0.37)
(0.34)
0.91
1.05
(0.35)
(0.30)
0.81
0.98
(SD) df
(0.36)
(0.37)
(0.42)
5 Ergebnisse
96
Betrachtet man in Abbildung 14 den Verlauf des Mittelwerts der Skala
„Selbstwertprobleme“ über die Behandlungsdrittel, so fällt auf, dass die
Selbstwertprobleme von den Jugendlichen zu allen Messzeitpunkten geringer
eingeschätzt werden als von Eltern und Team. In Selbst- und Elternurteil nimmt
die Auffälligkeit über die Behandlungsdauer ab. Im Teamurteil zeichnet sich
keine deutliche Veränderung der Skalenmittelwerte über die Behandlungsdrittel
ab.
Abbildung 14: Verlauf der Mittelwerte der Skala „Selbstwertprobleme“ über die
Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil
Mittelwert der Skala "Selbstwertprobleme"
2,00
Urteil
Selbsturteil
Elternurteil
Teamurteil
1,50
1,00
0,50
1
2
3
Behandlungsdrittel
Die Varianzanalyse (Vgl. Tabelle 45) belegt eine stetige Abnahme der
berichteten Selbstwertprobleme in Selbst- und Elternurteil. Diese Effekte sind
auf dem α-Niveau von 5% signifikant (F = 4.19, p = .023 bzw. F = 10.90, p =
.000).
Bei den Einzelvergleichen zwischen den Behandlungsdritteln, zeichnet sich in
Selbsturteil nur zwischen erstem und zweitem Behandlungsdrittel ein auf dem
α-Niveau von 5% signifikantes Ergebnis ab (F = 4.20, p = .047). Das partielle
5 Ergebnisse
97
Eta2 fällt in beiden Kontrasten ähnlich hoch aus und deutet somit eine
kontinuierliche Abnahme der Auffälligkeit an (Eta2 = .10, Eta2 = .08).
Die Einzelvergleiche der Mittelwerte liefern im Elternurteil nur zwischen zweitem
und drittem Behandlungsdrittel ein auf dem α-Niveau von 5% signifikantes
Ergebnis (F = 16.74, p = .000). Dieser Effekt klärt 30% der Varianz auf (Eta2 =
.30). Durch den Effekt zwischen erstem und zweitem Behandlungsdrittel
können dagegen nur 9% der Varianz aufgeklärt werden (Eta2 = .09). Dieses
Ergebnis deutet darauf hin, dass die von den Eltern berichteten Probleme im
Bereich Selbstwert in der zweiten Hälfte stärker als in der ersten Hälfte der
Behandlung zurückgehen.
Im Teamurteil lässt sich kein signifikanter Rückgang der berichteten Probleme
verzeichnen (F = 0.35, p = .710). Die Skalenmittelwerte bleiben über die
Behandlungsdrittel weitestgehend konstant.
Tabelle 45: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df), F-Werte,
Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala „Selbstwertprobleme“ im Selbst-,
Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel
Selbstwert-
Behandlungsdrittel
probleme
1
2
Varianzanalyse
3
M
(SF)
M
(SF)
M
(SF)
df
F
p
Eta2
1.12
(0.39)
1.00
(0.44)
0.91
(0.50)
2
4.19
.023
.18
Vergleich 1/2
1
4.20
.047
.10
Vergleich 2/3
1
3.34
.076
.08
2
10.90
.000
.365
Vergleich 1/2
1
3.89
.056
.09
Vergleich 2/3
1
16.74
.000
.30
2
0.35
.710
.02
Vergleich 1/2
1
0.07
.788
.00
Vergleich 2/3
1
0.71
.404
.02
Selbsturteil
Elternurteil
Teamurteil
1.45
1.33
(0.40)
(0.36)
1.30
1.35
(0.40)
(0.39)
1.09
1.29
(0.45)
(0.52)
5 Ergebnisse
98
Die graphische Darstellung der Skala „Beziehungsprobleme“ (Vgl. Abbildung
15) zeigt im Selbst- und Elternurteil einen sehr ähnlichen Verlauf der Mittelwerte
über die Behandlungsdrittel. In diesen beiden Urteilen sinkt die Auffälligkeit mit
der Behandlungsdauer ab. Das Team berichtet über mehr Probleme im Bereich
„Beziehungsprobleme“. Die Auffälligkeit scheint hier im Verlauf sogar etwas
zuzunehmen.
Abbildung 15: Verlauf der Mittelwerte der Skala "Beziehungsprobleme" über die
Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil
Mittelwert der Skala "Beziehungsprobleme"
2,00
Urteil
Selbsturteil
Elternurteil
Teamurteil
1,50
1,00
0,50
1
2
3
Behandlungsdrittel
Die einfaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung (Vgl. Tabelle 46) zeigt
in Selbst- und Elternurteil eine kontinuierliche Abnahme der Mittelwerte der
Skala „Beziehungsprobleme“. Dieser Effekt fällt jedoch nur im Elternurteil auf
dem α-Niveau von 5% signifikant aus (F = 3.79, p = .037).
Die Einzelvergleiche zwischen erstem und zweitem, sowie zweitem und drittem
Behandlungsdrittel liefern weder im Selbsturteil noch im Elternurteil signifikante
Effekte.
Die
prozentuale
Varianzaufklärung
durch
die
Effekte
der
5 Ergebnisse
99
Einzelvergleiche unterscheidet sich weder im Selbst-, noch im Elternurteil
deutlich zwischen den beiden Kontrasten (.02 < Eta2 < .09).
Im Teamurteil findet sich kein auf dem α-Niveau von 5% signifikanter
Mittelwertsunterschied über die Behandlungsdrittel. Die Skalenmittelwerte
bleiben über die Behandlungsdrittel weitestgehend konstant.
Tabelle 46: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df), F-Werte,
Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala „Beziehungsprobele“ im Selbst-,
Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel
Beziehungs-
Behandlungsdrittel
probleme
1
2
Varianzanalyse
3
M
(SF)
M
(SF)
M
(SF)
df
F
p
Eta2
0.88
(0.29)
0.84
(0.29)
0.76
(0.41)
2
1.96
.155
.09
Vergleich 1/2
1
0.79
.38
.02
Vergleich 2/3
1
3.31
.077
.08
2
3.79
.032
.17
Vergleich 1/2
1
1.55
.220
.04
Vergleich 2/3
1
3.81
.058
.09
2
0.39
.682
.02
Vergleich 1/2
1
0.78
.383
.02
Vergleich 2/3
1
0.00
.972
.00
Selbsturteil
Elternurteil
Teamurteil
0.93
1.06
(0.32)
(0.32)
0.87
1.08
(0.31)
(0.35)
0.78
1.09
(0.35)
(0.39)
5 Ergebnisse
100
Abbildung 16 stellt den Verlauf der Mittelwerte der Skala „Leistungsprobleme“ in
Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel graphisch dar. Die
Eltern scheinen am Anfang der Behandlung die Leistungsprobleme der
Jugendlichen am höchsten einzuschätzen. Am Ende der Behandlung berichten
sie über weniger Probleme in diesem Bereich als Jugendliche und Team.
Jugendliche und Team schätzen die Probleme im ersten Behandlungsdrittel
ähnlich hoch ein. Während der Mittelwert der Skala „Leistungsprobleme“ im
Selbsturteil jedoch mit der Behandlungsdauer abnimmt, scheint im Teamurteil
keine deutliche Veränderung des Skalenmittelwerts stattzufinden.
Abbildung 16: Verlauf der Mittelwerte der Skala "Leistungsprobleme" über die
Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil
Mittelwert der Skala "Leistungsprobleme"
2,00
Urteil
Selbsturteil
Elternurteil
Teamurteil
1,50
1,00
0,50
1
2
3
Behandlungsdrittel
Die Varianzanalyse (Vgl. Tabelle 47) zeigt einen stetigen Rückgang der
Auffälligkeit im Selbst- und Elternurteil. Auf dem α-Niveau von 5% ist jedoch nur
der Effekt im Elternurteil signifikant (F = 5.91, p = .007).
Die Einzelvergleiche zwischen erstem und zweitem (F = 10.29, p = .003), sowie
zweitem und drittem (F = 5.74, p = .023) Behandlungsdrittel fallen im Elternurteil
5 Ergebnisse
101
beide auf einem α-Niveau von 5% signifikant aus. Der Vergleich der
prozentualen Varianzaufklärung (Eta2 = .24, bzw. Eta2 = .15) durch den Effekt
zwischen den jeweiligen Behandlungsdritteln deutet auf einen etwas höheren
Effekt im ersten Behandlungsabschnitt hin.
Im Selbst- und Teamurteil ergeben sich weder insgesamt, noch in den
Einzelvergleichen der Behandlungsdrittel auf dem a-Niveau von 5% signifikante
Mittelwertsdifferenzen.
Tabelle 47: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df), F-Werte,
Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala „Leistungsprobleme“ im Selbst-,
Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel
Leistungs-
Behandlungsdrittel
probleme
1
2
Varianzanalyse
3
M
(SF)
M
(SF)
M
(SF)
df
F
p
Eta2
1.56
(0.79)
1.48
(0.80)
1.36
(0.85)
2
1.28
.291
.06
Vergleich 1/2
1
0.56
.459
.01
Vergleich 2/3
1
1.91
.175
.04
2
5.91
.007
.28
Vergleich 1/2
1
10.29
.003
.24
Vergleich 2/3
1
5.74
.023
.15
2
0.15
.859
.01
Vergleich 1/2
1
0.07
.800
.00
Vergleich 2/3
1
0.1
.651
.00
Selbsturteil
Elternurteil
Teamurteil
1.82
1.55
(0.93)
(0.65)
1.54
1.53
(0.86)
(0.60)
1.30
1.48
(0.99)
(0.73)
5 Ergebnisse
102
Die Skala „Angst und Somatisierung“ zeigt in allen Urteilen einen Rückgang der
berichteten Probleme mit der Behandlungsdauer (Vgl. Abbildung 17). Im Selbstund Elternurteil scheinen die Probleme stärker vom ersten zum zweiten als vom
zweitem zum dritten Behandlungsdrittel abzunehmen. Die Jugendlichen
berichten während der gesamten Behandlung über weniger Probleme im
Bereich „Angst und Somatisierung“ als Eltern und Team.
Abbildung 17: Verlauf der Mittelwerte der Skala "Angst und Somatisierung" über die
Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil
Mittelwert der Skala "Angst und Somatisierung"
2,00
Urteil
Selbsturteil
Elternurteil
Teamurteil
1,50
1,00
0,50
1
2
3
Behandlungsdrittel
In allen Urteilen zeigt sich in der Varianzanalyse mit Messwiederholung (Vgl.
Tabelle 48) ein stetiger Rückgang des Skalen-Mittelwerts. Der Effekt ist im
Selbsturteil (F = 8.18, p = .001), im Elternurteil (F = 8.06, p = .001) und im
Teamurteil (F = 4.50, p = .018) auf dem α-Niveau von 5% signifikant. Bei der
Betrachtung
der
Kontraste,
stellen
sich
die
Einzelvergleiche
der
Skalenmittelwerte zwischen erstem und zweitem Behandlungsdrittel im Selbstund Elternurteil auf dem α -Niveau von 5% signifikant (F = 16.31, p = .000, bzw.
F = 14.77, p = .000). Dieser Effekt klärt im Selbsturteil (Eta2 = .32) und im
Elternurteil (Eta2 = .30) einen deutlich größeren Teil der Varianz auf, als der
5 Ergebnisse
103
Effekt zwischen zweitem und dritten Behandlungsdrittel (Eta2 = .02, bzw. Eta2 =
.00). Das deutet darauf hin, dass im Selbst- und Elternurteil der Rückgang der
Skalenmittelwerte hauptsächlich in der ersten Behandlungshälfte stattfindet.
Im Teamurteil fallen die Einzelvergleiche auf dem α-Niveau von 5% nicht
signifikant aus. Beide Einzelvergleiche decken einen ähnlichen prozentualen
Anteil der Varianz auf (Eta2 = .06 bzw. Eta2 = .10). Damit zeichnet sich eine
kontinuierliche Abnahme der angegebenen Probleme im Bereich Angst und
Somatisierung über die Behandlungsdrittel ab.
Tabelle 48: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df), F-Werte,
Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala „Angst und Somatisierung“ im
Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel
Angst und
Behandlungsdrittel
Somatisierung
1
2
Varianzanalyse
3
M
(SF)
M
(SF)
M
(SF)
df
F
p
Eta2
0.59
(0.42)
0.38
(0.37)
0.33
(0.39)
2
8.18
.001
.33
Vergleich 1/2
1
16.31
.000
.32
Vergleich 2/3
1
0.69
.413
.02
2
8.06
.001
.32
Vergleich 1/2
1
14.77
.000
.30
Vergleich 2/3
1
0.05
.827
.00
2
4.50
.018
.21
Vergleich 1/2
1
2.07
.159
.06
Vergleich 2/3
1
3.79
.060
.10
Selbsturteil
Elternurteil
Teamurteil
0.90
0.80
(0.53)
(0.44)
0.59
0.71
(0.41)
(0.34)
0.58
0.58
(0.41)
(0.46)
In Abbildung 18 wird der Verlauf der Mittelwerte der Skala „Individualisierte
Probleme“ im Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel
dargestellt. Es zeichnet sich in allen Urteilen eine Abnahme der berichteten
individualisierten Probleme über den Verlauf der Behandlung ab.
5 Ergebnisse
104
Die Eltern scheinen die Ausprägung der „Individualisierten Probleme“ während
der gesamten Behandlung am höchsten einzuschätzen.
Abbildung 18: Verlauf der Mittelwerte der Skala "Individualisierte Probleme" über die
Behandlungsdrittel im Selbst-, Eltern- und Teamurteil
Mittelwert der Skala "Individualisierte Probleme"
2,00
Urteil
Selbsturteil
Elternurteil
Teamurteil
1,50
1,00
0,50
1
2
3
Behandlungsdrittel
In der Varianzanalyse (Vgl. Tabelle 49) ergeben sich für das Selbsturteil (F =
6.81, p = .005) und das Elternurteil (F = 5.65, p = .012) auf dem α-Niveau von
5%
signifikante
Unterschiede
zwischen
den
Mittelwerten
der
Skala
„Individualisierte Probleme“ zu den Behandlungsdritteln.
Im Selbsturteil zeigt sich eine kontinuierliche Abnahme der Mittelwerte über die
Behandlungsdauer. Die Einzelvergleiche zwischen erstem und zweitem
Behandlungsdrittel (F = 5.15, p = .033), sowie zwischen zweitem und drittem
Behandlungsdrittel (F = 6.99, p = .015) fallen signifikant aus. Die prozentuale
Varianzaufklärung ist in beiden Einzelvergleichen ähnlich hoch (Eta2 = .24, bzw.
Eta2 = .19). Das deutet auf einen gleichmäßigen Rückgang der beschriebenen
Probleme über die Behandlungsdrittel hin.
5 Ergebnisse
105
Im Elternurteil nimmt der Mittelwert vom ersten zum zweiten Behandlungsdrittel
deutlich ab. Dieser Effekt klärt 32% der Varianz auf (Eta2 = .32) und ist auf dem
a-Niveau von 5% signifikant (F = 9.44, p = .006). Zwischen zweitem und drittem
Behandlungsdrittel nimmt der Skalenmittelwert deutlich weniger ab. Durch
diesen Einzelvergleich können nur 9% der Varianz aufgeklärt werden (Eta2 =
.09). Der Effekt fällt auf dem a-Niveau von 5% nicht signifikant aus. Dieses
Ergebnis legt nahe, dass der Rückgang des Skalenmittelwerts hauptsächlich im
ersten Behandlungsabschnitt stattfindet.
Im Team nimmt die Auffälligkeit über den Verlauf stetig ab. Dieser Effekt ist
jedoch
auf
dem
α-Niveau
von
5%
nicht
signifikant.
Auch
in
den
Einzelvergleichen der einzelnen Behandlungsdrittel stellt sich kein auf dem αNiveau von 5% signifikanter Effekt dar.
Tabelle 49: Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Freiheitsgrade (df), F-Werte,
Signifikanzen p (2-seitig) und partielles Eta2 der Skala „Individualisierte Probleme“ im
Selbst-, Eltern- und Teamurteil über die Behandlungsdrittel
Individualisierte
Behandlungsdrittel
Probleme
1
2
Varianzanalyse
3
M
(SF)
M
(SF)
M
(SF)
df
F
p
Eta2
0.91
(0.70)
0.67
(0.71)
0.48
(0.66)
2
6.81
.005
.39
Vergleich 1/2
1
5.15
.033
.19
Vergleich 2/3
1
6.99
.015
.24
2
5.65
.012
.37
Vergleich 1/2
1
9.44
.006
.32
Vergleich 2/3
1
2.01
.172
.09
2
2.83
.080
.21
Vergleich 1/2
1
0.81
.377
.03
Vergleich 2/3
1
2.62
.119
.10
Selbsturteil
Elternurteil
Teamurteil
1.59
1.06
(0.72)
(0.70)
1.20
0.93
(0.88)
(0.68)
1.01
0.76
(0.93)
(0.74)
5 Ergebnisse
106
Zusammenfassung
der
Untersuchung
des
Verlaufs
über
die
Behandlungsdrittel:
In der Skala „Selbstwertprobleme“ scheint im Elternurteil die Auffälligkeit
zwischen zweitem und drittem Behandlungsdrittel der Skalenmittelwert stärker
abzunehmen als zwischen dem ersten und zweiten.
In der Skala „Leistungsprobleme“ nimmt die Auffälligkeit im Elternurteil stärker
in der ersten als im zweiten Behandlungsabschnitt ab.
In der Skala „Angst und Somatisierung“ nimmt die Auffälligkeit im Selbst- und
Elternurteil deutlich stärker vom ersten zu zweiten als vom zweiten zu dritten
Behandlungsdrittel ab. In der Skala „Individualisierte Probleme“ ist dieses
Verhalten des Skalenmittelwerts nur im Elternurteil zu beobachten.
Der
Mittelwert
der
Gesamtskala
nimmt
im
Selbsturteil
im
ersten
Behandlungsabschnitt deutlicher als im zweiten ab.
Ansonsten
scheinen
die
Effekte
der
Behandlung
in
den
jeweiligen
Problembereichen beurteilt durch Jugendliche, Eltern und Team zwischen
erstem und zweitem, sowie zweitem und drittem Behandlungsdrittel ähnlich
ausgeprägt zu sein.
Insgesamt
scheint
der
Behandlungseffekt
tendenziell
im
ersten
Behandlungsabschnitt stärker ausgeprägt zu sein. Dies ist vor allem im
Elternurteil zu beobachten. Die Skala „Selbstwertprobleme“ im Elternurteil
verhält sich anders. Hier nimmt die Auffälligkeit stärker vom zweiten zum dritten
Behandlungsabschnitt ab.
Der Vergleich zwischen den Urteilen deutet an, das Eltern- und Teamurteil in
den
Skalen
„Selbstwertprobleme“,
„Angst
und
Somatisierung“
und
„Individualisierte Probleme“ untereinander stärker zusammenhängen als mit
dem Selbsturteil. Die Jugendlichen berichten in diesen Bereichen über weniger
Probleme als Eltern und Team. In der Skala „Beziehungsprobleme“ stellt sich
ein großer Zusammenhang zwischen Selbst- und Elternurteil dar, während das
Team diese Problematik höher einzuschätzen scheint.
5 Ergebnisse
107
5.2.3 Verlauf in Behandlungswochen
In diesem Kapitel soll der Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala von
Behandlungswoche zu Behandlungswoche dargestellt werden.
Hierzu werden alle Patienten in der gleichen Behandlungsphase gemeinsam
abgebildet. Es werden nur die Patienten miteinbezogen, die sich über den
gesamten Beobachtungszeitraum in stationärer Behandlung befanden. Mit
zunehmender Dauer der betrachteten Behandlungsphase nimmt die Anzahl der
beobachteten Patienten also ab.
Zur Betrachtung der ersten drei Wochen steht die Gesamtstichprobe von n = 40
zu Verfügung. Bei Verlängerung des Beobachtungszeitraums nimmt die
Stichprobe um die Patienten ab, die sich kürzer als der Beobachtungszeitraum
in stationärer Behandlung befanden.
Betrachtet werden die Mittelwerte der Gesamtskala. Daher nimmt die
beobachtet Stichprobe um die Fälle ab, in denen keine Gesamtskala gebildet
werden konnte (Vgl. Tabelle 6 und Tabelle 40).
Im Folgenden sollen drei Behandlungsphasen differenzierter dargestellt
werden:
ƒ
die ersten 3 Behandlungswochen (n = 36),
ƒ
die ersten 7 Behandlungswochen (n = 25),
ƒ
die ersten 11 Behandlungswochen (n = 11).
5 Ergebnisse
108
Abbildung 19 stellt den Verlauf des Mittelwerts der Gesamtskala über die ersten
drei Behandlungswochen in Selbst-, Eltern- und Teamurteil dar. Im Selbst- und
Elternurteil zeigt sich ein Abfall des Mittelwerts der Gesamtskala in den ersten
drei Behandlungswochen. Im Teamurteil scheint sich der Mittelwert kaum zu
verändern.
Im Vergleich zwischen den verschieden Urteilen, scheinen die
Jugendlichen bei sich selbst die Ausprägung der Probleme am geringsten
einzuschätzen.
Abbildung 19: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten drei
Behandlungswochen im Selbst-, Eltern- und Teamurteil
Urteil
Selbsturteil
Elternurteil
Teamurteil
Mittelwert der Gesamtskala
2,00
1,50
1,00
0,50
1
2
3
Behandlungswoche
Die Abbildung 20 stellt in separaten Graphen für das Selbst-, Eltern- und
Teamurteil den Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala in den ersten drei
Behandlungswochen getrennt für die kurz, mittel und lang behandelten
Patienten dar.
Im Selbsturteil scheint in der Gruppe der Kurzbehandelten die Auffälligkeit in
der
Gesamtskala
am
stärksten
zwischen
der
ersten
und
zweiten
Behandlungswoche abzunehmen. Ansonsten stellen sich in Selbst- und
Elternurteil in allen Gruppen unterschiedlicher Behandlungsdauer gleichmäßig
abnehmende
Mittelwerte
der
Gesamtskala
über
die
ersten
drei
5 Ergebnisse
109
Behandlungswochen dar. Im Teamurteil scheint die Auffälligkeit in der
Gesamtskala bei den kurz und mittellang Behandelten in den ersten drei
Behandlungswochen zu zunehmen. In der Gruppe der lang behandelten zeigt
sich ein Rückgang des Mittelwerts der Gesamtskala.
Abbildung 20: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten drei
Behandlungswochen, getrennte Darstellung der kurz, mittel und lang behandelten
Patientengruppen, getrennte Graphen für Selbst-, Eltern- und Teamurteil
Mittelwert der Gesamtskala im Selbsturteil
2,00
1,50
Behandlungsdauer
kurz
mittel
lang
1,00
0,50
1
2
3
Behandlungswoche
2,00
Mittelwert der Gesamtskala imTeamurteil
Mittelwert der Gesamtskala im Elternurteil
2,00
1,50
1,00
0,50
1
2
Behandlungswoche
3
1,50
1,00
0,50
1
2
Behandlungswoche
3
5 Ergebnisse
110
Zur Betrachtung der ersten sieben Behandlungswochen können in Selbst-,
Eltern- und Teamurteil die Daten von n = 25 Patienten herangezogen werden.
Das entspricht der Anzahl der Patienten, die 7 Wochen oder länger stationär
behandelt wurden. In der siebten Behandlungswoche sind alle Patienten, die
der Gruppe der Kurzbehandelten (1 – 6 Behandlungswochen) zugeordnet
wurden
schon
entlassen.
Im
Folgenden
wird
also
der
Verlauf
der
Gesamtskalen-Mittelwerte aller mittel und lang behandelten Patienten während
der ersten sieben Behandlungswoche dargestellt:
Abbildung 21 veranschaulicht den Verlauf des Gesamtskala-Mittelwerts
während der ersten sieben Wochen in Selbst-, Eltern- und Teamurteil. In allen
Urteilen scheint die
Auffälligkeit über den Verlauf der Behandlung ab
zunehmen. Im Selbsturteil ist über den gesamten Betrachtungszeitraum der
sieben Wochen die geringste Auffälligkeit in der Gesamtskala zu beobachten.
Die Abnahme der Auffälligkeit über den Verlauf scheint im Teamurteil am
geringsten ausgeprägt zu sein.
Abbildung 21: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten sieben
Behandlungswochen im Selbst-, Eltern- und Teamurteil
2,00
Mittelwert der Gesamtskala
Urteil
Selbsturteil
Elternurteil
Teamurteil
1,50
1,00
0,50
1
2
3
4
5
Behandlungswoche
6
7
5 Ergebnisse
111
Abbildung 22 veranschaulichen den Verlauf der mittel und lang behandelten
Gruppe im jeweiligen Urteil.
In allen Urteilen zeigen die Mittelwerte der Gesamtskala in der mittel und lang
behandelten Gruppe sehr ähnliche Verläufe. In allen Urteilen sinkt die
Auffälligkeit in der Gesamtskala über die ersten sieben Behandlungswochen ab.
Im Elternurteil scheint bei den mittellang behandelten Patienten die Auffälligkeit
in der Gesamtskala am stärksten in den ersten drei Behandlungswochen zu
sinken. In Eltern- und Teamurteil folgt auf den Rückgang der GesamtskalenMittelwerte in den ersten 2-3 Behandlungswochen ein zwischenzeitlicher
Anstieg der Auffälligkeit für 1-2 Wochen. Die Auffälligkeit der lang behandelten
Jugendlichen liegt über den gesamten Verlauf der sieben Wochen über der der
mittellang behandelten Gruppe. Dieses Verhalten ist in allen Urteilen zu
beobachten. Die Abnahme der Auffälligkeit über den Verlauf scheint im
Teamurteil am geringsten ausgeprägt zu sein.
5 Ergebnisse
112
Abbildung 22: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala über die ersten sieben
Behandlungswochen, getrennte Darstellung der mittel und lang behandelten
Patientengruppen, getrennte Graphen für Selbst-, Eltern- und Teamurteil
Mittelwert der Gesamtskala im Selbsturteil
2,00
1,50
Behandlungsdauer
1,00
mittel
lang
0,50
1
2
3
4
5
6
7
Behandlungswoche
2,00
1,50
B
1,00
0,50
1
2
3
4
5
Behandlungswoche
6
7
Mittelwert der Gesamtskala im Teamurteil
Mittelwert der Gesamtskala im Elternurteil
2,00
1,50
B
1,00
0,50
1
2
3
4
5
Behandlungswoche
6
7
5 Ergebnisse
113
In die folgende Betrachtung der ersten elf Behandlungswochen sind nur noch
die lang behandelten Patienten miteinbezogen. Die mittel und lang Behandelten
sind in der elften Behandlungswoche schon entlassen. Hierfür können die
Daten von n = 11 Jugendlichen betrachtet werden.
Abbildung 23 veranschaulicht den Verlauf der lang behandelten Patienten (≥ 11
Wochen) in den ersten elf Behandlungswochen in Selbst-, Eltern- und
Teamurteil. In allen Urteilen nimmt die Ausprägung der Auffälligkeit in der
Gesamtskala über den Verlauf der Behandlung ab. In Eltern- und Teamurteil
findet sich zwischen der zweiten und vierten Behandlungswoche eine
zwischenzeitliche leichte Zunahme der Auffälligkeit. Im Vergleich zu Eltern- und
Teamurteil fallen im Selbsturteil die Mittelwerte der Gesamtskala über den
gesamten Beobachtungszeitraum am geringsten aus. Das Team beschreibt die
höchste und die Jugendlichen die geringste Auffälligkeit in der Gesamtskala.
Abbildung 23: Verlauf der Mittelwerte der Gesamtskala
Behandlungswochen im Selbst-, Eltern- und Teamurteil
2,00
Mittelwert der Gesamtskala
Urteil
Selbsturteil
Elternurteil
Teamurteil
1,50
1,00
0,50
1
2
3
4
5
6
7
8
Behandlungswoche
9
10
11
über
die
ersten
elf
5 Ergebnisse
Zusammenfassung
114
der
Untersuchung
des
Verlaufs
über
die
Behandlungswochen:
Die Auffälligkeit der Jugendlichen, gemessen am Mittelwert der Gesamtskala,
fällt im Selbsturteil über die gesamte Behandlungsdauer am geringsten und im
Teamurteil am höchsten aus.
Bei
den
Patienten
findet
ein
Rückgang
der
Problematik
über
die
Behandlungsdauer statt. Am schwächsten ist dieser Rückgang im Teamurteil
ausgeprägt. Hier nimmt die Auffälligkeit der kurz behandelten im Verlauf der
Behandlung sogar zu.
Bei den mittel und lang behandelten findet im Elternurteil in den ersten drei
Wochen ein besonders starker Rückgang des Gesamtskalenmittelwerts statt.
In allen Urteilen zeigt sich die Auffälligkeit in der Gesamtskala in der Gruppe der
lange behandelten über die gesamte Behandlungsdauer am höchsten. Die
Ausprägung der mittelbehandelten fällt dagegen am geringsten aus.
6 Diskussion
115
6 Diskussion
6.1 Güte des Messinstruments
Die
Missinganalyse
ergab,
dass
bestimmte
Items
des
Fragebogens
überproportional häufig nicht beantwortet wurden. Item (7), (11) und (19)
weisen in bestimmten Urteilen Missingraten von über 10% der ausgewerteten
Bögen auf. Besonders häufig fehlen diese Items im Elternurteil.
Betrachtet man diese Items inhaltlich, fällt auf, dass sich Item (11) („…bin ich
mit meinem Lehrer aneinandergeraten.“) der Skala „Beziehungsprobleme“, Item
(19) („…fiel es mir schwer in die Schule zu gehen.“) der Skala „Angst und
Somatisierung“ sowie alle vier Items der Skala „Leistungsprobleme“ (Item (15) (18)) konkret auf Schulsituationen beziehen:
Item (11), (15) und (16) beziehen sich auf das Verhalten des Jugendlichen
während des Unterrichts. Über diesen Umstand können sowohl Team als auch
Eltern nur indirekt urteilen.
Item (17) und (18) beschreiben das Lernverhalten des Jugendlichen in der
stationären Situation. Darüber kann das Team, welches den Jugendlichen
während des stationären Aufenthaltes betreut, sehr gut eine Aussage machen.
Vor dem Hintergrund, dass die Eltern ihr Kind während der stationären Therapie
in der Regel nur am Wochenende sehen, ist es vorstellbar, dass sich die Eltern
auch bei stattfindendem Schulbesuch des Jugendlichen nicht in der Lage
fühlen, diese Situation dort beurteilen zu können.
Im Verlauf der stationären Therapie kommt es häufig vor, dass die
Jugendlichen in den ersten Tagen oder Wochen die Schule noch nicht
besuchen können. Auch in den Schulferien findet kein Schulbesuch statt. Es ist
einleuchtend, dass sowohl im Selbst- als auch im Fremdurteil dann keine
Aussagen über die schulische Situation gemacht werden können, wenn der
Jugendliche zu diesem Zeitpunkt die Schule gar nicht besucht.
Es wäre für die Auswertung des Fragebogens hilfreich, wenn der Fragebogen
Auskunft darüber geben würde, ob der Jugendliche zum Erhebungszeitpunkt
6 Diskussion
116
die Schule besucht oder nicht. Bei nicht stattfindender Beschulung wäre es von
Interesse, weshalb der Schüler zu diesem Zeitpunkt nicht die Schule besucht
(z.B. Krankheit, Urlaub).
Die Skala „Selbstwertprobleme“ besteht aufgrund inhaltlich-theoretischer
Überlegungen aus den Aspekten Selbstwert, Aktivität und Affekt. Die
Zusammenfassung dieser Problembereiche zur Skala „Selbstwertprobleme“
scheint gerechtfertigt zu sein. In punkto Reliabilität liefert sie zufrieden stellende
Ergebnisse. Sowohl bei der Betrachtung der Item-Mittelwerte über den Verlauf,
als auch zur vierten und fünften Behandlungswoche ergeben sich in Selbst-,
Eltern- und Teamurteil interne Konsistenzen zwischen rtt = .74 und rtt = .90. Die
Trennschärfen der einzelnen Items liegen hauptsächlich im mittleren Bereich.
Kein Item fällt als unpassend aus der Skala heraus.
Die Skala „Beziehungsprobleme“ zeigte sich in punkto Reliabilität als nicht
zufrieden stellend. Die interne Konsistenz der Skala liegt bei der Betrachtung
der Itemmittelwerte über den Verlauf in Selbst-, Eltern- und Teamurteil
zwischen rtt = .41 und rtt = .66. Dieses unzureichende Ergebnis fällt zu den
einzelnen Messzeitpunkten nicht besser aus. Die weitere Interpretation dieser
Skala muss sehr zurückhaltend angegangen werden.
Die Skala „Leistungsprobleme“ erreicht sehr hohe interne Konsistenzen mit
Werten zwischen rtt = .84 und rtt = .96. Die Trennschärfen liegen im mittleren bis
hohen Bereich.
Sehr hohe interne Konsistenzen mit Trennschärfe-Werten von rtt > .90 weisen
darauf hin, dass alle Items sehr stark miteinander zusammenhängen. Die
verschiedenen
Items
einer
Skala
sollen
zwar
Aspekte
des
gleichen
Problembereichs erfragen, jedoch nicht das gleiche messen. Zu hohe interne
Konsistenzen sind also nicht erwünscht. Daher müssen die hohen Werte der
internen Konsistenz dieser Skala kritisch bewertet werden.
Die Skala „Leistungsprobleme“ erfasst mit ihren Fragen Probleme, die sich sehr
konkret auf die Schule beziehen. Item (15) und Item (16) erfragen die Mitarbeit
und Aufmerksamkeit im Unterricht. Diese Aspekte sind von Eltern- und Team
6 Diskussion
117
generell nur indirekt zu beurteilen, da sie während des Unterrichts nicht
anwesend sind. Item (17) und (18) beziehen sich auf die Nacharbeit des
Unterrichts durch Hausaufgaben und Lernen. Auch dieses Verhalten entzieht
sich der direkten Beurteilung durch die Eltern, da sie ihr Kind während der
stationären Behandlung nur am Wochenende sehen. Das Team kann dieses
Verhalten jedoch sehr gut einschätzen. Es betreut den Jugendlichen unter der
Woche bei den Hausaufgaben und kann sein Freizeit- und Arbeitsverhalten
bewerten.
Die Eltern können also keines der Items der Skala „Leistungsprobleme“ direkt
beurteilen. Man könnte vermuten, dass sie eine gefühlsmäßige Aussage über
den gesamten Problembereich treffen, ohne zwischen verschiedenen Aspekten
genauer differenzieren zu können. Dieser Umstand könnte dazu beitragen,
dass die einzelnen Items sehr starken Zusammenhang untereinander
aufweisen.
Doch auch im Selbst- und Teamurteil fällt die interne Konsistenz der Skala sehr
hoch aus. Das könnte auf einen starken inhaltlichen Zusammenhang der
verschiedenen Aspekte dieser Problematik hinweisen. Das würde bedeuten,
dass die Probleme in der Schulsituation selbst meistens ähnlich stark
ausgeprägt sind, wie die Probleme bei der Nachbereitung des Unterrichts.
In Kapitel 4.7 wurde dargestellt, wie häufig die Skala „Leistungsprobleme“ nicht
erhoben werden konnte. Findet kein Schulbesuch statt (z.B. zu Beginn der
Behandlung, in den Schulferien, bei Krankheit,…) ist es nachvollziehbar, dass
weder Selbst- noch im Fremdurteil die Items der Skala beantwortet werden
können. Auch unter diesem Aspekt wäre es für die Auswertung des Fragbogens
wünschenswert, zu erfahren, ob der Jugendliche zum Zeitpunkt der Erhebung
die Schule besucht.
Die Reliabilität der Skala „Angst und Somatisierung“ erweist sich als nicht ganz
zufrieden stellend. Bei der Betrachtung der Itemmittelwerte über den Verlauf
liegen die internen Konsistenzen in Selbst-, Eltern- und Teamurteil zwischen rtt
= .57 und rtt = .79. Zu den einzelnen Messzeitpunkten fällt die Reliabilität der
6 Diskussion
118
Skala etwas schlechter aus. Im Elternurteil erweist sich die interne Konsistenz
als besonders schlecht.
Die
Skala
„Individualisierte
Probleme“
liefert
erstaunlich
hohe
interne
Konsistenzen mit Werten von rtt > .70. Vor dem Hintergrund, dass bei jedem
Patienten die einzelnen Items qualitativ und quantitativ unterschiedlich
ausfallen, ist dies sehr erstaunlich. Eingeschränkt wird die Beurteilbarkeit dieser
Ergebnisse zusätzlich durch die sehr geringen Fallzahlen.
Die
Gesamtskala,
bestehend
aus
den
Skalen
„Selbstwertprobleme“,
„Beziehungsprobleme“ und „Angst und Somatisierung“, fällt in punkto
Reliabilität insgesamt zufrieden stellend aus. Die Werte liegen in allen
Untersuchungen im Selbst-, Eltern- und Teamurteil mit Werten zwischen rtt =
.72 und rtt = .91 im zufrieden stellenden Bereich. Die Trennschärfen liegen im
niedrigen bis mittleren Bereich. Dieses Ergebnis ist jedoch hinsichtlich der
Heterogenität der abgefragten Problembereiche keineswegs verwunderlich. Der
Fragebogen ist darauf ausgelegt überblicksartig verschiedene Problembereiche
zu erfragen. Daher wäre es ungewöhnlich, wenn alle Items hoch miteinander
korrelieren, also das Gleiche messen würden. Die „Alpha if deleted“–Werte
lassen kein Item als völlig unpassend zur Skala herausfallen.
Insgesamt stellt sich der SELBST-Fragebogen in Punkto Reliabilität als
verbesserungswürdig
Gesamtskala
liefern
„Leistungsprobleme“,
dar.
Die
Skala
zufrieden
„Angst
und
„Selbstwertprobleme“
stellende
Ergebnisse.
Somatisierung“
und
Die
und
die
Skalen
„Individualisierte
Probleme“ sollten aufgrund ihrer nicht ganz zufrieden stellenden Ergebnisse
vorsichtig interpretiert werden. Die Skala „Beziehungsprobleme“ zeigt eine
schlechte interne Konsistenz. Aufgrund dieser Schwächen, die zu einer
Erschwerung der Individualdiagnostik wegen relativ großer Vertrauensintervalle
führen, und die sich negativ auf die Validität des Fragebogens auswirken, sollte
über Möglichkeiten zur Verbesserung der Reliabilität nachgedacht werden
(siehe dazu Lienert & Raatz 1998). Der SELBST-Fragebogen soll mit wenigen
Fragen viele heterogene Problembereiche erfassen. Also bei geringem
Testaufwand
einen
Überblick
über
die
verschiedenen
Probleme
des
6 Diskussion
119
Jugendlichen verschaffen.
Verbesserung
der
Fragebogens
nicht
Eine Testverlängerung, als Möglichkeit zur
Reliabilität,
würde
gerecht
werden.
daher
dem
Einsatzgebiet
des
Vor
dem
Hintergrund
der
Zusammenfassung äußerst heterogener Skalen in einem Fragebogen mit 26
Items, lassen sich die Ergebnisse in Punkto Reliabilität verstehen.
Bei den Zusammenhängen zwischen den Skalen fällt in allen Urteilen ein relativ
hoher korrelativer Zusammenhang zwischen der Skala „Selbstwertprobleme“
und der Skala „Beziehungsprobleme“ auf (r = .70 – r = .75). Dieses Ergebnis
deutet einen relativ hohen inhaltlichen Zusammenhang dieser beiden Aspekte
an. Es ist vorstellbar, dass das Selbstwertgefühl der Jugendlichen stark durch
die Beziehung zu Gleichaltrigen und Erwachsenen beeinflusst wird. Und auch in
die andere Richtung ist es denkbar, dass das Selbstwertgefühl des
Jugendlichen starken Einfluss auf das Interaktionsverhalten zu Mitschülern,
Lehrern, Eltern und anderen hat.
Außerdem
findet
sich
im
Selbsturteil
ein
relativ
hoher
korrelativer
Zusammenhang der Skala „Individualisierte Probleme“ mit der Skala „Angst und
Somatisierung“. Der Bereich „Angst und Somatisierung“ stellt bei der Mehrheit
der Stichprobe einen zentralen Teil der Problematik dar. Es ist daher nicht
verwunderlich, dass die Ausprägung dieses Bereichs eine Überschneidung mit
den durch den Jugendlichen selbst angegebnen Problemen aufweist.
Die Zusammenhänge zwischen Selbst-, Eltern- und Teamurteil ergeben
insgesamt niedrige korrelative Zusammenhänge. Die Fremdurteile durch Eltern
und Team scheinen noch eher miteinander zusammenzuhängen, als das
Selbsturteil mit Eltern- oder Teamurteil. Diese Ergebnisse stehen im Einklang
mit den Ergebnissen von Feldkötter (2003).
Bei der Betrachtung der Zusammenhänge zwischen den Skalen zu aufeinander
folgenden Messzeitpunkten, sollte ein Hinweis auf die Retest-Reliabilität des
Fragebogens erbracht werden. Die Ergebnisse dieser Untersuchung müssen
jedoch mit besonderer Vorsicht interpretiert werden, da teilweise sehr niedrige
Fallzahlen zu Verfügung standen. Besonders im Elternurteil finden sich viele
fehlende Erhebungen im Verlauf. Daher lagen hier besonders wenige Fälle
6 Diskussion
Verfügung,
120
bei
denen
beide
Erhebungen
der
vierten
und
fünften
Behandlungswoche vorlagen.
Im Selbst- und Elternurteil zeigten sich mittlere bis hohe Korrelationen zwischen
den sich entsprechenden Skalen. Die Korrelationen zwischen den sich nicht
entsprechenden Skalen fielen niedriger aus. Dieses Ergebnis ist als zufrieden
stellend und erwartet zu werten. Deutlich geringer fällt der korrelative
Zusammenhang der Skalen des Teamurteils zwischen den zwei verschiedenen
Messzeitpunkten aus. Das deutet auf eine schlechte Retest-Reliabilität des
Fragebogens in diesem Urteil hin. Der Fragebogen des Teamurteils wird jede
Woche von einem Stationsmitarbeiter, der sich in der betreffenden Woche um
den Jugendlichen kümmerte, ausgefüllt. Durch Mitarbeiterwechsel (durch z.B.
Schichtwechsel oder Urlaub) kommt es zu regelmäßiger Änderung des
Stationsteams. Daher kann nicht davon ausgegangen werden, dass jede
Woche die gleiche Person den Fragebogen für den jeweiligen Jugendlichen
ausfüllt. Die Ergebnisse des Kapitels 5.1.3, sowie die Erfahrungen mit anderen
multiplen Testverfahren zeigen, dass die Interindividuellen Unterschiede in den
Bewertungen häufig sehr groß sind (Döpfner et al. 1994). Die schlechten
Ergebnisse
der
Untersuchung
hinsichtlich
der
Retest-Reliabilität
des
Fragebogens im Teamurteil könnten hierauf zurückzuführen sein. Bei
Veränderungen der Ausprägung bestimmter Probleme von einem zum
nächsten Messzeitpunkt kann also schlecht differenziert werden, ob wirklich
Veränderungen beim Jugendlichen stattgefunden haben, oder ob es sich um
interindividuelle Unterschiede der Bewertung durch unterschiedliche Urteiler
handelt. Die Verwertbarkeit des Fragebogens im Teamurteil als Instrument zur
Verlaufsbetrachtung wird aufgrund dieser Ergebnisse stark eingeschränkt.
6 Diskussion
121
6.2 Verlauf der Behandlung
Die Verlaufsbetrachtung mit Hilfe des SELBST-Fragebogens darf nur vor dem
Hintergrund der Ergebnisse des ersten Teils dieser Arbeit geschehen. Die Güte
des Messinstruments stellt die Voraussetzung für die Interpretierbarkeit des
folgenden Abschnitts dar.
In den Skalen „Angst und Somatisierung“ sowie „Individualisierte Probleme“ ist
in allen Urteilen ein auf dem α-Niveau von 5% signifikanter
Rückgang der
Probleme zu verzeichnen. Hypothese (1) kann für diese Skalen in Selbsturteil
(p < .01), Elternurteil (p < .01) und Teamurteil (p < .05) angenommen werden.
Die Effekte sind im Teamurteil am schwächsten ausgeprägt. Im Elternurteil
scheint in diesen Skalen die Auffälligkeit im ersten Behandlungsabschnitt
besonders stark ab zu nehmen. Diese Beobachtung findet sich im Selbsturteil
nur in der Skala „Angst und Somatisierung“.
Die Skalen „Selbstwertprobleme“, „Beziehungsprobleme“ und die Gesamtskala
zeigen nur im Selbsturteil (p < .05) und Elternurteil (p < .01) einen auf dem αNiveau von 5% signifikanten Rückgang der angegebenen Probleme dieser
Bereiche. Hypothese (1) kann für diese Skalen in Selbst- und Elternurteil
angenommen werden. Für das Teamurteil kann Hypothese (1) in den in
Problembereichen Selbstwert und Beziehung sowie der Gesamtskala nicht
angenommen werden. Die Effekte fallen im Elternurteil stärker aus als im
Selbsturteil.
Im Elternurteil scheint die Auffälligkeit der Selbstwertprobleme im zweiten
Behandlungsabschnitt
stärker
als
im
ersten
Behandlungsabschnitt
abzunehmen. Dieser Effekt deutet sich weniger stark ausgeprägt auch bei den
Beziehungsproblemen an. Im Selbsturteil scheint in der Gesamtskala zwischen
erstem und zweitem Behandlungsabschnitt der stärkste Rückgang der
angegebenen Probleme statt zu finden.
In der Skala „Leistungsprobleme“ ist der Rückgang der angegebenen
Probleme nur im Elternurteil (p<.01) auf dem α-Niveau von 5% signifikant. Die
Ausprägung der durch die Eltern berichteten Probleme scheint über die
6 Diskussion
122
Behandlung kontinuierlich über die Behandlung abzunehmen. Hypothese (1)
kann für die Probleme im Bereich Leistung im Elternurteil angenommen
werden. Im Selbst- und Teamurteil kann Hypothese (1) für die Skala
„Leistungsprobleme“ nicht angenommen werden.
Der Vergleich der Behandlungsverläufe der kurz, mittel und lang behandelten
Patienten zeigte, dass sich die Gruppe der lang behandelten tendenziell über
am stärksten Ausgeprägte Problem in der Gesamtskala berichtet. Die Gruppe
der mittellang behandelten schätzt ihre Probleme am geringsten ein. Das
widerspricht der Erwartung, dass die Auffälligkeit der kurz behandelten in der
geringsten ausfallen würde. Außerdem bleibt dieses Verhalten über die
gesamte Behandlungsdauer bestehen. D.h. die lange behandelten berichten zu
Beginn und am Ende der Behandlung über mehr Probleme als die kurz und
mittellang Behandelten. Die Varianzanalyse ergab jedoch keinen auf dem αNiveau
von
5%
signifikanten
Haupteffekt
zwischen
den
Behandlungsdauergruppen. Hypothese (2) muss im Selbst-, Eltern- und
Teamurteil verworfen werden.
Hinsichtlich des Behandlungseffekts ergab die zweifaktorielle Varianzanalyse
mit Messwiederholung im Selbst-, Eltern- und Teamurteil keinen auf dem auf
dem α-Niveau von 5% signifikanten Interaktionseffekt zwischen Messzeitpunkt
und Behandlungsdauer. Es besteht also kein signifikanter Unterschied
zwischen dem Behandlungseffekt bei den kurz, mittel und lange behandelten
Patienten. Hypothese (3) muss in allen Urteilen verworfen werden.
Im Teamurteil scheint der Behandlungserfolg der Kurzbehandelten schlechter
auszufallen, als der der mittel und lang Behandelten. Hier zeichnet sich ein auf
dem a-Niveau von 5% signifikanter Unterschied zwischen den unterschiedlich
lang behandelten Gruppen ab (p<.01). Der Verlauf der Auffälligkeit in der
Gesamtskala verhält sich jedoch nicht wie erwartet. Der Verlauf der Auffälligkeit
von Prä- zu Postmessung der mittel und lang Behandelten verhält sich im
Teamurteil parallel zueinander. Die länger behandelten berichten hier während
der gesamten Behandlungsdauer über mehr Probleme. Die Gruppe der
6 Diskussion
123
Kurzbehandelten verhält sich überraschend. Sie liegt in der Ausprägung der
Probleme zwischen der mittel und lang behandelten Gruppe und nimmt von Prä
zu Postmessung sogar in der Auffälligkeit zu. Hypothese (2) kann also auch im
Teamurteil nicht angenommen werden.
Vor dem Hintergrund, dass im Teamurteil unter Umständen von Woche zu
Woche ein anderer Beurteiler den Fragebogen ausfüllt, müssen die Ergebnisse
zurückhaltend interpretiert werden. So könnte es sein, dass die Veränderung
von Prä- zu Postmessung nur aufgrund der interindividuell unterschiedlichen
Bewertung durch die Teammitarbeiter so gering oder sogar negativ ausfällt.
Man könnte vermuten, dass der Interindividuelle Effekt zwischen den
verschiedenen Beurteilern bei einer kürzeren Behandlung stärker ins Gewicht
fällt, während er sich bei einer langen Behandlung verdünnt.
In allen Urteilen ist die Ausprägung der Problematik, abgebildet durch die
Gesamtskala, während der gesamten Behandlungsdauer in der Gruppe der
mittellang Behandelten am geringsten und in der Gruppe der lang Behandelten
am stärksten ausgeprägt. Es lässt sich nicht sagen, dass mit steigender
Behandlungsdauer die Ausprägung der Auffälligkeit in der Gesamtskala stärker
ausgeprägt ist, da die Skalenmittelwerte der Kurzbehandelten in allen Urteilen
während der gesamten Behandlungsdauer zwischen denen der lang und mittel
Behandelten.
Man könnte vermuten, dass Therapieabbrecher
in der Gruppe der
Kurzbehandelten für dieses Ergebnis verantwortlich sind. Dafür würden
sprechen: Die höhere Ausprägung der Probleme der Kurzbehandelten als die
der
mittellang
behandelten
Patienten
sowie
tendenziell
geringerer
Behandlungseffekt bei den Kurzbehandelten. Therapieabbruch stellt jedoch ein
Ausschlusskriterium der vorliegenden Studie dar. Daher kann dies nicht zur
Erklärung dieser unerwarteten Ergebnisse führen.
Es
bleibt
festzustellen,
dass
kein
proportionales
Verhältnis
zwischen
Behandlungsdauer und Ausprägung der Probleme in der Gesamtskala des
SELBST-Fragebogens besteht. Während sich die Ausprägung der Probleme
6 Diskussion
124
der mittel und lang behandelten Patienten wie erwartet zueinander verhält, fällt
die Gruppe der Kurzbehandelten aus dem Konzept.
Vergleicht man den Verlauf der Ausprägung einzelnen Skalen zwischen den
Urteilen, so scheinen hier deutliche Unterschiede zu bestehen.
In den Skalen „Selbstwertprobleme“, „Angst und Somatisierung“ sowie der
Gesamtskala
bewerten
die
Jugendlichen
die
Ausprägung
dieser
Problembereiche niedriger, als Eltern und Team. In diesen Skalen besteht
zwischen den Fremdurteilen durch Eltern und Team ein relativ hoher
Zusammenhang.
Die
Bereiche
„Selbstwertprobleme“
und
„Angst
und
Somatisierung“ stellen eher verdeckte Problembereiche dar, die durch
Fremdbeurteiler nicht direkt zu beobachten sind. Man könnte annehmen, dass
die Jugendlichen der Stichprobe diese Probleme eher herunterspielen und zu
verstecken
versuchen.
Ein
demonstratives,
Aufmerksamkeit
suchendes
Verhalten würde eher eine hohe Ausprägung dieser Problembereiche im
Selbsturteil vermuten lassen.
In der Skala „Beziehungsprobleme“ lässt sich ein anderes Verhalten der Urteile
zueinander beobachten. Hier besteht ein relativ hoher Zusammenhang
zwischen Selbst- und Elternurteil, während das Team über deutlich höhere
Probleme in diesem Bereich berichtet. Vorsichtig könnte man vermuten, dass
Interaktionen innerhalb der Familie von außen eher als Problem betrachtet
werden, während sie für die Familienmitglieder selber Alltag und Normalität
bedeuten. Dieses Verhalten spiegelt die Wichtigkeit der Einbeziehung der
Familie
in
den
Therapieprozess
wider.
Bestimmte
eingefahrene
Verhaltensweisen, die die Aufrechterhaltung der Problematik fördern, können
eventuell von Außenstehenden besser erkannt und später modifiziert werden.
Es fällt auf, dass in allen Skalen im Elternurteil der Effekt der Behandlung am
stärksten ausfällt.
6 Diskussion
125
6.3 Einordnung der Ergebnisse in den Forschungsstand
In der vorliegenden Arbeit ergaben sich in verschiedenen Symptombereichen
signifikante Rückgänge der beschriebenen Probleme nach einer kognitivverhaltenstherapeutischen
Therapie.
Der
Effekt
kognitiv-
verhaltenstherapeutischer Therapieprogramme auf Symptome aus dem Bereich
Depression und Angst ist in der Literatur mehrfach beschrieben.
King et al. (1998) fanden bei Jugendlichen mit schulabsentem Verhalten einen
Rückgang von Problemen aus dem Bereich Depression und Angst durch ein
ambulantes
vierwöchiges
kognitiv-verhaltenstherapeutisches
Therapieprogramm.
Ohman et al. (2007) belegten die Wirksamkeit einer achtwöchigen ambulanten
kognitiv-verhaltenstherapeutischen
Gruppentherapie
in
den
Bereichen
Depression und Angst. Nach Therapieende zeigten die Sozialphobie- und –
angstinventare für Kinder (SPAIK, SPK, SPV) und das Depressionsinventar für
Kinder und Jugendliche (DIKJ) Veränderungen mittlerer Effektstärke.
Auch Walter et al. (2005) beschrieben die Besserung von Symptomen im
Bereich
Depression
und
Angst
durch
eine
multimodale
stationäre
Kurzzeittherapie mit kognitiv-verhaltenstherapeutischem Ansatz.
Ziegert (2006) zeigte im DIKJ (Depressions-Inventar für Kinder und
Jugendliche) und in der Gesamtskala des SBB-DES (Selbstbeurteilungsbogen Depressive
Störungen)
im
Jugendlichenurteil
sowie
des
FBB-DES
(Fremdbeurteilungsbogen – Depressive Störungen) im Elternurteil einen
signifikanten Rückgang der depressiven Symptome der Jugendlichen durch
eine
multimodale
stationäre
Kurzzeittherapie
mit
kognitiv-
verhaltenstherapeutischem Ansatz. Auch die Angstsymptome zeigten sich hier
im Jugendlichen- und Elternurteil, operationalisiert durch die Gesamtskala des
SBB-ANG und FBB-ANG, signifikant rückläufig.
Diese Ergebnisse werden durch die vorliegende Arbeit bestätigt. Es konnte ein
signifikanter Rückgang der Probleme im Bereich „Angst und Somatisierung“ im
6 Diskussion
126
Selbst- und Elternurteil durch eine multimodale stationäre Kurzzeittherapie mit
kognitiv-verhaltenstherapeutischem Ansatz belegt werden. Auch die Skalen
„Selbstwertprobleme“
und
„Individualisierte
Probleme“,
die
den
Symptombereich Depression mit abdecken, zeigten sich im Jugendlichen- und
Elternurteil signifikant rückläufig. Im Teamurteil nahmen die Probleme im
Bereich „Angst und Somatisierung“ und „Individualisierte Probleme“ signifikant
ab, die Probleme im Bereich „Selbstwertprobleme“ gingen tendenziell zurück.
Ziegert (2006) betrachtete auch die alte Version des SELBST-Fragebogen im
Selbst- und Elternurteil. Es zeigten sich signifikante Rückgänge der
angegebenen
Probleme
in
den
Skalen
„Selbstwertprobleme“
und
„Leistungsprobleme“ von der Prämessung zur Katamnesenmessung, zwei
Monate nach Abschluss der stationären Behandlung. Die Probleme im Bereich
Beziehungen nahmen im Selbst- und Elternurteil tendenziell ab. Dieses
Ergebnis erwies sich im Selbsturteil jedoch nicht als signifikant.
Die angegebenen Probleme im Bereich Leistung nahmen von der Prä zur
Postmessung
in
der
vorliegenden
Arbeit
nicht
signifikant
ab.
Diese
unterschiedlichen Ergebnisse könnten durch den Messzeitpunkt bedingt sein.
Man
könnte
vermuten,
dass
die
Leistungsprobleme
nach
Behandlungsabschluss noch stärker rückläufig sind als während der stationären
Therapie.
Im Elternurteil nahm die Auffälligkeit
in Skalen „Selbstwertprobleme“,
„Beziehungsprobleme“ und „Leistungsprobleme“ bei Ziegert (2006), wie auch in
der vorliegenden Arbeit signifikant ab.
In der SELBST-Checkliste Leistungsstörung zeigte Ziegert (2006) einen
signifikanten Rückgang der vom Therapeuten berichteten Leistungsstörungen
von der Prä- zur Postmessung auf. Im LAVI (Lern- und Arbeitsverhalten) zeigte
sich, dass die Jugendlichen nach der Behandlung von einer signifikant
besseren Stressbewältigung, einer bessern Arbeitshaltung und besseren
Lerntechniken berichten als vor der Behandlung. Diese Ergebnisse decken sich
nicht mit den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit. Betrachtet man zum
Vergleich die Skala „Leistungsprobleme“ im Jugendlichen- und Teamurteil, so
6 Diskussion
127
fällt auf, dass hier keine signifikanten Rückgänge der angegebenen Probleme
verzeichnet werden konnten. Jedoch kann die Diskrepanz der Ergebnisse durch
die unterschiedlichen Messinstrumente, die verschiedenen Beurteiler und die
zweifelhafte Güte des SELBST-Fragebogens im Teamurteil relativiert werden.
6.4 Grenzen der Arbeit
Die vorliegende Untersuchung wurde an einer Stichprobe von 40 Jugendlichen
durchgeführt. Die kleine Stichprobe schränkt die Aussagekräftigkeit der
Ergebnisse ein.
Die
Auswertung
zwei
verschiedener
Versionen
des
Fragebogens
mit
unterschiedlicher Anzahl an Items und Skalen erschwerte den Umgang mit den
vorliegenden Daten. So wurde beim Umgang mit fehlenden Werten versucht,
einen Kompromiss zwischen Erhaltung möglichst großer Datenfülle und
konsequenter Strenge im Umgang mit fehlenden Daten zu finden. Aus diesem
Grund wurde entschieden, das Missingkriterium auf Skalenebene zu treffen.
Hieraus resultierte eine relativ hohe festgelegte Grenze zugelassener Missings.
Die Missinganalysen zeigten jedoch, dass der tatsächliche Anteil an Missings
deutlich unter diesen Grenzen lag.
Die Ersetzung der einzelnen Missings durch den Mittelwert der Stichprobe zum
jeweiligen Zeitpunkt stellt eine Fehlerquelle dar. Betrachtet man den Anteil der
Missings an der Gesamtheit der erhobenen Items, so zeigte sich jedoch nur
eine maximale Verfälschung der Ergebnisse im Bereich der zweiten
Nachkommastelle.
Die Stichprobe stellte sich als zu klein dar, um mittels Faktorenanalysen die
Itemgruppierung zur Skalenbildung verbessern zu können. Aus diesem Grund
wurde angestrebt, die Ergebnisse der von Feldkötter (2003) durchgeführten
Faktorenanalyse zu nutzen. Die modifizierten Skalen stellten sich gegenüber
den a-priori gebildeten Skalen jedoch nicht als überlegen dar.
6 Diskussion
128
Die zur Verfügung stehende Fallzahl bei der Untersuchung der RetestReliabilität durch die Darstellung korrelativer Zusammenhänge zwischen Skalen
zu aufeinander folgenden Messzeitpunkten, schrumpfte aufgrund fehlender
Erhebungen im Verlauf der Behandlung stark zusammen. Die Aussagekraft
dieser Untersuchung wird hierdurch stark eingeschränkt.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde auf eine externe Validierung mit Hilfe
anderer Messinstrumente verzichtet. Die Arbeit von Feldkötter (2003) ergab
erfreuliche Ergebnisse der Validität des SELBST-Fragebogens. Dennoch ist
eine Übertragbarkeit dieser Ergebnisse nicht unbedingt gegeben.
Die Qualität des Elternurteils wird dadurch eingeschränkt, dass sie im
Normalfall ihr Kind während des stationären Aufenthalts nur am Wochenende
sehen. Somit können sie über einige der erfragten Aspekte nur indidirekt
urteilen.
Im Teamurteil ergaben sich einige Schwächen des Fragebogens, v.a. in Punkto
Retest-Reliabilität. Dieses schlechte Ergebnis ist auf den häufigen Wechsel der
Beobachter zurückzuführen. Bei der Betrachtung des Verlaufs der Erhebungen
muss dieser Umstand als Fehlerquelle berücksichtigt werden.
Weiterhin werden die Ergebnisse der Verlaufsbetrachtung aufgrund fehlender
Werte im Verlauf der Behandlung eingeschränkt. Die Missings im Verlauf
wurden durch die Zeitreihenmittelwerte ersetzt. Dies stellte einen Versuch dar,
den Verlauf der Behandlung beim einzelnen Patienten möglichst unverfälscht
zu belassen.
6 Diskussion
129
6.5 Ausblick
Die vorliegende Arbeit bestätigte die ersten Hinweise auf die Wirksamkeit einer
multimodalen
stationären
Kurzzeittherapie
mit
kognitiv-
verhaltenstherapeutischem Ansatz bei n = 40 Jugendlichen mit emotional
bedingtem Schulabsentismus.
Die niedrige Fallzahl und das Fehlen einer Kontrollgruppe schränken die
Aussagekräftigkeit der Ergebnisse ein. Es wäre wünschenswert, die Ergebnisse
in folgenden randomisiert-kontrollierten Studien anhand größerer Stichproben
zu bestätigen.
Zur Verbesserung der Auswertbarkeit des Fragebogens könnte es beitragen,
dass er mehr Informationen zur Situation des Schülers zum Erhebungszeitpunkt
liefert: z.B. ob zum Erhebungszeitpunkt ein Schulbesuch findet und eventuelle
Begründung für Fernbleiben vom Unterricht.
Außerdem
wäre
es
sinnvoll
das
Teamurteil
als
Instrument
der
Verlaufsbetrachtung neu zu Überdenken. Die schlechte Retest-Reliabilität
schränkt die Verwertbarkeit des Teamurteils für diese Fragestellung stark ein.
Eine Verbesserung könnte erreicht werden, wenn eine konstante Beurteilung
durch immer den gleichen Teammitarbeiter erreicht würde. Dies stellt sich im
Arbeitsalltag jedoch als schwer durchführbar dar. Hilfreich könnte sich eine
Information des Fragebogens zum Beurteiler der Erhebung erweisen. Sobald
aus verschiedenen Fragebögen ersichtlich wird, ob sie von ein und dem selbem
oder von unterschiedlichen Beurteilern ausgefüllt wurden, könnte sich die
Vergleichbarkeit der Fragebögen zu verschiedenen Zeitpunkten verbessern.
Weiterhin wäre es vorstellbar, ein Urteil durch den behandelnden Therapeuten
in die multiple Diagnostik des SELBST-Fragebogens zu integrieren. Der
Jugendliche füllt den Fragebogen in der Regel während der Sitzungen mit
seinem
Therapeuten
aus.
Zu
diesem
Zeitpunkt
könnte
auch
das
Therapeutenurteil erhoben werden. Die Urteile könnten also zeitgleich erhoben
werden. Der Therapeut bleibt, bis auf wenige Ausnahmen, während der
stationären Behandlung der Jugendlichen gleich. Somit würde ein konstantes
6 Diskussion
130
Fremdurteil entstehen. Im Vergleich zum Teamurteil hat der Therapeut jedoch
weniger Einsicht in das Alltagsverhalten des Jugendlichen. Das Team betreut
den Jugendlichen in alltäglichen Situationen wie Lerncamp, Freizeit und Essen.
Somit kann das behandelnde Team über diese Bereiche wesentlich besser
berichten als der Therapeut.
Die vorliegende Arbeit bezog sich hinsichtlich der Validierung der Skalen auf die
Ergebnisse von Feldkötter (2003). Er validierte die Skalen an einer ambulanten
Stichprobe an Skalen des CBCL. Zur weiteren Evaluation des SELBSTFragebogens als Messinstrument für adoleszententypische Probleme während
einer stationären Behandlung, wäre es wünschenswert die Ergebnisse des
Fragebogens während der Behandlung an anderen Messinstrumenten zu
validieren.
Als Messinstrument für den Beginn der stationären Behandlung wäre es
wünschenswert zu erfahren, ob sich bestimmte Problemkonstellationen auf die
Erfolgswahrscheinlichkeit oder die Behandlungsdauer auswirken. Zurzeit wird
an
der
Eruierung
Behandlungsdauer
von
Prädiktoren
der
multimodalen
für
den
Therapieerfolg
stationären
Verhaltenstherapeutisch-Kognitivem Ansatz geforscht.
oder
der
Kurzzeittherapie
mit
7 Zusammenfassung
131
7 Zusammenfassung
Einleitung: Der Besuch und regelrechte Abschluss der Schule hat einen
bedeutenden Einfluss auf die spätere berufliche Qualifikation und somit die
soziale Position in der Gesellschaft (Walter et al. 2005). Ungefähr 5% der
Schüler in Deutschland gelingt es nicht, die Schule regelmäßig zu besuchen
(Buhse et al. 2003). Die Ursachen dafür sind vielfältig. Von den Schülern die
ausschließlich aufgrund körperlicher Erkrankung der Schule fernbleiben, lassen
sich die primär dissozial begründeten Schulschwänzer und die Jugendlichen
unterscheiden, die aufgrund emotionaler Gründe wie z.B. sozialen Ängsten
oder Depressionen, nicht mehr zur Schule gehen. Es gibt erste Hinweise für die
Wirksamkeit
stationärer
Therapie
mit
kognitiv-verhaltenstherapeutischem
Ansatz bei Jugendlichen mit emotional bedingtem Schulabsentismus (Walter et
al. 2005; Ziegert 2006).
Methode: Untersucht wurde eine Stichprobe von n = 40 Jugendlichen zwischen
12 und 17 Jahren, die wegen emotional bedingtem Schulabsentismus stationär
behandelt
wurden.
Durchgeführt
wurde
eine
multimodale
stationäre
Kurzzeittherapie mit kognitiv-verhaltenstherapeutischem Ansatz. Die Therapie
dauerte zwischen 3 und 28 Wochen, im Mittel 8 Wochen. Im Verlauf der
Behandlung wurde der SELBST-Fragebogen zur Erfassung adoleszentenspezifischer Probleme aus Sicht der Jugendlichen, ihrer Eltern und des
behandelnden Teams mindestens einmal in der Woche erhoben. Der
Fragebogen
besteht
aus
26
Items,
die
zu
den
sechs
Skalen
„Selbstwertprobleme“, „Beziehungsprobleme“, „Leistungsprobleme“, „Angst und
Somatisierung“,
„Individualisierte
Probleme“
und
der
Gesamtskala
zusammengefasst werden. Die Skalen des Fragebogens wurden auf zentrale
psychometrische Eigenschaften untersucht und bewertet. Anschließend wurde
der Verlauf der Behandlung mittels varianzanalytischer Verfahren untersucht
und die Wirksamkeit der Therapie überprüft.
Ergebnisse: Hinsichtlich der Reliabilität als Untersuchungskriterium der
internen Konsistenz fielen die Ergebnisse der Gesamtskala und der Skala
7 Zusammenfassung
132
„Selbstwertprobleme“ zufrieden stellend aus. Die Skalen „Leistungsprobleme“,
„Angst und Somatisierung“ sowie „Individualisierte Probleme“ lieferten nicht
ganz
zufrieden
stellende
interne
Konsistenzen.
Die
Skala
„Beziehungsprobleme“ erwies sich in Punkto Reliabilität als ungenügend.
Die Untersuchung Retest-Reliabilität lieferte im Selbst- und Elternurteil
zufrieden stellende Ergebnisse. Im Teamurteil fiel sie unzufriedenstellend aus.
Vom Beginn zum Ende der Behandlung zeigte sich in den Skalen „Angst und
Somatisierung“ sowie „Individualisierte Probleme“ im Selbsturteil (p < .01), im
Elternurteil (p < .01) und im Teamurteil (p < .05) ein signifikanter Rückgang der
angegebenen Probleme während der Behandlung. Die Gesamtskala sowie die
Skalen
„Selbstwertprobleme“
und
„Beziehungsprobleme“
zeigten
einen
signifikanten Rückgang der angegebenen Probleme im Selbsturteil (p < .05)
und im Elternurteil (p < .01). Im Teamurteil ergaben sich keine signifikanten
Unterschiede der Ausprägung dieser Probleme zu Beginn und zum Ende der
Behandlung. In der Skala „Leistungsprobleme“ stellte sich der Rückgang der
angegebenen Probleme nur im Elternurteil als signifikant dar (p < .01). Im
Selbsturteil und im Teamurteil ging die Ausprägung der Leistungsprobleme
tendenziell zurück.
Im Folgenden wurden der Verlauf der Behandlung bei unterschiedlich lange
behandelten Patienten verglichen und mittels zweifaktorieller Varianzanalysen
mit
Messwiederholung
auf
die
Haupteffekte
Messzeitpunkt
und
Behandlungsdauer sowie die Interaktionseffekte, als Hinweis auf den
Behandlungseffekt, getestet. Der Haupteffekt Behandlungsdauer lieferte keine
signifikanten Unterschiede im Selbsturteil und im Elternurteil. Im Teamurteil
zeichnete sich hier ein signifikanter Haupteffekt ab (p < .01), der jedoch nicht
wie erwartet ausfiel.
Die Interaktionseffekte zwischen Messzeitpunkt und Behandlungsdauer fielen
im Selbsturteil, im Elternurteil und im Teamurteil nicht signifikant aus.
In den Skalen „Selbstwertprobleme“, „Angst und Somatisierung“ sowie in der
Gesamtskala bewerteten die Jugendlichen die Ausprägung ihrer Probleme
7 Zusammenfassung
133
niedriger als ihre Eltern und das behandelnde Team. In der Skala
„Beziehungsprobleme“ bestand ein relativ hoher Zusammenhang zwischen
Selbst- und Elternurteil, während das Team über deutlich höhere Probleme in
diesem Bereich berichtete.
In allen Skalen fiel der Effekt der Behandlung im Elternurteil am stärksten aus.
Diskussion: Der Fragebogen erwies sich im Selbst- und Elternurteil bei der
psychometrischen
Untersuchung
als
zufrieden
stellend.
Die
teilweise
verbesserungswürdigen internen Konsistenzen der Skalen sind hinsichtlich der
Funktion des Fragebogens verständlich: Der SELBST-Fragebogen soll bei
geringem Testaufwand einen Überblick über unterschiedliche Problembereiche
geben. Daher muss er relativ heterogene Items und Skalen zusammenfassen.
Im Teamurteil erwies sich der SELBST-Fragebogen als nicht ganz zufrieden
stellend. Insbesondere hinsichtlich der unzureichenden Retest-Reliabilität ist
der Fragebogen im Teamurteil in seiner Funktion als Instrument zur
Verlaufsbetrachtung zu überdenken.
Im Verlauf der Behandlung lies sich ein signifikanter Rückgang (p < .01) der
Auffälligkeit in der Gesamtskala im Selbst- und Elternurteil nachweisen. Im
Teamurteil nahm die Auffälligkeit hier tendenziell ab. Im Selbsturteil und im
Elternurteil zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den
unterschiedlich lange behandelten Patienten hinsichtlich der Ausprägung der
Probleme in der Gesamtskala über den Verlauf der Behandlung. Zwischen den
unterschiedlich lange behandelten Patienten zeigte sich hinsichtlich des
Behandlungseffekts in keinem Urteil ein signifikanter Unterschied.
Die Ergebnisse bestätigen die ersten Hinweise auf die Wirksamkeit der
multimodalen
stationären
verhaltenstherapeutischem Ansatz.
Kurzzeittherapie
mit
kognitiv-
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Anhang 1: SELBST – Jugendlichen Fragebogen in der alten Version
140
Anhang 1: SELBST – Jugendlichen Fragebogen in der
alten Version
Anhang 2: SELBST – Eltern Fragebogen in der alten Version
141
Anhang 2: SELBST – Eltern Fragebogen in der alten
Version
Anhang 3: SELBST – Jugendlichen Fragebogen in der neuen Version
142
Anhang 3: SELBST – Jugendlichen Fragebogen in der
neuen Version
Anhang 4: SELBST – Eltern Fragebogen in der neuen Version
143
Anhang 4: SELBST – Eltern Fragebogen in der neuen
Version
Anhang 5: SELBST – Team Fragebogen in der neuen Version
Anhang 5: SELBST – Team Fragebogen
144
Lebenslauf
145
Lebenslauf
Mein Lebenslauf wird aus Gründen des Datenschutzes in der elektronischen
Fassung meiner Arbeit nicht veröffentlicht.
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