Ernährungstrends im Fokus – Clean Eating bis Superfood Miteinander schmeckt’s besser: Kochen verbindet HERBST 2016 Qualitätsgesicherte Angebote für Schulen Verlagsort: 1110 Wien › P. b. b. › 10Z038444M Gesunde Stadt DAS MAGAZIN DER WIENER GESUNDHEITSFÖRDERUNG Gesunde Ernährung: Warum wir was essen GS_24_01_cover_kk.indd 1 24.08.16 11:11 Inserat Spektakel:Layout 1 16.11.2010 17:17 Uhr Seite 3 …… GE GE GE GE SU SU SU SU ND ND ND ND ER ES ER ES KI GR BE AL N T T Ä GE DE TZ RI ER SU RG EL EB N ND AR GE G T E SU ES S K EN SE ND UN RA LB E DE NK ST FR SC EN HI EI H H …… LFE ZEI ULE AUS T DIE WIENER GESUNDHEITSFÖRDERUNG: FÜR EIN GESUNDES LEBEN IN EINER GESUNDEN STADT. _U2_Gesundheitsfoerderung.indd GS_02_03_edi_ihv_v1_kk.indd 2 1 GS_02_03_k.indd 2 06.12.11 11:22 12.12.11 24.08.16 13:56 11:01 LIEBE LESERIN, LIEBER LESER! Seite 12: Ernährungstrends unter der Lupe: von Clean Eating bis Vegan G E T E S emeinsam kochen, mit der Familie am Tisch sitzen und das Essen genießen. Zeit mit unseren Lieben verbringen, reden, zuhören und lachen. Der Alltag sieht oft anders aus. Wenn der Fernseher läuft oder das Handy bimmelt, wird Essen zur Nebensache. Dabei sollte es nicht einfach nur Nahrungsaufnahme sein, sondern auch den Zusammenhalt stärken. Die Wochen­ enden lassen sich gut nutzen, um die Familie am Frühstückstisch zu vereinen und mit frischen Nahrungsmitteln zu verwöhnen. In Wien haben wir das Glück, aus hochwertigen Lebensmitteln wählen zu können. Trotzdem steigt der Anteil der KonsumentInnen, die Fertigprodukte bevorzugen. Andere können sich nicht alle Lebensmittel leisten, die sie brauchen. Denn auch in Österreich gibt es Ernährungsarmut. INHALT 04Shortcuts „Gesunde Plätze“, 25 Jahre Suchthilfe und Monat der SeniorInnen 07Umfrage Was verstehen Sie Manche Menschen verzichten auch bewusst auf bestimmte Lebensmittel – zum Beispiel, um ihrer Gesundheit ­etwas Gutes zu tun, um abzunehmen oder aus ethischen Gründen. Immer wieder entwickeln sich neue Ernährungstrends: von Clean Eating über Superfood bis hin zu veganer Ernährung. Rund um die Ernährung gibt es auch viele Mythen. Welche stimmen? Wir haben einige unter die Lupe genommen. Seite 16: Gemeinsam kochen stärkt Körper und Seele. unter Esskultur? 08 Essen zwischen Extremen Vielfalt ist der Trend der Zukunft. 11Service Buchtipps, Websites und 16Esskultur Was wir essen – und mit wem –, hängt mit unserer Herkunft zusammen. 18 Angebote rund ums Essen … Außerdem stellen wir Ihnen das Projekt „Papa macht mit“ vor. Hier stehen Aktivitäten von Vätern und Kindern im Mittelpunkt, um deren Verbindung und Gesundheitsbewusstsein zu stärken. Mit den „Gesunden Angeboten für Schulen!“ können Schulen aus qualitätsgesicherten Angeboten wählen, um den Schulalltag noch gesünder zu machen. 12 13 Viel Freude und Abwechslung beim Lesen! Für ein gesundes Leben in einer gesunden Stadt. Dennis Beck Geschäftsführer Wiener Gesundheitsförderung – WiG Fotos: Getty Images, Ulrich Sperl T. 14 15 Clean Eating Natürlichkeit und der Verzicht auf Zusatzstoffe machen Ernährung „clean“. 20 Aus den Bezirken Nähworkshops, Bewegte Pause und Jugendgesundheitskonferenz in Floridsdorf Papa macht mit Väter mixen mit ihren Kindern Smoothies und bauen Lego-Häuser. Heimisches Superfood Heidelbeeren und Leinsamen haben „Superkräfte“. 21 Vegane Ernährung Was ist bei einer Ernährung ganz ohne tierische Lebensmittel zu beachten? 22Termine Freiwilligenmesse, 7. Wiener Stimmt das denn? Wir glauben den Food News – auch wenn sie nicht immer stimmen. Gesund in der Schule Unterricht für ein gesundes Leben Augentag und fem vital 23 Dieter Chmelar Mann, Mensch und Feminist! 3 11:22 13:56 GS_02_03_k.indd 3 25.08.16 11:07 Workshops psychische Erkrankungen SELBSTHILFE & EMPOWERMENT D ie pro mente Akademie bietet noch bis Jänner 2017 eine kos­ tenfreie Vortragsreihe, die sich ­speziell an Menschen mit psychischen ­Erkrankungen richtet. Insgesamt um­ fasst die Vortragsreihe vier Informati­ onsblöcke mit jeweils vier WorkshopAngeboten, die unabhängig voneinan­ der besucht werden können. Für jeden Workshop stehen zwei unterschiedli­ che Termine zur Verfügung. Stadträtin Sonja Wehsely hebt bei der Festveranstaltung die Bedeutung der Suchthilfe hervor. 25 Jahre Suchthilfe GESUNDE STADT V or 25 Jahren wurde mit der Grün­ dung des Vereins Wiener Sozial­ projekte (heute Suchthilfe Wien) ein Grundstein für die Unterstützung suchtkranker Menschen gesetzt. Ein Schwerpunkt war, für die Betroffenen die negativen Folgen des Drogenkon­ sums auf sozialer, psychischer und phy­ sischer Ebene so weit wie möglich zu verhindern. „Seit Jahrzehnten geht die Stadt Wien den Weg der sozialen Integ­ ration suchtkranker Menschen“, betont Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely. „Von größter Bedeutung sind bei der Ver­ sorgung suchtkranker Menschen die niedrigschwelligen und schadensmini­ mierenden Angebote der Suchthilfe.“ Betreuung und Beratung. Das Ange­ bot umfasst u. a. Vorsorgemaßnahmen Selbsthilfe. Behandelt werden dabei Themen wie „Selbstbewusster Um­ gang mit der eigenen Erkrankung“, „Selbstmedikation versus ärztliche Verschreibung“, „Welche Gesund­ ­ heitsleistungen bekomme ich wo und wie?“ oder „Wann ist eine PatientIn­ nenverfügung angebracht oder not­ wendig?“ Die ReferentInnen sind Psy­ chologInnen, AtemtherapeutInnen, Lebens- und SozialberaterInnen sowie Psychothe­ rapeutInnen und Persön­ lichkeitstrainerInnen. Das Projekt wird von der WiG gefördert und aus Mitteln des Landesgesundheitsförde­ rungsfonds finanziert. sowie die Beratung und Betreuung von suchtgefährdeten und suchtkranken Menschen. Die Suchthilfe Wien be­ „Die Stadt Wien geht seit Jahrzehnten konsequent den Weg der sozialen Integration suchtkranker Menschen.“ Sonja Wehsely, Stadträtin für Gesundheit, Soziales und Generationen treibt die Einrichtungen jedmayer mit ambulatorium, change, streetwork, fix und fertig, checkit!, das regionale Kompetenzzentrum sowie sam und help U im öffentlichen Raum. www.suchthilfe.wien pro mente Akademie: 4., Grüngasse 1A, www.promente-wien.at • • Fotos: Tanja Messner, Peter Rigaud, Getty Images, Bohmann/Iza Idziak, Andrew Rinkhy Fit und aktiv älter werden GESUNDES ALTERN I n Wien leben 304.000 Menschen, die cher in Wien“ sowie „Gut gepflegt und älter als 65 Jahre, aber dennoch sehr betreut“. Die Veranstaltungen laden aktiv sind. Beim „Monat der Senio­ ein, sich zu informieren, auszuprobie­ rInnen“ erfahren sie von 15. September ren bzw. mitzumachen. Wie zum bis 15. Oktober bei Hunderten – groß­ Beispiel, wenn AustronautInnen Seni­ teils kostenlosen – Veranstaltungen, orInnen treffen (5. 10.), beim Rad­ was die Bundeshauptstadt und ihre fahrtraining (22. 9.) oder beim Gue­ Partnerorganisationen zu bieten ha­ rilla-Kochen (5. 10.): Jede/-r bringt ben. Schwerpunkte diesmal: „Fit und Küchenschätze mit, gemeinsam wird gesund“, „Geistig fit“, „Freiwillig enga­ ein Überraschungsessen gezaubert. giert“, „Kunst und Kultur“, „Gesellige Infos im SeniorInnenbüro: Tel. 01/4000Grätzel“, „Sorgenfrei wohnen“, „Si­ 8580, www.senior-in-wien.at • 4 GS_04_05_shortcuts_kk.indd 4 25.08.16 11:07 Neue Website bei Depressionen Gesunde Wegweiser durch sieben Bezirke GESUNDE STADT GESUNDER BEZIRK Z R Information für alle. „Wir wollen dazu beitragen, Ängste und Unsicherheiten zu reduzieren“, sagt Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely. Fit mach mit. Wer sich über die gesunde Seite seines Bezirkes informieren will, kann das mit den Plänen „Gesunde Plätze“ der Wiener Gesundheitsförderung tun. Für die Bezirke 2, 5, 10, 16, 20, 21 und 22 gibt es die Pläne mit allen Angeboten. Gesund- umindest jede/-r Fünfte erkrankt im Laufe seines Lebens an Depressionen. Circa 16 Prozent der ÖsterreicherInnen leiden an Angststörungen. Obwohl psychische Erkrankungen genauso alltäglich sind wie körperliche, sehen sich Erkrankte häufig mit Vorurteilen und Unverständnis konfrontiert. Scham hindert Betroffene daran, sich frühzeitig Hilfe zu ­suchen. Nur ein Bruchteil wird angemessen behandelt. Die neue Website psychische-hilfe.wien.at soll WienerInnen über Symptome, Verlauf und Behandlung informieren. Sozialpsychiatrischer Notdienst: Telefon 01/313 30, psychische-hilfe.wien.at • ein ins kühle Nass im Floridsdorfer Bad. Das Rückenfit-Programm im ASKÖ Bewegungscenter nutzen oder im Bewegungspark am Anningerweg schwitzen. Die Hindernisbahn im Indoorspielplatz in Ottakring bewältigen oder im Augarten laufen und entspannen. „Gesundheit hat viele Gesichter. Und ebenso vielfältig sind die Angebote, wie man in Wien mehr für seine Gesundheit tun kann“, sagt Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely. heitspläne für den 6. und 15. Bezirk erscheinen im Herbst. WiG: Telefon 01/4000-76924, [email protected], www.wig.or.at • Theater um die gesunden Zähne GESUNDE SCHULE Fotos: Tanja Messner, Peter Rigaud, Getty Images, Bohmann/Iza Idziak, Andrew Rinkhy W er wohl diesmal gewinnen wird Zahntheater-Sponsor Colgate-Palmo- Wiener Kindergärten und Schulen. Das – Kariesbakterie oder Zahn- live. „Deshalb wird es von den Schüle- Programm wird aus den Mitteln des bürste? Seit Beginn des Schul- rInnen gerne angenommen.“ Das Landesgesundheitsförderungsfonds fijahres 2015/16 führt das Zahntheater Zahntheater ist Teil von „Tipptopp. nanziert. Interessierte Schulen können sein bereits zweites Stück „Im Mund ­Gesund im Mund und rundherum“, das Zahntheater kostenlos ­einladen. geht’s rund – Supergesund!“ auch in dem Mundgesundheitsprogramm der www.tipptopp.wien/zahntheater Wiener Mittelschulen auf. „Das Theaterstück ist auf SchülerInnen von zehn bis zwölf Jahren zugeschnitten“, sagt Doris Formann vom Verein für Prophylaktische Gesundheitsarbeit. „Wenn wir junge Menschen für Mundgesundheit sensibilisieren wollen, müssen wir es schaffen, dass sie uns gerne zuhören“, bringt es Dennis Beck, Geschäftsführer der WiG, auf den Punkt. „Deshalb gibt es jede Menge zu lachen und eine spannende Geschichte.“ • Lachen und lernen. „Beim ­Zahntheater ersetzen Humor und jugendgerechte Sprache den erhobenen Zeigefinger“, so Ulrich Gröger, Geschäftsführer von gesunde stadt – herbst 2016 GS_04_05_shortcuts_kk.indd 5 Jetzt auch in Wiener Mittelschulen – das Zahntheater mit neuem Stück 25.08.16 11:08 Jubiläum für die Menschlichkeit SELBSTHILFE & EMPOWERMENT Z um zehnten Mal findet heuer die Messe „JedeR für JedeN“ im Rat­ haus statt. Zu dieser Veranstal­ tung speziell für Menschen mit Behin­ derungen sind am 20. November 2016 auch Angehörige und Interessierte ­eingeladen, um das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung weiter zu verbessern. Preisverleihung. Auf die BesucherIn­ nen wartet ein abwechslungsreiches Programm mit Vorträgen und Diskussi­ onen. Selbsthilfegruppen und Behin­ dertenorganisationen stellen ihre Ange­ bote vor. Höhepunkt ist die Verleihung des Preises der Menschlichkeit, der alle zwei Jahre für besonderen ehrenamtli­ chen Einsatz vergeben wird. Rathaus: 20. November, 10–17 Uhr • Die Treffen starten meist mit einem entspannten Spaziergang. Gemeinsam neue Wege gehen GESUNDES ALTERN E in Leben lang stand für die meis­ ten Menschen die tägliche Arbeit im Mittelpunkt. Die Aussicht auf die Pension war in weiter Ferne. Wenn es dann so weit ist, stellen sich viele die Frage: Was tue ich mit der neu gewon­ nenen Freizeit? Und weiter: Wie ruhig soll mein Ruhestand denn tatsächlich werden? Was habe ich noch vor? ausgetauscht sowie Gemeinsamkeiten und Eigenschaften, die einander er­ gänzen, gefunden. Zusammen gehen dann ehemalige Angestellte, Arbeite­ rInnen oder FreelancerInnen der Frage nach, was sie vorhaben und wie sie ihre ­Pension sinnvoll nutzen wollen. Unterstützung erhalten sie dabei von erfahrenen TrainerInnen. Pension sinnvoll nutzen. Seit 2015 Die nächsten Termine. „LebensEr­ werden die WienerInnen mit einem fahren“ findet im Herbst 2016 in Projekt der Wiener Gesundheitsförde­ ­Meidling und Floridsdorf statt. Inte­ rung dabei unterstützt. Bei „Lebens­ ressierte können sich noch bis 20. Sep­ Erfahren: Abenteuer Pension – Ge­ tember 2016 beim Nachbarschafts­ meinsam neue Wege gehen“ treffen zentrum Meidling (1. Treffen am einander Menschen in genau dieser 27. September, von 9–12 Uhr) und bis ­Situation und starten gemeinsam in 29. September 2016 bei der VHS Flo­ den neuen Lebensabschnitt. Bei Spa­ ridsdorf (1. Treffen am 6. Oktober, von ziergängen werden Erfahrungen, 9–12 Uhr) anmelden. Kenntnisse, Talente und Interessen www.wig.or.at • Stadträtin Sonja Wehsely und WiG-Geschäfts­ führer Dennis Beck gratulierten den Preisträge­ rInnen des Preises der Menschlichkeit 2014. „Leb’ dein Leben. Ohne Rauch.“ D ie Tabakspräventionsinitiative für Kinder und Jugendliche „Leb’ dein Leben. Ohne Rauch. YOLO!“ geht bereits in die zweite Runde und passt sich den Interessen der zehn- bis 14-Jährigen an: Gemeinsam mit der ARGE Suchtvorbeugung entwickelte der Fonds Gesundes Österreich eine neue YOLO-Quizz-App mit Fragen rund ums Thema Nichtrauchen. „Ta­ bakprävention für Kinder und Jugend­ liche findet heute auch in den sozialen Medien und am Handy statt“, ist Ge­ sundheitsministerin Sabine Oberhau­ ser überzeugt. Die App zeigt, dass The­ men wie Nichtrauchen und Gesundheit spannend verpackt sein können: Wer weiß mehr darüber? Wer sammelt mehr Punkte und steigt im Ranking auf ? Wer fordert auf Facebook & Co mehr FreundInnen zum Yolo-QuizzDuell heraus? Klassenwettbewerb. Zusätzlich kön­ nen die Kids beim Klassenwettbewerb 500 Euro pro Bundesland für die Klas­ senkasse gewinnen (Foto links). www.yolo.at • Fotos: Andrew Rinkhy (2), Hannes Winkler, Katrin Bruder (5) GESUNDE FREIZEIT 6 GS_06_07_umfrage_kk.indd 6 24.08.16 11:04 „Als Mutter von vier Kindern bin ich sehr streng. Esskultur war mir von Anfang an sehr wichtig. Ein bis zwei Mal am Tag wird gemeinsam am gedeckten Tisch gegessen. Alles wird frisch zubereitet, es gibt keine Packerl, Gläser oder Fertiggerichte. Am Tisch gibt es kein Handy und es wird auch nicht ferngeschaut. Es soll eine Kultur herrschen, wo miteinander geredet wird. Eine Zeit für die Familie.“ Susanne Winterleitner, 44 Jahre SCHWERPUNKTTHEMA GESUNDE ERNÄHRUNG Was verstehen Sie unter Esskultur? UMFRAGE IN DER MEIDLINGER HAUPTSTRASSE Marion Pruckner „Beim Frühstücken les’ ich immer Zeitung und nehm’ mir eine halbe Stunde Zeit. Am Abend soll man ja zeitig und so wenig wie möglich essen, daran versuche ich mich zu halten.“ Juancko Sales, 42 Jahre Fotos: Andrew Rinkhy (2), Hannes Winkler, Katrin Bruder (5) „Ich bin ein Genussmensch. Mir ist wichtig, am Tisch zu sitzen, das Essen als Hauptaktion zu betrachten und mir Zeit zum Genießen zu nehmen, egal ob zu Hause oder in einem Restaurant.“ Lea Sophie Stams, 19 Jahre „Fürs Kochen und Tischdecken nehm’ ich mir genauso Zeit wie fürs Essen selbst. Am Morgen frühstücke ich mit laufendem Fernseher, damit ich Geräusche habe.“ Theresia Schlemmer, 81 Jahre „Esskultur bedeutet für unsere Familie, abends gemeinsam zu kochen, zu essen und zu reden.“ Oktay Günes, 37 Jahre, Rabiye Günes, 80 Jahre 7 GS_06_07_umfrage_kk.indd 7 24.08.16 11:04 Fotos: Stefan Fürtbauer, TU-München Lieblingsessen? Für die meisten Österreicher­In­ nen sind das Spaghetti. 8 GS_08_11_thema_service_kk.indd 8 24.08.16 11:05 SCHWERPUNKTTHEMA GESUNDE ERNÄHRUNG Essen: Zwischen Religion & Ignoranz KOHLENHYDRATE, EIWEISS, FETT – ERNÄHRUNG IST EINFACH. IMMER NEUE THEORIEN ZEIGEN ABER UNZÄHLIGE ALTERNATIVEN. IM TREND: VEGANE EIER, PERSONALISIERTE DIÄTEN UND MEHR BIO. Christine Oberdorfer Fotos: Stefan Fürtbauer, TU-München G enuss dauert 66 Minuten. nis, mit jedem Artikel und jeder StuDiese Zeit wenden die Ös- die zum Thema Ernährung tragen wir terreicherInnen im Schnitt zur Verunsicherung bei. Wir produzietäglich für ihre drei Haupt- ren IgnorantInnen, die nach einer mahlzeiten auf. „Gut essen“ möglichst einfachen Lösung für das gehört laut einer Studie des ,Ernährungsproblem‘ suchen.“ StichLebensministeriums für mehr als wort „Personalisierte Ernährung“: In drei Viertel der Menschen zu ihrem ­Lebensstil dazu. Und auch wenn die „Mit immer mehr neuen meisten ÖsterreicherInnen grundsätzErkenntnissen zur Ernährung lich Hausmannskost ­bevorzugen – unproduzieren wir IgnorantInangefochtenes Lieblingsessen sind nen, die nach unkomplizierSpaghetti. Für 31 Prozent der Befragten Lösungen suchen.“ ten steht beim Essen der Genuss im Hannelore Daniel, Vordergrund, 30 Prozent geht es eher Ernährungsphysiologin ums Sattwerden. 16 Prozent achten auf TU München die gesundheitliche Komponente und sind auch bereit, auf gewisse Lebens- ihrem aktuellen Forschungsprojekt mittel zu verzichten. Der „Fertigpa- mit 1.600 TeilnehmerInnen aus ganz ckerl-Typ“ – 23 Prozent – liebt es be- Europa erforscht Daniel den Zusamquem und möchte möglichst wenig menhang zwischen DNA und der Ernährung. Erste Erkenntnisse zeigen: Arbeit mit dem Essen haben. Abhängig von ihren genetischen Vielfalt ist die Zukunft. Einen Trend Merkmalen reagieren Menschen unin Sachen Ernährung quer durch alle terschiedlich auf Lebensmittel. Und: Bevölkerungsschichten kann Hanne- Der Erfolg einer Ernährungsumstellore Daniel, Leiterin des Instituts für lung ist größer, wenn der Diätplan inErnährungsphysiologie an der Techni- dividuell zusammengestellt und inschen Universität München, nicht tensiv begleitet wird. feststellen. „Wir erleben Pluralismus pur. Für manche Menschen ersetzt Er- Spezialisierung. Dienstleistungen nährung eine Religion, für andere ist rund ums Thema Ernährung sind bees nur ein Mittel zum Zweck.“ Die Viel- liebt. Kochkisten, die an die Haustür falt an unterschiedlichen Ernährungs- geliefert werden, personalisierte Diätformen ist so groß wie nie. Daniel: pläne, Ernährungsberatungen und „Selbst ich tu mir schwer, bei den vie- Lieferservices für alle Bedürfnisse len Trends und Studien den Überblick boomen. „Die Leute möchten einen zu behalten. Mit jeder neuen Erkennt- exakten Menüplan, um alles richtig zu gesunde stadt – herbst 2016 GS_08_11_thema_service_kk.indd 9 machen. Sie wollen für sich wissen, was am besten ist – und den Rest der Ernährungskakofonie ausblenden“, sagt Daniel. Eine Geschäftsidee, um der verwirrenden Supermarkt-Vielfalt zu entgehen: Eine Billig-Fluglinie hat den EasyFoodstore entwickelt. In den Regalen stehen exakt 76 Konservenund Trockenprodukte. So wird das Einkaufen günstig und „easy“. Was nämlich die meisten der aktuellen Ernährungstrends – von raw-vegan über Clean Eating bis zu Superfood – gemeinsam haben: Sie sind kostspielig. Für Menschen mit wenig Einkommen ist eine derartige Spezialisierung kaum möglich. Und – wie für alle anderen übrigens auch – gar nicht nötig. Die Ernährungspyramide gibt vor, was der Körper braucht, jeden Tag viel Wasser, Obst und Gemüse. Vier Portionen Getreide und Kartoffeln füllen die Kohlenhydrat­speicher auf. Milch, Käse und Joghurt kommen drei Mal am Tag auf den Tisch. Fisch, Fleisch, Wurst und Eier sind wichtig für die Eiweißversorgung – aber in ­Maßen. Sparsam umgehen sollte man mit Butter und Öl. Eis und Pommes stehen selten auf dem Speiseplan. Nachhaltig einkaufen. Ein Leitmotiv von Ernährung kann sein, dem Körper Gutes zu tun, ihn gesund zu halten. Dazu kommt ein ethischer Aspekt. Was mute ich der Umwelt zu, wenn ich im Jänner Erdbeeren esse und meine Milch und mein Schnitzel zu einem 9 24.08.16 11:05 möglichst günstigen Preis kaufen will? Sich regional und saisonal zu ernähren, ist ein Ansatz. Bioprodukte, auch wenn sie fast immer teurer sind als her­ kömmlich produzierte Lebensmittel, sind eine weitere Möglichkeit. Die Marktanalyse RollAMA zeigt, dass Bio­ lebensmittel in Österreich beliebt sind. 2015 stiegen die Ausgaben dafür weiter – in den letzten fünf Jahren um ins­ gesamt 29 Prozent. 120 Euro gibt ein durchschnittlicher Haushalt pro Jahr für Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft aus, am meisten für Eier. 234 Eier verzehrt jede/-r von uns im Jahr. Weltweit kommen im Jahr 66 Millionen Tonnen Eier auf den Markt. Vegane Alternativen sind gefragt. Und auch wenn vielen Menschen der Ge­ danke an künstlich hergestellte Le­ bensmittel nicht zusagt: Schon heute ist es möglich, Fleisch oder Käse syn­ thetisch herzustellen. „Warum nicht?“, fragt Hannelore Daniel. Als Beispiel nennt sie „Beyond Egg“ – das „bessere“ Ei mit Zusatzfunktionen. Das amerika­ nische Unternehmen mit Sitz in San 400 ehrenamtliche HelferInnen sind für die Wiener Tafel aktiv. Francisco produziert vegane Eier aus Erbsen und Bohnen. In den USA ist das Produkt bereits erhältlich. Der Ge­ schmack soll überzeugen, die Produk­ tion soll günstiger und ökologisch sinnvoller sein als bei echten Eiern. „Ernährungssouveränität ist wichtig. Wir bevormunden niemanden, was sie oder er essen soll.“ Alexandra Gruber, Geschäftsführerin Wiener Tafel Umverteilen. Die Kehrseite: Während sich die einen in Sachen Ernährung Schritt für Schritt spezialisieren, haben die anderen nicht genug zum Leben. Und das gilt auch in Ländern wie Österreich. AlleinerzieherInnen, Langzeitarbeitslose, kinderreiche Fa­ milien oder Menschen mit ausländi­ scher Staatsbürgerschaft sind beson­ ders oft armutsgefährdet. Die Wiener Tafel hilft mit, diese Menschen mit Le­ bensmitteln zu versorgen. Die „Sozial­ spedition“ holt bei Supermärkten oder direkt bei HerstellerInnen Produkte ab, die zum Beispiel falsch etikettiert wur­ den oder bald ablaufen. „Damit retten wir einerseits die wertvollen Lebens­ mittel vor dem Müll und unterstützen andererseits Menschen in finanzieller Notlage“, erklärt Alexandra Gruber von der Wiener Tafel. Qualität und ­Gesundheit sind aber auch hier wich­ tig. „In Kochworkshops zeigen wir, wie man aus günstigen Lebensmitteln tolle Mahlzeiten kochen kann. Aber wir zwingen den Menschen keine gesunde Ernährung auf. Ernährungssouveräni­ tät ist das Recht jedes Menschen. Und wenn er oder sie Fertigprodukte essen will, ist das zu akzeptieren.“ • www.wienertafel.at INTERVIEW Alexandra Gruber, Geschäftsführung Wiener Tafel Ist Hunger bei uns ein Thema? Rund 18 Prozent der ÖsterreicherIn­ nen gelten als armutsgefährdet, ­da­runter mehr als 400.000 Kinder und Jugendliche. Das bedeutet auch eine Einschränkung in zentralen Lebens­lagen – wie zum Beispiel beim Heizen oder Essen. Einrichtungen wie die Wiener Tafel unterstützen mit dem Nötigsten. Vor diesem Hintergrund: Wie denken Sie über Ernährungstrends von Vegan bis Superfood? Wer sich über die eigene Ernährung Gedanken macht, der landet irgendwann auch bei Themen wie Nachhaltigkeit und Überfluss. Das kann für Initiativen wie die Wiener Tafel positiv sein. Natürlich versu­ chen wir, auch bei unseren KundIn­ nen das Bewusstsein für gesunde und nachhaltige Ernährung zu stärken. Fotos: Wiener Tafel, Artfotograf Peter Leskovar Wie hilft die Wiener Tafel? Wir versorgen pro Woche rund 18.000 Armutsbetroffene in 109 Sozialeinrich­ tungen mit noch genusstauglichen ­Lebensmitteln. 400 Ehrenamtliche sind für die Wiener Tafel aktiv. 10 GS_08_11_thema_service_kk.indd 10 24.08.16 11:06 SERVICE TIPPS FÜR GENUSS & ERNÄHRUNG Vorsorge: Ernährungsberatung Die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) bietet in vier Gesundheits­ zentren und dem Hanusch-Kranken­ haus kostenlose Ernährungsberatung und Diabetes-Schulungen an. Für ­einen Termin notwendig sind: eine Überweisung, die e-card und ein ­amtlicher Lichtbildausweis. Telefon 0800 600 511, www.gesundheitsverbund.at Fotos: Wiener Tafel, Artfotograf Peter Leskovar Selbst kochen lernen Die Wiener Volkshochschulen (VHS Wien) bieten Kochkurse an – von österreichischer über internationale Küche bis hin zur vegetarischen und veganen Ernährung. Es gibt auch Veranstaltungen, die Wissen über Nahrung, Lebensmittel und die Ernährung selbst vermitteln. Für AnfängerInnen wird speziell die Gruppe „Erste Schritte in der Küche“ angeboten. Telefon 01/893 00 83, www.vhs.at foodwatch – Essen mit Qualität foodwatch entlarvt die verbrauche­ rInnenfeindlichen Praktiken der ­Lebensmittelindustrie und setzt sich für das Recht der VerbraucherInnen auf qualitativ gute, gesundheitlich unbedenkliche und ehrliche Lebens­ mittel ein. foodwatch ist ein gemein­ nütziger, unabhängiger Verein und ­finanziert sich aus Förderbeiträgen und Spenden. E-Mail: [email protected], www.foodwatch.de gesunde stadt – herbst 2016 GS_08_11_thema_service_kk.indd 11 Es gibt sie – die Diät-Lügen! Wunderdiäten und Trend­ diäten gibt es genug. Zeit, die Fakten zu über­ prüfen. Die Ernährungs­ wissenschafterin Angela ­Mörixbauer und der Journalist Martin Groll fragen nach und klären auf. Die 50 größten Diät-Lügen! Die gängigsten Irrtümer rund um Kilos, Kalorien und Schlankheitskuren; Mörixbauer A., Groll M., Krenn Hubert Verlag, Wien 2012, ISBN: 978-3-39900-5164-1, 18,90 Euro, swww.hubertkrenn.at Was sind Ernährungstrends? Wieso lassen wir uns so beeinflussen und folgen Ernährungstrends, nur weil sie angeblich gesund und effektiv sind? Ganz ohne diese zu hinterfragen? Was steht hinter Low-Carb-Diäten, Paleo und Raw Food? Der Ernährungswissen­ schafter David L. Katz geht diesen Themen nach und räumt mit falschen Trends auf. Schluss mit Ernährungstrends: Sie dürfen mehr, als Sie denken. Außer Fertiggerichte; Katz D. L., Mosaik Verlag, München 2016, ISBN: 978-3-44239-298-8, 15,50 Euro, www.mosaik-verlag.de Die Kunst zu genießen Eva Derndorfer geht der Frage des Genusses nach. Was ist Genuss und was ist ein Genuss­ mittel? Welche Lebens­ mittel und Speisekom­ binationen harmonieren miteinander und warum? In diesem Buch werden neue Zusammenhänge rund um den kulinarischen Genuss hergestellt. Inklusive Tipps, wie Genuss trainiert werden kann. Genuss. Über Epikur, Erdmandeln und ­Experimente beim Essen; Derndorfer E., Facultas/Maudrich Verlag, Wien 2011, ISBN: 978-3-85175-939-6, 19,90 Euro, www.facultas.at www.oeko-gastlichkeit.wien.at Mehr als 130 Betriebe – Campingplätze, Heurige, Restaurants, Hotels – sind mit dem Umweltzeichen Tourismus in Wien ausgezeichnet. So umweltfreundlich kann Genuss ein! www.marktsicherheit.wien.at In Wien wird MarktliebhaberInnen einiges geboten: angefangen von Lebensmittelmärkten wie dem Naschmarkt über Gelegenheitsmärkte bis zu Flohmärkten. Damit auch die Qualität stimmt, gibt es regelmäßige Kontrollen.Tolles Angebot für den Sommer und Herbst: die kostenlose Pilzinformation. lmäßig Kontrollen! www.vegan.at Seit 1999 gibt es die Vegane Gesellschaft in Österreich. Sie ist für viele Interessierte die erste Anlaufstelle, um sich hinsichtlich veganer und vegetarischer Ernährung zu erkundigen. Neben Wissens- und Informa­ tionsvermittlung über die Themenbereiche Gesundheit, Ethik und Umwelt sowie praktischen Tipps werden hier auch Veranstaltungen angekündigt und mit­organisiert. Ganz einfach können das kostenlose Magazin und der Newsletter online b­ estellt werden. 11 24.08.16 11:06 Sauber von innen und außen: Beim Clean Eating kommen nur natürliche Lebensmittel ohne Zusatzstoffe auf den Tisch. SCHWERPUNKTTHEMA GESUNDE ERNÄHRUNG „Sauberes Essen“ in aller Munde CLEAN EATING TRIFFT DEN ZEITGESCHMACK. NATÜRLICHKEIT LIEGT IM TREND. DOCH WER DEFINIERT, WAS NATÜRLICH IST? EIN BEWUSSTER UMGANG MIT C lean Eating – zu Deutsch „Es gibt einen Trend zur Natürlichkeit sauber essen – ist ein Mode­ und zum Verzicht auf Zusatzstoffe.“ begriff für ein bewährtes Konzept. Henry Jäger von Echt und pur. Industrie und Handel der Universität für Boden­ werben mit Clean Labels, Hinweisen kultur erklärt: „Es bezeich­ dazu, welche Zutaten im Produkt net eine Ernährungsweise, die sich in NICHT enthalten sind. Jäger: „Diese Kernpunkten mit den Empfehlungen Marketing-Maßnahmen schärfen ei­ der Österreichischen Gesellschaft für nerseits das Bewusstsein für Inhalts­ Ernährung deckt.“ Dazu gehören etwa stoffe. Auf der anderen Seite dienen die ausgewogene und vollwertige Er­ sie letztlich der Verkaufsförderung und lenken den Blick auf das einzelne Produkt und weg von wichtigen Zu­ „Natürliche Produkte sind sammenhängen.“ Etwa, dass gesunde gut, ein bewusster Umgang mit der Ernährung ist besser.“ Ernährung alleine andere gesund­ heitsgefährdende „Laster“ wie die Henry Jäger, Leiter der Wirkung von Alkohol und Zigaretten, Arbeitsgruppe LebensmittelStress sowie Bewegungsmangel nicht technologie BOKU Wien aufwiegen kann. nährung, die Einschränkung beim Konsum von Fett, Salz und Zucker, der Realitäts-Check. „Einem Trend starr Verzehr angemessener Portionsgrößen zu folgen, ist nicht die beste Option“, über den Tag verteilt und das aus­ ist Jäger überzeugt. Viel wichtiger ist reichende Trinken. Clean Eating legt das bewusste Überlegen, was, wie viel gleichzeitig Wert darauf, dass man die und wann gegessen wird, sowie das Speisen selbst zubereitet. Der Trend Wissen um die Verarbeitungsprozesse. trifft laut Jäger den Zeitgeschmack: Die Natürlichkeit und damit die ge­ sundheitsfördernde Wirkung wird oft am geringen Verarbeitungsgrad fest­ gemacht. Das ist laut Jäger tückisch: „Brot wird etwa bei 200 Grad gebacken, was einer starken Verarbeitung ent­ spricht. Tee und Käse sind verarbei­ tete Produkte, die trotzdem Teil einer ausgewogenen und vielseitigen Er­ nährung sind. Erdäpfel oder Bohnen wären ungekocht nicht genießbar.“ Ohne Wissen um die Verarbeitung kann auch ein selbst gemachtes Ge­ richt u ­ ngesund sein, wenn es etwa zu viel Salz, Fett und Zucker enthält. Es ist auch nicht sinnvoll, aus Zeitman­ gel auf Bewegung zu verzichten, nur um täglich mehrere Mahlzeiten frisch zu kochen. Auch die ökologische Wir­ kung sollte abgewogen werden. Eine Bio-Kiwi muss eingeflogen werden, durch den kürzeren Transportweg sind regionale Erdbeeren nachhalti­ ger. Jägers Rat: „Lassen Sie sich nicht von Trends blenden. Bauen Sie Ihr Er­ nährungswissen aus und w ­ ägen Sie Vorteile und Nachteile ab.“ www.dlwt.boku.ac.at • Fotos: Masterfile, BOKU/K. Dürrschmid, Getty Images, Weinfranz DEM THEMA ERNÄHRUNG IST GEFRAGT. Milena Hofstetter 12 GS_12_13_thema_kk.indd 12 24.08.16 12:14 SCHWERPUNKTTHEMA GESUNDE ERNÄHRUNG Superfood: Besser als gut? WIRKEN GOJI-BEEREN UND CHIA-SAMEN WIRKLICH BESSER AUF DAS ­W OHLBEFINDEN ALS HEIMISCHE HEIDELBEEREN UND LEINSAMEN? KÖNNEN SUPERFOODS MEHR ALS KLASSISCHE GESUNDE LEBENSMITTEL? Milena Hofstetter L ebensmittel mit Superkräften: Das legt die Bezeichnung Superfoods nahe. Doch was zeichnet diese besonderen Lebensmittel aus? „Es gibt weder eine klare rechtliche noch eine wissenschaftliche Definition des Begriffs. Superfood ist vor allem ein gut gewählter Marketing-Begriff“, kritisiert Ernährungswissenschafterin Angela Mörixbauer. freien Radikalen – schützen. Auch I­nhaltsstoffe wie Omega-3-Fettsäuren, die für den Stoffwechsel wichtig sind, können Lebensmittel zu Superfoods aufwerten. „Klassische gesunde Obstoder Gemüsesorten, vom Apfel bis zur Zucchini, können als Superfoods bezeichnet werden, ebenso Beeren und Hülsenfrüchte“, so Mörixbauer. Eine Karotte etwa enthält so viel Betacarotin wie kaum ein anderes Lebensmittel. Apfel bis Zucchini. Ein hoher Anteil an Antioxidantien wie Vitamin A, C, E und Betacarotin wird häufig als Superfood-Argument gehandelt. Antioxidan­ tien sind Moleküle, die Körperzellen vor schädlichen und aggressiven Sauerstoffmolekülen – den sogenannten Regional statt exotisch. Die Lebensmittel der Superlative sind also zum Greifen nahe und doch unternehmen viele eine kulinarische Weltreise, um die gesundheitliche Wirkung auf die Spitze zu treiben. Und das, obwohl viele heimische Lebensmittel exoti- „Die Zusammenstellung der gesamten Ernährung bestimmt die Gesundheit mit, nicht einzelne Superfoods.“ Angela Mörixbauer, Ernährungswissenschafterin schen Superfoods um nichts nach­ stehen. Brombeeren, Holunderbeeren, Kirschen, Rote Rüben und Rotkraut sind reich an Antioxidantien. Im Vergleich dazu haben exotische Superfoods wie Moringa und Acai-Beeren lange, umweltschädliche Transportwege, sind teurer und können auch ­gesundheitlich bedenklich sein. Eine unzulässige Schadstoffbelastung wurde etwa bei Goji-Beeren und ChiaSamen nachgewiesen. Beide sind leicht ersetzbar: durch die regionalen Heidelbeeren und die vergessenen Leinsamen. Fotos: Masterfile, BOKU/K. Dürrschmid, Getty Images, Weinfranz Vielfalt erhalten. Alte und biologisch angebaute Sorten müssen sich selbst vor Fressfeinden und Wettereinflüssen schützen. Sie produzieren mehr Pflanzeninhaltsstoffe, wie Betacarotin oder Gerbstoffe, die gesundheitsförderlich wirken. Der Verein „Arche Noah“ setzt sich seit 25 Jahren für den Erhalt der Kulturpflanzenvielfalt ein, indem er zum Anbau, Verkochen und Essen vergessener Sorten aufruft. UnterstützerInnen können Wissen austauschen, bei Aktionstagen mithelfen oder spenden. • Arche Noah: Telefon 02734/86 26, www.arche-noah.at, www.eatconsult.at 13 GS_12_13_thema_kk.indd 13 24.08.16 12:14 Hülsenfrüchte wie Erbsen und Bohnen sind eine gute Quelle für Eiweiß, Calcium und Eisen. Fisolen statt Ei und Fleisch WER SICH VEGAN ERNÄHRT, MUSS GANZ BESONDERS AUF DIE VIELFALT DER LEBENSMITTEL UND AUF REGELMÄSSIGES ESSEN ACHTEN. Sylvia Simanek SCHWERPUNKTTHEMA GESUNDE ERNÄHRUNG E Konkret: Wichtigste Ersatzquelle für Vitamin B12 ergänzen. Einzig die Eiweiß, Calcium und Eisen sind Hül- ­Versorgung mit Vitamin B12 ist bei senfrüchte. Diese abwechslungsreich ­veganer Ernährung selten garantiert. ­ egel muss mit Vitamin-B12-­ mit Getreide, Kar­toffeln und Gemüse „In der R kombinieren und in ausreichender angereicherten Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln nachgeMenge über den Tag verteilt essen. holfen werden. Eventuell auch mit Clevere Vitamin-Kombis. Die Ver- Omega-3-Fettsäure-Kapseln. Lassen wertbarkeit von Eisen aus pflanzlichen Sie bei Hausärztin oder Hausarzt mitQuellen (z. B. Vollkorngetreide) kann tels Blutprobe die Werte checken. man steigern, indem man sie mit Dann wissen Sie, wie viel Sie ­zusätzlich ­V itamin-C-reichen Lebensmitteln brauchen“, so Petra Rust. „Bei Menschen im (Orangensaft, Marinade mit ZitronenWachstum ist vegane saft) kombiniert. Tee, Kaffee, Cola und Im Wachstum nicht ideal. Nicht Ernährung nicht ratsam.“ Rotwein besser nicht zum Essen genie- empfehlenswert ist vegane Ernährung Ernährungswissenschafterin ßen, da sie die Eisenaufnahme hem- bei Menschen im Wachstum und bei Petra Rust von der Universimen. Die Calciumversorgung können Schwangeren. Rust: „Ihr erhöhter tät Wien, Department für Nüsse, Brokkoli, Kohlgemüse, Soja ­Bedarf an essenziellen Aminosäuren Ernährungswissenschaften und calciumreiches Mineralwasser ge- wäre nur sehr schwer zu decken. sorgung mit Vitamin B12 achten, müs- währleisten. Sonnenbäder im Sommer ­Wesentlich leichter gelingt das mit sen keine Mangelerscheinungen fürch- (30 bis 60 Minuten pro Tag) füllen die ­einer ovo-lacto-vegetarischen Ernähten“, so Ernährungswissenschafterin Vitamin-D-Körperspeicher auf und sor­ rung, bei der alles außer Fleisch gegessen wird.“ Petra Rust von der Universität Wien. gen auch für eine Reserve im Winter. • Fotos: Getty Images (2), Keinrath.com ine vegetarische Lebensweise ist inzwischen gesellschaftlich akzeptiert. Bei veganer Ernährung scheiden sich die Geister. Tatsache ist: „Erwachsene, die auf eine ausreichende Energieversorgung, eine ausgeklügelte Abwechslung auf dem Speiseplan und eine zusätzliche Ver- 14 GS_14_15_thema_kk.indd 14 25.08.16 11:43 Gesund: Wahr oder falsch? ES GIBT UNZÄHLIGE ERNÄHRUNGSMYTHEN. WIR HABEN EINIGE DAVON UNTER DIE LUPE GENOMMEN. Gabriele Mühlbauer SCHWERPUNKTTHEMA GESUNDE ERNÄHRUNG Fotos: Getty Images (2), Keinrath.com D ie Gerüchteküche boomt. ren“, meint Ibrahim Elmadfa. „Nah­ Experte Ibrahim Elmadfa: „In seltenen Das „forum. ernährung rungskarenz führt zwar zu einer Fällen kann Honig, der nicht erhitzt heute“ hat abgefragt, wie vermehrten Ausschüttung des Wachs­ wurde, mit Sporen des Bakteriums die KonsumentInnen mit tumshormons Somatropin, wodurch Clostridium botulinum verunreinigt widersprüchlichen Infor­ unter anderem auch der Fettabbau im sein. Komponenten wie Blütenpollen mationen über Ernährung Körper angeregt wird. Grundsätzlich oder Bienengifte können auch Aller­ umgehen. Das Ergebnis: Ernährungs­ wirkt sich auf die Gesundheit und den gien auslösen. Da Honig tatsächlich mythen werden von den meisten Alterungsprozess allerdings mehr aus, nur geringe Mengen an Mineralstoffen ­Befragten – unabhängig von ihrem was gegessen wird als wann. Und einen und Vitaminen enthält, fällt er als stärkeren Einfluss auf die Quelle für diese Nährstoffe nicht ins Wahrheitsgehalt – einfach geglaubt. weitaus ­ „Ernährungsmythen sind oft schlicht­ ­Melatonin-Ausschüttung als Dinner Gewicht.“ Und fest steht: Zucker ist weg falsch“, sagt Ibrahim Elmadfa, Cancelling hat die Lichtmenge, die auf Zucker, hat viele Kalorien und kann die Zähne schädigen – egal ob Honig, ehemaliger Präsident der International den Körper wirkt.“ weißer Zucker oder Rohrzucker. Union of Nutritional Sciences. Der bessere Zucker? Honig soll Dinner Cancelling macht jung. Din­ ­gesünder als Zucker sein und viele Fastenkur: Eine Woche nur Tee trin­ ner Cancelling – also das Streichen von ­Vitamine und Mineralstoffe enthalten. ken – schon sind fünf Kilo weg. Eines Mahlzeiten, meist am Abend – soll Außerdem sei er ja ein „Naturprodukt“. sollte jedoch klar sein: Die schnelle Ge­ nicht nur beim A ­ bnehmen helfen, son­ Studien haben jedoch ergeben, dass wichtsreduktion beruht in erster Linie dern auch die Produktion des Anti- das „flüssige Gold“ sogar gefährlich auf dem Verlust von Wasser, das nach Aging-Hormons Melatonin erhöhen. sein kann. So ist er für Babys im ersten wenigen Tagen normaler Ernährung „So einfach ist das aber nicht zu erklä­ Lebensjahr grundsätzlich tabu. Dazu wieder im Körper gespeichert wird. • gesunde stadt – herbst 2016 GS_14_15_thema_kk.indd 15 15 24.08.16 11:07 SCHWERPUNKTTHEMA GESUNDE ERNÄHRUNG Gemeinsam schmeckt’s besser! ZUSAMMEN KOCHEN UND NEUES AUSPROBIEREN STÄRKEN DAS GEMEINSCHAFTSGEFÜHL SOWIE DIE GENUSSBEREITSCHAFT – UND BRINGEN FREMDE KULTUREN EINANDER NÄHER. Stephanie Tobeitz „Beim Kochen geht es auch um das gemeinsame Verbringen von Zeit.“ Erika Lasser-Ginstl, Ernährungswissenschafterin und Ethnologin den respektvollen Umgang mit Ess­ barem. So verwendet Stiegl nicht nur die Edelteile des Tieres, sondern auch Knochen oder Innereien. Die Schalen von Karotte und Zwiebel werden ebenfalls nicht weggeworfen. Sie unterstützen Farbe und Geschmack e­ iner Suppe. „Dieses Wissen möchte ich freudvoll in meinen Kochrunden weitergeben“, sagt er. In der Gruppe macht es zudem viel Spaß, die Lebensmittel neu zu entdecken. Man kann voneinander lernen – nicht nur bei der Herstellung der Speisen, sondern auch beim genuss- vollen Verkosten danach. Er rät: „Je aufgeschlossener wir sind, desto offener werden wir gegenüber Neuem und womöglich auch gegenüber außergewöhnlichen Geschmäckern.“ Fremde Länder, fremde Sitten. Doch warum schmeckt uns eigentlich etwas gut und etwas anderes gar nicht? Natürlich haben geografische Lage, Klima, Kultur und Religion bedeutenden Einfluss auf Ernährungsgewohnheiten. In Asien wächst viel Reis und roher Fisch ist selbstverständlich, weil Dabei ist es so wichtig, sich Zeit zum günstig und frisch zu bekommen. In Kochen und ­Essen zu nehmen – ein Afrika oder im arabischen Raum ver- grundlegender Faktor zum Erhalt unsammelt sich die gesamte Großfamilie serer Gesundheit und zur Genusssteiüber Stunden hinweg zum Essen. Wer gerung beim Essen.“ Nur bei langsanicht dabei ist, gilt als krank oder mer, bewusster Nahrungsaufnahme wurde aus irgendeinem Grund ausge- hat der Körper die Möglichkeit, die einschlossen. „Wir in Europa ziehen uns zelnen Geschmackskomponenten – gerne zurück, um wieder zu uns zu fin- etwa salzig oder scharf – der Speise beden, weil wir diese ständige Menschen- ziehungsweise des Lebensmittels zu menge nicht gewohnt sind. In Afrika „erkennen“. Bei langem Kauen etwa die ist man da g ­ elassener, weil der Tumult Süße einer Semmel, die verschiedenen verinnerlicht wurde“, erzählt Erika Gemüsesorten eines Eintopfs oder die Lasser-Ginstl, Ernährungswissen- kleinen angerösteten Speckstückchen schafterin und Ethnologin. Dieser in einem Serviettenknödel. Nicht zu Blick über den Tellerrand sei nicht un- unterschätzen sei, so Lasser-Ginstl, bedeutend, davon könne eine westli- die K ­ üche als Ort der Zusammenkunft, che Gesellschaft gut lernen. „In Afrika an dem verbaler Austausch stattfindet. hat Essen einen hohen Stellenwert, Unter dem Motto: Wer gemeinsam weil es nicht so wie bei uns jederzeit werkt und Freude teilt, kann sich auch greifbar im Supermarkt wartet. im Kummer besser mitteilen. Wie Schnelles Kaufen, schnelles Verzehren. Stiegl ist Lasser-Ginstl der Überzeu- 16 GS_16_17_thema_kk.indd 16 25.08.16 12:43 Fotos: Ulrich Sperl, Privat, Peter Rigaud M ax Stiegl ist Koch mit Leib und Seele – und ein leidenschaftlicher Genießer. Ein Verschwender ist er jedoch nicht. Bei ihm im burgenländischen Restaurant Gut Purbach kommt kaum ein Lebensmittelrest in die Biotonne. Wie er das anstellt, erklärt er in seinen „Smart KITCHEN“Workshops zur Vermeidung von Küchenabfällen. Es geht ihm dabei um Fotos: Ulrich Sperl, Privat, Peter Rigaud Max Stiegl, Vater zweier Kinder, weiß: „Mehrfaches Anbieten von ungewohnten Speisen erhöht die Akzeptanz. Das kann, wenn genügend Geduld v­ orhanden ist, auch bei Kindern funktionieren.“ gung, dass es nicht darum geht, beson­ Wächst ein Kind mit sehr salzhaltiger ders aufwendig zu kochen, sondern oder süßer Kost auf, wird es für später darum, Zeit miteinander zu verbrin­ geprägt und neigt dazu, sie als gen. Stiegl: „Das ist auch gut in Büro­ Erwachsene/-r beizubehalten. Diese gemeinschaften möglich und stärkt Prägung ist aber nicht unüberbrück­ den Zusammenhalt in einem Team bar. „In den letzten rund 20 Jahren hat sich einiges getan. Wir sind heute viel ganz ungemein.“ aufgeschlossener. Durch die einfache Von Mama auf Baby. Ernährungs­ Erreichbarkeit fremder Länder sind gewohnheiten werden übrigens schon uns andere Esskulturen und damit über das Fruchtwasser von der Mutter ­generell verschiedene Kulturen näher auf das Baby übertragen. In Indien gerückt“, erzählt Lasser-Ginstl. ­verinnerlicht bereits das Ungeborene die starken, landesüblichen Gewürze. Richtiger Genuss. Nach Professor Iwer Diedrichsen von der Universität Hohenheim – Institut für Sozial­ „Wien bietet viele wissenschaften sind es sieben Grund­ Möglichkeiten für regeln, deren Einhaltung den größten gemeinsamen Genuss, der das Miteinander stärkt.“ Genuss verspricht. „Wissen, was einem gut tut“, ist eine davon. Um das jedoch Sonja Wehsely, Stadträtin wirklich beurteilen zu können, heißt für Gesundheit, Soziales es, sich Zeit zu nehmen, abzuschme­ und Generationen gesunde stadt – herbst 2016 GS_16_17_thema_kk.indd 17 cken, zu kosten und damit die Sinne zu schärfen. Denn der intensiv wohlrie­ chende Duft (riechen), das knusprige Knacken (hören), das Cremige am ­Gaumen (fühlen), die feinen Zutaten (schmecken) und die hübsch angerich­ tete Speise (sehen) wirken sich massiv auf unser Glücksgefühl aus. Ekel ist übrigens reine Hirnsache. Ein Kind zu zwingen, etwas zu kosten, macht wenig Sinn. Es wird ihm nicht schme­ cken. Max Stiegl: „Nur wer wirklich mit Freude isst, kann genießen.“ Sozialstadt Wien. „Voneinander zu lernen, aufgeschlossen anderen Kultu­ ren gegenüber zu sein sowie gemeinsa­ mer Genuss stärken die sozialen Fähig­ keiten und das gute Miteinander. Wien bietet dafür eine Vielzahl von Möglichkeiten“, sagt Sozialstadträtin Sonja Wehsely. • 17 25.08.16 12:43 AUS DEN BEZIRKEN 2. LEOPOLDSTADT 7. NEUBAU 11. SIMMERING Nähworkshops für Migrantinnen Von Mitte April bis Ende Juni fand ein von Frauen organisierter Nähkurs statt. Unter der Leitung einer erfah­ renen Schneiderin konnten sie grundlegende Kenntnisse über das Nähen mit der Maschine erwerben. Schon nach drei Stunden waren alle mit M ­ aßen, Modellen, Stoffen und Schnittzeichnen vertraut. Ein gelun­ gener Kurs, der die Teilnehmer­innen ein neues, kreatives Hobby erleben ließ. www.gesundeleopoldstadt.at Neuer Park am Spittelberg Die Grünfläche in der Stiftgasse, Ecke Schrankgasse, wurde vergrößert und für alle zugänglich ­gemacht. Jetzt gibt es einerseits mehr Sitzmöglich­ keiten und andererseits auch mehr ­Bewegungsfreiheit: Weniger Zäune, neue Bodentrampoline, Balancespiel­ geräte für Kleinkinder, eine Malwand, ein Trinkbrunnen und eine große Sandkiste laden zum Verweilen ein. 10. FAVORITEN 5. MARGARETEN Kreativ entspannen Der Entspannungsraum ist eine Initi­ ative des Vereins 50+50 und unter­ stützt sowohl das indivi­duelle und ­soziale Wohlbefinden als auch das ganzheitliche Gesundheitserleben. Ziel dabei ist, durch innovative Me­ thoden die negativen Frust­energien in positive, schöpferische umzuwandeln. Mittels Bewegung, Entspannungsund verschiedener kreativer Metho­ den lernen sich alle TeilnehmerInnen selbst besser kennen. www.facebook.com/Krenfavoriten, www.gesundesfavoriten.at Bewegte Pause Seit April gibt es für die Kinder der Volksschule Pantucekgasse neue Wege, um sich auszupowern und zu entspannen. In der 10-Uhr-Pause können die SchülerInnen bei rund 30 Sportstationen im gesamten ­Schulhaus aktiv sein: Seilspringen, Rudertraining, Stiegenlauf, Fußball, kleinere Wettbewerbe bis hin zu Work-outs, die von den Kindern 15 Minuten frei genutzt werden kön­ nen. Der Erfolg war sofort sichtbar: Konzentration und Aufnahmefähig­ keit stiegen an, Streit- und Aggres­ sionsniveau nahmen deutlich ab. Infos: Stadtschulrat für Wien, Michaela Zlamal, Telefon 01/525 25-77019, [email protected] Helmut-Zilk-Park eröffnet Im Juli wurde die rund sieben Hektar große Parkanlage im Sonnwendviertel eröffnet. Der weitläufige Park mit ­großer Rasenfläche, die zum Pick­ nicken einlädt, sowie Blütenhainen, großzügigem Sonnendeck, Gastrono­ miebetrieb, Kleinkinderspielplatz, Motorikpark und Hundezone ist neuer Anziehungspunkt für Anrai­ nerInnen, BesucherInnen sowie Durchreisende. Ein Highlight ist der Motorikpark, der zu einem ­aktiven Lebensstil motiviert. www.wien.at/umwelt/parks/anlagen/ helmut-zilk-park.html Mädchen- und Burschentag Der Meidlinger Mädchen- und Bur­ schentag findet heuer bereits zum neunten Mal statt. Hier haben alle Meidlinger PflichtschülerInnen – nach Geschlechtern getrennt – die Möglichkeit, sich zu altersaktuellen Themen wie Beruf, Liebe, Gesundheit, Sexualität und Verhütung, aktive ­Freizeitgestaltung, Essgewohnheiten, Sucht und Zwangsheirat interaktiv zu informieren. Die Life Lounge der WiG bietet Gesundheitsmodule zu Bewegung, Ernährung und seelischer Gesundheit. Mädchentag: Mi, 9. November 2016, Burschentag: Do, 10. November 2016, jeweils von 9–13 Uhr, Hans-Mandl-Schule, 12., Längenfeldgasse 13–15 Fotos: GAI/LAIe, Stadtschulrat Wien/Martin Votava, WIG/Rinkhy (2) Malen als Weg aus der Sucht Die von der Wiener Gesundheitsför­ derung finanzierte Initiative „Malen ist Befreiung im Kopf – kreative Wege aus der Glücksspielsucht“ startete im März 2016 und ermöglichte Betroffe­ nen in regelmäßigen Workshops ohne Zwang und Vorschrift mit verschiede­ nen Materialien, z. B. mit Acryl, zu experimentieren. Kochen, Ausstel­ lungsbesuche, Yoga und Spazier­ gänge rundeten das Angebot ab. Die Aus­stellung der Werke beginnt mit einer Vernissage in der Bezirksvorste­ hung am 12. Oktober 2016 um 18 Uhr. Bezirksvorstehung Margareten, 5., Schönbrunner Straße 54, www.gesundesmargareten.at 12. MEIDLING 18 GS_18_19_bezirke_kk.indd 18 24.08.16 11:08 Die Grätzeleltern zu B ­ esuch in der Bezirks­vorstehung Brigittenau 16. OTTAKRING Große Vielfalt im kleinen Park Einige der vielen verschiedenen Menschen, die den Wiesbergpark nutzen, haben über ihre Geschichte, über ihr Tätigkeitsfeld oder über etwas ganz Besonderes in ihrem Leben einen kurzen Film gestaltet. Die Erzählungen wurden aufgenommen, geschnitten und mit ausgewählten Bildern e­ rgänzt. So entstanden interessante Kurzfilme mit kräftiger Aussage. www.alterskompetenzen.info, www.gesundesottakring.at 20. BRIGITTENAU Fotos: GAI/LAIe, Stadtschulrat Wien/Martin Votava, WIG/Rinkhy (2) Grätzeleltern on Tour Grätzeleltern sind engagierte Bewohnerinnen und Bewohner, die ehrenamtlich anderen Menschen helfen, ihre Wohn- und ­Lebenssituation aktiv mitzugestalten und zu verbessern. Im Rahmen des Programms „Gesunde Bezirke“ der Wiener Gesundheitsförderung ­wurden sie auf die verschiedenen ­Aufgaben und Situationen durch Schulungen vorbereitet. Die engaggierten Grätzeleltern sind immer in Zweierteams im Bezirk unterwegs. Gemeinsam sprechen sie knapp 40 Sprachen und unterstützen bei allen Fragen zu Themen wie Gesundheit, Konflikten, Energiesparen bis hin zur Schimmelbekämpfung. Infos: Bezirksvorstehung Brigittenau, Florian Winkler, Telefon 01/4000-20129, [email protected], www.gesundebrigittenau.at 21. FLORIDSDORF Erste Jugendgesundheitskonferenz Am 1. Juni fand in der Praxismittelschule Mayerweckstraße in Floridsdorf die erste Jugendgesundheitskonferenz des Bezirks statt. Jugendliche präsentierten ihre Ideen zu den Themen Bewegung, Ernährung und seelische Gesundheit, die sie in den Monaten zuvor vorbereitet hatten. Die Projekte waren äußerst vielfältig und reichten vom Theaterstück über eine Modenschau bis hin zu einer Fitness- oder Kochbroschüre. www.gesundesfloridsdorf.at 22. DONAUSTADT Treffpunkt: jeden Montag um 18 Uhr beim großen Platz im Donaupark. Naturfreunde Ortsgruppe Floridsdorf, Lea Riedl, Telefon 0664/877 99 14, wien.naturfreunde.at 23. LIESING Erholungsraum am Gütenbach Bis März 2016 wurde am Gütenbach ein naturnaher Gewässer-Lebensraum geschaffen und gleichzeitig der Hochwasserschutz verbessert. Der sieben Kilometer lange Bach wurde wieder einem natürlichen Bachlauf ange­ nähert, die Ufer wurden abgeflacht, Steine und Wurzelstöcke versetzt und rund 50 Bäume sowie Weidenstecklinge gepflanzt. Nun kann man bequem ins Gütenbachtal gelangen, ohne die Breitenfurter Straße queren zu müssen. www.wien.at/umwelt/wasserbau/ gewaesser/die-liesing/rueckbau.html Walking im Donaupark Nordic Walking trainiert den ganzen Körper und bringt dabei Spaß. Für alle, die es probieren möchten oder einfach ein bisschen in Gesellschaft gehen wollen, gibt es den NordicWalking-Treff im Donaupark: Jeden Montag von 18 bis 19 Uhr (außer bei Regen oder Sturm) bringen ausgebildete Nordic-Walking-TrainerInnen AnfängerInnen das richtige Gehen bei und geben Fortgeschrittenen Tipps. Bei der Jugendgesundheitskonferenz wurden gesunde Lebensweisen spielerisch vermittelt. 19 GS_18_19_bezirke_kk.indd 19 24.08.16 11:08 Papa kann das und macht mit BEIM PROJEKT „PAPA MACHT MIT“ GEHT ES UM DIE BEZIEHUNG VON VÄTERN ZU IHREN KINDERN. GEMEINSAME AKTIVITÄTEN SOLLEN DIE VERBINDUNG VON VATER UND KIND STÄRKEN UND DEREN GESUNDHEITSBEWUSSTSEIN FÖRDERN. Martina Stehrer GESUNDHEIT HAT EIN GESCHLECHT Rollenbilder aufbrechen. Der kos­ tenlose Workshop kam im Rahmen des Projekts „Papa macht mit“ des Männergesundheitszentrums MEN ­zustande. In Schulen, Kindergärten, Horten und Vereinen werden Väter „Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zur Männergesundheit, da Väter eine schwer zu erreichende Zielgruppe sind.“ Monika Bader-Wehinger, WiG bzw. andere männliche Bezugsperso­ nen und ihre Kinder zu gemeinsamen Aktivitäten eingeladen. Projektleiter Paul Brugger von MEN: „Das Projekt wendet sich an sozial benachteiligte Väter bzw. Familien. Es sind oft Fami­ lien mit traditionellen Rollen­bildern. Die Väter fühlen sich für die Kinder wenig zuständig. Sie kommen selten in Kindergarten und Schule und sind für „Viele Väter unternehmen erstmals alleine etwas mit ihrem Kind und sind überrascht, wie viel Spaß es macht.“ Paul Brugger, Projektleiter MEN ­Männergesundheitszentrum Väter sind überrascht, wie viel Spaß die Aktionen machen. Meist fehlt ­ihnen nur die Idee, was sie mit ­ihren Kindern unternehmen könnten.“ Wissen weitergeben. Für anhaltende die Einrichtungen wenig greifbar.“ Die Wirkung sorgen Folge-Workshops. Da Idee, was gemacht wird, kommt von wird abgeklärt, ob sich etwas verän­ den Vätern und Kindern selbst. Es dert hat. Brugger: „Ein Vater hat zum wird Schmuck entworfen, es werden Beispiel sein Ernährungswissen an die Smoothies gemixt oder Lego-Häuser Familie weitergegeben.“ „Papa macht gebaut. Monika Bader-Wehinger von mit“ wird vom Fonds Gesundes Öster­ der Wiener Gesundheitsförderung: reich in der WiG gefördert und läuft „Das Projekt soll die Bindung zwischen bis Ende 2017. Es schließt mit einer Papa und Kind und ihr Gesundheits­ ­Tagung zum Thema „Väterarbeit“ ab. bewusstsein stärken.“ Brugger: „Die www.men-center.at/papamachtmit • Die Kinder des Horts Doningasse wünschten sich einen Kaufladen. Bei „Papa macht mit“ haben sie gemeinsam mit ihren Vätern einen gebaut. Fotos: MEN Männergesundheitszentrum (2), Christine Bauer, www.wildniszone.at, WGKK/Ranzmair D rei selbst gebaute Holz­ kisten für den Kaufladen sind das Ergebnis eines Kreativnachmittags für Vä­ ter und ihre Kinder im Hort der Kinderfreunde Donin­ gasse 16. Die Freude über das Ergebnis steht allen ins Gesicht geschrieben. 20 GS_20_21_projekte_kk.indd 20 25.08.16 11:11 Das Coaching-Unternehmen wildniszone.at bietet Teambuilding-Seminare im Rahmen des Projekts „Gesunde Angebote für ­Schulen!“ an. Bestnote für die Gesundheit UNTERRICHT FÜR EIN GESUNDES LEBEN: DAS ANGEBOT VON WGKK UND WiG RICHTET SICH AN SCHÜLERiNNEN, LEHRERiNNEN UND ELTERN. Silvia Pistotnig GESUNDE SCHULE Fotos: MEN Männergesundheitszentrum (2), Christine Bauer, www.wildniszone.at, WGKK/Ranzmair M „Das Ziel der schulischen Gesundheitsförderung ist, ein gesundes Lern- und Arbeitsumfeld zu schaffen.“ Anita Steinberger, WGKK it verbundenen Augen tung des Schulalltags und Schulklimas suchten Saskia Kosicek ab. Schulen können eine Förderung beund eine Kollegin einen antragen, die aus Mitteln des LandesgeGegenstand im Garten. sundheitsförderungsfonds zur Verfü„Eine Kollegin ohne Au- gung gestellt wird. „Die Schulen genbinde gab uns An- können aus einem Angebotskatalog weisungen“, erzählt die Lehrerin der mit unterschiedlichen Themen wählen“, sagt Anita Steinberger, ProjektleiVolksschule Speisinger Straße. terin der WGKK. Ernährung, BeweTeambuilding. Einander vertrauen, gung, Suchtprävention, Psychosoziale gemeinsam nach Lösungen suchen Gesundheit, Schulentwicklung sowie und sich aufeinander verlassen können: materielle Umwelt und Sicherheit steDarum ging es beim Seminar „Team- hen zur Verfügung. Zu den ­Angeboten building – zu einem neuen Miteinander gehören Deeskalations­trainings, Bewein der Klasse“. Es gehört zum Projekt gungsmotivation, ein Diät-Fakten„Gesunde Angebote für Schulen!“, das check, Elternabende zum Thema Gedie Wiener Gebietskrankenkasse nuss, Sucht, Konsum u. v. m. (WGKK) gemeinsam mit der WiG ins Leben gerufen hat. „Unser Ziel war, das Mobbing. Besonders nachgefragt unübersichtliche Angebot für Schulen wird derzeit „Schulen lösen Mobbing – zu bündeln, damit sie es leichter in No Blame Approach“ (Ansatz ohne A­nspruch nehmen können, und dessen Schuldzuweisung). Die Fortbildung Qualität zu sichern“, sagt Tina Svoboda richtet sich an LehrerInnen und Eltern. von der WiG. Ein wissenschaftlich Sie zeigt auf, dass Mobbing kein Kon­fundierter Kriterienkatalog garantiert flikt, sondern ein kaum zu durchqualitativ hochwertige Angebote. Diese schauendes Gruppenphänomen ist. ­zielen auf die gesunde Entwicklung der Das Ziel: Mobbing kompetent zu beSchülerInnen, das Wohlbefinden der gegnen und nachhaltig zu stoppen. LehrerInnen und die gesunde Gestal- www.wgkk.at/schulangebote • gesunde stadt – herbst 2016 GS_20_21_projekte_kk.indd 21 21 25.08.16 11:11 TERMINE September bis November Vortragsreihe „3 x mehr Gesundheitskompetenz“ Gesundheit für den Alltag Termine unter: www.wig.or.at Ab Freitag, 16. September Herbsttour der WiG und Herz-Kreislauf-Event (HKE) Mitmachprogramm sowie Infos und Messungen zu Herz-Kreislauf-Risiken Termine unter: www.wig.or.at Freitag, 23. September 16er Fest KünstlerInnentreff, Kinder- und Bühnenprogramm sowie Gesundheitsspektakel der WiG 16., Richard-Wagner-Platz, 14–20 Uhr 1. und 2. Oktober Freiwilligenmesse Infos zu freiwilligen Tätigkeiten. Auch die Life Lounge ist mit dabei. 1., Rathaus, 10.30–20 Uhr und 10–17 Uhr, www.freiwilligenmesse.at Donnerstag, 6. Oktober 7. Wiener Augentag & Life Lounge Vorträge und Infostände 1., Rathaus, Festsaal, 10–18 Uhr, www.augentag.info Donnerstag, 13. Oktober Sprechen Sie Gesundheit? Österreichische Plattform Gesundheitskompetenz 22., Hotel NH Danube City, Wagramer Straße 21, 10–16.30 Uhr, www.oepgk.at Dienstag, 14. Oktober 15. Wiener Osteoporosetag Vorträge und Infostände 1., Rathaus, Festsaal, 10–18 Uhr, www.osteoporosetag.info 13. bis 15. Oktober The Power of Programming 2016 Ernährung für Babys und Kinder München, Deutschland, munich2016.project-earlynutrition.eu 25. und 26. Oktober Sicherheitsfest Programm der Einsatzorganisationen 1., Rathausplatz, 9–17 Uhr, www.sicherheitsfest.at 20. bis 22. Oktober Kongress Essstörungen 2016 Beratung und Hilfe bei Essstörungen Alpbach, Tirol, www.netzwerk-essstoerungen.at 28. und 29. Oktober fem vital Gesundheit für Mädchen und Frauen 1., Rathaus, 10–18 Uhr, www.femvital.at 9. bis 12. November Public Health Conference Bessere Gesundheit in Europa 22., Austria Center Vienna, ephconference.eu Sonntag, 20. November JedeR für JedeN Behindertenorganisationen und Selbsthilfegruppen stellen sich vor. 1., Rathaus, 10–17 Uhr, www.wig.or.at Mittwoch, 23. November 16. Wiener Rheumatag Lust am Leben – bewusst bewegen 1., Rathaus, 11–17 Uhr ÖSTERREICH/ INTERNATIONAL 4. bis 7. Oktober Caring for Older People Infos zur Pflege älterer Menschen Rotterdam, Niederlande, rotterdam2016.eu FGÖ-BILDUNGSNETZWERK 3. und 4. Oktober „Xunder Umgang mit Konflikten“ Wie man Konflikte besser handhabt. Seminarhotel Schwaighof, 3100 St. Pölten 30. September und 1. Oktober Das A und O der Projektplanung Grundlagen Projektfinanzierung Haus der Begegnung, Kalvarienbergplatz 11, 7000 Eisenstadt 13. und 14. Oktober Entschleunigung durch Achtsamkeit am Arbeitsplatz Durch Achtsamkeit Ruhe finden Wien, WiG, Treustraße 35–43/Stiege 6/ 1. Stock, 1200 Wien Alle Termine 9–17 Uhr. Gebühr: 75 Euro, Infos zu den Seminaren in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland unter www.wig.or.at, Anmeldung unter http://weiterbildungsdatenbank.fgoe.org IMPRESSUM & OFFENLEGUNG gemäß § 25 Mediengesetz: Gesunde Stadt; Heft 3/2016; Medieninhaber und Herausgeber: Wiener Gesundheitsförderung gemeinnützige GmbH – WiG, Treustraße 35–43, Stg. 6, 1200 Wien, Tel. 01/4000-76925. Geschäftsführer: Dennis Beck. Magazinkoordination: Mag.a Martina Roch, MA. Inhaltliche Koordination des Schwerpunktthemas: Margit Pachschwöll, MA. Layout: Qarante, Wolfgang Krimmel. Verleger: Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m. b. H. & Co. KG, Leberstraße 122, 1110 Wien. Geschäftsführung: Dr.in Gabriele Ambros, Gerhard Milletich. Redaktion: Leberstraße 122, 1110 Wien, Telefon 01/740 32-0. Verlags-Chefredaktion: Mag. Helmut Widmann, Christoph Berndl (Stv.). Chefin vom Dienst: Mag.a Christine Oberdorfer. Grafik: Peter Klein. Fotoredaktion: Karin Nussbaumer, MA. Lektorat: Carina G. Divischek, Mag.a Daniela Oberhuber. Coverfoto: Stefan Fürtbauer. Druck: Wograndl. Verlags- und Herstellungsort: Wien. Erscheinungsweise: vier Mal jährlich. Grundlegende Richtung der Zeitschrift: Das Magazin kommuniziert als Botschafter die Gesundheitsförderungsprojekte und -aktivitäten der WiG und der Stadt Wien sowie die Kernthemen der Wiener Gesundheitsförderung an relevante ExpertInnen und MultiplikatorInnen. 22 Illustration: Markus Murlasits; Foto: Bohmann/Katrin Bruder WIEN Illustration: Markus Murlasits; Foto: Bohmann/Katrin Bruder Was bin ich? Mann, Mensch & Feminist! ­Verzweifelter Nachsatz: „Es muss doch antifeministische Sauerei, dass man Achtung: Dies ist eine kämpferische für Medien etwas Wichtigeres bei der Kolumne. Wer auf Begriffe wie „soziale die erfolgreiche Frau über ihren Ehemann definiert! Nicht einmal ihr Name Beurteilung von Frauen geben, als sie Gerechtigkeit“, „Humanität“ oder auf ihr Äußeres zu reduzieren.“ tauchte in der Schlagzeile auf. Etwas, „Frauenrechte“ allergisch reagiert, den worüber sich – mein zweites, doppeltes bitte ich höflich, aber ausdrücklich, Der 10. März: Kein Feiertag! Beispiel – Filmgrößen wie Jennifer trotzdem weiterzulesen. Denn genau Und damit zurück zu Herr und Frau Aniston oder Renée Zellweger nicht an SIE sind diese Zeilen gerichtet. ­beschweren können. Oder (leider) doch. Normalverbraucher. Kennen Sie den ­Unschwer zu erraten: Ich bin – siehe Beide Schauspielerinnen wandten sich „Equal Pay Day“ (wörtlich: Tag der Titel – Mann, Mensch UND Feminist. gleichen Bezahlung)? Er macht deutmit offenen Briefen an die ÖffentlichDie Reihenfolge dieser Attribute ist lich, wie viele Tage Frauen zusätzlich keit. Aniston hatte die Nase voll von ­zufällig gewählt und entspricht keiner arbeiten müssen, um jenen Betrag zu der permanenten publizistischen Abstufung oder Wertung. Ich bin das verdienen, den Männer bereits am „Überprüfung“ ihres Körpers auf eine alles gleichzeitig, gleichermaßen Ende des Vorjahres in der Tasche hatmögliche Schwangerschaft. Doch und zu gleichen Teilen. Und deshalb ten. Da Frauen hierzulande 17,96 Pro­abgesehen von der lästigen (aber eben ­stechen mir (und zu meiner großen zent weniger verdienen als Männer, irgendwie berufsbedingten) Rund-um­Genugtuung: auch einer stetig wachmüssen sie 47 Tage länger arbeiten. die-Uhr-Paparazzi-Verfolgung geht es senden Community von Männern und Daher fiel der „Equal Pay Day“ 2016 ihr um mehr – um den gesellschaftliFrauen in diesem Land) Unfassbarkeiauf den 10. März – alles andere als ein ten an dieser „Front“ besonders schnell chen Blick auf Frauen im Allgemeinen. Ihr eigener „Fall“ verdeutliche nämlich, Feiertag. Der Historiker und Publizist und schmerzhaft ins Auge. Wenn Sie „mit welcher Brille wir heute auf Mütter, Nils Minkmar resümierte in seinem meinen heiligen „Zorn“ – auch über Töchter, Schwestern, Ehefrauen, Freun- viel beachteten „Spiegel“-Essay vermeintliche Kleinigkeiten – für ­„Feminismus wagen“ mit den Worten: dinnen und Kolleginnen schauen“, so ­übertrieben befinden, bitte trotzdem „dranbleiben“. Lassen Sie sich auf diese Aniston. „Schon kleinen Mädchen wird „Man muss vom Feminismus nichts halten – wenn man Frauen hasst, seine eingeflößt, dünn wie Supermodels Denkanstöße ein und stürzen Sie sich ­aussehen zu müssen“, kritisiert sie und Fenster mit Alufolie beklebt hat und bei der Abwägung und Überprüfung allabendlich den Himmel nach Chemergänzt sinngemäß: „Ist sie es später Ihrer Haltung in seelische Unkosten. trails absucht. Alle anderen sind bitte Drei aktuelle Beispiele habe ich mir für nicht, wird sie gefragt: Bist du schwanFeministinnen und Feministen.“ Dem ger?“ Frauen seien „nicht komplett, unseren Diskurs herausgepickt. ist nichts hinzuzufügen und, was mir nicht erfolgreich oder unglücklich, mindestens ebenso wichtig erscheint, wenn sie unverheiratet und kinderlos Was zählt? Mann & Aussehen! auch nichts entgegenzuhalten. sind“. Zellweger wiederum stand unter Fangen wir (scheinbar) völlig harmlos Dauerfeuer des Boulevards, sie hätte an: Als jüngst die US-Schützin Corey sich kosmetischen Operationen unterCogdell Olympia-Dritte in Rio wurde, zogen. Ihre Antwort (ebenso via Webtitelte die Chicago Tribune: „Ehefrau portal „Huffington Post“): „Nicht, dass des Football-Stars gewann Bronze!“ Dieter Chmelar ist es jemanden etwas angeht, aber ich Denn: Corey ist mit dem „Chicago Journalist, Moderator Bears“-Verteidiger Mitch Unrein verhei- habe weder mein Gesicht noch meine und Kabarettist. ratet. Hallo? Es ist, gelinde gesagt, eine Augen durch eine OP verändert.“ @chmelar_dieter gesunde stadt – herbst 2016 GS_22kk_23k_termine_kolumne.indd 23 23 25.08.16 11:12 Vorstellung Der AngeBote Von WIener BeHInDertenorgAnIsAtIonen unD selBstHIlFegruPPen VortrÄge | DIsKussIonsrunDen | PrÄsentAtIonen ZuM ZeHnten MAl! VerleIHung PreIs Der MensCHlICHKeIt Messe FÜr MensCHen MIt BeHInDerungen SONNTAG, 20. NOV EMBER 2016 | 10 BIS 17 UHR | W IENER R AT H AUS DER EINTRITT IST FREI. GS_24_01_cover_kk.indd 24 www.wig.or.at 24.08.16 11:11