Die wichtigsten grammatikalischen Termini

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Die wichtigsten grammatikalischen Termini
Für die Arbeit mit Ihrem Lateinbuch benötigen Sie eine Reihe von grammatikalischen
Fachbegriffen und auch ein Grundverständnis wichtiger grammatikalischer Kategorien,
um die Erklärungen zur Grammatik leichter zu verstehen. Falls Sie bislang nicht viel Erfahrung mit dem Lernen fremder Sprachen gesammelt haben, kennen Sie vielleicht einige
dieser Fachbegriffe noch nicht oder nicht mehr. Bevor Sie mit der Arbeit an den eigentlichen Lektionen beginnen, können Sie sich daher hier mit den wichtigsten grammatikalischen Fachbegriffen vertraut machen. Dieses Wissen wird Ihnen auch für das Lernen
anderer Fremdsprachen oder das vertiefte Verstehen Ihrer Muttersprache nützlich sein.
Wortarten
1. Veränderliche Wortarten
Verben (Zeit- oder Tätigkeitswörter)
Verben drücken meist Handlungen aus und haben eine Grundform (Infinitiv): (zu) lieben
und veränderliche Personalformen: ich lieb-e, du lieb-st, er/sie lieb-t, wir lieb-en, ihr lieb-t,
sie lieb-en. Von Verben kann man Zeitformen bilden: ich lieb-te oder ich habe ge-lieb-t.
Substantive (Hauptwörter)
Substantive bezeichnen meist Menschen, Tiere, Gegenstände oder Ab-strakta. Sie können
im Deutschen und in vielen modernen Fremdsprachen einen Artikel (der, die, das; ein)
haben: das/ein Haus, der/ein Mensch, die Liebe, die Religion. Im Deutschen und Lateinischen haben Substantive ein Geschlecht (Genus): Sie sind männlich (Maskulinum),
weiblich (Femininum) oder sächlich (Neutrum). Im Deutschen und Lateinischen haben
Substantive weiterhin Fälle (Kasus): der/ein Freund (Nominativ), des/eines Freund-es
(Genitiv).
Eigennamen
Im Gegensatz zu Substantiven bezeichnen Eigennamen individuelle Personen, Tiere oder
auch Orte: Klaus, Waldi, Rom, Europa.
Adjektive (Eigenschaftswörter)
Mit Adjektiven kann man Substantive näher beschreiben: ein großes Haus, das Haus ist
groß. Von Adjektiven kann man Steigerungsformen bilden: groß – größer – am größten.
(Das) Pronomen – die Pronomina (Fürwörter)
Mit einem Pronomen kann man Substantive oder auch Eigennamen ersetzen: die Frau
spricht / Maria spricht / sie spricht.
Personalpronomina können sich auch auf die erste Person (Sprecher/ich) oder auf die
zweite Person (Adressat) beziehen: ich, du, wir, ihr.
Demonstrativpronomina haben eine besondere Hinweis- oder Zeigefunktion und
können wie Adjektive mit Substantiven verbunden werden: dieses Haus, jener Mensch.
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Artikel
Man unterscheidet bestimmte Artikel (der, die, das) und unbestimmte Artikel (ein, eine):
das Haus, die Frau, ein Haus, eine Frau. Artikel können nicht allein stehen, sondern werden mit Substantiven (oder manchmal Eigennamen: die Türkei) verbunden. Im Deutschen kann man am Artikel das Geschlecht eines Substantivs erkennen. Im Lateinischen
gibt es (wie im Russischen) keine Artikel. Beim Übersetzen aus dem Lateinischen müssen
sie ergänzt werden.
In der Regel erhält ein Substantiv im Deutschen einen unbestimmten Artikel, wenn
jemand oder etwas neu eingeführt wird, während bekannte oder schon genannte Personen, Sachen usw. einen bestimmten Artikel bei sich haben: In Köln gibt es einen Dom;
neulich habe ich den Dom besichtigt.
(Das) Nomen – die Nomina
Traditionell werden in der lateinischen Grammatik und der historischen Sprachwissenschaft Substantive, Eigennamen, Adjektive und teilweise auch die Pronomina aufgrund
ihrer vielfach ähnlichen Merkmale zur Wortart-Gruppe der Nomina zusammengefasst.
So ist in vielen Grammatiken die Rede von der »Nominalflexion«, wenn die Endungen der
Substantive, Adjektive (und Pronomina) gemeint sind. In der Germanistik ist »Nomen«
hingegen häufig gleichbedeutend mit »Substantiv«.
2. Unveränderliche Wortarten
Präpositionen (Verhältniswörter)
Präpositionen drücken ein bestimmtes örtliches, zeitliches, logisches o.ä. Verhältnis aus.
Sie können nicht allein stehen, sondern müssen mit Substantiven, Eigennamen oder Pronomina in einem bestimmten Fall (Kasus) verbunden werden: in dem Haus, in das Haus,
für mich, nach Rom, vor dem Sommer, wegen des Wetters.
Adverbien (Umstandswörter)
Adverbien drücken meist aus, in welcher Weise oder unter welchen Umständen sich eine
bestimmte Handlung vollzieht, und beziehen sich dann auf Verben oder ganze Sätze:
Klaus schwimmt gern und oft, Maria kommt heute.
Adverbien können auch Adjektive oder andere Adverbien näher bestimmen: Maria ist
ein außerordentlich kluges Mädchen, Klaus schwimmt besonders gern.
Adverbien lassen sich auch von Adjektiven ableiten, z.B. im Englischen mit -ly oder im
Französischen mit -ment (Spanisch: -mente): he swims frequently, il nage fréquemment,
(él) nada frecuentemente.
Konjunktionen (Bindewörter)
Konjunktionen verbinden a) Satzteile oder b) Teilsätze:
a) Klaus und Maria lesen. Willst du mit dem Auto oder mit der Bahn kommen?
b) Maria hustet, weil sie erkältet ist. Ich komme, wenn ich fertig bin.
Konjunktionen zur Einleitung von Nebensätzen (Fall b) nennt man auch Subjunktionen
(auch: obwohl, nachdem, bevor, sobald, dass, damit usw.).
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3. Eigenschaften von Verben
Deutsche und lateinische (auch: französische, spanische und russische) Verben kann man
konjugieren (beugen), d.h. in die verschiedenen Personalformen verändern.
Person
1. Person
2. Person
3. Person
1. Person
Plural
(Mehrzahl) 2. Person
3. Person
Singular
(Einzahl)
ich lauf-e
du läuf-st
er/sie/es läuf-t
wir lauf-en
ihr lauf-t
sie lauf-en
Je nach Person weisen die Verben verschiedene Konjugationsendungen auf (wie französisch: je cour-s, nous cour-ons, vous cour-ez oder spanisch: corr-o, corr-es, corr-e usw.)
(Der) Numerus – die Numeri (Anzahl)
Bei der Konjugation von Verben unterscheidet man zwischen Singular (Einzahl) und
Plural (Mehrzahl), wie oben aus der Tabelle zur Person ersichtlich ist.
(Der) Modus – die Modi (Aussageweise)
Je nachdem, ob eine reale Aussage, eine Möglichkeit oder ein Befehl ausgedrückt wird,
unterscheidet man bei Verben zwischen Indikativ (Wirklichkeitsform), Konjunktiv (Möglichkeitsform) und Imperativ (Befehlsform). Im Deutschen unterscheidet man zwischen
dem Konjunktiv I (abgeleitet von der Gegenwartsform) und dem Konjunktiv II (abgeleitet
von der Vergangenheitsform).
Indikativ: Er kommt. Er kam.
Konjunktiv I: Er sagte, er komme (← Gegenwart: kommt).
Konjunktiv II: Wenn er käme, wäre es gut (← Vergangenheit: kam, war).
Imperativ: Komm! Kommt! Kommen Sie!
(Das) Tempus – die Tempora (Zeit)
Verbformen können angeben, in welcher Zeit etwas geschieht. Im Deutschen gibt es folgende Zeitformen:
Präsens (Gegenwart): er kommt, er arbeitet
Präteritum (Vergangenheit): er kam, er arbeitete
Perfekt (Vergangenheit): er ist gekommen, er hat gearbeitet
Plusquamperfekt (Vorvergangenheit): er war gekommen, er hatte gearbeitet
Futur I (Zukunft): er wird kommen, er wird arbeiten
Futur II (vollendete Zukunft): er wird gekommen sein, er wird gearbeitet haben.
Im Lateinischen gibt es kein Präteritum, aber ein Imperfekt, das teilweise unserem Präteritum entspricht (habebat – er/sie hatte).
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(Das) Genus verbi – die Genera verbi
Verbformen können ausdrücken, ob jemand etwas aktiv tut (Aktiv) oder ob etwas getan
wird (Passiv):
Aktiv: Er liest ein Buch. Er las ein Buch.
Passiv: Das Buch wird gelesen. Das Buch wurde gelesen.
Im Deutschen bildet man das Passiv mit dem Hilfsverb werden und dem VergangenheitsPartizip (gelesen). Man darf es nicht mit dem Futur verwechseln, das mit werden und dem
Infinitiv gebildet wird: er wird lesen.
Finite und infinite Verbformen
Bei den bisher genannten Verbformen handelt es sich um finite Verbformen, d.h. um Formen mit typischen Verbalendungen nach Person, Numerus, Modus, Tempus und Genus
verbi. Daneben gibt es einige Verbformen ohne diese typischen Endungen, nämlich den
Infinitiv als Grundform der Verben und die Partizipien, die Ähnlichkeiten mit den Adjektiven und Substantiven aufweisen:
Infinitiv: dt. (zu) lieben, e. to love, f. aimer, s. amar
Partizip Präsens: dt. liebend, (ähnlich e. loving, f. aimant, s. amante)
Partizip Perfekt (bzw. Präteritum): dt. gekommen, geliebt (ähnlich e. loved, f. aimé, s.
amado)
Transitive und intransitive Verben
Transitive Verben wie z.B. kennen oder sagen haben ein Akkusativobjekt (auf die Frage
wen/was?) bei sich. Bei intransitiven Verben gibt es kein Akkusativobjekt:
transitiv: Ich kenne deinen Mann (wen?) – Sie sagte etwas (was?)
Intransitiv: Ich schlafe (kein Objekt möglich).
4. Eigenschaften von Substantiven, Adjektiven und Pronomina
Deutsche und lateinische Substantive usw. kann man deklinieren (beugen), d.h. nach den
verschiedenen Fällen (Kasūs) verändern.
(Der) Kasus – die Kasūs (Fall)
Substantive usw. haben im Deutschen vier Kasūs (Fälle), die jeweils auf die Fragen wer?/
was? (Nominativ), wessen? (Genitiv), wem? (Dativ) oder wen?/was? (Akkusativ) antworten:
Nominativ
Genitiv
Dativ
Akkusativ
der gute Wein
des guten Weines
dem guten Wein
den guten Wein
wer? was?
wessen?
wem?
wen? was?
Im Deutschen weisen v. a. Artikel und Pronomina deutlich unterscheidbare Kasusendungen auf, während man an den Substantivendungen allein den Kasus meist nicht erkennt.
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Numerus (Anzahl)
Wie bei den Verben unterscheidet man auch bei den Substantiven usw. nach Singular
(Einzahl) und Plural (Mehrzahl): der gute Wein (Singular), die guten Weine (Plural).
(Das) Genus – die Genera (Geschlecht)
Substantive und Eigennamen haben im Deutschen und Lateinischen ein bestimmtes
Geschlecht:
Maskulinum (männlich): der Mann, der Tisch, der Harz, (der kleine) Peter
Femininum (weiblich): die Frau, die Sache, die Schweiz, (die kleine) Susi
Neutrum (sächlich): das Ding, das Mädchen, das Elsass, (das freche) Mariechen
Das grammatikalische Genus der Substantive hat im Deutschen und Lateinischen (wie
auch im Französischen oder Spanischen) nur selten etwas mit dem natürlichen Geschlecht
der Person oder Sache zu tun.
5. Satzglieder
Sätze lassen sich in mehrere Teile (Satzglieder) untergliedern. Ein Satzglied kann jeweils
aus mehreren Wörtern und verschiedenen Wortarten bestehen. Satzglieder kann man mit
bestimmten Fragen ermitteln.
Subjekt (Satzgegenstand)
Das Subjekt lässt sich mit der Frage wer (tut etwas)? oder was (geschieht)? ermitteln:
Der kleine Klaus liest ein Buch. Gestern geschah ein Unglück. Ich lerne Latein. Latein
gefällt mir. Latein lernen gefällt mir.
Prädikat (Satzaussage)
Das Prädikat besteht meist aus einer finiten Verbform und lässt sich mit der Frage (was)
wird getan? oder (was) ist/passiert? ermitteln:
Klaus liest ein Buch. Gestern geschah ein Unglück. Latein ist schön.
Prädikate, die mit bestimmten Hilfsverben (v.a. sein, werden) gebildet sind, sind in der
Regel zweiteilig. Hier unterscheidet man zwischen dem Hilfsverb selbst und dem Prädikatsnomen. Das Prädikatsnomen kann z.B. ein Substantiv oder ein Adjektiv sein:
Latein ist schön. Latein ist eine Sprache.
Objekt (Ergänzung)
Vom Prädikat können Ergänzungen in verschiedenen Kasus abhängig sein:
Im Deutschen gibt es Dativ-, Akkusativ- und (selten) Genitivobjekte. Man ermittelt die
Objekte mit den entsprechenden Fragen: wem? (Dativobjekt), wen?/was? (Akkusativobjekt), wessen? (Genitivobjekt).
Akkusativobjekt: Klaus liest ein dickes Buch. Ich kenne Klaus. Klaus kennt mich.
Dativobjekt: Klaus gibt mir ein Buch. Klaus leiht seiner kleinen Schwester ein Buch.
Genitivobjekt: Die Bundeskanzlerin gedachte der Opfer. Ich entsinne mich dessen noch
ganz genau.
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(Das) Adverbiale bzw. die adverbiale Bestimmung (Umstandsbestimmung)
Manche Satzglieder hängen nicht direkt vom Prädikat ab und können im Satz fehlen, ohne
dass der Satz grammatikalisch unrichtig ist. Solche Satzglieder lassen sich wie Adverbien
mit den Fragen unter welchen Umständen? / auf welche Weise? / wann? / wo? ermitteln:
Ich lese das Buch (morgen) (in der Bibliothek). Ich esse (fast jeden Tag) eine Tafel Schokolade. Komm (in drei Tagen)! Ich lerne (sehr gern) Latein.
Attribut (Beifügung)
Attribute sind keine selbständigen Satzglieder, sondern Teile anderer Satzglieder. Typische
Attribute sind entweder Adjektive oder Genitive:
Adjektivattibut: Klaus isst [leckere Schokolade]Akk.-Obj.
Genitivattribut: Klaus isst [die Schokolade seiner Schwester] Akk.-Obj.
Hier sind die kursiven Attribute jeweils Teil des Akkusativobjekts.
Prädikativum
Von seiner Funktion her verwandt sowohl mit der adverbialen Bestimmung als auch mit
dem Attribut ist das Prädikativum. Sowohl Substantive als auch Adjektive können als Prädikativum verwendet werden. Im Deutschen wird eine Prädikativum oft mit als eingeleitet:
Klaus kommt als Erster.
Klaus hat es seinem Freund als Erstem verraten.
Klaus arbeitet als Arzt.
Klaus kommt fröhlich vom Fußballspiel nach Hause zurück.
Als Prädikativum gebrauchte Adjektive lassen sich in der Regel durch Adverbien ersetzen:
Klaus kommt als Erster ~ Klaus kommt zuerst.
Im letzten der vier Beispiele lässt sich im Deutschen gar nicht klar entscheiden, ob fröhlich ein als Prädikativum gebrauchtes Adjektiv oder eher ein Adverb ist.
Unterscheiden Sie:
Klaus trinkt den Wein schnell. (Adv.)
→ Wie trinkt Klaus?
Klaus trinkt den warmen Wein. (attributives Adj.)
→ Welchen Wein trinkt Klaus?
Klaus trinkt den Wein warm. (prädikatives Adj.)
→ In welcher Temperatur trinkt Klaus den Wein?
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