Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010

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LANDESUNTERSUCHUNGSANSTALT FÜR DAS GESUNDHEITSUND VETERINÄRWESEN
Infektionsepidemiologischer
Jahresbericht 2010
über erfasste übertragbare Krankheiten im Freistaat Sachsen
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungen
3
1
Einleitung
4
2
Zu ausgewählten Infektionskrankheiten
5
2.1
Borreliose
5
2.2
Brucellose
6
2.3
Chikungunyafieber
6
2.4
Chlamydia trachomatis-Infektion
7
2.5
Clostridium difficile-Infektion
8
2.6
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK)
9
2.7
Denguefieber
9
2.8
Diphtherie
10
2.9
Echinokokkose
12
2.10
EHEC-Infektion
13
2.11
Enterovirus-Infektion
14
2.12
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
15
2.13
Gasbrand
16
2.14
Gonorrhoe (Tripper)
17
2.15
Haemophilus influenzae, invasive Erkrankung
18
2.16
Hantavirus -Infektion
19
2.17
Influenza
21
2.18
Legionellose
22
2.19
Lepra
23
2.20
Leptospirose
24
2.21
Listeriose
24
2.21.1
Listeriose, konnatal
25
2.22
Lues (Syphilis)
26
2.23
Malaria
27
2.24
Masern
29
2.25
Meningokokken, invasive Erkrankung
30
2.26
MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) -
2.27
invasive Erkrankung
31
Mumps
33
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
2.28
Mycoplasma hominis-Infektion
34
2.29
Norovirus-Infektion
35
2.30
Paratyphus
36
2.31
Pertussis
37
2.32
Pneumokokken, invasive Erkrankung
39
2.33
Q-Fieber
40
2.34
Rotavirus-Infektion
41
2.35
Salmonellen-Infektion
42
2.36
Shigellose
44
2.37
Infektion durch Streptokokken der Gruppe B (S. agalactiae)
45
2.38
Tetanus
46
2.39
Trichinellose
46
2.40
Tuberkulose
47
2.41
Tularämie
49
2.42
Typhus
50
2.43
Virushepatitis
51
2.43.1
Virushepatitis A
51
2.43.2
Virushepatitis B
52
2.43.3
Virushepatitis C
53
2.43.4
Virushepatitis D
54
2.43.5
Virushepatitis E
55
2.44
Windpocken
56
2.45
Zytomegalie
57
2.45.1
Zytomegalie, konnatal
57
3
Weiteres von infektionsepidemiologischer Bedeutung
58
3.1
Infektion mit Streptococcus salivarius
58
3.2
Impfen
58
3.2.1
Impfkalender
60
4
Übersicht über erfasste meldepflichtige Infektionskrankheiten im
5
Freistaat Sachsen
61
Literaturhinweise, Quellenverzeichnisse
63
2
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Abkürzungen
•
A
Ausscheider
•
CJK
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
•
DB
Direktionsbezirk
•
EHEC
Enterohämorrhagische Escherichia coli
•
E
Erkrankung(en)
•
EW
Einwohner
•
FSME
Frühsommer-Meningoenzephalitis
•
GBS
Gruppe B-Streptokokken
•
HIV
Humanes Immundefizienz-Virus
•
HUS
Hämolytisch-urämisches Syndrom
•
HSE
Humane Spongiforme Enzephalopathien
•
IfSG
Infektionsschutzgesetz
•
IfSGMeldeVO
Sächsische Meldeverordnung zu IfSG
•
IgG
Immunglobulin G
•
IgM
Immunglobulin M
•
KBE
Koloniebildende Einheit
•
KBR
Komplementbindungsreaktion
•
LK
Landkreis
•
LT
Lysotyp
•
MMR-Impfung
Mumps-Masern-Röteln-Impfung
•
MRSA
Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus
•
NRZ
Nationales Referenzzentrum
•
ÖGD
Öffentlicher Gesundheitsdienst
•
PCR
Polymerase change reaction
•
RKI
Robert-Koch-Institut
•
SIKO
Sächsische Impfkommission
•
SK
Stadtkreis
•
spp.
Spezies (pl.)
•
STIKO
Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut
•
SurvStat@RKI
Möglichkeit der öffentlichen Abfrage von Meldedaten
•
T
Tod(esfall)
•
TSS
Toxisches Schocksyndrom
•
WHO
World Health Organization (Weltgesundheitsorganisation)
3
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
1
Einleitung
Der vorliegende Bericht soll einen umfassenden Überblick über das Infektionsgeschehen im
Freistaat Sachsen im Jahr 2010 vermitteln.
Hiermit erfolgt eine abschließende Bewertung der im Berichtsjahr 2010 von den Gesundheitsämtern an das Fachgebiet Infektionsepidemiologie übermittelten Daten.
Einen Schwerpunkt bilden die Auswertung und der Vergleich der Daten des Freistaates Sachsen mit den für Deutschland erfassten Zahlen. Dies geschieht sowohl in tabellarischer, grafischer wie auch in textlicher Form.
Als Grundlage für die Angaben der Bundesdaten diente das Infektionsepidemiologische Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2010 des Robert Koch-Instituts Berlin.
Diese umfassende Auswertung zeigt die Notwendigkeit der Arbeit des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in der Prävention sowie bei der Bekämpfung von einzelnen Infektionskrankheiten
und Ausbrüchen.
Sie bildet die Grundlage für die Erstellung von Merkblättern, Impfempfehlungen, wissenschaftlichen Studien und Veröffentlichungen u. ä. Weiterhin dient sie als Arbeitsgrundlage für verschiedene Arbeitsgremien und -gruppen, die sich mit dem Thema Infektionsschutz befassen.
Nicht zuletzt soll sie Ärzte, medizinisches Personal, Mitarbeiter im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) sowie sonstige Interessierte über das derzeitige Vorkommen und die Entwicklung
der wichtigsten übertragbaren Krankheiten aufklären.
An dieser Stelle danken wir allen Ärztinnen und Ärzten, Laboratorien und Krankenhäusern, die
durch die Erfüllung Ihrer Meldepflicht aktiv zur Überwachung des Infektionsgeschehens beigetragen haben.
Ebenso danken wir allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den sächsischen Gesundheitsämtern, die uns auch im vergangenen Berichtsjahr mit Fachkompetenz und oftmals aufwändiger
Recherche unterstützt haben und freuen uns auf eine weitere gute Zusammenarbeit.
4
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
2
Zu ausgewählten Infektionskrankheiten
2.1
Borreliose
Die Erreger der Lyme-Borreliose sind Bakterien: die Borrelien.
Übertragen wird die Erkrankung durch den Stich infizierter Zecken. Als typisches Zeichen der Erkrankung tritt kurze Zeit nach
der Infektion um die Stichstelle eine scharf abgegrenzte ringförmige Rötung auf: das Erythema chronicum migrans (ECM). Im weiteren Verlauf kann es in schwereren Fällen zu Erkrankungen mit
Beteiligung des Zentralnervensystems kommen (frühe Neuroborreliose). Ein Spätstadium der Borreliose ist die Lyme-Arthritis. Sie
kann unter Umständen erst Monate bis Jahre nach einer Infektion
auftreten. Ein rechtzeitiges Erkennen und Behandeln einer Borreliose ist deshalb sehr wichtig.
Abb. 1: Borrelia burgdorferi
Eine Auswertung des Borreliose-Vorkommens auf gesamtdeutscher Ebene ist leider nicht möglich, da es keine einheitliche Meldepflicht gibt. Die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen haben mit Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes Gebrauch von der Möglichkeit der Ausweitung der Meldepflicht gemacht, so
dass dort die Borreliose weiterhin erfasst wird.
Legt man die erhobenen Daten aus diesen Bundesländern zu Grunde, kann ein jährliches leichtes Absinken der Neuerkrankungsraten seit 2007 registriert werden. Dieser Trend ist auch in
Sachsen eingetreten und setzte sich im Jahr 2010 weiter fort.
Tabelle 1:
Borreliose 2005 bis 2010 in Sachsen
Jahr
Erkrankungen
Inzidenz
2005
1.636
37,9
2006
2.219
51,7
2007
1.967
46,0
2008
1.941
45,7
2009
1.790
42,4
2010
1.353
32,3
Wie aus der Tabelle 1 ersichtlich, lag die Inzidenz der Borreliose 2010 mit 32,3 Erkrankungen
pro 100.000 Einwohner wieder deutlich niedriger als im Vorjahr. Es kamen 1.353 Erkrankungen
zur Meldung. Seit 2007 ist in Sachsen die Inzidenz bei den Borreliosen rückläufig.
Die meisten Patienten (1.277) gaben als Symptom ein Erythema migrans an. In 55 Fällen wurde
die Erkrankung als frühe Neuroborreliose, darunter 16-mal mit dem klinischen Bild einer Meningitis, erfasst (z. T. Mehrfachsymptomatik angegeben).
Hauptsächlich betroffen waren Patienten im Alter zwischen 45 und 64 Jahren. Beim Auftreten
der Borreliose-Erkrankungen ist ein saisonaler Verlauf zu beobachten. Mit dem Ansteigen der
Außentemperaturen, was die Entwicklung in der Zeckenpopulation begünstigt, wird auch eine
Zunahme der Infektionen registriert. Der Höhepunkt lag im Jahr 2010 in den Monaten Juli bis
September.
Im Berichtszeitraum 2010 kamen in Sachsen 25 Fälle einer akuten Lyme-Arthritis zur Meldung.
5
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
2.2
Brucellose
Die Brucellose ist eine zoonotische Erkrankung. Die Infektion wird durch
stäbchenförmige Bakterien (Brucella) ausgelöst. Die wichtigsten Erreger
sind B. abortus, B. melitensis und B. suis. Die Brucellose kann nach Verzehr von kontaminierten Tierprodukten oder nach Kontakt mit infizierten
Tieren (Rinder, Ziegen, Schafe) auftreten. Ein hoher Prozentsatz aller Erkrankungen verläuft beim Menschen unbemerkt, meist gehen sie jedoch mit
grippeähnlicher Symptomatik einher. Möglich sind auch chronische VerAbb. 2: Brucella
laufsformen mit Befall von Leber, Lunge, Herz und weiteren inneren Organen.
Im Berichtsjahr 2010 wurden laut RKI deutschlandweit 22 Fälle registriert, wobei es sich 16-mal
um importierte Erkrankungen handelte.
In Sachsen wurden erstmals seit 2003 wieder 3 Brucellosen erfasst. In 2 Fällen wurden die Infektionen mit hoher Wahrscheinlichkeit in Deutschland erworben.
] Ein in Deutschland lebender, 54-jähriger Syrer erkrankte mit Fieber und Kopfschmerzen. Der
Erregernachweis B. melitensis gelang mittels PCR aus der Blutkultur. Der Patient gab den
Verzehr von aus Syrien importiertem rohem Lamm-Hackfleisch an.
] Ein zweiter Fall betraf einen 72-Jährigen aus dem Landkreis Zwickau, welcher mit Fieber erkrankte. Eine Infektionsquelle konnte nicht eruiert werden; ein wissentlicher Verzehr von rohen Tierprodukten war dem Patienten nicht erinnerlich. Die Erkrankung wurde mittels AKNachweis bestätigt.
] Ein 28-jähriger Tierwirt aus dem Landkreis Meißen erkrankte mit Fieber, Gelenkschmerzen
und geschwollenen Beinen. Die Infektion wurde mittels AK-Nachweis bestätigt.
2.3
Chikungunyafieber
Das Chikungunyavirus gehört in die Familie der Togaviren und kommt in
zahlreichen afrikanischen Ländern sowie im Süden und Südosten Asiens
vor. Es kann große, zum Teil über Jahre anhaltende Epidemien verursachen. Die Übertragung erfolgt durch Stechmücken (der Gattung Aedes bzw.
Stegomyia und Mansonia). Die Erkrankung hat einen benignen Verlauf.
Nach einer Inkubationszeit von zwei bis drei Tagen kommt es zu einem
plötzlichen Fieberanstieg sowie Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen. Letztere können nach Entfieberung bis zu Monaten anhalten. Hämorrhagische Abb. 3:
Manifestationen in Form von Petechien oder Nasenbluten werden nur bei Chikungunyavirus
etwa einem Viertel der Patienten beobachtet.
Im Berichtsjahr 2010 wurden laut RKI deutschlandweit 37 importierte ChikungunyaErkrankungsfälle erfasst. Betroffen waren 20 Männer und 17 Frauen. Die Erkrankungen wurden
13-mal in Indien, 10-mal in Indonesien, jeweils 4-mal auf den Malediven und Thailand erworben.
2 Patienten hatten sich in Myanmar aufgehalten. Bei jeweils einer Infektion wurden Sri Lanka,
Madagaskar und Malaysia als Infektionsländer angegeben. In 2 weiteren Fällen konnte der Infektionsort nur auf Südostasien bzw. Asien eingegrenzt werden. Hämorrhagische Verläufe gemäß WHO-Definition und RKI-Falldefinition sowie Todesfälle traten nicht auf.
6
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Aus dem Freistaat Sachsen wurde eine Erkrankung an Chikungunyafieber gemeldet:
] Nach einem Aufenthalt in Madagaskar erkrankte eine 35-Jährige aus der Stadt Leipzig mit
grippaler Symptomatik und hohem Fieber. Der Infektionsnachweis erfolgte anhand serologischer Untersuchungen.
2.4
Chlamydia trachomatis-Infektion
Chlamydia trachomatis gehört weltweit zu den bedeutendsten Erregern
sexuell übertragbarer Erkrankungen in den Industriestaaten. Es handelt
sich um ein Bakterium, welches die häufigste Ursache von Urogenitalinfektionen ist. Für Deutschland gibt es über die Zahl der Neuinfektionen
keine genauen Angaben. Laut Aussage des RKI wird jährlich mit etwa
300.000 genitalen Chlamydia-Neuinfektionen gerechnet.
Abb. 4: Chlamydia trachomatis
Seit Januar 2008 wird nach einem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses der Ärzte
und Krankenkassen in Deutschland allen Frauen bis zum vollendeten 25. Lebensjahr ein jährliches Screening auf genitale Chlamydia trachomatis-Infektionen angeboten.
Diese Infektion ist nach dem Infektionsschutzgesetz nicht meldepflichtig, daher stehen für
Deutschland keine vergleichbaren Zahlen zur Verfügung.
In Sachsen besteht für akute Chlamydia trachomatis-Infektionen gemäß § 2 IfSGMeldeVO eine
nichtnamentliche Labormeldepflicht an das zuständige Gesundheitsamt.
Im Freistaat kamen im Berichtsjahr 3.926 Infektionen zur Meldung. Betroffen waren, wie auch
schon in den vergangenen Jahren, überwiegend weibliche Patienten (83 %) im Alter zwischen
15 bis 45 Jahren.
Tabelle 2:
Chlamydia trachomatis-Infektionen 2005 bis 2010 in Sachsen
Jahr
Infektionen
Infektionen / 100.000 EW
2005
2.168
50,2
2006
2.183
50,8
2007
2.558
59,9
2008
3.750
88,2
2009
4.252
100,8
2010
3.926
93,6
Wie in Tabelle 2 dargestellt, sank die Zahl der erfassten Infektionen gegenüber dem Vorjahr um
rund 8 %. Dies war das erste Mal seit der Einführung der Meldepflicht im Jahr 2002 für Chlamydia trachomatis, dass ein Rückgang registriert wurde. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelte es
sich hierbei um eine normale Schwankung der Meldedaten. Eine merkliche Verringerung der
Neuinfektionen wird für die nächsten Jahre nicht erwartet, zumal bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten Anstiege verzeichnet wurden.
7
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
2.5
Clostridium difficile-Infektion
Clostridium difficile ist ein anaerob wachsendes, sporenbildendes
Stäbchenbakterium, welches überall in der Umwelt vorkommt. Bei
Menschen und Tieren ist der Erreger häufig im Magen-Darm-Trakt zu
finden. Kommt es nun zu einer Störung des mikrobiologischen Gleichgewichts (z. B. durch Antibiotikatherapie oder einen darmchirurgischen
Eingriff) kann hieraus eine starke Vermehrung von C. difficile resultieren. Die durch den Keim produzierten Toxine können zu schweren
Darmentzündungen führen. Die Symptomatik reicht von blanden
Durchfallerkrankungen bis hin zu schwersten Verläufen (toxisches Megakolon, pseudomembranöse Kolitis). In den letzten Jahren wurde
weltweit nicht nur über einen Inzidenzanstieg der Clostridium difficileInfektionen sondern auch über eine Zunahme der Schwere der Erkrankungen berichtet.
Abb. 5:
Clostridium difficile
Anstelle einer Falldefinition werden bundesweit spezifische Meldekriterien für die Einordnung
des Falls als Grundlage herangezogen. Bundesweit sind nur die schweren Verläufe einer
Clostridium difficile-Infektion nach § 6 Abs. 1, Nr. 5a IfSG (Arztmeldung) meldepflichtig.
Für Deutschland kamen somit 504 Fälle (0,5 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner), die mindestens eines der Meldekriterien erfüllten, zur Meldung. Hier zeigte sich gegenüber dem Vorjahr
2009 (n = 373) eine deutliche Zunahme der Meldezahlen. Über die Hälfte der im Berichtszeitraum registrierten Patienten verstarb an den Folgen der Infektion (n = 275). Der hohe Anteil an
Todesfällen lässt darauf schließen, dass eine beträchtliche Zahl von schwer verlaufenden Fällen
ohne Todesfolge nicht zur Meldung kam.
Im Freistaat Sachsen wird gemäß Landesverordnung jeder Erkrankungsfall von Clostridium difficile an die zuständige Landesbehörde übermittelt. Ein direkter Vergleich mit den auf Bundesebene erfassten Infektionen ist demnach leider nicht möglich.
Tabelle 3:
Clostridium difficile 2005 bis 2010 in Sachsen
Jahr
E
Inzidenz
Todesfälle
2005
1.367
31,6
-
2006
2.321
54,0
-
2007
2.984
69,8
-
2008
3.422
80,5
-
2009
3.499
82,9
3
2010
4.737
113,0
15
Die Zahl der im Jahr 2010 in Sachsen registrierten Erkrankungen durch Clostridium difficile stieg
gegenüber 2009 deutlich (+ 35 %) an. Es kamen 4.737 Infektionen zur Meldung, was einer Inzidenz von 113 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner entsprach. Der größte Anteil (71 %) konnte, wie auch schon in den vergangenen Jahren, den über 65-Jährigen zugeordnet werden.
Aufgrund unzureichender Angaben in der Übermittlungssoftware ist eine Kategorisierung der
Symptomatik in leichte bzw. schwere Verläufe in der Mehrzahl der Fälle nicht möglich.
15 Patienten kamen als krankheitsbedingt verstorben zur Meldung. Im Vergleich zum Vorjahr
(3 Todesfälle) wurde hier eine deutliche Erhöhung der Mortalität verzeichnet.
8
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
2.6
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK)
Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit gehört zur Gruppe der humanen spongiformen Enzephalopathien. Bemerkbar macht sie sich durch einen fortschreitenden Verlust der geistigen Fähigkeiten. Später kommen Koordinationsschwierigkeiten hinzu. Grund dafür sind Veränderungen im
Gehirn; die auslösenden Faktoren sind wahrscheinlich Prionen (Proteine). Betroffen sind hauptsächlich Personen über 60 Jahre. Die Übertragung der Infektion ist bisher noch weitgehend unerforscht. Bekannt wurde jedoch das gehäufte Auftreten nach Hirnhaut- und Hornhauttransplantationen, sowie nach Injektion von menschlichem Wachstumshormon. Die Erkrankung verläuft
immer tödlich - eine endgültige Diagnose kann erst durch eine postmortale Untersuchung des
Gehirns gestellt werden.
Tabelle 4:
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
4
0,09
91
0,1
2006
7
0,2
94
0,1
2007
7
0,2
98
0,1
2008
6
0,1
121
0,2
2009
7
0,2
85
0,1
2010
7
0,2
122
0,1
Laut RKI kamen im Jahr 2010 bundesweit 122 Creutzfeldt-Jakob-Fälle zur Meldung, was einem
Anstieg um 36 % gegenüber dem Vorjahr entsprach.
Auf den Freistaat Sachsen entfielen im Berichtszeitraum 7 Erkrankungsfälle, von denen bisher 6
verstarben. Bei den Patienten handelte es sich um 5 Frauen und 2 Männer im Alter zwischen 52
und 76 Jahren. Die Neuerkrankungsrate lag bei 0,2 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner und
somit über der bundesdeutschen Inzidenz. Bei 4 erfassten Erkrankungen an CJK handelte es
sich um klinische Verdachtsfälle. Bei 3 verstorbenen Patienten erfolgte die Rückmeldung durch
das NRZ, welche die bereits gestellte Diagnose bestätigte.
2.7
Denguefieber
Das Dengue-Fieber ist eine in den Tropen und Subtropen weit verbreitete
Virusinfektion mit jährlich mehreren Millionen Erkrankungsfällen. Der Erreger ist das Dengue-Virus (vier Serotypen), dessen natürliches Reservoir der Mensch ist. Das Virus wird durch den Stich verschiedener Arten
der Aedes-Moskitos von Mensch zu Mensch übertragen. Es verursacht
eine akut fieberhafte Erkrankung mit Kopf- und Gliederschmerzen, selten
Hautausschlag. Denguefieber kann in drei verschiedenen Krankheitsformen (Dengue-Fieber, hämorrhagisches Dengue-Fieber, Dengue-SchockSyndrom) auftreten.
9
Abb. 6: Denguevirus
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Das RKI hat in Absprache mit den zuständigen Landesbehörden beschlossen, eine Änderung
der Falldefinition für Denguevirus zu veröffentlichen. Diese trat rückwirkend zum 1. Januar 2010
in Kraft.
Die Änderungen betreffen den labordiagnostischen Nachweis. Hier wurde der zunehmend verwendete Antigennachweis neu aufgenommen. Des Weiteren wird nun ausdrücklich auf die besonders hohen Anforderungen an die labordiagnostische Bestätigung von Infektionen außerhalb
bislang bekannter Endemiegebiete hingewiesen.
Tabelle 5:
Denguefieber 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
6
0,1
144
1,2
2006
8
0,2
174
0,2
2007
4
0,09
263
0,3
2008
6
0,1
273
0,3
2009
9
0,2
298
0,4
2010
15
0,4
595
0,7
2010 kamen in Deutschland 595 Erkrankungen (0,7 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) zur
Meldung. Im Vergleich zum Vorjahr entsprach dies in etwa der doppelten Anzahl an Infektionen.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit begründet sich dieser Anstieg zum Teil auch auf die geänderten
Falldefinitionen.
Im Freistaat Sachsen wurden im Berichtsjahr 15 Fälle (0,4 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) erfasst. Dies bedeutete einen Anstieg um 67 %. Als Infektionsländer wurden genannt: Thailand (4-mal), Indien (3-mal), Indonesien (2-mal) und jeweils einmal Mexico, Vietnam, Brasilien
und Kuba. Ein Patient erkrankte nach einer Laos-Vietnam-Kambodscha-Rundreise. In allen Fällen handelte es sich um die klassische Form eines Denguefiebers. Die Erkrankten waren zwischen 15 und 49 Jahren alt.
2.8
Diphtherie
Das klinische Bild der Diphtherie kann das einer schweren Rachenentzündung annehmen, die durch toxinproduzierende Bakterien der Art Corynebacterium (C.) diphtheriae oder anderer Species, z. B. C. ulcerans hervorgerufen wird. Bei einer Hautdiphtherie werden toxinproduzierende Erreger
in Wunden nachgewiesen. Corynebakterien werden vorwiegend durch
Tröpfchen übertragen. Die Diphtherie gehört zu den impfpräventablen Erkrankungen, wobei die Schutzwirkung der Impfung gegen das C.-ulcerans- Abb. 7:
spezifische Toxin bisher nicht ausreichend nachgewiesen ist. Auch der Corynebacterium
Wert einer Antitoxingabe bei C. ulcerans-Diphtherie ist unsicher. Dennoch
wird die Antitoxingabe bei Diphtherieverdacht als notfalltherapeutische
Maßnahme weiterhin empfohlen.
10
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Tabelle 6:
Diphtherie 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
-
-
1
<0,01
2006
-
-
-
-
2007
-
-
2
<0,01
2008
-
-
-
-
2009
-
-
4
<0,01
2010
3
0,07
8
0,01
Bundesweit kamen im Berichtsjahr 8 Erkrankungen zur Meldung. Von den 7 erfassten Fällen einer Hautdiphtherie waren 6 durch C. ulcerans sowie eine durch C. diphtheriae hervorgerufen.
Eine Rachendiphtherie konnte C. ulcerans zugeordnet werden.
Laut RKI scheint es seit 2009 zu einer steigenden Fallzahl zu kommen, welche durch eine Zunahme diagnostizierter Erkrankungen an Hautdiphtherie durch C. ulcerans bedingt ist.
Seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) im Jahr 2001 wurde in Sachsen kein Fall
von Diphtherie registriert.
Ende 2010 kamen jedoch zwei Erkrankungen an Wunddiphtherie sowie eine Rachendiphtherie
(Corynebacterium ulcerans, toxinbildend) zur Meldung. Obwohl alle Erkrankungen im Landkreis
Meißen auftraten, bestand zwischen ihnen trotz zeitlicher und territorialer Nähe kein epidemiologischer Zusammenhang. Die Patienten waren durch Vorerkrankungen (Diabetes, Mammakarzinom, Sensibilitätsstörungen) bzw. hohes Alter belastet und dementsprechend disponiert. Alle
verfügten über einen aktuellen Diphtherie-Impfschutz.
] (Haut-)Diphtherie: Eine 52-jährige Frau erkrankte 2009 an einem Brustkarzinom. Nach monatelanger Behandlung nahm sie im September 2010 stundenweise ihre berufliche Tätigkeit
als Tierpflegerin in einem Schweinestall wieder auf. Bei der Patientin, einer Diabetikerin, wurde zu diesem Zeitpunkt ein Ulcus diabeticum an der Fußsohle festgestellt. Aus einem Wundabstrich konnten zunächst Corynebakterien angezüchtet werden. Am Konsiliarlabor für Diphtherie erfolgten die biochemische Differenzierung, der Nachweis von C. ulcerans sowie der
AB-Toxin-Nachweis mittels Diphtherietoxin-Gen-PCR. Therapeutisch wurde eine spezielle
Wundbehandlung angewandt sowie Antitoxin verabreicht. Die Patientin besaß keine Haustiere.
] (Haut-)Diphtherie: Bei einem 52-jährigen Mann wurde an einer Hautläsion am Fuß ein
Wundabstrich zwecks Diagnostik entnommen. Der Patient, der seit längerem kein Gefühl in
den Füßen hat (Klumpfüße), hatte sich vor einiger Zeit „etwas eingetreten“ und seitdem eine
offene Wunde. Die Labordiagnostik am Konsiliarlabor erbrachte den Nachweis von Corynebacterium ulcerans sowie den AB-Toxin-Nachweis mittels Diphtherietoxin-Gen-PCR. Als Infektionsquelle standen seine Katze und 2 Kaninchen zur Disposition. Das zuständige Veterinäramt wurde informiert, eine Untersuchung der Haustiere jedoch vom Patienten abgelehnt.
] (Rachen-)Diphtherie: Betroffen war eine 86-jährige Frau, die mit zunehmender Symptomatik
erkrankte. Nach Vorstellung beim Hausarzt und Radiologen erfolgte die stationäre Einweisung in eine HNO-Abteilung eines Krankenhauses der Stadt Dresden. Die behandelnden Ärz-
11
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
te beschrieben zum Diphtherieverdacht passende Krankheitszeichen mit massiven Fibrinbelägen und Atemnot. Mikroskopisch wurden zunächst Corynebakterien-ähnliche Strukturen
identifiziert, darauffolgend war die PCR auf das Diphtherie-Toxin-Gen Untereinheit A positiv.
Weiterhin ergab die biochemische Identifizierung des Corynebakterien-Stammes C. ulcerans.
Die Gesundheitsämter Meißen und Dresden führten Ermittlungen zu möglichen Kontaktpersonen durch und veranlassten Maßnahmen nach dem Herdbekämpfungsprogramm (Rachenabstriche, Gesundheitsüberwachung, Chemoprophylaxe, Impfungen). Es wurden 6 Kontaktpersonen ermittelt, bei denen ein Impfnachweis gegeben war, die Chemoprophylaxe mit
Erythromycin wurde begonnen. Das Personal im Dresdner Krankenhaus, das engen Kontakt
zur Patientin hatte, wurde ebenfalls chemoprophylaktisch behandelt. Nach Rücksprache mit
dem RKI durften die Ärzte und Pflegekräfte weiterarbeiten, solange sie keine Symptome aufwiesen und über einen Impfnachweis verfügten. Als mögliche Infektionsquelle wurde eine
Katze in Betracht gezogen. Das Veterinäramt wurde involviert. Die Untersuchungen je eines
Nasen- bzw. Rachenabstrichs der Katze im Labor der LUA ergaben den Nachweis von C. ulcerans. Die Stämme wurden zur Bestätigung an das Konsiliarlabor für Diphtherie gesandt. Ein
Antibiogramm wurde erstellt, um die Katze wirksam behandeln zu können.
Infektionen mit Diphtherietoxin-produzierendem Corynebacterium ulcerans und deren zoonotisches Potenzial geraten zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit. In Westeuropa wird C.
ulcerans mittlerweile häufiger bei klinischen Diphtheriefällen isoliert als C. diphtheriae. Als Reservoir von C. ulcerans gelten Haustiere: Katzen und Hunde, aber auch Schweine und Rinder.
Auch in Bezug auf die sächsischen Fälle mit bekanntem Tierkontakt stellt sich die Frage, ob bei
entsprechenden menschlichen Erkrankungsfällen die Umgebungsuntersuchungen prinzipiell auf
Haustiere ausgeweitet werden sollten.
Die Infektion mit C. ulcerans ist bei Tieren jedoch keine anzeigepflichtige Tierseuche. Demzufolge ergeben sich Probleme hinsichtlich Kostenübernahme und Konsequenzen (Therapieindikation, Sanierungsmaßnahmen).
2.9
Echinokokkose
Die Echinokokkose ist eine Parasitenerkrankung des Menschen. Die Infektion
wird durch Vertreter der Gattung Echinococcus verursacht – die zystische
Echinokokkose durch den Kleinen Hundebandwurm (E. granulosus) und die
alveoläre Echinokokkose durch den Kleinen Fuchsbandwurm (E.
multilocularis). E. vogeli kommt nur in Zentral- und Südamerika vor, Infektionen beim Menschen sind sehr selten. Als Übertragungswege der vom Parasiten ausgeschiedenen Eier kommen für den Menschen direkte Kontakte (Fell
des Hauptwirtes), Schmierinfektionen, der Umgang mit kontaminierter Erde
oder die Aufnahme kontaminierter Nahrungsmittel in Betracht. Im Darm
schlüpfen die Larven und erreichen über die Pfortader die Leber und von dort
auch andere Organe wie z. B. die Lunge. Die Echinokokkose hat eine sehr
lange Inkubationszeit (bis zu 15 Jahre).
Abb. 8:
Echinococcus
multilocularis
Bei dem Erreger der Echinokokkose (Echinococcus sp.) handelt es sich nach dem Infektionsschutzgesetz um eine nichtnamentliche Direktmeldung an das RKI. Leider wird in diesem Fall
oft die Sächsische Meldeverordnung außer Acht gelassen, die besagt, dass in Sachsen diese
Erkrankung namentlich an das zuständige Gesundheitsamt zu melden ist. Somit kann hier von
einer deutlichen Untererfassung ausgegangen werden. Um dieser entgegenzuwirken, wurde
seitens der sächsischen Landesstelle eine Rückmeldung der am RKI eingegangenen Erhebungsbögen angeregt.
12
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Tabelle 7:
Echinokokkose 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
-
-
126
0,2
2006
-
-
130
0,2
2007
-
-
93
0,1
2008
-
-
117
0,1
2009
1
0,02
112
0,1
2010
1
0,02
117
0,1
Laut RKI kamen im Jahr 2010 bundesweit 117 Echinokokkosen zur Meldung. In 70 Fällen handelte es sich um eine zystische und 30-mal um die alveoläre Form. Alle anderen gemeldeten Infektionen (n = 17) wurden nicht differenziert.
Es wurde im Freistaat Sachsen eine Erkrankung sowie ein Nachweis ohne bestehendes klinisches Bild erfasst:
] Um die Ursache unklarer Schmerzen und eines bestehenden Ikterus zu identifizieren, wurde
Anfang April ein 79-jähriger Mann aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
hospitalisiert. Die serologische Untersuchung ergab einen Echinococcus spp.-AntikörperNachweis; eine weitere Differenzialdiagnostik erfolgte nicht. Auf Grund der langen Inkubationszeit war die Infektionsursache nicht eruierbar.
] Nachdem beim Haushund der Familie eine Echinokokken-Infektion bestätigt worden war, unterzog sich eine 29-jährigen Frau aus der Stadt Dresden ebenfalls einer Diagnostik. Die Bestätigung der Infektion gelang bei der Patientin mittels IgM-Antikörper-Nachweis. Über eine bestehende Symptomatik lagen keine Angaben vor.
2.10
EHEC-Infektion
EHEC sind Escherichia coli Stämme, die sogenannte Shigatoxine bilden und schwere blutige Durchfälle auslösen können. Als lebensbedrohliche Komplikation kann das enteropathische hämolytischurämische Syndrom (HUS) auftreten. Als Erregerreservoir werden Tiere (hauptsächlich Wiederkäuer) angesehen. Die Übertragung auf den
Menschen erfolgt fäkal-oral, über kontaminierte Lebensmittel bzw.
Wasser sowie auch durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch.
Abb. 9: EHEC
Laut dem Infektionsepidemiologischen Jahrbuch des RKI kamen im Jahr 2010 insgesamt 918
Infektionen zur Meldung, was einer Neuerkrankungsrate von 1,1 Erkrankungen pro 100.000
Einwohner und einem leichten Anstieg um rund 10 % gegenüber 2009 entsprach. In 309 Fällen
wurden Angaben zur Serogruppe gemacht. Die 3 dabei am häufigsten genannten waren O 26
(17 %), O 157 (14 %), und O 91 (12 %). Es wurde über einen Todesfall berichtet (weiblich,
79 Jahre).
13
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Tabelle 8:
EHEC 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
52
1,2
1.161
1,4
2006
82
1,9
1.180
1,4
2007
70
1,6
839
1,0
2008
110
2,6
834
1,0
2009
73
1,7
836
1,0
2010
75
1,8
918
1,1
Mit einer Inzidenz von 1,8 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner kamen im Freistaat Sachsen
75 Fälle mit klinischem Bild zur Meldung. Weiterhin wurden 45 symptomlose Infektionen erfasst.
Dominierend waren die Serotypen O 103, O 128 und O 26.
Hauptsächlich betroffen waren Kinder; hier besonders die Altersgruppe der 1 bis unter 5Jährigen.
Es wurde ein EHEC-bedingter Ausbruch registriert:
] 5 Personen einer türkischen Familie, welche in Deutschland lebt, reisten für 7 Wochen in ihre
Heimat, um an einer Hochzeitsfeier teilzunehmen. Es erkrankten zwei 2-jährige Kinder mit
Durchfällen. Umgebungsuntersuchungen bei 4 weiteren klinisch unauffälligen Familienmitgliedern erbrachten den Nachweis von EHEC. Die Typisierung durch das Nationale Referenzzentrum ließ auf den gleichen Serotyp (O 125, stx 1) als Auslöser des Geschehens
schließen.
2.11
Enterovirus-Infektion
Enteroviren gehören zur Familie Picornaviridae. Von Bedeutung für den
Menschen sind Polio-, Coxsackie- und ECHO-Virus sowie die Humanen Enterovirus-Typen 70 und 71. Die Infektionen mit Enteroviren kommen weltweit
vor und lösen in der Sommerzeit häufig Erkrankungen aus. Die Übertragung
erfolgt hauptsächlich fäkal-oral, kann jedoch auch über Tröpfcheninfektion
erfolgen. Die Krankheitsbilder sind sehr vielseitig (z. B. respiratorische Infektionen, Hand-Fuß-Mund-Krankheit, Gastroenteritis und Meningitis).
Abb. 10: Enterovirus
Diese Infektion ist nach dem Infektionsschutzgesetz nicht meldepflichtig, daher stehen für
Deutschland keine vergleichbaren Zahlen zur Verfügung.
Im Freistaat Sachsen wurden im Berichtsjahr 160 Enterovirusnachweise registriert. In 151 Fällen erfolgten Angaben zum klinischen Bild: 97 Patienten zeigten eine gastroenteritische, 32 eine
meningitische und 22 eine respiratorische Symptomatik.
] Ein 33-jähriger immunsupprimierter Mann aus der Stadt Dresden verstarb Anfang Februar an
enterovirusbedingter Sepsis.
14
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
2.12
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine entzündliche
Erkrankung des Gehirns oder der Hirnhäute, die durch das FSMEVirus ausgelöst wird. Das Virus wird durch Zeckenstiche übertragen.
Nach Ausbruch der Krankheit ist eine Therapie sehr schwierig. Bei etwa zehn Prozent der infizierten Personen befällt das Virus das Zentralnervensystem. Ein Teil dieser Patienten wiederum leidet an Spätfolgen wie Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen und Psychosen.
Abb. 11: FSME-Virus
Eine Impfung gegen FSME wird Personen, die sich in FSME-Risikogebieten aufhalten oder
Personen, die durch FSME beruflich gefährdet sind (z. B. Forstarbeiter, Exponierte in der
Landwirtschaft, exponiertes Laborpersonal) empfohlen. Die Risikogebiete werden nach bestimmten Kriterien definiert und durch Landkarten ausgewiesen, die jährlich vom Robert KochInstitut aktualisiert werden. Innerhalb Deutschlands werden die Kosten für die Impfung in der
Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Tabelle 9:
FSME 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
5
0,1
432
0,5
2006
4
0,09
546
0,7
2007
2
0,03
239
0,3
2008
1
0,02
289
0,4
2009
4
0,09
313
0,4
2010
6
0,1
260
0,3
Deutschlandweit wurden im Berichtsjahr 260 Erkrankungsfälle (0,32 Erkrankungen pro 100.000
Einwohner) gemeldet. Dies entsprach einem leichten Rückgang von 17 % im Vergleich zum
Jahr 2009.
Die höchsten Neuerkrankungsraten wiesen wie auch schon in den Vorjahren das Bundesland
Baden-Württemberg (118 Erkrankungen) und der Freistaat Bayern (104 Erkrankungen) auf. In
insgesamt 248 Fällen wurde als Infektionsland Deutschland angegeben; 4-mal wurden Österreich, 2-mal Polen, 3-mal Tschechien und jeweils einmal Norwegen und die Schweiz genannt.
Im Freistaat Sachsen kamen 6 Erkrankungen ungeimpfter Patienten (darunter 2 mit meningitischer Symptomatik) zur Meldung. In allen Fällen erfolgte der Nachweis durch intrathekal gebildete FSME-spezifische Antikörper (erhöhter Liquor/Serum-Index).
15
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Tabelle 10:
Aufstellung der FSME-Fälle in Sachsen 2010
Stadt- bzw.
Landkreis
Patient
Symptomatik
mögl. Infektionsort
Zeckenstich
Vogtlandkreis
w, 57 Jahre
Meningitis
autochthon
erinnerlich
LK Meißen
w, 45 Jahre
Meningitis
Tschechien
LK Zwickau
m, 66 Jahre
ZNS-Symptomatik
autochthon
nicht
erinnerlich
nicht
erinnerlich
SK Leipzig
w, 42 Jahre
ZNS-Symptomatik
LK Berchtesgadener
Land (FSME-Risikogebiet)
SK Chemnitz
m, 34 Jahre
ZNS-Symptomatik
Erzgebirgskreis
w, 30 Jahre
ZNS-Symptomatik
(FSME-Risikogebiet)
erinnerlich
gemeinsamer Aufenthalt erinnerlich
in Tschechien
nicht
(FSME-Risikogebiet)
erinnerlich
Auch im Jahr 2010 galt keine Region in Sachsen als FSME-Risikogebiet.
2.13
Gasbrand
Gasbrand wird zu 90 % durch das Bakterium Clostridium perfringens
hervorgerufen und kann schwere Infektionen mit Gewebezersetzung
auslösen. Der Erreger kann überall vorhanden sein: z. B. auf der Haut,
im Darm sowie im Erdreich oder Staub. Gasbrand heißt diese Erkrankung, weil die Bakterien ein Gas produzieren, welches im umgebenden
Gewebe eine Zellmembranzerstörung und Ödembildung bewirkt. Die
Gasbranderreger sind Anaerobier; das heißt, sie gedeihen im sauer- Abb. 12:
stoffarmen Gewebe besonders gut und sterben im sauerstoffangerei- Clostridium perfringens
cherten Gewebe ab.
Tabelle 11:
Gasbrand-Erkrankungen 2005 bis 2010 in Sachsen
Jahr
E
Inzidenz
2005
5
0,1
2006
2
0,03
2007
2
0,03
2008
5
0,1
2009
5
0,1
2010
8
0,2
Vergleichbare Zahlen für Deutschland stehen leider nicht zur Verfügung, da diese Infektion nach
dem Infektionsschutzgesetz nicht der Meldepflicht unterliegt.
Im Jahr 2010 wurden im Freistaat 8 Erkrankungen, darunter 3 mit Todesfolge erfasst. Das entsprach einer Inzidenz von 0,2 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner.
16
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
] Ein 67-Jähriger, welcher sich einer Oberschenkelamputation wegen schwerer Durchblutungsstörungen unterziehen musste, verstarb 3 Tage nach der Operation (C. perfringens wurde
aus Wundmaterial und Muskelgewebe nachgewiesen).
] Bei einer 55-Jährigen wurde eine Hüft-OP durchgeführt. Nachdem sich an der Wunde Entzündungszeichen zeigten, wurde eine Not-Operation veranlasst. Die Infektion konnte leider
nicht mehr beherrscht werden; die Frau verstarb am nächsten Tag. Der Erregernachweis gelang aus Muskelgewebe.
] Ein 90-jähriger Mann wurde mit einem dicken „aufgeblähten“ Knie hospitalisiert. Trotz der sofort eingeleiteten operativen Versorgung konnte die Infektion nicht mehr beherrscht werden,
der Patient verstarb am nächsten Tag. Eine Erhebung der Anamnese war nicht mehr möglich.
Aus Wundabstrich konnte Clostridium septicum nachgewiesen werden.
2.14
Gonorrhoe (Tripper)
Die durch Bakterien der Art Neisseria gonorrhoeae verursachte Infektion ist eine der häufigsten Geschlechtskrankheiten in Deutschland. Die Übertragung erfolgt in erster Linie beim Geschlechtsverkehr. Infizierte Schwangere können ihr
Kind während der Geburt anstecken, was zu einer Konjunktivitis des Neugeborenen führen kann. Dies war früher eine der häufigsten Ursachen für die Erblindung von Kindern in der westlichen Welt. Um dies zu verhindern, wurde
den Neugeborenen sofort nach der Geburt Silbernitrat in die Augen getropft. In
der heutigen Zeit können solche Fälle durch Vorsorgeuntersuchungen in der
Schwangerschaft weitestgehend verhindert werden.
Abb. 13: Neisseria
gonorrhoeae
Für das Bundesgebiet kann über die aufgetretenen Infektionen im Jahr leider keine Auskunft
gegeben werden, da hier keine Meldepflicht existiert.
Tabelle 12:
Gonorrhoe-Infektionen 2005 bis 2010 in Sachsen
Jahr
Infektionen
Infektionen / 100.000 EW
2005
437
10,1
2006
459
10,7
2007
463
10,8
2008
428
10,1
2009
531
12,6
2010
598
14,3
Der Freistaat Sachsen hat von der Möglichkeit der Erweiterung der Meldepflicht mittels Sächsischer Meldeverordnung Gebrauch gemacht. Gemäß § 2 IfSGMeldeVO besteht eine nichtnamentliche Labormeldepflicht für den direkten Nachweis von Neisseria gonorrhoeae. Allerdings
werden nur die Erregernachweise erfasst.
Im Jahr 2010 kamen insgesamt 598 Infektionen (14,3 Fälle pro 100.000 Einwohner) zur Meldung. Somit stieg die Infektionsrate gegenüber den Vorjahren weiterhin deutlich kontinuierlich
an (gegenüber 2009 + 13 %).
17
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
2.15
Haemophilus influenzae, invasive Erkrankung
Bei Haemophilus influenzae handelt es sich um ein Bakterium, das
insbesondere auch invasive Erkrankungen auslösen kann. Die Übertragung des Erregers geschieht durch Tröpfcheninfektion. Haemophilus influenzae kann als bekapseltes (Kapseltyp a bis f) und unbekapseltes Bakterium auftreten. Der Kapseltyp b (Hib) kann besonders bei
Kleinkindern schwerste Erkrankungen (wie z. B. Meningitis, Sepsis,
Epiglottitis, Pneumonie) hervorrufen. Gegen diesen Typ wird in
Deutschland seit 1990 eine Schutzimpfung im Kleinkindalter empfohAbb. 14:
len.
Haemophilus influenzae
Tabelle 13:
Haemophilus influenzae, invasive Erkrankungen 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
3
0,07
70
0,08
2006
9
0,2
121
0,2
2007
7
0,2
93
0,1
2008
4
0,09
152
0,2
2009
8
0,2
185
0,2
2010
6
0,1
210
0,3
2010 wurden bundesweit 210 invasive Erkrankungen durch Haemophilus influenzae gemeldet.
Das entsprach einer Zunahme um 14 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum und damit der
höchsten Inzidenz seit der Einführung der IfSG-Meldepflicht. Am häufigsten waren Säuglinge,
Kleinkinder und ältere Erwachsene betroffen. Im Vergleich zum Vorjahr konnte bei den Einjährigen und bei den über 69-Jährigen ein deutlicher Anstieg der Infektionen beobachtet werden.
Dagegen erkrankten deutlich weniger Säuglinge als im vergangenen Jahr. Bei rund 70 % der
Patienten lag das Alter bei 60 Jahren bzw. darüber.
In 86 Fällen wurden Angaben zu einer durchgeführten Erregertypisierung gemacht, wobei in 74
Aussagen zum Kapseltyp getroffen wurden. 21-mal handelte es sich um den impfpräventablen
Typ b, 31-mal wurde keine Kapsel gefunden (a bis f negativ) und 21-mal wurden der Typ f und
einmal der Typ a angegeben. Insgesamt kamen 14 Todesfälle zur Meldung.
Im Freistaat Sachsen kamen im Berichtsjahr 6 Erkrankungen (0,1 Erkrankungen pro 100.000
Einwohner) darunter ein Todesfall sowie 2 Erregernachweise ohne Angaben zum klinischen Bild
zur Meldung.
Betroffen waren ein 1½-jähriger Junge sowie ein 13-Jähriger, welche beide mit meningitischer
Symptomatik erkrankten. Eine Kapseltypbestimmung erfolgte nicht. Gegen den Kapseltyp b waren beide Patienten vollständig geimpft. Die anderen 4 Erkrankten waren über 65 Jahre alt und
alle ungeimpft.
Es kam ein Todesfall zur Meldung:
] Eine 89-Jährige erkrankte mit Husten, Fieber und einer Pneumonie. Die Patientin wurde daraufhin in schlechtem Allgemeinzustand hospitalisiert. In der Blutkultur wurde Haemophilus in18
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
fluenzae (ohne Angabe zum Kapseltyp) nachgewiesen. Die Patientin verstarb kurz darauf an
der Infektion.
2.16
Hantavirus-Infektion
Das natürliche Reservoir der Hantaviren sind infizierte Nagetiere
(verschiedene Mäuse- und Rattenarten). Die Krankheit wird durch infektiöse Exkremente (z. B. in staubhaltiger Luft alter Scheunen,
Dachböden) oder durch Biss übertragen. Häufungen im Herbst oder
zu Winterbeginn sind möglich. Es gibt verschiedene Erregertypen.
Die Typen Hantaan und Seoul können das sogenannte schwere Hämorrhagische Fieber mit Nierenversagen hervorrufen. Es beginnt mit Abb. 15: Hantavirus
Fieber, Kopf-, Rückenschmerzen und Schwindel, dann folgen Hautblutungen. Nach 4 bis 7 Tagen beginnt die 2. Phase mit Nierenversagen, Schleimhautblutungen und Lungenödem. Der Erkrankungsverlauf mit den Typen Dobrava und Puumala, welche auch in Deutschland verbreitet sind, ist milder. 90 % der Infektionen werden unter
Umständen nicht einmal bemerkt.
Tabelle 14 :
Hantavirus-Erkrankungen 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
2
0,05
447
0,5
2006
1
0,02
72
0,09
2007
5
0,1
1.688
2,1
2008
1
0,02
234
0,3
2009
-
-
181
0,2
2010
3
0,1
2.016
2,5
Im Jahr 2010 wurde mit 2,5 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner die seit Einführung des IfSG
höchste Erkrankungshäufigkeit bei den Hantavirus-Infektionen erreicht. Es kamen 2.016 Erkrankungen zur Übermittlung, was einen massiven Anstieg gegenüber dem Vorjahr 2009 bedeutete.
Verglichen mit 2007, in dem die bisher höchste Hantavirus-Aktivität erreicht wurde, konnte ein
nochmaliges Ansteigen der Erkrankungszahlen um 19 % verzeichnet werden.
Als hauptverantwortlich hierfür wird die Zunahme von Wühlmausarten angesehen. So geht man
von einer hohen Mäusepopulation nach dem Winter 2009/2010 aus. Unter der schützenden
Schneedecke konnten sich die Nager offensichtlich trotz der anhaltenden Kälte ungehindert
vermehren und fanden Schutz vor Fressfeinden. Zusätzlich war das Nahrungsangebot, dank einer hohen Anzahl Bucheckern im letzten Herbst, für die Mäuse sehr gut.
19
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Aus der Abbildung 16 ist die deutschlandweite Verteilung der 2010 erfassten Erkrankungsfälle
ersichtlich.
Abb. 16: Hantavirus, deutschlandweite Verteilung 2010
Im Freistaat Sachsen kamen lediglich 3 Erkrankungen (0,1 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) ohne hämorrhagischen Verlauf zur Meldung:
] Bei einem 31-Jährigen aus dem Landkreis Mittelsachsen zeigten sich Kopfschmerzen, Fieber
sowie Nierenfunktionsstörungen. Infolge dessen wurde er hospitalisiert. Serologisch konnte
eine Infektion mit dem Puumala-Virus diagnostiziert werden. Ermittlungen zur Infektionsquelle
ergaben einen ländlichen Wohnsitz, wo der Mann beim Ausbau eines Fachwerkhauses beteiligt war. Beruflich arbeitete er vor Ausbruch der Erkrankung als Baggerfahrer im Raum Stuttgart, wo bereits seit Ende 2009 erhöhte Erkrankungsraten in der Bevölkerung verzeichnet
wurden.
] Eine 43-Jährige aus dem Landkreis Zwickau erkrankte mit Nierenfunktionsbeeinträchtigungen
und musste daraufhin hospitalisiert werden. Serologisch wurde eine Infektion mit dem Puumula-Virus diagnostiziert. Ermittlungen zur Infektionsquelle ergaben, dass die Frau in einem
Pferdestall tätig ist.
] Aus der Stadt Dresden wurde die Erkrankung eines 48-jährigen Mannes gemeldet. Bei dem
Patienten zeigten sich Fieber, Husten sowie Gliederschmerzen. Serologische Untersuchungen erbrachten den Nachweis von Antikörpern gegen das Puumala-Virus. Als Infektionsquelle
wurde die Hauskatze vermutet, die regelmäßig tote Mäuse nach Hause bringt.
20
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
2.17
Influenza
Die Influenza ist eine Infektion der Atemwege durch Viren vom Typ A, B
oder C aus der Familie der Orthomyxoviren. Für den Menschen relevant
sind Influenza A- und Influenza B-Viren. Influenzaerkrankungen treten
auf der Nordhalbkugel in der Regel gehäuft von Dezember bis April auf
und sind sehr ansteckend. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts infizieren sich bei den jährlichen Influenza-Wellen bzw. Epidemien, die sich
von Jahr zu Jahr deutlich voneinander unterscheiden, in Deutschland
schätzungsweise jeweils 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung.
Abb. 17: Influenzavirus
Tabelle 15:
Influenza 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
2.596
60,1
12.737
15,5
2006
279
6,5
3.804
4,6
2007
1.935
45,3
18.902
23,0
2008
1.111
26,1
14.854
18,1
2009
13.784
326,6
178.630
214,7
2010
304
7,3
3.466
4,2
Im Jahr 2010 konnte der der sonst übliche saisonale Erkrankungsgipfel zwischen Februar und
April nicht beobachtet werden, da die übliche Grippewelle schon durch die pandemische Erkrankungswelle im Herbst 2009 „vorverlegt“ wurde. Verglichen mit den Vorjahren wurden deshalb im Jahr 2010 deutlich weniger Influenza-Erkrankungen übermittelt. Die bundesweite Inzidenz lag bei lediglich 4,2 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner.
Es überwogen die Infektionen mit Influenza A-Viren (darunter 95 % A/H1N1/2009) deutlich gegenüber denen mit Influenza B-Viren. Im Berichtsjahr 2010 wurden deutschlandweit 72 Todesfälle entsprechend der Referenzdefinition an das RKI übermittelt.
Im Freistaat Sachsen kamen 304 Erkrankungen an Influenza zur Meldung, die sich wie folgt
aufschlüsselten: 296-mal Influenza A, 7-mal Influenza B sowie einmal Influenza A/B (ohne Differenzierung).
Es wurden 2 Todesfälle übermittelt:
] Eine 66-jährige ungeimpfte Frau aus der Stadt Dresden erkrankte mit akuter grippaler Symptomatik. Aufgrund einer Zyanose wurde die stationäre Aufnahme durch einen Notarzt angewiesen. Trotz intensivtherapeutischer Behandlung mit Beatmung und Zanamivir-Therapie
(erst ab 12. Tag nach Erkrankungsbeginn) verstarb die Patientin an einer Pneumonie durch
Influenzavirus A/H1N1/2009 (Nachweis mittels PCR im Rachenabstrich). Die Patientin litt an
einer chronischen Lungenkrankheit.
] Ein 35-jähriger ungeimpfter Mann aus der Stadt Leipzig erkrankte mit akuter grippaler Symptomatik. Es erfolgte eine zweimalige ambulante Arztkonsultation über den „Dringlichen Hausbesuchsdienst“. Sechs Tage später veranlasste der Notarzt eine Einweisung ins Kranken-
21
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
haus. Trotz intensivmedizinischer Behandlung mit Beatmung und antiviraler OseltamivirTherapie (ab 6. Tag nach Erkrankungsbeginn) verstarb der Patient 10 Tage später an einer
Pneumonie durch Influenzavirus A/H1N1v. Der Patient litt an einer Colitis ulcerosa. Die Infektion wurde mittels PCR (Rachenabstrich) bestätigt.
Die Influenzasaison 2009/2010 ging mit der letzten Aprilwoche 2010 zu Ende. Eine abschließende, ausführliche Auswertung erfolgte, wie auch schon in den Vorjahren, im Rahmen eines
Sonderheftes der LUA-Mitteilungen.
2.18
Legionellose
Die Erreger der Legionellose sind Bakterien (Legionella pneumophila),
welche als sogenannte Umweltkeime in natürlichen, aber auch künstlichen wasserführenden Systemen vorkommen. Ihr primäres Reservoir ist
das Süßwasser. Hier sind sie in geringer Zahl natürlicher Bestandteil von
Oberflächengewässern und Grundwasser. Eine erhöhte Vermehrung der
Legionellen begünstigen Wassertemperaturen zwischen 25 und 45° C
und die Wasser-Verweildauer im Leitungssystem. Eine Verbreitung wird
durch das Entstehen von Aerosolen gefördert. Zur Erkrankung kann es
kommen, wenn die Erreger in die tieferen Atemwege gelangen. Die Symptomatik reicht von asymptomatischen Infektionen bis hin zu schwerwiegenden Pneumonien mit tödlichem Verlauf. Unterschieden werden zwei
Arten der Legionellen-Infektion: Das sogenannte Pontiac-Fieber (Fieber,
Husten, Muskelschmerzen) und die Legionärskrankheit, die zusätzlich mit
einer Pneumonie einhergeht. Nach neuesten Schätzungen geht man davon aus, dass in Deutschland etwa 4 % aller auftretenden Pneumonien
durch Legionellen verursacht werden. Als Risikogruppen gelten Abwehrgeschwächte, chronisch Kranke und ältere Menschen sowie Raucher.
Tabelle 16:
Abb. 18: Legionella
pneumophila
Legionellose 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
30
0,7
554
0,7
2006
39
0,9
571
0,7
2007
21
0,5
529
0,6
2008
12
0,3
525
0,6
2009
16
0,4
503
0,6
2010
34
0,8
690
0,8
Bundesweit wurden 690 Erkrankungen registriert, was einer Neuerkrankungsrate von 0,8 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner entsprach. Der krankheitsbedingte Tod durch die Legionärskrankheit wurde in 50 Fällen gemeldet.
Der seit 2007 bundesweit rückläufige Trend wurde erstmals unterbrochen. Es zeichnete sich im
Jahr 2010 ein deutlicher Anstieg der Fallzahlen ab. Hierfür ist als primäre Ursache ein größerer
Legionellen-Ausbruch in Baden-Württemberg in der Region Ulm anzusehen. Insgesamt kam es
hier von Ende Dezember 2009 bis Februar 2010 zu insgesamt 64 Erkrankungsfällen, darunter
22
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
5 mit letalem Verlauf. Als Infektionsursache konnten Nasskühlanlagen auf einem Bürogebäude
in der Ulmer Innenstadt identifiziert werden.
Im Freistaat Sachsen wurden 34 Erkrankungen, darunter 2 Todesfälle erfasst. Dies waren mehr
als doppelt so viele Erkrankungsfälle im Vergleich zum Jahr 2009. Eine Erklärung für den auffälligen Anstieg ließ sich nicht finden. Ausbrüche wurden nicht verzeichnet.
Bei der Ermittlung zur Infektionsquelle gaben 12 Patienten den Aufenthalt in Hotels oder Pensionen (darunter 6-mal in Deutschland) an, weitere 5 den Aufenthalt in einem Krankenhaus. Die
Hälfte (n = 17) aller Patienten konnten keine außerhäuslichen Expositionen benennen.
In welchem Umfang Wasserproben in den einzelnen Bereichen untersucht worden sind, wurde
nicht bekannt. Leider erfolgte nur in einem Fall die Übermittlung der labordiagnostischen Bestätigung zur genannten Exposition (Wasserprobe aus einem Krankenhaus).
Erfahrungsgemäß steigt die Inzidenz mit bestehenden Risikofaktoren und/oder steigendem Lebensalter an, gelegentlich kommt es aber auch zu Erkrankungsfällen bei Kindern und Jugendlichen. So erkrankte im Jahr 2010 ein 12-jähriges Mädchen mit Muskelschmerzen, Pneumonie
und septischem Krankheitsbild. Der Auslöser der Infektion konnte nicht ermittelt werden.
20 Patienten gehörten zur Altersgruppe der erwerbstätigen Erwachsenen (25- bis 64-Jährigen)
und 13 zu den Senioren (65 Jahre und älter). Geschlechtsspezifisch betrachtet, waren Männer
fast doppelt so häufig betroffen als Frauen.
] Bei den Todesfällen handelte es sich um einen 51-jährigen Obdachlosen sowie um einen 81jährigen allein lebenden Mann aus der Stadt Dresden. Bei beiden ließ sich keine genaue Infektionsursache ermitteln.
2.19
Lepra
Die Lepra ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Mycobacterium leprae ausgelöst wird. Die Inkubationszeit liegt zwischen 9 Monaten und
bis zu 20 Jahren. Dabei kann es in dieser Zeit zur Ausprägung verschiedenster Symptome kommen. Es können Hauterscheinungen und Nervenschädigungen auftreten, die zu Sensibilitätsstörungen bis hin zu Lähmungen führen
können. Man unterscheidet 3 Formen: die lepromatöse Lepra, die tuberkuloide Lepra und die Boderline-Lepra. Letztgenannte ist eine Übergangsform Abb. 19: Mycobacterium leprae
zwischen lepromatöser und tuberkuloider Lepra.
Laut dem Infektionsepidemiologischen Jahrbuch 2010 kamen bundesweit 2 importierte Erkrankungen zur Meldung (darunter ein sächsischer Fall).
In Sachsen wurde 2010 ein Fall von Lepra (lepromatöse Form) erfasst:
] Ein 29-jähriger Asylbewerber aus Indien litt an multiplen, papulösen Hautinfiltraten im Gesicht
und z. T. an den Armen sowie Lymphknotenschwellungen. Er wurde daraufhin stationär aufgenommen. Bei der Untersuchung von Hautexzidaten der Stirn gelang mittels PCR der
Nachweis von Mycobacterium leprae. Der Patient gab an, Indien bereits vor 1½ Jahren verlassen zu haben und nach kurzem Aufenthalt in Deutschland nach Italien weitergereist zu
sein. Bereits zu diesem Zeitpunkt traten erste Hautveränderungen auf. Im Mai 2010 kehrte
der Mann nach Deutschland zurück und begab sich in stationäre Behandlung.
23
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
2.20
Leptospirose
Die Leptospirose ist eine weltweit auftretende, akut verlaufende Infektionskrankheit, die durch gramnegative Bakterien (Leptospira interrogans) hervorgerufen wird. Die natürlichen Wirte der Leptospiren sind
vorrangig Ratten und Mäuse, aber auch zahlreiche andere Haus-,
Nutz- und Wildtiere. Diese scheiden die Bakterien über den Urin aus.
Der Mensch infiziert sich durch direkten oder indirekten Kontakt, meist
mit kontaminiertem Erdreich oder Wasser. Die Infektion verläuft häufig
mit grippaler Symptomatik, es können jedoch auch lebensbedrohliche
Formen mit Blutungsneigung, Leber- oder Nierenversagen (Morbus
Weil) auftreten.
Tabelle 17:
Abb. 20: L.eptospira
interrogans
Leptospirose 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
5
0,1
58
0,07
2006
1
0,02
46
0,05
2007
8
0,2
166
0,2
2008
2
0,05
66
0,08
2009
2
0,05
92
0,1
2010
3
0,07
70
0,08
Laut dem Infektionsepidemiologischen Jahrbuch des RKI kamen 2010 deutschlandweit 70 Leptospirosen gemäß Referenzdefinition zur Meldung. Damit lag die Inzidenz mit 0,08 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner deutlich (- 24 %) unter der des Vorjahres 2009 und wieder auf dem
Niveau von 2008. Es wurden im gesamten Bundesgebiet keine Todesfälle durch Leptospirose
registriert.
In Sachsen wurden im Jahr 2010 3 Leptospirose-Erkrankungen erfasst, welche Personen im Alter von 28, 40 und 52 Jahren betrafen.
2.21
Listeriose
Die Erreger der Listeriose sind stäbchenförmige Bakterien, die in der
Umwelt nahezu weltweit verbreitet sind. Viele Säugetiere tragen Listerien im Darm und scheiden sie im Stuhl aus. Die Inkubationszeit wird
mit 3 bis 70 Tagen angegeben. Genauere Angaben fehlen, da die Listeriose meist unbemerkt lokal beginnt (Besiedlung im Magen-Darm-Trakt)
und bei guter Immunabwehr oft symptomlos verläuft. Überwiegend tritt
ein leichtes Krankheitsgefühl mit Fieber auf. Die Erregeraufnahme erfolgt hauptsächlich durch den Verzehr kontaminierter Lebensmittel (u. a.
Rohmilchprodukte, Rohwürste u. ä.). Gefährlich ist die Infektion für
Schwangere (sie geben die Infektion an das noch ungeborene Kind
weiter) und immunsupprimierte Personen (mögliche Komplikationen:
Meningitiden, Enzephalitiden sowie Herzerkrankungen).
24
Abb. 21: Listeria
monocytogenes
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Tabelle 18:
Listeriose 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
30
0,7
512
0,6
2006
29
0,7
513
0,6
2007
32
0,8
356
0,4
2008
25
0,6
308
0,4
2009
23
0,5
396
0,5
2010
25
0,6
390
0,5
Bundesweit wurden im Berichtszeitraum 390 Listeriosen (0,5 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) erfasst. Die Erkrankungszahlen lagen somit in etwa auf dem Niveau des Vorjahres
2009.
Es kamen 23 Todesfälle (7 % der Erkrankten) zur Meldung, die nicht-schwangerschafts-assoziierte Listeriosen betrafen.
Die Listeriose gehört neben der Meningokokken-Meningitis zu den meldepflichtigen bakteriellen
Erkrankungen mit der höchsten Letalität.
In Sachsen wurden 25 Listeriosen (0,6 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) sowie 2 Erregernachweise ohne Angaben zum klinischen Bild erfasst.
7 Erkrankungen verliefen mit einer Sepsis, in 4 Fällen wurde das Krankheitsbild einer Meningitis
(Erregernachweis aus Liquor) beschrieben und einmal wurde die Infektion bei einem Neugeborenen und seiner Mutter diagnostiziert (siehe unter 2.21.1 Listeriose, konnatal).
Fieber wurde bei den meisten Patienten als Hauptsymptom angegeben. Im Hinblick auf die Altersverteilung bei den Listeriosen wurde festgestellt, dass fast alle Patienten in die Altersgruppe
der älteren Erwachsenen (über 60 Jahre) einzuordnen waren (n = 20). Bei vielen Patienten bestand zudem noch eine Grunderkrankung. Ausbrüche kamen nicht zur Meldung.
3 Patienten verstarben an der Infektion. Betroffen waren 2 Frauen und ein Mann im Alter von
61, 63 und 87 Jahren. Bei einem Patienten war eine bereits bestehende Grunderkrankung bekannt.
2.21.1
Listeriose, konnatal
Schwangere haben ein deutlich höheres Risiko, an einer Listeriose zu erkranken. Meist äußert
sich die Erkrankung als grippeähnlicher kurzer Fieberschub, der oft nicht ernst genommen wird.
Es kann sich jedoch eine Entzündung des Mutterkuchens einstellen und die Infektion geht auf
das ungeborene Kind über (konnatale Infektion durch diaplazentare Übertragung). Bei Infektionen im ersten Trimenon der Schwangerschaft kann der Fötus absterben und es kommt zum
Abort. Spätere Infektionen, führen zu einer intrauterinen Listeriose, welche zum Tod und damit
zum Spätabort des ungeborenen Kindes führen oder eine Frühgeburt auslösen kann.
Laut dem Statistischen Jahrbuch des RKI 2010 kamen bundesweit 22 konnatale Infektionen zur
Meldung. Es wurde über 5 Todesfälle berichtet, welche 4 tot geborene Föten sowie ein zu früh
geborenes Kind, welches wenige Wochen nach der Geburt verstarb, betrafen.
25
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Im Freistaat Sachsen wurde im Jahr 2010 eine konnatale Listeriose erfasst:
] Eine 28-jährige Frau erkrankte in der 32. Schwangerschaftswoche mit grippeähnlicher Symptomatik und Fieber. Sie wurde am nächsten Tag mittels Kaiserschnitt von einem Jungen entbunden. Dieser fiel nach der Geburt durch verminderte Vitalität auf. Radiologisch zeigten sich
minimale Veränderungen der Lunge. Nach Antibiotikagaben verbesserte sich der Allgemeinzustand des Kindes. Aus Plazenta sowie einem Ohrabstrich beim Neugeborenen wurde Listeria monocytogenes nachgewiesen. Hinweise auf eine mögliche Infektionsquelle ergaben sich
nicht.
2.22
Lues (Syphilis)
Der Erreger der Syphilis ist das Bakterium Treponema pallidum, welches
bei direkten sexuellen Kontakten über kleinste Verletzungen der Schleimhaut oder Haut in den Organismus eindringt. Von Bedeutung ist besonders die diaplazentare Übertragung der werdenden Mutter auf ihr ungeborenes Kind (Fehlgeburt, Missbildungen). Nur etwa die Hälfte der sich infizierenden Patienten erkrankt symptomatisch. Unbehandelt bilden sich
häufig chronische Verläufe heraus. Die Syphilis kann mittels Antibiotika
Abb. 22: Treponema
gut beherrscht werden.
pallidum
Tabelle 19:
Lues-Infektionen 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Inf. / 100.000 EW
E
Deutschland
Inf. / 100.000 EW
Jahr
E
2005
185
4,3
2.725
3,3
2006
120
2,8
2.671
3,3
2007
88
2,1
2.799
3,4
2008
168
4,0
2.821
3,4
2009
136
3,2
2.371
2,9
2010
123
2,9
3.028
3,7
Die Infektion unterliegt nach dem Infektionsschutzgesetz einer nichtnamentlichen Meldepflicht in
Form einer Direktmeldung der Labore an das RKI.
Auf diesem Weg kamen so deutschlandweit 3.028 Infektionen (3,7 Fälle pro 100.000 Einwohner) zur Meldung. Das waren 11 % mehr als 2009. In 72 % der Meldungen lagen Informationen
zum Infektionsland vor, hiervon wurde in 95 % der Fälle Deutschland angegeben. Der Anteil der
Frauen lag bei 7 %. 2001 lag der Frauenanteil dieser Infektion noch bei 16 %. Entsprechend war
die Syphilis-Inzidenz bei Männern mit 7 Fällen pro 100.000 Einwohner 14-mal höher als bei den
Frauen mit etwa 0,5 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.
In Sachsen sank die Zahl der registrierten Neuerkrankungen entgegen der bundesweit erfassten
Infektionen gegenüber dem Vorjahr um etwa 10 %. Im Berichtsjahr wurden 123 Infektionen (2,9
Fälle pro 100.000 Einwohner) übermittelt. Diese betrafen hauptsächlich Patienten im Alter zwischen 25 und 44 (7 Infektionen pro 100.000 der Altersgruppe). Bei 60 der insgesamt 74 Patienten dieser Altersgruppe handelte es sich um Männer.
26
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
2.23
Malaria
Die Malaria (Erreger Plasmodien) ist eine der bedeutendsten Infektionskrankheiten weltweit. Sie tritt in tropischen und subtropischen Regionen aller Kontinente (außer Australien) endemisch auf (Malariagürtel – siehe Abb. 24). Die 4 verschiedenen Plasmodien-Arten werden
durch Mücken übertragen. Die Erkrankung beginnt mit uncharakteristischen Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie
allgemeinem Krankheitsgefühl. Die Intensität der Manifestation einer
Plasmodien-Infektion hängt vom Grad der Immunität des Infizierten
ab. Nichtimmune sind somit am stärksten gefährdet, unter ihnen besonders Kleinkinder und ältere Menschen. Weltweit sterben jährlich
etwa 1,5 bis 2,7 Millionen Menschen an den Folgen der Malaria. Mehr
als 80 % der Todesfälle betreffen Säuglinge und Kleinkinder bis zum
5. Lebensjahr in Afrika südlich der Sahara. Nach Schätzungen der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) stirbt etwa alle 30 Sekunden ein
Kind an Malaria. Bisher gibt es keinen offiziell zugelassenen MalariaImpfstoff, es wird jedoch daran gearbeitet. So zeigten bisherige Testreihen in Mosambik und Tansania, dass der in Erprobung befindliche
Impfstoff sicher und effektiv bei wenigen Wochen alten Babys wirkt.
Jetzt wird im Großversuch getestet: 16.000 Kinder aus sieben afrikanischen Ländern sind daran beteiligt. Man hofft auf eine Zulassung im
Jahr 2014.
Tabelle 20:
Abb. 23: Plasmodium
falciparum
Malariaerkrankungen 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
13
0,3
633
0,8
2006
19
0,4
569
0,7
2007
8
0,2
542
0,7
2008
14
0,3
554
0,7
2009
8
0,2
526
0,6
2010
10
0,2
617
0,8
Laut dem Infektionsepidemiologischen Jahrbuch des RKI kamen im Jahr 2010 deutschlandweit
617 Erkrankungen (0,8 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner), darunter 2 Todesfälle, zur Meldung, was einem deutlichen Anstieg (um 17 %) gegenüber dem Vorjahr entsprach. In 596 Fällen lagen Angaben zur Erregerspezies vor: 83 % aller Infektionen waren durch Plasmodium falciparum, 8 % durch P. vivax und jeweils 3 bzw. 2 % P. malariae und P. ovale verursacht. Mischinfektionen hatten einen Anteil von 3 %. Der überwiegende Teil der Erkrankungen wurde, wie
auch schon in den vergangenen Jahren, in Afrika erworben.
Bei dem Erreger der Malaria (Plasmodium sp.) handelt es sich nach dem Infektionsschutzgesetz
um eine bundesweite Direktmeldung der Labore an das RKI. Leider wird, wie schon bei der
Echinokokkose erwähnt, in diesem Fall oft die Sächsische Meldeverordnung außer Acht gelassen, die besagt, dass in Sachsen diese Erkrankung namentlich an das zuständige Gesundheitsamt zu melden ist.
27
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Abb. 24: Die Verbreitung der Malaria weltweit („Malariagürtel“)
In Sachsen wurden insgesamt 10 Erkrankungen erfasst, was einer Inzidenz von 0,2 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner entsprach. Verursacht waren je 5 Fälle durch Plasmodium falciparum (Malaria tropica) und durch P. vivax (Malaria tertiana). Als Infektionsgebiete wurden Indien,
Nigeria, Kamerun, Ghana, Guyana und Tansania genannt. Todesfälle kamen nicht zur Meldung.
7 Erkrankte waren Deutsche, welche sich aus den verschiedensten Gründen (Urlaub, berufliche
Verpflichtungen) im Ausland aufhielten. Keiner der Patienten hatte die empfohlene Chemoprophylaxe durchgeführt. Es erkrankten ausschließlich Erwachsene.
Indie n
3
Guyana
1
Ghana
1
Nige ria
2
Kame run
2
Tans ania
1
Abb. 25: Malariaerkrankungen in Sachsen nach Infektionsgebieten 2010 (n = 10)
28
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
2.24
Masern
Die Masern-Erkrankung ist eine der ansteckendsten Krankheiten, die
nur beim Menschen vorkommt. Sie geht einher mit einem typischen
Ausschlag, Entzündung der oberen Atemwege und häufig schweren
Komplikationen (Mittelohr-, Lungen- und Gehirnentzündung). Das Masernvirus gehört zur Gruppe der Paramyxoviren. Das Virus wird durch
Tröpfcheninfektion beim Niesen, Husten und Sprechen oder beim direkten Kontakt mit Erkrankten übertragen. Die Masern sind weltweit in Gebieten mit unzureichenden Impfraten verbreitet. Das Ziel der WHO, Masern in der europäischen Region bis 2010 zu eliminieren, konnte bisher
aufgrund einer unzureichenden Herdimmunität nicht erreicht werden.
Tabelle 21:
Abb. 26: Masernvirus
Masernerkrankungen 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
16
0,40
780
1,0
2006
1
0,02
2.307
2,8
2007
1
0,02
566
0,7
2008
3*
0,07
916
1,1
2009
2
0,03
574
0,7
2010
4
0,10
780
1,0
* darunter 1 Impfmasern
Im Jahr 2010 wurden deutschlandweit 780 Masernerkrankungen gemeldet; das entsprach einem Anstieg von rund 36 % gegenüber den im Vorjahr übermittelten Fällen. Die bundesweite
Inzidenz lag bei 1,0 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Der Erkrankungsgipfel wurde in den
Monaten April bis Juni erreicht. Grund dafür waren verschiedene Ausbrüche z. B. in Berlin und
Brandenburg mit 62 Fällen sowie in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern.
Während in Deutschland und vor allem in anderen europäischen Ländern 2010 (wie auch schon
in den vergangenen Jahren) immer wieder Ausbrüche von Masernerkrankungen beobachtet
wurden, kamen im Freistaat Sachsen 4 Fälle zur Meldung, was einer Inzidenz von lediglich
0,1 Erkrankung pro 100.000 Einwohner entsprach. Dies ist sicherlich den im Vergleich besseren, wenn auch nicht optimalen Durchimpfungsraten im Freistaat, wie auch der konsequenten
Vorgehensweise der Gesundheitsämter beim Auftreten von Masernfällen (u. a. Ermittlungen von
Kontaktpersonen, Riegelungsimpfungen, Festlegung von Absonderungsmaßnahmen gemäß
den Sächsischen Empfehlungen zur Verhütung und Bekämpfung von Masern) zu verdanken.
] Ein 6-jähriger ungeimpfter Junge aus der Stadt Chemnitz erkrankte mit Fieber und Exanthem.
Im Rahmen eines ersten Arztbesuches wurde eine serologische Untersuchung veranlasst,
deren Ergebnis negativ verlief. Eine zweite Serologie bestätigte die Maserninfektion, die inzwischen zum klinischen Vollbild vorangeschritten war. Die Anamnese ergab, dass die Ansteckung etwa 10 Tage vorher in einer Kinderarztpraxis in der Stadt Chemnitz stattgefunden hatte. Der Indexfall, ein fast einjähriger Junge aus dem Stadtkreis Essen (Nordrhein-Westfalen),
der sich zu Besuch im Landkreis Zwickau aufhielt, war wegen einer Bronchitis (Prodromalstadium) zur Konsultation in o. g. Praxis und wurde vermutlich symptomatisch behandelt. Am
29
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
darauffolgenden Tag kam es bei dem Kind zu Fieber und einem Exanthem, so dass eine
Hospitalisierung erfolgte. Die Serologie ergab einen positiven Masern-AK-Nachweis.
Zwei weitere Fälle aus der Stadt Chemnitz betrafen einen 9 Monate alten, noch ungeimpften
Jungen, welcher sich zufällig am gleichen Tag wie der Indexfall in einer Kinderarztpraxis aufgehalten hatte sowie dessen 36-jährige ungeimpfte Mutter. Beide Infektionen wurden mittels
PCR bestätigt.
] Es wurde die Infektion eines 11-jährigen Jungen aus dem Landkreis Sächsische SchweizOsterzgebirge gemeldet. Dieser erkrankte mit grippalem Infekt; später zeigte sich ein
Exanthem. Der Patient war nicht geimpft, da seine Eltern die Impfung abgelehnt hatten. Die
Ermittlungen zur möglichen Infektionsquelle erbrachten keine konkreten Hinweise. Der Junge
hatte sich bis kurz vor Erkrankungsbeginn in Thüringen aufgehalten. Dort aufgetretene Erkrankungen waren nicht bekannt. In der Schule des Patienten, einer alternativen Einrichtung,
wurde eine Impfstatus-Überprüfung bei den Schülern durchgeführt.
2.25
Meningokokken, invasive Erkrankung
Verursacht werden diese Erkrankungen durch Neisseria meningitidis
(gramnegative Bakterien). Zurzeit sind 13 verschiedene Serogruppen
bekannt, wobei in Deutschland seit Jahren überwiegend die Serogruppen
B und C vorkommen. Meningokokken werden durch Tröpfcheninfektion
von Mensch zu Mensch übertragen. Untersuchungen zur Besiedlung der
Schleimhäute im Nasen-Rachen-Raum zeigten, dass je nach Altersgruppe bis zu 30 % der Bevölkerung Meningokokken auf der Schleimhautoberfläche tragen. Die Erkrankungen verlaufen in etwa der Hälfte der
Fälle als eitrige Meningitis. Bei etwa einem Viertel aller Erkrankungsfälle
ist der Verlauf durch eine Sepsis gekennzeichnet, die bei 10 bis 15 % der
Patienten als eine besonders schwere Form des septischen Schocks, als
Waterhouse-Friderichsen-Syndrom, auftreten kann, welches durch eine
sehr hohe Letalität gekennzeichnet ist.
Tabelle 22:
Abb. 27: Neisseria
meningitidis
Invasive Meningokokkenerkrankungen 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Jahr
E
Sachsen
Inzidenz
T
E
Deutschland
Inzidenz
T
2005
30
0,7
3
626
0,8
44
2006
34
0,8
2
555
0,7
53
2007
27
0,6
1
439
0,5
37
2008
20
0,5
4
452
0,5
44
2009
19
0,5
2
493
0,6
36
2010
23
0,5
2
385
0,5
31
2010 wurden bundesweit 385 Fälle (Inzidenz 0,5 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) an das
RKI gemeldet, welche die Referenzdefinition erfüllten. Dies waren 22 % weniger als im Vorjahr
2009. Somit wurde die niedrigste Inzidenz seit Einführung des IfSG im Jahr 2001 erreicht. Bei
fast 89 % der übermittelten Fälle lagen Angaben zur Serogruppe vor. Demnach sind Erreger der
Serogruppe B, für die noch keine Impfung verfügbar ist, für 69 % - also für die Mehrzahl - der
Erkrankungen verantwortlich. Dieser Anteil hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. Der
30
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Anteil der Serogruppe C ist mit 22 % ebenfalls leicht angestiegen (Vorjahr 21 %). Als krankheitsbedingt verstorben kamen bundesweit im Berichtsjahr 31 Fälle zur Übermittlung.
Im Freistaat Sachsen wurden 23 Meningokokkenerkrankungen, darunter 2 Todesfälle erfasst.
Dies entsprach einer Inzidenz von 0,5 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner, die somit exakt
dem bundesweit errechneten Wert entsprach.
Die meisten Fälle traten in der Altersgruppe der 15- bis unter 25-Jährigen (8) sowie bei den
Säuglingen (5) auf, also in den Altersgruppen, in denen generell höhere MeningokokkenErkrankungsraten beobachtet werden. Insgesamt erfolgte bis auf einen Fall ein Subtypisierung
(19-mal Serogruppe B, 2-mal Serogruppe Y und 1-mal Serogruppe C). Keiner der Patienten,
welche sich mit den impfpräventablen Serogruppen C bzw. Y infiziert hatten, war geimpft.
Im Zusammenhang mit allen Infektionen wurde nach vorliegenden Informationen bei rund 620
Kontaktpersonen eine medikamentöse Prophylaxe durchgeführt.
Laut Angaben zur klinischen Ausprägung der Infektion lag in 16 Fällen eine Meningitis, 6-mal
eine Sepsis und einmal ein Waterhouse-Friderichsen-Syndrom vor.
] Eine 75-Jährige aus dem Landkreis Görlitz erkrankte mit septischem Krankheitsbild und Petechien. Trotz intensivmedizinischer Betreuung verstarb die Patientin. Aus der Blutkultur gelang der Nachweis von Meningokokken der Serogruppe B. Im Umfeld der Frau wurde bei etwa 35 Personen eine Chemoprophylaxe durchgeführt.
] Ein 71-jähriger Mann aus dem Landkreis Görlitz erkrankte mit Fieber, Durchfall und Schüttelfrost. Da sich sein Zustand zusehends verschlechterte, wurde er hospitalisiert. Der Patient
verstarb noch am gleichen Tag unter septischem Krankheitsbild mit Multiorganversagen. Der
Nachweis von Neisseria meningitidis Serogruppe Y gelang aus der Blutkultur. Eine Chemoprophylaxe erhielten etwa 30 Personen aus seinem näheren Umfeld.
2.26
MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) - invasive Erkrankung
Staphylokokken sind unbewegliche, nicht sporenbildende grampositive
Kokken und als Besiedler der Haut sowie der Schleimhäute des MundRachenraums bei Menschen und Tier weit verbreitet. Als Infektionserreger
sind sie fakultativ pathogen. Die stärkste Pathopotenz besitzt
Staphylococcus aureus. Als vielfach antibiotikaresistenter Keim spielt dieser bei immunsuprimierten Patienten in bestimmten Einrichtungen (Seniorenheime, Krankenhäuser o. ä.) eine besondere Rolle. So kommt es bei
dieser Personengruppe häufig zu Wundheilungsstörungen oder auch septischen Krankheitsverläufen, welche unter Umständen zum Tode führen Abb. 28:
Staphylococcus aukönnen.
reus
Gemäß der Verordnung zur Anpassung der Meldepflicht nach §7 IfSG an die epidemiologische Lage ist der Nachweis von MRSA aus Blut oder Liquor seit dem 01.07.2009 meldepflichtig (Bundesgesetzblatt, Jahrgang 2009 Teil I Nr. 27, ausgegeben am 28. Mai 2009).
Ziele dieser Verordnung sind die Erfassung von schweren, lebensbedrohlichen MRSAInfektionen (Indikator für das Gesamtaufkommen an MRSA-Infektionen), die Beurteilung von
Trends, die Erfassung von Häufungen sowie die Evaluation von Interventionsmaßnahmen.
Laut dem Statistischen Jahrbuch des RKI wurden für das Jahr 2010 3.977 MRSA-Nachweise
gemeldet. Es ergab sich somit eine Inzidenz von 4,9 Fällen pro 100.000 Einwohner, wobei die
regionalen Inzidenzen der einzelnen Bundesländer (1,1 Infektionen pro 100.000 Einwohner im
31
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Saarland und 8,3 Infektionen pro 100.000 Einwohner in Berlin) eine große Schwankungsbreite
aufwiesen. Die Gründe hierfür sind bisher nicht eindeutig erklärbar.
In Sachsen wurden im Berichtsjahr 247 MRSA-Infektionen erfasst. Die durchschnittliche Inzidenz betrug 6 Infektionen pro 100.000 Einwohner, wobei die übermittelten Fälle territorial sehr
ungleichmäßig verteilt waren.
So wurden in zwei Landkreisen (Vogtlandkreis, Görlitz) Inzidenzen von < 2 Erkrankungen pro
100.000 Einwohner registriert und im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge der
10-fache Wert (> 19 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner). Dieser hohe Wert war dabei auf die
intensive Untersuchungsrate einer großen Rehabilitations-Klinik zurückzuführen (eine Weitermeldung an das Gesundheitsamt des Patientenwohnortes erfolgte in der Regel nicht).
Infektionen / 100.000 der Altersgruppe
Die Erkrankungsrate stieg mit zunehmendem Alter deutlich an. So lag das Durchschnittsalter bei
70 Jahren. Die jüngste Erkrankte war ein 4 Monate altes Mädchen und die älteste eine 97jährige Frau. Auffällig war der geschlechtsspezifische Unterschied; 63 % aller Betroffenen waren
Männer.
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
m
w
0 - 15
m
w
15 - 30
m
w
30 - 45
m
w
45 - 60
m
w
60 - 75
m
w
> 75
Altersgruppen
Abb. 29: Gliederung der MRSA nach Altergruppen
Die Ermittlungen von Angaben zum klinischen Bild gestalteten sich zum Teil schwierig, da sich
einige behandelnde Ärzte auf die Labormeldepflicht beriefen und somit ihrer Auskunftspflicht
nicht nachkommen wollten. Somit lagen nur für 84 % aller Fälle Informationen zum klinischen
Bild vor (z. T. Mehrfachnennungen).
Da im Berichtsjahr 2010 im Freistaat Sachsen lediglich ein Todesfall (76-jährige Frau aus dem
Landkreis Zwickau mit septischem Krankheitsbild) übermittelt wurde, kann von einer erheblichen
Untererfassung ausgegangen werden.
Verschiedene Studien belegen andere Werte, z. B. Letalität bei MRSA-Pneumonie und MRSASepsis jeweils knapp 17 %. Das RKI strebt diesbezüglich eine bundesweite intensivierte Surveillance an.
Wie aus der Abbildung 30 hervorgeht, wurde beim größten Teil der erkrankten Patienten Fieber
(54 %) als Hauptsymptom angegeben, bei weiteren 44 % lag ein septisches Krankheitsbild und
4-mal eine Endokarditis vor.
32
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
„
„
„
„
„
„
Fieber
Sepsis
Pneumonie
Endokarditis
andere Infektionen
keine Angaben
Abb. 30: Klinische Symptomatik der MRSA-Infektionen
Die MRSA-Nachweise wurden bis auf einen Fall (aus Liquor) aus der Blutkultur geführt.
2.27
Mumps
Mumps ist eine durch Tröpfcheninfektion übertragene Viruserkrankung, die
hauptsächlich bei Kindern vorkommt, aber auch Erwachsene betreffen kann.
Bei Mumps kommt es in erster Linie zu einer schmerzhaften Entzündung der
Ohrspeicheldrüsen, welche dann stark anschwellen. Im Kindesalter verläuft die
Erkrankung in der Regel harmlos und Komplikationen sind selten. Bei ungefähr
3 bis 15 % der Betroffenen entwickelt sich eine Meningitis. Wenn das Mumpsvirus die Hoden infiziert (Orchitis), kann es eine Zeugungsunfähigkeit verursachen. Zur Vorbeugung steht eine Impfung zur Verfügung. Sie bietet den einzigen sicheren Schutz gegen Mumps. Empfohlen wird diese als Kombinationsimpfung zusammen mit Masern und Röteln (MMR).
Tabelle 21:
Abb. 31:
Mumpsvirus
Mumpserkrankungen 2005 bis 2010 in Sachsen
Jahr
E
Inzidenz
2005
21
0,5
2006
17
0,4
2007
24
0,6
2008
19
0,5
2009
42
1,0
2010
31
0,7
Mumps ist laut Infektionsschutzgesetz nicht meldepflichtig, insofern kann leider keine Einschätzung über die epidemiologische Lage in ganz Deutschland erfolgen.
33
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Nachdem 2009 besonders hohe Erkrankungszahlen durch 3 Ausbrüche im Freistaat registriert
wurden, sanken diese im Berichtsjahr 2010 deutlich ab, bewegten sich jedoch noch immer auf
einem erhöhten Niveau. Der 5-Jahres-Mittelwert lag bei 25 Fällen.
Einen nicht unerheblichen Anteil daran hatte eine bis in den März andauernde Erkrankungshäufung in der Stadt Leipzig:
] Bereits Ende 2009 kam es in einer Kindertagesstätte zum gehäuften Auftreten von MumpsErkrankungen. Dieser Ausbruch setzte sich auch im neuen Jahr infolge zahlreicher sozialer
Kontakte weiter fort. So erkrankten 19 Kinder und 3 Erwachsene an der typischen Speicheldrüsenentzündung und mit leichtem bis mittlerem Fieber; ein 8-jähriger Junge musste wegen
einer Meningitis stationär behandelt werden (Mumpsvirus-RNA-Nachweis im Liquor mittels
PCR). Keiner der Patienten hatte jemals eine Impfung erhalten (Einrichtung mit alternativem
pädagogischem Konzept und hohem Anteil ungeimpfter Kinder und Betreuer). Die Durchsetzung antiepidemischer Maßnahmen (Besuchsverbot in Gemeinschaftseinrichtungen, Impfaufforderungen, serologische Testung) stieß aufgrund der schon seit längerem bekannten und
überwiegend milden Krankheitsverläufe zum Teil auf Unverständnis. Um eine weitere Verbreitung der Mumps-Infektionen zu verhindern, informierte und belehrte das zuständige Gesundheitsamt alle Kontaktpersonen (u. a. durch Elternbriefe).
2.28
Mycoplasma hominis-Infektion
Mycoplasma hominis (gramnegatives Bakterium) führt zu Entzündungen
des Urogenitaltraktes. Eine Übertragung des Erregers von der Mutter auf
ihr Kind ist unter der Geburt möglich. Beim Neugeborenen kann dies zu
schweren respiratorischen Erkrankungen bis hin zur Ausbildung einer
Sepsis führen.
Abb. 32:
Mycoplasma hominis
Für Deutschland stehen leider keine vergleichbaren Zahlen zur Verfügung, da diese Infektion
nach dem Infektionsschutzgesetz nicht meldepflichtig ist.
Tabelle 22:
Mycoplasma hominis-Infektionen 2005 bis 2010 in Sachsen
Jahr
Infektionen
Infektionen / 100.000 EW
2005
289
6,7
2006
542
12,6
2007
563
13,2
2008
490
11,5
2009
535
12,7
2010
565
13,5
In Sachsen besteht für Mycoplasma species gemäß § 2 Abs. 1 IfSGMeldeVO eine namentliche
Labormeldepflicht an das zuständige Gesundheitsamt.
34
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Insgesamt wurden im Berichtsjahr 565 Infektionen erfasst. Dies entsprach einer leichten Zunahme (+ 6 %) gegenüber 2009.
2.29
Norovirus-Infektion
Noroviren werden der Gruppe der Caliciviren zugeordnet. Sie kommen weltweit
vor und sind die Ursache für einen Großteil der virusbedingten Magen-DarmErkrankungen bei Kindern und Erwachsenen. Die Übertragung erfolgt meist fäkal-oral oder durch die orale Aufnahme virushaltiger Tröpfchen. Es kommt
dann in den meisten Fällen zu schwallartigem Erbrechen, teils auch mit Durchfall einhergehend. Ein gehäuftes Auftreten ist vor allem in den Wintermonaten
zu beobachten.
Abb. 33:
Norovirus
Im September 2009 wurden die bestehenden Übermittlungskriterien für Norovirus-Infektionen
geändert. Alle labordiagnostisch bestätigten Erkrankungen waren wie bisher als Einzelfälle zu
übermitteln. Die klinisch-epidemiologischen Fälle im Rahmen von Häufungen wurden in Form
einer aggregierten Meldung zusammengefasst. Dies sollte in Zeiten einer hohen Norovirusaktivität zu einer Entlastung der Mitarbeiter der Gesundheitsämter führen, da nun nicht mehr jeder Fall einzeln in das elektronische Meldesystem einzupflegen war.
Diese vom RKI initiierte Vorgehensweise wurde von den meisten Gesundheitsämtern Sachsens
gut angenommen.
Später zeigte sich jedoch, dass mit diesen Daten eine altersspezifische Auswertung nun nicht
mehr möglich war. Diese aggregierten Zahlen gingen deshalb nicht in die bundesweite Jahresstatistik ein; es wurden nur die labordiagnostisch-bestätigten Erkrankungen berücksichtigt. Auch
im Statistischen Jahrbuch des RKI findet sich kein Hinweis auf die Zahl der im Rahmen der aggregierten Meldungen im Berichtsjahr 2010 erfassten Infektionen.
Es kamen nach diesen Kriterien deutschlandweit 140.441 labordiagnostisch bestätigte Norovirus-Erkrankungen zur Meldung (172 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner). Dies entsprach gegenüber dem Berichtsjahr 2009 einem Anstieg um 27 %. Insgesamt kamen in ganz Deutschland
56 Todesfälle bedingt durch eine Norovirusinfektion zur Meldung.
Im Freistaat Sachsen wurde im Berichtsjahr 2010 die aggregierte Erfassung der Norovirusinfektionen bis zum Jahresende 2010 weitergeführt. Betrachtet man die Gesamtzahl, konnte kaum
eine Veränderung gegenüber 2009 registriert werden. Es kamen insgesamt 21.083 Erkrankungen und 43 Ausscheider zur Meldung. Dies bedeutete eine Inzidenz von 503 Erkrankungen pro
100.000 Einwohner (Vorjahr 502 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner).
Im Rahmen der aggregierten Meldung wurden im Freistaat Sachsen 7.490 klinischepidemiologische Fälle erfasst. Diese sind in der Gesamtzahl (21.083) enthalten.
Im Zusammenhang mit 471 Geschehen wurden im Freistaat Sachsen 9.895 Erkrankungen registriert. Betroffen waren dabei 196 Senioren- sowie Behindertenwohnheime und Einrichtungen
für betreutes Wohnen (5.227 E), 137 medizinische Einrichtungen (2.638 E) und 107 Kindereinrichtungen (1.801 E). 25 Geschehen betrafen Familien mit insgesamt 121 erkrankten Personen
und weitere 6 Häufungen mit 108 Betroffenen konnten keiner bestehenden Kategorie zugeordnet werden.
35
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
1800
1600
Erkrankungen
1400
1200
1000
800
600
400
200
0
1
14 27
40
1
14
2006
27 40 1 14 27 40
Kalenderw ochen
2007
1
2008
14
27
40
1
2009
14
27
40
2010
Abb. 34: Noroviruserkrankungen in Sachsen 2005 bis 2010 (2009 und 2010 mit aggregierten Daten)
Es wurden 3 norovirusbedingte Todesfälle registriert.
] Betroffen waren ein 82-jähriger Mann und eine 85-jährige Frau, die im Rahmen zweier verschiedener Norovirusgeschehen in Seniorenheimen erkrankten und kurz darauf verstarben.
] Weiterhin wurde ein 69-Jähriger erfasst, welcher mit gastroenteritischer Symptomatik erkrankte und 3 Tage später verstarb. Der Erregernachweis gelang aus Stuhl.
2.30
Paratyphus
Paratyphus wird durch Salmonella Paratyphi (Serovare A, B und C) verursacht. Das klinische
Bild ist dem des Typhus sehr ähnlich, verläuft meist jedoch etwas milder. Der Mensch scheidet
den Erreger mit dem Stuhl aus. Die Aufnahme erfolgt dann oral über verunreinigte Nahrungsmittel, Trinkwasser oder direkten Kontakt.
Tabelle 23:
Paratyphus 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
1
0,02
56
<0,1
2006
5
0,12
73
<0,1
2007
1
0,02
72
<0,1
2008
1
0,02
86
<0,1
2009
-
-
76
<0,1
2010
1
0,02
57
<0,1
36
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
In Deutschland kamen 57 Erkrankungen (0,07 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) zur Meldung. 79 % der Fälle wurden als importiert angesehen. Als häufigste Infektionsländer wurden
19-mal Indien und 14-mal die Türkei genannt. In 12 Fällen wurde Deutschland als Infektionsland
angegeben. Todesfälle wurden nicht registriert.
Auf den Freistaat Sachsen entfiel in diesem Jahr eine Erkrankung:
] Ein 36-Jähriger aus der Stadt Leipzig erkrankte Anfang April mit allgemeinem Unwohlsein,
Verstopfung und Fieber und musste stationär behandelt werden. Der Patient hatte sich von
November 2009 bis März 2010 in Indien aufgehalten. Die Blutuntersuchung im Tropeninstitut
Berlin erbrachte den Nachweis von Salmonella Paratyphi A.
2.31
Pertussis
Pertussis (Keuchhusten) ist eine akute bakterielle (Bordetella pertussis)
Infektionskrankheit der Atemwege. Die Betroffenen erkranken mit den typischen Hustenanfällen bis hin zum Erbrechen; bei Säuglingen können
unter Umständen auch lebensbedrohliche Atemstillstände auftreten. Infektionsquellen sind auch Infizierte, die (noch) keine Symptomatik aufweisen, den extrem infektiösen Erreger jedoch in sich tragen und über Tröpfcheninfektionen weitergeben. Weltweit geht man von ca. 51 Millionen
Abb. 35:
Pertussis-Fällen jährlich aus – es wird geschätzt, dass etwa 600.000 Bordetella pertussis
Menschen an den Folgen der Krankheit versterben. Besonders betroffen
sind vor allem die Entwicklungsländer. Aber auch in den Industriestaaten
nimmt die Erkrankungshäufigkeit wieder zu, da noch immer zu wenig
Gebrauch von der vorhandenen Schutzimpfung gemacht wird.
Tabelle 24:
Pertussis 2005 bis 2010 in Sachsen
Jahr
E
Inzidenz
2005
457
10,6
2006
512
11,9
2007
1.221
28,6
2008
909
21,4
2009
1.554
36,8
2010
796
19,0
Um der hohen Erkrankungsrate bei Erwachsenen, die zum Teil zwar in der Kindheit geimpft
wurden, jedoch nach vielen Jahren nicht mehr über einen Impfschutz verfügen, entgegenzuwirken, ist in Sachsen seit dem 01.01.2007 eine Pertussisimpfung der Erwachsenen, bei denen die
letzte Pertussisimpfung mehr als 10 Jahre zurückliegt, empfohlen. Bundesweit wurde durch die
STIKO ab Juli 2009 ebenfalls eine Immunisierung der Erwachsenen empfohlen, jedoch nur einmalig mit der nächsten fälligen Td-Impfung als Tdpa-Kombinationsimpfung.
Pertussis ist laut Infektionsschutzgesetz nicht meldepflichtig, insofern kann keine Einschätzung
über die epidemiologische Lage in ganz Deutschland erfolgen.
37
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Im Freistaat Sachsen wurden im Berichtsjahr 796 Pertussiserkrankungen (19 Erkrankungen pro
100.000 Einwohner) erfasst. Dies bedeutete einen deutlichen Rückgang (- 49 %) gegenüber
dem Jahr 2009.
Aus der Abbildung 36 ist der Verlauf der Erkrankungszahlen 2010 im Vergleich zum Vorjahr ersichtlich.
120
Erkrankungen
100
80
60
40
20
2009
2010
0
1
4
7 10 13 16 19 22 25 28 31 34 37 40 43 46 49 52
Kalenderw ochen
Abb. 36: Pertussiserkrankungen in Sachsen – Vergleich 2009/2010 nach Wochen
Aus der Abbildung 37 sind die Inzidenzen der sächsischen Land- und Stadtkreise im Jahr 2010
ersichtlich.
LK Nordsachsen
SK Leipzig
LK Leipzig
LK Meißen
LK Bautzen
LK Görlitz
SK Dres den
LK Mittels achs en
LK Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
SK Chemnitz
LK Zwickau
LK Erzgebirgskreis
LK Vogtlandkreis
Abb. 37: Pertussis-Inzidenzen 2010 nach Land- und Stadtkreisen
Vergleicht man die Neuerkrankungsraten der 3 Direktionsbezirke konnte festgestellt werden,
dass sich die Inzidenzen deutlich unterscheiden. Im DB Dresden wurde mit 530 Erkrankungen
38
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
die höchste Neuerkrankungsrate (33 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) erreicht. Somit
wurden im Dresdner Direktionsbezirk zwei Drittel aller im Jahr 2010 erfassten Pertussiserkrankungen registriert. Die meisten Infektionen entfielen auf die Stadt Dresden sowie den Landkreis
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
In den Direktionsbezirken Chemnitz und Leipzig bewegten sich die Neuerkrankungsraten auf
deutlich niedrigerem Niveau. Der DB Chemnitz erreichte eine Jahres-Inzidenz von 10 und der
DB Leipzig von 9 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner.
Ein hoher Prozentsatz der im Jahr 2010 aufgetretenen Infektionen konnte den gemeldeten Häufungen zugeordnet werden.
Auf den größten Ausbruch soll hier näher eingegangen werden:
] In einer Kindertagesstätte im Landkreis Sächsische Schweiz wurden insgesamt 19 Erkrankungen sowie 6 Erregernachweise ohne bestehende Symptomatik erfasst. Betroffen waren
21 Kinder, darunter auch Geschwisterkinder, die nicht diese Einrichtung besuchten sowie 4
Erwachsene. Das Besondere an diesem Ausbruch war, dass 10 erkrankte Patienten eine altersentsprechend vollständige Immunisierung nachweisen konnten.
Rund 80 % aller erkrankten Patienten hatten keinen Impfschutz. 130 Personen erkrankten trotz
vollständiger Immunisierung. Dies konnte in allen Altersgruppen beobachtet werden.
2.32
Pneumokokken, invasive Erkrankung
Infektionen durch Streptococcus pneumoniae gehören mit zu den schwersten Erkrankungen des Menschens und führen weltweit pro Jahr zu etwa
zwei Millionen Todesfällen. Von Infektionen durch dieses Bakterium sind
insbesondere Kinder in den ersten fünf Lebensjahren sowie ältere Menschen betroffen. Für ältere Menschen, sowie für Erwachsene und Kinder
mit Vorerkrankungen oder Abwehrschwäche können sie schlimmstenfalls
eine tödliche Bedrohung darstellen.
Tabelle 25:
Invasive Pneumokokkeninfektionen 2005 bis 2010 in Sachsen
Abb. 38:
Streptococcus
pneumoniae
Jahr
E
T
Inzidenz
2005
58
6
1,3
2006
60
5
1,4
2007
63
6
1,5
2008
72
11
1,7
2009
112
8
2,7
2010
120
2
2,9
Laut IfSG besteht für die Pneumokokken keine Meldpflicht, so dass ein deutschlandweiter Vergleich nicht möglich ist.
Wie aus Tabelle 25 zu entnehmen, haben die Infektionen in Sachsen während der vergangenen
6 Jahre kontinuierlich zugenommen.
39
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
2010 wurden in Sachsen insgesamt 120 invasive Erkrankungen (darunter 2 Todesfälle) durch
Pneumokokken erfasst. Dies entsprach einer Neuerkrankungsrate von 2,9 Erkrankungen pro
100.000 Einwohner und damit einem Anstieg der Erkrankungszahlen um 7 %.
Der sprunghafte Anstieg im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr ist größtenteils auf eine Änderung der Falldefinition zum 01.01.2009 (Erweiterung der klinischen Kategorien) zurückzuführen.
So bestimmte in 68 Fällen eine Pneumonie das Erkrankungsbild. 37-mal waren eine Sepsis, 20mal Meningitis und 12-mal Fieber als vorherrschendes klinisches Bild angegeben (Mehrfachnennung möglich). Zusätzlich wurden 3 Erregernachweise ohne Angaben zum klinischen Bild
gemeldet.
Einzig 4 Patienten (3 %) gaben eine Pneumokokkenimpfung vor 5 bis 2 Jahren an. Mit 2 erfassten Todesfällen lag die Mortalität bei 2,4 %.
] Aus dem Vogtlandkreis und aus der Stadt Dresden wurden 2 Pneumokokken-Erkrankungen
mit letalem Ausgang gemeldet. Dabei handelte es sich um eine 81-Jährige sowie einen 84jährigen Mann. Bei beiden zeigte sich eine Pneumonie, bei dem männlichen Patienten zusätzlich ein septisches Krankheitsbild. Die Betroffenen waren ungeimpft.
Der Großteil der Infektionen (n = 95) wurde in den Altersgruppen ab 45 Jahre verzeichnet. Die
Altersgruppen der Säuglinge sowie der Kinder zwischen 1 und 5 Jahren zählten jeweils 4 Fälle.
Bei den 5 bis unter 15-Jährigen wurde lediglich eine Infektion registriert. In der Altersgruppe der
unter 15- bis unter 25-Jährigen traten 3 Erkrankungen auf.
2.33
Q-Fieber
Q-Fieber ist eine fast weltweit vorkommende Zoonose, welche durch das
Bakterium Coxiella burnetii verursacht wird. Die Übertragung vom Tier auf
den Menschen erfolgt in der Regel auf dem Luftweg über die erregerbelasteten getrockneten Ausscheidungen infizierter Haus- und Nutztiere sowie über
die durch infektiösen Zeckenkot belastete Schafschur. Gefährdet sind insbesondere Personen, die engen Umgang mit Tieren haben, z. B. Schlachthauspersonal, Tierfellverarbeiter, Tierhalter und veterinärmedizinisches Personal.
In Abortmaterial und Geburtsprodukten infizierter Tiere werden massiv Coxiellen gefunden. Infizierte Tiere scheiden den Erreger auch über Milch, Urin
und Kot aus. Ebenso besteht eine Gefährdung für Laborpersonal. Q-FieberKleinraumepidemien treten vor allem in ländlichen Gebieten auf.
Tab. 26:
Abb. 39: Coxiella
burnetii
Q-Fieber 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
1
0,02
416
0,5
2006
-
-
204
0,3
2007
1
0,02
83
0,1
2008
4
0,09
370
0,5
2009
-
-
191
0,2
2010
-
-
360
0,4
40
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Bundesweit wurden 360 Q-Fieber-Erkrankungen (0,4 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) registriert. Im Vergleich zum Vorjahr wurden etwa doppelt so viele Infektionen wie 2009 (191) erfasst. Diese hohen Zahlen begründeten sich in verschiedenen über das Jahr erfassten Häufungen (z. B. in Baden-Württemberg: 169 Erkrankungen sowie in Hessen / Nordrhein-Westfalen: 51
Erkrankungen).
In Sachsen kam 2010 lediglich eine symptomlose Infektion zur Meldung:
] Bei einer 27-jährigen Tierärztin wurde mittels PCR eine Q-Fieber-Infektion diagnostiziert. Ein
klinisches Bild lag nicht vor. Die Patientin gab an, in letzter Zeit beim Ablammen im Landkreis
Wittenberg (Sachsen-Anhalt) geholfen zu haben. Das zuständige Veterinäramt wurde informiert; Untersuchungsergebnisse blieben unbekannt.
2.34
Rotavirus-Infektion
Rotaviren sind die häufigste Ursache für schwere DurchfallErkrankungen bei Säuglingen und Kindern. Fast alle ungeimpften Kinder erkranken bis zu einem Alter von fünf Jahren an einer RotavirusInfektion. Die Viren werden mit dem Stuhl ausgeschieden und durch
Schmierinfektion übertragen. Hauptsaison sind die Wintermonate.
Tabelle 27:
Deutschland
Rotavirus-Erkrankungen 2005 bis 2010 in Sachsen und Abb. 40: Rotavirus
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
8.980
207,8
54.300
65,9
2006
10.273
239,1
67.027
81,4
2007
9.354
218,9
59.393
72,2
2008
11.296
265,8
77.532
94,5
2009
8.016
189,9
62.223
76,1
2010
5.331
127,0
54.052
66,1
Im gesamten Bundesgebiet wurden im Berichtsjahr 54.052 Rotaviruserkrankungen erfasst (Vorjahr: 62.223). Die Zahl der Erkrankungen nahm demzufolge gegenüber dem Vorjahr um 13 %
ab. Es wurden 13 bestätigte Todesfälle übermittelt; darunter zwei 1-jährige Kinder.
Die Sächsische Impfkommission (SIKO) hat ab Januar 2008 ihre öffentlichen Impfempfehlungen
um die Rotavirus-Schluckimpfung für alle Säuglinge im ersten Lebenshalbjahr erweitert. Durch
eine rechtzeitige Impfung können schwere Rotavirus-Gastroenteritiden bei Säuglingen und
Kleinkindern vermieden werden. Geimpft werden kann ab der vollendeten 6. bis zur vollendeten
26. Lebenswoche.
In Sachsen kamen mit 5.331 Erkrankungen sowie 17 symptomlosen Ausscheidern (127 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) im Berichtsjahr etwa 34 % weniger Rotaviruserkrankungen zur
Meldung als 2009 (190 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner). Ob es sich dabei um erste Aus-
41
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
wirkungen der Impfempfehlung handelte oder um die üblichen jährlichen Schwankungen wird
die Entwicklung der Erkrankungszahlen der nächsten Jahre zeigen.
Die Rotaviruserkrankungen folgten auch im Jahr 2010 dem saisonal üblichen Verlauf. Die wöchentliche Inzidenz stieg von Beginn des Jahres kontinuierlich an und erreichte in den Monaten
März bis Mai ihren Höhepunkt mit 4 bis 5 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner.
Hauptsächlich betroffen waren die Altersgruppen der Säuglinge und Kleinkinder unter 5 Jahre.
Im Berichtsjahr wurden in Sachsen 36 durch Rotaviren bedingte Erkrankungshäufungen gemeldet, bei denen 510 Personen betroffen waren. Die meisten Infektionen (n = 340) wurden aus 23
Kindereinrichtungen gemeldet, gefolgt von 9 Seniorenheimen mit 163 erkrankten Personen.
Es wurden 3 bestätigte Todesfälle im Zusammenhang mit Rotavirus-Infektionen übermittelt:
] Zu zwei Todesfällen im Zusammenhang mit einer Rotavirushäufung kam es in einem Seniorenheim der Stadt Chemnitz. Betroffen waren eine 79-jährige Frau sowie ein 88-jähriger
Mann. Bei beiden konnte die Infektion mittels Antigennachweis bestätigt werden. In der genannten Einrichtung erkrankten innerhalb von 9 Tagen 25 Personen mit gastrointestinaler
Symptomatik.
] Eine 85-Jährige verstarb 5 Tage nach Erkrankungsbeginn an einer Exsikkose durch Rotaviren (Antigennachweis im Stuhl).
2.35
Salmonellen-Infektion
Salmonellen sind stäbchenförmige Bakterien. Weltweit sind derzeit etwa
2.200 Serovare bekannt. Die durch eine Salmonellen-Infektion verursachten Symptome sind vielfältig; meist dominieren Bauchschmerzen,
Durchfall, Fieber und Erbrechen. Die Krankheitszeichen können leicht,
unter Umständen aber auch sehr heftig ausgeprägt sein. Bei Säuglingen und Kleinkindern, Schwangeren, alten oder kranken Menschen sowie immunsupprimierten Personen kann eine Salmonelleninfektion unter Umständen zu einem schweren Krankheitsverlauf bis hin zum Tod
führen.
Tabelle 28:
Abb. 41: Salmonelle
Salmonellenerkrankungen 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
3.880
89,8
52.284
63,4
2006
3.608
84,0
52.609
63,9
2007
3.290
77,0
55.415
67,4
2008
3.174
74,7
42.924
52,3
2009
2.146
50,9
31.409
38,4
2010
1.954
46,6
25.307
30,9
Deutschlandweit wurden im Berichtsjahr 25.307 Salmonellen-Erkrankungen (31 Erkrankungen
pro 100.000 Einwohner) registriert, die der Referenzdefinition des RKI entsprachen. Dies stellte,
42
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
wie auch schon in den vergangenen Jahren, einen deutlichen Rückgang (- 19 %) zum Vorjahr
dar. Es wurden 26 Todesfälle im Zusammenhang mit einer Salmonellen-Infektion erfasst.
In 96 % der Meldungen wurde mindestens ein Infektionsland angegeben. Bei 92 % der Nennungen wurde Deutschland aufgeführt. Die anderen Nennungen entfielen laut RKI auf die typischen Urlaubsländer wie die Türkei und Ägypten (1 %), Spanien, Tunesien und Thailand (jeweils rund 0,5 %).
Mit 1.954 Erkrankungen und 95 Ausscheidern setzte sich der rückläufige Trend auch im Freistaat Sachsen fort. Es wurde ein Neuerkrankungshäufigkeit von 47 Erkrankungen pro 100.000
Einwohner errechnet. Diese lag um 9 % niedriger als die von 2009 (51 Erkrankungen pro
100.000 Einwohner).
Es kam ein Todesfall im Zusammenhang mit einem salmonellenbedingten Ausbruch zur Meldung:
] Ein 78-jähriger Bewohner eines Seniorenheimes erkrankte mit akuter schwerer gastroenteritischen Symptomatik und verstarb trotz intensivmedizinischer Behandlung. Stuhluntersuchungen erbrachten den Nachweis von S. Enteritidis. In der Folge wurden 2 weitere Erkrankungsfälle (ebenfalls S. Enteritidis) unter Mitbewohnern bekannt. Die eingeleiteten Ermittlungen ergaben einen Ausscheider unter dem Personal, welcher in der (kalten) Küche mit der Essenzubereitung und -ausgabe betraut war sowie Reinigungsarbeiten in der Einrichtung ausführte.
Weiterhin wurde ein Ausscheider in dem Bäckereibetrieb eruiert, der das Seniorenheim mit
Backwaren belieferte. Die Lysotypbestimmung erbrachte bei allen 6 „Positiven“ den identischen Lysotyp 14b/n.c. Die Untersuchungen von Wurst- und Bäckereiwaren sowie Cremespeisen, die im betreffenden Zeitraum verzehrt wurden, verliefen mit negativen Ergebnissen.
90
Erkrankungen pro 100.000 Einwohner
80
70
60
54 %
52 %
48 %
50
32 %
32 %
40
30
28 %
31 %
35 %
42 %
41 %
20
10
S. Enteritidis
18 %
16 %
18 %
26 %
27 %
S. Typhimurium
sonstige Erreger
0
2006
2007
2008
2009
2010
Abb. 42: Verteilung der häufigsten Salmonellen-Serovare in Sachsen 2006 bis 2010
Bezug nehmend auf die im Jahr 2010 erfassten Salmonella-Serovare konnte der Serovar S.
Typhimurium seine führende Stellung mit einem Anteil von rund 41 % behaupten. An zweiter
Stelle lagen die Infektionen durch S. Enteritidis mit etwa 32 %. An dritter Stelle lag (wie auch
schon in den Vorjahren) mit rund 70 Infektionen der Serotyp S. Infantis (3,5 %). Die Anteile aller
weiteren Salmonella-Serovare lagen unter 1 %. Insgesamt wurden 54 unterschiedliche Serotypen erfasst. In weiteren rund 200 Fällen wurde bis zur Serogruppe B und bei etwa 70 Infektionen bis zur Serogruppe C typisiert.
43
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Insgesamt wurden 14 zumeist kleinere salmonellenbedingte Erkrankungshäufungen erfasst. Mit
70 Erkrankungen sowie 16 Ausscheidern wurden deutlich weniger Fälle registriert als im Vorjahr
(2009 = 116 Erkrankungen und 36 Ausscheider), was einem Anteil von rund 4 % am Gesamtvorkommen der Salmonelleninfektionen entsprach (2009 = 7 %).
Die Geschehen waren 12-mal durch S. Enteritidis und je einmal durch Salmonellen der Gruppe C bzw. D1 verursacht. Lediglich ein Geschehen konnte ursächlich aufgeklärt werden.
Auf den größten salmonellenbedingten Ausbruch im Jahr 2010 soll hier näher eingegangen
werden:
] Nach einer Konfirmationsfeier mit insgesamt 52 Gästen erkrankten 26 mit gastrointestinaler
Symptomatik. Die eingeleiteten Stuhluntersuchungen erbrachten bei 24 Personen den Nachweis von S. Enteritidis (darunter 5 Ausscheider). Ursache war der Verzehr einer Zitronencremespeise mit Roheizusatz. Hergestellt wurde diese von einer Person mit privater Hühnerhaltung, welche als symptomloser Keimträger identifiziert werden konnte. Die Untersuchung
von weiteren Eiern aus diesem Bestand erbrachte ebenfalls den Nachweis von S. Enteritidis.
Eine Lysotypbestimmung wurde eingeleitet; in einer Stuhlprobe sowie einer Probe Eierschalen der Lysotyp 8/7 bestimmt.
Auf die durch S. Typhi und S. Paratyphi verursachten Erkrankungsbilder wird unter Paratyphus
(2.30) und Typhus (2.42) separat eingegangen.
2.36
Shigellose
Die Shigellenruhr, oder auch Bakterienruhr genannt, ist eine durch gramnegative Bakterien verursachte Infektionskrankheit, die hauptsächlich den
Dickdarm betrifft. Sie äußert sich in plötzlichem Fieber, Erbrechen (teilweise
blutigen) Durchfällen, schmerzhaftem Stuhlgang und Gliederschmerzen.
Die Shigellenruhr wird durch verunreinigte Lebensmittel oder Wasser übertragen. Da die Infektionsdosis sehr niedrig ist (bereits weniger als 200 Bakterien können eine Erkrankung auslösen), können Shigellen leicht von Abb. 43: Shigella
Mensch zu Mensch übertragen werden.
Tabelle 29:
Shigellenruhr, Erkrankungen 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
124
2,9
1.168
1,4
2006
85
2,0
814
1,0
2007
81
1,9
869
1,1
2008
41
1,0
575
0,7
2009
51
1,2
617
0,8
2010
54
1,3
731
0,9
2010 kamen in Deutschland 731 Erkrankungen zur Meldung, was wiederum einem leichten Anstieg um 18 % im Vergleich zum Vorjahr (617) entsprach; die Neuerkrankungsrate lag somit bei
0,9 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Es kam kein Shigellose-Fall als krankheitsbedingt
verstorben zur Meldung.
44
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Auf Sachsen entfielen 54 Ruhrerkrankungen. Die Inzidenz betrug 1,3 Erkrankungen pro 100.000
Einwohner und lag somit in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. 43 Erkrankungen waren bedingt durch S. sonnei, 9 Erkrankungen durch S. flexneri und eine durch S. dysenteriae. In einem
weiteren Fall erfolgte keine Serotypenbestimmung. Als Infektionsquelle konnte in 2/3 aller Fälle
ein Auslandsaufenthalt angenommen werden. Die am häufigsten genannten Infektionsländer
waren Ägypten, Tunesien und die Türkei.
Bei den 18 in Deutschland erworbenen Fällen gelang es nur z. T. die Ursache zur eruieren: 7
familiäre sowie 2 sexuell bedingte Sekundärinfektionen und je 1-mal Verzehr von Muscheln sowie berufliche Exposition im Labor.
2.37
Infektion durch Streptokokken der Gruppe B (GBS)
Streptococcus agalactiae gehört zur Gruppe B der Streptokokken und ist der Hauptverursacher
einer bakteriellen Sepsis, Pneumonie und Meningitis bei Neugeborenen sowie des Kindbettfiebers. Diese Bakterien gelten zwar nicht als „typische" Erreger einer Geschlechtskrankheit, sie
können aber beim Sexualkontakt weitergegeben werden. Die Trägerrate liegt zwischen 10 und
30 %. Die Infektionssymptomatik bei Neugeborenen kann in den ersten 5 Lebenstagen („earlyonset“) oder erst nach einer Latenzzeit von sieben Tagen oder länger („late-onset“) auftreten.
Wegen der Bedeutung als Verursacher schwerer Neugeboreneninfektionen wird bei Schwangeren eine Vorsorgeuntersuchung auf GBS gegen Ende der Schwangerschaft (35. bis 37. SSW)
empfohlen. Wurde bei der Schwangeren GBS nachgewiesen, erfolgt unter der Geburt eine prophylaktische Antibiotikabehandlung der Mutter.
Tabelle 30:
Streptokokken der Gruppe B-Infektionen 2005 bis 2010 in Sachsen
Jahr
Infektionen
Infektionen / 100.000 EW
2005
1.163
27,1
2006
1.270
29,6
2007
1.824
42,7
2008
1.752
41,2
2009
1.711
40,5
2010
1.887
45,0
Diese Infektion ist nach dem Infektionsschutzgesetz nicht meldepflichtig, daher stehen für
Deutschland keine vergleichbaren Zahlen zur Verfügung.
In Sachsen besteht gemäß § 2 IfSGMeldeVO eine Labormeldepflicht für den direkten Nachweis
von Gruppe B-Streptokokken bei Schwangeren und Neugeborenen.
Im Berichtsjahr 2010 kamen insgesamt 1.887 Erregernachweise bei 1.865 Schwangeren und
22 Neugeborenen zur Meldung. Dies sind 10 % mehr Infektionen als 2009.
Die Dunkelziffer ist mit Sicherheit noch weitaus höher. Da es sich beim sogenannten „Schwangeren-Screening auf GBS“ um eine individuelle Gesundheitsleistung handelt, das heißt, die Kosten dieser Untersuchung werden unter Umständen nicht von der gesetzlichen Krankenkasse
übernommen, nehmen viele Schwangere diese Vorsorgemaßnahme nicht in Anspruch.
Der Anteil der Neugeborenen betrug 1,2 % (Vorjahr: 1,4 %).
In einem Fall manifestierte sich die Infektion zu einer „early-onset“-Erkrankung des Kindes:
45
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
] Einen Tag nach seiner Geburt erkrankte ein weiblicher Säugling mit Krampfanfällen und Hirnblutung. Die eingeleitete Blutuntersuchung erbrachte den Nachweis von Streptococcus agalactiae. Es konnte nicht geklärt werden, ob die GBS-Infektion der Mutter während der
Schwangerschaft bekannt war.
2.38
Tetanus
Der Wundstarrkrampf (Tetanus) ist eine exogene, infektiöse Intoxikation,
die durch hochwirksame Exotoxine von Clostridium tetani verursacht
wird. Diese Toxine werden von der Eintrittsstelle (meist verschmutzte
Wunden) aus in den Körper transportiert. Nach einer Inkubationszeit von
3 bis 21 Tagen tritt meist zunächst eine Spastik der Gesichtsmuskulatur
mit Tonuserhöhung der Kaumuskulatur auf, wodurch ein bestimmter Gesichtsausdruck (Risus sardonicus) entsteht und der Mund nicht mehr
geöffnet werden kann („Kieferklemme“). Als drittes typisches Symptom
kommt im Verlauf eine Überstreckung des gesamten Körpers (Opisthotonus) hinzu. Der Tod tritt vor allem durch eine periphere Atemlähmung
oder kardiovaskuläre Komplikationen ein.
Abb. 44:
Clostridium tetani
Eine Aufstellung aller in Deutschland erfassten Fälle existiert auf Grund der fehlenden Meldepflicht nicht.
Im Freistaat Sachsen kam erstmals seit 2006 wieder eine Erkrankung zur Meldung:
] Eine 63-jährige Frau aus dem Vogtlandkreis wurde Mitte Oktober im septischen Schock, mit
Schluckbeschwerden und Kieferklemme hospitalisiert. Die Verdachtsdiagnose Tetanus konnte durch den Nachweis des Tetanustoxins im Serum bestätigt werden. Sichtbare Verletzungen wies die Patientin nicht auf, lediglich eine gut verheilte Wunde als Folge einer KnieArthroskopie im September konnte festgestellt werden. Die Impfanamnese ergab 3 TdImpfungen den Jahren 1994 bis 1996 sowie 2 Td-Impfungen im Abstand von 4 Wochen 2001.
Als begleitende Therapiemaßnahme wurde Tetanus-Immunglobulin verabreicht.
2.39
Trichinellose
Die Trichinellose wird durch Fadenwürmer (Nematoden) der Spezies Trichinella hervorgerufen. Der Mensch infiziert sich durch den Verzehr von
nicht ausreichend gegartem Fleisch, insbesondere von Wildschwein oder
Schwein. Die mit der Nahrung aufgenommenen Larven werden im Darm
freigesetzt und wandern bevorzugt in Muskelzellen, wo sie sich verkapseln. Die Infektion geht häufig zunächst mit Bauchbeschwerden, später
mit Muskelschmerzen und Schwellungen im Augenbereich einher. Durch
die regelmäßig durchgeführte Fleischbeschau ist diese Erkrankung in
Deutschland mittlerweile sehr selten.
Abb. 45: Trichinella
Bundesweit wurden dem RKI im Berichtsjahr 3 Fälle von Trichinellose gemeldet, darunter eine
im Ausland (Bulgarien) erworbene Infektion
Im Freistaat Sachsen wurde, wie schon im Vorjahr, eine Erkrankung registriert:
] Ein 51-Jähriger erkrankte mit Durchfall und Muskelschmerzen. Die Infektion wurde serologisch bestätigt. Konkrete Hinweise auf die mögliche Infektionsquelle ließen sich nicht ermitteln; der Patient gab den gelegentlichen Verzehr von Hackfleisch an.
46
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
2.40
Tuberkulose
Die Erkrankung wird durch Erreger des Mycobacterium tuberculosisKomplexes hervorgerufen. Die Übertragung erfolgt in der Regel von
Mensch zu Mensch als Tröpfcheninfektion. Bei einem hohen Prozentsatz der Infizierten bleibt die Infektion symptomlos. Die Krankheit bricht
oft dann aus, wenn das Immunsystem der Betroffenen z. B. aufgrund
von Mangelernährung oder in Folge anderer Erkrankungen geschwächt
ist. Sie äußert sich mit unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit,
Schwäche, Appetitlosigkeit, leichtem Fieber und Gewichtsabnahme. In
Abhängigkeit von den betroffenen Organen ist eine vielfältige Symptomatik möglich, wobei sich ca. 4/5 aller Tuberkulosen in der Lunge manifestieren. Unbehandelt geht die Tuberkulose mit einem langen und
schweren Verlauf einher. Die frühzeitige Erkennung infektiöser Personen sowie eine schnell eingeleitete und konsequent durchgeführte Therapie (über mindestens sechs Monate) sind deshalb besonders wichtig,
um bestehende Infektketten zu unterbrechen.
Tabelle 31:
Abb. 46:
Mycobacterium
tuberculosis
Tuberkulose 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
E
Jahr
E
Inzidenz
2005
220
5,1
6.057
7,3
2006
202
4,7
5.404
6,6
2007
177
4,1
5.027
6,1
2008
181
4,3
4.526
5,5
2009
196
4,6
4.432
5,4
2010
158
3,8
4.302
5,3
2010 kamen in Deutschland 4.302 Erkrankungen zur Meldung (5,3 Erkrankungen pro
100.000 Einwohner). Gegenüber dem Vorjahr (5,4 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) war
eine leichte Abnahme der Inzidenz um 3 % zu verzeichnen. Damit setzte sich auch 2010 der
rückläufige Trend der vergangenen Jahre weiter fort.
Mit einem Anteil von 79 %, zu denen entsprechende Angaben vorlagen, trat die Tuberkulose in
erster Linie als Lungentuberkulose auf, während sich rund 21 % ausschließlich extrapulmonal
manifestierten. Hierbei waren bei rund 11 % die Lymphknoten betroffen. Unter den Lungentuberkulosen betrug der Anteil der offenen Form 76 %.
Insgesamt wurden 119 Fälle erfasst, bei denen die Krankheit tödlich verlief, darunter ein
2-jähriges, in Deutschland geborenes Mädchen.
Zur Meldung kamen in Sachsen 158 Erkrankungen, was einer Neuerkrankungsrate von 3,8 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner entsprach. Diese Anzahl bedeutete eine Abnahme von
19 % gegenüber dem Vorjahr und lag unter dem 5-Jahres-Mittelwert (195 Fälle). Bei der Betrachtung der hauptsächlich betroffenen Organe dominierte die Lunge mit einem Anteil von
76 %, gefolgt von den Lymphknoten mit rund 6 %. In mindestens 5 Fällen handelte es sich um
eine disseminierte Tuberkulose (3 oder mehr betroffene Organsysteme).
47
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
59 Infektionen (37 %) betrafen ausländische Bürger bzw. Aussiedler. Insgesamt kamen 5 tuberkulosebedingte Todesfälle zur Meldung:
] Betroffen waren ausschließlich männliche Patienten im Alter zwischen 51 und 82 Jahren. Bei
allen Patienten wurde eine Beteiligung der Atmungsorgane angegeben. Die Infektion eines
51-Jährigen wurde erst im Rahmen einer Obduktion festgestellt.
Erkrankungen pro 100.000 der Altersgruppe
Die territoriale Verteilung zeigt deutlich, dass die Inzidenz in allen Stadtkreisen (5,9 bis 6,2 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) wie auch schon in den Vorjahren beobachtet, über dem
sachsenweiten Durchschnitt lag. Ähnlich hohe Werte wurden im Landkreis Meißen (5,5) und im
Erzgebirgskreis (4,6) erreicht.
18
16
14
12
10
8
6
4
2
weiblich
>= 65
60 - < 65
55 - < 60
50 - < 55
45 - < 50
40 - < 45
35 - < 40
30 - < 35
25 - < 30
20 - < 25
15 - < 20
unter 15
0
männlich
Abb. 47: Tuberkulose nach Altersgruppen und Geschlecht in Sachsen 2010
Die höchste Inzidenz konnte erneut in der Altersgruppe der über 65-Jährigen beobachtet werden. Hier wurde eine altersspezifische Inzidenz von 7,1 Erkrankungen pro 100.000 der Altersgruppe erreicht. Das Erkrankungsrisiko der in Deutschland geborenen Bevölkerung nimmt ab
dem 65. Lebensjahr stark zu. Begründet werden kann dies auch mit den im Alter verringerten
Abwehrkräften. Verbunden mit der Wahrscheinlichkeit, an einer oder auch an mehreren anderen
Erkrankungen zu leiden, begünstigt das den Ausbruch oder die Reaktivierung der Tuberkulose.
Männer erkrankten deutlich häufiger als Frauen: rund zwei Drittel der betroffenen Patienten waren männlich.
Eine ähnliche Geschlechtsverteilung war auch bei den im Ausland geborenen Erkrankten ersichtlich. Allerdings liegt hier der Altersdurchschnitt mit 36 Jahren deutlich unter dem der in
Deutschland Geborenen (55 Jahre).
Auch 2010 kamen in Sachsen 3 Tuberkulosen bei Kindern zur Meldung. Betroffen waren 2
deutsche Mädchen im Kleinkindalter sowie eine 13-Jährige aus Afghanistan, bei der die Infektion anlässlich ihrer Einreiseuntersuchung diagnostiziert wurde.
48
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
2.41
Tularämie
Die Tularämie, auch Hasenpest genannt, wird durch das Bakterium Francisella tularensis hervorgerufen. Eine Infektion erfolgt durch Haut- oder
Schleimhautkontakt mit infektiösem Tiermaterial, durch Verzehr von nicht
ausreichend erhitztem, kontaminierten Fleisch (Hasen), anderen Lebensmitteln bzw. durch Aufnahme von belastetem Wasser. Möglich sind auch
die Aufnahme des Erregers über Inhalation von infektiösem Staub und der
Kontakt mit kontaminierten blutsaugenden Insekten. Auch als Laborinfektion spielt die Tularämie eine Rolle. Die Infektion sollte rechtzeitig erkannt
und antibiotisch behandelt werden, da die Sterblichkeit über 30 % betragen Abb. 48:
F. tularensis
kann.
Tabelle 32:
Tularämie 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
-
-
15
0,02
2006
-
-
1
<0,01
2007
-
-
20
0,02
2008
2
0,05
15
0,02
2009
-
-
10
0,01
2010
5
0,1
31
0,04
In den letzten 5 Jahren wurden bundesweit durchschnittlich (mit Ausnahme des Jahres 2006)
zwischen 10 und 20 Erkrankungen gemeldet, wobei von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen
werden muss, da Seroprävalenzstudien eine Durchseuchung von 2 % belegen.
Im Berichtsjahr 2010 war eine deutliche Zunahme von Tularämieerkrankungen zu beobachten.
Es kamen 31 Erkrankungen zur Meldung, was einer Neuerkrankungsrate von 0,04 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner entsprach. Über Todesfälle wurde nicht berichtet.
Auf den Freistaat Sachsen entfielen 5 Erkrankungen.
] Ein 33-jähriger Tierarzt aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wurde bereits
im Sommer 2009 wegen Mattigkeit, Fieber, Kopfschmerzen sowie einer hühnereigroßen
Lymphknotenschwellung im Achselbereich stationär behandelt. Erst im Januar 2010 belegte
eine serologische Untersuchung, dass es sich bei der Symptomatik um die glanduläre Tularämie (Lymphknotenschwellung ohne Hautgeschwür) gehandelt hatte. Eine genaue Infektionsursache ließ sich im Nachhinein nicht mehr ermitteln, da neben der beruflichen Exposition
auch die eigene Hasenhaltung in Betracht kommen könnte.
] Ein 8-jähriges Mädchen aus dem Landkreis Görlitz erkrankte mit Fieber und einer Lymphknotenschwellung in der rechten Achselhöhle. Im Blut wurden Antikörper (deutlich erhöht) gegen
Francisella tularensis nachgewiesen. Die Patientin lebt in ländlicher Umgebung. Eine Infektionsquelle konnte nicht eruiert werden.
3 Fälle wurden verschiedenen Territorien des Landkreises Mittelsachsen zugeordnet:
49
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
] Eine 40-Jährige hatte sich besuchsweise in Ungarn aufgehalten und war dort von einem Insekt im Bereich der Augenbraue gestochen worden. An der Einstichstelle bildete sich eine
Entzündung, welche sich zu einem Hautgeschwür entwickelte. Dieses wurde operativ entfernt. Im Folgenden klagte die Patientin über eine Konjunktivitis sowie Lymphknotenschwellungen. Die Infektion konnte serologisch bestätigt werden. Nach dem klinischen Bild handelte
es sich hier um die ulzero- und oculoglanduläre Form der Tularämie.
] Ein 68-Jähriger erkrankte mit einem Hals-Lymphknoten-Abszess. Mittels PCR wurde aus einem Wundabstrich vom Abszess F. tularensis nachgewiesen und auch serologisch konnte die
Diagnose gesichert werden. Ein Kontakt zu Hasen oder ein Insektenstich war dem Patienten
nicht erinnerlich, jedoch hielt er sich als Hundebesitzer oft im Wald auf.
] Einer 48-jährigen Frau, welche sich mit Schwellungen der Hals-Lymphknoten in ärztliche Behandlung begab, musste ein vereiterter Lymphknoten operativ entfernt werden. Die Infektion
wurde serologisch bestätigt. Im Wohngebiet der Patientin wurden Beobachtungen über dort
lebende Wildhasen gemacht.
2.42
Typhus
Typhus ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch Salmonella
Typhi ausgelöst wird. Nach einer Inkubationszeit von mehreren Tagen
beginnt die Erkrankung mit Kopfschmerzen, Mattigkeit, konstant hohem
Fieber (über Wochen möglich), grau-gelb belegter Zunge, stark beeinträchtigtem Allgemeinbefinden, langsamem Puls und Exanthem. Die Diagnose wird über den Erregernachweis gesichert. 2 bis 5 % der Patienten
scheiden den Erreger auf Dauer aus (Keimreservoir ist oft die Gallenblase). Der Erreger schadet dem Wirt nicht, benutzt ihn aber als Plattform für
seine Vermehrung. Eine genaue Kontrolle und Behandlung der Typhuspatienten bis zur endgültigen Ausheilung sind sehr wichtig. Heute wird ein
erheblicher Teil der gemeldeten Erkrankungen nur noch durch Reisen ins
Ausland erworben bzw. betrifft nach Deutschland eingereiste Ausländer.
Tabelle 33:
Abb. 49: S. Typhi
Typhus 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
2
0,05
80
0,1
2006
3
0,07
76
0,09
2007
4
0,09
59
0,07
2008
-
-
69
0,08
2009
2
0,05
65
0,08
2010
1
0,02
71
0,09
Es wurden bundesweit 71 Erkrankungen (0,09 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) erfasst.
Etwa 89 % dieser Infektionen wurden vermutlich importiert. Wie auch schon in den letzten Jahren war hierbei Indien der am häufigsten genannte Infektionsort (32-mal). Über Todesfälle wurde nicht berichtet.
50
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Auf den Freistaat Sachsen entfielen in diesem Jahr eine Erkrankung sowie ein symptomloser
Ausscheider.
] Ein 30-Jähriger, welcher sich seit August 2009 auf Weltreise („Rucksacktourist“) befand, kehrte im August 2010 nach Leipzig zurück. Seit Mitte Juli litt er unter Unwohlsein, Fieber und
Durchfall. Aus Stuhl wurde S. Typhi nachgewiesen. Der Patient hielt sich zuletzt in Indien auf;
eine Typhusprophylaxe hatte er nicht durchgeführt.
] Bei einem 63-jährigen Kasachen wurde wegen einer bestehenden Gallenerkrankung eine
Stuhlprobe veranlasst, welche den Nachweis von S. Typhi erbrachte. Da der 2001 nach
Deutschland (Stadt Leipzig) eingereiste Mann keine typische Typhus-Symptomatik aufwies,
kann angenommen werden, dass es sich in diesem Fall um einen bisher unerkannten Dauerausscheider handelt.
2.43
Virushepatitis
Die Virushepatitis ist eine Infektion mit überwiegender Entzündung der Leber, welche durch die
Hepatitisviren A bis E hervorgerufen wird. Die einzelnen Hepatitisformen zeigen im akuten Stadium eine ähnliche Symptomatik (Übelkeit, Fieber, Oberbauchbeschwerden, Ikterus). Unterschiede bestehen in der Wahrscheinlichkeit der Ausbildung von chronischen Verlaufsformen
(Hepatitis B und C) und in der unterschiedlichen Übertragungsweise.
2.43.1
Virushepatitis A
Hervorgerufen wird diese Form der Virushepatitis durch das Hepatitisvirus A, das zu den kleinen RNA-Viren (picorna-viridae von pico =
klein) zählt. Die Erkrankung verläuft meist akut (Leberentzündung mit
Gelbsucht = Ikterus). Die Übertragung erfolgt fäkal-oral. Das Virus
wird mit dem Stuhl ausgeschieden, direkt von Mensch zu Mensch
übertragen oder über die Nahrung (verunreinigtes Trinkwasser oder
andere kontaminierte Lebensmittel) aufgenommen. Die Inkubationszeit liegt zwischen 2 und 7 (meist um die 4) Wochen. In Ländern mit Abb. 50: Hepatitis A-Virus
niedrigem Hygienestandard ist die Durchseuchung relativ hoch. Eine
Schutzimpfung gegen die Erkrankung steht zur Verfügung.
Tabelle 34:
Virushepatitis A 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
28
0,7
1.218
1,5
2006
28
0,7
1.229
1,5
2007
28
0,7
939
1,1
2008
38
0,9
1.073
1,3
2009
22
0,5
928
1,1
2010
8
0,2
788
1,0
51
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Deutschlandweit setzte sich der seit Jahren anhaltende rückläufige Trend mit 788 Erkrankungen
(1,0 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) fort. So kamen 15 % weniger Fälle zur Meldung als
im Vorjahr (928 Erkrankungen - 1,1 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner). Es wurde ein Todesfall registriert (männlich, 55 Jahre alt).
Nach dem Infektionsepidemiologischen Jahresbericht des RKI entfielen von den 906 Nennungen zum Infektionsland 64 % auf Deutschland. Insgesamt wurden bei 69 % der Fälle europäische Länder (einschließlich Deutschland), bei 18 % asiatische, bei 10 % afrikanische und bei
2 % amerikanische Länder angegeben.
Im Vergleich zum Vorjahr sank die Neuerkrankungsrate im Freistaat Sachsen gegenüber 2009
auf 0,2 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Absolut waren das lediglich 8 Erkrankungen sowie ein Labornachweis bei einer asymptomatischen Person. Bei den Infizierten handelte es sich
um ein Kleinkind, 5 Erwachsene im berufstätigen Alter und 3 Senioren. Die Ermittlungen zu den
Infektionsquellen ergaben bei 5 Personen Auslandsaufenthalte. Todesfälle wurden nicht erfasst.
Die Sächsische Impfkommission empfiehlt die Hepatitis A-Impfung für alle Kinder, Jugendlichen
und Erwachsenen. Falls die Patienten bisher ebenfalls keine Hepatitis B-Impfung erhalten haben, sollten vorzugsweise Kombinationsimpfstoffe (HAV/HBV) verwendet werden.
2.43.2
Virushepatitis B
Die Hepatitis B ist eine Erkrankung, die vorwiegend sexuell und
durch Blut und Körperflüssigkeiten übertragen wird. Die Inkubationszeit beträgt bei der Virushepatitis B ca. 2 bis 6 Monate. In den
meisten Fällen heilt die Erkrankung aus, jedoch können 5 bis 10 %
(bei Kleinkindern deutlich mehr) in chronische Verlaufsformen übergehen. Nach Angaben der WHO haben weltweit etwa 2 Milliarden
Menschen eine HBV-Infektion durchgemacht und 5 bis 7 Prozent
der Weltbevölkerung (etwa 300 bis 420 Millionen Menschen) sind
chronisch mit dem Hepatitis B-Virus infiziert. Es gibt eine wirksame
Schutzimpfung.
Tabelle 35:
Abb. 51: Hepatitis B-Virus
Virushepatitis B 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Jahr
E
Sachsen
Inzidenz
asympt. Inf.
E
Deutschland
Inzidenz
2005
47
1,1
219
1.237
1,5
2006
60
1,4
184
1.185
1,4
2007
60
1,4
209
1.002
1,2
2008
47
1,1
189
820
1,0
2009
68
1,6
183
754
0,9
2010
40
1,0
203
767
0,9
Bundesweit kamen 767 akute Erkrankungen beim RKI zur Meldung, die der Referenzdefinition
entsprachen. Bei weiteren 1.076 Fallmeldungen war entweder das klinische Bild einer akuten
Hepatitis nicht erfüllt oder es lagen hierzu keine Angaben vor. Die Inzidenzen variierten unter
den Bundesländern zwischen 0,4 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner in Niedersachsen und
52
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
2,0 in Berlin. Die Inzidenz lag bei Männern mit 1,3 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner deutlich höher als bei Frauen (0,6 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner).
Wie in der Tabelle 35 dargestellt, kamen in Sachsen 40 Erkrankungen (1,0 Erkrankungen pro
100.000 Einwohner) zur Meldung, was einem deutlichen Rückgang der Inzidenz gegenüber
dem Vorjahr entsprach.
Während die chronischen Virushepatitis B-Infektionen bundesweit keine Beachtung finden, werden diese in Sachsen erfasst, soweit es sich um Erstmeldungen handelt. 2010 kamen auf diesem Weg 12 Erkrankungen sowie 81 Fälle ohne bestehendes oder bekanntes klinisches Bild
zur Meldung. Diese sind in den Gesamtzahlen der Jahresstatistik enthalten.
Es wurden im Berichtszeitraum 2 Todesfälle registriert:
] Eine 73-jährige nach Chemotherapie vorbelastete Frau aus dem Landkreis Mittelsachsen
verstarb im Leberkoma. Eine ursächliche Infektionsquelle konnte nicht eruiert werden. Der
zweite Fall betraf einen 58-jährigen Mann aus der Stadt Chemnitz, welcher an den Folgen einer Leberzirrhose bei bestehender labordiagnostisch gesicherter Virushepatitis B und Virushepatitis C verstarb. Zu diesem Fall lagen keine weiteren Angaben vor.
Die Anzahl der asymptomatischen Infektionen lag mit 203 Meldungen in etwa auf dem Niveau
von 2009 (183 Carrier gemeldet).
Die Impfung gegen Hepatitis B ist in Deutschland Standardimpfung für Säuglinge und Kinder
seit Oktober 1995, in Sachsen auch für alle seronegativen Erwachsenen seit 1998 empfohlen.
In Sachsen empfiehlt die SIKO die Hepatitis B-Impfung für alle Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die bisher noch keine Hepatitis B-Impfung erhalten haben. Vorzugsweise sollten hier
Kombinationsimpfstoffe (HAV/HBV) verwendet werden.
2.43.3
Virushepatitis C
Die Hepatitis C ist eine durch Hepatitis C-Viren ausgelöste Leberentzündung, ähnlich der Virushepatitis B, die meist über Blut bzw. Blutprodukte
von infizierten Personen, intravenösen Drogengebrauch und Geschlechtsverkehr mit infizierten Personen übertragen wird. Bei einer nicht
unerheblichen Zahl der Fälle lässt sich jedoch der Übertragungsweg nicht
eindeutig abklären. Die Inkubationszeit kann zwischen 2 bis teilweise sogar 26 Wochen liegen. In etwa 70 % der Fälle nimmt die Infektion einen
chronischen Verlauf. Dieser führt mit einer Wahrscheinlichkeit von ca.
20 % innerhalb von 20 Jahren zu einer Leberzirrhose, gleichzeitig ist das
Risiko für die Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms erhöht. Ein Abb. 52: Hepatitis CVirus
Impfstoff gegen Hepatitis C ist noch nicht verfügbar.
Die Referenzdefinition basiert auf Fallmeldungen mit erstmaligem Labornachweis einer HCVInfektion, unabhängig vom klinischen Bild oder der Verlaufsform. Die so angepasste Referenzdefinition bedingt, dass auch Fälle berücksichtigt werden, bei denen das klinische Bild nicht erfüllt ist oder keine Informationen hierzu vorliegen. Die Beschreibung der Daten aus den Vorjahren, etwa zum Vergleich mit aktuellen Daten, erfolgte auf der Basis der aktuellen Referenzdefinition.
53
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Tabelle 36:
Virushepatitis C 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Jahr
E
2005
28
2006
Sachsen
Inzidenz
Deutschland
Inzidenz
asympt. Inf.
asympt. Inf.
E
0,7
293
2.426
2,9
5.937
21
0,5
267
2.184
2,6
5.377
2007
25
0,6
286
2.004
2,4
4.854
2008
24
0,6
299
1.776
2,2
4.419
2009
34
0,8
227
1.640
2,0
3.826
2010
43
1,0
235
1.715
2,2
3.568
So wurden bundesweit im Berichtsjahr 5.283 Labornachweise von erstdiagnostizierter Virushepatitis C erfasst, darunter handelte es sich bei 3.568 um asymptomatische Infektionen bzw. um
Infektionen mit unbekanntem klinischen Bild. Seit 2005 kann (trotz eines leichten Anstieges bei
den Neuerkrankungen) insgesamt von einem rückläufigen Trend gesprochen werden.
Im Berichtsjahr wurden sachsenweit 278 Labornachweise von erstdiagnostizierter Virushepatitis
C erfasst, bei denen es sich in 235 Fällen um asymptomatische Infektionen bzw. um Infektionen
mit unbekanntem klinischen Bild handelte (entsprach in etwa der Zahl des Vorjahres).
Die Zahl der gemeldeten Infektionen mit bekanntem klinischen Bild stieg gegenüber dem Vorjahr um 26 % an. Es kamen 43 Fälle, darunter 3 mit Todesfolge zur Meldung. Die Ermittlungen
zu den möglichen Infektionsquellen ergaben 11-mal den intravenösen Gebrauch von Drogen, je
2-mal einen operativen Eingriff bzw. medizinische Injektionen im Ausland sowie 3-mal eine Bluttransfusion. In jeweils einem Fall gingen Tätowierungen bzw. Piercings voraus. Eine Person gab
Geschlechtsverkehr mit einem Virushepatitis C-Träger an (bei den Hinweisen zu den Infektionsquellen waren Mehrfachnennungen möglich). Einige Patienten konnten keine Hinweise zu möglichen Infektionsquellen geben.
] An einer Virushepatitis C verstarben zwei männliche Patienten im Alter von 58 und 79 Jahren
sowie eine 78-jährige Frau bei jeweils bestehender Leberzirrhose. Mögliche Infektionsquellen
konnten nicht eruiert werden.
Bei den VHC-Nachweisen, bei denen das klinische Bild nicht erfüllt war oder keine Informationen hierzu vorlagen, konnte ebenfalls ein leichter Anstieg verzeichnet werden.
2.43.4
Virushepatitis D
Das Hepatitis D-Virus benötigt zur Infektion die Hülle des Hepatitis B-Virus. Hepatitis D tritt somit stets zusammen mit Hepatitis B auf und führt in 70 bis 90 % der Fälle zu schweren chronischen Verläufen. Die Übertragung erfolgt meist durch Blut oder Blutprodukte. Die Infektion mit
diesem Virus ist in Deutschland selten und zumeist auf Risikogruppen (Ausländer, Drogenkonsumenten) beschränkt.
Im Bundesgebiet wurden 10 Erkrankungen erfasst. Zusätzlich kamen 22 labordiagnostisch bestätigte Fälle ohne (sowie unbekanntes) klinisches Bild zur Meldung.
Im Jahr 2010 wurde in Sachsen lediglich 3 labordiagnostische Nachweise ohne bestehendes
klinisches Bild bei Männern im Alter zwischen 33 und 49 Jahren registriert.
54
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
2.43.5
Virushepatitis E
Diese Erkrankung tritt, ähnlich der Virushepatitis A, als akut verlaufende
Leberentzündung auf, welche ausheilt und keinen chronischen Verlauf
nimmt. Die Inkubationszeit liegt zwischen 2 und 9 Wochen. Die Infektion
kann insbesondere bei Schwangeren im 3. Trimenon gefährlich werden.
Die Erkrankung kann hier fulminant verlaufen und Todesfälle sind nicht selten. Als Hauptverbreitungsgebiete gelten die Länder Südost- und Zentralasiens, der Nahe Osten, Nord- und Westafrika sowie Mittelamerika (Mexiko). In den letzten Jahren wurde in Deutschland ein endemisches Auftreten
als lebensmittelbedingte Zoonose beobachtet. Ein wirksamer Impfstoff wird
derzeit in Studien erprobt.
Tabelle 37:
Abb. 53:
Hepatitis E-Virus
Virushepatitis E 2005 bis 2010 in Sachsen und Deutschland
Sachsen
Deutschland
Inzidenz
Jahr
E
Inzidenz
E
2005
2
0,04
54
0,06
2006
6
0,1
51
0,06
2007
10
0,2
73
0,08
2008
17
0,4
104
0,1
2009
13
0,3
109
0,1
2010
12
0,3
221
0,3
Bundesweit wurde in den letzten Jahren ein kontinuierliches Ansteigen der Fallzahlen beobachtet. Die Gründe für den Anstieg sind bisher nicht bekannt. Es wird vermutet, dass das Diagnoseverhalten eine Rolle spielt, jedoch ist auch eine tatsächliche Zunahme der Infektionen wahrscheinlich. Dafür spricht, dass der Anstieg der Fallzahlen fast nur bei den in Deutschland erworbenen Infektionen zu sehen ist und die Zahl der im Ausland erworbenen Fälle relativ konstant
bleibt. International und auch in Deutschland verdichten sich die Hinweise, wonach die Hepatitis E eine klassische Zoonose sein könnte, die man durch den Verzehr von nicht durchgegartem
Schweinefleisch, insbesondere Wildschweinfleisch und Innereien erwerben kann.
Laut dem Infektionsepidemiologischen Jahrbuch des RKI wurden bundesweit insgesamt
221 Hepatitis E-Erkrankungen (0,3 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) übermittelt. Somit
wurden doppelt so viele Infektionen registriert wie im Vorjahr 2009. Bei weiteren 31 Fällen handelte es sich um labordiagnostische Nachweise ohne bzw. mit unbekanntem klinischen Bild.
Todesfälle wurden nicht registriert.
Im Freistaat kamen 12 Erkrankungen und ein labordiagnostischer Nachweis ohne bestehendes
klinisches Bild zur Meldung. In Sachsen blieb somit die Neuerkrankungsrate auf Vorjahresniveau. In 2 Fällen konnte ein Auslandsaufenthalt als mögliche Infektionsquelle eruiert werden.
Eine 53-Jährige hatte sich im fraglichen Zeitraum in den USA aufgehalten. Bei einem 67Jährigen könnte eine Norwegen-Reise, während der der Verzehr von Muscheln angegeben
wurde, als Infektionsquelle in Betracht gezogen werden. Alle anderen Erkrankungen wurden mit
höchster Wahrscheinlichkeit in Deutschland erworben.
Todesfälle an Virushepatitis E kamen im Berichtsjahr 2010 nicht zur Meldung.
55
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
2.44
Windpocken
Windpocken – verursacht durch das Varizella-Zoster-Virus, sind eine
meist mild verlaufende exanthematische Erkrankung, die hauptsächlich im Kindesalter auftritt. Dabei können Komplikationen auch bei
sonst gesunden Kindern vorkommen. Bei den bisher seltenen Erkrankungen im Jugendlichen- und Erwachsenenalter sind insbesondere
immungeschwächte Personen durch schwere und teilweise lebensbedrohliche Verläufe gefährdet, dies betrifft auch alle Neugeborenen,
deren Mütter sich wenige Tage vor bis nach der Geburt infiziert haben. Bei Infektion in der Schwangerschaft kann das fetale Varizellensyndrom mit Fehlbildungen oder letalem Ausgang (Abort) auftreten.
Abb. 54:
Varizella Zoster-Virus
Laut IfSG besteht für die Windpocken keine Meldpflicht, so dass ein deutschlandweiter Vergleich nicht möglich ist.
Tabelle 38:
Windpocken-Erkrankungen 2005 bis 2010 im Freistaat Sachsen
Jahr
E / T.
Inzidenz
2005
2.779
64,3
2006
1.702
39,6
2007
1.208
28,3
2008
1.514 / 1
35,6
2009
1.004
23,8
2010
638
15,2
In Sachsen ist eine Impfung für alle ungeimpften Kinder und Jugendlichen mit negativer Varizellenanamnese und alle empfänglichen Erwachsenen als Nachholeimpfung empfohlen.
Seit dem 01.01.2010 gibt es eine Impfempfehlung der Sächsischen Impfkommission gegen
Herpes zoster für Personen ab 50 Jahre, um die Reaktivierung der Windpocken - die Gürtelrose, zu verhindern. Leider steht der entsprechende Impfstoff derzeit in Deutschland nicht zur
Verfügung.
Im Freistaat kamen 638 Erkrankungen zur Meldung. Mit einer Inzidenz von 15,2 Erkrankungen
pro 100.000 Einwohner wurde der bisher niedrigste Wert der letzten 10 Jahre erreicht (2001 28,7 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner).
Es ist zu hoffen, dass es sich hierbei um eine dauerhafte Reduzierung der Neuerkrankungen infolge der steigenden Impfrate handelt.
56
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
2.45
Zytomegalie
Die Erkrankung wird durch das Humane Cytomegalievirus (CMV), welches
zur Familie der Herpesviren gehört, ausgelöst. Bei rund 99 % aller Infizierten
verläuft die Erstinfektion symptomlos oder nur mit leichten Krankheitszeichen.
Das Virus bleibt nach der Infektion lebenslang im Körper und kann nach der
Erkrankung noch wochenlang über Urin und Speichel ausgeschieden werden.
Abb. 55:
Zytomegalievirus
Nach dem IfSG ist die Zytomegalievirus-Infektion nicht meldepflichtig. Somit können für
Deutschland keine Aussagen getroffen werden.
In Sachsen sind die Erkrankung, der Tod an angeborener Zytomegalie sowie jeder CMVErregernachweis, sofern dieser auf eine akute Infektion hinweist, meldepflichtig. Auf dieser
Grundlage kamen im Berichtsjahr 48 Nachweise zur Übermittlung.
2.45.1
Konnatale Zytomegalie
Das humane Zytomegalievirus stellt sich in der Schwangerschaft als besonders gefährlich dar
und kann für das ungeborene Kind lebensgefährlich sein. Kommt es während des ersten oder
zweiten Drittels der Schwangerschaft zu einer Infektion, so kann diese zu Fehlbildungen beim
Kind führen. Rund 0,3 bis 1 % aller Schwangeren infizieren sich mit dem Virus und bei 40 % von
diesen wird die Infektion auf das ungeborene Kind übertragen.
Im Freistaat Sachsen wurden 3 Fälle einer konnatalen Zytomegalievirus-Infektion registriert:
] Bei einem männlichen Neugeborenen (termingerechte Geburt) wurde mittels PCR aus Urin
eine Zytomegalievirus-Infektion diagnostiziert. Bereits während der Schwangerschaft war bei
einer Ultraschalluntersuchung ein „auffälliger Gehirnbefund“ des Ungeborenen erhoben worden. Bei der Kindesmutter wurde im 2. Trimenon eine CMV-Primärinfektion diagnostiziert.
Weitere Schädigungen des Kindes waren nicht festgestellt worden; eine engmaschige Kontrolle des Kindes wurde jedoch angeordnet.
] Bei einem weiblichen Frühgeborenen (37. SSW) wurde aufgrund des positiven Befundes der
Mutter während der Schwangerschaft eine entsprechende Diagnostik veranlasst. Mittels PCR
konnte die Infektion nun auch beim Kind bestätigt werden. Klinisch war das Mädchen unauffällig.
] Eine Zwillingsschwangerschaft wurde in der 34. Schwangerschaftswoche mittels Kaiserschnitt
beendet. Bei einem der beiden Kinder wurden einige Wochen später zystische Ventrikelerweiterungen im Gehirn festgestellt. Die Untersuchungen von Serum sowie Urin erbrachten den
Nachweis einer Zytomegalievirus-Infektion. Mittels PCR wurden aus Muttermilch der Kindsmutter ebenfalls Zytomegalieviren nachgewiesen. Das andere (Zwillings)Kind blieb klinisch
unauffällig; eine eingeleitete Diagnostik verlief hier mit negativen Ergebnissen.
57
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
3
Weiteres von infektionsepidemiologischer Bedeutung
3.1
Infektion mit Streptococcus salivarius
In einer Augenarztpraxis kam es nach 18 ambulant durchgeführten Katarakt-Operationen
(‚Grauer Star’), die alle am selben Tag stattfanden, bei 11 Patienten zu einer postoperativen
Entzündung des Auges. Zur Eindämmung der Infektion mussten bei allen betroffenen Patienten
eine Vitrektomie (Entfernung des Glaskörpers) und eine Antibiotikagabe durchgeführt werden.
Dieser Eingriff erfolgte in 3 Fällen stationär. Augenabstriche erbrachten den Nachweis von
Streptococcus salivarius.
Das Gesundheitsamt und die Landesuntersuchungsanstalt wurden informiert. Diese führten Befragungen in der Praxis durch, entnahmen Proben der Spülflüssigkeit und Abstriche des NasenRachen-Raumes beim Personal. In der Spülflüssigkeit konnte der Erreger nicht nachgewiesen
werden; die Untersuchungen beim Personal ergaben in 6 Fällen den Nachweis des Erregers.
Das Praxis-Management wurde nicht beanstandet. Die Einsendung von Materialstämmen der
Patienten und des Personals an das Nationale Referenzzentrum sollte über mögliche epidemiologische Zusammenhänge Aufschluss geben. Leider erfolgte keine Rückmeldung.
3.2
Impfen
Bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten nehmen die Schutzimpfungen neben der Verbesserung der sozialen und hygienischen Lebensbedingungen einen hohen Stellenwert ein. Sie
zählen zu den effektivsten, sichersten und kostengünstigsten Präventivmaßnahmen der modernen Medizin.
Infektionskrankheiten stellten in der Vergangenheit die häufigste Todesursache dar. Die Influenza-Pandemie von 1918/19 forderte weltweit 40 Millionen Todesopfer.
Um 1900 verstarben in Deutschland allein an Keuchhusten, Diphtherie und Scharlach jährlich
noch etwa 65.000 Kinder.
Groß angelegte Impfprogramme führten weltweit zum Rückgang zahlreicher bedrohlicher übertragbarer Krankheiten. Die Ausrottung der Pocken 1980 und die weitgehende Eliminierung der
Poliomyelitis (Kinderlähmung) sind dabei die besten Beispiele für die Effektivität von Impfungen.
Grundlage der Impfprogramme bildet u. a. die ständige Erhebung zuverlässiger Daten über die
Entwicklung der Infektionskrankheiten (z. B. Neuerkrankungsraten, Seroprävalenz, Durchimmunisierungsraten). Der Rückgang der Erkrankungshäufigkeiten im Zusammenhang mit der Einführung von Impfungen und mit dem Anstieg von Durchimpfungsraten belegt die Effektivität von
Impfprogrammen.
Durch das seit dem 01.01.2001 geltende Infektionsschutzgesetz (IfSG) konnten bestehende Datenlücken hinsichtlich der Erhebung des Vorkommens impfpräventabler Erkrankungen und der
Umsetzung von Impfprogrammen zum Teil geschlossen werden.
Sachsen hat, wie einige andere Bundesländer auch, von der Möglichkeit Gebrauch gemacht,
mit Länderverordnungen die Meldepflicht um bestimmte (impfpräventable) Krankheiten zu erweitern (z. B. Mumps, Pertussis, Röteln).
Im Freistaat Sachsen wurde durch das Sächsische Sozial- und Verbraucherschutzministerium
ein eigenes Beratergremium zu Impffragen berufen - die Sächsische Impfkommission (SIKO).
Durch diese werden Impfempfehlungen für Sachsen formuliert; die Entwicklungen im Impfschutz
und bei Impfstoffen beobachtet und diskutiert und die Veröffentlichungen von Expertengremien
58
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
verfolgt. Durch die Sächsische Impfkommission werden Ärzte und Gesundheitsämter zu Impffragen beraten und maßgeblich Aufgaben bei deren diesbezüglicher Aus-, Weiter- und Fortbildung übernommen.
Die SIKO tritt für die Schaffung von Rechtssicherheit bei Impfungen sowie für die Dokumentation von Impfungen ein.
Mit der zum 01.01.2010 gültig gewordenen Impfempfehlung für Sachsen ging die Sächsische
Impfkommission wie schon des Öfteren in der Vergangenheit über die bundesweiten Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) hinaus und empfiehlt die jährliche Influenzaimpfung für alle Menschen im Alter über 6 Monate sowie die Herpes zoster-Impfung für Personen ab dem vollendeten 50. Lebensjahr.
59
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
3.2.1
Impfkalender
7.
3.
4.
Ge- Wo1
1
burt
1 Mon. Mon.
che
Impfstoff
5.
1
Mon.
6.
13.
24.
1
1
1
Mon. Mon. Mon.
,6
Hepatitis B 3
6
u. Hepatitis A
(HBV/HAV)
HBV 1 / HBV 2
Diphtherie,
Tetanus,
2, 3, 4
Pertussis
1.
2.
DTPa DTPa
Haemophilus
influenzae
2, 3
Typ b
1. Hib
Polio (IPV)
(trivalent)
2, 3
1. IPV
3
3
6.
1
Lbj.
3.
DTPa
4. DTPa
2. Hib
3. Hib
2. IPV
3. IPV
HAV / HBV
5.
DTPa
od.
4
Tdpa
Masern,
Mumps,
Röteln (MMR)
1. MMR
2. MMR
Varizellen
5
(VZV)
1. VZV
2. VZV
8
Rotaviren
Tdpa
4.
IPV
IPV
8
alle 6
Jahre
9
Rotaviren
Humane Papillomaviren
(HPV)
HPV
Herpes
zoster
Herpes zoster
1
Zeitangabendefinition: Es bedeuten z. B.: 3. Monat = ab 3. Mon. = vollendeter 2. Monat; 7. Woche = ab 7. Woche = vollendete 6.
Woche; 6. Lbj. = ab 5. Geburtstag
2
Abstände zwischen den Impfungen 1-3 bzw. 1 und 2 mindestens 4 Wochen, zwischen der 3. und 4. bzw. 2. und 3. Impfung zur
Vervollständigung der Grundimmunisierung mindestens 6 Monate
3
bei Antigenkombinationen, die eine Pertussiskomponente enthalten, sind 3 Injektionen im Säuglingsalter erforderlich
4
ab 6. Lbj. Fachinformation zu den Impfstoffen wegen Altersbegrenzung hinsichtlich reduzierten Di-Toxoid-Gehalts beachten
5
alle ungeimpften Kinder/Jugendlichen mit negativer Varizellenanamnese und alle empfänglichen Erwachsenen als Nachholeimpfung
6
ab 2. Lbj. Kombinationsimpfung HAV/HBV empfohlen, falls Grundimmunisierung gegen HBV nicht im Säuglingsalter begonnen
wurde; wenn ja, dann Hepatitis A monovalent impfen.
7
Im 1. Lbj. 2 Injektionen (Herstellerangaben beachten), ab 2. Lbj. 1 Injektion. Bei Impfung im Säuglingsalter wird eine Boosterung
ab 2. Lebensjahr empfohlen.
8
ab vollendetem 6. Lebensmonat
9
Die Standardimpfung wird bis zum 24. Lebensmonat entsprechend dem jeweiligen Immunisierungsschema mit Konjugatimpfstoff
empfohlen, bei Kindern nach dem 24. Lebensmonat sind nur Indikationsimpfungen empfohlen.
10
orale Impfung mit 2 oder 3 Dosen (Herstellerangaben beachten), Simultanimpfung siehe E 1, Seite 7 und 12 (Fußnote******)
Abb. 56:
üb.
60 J.
6
Tdpa
jährlich
Pneumokokken
10
üb.
50 J.
Meningokokken (Gruppe C)
Influenza
Pneumokokken
alle
10
Jahre
3
HBV 3/4 oder
6
HAV / HBV
3
Meningo7
kokken C
11. 13. 18.
1
1
1
Lbj. Lbj. Lbj.
Synopsis-Impfkalender für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Freistaat Sachsen
(Stand: 01.01.2010)
60
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
4
Übersicht über erfasste meldepflichtige Infektionskrankheiten im Freistaat Sachsen
Jahresvergleich 2010 und 2009
Stand 28.02.2011
2009 - Stand 28.02.2010
Jahr 2010
Krankheit
Adenoviruskonjunktivitis
Borreliose
Brucellose
Chikungunyafieber
Denguefieber
Diphtherie
Echinokokkose
Enteritis infectiosa
Adenovirus
Astrovirus
Campylobacter
Clostridium difficile
Cryptosporidium
Entamoeba histolytica
Escherichia coli
1)
EHEC
Giardia lamblia
Norovirus
Rotavirus
Salmonella spp.
Yersinia enterocolitica
übrige Erreger
2)
Enterovirus-Infektionen
3)
FSME
Gasbrand
Geschlechtskrankheiten
Neisseria gonorrhoeae
Treponema pallidum
Chlamydia trachomatis
Mycoplasma hominis
4)
GBS-Infektionen
dar. Neugeborene
Hantavirus-Erkrankungen
H. influenzae-Erkrankungen
5)
HSE (CJK)
6)
HUS
Influenza
Influenza A-Virus
Influenza B-Virus
Influenza A/B-Virus
Legionellose
Lepra
Leptospirose
Listeriose
Malaria
Masern
Meningoenzephalitis, viral
Meningokokken-Erkr. (invasiv)
7)
MRSA -Erkrankungen (invasiv)
Mumps
Ornithose
Paratyphus
Jahr 2009
Erkran- lab.-diagn.
Erkran- lab.-diagn.
T Inzidenz**
T Inzidenz**
kungen Nachweis*
kungen Nachweis*
20
7
0,5
0,2
1.353
1.790
32,3
42,4
3
0,1
1
< 0,1
2
< 0,1
15
9
0,4
0,2
3
0,1
1
1
< 0,1
1
< 0,1
44.895
362 22
45.607
375 4
1070,8
1080,7
70,5
63,0
2.954
5
2.658
4
31,5
26,3
1.320
10
1.108
3
134,5
116,2
5.638
65
4.905
29
113,0
82,9
4.737
15
3.499
3
3,0
3,5
124
2
149
0,7
0,8
31
5
32
9
17,6
20,4
736
34
859
36
1,8
1,7
75
45
73
25
8,3
6,1
349
36
257
27
502,8
501,7
21.083
43 3
21.173
60 1
127,1
189,9
5.331
17 3
8.016
14
46,6
50,9
1.954
95 1
2.146
159
10,3
12,8
433
4
541
9
3,1
4,5
130
1
191
128 1
109
6
0,1
4
0,1
8
3
5
2
0,2
0,1
5.212
5.454
598
531
123
136
3.926
4.252
565
535
1.887
1.711
22
24
3
0,1
6
2 1
0,1
8
1 1
0,2
7
6
7
4
0,2
0,2
3
0,1
304
9 2
7,3
13.784
19 7
326,6
7,1
309,3
296
9 2
13.051
17 6
0,2
14,2
7
598
2 1
< 0,1
3,2
1
135
34
1 2
0,8
16
2
0,4
1
< 0,1
3
0,1
2
< 0,1
25
2 3
0,6
23
1 5
0,5
10
8
0,2
0,2
4
2
0,1
< 0,1
46
1,1
56
1,3
23
2
19
2
0,5
0,5
228
19 1
88
7
5,9
2,1
31
2
0,7
42
1
1,0
2
< 0,1
1
2
< 0,1
61
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
Fortsetzung: Übersicht über erfasste meldepflichtige Infektionskrankheiten für den Freistaat
Sachsen. Jahresvergleich 2010 und 2009
Jahr 2010
Krankheit
Parvovirus B19 - Infektionen
Pertussis
Pneumokokken-Erkr. (invasiv)
Q-Fieber
Respiratorische Infektionen
Adenovirus
Mycoplasma pneumoniae
Parainfluenza-Virus
RS-Virus
Röteln
Scharlach
Shigellose
Tetanus
Toxoplasmose
dar. angeborene Infektion
Trichinellose
Tuberkulose
Tularämie
Typhus
Virushepatitiden
Hepatitis A-Virus
Hepatitis B-Virus
Hepatitis C-Virus
Hepatitis D-Virus
Hepatitis E-Virus
Windpocken
Zytomegalievirus-Infektionen
dar. angeborene Infektion
1)
Erkrankungen
796
120
2
1.892
54
1
51
1
158
5
1
103
8
40
43
12
638
lab.-diagn.
Nachweis*
154
47
3
1
975
52
457
41
425
2
T
2
19,0
2,9
< 0,1
45,1
1,3
< 0,1
1,2
10
5
1
443
1
203
235
3
1
Inzidenz**
Erkrankungen
1.554
112
lab.-diagn.
Nachweis*
147
176
5
T
8
Inzidenz**
36,8
2,7
877
35
258
44
540
2
5
2
3
48
3
– Enterohämorrhagische Escherichia coli
– ohne Meningitiden
3)
– Frühsommmer-Meningo-Enzephalitis
4)
– Gruppe B-Streptokokken
5)
– Humane Spongiforme Enzephalopathie
(Creutzfeldt-Jakob-Krankheit)
6)
- Hämolytisch-urämisches Syndrom
7)
- Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus
2)
Jahr 2009
1
1.776
51
51
1
1
196
< 0,1
3,8
0,1
< 0,1
2,5
0,2
1,0
1,0
2
137
22
68
34
0,3
15,2
13
1.004
< 0,1
42,1
1,2
6
3
6
421
9
183
227
1
1
4
2
2
1,2
< 0,1
< 0,1
4,6
< 0,1
3,2
0,5
1,6
0,8
0,3
23,8
26
T Todesfälle
* labordiagnostischer Nachweis bei nicht erfülltem
bzw. unbekanntem klinischen Bild
** Erkrankungen pro 100.000 Einwohner
62
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
5
Literaturhinweise, Quellenverzeichnisse
-
Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut – Stand
01.01.2010;
-
Empfehlungen der Sächsischen Impfkommission zur Durchführung von Schutzimpfungen im Freistaat Sachsen vom 01.01.2010;
-
Infektionsepidemiologisches Jahrbuch des Robert Koch-Institut für 2010, Berlin, 2011;
-
Webseiten des Robert Koch-Instituts:
-
Epidemiologisches Bulletin, Robert Koch-Institut Berlin, Auszüge 2008 – 2010
www.rki.de > Infektionskrankheiten A–Z;
www.3rki/survstat/;
Abbildungsnachweise:
-
-
Abbildung 1
Abbildung 2
Abbildung 3
Abbildung 4:
Abbildung 5:
Abbildung 6:
Abbildung 7:
Abbildung 8:
Abbildung 9:
Abbildung 10:
Abbildung 11:
Abbildung 12:
Abbildung 13:
Abbildung 14:
Abbildung 15:
Abbildung 16:
Abbildung 17:
Abbildung 18:
Abbildung 19:
Abbildung 20:
Abbildung 21:
Abbildung 22:
Abbildung 23:
Abbildung 24:
Abbildung 26:
Abbildung 27:
Abbildung 28:
Abbildung 31:
Abbildung 32:
Abbildung 33:
Abbildung 35:
Abbildung 38:
Abbildung 39
Abbildung 40:
Abbildung 41:
(B. burgdorferi):
(Brucella):
(Chikungunyavirus)
(C. trachomatis)
(C. difficile)
(Denguevirus)
(Corynebacterium)
(E. multilocularis)
(EHEC)
(Enterovirus)
(FSME-Virus)
(C. perfringens)
(N. gonorrhoe)
(H. influenzae)
(Hantaviren)
(Hantavirus, Verteilung...)
(Influenzavirus)
(L. pneumophila)
(M. leprae)
(L. interrogans)
(L. monocytogenes)
(T. pallidum)
(P. falciparum)
(Verbreitung Malaria Welt)
(Masernvirus)
(N. meningitidis)
(S. aureus)
(Mumpsvirus)
(M. hominis)
(Norovirus)
(Bordetella pertussis)
(S. pneumoniae)
(Coxiella burnetii)
(Rotavirus)
(Salmonelle)
63
www.arthritis.webmed.com
www.claseejecutiva.tv
www.atlantemedicina.wordpress.com
www.de.academic.ru
www.wellcome.ac.uk
www.photoshelter.com
www.human-health.com
www.geocaching.de
www.helmholtz-hzi.de
www.phoenixrising.me
www.aerztezeitung.de
www.de.academic.ru
www.wikipedia.de
www.impfen.de
www.aerzteblatt.de
www.rki.de
www.health.howstuffworks.com
www.helmholtz.de
www.musee-afrappier.qc.ca
www.wikipedia.de
www.vbi.vt.edu
www.de.academic.ru
www.med1.de
www.malariaprophylaxe.info
www.impfen.de
www.impfen.de
www.faz.net
www.de.academic.ru
www.netserv.unmc.edu
www.topnews.net.nz
www.impfen.de
www.feww.wordpress.com
www.medicalfacts.nl
www.adadfirst.com
www.interet-general.info
Infektionsepidemiologischer Jahresbericht 2010
-
Abbildung 43:
Abbildung 44:
Abbildung 45:
Abbildung 46:
Abbildung 48:
Abbildung 49:
Abbildung 50:
Abbildung 51:
Abbildung 52:
Abbildung 53:
Abbildung 54:
Abbildung 55:
Abbildung 56:
(Shigella)
(C. tetani)
(Trichinella)
(M. tuberculosis)
(F. tularensis)
(S. Typhi)
(Hepatitis A-Virus)
(Hepatitis B-Virus)
(Hepatitis C-Virus)
(Hepatitis E-Virus)
(V. zoster-Virus)
(Zytomegalievirus)
(Impfkalender)
www.waterscan.rs
www.bhavanajagat.wordpress.com
www.lexikon.freenet.de
www.impfen.de
www.upmc-biosecurity.org
www.salmonellablog.com
www.impfen.de
www.impfen.de
www.ppapak.com
www.sciencecodex.com
www.roche.de
www.bode-science-center.de
www.slaek.de
Soweit nicht anders angegeben, wurden die Abbildungen im Fachgebiet Infektionsepidemiologie
und Gesundheitsberichterstattung der LUA angefertigt.
Nachdruck und Verbreitung des Inhaltes - auch auszugsweise - sind nur mit Quellenangabe, die Vervielfältigung von Teilen dieses Epidemiologischen Jahresberichtes nur für
den Dienstgebrauch gestattet.
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Herausgeber:
Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen Sachsen
Jägerstr. 8/10, 01009 Dresden
Redaktion:
Dr. med. S.-S. Merbecks, LUA Sachsen, Standort Chemnitz, Zschopauer Str. 87, 09111 Chemnitz
Tel.: 0351/8144-3200
Gestaltung und Satz:
FG 4.2, LUA Sachsen, Standort Chemnitz, Zschopauer Str. 87, 09111 Chemnitz,
Tel.: 0351/8144 3203 Fax: 0351/8144 3920
Redaktionsschluss:
30. November 2011
Bezug:
Dieses offizielles Mitteilungsblatt der Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen des Freistaates Sachsen kann kostenfrei im Internet abgerufen werden: www.lua.sachsen.de
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