Wir spielen für Dich! 8. KAMMERKONZERT BEETHOVEN-HAUS Freitag, 21. Juni 2013, 20 Uhr Lust und Leid und Liebesklagen Alina Pogostkina Violine Håvard Gimse Klavier PROGRAMM Wir spielen für Dich! Klingt gut! Besuchen Sie uns doch mal bei facebook! Foto: Barbara Aumüller Immer wissen, was gespielt wird: Kostenlos unseren Newsletter abonnieren! www.beethoven-orchester.de PROGRAMM Lust und Leid und Liebesklagen Johannes Brahms (1833-1897) Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 G-Dur op. 78 (1878-79) Vivace ma non troppo Adagio - Più andante – Adagio Allegro molto moderato Edvard Grieg (1843-1907) Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 G-Dur op. 13 (1867) Lento doloroso Allegretto tranquillo Allegro animato PAUSE Edvard Grieg „Des Dichters Herz“ op. 52 Nr. 3 aus „Lyrische Stücke“: „Einsamer Wanderer“ h-Moll op. 43 Nr. 2, „Zug der Trolle“ d-Moll op. 54 Nr. 3 Gabriel Fauré (1845-1924) Sonate Nr. 1 für Violine und Klavier A-Dur op. 13 (1875-76) Allegro molto Andante Allegro vivo mmhefte auch Progra serer als Pdf auf un bar. Homepage verfüg Alina Pogostkina Violine Håvard Gimse Klavier 3 „Ein kleines Andenken“ Johannes Brahms (um 1866) „Ich bin nie, oder ganz selten nur, etwas zufrieden mit mir“ – der äußerst selbstkritische Johannes Brahms war immer von der Mission erfüllt, das fortzusetzen, was ihm als klassisches Erbe Beethovens galt. Frühe Kammermusikversuche fielen seinen schonungslosen Zweifeln zum Opfer. Verhältnismäßig spät publizierte er mit der hohen Opus-Zahl 78 zum ersten Mal eine Sonate für Violine und Klavier, nachdem er an den ersten beiden Sinfonien und seinem Violinkonzert gereift war. Die Sonate entstand 1878 und 1879, größtenteils während eines Ferienaufenthaltes am Wörthersee. Brahms war ein sehr naturverbundener Mensch. Er nutzte die Sommerfrische und ausgedehnte Spaziergänge als Quelle der Inspiration. Zu Eduard 4 Hanslick soll er einmal gesagt haben, in Kärnten flögen die Melodien nur so herum, dass man sich hüten müsse, keine zu zertreten. Die Sonate hat aber noch einen ernsten Hintergrund: 1873 zerbrach Clara Schumann fast am Tod ihrer Tochter und der unheilbaren Tuberkulose-Erkrankung ihres Sohnes Felix, Brahms' Patenkind. Zum Trost brachte ihr Brahms damals die beiden „Regenlieder“ aus op. 59 nach Texten von Klaus Groth. Felix Schumann starb im Februar 1879. Um ihm „ein kleines Andenken“ zu schaffen, arbeitete Brahms in die Violinsonate Fragmente der zwei Lieder ein. Im ersten Gedicht beschwört der Regen Träume der Kindheit, im zweiten mischen sich Regentropfen mit den Tränen der trüben Augen des alternden Menschen. Beide Lieder sind aus dem gleichen melodischen Material entwickelt: Charakteristisch sind die fließende Achtelfigur und das rhythmische Kopfmotiv. Clara war tief bewegt: „Ich mußte mich [...] ordentlich ausweinen vor Freude [...] als ich [...] meine so schwärmerisch geliebte Melodie [...] wiederfand! Ich sage meine, weil ich nicht glaube, dass ein Mensch diese Melodie so wonnig und wehmutsvoll empfindet wie ich.“ Der Kopfsatz beginnt besänftigend. Aus dem erstem Motiv mit der einprägsamen Wiederholung des Tones D in einem punktierten Rhythmus wird eine neue Melodie entwickelt. Die rhythmische Gestalt prägt sowohl den Seitensatz als auch die Schlussgruppe. Das ergreifende Adagio erinnert im zentralen Mittelteil an einen Trauermarsch. Das folgende Allegro ist in Rondoform auskomponiert. Gleitende Sechzehntel suggerieren die Vorstellung von leicht plätscherndem Regen. Dem aus den Liedern gewonnenen Hauptthema in Moll folgt eine Hoffnung erweckende Episode mit dem Adagio-Thema, welche schließ5 lich zur triumphalen Fröhlichkeit führt. Das Ende gehört dem notengetreuen Liedzitat, nun in sonnigem Dur – und so ergibt sich ein tröstlich entspannter Schluss. Clara soll nach einer Aufführung der Sonate mit Joseph Joachim über dieses Finale geäußert haben: „Diesen letzten Satz wünsche ich mir immer zum Übergang von hier nach Jenseits.“ „Chopin des Nordens“ Edvard Grieg formulierte einmal: „Das norwegische Volksleben, die norwegischen Sagen, die norwegische Geschichte und vor allem die norwegische Natur haben seit meiner Jugend einen großen Einfluß auf meine schöpferische Arbeit ausgeübt.“ Er liebte das Land der Fjorde und Edvard Grieg 1905, Fotografie von Nicola Perscheid zog sich oft zum Komponieren in die Einsamkeit der Natur zurück. Die Kammermusik hat Grieg, der als „Chopin des Nordens“ bezeichnet wurde, nur am Rande bedacht. Lediglich acht Kompositionen sind überliefert, zwei davon blieben unvollendet. Aber dennoch hat Grieg für die Musikgeschichte Norwegens auch in diesem Bereich Pionierarbeit geleistet. Mit seinen drei Violinsonaten komponierte er eine bemerkenswerte, in sich geschlossene Werkreihe. Er selbst beschrieb die Sonaten mit den Schlagworten: „Die erste, naive, reich an Vorbildern, die zweite die nationale, und die dritte mit dem weiten Horizont“. 6 Die zweite Sonate entstand 1867, kurz nach Griegs Lehrjahren in Leipzig. Er war gerade frisch verheiratet und schrieb die Sonate „im Hochgefühl meiner Flitterwochen“. Daher hat das Werk durchweg einen glücklichen Tonfall. Hinzu kommen der norwegische Volkston und die kühne Harmonik. Der Kopfsatz beginnt mit einer improvisiert wirkenden Einleitung. Schon bald setzt sich eine optimistische Melodie durch – Grieg greift hier auf den Bauerntanz „Springar“ zurück. Im Verlauf gesellt sich eine wiegende Melodie hinzu. Pathos kennzeichnet die Durchführung. Mit einer virtuosen Geste endet der Satz. Das Allegretto präsentiert sich in A-B-A-Form und basiert auf einem elegischen Volksliedthema. Am Schluss imitiert die Violine die traditionelle Hardangerfiedel mit ihren Doppelgriffen und Borduntönen. Der unbekümmerte Finalsatz ist wieder durch den Springtanz geprägt und als Mischung aus Sonatensatz- und Rondoform auskomponiert. Eine zarte Episode sorgt für einen Ruhepol, bevor das Werk lebhaft ausklingt. Seiner Braut Nina, die eine hervorragende Sängerin war, hatte Grieg 1865 als Verlobungsgeschenk die „Melodien des Herzens“ op. 5 komponiert, in denen er Gedichte von Hans Christian Andersen vertonte. Darin enthalten ist das bezaubernde Lied „Des Dichters Herz“, welches er 1890 für Klavier transkribierte. Ein Jahr später schrieb er: „Ein neues Heft Lyrische Stücke […] hat mir viel Spaß gemacht.“ Im Laufe seines Lebens hat Grieg insgesamt 66 Lyrische Klavierstücke verfasst und sie in 10 Heften veröffentlicht. Er nannte die Sammlung „ein Stück intimer Lebensgeschichte“. Subtile Harmonik gepaart mit melodischem Einfallsreichtum machen den Reiz der Miniaturen aus. In melancholischer Stimmung zieht der „Einsame Wanderer“ durch die norwegische Landschaft – zu der auch die Trolle 7 Troll verwandelt sich in einen Berg gehören, die dort ihr Unwesen treiben. Im „Zug der Trolle“ hat Grieg ihnen ein Denkmal gesetzt. In Gegenwart dieser Naturgeister, so der Volksglaube, geben die Kühe keine Milch mehr, außerdem stehlen sie das Eigentum der Menschen. Vielleicht hinterlegte Grieg deshalb in seinem Sommerhaus (das „Hügel der Trolle“ hieß) immer einen Zettel mit der Bitte, „die Noten und die Bücher zu schonen. Die haben doch keinen Wert für andere als Edvard Grieg.“ 8 „Meister des Anmutigen“ Das Fin de siècle, Frankreich am Ende des 19. Jahrhunderts: Hier pulsierte das Leben, hier trafen sich Künstler und Intellektuelle in den Pariser Salons. Hier war aber auch die nationale Musikproduktion durch den grassierenden Wagner-Taumel im Keim erstickt worden. Gabriel Fauré war einer der wenigen, der damals immun gegenüber Wagners Einfluss war. „Für mich existiert Kunst, und vor allem Musik, um uns soweit wie möglich über die Alltagsexistenz zu erheben“, stand für ihn fest. Er verzichtete darauf, mit Opern und Sinfonien die Massen zu gewinnen und suchte sich eine Nische mit kleinen, poesievollen Kompositionen. Debussy sprach von Fauré als dem „Meister des Anmutigen“. Ein GlücksGabriel Fauré, Ölgemälde von John Singer Sargent, (um 1889) fall war die 1871 gegründete Société Nationale de Musique mit ihrer Devise „Ars gallica“, die den Franzosen ein Forum bot, als Gegengift des „Wagnérisme“ eigene Instrumentalwerke aufzuführen und eine Renaissance der nationalen Musik einzuläuten. Denn nur einige Jahrzehnte zuvor wurden die französischen Werke verschmäht, wie Saint-Saëns es beschrieb: „Ein französischer Komponist, der die Kühnheit hatte, sich auf das Gebiet der Instrumentalmusik zu wagen, konnte seine Werke lediglich in einem selbst veranstalteten Konzert zur Aufführung bringen, zu dem er seine Freunde und 9 die Presse einlud. An das Publikum, das eigentliche Publikum, war nicht zu denken.“ Das sollte sich nun ändern! Fauré war ein Meister der kleinen Form besonders für kammermusikalische Besetzungen. Dies bezeugt auch seine erste Violinsonate op. 13, die er größtenteils 1876 im Sommerurlaub in der Normandie schrieb. Nach der erfolgreichen Uraufführung am 27. Januar 1877 in der Société Nationale schrieb Fauré überglücklich: „Dieser Abend übertraf alle meine Erwartungen! Vom Scherzo wurde so hartnäckig eine Zugabe verlangt, daß wir keine Wahl hatten, als es noch einmal zu spielen. Viele meiner Kollegen waren da und ich muß sagen, daß sie sich sehr begeistert zeigten.“ Die Sonate ist nach klassischem Vorbild angelegt: Als Kopfsatz dient ein energisches und umfangreiches Allegro. In einer rigorosen Durchführung werden die originellen Themen nacheinander gründlich ausgeleuchtet. Mit einer gewichtigen Coda endet der Satz. Darauf folgt ein sehr ausdrucksstarkes Andante in Rondoform. Es besticht durch die Verbindung des wiegenden Barkarolenrhythmus mit der eindringlichen Chromatik. Das Scherzo mit seinen hauchfein gefügten Strukturen wirkt ätherisch; durch eine wehmütige Melodie ist das eingeschobene Trio geprägt. Leidenschaftlich präsentiert sich der Finalsatz. Er wartet mit kontrastreichen Themen auf und verschleiert die eigentliche Sonatensatzform auf originelle Weise. Mit virtuosen Aufschwüngen der Violine wirbelt das Werk seinem Ende entgegen. Heidi Rogge 10 Foto: Felix Broede ALINA POGOSTKINA Alina Pogostkina Alina Pogostkina wurde in St. Petersburg geboren und kam 1992 nach Deutschland. Sie wurde anfangs von ihrem Vater ausgebildet und studierte dann bei Antje Weithaas an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Seit sie im Dezember 2005 als erste Deutsche den 9. Internationalen Sibelius Wettbewerb in Helsinki gewann, war und ist Alina Pogostkina Gast bei den großen Orchestern weltweit und arbeitet regelmäßig mit Dirigenten wie Vladimir Ashkenazy, Sir Roger Norrington, Andris Nelsons, Paavo Järvi, Jukka-Pekka Saraste, Gustavo Dudamel und Thomas Hengelbrock. Im April 2013 hat Alina Pogostkina das neue 11 Violinkonzert von Walter Steffens zusammen mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Martyn Brabbins uraufgeführt. Orchester wie das hr-Sinfonieorchester Frankfurt, das Mahler Chamber Orchestra, das Finnish Radio Symphony Orchestra, das Royal Stockholm Philharmonic, Het Residentie Orkest, das Orchestre Philharmonique de Radio France, das BBC Scottish Symphony Orchestra sowie die Cincinnati, NHK und Yomiuri Nippon Symphony Orchestras hatten sie in der Vergangenheit zu Gast. Alina Pogostkina arbeitet leidenschaftlich mit namhaften Kammermusikpartnern wie Steven Isserlis, Yuri Bashmet, Gidon Kremer, Pekka Kuusisto, Jörg Widmann und Joshua Bell zusammen. Zahlreiche Rundfunk- und Fernsehproduktionen dokumentieren ihre künstlerische Karriere. Als regelmäßiger Gast bei international renommierten Musikfestivals musiziert sie u. a. bei den Schwetzinger Festspielen, den Musikfestivals in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Bergen und Aspen, dem Beethovenfest Bonn, den Salzburger Festspielen, dem Edinburgh Festival, sowie den Dresdner Musikfestspielen. Die Nippon Music Foundation stellt Alina Pogostkina eine Violine von Antonio Stradivari (Sasserno 1717) zur Verfügung. 12 HÅVARD GIMSE Der 1966 geborene Norweger Håvard Gimse gehört heute zu den gefragtesten Pianisten Skandinaviens. Nach Studien an der Musikhochschule Oslo und am Mozarteum in Salzburg schloss er seine Ausbildung 1995 an der Berliner Universitat der Künste bei Hans Leygraf ab. Håvard Gimse Seither tritt er sowohl als Solist in Klavier-Recitals als auch mit Orchester und kammermusikalisch auf. Håvard Gimse war Artistic Director des Festivals Elverum und hat derzeit die künstlerische Leitung des Oslo Chamber Music Festival inne. Seit seinem USA-Debut 1994 im Lincoln Center in New York hat er mit zahlreichen renommierten Orchestern wie dem Stockholm Philharmonic Orchestra, dem Bergen Philharmonic Orchestra, dem Finnish Radio Orchestra, dem Baltimore Symphony Orchestra, dem Royal Scottish National Orchestra, dem Japan Philharmonic Orchestra, dem Prague Symphony Orchestra, dem Konzerthausorchester Berlin und dem belgischen National Philharmonic Orchestra zusammengearbeitet. Håvard Gimse ist der Gewinner des Steinway-Preises (1995), des Grieg-Preises (1996), des Sibelius-Preises (2004) und zuletzt des norwegischen Kritikerpreises 2011 für seine Aufführungen aller Beethoven-Sonaten mit Truls Mørk beim Bergen International Festival. Håvard Gimse gibt regelmäßig Meisterkurse und ist Professor an der Musikhochschule Oslo. 13 THEATER- UND KONZERTKASSE Tel. 0228 - 77 8008 Windeckstraße 1, 53111 Bonn Fax: 0228 - 77 5775, [email protected] Öffnungszeiten: Mo - Fr 9.00 - 18.30 Uhr, Sa von 9.00 - 16.00 Uhr Tel. Vorbestellung: Mo - Fr 10.00 - 15.30 Uhr, Sa 9.30 - 12.00 Uhr Kasse in den Kammerspielen Am Michaelshof 9, 53177 Bad Godesberg Tel. 0228 - 77 8022 Öffnungszeiten: Mo - Fr 9.00 - 13.00 Uhr und 14.00 - 18.00 Uhr, Sa 9.00 - 12.00 Uhr print@home: Karten buchen & drucken von zu Hause aus BONNTICKET: 0228 - 50 20 10, www.bonnticket.de Fax: 0228 - 910 41 914, [email protected] Karten auch in den Zweigstellen des General-Anzeigers und bei allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. IMPRESSUM Beethoven Orchester Bonn Generalmusikdirektor Stefan Blunier Wachsbleiche 1 53111 Bonn Tel. 0228 - 77 6611 Fax 0228 - 77 6625 [email protected] www.beethoven-orchester.de Redaktion Markus Reifenberg Brigitte Rudolph Texte Heidi Rogge Gestaltung res extensa, Norbert Thomauske Druck Druckerei Scholl, Bonn Bildnachweise: Für die Überlassung der Fotos danken wir den Künstlern und Agenturen. 14 HINWEISE Wir möchten Sie bitten, während des gesamten Konzertes Ihre Mobiltelefone ausgeschaltet zu lassen. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir Konzertbesucher, die zu spät kommen, nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns darum, den Zugang zum Konzert so bald wie möglich – spätestens zur Pause – zu gewähren. In diesem Fall besteht jedoch kein Anspruch auf eine Rückerstattung des Eintrittspreises. Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwiderhandlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar. Das Beethoven Orchester Bonn behält sich notwendige Programmund Besetzungsänderungen vor. Beethoven Orchester Bonn Wachsbleiche 1 53111 Bonn Tel: +49 (0) 228-77 6611 Fax: +49 (0) 228-77 6625 [email protected] www.beethoven-orchester.de Kulturpartner des Beethoven Orchester Bonn