Gesundheit & Psychologie 16 9. – 22. Mai 2014 Die Schilddrüse und ihre Erkrankungen Klein mit großer Wirkung Bei Frauen hat sie ein Volumen von unter 18 ml, bei Männern unter 25 ml. Von außen ist eine gesunde Schilddrüse in der Regel nicht sichtbar. Die Schilddrüse besteht aus kleinen Follikeln (Bläschen). Die Zellen in der Bläschen-Hülle produzieren Hormone. Die Bausteine dafür erhalten sie über das Blut. Die Hormone, die hier produziert werden, sind einerseits Thyroxin und andererseits Trijodthyronin. Thyroxin wird auch T4 genannt, weil es vier Jodatome enthält, Trijodthyronin hat eins weniger und wird deshalb als T3 bezeichnet. Die Schilddrüsenhormone wirken im gesamten Körper. Sind T4 und T3 in genau der richtigen Menge vorhanden, ist alles im grünen Bereich. Dafür, dass genau die richtige Menge an Schilddrüsenhormonen ausgeschüttet wird, ist die Hypophyse verantwortlich. Die Hirnanhangdrüse produziert das Hormon TSH, das die Schilddrüse steuert. Steigt der TSH-Spiegel in der Schilddrüse an, so gibt das Organ vermehrt Hormone an den Blutkreislauf ab. Sind ausreichend Schilddrüsenhormone im Blut vorhanden, drosselt die Hypophyse ihre TSH-Produktion, und damit verringert auch die Schilddrüse ihre Hormonausschüttung. Soweit das Idealbild. Doch was sind die Folgen, wenn diese Feinjustierung nicht funktioniert? Die beiden bekanntesten Erkrankungen rund um die Schilddrüse sind Über- und Unterfunktion. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion, medizinisch Hyperthyreose, produziert die Schilddrüse zu große Mengen an Thyroxin und Trijodthyronin. Häufige Ursachen für eine Schilddrüsenüberfunktion sind Morbus Basedow, eine Autoimmunkrankheit der Schilddrüse, sowie eine Schilddrüse, die selbstständig Hormone produziert. Die Schilddrüsenhormone wirken auf Herz und Kreislauf und spielen eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel des Körpers. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion beschleunigt sich Fotos: www.forum-schilddruese.de Die menschliche Schilddrüse ist maßgeblich beteiligt am Wachstum, dem Stoffwechsel und vielen anderen Vorgängen im Körper. Sie erinnert in ihrer Form an einen Schmetterling, dessen Körper vor und dessen Flügel beidseits der Luftröhre liegen. Von Andrea Abrell Bei einer sogenannten Schilddrüsen-Sonografie untersucht der Arzt die Schilddrüse mit Hilfe von Ultraschall. Die Schilddrüse liegt im Halsbereich des Menschen und erinnert in ihrer Form an einen Schmetterling. Eine Versorgung des Ungeborenen mit genügend Jod sorgt dafür, dass die Entwicklung des Kindes nicht verzögert wird. der Stoffwechsel. Betroffene klagen beispielsweise häufig über innere Unruhe, beschleunigten Puls oder Schlafstörungen. Die Schilddrüsenüberfunktion tritt regional und altersbedingt unterschiedlich häufig auf. Eine Schilddrüsenüberfunktion bei Kindern ist seltener, mit steigendem Alter kommt sie öfter vor. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) bildet die Schilddrüse dagegen zu wenig oder keine Schilddrüsenhormone. Während eine leichte Schilddrüsenunterfunktion oft kaum Symptome auslöst, wird ein stärkerer Hormonmangel nahezu die gesamte Stoffwechselaktivität merklich drosseln und Beschwerden verursachen. Besonders schwere Folgen kann eine Schilddrüsenunterfunktion bei Kindern haben, da die Schilddrüsenhormone auch für das körperliche Wachstum sowie die normale Entwicklung des Gehirns verantwortlich sind. Wird die Hypothyreose daher zu spät erkannt, sind schwere körperliche und geistige Entwicklungsstörungen möglich. Darüber hinaus kommt es bei vielen Menschen zu Knotenbildung an der Schilddrüse. Dabei unterscheidet man zwischen kalten und heißen Knoten. Kalte Knoten sind Schilddrüsenbereiche, die nur noch wenige Am Hals bildet sich dann ein Kropf. Er kann auf die Luftröhre drücken und so das Schlucken erschweren oder zu Heiserkeit führen. Kommt es durch Knoten zu einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse, kann sich dies durch typische Symptome äußern. Arbeitet die Schilddrüse zu intensiv, schwitzt der Patient oft stark, er neigt zu Durchfall, ist gereizt, nimmt ungewollt ab. Funktioniert die kleine Drüse nur eingeschränkt, kann es zu ständiger Müdigkeit kommen, derjenige friert, hat Verstopfung, ist depressiv. Bereiten kalte oder heiße Knoten Probleme, müssen sie behandelt werden. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten: eine Behandlung mit Medikamenten, eine sogenannte Radiojodtherapie oder eine Operation. Eine weitere Schilddrüsenerkrankung nennt sich HashimotoThyreoiditis: Dabei kommt es zur Bildung von Antikörpern, die sich gegen das körpereigene Schilddrüsengewebe richten und es zerstören. Dadurch ist die Schilddrüse entzündet (chronisch-lymphozytäre Thyreoditis) und kann nicht mehr richtig funktionieren: Die Schilddrüsenhormone T3 und T4 werden nunmehr in ungenügender Menge gebildet und freigesetzt. Die Hashimoto-Thyreoiditis zählt oder gar keine Hormone mehr bilden. Heiße Knoten sind dagegen Areale, die aktiver als andere Bereiche der Schilddrüse sind und mehr Hormone produzieren. Die Bezeichnungen „heiß“ und „kalt“ haben nichts mit veränderten Temperaturen zu tun. Es handelt sich vielmehr darum, wie sich die Knoten in der sogenannten Szintigrafie verhalten. Mit diesem Diagnoseverfahren kann der Arzt die Aktivität der Schilddrüse beurteilen. Der Patient bekommt eine schwach radioaktive Substanz verabreicht, die sich wie Jod verhält. Die Schilddrüsenzellen nehmen den Stoff auf. Im sogenannten Szintigramm wird die schmetterlingsförmige Schilddrüse abgebildet. Ist ein Schilddrüsenbereich aktiver als das restliche Gewebe und bildet mehr Hormone, dann nimmt er mehr radioaktive Substanz auf. Auf dem meist farbigen Bild erscheint dieses Areal dann in warmen Farbtönen (orange bis rot) und wird als heißer Knoten bezeichnet. Schilddrüsengewebe, das weniger aktiv oder ganz funktionslos ist, nimmt nicht so viel radioaktive Substanz wie die umliegenden Bereiche auf. Im Szintigramm sieht es hell beziehungsweise blau oder violett aus. Die Szintigrafie kommt unter anderem zum Einsatz, wenn der Patient Beschwerden hat, die auf eine gestörte Funktion der Schilddrüse hindeuten. Auch wenn ein Bluttest Hinweise auf Schilddrüsenprobleme liefert oder im Schilddrüsen-Ultraschall Knoten sichtbar sind, schließt sich oft eine Szintigrafie an. Heiße Knoten können zum Beispiel durch einen Jodmangel entstehen. Bekommt die Schilddrüse auf Dauer zu wenig Jod, bildet sie weniger Schilddrüsenhormone. Wachstumsfaktoren regen das Organ dazu an, seine Zellen zu vergrößern. Sie steigern dadurch ihre Aktivität und verwerten das Jod effektiver. Geschieht dies nur in einem Schilddrüsenbereich, liegt ein Knoten vor. Zum Teil verselbstständigen sich solche Knoten und bilden ungehemmt Hormone, es kommt zum autonomen Adenom. Kalte Knoten können als Folge einer Zyste oder einer Entzündung in der Schilddrüse auftreten. In sehr seltenen Fällen können sich diese Knoten bösartig verändern, woraus sich Schilddrüsenkrebs entwickelt. Solange die Schilddrüse noch normal arbeitet, bekommen Betroffene oft nichts von den Knoten mit. Erst wenn sich das Organ vergrößert, kann es von außen sichtbar werden. zu den häufigsten Ursachen einer Schilddrüsenunterfunktion. Benannt wurde die Thyreoditis nach dem japanischen Arzt Hakaru Hashimoto, der sie 1912 als erster beschrieben hat. Es sind zwei ähnliche Verlaufsformen bekannt: die atrophe Form, bei der die Schilddrüse immer kleiner wird, und die hypertrophe Form, bei der es zu einer Größenzunahme der Schilddrüse kommt. Die Erkrankung verläuft individuell sehr unterschiedlich, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Sie entwickelt sich oft schleichend mit vielen uncharakteristischen Beschwerden, die gerade zu Beginn der Erkrankung nur schwer zu erfassen sind. Nicht selten tritt diese Erkrankung zusammen mit anderen Autoimmunerkrankungen auf. Im Anfangsstadium kann es vorübergehend zur so genannten „Hashitoxikose“ kommen, mit den typischen Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion. Grund dafür ist die Zerstörung von Schilddrüsengewebe durch das Immunsystem, wobei gespeicherte Schilddrüsenhormone schlagartig freigesetzt werden. Langfristig werden nicht genügend Schilddrüsenhormone produziert und es entwickelt sich eine allmählich stärker werdende Schilddrüsenunterfunktion. n