OKTOBER 2008 INFEKTIONSKRANKHEITEN LAND BRANDENBURG (Auszug) 1. ZAHLENÜBERSICHT* Infektionskrankheit/ Erreger Adenovirus Lyme-Borreliose Campylobacter E.-coli-Enteritis EHEC/STEC Giardiasis Hantavirus Hepatitis A Hepatitis C Influenza Keuchhusten Kryptosporidiose Legionellose Meningokokken Norovirus Rotavirus Salmonellose Tuberkulose Yersiniose 2008 40. – 44. Woche 2007 1. – 44. Woche 1. – 44. Woche 1. – 52. Woche 7 25 27 31 186 1.555 1.989 2.190 264 2.030 2.014 2.299 38 260 229 274 4 12 18 18 13 119 58 73 1 3 3 4 7 13 15 16 5 73 59 77 1 372 638 642 57 934 1.048 1.320 18 37 58 71 1 10 9 9 2 14 13 17 578 7.961 6.681 12.344 63 4.054 3.651 4.095 143 1.484 1.689 1.936 2 66 92 105 19 150 154 175 * übermittelte Erkrankungszahlen (Referenzdefinition, Stand 06.11.08) 2. INFEKTIONSGESCHEHEN Im Oktober wurden 34 ätiologisch geklärte Häufungen mit insgesamt 352 Erkrankten (E) aus 10 Kreisen übermittelt. Mit 24 Norovirus-Geschehen (insgesamt 273 E) zeigte sich der Beginn der Norovirus-Saison. Weiterhin wurden 7 Enteritishäufungen übermittelt: 4 CampylobacterHäufungen (53 E) und 3 Salmonellose-Häufungen (8 E). Eine Skabies-Häufung mit 13 Erkrankten in einem Altenheim wurde aus Potsdam-Mittelmark übermittelt. Im Einzelnen: Ein Campylobacter jejuni-Ausbruch mit 44 E wurde aus Elbe-Elster gemeldet. Betroffen waren eine Schule und eine Kindertagesstätte, die beide durch die gleiche Küche versorgt wurden. Das hinzugezogene Lebensmittelüberwachungsamt konnte Hygienemängel in der Küche feststellen. Eine Salmonella-Enteritidis-Häufung (Lysotyp 5c/7) mit 3 E (2 davon mussten stationär behandelt werden) wurde aus Potsdam-Mittelmark übermittelt. Als Erkrankungsursache wurde der Verzehr von industriell hergestelltem Kartoffelsalat auf einem Vereinsfest angegeben. Eine familiäre Kryptosporidiose-Häufung wurde aus dem Landkreis Barnim übermittelt. Betroffen war eine 5-köpfige Familie (Eltern, 3 Kinder), die im Zeitraum September/Oktober mit breiig-wässrigen Durchfällen und krampfartigen Bauchschmerzen erkrankte. Der direkte Erregernachweis erfolgte mittels Antigennachweis im ELISA-Test. Im Haushalt der Familie leben 3 Hunde, 1 Katze, 1 Wasserschildkröte sowie Meerschweinchen und Fische. Die Tiere wurden tierärztlich überwacht und behandelt. OKTOBER 2008 INFEKTIONSKRANKHEITEN LAND BRANDENBURG (Auszug) Die Kryptosporidiose ist eine durch den Einzeller Cryptosporidium parvum verursachte weltweit verbreitete Zoonose. Hauptreservoir sind Rinder, Pferde, Schafe, Hunde, Katzen und Vögel. Die Inkubationszeit liegt bei 7 bis 10 Tagen. Das klinische Bild variiert: Neben asymptomatischen Verläufen kann es durch die typischen massiv wässrigen Diarrhoen insbesondere bei Säuglingen und immunsupprimierten Patienten (z. B. AIDS) zu lebensbedrohlichen Verläufen kommen. Chronische Verläufe bis hin zu intestinalen Autoinfektionen sind beschrieben. Die Therapie ist symptomatisch. Eine spezifische antiparasitäre Therapie gibt es nicht. Die Oocysten sind sehr umweltresistent und können über Monate im feuchten Millieu infektiös bleiben. Gegenüber Desinfektionsmitteln, auch Chlor, zeigen sie eine hohe Widerstandsfähigkeit. Das Erhitzen von Wasser über 60°C für mindestens 30 Minuten führt zu einer sicheren Abtötung der Parasiten. Eine Infektion erfolgt fäkal-oral durch Wasser (Trink- und Badewasser) oder Schmierinfektionen, über Tierkontakt und kontaminierte Lebensmittel. Eine gute sanitäre Hygiene, Kontrolle der Haustiere und das Meiden von Schwimmbädern während der Ausscheidungsphase sind wichtige präventive Maßnahmen zur Verhütung von Kontaktinfektionen. Dem Gesundheitsamt wird gemäß § 7 Abs. 1 Nr. 10 Infektionsschutzgesetz (IfSG) der direkte oder indirekte Nachweis von Cryptosporidium parvum, soweit er auf eine akute Infektion hinweist, namentlich gemeldet. 3. EINZELERKRANKUNGEN (AUSZUG) Eine klinisch-labordiagnostisch bestätigte Hantavirus-Infektion (kein hämorrhagischer Verlauf) übermittelte Ostprignitz-Ruppin. Die 32-jährige Patientin wurde mit Fieber, Kopfschmerzen und Nierenfunktionsstörungen stationär behandelt. Die klinische Diagnose wurde serologisch durch den IgM- und IgG-Antikörpernachweis bestätigt. Die Exposition erfolgte möglicherweise während Umbauarbeiten in einer alten Scheune. Reservoir für die weltweit verbreiteten Hantaviren sind infektiöse Nager (Ratten, Mäuse), die den Erreger lebenslang ausscheiden. Die Übertragung erfolgt meist durch die Inhalation virushaltigen Staubes, seltener durch Tierbiss oder direkten Kontakt verletzter Haut mit infektiösem Material. Eine klinisch-labordiagnostisch bestätigte Legionellose übermittelte Teltow-Fläming. Der 55jährige immunsupprimierte Patient litt seit Anfang August an Atembeschwerden, die für den Hausarzt Grund für eine antibiotische Behandlung waren. Anfang Oktober wurde bei einer Untersuchung im Zusammenhang mit der Grunderkrankung eine Pneumonie mit beatmungspflichtigem Lungenödem festgestellt, die intensivmedizinisch behandelt werden musste. Der labordiagnostische Antigen-Nachweis von Legionella pneumophila erfolgte aus dem Urin. Eine Infektionsquelle war nicht feststellbar. Je eine klinisch-labordiagnostisch bestätigte Meningokokken-Meningitis (Serogruppe B) übermittelten Oberhavel und Ostprignitz-Ruppin. Der 55-jährige Patient aus Oberhavel erkrankte mit Bewusstseinsstörungen, Fieber, Erbrechen und Hauteinblutungen. Die Erreger-Isolierung von Neisseria meningitidis gelang aus der Blutkultur. Eine medikamentöse Prophylaxe erfolgte bei insgesamt 27 Personen. Eine weitere klinisch-labordiagnostisch bestätigte MeningokokkenMeningitis übermittelte der Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Ein 1-jähriges Mädchen wurde zunächst bei schwer verlaufender gastroenteritischer Symptomatik stationär aufgenommen. Im weiteren Verlauf entwickelte sich Fieber und es kam zu einer massiven Verschlimmerung des Allgemeinzustandes. Im Liquor wurden gramnegative Diplokokken mikroskopisch nachgewiesen. Eine Antibiotika-Prophylaxe erfolgte bei 46 Kontaktpersonen. 4. LYME-BORRELIOSE Im Oktober wurden 186 Lyme-Borreliosen übermittelt. Bei 179 Erkrankten (96 %) wurde ein Erythema migrans und bei 6 weiteren eine Arthritis diagnostiziert. Einen Zeckenstich konnten 141 Betroffene (76 %) anamnestisch angeben. OKTOBER 2008 INFEKTIONSKRANKHEITEN LAND BRANDENBURG (Auszug) 5. NOROVIRUS-INFEKTIONEN (KURZINFO MIT ABBILDUNG) Noroviren sind weltweit verbreitete Erreger akuter Gastroenteritiden, die mit schwallartigem Erbrechen und stark wässrigen Diarrhoen einhergehen können. Die klinischen Symptome sistieren bei nicht Immunsupprimierten in der Regel nach 48 Stunden. Noroviren sind mit einer minimalen Infektionsdosis von ca. 10 bis 100 Viruspartikeln hoch infektiös. Die Übertragung erfolgt als fäkal-orale Schmierinfektion oder Kontaktinfektion (Oberflächen, Lebensmittel). Es sind auch Übertragungen über virushaltige Aerosole (Erbrechen) beschrieben. Saisonale Häufungen treten in den Wintermonaten auf. Die wichtigste infektionspräventive Maßnahme liegt in der konsequenten Einhaltung allgemeiner Hygienestandards. Im Erfassungszeitraum 2001 bis 2007 war im Land Brandenburg eine Zunahme der Inzidenz von Norovirus-Infektionen zu beobachten. Diese gipfelte 2007 mit 12.349 Fällen in der bisher höchsten Jahresinzidenz für das Land Brandenburg (485 je 100.000 Einwohner, ein Dreifaches des Vorjahreswertes). Dieser Trend war auch bundesweit feststellbar. Wie in den Vorjahren waren hauptsächlich Kinder unter 5 Jahren, insbesondere Kinder im 2. Lebensjahr (ca. 4 von 100 Kindern erkrankten) betroffen. Ein weiterer Krankheitsgipfel lag bei älteren Menschen (über 70Jährige). Drei Viertel aller Erkrankungen wurden im Rahmen von ca. 500 Häufungen übermittelt. Die 8 größten Häufungen, mit zwischen 118 und 204 Erkrankten, wurden einerseits aus Krankenhäusern (5) und andererseits aus Altenheimen (3) übermittelt. Namentlich meldepflichtig sind nach IfSG der direkte Erregernachweis (§ 7 Abs. 1), soweit er auf eine akute Infektion hinweist. Nach § 6 Abs. 1 ist namentlich meldepflichtig der Verdacht dieser Erkrankung bei Personen, die eine Tätigkeit im Lebensmittelbereich oder der Gemeinschaftsverpflegung (§ 42 Abs. 1) ausüben oder bei ≥ 2 Erkrankungen in einem epidemiologischen Zusammenhang. Bei Verdacht oder bestätigtem Ausbruchsgeschehen besteht nach § 6 Abs. 3 eine nicht namentliche Meldepflicht. Informationen zu Erreger und Hygienemaßnahmen sind zu finden unter www.rki.de. Merkblätter für Patienten/Angehörige finden Sie unter www.lasv.brandenburg.de. Unter www.gesundheitsplattform.brandenburg.de sind weitere epidemiologische Informationen zu Norovirus-Infektionen im Land Brandenburg abgelegt. Norovirus-Infektionen - Saison 2007/2008 im Vergleich mit den Vorjahren 2007/2008 900 2006/2007 5-Jahresmedian 800 700 600 500 400 300 200 100 Kalenderwoche 39 36 33 30 27 24 21 18 15 12 9 6 3 52 49 46 43 0 40 Übermittelte Norovirus-Infektionen nach IfSG 1000 Quelle: LGA, Stand 13.11.08