Elektronikkurs 1 Praxis Kennzeichnung von Halbleitern Kennzeichnung von Halbleitern Beispiel: BCX 1. Kennbuchstabe A B C D R 2. Kennbuchstabe A B C D E F G H K L M N P Q R S T U X Y Z 3. Kennbuchstabe Registriernummer 70 Material Germanium Silizium z.B. Gallium-Arsenid z.B. Indium-Antimonid Fotohalbleiter- und Hallgeneratorenmaterial Funktion allgemeine Diodenbezeichnung Kapazitätsdiode NF-Transistor NF-Leistungstransistor Tunneldiode HF-Transistor z.B. Oszillator-Diode Hall-Feldsonde Hallgenerator HF-Leistungstransistor Hallgenerator Optokoppler z.B. Fotodiode, Fotoelement z.B. Leuchtdiode Thyristor Schalttransistor z.b. steuerbarer Gleichrichter Leistungsschalttransistor Vervielfacher-Diode Leistungsdiode Z-Diode bei X, Y, Z Hinweis auf kommerziellen Einsatz 2 oder 3 Ziffern Weitere Beispiele: Bezeichnung Bedeutung BC 546 BF 245 BAT 85 Silizium, NF-Transistor Silizium, HF-Transistor Silizium, Diode Grundlagen.doc FP Seite 1 Elektronikkurs 2 Praxis Kennzeichnung von Gleichrichtern Kennzeichnung von Gleichrichtern Beispiel: B Schaltungsart B D M V Anschlussspannung Kondensatorlast max. Stromentnahme in mA 800 1000 1500 3200 5000 3 250 C 1000 B Brückenschaltung Verdopplerschaltung Mittelpunktschaltung Vervielfacherschaltung Effektivwert der Trafospannung C Kondensatorlast 2500 µF 2500 µF 2500 µF 5000 µF 10000 µF Datenblatt zu Dioden Typ 1 N 4001 1 N 4002 1 N 4003 1 N 4004 1 N 4005 1 N 4006 1 N 4007 1 N 4148 BAT 85 BAX 12 Gehäuse DO-7 DO-7 DO-7 DO-7 DO-7 DO-7 DO-7 DO-35 DO-34 DO-35 UR/V 50 100 200 400 600 800 1000 75 30 90 IF/mA 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 200 300 800 IR/µA 10 10 10 10 10 10 10 0,025 2 0,1 Legende: UR : UReverse = Sperrspannung (Spannung in Sperrichtung) IF : IForward = Durchlassstrom (Strom in Durchlassrichtung) IR : IReverse = Sperrstrom (Strom in Sperrichtung) Grundlagen.doc FP Seite 2 Elektronikkurs 4 Praxis Datenblatt zu Leuchtdioden Datenblatt zu Leuchtdioden Typ UF bei IF = 20 mA CQY 26 CQY 28 CQY 29 CQY 65 CQY 66 CQY 67 1,7 V 2,4 V 2,4 V 1,7 V 2,5 V 2,5 V IF max/mA 100 60 60 40 40 40 UR/V 3 3 3 3 3 3 Ptot/mW 210 210 210 100 100 100 Farbe rot grün gelb rot grün gelb Legende: UF IFmax UR Ptot : : : : UForward = Durchlassspannung (Spannung in Durchlassrichtung) IForward max. = Maximaler Durchlassstrom (Maximaler Strom in Durchlassrichtung) UReverse = Sperrspannung (Spannung in Sperrichtung) Verlustleistung 5 Datenblatt zu Bipolaren Transistoren Typ BC 107 B BC 140-6 BC 140-10 BC 140-16 BC 547 A BC 547 B BC 547 C BC 557 A 2 N 3055 NPN/PNP NPN NPN NPN NPN NPN NPN NPN PNP NPN Gehäuse TO-18 TO-39 TO-39 TO-39 SOT-54 SOT-54 SOT-54 SOT-54 TO-3 Ptot/W 0,3 3,7 3,7 3,7 0,5 0,5 0,5 0,5 115 UCE/V 45 40 40 40 45 45 45 45 60 IC/A 0,1 1 1 1 0,1 0,1 0,1 0,1 15 B(ß) 200-450 40-100 63-160 100-250 110-220 200-450 420-800 125-250 20-70 fG/MHz 300 50 50 50 300 300 300 150 0,8 Legende: Ptot UCE IC B fG : : : : : Verlustleistung UCollector-Emitter = max. Kollektor-Emitter-Spannung ICollector = max. Kollektorstrom Stromverstärkung Grenzfrequenz Grundlagen.doc FP Seite 3 Elektronikkurs 6 Praxis Datenblatt zu Feldeffekttransistoren Datenblatt zu Feldeffekttransistoren Typ BUZ 10 BUZ 11 BUZ 20 BUZ 24 BUZ 71 BTS 100 BUZ 271 IRF 9530 U IRF 9543 Kanal N N N N N P P P P ID/A 19 30 12 32 12 1,5 22 12 15 UDS/V 50 50 100 100 50 50 50 100 50 PD/W 75 75 75 125 40 125 75 125 RDS(ON)/Ohm 0,1 0,04 0,2 0,06 0,12 0,3 0,15 0,3 0,3 Gehäuse TO-220 TO-220 TO-220 TO-3 TO-220 TO-220 TO-220 TO-220 TO-220 Legende: ID UDS PD RDS : : : : IDrain = max. Drainstrom UDrain-Source = max. Drain-Source-Spannung PDevice Dissipation = Verlustleistung RDrain-Source = Drain-Source-Widerstand (durchgeschalten) Grundlagen.doc FP Seite 4 Elektronikkurs 7 Praxis Kontrolle von Halbleitern Kontrolle von Halbleitern Die meisten Halbleiter können mit herkömmlichen Widerstandsmessgeräten hinreichend getestet werden. Moderne Messgeräte haben zudem meistens einen speziellen Diodentest eingebaut. In diesem Messbereich wird die Durchlassspannung direkt angezeigt. Natürlich wird es immer auch Fehler geben, die sich nicht durch die unten beschriebenen Tests entdecken lassen. Die Abdeckung der Fehler durch diese sehr einfachen Messungen ist aber sehr hoch. Wichtig: Aufgepasst beim Messen im eingelötetem Zustand! Hier müssen Sie unbedingt im Schaltschema kontrollieren, ob parallel geschaltete Bauteile die Messung beeinflussen. Im Zweifelsfalle muss das Bauteil für die Messung ausgelötet werden. Die Durchlassspannung liegt bei Germanium bei ca. 0,3 V und bei Silizium bei 0,6 V. Lassen Sie sich durch Abweichungen nicht verunsichern. Diese Spannung kann z.B. bei Silizium durchaus zwischen 0,5 und 0,7 V liegen! Dioden (Annahme: Silizium, Diode funktioniert einwandfrei) Messschaltung Messgerät Messbereich Messwert BBC MA 3E *1k [Ohm] 24kΩ Ω (niederohmig) Fluke 87 Diodentest 0,55 V (Schwellspannung) BBC MA 3E *1k [Ohm] ∞ kΩ Ω (hochohmig) Fluke 87 Diodentest .0L V (Diode sperrt) (Durchlassrichtung) + Pol - Pol (Sperrichtung) - Pol + Pol Ersatzschaltbild Transistor NPN-Transistor PNP-Transistor Kollektor Kollektor Basis Basis Emitter Grundlagen.doc Emitter FP Seite 5 Elektronikkurs Praxis Kontrolle von Halbleitern Transistor (Annahme: Silizium, NPN-Transistor funktioniert einwandfrei) Messschaltung (Kollektor-Emitter) + Pol - Pol (Emitter Kollektor) - Pol + Pol (Basis-Kollektor) - Pol + Pol (Kollektor- Basis) + Pol - Pol (Basis-Emitter) Messgerät Messbereich Messwert BBC MA 3E *1k [Ohm] ∞ kΩ Ω (hochohmig) Fluke 87 Diodentest .0L V (Diode sperrt) BBC MA 3E *1k [Ohm] ∞ kΩ Ω (hochohmig) Fluke 87 Diodentest .0L V (Diode sperrt) BBC MA 3E *1k [Ohm] 46kΩ Ω (niederohmig) Fluke 87 Diodentest 0,726V (Schwellspannung) BBC MA 3E *1k [Ohm] ∞ kΩ Ω (hochohmig) Fluke 87 Diodentest .0L V (Diode sperrt) BBC MA 3E *1k [Ohm] 46kΩ Ω (niederohmig) Fluke 87 Diodentest 0,726V (Schwellspannung) *1k [Ohm] ∞ kΩ Ω (hochohmig) Diodentest .0L V (Diode sperrt) + Pol - Pol (Emitter- Basis) BBC MA 3E - Pol Fluke 87 + Pol Grundlagen.doc FP Seite 6 Elektronikkurs Praxis 8 Schaltungsanwendungen (Dioden) 8.1 Einweg-Gleichrichter Schaltungsanwendungen (Dioden) Dadurch, dass die Halbleiterdiode den Strom nur in eine Richtung durchlässt, sperrt sie die vom Wechselstrom kommende zweite Halbwelle. Die Lampe leuchtet. Oszilloskop-Bild der Ausgangspannung Am Ausgang der Schaltung entsteht eine pulsierende Gleichspannung. 8.2 Brückengleichrichter Durch die Anordnung der Halbleiterdioden in der Schaltung, fliesst der Wechselstrom in zwei verschiedenen Wegen durch die Schaltung. Die Lampe wird dabei aber nur in eine Richtung von Strom durchflossen. Oszilloskop-Bild am Ausgang Am Ausgang der Schaltung entsteht eine pulsierende Gleichspannung. Zur Gleichrichtung von Wechselspannung sind Brückengleichrichter unbedingt der Gleichrichterdioden vorzuziehen. Im Bereich des Spannungsverlaufes einer Brückengleichrichterschaltung kann es zu steilflankigen Spannungsspitzen kommen. Diese Spannungsspitzen sind besonders bei langsamen Dioden zu beobachten (Messung mit Oszilloskop). Nachteilig macht sich dies bemerkbar, wenn Geräte im Umkreis (Empfänger) gestört werden. Abhilfe schaffen 4 Keramik-Kondensatoren mit ca. 100 nF parallel zu den Gleichrichterdioden. Die Spannungsspitzen werden dadurch kurzgeschlossen. Grundlagen.doc FP Seite 7 Elektronikkurs 8.3 Praxis Schaltungsanwendungen (Dioden) Glättung Zur Glättung einer pulsierenden Gleichspannung wird ein Kondensator verwendet. Das Pulsieren der Spannung wird durch ihn verhindert und das Brummen unterdrückt, wenn er sich aufgeladen hat. Funktionsbeschreibung: Während der Zeit des Anstiegs der Spannung lädt der Kondensator sich auf. Zwischen den Halbwellen überbrückt der Kondensator die Spannungslücke. Je grösser die Kapazität des Kondensators ist, umso besser ist die Glättung. Die Kapazität kann aber nicht beliebig hoch gewählt werden, da sonst der hohe Ladestrom des Kondensators die Dioden zerstören würde. 8.4 Brummspannung Die Brummspannung ist abhängig von • der Kapazität des Ladekondensators CL. • der Zeit (Frequenz) mit welcher der Ladekondensator aufgeladen wird. • der Grösse der Belastung/Stromentnahme. Die Brummspannung ist umso kleiner, je • grösser die Kapazität von CL ist. • grösser RL / kleiner IL ist. • grösser die Frequenz ist. 8.5 Siebung Sieb- und Filterschaltungen sollen die Brummspannung möglichst stark verringern, ohne den Innenwiderstand deutlich zu erhöhen. RC-Siebglied Durch den Widerstand und dem zweiten Kondensator werden die Spannungsschwankungen hinter dem Ladekondensator noch stärker ausgeglichen. Bei grösseren Stromstärken entsteht am Widerstand Rs ein zu grosser Spannungsabfall, weswegen dann ein LC-Siebglied verwendet wird. Grundlagen.doc FP Seite 8 Elektronikkurs Praxis Schaltungsanwendungen (Dioden) LC-Siebglied Die LC-Siebung ist wegen des geringen Spulenwiderstandes RSP sehr vorteilhaft, wird aber wegen der Spulengrösse und des Gewichtes weniger eingesetzt. 8.6 Spannungsvervielfachung Spannungsvervielfachung ist eine Art der Gleichrichtung, bei der die Ausgangsspannung grösser ist als der Scheitelwert der Eingangsspannung. Wird die Spannung nur auf das Doppelte erhöht, so wird es als Spannungsverdopplung bezeichnet. Wird die Spannung mehrfach erhöht, so wird es als Spannungsvervielfachung bezeichnet. Spannungsverdoppler: Man unterscheidet bei Verdopplerschaltungen zwischen • Einpulsverdoppler (Villard-Schaltung) • Zweipulsverdoppler (Delon-Schaltung) Spannungsvervielfacher: Man unterscheidet bei Vervielfacherschaltungen zwischen • Kaskadenschaltung (Villard-Schaltung) Anwendungen: • • • • 8.7 Aus Spannungsverdopplern und Spannungsvervielfachern können nur kleine Ströme entnommen werden. Spannungsverdoppler werden z.B. in Fernsehgeräten verwendet, wenn die Röhre eine hohe Anodenspannung (ca. 400 V) benötigt. Spannungsvervielfacher werden bei der Hochspannungserzeugung für elektrostatische Staubfilter angewendet. Spannungsverdoppler werden in der Messtechnik verwendet um Spitze-Spitze-Werte anzuzeigen. Einpulsverdopplerschaltung (Villard-Schaltung) UA = 2 * US Während der "blauen" Halbwelle lädt sich der Kondensator C1 auf den Scheitelwert der angelegten Spannung auf. Die Sperrspannung an der Diode D1 entspricht der Serieschaltung der Kondensatorspannung und der angelegten Spannung US. Diese Sperrspannung hat die doppelte Amplitude der angelegten Spannung US und ist wiederum die Eingangsspannung der nachfolgenden Schaltung mit Diode D2 und Kondensator C2. Der Kondensator C2 lässt sich nun auf diese Eingangsspannung aufladen, wenn die Grundlagen.doc FP Seite 9 Elektronikkurs Praxis Schaltungsanwendungen (Dioden) Entladung verhindert wird. Damit sich der Kondensator C2 nicht über C1 entlädt wird die Diode D2 als Entladesperre eingebaut. 8.8 Kaskadenschaltung UA = 4 * US Baut man die Einpulsverdopplerschaltung (VillardSchaltung) weiter aus, so entsteht eine Spannungsvervielfacherschaltung. Je mehr DC-Kombinationen angeschaltet werden, desto grösser wird die Ausgangsspannung. In unserem Beispiel sind zwei Villard-Stufen gezeichnet, weshalb sich die Ausgangsspannung auf das vierfache des Scheitelwerts der Eingangsspannung einstellt. Eine typische Anwendung dieser Schaltung ist die Erzeugung der Anodenspannung für Fernsehbildröhren (ca. 16'000 - 25'000 V)! 8.9 Zweipulsverdopplerschaltung (Delon-Schaltung) UA = 2 * US Die Delon-Schaltung, auch Greinacher-Schaltung genannt, besteht aus zwei Einweg-Gleichrichterschaltungen, von denen jede einen Kondensator als Lastwiderstand hat. Die eine Einweg-Gleichrichterschaltung erzeugt die Gleichspannung aus der positiven Halbwelle der Eingangsspannung, die andere aus der negativen Halbwelle. Die Kondensatoren werden auf den Scheitelwert der Eingangsspannung aufgeladen. Sie sind so zusammengeschaltet, dass ihre Spannungen sich addieren. Die Schaltung kommt zur Erzeugung einer positiven und negativen Betriebsspannung für Operationsverstärkern zum Einsatz. 8.10 Freilaufdiode Im leitenden Zustand baut sich durch den Stromfluss in der Spule ein Magnetfeld auf, das beim Ausschalten schlagartig zusammenbricht. Die Spule versucht nun die abgeschaltete Spannung zu erhalten und erzeugt eine Induktionsspannung. Eine Diode erzeugt einen Kurzschluss parallel zur Induktivität. Verwendung findet diese Diode parallel zu einem Relais, das bei sperrendem Transistor eine hohe Induktionsspannung erzeugt. Die Diode fungiert hier als Schutzdiode, durch Begrenzen der Induktionsspannung. Grundlagen.doc FP Seite 10 Elektronikkurs 8.11 Praxis Schaltungsanwendungen (Dioden) Verpolungsschutzschaltung Die Diode D1 schützt die Schaltung vor Verpolung. Wird die Eingangsspannung mit falscher Polarität angelegt, sperrt die Diode D1 und verhindert einen Stromfluss. Die zweite Diode D2 ist eine Suppressordiode. Diese Diode ist vom Prinzip her eine Zehnerdiode, weshalb sie in Sperrichtung betrieben wird. Eine Suppressordiode kann für ca. 1ms bis zu 1,5kV ableiten. Der Einsatzpunkt beim Typ 1,5KE33A ist bei ca. 33V. Liegt zum Beispiel durch eine Störspitze eine zu grosse Spannung am Eingang an, wird diese Störung durch die Diode D2 abgeleitet, wodurch der DC-DC-Wandler keinen Schaden erleidet. Wenn diese Störung länger andauert, wird durch den zu grossen Strom noch die Multifuse F1 den Stromkreis unterbrechen (Multifuse = Mehrfachsicherung, der Widerstandswert wird grösser bei Erwärmung). Grundlagen.doc FP Seite 11 Elektronikkurs Praxis Arbeitspunkteinstellung (Transistor) 9 Arbeitspunkteinstellung (Transistor) 9.1 Arbeitspunkteinstellung durch Vorwiderstand Die einfachste Basisvorspannungserzeugungsart erhält man durch einen Vorwiderstand von der Betriebsspannung an die Basis. +UB Rvor RC uaus IB Vorteile: Gute Stabilität gegen Temperatur- und Betriebsspannungsschwankungen. Rvor ist hochohmig, deshalb geringe Belastung des Generators oder der Vorstufe. uein Nachteile: UCE Abgleich des Widerstandes für verschiedene Transistoren erforderlich. UBE GND Den Vorwiderstand berechnet man nach der Formel: R vor = U B − U BE IB Der Kollektorwiderstand berechnet man nach der Formel (B = IC/IB = Gleichstromverstärkung): RC = U B − U CE U B − U CE = IC B⋅ I B Wenn UCE auf die halbe Betriebsspannung (UB/2) eingestellt wird, berechnet man den Kollektorwiderstand nach der Formel: UB 2 = 2U B − U B = U B IC 2⋅IC 2 ⋅ B⋅ I B UB − RC = Grundlagen.doc FP Seite 12 Elektronikkurs 9.2 Praxis Arbeitspunkteinstellung (Transistor) Arbeitspunkteinstellung durch Basisspannungsteiler Die beste Möglichkeit ist es, die Basisvorspannung durch einen Basisspannungsteiler einzustellen. Zur thermischen Arbeitspunktstabilisierung wird ein Emitterwiderstand eingeschaltet, der wechselstrommässig durch den Emitterkondensator überbrückt werden muss, um eine Stromgegenkopplung zu verhindern. +UB Vorteile: R1 RC Gute Stabilität gegen Temperatur-, Betriebsspannungsschwankungen und Exemplarstreuungen. URC UR1 IR1=IB+Iq uaus IB uein Nachteile: UCE Iq Ohne Emitterkondensator starke Gegenkopplung (Verstärkungsverlust). Durch den Teiler R1 und Rq ergibt sich eine zusätzliche Belastung des Generators oder der Vorstufe. UBE URq Rq URE RE CE GND Iq wählt man je nach Belastung des Generators bzw. der Vorstufe zwischen: I q = 3 ⋅ I B bis 5 ⋅ I B Der Strom IR1 ergibt sich somit aus: I R1 = I B + I q Der Widerstand R1 berechnet man nach der Formel (URq = UBE + URE): R1 = U R1 U B − U Rq U B − U BE − U RE = = I R1 IB + Iq IB + Iq Grundlagen.doc FP Seite 13 Elektronikkurs Praxis Arbeitspunkteinstellung (Transistor) Der Widerstand Rq berechnet man nach der Formel (URq = UBE + URE): Rq = U Rq Iq = U BE + U RE Iq Der Widerstand RC berechnet man nach der Formel (B = IC/IB = Gleichstromverstärkung): RC = U Rc U B − U CE − U RE U B − U CE − U RE = = I Rc IC B⋅ I B Der Widerstand RE berechnet man nach der Formel (B = IC/IB = Gleichstromverstärkung, IE = IB + IC): RE = U RE U B − U RC − U CE U B − U RC − U CE U B − U RC − U CE U B − U RC − U CE = = = = I RE IE IC + I B B ⋅ IB + IB I B ⋅ (B + 1) Beispiel 1: Die Basisvorspannung eines Transistors wird mit einem Basisspannungsteiler eingestellt. Die Stromverstärkung B beträgt 120, UBE = 0,2 V. Es fliesst dann ein Basisstrom von 5 uA. Der Spannungsabfall am Emitterwiderstand soll 1,32 V betragen. Die Betriebsspannung beträgt 7 V und Iq = 10⋅IB. Berechnen Sie die Werte von R1, Rq und RE! Lösung (Skizze, gegebene Grössen = grün, gesuchte Grössen = Rot): +UB R1 RC URC RE = = U RE U RE = = I B + B ⋅ I B I B ⋅ (1 + B) = 1,32 V = 2182 = Ω 5 ⋅ 10 ⋅ (1 + 120) A UR1 IR1 uaus U RE U RE = = IE I B + IC −6 IB uein UCE Iq UBE Rq = URq = Rq URE RE CE U Rq Iq = U RE + U BE = 10 ⋅ I B 1,32 + 0,2 V = 30'400 = Ω −6 10 ⋅ 5 ⋅ 10 A GND Grundlagen.doc FP Seite 14 Elektronikkurs R1 = = Praxis Arbeitspunkteinstellung (Transistor) U R 1 U B − U BE − U RE U B − U BE − U RE U B − U BE − U RE = = = = I R1 IB + Iq I B + 10 ⋅ I B I B ⋅ (1 + 10) 7 − 0,2 − 1,32 V = 99'636 = Ω −6 5 ⋅ 10 ⋅ (1 + 10) A Beispiel 2: Eine Verstärkerstufe mit dem Transistor BC 107 soll aufgebaut werden. Im Arbeitspunkt hat dieser Transistor folgende Daten: UCE = 5V, IC = 2 mA, UBE = 0,6 V, Iq = 5⋅IB, URE = 1 V und B = 180. Berechnen Sie für eine Betriebsspannung von 12 V folgende Werte: R1, Rq, RC und RE! Lösung (Skizze, gegebene Grössen = grün, gesuchte Grössen = Rot): +UB R1 RC UR1 URC = uein RE = UCE Iq UBE = Rq URE RE CE GND Iq U RE U RE = = IE IB + IC U RE = U RE ⋅ B = IC + B⋅ IC IC + IC B U RE ⋅ B = = I C ⋅ (1 + B) URq = 12 − 1 − 5 V = 3000 = Ω −3 2 ⋅ 10 A uaus IB U Rq U RC U B − U RE − U CE = = IC IC IC IR1 Rq = RC = = 1 ⋅ 180 V = 497 = Ω 2 ⋅ 10 ⋅ (1 + 180 ) A −3 U RE + U BE U RE + U BE B ⋅ (U RE + U BE ) 180 ⋅ (1 + 0,6) V = = = = 28'800 = Ω −3 I 5⋅ IB 5 ⋅ IC 5 ⋅ 2 ⋅ 10 A 5⋅ C B U R 1 U B − U BE − U RE U B − U BE − U RE U B − U BE − U RE U B − U BE − U RE = = = = = IC I R1 IB + Iq I B + 5⋅ I B I B ⋅ (1 + 5) ⋅ (1 + 5) B B ⋅ (U B − U BE − U RE ) 180 ⋅ (12 − 0,6 − 1) V = = = 156'000 = Ω −3 I C ⋅ (1 + 5) 2 ⋅ 10 ⋅ (1 + 5) A R1 = Grundlagen.doc FP Seite 15 Elektronikkurs Praxis 10 Reparatur-Tips 10.1 Einführung Reparatur-Tips Elektronische Bauteile unterliegen keiner mechanischen Abnützung. Thermische Probleme, Abnützung durch Alterung (z.B. austrocknen von Elektrolytkondensatoren), kurzzeitige Überlastungen (z.B. Blitzeinschläge), falsche Handhabung bzw. Lagerung der einzelnen Komponenten oder schlechte Dimensionierung der Schaltung können in elektronischen Schaltungen Fehler verursachen. In der Praxis kommt es darauf an, in Geräten oder Anlagen auftretende Fehler mit geringstem Aufwand zu lokalisieren und zu beheben. Dazu ist es notwendig, aus der Charakteristik eines Fehlers möglichst viele Informationen zu gewinnen. Ein rasches und zielgerichtetes Reparieren erfordert nebst guten Schaltungskenntnissen auch viel Erfahrung! 10.2 Hilfsmittel Um einen Fehler in einer elektronischen Schaltung lokalisieren zu können, sind einige Hilfsmittel erforderlich: Hilfsmittel Einsatzmöglichkeiten/Erfolgschancen Grenzen Universalmessge- • rät und Schema vorhanden Mit einem guten Universalmessge- • rät können bereits die meisten Fehler lokalisiert werden. Oszilloskop und • Schema vorhanden Mit einem Oszilloskop können be- • reits die meisten Fehler lokalisiert werden. Messgeräte vor- • handen, Schema fehlt Man kann einzelne Bauteile mit • dem Universalmessgerät testen. Diskrete Halbleiter (Dioden, Transistoren), Spulen und Widerstände können ohmisch getestet werden. Kondensatoren können mit einem • guten Universalmessgerät getestet werden. Eventuell ist der Print symmetrisch • aufgebaut oder man hat einen zweiten Print, welcher einwandfrei funktioniert. In diesem Fall können Vergleichsmessungen helfen den Fehler zu lokalisieren. • • Grundlagen.doc FP Fehler, welche eine Aussage über die Signalform erfordern (z.B. Verzerrungen) sind mit einem Universalmessgerät nicht zu finden. Strommessungen sind nur indirekt möglich (Spannungsabfall an bekanntem Widerstand). Ohmsche Messungen (Kontrolle Widerstand, testen von Halbleiter etc.) nicht möglich. Sind in der Handhabung meistens etwas komplizierter und unhandlicher als ein Universalmessgerät. Nur bei kleinen Prints sinnvoll, Bauteil muss eventuell für die Messung ausgelötet werden. Nur bei kleinen Prints sinnvoll, da Bauteil meistens ausgelötet werden muss Diese Methode ist generell sinnvoll (auch wenn Schema vorhanden ist). Bei komplexeren Prints sind die Erfolgschancen jedoch gering. Seite 16 Elektronikkurs Praxis Keine Messgeräte • vorhanden → Kontrolle mit Sinnesorganen (Augen, Nase) • 10.3 Eine optische Kontrolle ist generell • vor jeder Reparatur zu empfehlen. Oft ist ein durchgebrannter Widerstand, ein zerfetzter Kondensator etc. rein optisch zu lokalisieren. Somit hat man einen Anhaltspunkt, wo der Fehler zu suchen ist. Defekte Bauteile haben oft auch einen speziellen Geschmack. Diese Eigenschaft kann manchmal helfen die Fehlerursache zu lokalisieren. Reparatur-Tips Beide „Messgeräte“ sind für die schnelle Groblokalisierung des Fehlers nicht zu unterschätzen. Ein Einsatz von Messgeräten ist aber oft trotzdem erforderlich. Meistens ist ein verbranntes Teil nur die Wirkung des Fehlers und nicht die Ursache des Fehlers! Eine Reparatur ohne Schaltungsschema und Bestückungsplan ist bei komplexen Schaltungen sehr mühsam und ohne grosse Erfolgschance. Ein Schema nützt uns jedoch auch nur etwas, wenn wir das Schema lesen können. Nebst Kenntnissen über die Funktionsweise der einzelnen Bauteile ist dazu sehr viel Erfahrung notwendig! Schema zeichnen Nachstehend habe ich versucht aufzuschreiben, wie ein gutes Schema gezeichnet werden sollte, damit es übersichtlich und auch gut lesbar wird: • • • • • • • • • • Grundsätzlich sollte ein Schema so gezeichnet sein, dass sich die Eingänge auf der linken Seite und die Ausgänge auf der rechten Seite befinden. Natürlich kann dieser Grundsatz nicht immer durchgezogen werden, da es ja auch bidirektionale (Anschluss ist Eingang und gleichzeitig Ausgang) Anschlüsse gibt. Schaltungsteile welche zusammengehören, sollten auf dem Schema auch nebeneinander gezeichnet sein. Die Numerierung der Bauteile sollte so gewählt sein, dass z.B. die Widerstände R1 bis R7 dem Netzteil zugeordnet werden können und die Widerstände R400 bis R440 z.B. zum Vorstufenteil gehören. Es sollten genormte Schaltungssymbole verwendet werden. Leider gibt es neben der DIN-Norm noch eine amerikanische und eine japanische Norm. Einige Hersteller von Schaltungen markieren den „Hauptsignalfluss“ mit einer Farbe oder mit dicken Zeichnungslinien (z.B. NF-Signalverlauf bei einem Verstärker) und erleichtern somit das Interpretieren einer Schaltung. Spezielle Bauteile (z.B. integrierte Schaltungen und Transistoren) werden „fett“ gezeichnet um das Schema lesen zu vereinfachen. Bei komplexen Schaltungen ist ein Blockschema zu zeichnen, womit die Übersicht verbessert wird. Die Bauteiltypen und der Wert der Bauteile (z.B. Widerstände, Kondensatoren und Spulen) sollten ersichtlich sein. Unterteilung in Blöcke (z.B. Speisungsteil als separaten Block zeichnen). Verstellbare Bauteile mit ihrer Funktion beschriften (z.B. P5 Lautstärkeregler). Spezielle Schaltungen sollten in der Dokumentation beschrieben werden. Grundlagen.doc FP Seite 17 Elektronikkurs Praxis Reparatur-Tips Natürlich sieht in der Praxis ein Schema meistens anders aus als oben beschrieben. Meistens ist man froh, wenn man überhaupt ein dürftiges Schaltschema besitzt. Trotzdem lassen wir den Kopf nicht hängen und üben uns im Schema lesen! 10.3.1 Schema lesen (Speisung) Funktionsweise Über die Klemmen J1-1 und J1-2 wird der Trenntrafo TR1 mit der Netzspannung verbunden. Die Sicherung F1 überwacht den Stromfluss in der Zuleitung. Der Kondensator C1 schliesst höherfrequente Störungen der Eingangsspannung kurz. Die Dioden D1-D4 bilden einen Brückengleichrichter und erzeugen eine pulsierende Gleichspannung. Diese pulsierende Gleichspannung lädt die Ladeelkos C2 und C3 auf die Scheitelspannung der Trafosekundärspannung auf. U1 und U2 sind Festspannungsregler (integrierte Schaltungen), welche eine stabilisierte Ausgangsspannung von 12 V bzw. 5 V bereitstellen (max. Stromabgabe ca. 500 mA). Die Kondensatoren C4 bzw. C6 sind notwendig, wenn die Distanz zur Eingangsspannungsquelle gross ist. Diese Kondensatoren sind unmittelbar bei den Spannungsreglern zu plazieren. C5 und C7 erhöhen die Stabilität der jeweiligen Speisung. 10.3.2 Schema lesen (NF-Verstärker) Grundlagen.doc FP Seite 18 Elektronikkurs Praxis Reparatur-Tips Funktionsweise Der zweistufigen NF-Verstärker ist aus zwei uns bekannten Stufen zusammengesetzt. An diesem Beispiel sieht man besonders schön die Aufteilung in Signalverlauf (Wechselspannungssignal) und Gleichspannungsversorgung (Arbeitspunkteinstellung). Die Widerstände R1/R2 bzw. R7/R8 sind als Basisspannungsteiler der jeweiligen Stufe eingesetzt. Als Arbeitswiderstände sind die Widerstände R3 und R9 vorgesehen. Es bleiben noch die Widerstände R4/R5 und R10, welche als Emitterwiderstände eingesetzt sind. Da die beiden Stufen gleichspannungsmässig über Koppelkondensatoren (C1, C3 und C6) getrennt sind, können die Spannungen der einzelnen Stufen sehr gut kontrolliert werden. Eine wichtige Grösse bei solchen Verstärkungsschaltungen ist natürlich immer die Basis-Emitter-Spannung. Mit dem Widerstand R6 (Vorwiderstand) und der Zehnerdiode D1 wird die erste Stufe (3,6 V) mit einer kleineren Vorspannung versorgt als die zweite Stufe (12 V). Diese Methode ist hier möglich, da der Strombedarf der ersten Stufe sehr gering ist. Der wechselspannungsmässige Signalverlauf ist rot eingezeichnet worden (Bezugspotential für das NF-Signal ist ebenfalls das Masse-Potential). Beide Stufen arbeiten als Emitterschaltung (Eingang Basis-Emitter und Ausgang Kollektor-Emitter) und sorgen damit für eine grosse Gesamtverstärkung (Verstärkung der ersten Stufe wird multipliziert mit der Verstärkung der zweiten Stufe). Wie oben bereits erwähnt, wird die erste Stufe mit einer kleineren Versorgungsspannung betrieben, da hier die Signale noch kleiner sind als bei der zweiten Stufe. In beiden Stufen sind die Emitterwiderstände wechselspannungsmässig über die Kondensatoren C2 bzw. C5 kurzgeschlossen. Gleichspannungsmässig wird der Arbeitspunkt stabilisiert, wechselspannungsmässig ist die Gegenkopplung nicht wirksam. Einzig der Widerstand R4 bei der ersten Stufe erzeugt eine leichte Gegenkopplung bei Wechselspannungssignalen. Durch diese Gegenkopplung wird verhindert, dass die erste Stufe übersteuert wird. Der Kondensator C4 wird Millerkondensator genannt. Dieser Kondensator bildet zusammen mit dem Ausgangswiderstand der vorgängigen Stufe einen Tiefpass. Dadurch wird die Bandbreite bei der Emitterschaltung geringer. Bei einem allfälligen Fehler wird zuerst die Gleichspannungsversorgung der beiden Stufen kontrolliert. Falls keine Spannungsangaben vorhanden sind können die Werte trotzdem kontrolliert werden: BasisEmitterspannung ca. 0,7 V, Kollektorspannung ca. die halbe Betriebsspannung, anhand der Emitterspannung kann der Emitterstrom berechnet werden. Sind die gemessenen Werte in Ordnung wird am Eingang ein NF-Signal eingespeist und mit dem KO verfolgt. Es ist darauf zu achten, dass ein zu kleines Signal an einem Ausgang auch durch einen Fehler der nachfolgenden Stufe verursacht werden kann! Grundlagen.doc FP Seite 19 Elektronikkurs Praxis Reparatur-Tips 10.3.3 Schema lesen (DTMF-Sender) Funktionsweise Die heutigen modernen Telefonapparate arbeiten vorwiegend mit Frequenzwahl. Eine integrierte Schaltung, das Wahl-IC (U10), bildet hier das wichtigste Element. Bei jedem Tastendruck wird ein normiertes DTMF-Signal (Dual Ton Multi Frequency) gebildet. Jedes Signal (Ziffer) setzt sich aus zwei Frequenzen zwischen 697 Hz und 1477 Hz zusammen. Diese Frequenzen liegen im hörbaren Bereich, daher die Bezeichnung „Ton“-Frequenzwahl. Wird z.B. die Taste 8 gedrückt, sendet der Telefonapparat ein Mehrfrequenzsignal von 852 Hz und 1336 Hz auf die Leitung. Gleichzeitig werden die Mehrfrequenzsignale als Kontrollton im Hörer wirksam. Damit dieser Kontrollton nicht unangenehm laut für die Ohren ist, erzeugt der DTMF-IC auch noch ein „Mute-Signal“, dieses Signal schaltet beim nachfolgenden Telefon-IC die Verstärkung zurück, solange eine Taste gedrückt wird. Die Stabilität der jeweiligen Frequenzen ist quarzstabil. Ausgehend von der Grundfrequenz 3,58 MHz (Quarz X2), werden die benötigten Frequenzen durch Frequenzteilerschaltungen erzeugt. Die Wahlfrequenzen werden durch einen Digital/Analog-Wandler (DA-Wandler) erzeugt und als Frequenz-Addition in analoger Form auf die Leitung gegeben. Am Ausgang des DTMF-Senders (Pin 16) sind die Stufen des DA-Wandlers noch vorhanden. Deshalb wird das Ausgangssignal noch über den Tiefpass R39/C27 gefiltert. Die Grenzfrequenz des Tiefpass beträgt 1/2πRC. Mit den eingesetzten Werten ergibt dies eine obere Grenzfrequenz von ca. 1550 Hz. Somit sind die Abstufungen im Signal herausgefiltert. Das Potentiometer R38 dient zur Einstellung der Ruflautstärke. In „normalen“ Telefonen ist dieses Potentiometer nicht vorhanden (wird durch einen Widerstand ersetzt). Die in der Zentrale ankommenden Frequenzgemische werden durch Filterelemente (integriert in einem DTMF-Receiver) decodiert und zur Herstellung der gewählten Verbindung verwendet. Die Betriebsspannung wird vom Telefon-IC zur Verfügung gestellt. Der DTMF-Sender muss ja erst einsatzbereit sein, wenn der Gabelkontakt geschlossen wird. Grundlagen.doc FP Seite 20 Elektronikkurs 10.4 Praxis Reparatur-Tips Bauteil-Fehler In der nachfolgenden Tabelle sind mögliche Fehler aufgelistet. Die Wahrscheinlichkeit der Fehler ist nur eine Richtgrösse. Sie basiert auf der Annahme, dass hochkomplexe Bauteile eher defekt sind, als einfache Bauteile. In einer integrierten Schaltung sind z.B. sehr schnell mehrere Tausend Transistoren integriert. Somit steigt die Wahrscheinlichkeit eines Fehlers innerhalb einer integrierten Schaltung gegenüber einem einzelnen Transistor. Wahrscheinlichkeit Die Wahrscheinlichkeit kommt vor allem dann zum Tragen, wenn man kein Schema des defekten Prints hat. Kritische Bauteile werden ausgehend von der Wahrscheinlichkeit kontrolliert (siehe Kapitel Hilfsmittel, Abschnitt Messgeräte vorhanden, Schema fehlt). Bauteil Fehlermöglichkeit Leitung • • Unterbruch Kurzschluss (sehr unwahrscheinlich, falls Print vor der Reparatur einwandfrei funktioniert hat) Kondensator • • Kapazitätsverlust Kurzschluss (Ableitwiderstand) Widerstand • • Zu hochohmig Kurzschluss (sehr unwahrscheinlich) Diode • • Unterbruch Kurzschluss Transistor • • • • • BE Unterbruch BE Kurzschluss CB Unterbruch CB Kurzschluss CE Kurzschluss Integrierte Schaltung (IC) • • • • • • • Betriebsspannung fehlt Eingang Unterbruch Eingang Kurzschluss Ausgang Unterbruch Ausgang Kurzschluss Falsches Eingangssignal Falsches Ausgangssignal Fehler durch schlechte bzw. gealterte Lötstellen („kalte“ Lötstellen), sind relativ häufig. Meistens reagieren die Geräte dabei auf ein leichtes, vorsichtiges „Klopfen“ (z.B. mit Schraubenziehergriff). Grundlagen.doc FP Seite 21 Elektronikkurs 10.5 Praxis Reparatur-Tips Vorgehen bei der Fehlersuche Angenommen Sie erhalten ein komplexes elektronisches Gerät mit dem Auftrag dieses zu reparieren. Wie gehen Sie vor? 1. Visuelle Kontrolle des Gerätes vor dem Einschalten (auf äussere Schäden prüfen, Lötstellen prüfen, überlegen → warum ist das Bauteil defekt, evtl. Schäden beheben. 2. Gerät einschalten und auf Besonderheiten achten (Wärme, Rauch, Gestank etc.). Eventuell die Eingangsspannung langsam erhöhen und den Strom überwachen (kann Probleme geben bei Schaltnetzteilen oder DC/DC-Wandler). 3. Funktionskontrolle ausführen. Wenn alle geforderten Daten eingehalten werden, ist die Reparatur beendet, sonst bei Punkt 4 weiterarbeiten (eventuell ist das Gerät in einem Dauertest zu überwachen → zumindest über einen längeren Zeitraum eingeschalten lassen). 4. Die Funktion der einzelnen Blöcke prüfen. Dazu sind evtl. Signale einzuspeisen. Die Reihenfolge dieser Kontrolle ist abhängig vom jeweiligen Gerät. Beginnen sollte die Überprüfung jedoch immer mit der Spannungsversorgung der einzelnen Stufe. Beispiel UKW-Empfänger: Netzteil, NF-Teil, Demodulator, ZF-Teil, Mischstufe (Oszillator), HF-Teil. Die Kontrolle wird hier von „hinten nach vorne“ durchgeführt. Funktioniert nämlich das Gerät bis und mit dem Demodulator, so kann der Fehler nur noch im NF-Teil liegen. 5. Im defekten Block muss die fehlerhafte Stufe erkannt werden. Sind die Signalspannungen der einzelnen Stufen bekannt, so kann die defekte Stufe durch Einspeisung der erforderlichen Signale und der Kontrolle mit einem geeigneten Messgerät (KO, Signalverfolger) eingekreist werden. Dabei muss beachtet werden, dass ein Fehler in der nachfolgenden Stufe die Ausgangswerte der Vorstufe beeinflussen kann (eventuell kann der nachfolgende Teil ausgesteckt werden). Sind die Signalspannungen nicht bekannt oder schwierig zu interpretieren, können Gleichspannungsmessungen im Block auf die defekte Stufe deuten. Bei Gleichstromkopplungen sind je nach Schaltung mehrere Stufen zu messen, damit ein genügender Überblick entsteht. 6. Ist die defekte Stufe gefunden, so kann der Fehler in den meisten Fällen durch Gleichspannungsmessungen und logischen Folgerungen ermittelt und behoben werden. In den anderen Fällen sind detailliertere Signalmessungen innerhalb der Stufe zu machen. Nach dem Ersetzen des defekten Bauteils sind die Spannungen nachzumessen und es ist zu kontrollieren, ob die reparierte Stufe wieder funktioniert. Ist die reparierte Stufe in Ordnung, wird eine Funktionskontrolle des ganzen Gerätes durchgeführt. 7. Konnte der Fehler noch nicht behoben werden, bleibt nur noch das Auswechseln von kritischen Bauteilen. Zur Erinnerung: • • • Unfallvorschriften beachten (z.B. Netzspannungen, Hochspannungsteil bei Fernseher, nie an unter Spannung stehenden Geräten löten) Gleichspannungen werden (ausser es ist ausdrücklich erwähnt) immer ohne Eingangssignal gemessen. Ausgang von Geräten mit richtigem Abschlusswiderstand belasten (z.B. mit Lautsprecher). Grundlagen.doc FP Seite 22 Elektronikkurs • • • • • Praxis Reparatur-Tips Keine Ohmmeter-Messungen in Geräten, wenn dasselbe noch unter Spannung steht. Achtung, falls ausser dem Messobjekt noch andere parallel liegende Bauteile mitgemessen werden. Die Messbedingungen des Geräteherstellers beachten. Bevor ein Bauteil ausgelötet wird, muss nochmals geprüft werden, ob wirklich dieses Bauteil defekt ist. Das Auslöten bei durchkontaktierten Leiterplatten ist schwierig, zeitraubend und birgt die Gefahr des Ablösens von Leiterplatten in sich. An Mess- und Lötarbeiten an MOS-Schaltungen Sicherheitsvorkehrungen bezüglich statischer Auf- und Entladung treffen (Potentialausgleich, Bauteilbeine nicht berühren). Falls Sie öfters mit Reparaturen konfrontiert sind, ist es von Vorteil, wenn Sie eine kurze Fehlerbeschreibung (Gerätetyp, Fehlerbild, wichtige Messungen, defektes Bauteil, etc.) erstellen. 10.6 Beispiele zur Fehlersuche a) Unterbrechung Leiterbahn Schema Protokoll Gemessen: U1 = 0 V U2 = 0 V Kontrollmessung: U0 = 12 V Vermutung: Unterbruch zwischen MP0 und MP1 Kontrollmessung: Mit Ohmmeter Verbindung zwischen MP0 und MP1 kontrollieren (bei ausgeschalteter Speisung) b) Defekte bei Kondensatoren Schema Grundlagen.doc Protokoll Gemessen: U2∼ ≠ U1∼ und Uc∼ = U1∼ Vermutung: Unterbruch C1 Kontrollmessung: C1 auslöten und evtl. Kapaziät messen (falls Messgerät vorhanden). Ansonsten kann ein grober Test mit Ohmmeter ausgeführt werden (Aufund Entladung sichtbar) oder der Kondensator wird ersetzt und die Messung wiederholt. FP Seite 23 Elektronikkurs Schema Praxis Reparatur-Tips Protokoll Gemessen: U1 = U2 (gleichspannungsmässig!) Vermutung: Kurzschluss C1 Kontrollmessung: Mit Ohmmeter kontrollieren (bei ausgeschalteter Speisung)! Achtung: Serieschaltung von R1 und R2, welche parallel zu C1 ist, beeinflusst Messung! c) Defekte bei Dioden Schema Schema Grundlagen.doc Protokoll Gemessen: U2 = 0 V und U1 ≠ 0 V Vermutung: Kurschluss von D1 Kontrollmessung: Mit geeignetem Ohmmeter kontrollieren (bei ausgeschalteter Speisung)! Protokoll Gemessen: U2 > Schwellspannung oder U2 = 12 V Vermutung: Unterbruch von D1 Kontrollmessung: Mit geeignetem Ohmmeter kontrollieren (bei ausgeschalteter Speisung)! FP Seite 24 Elektronikkurs Schema Praxis Reparatur-Tips Protokoll Gemessen: U1 ≠ 0 V bzw. U2 < 12 V Vermutung: Keine oder verminderte Sperrwirkung von D1 Kontrollmessung: Mit geeignetem Ohmmeter kontrollieren (bei ausgeschalteter Speisung)! d) Defekte bei Transistoren Schema Protokoll Gemessen: UCE ca. 0,2 V → Transistor voll leitend, kein Fehler! Falls jedoch: UCE = 0 V → Schema Vermutung: Kurschluss zwischen Kollektor und Emitter Kontrollmessung: Mit geeignetem Ohmmeter in beiden Richtungen kontrollieren (bei ausgeschalteter Speisung)! Protokoll Gemessen: UBE < Schwellspannung → Transistor gesperrt! Falls jedoch: UBE = 0 V und U1 und U3 ≠ 0 V → Grundlagen.doc Vermutung: Kurschluss zwischen Basis und Emitter Kontrollmessung: Mit geeignetem Ohmmeter in beiden Richtungen kontrollieren (bei ausgeschalteter Speisung)! FP Seite 25 Elektronikkurs Schema Schema Grundlagen.doc Praxis Reparatur-Tips Protokoll Gemessen: UCE = UBE Vermutung: Kurschluss zwischen Kollektor und Basis (falls Transistor nicht als Schalter eingesetzt wird) Kontrollmessung: Mit geeignetem Ohmmeter in beiden Richtungen kontrollieren (bei ausgeschalteter Speisung)! Achtung: Serieschaltung von R1 und R2, welche parallel zu Kollektor-Basisstrecke ist, beeinflusst Messung! Mit einem geeigneten Messgerät (Messspannung < Schwellspannung) kann ein satter Kurzschluss einwandfrei erkannt werden! Protokoll Gemessen: UBE = 0,7 V und UC = 12 V Vermutung: Kollektor-Basisstrecke terbrochen Kontrollmessung: Mit geeignetem Ohmmeter in beiden Richtungen kontrollieren (bei ausgeschalteter Speisung)! Achtung: Serieschaltung von R1 und R2, welche parallel zu Kollektor-Basisstrecke ist, beeinflusst Messung! Mit einem geeigneten Messgerät (Messspannung muss grösser als Schwellspannung sein!) kann der Transistor ohne auslöten kontrolliert werden! FP un- Seite 26 Elektronikkurs Schema 10.7 Praxis Reparatur-Tips Protokoll Gemessen: UBE > UBEmax Vermutung: Basis-Emitterstrecke unterbrochen Kontrollmessung: Mit geeignetem Ohmmeter in beiden Richtungen kontrollieren (bei ausgeschalteter Speisung)! Fehlersuche in komplexerer Schaltung Beide Ausgangsspannungen fehlen: Fehlen beide Spannungen, so ist der Fehler wahrscheinlich eher im „linken Teil“ zu suchen. Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Regler defekt sind ist gering und die Wahrscheinlichkeit, dass beide Ausgangsspannungen durch Belastung zusammengerissen werden ist ebenfalls gering. Zudem würde bei einer solchen Belastung die Sicherung F1 mit grosser Wahrscheinlichkeit durchbrennen. Somit beginnt man am Besten mit der systematischen Fehlersuche von der Netzspannungsseite her. Die Sicherung F1 kann ohmisch gemessen werden (Gerät ausschalten für die Messung!) oder man misst die Eingangsspannung des Trafos nach der Sicherung. Ist die Spannung vorhanden, so muss die Sicherung F1 in Ordnung sein. Falls die Sicherung defekt ist, muss mit einem weiteren Fehler gerechnet werden, da eine Sicherung meistens wegen einem defekten Bauteil durchgebrannt ist (natürlich kann eine Sicherung auch einmal wegen einer kurzzeitigen Überspannung oder auch durch Alterung vorzeitig durchbrennen). Bevor man eine neue Sicherung „opfert“, gibt eine ohmsche Messung (Gerät spannungslos!) parallel zu C2 Aufschluss über einen eventuellen Kurzschluss (Kondensatoren C2–C6, bzw. Spannungsreglereingänge) auf der Sekundärseite. Falls ein Kurzschluss mit dem Ohmmeter gemessen wurde, müssen die in Frage kommenden Teile ausgelötet werden. Sobald der Kurzschluss verschwunden ist, hat man das defekte Bauteil gefunden (am besten mit den beiden Spannungsreglern beginnen, da die Wahrscheinlichkeit eines Kurzschlusses bei Halbleitern grösser ist). Bei einem Kurzschluss könnten auch noch die Gleichrichterdioden zerstört worden sein. Da das Überprüfen sehr einfach ist, sollten die Gleichrichterdioden mit einem Universalmessgerät kurz getestet werden. Ist eine Gleichrichterdiode defekt, so wechselt man am besten alle Dioden gleichzeitig. Grundlagen.doc FP Seite 27 Elektronikkurs Praxis Reparatur-Tips Es sind natürlich noch weitere Fehlerursachen denkbar, wie z.B. ein Unterbruch der Leitung. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Fehlers ist jedoch gering. Falls trotzdem ein solcher Fehler vorkommt, findet man diesen jedoch ebenfalls mit systematischen Messungen (wo ist Spannung noch vorhanden, wo fehlt sie). 12 V Ausgangsspannung fehlt: Wenn die 5 V Spannung in Ordnung ist, so kann z.B. die Sicherung, der Trafo und der Gleichrichter nicht defekt sein. Theoretisch könnte die Eingangsspannung der beiden Spannungsregler zu klein sein (Ableitungswiderstand durch defekten Kondensator oder defekten Eingang der Spannungsregler).Wäre die Eingangsspannung z.B. ca. 6 V, so würde der 5 V – Regler funktionieren und der 12 V – Regler hätte eine zu kleine Eingangsspannung. Eine Spannungsmessung am Eingang verschafft uns Gewissheit. Da der „grössere“ Regler eine 12 V Spannung liefert, muss am Eingang eine Spannung grösser als 12 V zu messen sein. Ist die Eingangsspannung in Ordnung, so könnte noch eine zu grosse Belastung des Ausgangs diesen Fehler verursachen. Um dies herauszufinden, wird die Belastung des Reglers abgehängt (z.B. Pin 3 auslöten) und die Ausgangsspannung erneut gemessen. Wenn die Ausgangsspannung auch ohne Belastung zu gering ist, die Eingangsspannung aber in Ordnung ist, so kann nur noch der Regler selber defekt sein. Bei der Fehlersuche kann man immer verschiedene Wege beschreiten. Durch Erfahrungen (welches Bauteil ist eher defekt) können einzelne Schritte übersprungen werden, um den Fehler schneller einzukreisen. Im Durchschnitt wird die Fehlersuche dadurch wahrscheinlich effizienter. Wenn wirklich einmal ein „aussergewöhnlicher“ Fehler auftritt, müssen die Schritte wieder verfeinert werden. Grundlagen.doc FP Seite 28 Elektronikkurs Praxis 11 Logikfamilien 11.1 Allgemeines Logikfamilien Integrierte Schaltungen teilt man in verschieden Familien und Unterfamilien auf. Innerhalb einer Familie bzw. Unterfamilie ähneln sich die Schalteigenschaften der verschiedenen Logikglieder. Solche Eigenschaften sind z.B. Schaltzeit, Leistungsaufnahme, Betriebsspannung, Störsicherheit etc. ( diese Begriffe werden später noch erklärt). Je nach Aufgabe, muss abgewogen werden, welcher Typ gewählt werden soll. Braucht man sehr schnelle Bauteile, so werden z.B. ECL-ICs verwendet. Diese Familie hat aber den Nachteil, eine sehr hohe Leistungsaufnahme zu haben. Sollten Bauteile gefunden werden, die geringe Leistungsaufnahme haben ( z.B. C-MOS ), muss in Kauf genommen werden, dass die Schaltzeiten erheblich verlängert wird. Eine ideale Schaltung wäre z.B. besonders schnell, hätte eine kleine Leistungsaufnahme und hätte eine grosse Störsicherheit. All diese positiven Eigenschaften lassen sich praktisch nicht in einer Familie vereinen. Einteilung der Familien: Silizium Bipolar MOS-FET I2L RTL DTL LSL ECL N-MOS P-MOS C-MOS TTL Normalerweise verwendet man für eine digitale Schaltung Verknüpfungsglieder, die ein und derselben Familie angehören. So treten keine Probleme beim Zusammenschalten auf, da z.B. die Betriebsspannung für alle IC’s gleich ist. Es besteht aber auch die Möglichkeit IC’s verschiedener Familien zusammenzuschalten. Dazu müssten allerdings gewisse Bedingungen erfüllt werden. 11.2 Schalteigenschaften Jede Logikfamilie hat ihre typischen Kennwerte und Eigenschaften. Aufgrund dieser Daten wird für eine bestimmte Anwendung die geeignetste Logikfamilie ausgesucht. z.B. eine Schaltung in einem batteriebetriebenen Gerät sollte nicht unbedingt mit ECL-Gliedern aufgebaut sein, denn die ECLFamilie hat eine grosse Leistungsaufnahme. In diesem Falle sollte eher eine Logikfamilie verwendet werden, die geringe Leistungsaufnahme vorweist (z.B. C-MOS oder HC-MOS). Grundlagen.doc FP Seite 29 Elektronikkurs 11.3 Praxis Logikfamilien Leistungsaufnahme Die Leistungsaufnahme integrierter Schaltungen scheint auf den ersten Blick recht gering. Sollte die Schaltung allerdings umfangreicher werden, ergibt sich daraus ein hoher Leistungsbedarf. Bei einem Computer (1'000'000 logische Glieder) ergibt sich daraus, bei 10 mW pro Glied, eine Leistungsaufnahme von 10 kW. Wenn bei der Leistung gespart werden soll, müssen Einbussen bei der Signallaufzeit und bei der Störsicherheit hingenommen werden. 1000 100 10 ECL 1 100 0.1 Standart TTL 100000 1E+08 1E+11 LSTTL HC-MOS 0.01 0.001 0.0001 Bild: Leistungsaufnahme [mW] in Funktion der Frequenz [Hz] 11.4 Schaltzeiten Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Arten der Schaltzeiten: a) die Signallaufzeit, b) die Signalübergangszeit. Die Signallaufzeit bedeutet die Zeit, welche die Schaltung benötigt um die Eingangssignale zu „erkennen“ und den Ausgang entsprechend zu „setzen“. Die Signalübergangszeit gibt an wie lange der Anstieg der Ausgangsspannung von 10% von Ub (Betriebsspannung) auf 90% von Ub dauert. a) Signallaufzeit: Ue t Ua Signallaufzeit Grundlagen.doc t FP Seite 30 Elektronikkurs Praxis Logikfamilien b) Signalübergangszeit 90% von Ub Ua 10% von Ub Signalübergangszeit 11.5 Lastfaktoren Zum Ansteuern der logischen Bauteile wird Energie in Form von Strom und Spannung benötigt d.h. der Ausgang eines Bauteils kann nicht an beliebig viele andere Eingänge angeschlossen werden. Sollten zu viele Eingänge an einen Ausgang angeschlossen werden, wird vom Ausgang zuviel Strom „verlangt“. Dies hat zu Folge, dass das Bauteil überlastet wird und die Ausgangsspannung unweigerlich absinkt. Dadurch können an den angesteuerten Eingängen sog. undefinierte Zustände auftreten und die einwandfreie Funktion der gesamten Schaltung ist nicht mehr gewährleistet. 11.5.1 Fan In (Eingangslastfaktor) Der „Fan In“ ist der Faktor, welcher angibt in welchem Verhältnis die Stromaufnahme des betreffenden Bausteins zum Grundbausteins derselben Logikfamilie ist. 11.5.2 Fan Out (Ausgangslastfaktor) Der „Fan Out“ gibt an, wie viele Grundbausteine mit diesem Ausgang angesteuert werden können. Die Summe der Eingangslastfaktoren sollte kleiner oder gleich der Summe der Ausgangslastfaktoren sein. Ein „Fan Out“ von 10 bedeutet also, dass man 10 Gattereingänge anschliessen kann. Wenn die Ausgangsbelastbarkeit nicht ausreicht, verwendet man statt eines Standard-Gatters ein Leistungsgatter (Buffer). Beim Zusammenschalten verschiedener Logikfamilien muss auf die Ein- und Ausgangsströme geachtet werden, denn der „Fan In“- sowie der „Fan Out“-Faktor beziehen sich bei unterschiedlichen Logikfamilien nicht auf dieselbe Grösse. Grundlagen.doc FP Seite 31 Elektronikkurs 11.6 Praxis Logikfamilien Störsicherheit Durch das unbeabsichtigte Einkoppeln von Fremdspannungen kann eine digitale Schaltung gestört werden. Durch diese äusseren Einflüsse an den Eingängen eines Bausteins können die Ausgänge ungewollt von „H“ auf „L“ wechseln und umgekehrt. Um dies zu verhindern und die Störsicherheit des Bauteils zu verbessern, ist ein Abstand zwischen dem höchstzulässigen L-Pegel und dem tiefstzulässigen H-Pegel notwendig. Je grösser dieser Abstand ist, desto grösser ist die Störsicherheit. Bei der Störsicherheit unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Arten: der statischen Störsicherheit und der dynamischen Störsicherheit. 11.6.1 Statische Störsicherheit Die statische Störsicherheit bezieht sich auf maximale Spannung, welche an den Eingängen eines Gliedes auftreten dürfen ohne die Ausgänge zu beeinflussen. 11.6.2 Dynamische Störsicherheit Die dynamische Störsicherheit bezieht sich auf ein Signal von bestimmter Grösse, das über eine festgelegte Zeit am Eingang auftreten darf ohne den oder die Ausgangswerte zu verändern. Auf dem Diagramm rechts ist die zulässige Spannung in Funktion der Zeit dargestellt, was soviel wie dynamische Störsicherheit bedeutet. 11.6.3 Störabstand Der Störabstand ist die Differenz zwischen der minimal zulässigen Spannung des H-Pegels und der maximal zulässigen Eingangsspannung des L-Pegels am nächsten logischen Glied. Ausgang Eingang H-Bereich Störspannungsabstand High H-Bereich Störabstand L-Bereich Grundlagen.doc FP L-Bereich Seite 32 Elektronikkurs 11.7 Praxis Logikfamilien Pegel Um Informationen verarbeiten oder anzeigen zu können, werden logische Pegel definiert. In binären Schaltungen werden für digitale Grössen Spannungen verwendet. Hierbei stellen nur zwei Spannungsbereiche die Information dar. Diese Bereiche werden mit „H“ (high) und „L“ (low) bezeichnet. Beispiel mit 2 Logik-Familien (positive Logik) TTL Betriebsspannung +5 V Pegel von +2,4 V 0V „H“ (1) „L“ (0) 11.8 CMOS Betriebsspannung +3..15 V bis +5 V +0,7 V von +3 V 0V bis +15 V +3 V Kennzeichnung Digitaler Schaltkreise 11.8.1 Schaltzeichen Das Schaltzeichen kann senkrecht oder waagerecht gezeichnet sein. Die Grösse richtet sich nach der Zahl der Anschlüsse. Bei Verknüpfungsgliedern werden die Kurzzeichen und die AnschlussBezeichnung nicht geschrieben, da sich die Funktion durch das Schaltzeichen erklärt. 11.8.2 Kurzzeichen Bei der Zusammenstellung des Kurzzeichens steht zuerst der Schaltungstyp, dann die Angabe über Schaltungsbereich, Arbeitsbereich, usw. An letzter Stelle steht die Anzahl der Bits. Beispiele: S-V/R 4 Z-Bin 7 Dec/TR-BCD/DEZ Abkürzung: DSEL DEC DEM DEZ FF MUL PAR PROM R : Schieberegister, vorwärts und rückwärtszählend, 4 Bit : binärer Zähler, 7 Bit : Dekoder/Treiber, BCD/dezimal Bedeutung: Datenselektor Decodierer Demultiplexer Dezimal Flip-Flop Multiplexer Paritätsprüfer Programmierbarer Festwertspeicher Rückwärts Grundlagen.doc Abkürzung: S RAM TR V Z ROM AR VG FP Bedeutung: Schieberegister Schreib-/Lesespeicher Treiber Vorwärts Zähler Festwertspeicher Auffangregister Vergleicher Seite 33 Elektronikkurs Praxis Logikfamilien 11.8.3 Anschluss-Bezeichnungen: Verknüpfungsglieder A, B, ... Eingänge ST Strobe S Select Q Ausgang Zähler A, B, ... T/C Tv Tr R ST Qa, Qb, ... Kippglieder C/T J, K, D S R Cx Rc Rj Q Schieberegister A, B, ... Eingänge Tre Takt rechts Tli Takt links Qa, Qb, ... Ausgänge Clock/Takt Dateneingänge Setzeingang Rücksetzeingang Zeiteingang für Monoflop Zeiteingang für Monoflop Zeiteingang für Monoflop Ausgang Eingänge Takt/Clock Takt vorwärts Takt rückwärts Reset Strobe Ausgänge DEZ-Dekoder A, B, C, D BCD-Eingänge Q0, Q1, ... Ausgänge BCD-7 Segment-DEC A, B, C, D Qa, Qb, ... BCD-Eingänge Ausgänge Datenselektor/Multiplexer A, B, ... Dateneingänge ST Steuereingang AD Adresseingang Q Ausgang Speicher A, B, ... D0, D1, ... ST STm STw R/W Q0, Q1, ... Adresseneingänge Dateneingänge Steuereingang Steuereingang Memory Steuereingang Write Lese/Schreib-Eingang Ausgänge Grundlagen.doc FP Seite 34 Elektronikkurs 11.9 Praxis Logikfamilien TTL-Schaltkreisfamilie Die Bezeichnung TTL bedeutet Transistor-Transistor-Logic. Die Verknüpfungen werden bei dieser Schaltkreisfamilie ausschliesslich durch bipolare Transistorstufen erzeugt. Zur Verschiebung von Pegel und zur Spannungsableitung werden Dioden verwendet. Widerstände dienen als Spannungsteiler und Strombegrenzer. Die TTL-Schaltkreisfamilie gibt es in verschiedenen Unterfamilien, die für verschiedene Anwendungen mit besonderen Eigenschaften entwickelt wurden. • • • • • Standard-TTL (7400) Low-Power-TTL (74L00) Low-Power-TTL-Glieder nehmen nur etwa 10% der Leistung der Standard-TTL-Glieder auf. Die Schaltzeiten sind jedoch 3-mal so gross. High-Speed-TTL (74H00) High-Speed-TTL-Glieder schalten doppelt so schnell wie Standard-TTL-Glieder. Die Leistung ist aber doppelt so gross. Schottky-TTL (74S00) Schottky-TTL-Glieder haben sehr geringe Schaltzeiten. Ihre Leistungsaufnahme ist jedoch besonders gross. Low-Power-Schottky-TTL (74LS00) Die Low-Power-Schottky-TTL-Glieder haben die gleichen Schaltzeiten wie Standard-TTLGlieder. Die Leistungsaufnahme entspricht aber nur 1/5 des Standard-TTL-Glieds. Unterfamilie TTL L-TTL H-TTL S-TTL LS-TTL AS-TTL ALS-TTL Bezeichnung 7400 74L00 74H00 74S00 74LS00 74AS00 74ALS00 5V Betriebsspannung Leistung je Glied 10 mW 1 mW 23 mW 20 mW 2 mW 8 mW 1,2 mW Signallaufzeit 10 ns 33 ns 5 ns 3 ns 9,5 ns 1,7 ns 4 ns max. Schaltfrequenz 40 MHz 13 MHz 80 MHz 130 MHz 50 MHz 230 MHz 100 MHz 0,5 V 0,6 V 0,4 V 0,5 V typ. Störabstand 1V Die Standard-TTL-Glieder und die LS-TTL-Glieder sind die am häufigsten verwendeten TTLUnterfamilien. Grundlagen.doc FP Seite 35 Elektronikkurs Praxis Logikfamilien 11.10 MOS-Schaltkreisfamilie Verknüpfungsglieder der MOS-Unterfamilien sind mit MOS-Feldeffekt-Transistoren aufgebaut. Diese Art von Transistoren benötigt fast keine Steuerleistung, hat eine sehr kleine Bauform und ist einfach herzustellen. Die Kapazitäten des MOS-Fet sind jedoch dafür verantwortlich, dass die Schaltzeiten lang sind. Zusätzlich sind sie empfindlich gegen statische Aufladungen, die zur Zerstörung des Bauteils führen kann. Deshalb sind bei der Verarbeitung von MOS-Schaltungen besondere Sicherheitsmassnahmen erforderlich. • PMOS In den Verknüpfungsgliedern der PMOS-Unterfamilie werden selbstsperrende P-Kanal-MOSFeldeffekt-Transistoren verwendet. Widerstände werden durch Feldeffekt-Transistoren mit besonderen Eigenschaften ersetzt. PMOS-Glieder arbeiten langsam aber störsicher und benötigen eine grosse negative Betriebsspannung (-9...-20 V). • NMOS In den Verknüpfungsgliedern der NMOS-Unterfamilie werden selbstsperrende N-Kanal-MOSFeldeffekt-Transistoren verwendet. Eine andere Halbleitertechnologie ermöglicht eine Signallaufzeit wie bei Standard-TTL-Gliedern (10 ns). Durch eine Betriebsspannung von 5 V sind die NMOS-Glieder zu TTL-Gliedern kompatibel. • CMOS Die übliche Bezeichnung CMOS ist die Abkürzung von Complentary Symmetry-Metal Oxide Semiconductor. Die deutsche Übersetzung dazu lautet Komplementär-symmetrischer MetallOxid-Halbleiter. In den Schaltgliedern dieser MOS-Unterfamilie werden nur selbstsperrende MOS-Fets verwendet. Der Leistungsbedarf der CMOS-Glieder ist extrem niedrig (bis 10 nW) und hängt hauptsächlich von der Umschalthäufigkeit (max. 50 MHz) ab. Wegen der festlegbaren Betriebsspannung von +3 V bis +15 V, und ihrer grossen Integrationsdichte haben die CMOSGlieder ein grosses Anwendungsgebiet erobert. 11.11 ECL-Schaltkreisfamilie Aufgrund des Schaltungsprinzips eines Differenzverstärkers wurde der Name abgeleitet (Emittergekoppelte-Logik). Bei der Entwicklung der ECL-Glieder verfolgte man das Ziel besonders schnelle Glieder zu erfinden. Deshalb sind die Glieder der ECL-Schaltkreisfamilie die am schnellsten arbeitende Familie zur Zeit. Die Leistungsaufnahme liegt jedoch bei 60 mW je Glied. Die ECL-Schaltungen müssen wie Hochfrequenzschaltungen aufgebaut werden (Anpassung, Reflexion, Wellenwiderstand, etc.). Grundlagen.doc FP Seite 36 Elektronikkurs Praxis Logikfamilien 11.12 Pull-Up / Pull-Down-Widerstände Pull-Up- und Pull-Down-Widerstände werden eingesetzt, um das Überlasten von Bauteilen zu verhindern. Sie können auch dazu verwendet werden, undefinierte Zustände zu vermeiden (engl. Pull Up = heraufziehen, Pull Down = herunterziehen). Bei einem offenen Schalter beispielsweise „hängt der Zungenkontakt in der Luft“, d.h. es ist nicht klar definiert, ob der Zustand jetzt H oder L ist. Um zu verhindern dass solche Zustände auftreten und die Funktion der Schaltung beeinträchtigen, wird ein relativ hochohmiger Widerstand von der angesprochenen Leitung zur Speisespannung (Pull-Up-Widerstand) oder zu Ground angelegt. In Bild 1 ist ein Pull-Up-Widerstand abgebildet, der die Aufgabe hat, bei geöffnetem Schalter den Ausgangsanschluss auf „H hochzuziehen“. Bei geschlossenem oder überbrücktem Schalter (Bild 2) ist den Ausgang auf Ground definiert. Auf Bild 3 sind ein Schalter und ein Pull-Down-Widerstand abgebildet. Dieser Widerstand soll bei geöffnetem Schalter den Ausgang auf Ground „herabziehen“. Auch hier ist bei geschlossenem Schalter (Bild 4) der Ausgang klar definiert. Bild 1 Bild 2 Bild 3 Bild 4 11.13 Schmitt-Trigger Der Schmitt-Trigger ist ein Bauteil, das eingesetzt werden kann, um aus einer „schiefen“ Flanke eine steile Flanke zu machen. Dieses Bauelement hat den Vorteil, dass an seinem Eingang keine undefinierten Zustände auftreten. Der SchmittTrigger schaltet den Ausgang nur bei festgelegten Grenzen der Eingangsspannung. Aufgrund der Hysterese können diese Grenzspannungen nicht näher als bis zu einem gewissen Abstand an einander heran kommen. Schaltzeichen (Inverter mit Schmitt-Trigger-Eingang): Grundlagen.doc FP Ua Ue Seite 37