Krank ohne Befund - Ö1

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RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
Die Sendung
Die Sendereihe „Der Radiodoktor“ ist seit 1990 das Flaggschiff der
Gesundheitsberichterstattung von Ö1. Jeden Montag von 14.05 bis 14.40 Uhr
werden interessante medizinische Themen in klarer informativer Form
aufgearbeitet und Ö1-Hörerinnen und -Hörer haben die Möglichkeit, telefonisch
Fragen an das hochrangige Expertenteam im Studio zu stellen.
Wir über uns
Seit September 2004 moderieren Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos,
Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz, Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger und
Dr. Christoph Leprich die Sendung.
Das Redaktionsteam besteht aus Mag. Xaver Forthuber, Mag. Nora Kirchschlager,
Dr. Doris Simhofer, Dr. Michaela Steiner, Dr. Ronny Tekal und Dr. Christoph
Leprich.
Das Service
Seit dem 3. Oktober 1994 gibt es das, die Sendereihe flankierende, Hörerservice,
das auf größtes Interesse gestoßen ist.
Die zu jeder Sendung gestaltete Infomappe mit ausführlichen
Hintergrundinformationen, Buchtipps und Anlaufstellen wird kostenlos zur
Verfügung gestellt und ist bereits am Sendungstag auf der Ö1-Homepage zu
finden. Diese Unterlagen stellen in der Fülle der behandelten Themen ein MedizinLexikon für den Laien dar.
Die Partner
Ermöglicht wird die Radiodoktor-Serviceleiste durch unsere Partner:
die Österreichische Apothekerkammer und das Österreichische Bundesministerium
für Gesundheit.
An dieser Stelle wollen wir uns ganz herzlich bei unseren Partnern für die
Zusammenarbeit bedanken!
Wir bitten um Verständnis, dass wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit in dieser Infomappe
zumeist auf die weiblichen Endungen, wie z.B. PatientInnen, ÄrztInnen etc. verzichtet haben.
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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KRANK OHNE BEFUND –
SIMULANT ODER OPFER MEDIZINISCHER
IGNORANZ?
Mit Univ.-Prof. Dr Manfred Götz
21. Jänner 2013, 14.05 Uhr, Ö1
Sendungs- und Infomappengestaltung: Uschi Mürling-Darrer, Dr. Ronny Tekal
Redaktion: Dr. Christoph Leprich
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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INHALTSVERZEICHNIS
INHALTSVERZEICHNIS
KRANK OHNE BEFUND
Keine Einzelfälle
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SOMATOFORME STÖRUNGEN
Einheitliche Definition
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6
PSYCHOSOMATIK IN DER PRAXIS
Medizinische Randdisziplin
Das Bio-Psycho-Soziale Modell
Alle Faktoren berücksichtigen
Körper und Psyche
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7
7
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ENTSTEHUNG SOMATOFORMER STÖRUNGEN
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TYPISCHE SYMPTOME
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DIAGNOSEMÖGLICHKEITEN
Psychologische Abklärung
Diagnostik via Fragebogen
Simultandiagnostik
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DIAGNOSEKRITERIEN
Diagnose: somatoforme Störung
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BEISPIEL FIBROMYALGIE-SYNDROM
„Doctor-Shopping“ und das „Syndrom der dicken Akte“
Kostenfaktor sechs bis vierzehn
Bedarf wäre vorhanden
Psy-Diplome
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ANLAUFSTELLEN
INFOLINKS
BUCHTIPPS
SENDUNGSGÄSTE
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RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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KRANK OHNE BEFUND
KRANK OHNE BEFUND
„Sie haben nichts!“ Wie soll man mit einer solchen Diagnose umgehen, wenn
einem doch etwas fehlt. Wenn die Schmerzen eindeutig da sind. Und wenn einem
niemand glaubt.
Wenn Menschen „Krank ohne Befund“ sind, dann klingt das so, als ob hier
eigentlich gar nichts vorläge.
Ein grober Trugschluss, wie der Salzburger Psychiater Manfred Stelzig meint: „In
Wahrheit steckt hinter dieser Diagnose eine komplexe Hintergrunddynamik. Es ist
ein ganzes Bündel von Faktoren, das die Entwicklung der Krankheitsbilder
beeinflusst. Eine entscheidende Rolle spielen hierbei genetische, biologische,
psychische und soziale Faktoren.“
Thure von Uexküll, einer der Pioniere der Psychosomatik, sprach in diesem
Zusammenhang vom „bio-psychosozialen“ Ansatz. Bis heute wird dieser Bereich
in der Medizin jedoch äußerst stiefmütterlich behandelt. „Es ist erstaunlich, wie
blind die Medizin angesichts all jener Erkenntnisse auf diesem Auge immer noch
ist“, so Manfred Stelzig in seinem Buch „Krank ohne Befund – eine
Anklageschrift“.
Im Bereich der Organmedizin wird jeder Patient bestmöglich versorgt. Die
Diagnose wird gestellt und der Behandlungsplan erarbeitet. Dann kommt es im
Regelfall so rasch wie möglich zur Symptomlinderung beziehungsweise Heilung.
„Nicht so, wenn sich das Psychische zu den körperlichen Beschwerden
hinzugesellt, beziehungsweise wenn das Psychische die Ursache dieser
Erkrankung ist. Hier fehlt dann die richtige Diagnose und die zielführende
Therapie wird damit vorenthalten.“
Keine Einzelfälle
Dabei handelt es sich keineswegs um Einzelfälle. 20 bis 30 Prozent der Patienten
die eine allgemeinmedizinische Praxis, eine fachärztliche Ordination oder ein
Krankenhaus aufsuchen, leiden an körperlichen Beschwerden, ohne dass ein
entsprechender organischer Befund erhoben werden kann.
„Wobei sich die Zahl deutlich erhöht, nämlich bis zu 50 Prozent, wenn man nicht
die Patienten, sondern die Zahl der Untersuchungen misst“, fügt Stelzig hinzu. Je
nach Fachspezialisierung schwanken die Häufigkeiten zwischen 37 Prozent (in der
Zahnmedizin) und 66 Prozent (in der Gynäkologie).
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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KRANK OHNE BEFUND
Aus psychiatrischer Sicht können verschiedene Ursachen zu körperlichen
Beschwerden führen, etwa eine sogenannte somatisierte Depression, eine
Angststörung, oder körperliche Folgezustände eines psychischen Traumas. Oder
es handelt sich um sogenannte „somatoforme“ beziehungsweise „funktionelle“
Störungen, dann ist man „Krank, aber ohne Befund“.
Quelle:
Manfred Stelzig, „Krank ohne Befund“ 2013
SOMATOFORME STÖRUNGEN
Der Begriff „somatoforme Störungen“ leitet sich von „soma“ (griechisch: Körper)
und „forma“ (lateinisch: Form, Gestalt) ab und wurde vor rund 30 Jahren in die
offiziellen Krankheits-Klassifikationssysteme eingeführt.
„Somatoforme Störungen“ sind vereinfacht ausgedrückt Beschwerden, für die
keine oder keine ausreichenden körperlichen Ursachen gefunden werden können.
Traditionelle Bezeichnungen für Krankheitsbilder aus diesen Kategorien sind z.B.
psychogene Störungen, funktionelle Störungen, vegetative Dystonie, allgemeines
psychosomatisches Syndrom, Konversionshysterie oder psychische Überlagerung.
Einheitliche Definition
Seit 1984 sind somatoforme Störungen, mit den verschiedenen Unterkategorien
im amerikanischen Diagnoseschlüssel DSM (Diagnostic and Statistical Manual of
Mental Disorders) enthalten, seit 1992 auch im europäischen
Krankheitsverzeichnis des ICD (Internationale statistische Klassifikation der
Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme).
Nach der Definition des ICD-10 ist das Charakteristikum der somatoformen
Störungen die „wiederholte Darbietung körperlicher Symptome in Verbindung mit
hartnäckigen Forderungen nach medizinischen Untersuchungen trotz wiederholter
negativer Ergebnisse und Versicherung der Ärzte, dass die Symptome nicht
körperlich begründbar sind. Sind aber irgendwelche körperlichen Symptome
vorhanden, dann erklären sie nicht die Art und das Ausmaß der Symptome oder
das Leiden und die innerliche Beteiligung des Patienten.“
International liegen die Angaben zur Prävalenz von somatoformen Störungen in
der Bevölkerung zwischen neun und zwanzig Prozent. Betrachtet man die
Allgemeinarztpraxen, so erfolgen 16 bis 31 Prozent der Konsultationen durch
derartige Beschwerden.
Quellen:
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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KRANK OHNE BEFUND
Nina Sauer und Wolfgang Eich
„Deutsches Ärzteblatt“ 2007
Wolf Langewitz: Funktionelle Störungen - somatoforme Störungen.
Psychosomatische Medizin. Theoretische Modelle und klinische Praxis. München,
Elsevier, Urban & Fischer, 2011, 739-775.
PSYCHOSOMATIK IN DER PRAXIS
Die Erkenntnis, dass körperliche Erkrankungen und psychisches Leid
zusammenhängen, reicht bis in die Antike zurück. Seit Mitte des vorigen
Jahrhunderts widmet sich sogar ein ganzer Wissenschaftszweig – eben die
Psychosomatik – der Erforschung dieser Tatsache.
Medizinische Randdisziplin
Umso erstaunlicher, dass diese Disziplin im Gesundheitssystem nur eine
Randerscheinung darstellt. Die naturwissenschaftlich orientierte Medizin verweist
erst nach Ausschöpfung der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten,
an die Psychosomatik. Dies bedeutet häufig einen langen (Um-)Weg, den viele
Betroffene gehen müssen.
Aktuelle Studien zeigen, dass eine frühzeitige Einbeziehung der psychischen
Aspekte nicht nur fachlich richtiger, sondern auch weitaus billiger ist.
Das Bio-Psycho-Soziale Modell
Das biopsychosoziale Modell des Menschen ist ein Konzept das davon ausgeht,
dass man biologische, psychologische, wie auch soziale Faktoren in Betracht
ziehen muss, um die Erkrankung eines Menschen zu verstehen. Dabei steht „bio“
für biomedizinische, also körperliche Ursachen, „psycho“ für psychische und
emotionale Vorgänge im Körper und „sozial“ für Bedingungen, denen ein Mensch
in seiner Umgebung und Umwelt ausgesetzt ist. Erst die Berücksichtigung der
komplexen Wechselwirkung all dieser Faktoren gibt Aufschluss über die
Entstehung und Aufrechterhaltung von Erkrankungen. Im Gegensatz zur
klassischen, schulmedizinischen Sichtweise wird im biopsychosozialen Modell der
Mensch ganzheitlich betrachtet.
Alle Faktoren berücksichtigen
Nehmen wir das praktische Beispiel „chronische Rückenschmerzen“. Hier könnten
körperliche Schäden, wie etwa Abnutzungserscheinungen an der Wirbelsäule dafür
verantwortlich sein. Die Schmerzen können aber auch von einer seelischen
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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KRANK OHNE BEFUND
Dauerbelastung herrühren oder durch Umwelteinflüsse, wie eine ergonomisch
schlechte Sitzgelegenheit am Arbeitsplatz entstehen. In manchen Fällen haben
vielleicht alle drei Faktoren ihren Anteil an den Rückenschmerzen, in anderen
eventuell nur die körperliche oder die soziale Komponente. Es geht also darum,
genau das herauszufinden, um interdisziplinär eine sichere Diagnose erstellen und
eine sinnvolle Therapie einleiten zu können.
Körper und Psyche
Ein gutes Beispiel für das Zusammenspiel von Körper und Psyche ist die
Erklärung dafür, warum Menschen vor Scham erröten. Äußerlich sichtbar ist zwar
nur, dass sich die Blutgefäße erweitern. Der eigentliche Grund ist allerdings die
Scham, die als psychische Ursache zu der typischen unsicheren Körperhaltung und
der auffälligen Gesichtsfarbe führt.
So können auch körperliche Beschwerden, wie Verspannungen im Nacken,
Herzrasen oder hoher Blutdruck typische Erkrankungsbilder einer
psychosomatischen Störung sein. Gefühle wie Angst, Wut, Kränkung oder Trauer
rufen Reaktionen im vegetativen Nervensystem hervor. Können diese Gefühle
nicht abgebaut werden, indem man sich abreagiert - etwa durch Reden, Schreien
oder Weinen - kommt es zu einer Überbeanspruchung der Organe und zu einer
psychosomatischen Erkrankung.
Quellen:
www.netzwerk-psychosomatik.at/content/psychosomatik/definition.php).
www.cfk-muenchen.de/de-DE/ueber-cfk/philosophie/index.php
ENTSTEHUNG SOMATOFORMER STÖRUNGEN
Bisher existiert kein einheitliches Erklärungsmodell für die Entstehung
somatoformer Beschwerden. Hinsichtlich Prädisposition, Auslösung und
Aufrechterhaltung dürften jedoch folgende individuelle Faktoren von vorrangiger
Bedeutung sein:
 genetische Veranlagung
 biographische Belastungsfaktoren
 Persönlichkeitsmerkmale
 somatische Vor- bzw. Grunderkrankungen
 erhöhte Körperaufmerksamkeit
 soziokulturelle Gegebenheiten
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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KRANK OHNE BEFUND
Als erwiesen gilt, dass Menschen mit traumatischen Lebenserfahrungen häufiger
unter somatoformen Körperbeschwerden – vor allem Schmerzen – leiden.
Bedeutsam sind hier vor allem frühkindliche Traumatisierungen.
Folgende Bedingungen begünstigen somatoforme Beschwerden:
 Kognitive Fehlbewertung (katastrophisierende Bewertung von
Schmerzempfindungen)
 Modelllernen in der Familie
 Erhöhte physiologische Reaktionsbereitschaft (Herabsetzung der
Schmerzschwelle)
 Traumatisierung (Misshandlung, Missbrauch)
 Deprivation (Störungen der Emotionswahrnehmung,)
 Wenig Achtsamkeit im Umgang mit körperlichen Signalen
 Unsichere Bindungsentwicklung
 Körperliche Vorschädigung mit Schmerz
Der Mangel an Lernerfahrungen durch wichtige Bezugspersonen erhöht das Risiko
für somatoforme Störungen. Emotionale Reaktionen, z.B. Wut, Ärger, Angst etc.
werden dann sehr körpernah und weniger als Emotionen mit seelischen und
körperlichen Anteilen erlebt. Dies führt zu dem subjektiven Erleben körperlich
erkrankt zu sein.
TYPISCHE SYMPTOME
Es gibt nicht die klassische psychosomatische Erkrankung. Im Prinzip kann jedes
Symptom einen psychischen Hintergrund aufweisen. Denn der Körper sei, wird so
der Psychiater und Buchautor Manfred Stelzig nicht müde zu betonen, nicht von
den psychischen Geschehen zu trennen. Manche Beschwerden treten jedoch
etwas häufiger auf:
So leiden 10 bis 15 Prozent der Patienten einer Allgemeinpraxis an Schmerzen,
die auf das Herz bezogen werden, ohne dass eine organische Erkrankung vorliegt.
Das Herz – jenes Organ, das bei Liebeskummer brechen, bei Trauer schwer
werden oder bei Angst in die Hose rutschen kann – ist die diesem Fall der
Symptomträger.
Einige Symptome, wie Schwindelzustände, Kurzatmigkeit, Schluckbeschwerden
oder das mit dem Gefühl eines „Knödels“ im Hals verknüpft man ohnehin mit
seelischem Leid. Doch auch Heiserkeit, Atemnot, ein Druck auf der Brust oder
Verdauungsbeschwerden gelten als klassische „funktionelle“ Beschwerden.
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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KRANK OHNE BEFUND
Stelzig: „Schon bei Kindern sind Kopfschmerzen und Bauchschmerzen der
häufigste Ausdruck für innere Spannungen beziehungsweise Überlastungen.“
Auch der Bewegungs- und Stützapparat kann einem dauerhaften psychischen
Druck oft nicht standhalten und reagiert mit schmerzhaften Verspannungen der
Muskulatur, bis hin entzündlichen Veränderungen.
Letztlich spielen Störungen im Bereich der Sexualität eine große Rolle bei den
somatoformen Krankheitsbildern. In vielen Fällen reagieren Frauen mit
Unterbauchbeschwerden, Regelschmerzen, Brennen im Genitalbereich oder
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auf psychische Belastungssituationen, bei
Männern kann es zur erektilen Dysfunktion, also der Potenzstörung kommen.
Obwohl es kein Alter gibt, in dem man besonders gefährdet wäre, treten derartige
Erkrankungen typischerweise erstmals bereits relativ früh, zwischen dem 16. und
30. Lebensjahr, auf.
Quelle:
Manfred Stelzig, „Krank ohne Befund“ 2013
DIAGNOSEMÖGLICHKEITEN
Die Diagnose einer somatoformen Störung beruht zunächst auf dem Ausschluss
anderer Ursachen, die die Körperbeschwerden erklären könnten. Dazu sind eine
ausführliche Erhebung der Krankengeschichte, sowie eine sorgfältige körperliche
Untersuchung mit Blutbild und Blutdruckmessung notwendig. Gegebenenfalls
können Ultraschall, Röntgenaufnahmen, EKG Aufschluss über etwaige körperliche
Beschwerdeursachen geben.
Psychologische Abklärung
Es sollten aber unbedingt auch psychische Belastungen zur Sprache kommen.
Gibt es besonders schwere Arbeitsbedingungen, Schwierigkeiten in der Familie,
soziale oder kulturelle Belastungen? Zusätzlich ist es empfehlenswert,
Patientinnen und Patienten zu einer Psychiaterin oder einen Psychiater bzw.
Neurologin oder Neurologen zu überweisen, um Depressionen und andere
psychische oder neurologische Begleiterkrankungen abzuklären.
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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KRANK OHNE BEFUND
Diagnostik via Fragebogen
Zur Diagnosestellung gibt es auch verschiedene strukturierte, klinische Interviews
und Fragebögen. So werden mithilfe der so genannten Symptom-Checkliste SCL90 sowohl körperliche als auch psychische Symptome erfasst.
Dabei bewerten Patientinnen und Patienten ihre Beschwerden innerhalb der
letzten 7 Tage anhand einer 5-stufigen Skala. Punkte, die in der Checkliste
abgefragt werden sind zum Beispiel Kopfschmerzen, Ohnmachts- oder
Schwindelgefühle, Schwierigkeiten beim Amten oder Kloßgefühl im Hals. Aber
auch Zwanghaftigkeit, wie immer wieder auftauchende unangenehme Gedanken,
alles sehr langsam tun zu müssen, um sicher zu sein, dass alles richtig ist, immer
wieder nachzukontrollieren oder zwanghafte Wiederholung derselben Tätigkeit wie
Berühren, Zählen, Waschen. Oder Paranoides Denken, dass man den meisten
Menschen nicht trauen kann, dass andere einen beobachten, dass man
ausgenutzt wird und ähnliches.
Simultandiagnostik
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass bei somatoformer Störungen die so
genannte Simultandiagnostik sinnvoll ist.
Dabei werden von Beginn an sowohl organische als auch psychosoziale Faktoren
berücksichtigt. Besonders Augenmerk wird auf aktuelle und frühere Beschwerden,
auf die Zahl der vorangegangenen Untersuchungen und therapeutische
Bemühungen gelegt. Im Rahmen eines Erstgespräches schildern Patientinnen und
Patienten ihre Beschwerden. Die behandelnde Ärztin oder der Arzt fasst diese
Aussagen mit den Befunden und Diagnosen bisheriger Untersuchungen
zusammen. Ergänzend kann eine psychologische Diagnostik mittels Fragebögen
sinnvoll sein.
Quellen:
Prim. Prof. Dr. Dr. Dipl. Psych. Andreas Remmel
Privatdozent Dr. med. Claas Lahmann
DIAGNOSEKRITERIEN
Diagnose: somatoforme Störung
Von einer somatoformen Störung kann gesprochen werden, wenn körperliche
Beschwerden über mindestens 2 Jahre wiederholt auftreten und mindestens 6
Organsysteme betreffen (z.B. Magen Darm-Trakt, Haut- und Schleimhäute, HerzKreislaufsystem, Muskeln und Gelenke, Urogenitaltrakt, sexuelle
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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KRANK OHNE BEFUND
Funktionsstörungen). Zuvor wurden, wie erwähnt, mithilfe organischer Befunde
rein körperliche Ursachen für Beschwerden ausgeschlossen.
Diagnose: undifferenzierte Somatisierungsstörung
Die undifferenzierte Somatisierungsstörung wird dann diagnostiziert, wenn wegen
zu kurzer Dauer oder wegen weniger ausgeprägter Symptomatik, keine
Somatisierungsstörung diagnostiziert werden kann. Trotzdem sind zahlreiche
körperliche Beschwerden vorhanden, für die keine ausreichenden, körperlichen
Ursachen gefunden werden können.
Diagnose: Hypochondrische Störung
Diese Störung wird diagnostiziert, wenn über sechs Monate hindurch die Angst
besteht, körperlich erkrankt zu sein, obwohl durch zahlreiche Untersuchungen
keine Ursache dafür gefunden werden. Bei diesen Patientinnen und Patienten hält
die Erleichterung über negative Untersuchungsergebnisse nur kurz an. Die
Ergebnisse werden rasch wieder angezweifelt und die Betroffenen konsultieren
wieder eine Medizinerin oder einen Mediziner.
Eine Variante der hypochondrischen Störung ist die Dysmorphophobie. Dabei geht
es den Betroffenen vor allem um einen vermeintlichen „Schönheitsfehler“ oder
einen Mangel im körperlichen Erscheinungsbild.
Diagnose: Somatoforme autonome Funktionsstörung
Bei der somatoformen autonomen Funktionsstörung werden Symptome der
vegetativen Erregung (Schweißausbrüche, Mundtrockenheit, Hitzewallungen,
Erröten, Brustschmerz oder Druckgefühl in der Herzgegend ...) einem oder
mehreren Organsystemen zugeordnet. Etwa eine Herzneurose dem
kardiovaskulären System (das Herz betreffend), eine Magenneurose dem oberen
Gastrointestinaltrakt (Mündhöhle, Speiseröhre, Magen, Zwölffingerdarm ),
psychogener Durchfall dem unteren Gastrointestinaltrakt (Darmbereich),
Hyperventilation dem respiratorischen System (Systeme, die der Atmung dienen),
und so weiter.
Diagnose: Anhaltende somatoforme Schmerzstörung
Dabei leiden Patientinnen und Patienten über 6 Monate, an den meisten Tagen,
andauernd unter schweren und belastenden Schmerz. Auch hier können die
Beschwerden biomedizinisch nicht ausreichend erklärt werden. Die Betroffenen
richten zudem ihre volle Aufmerksamkeit auf diese Beschwerden.
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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KRANK OHNE BEFUND
Quellen:
Prim. Prof. Dr. Dr. Dipl. Psych. Andreas Remmel
Privatdozent Dr. med. Claas Lahmann
www.lifeline.de/cda/krankheiten_a-z/krankheitenlexikon/diagnose/content221557.html
http://neurotische-belastungs-und-somatoformestoeru.universimed.com/?typ=Diagnose
www.medizin-im-text.de/blog/6710/scl-90-symptomcheckliste-bei-psychischenstoerungen/
BEISPIEL FIBROMYALGIE-SYNDROM
Beim Fibromyalgie-Syndrom leiden die Betroffenen an generalisierten Schmerzen
der Muskulatur, des Bindegewebes und der Knochen. Sie fühlen sich müde,
abgeschlagen und krank – auch hier ohne Befund. In den USA sollen rund 2
Prozent der Bevölkerung daran leiden.
Nach der Definition müssen die Beschwerden mindestens drei Monate anhalten
und verschiedene Körperteile betreffen: linke und rechte Körperhälfte, obere und
untere Extremitäten, verschiedene Abschnitte der Wirbelsäule, Ober- und
Unterkörper. Hinzu kommen Schlafstörungen und depressive Verstimmungen.
„Entscheidend bei solchen Erkrankungen, die organisch nicht nachweisbar sind,
ist auch immer, dass die Betroffenen von der Angst begleitet werden, von der
Gesellschaft als Simulant, Tachinierer, Pensionsbegehrer oder als hysterisch
eingestuft zu werden“, schildert Manfred Stelzig.
Zum Teil dürfte es sich um ein Überforderungssyndrom handeln. Auf der
biochemischen Achse lässt sich ein Mangel der Überträgerhormone im Gehirn
Serotonin- und Noradrenalin feststellen.
Daher empfiehlt Stelzig auch die Gabe von Medikamenten, die diesen Bereich der
Neurotransmitter korrigieren: Konkret sind dies Psychopharmaka, wie trizyklische
Antidepressiva sowie Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer.
Zudem ist, so Stelzig, eine medikamentöse Behandlung der Schlafstörungen
angezeigt. Selbst die Therapie mit Antiepileptika wird erprobt. Da es sich um eine
nicht entzündliche rheumatische Erkrankung der Weichteile handelt, sind
entzündungshemmende Medikamente, wie Aspirin, meist wirkungslos.
Ganzheitliche Therapie
Alleine die biochemische und damit die medikamentöse Schiene zu beachten sei
jedoch zu wenig, wie der Salzburger Psychiater erläutert. Der psychodynamische
Anteil darf nicht übersehen werden. Die Betroffenen sollen lernen, „ihre
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
13
KRANK OHNE BEFUND
Körpersignalsprache zu verstehen und geduldig mit Ihrem Körper umzugehen.“
Mit der Ausbeutung des Körpers und der Seele müsse nun Schluss sein und eine
neue Form des Dialogs und des Leistungserbringens gefunden werden.
So können zur Besserung der Beschwerden Entspannungstechniken, Ausdauerund Krafttraining oder physikalische Therapien eingesetzt werden. Auch die
Komplementärmedizin kann hier auf gute Erfolge verweisen. Neben
psychotherapeutischen Methoden oder Beratung zum, Stressmanagement finden
sich auch Selbsthilfegruppen für Fybromyalgie-Betroffene. Dies ist mitunter
notwendig, denn nur ein kleiner Teil der Erkrankten verliert die Beschwerden
ganz. Die meisten Patientinnen und Patienten haben ein Leben lang damit zu
kämpfen. Und dennoch lässt sich keine Ursache dingfest machen.
Quellen:
Manfred Stelzig „Krank ohne Befund“ 2013
Selbsthilfegruppe Fibromyalgie
http://members.aon.at/fibromyalgie/index2.htm
THERAPIEN UND BEHANDLUNGSANSÄTZE
„Es stehen mittlerweile gut begründete fachspezifische psychosomatische
Behandlungen zur Verfügung“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Dr. Dipl. Psych.
Andreas Remmel: „Die Diagnostik und Therapie sollte aber auf verschiedenen
Ebenen erfolgen. Etwa in einem Kompetenzzentrum wie dem „Psychosomatischen
Zentrum Waldviertel“ besteht die Möglichkeit, eine ausführliche Diagnostik
durchzuführen und die Patientinnen und Patienten können auch von Beginn an
allgemeinmedizinisch oder internistisch behandelt werden. Zudem wird zunächst
auch eine bestehende medikamentöse Behandlung weitergeführt, um die
Erkrankten mit ihren Sichtweisen und Überzeugungen ‚dort abzuholen, wo sie
gerade stehen‘. Parallel dazu versuchen wir aber auch, sie über die Metapher von
‚Stress‘ und ‚Belastungen‘ oder ‚Burnout‘ für ihre psychische und soziale Seite
ihrer Beschwerden und Krankheit zu sensibilisieren.“
Verhaltensmuster ändern
Bei den Therapien wird versucht individuelle Denk-, Erlebens- und
Verhaltensmuster oder eingefahrene Schemata zu identifizieren, zu überprüfen
und zu verändern: z.B.
 „ich muss immer perfekt sein“
 „ich darf nicht negativ auffallen“
 „ich darf keine Gefühle oder Schwächen zeigen“
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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KRANK OHNE BEFUND


„ich muss immer für andere da sein“
„ich darf nie ‚nein’ sagen“, etc.
Oftmals liegen bei Patientinnen und Patienten ungelöste oder schwerwiegende
psychische oder soziale/familiäre Konflikte vor, die sie bislang nicht auflösen
konnten.
Mögliche Therapieformen
Die gezielte psychosomatische Therapie kombiniert eine offene, vertrauensvolle
und verlässliche Beziehung zu den Patientinnen und Patienten mit individuell
aufeinander abgestimmten Psychotherapie-Verfahren, wie z.B.
 Körperorientierte Therapie
 entspannungstherapeutische Verfahren
 kognitive Verhaltenstherapie
 kreative Therapieverfahren
 Musiktherapie
 Bewegungstherapie
 physikalische Therapie
 Tanz und Bewegung
... und der Förderung der eigenen Genussfähigkeit und der eigenen Bedürfnisse,
etwa durch achtsamkeitsbasierte Ansätze.
Ziele und Visionen
Die psychosomatische Forschung versucht, die spezifischen Faktoren der
Prädisposition, Auslösung und Aufrechterhaltung somatoformer Störungen besser
zu verstehen, um störungsorientierte Behandlungsmöglichkeiten weiter zu
verbessern. Eine derartige, störungsorientierte Therapieform ist z.B. die
psychodynamisch-interpersonell ausgerichtete PISO-Therapie, die sich im Rahmen
einer großen multizentrischen Studien an mehreren deutschen Universitätskliniken
als wirksam erwiesen hat.
Quellen:
Prim. Prof. Dr. Dr. Dipl. Psych. Andreas Remmel
Privatdozent Dr. med. Claas Lahmann
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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KRANK OHNE BEFUND
HOHE KOSTEN FÜR DAS GESUNDHEITSSYSTEM
Personen mit einer Somatisierungsstörung gehören zu den sogenannten „High
Utilizern“ des Gesundheitsversorgungssystems. Das bedeutet, dass durch
Mehrfachdiagnostik, häufige Spitalsaufenthalte und Krankheitstage enorme Kosten
für das Gesundheitssystem entstehen. So verursachen die Patienten im
ambulanten Bereich im Mittel 14-fach höhere Kosten als üblich.
Dies tun die Betroffenen nicht aus Lust und Laune oder um sich am Gemeingut
Gesundheitswesen zu bedienen. Vielmehr stecken die Hilflosigkeit der
behandelnden Ärztinnen und Ärzte und das mangelnde Vermögen die psychischen
Hintergründe von Erkrankungen zu erkennen dahinter. Im Bemühen – koste es,
was es wolle – doch eine Diagnose zu „erzwingen“, werden die Betroffenen durch
immer weitere Überweisungen an Spezialisten auf eine meist jahrelang
andauernde Odyssee geschickt.
„Doctor-Shopping“ und das „Syndrom der dicken Akte“
Die Betroffenen sammeln über die Jahre unzählige Befunde verschiedenster
Spezialisten. Vom Hausarzt zu den verschiedenen Fachärzten, über
Spezialabteilungen an die Universitätsklinik. Und vielleicht sogar noch über die
Grenzen des Landes zum international anerkannten Experten.
Die deutschen Ärzte und Pychosomatik-Experten Rainer Schäfert und Peter
Henningsen sprechen in diesen Zusammenhang vom „Syndrom der dicken Akte“.
Kostenfaktor sechs bis vierzehn
Die Kosten für Patienten mit „Störungen unklarer Genese“ liegen Schätzungen
zufolge insgesamt rund neunmal so hoch wie bei den sogenannten
Durchschnittspatienten.
Dabei würden, so der Psychologe Manfred Zielke von der Christian-AlbrechtsUniversität Kiel, rund die Hälfte bis zwei Drittel dieser Krankheitskosten dadurch
verursacht, dass psychische Erkrankungen nicht rechtzeitig erkannt und
diagnostiziert werden und viel zu spät fachpsychotherapeutische Behandlungen
erwogen und veranlasst werden. „Somit sind wesentliche Aspekte der
traditionellen medizinischen Versorgung von Patienten mit psychosomatischen
Erkrankungen kontraproduktiv: Sie verursachen chronische Krankheitsverläufe
oder erhalten diese aufrecht, obwohl sie sie eigentlich zu behandeln vorgeben.“
Eine Bedarfserhebungsstudie der Universität Manchester konnte zeigen, dass die
verursachten Krankheitskosten in direktem Zusammenhang mit der Kompetenz
der behandelnden Ärztinnen und Ärzte stehen. Konkret, ob es ihnen bei
somatisierenden Patienten gelang, die im Hintergrund stehenden psychosozialen
Faktoren zu erkennen oder sie diese nur organmedizinisch behandelten Die
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
16
KRANK OHNE BEFUND
medizinischen Folgekosten waren etwa 46 Mal so hoch, wenn die psychosozialen
Faktoren nicht berücksichtigt wurden.
Quellen:
Manfred Stelzig, „Krank ohne Befund“ 2013
Manfred Zielke
„Die Psychosomatik am Beginn des 21. Jahrhunderts“:
The cost of somatization.
Shaw, Jenny; Creed, Francis
Journal of Psychosomatic Research, Vol 35(2-3), 1991, 307-312. doi: 10.1016/00223999(91)90085-3
BILLIGERE VERSORGUNG DURCH HAUSÄRZTE?
Im Jahr 2011 analysierte der österreichische Hauptverband, gemeinsam mit der
Salzburger Gebietskrankenkasse die Versorgung psychisch Erkrankter. Demnach
liegt das Durchschnittsalter der Frühpensionierungen der psychischen
Erkrankungen zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Im Übrigen ist seit Beginn
der 1990er Jahre ein kontinuierlicher Anstieg bei den psychischen Erkrankungen
zu beobachten. Seit 2007 sind die psychiatrischen Erkrankungen die
Hauptursache für Neuzuerkennungen. Dieser Trend wird sich wahrscheinlich
fortsetzen.
„Es wäre also auch die Aufgabe der Sozialversicherungen, auf die Erstellung der
psychischen Diagnose zu achten, da somit vielen Menschen nicht nur Leid erspart
bleibt, sondern auch unnötige Untersuchungen verhindert werden“, so Manfred
Stelzig.
Die derzeitige Mittelverteilung bewirke hingegen eine Konzentration auf
somatische Behandlungsmethoden und verhindere geradezu die Behandlung
psychischer Ursachen von Erkrankungen.
Bedarf wäre vorhanden
Die Zahlen der Mannheimer Kohortenstudie zu psychischen Erkrankungen in der
Bevölkerung gelten nach wie vor: Rund 25 Prozent der städtischen Bevölkerung
leiden an psychogenen Erkrankungen, 10 Prozent benötigen eine intensive
psychotherapeutische Behandlung. Unter den Patientinnen und Patienten, die die
Hausarztpraxen aufsuchen, leidet rund jede/r Zweite an psychosomatischen,
psychischen und somatopsychischen Störungen.
Psy-Diplome
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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KRANK OHNE BEFUND
Zwar gibt es in Österreich viele gut ausgebildete Ärzte, die über die sogenannten
„PSY“-Diplome der Ärztekammer einen entsprechenden Befähigungsnachweis
haben. Die Zusatzbezeichnung PSY I steht für psychosoziale, PSY II für
psychosomatische und PSY III für psychotherapeutische Medizin. Die Erlangung
des PSY III Diploms dauert vier Jahre und umfasst die „Erkennung, die
psychotherapeutische Behandlung, die Prävention und Rehabilitation von
Krankheiten und Leidenszuständen, an deren Verursachung soziale, somatische
und psychische Faktoren maßgeblich beteiligt sind.“ So können Betroffene, die
den Verdacht haben, bei ihnen könnte eine psychosomatische Störung vorliegen,
über die Webseiten der Ärztekammern die spezialisierten Mediziner ausfindig
machen.
Doch obwohl bereits viele tausend Ärztinnen und Ärzte in Österreich in diesen
Bereichen ausgebildet sind, kann von einer flächendeckenden Versorgung der
Betroffenen keine Rede sein.
Quellen:
Heinz Schepank:
Epidemiology of psychogenic disorders: The Mannheim study, results of a field
survey in the Federal Republic of Germany (1987)
„Strategie Psychische Gesundheit“, Hauptverband der Sozialversicherungsträger
2011
http://www.hauptverband.at/portal27/portal/hvbportal/channel_content/cmsWindow
?p_pubid=648931&action=2&p_menuid=58215&p_tabid=10
Akademie der Ärzte
http://www.arztakademie.at/oeaeknbspdiplome-zertifikate-cpds/oeaekspezialdiplome/psychosoziale-medizin/
Manfred Stelzig, „Krank ohne Befund“ 2013
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ANLAUFSTELLEN
ANLAUFSTELLEN
Salzburger Universitätsklinikum/Sonderauftrag für Psychosomatische Medizin
Müllner Hauptstraße 48
A-5020 Salzburg
Tel.: +43/662/4482-4035
E-Mail: [email protected]
Homepage: http://www.salk.at/5934.html
Psychosomatisches Zentrum Eggenburg
Grafenberger Straße 2
A-3730 Eggenburg
Tel.: +43/2984/202 28-204 51
Fax: +43/2984/202 28-204 69
E-Mail: [email protected]
Homepage: www.pszw.at
Universitätsklinik für Psychiatrie, Graz
Univ.-Prof. DDr. Hans-Peter Kapfhammer
Auenbruggerplatz 31/1
A-8036 Graz
Tel.: +43/316/385/13612 od. 86257
Fax: +43/316/385/13556
E-Mail: [email protected]
Homepage: http://www.medunigraz.at/psychiatrie/
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Wien
Währinger Gürtel 18-20
A-1090 Wien
Tel.: +43/1/40400/3232
Fax: +43/1/40400/3238
Homepage: http://www.meduniwien.ac.at/typo3/?id=3742
Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern, Wien
III. Medizinische Abteilung für Innere Medizin und Psychosomatik
Vorstand: Prim. Dr. Peter Weiss
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ANLAUFSTELLEN
Sekretariat: Gabriele Lebisch
Stumpergasse 13
A-1060 Wien
Tel.: +43/1/599 88 2105
Homepage: http://www.bhs-wien.at/
Klinik Bad Aussee für Psychosomatik und Psychotherapie
Sommersbergseestr. 395
A-8990 Bad Aussee
Tel.: +43/3622/52 100
Homepage: http://www.klinik-badaussee.at/
Zentrum für Innere Medizin und Psychosomatik Enns
Bahnhofweg 7
A-4470 Enns
Tel.: 05 055466-0
E-Mail: [email protected]
Homepage: http://www.lkh-steyr.at/index_EN.php
Univ.-Klinik für Psychosomatische Medizin, Innsbruck
Anichstr. 35
A-6020 Innsbruck
Direktor: Univ.-Prof. Dr. Johann Kinzl
Tel.: +43/50504/23705
E-Mail: [email protected]
Leiter der Klinischen Abteilung
Univ.-Prof. Dr. Wilfried Biebl
Tel.: +43/512/504 23700
Fax: +43/512/504 23687
E-Mail: [email protected]
Institut für Psychosomatik und Verhaltenstherapie
Alberstraße 15
A-8010 Graz
Tel.: +43/316/84 43 45
Fax: +43/316/84 43 45 20
E-Mail: [email protected]
Homepage:
http://www.psychosomatik.at/index.php?page=somatisierungsstoerungen
Arbeitskreis Verhaltenstherapie
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ANLAUFSTELLEN
Vierthalerstraße 8/2/8
A-5020 Salzburg
Tel.: +43/662/88 41 66
Fax: +43/662/88 65 66
E-Mail: [email protected]
Homepage: http://www.institut-avm.at/ratgeber_avm/Autoren.htm
Selbsthilfegruppe Fibromyalgie
Homepage mit Adressen der Bundesland-Gruppen
http://members.aon.at/fibromyalgie/index2.htm
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INFOLINKS
INFOLINKS
Auflistung psychosomatischer Fachgesellschaften
http://www.netzwerkpsychosomatik.at/content/das_netzwerk/fachgesellschaften.php
„Strategie Psychische Gesundheit“, Hauptverband der Sozialversicherungsträger
2011
http://www.hauptverband.at/portal27/portal/hvbportal/channel_content/cmsWindow
?p_pubid=648931&action=2&p_menuid=58215&p_tabid=10
Netzwerk Verhaltenstherapie
http://www.netzwerkverhaltenstherapie.de/organisation/archiv/Sigrid_Wollersheim_im_Netzwerk_Verhalt
enstherapie.htm
Dr. Hans Morschitzky, Klinischer und Gesundheitspsychologe, über Somatoforme
Störungen
http://www.panikattacken.at/buch_somatoforme_stoerungen/bu_soma.htm
Somatisierungsstörung
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/somatisierung.html
http://www.soma-tisierungsstoerungen.de/
Schmerznetz
http://www.schmerznetz.at/view.php?name=PsychSchmerzpatient
Fibromyalgie-Syndrom
Michael Bach, Netdoktor zum Fibromyalgie-Syndrom
http://www.netdoktor.at/krankheiten/fakta/neu/fibromyalgie.shtml
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BUCHTIPPS
BUCHTIPPS
Manfred Stelzig
Krank ohne Befund“
Ecowin-Verlag 2013
ISBN-13: 978-3711000286
Hans Morschitzky, Sigrid Sator
Wenn die Seele durch den Körper spricht: Psychosomatische Störungen verstehen
und heilen
Verlag Patmos 2010
ISBN-13: 978-3530506365
Hans Morschitzky
Somatoforme Störungen: Diagnostik, Konzepte und Therapie bei
Körpersymptomen ohne Organbefund
Verlag: Springer, Wien
ISBN-13: 978-3211486375
Manfred Stelzig
Was die Seele glücklich macht
Ecowin Verlag 2009
ISBN-13: 9783902404589
Wilhelm Girstenbrey
Wenn der Arzt nichts findet. Kranksein ohne Befund
Verlag humboldt/Schlütersche 2008
ISBN-13: 978-3899941593
Norbert Guggenbichler
Menschen im Stress - Zur Psychosomatik des Zähneknirschens
Vas Verlag 2012
ISBN-13: 978-3888644801
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SENDUNGSGÄSTE
SENDUNGSGÄSTE
In der Sendung Radiodoktor – Medizin und Gesundheit vom 21. Jänner 2013
waren zu Gast:
Prim. Dr. Manfred Stelzig
Autor des Buches „Krank ohne Befund“
Facharzt für Neurologie und Psychiatrie
Psychotherapeut
Leiter des Sonderauftrags für Psychosomatische Medizin am Landeskrankenhaus
Salzburg
Müllner Hauptstraße 48
A-5020 Salzburg
Tel.: +43/662/4482 4035
E-Mail: [email protected]
Homepage: http://www.salk.at/5934.htm
Dr. Hans-Peter Edlhaimb
Allgemeinmediziner
Psychotherapeut
Leiter des Lehrausschusses für Psy 1, Psy 2 und Psy 3 des Departments für
Psychosoziale Medizin und Psychotherapie der Donau-Universität Krems
Pfarrgasse 1
A-2500 Baden
Tel: +43/2252/48450 0
E-Mail: [email protected]
Homepage: http://www.donau-uni.ac.at/psymed/psy2
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