Quarzmikrowaage, neu!! - am Institut für Physikalische Chemie

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Physikalische Chemie
- Fortgeschrittenenpraktikum -
Quarzmikrowaage
Version: Mai 2016
Titelbild: Typischer Frequenzverlauf eines Schwingquarzes während der Elektrolyse
einer Kupfersulfatlösung. Durch die gleichförmige Abscheidung von elementarem
Kupfer auf dem Schwingquarz sinkt dessen Resonanzfrequenz linear.
Quarzmikrowaage
Zusammenfassung
In diesem Versuch wird zunächst die Schichtwägeempfindlichkeit einer Quarzmikrowaage anhand der Elektrolyse einer Kupfersulfatlösung bestimmt. Im Anschluss
daran wird die so charakterisierte Quarzmikrowaage dazu verwendet, den kationischen Bestandteil einer Lösung unbekannter Zusammensetzung zu ermitteln.
Lernziele



Piezoelektrischer Effekt
Schwingquarz als Massesensor
Metallabscheidung durch Elektrolyse
Für diesen Versuch benötigen Sie eine Schutzbrille, bringen Sie diese bitte zum
Versuch mit!
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Quarzmikrowaage
Inhalt
1
Theoretische Grundlagen ..................................................................................... 4
1.1
Piezoelektrischer Effekt ................................................................................ 4
1.2
Quarzmikrowaage ........................................................................................ 5
1.3
Resonator ..................................................................................................... 7
1.4
Der Schwingquarz als gedämpfter harmonischer Oszillator ......................... 9
1.5
Betriebsmodi .............................................................................................. 14
1.6
Elektrolyse .................................................................................................. 14
1.7
Elektrochemische Doppelschicht................................................................ 15
1.8
Andwendungen der QCM ........................................................................... 17
2
Versuchsaufbau ................................................................................................. 20
3
Vorgehen ........................................................................................................... 21
4
3.1
Elektrolyse einer unbekannten Lösung ...................................................... 22
3.2
Kalibrierung der Schichtwägeempfindlichkeit ............................................. 22
Auswertung ........................................................................................................ 23
4.1
Allgemeine Hinweise .................................................................................. 23
4.2
Elektrolyse der Kupfersulfatlösung ............................................................. 23
4.3
Elektrolyse einer unbekannten Lösung ...................................................... 24
5
Fragen zur Vorbereitung .................................................................................... 25
6
Literatur .............................................................................................................. 26
7
Gefährdungsbeurteilung des Versuches ............................................................ 27
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1 Theoretische Grundlagen
1.1 Piezoelektrischer Effekt
1880 entdeckten die Gebrüder Curie, dass mechanische Verformungen bestimmter
Kristalle durch Druck, Zug oder Torsion elektrische Ladungen an der Oberfläche der
Festkörper erzeugen. Dieses Phänomen wird als piezoelektrischer Effekt bezeichnet
(von altgriech. „πιέζειν“ (piézein), drücken). Dieser Effekt tritt naturgemäß nur in
dielektrischen Kristallen auf, wenn deren Kristalleinheitszelle kein Symmetriezentrum
aufweist. Nur dann nämlich lässt sich durch mechanische Verformung eine Ladungstrennung in der Einheitszelle herbeiführen, welche makroskopisch als Potentialdifferenz zwischen zwei Kristallflächen in Erscheinung tritt.
Die Umkehrung, also die Verformung eines Festkörpers als Folge eines angelegten
⃗ , wird als inverser piezoelektrischer Effekt bezeichnet. Dieser
elektrischen Feldes 𝐸
bildet die Grundlage des Messprinzips der Quarzmikrowaage. Das zentrale Element
der Quarzmikrowaage ist ein piezoelektrisches Quarzplättchen (siehe Abbildung 1a),
ein sogenannter Schwingquarz. Durch Anlegen einer Spannung an diesen speziell
geschnittenen Quarzkristall (vergl. Abschnitt 1.3) wird dieser senkrecht zur Richtung
des elektrischen Felds verformt. Das Maß dieser Scherung ist abhängig von der
Stärke der angelegten Spannung und dem piezoelektrischen Koeffizienten, die
Auslenkung beträgt bei handelsüblichen Schwingquarzen allerdings selten mehr als
1 nm. Kehrt man das Vorzeichen der Spannung um, wechselt auch die Richtung der
Verformung (siehe Abbildung 1b). Durch Anlegen einer Wechselspannung
geeigneter Frequenz lässt sich der Kristall folglich zu einer periodischen
Scherschwingung anregen. Da die Resonanzfrequenz dieses Oszillators bei
zunehmender
Masse
abnimmt,
lässt
sich
aus
der
Messung
der
Resonanzfrequenzänderung eines Schwingquarzes auf eine Massenänderung
rückschließen. Genau das ist das Funktionsprinzip der Quarzmikrowaage.
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Quarzmikrowaage
Abbildung 1:
a) Typischer scheibenförmiger Quarzkristall mit aufgedampften Metallelektroden in
Aufsicht. b) Schematische Darstellung der Scherdeformation eines Quarzkristalls durch
Anlegen eines äußeren elektrischen Feldes.
Eine einfache Beschreibung des Piezoeffekts erfolgt durch folgende Gleichungen:
Direkter piezoelektrischer Effekt:
⃗.
𝑃⃗ = 𝑑 ⋅ 𝑇
(1.1.1)
𝑆 = 𝑑 ⋅ 𝐸⃗ .
(1.1.2)
Inverser piezoelektrischer Effekt:
In Gleichung 1.1.1 ist 𝑃⃗ der Polarisationsvektor, 𝑑 der piezoelektrische Koeffizient
⃗ der mechanische Spannungsvektor. Der piezoelektrischer Koeffizient ist ein
und 𝑇
Tensor, da die Richtung des Feldes berücksichtigt und die daraus folgende
Ausdehnung in drei Dimensionen beschrieben werden muss. Durch eine
mechanische Spannung wird also eine Polarisation des Materials induziert. Im
Gegensatz dazu wird beim inversen piezoelektrischer Effekt (Gleichung 1.1.2) durch
Anlegen eines elektrischen Feldes 𝐸⃗ eine Verformung 𝑆 erzeugt.
1.2 Quarzmikrowaage
Die Quarzmikrowaage (engl.: „Quartz Crystal Microbalance“, QCM) ist ein
Instrument, mit dessen Hilfe kleinste Massenänderungen detektiert werden können.
Das Herzstück einer Quarzmikrowaage ist der bereits erwähnte Schwingquarz, der
durch Anlegen einer Wechselspannung zu einer resonanten Schwingung angeregt
werden kann. Aufgrund der hohen Güte (geringen Dämpfung) und der damit verbundenen Frequenzstabilität von Schwingquarzen finden diese in vielen elektronischen
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Geräten (Quarzuhr, Computer) eine Anwendung als Zeitnormal. In der Analytik
erlangten sie erst durch den von Sauerbrey abgeleiteten linearen Zusammenhang
zwischen Frequenzänderung 𝛥𝑓 und Massenbeladung Δ𝑚 Bedeutung [1]:
∆𝑓 = −
2𝑓02
√𝜌𝑞 𝜇𝑞
∙
Δ𝑚
𝐴
(1.2.1)
Hierin bezeichnet 𝑓0 die Eigenfrequenz des Quarzplättchens, 𝜌𝑞 und 𝜇𝑞 sind die
Dichte und der Schermodul des Quarzes, A die Elektrodenfläche und ∆m die
zusätzliche Massenbeladung durch die zu untersuchende Substanz. Da
Eigenfrequenz, Schermodul und Dichte Materialkonstanten des Schwingquarzes
sind, lassen sie sich zur sogenannten Sauerbreykonstanten 𝑆𝑓 (auch Schichtwägeempfindlichkeit genannt) zusammenfassen:
∆𝑓 = −𝑆𝑓 ∙
∆𝑚
𝐴
.
(1.2.2)
Eine weit verbreitete Methode zur Kalibrierung der Schichtwägeempfindlichkeit ist die
Elektrolyse einer Kupfersulfatlösung.
Bei Messungen ist jedoch zu beachten, dass die Sauerbreygleichung nur für starre
Filme mit homogener Massenverteilung und Frequenzänderungen kleiner 2% gilt.
Weiterhin können durch die Schwingung des Quarzkristalls bei der Messung in
Flüssigkeiten Wellen senkrecht zur Scherrichtung erzeugt werden, die an der
Wasser/Luft-Grenzfläche reflektiert werden und konstruktiv oder destruktiv
überlagern können. Durch Verdunstung ändern sich der Flüssigkeitsstand und somit
dann auch die Interferenz (siehe Abbildung 2).
Abbildung 2:
Oszillation der Frequenz durch konstruktive und destruktive Interferenz der durch die
Schwingung erzeugten und an der Wasser/Luft-Grenzfläche reflektierten Wellen bei
Messungen in Flüssigkeiten [4].
Zudem können raue hydrophile Oberflächen Wasser einschließen, was zu einer
scheinbar höheren Bedeckung führt, während raue hydrophobe Oberflächen unter
Umständen nicht komplett benetzt werden. Zu erwähnen ist noch der Einfluss von
Leitfähigkeit und Permittivität der Lösung, die die Resonanzfrequenz und die
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Kapazität des Aufbaus verändern. Die Stärke dieses Effekts ist von der
Elektrodenform abhängig [4].
Da die Frequenzänderungen eines Schwingquarzes sehr genau detektiert werden
kann (Auflösung: ~ 1 Hz), lassen sich mit dieser Methode sehr kleine Massenänderungen (bis zu wenige ng) messen. Deshalb ist die Quarzmikrowaage in der
Analytik weit verbreitet, sie findet zum Beispiel in Bedampfungsanlagen Verwendung.
Seit den 80er Jahren werden Schwingquarze auch in Flüssigkeiten als Biosensoren
eingesetzt.
1.3 Resonator
In der Quarzmikrowaage werden so genannte AT-Quarze (Abbildung 3a) eingesetzt.
Diese Quarzscheiben werden unter einem Winkel von 35°10' zur optischen Achse
aus dem Kristall geschnitten. „AT“ steht hier für „ambient temperature“ und deutet
bereits auf eine zentrale Eigenschaft dieser Kristalle hin, nämlich bei einer
Betriebstemperatur im Bereich von 0 - 50 °C einen nahezu verschwindenden
Temperaturkoeffizienten aufzuweisen. Dies bedeutet, dass die Resonanzfrequenz
dieser AT-Quarze im genannten Temperaturbereich nahezu temperaturunabhängig
ist. Zudem ist bei diesem Schnittwinkel natürlich auch gewährleistet, dass die
Scherdeformation des Quarzes senkrecht zur Richtung des angelegten elektrischen
Feldes erfolgt.
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Abbildung 3:
a) AT-Schnitt eines Quarzkristalls. Die Scheibe wird in einem Winkel von 35°10‘ zur
kristallographischen (optischen) z-Achse aus einem stabförmigen Quarz geschnitten.
b) Definition des Radius 𝒓 eines kreisförmigen Quarzkristalls. Die graue Fläche entspricht
einer aufgedampften Metallelektrode. Darunter ist das Geschwindigkeitsprofil der Scherschwingung für den Schnitt durch den Kristall entlang 𝒓 an verschiedenen Positionen für
eine Schwingungsrichtung schematisch eingezeichnet, wobei die Länge der Pfeile die
Geschwindigkeit in Richtung 𝒓 angibt (in willkürlichen Einheiten). In der Grafik darunter
ist die Geschwindigkeit für jeden Punkt eingezeichnet, wobei rot eine Bewegung nach
rechts und blau nach links bedeutet. Die grünen Bereiche bleiben unbewegt.
Die parallelen Oberflächen der Quarzscheiben werden mit Elektroden versehen,
indem ein Metall, zum Beispiel Gold, durch eine Maske hindurch aufgedampft wird. In
der Regel verwendet man hier Edelmetalle, um eine Reaktion der Metallschicht mit
der Umgebung möglichst zu vermeiden. Die Elektroden auf beiden Seiten
ermöglichen das Anlegen einer Spannung an den Quarz und gleichzeitig auch die
Detektion der Quarzschwingung.
Beschränkt man sich auf das Anlegen einer Gleichspannung, so erfährt die
Quarzscheibe nur eine Auslenkung in eine Richtung. Erst durch das Anlegen einer
Wechselspannung lässt sich eine kontinuierliche Scherschwingung erzeugen. Die
theoretische Beschreibung dieser Scherschwingung erfolgt durch eine Wellengleichung, deren Lösung durch die gegebenen Randbedingungen und unter Vernachlässigung von äußeren Kräften und Dämpfungserscheinungen eine stehende
Welle liefert.
Im Praktikum wird die Quarzscheibe bei ihrer Grundschwingung angeregt. In Abbildung 3b (bitte sehen Sie sich diese in Farbe an!) ist das Geschwindigkeitsprofil
der Scherschwingung für den Schnitt durch die Mitte der Scheibe entlang 𝑟 skizziert,
wobei die Geschwindigkeit an den Außenseiten (𝑧 = ±𝑑𝑞 /2, 𝑑𝑞 ist die Dicke der
Quarzscheibe) am größten ist und in der Mitte Null beträgt. In In unserem Fall gilt für
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die Randbedingungen der Scherwelle zusätzlich, dass die Geschwindigkeit für 𝑟 = 0
am größten ist, während sie an den Elektrodenrändern (𝑟 = 𝑅) auf Null abfällt1.
Daraus ergibt sich, dass die Massensensitivität des Quarzes eine radiale Verteilung
aufweist, wie in Abbildung 4 gezeigt. Die Sensitivität ist in der Mitte des Quarzes am
größten und fällt zu den Elektrodenrändern hin ab. Diese Verteilung folgt theoretisch
einer Besselfunktion, wird jedoch im Allgemeinen mit einer Gaußverteilung empirisch
beschrieben.
Abbildung 4:
Massensensitivitätsverteilung eines 5 MHz AT-Quarzes [2].
1.4 Der Schwingquarz als gedämpfter harmonischer Oszillator
Eine anschauliche Methode, sich der Scherschwingung eines Quarzes theoretisch zu
nähern, ist es, Analogien zu bekannten Phänomenen der klassischen Mechanik und
Elektrizitätslehre herzustellen. Abbildung 5 stellt den aus der Mechanik bekannten,
eindimensionalen gedämpften harmonischen Oszillator (a) einem elektrischen
Serienschwingkreis (b) gegenüber.
1
Die Schwingung besitzt jedoch noch Komponenten in z-Richtung und ist etwas komplizierter, worauf
aber hier nicht weiter eingegangen werden soll.
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Abbildung 5:
a) Mechanischer Schwingkreis, bestehend aus einer Masse m, die über eine Feder der
Federkonstanten k und über ein Dämpfungsglied der Dämpfungskonstanten α an einer
Wand befestigt ist.
b) Elektrischer Serienschwingkreis aus einer Spule mit der Induktivität L, einem
Kondensator mit der Kapazität C und einem Widerstand R.
Das mechanische System besteht aus einer reibungsfrei gelagerten Masse 𝑚, die
über eine Feder mit der Federkonstanten 𝑘 an eine starre Wand gekoppelt ist. Im
Schwingfall wird die Energie des Systems stetig von potentieller Energie (in der
Feder gespeichert) in kinetische Energie der Masse und zurück umgewandelt.
Parallel zu der Feder ist ein Dämpfungsglied angebracht. Die Dämpfung sei
proportional zur Geschwindigkeit mit der Dämpfungskonstanten α. Die
Differentialgleichung für dieses System mit der Auslenkung aus der Ruhelage 𝑥
lautet:
𝑑²𝑥(𝑡)
𝑑𝑥(𝑡)
(1.4.1)
𝑚𝑎(𝑡) + 𝛼𝑣(𝑡) + 𝑘𝑥(𝑡) = 𝑚
𝑑𝑡²
+𝛼
𝑑𝑡
+ 𝑘𝑥(𝑡) = 0.
Diese Differentialgleichung lässt sich leicht aus dem Hookeschen Gesetz mittels
𝐹 = 𝑚𝑎(𝑡) = −𝑘𝑥(𝑡) herleiten (daraus folgt 𝑚𝑎(𝑡) + 𝑘𝑥(𝑡) = 0). Der noch
hinzukommende Dämpfungsterm ist proportional zur Geschwindigkeit, da die
Reibung allgemein bei hohen Geschwindigkeiten zunimmt (im Alltag z.B.
Luftwiderstand).
Die Lösung liefert eine Eigenkreisfrequenz (Schwingungsfrequenz im ungedämpften
Fall, d. h. 𝛼 = 0) von 𝜔0 = √𝑘⁄𝑚 mit der Eigenfrequenz 𝑓0 =
𝜔0
2𝜋
.
Herleitung: Die Lösung der Differentialgleichung beschreibt den Ort 𝑥 der Masse zu
jedem Zeitpunkt 𝑡. Eine Lösung lautet:
𝑥(𝑡) = 𝐴0 𝑠𝑖𝑛(𝜔0 𝑡).
(1.4.2)
Dabei ist 𝐴0 die Amplitude und 𝜔0 die Kreisfrequenz der Schwingung.
Die Beschleunigung a ergibt sich bei Anwendung der Kettenregel zu:
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𝑎(𝑡) =
𝑑2 𝑥(𝑡)
𝑑𝑡 2
= −𝜔2 𝐴0 𝑠𝑖𝑛(𝜔0 𝑡) = −𝜔02 𝑥(𝑡).
(1.4.3)
Daher ist 𝑚𝑎(𝑡) + 𝑘𝑥(𝑡) = −𝑚𝜔02 𝑥(𝑡) + 𝑘𝑥(𝑡) = 0. Vernachlässigen wir den Fall
𝑥(𝑡) = 0, so lässt sich durch 𝑥(𝑡) teilen und es folgt sofort die Formel für die
Resonanzfrequenz.
Die Kreisfrequenz der gedämpften harmonischen Schwingung 𝜔𝛼 im Resonanzfall ist
𝛼
2
jedoch von der Dämpfung abhängig: 𝜔𝛼 = √𝜔02 − (2𝑚) . Ist die Dämpfung gering
(𝛼 ≪ 2𝑚𝜔0 ), so ist der Unterschied klein und es gilt in guter Näherung 𝜔𝛼 ≈ 𝜔0 .
Regt man einen harmonischen Oszillator zum Schwingen an, so erhält man je nach
Masse und Dämpfung verschiedene Antworten des Systems (Abbildung 6).
Abbildung 6:
Schematische Zeichnung der Resonanzkurve eines harmonischen Oszillators bei
geringerer Dämpfung und Masse (schwarz) und höherer Dämpfung und Masse (rot). Die
Amplitude der Schwingung ist gegen die Frequenz der Anregung aufgetragen.
Die Breite und Höhe des Resonanzpeaks wird durch die Dämpfung beeinflusst,
wobei eine hohe Dämpfung zu niedrigen Amplituden und breiten Peaks führt. Eine
Änderung der Masse ändert die Lage des Maximums (Resonanzfrequenz). Eine
höhere Masse führt zu einer niedrigeren Eigen- und somit auch niedrigeren
Resonanzfrequenz.
Die so beschriebene, gedämpfte harmonische Schwingung lässt sich auch elektrisch
realisieren, wie in Abbildung 5b dargestellt. Der dort gezeigte Serienschwingkreis
besteht aus der Reihenschaltung einer Spule, eines Widerstandes und eines Kondensators. Hier wandelt sich elektrische Energie (im Kondensator gespeichert) in
magnetische Energie (Spule) um. Der mechanischen Masse entspricht die
Induktivität 𝐿, die Dämpfung wird durch den Widerstand 𝑅 repräsentiert und die
Federkonstante durch 1/𝐶. Die Ortskoordinate 𝑥 wird durch die Ladung 𝑄 ersetzt. Es
ergibt sich somit ganz analog zur Mechanik folgende Schwingungsgleichung (man
vergleiche mit 1.4.1):
𝐿
𝑑 2 𝑄(𝑡)
𝑑𝑡 2
+𝑅
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𝑑𝑄(𝑡)
𝑑𝑡
1
+ 𝑄(𝑡) = 0.
(1.4.4)
𝐶
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Die Lösung entspricht der des mechanischen Oszillators für schwache Dämpfung
(𝑅 ≈ 0) mit der Eigenfrequenz 𝑓0 = 1/(2𝜋√𝐿𝐶).
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei einem Schwingquarz um einen gedämpften
harmonischer Oszillator, der durch eine Wechselspannung angetrieben wird. Van
Dyke und Butterworth zeigten, dass ein oszillierendes mechanisches System,
welches durch ein elektrisches Feld angetrieben wird, durch ein einfaches
elektrisches Schaltbild (Abbildung 7) dargestellt werden kann, das nach ihnen
benannte Butterworth-van Dyke Schaltbild (kurz: BvD-Schaltbild). Van Dyke und
Butterworth konnten die Beziehung zwischen den elektrischen Parametern dieses
Schaltkreises und den physikalischen Eigenschaften des mechanischen Resonators
aufstellen. Die im Schaltbild gezeigten Bauelemente existieren also (bis auf den
parallelgeschalteten Kondensator) nicht real, die Quarzmikrowaage verhält sich aber
dennoch wie ein solcher Schaltkreis.
Abbildung 7:
Butterworth van Dyke Schaltbild des Schwingquarzes.
Der BvD-Schaltkreis ist ein serieller Schwingkreis, bei dem ein Kondensator parallel
geschaltet ist. Der serielle Schwingkreis des BvD-Schaltbilds wird auch als
akustischer Zweig bezeichnet und beinhaltet die Induktivität 𝐿𝑞 , die Kapazität 𝐶𝑞 und
den Widerstand 𝑅𝑞 . 𝑹𝒒 korrespondiert mit der Dämpfung der Schwingung. 𝑪𝒒
dagegen ist ein Maß für die in der Oszillation gespeicherte Energie (analog zur
Federkonstante). Dieser Wert hängt unter anderem von der Elastizität des Quarzes
ab. 𝑳𝒒 repräsentiert das Trägheitsmoment des Oszillators und wird folglich von der
tatsächlich in Schwingung versetzten Masse bestimmt.
Dem akustischen Zweig ist ein Kondensator 𝐶0 parallel geschaltet. Dieser
repräsentiert die auf den Quarz aufgedampften Elektroden, die als. Plattenkondensator mit dem Dielektrikum Quarz betrachtet werden können.
Da die Leitfähigkeit bei einem seriellen Schwingkreis im Resonanzfall am höchsten
ist, kann über Messung der Leitfähigkeit bei verschiedenen Frequenzen die
Resonanzfrequenz bestimmt werden. Die sich ergebende Kurve ist ganz analog zu
Abbildung 6, nur mit dem Unterschied, dass die Leitfähigkeit gegen die Anregungsfrequenz aufgetragen wird.
Dies liegt daran, dass ein Kondensator bei niedrigen Frequenzen (Gleichstrom)
keinen Strom leitet (zwei Platten ohne elektrischen Kontakt, nur kurzer
Stromflusswährend die Platten aufgeladen werden, wodurch sich durch Elektrostatik
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die andere Platte entgegengesetzt auflädt), während bei hohen Frequenzen die
Platten ständig umgepolt werden und folglich auch stetig Strom fließt. Eine Spule
hingegen verhält sich bei hohen Frequenzen genau umgekehrt. Dies liegt daran,
dass ein sich änderndes Magnetfeld in einer Spule einen Strom erzeugt (z.B.
drehender Magnet und Spule beim Fahrraddynamo). Eine stromdurchflossene Spule
erzeugt aber selbst auch ein Magnetfeld. Beim Einschalten der Spule entsteht also
durch das entstehende Magnetfeld für kurze Zeit ein Strom, der dem durch die Spule
fließenden Strom entgegenwirkt (also einer vergrößerten Impedanz). Wird nun
Wechselspannung angelegt, so wird auch das Magnetfeld der Spule ständig
umgepolt und es entsteht dauerhaft ein Induktionsstrom.
Bei der Resonanzfrequenz des Serienschwingkreises ist nun die Summe beider
Effekte minimal, d.h. der Kondensator ist bereits gut leitfähig und die Spulehat noch
keine große Impedanz.
Abbildung 8:
Oben das Butterworth-van Dyke Schaltbild der Quarzschwingung im Vergleich zu
erweiterten Schaltkreisen. Diese Erweiterungen dienen zur Beschreibung der
Quarzmikrowaage bei unterschiedlichen Beladungen.
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Die Beschreibung der Quarzmikrowaage durch ein anschauliches elektrisches Modell
bietet den Vorteil, dass darauf aufbauend eine einfache theoretische Beschreibung
möglich wird. Das wird besonders deutlich, wenn nicht nur die ungestörte Scherschwingung, sondern reale Bedingungen (Abbildung 8) beschrieben werden sollen.
Die zusätzlichen Einflüsse auf den Quarz können dann durch weitere elektrische
Bauteile berücksichtigt werden (Dämpfungen durch zusätzliche Widerstände,
Massen durch weitere Spulen).
1.5 Betriebsmodi
Eine Quarzmikrowaage kann auf zwei verschiedene Weisen betrieben werden. Zum
einen kann einfach die aktuelle Resonanzfrequenz des Schwingquarzes ermittelt und
über die Änderung der Resonanzfrequenz die Masse bestimmt werden. Die Methode
wird als aktiv bezeichnet [3]. Der Vorteil dieser Methode ist, dass sie relativ einfach
zu realisieren ist und die Messung der abgelagerten Masse schnell erfolgt [4]. Sie
wird daher auch im Versuch verwendet. Für Systeme mit hoher Dämpfung ist sie
jedoch wenig geeignet, da unter anderem die Lage des Maximums der
Resonanzfrequenz von der Dämpfung abhängt.
Bei der passiven Methode wird für jede Massenbestimmung eine Resonanzkurve des
Schwingquarzes aufgenommen, wozu die Leitfähigkeit bei verschiedenen
Anregungsfrequenzen gemessen wird (siehe Kapitel 1.4). So kann aus der Breite
des Peaks die Dämpfung bestimmt werden [3]. Bei hoher Dämpfung ist somit auch
die Bestimmung der abgeschiedenen Masse genauer. Da die Messung einer
Resonanzkurve deutlich länger als die Bestimmung der Resonanzfrequenz dauert, ist
diese Methode langsamer als die Messung im aktiven Modus. Die Realisierung ist
ebenfalls aufwendiger. Vorteilhaft ist jedoch die genauere Analyse der Dissipation
(Energieverlust durch Dämpfung) [4].
1.6 Elektrolyse
Lösungen von Säuren, Basen und Salzen sowie deren Schmelzen leiten elektrischen
Strom. Im Gegensatz zu metallischen Leitern erfolgt der Ladungstransport hier aber
nicht durch freie Elektronen, sondern durch Ionen. Im elektrischen Feld werden
positiv geladene Ionen (Kationen) in Richtung Kathode und negative Ionen (Anionen)
in Richtung Anode beschleunigt. Diesen Vorgang bezeichnet man als Elektrolyse.
Flüssigkeiten, deren Leitfähigkeit auf der Ionenleitung basiert, werden als Elektrolyte
bezeichnet.
Im ersten Versuchsteil werden Sie Kupfersulfat (CuSO4) elektrolysieren. Kupfersulfat
dissoziiert in Wasser gemäß:
𝐶𝑢𝑆𝑂4 → 𝐶𝑢2+ + 𝑆𝑂42− .
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Legt man nun eine elektrische Spannung an die Elektroden an, so wandern die
Kupferkationen zur Kathode und werden an dieser zu elementarem Kupfer reduziert.
Die bei der Elektrolyse an der Kathode abgeschiedene Masse 𝑚 lässt sich aus den
Faraday’schen Gesetzen bestimmen:
𝑚 = 𝑛 ∙ 𝑀𝑚𝑜𝑙 =
𝑄
𝑍∙𝐹
𝑀𝑚𝑜𝑙 .
(1.6.1)
Hierbei bezeichnet 𝑄 die zwischen den Elektroden transportierte Ladung, 𝑀𝑚𝑜𝑙 die
Molmasse, 𝑍 die Ladungszahl der transportierten Ionen, 𝑛 die an der Kathode
abgeschiedene Stoffmenge und 𝐹 die Faradaykonstante, welche als Produkt der
Avogadrokonstanten mit der Elementarladung definiert ist. Sie entspricht der
Ladungsmenge, die durch einen Elektrolyten fließt, wenn sich 1/𝑍 Mol eines Stoffes
mit der Ladungszahl 𝑍 an der Elektrode absetzt. Die während des Versuchs
transportierte Ladungsmenge 𝑄 wiederum ist das Produkt aus Stromstärke und
Dauer des Stromflusses.
1.7 Elektrochemische Doppelschicht
In der Elektrochemie spielen neben dem Elektrolyten die Elektroden eine
entscheidende Rolle. Die Wahl des Materials, der Reinheit, ja sogar der Form kann
die Ergebnisse maßgeblich beeinflussen. Genauer betrachtet ist es die Elektrodenoberfläche, die für alle Prozesse, ob Gasentwicklung, Metallabscheidung oder
Elektrolyse, verantwortlich ist. Betrachten wir daher die Metall-Elektrolyt-Grenzfläche
in der elektrochemischen Zelle genauer. In Abbildung 9 ist diese Fest-FlüssigGrenzfläche dargestellt.
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Abbildung 9:
a) Die elektrochemische Doppelschicht im Fall einer negativ geladenen
Metallelektrode. Zu sehen sind solvatisierte Ionen und einige Wassermoleküle.
Im Fall der nichtspezifischen Adsorption bleibt die Solvathülle der Ionen intakt.
Diese Ionen bilden die äußere Helmholtzschicht (OHP, „outer Helmholtz plane“).
b) Bei der spezifischen Adsorption wird die Solvathülle der Ionen teilweise
abgestreift. Diese Ionen bilden die innere Helmholtzschicht (IHP, „inner
Helmholtz plane“).
Unten im Bild sieht man die in diesem Beispiel negativ geladene Metallelektrode. Sie
bildet die erste Schicht. Zwischen ihr und der Gegenelektrode existiert nach Anlegen
einer Spannung ein elektrostatisches Feld, in dem die solvatisierten Kationen zur
Katode und die Anionen in die Gegenrichtung wandern (Ionenmigration), bis das
äußere Feld kompensiert ist. In der Nähe der Elektrodenoberfläche bildet sich so ein
Überschuss an positiv geladenen Ionen, die zweite Schicht. Am Metall-ElektrolytÜbergang stehen sich also zwei Ladungsschichten gegenüber: Die elektrische
Ladung im Metall und die ionische Ladung in der Lösung. Man spricht von der
elektrochemischen Doppelschicht oder „double layer“ (DL).
Da der entstehende Konzentrationsgradient der Wanderung der Ionen im
elektrischen Feld entgegenwirkt, nimmt die Überschusskonzentration der (in der
Abbildung positiven) Ionen mit steigendem Abstand von der Elektrode ab. Daher
existiert das Modell der diffusen Doppelschicht. Dies allein ist jedoch noch kein gutes
Modell für die Doppelschicht. Einige Ionen sind nämlich direkt an die Oberfläche
angelagert und bilden eine starre Schicht, die sogenannte Helmholtzschicht
(„Helmholtz layer“, HL). Sie können dabei ihre Solvathülle behalten (siehe
Abbildung 9a), die Ebene ihrer Ladungsmittelpunkte wird dann äußere
Helmholtzschicht oder „outer Helmholtz plane“ (kurz: OHP) genannt. Wenn sie ihre
Solvathülle ganz oder teilweise abstreifen, nähern sie sich der Metalloberfläche noch
weiter an. Man spricht dann von der inneren Helmholtzschicht, kurz: IHP („inner
Helmholtz plane“).
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Im Prinzip kann die Doppelschicht vereinfacht als Kondensator angesehen und
entsprechend modelliert werden. Die “Platten” werden dabei durch die elektrische
und die ionische Ladungsschicht repräsentiert. Dieses einfache Bild ist hilfreich, aber
oft unzutreffend, da die Struktur der Doppelschicht (Ladungsträgerverteilung) und
damit auch ihre Kapazität vom Elektrodenpotential abhängen.
Abbildung 10:
Verlauf des Potentials als Funktion des Abstands von der Elektrode im allgemeinen Fall
eines verdünnten Elektrolyten. Der Spannungsabfall in der starren Doppelschicht (HL) ist
näherungsweise linear. Im Bereich der diffusen Schicht fällt das Potential exponentiell
ab.
In Abbildung 10 ist der Potentialverlauf im Bereich der elektrochemischen
Doppelschicht gezeigt. Hierbei ist 𝑥 die Richtung senkrecht zur Metalloberfläche. Im
Metall ist das Potential 𝜑 konstant. Die Helmholtzschicht ist durch ein konstantes
elektrisches Feld gekennzeichnet (linearer Potentialverlauf), während das Feld in der
diffusen Doppelschicht exponentiell abnimmt.
1.8 Andwendungen der QCM
Die QCM wird vielfältig eingesetzt. Ein Beispiel ist die Untersuchung von LigandRezeptorwechselwirkungen, für die ein Ligand oder Rezeptor auf der
Quarzoberfläche aufgebracht wird und der entsprechende Gegenpart in die Lösung
gegeben wird. Somit lässt sich die Reaktionskinetik über die zeitabhängige
Massenzunahme untersuchen.
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Abbildung 111: Schichtdicke (schwarze Linie) und Temperatur (rote Linie) während des Sublimationsexperiments. Die in den nummerierten Bereichen gemessene Schichtdickenänderung
entspricht der Sublimationsrate. Die Ausgleichsgeraden in den jeweiligen Bereichen sind
bunt eingezeichnet.
Eine weitere Anwendung ist die Bestimmung der Sublimationsenthalpie von
organischen Molekülen im Ultrahochvakuum (UHV). Dazu wird die QCM in die UHVMesskammer eingebaut und die sublimierten Moleküle werden direkt auf der QCM
abgeschieden. Ist die Dichte 𝜌 der Moleküle bekannt, so kann über die Fläche 𝐴 der
QCM und die gemessene Masse auch leicht die Schichtdicke 𝑑 bestimmt werden:
𝑚
𝑑 = 𝜌𝐴. Dies ist wichtig, wenn eine wohldefinierte Bedeckung der Probe mit
Molekülen erzielt werden soll. Über den zeitlichen Anstieg der Schichtdicke lässt sich
dann für eine bestimmte Sublimationstemperatur die Sublimationsrate 𝑘 bestimmen
(Abbildung 11). Die Sublimationsenthalpie erhält man durch Auftragen des
Logarithmus der Sublimationsrate gegen die inverse Sublimationstemperatur (siehe
Abbildung 12). Die der Vollständigkeit halber hier gezeigte Herleitung dieses
Zusammenhangs erfolgt über die Sublimationsenthalpie Δ𝐻𝑠𝑢𝑏 :
𝑑𝑝
𝑑𝑇
=
Δ𝐻𝑠𝑢𝑏
𝑇(𝑉𝑔 −𝑉𝑠 )
.
(1.8.1)
Da 𝑉𝑠 ≪ 𝑉𝑔 gilt (das Gasvolumen 𝑉𝑔 ist deutlich größer als das des Feststoffs 𝑉𝑠 ), kann
die Gleichung mit Hilfe des idealen Gasgesetzes und Separation der Variablen zu
ln
𝑝1 Δ𝐻𝑠𝑢𝑏,𝑚 1
1
=
( − )
𝑝0
𝑅
𝑇0 𝑇1
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(1.8.2)
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mit der universellen Gaskonstanten 𝑅 und der molaren Sublimationsenthalpie
𝛥𝐻𝑠𝑢𝑏,𝑚 vereinfacht werden. Unter der Annahme, dass die Massenzunahme auf der
QCM, also die Sublimationsrate, proportional zum Druck ist, folgt durch Umstellen:
𝑙𝑛(𝑘1 )−ln(𝑘0 )
1
1
(𝑇 −𝑇 )
0
1
=
Δ𝐻𝑠𝑢𝑏,𝑚
𝑅
.
(1.8.3)
Der erste Term in Gleichung 1.8.3 entspricht der Steigung in Abbildung 11, die daher
proportional zur Sublimationsenthalpie ist.
Abbildung 12:
Aus den in der vorigen Abbildung bestimmten Sublimationsraten bei verschiedenen
Temperaturen lässt sich die Sublimationsenthalpie durch lineare Regression bestimmen.
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2 Versuchsaufbau
Da die bei einer Elektrolyse abgeschiedene Masse bestimmt werden soll, wird die
Quarzmikrowaage bei diesem Versuch in eine Flüssigzelle eingebaut. Da die Waage
noch ankontaktiert werden muss, wird sie mit einem Dichtring in einem Loch am
Boden der Zelle befestigt, sodass sich nur die Oberseite in der Flüssigkeit befindet.
An die Kontakte auf der Unterseite wird ein elektrischer Oszillator angeschlossen, der
eine Wechselspannung erzeugt und somit den Quarz zum Schwingen anregt. Zur
Vorbereitung der Elektrolyse wird ein Platindraht in die Flüssigzelle getaucht.
Anschließend wird die Elektrode auf der Oberseite der Quarzmikrowaage sowie der
Platindraht mit einem Netzteil verbunden. Während der Elektrolyse dient der Platindraht als Anode, die Goldbeschichtung des Schwingquarzes als Kathode. Das
Netzteil erzeugt einen Gleichstrom von konstant 1 mA. Dieser wird am Schwingquarz
auf den Wechselstrom addiert, mit dem der elektrische Oszillator ihn antreibt, und
sorgt so dafür, dass überhaupt eine kontinuierliche Elektrolyse stattfinden kann.
Die Resonanzfrequenz des Quarzes wird zeitaufgelöst mit Hilfe eines
Frequenzzählers ausgelesen und an einen Computer weitergegeben. Parallel zum
Frequenzzähler ist ein Multimeter geschaltet, welches den sich ändernden Leitwert
des Quarzes registriert und ebenfalls an den Computer weitergibt. Im Rahmen dieses
Praktikumsversuchs spielt die gemessene Leitfähigkeit jedoch keine Rolle, über sie
kann jedoch der Controller der aktuellen Resonanzfrequenz folgen (siehe Abschnitt
1.4).
Abbildung 13:
Schematischer Aufbau des Quarzmikrowaageversuchs.
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3 Vorgehen
Die benötigten Schwingquarze liegen zur Verwendung bereit. Auf beiden Seiten
wurden bereits Goldelektroden zur Anregung der Schwingung aufgedampft. Beide
Seiten sind identisch, weshalb man sich nun entscheiden muss, welche Seite die
Oberseite ist, die später in Kontakt mit der Lösung kommt. Da die Ankontaktierung
ausschließlich über den Sockel der Messzelle und daher an der Unterseite der
Quarzscheibe erfolgt und die Quarzscheibe nur auf Ober- und Unterseite mit Gold
bedampft wird, fehlt folglich die Verbindung am Rand für die obere Elektrode. Stellen
Sie den leitenden Übergang her, indem Sie die Kontaktstelle der Unterseite über den
Rand mit der Arbeitselektrode der Oberseite mit Silberleitlack verbinden.
Abbildung 124: Ankontaktierung der Quarzscheibe.
Der so präparierte Kristall lässt sich einfach in die Messvorrichtung einbauen. Dabei
ist allerdings darauf zu achten, dass beim Einbau die später der Flüssigkeit
zugewandte Oberseite zunächst nach unten zeigt.
Der Oszillatorregelkreis detektiert und regelt dann die Resonanzschwingung der
Quarzscheibe automatisch. Auf die Regelparameter kann kein Einfluss ausgeübt
werden. Wenn die Regelung funktioniert, leuchtet die „OSC“ Diode am Controller
grün und es wird eine Resonanzfrequenz um 5 MHz vom Frequenzzähler angezeigt.
Der zeitliche Frequenzverlauf kann mit Hilfe eines Computerprogramms
aufgezeichnet werden. Als Anode dient, wie bereits erwähnt, ein Platindraht, der an
den Pluspol der Gleichstromquelle angeschlossen wird. Sobald der Stromkreis
geschlossen wird, beginnt die Elektrolyse.
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3.1 Elektrolyse einer unbekannten Lösung
Im ersten Versuchsteil soll der kationische Bestandteil einer unbekannten Lösung mit
Hilfe der Quarzmikrowaage ermittelt werden. In die Messkammer wird hierfür 1 ml
einer unbekannten Lösung gegeben. Die Resonanzfrequenz des Quarzes wird
zeitabhängig gemessen, sodass ein Frequenz-Zeit-Diagramm entsteht. Sobald die
Resonanzfrequenz 𝑓(𝑡) einen annähernd konstanten Wert erreicht hat, wird der
bereits in die Lösung getauchte Platindraht an das Netzteil angeschlossen und somit
die Elektrolyse gestartet. Der Frequenzverlauf wird einige Minuten aufgezeichnet,
sodass er linear interpoliert werden kann. Dann wird der Stromkreis unterbrochen
und, sobald sichergestellt ist, dass die Frequenz nicht weiter fällt, auch die
Frequenzaufzeichnung beendet. Der Inhalt der Flüssigzelle wird entsorgt und die
Zelle vorsichtig mit destilliertem Wasser zweimal ausgespült.
3.2 Kalibrierung der Schichtwägeempfindlichkeit
Die Sauerbreykonstante 𝑆𝑓 lässt sich anhand der elektrolytischen Abscheidung von
elementarem Kupfer berechnen. Folglich soll im zweiten Versuchsteil eine Kupfersulfatlösung in der Messzelle elektrolysiert werden, während die Massenabscheidung
auf dem Schwingquarz in Form der Änderung seiner Resonanzfrequenz detektiert
wird. In die Messkammer wird hierfür 1 ml einer 100 mM Kupfersulfatlösung gegeben
und analog zum ersten Versuchsteil vorgegangen. Nach Abschluss des Versuchs
kann die restliche Elektrolytlösung entsorgt und der Kristall ausgebaut werden.
Messen Sie zur Auswertung mit Hilfe eines Messschiebers die Dimensionen des
rechteckigen „Stegs“, der die Kreiselektrode mit dem Kristallrand verbindet (siehe
Abbildung 1a), da sich auch hier Substanz abgeschieden hat. Zudem wird der
Umgang mit einem Messschieber erlernt.
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4 Auswertung
4.1 Allgemeine Hinweise
Geben Sie zu jedem Wert, den Sie ermitteln oder verwenden, auch immer einen
Fehler an. Diskutieren Sie zudem für beide Aufgabenteile mögliche Fehlerquellen
und ihre Auswirkungen. Neben der eigentlichen Auswertung sollte das Protokoll
selbstverständlich auch eine theoretische Einführung sowie eine Beschreibung des
Versuchsaufbaus und der Versuchsdurchführung enthalten. Hierfür können Sie sich
an dieser Versuchsanleitung orientieren, ein wortgenaues Abschreiben derselben ist
allerdings natürlich nicht sinnvoll.
4.2 Elektrolyse der Kupfersulfatlösung
Unter Verwendung der Faraday’schen Gesetze lässt sich aus dem linearen
Zusammenhang von abgeschiedener Masse und Änderung der Resonanzfrequenz
die Sauerbreykonstante Sf bestimmen. Leiten Sie die entsprechende Relation her
und bestimmen Sie die Sauerbreykonstante des Kristalls anhand der von Ihnen
aufgenommenen Frequenz-Zeit-Kurve. Führen Sie dabei eine Fallunterscheidung
durch, indem Sie für die Elektrodenfläche in einem Fall lediglich die Kreiselektrode
(Durchmesser: 0,5 cm, soll als fehlerfrei angenommen werden) betrachten, im
zweiten Fall allerdings den oben erwähnten „Steg“ mit berücksichtigen. Gehen Sie
hierbei davon, dass sich die Abscheidung auf dem Steg im Hinblick auf die
Frequenzänderung bei gleicher Masse nicht von der Abscheidung auf der
Kreiselektrode unterscheidet.
Hillier und Ward bestimmten 1992 die Sauerbreykonstante für einen planparallelen
5 MHz AT-cut Quarz zu 0,036 Hz cm²/ng [2]. Vergleichen Sie die von Ihnen
experimentell ermittelten Sauerbreykonstanten mit dem Wert von Hillier und Ward. Ist
es überhaupt sinnvoll den „Steg“ zu berücksichtigen? Ist es für die weitere
Berechnung wichtig, welche der beiden berechneten Werte verwendet wird?
Berechnen Sie außerdem die Masse an Kupfer, die sich während des Versuchs
abgeschieden hat, auf zweierlei Weise, nämlich nach der Sauerbreygleichung (mit
der von Ihnen bestimmten Sauerbreykonstanten) und nach den Faraday’schen
Gesetzen. Stimmen die Werte überein? Erklären Sie, warum das so sein muss.
Betrachten Sie dazu, wie die Sauerbreykonstante berechnet wurde.
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4.3 Elektrolyse einer unbekannten Lösung
Aus der Änderung der Resonanzfrequenz 𝛥𝑓(𝑡) und der in 4.2 ermittelten
Sauerbreykonstanten ist die abgeschiedene Masse des kationischen Bestandteils
der unbekannten Lösung berechenbar. Mit Hilfe der Faraday’schen Gesetze lässt
sich aus dieser die molare Masse des abgeschiedenen Elementes bestimmen, wenn
die Ladungszahl bekannt ist (hier: 𝑍 = 1). Um welches Element handelt es sich? Bestimmen Sie auch hier die abgeschiedene Masse unter der Prämisse, dass es sich
tatsächlich um das Element Ihrer Vermutung handelt. Nutzen Sie hierfür entweder
die Sauerbreygleichung oder die Faraday‘schen Gesetze.
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5 Fragen zur Vorbereitung
1. Wie lautet die Gleichung, mit deren Hilfe eine Massenbestimmung mittels
QCM möglich ist? Was wird also bei der Messung mit der QCM
aufgezeichnet? Wie lässt sich die im Versuch während der Elektrolyse
abgeschiedene Masse aus Stromstärke und Dauer der Elektrolyse für die
bekannte Substanz berechnen?
2. Was ist ein Schwingquarz? Warum ist der AT-Schnitt wichtig? Wie schwingt
der Quarz und wie wird er zur Schwingung angeregt?
3. Wie sieht eine Resonanzkurve aus? Welchen Effekt hat die Dämpfung? Was
bedeuten die einzelnen Summanden in Gleichung 1.4.1 anschaulich?
4. Wie funktioniert ein elektrischer Schwingkreis? Welchen Komponenten eines
mechanischen Systems bestehend aus Gewicht, Feder und Dämpfungselement entsprechen die einzelnen Bauteile? Vergleichen Sie dazu Gleichung
1.4.1 und 1.4.4! Was wird also bei der elektrischen Schwingung bewegt?
Wie kann die Resonanzfrequenz des Quarzes elektrisch bestimmt werden?
5. Wie ist die QCM aufgebaut? Wie unterscheiden sich der aktive und der
passive Modus? Was sind die Vor- und Nachteile der beiden Modi?
6. Beschreiben Sie, welche Vorgänge bei einer Elektrolyse stattfinden.
7. Für welche Fragestellungen ist die QCM besonders interessant?
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6 Literatur
[1] „Verwendung von Schwingquarzen zur Wägung dünner Schichten und zur
Mikrowägung“
Sauerbrey, G: Zeitschrift für Physik 115, 206-222 (1959)
[2] “Scanning electrochemical mass sensitivity mapping of the quartz crystal
microbalance in liquid media”
Hillier, A.C.; Ward, M.D.: Anal. Chem. 64 (21), 2539-2554 (1992)
[3] „Die Quarzmikrowaage in den Biowissenschaften“
Janshoff et al.: Angew. Chemie 112, 4164-4195 (2000)
[4] „Die Quarzmikrowaage“
Vortrag von Markus Nimmrich, Mainz (2000)
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7 Gefährdungsbeurteilung des Versuches
Für die zu untersuchenden Lösungen gelten zusammen folgende R- und S-Sätze:
R: 8-22-34-36/38-50/53
S: (1/2)-26-36/37/39-45-60-61
Kontakt der Lösungen mit Augen/Haut ist ebenso zu vermeiden wie das
Verschlucken der Lösungen.
Tragen Sie während des Versuchs eine Schutzbrille!
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