Mathematik 1 × anders Band 2 Ein Streifzug durch die Physik mit MuPAD Alessandro Dell’Aere Materialien und Werkzeuge für computerunterstütztes Lernen Alessandro Dell´Aere Ein Streifzug durch die Physik mit MuPAD Mathematik 1 x anders: Materialien und Werkzeuge für computerunterstütztes Lernen SciFace Software Alessandro Dell´Aere Universität Paderborn AutoMATH Institut Warburger Straße 100 33095 Paderborn [email protected] Ein Streifzug durch die Physik mit MuPAD/ von Alessandro Dell´Aere. Mathematik 1 x anders: Materialien und Werkzeuge für computerunterstütztes Lernen, Band 1. Paderborn: SciFace Software GmbH & Co. KG, 2001. ISBN 3-933764-03-3. ISBN 3-933764-03 -3 SciFace Software GmbH & Co. KG Paderborn Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Firma SciFace Software GmbH & Co. KG unzulässig und strafbar. © 2001 SciFace Software GmbH & Co. KG, Paderborn Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichenund Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Printed in Germany Druck und Binden: Druckerei Kleine, Paderborn Einbandgestaltung: SciFace Software GmbH & Co. KG, Paderborn Vorwort Die Entwicklung von MuPAD begann 1990 an der Universität Paderborn mit einem Forschungsprojekt zur Lösung spezieller Problemstellungen im Bereich der Dynamischen Systeme. MuPAD wurde jedoch sehr bald zu einem universellen Werkzeug zum symbolisch-algebraischen und exakten sowie numerischen Rechnen ausgebaut. Darüber hinaus können mit MuPAD zwei- und dreidimensionale mathematische Sachverhalte in hoher Darstellungsqualität visualisiert und interaktiv manipuliert werden. Die Entwicklung von MuPAD wurde bereits 1993 von der Forschungsgemeinschaft mit dem Deutsch-Österreichischen Hochschul-Software Preis und 1994 mit dem European Academic Software Award honoriert. Im Februar 1997 wurde als Teilausgliederung aus der Universität Paderborn das Unternehmen SciFace Software GmbH & Co. KG gegründet, um MuPAD in enger Kooperation mit der MuPAD-Forschungsgruppe weiterzuentwickeln und den zunehmenden Anforderungen der Benutzer u.a. hinsichtlich vielfältiger und mehrsprachiger Dokumentationen zum System und modernen Benutzerschnittstellen gerecht zu werden. Forschungsergebnisse aus der Universität werden von SciFace Software aufgegriffen, zu marktreifen Entwicklungen ausgebaut und in das System MuPAD integriert. Aufgrund dieser erfolgreichen und engen Zusammenarbeit von SciFace Software mit der Universität Paderborn wurde das Unternehmen 1998 mit dem Förderpreis des Technologie Forum Paderborn e.V. für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ausgezeichnet. MuPAD wird u.a. zur Forschung und Lehre an Universitäten eingesetzt und findet verstärkt Einzug in den Mathematikunterricht der gymnasialen Oberstufe. MuPAD trägt dabei ergänzend und unterstützend zur Lehre von Mathematik bei. Das starke Interesse und die vielfältigen Tätigkeiten von SciFace Software in dem Bereich der Lehre von Mathematik zeigt sich auch an der engen Zusammenarbeit mit bedeutenden deutschen Verlagen und Herstellern von Unterrichtssoftware mit dem Ziel, über gemeinsame Anstrengungen Lösungen zu schaffen, den Schülern und Studenten u.a. einen interaktiven, explorativen Zugang zu mathematischen Sachverhalten und ein Web-unterstütztes Lernen zu ermöglichen. Schreiben Sie uns, wenn Sie Fragen oder Anregungen zum Thema „MuPAD in der Lehre“ haben. Nehmen Sie Teil an der Entwicklung einer modernen Mathematiksoftware und senden Sie uns Ihre Vorschläge, Kritiken und Fragen an [email protected]. Paderborn im Juni 2001 Dr. Andreas Sorgatz, SciFace Software Über dieses Buch Dies ist der zweite Band aus einer Reihe, die Schüler, Lehrer und andere Interessierte beim Einsatz des Computer-Algebra-Systems MuPAD unterstützen soll. Während Band 1, „Eine praktische Einführung“ eine allgemeine Anleitung zum Arbeiten mit MuPAD ist, demonstriert Band 2, wie mit MuPAD konkrete Probleme aus einem der interessantesten Anwendungsgebiete der Mathematik, der Physik, gelöst werden können. Es bietet sich an, zunächst den ersten Band durchzuarbeiten, oder ihn als Nachschlagewerk griffbereit zu halten. Ich habe den ersten Band als Referenz hinzugezogen, so dass auch Neulinge mit Hilfe beider Bücher einen problemlosen Einstieg in MuPAD finden. Für intensivere Studien verweise ich auf Das MuPAD-Tutorium, Springer (ISBN 3-540-66145-X). Alle Problemklassen, die ich in diesem Buch anspreche, sind als Aufgaben formuliert, gefolgt von der dokumentierten Lösung. So ist es im Unterricht möglich, eine Aufgabe erst auf herkömmliche Art zu lösen, um anschließend den Umgang mit MuPAD anhand dieser Aufgabe zu üben, ohne von mathematischen Verständnisfragen abgelenkt zu werden. Am Ende eines jeden Abschnitts folgen als Anregung weitere Aufgabenstellungen (ohne Lösung). Der Schwierigkeitsgrad vorausgesetzte Verständnis der im Aufgaben Umgang mit und damit MuPAD auch steigt in das der Reihenfolge der Abschnitte. In den ersten Abschnitten benutzen wir die in MuPAD eingebaute Mathematik, indem wir die diskutierten Probleme durch Aufruf geeigneter MuPAD-Funktionen lösen. Im letzten Abschnitt, der sich mit elektromagnetischen Schwingungen befasst, gehen wir einen Schritt weiter. Dort nutzen wir die Möglichkeit, eigene Programme in MuPAD zu erstellen. So hoffe ich, gewinnt der Leser das Interesse, noch tiefer in die Trickkiste von MuPAD zu greifen. Paderborn im Juni 2001 Alessandro Dell’Aere Inhaltsverzeichnis Vorwort .........................................................................................3 Über dieses Buch ............................................................................5 Inhaltsverzeichnis ...........................................................................7 1. Mechanik ................................................................................9 1.1 Allgemeine Kinematik .............................................................9 1.2 Raumfahrt .......................................................................... 17 2. Thermodynamik..................................................................... 22 2.1 Allgemeine kinetische Gastheorie ........................................... 22 2.2 Wärmekraftmaschinen.......................................................... 25 3. Elektrizität ............................................................................ 27 3.1 Netzwerktheorie .................................................................. 27 3.2 Elektromagnetische Schwingungen......................................... 30 1 Mechanik 9 1. Mechanik 1.1 Allgemeine Kinematik Aufgabe 1: Mit dem Fahrrad unterwegs An der Straße von Aheim nach dem 18 km entfernten Ceheim liegt 3 km von Aheim entfernt Beheim. Ein Radfahrer (Bernd) startet in Beheim und kommt nach 1,5 h in Ceheim an. Zur gleichen Zeit wie Bernd in Beheim fährt ein anderer Radfahrer (Christian) in Ceheim los und erreicht zur selben Ankunftszeit wie Bernd Aheim. a. Berechnen Sie die Geschwindigkeit der beiden Radfahrer. b. Zeichnen Sie das Zeit-Weg-Diagramm. c. Wann begegnen sich die Radfahrer? Lösung: Man benötigt lediglich das Weg-Zeit-Gesetz der gleichförmigen Bewegung: ch s t = v ⋅ t. Wir teilen MuPAD zunächst die Informationen mit, die sich aus der Aufgabenstellung ergeben. • reset(): StreckeAB := 3: StreckeChristian := 18: StreckeBernd := StreckeChristian - StreckeAB: Fahrzeit := 1.5: Dabei haben wir zuerst den Befehl reset benutzt, um alle Variablen zurückzusetzen. Das wollen wir künftig vor jeder neuen Aufgabe tun, um falsche Ergebnisse aufgrund früherer Zuweisungen zu vermeiden. Nach dem obigen Weg-Zeit-Gesetz ergeben sich für die Geschwindigkeiten der beiden Radfahrer: • GeschwBernd := StreckeBernd/Fahrzeit; GeschwChristian := StreckeChristian/Fahrzeit; 10.0 10 1.1 Allgemeine Kinematik 12.0 Um das gewünschte Diagramm zu zeichnen, definieren wir die Bewegungsgleichungen als MuPAD-Funktionen: • OrtBernd := t -> GeschwBernd*t + StreckeAB; OrtChristian := t -> -GeschwChristian*t + StreckeChristian; t → GeschwBernd ⋅ t + StreckeAB t → −GeschwChristian ⋅ t + StreckeChristian Wir zeichnen das Diagramm mit dem Befehl plotfunc2d, und zwar für den Zeitraum t = 0 bis t = 1,5 h : • plotfunc2d(Title = “Weg-Zeit-Diagramm“, Labels = [“t“, “s“], OrtBernd(t), OrtChristian(t), t = 0..Fahrzeit) Weg-Zeit-Diagram s 17.5 15 12.5 10 7.5 5 2.5 0 0 0.25 0.5 0.75 1 1.25 1.5 t Der Begegnungszeitpunkt ergibt sich durch Gleichsetzen der beiden Funktionen und Auflösen nach t . Dieses Ergebnis setzen wir dann in eine der Funktionen ein, um auch den Begegnungsort zu ermitteln: • Begegnungszeitpunkt:=solve(OrtBernd(t) = OrtChristian(t), t) 0.6818181818 1 Mechanik • 11 OrtBernd(op(Begegnungszeitpunkt)) 9.818181818 Es bietet sich an, den Begegnungszeitpunkt in Minuten anzugeben: • Begegnungszeitpunkt := Begegnungszeitpunkt*60 40.90909091 Die beiden Radfahrer begegnen sich also nach 41 min , und zwar 9,8 km von Aheim entfernt. Aufgabe 2: Der schiefe Wurf Entwickeln Sie die Gleichung für die Wurfweite beim Schiefen Wurf für den Fall, dass nur der Wurfwinkel und die Anfangsgeschwindigkeit bekannt sind. Betrachten Sie dabei zunächst die einzelnen Komponenten in horizontaler und berücksichtigt. Bei vertikaler welchem Richtung. Wurfwinkel Die Luftreibung erzielt man die sei nicht maximale Wurfweite? Man beachte, dass dieser Wurfwinkel von der Wurfgeschwindigkeit unabhängig ist. Lösung: Hier hat man für die horizontale Komponente die Bewegungsgleichung ch s ct h = v sx t = v x ⋅ t und für die vertikale Komponente die Bewegungsgleichung y x m g ⋅ t − ⋅ t 2 . Hierbei ist g die Erdbeschleunigung, also g = 9,81 2 . 2 s Wir wollen wieder als erstes die MuPAD-Sitzung mit dem Befehl reset in ihren Anfangszustand zurücksetzen, bevor wir die ersten Zuweisungen vornehmen: • reset(): g := 9.81: Die Anfangsgeschwindigkeiten für die einzelnen Komponenten ergeben sich wie folgt: 12 • 1.1 Allgemeine Kinematik vx := Anfangsgeschwindigkeit*cos(Wurfwinkel); vy := Anfangsgeschwindigkeit*sin(Wurfwinkel) cos Wurfwinkel ⋅ Anfangsgeschwindigkeit sin Wurfwinkel ⋅ Anfangsgeschwindigkeit Das Wurfziel ist erreicht, wenn die vertikale Komponente des Ortes sy = 0 wird. Damit können wir die Wurfzeit berechnen: • sy := 0: Wurfzeit := solve(sy = vy*t - g/2*t^2, t); 0, 0.2038735984 ⋅ sin Wurfwinkel ⋅ Anfangsgeschwindigkeit Da sy = 0 auch im Moment des Abwurfs, also zur Zeit t = 0 gilt, erhalten wir zwei Lösungen. Wir benötigen hier aber nur die von Null verschiedene Lösung. Auf diese greifen wir mit Hilfe des sog. Index-Operators [ ] zu: • Wurfzeit := Wurfzeit[2]; 0.2038735984 ⋅ sin Wurfwinkel ⋅ Anfangsgeschwindigkeit Einsetzen in das Weg-Zeit-Gesetz für die horizontale Komponente liefert das gesuchte Gesetz für die Wurfweite: • Wurfweite := solve(sx = vx*Wurfzeit, sx) • 2 0.2038735984 ⋅ cos Wurfwinkel ⋅ sin Wurfwinkel ⋅ Anfangsgeschwindigkeit Wurfweite := op(Wurfweite); 0.2038735984 ⋅ cos Wurfwinkel ⋅ sin Wurfwinkel ⋅ Anfangsgeschwindigkeit2 Wie aus der Analysis bekannt, ist für ein Maximum das Verschwinden der Ableitung ein notwendiges Kriterium. Wir müssen also die Wurfweite mit dem Befehl diff nach dem Wurfwinkel differenzieren und das Ergebnis davon gleich Null setzen, bevor wir mit dem Befehl solve nach der gesuchten Größe auflösen. 1 Mechanik 13 Dabei würde MuPAD uns eine mathematisch vollständige Lösung liefern, die aufgrund der Periodizität der Winkelfunktionen aus der Vereinigung mehrerer Mengen besteht und deshalb sehr länglich und auf den ersten Blick vielleicht auch ein bisschen verwirrend ist. Wir können eine angenehmere Ausgabe erhalten, wenn wir MuPAD zunächst mit dem Befehl assume mitteilen, welcher Winkelbereich für den Wurfwinkel in unserem Fall in Frage kommen. Wir erhalten so für den optimalen Wurfwinkel folgendes Ergebnis: • assume(0 < Wurfwinkel < PI/2): OptimalerWurfwinkel := solve(diff(Wurfweite, Wurfwinkel) = 0, Wurfwinkel) π 0, if Anfangsgeschwindigkeit = 0 2 0.7853981634 if Anfangsgeschwindigkeit ≠ 0 Wie wir sehen, erhalten wir ein Ergebnis in Form einer Fallunterscheidung. Natürlich wollen wir den Fall mit verschwindender Anfangsgeschwindigkeit ausschließen. Deshalb wenden wir den Befehl assume noch einmal auf die Anfangsgeschwindigkeit an und lassen die Lösung ein zweites Mal berechnen: • assume(Anfangsgeschwindigkeit > 0): OptimalerWurfwinkel := solve(diff(Wurfweite, Wurfwinkel) = 0, Wurfwinkel) 0.7853981634 Dieses ist der Wurfwinkel in Bogenmaß. Wir rechnen ihn noch um in Grad: • float(op(OptimalerWurfwinkel)*180/PI) 45.0 Wir erhalten also bei einem Wurfwinkel von 45° die größte Wurfweite. 14 1.1 Allgemeine Kinematik Aufgabe 3: Im Flugzug um die Welt Ein Flugzeug fliegt mit der Eigengeschwindigkeit v = 180 km h in Richtung N 30° O. Der Wind weht aus SW mit einer Geschwindigkeit w = 60 km . h Wie groß ist die Geschwindigkeit v0 des Flugzeugs von der a. Erdoberfläche aus betrachtet? b. Wie groß ist der Geschwindigkeitsgewinn, wenn das Flugzeug seine Eigengeschwindigkeit auf v = 250 km erhöht und die h Windgeschwindigkeit um die Hälfte nachlässt? Lösung: Hier sollten wir zuerst eine kleine Zeichnung anfertigen: 1 Mechanik Dann sehen wir nämlich, c dass v02 = v 2 + w2 − 2 ⋅ v ⋅ w ⋅ cos ∠(v , w) uns 15 der Cosinus-Satz weiterhilft: h Wir übergeben die Informationen, die wir aus Aufgabenstellung und Zeichnung gewinnen: • reset(): v := 180: w:= 60: alpha := (90 + 30 + 45)*PI/180: // Eigengeschwindigkeit // Windgeschwindigkeit // Winkel zwischen v und w Hiermit können wir sofort den Cosinussatz anwenden und erhalten nach Auflösen nach der resultierenden Geschwindigkeit • v0 : Geschw := solve(v0^2 = v^2 + w^2 - 2*v*w*cos(alpha), v0) 5400 ⋅ 2 + 5400 ⋅ 6 + 36000, − 5400 ⋅ 2 + 5400 ⋅ 6 + 36000 Wir extrahieren die physikalisch relevante Lösung mit dem Indexoperator []. • Geschw := Geschw[1] 5400 ⋅ 2 + 5400 ⋅ 6 + 36000 Dieses Ergebnis ist mathematisch korrekt. MuPAD lässt die Wurzeln stehen, um ein exaktes Ergebnis zu garantieren. Wir können uns aber hier mit einer Näherung zufrieden stellen. Deshalb benutzen wir den Befehl float und erhalten das Ergebnis in Dezimalschreibweise: • Resultierende1 := float(Geschw) 238.4617325 Auf die Erdoberfläche bezogen hat das Flugzeug also eine Geschwindigkeit von v0 = 238,5 km . h Für den zweiten Aufgabenteil führen wir die gleichen Schritte noch mal mit den geänderten Werten für Eigengeschwindigkeit und Windgeschwin- 16 1.1 Allgemeine Kinematik digkeit durch und bilden anschließend die Differenz aus den Ergebnissen der beiden Teilaufgaben: • v := 250: w := 30: Geschw := solve(v0^2 = v^2 + w^2 - 2*v*w*cos(alpha), v0) 3750 ⋅ 2 + 3750 ⋅ 6 + 63400, − 3750 ⋅ 2 + 3750 ⋅ 6 + 63400 • Resultierende2 := float(Geschw[1]) 279.0858065 • Geschwindigkeitsgewinn := Resultierende2 - Resultierende1 40.62407405 Das Flugzeug fliegt in diesem Fall also um 40,6 km schneller. h Weitere Aufgaben: Ein Körper bewegt sich mit konstanter Beschleunigung a0 = −3,6 m s2 . Zu Beginn der Bewegung hat er die Lage s0 = 24 m und die Geschwindigkeit v0 = 6,5 m s . a. Stellen Sie die Bewegungsgleichungen auf. b. Zu welcher Zeit und an welcher Stelle kehrt der Körper seine Bewegungsrichtung um? c. Nach welcher Zeit erreicht er wieder seine Ausgangslage? d. Zeichnen Sie Diagramme für Ort und Geschwindigkeit, jeweils in Abhängigkeit von der Zeit. Sie lassen von Ihrem Balkon einen Teller hinunterfallen. Nach 5 sek . sehen sie, wie dieser auf dem Boden aufkommt und zerplatzt. a. Wie hoch ist Ihr Balkon? b. Mit welcher Geschwindigkeit trifft der Teller auf dem Boden auf? 1 Mechanik 17 c. Nach welcher Zeit hat der Teller 40 % seines Fallweges zurückgelegt? d. Wie lange braucht der Teller zum Durchfallen der letzten 20 m ? 1.2 Raumfahrt Aufgabe 1: Auf zum Mars Eine Rakete fliegt geradlinig mit konstanter Beschleunigung so, dass ihre Bewohner das gleiche Gewicht wie auf der Erde spüren. In welcher Zeit erreichen sie den Mars ( 150 Mio km ), und welche Endgeschwindigkeit wird dabei erreicht? Lösung: Wir haben es hier mit einer gleichmäßig beschleunigten Bewegung zu tun. Wir benötigen das entsprechende Weg-Zeit-Gesetz und Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz, also a s t = ⋅t2 2 ch und ch v t = a ⋅t . Die Beschleunigung a ist hier gleich der Erdbeschleunigung g = 9,81 m . s2 Die Entfernung Erde–Mars geben wir in m ein, um Konsistenz zu den Einheiten der anderen Größen zu gewährleisten : • reset(): Beschleunigung := 9.81: Entfernung := 150*10^9 Als erstes berechnen wir die Endgeschwindigkeit der Rakete: • Flugzeit := solve(Entfernung = 1/2*Beschleunigung*Flugzeit^2, Flugzeit) −174874.3542, 174874.3542 Dies ist die Flugzeit in Sekunden. Hier interessiert uns nur die positive Lösung: 18 • 1.2 Raumfahrt Flugzeit:=Flugzeit[2] 174874.3542 Die Endgeschwindigkeit erhalten wir nun aus dem Geschwindigkeit-ZeitGesetz: • Endgeschwindigkeit := Beschleunigung*Flugzeit 1715517.415 Dies ist die Endgeschwindigkeit in m/s. Wir wollen nun noch die Flugzeit in Tage und die Endgeschwindigkeit in km/s umrechnen: • Flugzeit := Flugzeit/60/60/24; Endgeschwindigkeit := Endgeschwindigkeit/1000 2.024008729 1715.517415 Die Rakete kommt nach gut 2 Tagen am Mars an und erreicht dabei eine Endgeschwindigkeit von 1715,5 km . s Aufgabe 2: Satelliten auf ihrer Umlaufbahn Ein Satellit der Masse m = 800 kg umkreist die Erde auf einer erdnahen Kreisbahn (Erdradius R = 6300 km ). a. Wie groß ist die Geschwindigkeit des Satelliten, wenn er ohne Antrieb stets auf der Kreisbahn verbleibt? c. Wie verhält sich die Lösung, falls die Masse des Satelliten verdoppelt wird? Lösung: Wir haben die Zentrifugalkraft mit der Gravitationskraft gleichzusetzen. Die Zentrifugalkraft beträgt F = G = m ⋅ g. m⋅v2 und die Gravitationskraft beträgt R 1 Mechanik 19 • reset(): Masse := 800: Erdbeschleunigung := 9.81: Erdradius := 6.3*10^6: • Geschwindigkeit := solve(Masse*Geschwindigkeit^2/Erdradius = Masse*Erdbeschleunigung,Geschwindigkeit) {-7861.488409, 7861.488409} Wir wählen wieder die positive Lösung aus und rechnen gleichzeitig von m/s um in km/s: • Geschwindigkeit[2]/1000 7.861488409 Nun verdoppeln wir die Masse des Satelliten und lösen die Aufgabe ein zweites mal. Dabei zeigt sich, dass das Ergebnis von der Masse des Satelliten unabhängig ist: • Masse := 2*Masse: delete(Geschwindigkeit): • Geschwindigkeit := solve(Masse*Geschwindigkeit^2/Erdradius = Masse*Erdbeschleunigung, Geschwindigkeit); {-7861.488409, 7861.488409} • Geschwindigkeit[2]/1000 7.861488409 Aufgabe 3: Absturz Ein kugelförmiger Satellit (Durchmesser d = 3,5 m ) der Masse m = 1100 kg wird nicht mehr gebraucht. Man bringt ihn dazu, auf die Erde hinabzustürzen. Wie groß ist die Fallgeschwindigkeit, wenn man aufgrund der Newtonschen Reibung in der Atmosphäre einen stationären Zustand annimmt? 20 1.2 Raumfahrt Lösung: Wir setzen die Gravitationskraft G = m ⋅ g gleich mit der Newtonschen Reibungskraft F = cw ⋅ ρ ⋅ A ⋅ v 2 . Hierbei ist m die Masse des Satelliten, g die Erdbeschleunigung, cw der Widerstandsbeiwert, ρ die Dichte der Atmosphäre, A die Fläche, auf die die Reibung wirkt (Wirkfläche) und v die Fallgeschwindigkeit. Wir benötigen noch den Wert für die Dichte in der Atmosphäre. Sie beträgt ρ = 1,3 kg . Der Widerstandsbeiwert für einen kugelförmigen Körper m3 kann mit cw ≈ 1 angenommen werden: • reset(): Erdbeschleunigung := 9.81: Widerstandsbeiwert := 1: Satellitendurchmesser := 3.5: Masse := 1100: Dichte := 1.3: Die Wirkfläche A berechnet sich mit der üblichen Formel A = π r 2 für eine Kreisfläche: • Wirkflaeche := 3.14*(Satellitendurchmesser/2)^2: Nun berechnen wir mit Hilfe des Befehls solve die Fallgeschwindigkeit: • Fallgeschwindigkeit := solve(Masse*Erdbeschleunigung = Widerstandsbeiwert*Dichte*Wirkflaeche*Fallgeschwindigkeit^2, Fallgeschwindigkeit) {-29.38030483, 29.38030483} Wir wählen den positiven Wert, da wir uns nur für den Betrag interessieren, denn die Flugrichtung ist ja klar. • Fallgeschwindigkeit := Fallgeschwindigkeit[2] 29.38030483 Der Satellit trifft mit einer Geschwindigkeit von 29,4 m auf die Erde auf. s 1 Mechanik 21 Anmerkungen: In diesen Aufgaben sind die Geschwindigkeiten stets wesentlich kleiner als die Lichtgeschwindigkeit. Deshalb können relativistische Effekte vernachlässigt werden. Die in Aufgabe 2 berechnete Geschwindigkeit von 7,861 m bezeichnet man als die erste kosmische Geschwindigkeit. s Weitere Aufgaben: Berechnen Sie die Mindestgeschwindigkeit, die ein Raumgleiter haben muss, wenn er von der Erde aus ins Weltall katapultiert wird und das Gravitationsfeld der Erde verlassen soll (zweite kosmische Geschwindigkeit). Auf einem Raumschiff soll die Schwerkraft der Erde simuliert werden, damit die Bewohner Tischtennis spielen können. Also bringt der Captain das Raumschiff auf eine Kreisbahn mit einem Radius von 25 km . Mit welcher Geschwindigkeit muss er dann fliegen? 22 2.1 Allgemeine kinetische Gastheorie 2. Thermodynamik 2.1 Allgemeine kinetische Gastheorie Aufgabe 1: Die Gasflasche In einer Gasflasche befindet sich Kohlendioxid mit einem Druck p1 = 45 bar und einer Temperatur ϑ 1 = 20 ° C . Während die halbe Masse des Gases abgelassen wird, sinkt die Temperatur auf ϑ 2 = 14 ° C . Wie groß ist der Druck p2 des noch in der Flasche verbliebenen Gases? Lösung: Es ist vor dem Ausströmvorgang p1 ⋅V = ν 1 ⋅ R ⋅ T1 und nachher p2 ⋅V = ν 2 ⋅ R ⋅ T2 , wobei R die Gaskonstante und V das Volumen der Gasflasche ist. T1 , T2 bezeichnen die Temperaturen in K und ν 1 , ν 2 die Gasmengen in mol . Da die Hälfte des Sauerstoffs aus der Flasche entlassen wird, gilt außerdem • ν2 = ν1 2 . reset(): DruckVorher := 45: TemperaturVorher := 273 + 20: TemperaturNachher := 273 + 14: `&nu;2` := `&nu;1`/2: Hier haben wir den Eindruck, dass uns noch einige der Größen V , R,ν 1 und ν 2 fehlen. Es könnte aber sein, dass diese sich während der Rechnung herauskürzen. Deshalb wollen wir zunächst soweit wie möglich symbolisch rechnen. Allerdings wissen wir aufgrund der zugrundeliegenden physikalischen Zusammenhänge, dass unsere fehlenden Größen alle positiv sein müssen. Diese Informationen können wir MuPAD mit dem Befehl assume übergeben, um schon unrelevanten Lösungen auszuschließen: im Voraus einige für uns 2 Thermodynamik • 23 assume(V > 0): assume(`&nu;1` > 0): assume(`&nu;2` > 0): assume(R > 0): Wie wir gleich sehen werden, haben wir die Möglichkeit genutzt, die Ausgabe von Variablen als griechische Buchstaben darzustellen. Die zugehörige Eingabesyntax `&nu;`, welche wir hier noch mit den notwendigen Indizes erweitert haben, bekommen wir, indem wir auf die entsprechenden Zeichen in der MuPAD-Symbolleiste klicken. Wir lösen nun die zweite Gleichung nach dem gesuchten Druck p2 auf: • DruckNachher := solve(DruckNachher*V = `&nu;2`*R*TemperaturNachher, DruckNachher) 287 ⋅ R ⋅ ν1 2⋅V Nun können wir die erste Gleichung nach V umstellen. Das Resultat setzen wir dann oben in die Gleichung für p2 ein: • Volumen := solve(DruckVorher*V = `&nu;1`*R*TemperaturVorher,V) 293 ⋅ R ⋅ ν1 45 • DruckNachher := op(DruckNachher): Volumen := op(Volumen): Ergebnis := subs(DruckNachher, V = Volumen) 12915 586 • float(Ergebnis) 22.03924915 Der Druck in der Flasche ist also auf p2 = 22,04 bar gesunken. 24 2.1 Allgemeine kinetische Gastheorie Aufgabe 2: Kompression Wie viel Energie muss man aufbringen, um 60 m3 Luft mit einem Druck 1 bar von bei gleichbleibender Temperatur auf 13 bar zu verdichten? Lösung: Es sei das Volumen vor der Verdichtung mit V1 und das Volumen nach der Verdichtung mit V2 bezeichnet. Entsprechend seien p1 und p2 der Druck vor bzw. nach der Verdichtung. Die Volumenarbeit W beträgt hier W = p1 ⋅V1 ⋅ z V2 V1 dV . V V2 lässt sich dabei durch die Beziehung p1 ⋅V1 = p2 ⋅V2 ausdrücken: • • reset(): V1 := 60: p2 := 13: solve(p1*V1 = p2*V2, V2) • p1 := 1: 60 13 V2 := op(%) 60 13 Nun haben wir alle Größen, um das Integral auszurechnen: • -p1*V1*int(1/V,V=V2..V1) 60 −60 ⋅ ln 60 + 60 ⋅ ln 13 Diesen Ausdruck können wir nun noch vereinfachen. Wir benutzen dazu den Befehl expand: • expand(%) −60 ⋅ ln 13 2 Thermodynamik Wie gewohnt wandeln wir dieses 25 Ergebnis mit in float Dezimalschreibweise um: • float(%) −153.8969614 Es muss also eine Energie von W = 153,9 J aufgebracht werden. Weitere Aufgaben: Bei einem Autoreifen mit dem Volumen V1 = 29,5 dm3 beträgt die Temperatur ϑ 1 = 20°C . Für den Luftdruck misst man p1 = 2,6 bar . Bei Erwärmung auf ϑ 2 = 50°C dehnt sich der Reifen soweit aus, dass das Volumen auf V2 = 30,2 dm3 ansteigt. Wie hoch ist dann der Druck p2 ? Bei Normalbedingungen ( 1013 mbar , 0° C ) hat 1 mol Sauerstoffgas das Volumen V = 22,4 l . Welche Wärmeenergie muss man zuführen, damit die Temperatur bei konstantem Druck um ∆T = 50 K steigt? 2.2 Wärmekraftmaschinen Aufgabe 1: Die Wärmepumpe Welche mechanische Leistung ist erforderlich, wenn eine Wärmepumpe zwischen der Temperatur des Kühlwassers von 20°C und der Temperatur des Heizwassers von 90°C arbeitet und eine Heizleistung von 2200 kW abgibt? Lösung: Für die Leistungszahl ε der Wärmepumpe gilt: ε = PHeizung T1 . = Pmech T1 − T2 Dabei ist Pmech die mechanische Leistung, PHeizung die Heizleistung, T1 die Temperatur des Heizwassers in K und T2 die Temperatur des 26 2.2 Wärmekraftmaschinen K . Diese Gleichung stellen wir nach Kühlwassers in Pmech = PHeizung T1 − T2 . T1 Pmech um: Wir geben nun die bekannten Größen und die obige Gleichung in MuPAD ein: • reset(): PHeizung := 2200: t1 := 90: t2 := 20: T0 := -273.15: Pmech := PHeizung*(T1 – T2)/T1 2200 ⋅ T1 − 2200 ⋅ T2 T1 Den absoluten Nullpunkt T0 benötigen wir, um die Temperaturen mit Hilfe der folgenden Funktion in Kelvin umzurechnen: • T := t -> t – T0 t → t − T0 Wir können die gesuchte Größe nun wie folgt berechnen: • subs(Pmech, T1 = T(t1), T2 = T(t2)) 424.0671898 Es ist also eine mechanische Leistung von 424 kW erforderlich. Weitere Aufgaben: Bei einem Dieselmotor wird angesaugte Luft ( 50°C, 1 bar ) adiabatisch, d.h. ohne Austausch von Wärme mit der Umgebung komprimiert. Das Verdichtungsverhältnis ist 14:1 . Wie groß sind Endtemperatur und Enddruck? Ein Schiffsmotor verbraucht stündlich 38 kg Treibstoff bei einem Heizwert von 48 ⋅103 kJ / kg . Die Leistung des Motors liegt bei 360 kW . Wie groß ist der Wirkungsgrad? 3 Elektrizität 27 3. Elektrizität 3.1 Netzwerktheorie Aufgabe 1: Widerstandsnetzwerk Bestimmen Sie den Gesamtwiderstand Widerstandnetzwerkes. Betrachten R0 = R1 = R2 =... = R5 =: R , wobei Sie Sie die Rg auch Symmetrie des den des folgenden Spezialfall Problems berücksichtigen. Lösung: Im allgemeinen Fall lesen wir aus dem Netzwerk mittels Kirchhoffs Knoten- und Maschenregel (siehe z.B.: Gerthsen Physik Kap. 6.3) jeweils drei Gleichungen für beliebigen aber festen Gesamtstrom I G ab und geben sie in MuPAD ein: • reset(): Gleichungen := {I1*R1 - I3*R3 – I4*R4 = 0, I0*R0 – I3*R3 – I5*R5 = 0, 28 3.1 Netzwerktheorie I0*R0 – I2 = I1 I3 = I4 I0 + I2 I1*R1 – I2*R2 = 0, + I4, + I5, + I5 = IG}: Nun können wir die Teilströme mit dem Befehl solve berechnen: • Stroeme := solve(Gleichungen, {I0, I1, I2, I3, I4, I5}): {[I0 = (R1 R2 R3 IG + R1 R2 R5 IG + R1 R3 R4 IG + R1 R3 R5 IG + R2 R3 R4 IG + R1 R4 R5 IG + R2 R3 R5 IG + R2 R4 R5 IG) /... . . . I5 = (R0 R1 R2 IG + R0 R1 R4 IG + R0 R2 R3 IG + R0 R2 R4 IG)/...]} MuPAD hat uns hier als Ausgabe eine Menge geliefert, welche eine Liste von Gleichungen enthält. Um diese Liste aus der Menge zu extrahieren, können wir den Befehl op benutzen: • Stroeme := op(Stroeme) [I0 = (R1 R2 R3 IG + R1 R2 R5 IG + R1 R3 R4 IG + R1 R3 R5 IG + R2 R3 R4 IG + R1 R4 R5 IG + R2 R3 R5 IG + R2 R4 R5 IG) /... . . . I5 = (R0 R1 R2 IG + R0 R1 R4 IG + R0 R2 R3 IG + R0 R2 R4 IG)/...] Hierbei konnten wir das zweite Argument im Befehl op weglassen, da die Menge ohnehin nur aus einem einzigen Element bestand. Wir können nun den Befehl entsprechende assign anwenden, Zuweisungen zu um den machen. Gleichungen Dabei wird der jeweils Liste der 3 Elektrizität 29 linksstehenden Variablen einer Gleichung – in unserem Fall sind das I 0 bis I5 - der zugehörige rechtsstehende Ausdruck zugewiesen. Tun wir das, so kennen wir insbesondere den Strom I 0 und damit aber auch die gesuchte Gesamtspannung U G = I 0 R0 . Die Division durch den Gesamtstrom I G liefert • dann das Ergebnis RG = U G I 0 R0 = : IG IG assign(Stroeme): RG := I0*R0/IG R0⋅ −R2⋅R3⋅R4+R1⋅R4⋅R5+R1⋅R2⋅R3⋅IG+R1⋅R2⋅R5⋅IG+R1⋅R3⋅R5⋅IG+R2⋅R3⋅R5⋅IG IG⋅ R0⋅R1⋅R2+R0⋅R2⋅R3+R0⋅R1⋅R5+R1⋅R2⋅R3+R0⋅R3⋅R5+R1⋅R2⋅R5+R1⋅R3⋅R5+R2⋅R3⋅R5 Für den Spezialfall Ri ≡ R ersetzen wir alle Widerstände in RG mit Hilfe des Befehls subs durch R . Dann wird RG zu: • subs(RG, R0 = R, R1 = R, R2 = R, R3 = R, R4 = R, R5 = R) R 2 Dieses Ergebnis war auch zu erwarten, denn im Falle Ri ≡ R muss R4 aus Symmetriegründen stromlos sein. Man kann ihn weglassen und erhält die folgende Parallelschaltung mit Gesamtwiderstand RG = R : 2 Weitere Aufgaben: Gegeben seien beliebig viele Widerstände R1 = 2,7 kΩ . Wie viele dieser an Widerstände muss man parallel einen Widerstand R2 = 3,3 kΩ schalten, um einen Gesamtwiderstand RG = 150 Ω erhalten? zu 30 3.2 Elektromagnetische Schwingungen Zeigen Sie, dass die Gesamtkapazität einer Reihenschaltung von unendlich vielen Kondensatoren Null wird. Hinweis: Benutzen Sie dazu den Befehl limit (siehe auch Gehrs/Postel: Eine kleine Einführung oder Oevel, Postel, Rüscher, Wehmeier: Das MuPAD Tutorium). 3.2 Elektromagnetische Schwingungen Wir wollen jetzt MuPAD zur Lösung der gedämpften harmonischen Schwingung einsetzen und betrachten dazu folgenden Modellschaltkreis: Dabei sind C = 40µF die Kapazität des Kondensators, L = 630 H die Induktivität der Spule und R = 200 Ω der ohmsche Widerstand. U (t ) bezeichnet die am Kondensator zur Zeit t anliegende Spannung und I (t ) den zur Zeit t fließenden Strom. Wir wollen annehmen, dass zur Zeit t = 0 gerade kein Strom fließt und am Kondensator eine Spannung von U (0) = 50V anliegt . Da die Summe der Spannungen in einem Serienschaltkreis Null die folgende Differenzialgleichung: ergeben muss, erhalten wir mit I = Q + R ⋅ Q + L⋅Q wobei die Q = 0, C Anfangsbedingungen I (0) = 0 A und U (0) = 50V Q(0) = C ⋅U (0) = 40µF ⋅ 50V = 2 ⋅10−3 As zu berücksichtigen sind. bzw. 3 Elektrizität 31 Dieses Anfangswertproblem soll nun auf zwei verschiedene Arten gelöst werden. Als erstes benutzen wir dazu die von MuPAD zur Verfügung gestellte Möglichkeit, gewöhnliche Differenzialgleichungen mit dem Befehl ode zu definieren und sie dann mittels solve zu lösen. Dabei erhalten wir eine exakte Lösung. Anschließend wollen wir eine kleine MuPAD-Prozedur erstellen, welche die Differenzialgleichung auf numerischem Wege näherungsweise löst. Wir teilen MuPAD zunächst neben den obigen Werten für Induktivität L , Kapazität C und Widerstand R auch die Anfangsbedingungen I (0) = 0 A , U (0) = 50V und Q(0) = 2 ⋅10−3 As mit: • reset(): R := 200: C := 40*10^(-6): L := 630: u[0] := 50: q[0] := C*u[0]: i[0] := 0 Wir definieren nun wie folgt mit dem Befehl ode die Differenzialgleichung: • AWP := ode({L*Q''(t) + R*Q'(t) + Q(t)/C = 0, Q(0) = q[0], Q'(0)=0}, Q(t)): Dabei werden die Differenzialgleichung und die Anfangsbedingungen als Gleichungssystem eingegeben, wozu man sich der geschweiften Klammern {} bedient. Als letztes Argument gibt man noch an, welches die gesuchte Funktion ist, in unserem Fall Q(t ) . Nun können wir die Lösung mit Hilfe des Befehls solve berechnen lassen: • Loesung := solve(AWP) 10⋅t 10⋅t − − 10⋅t⋅ 1574 10⋅t⋅ 1574 63 63 ⋅ cos ⋅ sin e 1574 ⋅ e 63 63 + 787000 500 Wir können nun mit dieser exakten Lösung eine MuPAD-Funktion definieren: 32 • 3.2 Elektromagnetische Schwingungen Loesung := op(Loesung): H := x -> subs(Loesung, t = x) x → subs Loesung, t = x Diese können wir nun für verschiedene Zeiten t auswerten: • H(0); H(5) 0 0 cos 0 ⋅ e sin 0 ⋅ e ⋅ 1574 + 500 787000 50 − 50⋅ 1574 63 e ⋅ cos ⋅ sin 1574 ⋅ e 63 + 787000 500 50 − 63 50⋅ 1574 63 Mit float erhalten wir folgende Zahlenwerte: • float(H(0)); float(H(5)) 0.002 0.0009037157758 Der erste dieser beiden Werte war zu erwarten, denn er entspricht genau der oben bereits berechneten Anfangsladung Q(0) = 2 ⋅10−3 As . Wir wollen uns nun mit der numerischen Lösung der Differenzialgleichung beschäftigen. Dazu teilen wir den Lösungszeitraum ein in viele, genügend kleine Abschnitte der Länge ∆t und schreiben tn+1 = tn + ∆t . Ein Lösungsschritt besteht nun darin, aus der Kondensatorladung Qn und dem Strom I n zu einem gegebenen Zeitpunkt tn die entsprechenden Größen Qn+1 und I n+1 für den nächsten Zeitpunkt tn +1 zu berechnen. Seien also Qn und I n gegeben. Wir können nun I n+1 schreiben in der Form I n+1 = I n + ∆I n , wobei ∆I n der in der Zeit ∆t erfolgte Stromzuwachs ist. Wir konstruieren für ∆I n wie folgt eine c Näherung: h Aus + R ⋅ Q + L⋅Q Q =0 C und I = Q folgt Q / C + R⋅ I ∆I I = − . Setzen wir nun näherungsweise I = , so erhalten L ∆t 3 Elektrizität wir ∆I = − c Q / C h + R ⋅ I ⋅ ∆t . L 33 Für die Ladung können wir Qn+1 = Qn + ∆Qn schreiben, wobei wir auch hier für den Zuwachs ∆Q eine geeignete Darstellung finden geschrieben werden ∆Qn = I n+1 ⋅ ∆t müssen. kann, Da I = Q bieten sich näherungsweise hierfür zwei als I= ∆Q ∆t Möglichkeiten: und ∆Qn = I n ⋅ ∆t . Wir entscheiden uns für die erste Form, da sie uns das numerisch stabilere Verfahren liefern wird, worauf wir hier aber nicht weiter eingehen wollen. Wir fassen noch einmal zusammen, was pro Lösungsschritt berechnet werden muss: 1.) ∆I = − c Q / C h + R ⋅ I ⋅ ∆t L 2.) I n+1 = I n + ∆I n 3.) ∆Qn = I n +1 ⋅ ∆t 4.) Qn+1 = Qn + ∆Qn In unserer MuPAD-Prozedur wird das folgendermaßen aussehen: for n from 0 to Schrittzahl do di[n] := -((q[n]/C) + (R*i[n]))/L*dT: i[n+1] := i[n] + di[n]: dq[n] := i[n+1]*dT: q[n+1] := q[n] + dq[n]: end_for: Dabei haben wir schon eine for-Schleife eingebaut, welche dafür sorgen soll, dass dieser aus vier Zuweisungen bestehende Lösungsschritt für die ersten Schrittzahl Zeitintervalle durchgeführt wird. Dabei ist Schrittzahl eine Variable, die genauso wie die Schrittweite dT vom Benutzer frei wählbar sein soll. Der besseren Übersichtlichkeit wegen wollen wir das Ergebnis gleich in Form von zwei Grafiken auf dem Bildschirm ausgeben lassen. Und zwar einmal, um die Phasenverschiebung zwischen Ladung und Strom zu sehen, und einmal, um die Näherungslösung mit der exakten Lösung zu 34 3.2 Elektromagnetische Schwingungen vergleichen. Um die Grafiken zu zeichnen, wird der Befehl plot aus der plot–library benutzt. Außerdem nutzen wir die Möglichkeit, mehrere grafische Objekte mit Group zusammenzufassen, so dass diese in einem gemeinsamen Bild ausgegeben werden. Wir geben nun die vollständige Prozedur ein: • Schwingkreis := proc(dT, Schrittzahl) local R, C, L, u, q, i, n, di, dq; begin R := 200: C := 40*10^(-6): L := 630: u[0] := 50: q[0] := C*u[0]: i[0] := 0: for n from di[n] := i[n+1] := dq[n] := q[n+1] := end_for: 0 to Schrittzahl do -((q[n]/C) + (R*i[n]))/L*dT: i[n] + di[n]: i[n+1]*dT: q[n] + dq[n]: plot(plot::Group(plot::Point(n*dT, i[n], Color = RGB::Blue) $ n = 0..Schrittzahl, plot::Point(n*dT, q[n], Color = RGB::Red) $ n = 0..Schrittzahl), Title = ”Näherung, Blau: Strom Rot:Ladung” ): plot(plot::Group(plot::Point(n*dT, q[n], Color = RGB::Red) $ n = 0..Schrittzahl, plot::Function2d(H(x), x = 0..dT*Schrittzahl, Color = RGB::Blue)), Title = ”Exakte Lösung: Blau Näherung: Rot” ): end_proc: Hier sind die Variablen mit Hilfe des Befehls local als lokale Variablen deklariert worden. Dies wäre eigentlich nicht notwendig, da wir die Prozedur hier nur für sich betrachten. Doch es gehört zu einem guten Programmierstil, mit einer künftigen Einbindung der Prozedur in ein umfangreicheres Programm zu rechnen. Für diesen Fall haben wir durch die Deklaration als lokale Variablen die Probleme ausgeschlossen, die aufgrund globaler Variablen mit gleichem Namen auftreten würden . Wir schauen uns nun das Ergebnis für die Schrittweite ∆t = 0,1 s an und zwar für die ersten 2 Sekunden. Das macht 20 Schritte: 3 Elektrizität • 35 Schwingkreis(0.1, 20) Näherung, Blau: Strom Rot: Ladung y 0.01 0.005 0 0 0.5 1 1.5 2 x -0.005 -0.01 Exakte Lösung: Blau Näherung: Rot y 0.002 0.001 0 0 0.5 1 1.5 2 x -0.001 Wir können jetzt nach belieben die Werte für Schrittweite und Schrittzahl verändern und uns die entsprechenden Grafiken anschauen. Weitere Aufgaben: Ergänzen sie die obige Prozedur für den Fall einer erzwungenen Schwingung. Die Frequenz und Spannung der anregenden Schwingung soll dabei vom Benutzer frei gewählt werden können. Berechnen sie näherungsweise den zeitlichen Verlauf der Stromstärke beim Laden eines Kondensators. Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis 1. Creutzig; Gerhard; Oevel; Wehmeier: Das MuPAD Tutorium, Springer, 2002 2. Gehrs; Postel: MuPAD - Eine praktische Einführung, 2001 3. Vogel: Gerthsen Physik, Springer, 1999 4. Göbel: Wissensspeicher Physik, Cornelsen, 1996 5. Grehn: Metzler Physik, Schroedel, 1992 6. Kuhn: Physik, Westermann, 1998 7. Höfling: Physik, Dümmler, 1990 Mathematik 1 × anders Band 2 MuPAD ist ein Computeralgebra-System, mit dem Problemstellungen der Mathematik sowie der Natur- und Ingenieurwissenschaften behandelt werden können. Es ist ein wertvolles Hilfsmittel für Schüler und Studenten, Lehrer und Wissenschaftler. Diese Aufgabensammlung zur Mechanik, Thermodynamik und Elektrizität bietet eine gute Möglichkeit, mit Hilfe von MuPAD eine Brücke zwischen den Fächern Mathematik und Physik einerseits, und dem Schulunterricht und studien- bzw. berufsorientierten Arbeitsmethoden andererseits, zu schlagen. Dank MuPAD können neben klassischen Unterrichtsinhalten auch Themen behandelt werden, die nicht in jedem Schulbuch zu finden sind. Hier ist beispielsweise die Raumfahrt oder der Schwingkreis und hierbei das numerische Lösen von Differentialgleichungen zu nennen. Fast spielerisch lassen sich die Aufgaben am Computer bearbeiten. Dabei ermöglicht es MuPAD sich auf Modellbildung und Lösungsstrategien zu konzentrieren. ISBN 3-933764-03-3 http://www.sciface.com [email protected] SciFace Software • Paderborn Sci Face