AAP Astro-News 2/2006 - Sternwarte Bieselsberg

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Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e.V.
Astro-News
Ausgabe 2/2006
Die nächsten Veranstaltungen des AAP:
Sommerfest am Samstag 15. Juli ab 14 Uhr
4. deutscher Astronomietag am 16. September
2
Inhaltsverzeichnis
Editorial
3
Vorwort des Vorstands
3
Wissenschaft und Forschung
Falsche Richtung – Forscher finden kosmische Geisterfahrer . . .
Zwei Millionen km/h — Schwarzes Loch schleudert Sterne ins All
Neue Objektklasse — Transiente Pulsare . . . . . . . . . . . . . .
Geschubst? — Pulsar taumelt wie Kreisel . . . . . . . . . . . . .
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Kepler-Sternwarte
Führungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kindertag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
9
9
Das Astrorätsel
Das neue Rätsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Auflösung des letzten Rätsels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
9
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Der Mond
Der Mond, Teil 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11
11
Verschiedenes
Erlebnis PST . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Der Mond sei Schuld — Down Under dreizehn Stunden ohne Satelliten–TV . . . . . . . . . . .
Keine Außerirdischen — Britische Regierung veröffentlicht Ufo–Bericht . . . . . . . . . . . . .
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13
15
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Beobachtungsobjekte
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Beobachtergruppe
Die totale Sonnenfinsternis 2006 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Gemeinsam beobachten macht Spaß! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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17
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Termine
Veranstaltungen und Treffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Astronomische Vorschau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Splitter
Scheibe von Nebra in Mannheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
20
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Impressum
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Sternwarte Bieselsberg
Sommerfest . . . . . .
Öffentliche Führungen
Kindertag . . . . . . .
Sonnenfinsternis . . . .
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VORWORT DES VORSTANDS
3
Editorial
Liebe Leser,
diese Ausgabe der Astro-News ist wieder etwas
dicker ausgefallen als die letzte. Neben den zahlreichen Artikel aus der Forschung freue ich mich auch,
dass die Mondserie weitergeführt wurde und auch
ein Beobachtungsbericht enthalten ist. Ich denke, das
zeigt gut, wie vielfältig der Inhalt unserer Vereinszeitung ist — von Amateurbeobachtung bis hin zu aktueller Forschung, wobei auch der Vereinsanteil nicht
zu kurz kommt.
Ich hoffe, das spornt auch andere wieder an,
einen kleinen Bericht über ihr Astro-Erlebnis oder
ihr Astro-Thema einzureichen, damit diese Vielfalt
nicht verloren geht und vor allem auch auf mehrere
Schultern verteilt wird.
Das Astro-Rätsel scheint nun erfreulicherweise
auch mehr Lösewillige gefunden zu haben und wir
werden weiterhin versuchen, es nicht so schwer zu
machen wie zu Beginn. Aber auch hier sind Ideen
jederzeit willkommen!
Der Redaktionsschluß für die nächste Ausgabe
läßt sich nun bequem dem Impressum entnehmen,
so dass man nicht auf die Erinnerungs–Rund–Mail
angewiesen ist. . .
Das Titelbild zeigt Aufnahmen der totalen Sonnenfinsternis von Ende März. Aufgrund des sehr
gut besuchten Vortrags wurde darauf verzichtet,
einen großen Artikel zu diesem Thema abzudrucken
und ich hoffe, das war in ihrem Sinne. Ansonsten
nehme ich Beschwerden diesbezüglich gern entgegen. . . Aber Bilder dazu gibt es ja auch in Hülle und
Fülle im Internet.
Viel Spaß nun beim Lesen dieser Ausgabe
Martin Tischhäuser
Vorwort des Vorstands
Liebe Vereinsmitglieder,
auseinanderbrechende
Kometen,
partielle
Mondfinsternisse, ein
zweiter roter Wirbelsturm auf Jupiter.
Dies sind nur wenige Beispiele aus den
zurückliegenden Wochen und Monaten,
die zeigen, dass die
Astronomie eine unglaublich lebendige und dynamische Entwicklung hat. Und es zeigt, dass viele derartige Himmelsereignisse noch immer weitgehend
unbemerkt von der Öffentlichkeit ablaufen.
Nicht immer steht ein Jahrhundertkomet am
Himmel, steht eine Jahrtausend-Marsopposition bevor, ist eine Rekordsonnenfinsternis angekündigt.
Freilich haben uns diese Großereignisse der letzten Jahre ein sporadisches Interesse in der breiten
Öffentlichkeit beschert. Von alledem war aber wenige Tage später schon nichts mehr zu spüren.
Die Eingangs aufgezeigten Beispiele verdeutlichen es uns, die Astronomie bietet zu jedem Zeitpunkt erstaunliches und faszinierendes - wir müssen
es den Menschen nur Nahe bringen. Mit den beiden
Volkssternwarten, den Vortragsmöglichkeiten und
vor allem auch der direkten Ansprache stehen uns
hierfür tolle Möglichkeiten zur Verfügung. Werben
wir also aktiv für dieses Hobby und diese Weltanschauung Astronomie“!. Ein jeder von uns kann
”
dies, in seinem Bekannten- und Verwandtenkreis, bei
Nachbarn und Jugendlichen. Unser Verein hat aktuell über 80 Mitglieder. Setzen wir uns alle doch
zum Ziel, in den kommenden Wochen und Monaten 10 ausgewählte Menschen auf die Astronomie
anzusprechen und ihnen die damit verbundene Faszination etwas näher zu bringen. Und setzen wir uns
gleichfalls zum Ziel, einen der angesprochenen Menschen für den Verein zu interessieren und zu gewinnen. Wenn sich dies jeder von uns vornimmt, rückt
eine Zahl von 100 oder gar 150 AAP-Mitgliedern in
greifbare Nähe. Und ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung versichern, es klappt!
Unterstützen Sie uns, machen Sie den AAP zu
einem aktiven, starken und leistungsfähigen Verein.
Vielen Dank!
Ihr Bernd Weisheit
4
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Wissenschaft und Forschung
Falsche Richtung – Forscher finden kosmische Geisterfahrer
In den Tiefen der Milchstraße haben Forscher Seltsames entdeckt: ein entstehendes Planetensystem,
dessen Planeten in gegenläufigen Richtungen ihren
Stern umkreisen werden. Sie wären die ersten bekannten kosmischen Geisterfahrer.
Der Fund, den Anthony Remijan vom National
Radio Astronomy Observatory der USA und sein
Kollege Jan M. Hollis vom Goddard Space Flight
Center gemacht haben, läuft bisherigen Erkenntnissen in der Planetenforschung buchstäblich zuwider:
ein Stern, der zwar gerade erst entsteht, irgendwann
aber Planeten besitzen wird, die in unterschiedlichen
Richtungen unterwegs sein werden.
Bisher sind nur Systeme bekannt, bei denen die
Drehrichtung aller Himmelskörper einheitlich ist —
wie auch in unserem Sonnensystem. Bei dem nun
entdeckten, 500 Lichtjahre von der Erde entfernten
System werden die äußeren Planeten jedoch einmal
als kosmische Geisterfahrer den inneren entgegenkommen.
Felsplaneten wie etwa die Erde entstehen der
gängigen Theorie zufolge aus Staubscheiben, die
sich um junge Sterne drehen. Das Gesteinsmaterial
verklumpt im Laufe der Jahrmillionen, bis durch immer neue Kollisionen Planeten entstehen.
Auch der jetzt entdeckte Stern ist von einer solchen Staubscheibe umgeben — nur dass sich ihr innerer Teil zum äußeren Teil entgegengesetzt dreht.
Die Wissenschaftler führen dies darauf zurück, dass
das Material der Scheibe und des Zentralsterns aus
zwei verschiedenen Wolken aus Staub und Gas mit
unterschiedlichen Drehrichtungen stammt. Als sich
diese Wolken zum Zentralstern und einer protoplanetarischen Scheibe zusammenklumpten, seien die
gegenläufigen Drehrichtungen erhalten geblieben.
Der Prozess der Planetenentstehung aus solchen
Scheiben sei komplizierter, als sie vermutet hätten,
sagte Remijan. Die beiden Forscher veröffentlichten
ihre Erkenntnisse in der April–Ausgabe des Astrophysical Journal. Völlig überrascht sind sie von ihrer
Entdeckung jedoch nicht: Die Milchstraßen–Region
des jungen Zentralsterns im Sternbild Schlangenträger ist für ihre chaotisch durcheinanderwirbelnden
Gas- und Staubwolken bekannt.
Oben: Eine riesiges sternbildendes Gebiet weist
eine allgemeine Rotation auf, angedeutet durch die
weißen Pfeile. In dieser Gas- und Staubwolke koennen zahlreiche Sternsysteme entstehen.
Mitte: Ein detailierter Blick zeigt drei protostellare Wolken, die sich in lokal kollabierenden Regionen bilden. Da der lokale Kollaps ein chaotischer Prozess ist, können die neu geformeten Protosternwolken in unterschiedlichen Richtungen und
Geschwindigkeiten rotieren.
Unten: Eine protostellare Wolke kollabierte weiter zu einem Stern und einer protoplanetaren Scheibe
um den neu entstandenen Protostern. Zusaetzlich akkretiert der Protostern Material aus einer zweiten,
nahe vorbeiziehenden protostellaren Wolke mit gegenläufige Eigenrotation, weshalb sich der äußere
Teil der Scheibe entgegengesetzt zum inneren bewegt. Möglicherweise entwickeln sich aus der Materie der Scheibe Planeten, wobei die äußeren Planeten den Stern in umgekehrten Umlaufsinn umkreisen
werden als die inneren Planeten.
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Der Fund gelang den Astronomen mit dem Very
Large Array (VLA), einem aus 27 Radioteleskopen
bestehenden Radiointerferometrie-Instruments. Die
Forscher maßen dabei die von bestimmten Staubmolekülen (Siliziummonoxid SiO) bei etwa 43 Gigahertz ausgesandten Radiowellen und konnten deren Bewegungsrichtung mit Hilfe des sogenannten
Doppler–Effekts bestimmen. Dabei wird die Wellenlänge durch die Bewegung der Lichtquelle entweder verkürzt oder verlängert — ähnlich wie der sich
verändernde Ton der Sirene bei einem vorbeifahrenden Krankenwagen.
(ms)
Zwei Millionen km/h — Schwarzes Loch
schleudert Sterne ins All
Forscher haben zwei neue Ausreißer aus der Milchstraße entdeckt. Die Sterne wurden mit einer derartigen Wucht aus unserer Galaxie geschleudert, dass
sie auf Nimmerwiedersehen in die Tiefen des Alls
rasen.
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Hochgeschwindigkeitssterne (Hypervelocity Stars,
kurz HVS) nun eine eigene Klasse astronomischer
Objekte bilden.
Die Astronomen um Warren Brown vom Harvard Smithsonian Center for Astrophysics hatten erst
im vergangenen Jahr den ersten Ausreißer entdeckt,
worauf eine systematische Suche folgte. Denn theoretischen überlegungen zufolge gibt es unter den 100
Milliarden Sternen unserer Galaxie nur 1000 Ausreißer. Bei der Suche konzentrierte sich Browns Team
zunächst auf schwach leuchtende Sterne mit einem
charakteristischen Alter, das sich von den umgebenden Sternen deutlich unterschied.
Insgesamt fanden die Forscher auf der durchmusterten Fläche vom 8000–fachen der Vollmondscheibe 79 Kandidaten. Nur zwei Sterne mit der rund vierfachen Sonnenmasse und Fluchtgeschwindigkeiten
von 2 bis 2,5 Millionen Kilometern pro Stunde gingen dabei ins Netz.
Solche hohen Geschwindigkeiten können die
Sterne nur erreichen, wenn sie vom Schwarzen Loch
im Zentrum der Milchstraße beschleunigt und quasi
aus der Galaxie geschleudert werden. Die Reise vom
Galaxiezentrum bis in den intergalaktischen Raum
dauert allerdings viele Millionen Jahre.
Das Modell der Astronomen besagt zunächst,
dass nahe des Zentrums der Milchstraße Doppelsternsysteme in den Materiestrudel rund um das
Schwarze Loch geraten. Das Gravitationsmonster
beschleunigt die Sterne und zerstört die gemeinsame Bahn. Vermutlich wird einer der Partner verschluckt, der andere jedoch mit extremer Wucht herausgeschleudert.
Von den Hochgeschwindigkeitssternen erhoffen
sich die Forscher neue Erkenntnisse über die Struktur der Milchstraße. Wenn man ihre Fortbewegung
messe, könne man mehr über die Gestalt der Milchstraße lernen, insbesondere über die mysteriöse
Dunkle Materie, erklärt Brown. Die Dunkle Materie ist nicht direkt nachweisbar, sondern verrät sich
nur über ihre Schwerkraftwirkung auf die Bewegung
der Sterne. Die aber ist so groß, dass die Dunkle Materie nach derzeitigen Theorien über 80 Prozent der
Gesamtmasse des Universums ausmacht.
(ms)
Mit bis zu zwei Millionen Kilometern pro Stunde jagen die beiden neu gefundenen Ausreißersterne Neue Objektklasse — Transiente Pulsare
davon — schnell genug, um unsere Galaxie auf immer zu verlassen. Sie gesellen sich zu den drei bisher Mit einem Radioteleskop haben Astronomen einen
entdeckten Milchstraßen–Flüchtlingen, so dass diese bislang unbekannten Typ von Sternen entdeckt. Die
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Neutronensterne senden wie Pulsare Radiowellen ins
All — allerdings in unregelmäßigen Abständen.
Derartig bizarre Radiosignale waren Astronomen
noch nicht untergekommen: Nach einem nur maximal 30 tausendstel Sekunden kurzen Impuls herrscht
für mehrere Minuten bis zu drei Stunden lang Ruhe, bis wieder das nächste Signal ausgesandt wird.
Wie das Phänomen entsteht und worum es sich bei
diesen Sternen handelt, ist unklar. Bislang seien elf
derartige Quellen entdeckt worden, schreiben Dick
Manchester vom Australia Telescope National Facility und seine Kollegen im Fachmagazin Nature (Bd.
439, S. 817).
Die von dem internationalen Forscherteam Rotating Radio Transients (RRATs) genannten Himmelskörper könnten Verwandte der Pulsare sein. Pulsare sind kleine, aber äußerst dichte Neutronensterne, die sich extrem schnell um sich selbst drehen —
beobachtet wurden bereits mehr als 700 Umdrehungen pro Sekunde.
Eingehüllt werden die Neutronensterne von einem Gasnebel aus geladenen Teilchen. Da diese
Sterne ein eigenes Magnetfeld besitzen, kommt es
bei dieser Drehung zu Wechselwirkungen zwischen
Magnetfeld und der Gaswolke — dabei werden Radiowellen emittiert. Wie der bewegte Lichtstrahl eines Leuchtturms sendet der Pulsar dann rundum
wechselnd elektromagnetische Strahlung ins All.
Als Astronomen vor mehr als 30 Jahren zum ersten Mal ein solches Radiosignal auffangen konnten, glaubten sie zunächst an eine außerirdische Intelligenz. Erst später erkannten sie hinter der pulsie-
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
renden Regelmäßigkeit die konstante Drehung eines
Himmelskörpers.
Ganz anders als diese Pulsare verhalten sich die
nun beobachteten RRATs: Ihre Radioimpulse sind
mit einer Länge von teilweise nur zwei tausendstel
Sekunden extrem kurz, und die Pausen zwischen den
Signalen sind unregelmäßig und teilweise viele Minuten lang.
Dennoch haben die Wissenschaftler bei den meisten der beobachteten RRATs eine gewisse Regelmäßigkeit der Signale beobachtet, die jedoch immer wieder durch Unterbrechungen gestört ist. Die
Signale erschienen wie das Licht eines Leuchtturms,
der immer wieder von unregelmäßigen Stromausfällen betroffen sei, erklären die Astronomen.
Da die RRATs wegen der Kürze der Signale und
den langen Pausen dazwischen nur schwer auszumachen seien, habe man die seltsamen kosmischen
Signalgeber wohl bislang übersehen, schreiben die
Forscher. Sie vermuten, dass sich in der Milchstraße
mindestens 400.000 RRATs tummeln. Dagegen gibt
es nur etwa 100.000 gewöhnliche Pulsare.
(ms)
Geschubst? — Pulsar taumelt wie Kreisel
Astrophysiker entdecken Neutronenstern, der auf ungewöhnliche Weise unregelmäßig pulsiert. Bislang
galten Neutronensterne respektive Pulsare als sehr
stabile Kreisel, als Gebilde mit perfektem Intervall,
die starke Röntgen- und Radiostrahlung emittieren
und periodisch Strahlungspulse aussenden, welche
als hochpräzise astronomische Zeitsignale verwendet werden können. Dass derlei Objekte aber auch
aus dem Takt kommen können, belegt eine neue internationale Studie, die auf Beobachtungen des orbitalen ESA-Röntgenteleskops XMM-Newton beruht.
Der stellare Codex kennt keine Gnade. Sind die
Energievorräte eines Sterns aufgebraucht, gibt es für
keine Sonne in diesem Universum ein Entrinnen.
Dann entscheidet nur noch die Masse über die jeweilige astrale Todesart. Ohne den nötigen Kernbrennstoff, den sie für die Umwandlung von Wasserstoff
in Helium benötigt, kann sie den drohenden Gravitationskollaps nicht länger in Schach halten. Die
Schwerkraft gewinnt die Oberhand: Aus dem einstigen Licht- und Wärmespender wird eine sich langsam abkühlende Sternenleiche von einigen tausend
Kilometern Durchmesser, in der die Atomkerne dicht
an dicht gedrängt werden. Unsere relativ massearme
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
7
Sonne etwa wird sich erst in ferner Zukunft zu einem von ihnen drehen sich rund 100-mal pro Sekunde um
Roten Riesen aufblähen, um dann als Weißer Zwerg sich selbst, Millisecond-Pulsare sogar binnen wenizu enden.
ger Millisekunden einmal. Signifikant für Pulsare ist
deren perfektes Rotationsintervall. Dieses ist dermaßen genau, dass nach ihm Atomuhren gestellt werden könnten.
Modell eines ganz normalen“ Neutronensterns
”
XMM-Newton Röntgen-Aufnahme: Neutronenstern
RX J0720.4-3125 erscheint als helles rötlich
leuchtendes Objekt in der Mitte.
Sterne mit einer noch größeren Masse verdichten sich dagegen nach einer gewaltigen Supernova–
Explosion praktisch zu einem einzigen riesigen
Atomkern, zu einem Neutronenstern (Pulsar). Die
Dichte solcher Himmelskörper ist mit rund einer
Milliarde Tonnen pro Kubikzentimeter sogar größer
als die eines Atomkerns. Hinzu kommt, dass auf deren Oberflächen Temperaturen von rund einer Million Grad Celsius herrschen — und dass deren Magnetfeld mehrere Billionen mal stärker ist als das
der Erde. Dadurch bilden sich an den magnetischen
Polen so genannte Hot Spots, besonders heiße Regionen. Durch das Taumeln der Rotationsachse von
RX J0720.4-3125 ändert sich die Richtung, aus der
Astronomen auf diese Hot Spots blicken und damit
auch die insgesamt für den Pulsar gemessene Temperatur.
Derlei Objekte leuchten von der Erde aus gesehen wie ein kosmisches Leuchtfeuer und emittieren
starke Röntgen- und Radiostrahlung in regelmäßigen
Intervallen. Dabei vereinen sie Masse und Energie
nicht nur auf engstem Raum, sondern warten in der
Regel mit einem Drehimpuls auf, der im wahrsten
Sinne des Wortes schwindelerregend ist. Manche
Dass es unter Pulsaren aber auch Ausnahmen
gibt, davon konnten sich jüngst Frank Haberl vom
Max–Planck–Institut für extraterrestrische Physik
in München (Garching) und ein internationales
Team von Wissenschaftlern ein Bild machen. Mit
dem ESA–Satelliten XMM–Newton nahmen sie im
Röntgenlicht den im Sternbild Großer Hund (Canis
major) ansässigen, 1000 Lichtjahre entfernten Neutronenstern RX J0720.4-3125 mehrfach ins Visier —
in dem Zeitraum von Mai 2000 bis Mai 2004. Als sie
die Röntgenspektren aus den verschiedenen Jahren
verglichen und genauer inspizierten, zeigte sich, dass
sich die Spektren des Neutronensterns im Laufe weniger Jahre verändert hatten: Der Anteil des härteren
Röntgenlichts hatte zugenommen, sank aber kurze
Zeit später wieder. In anderen Worten: Die Temperatur des Objekts stieg binnen einiger Jahre deutlich
an. Dann kehrte sich der Trend um — und die Temperatur begann wieder zu sinken.
Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte dies
bedeuten, dass auch die Oberflächentemperatur von
RX J0720.4-3125 schwankt — und zwar fast um
100.000 Grad Celsius, also etwa ein Zehntel: Von
der Temperatur, die auf der Oberfläche eines Himmelskörpers herrscht, hängt ab, wie stark ein Himmelkörper in einem bestimmten Ausschnitt des elektromagnetischen Spektrums strahlt. Sie hielten es
aber für sehr unwahrscheinlich, dass die Oberflächentemperatur des Neutronensterns in wenigen
Jahren so stark schwanke, so Haberl.
8
Haberl und seine Kollegen vermuten vielmehr,
dass die Achse von RX J0720.4-3125 eine Kreisbewegung beschreibt und nicht stabil im Raum ruht.
Dies hat zur Folge, dass mal der eine Pol des Neutronensterns, mal der andere stärker ins Blickfeld von
XMM–Newton rückt.
Da die Pole unterschiedlich heiß sind, strahlen sie auch verschieden hohe Anteile an hartem
Röntgenlicht ab. Warum der eine Pol deutlich heißer ist als der andere, ist jedoch völlig unklar.
Möglicherweise sei das Magnetfeld nicht symmetrisch, vermutet Haberl.
Was auch immer den kosmischen Kreisel RX
J0720.4-3125 ins Taumeln gebracht hat, können Ha-
STERNWARTE BIESELSBERG
berl und seine Mitarbeiter nur erahnen. Vermutlich
hat sich der Stern ein wenig abgeflacht, als er kurz
nach seiner Geburt 100–mal pro Sekunde um die eigene Achse rotierte. Der Effekt wäre aber viel kleiner als bei der Erde, weil seine Dichte so groß sei,
sagt Haberl. Er könnte gleichwohl immerhin ausreichen, um ihn zum Taumeln zu bringen — vorausgesetzt, die Supernova, die ihn hervorgebracht hat, hat
ihm einen kleinen Schubs gegeben.
Näheres zu der aktuellen Studie folgt in eine der
nächsten Ausgabe des Wissenschaftsblattes Astronomy & Astrophysics unter dem Titel Evidence for
”
precession of the isolated neutron star RX J0720.43125“.
(ms)
Sternwarte Bieselsberg
Sommerfest
In diesem Jahr führen wir probeweise Sonnenführungen auf der Sternwarte an. Von Mai bis
Juli bieten wir jeweils am letzten Sonntag im Monat ab 14 Uhr eine Beobachtung der Sonne mit unserem Fernrohr an, wenn das Wetter es zuläßt. Obwohl
die Sonne auf ihr Sonnenfleckenminimum (das etwa
Anfang nächsten Jahres erwartet wird) zusteuert hoffen wir doch einige Flecken zeigen zu können. Unter
Umständen werden die Besucher auch die Gelegenheit haben, Protuberanzen zu sehen sofern das Gerät
dafür zur Verfügung steht.
Unser Sommerfest findet in diesem Jahr am 15. Juli
statt. Wie immer ist jeder herzlich eingeladen vorbeizuschauen und mit uns zu feiern.
Wir wollen wieder vor allem die Bevölkerung
von Bieselsberg besonders einladen. Hierzu werden
wir wie im letzten Jahr in der Woche davor eine Einladung in jeden Briefkasten im Ort verteilen. Dafür
brauchen wir noch ein paar Helfer — je mehr, desto schneller sind wir fertig. Am Fest selbst brauchen wir natürlich auch Freiwillige, die beim Auf–
und Abbau sowie der Bewirtung helfen, damit wir
auch dieses Mal einen guten Ablauf hinbekommen. Kindertag
Wer sich angesprochen fühlt kann sich bei einem der
Dieses Jahr veranstalten wir zum ersten Mal einen
Vorstände um einen Helferplatz bewerben.
Kindertag auf der Sternwarte. Am Sonntag, 18. Juni, bieten wir von 14–17 Uhr ein spezielles KinderÖffentliche Führungen
programm um auch den Kleinen die Gelegenheit zu
Bisher ergaben sich nur sehr wenige Möglichkeiten geben, Astronomie kennenzulernen.
Sternführungen an den vorgesehen Mittwochsterminen durchzuführen. Bei der letzten Führung vor der
Sommerpause war die Resonanz recht klein — nur
fünf Besucher (AAP–Mitglieder ausgenommen) fanden den Weg in unsere Sternwarte. Bleibt zu hoffen,
dass wir nach der Sommerpause wieder mehr Gelegenheit bekommen unser faszinierendes Hobby der
Allgemeinheit näherzubringen.
Die Sternführungen werden im Juni und Juli aufgrund der sehr spät einsetzenden Dämmerung nicht
durchgeführt und werden erst im August wieder aufgenommen.
Sonnenfinsternis
Obwohl das Wetter zunächst nicht danach aussah,
war die partielle Sonennfinsternis am 29. März in
Bieselsberg dennoch gut zu verfolgen. Von einzelnen kurzen Wolkenpausen abgesehen konnten der
gesamte Verlauf verfolgt werden. Rechtzeitig zu diesem Ereignis zeigten sich auch ein paar Sonnenflecken, die den Anblick der teilweise verfinsterten
Sonne noch bereicherten und den anwesenden Sternfreunden eine schöne Aussicht boten.
DAS ASTRORÄTSEL
9
Kepler-Sternwarte
Führungen
Kindertag
Unsere Führungen im Kepler erfreuen sich nach wie
vor großer Beliebtheit. Neben den festen Terminen
für Sternführungen führt Wolfgang Schatz nach wie
vor eine Reihe von Gruppenführungen durch und
nimmt auch gerne Anfragen hierzu entgegen.
Dieses Jahr veranstalten wir auch im Kepler zum
ersten Mal einen Kindertag. Am Sonntag, 9. Juli,
bieten wir von 14–17 Uhr ein spezielles Kinderprogramm um auch den Kleinen die Gelegenheit zu geben, Astronomie kennenzulernen.
Das Astrorätsel
Das neue Rätsel
Sonnenflecken am 1. Mai 2005
10
Das neue Astro-Rätsel beschäftigt sich mit einem
neuen Thema, der Sonne. Wie befinden uns nun fast
im Minimum der Sonnenaktivität, das etwa für Ende diesen Jahres erwartet wird. Folgerichtig sind im
Moment nur sehr wenige Flecken auf der Sonne zu
sehen und manchmal bleibt sie tagelang sogar ohne
Flecken für uns Beobachter.
Aber wie groß sind denn nun eigentlich diese
Flecken? Anhand einer Aufnahme aus dem letzten
Jahr wollen wir nun diese Frage stellen. Auf der Aufnahme sind drei Fleckengruppen zu sehen.
1. Welchen Anteil (in Promille) der sichtbaren
Sonnenoberfläche nehmen die Fleckengruppen (Umbra + Penumbra) auf dieser Aufnahme ungefähr ein?
2. Wie groß ist diese Fläche im Vergleich zur
Größe der Venus während ihres Durchgangs
vor der Sonne am 8. Juni 2004?
Die Lösungen bitte entweder per Post an mich
oder per E–Mail an [email protected].
Einsendeschluss ist der 31. Juli 2006 (Datum des
Poststempels), der Gewinner wird aus allen richtigen Einsendungen zur Preisfrage gelost und in der
nächsten Astro–News veröffentlicht. Der Rechtsweg
ist ausgeschlossen.
Der Gewinner erhält ???.
(mt)
Auflösung des letzten Rätsels
Der Mondkrater Plato befindet sich auf der uns zugewandten Seite des Erdmondes. Er befindet sich in
den Montes Alpes (Alpen Gebirge) auf 51◦ 40’ Nord
und 9◦ 20’ West und besitzt einen Durchmesser von
101 km. Seine Tiefe beträgt etwa 1000 m, der Kraterwall erhebt sich teilweise etwa 2400 m über den
dunklen Kraterboden. Ähnlich wie bei den Mondmaren ist der Kraterboden glatt mit ehemals flüssigem
Basalt bedeckt. Der Kraterrand ist an der westlichen
Seite auf einer Länge von ca. 15 km etwas nach innen
abgerutscht. Sein Alter wird auf 3, 2 bis 3, 8 Milliarden Jahre geschätzt. Im Inneren des Kraters befinden
sich 4 weitere Krater mit Durchmessern bis zu etwa 2 km. Diese werden gerne zur Gütebestimmung
größerer Amateur-Teleskope genutzt. Südlich von
ihm erstreckt sich das Mare Imbrium (deutsch: Meer
des Regens oder Regenmeer, da man früher die
dunklen Tiefebenen für Meere hielt), das zweitgrößte Mare und vermutlich das größte Einschlagsbecken des Erdmonds. Denn das annähernd kreis-
DAS ASTRORÄTSEL
runde, basaltgefüllte Regenmeer ist durch den vorletzten der wirklich großen, Mare-bildenden Asteroideneinschläge entstanden, nur das Mare Orientale
ist geologisch jünger. Mit dem Imbrium-Einschlag
(Impakt) vor 3, 8 bis 3, 9 Milliarden Jahren endet
das nektarische Zeitalter und das imbrische Zeitalter (einschlagsärmere) der lunaren Zeitskala beginnt.
Das Imbrium-Becken ist von drei kreisförmigen Bergringen umgeben, die durch den Aufprall entstanden sind. Der äußere Ring hat einen Durchmesser
von etwa 1300 Kilometern und teilt sich in unterschiedliche Abschnitte auf: die (Mond-)Karpaten im
Süden, die Apenninen im Südosten und den Kaukasus im Osten. Den mittleren Ring bilden die Alpen und die Bergregionen an den Kratern Archimedes und Plato. Der innere Ring mit einem Durchmesser von 600 Kilometer ist zum größten Teils unter Marebasalt vergraben. Nur niedrige Hügel erheben sich über die Mare-Ebene und formen ein grobes Ringmuster. Die äußeren Berge erheben sich bis
zu 7 Kilometer über die Ebene des Regenmeeres. Im
Zentrum unter dem Mare Imbrium befindet sich ein
Mascon (Mass concentration) - eine Schwereanomalie, die einem Massenüberschuss von 0, 015 − 0, 045
Prozent der Mondmasse entspricht. Sie bewirkt eine
Bahnhöhenveränderung für überfliegende Satelliten
von ungefähr 60 bis 100 Metern. Nach einer Theorie
sind die Mascons Überbleibsel der Eisenkerne dieser Meteoriten, die bei ihren Einschlägen die Maare gebildet haben. Südlich von Plato erhebt sich der
markante Gebirgszug der Montes Tenerife, also dem
Mondpemdant zu unseren kanarischen Inseln. Etwas
abseits, an deren östlichem Ende erhebt sich der helle
Berg Mons Pico. Mons Pico ist ein isoliertes Bergmassiv mit einer Basis von 15 × 25 km und einer
Höhe von 2400 m. Sein markanter Schattenwurf ist
auch schon in kleineren Teleskopen ab 10 Zentimeter Öffnung gut sichtbar. Die Auflösung des Rätsels
lautet also diesmal:
1 Plato
2 Imbrium
3 Monte Pico
4 2400 m
Hierzu haben mich 5 richtige Rätselauflösungen
erreicht. Unter den richtigen Einsendern wurde von
der Glücksfee (meiner Tochter) Werner Löffler als
Gewinner ermittelt. Wir gratulieren. Wegen der
Preisübergabe möge er mit mir Kontakt aufnehmen.
(bw)
DER MOND
11
Der Mond
Der Mond, Teil 2
Im ersten Teil haben wir uns mit der Bewegung
des Mondes um die Erde beschäftigt und uns dabei zunächst einmal die ungestörte Bewegung angesehen. In diesem Teil wollen wir nun untersuchen
welche Einflüsse auf die Bahn des Mondes existieren, die zu Abweichungen der Mondposition von der
zuvor beschriebenen Bewegung führen. Diese Einflüsse nennt man auch Störungen der Mondbahn.
Die Bahn des Mondes unterliegt, wie bereits
früher erwähnt, nicht nur dem Einfluss der Erde sondern auch dem der anderen Körper im Sonnensystem
und hier zu allermeist dem der Sonne. Die Sonne übt
aufgrund ihrer riesigen Masse trotz ihrer großen Entfernung eine starke Kraft auf das System Erde–Mond
aus. Und da sich die Positionen von Erde, Mond und
Sonne aufgrund des Mondumlaufs ständig ändern
hat dies auch wiederum einen Einfluss auf die Mondbahn. Durch die Schiefe der Mondbahn gegenüber
der Ekliptik wirkt die anziehende Kraft der Sonne
auch in unterschiedlichen Richtungen auf die Bahn.
Oder anders ausgedrückt, die Kraft der Sonne auf
die Mondbahn setzt sich aus verschiedenen Kraftkomponenten zusammen, die zu unterschiedlichen
Störungen führen.
Eine starke periodische Abweichung der Mondbahn ist die sogenannte Evektion. Sie war schon Ptolemäus (um 150 n. Chr.) und evtl. auch schon Hipparch (um 150 v. Chr.) bekannt. Es handelt sich dabei um eine Verzerrung der Ellipse der Mondbahn.
Je nach Lage der Ellipse im Bezug auf die Sonne
wird diese einmal gestreckt und einmal gestaucht,
d.h. die Exzentrizität der Ellipse ändert sich zwischen den Werten e=0,044 und e=0,066. Dies wiederum führt zu einer Abweichung der Mondposition von ±1◦ 160 26”. Das ist eine Abweichung von bis
zum fünffachen des scheinbaren Vollmondduchmessers!
Dieselbe Kraftkomponente der Sonne bewirkt
auch eine Änderung der räumlichen Lage der Mondbahn, die sogenannte Drehung der Apsidenlinie“
”
(die Apsidenlinie ist die große Achse der Ellipse).
Diese Störung mit einer Periode von 8,85 Jahren
bewirkt eine sich verändernde Zeit für den Durchgang des Mondes durch sein Perigäum (das ist der
erdnächste Punkt der Bahn) und damit des anomalistischen Monats.
Tycho Brahe (1540-1601) entdeckte eine weitere
periodische Störung der räumlichen Lage der Mondbahn, die sogenannte jährliche Ungleichheit“. Ihre
”
Ursache hat diese Störung in der Exzentrizität der
Erdbahn. Durch die unterschiedliche Entfernung des
Erde-Mond Systems von der Sonne ist deren Kraftwirkung auf die Mondbahn auch einmal stärker und
einmal schwächer, was zu einer Abweichung der
Mondposition von ca. 1/3 des Vollmonddurchmessers führt.
Je nach Stellung von Sonne, Erde und Mond zueinander kommt es auch zu einer Beschleunigung
oder Abbremsung des Mondes auf seiner Bahn. Diese, Variation genannte, Störung mit einer halbmonatlicher Periode bewirkt eine Abweichung von bis zu
390 30”.
Und noch eine starke Störung muss erwähnt werden, die Drehung der Knotenlinie“, d.h. der Schnitt”
geraden der Mondbahnebene mit der Ekliptik. Sie
12
DER MOND
◦
wandert rückläufig in 18,6 Jahren einmal um 360 ,
das sind 19◦ ,3 pro Jahr. Sie führt zu einer Änderung
der Kulminationshöhe des Mondes von bis zu 11◦ .
Diese periodische Störung wird später bei der Betrachtung der Finsternisse noch einmal relevant.
Neben diesen Störungen mit relativ großen Auswirkungen gibt es noch eine Vielzahl weiterer Einflüsse auf die Bahn des Mondes. Dazu gehören unter anderem die unregelmäßige Massenverteilung in
der Erdkugel, die Abbremsung der Mondbahn durch
die sich ändernde Exzentrizität der Erdbahn aber
auch der Einfluss der anderen Planeten oder die
Gezeiten. Mit letzteren werden mit wir uns in einer der nächsten Ausgaben der Astro–News noch
beschäftigen.
Insgesamt gibt es viele hundert unterschiedliche
Einflüsse auf die Bahn des Mondes, die uns jedoch
bei der Beobachtung des Mondes glücklicherweise
nicht stören. Ungeachtet dessen wird sich der eine oder andere vielleicht die Frage stellen, ob und
wie man denn die Position des Mondes unter diesen Umständen, z. B. für die Positionsangaben in
astronomischen Jahrbüchern, berechnen kann. Nun,
dies ist durchaus möglich. Man kann für die Berechnung der Abweichung von der mittleren Ellipsenbahn zum Beispiel periodische Reihen verwenden.
Man geht dazu von einer bekannten Mondposition zu
einem bestimmten Referenzzeitpunkt und Referenzort (Äquinoktium) in der nahen Vergangenheit aus.
Nun berechnet man für jeden Einfluss den aktuellen
Wert aus der seitdem vergangenen Zeit sowie den,
aufgrund der langen Beobachtung des Mondes gut
bekannten, Faktoren für die Abweichung. Die Position des Mondes ergibt sich dann aus der Summe
der einzelnen Terme der Störungen. Genaueres findet man dazu in der Literatur zur Ephemeridenrechnung.
Von den oben beschriebenen Störungen der
Mondbahn ist im Jahr 2006 für den Beobachter eine besonders interessant: die Drehung der Knotenlinie. Im Juni dieses Jahres passiert der aufsteigende Knoten den Frühlingspunkt (19. Juni), d.h. aufsteigender Knoten und Frühlingspunkt fallen zusammen. Dies führt dazu, dass sich die maximalen Werten der Mondbahnneigung (5◦ ,1) und die der Schiefe
der Ekliptik (23◦ ,5) addieren und die Monddeklination zwischen den Extremwerten von +28◦ ,6 und 28◦ ,6 schwankt.
Für den Beobachter in unseren Breiten (ca. 49◦ )
bedeutet das, dass die Höhe des Vollmondes über
dem Horizont im Juni und Dezember Extremwerte erreicht. Der Wintervollmond hat dann eine Kulminationshöhe, d.h. max. Höhe über dem Horizont
von ca. 69◦ , der Sommervollmond aber nur eine
von ca. 13◦ . Diese Werte errechnen sich aus der
Höhe des Himmelsäquators über dem Horizont von
41◦ (= 90◦ - Breite des Beobachters) ± 28◦ ,6. Wer
ein entsprechendes Tabellenwerk zu Rate zieht wird
übrigens feststellen, dass der errechnete Wert nicht
genau stimmt und der Mond seine extreme Deklination im Juli erreicht - nun, da gab es ja noch ein paar
Störungen der Mondbahn“.
(wl)
”
VERSCHIEDENES
13
Verschiedenes
Erlebnis PST
Sonne mit Protuberanzen am 8. April 2006
Bei einigen Teleskopbesitzern kommt sicher –
wie bei mir – nach einiger Zeit der Wunsch auf,
auch mal einen Blick auf die Sonne zu werfen. Was
in meiner Anfangszeit als Beobachter noch ein relativ kostspieliges Unterfangen war ist heute dank modernen Technik und Massenproduktion praktisch ein
billiges Allerweltsvergnügen. Mittlerweile hab ich
mir für fast alle meine Teleskope aus Fotokarton und
Folienstücken Objektivfilter selber gebastelt.
Mit dieser Technik ist man in der Lage die Wunderwelt der Sonnenflecken zu erforschen und das
ausnahmsweise nicht zu nachtschlafener Zeit! Außer
während des Fleckenminimums, das für den jetzigen
Zyklus etwa für Ende 2006 erwartet wird, wo oft tagelang keine Flecken zu sehen sind, bieten die Sonnenflecken durch ständige Veränderungen und das
Auftauchen sowie Verschwinden stets viel Abwechslung und Langeweile kommt erst gar nicht auf.
Wenn man sich aber dann näher mit der Sonne
beschäftigt kommt schon mal der Wunsch auf, auch
die anderen Phänomene der Sonne einmal direkt zu
sehen, wie zum Beispiel Protuberanzen. Natürlich
kann man warten, bis man sie bequem während einer Sonnenfinsternis beobachten kann, aber allzu oft
bekommt man das ja nicht geboten — auch wenn ich
dieses Jahr das große Glück hatte eine miterleben zu
dürfen! Aber da gibt es ja schon eine ganze Weile die
Protuberanzenansätze, die praktisch eine künstliche
Sonnenfinsternis erzeugen. Schaut man sich aber den
Preis an, ist die erste Euphorie doch meist schnell
verflogen.
Nun hat sicher der ein oder andere von uns
schon einmal etwas vom Coronado PST (Personal
Solar Telescope) gehört. Seit ein paar Jahren gibt
es dieses Gerät, das speziell für die Sonnenbeobachtung entworfen wurde und vergleichsweise relativ günstig zu haben ist. Es hat keine große Öffnung
(40mm) und eine kurze Brennweite (400mm), was
aber für die Beobachtung völlig ausreichend ist. Es
lässt nur einen sehr, sehr kleinen Teil des Sonnenlichts durch, und zwar genau den, in dem die Protuberanzen das meiste Licht aussenden, einer bestimm-
14
VERSCHIEDENES
ten Wellenlänge, der sogenannten Hα-Linie.
Filter für diese Wellenlänge gibt es auch separat zu kaufen, aber da ihre Herstellung teuer ist und
der Preis stark ansteigt je kleiner das Wellenlängen–
Fenster ist in dem das Licht durchgelassen wird, sind
die Typen die sich für die Sonnenbeobachtung eignen nicht gerade billig im Vergleich zum PST.
Auf dem ATT im letzten Jahr hatte ich die Gelegenheit kurz einen Blick durch ein PST zu werfen
und war schnell begeistert. Seitdem hab ich immer
wieder mit mir gerungen, so ein Ding anzuschaffen. Im Januar war mein innerer Widerstand dann
endlich gebrochen. Da ich sowieso zum Händler
ging wollte ich mir gleich eins mitnehmen. Dann die
Enttäuschung: nicht auf Lager, so ein Mist. Aber gut,
auf ein paar Tage kommts ja nicht an, also bestelle
ich mir eins, denn in der Woche drauf sollte es lieferbar sein. Mitte der darauf folgenden Woche wurde
ich dann nervös — sollte ich meine EMail–Adresse
falsch angegeben haben? Also schnell anrufen und
schon wieder Enttäuschung: immer noch nicht lieferbar. So ging das ein paar Wochen und ich hatte
die Hoffnung schon fast aufgegeben. Aber kurz vor
dem Abflug in die Türkei kam die frohe Botschaft,
dass es auf dem Weg zu mir ist!
Die Sonne versteckte sich aber erst einmal geschickt hinter Wolken um mir den Spaß zu verderben. Aber am späten Nachmittag waren kleine Wolkenlücken dabei und das PST war in Nullkommanix auf das Fotostativ geschraubt. Jetzt noch zielen
und voila, da ist sie ja. Nun noch schnell scharf stellen und . . . nichts — kein Fleck und keine Protuberanz zu sehen, nur rote Sonne und dann war sie auch
schon wieder hinter Wolken verschwunden. Schade,
dann eben nach der Türkeireise. . .
Auch am Rückreisetag waren wieder Wolken da,
aber die Lücken waren häufiger. Also noch ein Versuch und siehe da, es zeigten sich zumindest mal
Sonnenflecken. Gut, das hätte ich auch mit dem Folienfilter haben können, sind denn wirklich keine Protuberanzen zu sehen? Ein Blick am Rand entlang
bringt leider keine Offenbarung. Ein paar Tage später
fängt dann eine graue Zelle endlich Feuer und verleitet mich die Anleitung noch mal in die Hand zu
nehmen. Und siehe da, getreu dem Motto Wer lesen
”
kann ist eindeutig im Vorteil“, steht da was vom Verstellen der Wellenlänge! Zurück zum PST und siehe da: nach kurzem Drehen kann man die Protuberanzen schon gar nicht mehr verfehlen. Was ein Anblick! Und gleich so viele!
Nachdem ich mich satt gesehen habe (was eine ganze Weile gedauert hat), will ich das natürlich
auch auf Film bannen. Am nächsten Tag nehme ich
also die Kamera in die Hand und suche nach passenden Adaptern. Leider gibt es am PST kein Schraubgewinde, aber dann finde ich einen Steckeinschub
für 1 14 Zoll mit Schraubgewinde. Leider bringt das
keinen Erfolg. Durch den kleinen Verstellweg komme ich einfach nicht weit genug rein um den Fokus
zu bekommen. Vielleicht mit der Webcam? Nein,
auch da reicht es leider nicht. Enttäuscht setze ich
mich an meinen Rechner und werfe die Suchmaschine an. Aha, gleich ein paar Treffer, wen wunderts, bin ja nicht der erste der auf die Idee kommt.
Das innere Teil des Okularauszugs, eigntlich das
aussah als könne man es nicht abschrauben (und
meist sogar eingeklebt ist — Verkaufsstrategie für
die grösseren Brüder des PST?) kann man abnehmen. Damit klappt es dann auf Anhieb mit der Webcam in den Fokus zu kommen. Zwar bekommt man
nicht die ganze Sonne aufs Bild, aber etwa 2/3 ist ja
auch nicht schlecht.
Protuberanzen (links) und Chromosphärenstruktur (rechts) am 23. April 2006
VERSCHIEDENES
Nach ein wenig rumprobieren schaffe ich es dann
auch mit der Digitalkamera. Ein Stück einer Barlowlinse (VIP-modular) mit dem T2-Adaptersystem erlaubt es mir sogar die Sonne recht groß abzubilden.
Das Scharfstellen ist zwar nicht ganz einfach und
um Vignettierung zu verhindern muss man die Sonne
möglichst genau in die Mitte des Bildes stellen, aber
das Ergebnis entschädigt für die Mühen!
Mittlerweile bin ich begeisterter PST-Beobachter
und bereue keine Minute es mir zugelegt zu haben.
Wer sich mal die Führungstermine in Bieselsberg angeschaut hat, der wird sicher auch die Sonnenbeobachtungstermine gesehen haben. Wenn nichts dazwischen kommt wird mich da mein kleines Gerät sicher
begleiten. . .
(mt)
Der Mond sei Schuld — Down Under
dreizehn Stunden ohne Satelliten–TV
550.000 Neuseeländer und Australier schauten am
30. März ab 18:50 Uhr (Ortszeit) sprichwörtlich in
die Röhre: Da dem Satellitenbetreiber Sky Television bei einer routinemäßigen Positionskorrektur seines Satelliten Optus B1 ein Fehler unterlaufen war,
kam das Signal nicht mehr bei den Fernsehzuschauern an. Obwohl Sky nach eigenen Angaben sofort
alle Anstrengungen unternahm, die Verbindung wieder aufzubauen, konnte das Programm erst nach über
13 Stunden am 31. März, um 8:05 Uhr Ortszeit, fortgesetzt werden.
Sky Television hatte für die lange Reparaturdauer aber durchaus eine Erklärung parat: Für das notwendige Korrekturmanöver habe es dem Satelliten
schlichtweg am Strom gemangelt, da er zuvor im
Schatten einer Sonnenfinsternis stand. Das Satellitenbetreiberunternehmen habe daher warten müssen,
dass sich die Zellen des Satelliten wieder aufladen.
Diese Darstellung ist allerdings schnell als Unsinn zu entlarfen — der angebliche Stromausfall
trat immerhin erst 21 Stunden nach der eigentlichen Sonnenfinsternis auf. Im übrigen handelt es
sich um einen geostationären Satelliten, der sich immer an der gleichen Stelle über der Erdoberfläche,
dem äquator, befindet. Während der Sonnenfinsternis überquerte der Mondschatten den Erdäquator
aber südlich von Liberia, Westafrika. Davon abgesehen bewegt sich der Satellit mit der Erde, wohingegen sich der Mondschatten in die entgegengesetzte
Richtung bewegt. Der Optus B1 könnte sich theore-
15
tisch demnach nur sehr wenige Minuten im Mondschatten befunden haben. Da auch in Neuseeland
und Australien das Fernsehprogramm nicht bei Sonnenuntergang endet, verfügt Optus B1 jedoch selbst
für diesen Fall sicherlich über ausreichende dimensionierte Stromakkus.
(ms)
Keine Außerirdischen — Britische Regierung veröffentlicht Ufo–Bericht
In den vergangenen 30 Jahren wurde Großbritannien nicht von Außerirdischen besucht. Das Besondere
daran: Das Verteidigungsministerium in London hat
vier Jahre lang Dokumente gewälzt, um das herauszufinden. Kürzlich wurde der hochgeheime Bericht
offiziell vorgestellt.
Eine solche überschrift könnte man auf den Internetseiten der deutschen Bundesregierung wahrscheinlich lange suchen. Ufos existieren — es ist of”
fiziell!“, heißt es auf der Website des britischen Verteidigungsministeriums. Jahrelang mussten die Bewohner des Inselreichs auf diese Nachricht warten.
Am 15. Mai wurde sie offiziell veröffentlicht: Es
gibt Ufos — allerdings nur als Resultat natürlicher
Phänomene oder menschlichen Wirkens, wie das Ministerium verschmitzt hinzufügt.
Daran überrascht zunächst wenig — außer vielleicht, dass in Großbritannien selbst die Beamten
wissen, wie man überschriften macht. Ein wenig
erstaunlicher ist schon, dass das Londoner Verteidigungsministerium vier Jahre lang in Archiven
wühlen und mehr als 10.000 Zeugenaussagen analysieren ließ, um dieses Ergebnis zu produzieren.
Von 1996 bis 2000 haben die Rechercheure die
Ufo–Berichte der vergangenen 30 Jahre ausgewertet. Am Ende kamen sie nicht nur zu dem Schluss,
dass über Großbritannien keine einzige echte fliegende Untertasse unterwegs war. Die Enttäuschung geht
gar noch tiefer: Auch Anzeichen für militärisch relevante Technologien habe man in den Ufo–Berichten
vergebens gesucht, hieß es.
Bei den gemeldeten Ufo–Sichtungen handele es
sich in der Mehrzahl der Fälle um bunte Lichter, manchmal Formen, so der Bericht. Deshalb
spreche man im übrigen auch von Unidentifzierten
Luftphänomenen. Denn Objekte seien ja nicht immer im Spiel, da Anrufer auch von Geräuschen oder
gar Gerüchen in Verbindung mit außerirdischen Besuchern berichtet hätten.
16
BEOBACHTUNGSOBJEKTE
Das aber waren wohl in den meisten Fällen eher
die Katze oder aber die Socken des Nachbarn. Nichts
deutete darauf hin, dass es sich um das Eindringen
von Flugobjekten außerirdischer oder fremder Herkunft handelte oder dass diese böse Absichten hatten, befand das Verteidigungsministerium.
Die mehreren hundert Briten pro Jahr, die eine
Ufo–Sichtung meldeten, seien meist ehrlich. Meistens fielen sie auf Naturphänomene oder normale
Flugzeuge herein. Gleichzeitig berichtete das Verteidigungsministerium über elektrische, elektromagnetische oder magnetische Felder und farbige Gaswolken in der Luft, deren Entstehung nicht vollständig
geklärt sei. Es gebe jedoch keinen Hinweis darauf, dass diese Flugzeuge oder deren Besatzungen
gefährden könnten.
Der Bericht wurde lange geheimgehalten —
nicht etwa wegen seines Ergebnisses, sondern weil er
nach Angaben des Ministeriums Details über die britische Luftverteidigung enthält. Das Gesetz zur Informationsfreiheit habe aber nunmehr die Freigabe
des Berichts bewirkt.
Er sei erfreut, dass dieser Bericht durch den
Freedom of Information Act veröffentlicht wurde,
sagte Tom Watson, Unterstaatssekretär im Verteidigungsministerium. In einer Behörde, in der es
buchstäblich um Leben und Tod“ gehe und man
”
nicht jedes Dokument jedem zu lesen geben könne,
sei der Bericht ein Beweis für das Bekenntnis des
Verteidigungsministeriums zur Offenheit.
(ms)
Beobachtungsobjekte
Der Himmelsanblick nach Süden am 1. Juli 22 Uhr MESZ
BEOBACHTERGRUPPE
Für die Himmelsbeobachter beginnt im Sommer
wieder ein harte Zeit mit nur kurzen Abschnitten
wirklicher Nacht. Wer aber diese Zeiten nutzt, wird
mit herrlichen Objekten belohnt.
Der Himmelsanblick Anfang des Sommers wird
im Süden dominiert von den Sternbildern Herkules, Bärenhüter (Bootes), Jungfrau und Schlangenträger/Schlange. Später kommen dann noch die restlichen Sommersternbilder (Skorpion, Leier, Schwan,
Adler, Schütze) hinzu.
Allein dem bloßen Auge bietet die Sommermilchstraße einen phantastischen Anblick und es ist
durchaus reizvoll einmal zu versuchen, die Milchstraße mit ihren Details zeichnerisch auf einem Blatt
Papier festzuhalten.
Diese Himmelsregionen bieten auch dem Fernglasbeobachter eine Fülle von reizvollen Objekten,
angefangen von den Kugelsternaufen M13 (Her),
M92 (Her), M3 (CVn), M5 (Ser), M4 (Sco) bis
17
hin zu den Gasnebeln (Lagunen, Trifid, Adler,
Omega) im Schützen und dem Nordamerikanebel
(NGC7000) im Schwan. Wer es schwieriger mag,
kann sich an den Kugelsternhaufen M9, M10, M12,
M14, M19, M62 im Schlangenträger versuchen, die
bei dunklem Himmel gut beobachtbar sein sollten.
Dem Fernrohrbeobachter zeigen vor allem die
erwähnten Kugelsternhaufen noch einiges mehr an
Details. Eine echte Herausforderung stellt noch die
Galaxie M83 dar, die aber höchstens bis etwa Mitte Juni beobachtbar sein dürfte. Ähnlich schwer sind
die Galaxien M54, M69 und M70 im Schützen die in
unseren Breiten nur etwa 10 Grad über den Horizont
kommen.
Ein kleiner Tipp noch: wie wäre es mal mit Barnards Pfeilstern? Einfach eine Zeichnung der Sternumgebung anfertigen und in den nächsten Jahren
noch mal vergleichen, das hat nicht jeder!?
(mt)
Beobachtergruppe
Die totale Sonnenfinsternis 2006
etwa 20 Astro-Begeisterten geöffnet und die Hotelleitung nutzte die Gelegenheit auch mal durch unsere
Nachdem die Sonnenfinsternis 1999 für so manchen Instrumente zu schauen.
Beobachter ziemlich frustrierend war, gab es in diesem Jahr wieder eine sehr gute Gelegenheit eine
totale Sonnenfinsternis zu erleben. Die Zentrallinie
führte quer durch Afrika über Libyen, Ägypten die
Türkei bis nach Asien. Vor allem die Türkei bot sich
als Reiseziel an, weil der Schatten dort genau über
die Billig-Reiseziele an der Südküste zwischen Antalya und Alanya führte. Obwohl die langjährigen
Wetterprognosen nur eine Chance von etwa 50% auf
gutes Wetter boten machten sich Heerscharen von
Beobachtern dorthin auf.
Unabhängig voneinander waren auch Mitglieder
des AAP dorthin gereist — Familie Frank, Familie
Witzemann und ich. Auch von den Nachbarvereinen
waren viele unterwegs, so waren in meinem Flugzeug auch über 20 Personen der Durmersheimer und
Bühler Sternfreunde.
Schon im Vorfeld der Reise zeichnete sich ab,
Diamantring beim 2. Kontakt
dass das gute Wetter dort bis zur Sofi halten würde
obwohl es nicht ganz sicher war. Aber je näher der
Mittwoch rückte umso zuversichtlicher wurden wir
Abgesehen von ein paar kleinen Schleiern am
und stellten uns auf die Beobachtung am Hotel ein. Himmel glänzte der Tag mit Sonnenschein und es
In meinem Hotel wurde sogar die Dachterasse für die war einfach ein unvergessliches Erlebnis! Christian
18
BEOBACHTERGRUPPE
und ich hatten unsere erst kurz vorher erworbenen
Maksutovs (100/1400) dabei und konnten die partielle Phase formatfüllend auf unseren Digitalkameras
abbilden. Während der Totalität kamen dann die Teleobjektive zum Einsatz, damit auch die Korona festgehalten werden konnte.
Es war beeindruckend zu erleben wie das Licht
immer fahler wurde und die Temperatur sank, Je
näher die Totalität kam desto mehr Spannung kam
auf. Die Venus zeigte sich schon kurz vor der Totalität und ein kühler Wind kam auf. Die Gespräche
verstummten langsam und die Stille wurde erst durch
den Jubelschrei beim zweiten Kontakt wieder unterbrochen. Atemberauben schön war der Anblick der
Protuberanzen im Teleskop und der Korona sowohl
im Teleskop als auch mit bloßem Auge. Diese Eindrücke werde ich wohl nicht so schnell vergessen!
Die knapp vier Minuten vergingen wie im Fluge
und da ich mir zum Ziel gesetzt hatte einige Aufnahmen zu machen war bei mir hektische Betriebsamkeit. Nur so mit halbem Ohr hörte ich dann irgendwann die Ansage nur noch 30 Sekunden“ und schon
”
war es auch vorbei. Die Anspannung löste sich dann
langsam und wich fast grenzenloser Zufriedenheit —
was für ein tolles Erlebnis.
Protuberanzen nach 2. Kontakt
Am Abend folgte dann gleich das Sichten der
Bilder und sowohl bei Christian als auch bei mir
waren sie größtenteils gut geworden. Aber auch die
anderen Mitstreiter vom Dach konnten fantastische
Aufnahmen und Videos vorweisen.
Wer das Glück hatte den tollen Vortrag von Christian im Mai zu erleben hat viele davon zu Gesicht
bekommen. Alle anderen sollten sich mal die zahlreichen Bilder im Internet anschauen!
(mt)
Gemeinsam beobachten macht Spaß!
Seit langem schon besteht Interesse an einer gemeinsamen Beobachtung des AAP mit nahegelegenen
Vereinen, zu denen ja auch einige gute Kontakte bestehen. Anläßlich des Kometen 73P/Schwassmann–
Wachmann 3 entstand der Gedanke dieses Ereignis
zu so einer Gemeinschaftsbeobachtung zu nutzen,
wenn auch in sehr kleinem Rahmen.
Weil das Wetter Anfang Mai aber sehr schlei”
erhaft“ war bedurfte es einiger Anläufe bis endlich
mal ein brauchbarer Termin feststand. Am Abend
des 6. Mai trafen sich Jürgen Linder (Sternfreunde
Durmersheim) und ich auf dem Hohloh um den Kometen zu fotografieren.
Obwohl das Wetter zunächst recht vielversprechend war zogen am späten Abend wieder einige
Schleierwolken auf. Dennoch trafen wir uns um Mitternacht oben und harrten in Gesellschaft zweier
Wachmänner eines aufgestellten Festzeltes aus. Ab
1 Uhr bildete sich endlich eine brauchbare größere
Wolkenlücke, die den Blick auf die Bruchstücke des
Kometen freigab.
Schnell wurden die mitgebrachten Teleskope in
Stellung gebracht und die Fotoapparate montiert.
Solange sich die letzen Schleierreste in der Himmelsgegend verzogen war die Zeit der Feldstecher.
Ohne Probleme konnten wir die beiden hellsten
Stücke B und C mit dem Feldstecher ausfindig machen. Beide zeigten sich sehr kondensiert und waren so gut auszumachen. Nach der visuellen Beobachtung war dann die Technik am Werk, den Kometen dauerhaft festzuhalten. Jürgen benutzte ein
TERMINE
19
Zoom-Objektiv an einer analogen Spiegelreflexka- nicht so lange warten möchte, kann sich erste Bilder
mera während ich meine digitale SLR verwendete. von April auf unserer Internet-Seite ansehen. (mt)
Etwa zwischen 2 Uhr und 3 Uhr konnten wir einige Aufnahmen gewinnen bevor dann wieder die
nächste Schleierwolkenfront hereinzog und unserer
Beobachtungsnacht ein Ende setzte.
Aber wir waren beide einigermaßen zufrieden
mit diesem Beobachtungsabend und hoffen, dass wir
bald eine solche gemeinsame Beobachtungsnacht
mit einer größeren Mannschaft aus beiden Vereinen
veranstalten können!
Ein ausführlicherer Bericht mit Bildern zu dem
beobachteten Kometen aus dieser und weiteren
Nächten wird in der nächsten Ausgabe folgen! Wer
Termine
Veranstaltungen und Treffen
3. Juni
18. Juni
21. Juni
25. Juni
7. Juli
9. Juli
15. Juli
19. Juli
30. Juli
4. August
9. August
16. August
23. August
1. September
13. September
16. September
20. September
27. September
27. September
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld (Beginn 20 Uhr) — kein
Vortragsprogramm
Kindertag auf der Volkssternwarte Nordschwarzwald Schömberg-Bieselsberg (14–17
Uhr)
Beobachterstammtisch im Gasthaus Adler, Pforzheim-Huchenfeld (Beginn 20 Uhr)
Sonnenführung auf der Volkssternwarte Nordschwarzwald (14–17 Uhr)
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld (Beginn 20 Uhr) — kein
Vortragsprogramm
Kindertag auf der Pforzheimer Volkssternwarte Keplergymnasium (14–17 Uhr)
9. Sommerfest der Volssternwarte Nordschwarzwald in Schömberg-Bieselsberg
(Beginn 14 Uhr)
Beobachterstammtisch im Gasthaus Adler, Pforzheim-Huchenfeld (Beginn 20 Uhr)
Sonnenführung auf der Volkssternwarte Nordschwarzwald (14–17 Uhr)
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld (Beginn 20 Uhr) Schwerpunktvortrag Cassinis Entdeckungen im Saturnsystem“
”
Öffentliche Führung auf der Volkssternwarte Nordschwarzwald (Beginn 21 Uhr)
Beobachterstammtisch im Gasthaus Adler, Pforzheim-Huchenfeld (Beginn 20 Uhr)
Öffentliche Führung auf der Volkssternwarte Nordschwarzwald (Beginn 21 Uhr)
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld (Beginn 20 Uhr) Schwerpunktvortrag Sind wir allein im Kosmos?“
”
Öffentliche Führung auf der Volkssternwarte Nordschwarzwald (Beginn 21 Uhr)
4. Deutscher Astronomietag — Sonderveranstaltung auf der Sternwarte Bieselsberg (Beginn 15 Uhr)
Beobachterstammtisch im Gasthaus Adler, Pforzheim-Huchenfeld (Beginn 20 Uhr)
Öffentliche Führung auf der Volkssternwarte Nordschwarzwald (Beginn 21 Uhr)
Öffentliche Führung der Pforzheimer Volkssternwarte Keplergymnasium (Beginn 21
Uhr)
20
IMPRESSUM
Astronomische Vorschau
21. Juni
27. Juli
15. August
12. August
7. September
23. September
Sommersonnenwende um 14.26 Uhr
Marsbedeckung durch den Mond (20–21 Uhr)
gute Morgensichtbarkeit des Merkur, Merkur nahe Venus
gegen Mitternacht Sternschnuppenschwarm der Perseiden
partielle Mondfinsternis (18–21 Uhr)
6.03 Uhr: Sonne im Herbstpunkt; Tagundnachtgleiche
Splitter
Scheibe von Nebra in Mannheim
In Mannheim, in den Reiss-Engelhorn-Museen, findet noch bis zum 16. Juli die Ausstellung Die Him”
melsscheibe von Nebra — Der geschmiedete Himmel“ statt. Neben vielen archäologischen Funden zur
Astronomie ist auch die berühmte Himmelsscheibe
von Nebra dort zu sehen. Wer die Ausstellung in
Halle nicht gesehen hat macht sicher keinen Fehler einen kleinen Abstecher dort hin zu machen.
Die Öffnungszeiten sind Dienstag–Sonntag von 11–
18 Uhr, genaueres auf der Internetseite www.remmannheim.de.
Impressum
Die Astro–News erscheinen quartalsweise in einer Auflage von 150 Exemplaren und dienen zur Information
von Mitgliedern, Freunden und Förderern des Astronomischen Arbeitskreises Pforzheim 1982 e. V. (AAP)
Vereinsanschrift:
Redaktion:
Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.
Martin Tischhäuser
z.Hd. Beate Freudenberger
Silcherstraße 7
Jahnstraße 3
72218 Wildberg
75365 Calw-Stammheim
Bankverbindung: Konto 19 12 100, Sparkasse Pforzheim (BLZ 666 500 85)
Redakteure:
Martin Tischhäuser (mt), Bernd Weisheit (bw), Martin Stuhlinger (ms), Werner Löffler
(wl)
Auflage:
150 Exemplare
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 19. August 2006
Der AAP im Internet:
http://www.aap-pforzheim.de
http://www.sternwarte-bieselsberg.de
http://www.sternwarte-nordschwarzwald.de
c 2006 Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.
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