klima:wandel Ursachen, Folgen und mögliche Auswege Impressum Herausgeber: Umweltdachverband Verleger: FORUM Umweltbildung Beide: Alser Straße 21/1, 1080 Wien Tel.: 0043/1/402 47 01, Fax: 0043/1/402 47 01 - 51 E-Mail: [email protected] Internet: www.umweltbildung.at Das FORUM Umweltbildung ist eine Initiative des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Projektträger: Umweltdachverband Layout: Mag. Dagmar Ledl, DI Karin Schneeweiss Redaktion: Mag. Susanne Zimmermann Cover Layout: Rossmeissl Illustration und Grafik 2 Inhaltsverzeichnis IMPRESSUM ........................................................................................................... 2 INHALTSVERZEICHNIS .............................................................................................. 3 EINFÜHRUNG ......................................................................................................... 7 Klimawandel und Klimaschutz – ein Thema der Bildung für nachhaltige Entwicklung .. 8 KLIMAWANDEL ....................................................................................................... 9 Ursachen und Hintergründe zum Klimawandel ...................................................... 10 Die Treibhausgase: Kleine Menge – große Wirkung ............................................... 11 Die Menge der freigesetzten Treibhausgase nimmt ständig zu ................................ 13 Klimawandel im 20. Jahrhundert ........................................................................ 15 AUSWIRKUNGEN DES KLIMAWANDELS ........................................................................ 17 Auswirkungen auf die Wasserressourcen ............................................................. 18 Auswirkungen auf Ökosysteme am Festland und im Wasser ................................... 19 Auswirkungen auf die Ökosysteme der Alpenregionen ........................................... 20 Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit ..................................................... 21 Auswirkungen auf Siedlungen, Industrie und Energieversorgung............................. 21 Auswirkungen auf die Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung .......................... 22 Der mögliche Effekt des „abrupten Klimawandels“ ................................................ 24 Pentagon-Studie warnt vor Klima-Kollaps ............................................................ 25 DAS KYOTO-PROTOKOLL......................................................................................... 29 Die internationale Politik reagiert auf den Klimawandel .......................................... 30 Das Kyoto-Protokoll ist mit Februar 2005 in Kraft getreten..................................... 30 Forderungen des Kyoto-Protokolls ...................................................................... 31 Die flexiblen Mechanismen des Kyoto-Protokolls ................................................... 32 EU-interner Emissionshandel – Handel auf Unternehmens-ebene ............................ 33 Emissionshandel und internationale Projekte: Stimmen Theorie und Praxis überein? .. 34 KLIMASCHUTZ ...................................................................................................... 37 Klimaschutz fängt bei jedem von uns an.............................................................. 38 Verkehr: Ein echtes Klimaschutzproblem auch in Österreich ................................... 40 Klimaschutz in Österreich: Was bisher geschah und was denkbar wäre .................... 42 Klimabündnis Österreich: Die wichtigste nicht staatliche Initiative in Österreich ........ 43 klima:aktiv – ein österreichisches Aktionsprogramm ............................................. 44 „KliP“ – Das Klimaschutzprogramm aus Wien ....................................................... 44 KLIMASCHUTZ UND WIRTSCHAFT .............................................................................. 47 Der Klimawandel hat längst begonnen und die Kosten wurden benannt.................... 48 Die nationale Klimastrategie für Österreich .......................................................... 49 Die österreichische Klimastrategie als Antwort auf den Klimawandel ........................ 50 Zum nationalen Zuteilungsplan für Österreich ...................................................... 51 Ökologisierung des Fiskalsystems: Die ökologische Steuerreform............................ 54 Ökologisierung des Fiskalsystems: Subventionen.................................................. 57 Klimaschutz bietet klare Vorteile für die Wirtschaft ............................................... 59 DIE KONTROVERSE ................................................................................................ 61 Ein dänischer Wissenschafter gegen den Rest der Welt? ........................................ 62 Think Tanks – PR-Firmen oder Forschungsinstitute? .............................................. 65 Skeptiker in der wissenschaftlichen Diskussion ..................................................... 66 UNTERRICHTSMETHODEN ........................................................................................ 67 Arbeitsblätter .................................................................................................. 68 Brainstorming ................................................................................................. 73 Rollenspiele..................................................................................................... 76 Szenariotechnik ............................................................................................... 83 3 PROJEKTE ............................................................................................................ 87 KKIK – Kluge Köpfe im Klimabündnis .................................................................. 88 Biomasseheizung für die Doppelhauptschule Kufstein ............................................ 88 Sonnenkollektoren für das Warmwasser – HandwerkerInnen werken ....................... 89 Oekole: Ein Projekt zur Energieoptimierung wird mehrmals ausgezeichnet ............... 90 Mit Ressourcen achtsam umgehen: 1000 Besucher kamen zur Ausstellung............... 91 GLOSSAR ............................................................................................................. 93 LINKS ............................................................................................................... 101 LITERATURLISTE ................................................................................................. 105 4 Der Klimawandel ist voll im Gange – weltweit, aber auch in Österreich sind seine ersten Auswirkungen spürbar. Gletscher schmelzen ab, Wetterextreme wie Überschwemmungen, Sturmschäden und Dürren häufen sich. Die Klimaerwärmung gilt als eine der größten globalen Herausforderungen unserer Zeit. Natürliche Ursachen des Klimawandels sind unbestritten, immer mehr KlimaforscherInnen sind jedoch der Meinung, dass der Mensch für die derzeit stattfindende Erwärmung hauptverantwortlich ist. Das gibt uns aber auch die Chance, auf den Verlauf der Erwärmung Einfluss zu nehmen oder sie zumindest abschwächen zu können. Zahlreiche Maßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene wurden ausgearbeitet und jede/r Einzelne kann dazu beitragen, dass ebendiese Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden - denn Klimaschutz fängt bei jedem von uns an! Der Schule fällt die wichtige Aufgabe zu, den gegenwärtigen ökologischen und gesellschaftlichen Wandel in den Unterricht einzubringen. Sie soll ein Bewusstsein für globale Probleme schaffen und den SchülerInnen Gestaltungskompetenzen für ihre Zukunft vermitteln. Themen wie Klimawandel und Klimaschutz bieten hier zahlreiche Anknüpfungspunkte. Junge Leute zeigen eine hohe Bereitschaft, sich um umweltpolitische Belange zu kümmern und Gesellschaft aktiv mitzugestalten. Die Übernahme von Verantwortung in der Schulzeit ist eine wichtige Grundlage für ihr späteres politisches Interesse und Engagement. So kann die Bildung für nachhaltige Entwicklung einen bedeutenden Beitrag zur politischen Bildung leisten. Dipl.-Ing. Josef Pröll Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Elisabeth Gehrer Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Wir danken allen Lehrerinnen und Lehrern, die in den SchülerInnen mit großem Engagement das Bewusstsein für einen aktiven Umweltschutz wecken und hoffen, dass die vorliegende Broschüre einen spannenden Anreiz für eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Klimawandel bietet. 5 6 Einführung 7 Klimawandel und Klimaschutz – ein Thema der Bildung für nachhaltige Entwicklung Der Klimawandel findet statt. Nicht erst seit dem Film „The Day After Tomorrow“ hat der Klimawandel weltweite Diskussionen hervorgerufen. Der Klimawandel ist in vollem Gange. Allerdings besteht die Möglichkeit, den Verlauf zu beeinflussen und abzuschwächen. Zahlreiche Maßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene wurden ausgearbeitet und jeder Einzelne kann dazu beitragen, dass diese Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden. • Politik – sowohl die Tagespolitik als auch längerfristige politische Entwicklungen • Generelle ökosystemare Veränderungen • Vernetzung zwischen ökologischen, ökonomischen und technischen Entwicklungen • Auswirkungen auf die Kultur- und Naturlandschaft sowie Biodiversität Das FORUM Umweltbildung hat auf den folgenden Seiten die Hintergründe und die Folgen des Klimawandels zusammengefasst und für SchülerInnen und LehrerInnen der Oberstufe aufbereitet. Unser Angebot versteht sich als unterstützendes Instrument, um dieses Thema insbesondere in den Gegenständen Geografie und Wirtschaftskunde, Biologie und Umweltkunde oder Physik zu verankern. • Auswirkungen auf unterschiedliche Regionen • Zusammenhänge zwischen Wetter und Klima sowie wirtschaftlichen Entwicklungen • Humanökologie – Umwelt und Verkehr, eigene Mobilität und eigener Konsum Die Materie des Klimawandels und des Klimaschutzes berührt eine Vielzahl einzelner Themen wie: 8 Klimawandel 9 Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass die globale Erwärmung größer sein wird als bisher angenommen. Eine der bedeutendsten Ursachen für den Klimawandel stellen die Treibhausgase dar. Sie verringern die Durchlässigkeit der Atmosphäre für Wärmestrahlung und wirken daher ähnlich wie das Glas eines Glashauses. Wie in einem Treibhaus nimmt die Temperatur zu und man spricht vom Treibhauseffekt. Die natürlichen Ursachen des Klimawandels sind unbestritten. Die Mehrheit der Klimaforscher jedoch ist der Meinung, dass der Mensch für die derzeit stattfindende Erwärmung hauptverantwortlich ist. Hat der vom Menschen verursachte Klimawandel bereits begonnen? Messungen der letzten Jahrzehnte weisen eindeutig darauf hin. Der Trend zeigt eine markante weltweite Erhöhung der Temperaturen seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts – mit weit reichenden und zumeist negativen Folgen für das Ökosystem. Ursachen und Hintergründe zum Klimawandel Die bedeutendste Ursache für den Klimawandel stellen die Treibhausgase dar. Der durch den Menschen verursachte Treibhauseffekt führt dazu, dass sich die Durchschnittstemperatur der Erdoberfläche erhöht – das hat schwer wiegende Folgen für unsere Umwelt, unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft. Wie entsteht der Treibhauseffekt? Die Erdoberfläche strahlt reflektiertes Sonnenlicht in Form von Wärme ab. Da unsere Atmosphäre für Wärmestrahlung nur teilweise durchlässig ist, wird lediglich ein Teil der Wärme sofort in den Weltraum abgestrahlt, während der Rest zurückbleibt und die Temperatur an der Erdoberfläche erhöht. Ohne diesen natürlichen Treibhauseffekt läge die durchschnittliche globale Temperatur bei etwa –18°C. Zur Zeit allerdings ist der Mensch sehr erfolgreich darin, den natürlichen durch den anthropogenen, also vom Mensch verursachten Treibhauseffekt zu verstärken. Dieser führt dazu, dass sich die Durchschnittstemperatur der Erdoberfläche erhöht und wird vor allem durch die Emission von Treibhausgasen verursacht. In der Periode 1990 bis zum Jahr 2100 wird mit einer Erhöhung der durchschnittlichen Erdtemperatur zwischen 1,4°C (im Falle einer aktiven und erfolgreichen Klimapolitik) und 5,8°C (wenn keine Reduktion der Treibhausgase erfolgt) gerechnet. Verursacht wird der anthropogene Treibhauseffekt durch die vom Menschen emittierten 10 Treibhausgase, denn sie verringern die Durchlässigkeit der Atmosphäre für Wärmestrahlung. Die an der Erdoberfläche abgegebene Wärmestrahlung kann somit in geringerem Umfang in den Weltraum abgegeben werden und es wird wärmer. Der Mensch als alleinige Ursache? Es gibt natürliche Ursachen für den derzeitigen Klimawandel. Klimatische Veränderungen sind ja bekanntlich auch aufgetreten, als der Mensch sie noch nicht verursacht hat. Am Beispiel der Eiszeiten ist dies auch gut belegt. Natürliche interne Klimaschwankungen (z.B. bedingt durch die ozeanischen Zirkulation und ihr Zusammenwirken mit der Atmosphäre oder durch Schwankungen in der Zirkulation der Atmosphäre selbst) müssen als natürliche Ursache ebenso genannt werden wie natürliche externe Antribsfaktoren (z.B. Schwankungen der Solarstrahlung oder Vulkanausbrüche). Der Großteil der Wissenschafter jedoch ist der Meinung, dass der Mensch der bedeutendste Verursacher des aktuellen Klimawandels ist. In Zukunft wird es zu einer weltweiten durchschnittlichen Temperaturzunahme kommen und menschliche Aktivitäten verstärken diesen Effekt. Die Treibhausgase: Kleine Menge – große Wirkung Verursacht wird der anthropogene Treibhauseffekt durch die vom Menschen emittierten Treibhausgase - sie verringern die Durchlässigkeit der Atmosphäre für Wärmestrahlung. Die von der Oberfläche abgestrahlte Wärme wird in geringerem Maße in den Weltraum abgegeben und die Temperatur der Erdoberfläche steigt. Wie wirken die Treibhausgase? Um sich ein Bild davon zu machen, wie die Treibhausgase wirken, kann man folgenden Vergleich anstellen: Die Erde ist ein Glashaus, dessen Temperatur durch geöffnete Glasfenster konstant gehalten wird. Sobald Fenster geschlossen werden, steigt die Temperatur. Ähnliches geschieht in der Atmosphäre, da durch offene „Frequenz-Fenster“ Wärmestrahlung entweichen kann. Nun schließt der Mensch mit den zusätzlich emittierten Treibhausgasen die „FrequenzFenster“ immer mehr. Es wird wärmer. Ein ähnliches, wenn auch kurzfristiges Phänomen kann man erleben, wenn man sich bei sternenklarer Nacht im Freien aufhält. Diese Nächte sind im Normalfall merklich kälter als bewölkte oder gar bedeckte Nächte nach gleich warmen Tagen, da die Wärme ohne Wolken ungehindert in den Weltraum entweichen kann. Treibhausgase zeigen bereits in kleinen Mengen große Auswirkungen. Die Wirksamkeit der Treibhausgase wird in Relation zu CO2 – dem mengenmäßig bedeutendsten Treibhausgas – angegeben. So ist ein FCKWMolekül 14.000- bis 17.000-mal wirksamer als ein CO2-Molekül! Ein fataler Umstand, der klar macht, weshalb FCKW, trotz der wesentlich geringeren Emission im Vergleich zum CO2, einen beachtlichen Anteil am anthropogenen Treibhauseffekt hat. Neben den Gasen Kohlendioxid, Kohlenmonoxid, Methan, Distickstoffoxid oder Ozon haben auch eine Reihe ähnlicher Gase und mikroskopische Partikel (Aerosole) große Bedeutung für das Klimageschehen. Tabelle 1 informiert Sie über die Wirksamkeit und den Anteil am anthropogenen Treibhauseffekt sowie über die Quelle einzelner Gase. 11 Wirksamkeit in Anteil am anthroRelation zu pogenen TreibCO2 hauseffekt Treibhausgas Quelle Kohlendioxid (CO2) Verbrennung fossiler Energieträger (Kohle, Erdöl, Erdgas in Verkehr u. Industrie) und von Biomasse (Wald-/ Brandrodung), Zementproduktion Kohlenmonoxid (CO)* Verbrennung fossiler Energieträger und von Biomasse (Regenwald, Savanne) Methan (CH4) Distickstoffoxid (N2O) Fluorchlorkohlenwasserstoff (FCKW) Ozon O3 1 50–60 % (zusammen mit einem kleinen Anteil Kohlenmonoxid) 1 50–60 % (zusammen mit Kohlendioxid) Reisanbau, Viehzucht, Mülldeponien, Kohlebergbau (Grubengas), Erdgasund Erdölproduktion Stickstoffdünger in der Landwirtschaft, Verbrennung von Biomasse 21 15–20 % 310 5% Treibgase in Spraydosen, Kühlgase in Kühlmitteln, Füllgase in Schaumstoffen 14000-17000 17 % 2000 7% Verbrennung fossiler durch Verkehrsmittel Energieträger Tab. 1: Die Treibhausgase: Quelle, Wirksamkeit und Anteil (Quellen: UNFCCC, WRI) Hinweis: Die Wirksamkeit der Treibhausgase wird in Relation zu CO2, dem mengenmäßig bedeutendsten Treibhausgas, angegeben. *Kohlenmonoxid (CO) ist ein indirekt wirkendes Treibhausgas, weil es über OH die Menge an CH4 (Methan) und O3 (Ozon) steuert. 12 Die Menge der freigesetzten Treibhausgase nimmt ständig zu Die wichtigste Quelle für Treibhausgase ist die Energiegewinnung für die Industrie und für den Haushalt. Dieser Bereich trägt etwa 30% zur globalen Erwärmung bei. Einen jeweils 20%igen Beitrag leisten der Verkehr und die Herstellung chemischer Produkte. Weitere wesentliche Quellen sind die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelerzeugung. Nassreisfelder und immer größere Viehherden stellen die wichtigsten Methanquellen dar. 20 bis 25 % der anthropogenen Methanemissionen stammen aus wasserbedeckten Reisfeldern. Die weltweiten Viehherden geben jährlich rund 100 Mio. Tonnen Methan ab. Es wird geschätzt, dass die durch die Viehhaltung verursachte Treibhauswirkung der des weltweiten Autoverkehrs nahe kommt. in die Atmosphäre abgegeben. In ihm kann CO2 für Jahrmillionen gebunden werden. Im „kleinen“ Kreislauf wird CO2 in pflanzlichen Systemen für die Dauer der Lebensphase – also bis zu 100 Jahre und teilweise auch länger – gebunden. Damit wird klar, dass die Reduktion von Treibhausgas-Senken – beispielsweise durch die ersatzlose Rodung großer Waldflächen – zu einem erhöhten Vorkommen von Treibhausgasen in der Atmosphäre führt. Nicht nur, dass dadurch weniger CO2 gebunden werden kann, auch wird durch die Rodung eine große Menge an CO2 freigesetzt. Der Anteil der Brandrodung an der globalen Erwärmung beträgt 15%. Für die Schaffung einer Weidefläche für ein Rind werden in Südund Mittelamerika durchschnittlich 2 Hektar Regenwald in Weidegründe umgewandelt. Dadurch gehen auch wertvolle Lebensräume mit hoher biologischer Vielfalt verloren. Abb.2: Der geochemische CO2-Kreislauf (Quelle: Forschungskolleg Geochemie) Beitrag zur Globalen Erwärmung Waldbrandrodung 15% Ernährung, Landwirtschaft, Viehzucht 15% Wer verursacht den größten CO2 Ausstoß pro Jahr? Chemische Produkte 20% Energieverbrauch Industrie, Haushalte 30% Verkehr 20% Abb.1: Beitrag diverser Sektoren globalen Erwärmung (UNFCCC) zur Treibhausgas-Senken – Hilfe aus der Natur Als Senken für Treibhausgase werden Systeme bezeichnet, die der Atmosphäre Kohlendioxid entziehen. Man kann grundsätzlich zwei Systeme unterscheiden. Den „großen“ und den „kleinen“ CO2-Kreislauf. Im „großen“ – geochemischen – Kreislauf (siehe Abbildung 2) wird CO2 aus der Luft letztendlich im Meer und im Kalkstein gebunden und beispielsweise über Vulkane wieder Den höchsten CO2-Ausstoß pro Kopf verursachen die Industrieländer. Er liegt um das Vielfache höher als in Entwicklungsländern. Spitzenreiter bei den Industrieländern ist die USA mit ca. 20 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr. Der Energieverbrauch, der die primäre Ursache für den CO2-Ausstoß ist, ist offensichtlich mit dem Wohlstand des jeweiligen Landes verknüpft. Es laufen eine Reihe von Forschungsprojekten zu diesem Thema. Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass ein ähnlicher Wohlstand auch mit wesentlich weniger Energieverbrauch und damit CO2-Ausstoß erreicht werden kann. Länder wie Österreich, Deutschland oder Japan emittieren nur etwa die Hälfte CO2 pro Kopf – nämlich ca. 10 Tonnen pro Kopf und Jahr – bei ähnlichem Wohlstand wie die USA. Und es ist allgemein bekannt, dass auch in diesen drei Ländern der Ener- 13 gieverbrauch und die CO2-Emissionen relativ einfach reduziert werden könnten. Die Reduktion der CO2-Emissionen ist demnach primär eine Aufgabe der Industrieländer, auch wenn den Schwellen- und Entwicklungsländern in Zukunft eine immer größere Bedeutung zukommt. 25,0 t pro Jahr 20,5 20,0 12,2 15,0 10,0 11,0 10,9 9,3 9,0 5,3 5,0 2,7 1,6 1,0 l ie n In di en Ch in a Br as i Ja pa n al ay si a M la De nd ut sc hl an Ts d ch e ch G ro ie ßb n rit an ni en US A 0,0 Ru ss Die Schwellenländer haben in den letzten Jahren einen starken industriellen Aufschwung erlebt. Erwartungsgemäß nehmen die CO2-Emissionen in diesen Ländern sehr stark zu. Entwicklungsländer haben zwar relativ geringe Pro-Kopf-Emissionen, jedoch darf man nicht vergessen, dass die Bevölkerungszahlen insbesondere in diesen Ländern sehr hoch sind und weiter zunehmen werden. CO2 Emissionen pro Kopf (1995) Abb.3: Pro-Kopf-Vergleich der CO2Emissionen (in Tonnen CO2) für ausgewählte Länder (Quelle: UNEP-IUC; Umweltbundesamt Eindeutig heißes Europa Studie: Die europäischen Sommer von 1994 bis 2003 waren die heißesten der vergangenen 500 Jahre Der Standard online, 5. 3. 2004 Bern - Europa erlebt die wärmste Zeit seit mindestens 500 Jahren. Zu diesem Schluss kommt eine Studie zur Klimaentwicklung der Universität Bern. Dem Rekordsommer 2003 waren dabei nicht nur die neun heißesten Sommer des Messzeitraums vorangegangen, sondern auch die 30 wärmsten Winter in Folge. Der Klimatologe Jürg Luterbacher und seine Co-Autoren weisen darauf hin, dass das Klima der vergangenen 1.000 Jahre auf globaler Ebene bereits mehrfach rekonstruiert wurde. Nun liege erstmals eine 500-jährige Rekonstruktion der Klimaentwicklung für Europa vor. Den Berner Forschern ist es dabei nach eigenen Angaben gelungen, die Temperaturen lückenlos über alle Jahreszeiten hinweg zu erfassen. Die europäische Perspektive sei deshalb von Interesse, weil sich beispielsweise ein Hitzesommer wie 2003 viel stärker manifestiere als auf globaler Ebene. Die 30 wärmsten Winter Die Forschung am Geographischen und Statistischen Institut der Universität Bern zeigt, dass im 20. Jahrhundert die durchschnittlichen Wintertemperaturen um rund 0,5 Grad höher lagen als zwischen 1500 und 1900. Das Jahrzehnt zwischen 1989 und 1998 war dabei das wärmste seit 1500. Die 30 wärmsten Winter in Folge lagen zwischen 1973 und 2002. Die heißesten Sommer Die europäischen Sommer von 1994 bis 2003 waren laut Studie die heißesten der vergangenen 500 Jahre, wobei der Sommer 2003 alle Rekorde schlug. Dieser Aussage sind sich die Forscher zu über 95 Prozent sicher. Einmalig sei auch der starke Sommer-Erwärmungsgrad in den Jahren 1978 bis 2003, der seinesgleichen suche. Aber auch die Jahresdurchschnittstemperaturen der vergangenen Jahrzehnte lagen deutlich über denen der Vergangenheit. Bei der Rekonstruktion zogen die Forscher instrumentell gemessene Temperaturen aus ganz Europa seit 1659 heran. Dazu kamen natürliche Klimainformationen wie Eisbohrkerne aus Grönland und Baumringe aus Sibirien. Die Studie, Teil des Nationalen Forschungsschwerpunkts Klima (NFS Klima), wurde jetzt im Wissenschaftsmagazin „Science“ veröffentlicht. Anmerkung: Beiträge in Tageszeitungen und ihren online-Portalen spiegeln immer eine aktuelle tagespolitische Diskussion wider. Der hier vorgestellte Artikel soll als Beispiel dafür dienen, dass tagespolitische Themen einen sehr guten Ausgangspunkt bieten, um im Unterricht fächerübergreifende Zusammenhänge herzustellen. 14 Klimawandel im 20. Jahrhundert Messungen der letzten Jahrzehnte lassen einen eindeutigen Trend erkennen: Es kommt weltweit zu erhöhten Temperaturen der Erdoberfläche – mit weit reichenden Veränderungen in den meisten Ökosystemen. • Ereignisse wie der El-Ninjo-Effekt, Aerosole in der Atmosphäre und der Ozonabbau in der Stratosphäre haben ebenfalls Auswirkungen auf die Temperatur der Atmosphäre oder der Erdoberfläche. • Die weltweite Schneebedeckung hat um ca. 10% abgenommen. Außerdem sind die Oberflächengewässer und die nördliche Hemisphäre zwei Wochen kürzer mit Eis bedeckt. • Die Gletscher in nicht polaren Regionen sind zurückgegangen. • Die Temperatur der Ozeane hat zugenommen und der Meeresspiegel ist in den letzten hundert Jahren um durchschnittlich 10–20 cm gestiegen. Die Aussagesicherheit der verwendeten Klimamodelle hat zugenommen Angesichts neuer Belege und bei Beachtung verbleibender Unsicherheiten kann angenommen werden, dass der Großteil der gemessenen Erderwärmung auf die Zunahme der Treibhausgase zurückzuführen ist. Mit den heutigen Klimamodellen ist es jedoch nicht möglich, einen direkten und beweisbaren Zusammenhang zwischen einzelnen Wetterereignissen und der globalen Klimaerwärmung herzustellen. Forscher erwarten allerdings eine Zunahme extremer Wetterereignisse. Was ist gleich geblieben? • In einigen Gebieten wie z.B. Teilen der Ozeane in der südlichen Hemisphäre und der Antarktis sind keine Temperaturerhöhungen nachzuweisen. Wie hat sich das Klima im zwanzigsten Jahrhundert verändert? • Die globale Durchschnittstemperatur hat im 20. Jahrhundert um 0,6°C zugenommen. • Die Eisdicke der Antarktis hat sich außerdem seit Beginn der Messungen 1978 nicht maßgeblich verändert. • Im letzten Jahrhundert stieg die Durchschnittstemperatur in Europa um etwa 0,8°C, in Österreich um 1,8°C. • • Die neunziger Jahre waren die wärmste Tropische und außertropische Stürme sowie Tornados und Hagelstürme haben in Häufigkeit und Frequenz nicht signifikant zu- oder abgenommen. Allgemein gültige Aussagen sind jedoch schwierig, da es sich widersprechende Forschungsergebnisse gibt. Dekade und 1998 das weltweit wärmste Jahr seit 1861 (Abb.4). 15 Abb. 4: Die Abweichungen von der Durchschnittstemperatur (nach IPCC) Quelle (Stand März 2004): http://www.ipcc.ch/pub/spm22-01.pdf, Seiten 2–18 16 Auswirkungen des Klimawandels 17 Die globale Erwärmung hat Folgen! Durch die rasche Zunahme des anthropogenen – menschgemachten – Treibhauseffektes kann sich unsere Umwelt nicht auf die Veränderungen einstellen. Wenn sich Pflanzen und Tiere und daher auch die Landwirtschaft den veränderten Umständen nicht oder nur schwer anpassen können, kann der Klimawandel zu verheerenden Folgen für die gesamte Menschheit führen. Vor allem die ärmsten Länder der Welt werden betroffen sein. fahr bringen, Gletscher und Eiskappen werden weiter abschmelzen. Die Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung werden ebenso betroffen sein wie die menschliche Gesundheit. Es ist mit gravierenden Veränderungen des Wasserhaushalts, der Ökosysteme am Festland und im Süßwasser, aber auch der Meeresökosysteme und Küstengebiete zu rechnen. Der steigende Meeresspiegel wird Millionen von Menschen in Küstenregionen in Ge- Wie die Wahrscheinlichkeiten für mögliche Auswirkungen definiert werden, finden Sie auf den folgenden Seiten. Dabei wird auf Ergebnisse der IPCC Reports (Intergovernmental Panel on Climate Change der UNO) zurückgegriffen. Sollte es jedoch zum Phänomen des „abrupten Klimawandels“ kommen, dann wird es vor allem in Europa zu gravierenden Veränderungen der klimatischen Verhältnisse kommen – es wird kälter! Auswirkungen auf die Wasserressourcen Lokale Effekte: Sehr wahrscheinlich werden in den nächsten Jahrzehnten kleine Gletscher verschwinden und größere Gletscher werden sich zurückziehen. Wenn die Gletscher verschwunden sind, werden die Pegel der Flüsse unter die heutigen Wasserpegel sinken (1). Regionale Effekte: Sie ergeben sich aus den Veränderungen im Wasserkreislauf. Der Wasserkreislauf ist der ständige Ortswechsel und die Zustandsänderung des Wassers mit den Hauptkomponenten: Niederschlag, Abfluss und Verdunstung. Wird der Niederschlag weniger, ist die Grundwasserneubildung geringer und der Grundwasserspiegel sinkt. Die Folge ist zunehmender Wassermangel. Erwartet wird dies für Zentralasien, Gebiete um das Mittelmeer, im südlichen Afrika und in Australien. Mit mittlerer Wahrscheinlichkeit wird es in hohen Breiten (wie zum Beispiel in Kanada) und in Südostasien zu einer Niederschlagszunahme kommen. Globale Effekte: Wasser wird ein knappes Gut werden – vor allem in Zentralasien, im südlichen Afrika und um das Mittelmeer. Ein Aspekt, auf den auch die Autoren der Pentagon-Studie nachdrücklich hingewiesen haben. 18 Der weltweite Wasserbedarf steigt durch die wachsende Population und die wirtschaftliche Entwicklung allgemein an. Allerdings kann eine Verknappung auch eine effizientere Wassernutzung bewirken. In Ungarn beispielsweise ist der Wasserkonsum von Haushalten – bedingt durch den gestiegenen Wasserpreis seit 1990 – um die Hälfte gesunken (2). Quellen (Stand März 2004): Die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Wasserressourcen werden beschrieben in: IPCC Report „Summary for Policymakers. Climate Change 2001:Impacts, adaptation and vulnerability”, Seite 9f., http://www.ipcc.ch/pub/wg2SPMfinal.pdf http://www.grida.no/climate/ipcc_tar/wg2/17 4.htm#4311(1) http://reports.eea.eu.int/environmental_asse ssment_report_2003_10/en/kiev_chapt_08.p df (2) So definiert das IPCC die Wahrscheinlichkeiten In den IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change – der UNO) Reports und daher auch in dieser Publikation werden folgende Begriffe für Wahrscheinlichkeiten verwendet, wenn der Eintritt eines Ereignisses nicht sicher ist, aber die Möglichkeit quantifiziert werden kann: sehr hohe Wahrscheinlichkeit (mehr als 99% Chance, dass das Ergebnis wahr ist) • • mit hoher Wahrscheinlichkeit (90–99% Chance); • wahrscheinlich (66–90% Chance); • mittlere Wahrscheinlichkeit(33–66% Chance); • unwahrscheinlich (10–33% Chance); • sehr unwahrscheinlich (1–10% Chance); • extrem unwahrscheinlich (weniger als 1% Chance) Auswirkungen auf Ökosysteme am Festland und im Wasser Festland und Süßwasser Meeresökosysteme und Küstengebiete Die Zusammensetzung der Arten in Ökosystemen wird sich ändern, was allerdings erst mit einer Verzögerung von einigen Jahren oder Jahrzehnten sichtbar werden wird. Die Verteilung, die Größe und das Verhalten der Populationen werden jetzt und in Zukunft direkt durch regionale Klimaänderungen und indirekt durch klimabedingte Änderung der Lebensräume beeinflusst. Die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die Meere umfassen: Die Klimaänderungen verschieben die Grenze zwischen den Lebensräumen der Kaltwasser- und Warmwasserfische mit hoher Wahrscheinlichkeit. Wegen der Erwärmung wird der Lebensraum der Kaltwasserfische kleiner und jener der Warmwasserfische größer. Viele Tier- und Pflanzenarten sind schon jetzt bedroht und werden so noch stärker unter Druck gesetzt. Zum Beispiel sind einige Nahrungsfische im Nordatlantik, wie Tunfisch und Kabeljau, durch kommerzielle Überfischung bereits stark im Bestand reduziert. Viele Meeresökosysteme sind sehr sensibel: Zum Beispiel beeinflussen Änderungen nahrungsreicher Strömungen die Fischpopulationen und dadurch das Leben der Menschen an den Küsten, die vielfach auf den Fischfang angewiesen sind. Die Aussterbensraten werden dadurch im 21. Jahrhundert zunehmen. Mögliche Auswege sind die Eröffnung von Naturschutzgebieten und Umsiedlungen, wobei allerdings hohe Kosten entstehen und Erfolge fraglich sind. • • • • die Erhöhung der Oberflächentemperatur der Meere die Erhöhung des Meeresspiegels die Reduktion der Eisbedeckung Änderungen der Strömungen, des Salzgehaltes und des Wellenganges In vielen Küstengebieten wird es (je nach Region wahrscheinlich oder auch sehr wahrscheinlich) zu Überflutungen, zunehmender Erosion, dem Verlust von Nassgebieten und Küstenwäldern wie der Mangrove sowie zum Eindringen von Salzwasser in das Grundwasser kommen. Die Auswirkungen von Stürmen werden stärker und länger zu spüren sein. Wie sich die Ökosysteme an den Küsten verhalten werden, hängt auch von anderen menschlichen Einflüssen ab. Korallenriffe zählen sicherlich zu den empfindlichsten Ökosystemen an den Küsten. Bereits seit mehr als 20 Jahren sind durch menschlichen Einfluss negative Veränderungen zu bemerken. Es ist zweckmäßig, gemeinsame Schutzpläne für landwirtschaftliche Nutzflächen und unmittelbar angrenzende Küstengebiete zu er- 19 stellen. Da diese Gebiete in engem Zusammenhang stehen, kommt es bei klimatischen Veränderungen in beiden Bereichen zu Problemen, die einander beeinflussen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird die Erwärmung der Meeresoberfläche außerdem zu vermehrten Krankheiten in den Meerespopulationen führen. Das kann nicht nur die Korallenbänke schädigen, sondern auch die Fischerei beeinträchtigen. Quellen (Stand März 2004): Die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Ökosysteme am Festland und im Wasser werden beschrieben in: IPCC Report, “Summary for Policymakers. Climate Change 2001:Impacts, adaptation and vulnerability”, Seite 11f., http://www.ipcc.ch/pub/wg2SPMfinal.pdf http://www.greenpeacemagazin.de/spezial/fischfuehrer/ Auswirkungen auf die Ökosysteme der Alpenregionen Die Ökosysteme der Alpenregionen sind sehr empfindlich! Veränderungen der klimatischen Verhältnisse nehmen deutlichen Einfluss auf die Gletschergebiete – was sich nicht nur auf die Attraktivität der Alpen negativ auswirken wird. Der alpine Raum steht im Einflussbereich von vier Klimazonen: dem mediterranen, dem atlantischen, dem kontinentalen und dem alpinen Klima. Eine globale Klimaänderung könnte sich in der Verschiebung der relativen Bedeutung dieser vier Klimata äußern. Wissenschafter rechnen mit dem Verlust von drei Viertel der heutigen Gletscher bis zum Jahr 2050. Nicht geringe Schneemengen im Winter, sondern vor allem die warmen Sommermonate sind dafür verantwortlich. Die Ökosysteme der Bergregionen sind äußerst empfindlich und werden durch die zu erwartende Klimaänderung mannigfach betroffen sein: • • • 20 Durch das gesteigerte Abschmelzen der Gletscher ändern die Flüsse ihre Wasserführung. Die Wasserspeicherfunktion der Alpen wird verringert, was den Wasserkreislauf verändert. Durch das schnelle Abschmelzen der Gletscher werden große Schuttareale freigelegt. Das lockere Gestein kann bei starkem Regen als Mure und Erdrutsch große Schäden verursachen. Durch die verkürzte Dauer der Schneebedeckung kommt es zu einer Verminderung der Bodenfeuchtigkeit. • Durch die gesteigerte Mortalität gewisser Baumarten verliert der Bergwald seine Schutzfunktion. • Etwa ein Viertel der alpinen Pflanzenarten ist vom Aussterben bedroht, da die Alpenflora durch die Erwärmung bergwärts steigt und bei Erreichen der Gipfelregionen kein Ausweichen mehr möglich ist. Der Verlust vergletscherter Areale beeinträchtigt darüber hinaus die ästhetische Attraktivität der Alpen – mit deutlichem Einfluss auf den Tourismus. Auswirkungen speziell für den Wintertourismus sind zu erwarten, wenn die Temperaturen weiter steigen. (Kunst)Schneesicherheit könnte es künftig nur mehr in Regionen über 1.500 Metern Seehöhe geben. Auch andere Wirtschaftszweige sind betroffen, so könnte der Klimawandel auch der heimischen Elektrizitätswirtschaft auf längere Sicht stark zusetzen. Quellen (Stand August 2004): Ö1-Symposion „Das Klima ändert sich – auch in Österreich“, 7. November 2002 im Radiokulturhaus in Wien http://science.orf.at/science/news/61532 http://austroclim.at/startclim/ Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit Viele ansteckende Krankheiten stehen in enger Verbindung mit Klimaveränderungen, weil ein wärmeres Klima und höhere Luftfeuchtigkeit die Verbreitung und das Überleben von Viren und Bakterien begünstigen. Mit wissenschaftlichen Modellen versucht man, die mögliche Ausbreitung und die Stärke von Epidemien vorherzusagen. Mit mittlerer bis hoher Wahrscheinlichkeit rechnet man mit einer größeren geographischen Ausbreitung und Häufigkeit von Krankheiten wie z.B. Malaria. Es kann allerdings regional auch zu einem Abebben von Epidemien kommen. Extremwetterlagen erhöhen zusätzlich die Häufigkeit von Krankheiten und wirken sich in Entwicklungsländern meist negativ auf die landwirtschaftliche Produktion aus: Hunger und Unterernährung sind die Folgen. Man kann allerdings ansteckenden Krankheiten mit sozialen, organisatorischen, technolo- gischen Maßnahmen entgegenwirken. Die Verbesserung des Gesundheitssystems und die sichere Versorgung mit sauberem Wasser und Lebensmitteln verringern die Wahrscheinlichkeit, dass sich Krankheiten stark ausbreiten. Die negativen Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die menschliche Gesundheit werden sich vor allem bei armen Bevölkerungsschichten und vor allem in tropischen und subtropischen Regionen zeigen. Quelle (Stand März 2004): Die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die menschliche Gesundheit werden beschrieben in: IPCC Report “Summary for Policymakers. Climate Change 2001:Impacts, adaptation and vulnerability”, Seite 12, http://www.ipcc.ch/pub/wg2SPMfinal.pdf Auswirkungen auf Siedlungen, Industrie und Energieversorgung Auswirkungen auf Siedlungen, Industrie und Energieversorgung bezüglich Meeresspiegelerhöhung (um 40cm) würden die Anzahl der Betroffenen bis 2080 um ein Vielfaches, von derzeit 10 auf 75 bis 200 Millionen Menschen erhöhen (1). Die Menschen müssten aus ihrem Lebensraum fliehen – umfangreiche Migration wäre die Folge. Siedlungen mit vielen unterschiedlichen Wirtschaftszweigen sind den klimatischen Bedingungen weniger stark ausgeliefert als weniger vielfältige Siedlungen, die z.B. entweder stark von der Land- und Forstwirtschaft oder von der Fischerei abhängen. Eine Anpassung an die Klimaerwärmung (sofern der Klimaschutz nicht ausreichen sollte) muss eine optimierte und integrierte Planung der urbanen Infrastruktur umfassen. Beispielsweise sollte man es vermeiden, in Teilen von Siedlungsgebieten, die durch ihre Lage von Überflutung oder Erdrutschen bedroht sind, Industrie- und Wohngebäude zu errichten. Die jetzt bedrohten Gebäude und die Straßennetze müssen besser geschützt oder abgesiedelt werden (2). Ändert sich das Klima – ändern sich die Bedürfnisse Wenn sich die klimatischen Verhältnisse verändern, könnte die Nachfrage nach baulicher Infrastruktur beispielsweise von Energienetzen oder Gebäudearchitektur sich genauso an die Gegebenheiten anpassen, wie jene nach städtischen Dienstleistungen wie etwa der öffentlichen Verkehrsmittel. Ganze Industriezweige wie die Landwirtschaft, der Tourismus oder das Baugewerbe könnten direkt vom Klimawandel betroffen sein. Klimaanlage statt Heizkörper? Nehmen wir an, in Mitteleuropa wird es in Zukunft spürbar wärmer werden, sodass man im Sommer standardmäßig eine Klimaanlage in Gebäuden braucht, im Winter aber weniger heizen muss. Mehr Klimaanlagen werden benötigt, die Nachfrage und das Angebot für das Produkt Klimaanlage und für den Einbau und Wartung der Geräte wird steigen. Der Energiebedarf für den Bereich Kühlung wird wachsen und der Stromverbrauch werden sich stark erhöhen. Der Bedarf nach Heizkörpern und Raumheizung hingegen wird sinken. 21 Es wird angenommen, dass sich der Energieverbrauch durch eine solche Entwicklung drastisch erhöhen könnte, wie Entwicklungen im Sommer 2003 in Mitteleuropa zeigten, als es durch Überlastungen, die durch Klimageräte hervorgerufen wurden, zu Stromausfällen kam. Quellen (Stand März 2004): Die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf Siedlungen, Industrie und Energieversorgung werden beschrieben in: IPCC Report “Summary for Policymakers. Climate Change 2001:Impacts, adaptation and vulnerability”, Seite 12-13, http://www.ipcc.ch/pub/wg2SPMfinal.pdf http://www.grida.no/climate/ipcc_tar/wg2/31 0.htm#7222(1) http://www.grida.no/climate/ipcc_tar/wg2/31 5.htm#752 (2) Auswirkungen auf die Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung Die Ernteerträge der Landwirtschaft stehen in enger Verbindung mit den (veränderten) Umweltbedingungen: die Höhe landwirtschaftlicher Erträge hängt zu 80% vom Wetter ab. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen reagiert der Ernteertrag auf Klimaveränderungen allerdings sehr unterschiedlich. Dies ist abhängig von der Sorte des Saatgutes, der Bodenbeschaffenheit, den vorhandenen Mineralstoffen, der Luftqualität, der Temperatur oder dem natürlichen Anpassungsverhalten der Pflanzen. Auch wenn eine durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe erhöhte CO2-Konzentration das Getreidewachstum und die Ernteerträge teilweise stimulieren kann, ist zu befürchten, dass die negativen Effekte der häufigeren Hitze- und Trockenperioden überwiegen werden. Daher dürften zusätzliche Kosten aus Maßnahmen gegen die verringerten Ernteerträge und zur Anpassung der Tierzucht entstehen. Eine Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur um ein bis zwei Grad Celsius wird – mit mittlerer Wahrscheinlichkeit – in mittleren Breiten wie Europa und Nordamerika zu eher positiven Entwicklungen führen, wohingegen es durch eine stärkere Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur ab drei Grad Celsius – zu einer Verschlechterung des Ernteertrages kommen dürfte. In tropischen Gebieten wird mit mittlerer Wahrscheinlichkeit bereits eine geringe Temperaturerhöhung zur Verringerung des Ertrages führen, da die Pflanzen schon in der Nähe des Maximums ihrer „Temperaturtoleranz“ sind. Wenn es zudem zu einer deutlichen Verringerung des Regenfalles kommt, ist zu 22 erwarten, dass der Ertrag noch weiter unter dem heutigen liegen wird. Der Effekt von erhöhtem CO2 auf das Getreidewachstum Beim Wachstum der Pflanzen wird während der Photosynthese die Energie des Tageslichtes genützt, um Wasser und Nährstoffe aus dem Boden und CO2 aus der Luft in Zukker, Stärken und Zellulose umzuwandeln. Wenn nun mehr CO2 in der Atmosphäre enthalten ist, kann diese Umwandlung theoretisch leichter stattfinden und daher mehr Stoffe aufgebaut werden. Diverse Getreidesorten zeigen unterschiedliche Reaktionen auf erhöhtes CO2. Weizen, Reis und Sojabohnen reagieren positiv auf mehr CO2. Bei Mais, Zuckerrohr und Hirse hingegen trifft dies nicht zu. Obwohl die Forschung in diesem Bereich noch lange nicht abgeschlossen ist, geht man heute davon aus, dass die zu erwartende Temperaturerhöhung und die verminderte Wasserverfügbarkeit mögliche positive Auswirkungen einer erhöhten CO2-Konzentration verhindern werden. Effekte einer höheren Temperatur In den mittleren und höheren Breiten verlängert die globale Erwärmung die Länge der Wachstumsperiode und erlaubt früheres Säen des Getreides im Frühjahr und möglicherweise eine zusätzliche Ernte. Auch könnte sich die Getreideproduktion in Richtung der Pole ausweiten, wie z.B. in nördlichere Gebiete Kanadas und Russlands. Dies sind die theo- entwickeln. Schließlich erhöht verstärkte Verdunstung die Gefahr der Salzansammlung im Boden. retischen Überlegungen, in der Praxis ergeben sich aber noch zahlreiche Probleme: • • Viele Getreidesorten sind an den Tagesrhythmus der mittleren und niedrigeren Breiten angepasst und reagieren möglicherweise negativ auf die viel längeren Sommertage im Norden. In wärmeren Gebieten beschleunigen erhöhte Temperaturen das Wachstum von Pflanzen. Wenn die Temperaturen aber den für eine Getreidesorte optimalen Bereich übersteigen, reagieren diese häufig negativ mit Wachstumsstörungen und Ernteausfällen. • Höhere Temperaturen bewirken eine beschleunigte Entwicklung von Pflanzen. Die schnellere Reifung kann zu verringertem Ernteergebnis führen. • Höhere Lufttemperaturen beschleunigen auch die Zersetzungsprozesse im Boden, falls der dazu benötigte Wasserbedarf gedeckt ist. Das schnellere Zersetzen von organischen Materialien reduziert die Bodenfruchtbarkeit weil Nährstoffe den Pflanzen nicht mehr so lang zur Verfügung stehen wie bisher. Verbreitung von Schädlingen und Krankheiten Es ist mit zusätzlichen Ernteverlusten zu rechnen, wenn sich Schädlinge und Krankheiten stärker als bisher verbreiten können. Durch den Klimawandel finden sie verbesserte Lebensbedingungen vor: • Wärmere Umweltbedingungen erleichtern die Verbreitung von Insekten, da sie mehr Reproduktionszyklen als bisher durchlaufen können. Mildere Winter erleichtern wiederum das Überwintern einer größeren Menge von Insekten. • Veränderte Windverhältnisse können die Verbreitung von Bakterien und Pilzen begünstigen, wobei auch die Viehzucht betroffen sein kann. • Der bisherige Jahreszyklus für Pflanzen und deren Schädlinge wird sich verschieben. Das Bekämpfen von Schädlingen und Krankheiten kostet jedoch zusätzliche finanzielle Mittel und bedroht daher besonders die Landwirtschaft in Entwicklungsländern, wo weniger Ressourcen für diesen Zweck zur Verfügung stehen. Effekte auf das vorhandene Wasser Eine Klimaänderung verändert den Wasserkreislauf der Erde: Niederschlag, Verdunstung, Wasserabfluss und Bodenfeuchtigkeit, aber auch der Gesamtniederschlag und das Niederschlagsmuster ändern sich. So kann es zu weniger häufigen, aber wesentlich heftigeren Niederschlägen kommen. • Das Auftreten von Trockenstress ist bei den meisten Getreidesorten, besonders aber bei Mais, Sojabohnen und Weizen schädlich. Mehr dürretolerante Getreide müssten eingesetzt bzw. entwickelt werden. • Die Nachfrage nach Wasser für künstliche Bewässerung wird steigen. Das führt nicht nur zu einem erhöhten Wasserverbrauch, der dann möglicherweise nicht mehr gedeckt werden kann, sondern auch zu erhöhter Konkurrenz zwischen der Landwirtschaft und städtischen sowie industriellen Nutzern. • Zusätzliche Investitionen für Dämme, Speicher, Kanäle, Brunnen, Pumpen und Leitungen werden erforderlich sein, um Bewässerungsnetze in neuen Gebieten zu Landwirtschaft als eine Ursache des Klimawandels Insgesamt ist die Landwirtschaft nach der Energienutzung und nach dem FCKW-Einsatz der drittgrößte Emittent. Die Bedeutung des Klimas für die landwirtschaftliche Produktion ist schon seit langem bekannt. Allerdings wird den Auswirkungen der Landwirtschaft auf das globale Klima erst seit wenigen Jahren Aufmerksamkeit geschenkt. Es ist anzunehmen, dass diese Effekte noch zunehmen werden, da die Lebensmittelproduktion zur Versorgung der wachsenden Bevölkerung weiter steigen wird. • Das Abholzen von Wäldern für die Landwirtschaft, das Verbrennen von Rückständen, die Umwandlung von Land in Nassflächen für den Reisanbau, die Massentierhaltung und die Stickstoffdüngung tragen dazu bei, dass vermehrt Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen. • Die maschinenintensive Landwirtschaft erzeugt ca. 15% der heutigen Treibhaus- 23 gas-Emissionen, im Gegensatz zur ökologischen Landwirtschaft, deren relativer Betrag viel niedriger ist. • Die Haltung von Rindern und der Nassreisanbau ist für 30–40% des weltweiten Methanausstoßes verantwortlich. Bei Stickoxidemissionen kommt mehr als 50% aus der Landwirtschaft. Quellen (Stand März 2004): Die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung werden beschrieben in: IPCC Report “Summary for Policymakers. Climate Change 2001:Impacts, adaptation and vulnerability”, Seite12, http://www.ipcc.ch/pub/wg2SPMfinal.pdf http://www.gcrio.org/CONSEQUENCES/summ er95/agriculture.html Der mögliche Effekt des „abrupten Klimawandels“ Abrupter Klimawandel bedeutet eine markante Klimaänderung in sehr kurzer Zeit (Jahrzehnte bis Jahrhunderte). Sollte es in der Zukunft zu einer Abschwächung oder zu einem Erliegen des Golfstroms kommen, hätte das dramatische Auswirkung für das Klima in Europa. Das Phänomen des abrupten Klimawandels ist bereits seit einigen Jahren bekannt und wird intensiv erforscht. Es werden u.a. die Entwicklung von Meeresströmungen und der Salzgehalt der Meere untersucht. Die zunehmenden globalen Temperaturen führen zu einer stärkeren Verdunstung in tropischen und subtropischen Teilen unserer Meere. Durch die verstärkte Verdunstung kommt es zu einer Anreicherung von Salz im Meereswasser, was durch Messungen bestätigt wird. Das Meer in tropischen Breiten wird immer salziger. Offensichtlich verdunstet immer mehr Wasser und geht als Niederschlag – insbesondere in nördlichen Breiten – wieder nieder. Der Wasserkreislauf wird beschleunigt, was übrigens durch den vermehrten Anteil an Wasserdampf in der Atmosphäre den athropogenen Treibhauseffekt zusätzlich verstärkt. In den nördlichen Breiten fließt also, bedingt durch mehr Niederschlag und die zunehmende Eisschmelze, mehr Wasser ins Meer. 24 Wenn der Golfstrom nicht mehr strömt Das Meerwasser zirkuliert um den ganzen Planeten – man spricht von einem „Ocean Conveyor“, quasi einem weltweiten Förderband. Einer der wichtigsten Teile dieses Förderbandes ist der Golfstrom und der Nordatlantik. Mit dem Golfstrom kommt relativ warmes Wasser nach Norden, es kühlt ab und sinkt in die Tiefe, da der Salzgehalt des Wassers relativ hoch ist. Heute kommt aber aufgrund des erhöhten Niederschlags und der vermehrten Eisschmelze immer mehr Frischwasser in den Nordatlantik. Der Salzgehalt sinkt merklich ab. Besonders zwischen 1995 und 2000 ist das Wasser immer weniger salzig geworden. Frisches Wasser ist leichter und sinkt nicht mehr ab – die Meeres-Zirkulation kommt möglicherweise zum Erliegen! Da das Wasser nicht absinkt, kann das Wasser des warmen Golfstroms immer weniger in den Norden gelangen. Schließlich könnte der Golfstrom wie, wir ihn kennen, versiegen. Zu erwarten ist, dass jetzt bewohnbare, landwirtschaftlich genützte Gebiete im Norden nichtnutzbar und möglicherweise unbewohnbar werden. Auch ist mit weltweit veränderten Windverhältnissen und weniger Niederschlägen in vielen Bereichen der Nordhalbkugel zu rechnen. Pentagon-Studie warnt vor Klima-Kollaps Eine Studie des US-Verteidigungsministeriums lässt die Weltöffentlichkeit aufhorchen. Der abrupte Klimawandel mit gravierenden Auswirkungen auf das Klima vor allem in Europa scheint durchaus realistisch. Die politischen und gesellschaftlichen Folgen sind in diesem Fall jedoch nicht lokal begrenzt, sondern zeigen globale Auswirkungen. Eine vom Pentagon in Auftrag gegebene und Ende Februar 2004 veröffentlichte Studie über Klimaschutzszenarien und ihre Sicherheitsauswirkungen für die USA hat weltweit ein lebhaftes Echo ausgelöst. Die Studie entwirft apokalyptische Schreckensszenarien für Nord- und Mitteleuropa infolge eines bereits im nächsten Jahrzehnt einsetzenden abrupten Klimawandels. In der „Pentagon-Studie“ wird das Szenario eines abrupten Klimawandels geschildert. Vom „Versiegen“ des Golfstroms ist da die Rede und von deutlichen Temperaturanstiegen mit folgenden Dürren in Teilen der Welt. Aber auch Kälteeinbrüche u.a. in Großbritannien und Nordeuropa sowie Überschwemmungen und heftigste Stürme gehören zur Zukunftsaussicht. Länder mit labiler Regierung könnten versucht sein, ihr Nukleararsenal einzusetzen, um sich Nahrung oder Rohstoffe zu erkämpfen, warnen die Autoren der Studie. Schlussfolgerung der Forscher: Die Regierung solle den Klimawechsel nicht nur als eine wissenschaftliche Debatte sehen, sondern als ernste Bedrohung für die Sicherheit des Landes. Im Zuge des globalen Klimawandels wird die Zahl der so genannten Umweltflüchtlinge weltweit zunehmen. Dies sind Menschen, deren Lebensbedingungen sich durch Bodenerosion, Wüstenbildung, Wasserarmut oder den Anstieg des Meeresspiegels so verändert haben, dass ihnen ein würdiges Dasein in ihrem ursprünglichen Lebensraum dauerhaft nicht mehr möglich ist. Hinzu kommen Millionen von Menschen auf der Flucht vor wetterbedingten Katastrophen in Form von Dürren, Überschwemmungen und Stürmen. Ihre Zahl wird seitens der UNEP bereits heute auf 20 bis 24 Millionen Menschen pro Jahr geschätzt. Hieraus ergibt sich ein erhebliches Konfliktpotenzial. In manchen Regionen könnte es sogar zu gewalttätigen Auseinandersetzungen um bewohnbares Land und natürliche Ressourcen wie Süßwasser kommen. Der Klimawandel berge also größere Risiken als der Terrorismus. Pentagon-Studie warnt vor Klima-Kollaps Der Standard, 23. 2. 2004 Klimawandel berge größere Risiken als der Terrorismus - Stopp des Golfstroms könnte zu neuer Eiszeit führen Hamburg - Eine wissenschaftliche Studie des US-Verteidigungsministeriums könnte Präsident George W. Bush in Bedrängnis bringen. Darin wird ein dramatisches Szenario beschrieben: Die zunehmende Erderwärmung könnte den Golfstrom zum Erliegen bringen und eine neue Eiszeit in der nördlichen Hemisphäre bewirken. Der Klimakollaps würde letztlich die Sicherheit der USA gefährden. Die Bush-Administration schweige zu dem Dokument, weil sie Druck auf die US-Industrie fürchtet, berichtet „Spiegel-Online“ am Sonntag. Das in der Pentagon-Studie beschriebene Szenario ist ebenso bedrohlich wie realistisch: Der Golfstrom, der wie eine riesige Warmwasserheizung Milliarden Liter von Tropen-Wasser in den Norden pumpt, verliert an Kraft, ändert seine Richtung und kollabiert plötzlich ganz. Eisige Winde brausen über Nordeuropa hinweg, verheerende Stürme und Fluten verwüsten die Küsten. Die Wälder sterben ab, die Ebenen an Nord- und Ostsee gefrieren zur Tundra. „Größere Risiken als der Terrorismus“ Weitere Folgen wären verheerende Dürren im Süden der USA und Überschwemmungen in China. Skandinavien würde sich in eine Eiswüste verwandeln, dicht besiedelte Küstenstaaten wie Holland oder Bangladesh würden überflutet. Länder mit labiler Regierung wie Pakistan oder Russland könnten versucht sein, ihr Nukleararsenal einzusetzen, um sich Nahrung oder Rohstoffe zu erkämpfen, warnen die Autoren der Studie. Fazit des Pentagon-Berichts: Der Klimawandel birgt viel größere Risiken als der Terrorismus. 25 Reaktion „Wenn sogar das Pentagon die katastrophalen Folgen des Klimawandels bestätigt, sollte Präsident Bush endlich dem Kyoto-Protokoll beitreten, sonst macht er sich wider besseren Wissens an den kommenden Katastrophen mitschuldig“, stellte Greenpeace-Energieexperte Erwin Mayer in einer Aussendung am Montag fest. Mayer ortet nun einen Umschwung in der amerikanischen Klimawissenschaft. „Vor allem von der fossilen Lobby bezahlte Klimaskeptiker wie Fred Singer leugneten jahrelang den Zusammenhang von CO2-Ausstoß und Erderwärmung“, erinnerte der Energieexperte. Österreich hat das Kyoto-Protokoll bereits ratifiziert und die Ergebnisse des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) nie in Frage gestellt. „Umso schlimmer ist es, wenn nun auch in Österreich Stimmen laut werden, das Kyoto-Protokoll in Frage zu stellen, wie es Wirtschaftsminister Bartenstein letzte Woche getan hat“, so Mayer. Wenn der Konsens in der Klimawissenschaft zunimmt, sollte die europäische Klimaschutzpolitik nicht der USA folgen, sondern durch Überzeugungsarbeit die USA mit ins Boot geholt werden, fordert Greenpeace. „Der rasche Umstieg von fossilen Energieträgern wie Öl, Kohle und Erdgas auf Sonnenenergie ist jetzt dringender notwendig denn je“, so Mayer. Nein, nein, nein ... Seit Jahren warnen Forscher vor den Folgen eines abrupten Klimawechsels, doch die USAdministration unter Bush negierte jede Notwendigkeit, im Land der weltgrößten Energieverbraucher etwas zu ändern. Das Pentagon-Papier wird laut „Spiegel Online“ von der Bush-Regierung als so brisant eingestuft, dass sie dazu bisher nicht Stellung genommen hat. Details aus dem Bericht erschienen im USWirtschaftsmagazin „Fortune“ und im britischen „Observer“. (APA/red) Anmerkung 1: Die Pentagon-Studie ist keine wissenschaftliche Studie an sich, sondern zeigt eine von vielen Möglichkeiten auf, wie sich das Klima in Zukunft verändern könnte. Sie wurde vom USAußenministerium in Auftrag gegeben und basiert auf zahlreichen wissenschaftlichen Studien. Anmerkung 2: Beiträge in Tageszeitungen spiegeln immer eine aktuelle tagespolitische Diskussion wider. Der hier vorgestellte Artikel soll als Beispiel dafür dienen, dass tagespolitische Themen einen sehr guten Ausgangspunkt bieten, um im Unterricht fächerübergreifende Zusammenhänge herzustellen. Auch in Österreich: Irreparabler Schaden durch Erwärmung Meteorologe prognostiziert mildere Winter und ein mögliches Austrocknen von Flüssen wie zum Beispiel dem Inn Der Standard, 20. 4. 2004 Mildere Winter, austrocknende Flüsse, Überschwemmungen, eine längere Vegetationsperiode ... Auswirkungen der globalen Erwärmung erklärte der Meteorologe Gerhard Berz in Innsbruck. Innsbruck – Die globale Erwärmung wird auch in Tirol zu milderen Wintern führen. Flüsse wie etwa der Inn könnten austrocknen. Das erklärte der deutsche Meteorologe und Leiter des Bereichs GeoRisiko-Forschung der Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft, Gerhard Berz, bei einem Vortrag am Montagabend in Innsbruck. Die Anzahl der Naturkatastrophen nehme mit der Klimaveränderung weiter zu. Der Mensch trage wesentlich zum Treibhauseffekt und zur globalen Erwärmung bei. Dabei werde viel irreparabler Schaden angerichtet. Wenn der Kohlendioxidausstoß nicht wesentlich verringert werde, komme es zu einem Temperaturanstieg von 0,5 bis zu sechs Grad Celsius bis zum Ende des 21. Jahrhunderts. Kohlendioxid habe eine Verweildauer in der Atmosphäre von etwa rund 100 Jahren. Abschmelzungsprozess Die Alpen gelten als sehr sensible Zone. Die Auswirkungen der Klimaveränderung seien hier deutlich sichtbar. Die Gletscher schmelzen seit den 80er Jahren immer weiter ab. Je weniger Gletschermasse vorhanden sei, desto schneller verlaufe der Abschmelzungsprozess. Flüsse, wie etwa der Inn, wurden im vergangenen, besonders heißen Sommer fast nur von Schmelzwasser gespeist. Bleibe dies aus, so würden diese Flüsse rasch austrocknen. 26 Blitze und Regen Jedes Grad Erwärmung lasse die Anzahl der Blitze verdoppeln. So habe man im Sommer 2003 in Deutschland in einem Monat rund 900.000 Blitze gemessen. Man gehe davon aus, dass die Sommer in Mitteleuropa heißer und trockener und die Winter nässer werden. Dabei handle es sich beim Niederschlag um Regen. Das Wasser werde nicht mehr wie etwa bei Schnee gespeichert, es fließe sofort ab. Man müsse daher mit mehr Überschwemmungen rechnen. Auch die Sturmwahrscheinlichkeit im Winter erhöhe sich. Längere Vegetationsperiode Die globale Erwärmung könne durchaus positive Auswirkungen auf die Landwirtschaft haben. Der Herbst beginne später. Dadurch ergebe sich eine längere Vegetationsperiode. Der erhöhte Kohlendioxidanteil trage zu einer Düngung bei. Voraussetzung für verstärktes Pflanzenwachstum sei jedoch ausreichend Wasser. Dürreperioden und Trockenheit werden jedoch ebenfalls wahrscheinlicher, erklärte Berz. Gegenmaßnahmen Konsequente Maßnahmen zur Katastrophenvorsorge könnten eine Trendabschwächung bringen. Als Klimaschutz könne unter anderem die Einsparung von Energie dienen. Rund 30 Prozent seien hier ohne Beeinträchtigung der Lebensqualität etwa durch Isolierungen herauszuholen. Außerdem müsse die Sonnenenergie besser genutzt werden. Kohlendioxid könne durch Aufforstungsmaßnahmen in Holz gespeichert werden. Wichtig sei jedoch, jetzt Maßnahmen zu setzen für die in Zukunft zu erwartenden Werte. Sonst gebe es keine langfristigen Auswirkungen und die Situation könne sich nicht bessern, warnte Berz. (APA) Anmerkung: Beiträge in Tageszeitungen spiegeln immer eine aktuelle tagespolitische Diskussion wider. Der hier vorgestellte Artikel soll als Beispiel dafür dienen, dass tagespolitische Themen einen sehr guten Ausgangspunkt bieten, um im Unterricht fächerübergreifende Zusammenhänge herzustellen. 27 28 Das Kyoto-Protokoll 29 Das 1997 von den Vereinten Nationen initiierte Kyoto-Protokoll stellt einen der wichtigsten weltweiten Schritte gegen den Klimawandel dar. Es signalisiert das Bestreben der internationalen Gemeinschaft, gegen die Klimaveränderung aktiv zu werden. Alle unterzeichnenden Staaten verpflichten sich darin, die jährliche Emission der Treibhausgase zu verringern. Russland hat das Kyoto-Protokoll im November 2004 ratifiziert – damit konnte das größte internationale Klimaschutzabkommen am 16. Februar 2005 in Kraft treten. Die internationale Politik reagiert auf den Klimawandel 1988 wurde im Rahmen der Konferenz in Toronto das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) gegründet. Dieser zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderung stellt den wissenschaftlichen Grundstein für die internationale Klimapolitik dar. Forschungsergebnisse aus verschiedenen Disziplinen werden ausgewertet und etwa alle fünf Jahre als „Assessment Report“ veröffentlicht. Im Jahr 2001 erschien der dritte Assessment Report. Auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro wurde 1992 die Klimarahmenkonvention von 154 Staaten unterzeichnet und bis Ende 1993 von 50 Staaten ratifiziert. Hier wurde bereits formuliert, dass die Unterzeichnerstaaten ihre Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2000 auf dem Niveau von 1990 stabilisieren müssen – diese Forderungen waren jedoch nicht verbindlich. Seither fanden acht Vertragsstaatenkonferenzen statt, bei denen unter anderem die Umsetzung der 1994 in Kraft getretenen Klimarahmenkonvention gefördert und überprüft wurde. Im Jahr 1994, also im selben Jahr wie das Rahmenübereinkommen über Klimaänderungen in Kraft trat, erkannte man bereits, dass die ursprünglichen Verpflichtungen im Rahmenübereinkommen nicht ausreichen würden, um den weltweiten Anstieg der Treibhausgasemissionen aufzuhalten. Bei der dritten Vertragsstaatenkonferenz in Kyoto wurde dann 1997 das Kyoto-Protokoll verabschiedet. Mit der Unterzeichnung dieses Protokolls trat die internationale Klimapolitik in eine neue Phase ein, denn die nun formulierten Forderungen galten als verbindlich. Auf der siebten Vertragsstaatenkonferenz 2001 in Marrakesch konnte eine konkrete Einigung über die Ausgestaltung des KyotoProtokolls, insbesondere der flexiblen Mechanismen, erreicht werden. Quellen (Stand März 2004): http://www.klimaschutzprojekte.at/de/klima/ http://www.accc.gv.at/flex.htm Das Kyoto-Protokoll ist mit Februar 2005 in Kraft getreten Das Ziel des Kyoto-Protokolls ist es, die Treibhausgasemissionen im Zeitraum von 2008 bis 2012 um durchschnittlich 5,2% unter die Werte von 1990 zu senken. Lange Zeit war unklar, ob die letzten zum In-KraftTreten des Protokolls notwendigen Unterschriften zustande kommen würden. Im November 2004 war es so weit – Russland unterschrieb – damit konnte das wichtigste Klimaschutzabkommen am 16. Februar 2005 in Kraft treten. Bis November 2004 hatten 120 Länder das Kyoto-Protokoll ratifiziert oder dem Protokoll zugestimmt. Das Protokoll konnte aber erst in 30 Kraft treten, wenn mindestens 55 Vertragspartner unterschrieben hatten, die 1990 für mindestens 55% der Treibhausgasemissionen der Annex-I-Länder verantwortlich waren. Diese Voraussetzung war ohne Russland nicht zu erreichen, da die USA und Australien als zwei der größten Industriestaaten das Abkommen ablehnen. Nachdem sich die USA Anfang 2001 vom Kyoto-Protokoll zurückgezogen hatte (Anteil an den Treibhausgasemissionen von 1990 liegt bei 36,1%), hing das In-Kraft-Treten des Protokolls von der Zustimmung Russlands ab (Anteil an den Treibhausgas- emissionen von 1990 liegt bei 17,4%). Im November 2004 hat Präsident Putin mit seiner Unterschrift das In-Kraft-Treten des bedeutendsten Klimaschutzabkommens mit 16. Februar 2005 besiegelt. Die Europäische Gemeinschaft hat das Kyoto-Protokoll am 29. April 1998 unterzeichnet. Die Mitgliedstaaten haben sich verpflichtet, ihre gesamten Treibhausgasemissionen im Zeitraum 2008 bis 2012 um 8% gegenüber 1990 zu verringern. Österreich hat das Kyoto-Protokoll gemeinsam mit der EU im Mai 2002 ratifiziert. Die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten haben die Möglichkeit, die Reduktionsverpflichtung von 8% gemeinsam zu erfüllen („Burden Sharing Agreement“) – dabei wurde das Reduktionsziel für Österreich mit 13% gegenüber 1990 festgelegt. Quelle (Stand Februar 2005): http://unfccc.int/resource/kpthermo.html Forderungen des Kyoto-Protokolls Nachdem 1997 das Kyoto-Protokoll angenommen wurde, wurden Detailverhandlungen über Klimaschutz-Mechanismen und über die Umsetzung geführt. Die Detailverhandlungen gingen mit dem Übereinkommen von Marrakesch 2001 zu Ende. Die Verhandlungen über einen zweiten Verpflichtungszeitraum (nach 2012) beginnen 2005. Die Unterzeichnerstaaten erklären sich bereit, innerhalb des Verpflichtungszeitraums von 2008 bis 2012 die Emissionen der sechs Treibhausgase: CO2, Methan, Stickoxid, teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe, perfluorierte Kohlenwasserstoffe und Schwefelhexanfluorid um durchschnittlich 5,2% unter die Werte von 1990 zu senken. Auf diese Weise soll der anthropogene Treibhauseffekt eingedämmt werden. Da das Übereinkommen berücksichtigt, dass die Industrieländer für einen Großteil der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, werden für die Entwicklungsländer keine Emissionsreduzierungsziele vorgegeben. Demnach gelten die Forderungen nur für Industrie- und Schwellenländer (genannt Annex-I-Länder). Aufgrund der Tatsache, dass viele Entwicklungsländer (z.B. China) bereits in näherer Zukunft zu Hauptverursachern von Treibhausgasemissionen zählen werden, erscheint eine Einbeziehung der Entwicklungsländer jedoch vernünftig, müsste aber mit einem besseren Zugang zu Technik und Kapital garantiert werden. Schlupflöcher sind möglich Die Treibhausgase unterliegen nicht einzeln einer 5%-Reduktion, sondern als „Korb“. Ein Land kann also zur Erreichung seiner Reduktionsziele jedes beliebige der erwähnten Treibhausgase reduzieren. Problematisch dabei ist, dass die Messgenauigkeit für die Emissionen von Methan und Lachgas sehr ungenau ist und ein „Schwindeln“ bei den jährlichen Emissionsberichten daher nicht ausgeschlossen werden kann. Darüber hinaus ist die Klimawirksamkeit (GWP: Global Warming Potential) dieser Gase sehr unterschiedlich. Das bedeutet, dass man – zumindest theoretisch – die CO2-Emissionen nicht unbedingt senken muss, um sein Reduktionsziel zu erreichen, wenn man genug von den anderen Gasen reduziert. Einer der Kernpunkte des Kyoto-Protokolls ist die Verankerung von flexiblen Mechanismen, deren Grundidee es ist, Emissionsreduktionen möglichst kosteneffizient durchzuführen. Das Modell der flexiblen Mechanismen ruft aber auch Kritik hervor, denn in der Praxis zeigt sich, dass dieses System nicht nur Vorteile mit sich bringt. Quellen (Stand März 2004): http://www.accc.gv.at/flex.htm http://www.global2000.at/tklima/geschichte_ klimaverhandlungen.htm 31 Die flexiblen Mechanismen des Kyoto-Protokolls Seit die Problematik des Klimawandels bei der Weltklimakonferenz in Genf 1979 erstmals Thema einer internationalen Konferenz war, wurden und werden die möglichen Folgen des Klimawandels und vor allem mögliche Gegenmaßnahmen diskutiert. Als Meilenstein der internationalen Klimapolitik gilt vor allem das Kyoto-Protokoll mit seinen flexiblen Mechanismen. Als Meilensteine der internationalen Klimapolitik gelten die Konferenzen für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro (1992) und die dritte Vertragsstaatenkonferenz in Kyoto (1997), bei der das Kyoto-Protokoll verabschiedet wurde. Das Ziel des Kyoto-Protokolls ist es, die Treibhausgasemissionen im Zeitraum von 2008 bis 2012 um 5,2% unter die Werte von 1990 zu senken. Die Reduktionsziele werden völkerrechtlich verbindlich, sobald das Protokoll von 55 Vertragspartnern ratifiziert wird, die gemeinsam für 55% der Treibhausgasemissionen der Annex-I-Länder verantwortlich sind. Die Ratifizierung durch Russland machte es möglich, dass das Kyoto-Protokoll seit Februar 2005 in Kraft ist. Einer der Kernpunkte des Kyoto-Protokolls ist die Verankerung von flexiblen Mechanismen, deren Grundidee es ist, Emissionsreduktionen möglichst kosteneffizient durchzuführen. Die drei flexiblen Kyoto-Protokolls Mechanismen des Die flexiblen Mechanismen des KyotoProtokolls sollen dazu beitragen, dass der Klimaschutz finanzierbar wird. Das Grundprinzip dabei besteht in der Möglichkeit, emissionsreduzierende Maßnahmen dort durchzuführen, wo sie am kostengünstigsten sind und nicht unbedingt dort, wo sie entstehen. Die Treibhausgasemissionen stellen ein weltweites Problem dar und der Ort, an dem eine Reduzierung stattfindet, ist weniger von Bedeutung als die Tatsache, dass überhaupt eine Reduktion angestrebt wird. Dadurch kann sichergestellt werden, dass die Reduzierungen zu volkswirtschaftlich niedrigen Kosten erfolgen und die Innovationstätigkeit gefördert wird. Joint Implementation (JI, gemeinsame Projektdurchführung): Hier investiert ein Annex-I-Land in ein emissionsminderndes Projekt in einem anderen Annex-I-Land. Es erhält im Gegenzug einen Teil der erzielten Reduktionen als Emission Reduction Units (ERUs) angerechnet und erhöht damit seine Emissionsrechte. Clean Development Mechanism (CDM, Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung): Hier investiert ein Annex-ILand in ein emissionsminderndes Projekt in einem Entwicklungsland und kann dadurch Certified Emission Reductions (CERs) erwerben. Solche Projekte sollen die Weitergabe umweltfreundlicher Technologien an Entwicklungsländer fördern und einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. International Emissions Trading (IET, internationaler Emissionshandel): AnnexI-Länder dürfen untereinander mit Assigned Amount Units (AAU) handeln. Jedes Annex-ILand bekommt eine Emissionsgrenze zugewiesen, wobei für die erlaubte Menge an Emissionen so genannte „EmissionsZertifikate“, also Emissionsberechtigungen ausgestellt werden. Länder, die mehr Emissionen in Anspruch nehmen wollen als es ihren Emissions-Zertifikaten entspricht, können sich zusätzliche Zertifikate von jenen Ländern kaufen, die nicht alle ihnen zugewiesenen Zertifikate beanspruchen. Jedes Land kann für sich entscheiden, ob es kostengünstiger ist, Reduktionsmaßnahmen durchzuführen oder Zertifikate zu kaufen. Im Gegensatz zum EU-internen Emissionshandel basiert der IET ausschließlich auf dem Handel zwischen Nationalstaaten. Selbst wenn einzelne Unternehmen von den Ländern dazu autorisiert werden, am Handel teilzunehmen, sind es doch die Länder selbst, die für die Einhaltung der Reduktionsverpflichtung verantwortlich sind. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass das vorgeschlagene System der flexiblen Mechanismen nicht nur Vorteile mit sich bringt. Quelle (Stand März 2005): http://www.klimaschutzprojekte.at/de/klima/ flexible_mechanismen.php 32 EU-interner Emissionshandel – Handel auf Unternehmensebene Der Start für den EU-internen Handel mit Emissionszertifikaten auf Unternehmensebene ist für Anfang 2005 geplant. Der EUEmissionshandel soll sicherstellen, dass die Treibhausgasemissionen im Energiesektor und in der Industrie zu den geringsten Kosten für die Wirtschaft reduziert werden. Die erste Handelsperiode für den EU-internen Handel mit Emissionszertifikaten ist für die Jahre 2005 bis 2007 vorgesehen, die zweite von 2008 bis 2012. Dieser Zeitraum fällt (nicht zufällig) mit der ersten Verpflichtungsperiode im Rahmen des Kyoto-Protokolls zusammen. In weiterer Folge werden neue Fünfjahresperioden erwartet. Der EU-interne Emissionshandel ist nicht nur eine sehr kosteneffiziente Maßnahme des Klimaschutzes, sondern auch ein Glaubwürdigkeitstest für die EU. Dieses Instrument gilt als das zentrale Element des Europäischen Klimaschutzprogramms. Das Konzept des ZertifikatHandels kann durchaus auch auf andere Bereiche in modifizierter Form angewendet werden (z.B. Verkehr). Die Strategie des EU-Emissionshandelssystems Das Handelssystem wird nach dem Prinzip des „Cap and Trade“ funktionieren. Dies bedeutet, dass durch das Festsetzen der Gesamtzahl an Zertifikaten vor Beginn der Handelsperiode eine Obergrenze für die Emissionen aus Anlagen, die unter das System fallen, gezogen wird. Während einer Periode können keine weiteren Zertifikate ausgegeben werden. Jeder Anlage wird dann für die aktuelle Periode eine bestimmte Zahl an Zertifikaten zugeteilt. Die genauen Zahlen der zugeteilten Zertifikate werden in einem Dokument festgelegt, das nationaler Zuteilungsplan genannt wird. Es existieren eine Reihe von Regeln und Kriterien für die Zuteilung, die die Regierungen der Mitgliedstaaten einhalten müssen. Vor Ausgabe der Zertifikate muss der Zuteilungsplan noch von der Kommission genehmigt werden. In den nationalen Zuteilungsplänen wird die Zahl der CO2-Emissionszertifikate festgelegt, die die Mitgliedstaaten energieintensiven Industrieanlagen zuteilen wollen, damit sie ab Januar 2005 am Emissionshandel teilnehmen können. Der EU-Emissionshandel soll sicherstellen, dass die Treibhausgasemissionen im Energiesektor und in der Industrie zu den geringsten Kosten für die Wirtschaft reduziert werden. Energieintensive Unternehmen müssen sich an Grenzen für den CO2-Ausstoß halten. Diese Unternehmen erhalten damit aber auch Berechtigungen – handelbare Zertifikate – um eine vorgegebene Menge an CO2 abgeben zu dürfen. Werden durch Maßnahmen des Unternehmens die Grenzen unterschritten, so können die eingesparten CO2-Mengen in Form von Emissionszertifikaten an andere Unternehmen verkauft werden. Die Mitgliedstaaten setzen angemessene Strafen für Verletzungen der nationalen Vorschriften fest. Quelle (Stand August 2004): http://umwelt.lebensministerium.at/article/ar chive/7074/ 33 Emissionshandel und internationale Projekte: Stimmen Theorie und Praxis überein? Die Maßnahmen zur Umsetzung des KyotoProtokolls sind vielfältig und finden sich sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Emissionshandel ist ebenso vorgesehen wie die Realisierung gemeinsamer Projekte mit dem Ziel, dass die CO2-Emission weltweit reduziert wird. In der Praxis zeigt sich, dass das vorgeschlagene System nicht nur Vorteile mit sich bringt. Die Umsetzung des Kyoto-Protokolls Neben der Emissionsreduktion im Inland (z.B. durch Einführung von „Ökosteuern“) sieht das Kyoto-Protokoll, ergänzend zur Erreichung der Reduktionsziele marktwirtschaftliche, flexible Mechanismen vor. Diese bestehen aus: • dem Emissionshandel • der „Joint Implementation – JI“ (gemeinsame Projektdurchführung) • dem „Clean Development Mechanism – CDM“ (Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung) Grundsätzlich soll mit diesen drei Mechanismen den Industrie- und tw. Schwellenländern die Möglichkeit gegeben werden, dass diese untereinander mit Emissionsrechten handeln bzw. Gutschriften für emissionsreduzierende Projekte im Ausland erwerben können. Der Grundgedanke dabei ist, dass die Treibhausgasemissionen ein weltweites Problem sind und der Ort, an dem eine Reduzierung erreicht wird, weniger von Bedeutung ist. Somit können die Emissionssenkungen mit möglichst niedrigen Kosten erzielt werden. Um dabei Missbrauch zu verhindern, wurden ausführliche Regeln ausgearbeitet und Überwachungsstrukturen eingerichtet. Das globale Klimaproblem kann nur international gemildert werden Das Kyoto-Protokoll ist seit Februar 2005 in Kraft, wird jedoch weiterhin von vielen Staaten – insbesondere den USA – nicht ratifiziert. Es bedarf weiterer Anstrengungen und institutionalisierter Verhandlungen über gemeinsame Problemlösungen und Verpflichtungen der Staaten. Diese ermöglichen kostengünstige Regelungen sowie die Verhinderung wettbewerbspolitischer Übervorteilun- 34 gen. Die internationale Zusammenarbeit soll auch einen Lernprozess unterstützen, der die Bedingungen für eine Reduktion von Treibhausgasen verbessert. Der Emissionshandel – in der Praxis wird Kritik laut Für weite Teile der Politik und Wirtschaft bietet der Emissionshandel (gemeinsam mit JI und CDM) Vorteile, da den CO2-Mengen mit dem Handel von Emissionsrechten ein Geldwert zugeteilt wird, der nicht nur Kosten verursacht, sondern auch zu Gewinnen führen kann. In Österreich wurden die Zertifikate in einem „Nationalen Allokations-Plan“ (NAP) zugeteilt. Die Steuerung der zukünftigen CO2-Emissionen wird daher nicht nur über die Gesamtanzahl der Zertifikate vorgenommen, sondern auch durch die spezifische Zuteilung von Zertifikaten. Für die Industrie gelten in Österreich folgende Reduktionsvorgaben: 1,65 Mio. Jahrestonnen CO2 bis 2007 und weitere 1,65 Millionen Tonnen bis 2010. Ausgangsbasis für die Berechnung der Zertifikatszuteilung ist ein angenommener Ausstoß von 33,8 Millionen Tonnen. Dieser Wert liegt mehr als zehn Prozent über dem derzeitigen Ausstoß von Industrie- und Energiewirtschaft. Im Durchschnitt wurden von 1998 bis 2001 30,1 Millionen Tonnen ausgestoßen. Damit macht die willkürliche Erhöhung des Basiswerts mehr aus als die Reduktion im Emissionshandel! Der Basiswert wurde um 3,7 Millionen Tonnen erhöht, die Reduktion macht jedoch nur 3,2 Millionen Tonnen aus. Das heißt laut Global 2000, dass Industrie und Stromwirtschaft zum Kyoto-Ziel nichts beitragen, sondern im Gegenteil noch 500.000 Tonnen mehr ausstoßen dürfen. Der derzeitige Vorschlag (Stand März 2004) für den Emissionshandel ist daher aus Sicht von GLOBAL 2000 „ein Kniefall vor den Interessen der Industrie und der Energiewirtschaft. Die Erhöhung der Bemessungsgrundlage für die Berechnung der Emissionszertifikate ist ein Trick, um den Anschein von Einsparungen zu wahren. In Wirklichkeit bedeutet das jetzige Gesetz einen Freibrief für Industrie- und Energiewirtschaft.“ Die projektbezogenen Mechanismen des Kyoto-Protokolls – in der Praxis wird Kritik laut Erneuerbare Energien werden durch CDMund JI-Projekte voraussichtlich weniger stark gefördert, da die flexiblen Mechanismen zunächst den Schwerpunkt auf die Effizienzerhöhung konventioneller Energieträger setzen dürften. Dies bewirkt zwar kurzfristige Treibhausgasreduktionen, ist aber langfristig weniger wirkungsvoll als eine frühe Förderung erneuerbarer Energien. Ein weiteres Problem ist, dass Russland und die Ukraine ihre Emissionen auf dem Niveau von 1990 stabilisieren müssen. Allerdings hat es in diesen Ländern seit 1990 aufgrund des Zusammenbruchs des Industriesektors nach dem Kommunismus einen Emissionsrückgang von ca. 30% gegeben. Die meisten Prognosen zeigen, dass die Emissionen Russlands und der Ukraine auch 2010 noch weit unter den Emissionen des Jahres 1990 liegen werden. Diese Differenz wird mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem freien Markt gehandelt werden kann. Die Folge wird ein Ansteigen der weltweiten Emissionen sein! Außerdem dürfen andere Länder laut internationalen Abkommen ihre Emissionen steigern: So darf Australien um 8% mehr emittieren, Norwegen um 1% und Island um 10%. Es ergibt sich rein rechnerisch innerhalb der Annex-I-Staaten eine Gesamtreduktion um ca. 5%. Veränderungen bei den Entwicklungsländern (inklusive Indien und China, deren Emissionen sehr stark zunehmen werden) sind nicht inbegriffen! Grundsätzlich kann der Emissionshandel nur dann seine Wirkung entfalten, wenn das Nichterreichen von Emissionszielen entsprechend kontrolliert und geahndet wird, da ansonsten kein Anreiz zum Kauf von Emissionskontingenten entsteht. Emissionshandel und Joint Implementation sind außerdem im Sinne eines zielführenden Klimaschutzes eher als problematisch zu betrachten, weil diese die berechtigte Erwartung verletzen, dass jeder in den Industriestaaten auch für seine eigene Reduktion verantwortlich zu sein hat. Quellen (Stand März 2004): http://www.global2000.at/tklima/geschichte_ klimaverhandlungen.htm http://www.fs.tum.de/bsoe/hui/hui2002/fui_ s_32002.pdf, S 27 35 36 Klimaschutz 37 Das eigentliche Ziel des Klimaschutzes ist es, den anthropogenen (menschgemachten) Klimawandel einzubremsen. Ihn gänzlich zu stoppen ist laut Expertenmeinungen nicht mehr möglich. Klimawandel, aber auch Klimaschutz fangen beim einzelnen Menschen an. Dadurch, was man kauft, wie energieintensiv man lebt oder auch was man isst, nimmt man direkten Einfluss auf das Klima. Jede Bürgerin und jeder Bürger kann staatliche, betriebliche oder lokale Maßnahmen im Normalfall unterstützen oder ablehnen. Die Summe der Entscheidungen aller Menschen machen den Klimawandel aus und bildet damit auch die Basis für Maßnahmen zum Klimaschutz. Die Maßnahmen zur Umsetzung des KyotoProtokolls sind vielfältig und finden sich sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Emissionshandel ist ebenso vorgesehen wie die Realisierung gemeinsamer Projekte mit dem Ziel, dass die CO2-Emission weltweit reduziert wird. In der Praxis zeigt sich, dass das vorgeschlagene System nicht nur Vorteile mit sich bringt. Strategien zum Klimaschutz dürfen nicht aufgrund eines kurzfristigen Kostenaspektes, sondern müssen aufgrund langfristiger Vorteile für die Allgemeinheit beurteilt werden. Klimaschutz fängt bei jedem von uns an Vordergründig geht es darum, die Bedeutung des Klimawandels zu verstehen. Dieses Verständnis kann dazu genützt werden, Klimaschutzmaßnahmen zu unterstützen, kritisch zu hinterfragen und zu verbessern oder kontraproduktive Schritte abzulehnen. Andererseits ist es jedoch genauso wichtig, selber Aktionen zu setzen: Sei es als KonsumentIn, indem man sich bewusst für die öffentlichen Verkehrsmittel entscheidet, als Wohnungs- oder HausbesitzerIn, indem man sich für Dämmungsmaßnahmen und für Energie aus nachwachsenden Rohstoffen entscheidet oder als FirmenchefIn, indem man Klimaschutzmaßnahmen im Betrieb nicht nur unterstützt, sondern als Chance für das Unternehmen erkennt. Was kann man selber tun? Wenn man sich also entschließt, persönlich etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, sollte man folgende „K.L.I.M.A.–Maßnahmen“ bedenken: Konsum: energiesparende, recyclingfähige, lokale Produkte kaufen Lebensmittel: lokale, saisonale und biologische Lebensmittel konsumieren Innenraumtemperatur: Die Heizung nicht zu warm, die Kühlung nicht zu kalt Mobilität: Fliegen und Individualverkehr vermeiden Aktive Beteiligung: Unterstützung von und Beteiligung an Klimaschutzaktivitäten 38 Konsum Auch der einzelne Konsument kann einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Nachfrage nach klimaschonenden Produkten einer zunehmenden Zahl von Konsumenten unterstützt eine Veränderung des Konsumverhaltens in der Gesellschaft. So kann jeder sein demokratisches Recht in Anspruch nehmen und hat damit Einfluss auf die Nachfrage nach neuen Produkten und entsprechenden Innovationen. Da es zur Zeit noch kein Klimalabel gibt, um klimaschonende Produkte auf einen Blick erkennen zu können, muss man andere Kriterien zur Auswahl von Produkten heranziehen. Die Mitberücksichtigung folgender Faktoren kann auch bei der Auswahl gleicher oder sehr ähnlicher Produkte helfen: • die Energieeffizienz z.B. von Elektrogeräten • die Langlebigkeit von Produkten • die Reparatur- und Recyclingfähigkeit • die lokale Herstellung • die Länge der Transportwege Lebensmittel Die Lebensmittelindustrie hat einen großen Einfluss auf das Klima. Die Herstellung, die Veredelung und der Transport von Lebensmitteln führen zu beträchtlichen CO2Emissionen. Gerade durch den Kauf von lokalen, saisonalen und biologischen Lebens- mitteln haben die Konsumenten die Möglichkeit, aktiven Klimaschutz zu betreiben. Der Kauf von regionalen Produkten der Saison bedeutet nicht nur aktiven Klimaschutz, sondern auch einen aktiven Beitrag zu ihrer Gesundheit. Viele Lebensmittel haben einen langen Transportweg hinter sich und tragen damit zu beachtlichen CO2Emissionen bei. Durch die Ernte im unreifen Zustand kommt es andererseits zu enormen Einbußen an wertvollen Pflanzeninhaltstoffen. Viele von ihnen werden nämlich erst bei vollständiger Reife gebildet. Es lohnt sich daher mehrfach, Obst und Gemüse der Saison zu bevorzugen. Man kann beispielsweise beim Biobauern einkaufen oder im Lebensmittelgeschäft auf das Herkunftsland der Produkte achten. Besonders bei gleichartigen Produkten sollte man saisonal-regionale Produkte bevorzugen. Der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen sind im Vergleich zur Masse der Produkte besonders bei Lufttransport unangemessen hoch. Lebensmittel mit geringem energetischen Produktionsaufwand sollten bevorzugt werden. Man kann davon ausgehen, dass neben langen Transportwegen besonders intensivlandwirtschaftlich hergestellte Produkte großen energetischen Aufwandes bedürfen und daher im Regelfall klimaschädlicher sind. Wenn man sich als Konsument dafür entscheidet, mehr Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft zu kaufen, fördert dies nicht nur diese nachhaltige Art der Landwirtschaft, sondern auch die eigene Gesundheit. Auch die Entscheidung, nicht öfter als zwei- bis dreimal in der Woche Fleisch zu essen, hat positive Auswirkungen. Neben der Verminderung der Treibhausgasemissionen kann die problematische Massentierhaltung vermindert werden und gesünder ist es auch. Innenraumtemperatur Die Wahl der Innenraumtemperatur und die Wahl des Heizsystems (auch für Heißwasser) bieten ein großes Potenzial an Kosteneinsparung einerseits und Verminderung der Treibhausgasemission andererseits. Als Faustregel gilt, dass jeder Grad Innenraumtemperatur Einsparungen von etwa 6% mit sich bringt. Es lohnt sich also, sich im Winter für etwas geringere und im Sommer für etwas höhere Raumtemperaturen zu entschieden. Maßnahmen im Zusammenhang mit der Raumtemperatur reichen von architektonischen Schritten über Isolierungen bis hin zu Geräteentscheidungen und der Möglichkeit eher Stoßlüftung als Dauerlüftung mit dem Kippfenster durchzuführen. Es sei darauf hingewiesen, dass es zahlreiche Energiesparinstitute, Landes- oder Bundesstellen sowie Beratungsinstitutionen gibt, an die man sich wenden kann. Mobilität Der Verkehr stellt neben Industrie und Haushalt die größten Klimabelastungen dar. Knapp die Hälfte der Belastungen im Zusammenhang mit Mobilität stammt von Pkws. Das ist auch der Punkt, an dem man selber ansetzen kann. An erster Stelle steht ganz klar die Vermeidung der Nutzung von Pkws. Dadurch, dass öffentliche Verkehrsmittel oder auch das Fahrrad bevorzugt und Flüge vermieden werden, kann man sehr viel zum Klimaschutz beitragen. Fliegen ist generell sehr klimabelastend, da Emissionen in atmosphärische Schichten gelangen, wo sie wesentlich stärkere Auswirkungen haben können. Eine weitere Möglichkeit ist auch das Car Sharing. Dieses führt einerseits zu einem bewussteren Umgang mit dem Pkw und andererseits dazu, dass weniger Fahrzeuge gebaut werden müssen. Denn die Herstellung, Wartung und Verwertung eines Pkws hat ebenfalls gravierenden Einfluss auf das Klima. Aktive Beteiligung Der Klimawandel ist – so wie der Beitrag der Menschen zu diesem Klimawandel – Realität. Jeder Mensch hat vielfache (Mit-)Entscheidungskompetenzen, die er im Sinne des Klimaschutzes nützen kann. Das kann in Unternehmen zum Beispiel von der energiesparenden und klimaschonenden Entscheidung bei Elektrogeräten oder EDV-Geräten über die Entscheidung eines neuen Fuhrparks bis hin zu Großinvestitionen reichen. LehrerInnen haben die Möglichkeit, wichtige Entscheidungsgrundlagen, Gedanken und Ideen zu vermitteln. Viele Schritte zum Klimaschutz sind nur möglich oder sinnvoll, wenn sie gleichzeitig von vielen Menschen unternommen werden. Mittels der demokratischen Wahlfreiheit hat jeder Bürger und jede Bürgerin die Möglichkeit, nationale oder internationale Maßnahmen zum Klimaschutz zu beeinflussen und mitzutragen. Da Klimaschutz auf allen Ebenen gleich wichtig ist, gilt dies nicht nur für Wahlen zum Nationalrat oder Europaparlament, sondern auch für Landtags- und Gemeinderatswahlen. 39 Auch kann man sich bei politischen Entscheidungsprozessen kritisch einbringen oder sich bei Klimaschutzorganisationen beteiligen. Grundlage ist natürlich, dass man sich stän- dig über die Folgen seines Tuns sowie über Klimaschutzmaßnahmen und ihre Wirksamkeit auf dem Laufenden hält. Verkehr: Ein echtes Klimaschutzproblem auch in Österreich Einer der größten Verursacher von Treibhausgasemissionen in Österreich ist der Verkehr. Er ist für fast ein Drittel der gesamten CO2-Emissionen verantwortlich. Noch dazu haben die CO2-Emissionen des Verkehrs im Zeitraum von 1990 bis 2000 um 35% zugenommen. Dafür verantwortlich sind hauptsächlich der zunehmende Pkw-, Lkw- und Flugverkehr. Neben dem Gütertransport „leistet“ auch der Individualverkehr seinen Beitrag zu den verkehrsbedingten CO2Emissionen. Fast die Hälfte der CO2Emissionen verursacht dabei der Pkw-Verkehr. Der Verkehr darf, was andere nicht dürfen In der österreichischen Klimastrategie wird dem Verkehr als einzigem Sektor erlaubt, seine Emissionen im Zeitraum von 1990 bis 2010 zu erhöhen. Dadurch wird das österreichische Kyoto-Ziel von einer 13%igen Reduktion der Treibhausgase massiv gefährdet. In der Verkehrspolitik Österreichs wird zudem insbesondere im Zusammenhang mit der EUOsterweiterung fast ausschließlich auf den Straßenbau gesetzt. Dies zeigt sich auch darin, dass in den von der EU-Erweiterung betroffenen Grenzgebieten alle vier für Österreich wichtigen Projekte der Transeuropäischen Netze (TEN) Straßenbauprojekte sind. Aus diesem Grund droht im Personenverkehr ein Anstieg der CO2-Emissionen bis zum Jahr 2010 um 45%. Politische Lösungen sind gefragt Abb.5: Anteil verschiedener Sektoren an den CO2-Emssionen So legt z.B. ein(e) ÖsterreicherIn pro Jahr durchschnittlich 13.000 Kilometer zurück. Davon werden 8.750 km mit dem Auto, 1.025 km mit der Bahn und 1.300 km mit dem Flugzeug zurückgelegt. Insgesamt verursacht damit eine Person in Österreich jährlich 1560 kg Kohlendioxid. Laut einer aktuellen Studie des Verkehrsclubs Österreich werden in Österreich immer mehr Kilometer mit dem Auto zurückgelegt. Demnach ist man im Jahr 1980 47,8 Milliarden km mit dem Auto gefahren, 2002 waren es mehr als 70 Milliarden km. Der Generalverkehrsplan bestimmt die zukünftige Entwicklung der österreichischen Verkehrsinfrastruktur und erweist sich damit als wichtiges Lenkungsinstrument für einen klimaverträglichen Verkehr. Vom vorgesehenen Investitionsvolumen von ca. 45,1 Milliarden Euro sollen etwa zwei Drittel in den Ausbau der Schieneninfrastruktur fließen. Der überwiegende Teil der Investitionen wird jedoch kurz- bzw. mittelfristig für die Straßeninfrastruktur eingesetzt. Erst danach soll der Großteil des Schienenausbaus verwirklicht werden, wobei die Finanzierung der Schiene noch als ungewiss zu betrachten ist. Daher ist in der neuen EU-Wegekostenrichtlinie eine Ermöglichung der Querfinanzierung der Schiene durch den Straßengüterverkehr dringend notwendig. Auf Bundesebene lassen sich folgende Forderungen ableiten: • 40 Verkehrspolitik zu Gunsten klimaschonender Verkehrsarten: Projekte des Generalverkehrsplans sollen auf Klimaverträglichkeit überprüft werden. Daher sollten Straßenbauprojekte, die mehr Treibhausgasemissionen verursachen, Nachrang gegenüber Schienenprojekten haben. • Sicherung der Investitionsmittel für den Schienenausbau • Einführung einer von Stau- und Emissionsbelastung abhängigen Maut nach dem Verursacherprinzip. • Durch den Straßenausbau in den Ballungszentren wird der PkwPendlerverkehr stark begünstigt. Solche Pendlerförderungen sollten abgebaut und Kilometergeld nach tatsächlichen Kosten ausgezahlt werden. • Förderung von betrieblichem Mobilitätsmanagement, Erstellung von Mobilitätsmanagementplänen für öffentliche Gebäude Forderungen auf Länderebene: In der Regionalplanung sollten Um• welt- und Klimaschutzziele in den Raumordnungskonzepten verankert werden. • Bahn und Bus sollten durch kundenorientierte Taktverkehre attraktiver gemacht werden. • Durch Bewusstseinsbildung sollten betriebliche Mobilitätsmanagementsysteme gefördert werden. Forderungen auf Gemeindeebene: Eine weitere Zersiedelung sollte ver• mieden werden • Gemeinden sollten bei Aufbau und Abstimmung von regionalen Taktverkehren im öffentlichen Verkehr eng mitwirken. • Ausdehnung schaftung • Die Siedlungsplanung sollte zur Forcierung des Gehens und Radfahrens auf kurze Wege ausgerichtet sein. der Das Car Sharing Modell – eine echte Alternative Car Sharing meint die Benützung eines Autos von mehreren Personen, womit die Anzahl der Fahrten und somit die gefahrenen Kilometer reduziert werden. Im privaten, nicht kommerziellen Bereich wird dieses Modell häufig verwendet, indem beispielsweise mehrere Mitarbeiter einer Firma ein Fahrzeug nützen, um zum Arbeitsplatz und zurück zu kommen. Dieses Modell wird aber auch kommerziell in Form von Dienstleistungsbetrieben angeboten. Dies soll am Beispiel des Dachverbands „european car sharing (ecs)“ näher erläutert werden. Derzeit ist ecs in den Ländern Dänemark, Deutschland, Italien, Norwegen und der Schweiz vertreten und weist jährliche Wachstumsraten von 50–60% auf. ... und so funktioniert Car Sharing Der Kunde lässt sich als Teilnehmer eintragen und erhält einen persönlich zugeteilten Schlüssel zu allen Stationstresoren und ein Handbuch mit der Übersicht über die verfügbaren Fahrzeuge und Stationen. Zu allererst muss der Kunde jedoch buchen. Dies erfolgt über einen Anruf bei der rund um die Uhr erreichbaren telefonischen Buchungszentrale dieses Unternehmens. Somit kann der nächstgelegene Wagen spontan gebucht werden. Der Kunde sucht das gebuchte Auto auf dem dafür reservierten Parkplatz auf und entnimmt aus dem Stationstresor den Autoschlüssel, anschließend kontrolliert er den Zustand des Wagens. Nach der Fahrt wird der Kilometerstand in eine Quittung eingetragen und der Wagen wieder an der Station abgestellt. Mehr Informationen zum Thema finden Sie auf der Car Sharing Homepage: http://www.carsharing.org/ Parkraumbewirt- Quelle (Stand März 2004): www.bahnfakten.at/files/file_fak/VCOe_Facts heet_Klimafaktor_Verkehr.pdf) Der Verkehrsklub Österreich (VCÖ) setzt sich für die Umwelt ein Der VCÖ hat sein Hauptbüro in Wien und bezeichnet sich als eine Common Profit Organisation, die von mehr als 14.000 Privatpersonen durch Spenden und Jahresbeiträge unterstützt wird. Der VCÖ wurde 1988 gegründet und setzt sich für eine sozial verträgliche sowie ökonomisch effiziente Mobilität ein. Primäres Anliegen des VCÖ ist die For- 41 derung nach einer Verkehrspolitik, die allen Menschen unabhängig vom Alter, Einkommen und Gesundheit faire Mobilitätschancen ermöglicht und die Verkehrsbelastungen für Mensch und Umwelt verringert. Der VCÖ fordert insbesondere Maßnahmen von der Verkehrspolitik, die den öffentlichen Verkehr verbessern, die Verkehrssicherheit besonders für Kinder und ältere Menschen erhöhen und den Lkw-Verkehr im Sinne von mehr Kostenwahrheit verringern. Das VCÖForschungsinstitut erstellt die wissenschaftli- che Basis für eine ökologisch verträgliche und ökonomisch effiziente Mobilität. Zahlreiche Studien zum Themenbereich öffentlicher Verkehr, externe Effekte, volkswirtschaftliche Kosten der jeweiligen Verkehrsmittel sind auf der Homepage des VCÖ abrufbar und lassen hinsichtlich des Nachhaltigkeitsaspekts Kritik an der österreichischen bzw. europäischen Verkehrspolitik laut werden. Klimaschutz in Österreich: Was bisher geschah und was denkbar wäre In den letzten Jahren wurden zahlreiche Ideen zum Klimaschutz entwickelt. Der Ausbau bereits bestehender Maßnahmen und das Andenken weiterer Schritte bieten eine echte Alternative zur Akzeptanz des Klimawandels. Subventionen Bereits jetzt wird die Nutzung von erneuerbaren, emissionsfreien Energieträgern wie Sonne, Wind oder Biomasse durch direkte staatliche Subventionen oder Steuerabzüge gefördert. Das führt zu einem zunehmenden Angebot von Energie aus solchen Energieträgern. Aktuell wird in Österreich eine Anpassung dieser Subventionen diskutiert. Generell führen solche Maßnahmen zu ökologischen Vorteilen, größerer Energiesicherheit und neue Arbeitsplätzen. Emissionsabgaben Durch die Einführung einer CO2-Abgabe kann der Verbrauch von fossilen Energieträgern reduziert werden. Allerdings müsste die Abgabenhöhe relativ hoch sein, um stärkere Effekte zu erzielen. Es wird angenommen, dass positive volkswirtschaftliche Effekte eintreten – eine geringfügige Zunahme des Bruttosozialproduktes und des Außenhandels sowie eine Abnahme der Arbeitslosigkeit werden angenommen. Vorteilhaft wäre jedenfalls, dass die Auslandsabhängigkeit von fossilen Energieträgern abnehmen würde. Staatliche Unterstützung von Bildung und Forschung Vermehrte Bildung und Information über Klimawandel und Klimaschutz sensibilisieren die Bevölkerung. Informationen unterstützen ein bewussteres Verhalten und die Bereitschaft zur Einführung und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen und können damit auch indirekten Druck auf Wirtschaft und Politik bewirken. Allerdings sind die Auswir- 42 kungen von Bildungsmaßnahmen schwer erkennbar. Die Förderung von Forschung und Innovationen im Bereich energiesparender Technologien unterstützt einen allgemeinen Strukturwandel. Staatlich (oder auch privat) unterstützte Innovationen können damit indirekt die Wirksamkeit der Energienutzung sowie die Marktfähigkeit erneuerbarer Energien verbessern und beschleunigen. Technologische Neuerungen können zu wesentlichen Energieeinsparungen und Emissionsminderungen führen. Freiwillige Vereinbarungen Auch gibt es die Möglichkeit, durch freiwillige Vereinbarungen bzw. Verpflichtungen der Wirtschaft eine effizientere Energienutzung bzw. eine Reduktion der CO2-Emissionen zu erreichen. Die Einhaltung der Vorgaben wird überprüft und fördert technische Innovationen. Investitionen in Energieeffizienz können positive Auswirkungen auf Wirtschaftswachstum und Beschäftigung haben. Staatliche Verbote und Gebote Im Gegensatz zu Fördermaßnahmen oder freiwilligen Maßnahmen geht es in diesem Fall um direkte staatliche Eingriffe in die Aktivitäten der Wirtschaft und der Bürger durch Ge- und Verbote. Beispielsweise können Vorschriften über Obergrenzen oder Zielwerte für den spezifischen Energieverbrauch festgelegt werden. Auch könnten Fahrverbote an unterschiedlichen Tagen verordnet werden, wie dies Anfang der 70er Jahre zur Zeit der Energiekrise der Fall war. Das würde den Energieverbrauch senken und im Fall der Fahrverbote auch zu einer Reduktion des Verkehrsaufkommens führen. Energiebeschränkung Durch einen nationalen Beschluss wird die Gesamtmenge des Energieverbrauchs von Wirtschaft und Bevölkerung festgelegt und auf die Verbraucher verteilt. Diese Maßnahme entspricht im Ansatz der Rationierung von lebenswichtigen Gütern in Kriegs- und Notzeiten. Der Handel mit den zugeteilten Energierationen wäre allerdings erlaubt, was bei großer Energieverknappung zu entsprechend hohen Preisen führen würde. Es könnte zu einer Verschlechterung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit kommen. Es könnte aber auch ein Innovationsschub in Gang gesetzt werden, der zu einem wirt- schaftlichen Aufschwung führen würde. Mögliche Verlierer sind Teile der Energieindustrie und Strukturen/Organisationen mit einem sehr hohen Energieverbrauch. Mögliche Gewinner wären hingegen Haushalte mit niedrigem Energiebedarf, da diese Energierationen verkaufen könnten. Auch dürften alternative Energiequellen wie Solar- oder Windenergie konkurrenzfähiger werden und einen höheren Marktanteil erreichen. Durch einen Technologieschub könnten neue Wirtschaftszweige entstehen. Klimabündnis Österreich: Die wichtigste nicht staatliche Initiative in Österreich Das Klimabündnis Österreich zählt zu den bedeutendsten nicht staatlichen Klimaschutzinitiativen in Österreich. Diese NichtRegierungs-Organisation (NGO) ist eine gemeinnützige GesmbH. mit den Gesellschaftern „Umweltberatung“, „HORIZONT3000“, und „Südwind-Verein für Entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit“. cherübergreifenden Auseinandersetzung mit klimarelevanten Themen und zu klimaschonendem Handeln. • Betriebe: Unternehmen, die am Klimabündnis-Programm teilnehmen verpflichten sich zur Durchführung von konkreten Klimaschutzmaßnahmen im Betrieb. Dabei werden individuelle Klimaschutzziele festgelegt, wobei die Verwirklichung der Ziele von externer Seite geprüft wird. • COICA–Zusammenschluss indianischer Organisationen im Amazonasraum: Es werden die indigenen Partner des Klimabündnises im Amazonasraum unterstützt. Das Klimabündnis macht zwei Faktoren für den Klimawandel verantwortlich: 1. 2. die übermäßige Verbrennung fossiler Energieträger die rigorose Zerstörung der tropischen Regenwälder hauptsächlich für Bergbau und Tropenholzgewinnung sowie Landwirtschaft Diese beiden Faktoren gaben Anlass für die Entstehung des Klimabündnisses innerhalb Europas, wobei das „Klimabündnis Österreich“ folgende Bündnispartner hat: • • • Städte und Gemeinden: Städte und Gemeinden die dem Klimabündnis beitreten, machen sich zur Aufgabe, lokale Klimaschutzprogramme auszuarbeiten und umzusetzen bzw. zum Schutz des Regenwaldes mit den indigenen Partnern des Klimabündnis zusammenzuarbeiten. Alle neun Bundesländer: Sie geben Gemeinden die Möglichkeit dem Klimabündnis beizutreten, um aktiv zum Klimaschutz beizutragen. Schulen: So genannte „Klimabündnis-Schulen“ bekennen sich zur fä- Grundsätzlich verpflichten sich die Bündnispartner des Klimabündnisses Österreich folgende Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen: • Halbieren der derzeitigen CO2Emissionen (und anderer Treibhausgase) bis zum Jahr 2010 • Verzicht auf die Verwendung von Tropenhölzern bzw. der Treibhausgase: FCKW, H-FCKW und H-FKW • Förderung und Unterstützung der traditionell nachhaltigen Lebensweise zum Erhalt des Regenwaldes der indigenen Partner im Amazonasgebiet Mehr Infos zum Klimabündnis Österreich finden Sie unter: http://www.klimabuendnis.at/ 43 klima:aktiv – ein österreichisches Aktionsprogramm klima:aktiv ist das Aktionsprogramm für aktiven Klimaschutz des Lebensministeriums und ist ein klares Signal für die rasche, aktive und konsequente Umsetzung der österreichischen Klimastrategie. Die unterschiedlichen Teilprogramme von klima:aktiv dekken die klimarelevanten Schwerpunkte Bauen und Wohnen, Mobilität, Unternehmen, Energiesparen und erneuerbare Energieträger ab. • Gefördert werden themen- und zielgruppenorientierte Programme, die einen umfassenden, systematischen Ansatz bei der Unterstützung der Markteinführung klimafreundlicher Technologien, Dienstleistungen und Aktivitäten verfolgen. • Durch maßgeschneiderte Programme für verschiedene Zielgruppen und Themen können breitenwirksame Entwicklungen ausgelöst werden und ein hoher Nutzen im Sinne der CO2Reduktion mit vergleichsweise niedrigen Kosten erzielt werden. • Die Programme sind zeitlich begrenzt – so können konkrete evaluierbare Ziele verfolgt und erreicht werden. • Die Marktanteile von klimafreundlichen Technologien und Dienstleistungen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Anwendung erneuerbarer Energie sollen vergrößert werden. Davon werden Österreichs innovative Unternehmen im Umweltund Technologiesektor profitieren und zukunftsfähige Arbeitsplätze in Österreich geschaffen und gesichert. • Die Lücke soll geschlossen werden zwischen den Forschungsprogrammen des Bundesministeriums für Verkehr, Infrastruktur und Technologie und einer breiten Marktanwendung der klimaschonenden technischen und organisatorischen Lösungen. • Eine rasche und breite Markteinführung klimafreundlicher Technologien erfordert umfassende Entwicklungsund Kommunikationsaktivitäten. Dafür sollen geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden. Relevante Wirtschaftszweige werden zur aktiven Mitgestaltung der Programme eingeladen und klima:ativ-Partner erleichtern den Zugang zu den Zielgruppen und erweitern die Ressourcen zur Erreichung des gemeinsamen Ziels. Quellen (Stand Juli 2004): BMLFUW Abt. V/410 http://www.klimaaktiv.at/index-programme http://www.klimaschutz2004.at/article/archiv e/594/ „KliP“ – Das Klimaschutzprogramm aus Wien Durch die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls verpflichten sich Industriestaaten, mit Hilfe verschiedener Maßnahmen die ausverhandelten CO2-Reduktionsziele zu erreichen. Eine dieser Maßnahmen ist die Klimaschutzinitiative „KliP“-Wien. stisch zu reduzieren. Zwischen 1996 und 1999 wurde das „KliP“ Wien ausgearbeitet. Ziel war es, vor allem die Klimaschutzaktivitäten der Stadt Wien in den Bereichen: Energie, Mobilität, Beschaffung und Abfall besser zu koordinieren und zu beschleunigen. Mitte der neunziger Jahre wurden Prognosen erstellt, wonach die Kohlendioxidemissionen dramatisch ansteigen werden, wenn keine entsprechenden Gegenmaßnahmen getroffen werden. Somit hat sich die Stadt Wien vor dem Hintergrund internationaler Abkommen zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen dra- Nach Umsetzung der Maßnahmen werden folgende Reduktionseffekte erwartet: 44 • Reduktion der CO2-Emissionen um 14% gegenüber dem Wert von 1990: Dies soll durch Absenken der jährlichen Emissionen von 8,5 Millionen Tonnen (1990) auf 7,3 Millionen Tonnen bis zum Jahr 2010 erreicht werden. • • • Reduktion der CO2-Emissionen um 26% im Vergleich zum prognostizierten Wert für das Jahr 2010. Das entspricht einer Absenkung von 9,9 auf 7,3 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Rückgang bei den Pro-Kopf-CO2Emissionen gegenüber 1987: Dabei sollen die CO2-Emissionen pro Einwohner von 5,7t (Stand 1987) auf 4,5t (2010) gesenkt werden. Reduktion von 1,3 Mio. Tonnen CO2Äqivalenten. Dies wird durch das „KliP“-Maßnahmenprogramm „Bau Klima – ein Ausstieg aus der Verwendung von Baustoffen mit halogenierten Kohlenwasserstoffen“ erreicht. Bisher umgesetzte Maßnahmen Im Rahmen der Umsetzung des „KliP“ wurde besonders darauf Wert gelegt, nicht nur allgemeine Definitionen auszuarbeiten, sondern es wurde sofort mit der Realisierung kurzfristig möglicher Maßnahmen begonnen. Dazu gehören beispielsweise: • • • • • Die Ausweitung der Altbausanierungsförderung seit dem Jahr 2000 Der Verzicht auf den Einsatz von HHFCKW und H-FKW im geförderten Wohnbau Der Aufbau einer Energiebuchhaltung für Magistrats- und Bezirksgebäude Mit der Projektgruppe „Öko-KaufWien“ wird die umweltfreundliche Beschaffung der Wiener Stadtverwaltung geplant und koordiniert Mit dem „Ökobusinessplan Wien“ werden die Wiener Betriebe bei der Einführung von Umweltmanagementsystemen unterstützt Mehr Informationen dazu finden Sie auch unter: http://www.eva.wsr.ac.at/klip/ http://www.magwien.gv.at/ma22/klimasch/kl ip/ 45 46 Klimaschutz und Wirtschaft 47 Klimaschutz und eine erfolgreiche Wirtschaft sind kein Widerspruch. Es gibt klare Belege dafür, dass der Großteil der in den letzten 50 Jahren beobachteten Klimaänderungen auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist. Der globale Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen der Umweltpolitik für die nächsten Jahre – sowohl die internationale Politik als auch die Wirtschaft reagieren. So werden auf internationaler Ebene Abkommen geschlossen mit dem Ziel, die bereits sichtbaren Klimaänderungen einzudämmen. Auch auf nationaler Ebene werden zahlreiche Maßnahmen ausgearbeitet und wie sich zeigt, lassen sich diese auch mit den Interessen der Wirtschaft vereinbaren. Der Klimawandel hat längst begonnen und die Kosten wurden benannt Bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist eine weltweite Klimaänderung im Gange. Das zeigen die meteorologischen Messungen und es ist an einer Vielzahl von Folgewirkungen erkennbar. Die Folgen solcher Ereignisse stellen sich für Entwicklungsländer und entwickelte Länder höchst unterschiedlich dar. dergrund, wobei Überflutungen und Sturmschäden den größten Anteil ausmachen. In den Entwicklungsländern hingegen kommt den menschlichen Katastrophen die größte Bedeutung zu. 95% aller durch klimatisch bedingte Naturkatastrophen verursachten Todesfälle sind in den Entwicklungsländern zu verzeichnen. Die Kosten des Klimawandels wurden benannt: Die Kosten – umgerechnet auf Einwohner in US$ – sind in den entwickelten Ländern in der Regel deutlich höher als in Entwicklungsländern (z.B.: 80 US$/Einwohner in Europa zu 2,5 US$/Einwohner in Afrika). Daraus kann man aber nicht schließen, dass die Auswirkungen des Klimawandels die entwikkelten Länder stärker treffen als die Entwicklungsländer. Dies schon allein deshalb, weil das Preisniveau in entwickelten Ländern viel höher ist als in Entwicklungsländern. Unwetter und klimatisch bedingte Naturkatastrophen verursachten zwischen 1992 und 2001 weltweit Schäden in der Höhe von 392 Mrd. US$. Die Folgen solcher Ereignisse stellen sich für Entwicklungsländer und entwickelte Länder höchst unterschiedlich dar. In den Industriestaaten stehen finanzielle Verluste im Vor- in Mio. US$ Lawinen Rutschungen Afrika Amerika Asien Europa Ozeanien Gesamt 0 1066 370 24 0 1468 Dürre / HungerKatastrophen 381 3161 12304 9546 4203 29595 Extreme Temperaturen Fluten Brände Stürme Anderes Gesamt 1 893 3 576 5 2040 7374 31184 3206 100060 104 146156 3950 105113 18989 37720 0 178447 937 30653 189 15498 0 56849 0 793 226 3265 120 8607 12626 168636 22615 157300 229 392100 Tab.2: Kosten von Unwettern und Naturkatastrophen 1992–2001 nach Regionen (Quelle: Climate News, Hrsg. WMO) 48 Die nationale Klimastrategie für Österreich Österreich hat das Kyoto-Protokoll gemeinsam mit der EU im Mai 2002 ratifiziert. Das Reduktionsziel für Österreich wurde mit 13% festgelegt und die Maßnahmen der österreichischen Klimastrategie sollen dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen. Die Europäische Union hat sich mit der Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls zu einer Reduktion der Treibhausgase um 8% verpflichtet. Aufgrund der verschiedenen Voraussetzungen zur Reduktion der Treibhausgase in den einzelnen Mitgliedstaaten wurde das Reduktionsziel der einzelnen Staaten unterschiedlich bewertet („Burden Sharing Agreement“). Das Reduktionsziel für Österreich wurde dabei mit 13% festgelegt. Um dieses Ziel zu erreichen, darf die Treibhausemission von Österreich im Verpflichtungszeitraum von 2008 bis 2012 nicht mehr als rund 68 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent überschreiten. Im Trend Szenario (wenn keine zusätzlichen Maßnahmen erfolgen – siehe Abbildung) wird von einer Erhöhung der Emissionen bis zur Kyoto-Zielperiode auf etwa 85 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent ausgegangen (siehe Abbildung). Zur Erreichung des Reduktionsziels ist daher eine durch Maßnahmen gestützte Reduktion um 17 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent erforderlich. Die Bundesregierung hat gemeinsam mit den Ländern eine nationale Klimastrategie ausgearbeitet, die im Jahr 2002 beschlossen wurde. Quellen (Stand August 2004): http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/si te/umweltkontrolle/2004/0601_treibhaus.pdf http://gpool.lfrz.at/gpoolexport/media/file/Na tionale_Klimastrategie_fuer_Oesterreich.doc Abb. 6: Trend- und Zielszenario der Treibhausgasemissionen in Österreich (Quelle: Umweltbundesamt 2003) 49 Die österreichische Klimastrategie als Antwort auf den Klimawandel Am 18. Juni 2002 wurde die Strategie Österreichs zur Erreichung des Kyoto-Ziels vom Ministerrat angenommen. In der Strategie werden die Maßnahmen für alle politischen Handlungsebenen sowie von allen betroffenen Sektoren zusammengefasst. Besonderes Augenmerk wird auch den Rahmenbedingungen, die vom Bund und der EU gesteckt werden, gewidmet. Strategien zum Klimaschutz sollen nicht nur unter einem kurzfristigen Kostenaspekt gesehen werden, sondern müssen auch längerfristige Vorteile (Schutz der Gesundheit, Energieeinsparung, Reduktion klassischer Luftschadstoffe, Lärmreduktion, Wettbewerbsvorteile ...) mit einbeziehen. Es werden hauptsächlich sieben Handlungsbereiche unterschieden. Die Handlungsbereiche und deren Reduktionspotenzial sind in der folgenden Tabelle ersichtlich. Maßnahmenbereich Auch werden steuerliche Maßnahmen beschrieben, die einen direkten Beitrag zur Zielerreichung leisten. Das Linzer market-Institut hat die österreichische Bevölkerung zur Akzeptanz einer ökologischen Steuerreform befragt. Das Ergebnis ist eindeutig: 66 Prozent sind gegen Ökosteuern, nur 30 Prozent dafür. Lesen Sie auf den folgenden Seiten einen Artikel aus der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“. Quelle (Stand August 2004): http://gpool.lfrz.at/gpoolexport/media/file/Na tionle_Klimastrategie_fuer_Oesterreich.doc 1990 1999 2000 Trend 2010 Redukt. potenzial Ziel 2010 % des Potenzials vom Trend 14,6 14,89 14,17 14,5 4 10,5 27,59 14,44 6,26 12,32 12,97 5,31 16,59 12,18 5,33 17,53 14,5 4,8 20 2,1 1,1 3,7 12,4 3,7 16,3 14,48 22,92 18,50 21,71 22,46 23,15 22 1,25 20,75 5,68 5,6 4,93 4,81 4,8 0,4 4,4 8,33 1,743 1,6 1,74 3 1,2 1,8 40,00 0,97 0,95 0,84 0,8 0,1 0,7 12,50 77,643 79,7 79,75 84,4 13,85 70,55 16,41 MASSNAHMEN IM INLAND 1. Raumwärme und sonstiger Kleinverbrauch (CO2 + N2O + CH4) 2. Energieaufbringung (Elektr.- u. Wärmeerz., Raffinerien) (CO2+N2O+CH4) 3. Abfallwirtschaft (CH4+N2O+CO2) 4. Verkehr (CO2+N2O+CH4) 5. Industrie und produzierendes Gewerbe (CO2+NO2+CH4; inkl. Prozesse, ohne Strombezug) 6. Landwirtschaft (CH4+N2O) 7. „Fluorierte Gase“ (H-FKW, PFKW, SF6) Sonstige CO2-, CH4- und N2O- Emissionen (v.a. Lösemittelverwendung) Summe Inland Zielwert gemäß EU-Lastenaufteilung zum Kyoto-Protokoll Tabelle 3: Handlungsbereiche der österreichischen Klimastrategie 50 67,55 Zum nationalen Zuteilungsplan für Österreich Österreich sieht den Emissionshandel auf Anlagenebene als geeignetes marktwirtschaftliches Instrument der Klimapolitik an, um eine kosteneffiziente Reduktion von Treibhausgasemissionen in bestimmten Sektoren zu erzielen. Er kann auch als ein Schritt zur Ökologisierung des Fiskalsystems verstanden werden. Österreich hat die Richtlinie über den EUinternen Emissionshandel von Anfang an befürwortet. Österreich hat nicht nur den Zuteilungsplan zeitgerecht (März 2004) in Brüssel abgeliefert, sondern auch als einer der ersten EU-Mitgliedstaaten eine gesetzliche Basis für den Emissionshandel im Parlament beschlossen. Die Europäische Kommission hat bis Anfang September 2004 acht nationale Zuteilungspläne für CO2-Emissionszertifikate geneh- Sektor Energiewirtschaft Industrie migt. Fünf Pläne (Dänemark, Irland, Niederlande, Slowenien und Schweden) wurden ohne weitere Auflagen angenommen. Die übrigen drei (Deutschland, Österreich und Großbritannien) wurden unter der Voraussetzung akzeptiert, dass bestimmte technische Änderungen vorgenommen werden. Geschieht dies, sind die Pläne ohne zweite Prüfung durch die Kommission direkt annehmbar. Dann werden im Mitgliedstaat Österreich 98,2 Mio. Tonnen CO2-Zertifikate und 205 Anlagen von der EUKommission genehmigt werden. Im nationalen Zuteilungsplan für Österreich wird die Zuteilung der Zertifikate auf der Ebene der Tätigkeitsbereiche in zwei Stufen vorgenommen: 1. Zuteilung auf Sektorebene 2. Zuteilung auf Branchenebene Branchen Elektrizitätswirtschaft Fernwärme Mineralölverarbeitung Eisen- und Stahlindustrie (Voest Alpine) Sonstige Eisen- und Stahlindustrie Zementindustrie Papierindustrie Chemische Industrie Kalkindustrie Feuerfesterzeugnisse Ziegelindustrie Lebensmittelindustrie Glasindustrie Holzindustrie Maschinen- und Stahlbau-, Metallwaren-, Fahrzeug-, Nichteisenmetall-, Elektronikindustrie Sonstige mineralische Produkte/Bauwesen Textilindustrie Tabelle 4: Sektoren und Branchen zum nationalen Zuteilungsplan (Quelle: nationaler Zuteilungsplan für Österreich gemäß § 11 EZG) Quellen (Stand August 2004): http://www.europa.eu.int/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/04/862&format=HTML&aged =0&language=DE&guiLanguage=en http://gpool.lfrz.at/gpoolexport/media/file/Nationale_Klimastrategie_fuer_Oesterreich.doc 51 Lesen Sie hier einige Reaktionen auf die Präsentation des nationalen Zuteilungsplans für Österreich: Dürfen Unternehmen jetzt mehr Treibhausgase produzieren? Kritik von Umweltorganisationen und Grünen Der Standard online, 24. 3. 2004 Wien - Scharfe Kritik an dem von Umweltminister Josef Pröll (V) am Mittwoch vorgelegten Entwurf für einen Nationalen Zuteilungsplan (NAP) für den Emissionshandel kommt – nicht unerwartet – von Umweltorganisationen und den Grünen. Global 2000 sieht Österreich „vor einem Kyoto-Desaster“ stehen. Der WWF sieht den NAP unter dem Motto „Klimakiller statt Klimaschutz“ und die Grünen bewerten den Zuteilungsplan sogar als „Rückschritt beim Klimaschutz in Österreich“. Mehr Verschmutzungsrechte statt weniger Aus den angekündigten Emissionsreduktionen bei Industrie und Energiewirtschaft sind laut Global 2000 mehr als 10 Prozent zusätzliche Verschmutzungsrechte geworden. Sowohl das Emissionshandels-Gesetz als auch die Verteilung der Verschmutzungsrechte zerstören einmal mehr die Hoffnungen auf echten Klimaschutz, heißt es in einer Aussendung. Besonders irreführend sei der Umgang mit der Ausgangsbasis für die Berechnung der Höhe der Verschmutzungsrechte: Es werde „mit Zahlen jongliert, um zu verstecken, dass der Industrie und Energiewirtschaft Mehremissionen zugestanden werden“. „NAP entspricht nicht EU-Vorgaben“ Global 2000 erwartet, dass der NAP in dieser Form nicht den Vorgaben der EU entsprechen wird und fordert eine sofortige Reform des österreichischen Emissionshandels-Konzeptes. Die heute präsentierte Zuteilung der CO2-Verschmutzungsrechte bedeutet, dass die CO2Emissionen von Industrie und E-Wirtschaft um 12 Prozent steigen können, so der WWF in einer Aussendung. Der NAP erlaubt für die erste Handelsperiode 2005 bis 2007 eine Gesamtmenge von 32,5 Mio. Tonnen Gratiszertifikaten - dies sei um 12 Prozent mehr als die betroffenen Unternehmen heute an CO2 emittieren. Die Betriebe, die dem Emissionshandel unterliegen, hätten in der Basisperiode für den Emissionshandel (1998 bis 2001) in Wirklichkeit 29 Mio. Tonnen CO2 emittiert. WWF verärgert „Der Umweltminister wagt es, eine Steigerung der CO2-Emissionen als Klimaschutz zu verkaufen“, ärgert sich der WWF und spricht sich ebenfalls für eine sofortige Neuverhandlung des Allokationsplans und eine wirkliche Senkung der Treibhausgase in Österreich aus. Für die Grünen bedeutet der NAP „einen massiven Rückschritt beim Klimaschutz in Österreich“. Der Entwurf sei ein „Freibrief für einen enormen Anstieg, der durch nichts zu rechtfertigen ist“, so Grünen-Umweltsprecherin Eva Glawischnig. 22 Prozent über dem Kyoto-Ziel Österreich liege derzeit 22 Prozent über dem Kyoto-Ziel und zähle zu den EU-Schlusslichtern. „Mit diesem katastrophalen Plan ist das Kyoto-Ziel endgültig abzuschreiben“, so Glawischnig. Im Gegensatz zu Österreich wollten andere EU-Länder ihre CO2-Emissionen sehr wohl durch eine entsprechend restriktive Zuteilung von Zertifikaten reduzieren, so Glawischnig: In Deutschland sei eine Reduktion um 1 Prozent im Gespräch, in Irland soll um 2 Prozent, in Großbritannien sogar um 5,6 Prozent reduziert werden. Als „Frechheit“ bezeichnet Glawischnig auch die nur fünftägige Frist, die der Öffentlichkeit zur Stellungnahme eingeräumt wird. Da der heute veröffentlichte NAP das Datum von vorgestern trage, reduziere sich die Frist auf drei Tage. Anmerkung: Beiträge in Tageszeitungen spiegeln immer eine aktuelle tagespolitische Diskussion wider. Der hier vorgestellte Artikel soll als Beispiel dafür dienen, dass tagespolitische Themen einen sehr guten Ausgangspunkt bieten, um im Unterricht fächerübergreifende Zusammenhänge herzustellen. 52 Für die Industrie ist der Allokationsplan ungenügend Industriellenvereinigung rechnet mit weiteren Korrekturen - Ministerratsbeschlüsse müssen umgesetzt werden Der Standard online, 24. 3. 2004 Wien – Laut Industriellenvereinigung (IV) entspricht der vorgelegte nationale Allokationsplan (NAP) nicht dem Ministerratsbeschluss vom 10. Februar. Von den notwendigen zusätzlichen Zertifikaten für die Wirtschaft zur Absicherung von konkreten und bereits genehmigten Neuinvestitionen in den Jahren 2005 bis 2007 wurde quasi nichts berücksichtigt, heißt es in einer Aussendung am Mittwoch. Die breit angelegten Branchengespräche zwischen Umweltministerium und Fachverbänden nach dem Ministerrat waren demnach laut IV „offensichtlich Alibiverhandlungen“, um Unternehmen und Fachverbände zu beschäftigen. Standortgefährdende Belastung droht Die IV verweist darauf, dass es Rückmeldungen von Unternehmen gebe, denen 30 Prozent und mehr der Zertifikate fehlen, um ihren Bedarf zu decken. Für solche Unternehmen drohe der Emissionshandel endgültig zu einer standortgefährdenden Belastung zu werden. Mit dem Umweltministerium sei vereinbart, dass weiter Korrekturen stattfinden. Die betroffenen Unternehmen werden ihre Zuteilungen vehement beeinspruchen, die Korrekturen haben direkt an den Minister zu gehen. Wachstum und Klimaschutz Was die Kritik der Grünen und einzelner NGOs betrifft, verweist die IV darauf, dass eine nachhaltige Lösung Wachstum und Klimaschutz ermögliche. Die österreichische Industrie werde die Vorgaben der Klimastrategie erfüllen und damit zur Einhaltung des Kyoto-Protokolls beitragen. Österreich solle klüger sein als Deutschland und „nicht nur einseitig gegen die Industrie vorgehen“, so die IV. Die österreichische Industrieunternehmen, die großteils umwelteffizient arbeiteten, hätten die Alternative, ihre Produktion zu verlagern. Das bringe aber weder dem Klimaschutz etwas, noch der Beschäftigung in Österreich. Und eine ausländische Politikerstimme ... Harte Kritik an Klimaplänen Streit über Emissionshandel in Österreich und Deutschland Alexandra Föderl-Schmid, Luise Ungerboeck, Der Standard Printausgabe, 24. 3. 2004 Berlin/Wien – Der deutsche Umweltminister Jürgen Trittin hat Österreich indirekt vorgeworfen, zu viele Zertifikate für den Handel mit Kohlendioxid-Emissionen zu vergeben. „Es mag ein kleines Transitland geben, was, bevor es überhaupt Emissionszertifikate verteilt hat, erst einmal die Menge um zehn Prozent erhöht hat. Dann haben sie gesagt, wir gehen um fünf Prozent runter, ambitioniert, in Wirklichkeit ist das eine Steigerung um fünf Prozent.“ Der Rest solle durch Einsparungen im Verkehr erbracht werden. „Nach der geographischen Lage und Größe des Landes müssten sie den Verkehr stilllegen“, sagte Trittin in einem Gespräch mit Auslandskorrespondenten. Auf die Frage des STANDARD, ob Österreich gemeint sei, sagte der Grün-Politiker lächelnd: „Die Politik des ,name, blame and shame' muss der Kommission überlassen sein.“ Die EU-Kommission hat Österreichs Pläne, wie berichtet, bereits kritisiert. Zerreißprobe Wie in Österreich streiten auch in Deutschland der Umwelt- und der Wirtschaftsminister über die Vergabe der Zertifikate. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) hatte einen bereits ausgehandelten Kompromiss kurzfristig platzen lassen. Er stellt zudem Projekte wie die Ökosteuer zur Diskussion, was die rot-grüne Koalition in eine Zerreißprobe bringt. Was Trittin zu viel ist, ist der österreichischen Industrie naturgemäß viel zu wenig. BöhlerUddeholm bekam vom Umweltministerium statt der erhofften Gratiszertifikate für 135.000 bis 53 140.000 Tonnen CO2 nur 122.500 zugeteilt, womit nicht einmal das Volumen des im Vorjahr in Betrieb genommenen AOD-Konwerters in Kapfenberg abgedeckt sei. Das sei unzumutbar, dagegen werde man ankämpfen, heißt es. Wettbewerbsnachteil Böhler-Chef Claus Raidl hatte bereits in der Vorwoche kritisiert, dass die geplante Zuteilung ein enormer Wettbewerbsnachteil für die heimische Industrie sei, weil bei den Stahlerzeugern in Deutschland, Spanien und Frankreich nur die Produktionsstufen bis zur Bramme gerechnet würden, in Österreich aber auch nachgelagerte Verfahren wie Wärmebehandlung etc. Ein sonderbarer Fall ist der Sonderfall Voest Alpine. Sie bekam Zertifikate für 11,07 Mio. Tonnen CO-zugeteilt, also deutlich weniger als der im Ministerrat beschlossene Minimalwert von 11,9. Die fehlende Menge stellt eine Kostenbelastung von rund 11,2 Mio. Euro dar (Basis: 13,5 Euro/Tonne CO2). Anmerkung: Beiträge in Tageszeitungen spiegeln immer eine aktuelle tagespolitische Diskussion wider. Der hier vorgestellte Artikel soll als Beispiel dafür dienen, dass tagespolitische Themen einen sehr guten Ausgangspunkt bieten, um im Unterricht fächerübergreifende Zusammenhänge herzustellen. Ökologisierung des Fiskalsystems: Die ökologische Steuerreform Die Ökologisierung des Fiskalsystems stellt einen Sammelbegriff für alle finanzpolitischen Maßnahmen dar, welche auf Aspekte des Umweltschutzes ausgerichtet sind. Insbesondere sind damit die Ökologisierung der Steuern, Abgaben und Subventionen gemeint. Die Ökologisierung des Fiskalsystems ist ein wirtschaftlich effizientes und umweltwirksames Instrument und ist Teil des Maßnahmenpaketes der österreichischen Klimastrategie. Auch der Handel mit Emissionszertifikaten ist ein Beitrag zur Ökologisierung des Fiskalsystems. Die Ökosteuer in Österreich: Ein Modell, das sich lohnt Eine ökologische Steuerreform zeichnet sich dadurch aus, dass es insgesamt zu keiner Steuererhöhung kommt und ein fairer Vergleich zwischen nicht erneuerbaren und erneuerbaren Energieträgern möglich wird. Die Energieversorgung unseres Wirtschaftssystems beruht derzeit hauptsächlich auf der relativ preisgünstigen Verbrennung fossiler Energieträger. Der anthropogene Treibhauseffekt ist zu einem Großteil auf die Verbrennung fossiler Energieträger wie Erdöl, Erdgas oder Kohle zurückzuführen. Um seine Folgen zu mildern, wird es notwendig sein, die Verbrennung dieser Stoffe stark zu reduzieren. Neben der Steigerung der Energieeffizienz muss daher besonders auf erneuerbare 54 Energieträger wie Biomasse, Windkraft, Kleinwasserkraft, Solarenergie usw. gesetzt werden. Es gibt Maßnahmen, die eine Orientierung hin zur Verwendung erneuerbarer Energieträger unterstützen. Mit einer ökologischen Steuerreform können zum Beispiel fossile Energieträger schrittweise höher besteuert werden, wodurch ein Lenkungseffekt in Richtung erneuerbarer Energieträger entsteht. Grundprinzipien einer aufkommensneutralen ökologischen Steuerreform Eine ökologische Steuerreform zeichnet sich dadurch aus, dass es insgesamt zu keiner Steuererhöhung kommt. Vielmehr geht es im Kern um eine Umschichtung der Steuerlast: weg vom Faktor Arbeit und hin zu den Ressourcen. Während der Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen durch die höhere Umweltsteuer teurer und damit „bestraft“ wird, erfolgt gleichzeitig eine steuerliche Entlastung der menschlichen Arbeit. Eine reine Steuererhöhung wird also vermieden; gleichzeitig dürfte die Produktion von Waren und Dienstleistungen vergünstigt und somit attraktiver gemacht werden. Die Lenkungswirkung einer ökologischen Steuerreform besteht somit darin, dass weniger nicht erneuerbare Ressourcen ver- braucht werden und die menschliche Arbeit im Produktionsprozess tendenziell stärker nachgefragt wird. • Finanzierung der Abgabenentlastung durch schrittweise Anpassung der Steuern auf nicht erneuerbare Ressourcen Für fossile Energieträger kann diese Entwicklung folgendermaßen aussehen: 1. Eine jährliche Erhöhung der Steuer auf fossile Energieträger (Mineralölsteuer) in mehreren kleinen Schritten • Verwendung eines kleinen Teils der Einnahmen zur Finanzierung und Förderung erneuerbarer Ressourcen • Möglichst geringe Besteuerung von erneuerbaren Ressourcen (u.a. auch Energieträger) 2. Im Gegenzug eine steuerliche Entlastung durch Senkung der Sozialversicherungsbeiträge bzw. anderer arbeitsbezogener Steuern und Abgaben Aus einer Studie der Europäischen Umweltagentur über Umweltsteuern geht hervor, dass EU-weit durchschnittlich sieben Prozent der staatlichen Einnahmen aus Umweltsteuern kommen. Nur wenige Staaten der EU belasten fossile Treib- und Brennstoffe weniger als Österreich. So wird durch eine schrittweise Erhöhung der Abgaben auf fossile Energie der Anreiz zum Energiesparen erhöht und der Einsatz erneuerbarer Energieträger gefördert. Diese steuerliche Umschichtung ist aufkommensneutral, das bedeutet, dass mit den erhöhten Steuereinnahmen im selben Ausmaß die Sozialversicherungsbeiträge der ArbeitnehmerInnen, ArbeitgeberInnen und Selbstständigen gekürzt werden. Damit können die Lohnnebenkosten gesenkt und die Löhne erhöht werden. Ökologische Steuerreform: Aspekte einer erfolgreichen Umsetzung Für eine erfolgreiche Umsetzung einer ökologischen Steuerreform sollten folgende Punkte beachtet werden: • Rechtzeitige Ankündigung der Reform und eine Einführung in kleineren Schritten, verteilt über zumindest drei Jahre • Sozialer Ausgleich für einkommensschwache Personengruppen wie PensionistInnen, Arbeitslose oder Mehrkinderfamilien • Erhöhung der Nettoeinkommen für Selbstständige und Unselbstständige durch Senkung der Sozialversicherungsbeiträge • Verringerung der Lohnnebenkosten In einer Übergangsphase könnten auch zeitlich befristete Steuererleichterungen für einzelne Branchen sinnvoll sein, um den Anpassungsprozess an die Steuerumschichtung zu unterstützen. So ein Modell lohnt sich für (fast) alle In 3-Jahres-Etappen werden die Lohnnebenkosten jährlich um 0,6 Prozent gesenkt. Gleichzeitig wird während dieser drei Jahre der Preis pro Kilowattstunde fossiler Energie jährlich jeweils um 0,4 Eurocent angehoben, sodass nach drei Jahren die Erhöhung 1,2 Eurocent beträgt. Die Nettolöhne würden bei einem Monatseinkommen von z.B. 2000 Euro nach drei Jahren um 36 Euro steigen, die Lohnnebenkosten um den gleichen Betrag sinken. Somit wären die Preise für flüssige fossile Treib- und Brennstoffe um ca. 14 Eurocent je Liter höher. Dabei würden sich die ArbeitgeberInnen jährlich ca. eine Milliarde Euro an Abgaben ersparen. Die Auswirkungen einer ökologischen Steuerreform sind vielfältig. Es sind positive Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation und auch für einige Branchen zu erwarten. • Durch die geringeren Lohnnebenkosten kann z.B. die Neueinstellung von MitarbeiterInnen gefördert werden. • Ebenso können aufgrund der besseren Wettbewerbsfähigkeit von erneuerbaren Energieträgern durch Investitionen z.B. im Bereich Biomasse, Solar- und Windkraftanlagen weitere Arbeitsplätze geschaffen werden. • Außerdem liegen in Österreich zur Zeit ca. 100.000 ha Ackerland brach, um Produktionsüberschüsse zu vermeiden. Durch eine ökologische Steuerreform könnten diese Flächen für nachwachsende Rohstoffe genützt werden, was eine wirtschaftliche Stärkung des ländlichen Raums bewirken würde. 55 Dem gegenüber stehen mögliche Arbeitsplatzverluste und negative wirtschaftliche Entwicklungen in Branchen, die im Zusammenhang mit nicht erneuerbaren Ressourcen stehen. Insgesamt ist jedoch insbesondere im Zusammenhang mit der allgemeinen Beschäftigungssituation mit einer Verbesserung zu rechnen. Zudem sind positive Effekte für die Versorgungssicherheit und für die allgemeine Sicherheitssituation zu erwarten: • Insgesamt dürfte eine größere Unabhängigkeit von nicht erneuerbaren (importierten) Ressourcen wie z.B. von Erdölimporten zu mehr Sicherheit in der Energieversorgung führen. • Durch eine Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, kann ein Beitrag zur globalen Friedenssicherung geleistet werden. Durch die begrenzte Verfügbarkeit von Erdöl und Erdgas, können nämlich in Zukunft Konflikte um knapper werdende Ressourcen nicht mehr ausgeschlossen werden. Auch sind im Zusammenhang mit anderen globalen Entwicklungen positive Ergebnisse zu erwarten. So hat sich Österreich im Jahr 2002 durch die Ratifizierung des KyotoProtokolls verpflichtet, seine CO2-Emissionen bis zum Jahr 2010 um 13%, bezogen auf 1990, zu reduzieren. Ohne die ökologische Steuerreform können diese Ziele wahrscheinlich nicht erreicht werden. Österreich muss bei Nichteinhaltung der Zusagen Emissionsrechte aus dem Ausland kaufen, was zu spürbaren Budgetbelastungen führen kann. Der (wahrscheinlich) verringerte Einsatz von fossilen Energieträgern führt außerdem zu 56 geringeren Treibhausgasemissionen, was wiederum positive Auswirkungen auf den Klimawandel hat. Abschließend kann festgehalten werden, dass eine Ökologisierung des Steuersystems die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für eine ausbalanciertere ökonomische, ökologische und soziale Entwicklung schafft. Wissenschaftliche Studien (z.B. WIFO 1995) zeigen, dass eine Steuerumschichtung weg vom Faktor Arbeit und hin zu den Ressourcen bei guter Ausgestaltung positive Umwelteffekte (z.B. geringere CO2-Emissionen) und positive gesamtwirtschaftliche Effekte (höheres Bruttonationalprodukt und positive Beschäftigungseffekte) mit sich bringt. Das Linzer market-Institut hat die österreichische Bevölkerung zur Akzeptanz einer ökologischen Steuerreform befragt. Das Ergebnis ist eindeutig: 66 Prozent sind gegen Ökosteuern, nur 30 Prozent dafür. Quellen (Stand August 2004): http://www.foesev.de/news25/artikelgreisberger.html WIFO: „Makroökonomische und sektorale Auswirkungen der Einführung einer umweltorientierten Energiebesteuerung in Österreich“, 1995 Österreichischer Biomasseverband Ökosoziale Steuerreform Broschüre Nr. 49a Ökosoziales Forum Österreich Ökologisierung des Fiskalsystems: Subventionen Der Betrachtung von „ökologisch kontraproduktiven Subventionen“ im Sinne von negativen Steuern oder Steuerbefreiungen kommt besondere Bedeutung zu – vor allem in Hinblick auf eine Senkung der Steuerbelastung. Die OECD-Definition von “environmentally counterproductive support measures” umfasst alle Arten der finanziellen Unterstützung sowie alle Arten von regulativen Instrumenten, die dazu dienen, die Wettbewerbsfähigkeit bestimmter Produkte, Prozesse oder Regionen zu vergrößern, wenn sie sich gemeinsam mit dem vorherrschenden Steuersystem benachteiligend auf umweltschonendere Produktions- und Konsummuster auswirken. Von der Abschaffung umweltkontraproduktiver Subventionen ist eine Stimulierung der technologischen Veränderungen in Richtung umweltschonendere Technologien zu erwarten. Eine Subventionsreduktion führt zu einer Erhöhung der Ressourcenproduktivität, aber auch zu einer Entzerrung der Marktpreise. Zudem kommt es zu einer Verminderung öffentlicher Ausgaben und zur Verbesserung der Effizienz der jeweiligen Volkswirtschaft. Die Abschaffung solcher Subventionsmaßnahmen muss jedoch von einer effektiven Umwelt- und Wirtschaftspolitik begleitet werden. Dadurch können nachteilige Effekte des ausgelösten technologischen Wandels abgemildert werden. Außerdem kann der stattfindende Wandel auf diese Weise in die umweltpolitisch gewünschte Richtung gelenkt werden. In Österreich sind umweltkontraproduktive Subventionen vor allem in den Bereichen Verkehr, Wohnbauförderung sowie Energie- und Landwirtschaft zu verzeichnen. Ökologisch kontraproduktive Unterstützungsmaßnahmen im Verkehrsbereich sind beispielsweise: • die Pendlerpauschale • das amtliche Kilometergeld • die Finanzierung der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur die Grundsteuerbefreiung für Verkehrsflächen • • Die Wohnbauförderung stellt eine der größten Fördersummen in Österreich dar. Aus umweltpolitischer Sicht sind insbesondere die Förderung von (Einfamilien-)Häusern ohne Anbindung an den öffentlichen Verkehr sowie die vergleichsweise geringe Förderung der Sanierung im Vergleich zum Neubau problematisch. Im Energiebereich geben vor allem bestehende Ausnahmen von Energiebesteuerung (z.B. energieintensive Industrie) und Ungleichheiten im Besteuerungssystem Anlass für Reformvorschläge. Neben der unterschiedlichen Steuerhöhe von Benzin und Diesel schafft insbesondere die Einbeziehung von Erdgas, nicht jedoch von Mineralölprodukten in die Deckelung der Industrie einen Bedarf zur Entwicklung einer systematischen Struktur der Energiebesteuerung. Derzeit wird beispielsweise der Flugverkehr aufgrund internationaler Abkommen weder von einer Besteuerung des Flugtreibstoffes noch von der Mehrwertsteuer oder der Grundsteuer erfasst. Dies stellt eine massive Besserstellung gegenüber anderen Verkehrsträgern dar. Nicht zuletzt deshalb kam es in den letzten Jahrzehnten zu einer massiven Ausweitung des Flugverkehrs. Diese Entwicklung gilt nicht nur wegen der entgangenen Steuereinnahmen, sondern auch aus ökologischen Gesichtspunkten als problematisch. Im Bereich der Landwirtschaft steht die Entkoppelung von Förderungen und Produktion im Mittelpunkt. Durch die grundsätzlich auf ökologische Anliegen Rücksicht nehmende Ausrichtung der österreichischen Agrarpolitik wurden unverkennbar umweltschädigende Förderungen, wie etwa die Trockenlegung von Feuchtgebieten, bereits vor Jahren eingestellt. Im österreichischen Kontext lassen sich daher nur sehr wenige Fördermaßnahmen orten, die mit dem Etikett „umweltkontraproduktiv“ versehen werden könnten. Am ehesten fallen darunter die in der gesamten EU geltenden Marktordnungsförderungen, welche eben an die Produktion gekoppelt sind. die Verpflichtung zur Errichtung von PkwStellplätzen 57 Quellen (Stand August 2004): http://www.foesev.de/news25/artikelgreisberger.html K. Steininger, F. PrettenthalerUmweltkontraproduktive direkte und indirekte Subventionen im Verkehrsbereich F. Sinabell, M. Hofreither Umweltpolitische Steuerungsinstrumente im Bereich der Landwirtschaft Artikel in: Interdisziplinär Nr. 6, pp 45–60 Ökosteuer: Die Akzeptanz der Bevölkerung ist gering Mehrheit gegen Ökosteuer Alle sind für Umweltschutz – so lange es nicht konkret wird Der Standard, 15. 3. 2004 Alle sind für Umweltschutz – so lange es nicht konkret wird. Beinahe jeder zweite Österreicher meint, dass Österreich bereits genug gegen den Klimawandel unternimmt. Ökosteuern, die fossile Energie belasten und so den CO2-Ausstoß bremsen könnten, werden massiv abgelehnt. Linz – „Als wichtiges Instrument gegen den Klimawandel und Treibhauseffekt werden immer wieder Steuern auf Erdölprodukte, Gas und Kohle – also so genannte Ökosteuern – genannt. Dazu gibt es generell zwei Meinungen: Die einen sagen, solche Ökosteuern sollten eingeführt werden, um umweltschädigendes Verhalten quasi zu bestrafen. Die anderen sagen, dass solche Ökosteuern nicht eingeführt werden sollten, weil man in Österreich ohnehin schon genug Steuer zahlt. Welche dieser Meinungen trifft auf Sie eher zu?“ – Diese Frage hat das Linzer market-Institut im Zuge einer umfangreichen Forschung zum Thema Umwelt und Energie im Februar 400 Befragten gestellt. Das Ergebnis ist eindeutig: 66 Prozent sind gegen Ökosteuern, nur 30 Prozent dafür. Zwar nimmt die Akzeptanz von Steuern zugunsten der Umwelt mit dem Bildungsstand der Befragten tendenziell zu – eine klare Mehrheit dafür gibt es aber nur unter den Wählern der Grünen. Nicht ganz so deutlich sind die Aussagen zum Klimaschutz – die übrigens vor Beginn der von der Österreichischen Hagelversicherung getragenen Klimaschutz-Kampagne erhoben wurden: 49 Prozent der Österreicher, mehrheitlich junge und weibliche Befragte, sind dafür, dass Österreich mehr tun sollte, um dem Klimawandel vorzubeugen. Aber 47 Prozent widersprechen: Österreich tue bereits genug gegen Treibhauseffekt und Klimawandel und solle nicht zusätzlich in diesen Bereich investieren. „Dabei ist den Österreichern durchaus bewusst, dass der Zustand der Umwelt keineswegs zufrieden stellend ist“, sagt market-Chef Werner Beutelmeyer: „Im Bewusstsein der Bürger ist aber offenbar nicht verankert, dass die wahrgenommene Belastung durch den Verkehr von ihnen selber in ihrem täglichen Handeln – und von ihrer politischen Haltung zu Maßnahmen wie Ökosteuern – beeinflussbar ist.“ Schlechtere Luft Gerade die mit der Luftqualität zusammenhängenden Umweltbelastungen werden in den marketUmfragen dieses Winters von den Befragten als zunehmend wahrgenommen. Bei den Verkehrsabgasen geben 70 Prozent an, dass sich die Situation in den letzten Jahren negativ entwickelt habe – überwiegend Verbesserungen sehen die Österreicher dem gegenüber bei Mülltrennung (65 Prozent), Wasserqualität und Lebensmittelsicherheit. Regierung und Sozialpartner – mit Ausnahme der Landwirtschaftskammern – werden von den Österreichern kaum als aktive Klimaschützer gesehen. Vertrauen in dieser Frage liegt vor allem beim Klimabündnis, welches das Anliegen ja im Namen trägt. Dadurch, dass das Klimabündnis mit lokalen Partnerschaften in vielen Gemeinden und in den Bundesländern verankert ist, genießen diese Institutionen ebenfalls ein höheres Vertrauen, was die Kompetenz in Sachen Klimaschutz betrifft. Immerhin 53 Prozent der Österreicher sagen, ihre Gemeinde täte viel gegen den Klimawandel. Auch den Bundesländern wird hier mehr zugetraut als der Bundesregierung. 58 Das entspricht einem gängigen Muster, erklärt market-Chef Beutelmeyer: Nicht staatlichen Organisationen und der eigenen Gemeinde(vertretung) wird generell mehr Vertrauen als der Landes- oder gar der Bundesregierung entgegengebracht – was weniger mit der jeweiligen politischen Ausrichtung zu tun haben dürfte als mit dem Misstrauen gegen weit entfernte Hierarchieebenen, also gegen „die da oben“ in Land und Bund. Anmerkung: Beiträge in Tageszeitungen spiegeln immer eine aktuelle tagespolitische Diskussion wider. Der hier vorgestellte Artikel soll als Beispiel dafür dienen, dass tagespolitische Themen einen sehr guten Ausgangspunkt bieten, um im Unterricht fächerübergreifende Zusammenhänge herzustellen. Klimaschutz bietet klare Vorteile für die Wirtschaft Ökonomische Studien zeigen, dass die Durchführung von Klimaschutzmaßnahmen mit positiven Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft, aber auch auf die Wirtschaft in einzelnen Regionen verbunden ist. In einer Studie des Internationalen Gremiums für Klimaveränderungen (IPPC) geht man davon aus, dass die Vereinbarungen von Kyoto wirtschaftlich und technisch machbar sind. Danach liegen die Kosten der Umsetzung des Kyoto-Protokolls für Industrieländer zwischen 0,2 und zwei Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes, falls kein Handel mit Emissionsrechten stattfindet. Zieht man diese Möglichkeit mit in Betracht, sinken die Kosten sogar auf 0,1 bis ein Prozent. Dem steht nach den Berechnungen des IPPC ein direkter gesamtwirtschaftlicher Nutzen gegenüber, der in vielen Fällen die Kosten übersteigt. Vor allem die Schaffung gesamtwirtschaftlich klimafreundlicher Rahmenbedingungen ist von großer Bedeutung. So wird durch den Emissionshandel – aber auch durch die Ökologisierung des Steuersystems – der CO2Ausstoß nicht mehr gratis toleriert und CO2intensive Güter werden teurer. Gleichzeitig besteht ein Anreiz zu höheren Investitionen zur CO2-Reduktion. Investitionen und Technologiewandel in Richtung erneuerbarer Energieträger werden so gefördert. Diese Prozesse bringen viele wirtschaftliche Vorteile für Österreich beispielsweise durch den verstärkten Einsatz von Biomasse. Gleichzeitig werden damit Exporttechnologien gefördert, sodass Österreich hier auch seine Vorreiterrolle z.B. beim Export von Biomassetechnologien ausbauen kann. Diese Investitionen schaffen Arbeitsplätze, erhöhen das BIP und bringen zusätzliche Steuereinnahmen. tion wichtiger Treibhausgase. Bei der Umsetzung des Kyoto-Paketes in der EU bringen diese Umweltentlastungen positive gesamtwirtschaftliche Effekte auf das gesamte BIP der EU von 0,11% im Jahr 2010, verglichen mit einem Szenario ohne Klimaschutzmaßnahmen. Durch die Umweltentlastung ist natürlich auch mit positiven Gesundheitsaspekten zu rechnen. In der nationalen Klimastrategie für Österreich wird beispielsweise der gesamtwirtschaftliche Nutzen des Maßnahmenprogramms für Raumwärme so dargestellt: • Verringerung „klassischer“ Schadstoffemissionen durch verminderten Energieeinsatz (z.B. moderne Heizkessel), den Einsatz erneuerbarer Energieträger bzw. Fernwärmeanschlüsse • Investitionsschub mit hoher inländischer Wertschöpfung und damit zusätzlicher Beschäftigung • Überdurchschnittliche Beschäftigungsimpulse durch verstärkte Althaussanierung (gegenüber Wohnungsneubau) • Verbesserung der Leistungsbilanz durch Substitution von importierter Energie durch erneuerbare Energieträger Das vom österreichischen Klimabeirat (ACCC) ausgearbeitete österreichische Kyoto-Paket stellt österreichische Optionen für Initiativen zu einer wirksamen Klimaschutzpolitik vor. Hier wird davon ausgegangen, dass es jährlich über 10 Jahre hinweg zu einer zusätzlichen Beschäftigung von 8.000 bis 14.000 Personen kommt, und dass die NettoEinnahmen der öffentlichen Budgets 500 bis 900 Mio. Euro betragen. Gesamtwirtschaftlichen Nutzen bringen Klimaschutzmaßnahmen auch durch die Reduk- 59 Quellen (Stand August 2004): http://www.accc.gv.at/kyokurz.htm http://www.accc.gv.at/pdf/sts-kukra.pdf http://www.abcsd.at/website/uploads/WIFO_ ET_Studie_April_02.pdf 60 http://erneuerbareenergien.de/0501/kostenn utzen.html http://gpool.lfrz.at/gpoolexport/media/file/Na tionale_Klimastrategie_fuer_Oesterreich.doc Die Kontroverse 61 Es herrscht keine Einigkeit zur globalen Klimaerwärmung. Die Diskussion um den Klimawandel und den Klimaschutz findet auf breiter Basis statt und verläuft teilweise auch kontroversiell. Ursachen werden unterschiedlich bewertet, Fakten vielfältig interpretiert und Maßnahmen vehement gefordert oder abgelehnt. Diese Debatte findet besonders in den Medien, aber auch in der Wissenschaft statt. Die Ansichten jener, die dem anthropogenen (menschgemachten) Klimawandel skeptisch gegenüberstehen sind jedoch widerlegt. Insbesondere die wissenschaftliche Diskussion dreht sich nicht mehr darum, ob es einen anthropogenen Klimawandel gibt, sondern nur noch darum, wie dieser Klimawandel genau aussehen wird und welche Folgen zu erwarten sind. Klimawandel ist ein sehr breites und noch nicht gänzlich erforschtes Gebiet, daher ist eine seriöse wissenschaftliche Diskussion sehr wichtig. Methodisch und inhaltlich unseriöse Debatten, wie sie vom dänischen Wissenschafter Lomborg und seinen Anhängern sowie von den vorgestellten „Think Tanks“ teilweise geführt werden, sind jedoch nicht sehr förderlich im Bestreben darin, möglichst alle Aspekte eines eventuell stattfindenden Klimawandels zu berücksichtigen. Ein dänischer Wissenschafter gegen den Rest der Welt? Der dänische Wissenschafter Bjorn Lomborg hat mit seinem Buch „The Sceptical Environmentalist“ vielerorts für Aufsehen gesorgt. Seine Thesen weichen sehr von der allgemeinen Diskussion zum Klimawandel und dessen Folgen ab. Während er von Politik und Wirtschaft durchaus positive Resonanz erfährt, ist er seitens der Wissenschaft mit vehementer Kritik konfrontiert. Lomborgs Ansichten sind auch aufgrund massiver politischer und wirtschaftlicher Unterstützung weit verbreitet und spiegeln Grundsatzfragen in der Ökologie und der Diskussion zum Klimawandel wider. Das Buch „The Sceptical Environmentalist“ des dänischen Statistikers, Universitätslehrers und Leiters des Dänischen Umweltamtes Bjorn Lomborg hat große Kontroversen ausgelöst. Er ist von den führenden Wissenschaftern der Klimaforschung, wie zum Beispiel Stephen Schneider, heftig kritisiert worden. Mehrmals ist er auch von der Dänischen Akademie der Wissenschaften, der er selber angehört, angegriffen worden. Lomborg wird andererseits von vielen Personen, darunter auch Wissenschafter, die dem Mainstream der Klimaforschung nicht angehören oder andere Thesen vertreten, als ein kritisches Sprachrohr angesehen und unterstützt. Die eigentliche Botschaft des Buches lautet: Die Umwelt entwickelt sich ohnehin in die richtige Richtung und in vielen Bereichen geschieht Positives. Lomborg verurteilt die „ökologische Panikmache“ und das Schwarzmalen der aktuellen Umweltsituation, die einige Umweltorganisationen – seiner Meinung nach - mit nichtwissenschaftlichen Daten und Methoden 62 betreiben. Deswegen verurteilt er auch bestimmte Investitionen in Klimaschutz und Umweltschutz, da vorhandenes Geld besser verwendet werden könnte. Lomborgs Thesen zum Klimawandel Klimaforschung ist generell mit einer hohen Unsicherheit behaftet, da viele nicht exakt berechenbare Variablen mit berücksichtigt werden müssen. Aus diesem Grund hat das IPCC mehrere gleichwertige Szenarien möglicher Klimaerwärmung entwickelt. • • • Lomborg geht nur von einem sehr optimistischen Szenario der IPCCUntersuchung aus und diskutiert andere, kritischere Szenarien – deren Hintergründe und Auswirkungen – nicht (1). Eine derartige selektive Vorgehensweise wird jedoch innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft als wenig seriös angesehen. (Das optimistische IPCC-Szenario sagt aus: Unter der Annahme, dass sich der CO2-Gehalt in der Atmosphäre bis zum Jahre 2100 verdoppelt und danach konstant bleibt, wird es eine Klimaerwärmung um 1,5– 4,5°C geben.). Die Maßnahmen zum Klimaschutz sind teurer als die Vorteile, die aus dem Klimaschutz entstehen. Natürliche Ressourcen wird es auch in Zukunft genug geben, da die Zahl und Größe der bekannten Reserven gestiegen ist. • Die menschliche Population nimmt zwar zu, jedoch wird sie mit genug Nahrungsmitteln versorgt werden können, da die landwirtschaftliche Produktivität bisher auch gestiegen ist. Unterschiede (z.B. mehr Niederschläge) zu Plantagen und Forsten aufweist. Globale Daten verschleiern diese Probleme und werden dennoch von Lomborg als „Beweis“ für eine bessere oder zumindest nicht verschlechterte Umweltsituation verwendet. • Die Angst um den Verlust der Biodiversität und die Abholzung der Regenwälder ist übertrieben. • Wasser und Luft sind sauberer als noch vor wenigen Jahren, weil der Wohlstand steigt und man mehr Ressourcen für den Umweltschutz verwendet. Weiters wird Lomborg vorgeworfen, dass er von wissenschaftlichen Quellen zitiert, ohne auf Zusammenhänge Rücksicht zu nehmen (5). Lomborg verwendet beispielsweise zur Schätzung der Kosten der Klimaveränderung ein Modell, das von vielen Forschern als „fast wertlos“ bezeichnet wird (6). Vielfach stellt Lomborg seine persönliche Sichtweise auch als die „Realität” dar. Kritiken zu „The Sceptical Environmentalist“ Kritik an der Argumentation von „The Sceptical Environmentalist“ Bei Politik und Wirtschaft finden Lomborgs Ansätze durchaus positive Resonanz. Von der internationalen „Scientific Community“ erhält „The Sceptical Environmentalist“ vorwiegend schlechte Kritiken. Das Buch ist sehr umfangreich und stützt sich auf seriöse Quellen wie die Vereinten Nationen, das IPCC oder die WHO. Die Beurteilung von Sachverhalten sowie die Interpretation von Forschungsdaten ist für Leser, die über die Thematik nicht informiert sind, schwierig. Sie sind von Lomborgs wissenschaftlich anmutender Argumentation vielfach überzeugt. Lomborg schlägt eine durchdachte Prioritätensetzung in der Umweltpolitik vor, um wichtigere Ziele zeitlich vor weniger wichtigen Zielen zu erreichen. Allerdings ist es in der Realität oft nicht möglich, Budgets kurzfristig zwischen verschiedenen Zwecken umzuschichten, wie es Lomborg vorschlägt. Das kann nur langfristig geschehen (7). Kritik an der Methode von „The Sceptical Environmentalist“ Lomborgs wissenschaftliche Aussagen werden grundsätzlich bezweifelt, da er kein Naturwissenschafter, sondern Statistiker ist. Ihm wird vorgeworfen, dass er zwar viele seriöse Quellen zur Hand nimmt, diese aber nicht nach deren wissenschaftlichem Wert oder Relevanz bewertet, sondern willkürlich auswählt (2). Zudem argumentiert er häufig mit zusammengefügten oder globalen Daten, wodurch regionale negative Auswirkungen des Klimawandels verschleiert werden. Globale Daten, wie sie Lomborg verwendet, lassen zum Beispiel nicht erkennen, ob wertvolle Regenwälder abgeholzt werden und durch minderwertige und schnell wachsende Nadelholz- oder Eukalyptusforste ersetzt werden. Die Waldbedeckung bleibt „global“ gleich oder nimmt sogar zu – wie Lomborg argumentiert – allerdings kommt es durch die Forstprojekte zu einer Zerstörung der Wassereinzugsgebiete wichtiger Flüsse (3), da der Wasserhaushalt eines Regenwaldes große Lomborg unterschätzt wirksamen Umweltschutz als Ergebnis einer gut funktionierenden Umweltpolitik. Denn oft sind im Umweltbereich Verbesserungen in der Umweltlage nur erreicht worden, weil die Betroffenen (Anrainer, Umweltschützer usw.) eine öffentliche Diskussion begonnen haben und die daraufhin eingeleiteten Umweltschutzmaßnahmen erfolgreich waren (8). Lomborgs Argumente konzentrieren sich auf zwei einzelne Bereiche, in denen sich globale Erwärmung auswirkt – die Landwirtschaft und die Gesundheit. Er vermutet in beiden Bereichen geringe Auswirkungen durch die globale Erwärmung. Zudem diskutiert er auch keine allgemeinen ökologischen Aspekte wie zum Beispiel die Umwandlung und Beschädigung von Ökosystemen (9), welche jedoch wiederum negativen Einfluss auf Landwirtschaft oder Gesundheit haben kann. Das Kyoto-Protokoll wird von Lomborg nicht als eine Möglichkeit gesehen, globale Diskussion und Zusammenarbeit zwischen den Ländern zu fördern. Stattdessen argumentiert er, dass das Kyoto-Protokoll zwar sehr hohen Kosten verursacht, jedoch nicht in der Lage ist, eine mögliche Klimaerwärmung zu verzögern (10). Lomborgs Meinung nach könnten die für die Umsetzung des 63 Protokolls verwendeten Ressourcen für andere Zwecke effizienter genützt werden (11). Zu Lomborgs Meinung, dass durch Wohlstand eine bessere Umweltqualität erreicht werden kann, ist kritisch anzumerken, dass bereits heute die reichsten 20% der Erdbevölkerung 80% aller weltweiten Güter und Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Dabei werden natürliche Lebensgrundlagen und ganze Ökosysteme zerstört, was in Zukunft das ökonomische System belastet. Eine Fortführung und Erweiterung heutiger Wohlstandsmodelle ist daher weder sinnvoll noch möglich. Außerdem bedeutet Wohlstand nicht unbedingt, dass Menschen Wert auf eine intakte Umwelt legen. Wenn jemand mit einem Umweltproblem konfrontiert wird, sind es vor allem dessen politische Einflussmöglichkeiten und die finanziellen Ressourcen der Gemeinde/Regierung, welche die Maßnahmen zum Umweltschutz bestimmen. Quellen (Stand März 2004): Bjorn Lomborgs comments to the 11-page critique in January 2002 Scientific American (SA), www.lomborg.com (1) Schneider American Lomborg, American, in: Lomborgs Reply to Scientific January 2002, S.10, homepage John Rennie, editor of Scientific www.sciam.org (2) www.bbc.co.uk, D. Bellamy in: Dr Lomborg, you've got to be kidding, 22 August, 2001 (3) 64 Burke, in: Sceptical Environmentalist Debate, 2001, Radio National, Earthbeat, http://www.abc.net.au/rn/science/earth/stori es/s394496.htm (4) Burke, in: Sceptical Environmentalist Debate, 2001, Radio National, Earthbeat, http://www.abc.net.au/rn/science/earth/stori es/s394496.htm (5) www.bbc.co.uk, D. Bellamy in: Dr Lomborg, you've got to be kidding, 22 August, 2001 Charles Secrett, executive director of Friends of the Earth (6) Burke, in: Sceptical Environmentalist Debate, 2001, Radio National, Earthbeat, http://www.abc.net.au/rn/science/earth/stori es/s394496.htm (7) www.economist.com, Why has Bjorn Lomborg created such a stir among environmentalists?31. Jan. 2002 (8) S. Schneider in: Lomborgs Reply to Scientific American January 2002, S.10, www.lomborg.com (9) www.bbc.co.uk, D. Bellamy in: Dr. Lomborg, you've got to be kidding, 22 August, 2001 John Elkington, chairman of Sustainability (10) S. Schneider in: Lomborgs Reply to Scientific American January 2002, S.10, www.lomborg.com (11) Think Tanks – PR-Firmen oder Forschungsinstitute? Amerikanische Forschungs- und Lobbying Organisationen spielen in der Klimadiskussion eine bedeutende Rolle. Konservative „Think Tanks“, die sich hauptsächlich an der freien Marktwirtschaft orientieren, bemühen sich nicht um objektive Informationen zum Klimawandel, sondern argumentieren entsprechend ihrer Interessen. Mögliche Probleme, die aus der globalen Klimaerwärmung entstehen könnten, werden ihrer Argumentation zufolge überwiegend positive Effekte haben. Bei den konservativen Think Tanks handelt es sich um verschiedene Organisationen mit zumeist wirtschaftspolitischen Schwerpunkten. Nach eigenen Angaben sind sie „unabhängig“ – tatsächlich jedoch weisen sie mehrheitlich eine klare politische neoliberale oder konservative Orientierung auf. Sie haben ihren Sitz meist in politischen Zentren und versuchen mit großer öffentlicher Präsenz, mit Publikationen und Forschung, die politischen Meinungsträger zu beeinflussen. Sie arbeiten vielfach mit Universitäten und anderen wissenschaftlichen Institutionen zusammen und werden aufgrund ihrer massiven Öffentlichkeitsarbeit oft in den Medien zitiert. Diese Organisationen finanzieren sich in erster Linie durch Spenden von Stiftungen, Unternehmen und Einzelpersonen. Ihre Ideale finden sie in den „Grundbausteinen der Freiheit“: freie Marktwirtschaft, wenige Eingriffe des Staates, Schutz des Privateigentums, Erhalt lebendiger kultureller und politischer Institutionen sowie eine national orientierte (US-)Außenpolitik und ein starkes Militär. Eine kritische Haltung gegenüber den konservativen Think Tanks ist angebracht. Vielfach sehen die konservativen Think Tanks die Umwelt nur aus betriebswirtschaftlicher Sicht – nämlich als „Produktionsfaktor“, dessen Nutzung mit Kosten und behördlicher Regulation belastet ist. Der Umweltschutz und die Umwelt als Wert an sich werden nicht thematisiert. Dass die Behebung von eingetretenen Umweltkatastrophen eine enorme Belastung für die Wirtschaft bedeuten kann, hat in ihrer Argumentation keinen Platz. Vielmehr stellen sie sich die Frage, ob man die Wirtschaft ruinieren und große Schwierigkeiten für die Menschen in Kauf nehmen solle, nur um eine unsichtbare und ihrer Mei- nung nach nicht unmittelbare Bedrohung wie den Klimawandel zu bekämpfen. Bei Argumentationen gegen den Umweltschutz oder gegen Maßnahmen zum Klimaschutz werden vielfach wissenschaftlich fragwürdige Quellen und Argumentationen herangezogen. Oft beziehen sich Texte lediglich auf andere intern entstandene Texte sowie nicht wissenschaftliche Zeitungsartikel, die meist auch durch dieselbe ideologische Ausrichtung geprägt sind. Objektivität und Unparteilichkeit sind in solchen Fällen nicht zu erwarten. Systematisch werden auch wissenschaftliche Ergebnisse des IPCC und der UN mit zweifelhaften Gegenargumenten und Quellen in Frage gestellt. Die Argumente der konservativen Think Tanks • Es gibt keinen Klimawandel, die Fakten sind widersprüchlich und zeigen keinen klaren Trend. • Falls dennoch eine Erwärmung eintritt, ist sie besser, als es eine Abkühlung wäre (schnellerer Wasserkreislauf, Landwirtschaft liefert höhere Erträge). • Die Messmethoden, die Wissenschafter und das IPCC zur Klimaforschung benützen sind zweifelhaft. • Klimaschutz kostet etwas und das KyotoProtokoll verursacht viele Ausgaben mit wenig Wirkung. • Was auch immer man in verschiedenen Ländern konkret tut – auf jeden Fall sinkt der Wohlstand drastisch und die Wirtschaft wird belastet. • Vor allem arme Länder und/oder arme Bevölkerungsschichten sind von den Maßnahmen zum Klimaschutz betroffen. Machen Sie sich selbst ein Bild über die Argumentation einiger Organisationen: http://www.sepp.org http://www.aei.org http://www.nationalcenter.org 65 Skeptiker in der wissenschaftlichen Diskussion Zu den Skeptikern in der Klimadiskussion zählen auch verschiedene Wissenschafter, die mit der gängigen Meinung zum Klimawandel nicht oder nur teilweise einverstanden sind. Sie vertreten verschiedenste Argumente, was eine einfache Klassifizierung dieser Gruppen nicht zulässt. Gemeinsam ist ihnen aber, dass sie vor allem die Methodik der Klimaforschung bemängeln, 66 da sie ihrer Meinung nach bestimmte Einflussfaktoren ganz vernachlässigt oder diese nur sehr vereinfacht in Klimamodelle einfließen lässt. Eine Liste von Homepages mit Verweisen zu wissenschaftlichen Seiten sind auf der Homepage www.greenfacts.org im Kapitel 11 zu finden. Unterrichtsmethoden 67 Arbeitsblätter Arbeitsblatt: Der K.L.I.M.A. Wettbewerb Passend zu den K.L.I.M.A.-Maßnahmen wird ein kurzes methodisches Beispiel vorgeschlagen: Hintergrund des Beispiels ist eine Art Wettbewerb. SchülerInnen werden Aufgaben gestellt, die den Klimaschutz mit Alltagsverrichtungen verbinden. Gestellte Aufgaben könnten sein: mit dem klimafreundlichsten Outfit in die Schule zu kommen oder das klimafreundlichste Essen zu kreieren. Jeder Schüler, jede Schülerin präsentiert sein/ihr Outfit oder seine/ihre Idee zu einem Essen (Frühstück, Jause, Mittagessen ... das muss vorher festgelegt werden) und argumentiert, weshalb es klimafreundlich ist. Die Entscheidung über das klimafreundlichste Outfit oder Essen kann gemeinsam in der Klasse diskutiert werden oder auch ExpertInnen überlassen werden. Natürlich können und sollen auch Kriterien wie Schmackhaftigkeit bei Essen oder der Umstand, dass man Kleider auch tragen möchte, eine wichtige Rolle spielen. Schlussendlich kann man auch ein Gewinnerfrühstück/Jause usw. gemeinsam planen und umsetzen. Alle SchülerInnen bringen die Zutaten zu einem gemeinsamen Essen z.B. in der Mittagspause mit. Brief eines Mitarbeiters der Max Planck Gesellschaft an einen Schüler, der fragte: „Was kann jeder einzelne gegen Erderwärmung machen?“ Hallo Max, Wenn Du fragst, was man gegen Erderwärmung machen kann, muss man fragen, wo kommt die Erderwärmung denn her? Ein kleiner Anteil ist natürlich gegeben, durch die Änderung der Sonnenintensität. Den ganz überwiegenden Anteil machen aber die Treibhausgase aus, die die abgestrahlte Erdwärme nicht mehr aus der Atmosphäre herauslassen. 68 Ganz wichtige Treibhausgase sind Wasser, Kohlendioxid (CO2) und Methan. Am Wasseranteil in der Luft haben wir Menschen kaum etwas geändert. Wohl aber am Kohlendioxidanteil. Dieser erhöht sich überwiegend durch Verbrennung von Öl und Kohle, also durch Heizen, Stromerzeugung, Autoverkehr. Weniger Kohlendioxid zu erzeugen bedeutet, Energie zu sparen und möglichst effizient zu nutzen. Schau mal in der Suchmaschine Google nach, was Du unter dem Stichwort „Energie sparen“ alles im Internet findest. So viel kann ich hier gar nicht aufzählen. Und überlege einmal, wo Du überall weniger Energie verbrauchen könntest. Duschen statt baden, nicht bei offenem Fenster heizen, ... Manchmal muss man aber auch einfach fragen: Warum kaufen wir Obst aus Neuseeland, das um die halbe Erde geflogen wird, wenn wir genug eigenes haben. Auch der Transport von Waren kostet Energie. Wo wir oft weniger dran denken, ist das Methan. Methan wird vor allem durch Massentierhaltung erzeugt, weil Wiederkäuer wie Kühe und Schafe große Mengen an Methan abgeben. Eine andere Quelle von Methan sind Reisfelder. In Indien und Südostasien, wo viele Menschen viel Reis essen, kann man Sorten anbauen, die weniger Methan erzeugen. Dies betrifft uns weniger. Aber wir essen z.B. viel zu viel Fleisch. Dies ist nicht nur für den Methanausstoß schlecht, die Natur muss auch fünfmal mehr Energie in unsere Nahrung investieren wenn wir Fleisch essen, als wenn wir pflanzliche Nahrung essen würden. Auf Deine Frage gibt es also viele kleine Antworten. Viele Grüße, Elmar Uherek Quelle: www.espere.net Arbeitsblatt (Oberstufe): Das Thema Klimawandel im Englischunterricht Intention Das Thema des Klimawandels soll auch im Sprachunterricht besprochen werden. Ein wichtiger Hintergrund ist, dass das Thema des Klimawandels an sich besonders relevant für die heutigen SchülerInnen ist. Pädagogisch bedeutender ist jedoch der Umstand, dass die Mehrzahl aller Informationen zum Thema Klimawandel in englischer Sprache verfasst sind. Daher soll die gegenständliche Übung dazu genützt werden, wichtige Aspekte und Begriffe kennen zu lernen. Durchführung 1. What are key aspects of this article? 2. What did you learn about climate change? 3. What are questions that did arise? Did you look them/some up – what did you come up with? 4. What kind of language has been used? Give examples. 5. Which vocabulary was especially unclear? Where did you look it up and what were the results? Im Anschluss an die Auseinandersetzung mit dem Text werden die Ergebnisse diskutiert und (für eine mögliche Fortführung der Einheit) dokumentiert. Geben Sie den SchülerInnen den folgenden Text zu lesen. Parallel mit dem Text werden folgende Fragen an die SchülerInnen gestellt: Hinweis: Der Artikel entspricht britischem Englisch. Now the Pentagon Tells Bush: Climate Change Will Destroy Us Secret report warns of rioting and nuclear war; Britain will be 'Siberian' in less than 20 years; Threat to the world is greater than terrorism. By Mark Townsend and Paul Harris in New York Climate change over the next 20 years could result in a global catastrophe costing millions of lives in wars and natural disasters. A secret report, suppressed by US defence chiefs and obtained by The Observer, warns that major European cities will be sunk beneath rising seas as Britain is plunged into a 'Siberian' climate by 2020. Nuclear conflict, mega-droughts, famine and widespread rioting will erupt across the world. The document predicts that abrupt climate change could bring the planet to the edge of anarchy as countries develop a nuclear threat to defend and secure dwindling food, water and energy supplies. The threat to global stability vastly eclipses that of terrorism, say the few experts privy to its contents. 'Disruption and conflict will be endemic features of life,' concludes the Pentagon analysis. 'Once again, warfare would define human life. The findings will prove humiliating to the Bush administration, which has repeatedly denied that climate change even exists. Experts said that they will also make unsettling reading for a President who has insisted national defence is a priority. The report was commissioned by influential Pentagon defence adviser Andrew Marshall, who has held considerable sway on US military thinking over the past three decades. He was the man behind a sweeping recent review aimed at transforming the American military under Defence Secretary Donald Rumsfeld. Climate change 'should be elevated beyond a scientific debate to a US national security concern', say the authors, Peter Schwartz, CIA consultant and former head of planning at Royal Dutch/Shell Group, and Doug Randall of the California-based Global Business Network. An imminent scenario of catastrophic climate change is 'plausible and would challenge United States national security in ways that should be considered immediately', they conclude. As early as next year widespread flooding by a rise in sea levels will create major upheaval for millions. Last week the Bush administration came under heavy fire from a large body of respected scientists who claimed that it cherry-picked science to suit its policy agenda and suppressed studies that it 69 did not like. Jeremy Symons, a former whistleblower at the Environmental Protection Agency (EPA), said that suppression of the report for four months was a further example of the White House trying to bury the threat of climate change. Senior climatologists, however, believe that their verdicts could prove the catalyst in forcing Bush to accept climate change as a real and happening phenomenon. They also hope it will convince the United States to sign up to global treaties to reduce the rate of climatic change. A group of eminent UK scientists recently visited the White House to voice their fears over global warming, part of an intensifying drive to get the US to treat the issue seriously. Sources have told The Observer that American officials appeared extremely sensitive about the issue when faced with complaints that America's public stance appeared increasingly out of touch. One even alleged that the White House had written to complain about some of the comments attributed to Professor Sir David King, Tony Blair's chief scientific adviser, after he branded the President's position on the issue as indefensible. Among those scientists present at the White House talks were Professor John Schellnhuber, former chief environmental adviser to the German government and head of the UK's leading group of climate scientists at the Tyndall Centre for Climate Change Research. He said that the Pentagon's internal fears should prove the 'tipping point' in persuading Bush to accept climatic change. Sir John Houghton, former chief executive of the Meteorological Office - and the first senior figure to liken the threat of climate change to that of terrorism - said: 'If the Pentagon is sending out that sort of message, then this is an important document indeed.' Bob Watson, chief scientist for the World Bank and former chair of the Intergovernmental Panel on Climate Change, added that the Pentagon's dire warnings could no longer be ignored. 'Can Bush ignore the Pentagon? It's going be hard to blow off this sort of document. Its hugely embarrassing. After all, Bush's single highest priority is national defence. The Pentagon is no wacko, liberal group, generally speaking it is conservative. If climate change is a threat to national security and the economy, then he has to act. There are two groups the Bush Administration tend to listen to, the oil lobby and the Pentagon,' added Watson. 'You've got a President who says global warming is a hoax, and across the Potomac river you've got a Pentagon preparing for climate wars. It's pretty scary when Bush starts to ignore his own government on this issue,' said Rob Gueterbock of Greenpeace. Already, according to Randall and Schwartz, the planet is carrying a higher population than it can sustain. By 2020 'catastrophic' shortages of water and energy supply will become increasingly harder to overcome, plunging the planet into war. They warn that 8,200 years ago climatic conditions brought widespread crop failure, famine, disease and mass migration of populations that could soon be repeated. Randall told The Observer that the potential ramifications of rapid climate change would create global chaos. 'This is depressing stuff,' he said. 'It is a national security threat that is unique because there is no enemy to point your guns at and we have no control over the threat.' Randall added that it was already possibly too late to prevent a disaster happening. 'We don't know exactly where we are in the process. It could start tomorrow and we would not know for another five years,' he said. The consequences for some nations of the climate change are unbelievable. It seems obvious that cutting the use of fossil fuels would be worthwhile.' So dramatic are the report's scenarios, Watson said, that they may prove vital in the US elections. Democratic frontrunner John Kerry is known to accept climate change as a real problem. Scientists disillusioned with Bush's stance are threatening to make sure Kerry uses the Pentagon report in his campaign. The fact that Marshall is behind its scathing findings will aid Kerry's cause. Marshall, 82, is a Pentagon legend who heads a secretive think-tank dedicated to weighing risks to national security called the Office of Net Assessment. Dubbed 'Yoda' by Pentagon insiders who respect his vast experience, he is credited with being behind the Department of Defence's push on ballistic-missile defence. Symons, who left the EPA in protest at political interference, said that the suppression of the report was a further instance of the White House trying to bury evidence of climate change. 'It is yet another example of why this government should stop burying its head in the sand on this issue.' Symons said the Bush administration's close links to high-powered energy and oil companies was 70 vital in understanding why climate change was received sceptically in the Oval Office. 'This administration is ignoring the evidence in order to placate a handful of large energy and oil companies,' he added. Copyright (c) Guardian Newspapers Limited 2004. The Observer (UK) February 22, 2004 Arbeitsblatt: Grob-Bilanz zur Einschätzung des eigenen Beitrages zum Klimawandel Intention Klimaschutz beginnt bei jeder/jedem Einzelnen und ist einer der wahrscheinlich wichtigsten Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung. Was kann man also unternehmen – was unternehmen die Menschen in der näheren Umgebung – gegen den Klimawandel, was tun sie, um den Klimawandel voran zu treiben und was hat das für Auswirkungen? Was tue ich? Es soll eine Grobbilanz erstellt werden, um den persönlichen Einfluss und den Einfluss der „näheren Umgebung“ auf den Klimawandel einschätzen zu können. Auf elektronischer Basis ist es natürlich möglich, viel genauere Analysen durchzuführen. Das FORUM Umweltbildung bietet einen solchen CO2-Rechner an. Durchführung Eine Klima-Grobbilanz kann man für sich persönlich oder für jemand anderen – (Schul)KollegIn, PartnerIn, Eltern usw. – erstellen. Beim Ausfüllen des Bilanzblattes sollte man darauf achten, dass die einzelnen Punkte möglichst wahrheitsgemäß beantwortet werden. Wenn man einen Punkt nicht sicher beantworten kann, sollten 0 Punkte vergeben werden. normalerweise?“. Da es sich ohnehin nur um eine Grobbilanz handelt, können auch Teilpunkte vergeben werden. Ergänzungsmöglichkeit: Interessant ist es auch, wenn zwei SchülerInnen unabhängig voneinander eine Grobbilanz für eine andere SchülerIn erstellen. Anschließend können die Ergebnisse diskutiert werden. Diese Erweiterungsmöglichkeit ist einerseits interessant, um unterschiedliche Einschätzungen einer Person zu diskutieren, andererseits kann man aber auch erkennen, dass eine solche Grobbilanz sehr stark von subjektiven Vorstellungen abhängt. Bei den Angaben in der Klimabilanz handelt es sich um grobe Richtwerte sowie um unvollständige Aufzählungen, die lediglich eine gewisse Orientierung ermöglichen. Es ist durchaus möglich, die Liste selbst mit dem Wissen dieses Moduls im Hintergrund zu erweitern. Es mag auffallen, dass weniger Pluspunkte vergeben werden als Minuspunkte. Der Grund dafür liegt darin, dass auch bei klimaschonendem Verhalten ein negativer Einfluss auf das Klima gegeben ist. Daher kann nicht die volle Pluspunktezahl genützt werden. Ziel sollte es jedenfalls sein – ohne den eigenen Lebensstil beschönigend darzustellen – in der Gesamtsumme eine positive Zahl zu erlangen. Die Tabelle zeigt auch Wege auf, welche Maßnahmen gesetzt werden können, um klimaschonender zu leben. Bei der Nutzung der Tabelle sollte die Frage im Vordergrund stehen: „Was mache ich normalerweise?“ bzw. „Was macht die Testperson 71 Aktivität Mehr als eine Fern–/Flugreise pro Jahr Ca. eine Fern–/Flugreise pro Jahr Einen oder mehrere Kurzstrecken-Flüge pro Jahr Mit dem (Privat-)Auto zur Arbeit/Ausbildung Schlecht isolierte Wohnung/Haus Starkes Heizen oder Abkühlen von Innenräumen Lüftung geheizter oder gekühlter Räume durch Fensterkippen Licht nicht abdrehen oder normale Glühbirnen verwenden Elektrogeräte nicht abdrehen oder im Stand-by-Modus lassen Hauptsächlicher Kauf von Produkten/Lebensmitteln, die lange Transportwege hinter sich haben Regelmäßiger Kauf von Produkten/Lebensmitteln, die lange Transportwege hinter sich haben Ernährung mit eher hohem Fleischkonsum Hauptsächlicher Kauf von Produkten, die nicht langlebig/reparaturfähig sind – oftmaliger Kauf von Wegwerfprodukten Regelmäßiger Kauf von Produkten, die nicht langlebig/reparaturfähig sind – teilweise Kauf von Wegwerfprodukten Allgemein kein besonders sparsamer Umgang mit Energie, Wasser, Konsumgütern ... Aktivität Zug statt Flugzeug im Urlaub (Geschäftliche) Reisen eher nur im Zug Hauptsächliche Nutzung der öff. Verkehrsmittel oder Fahrrad für Berufs/Bildungswege Bewusste Senkung der Heizung bzw. geringe Kühlung (im Sommer) Abschalten der Heizung oder Kühlung bei Nichtverwendung Gut isolierte Wohnung/Haus Raumlüftung mit Stoßlüften (bei geheizten oder gekühlten Räumen) Licht bewusst abdrehen und Stromsparlampen (richtig) verwenden Elektrogeräte immer gänzlich vom Netz nehmen Regelmäßiger/hauptsächlicher Kauf von Produkten/Lebensmitteln, die kurze Transportwege hinter sich haben Ernährung mit geringem Fleischkonsum Regelmäßiger/hauptsächlicher Kauf von Produkten, die langlebig/reparaturfähig sind – kein Kauf von Wegwerfprodukten Allgemein besonders sparsamer Umgang mit Energie, Wasser, Konsumgütern ... Gesamtsumme: ____________ 72 MinusKlima punkte ------------------- Anzahl --------- PlusKlima punkte ++++ +++ +++ ++ ++ ++ + + ++ ++ + ++ ++ Anzahl Brainstorming 1. Brainstorming: Welche Möglichkeiten haben wir, etwas gegen die globale Erwärmung zu tun? Die SchülerInnen sollen in Kleingruppen zu je vier SchülerInnen (ohne Hilfe und Kommentar des Lehrers/der Lehrerin) alles, was ihnen zum Thema: „Mögliche Auswirkungen der globalen Klimaerwärmung“ einfällt, sammeln und in Form von Stichworten auf ein Plakat schreiben. Dabei ist jede Idee bzw. jeder Gedanke, der zum Thema passt, erlaubt. Nach ca. 20 Minuten soll das Plakat fertig sein. Danach soll ein/e SprecherIn der Gruppe das Plakat vorstellen. Anschließend kommentiert der Lehrer/die Lehrerin einzelne Punkte und ergänzt, was fehlt. Unterlagen für LehrerInnen: Welche Möglichkeiten haben wir, etwas gegen die globale Erwärmung zu tun? • Eindämmung von Brandrodungen in den Tropen 2. Brainstorming: Mögliche Auswirkungen der globalen Klimaerwärmung Die SchülerInnen sollen in Kleingruppen zu je ca. vier SchülerInnen (ohne Hilfe und Kommentar des Lehrers/der Lehrerin) alles, was ihnen zum Thema: „Mögliche Auswirkungen der globalen Klimaerwärmung“ einfällt, sammeln und in Form von Stichworten auf ein Plakat schreiben. Dabei ist jede Idee bzw. jeder Gedanke, der zum Thema passt, erlaubt. Nach ca. 20 Minuten soll das Plakat fertig sein. Danach soll ein/e SprecherIn der Gruppe das Plakat vorstellen. Anschließend kommentiert der Lehrer/die Lehrerin einzelne Punkte und ergänzt, was noch fehlt. Unterlagen für LehrerInnen: Mögliche Auswirkungen der globalen Klimaerwärmung – im Folgenden bieten wir Ihnen eine Übersicht: Sehr hohe Wahrscheinlichkeit: Verschwinden kleiner Gletscher • • Vermeidung von Biomasseverbrennung • Nutzung alternativer Energiequellen (wie z.B. Wasserkraft und Sonnenenergie) • Reduktion der CO2-Emissionen in der Landwirtschaft • Ökologische Lebensmittel populär machen -> Fruchtbarkeit des Bodens wird besser erhalten • Als Konsument: mehr ökologische Lebensmittel kaufen -> führt langfristig zu einem stärkeren Ausbau der ökologischen Landwirtschaft • Produkte, die möglichst kurze Transportwege benötigen, kaufen • Förderung schaft • Usw. • der biologischen Landwirt- Zurückziehen größerer Gletscher Hohe Wahrscheinlichkeit: Der Lebensraum der Kaltwasserfische • wird kleiner -> Aussterben von Tierund Pflanzenarten • Erwärmung der Meeresoberfläche -> Vermehrung der Krankheiten in den Meerespopulationen -> Schädigung der Korallenbänke; Beeinträchtigung der Fischerei • An vielen Küstengebieten: Überflutungen, zunehmende Erosion, • Eindringen von Salzwasser in das Grundwasser Mittlere bis hohe Wahrscheinlichkeit: Allgemein eine größere geographi• sche Ausbreitung und Häufigkeit von ansteckenden Krankheiten wie z.B. Malaria. Mittlere Wahrscheinlichkeit: Beschleunigung des Wasserkreislau• fes in hohen Breiten (wie z.B. in Kanada) und in Südostasien 73 • Verlangsamung des Wasserkreislaufes in Zentralasien, um das Mittelmeer, im südlichen Afrika und in Australien -> weniger Niederschläge -> niedriger Grundwasserspiegel -> zunehmender Wassermangel • Beim Übersteigen der optimalen Temperatur für eine Getreidesorte -> häufig starkes Sinken des Wachstums und des Ernteergebnisses oder die schnellere Reife führt zu geringeren Ernteerträgen • Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur um ein bis zwei Grad in mittleren Breiten wie Europa und Nordamerika -> eher positive Auswirkungen auf Landwirtschaft • • In tropischen Gebieten: geringe Temperaturerhöhung -> Verringerung des Ertrages • Veränderungen bei der Nachfrage nach bestimmten Produkten (z.B. mehr Klimaanlagen und weniger Heizkörper werden benötigt) und Dienstleistungen, beim Energieverbrauch Änderungen im Gesamtniederschlag oder Niederschlagsmuster (z.B. weniger häufige, aber wesentlich heftigere Niederschläge) -> Trockenstress hat negative Auswirkungen auf die meisten Getreidesorten -> erhöhter Wasserbedarf und -verbrauch -> Bewässerungsanlagen – Wasserknappheit; Entwicklung und Einsetzen dürretoleranter Getreidesorten • Verstärkte Verdunstung -> Gefahr der Salzansammlung im Boden • Höhere Lufttemperaturen -> Beschleunigung der Zersetzungsprozesse im Boden -> Reduktion der Bodenfruchtbarkeit • Es kommt zur stärkeren Verbreitung von Schädlingen und Krankheiten bei Pflanzen und Tieren in der Landwirtschaft: Verbreitung von Insekten, Bakterien und Pilzen (mehr Reproduktionszyklen) wird erleichtert z.B. durch mildere Winter. Es entstehen zusätzliche Kosten zur Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten, das führt zu Hunger in den Entwicklungsländern Weitere Auswirkungen unbestimmter Wahrscheinlichkeit Es kommt zu mehr Extremwetterla• gen (häufigere Hitze- und Trockenperioden) • Erhöhte CO2-Konzentration wirkt sich auf das Wachstum von Getreidesorten wie z.B. Mais oder Zuckerrohr negativ aus; Weizen, Reis und Sojabohnen reagieren jedoch positiv darauf Auswirkungen höherer Temperaturen In mittleren und höheren Breiten: • Verlängerung der Wachstumsperiode; früheres Säen des Getreides im Frühjahr möglich; u.U. öfteres Ernten; Ausweitung der Getreideproduktion in Richtung der Pole (wie z.B. in nördlichere Gebiete Kanadas und Russlands) 74 Die Landwirtschaft ist auch eine Ursache des Klimawandels 15% der heutigen Treibhausgas-Emissionen stammen aus der Landwirtschaft, und zwar von: Maschinen • Massenrinderhaltung • Stickstoffdüngung • Abholzen von Wäldern • • Umwandlung von Land in Nassflächen für den Reisanbau usw. 3. Brainstorming: Klimawandel im Alltag? Was fällt zum Klimawandel ein? Die SchülerInnen sollen in Kleingruppen zu je 4–6 SchülerInnen (ohne Hilfe und Kommentar des Lehrers/der Lehrerin) alles, was ihnen zum Thema: „Alltägliche Hinweise auf den Klimawandel“ einfällt, sammeln und in Form von Stichworten auf ein Plakat schreiben. Dabei ist jede Idee bzw. jeder Gedanke, der zum Thema passt, erlaubt. Nach ca. 20–30 Minuten soll das Plakat fertig sein. Danach soll ein/e SprecherIn der Gruppe das Plakat vorstellen. Hinweis: Falls die SchülerInnen eine andere Form der Darstellung der Ergebnisse wählen wollen, ist dies durchaus erwünscht. Es können kurze Sketches, Pantomimen, Einzelpräsentationen usw. durchgeführt werden. Anschließend kommentiert der Lehrer/die Lehrerin einzelne Punkte und ergänzt noch wichtige fehlende Aspekte. Falls eine weiterführende Auseinandersetzung mit dem Thema geplant ist, können Ergebnisse auch auf Plakaten kurz festgehalten werden und z.B. aufgepinnt werden. 75 Rollenspiele Rollenspiel: „Möglichkeiten zur Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs“ Ziel: Ausgangspunkt dieses Planspiels ist die Umsetzung des Kyoto-Protokolls. Österreich hat sich verpflichtet, seine CO2-Emissionen zwischen 2008 und 2012 um 13% - bezogen auf 1990 - zu reduzieren. Tatsächlich ist der Verkehr einer der Hauptverursacher des aktuellen CO2-Ausstoßes. Hinzu kommt, dass die CO2-Emissionen des Verkehrs zwischen dem Jahr 1990 und dem Jahr 2000 um 35% gestiegen sind. Aus diesem Grund sollen die SchülerInnen über verschiedene Möglichkeiten zur Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs diskutieren, indem sie in die Rolle einer Interessengruppe schlüpfen, sich mit deren Ansichten und Zielen auseinander setzen und anschließend in einer Verhandlungsrunde mit anderen Interessengruppen ihre Interessen durchzusetzen versuchen. Auf diese Weise üben die SchülerInnen das Argumentieren und Diskutieren. Kompromisse können geschlossen werden. Wichtig ist es auch, für jede Gruppe zu klären, welche Interessen nicht oder nur unter besonderen Bedingungen Gegenstand von Kompromissen sein können und auch, weshalb das so ist. 1. Unterrichtsstunde: Spieleinführung Der Lehrer/die Lehrerin stellt das Planspiel kurz vor (Ablauf, Ziel). Die SchülerInnen bilden Kleingruppen (drei SchülerInnen pro Gruppe). Jede Gruppe übernimmt eine andere Rolle. Folgende Rollen stehen zur Auswahl: Umweltschützer • Politiker • Verkehrsplaner • Straßenanrainer • Firmenchef • Betriebsrat einer Transportfirma • Angestellter (Mitarbeiter einer Firma) • Moderator (Diskussionsleiter) • Die Rollenkarten mit möglichen Argumenten und andere Spielunterlagen werden ausgeteilt - Sie finden sie am Ende dieses Textes. Informationsphase Die SchülerInnen setzen sich mit den vorgegebenen Informationen auseinander, indem sie die Rollenkarten mit den möglichen Argumenten und die anderen Spielunterlagen durchlesen bzw. durcharbeiten. Wichtige 76 Stellen werden hervorgehoben, die Rollenkarten mit den möglichen Argumenten beliebig erweitert und etwaige Verständnisfragen in der Gruppe geklärt. 2. Unterrichtsstunde: Strategiebildung Die SchülerInnen entwickeln eine Strategie, wie sie ihre Interessen und Ziele in der anschließenden Verhandlungsrunde am besten durchsetzen können. Verhandlungsphase In der Verhandlungsphase erfolgt der Informationsaustausch zwischen den einzelnen Gruppen. Die SchülerInnen versuchen, ihre Interessen durch geschicktes Argumentieren durchzusetzen. Konferenzphase Die Problemlösungsvorschläge der einzelnen Gruppen werden unter der Leitung des Lehrers/der Lehrerin diskutiert und ein Kompromiss wird angestrebt. 3. Unterrichtsstunde: Spielauswertung Abschließend erfolgt eine Reflexionsrunde über den Verhandlungsprozess. In Form eines Feedbacks werden persönliche Beobachtungen bzw. Erfahrungen zwischen SchülerInnen untereinander und zwischen LehrerIn und SchülerInnen ausgetauscht. Möglichkeiten der Spielauswertung Ziel der Spielauswertung ist es, den Sinn des Spieles deutlich zu machen und den SchülerInnen ein Lernen aus dem Diskussionsprozess zu ermöglichen. Folgende Fragen können im Rahmen der Spielauswertung gestellt werden: Wie ist es euch mit eurer Rolle gegan• gen? Was war schwierig zu diskutieren? • Wie kann man besser mit Konflikten um• gehen? Gibt es Dinge, wo es keine Kompromisse • gibt? Wo könnt ihr euch Kompromis• se/Lösungen vorstellen? Wo ist es sinnvoll Kompromisse zu • schließen? Rollenkarte: Umweltschützer Was spricht gegen eine Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Umweltschützers? XXXXX Was spricht für eine Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Umweltschützers? Das Hauptargument des Umweltschützers ist: Der Klimawandel findet statt – der menschliche Treibhauseffekt ist Realität – und es kommt zu großen Umweltzerstörungen, die Grund, aber auch Folge des Klimawandels sind. Letztlich wird auch der Mensch stark darunter leiden. Der Umweltschützer zeigt mögliche Auswirkungen eines zu hohen CO2-Gehaltes, wie z.B. auf die Gesundheit der Menschen/auf die Agrarwirtschaft/Ökosysteme usw. auf. Um wie viel Prozent sollen die CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Umweltschützers gesenkt werden? Er setzt sich für einen niedrigeren CO2-Ausstoß ein. Er ist der Meinung, dass eine langfristige Reduktion des CO2-Ausstoßes von mindestens 60% (im Vergleich zu 1990) notwendig ist. Welche Möglichkeiten gibt es zur Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Umweltschützers? Um die CO2-Emissionen zu reduzieren, tritt er für die ökologische Steuerreform ein. Der Umweltschützer sieht das Umsteigen auf den öffentlichen Verkehr als Möglichkeit zur Reduktion des CO2Gehaltes. Rollenkarte: Politiker Was spricht gegen eine Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Politikers? Individualverkehr bedeutet große Aufwendungen der Industrie für die Infrastruktur und daher kommt es zu einer Verbesserung der Arbeitsmarktsituation. Weniger Pkws und Lkws könnten das verhindern. Was spricht für eine Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Politikers? Das Hauptargument des Politikers ist die Erfüllung des Kyoto-Protokolls: Österreich hat sich verpflichtet, seine CO2-Emissionen bis zum Jahr 2010 zu reduzieren. Er weist auf den Druck hin, dass das Kyoto-Protokoll erfüllt werden muss und zeigt die Folgen auf (Klagen der EU, Internationale Schwierigkeiten, Treibhauseffekt), falls es nicht eingehalten wird. Um wie viel Prozent sollen die CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Politikers gesenkt werden? Österreich hat sich verpflichtet, seine CO2-Emissionen bis zum Jahr 2010 um 13%, bezogen auf 1990, zu reduzieren (Kyoto-Protokoll). Die Last muss gleichmäßig verteilt werden und besondere Interessengruppen dürfen nicht so stark belastet werden (z.B. die Großindustrie). Welche Möglichkeiten gibt es zur Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Politikers? Es handelt sich um eine breite Palette teilweise bereits abgestimmter Maßnahmen. Der Handel mit Emissionsrechten, eine ökologische Steuerreform, diverse regionale oder lokale Maßnahmen (Klimaschutzprogramme) usw. 77 Rollenkarte: Verkehrsplaner Was spricht gegen eine Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Verkehrsplaners? Verkehr kann gemanagt werden. Es werden sich immer Möglichkeiten finden, mit dem zunehmenden Verkehrsaufkommen umzugehen. Was spricht für eine Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Verkehrsplaners? Oft ist eine Kombination individueller Verkehrsmittel mit öffentlichen sehr sinnvoll - er tritt für den Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes ein, damit Menschen z.B. weniger Zeit brauchen, um zum Arbeitsplatz zu gelangen oder um Straßen frei zu halten. Der Verkehrsplaner plädiert für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und des Massentransportes, um die Wettbewerbsfähigkeit von Standorten zu unterstützen. Um wie viel Prozent sollen die CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Verkehrsplaners gesenkt werden? Entsprechend der Vorgaben aus dem Kyoto-Protokoll und der Klimastrategie. Also zwischen 15 und 20%. Welche Möglichkeiten gibt es zur Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Verkehrsplaners? Der Verkehrsplaner setzt auf den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, um den CO2-Gehalt zu reduzieren. Rollenkarte: Straßenanrainer Was spricht gegen eine Reduktion des Verkehrs und der CO2-Emissionen aus der Sicht des Straßenanrainers? XXXXXXXX Was spricht für eine Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Straßenanrainers? Der Straßenanrainer plädiert für weniger Straßenverkehr, weil er den ständigen Lärm und die Abgase satt hat. Um wie viel Prozent sollen die CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Straßenanrainers gesenkt werden? Keine genauen Vorstellungen Welche Möglichkeiten gibt es zur Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Straßenanrainers? Verkehrsberuhigende Maßnahmen (30er-Zone, Wohnstraße). Mehr öffentliche Verkehrsmittel. 78 Rollenkarte: Betriebsrat einer Transportfirma Was spricht gegen eine Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Betriebsrates? Das Hauptanliegen des Betriebsrates einer Transportfirma ist die Sicherung der Arbeitsplätze seiner KollegInnen. Er äußert die Gefahr des Arbeitsplatzverlustes vieler MitarbeiterInnen. Was spricht für eine Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Betriebsrates? XXXXXXXX Um wie viel Prozent sollen die CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Betriebsrates gesenkt werden? XXXXXXXX Welche Möglichkeiten gibt es zur Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Betriebsrates? XXXXXXXX Rollenkarte: Firmenchef eines Autohauses Was spricht gegen eine Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Firmenchefs? Die Hauptargumente des Firmenchef eines Autohauses sind: Der Transport mit dem LKW ist billiger als der Transport mit dem Zug. Nachdem die Ware mit dem Zug transportiert worden ist, muss sie wieder auf den LKW verlagert werden, um zum Bestimmungsort zu gelangen. Die Autoindustrie ist ein wichtiger Arbeitgeber: „jeder 7. Arbeitsplatz hängt vom PKW ab“ (DI Dr. Horst Steinmüller: Kyoto-Zielerfüllung im Verkehr – eine Illusion?, Universitätsverlag Rudolf Trauner Linz. 2002, S. 65) und außerdem mag er einfach Autos. Was spricht für eine Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Firmenchefs? XXXXXXXX Um wie viel Prozent sollen die CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Firmenchefs gesenkt werden? XXXXXXXX Welche Möglichkeiten gibt es zur Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Firmenchefs? XXXXXXXX 79 Rollenkarte: Angestellter Was spricht gegen eine Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Angestellten? Das Hauptargument des Angestellten ist, dass er auf keinen Fall auf seinen Pkw verzichten will. Er hat Angst um seinen Arbeitsplatz. Er ist von seinem PKW abhängig. Ein eigener Pkw ist z.B. notwendig, um der zunehmend geforderten Flexibilität am Arbeitsmarkt gerecht zu werden. Es ist viel angenehmer, mit dem Auto zum Arbeitsplatz zu fahren als zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Was spricht für eine Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Angestellten? Klimawandel und Treibhauseffekt könnten schon ein Problem werden, aber wenn ich auf mein Auto verzichte, dann hat das ja ohnehin keinen Einfluss. Die Industrie sollte den CO2-Ausstoß verringern. Vielleicht könnte man auch versuchen, die Anzahl der Lkws zu verringern, die stören ohnehin sehr auf der Autobahn. Um wie viel Prozent sollen die CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Angestellten gesenkt werden? Weniger Lkws wären ein guter erster Schritt – vielleicht 10%? Welche Möglichkeiten gibt es zur Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs aus der Sicht des Angestellten? Der Angestellte könnte sich auch das Car-Sharing-Modell als Mittel zur Reduktion der CO2Emissionen vorstellen. Rollenkarte: Moderator Der Moderator ist der Diskussionsleiter des Planspiels. Er ist dafür verantwortlich, dass auf die folgenden Fragen der Reihe nach eingegangen wird, wobei thematische Konkretisierungen (z.B. zum Verkehr) sinnvoll sind: -Was spricht gegen eine Reduktion der CO2-Emissionen? -Was spricht für eine Reduktion der CO2-Emissionen? -Um wie viel Prozent sollen die CO2-Emissionen gesenkt werden? -Welche Möglichkeiten gibt es zur Reduktion der CO2-Emissionen? Spielunterlagen: Diese Tabelle zeigt, wer welche zusätzlichen Spielunterlagen bekommt (diese sind Teil des Moduls). Informationen zum KyotoProtokoll Die ökologische Steuerreform Umweltschützer x x Auswirkungen einer ökologischen Steuerreform x Politiker x x x Verkehrsplaner Straßenanrainer x x x x x x Firmenchef Betriebsrat einer Transportfirma x x x Angestellter x Die Fakten zur Klimaerwärmung Das Car-Sharing-Modell x x x x Quelle: Dipl.-Ing. Dr. Horst Steinmüller (Hrsg.): Kyoto-Zielerfüllung im Verkehr – eine Illusion? Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz. Universitätsverlag Rudolf Trauner, Linz 2002 80 Erstellen von Rollenkarten: Wir suchen Argumente für Verfechter und Gegner des Klimaschutzes Entwickelt von Markus E. Langer Intention Das Verhalten von Menschen ist oftmals eher durch aktuelle oder kurzfristig absehbare Entwicklungen bestimmt. In wenigen Fällen macht man sich Gedanken über längerfristige Entwicklungen. Daraus resultiert, dass man auch wenige Überlegungen darüber anstellt, wie man auf mögliche Entwicklungen reagiert oder wie man solche Entwicklungen eventuell auch selbst mitsteuern kann. In dem vorliegenden methodischen Vorschlag wird besonderes Augenmerk auf diese Defizite gelegt. Ziel dieser Methode ist es, die Zukunftskompetenz, die Gestaltungskompetenz, die Planungs- und Optionskompetenz sowie das Werte- und Normenverständnis und das vorausschauende Denken zu fördern. Diese Methode kann mit unterschiedlichem Zeitaufwand durchgeführt werden. In der folgenden Beschreibung werden mehrere Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Methode vereinfacht oder komplexer gestaltet werden kann. Der Zeitaufwand erstreckt sich entsprechend zwischen 1–2 Einheiten bis zu 6 oder mehr Einheiten. Detaillierte Informationen zur Szenariotechnik finden Sie ebenfalls am Ende dieses Kapitels (siehe „So funktioniert die Szenarientechnik“). Hinweis: Der Kern dieser Methode liegt im Erstellen von Rollenkarten. Schritt 1 (das Bearbeiten von Szenarien) kann in den Schritt 2 (Erstellen von Rollenkarten) integriert werden. Das Szenario kann dabei in jener Kleingruppe diskutiert werden, die jeweils eine spezifische Rolle übernommen hat. Schritt 3 (das Rollenspiel) kann gänzlich entfallen, wenn dies aus zeitlichen Gründen notwendig erscheint. Durchführung 1. Schritt – Bearbeitung von Szenarien Bei diesem Schritt soll zunächst eines der vorliegenden Extremszenarien (siehe dazu die beiden Extremszenarien am Ende dieses Textes) in Kleingruppen analysiert werden oder es kann – falls Interesse und Zeit vorhanden ist – ein neues Szenario entwickelt werden, um dieses anschließend zu analysieren. • Was sind die wichtigsten Entwicklungen/Inhalte in diesem Szenario? • Wer/was hat den größten Einfluss auf die Entwicklungen im Szenario? • Wie könnte dieses Szenario mich betreffen? • Was könnte ich unternehmen, um eine positive Entwicklung im Szenario zu erreichen/zu erhalten? • Welche Informationen bräuchte ich noch/was sind offene Fragen? Erweiterungsmöglichkeit: Dieser erste Schritt kann auch in etwas komplexerer Form durchgeführt werden. Dazu werden beide Extremszenarien zur Hand genommen und in Kleingruppen analysiert. Ziel ist es, Unsicherheiten und Dynamiken zwischen beiden Extrempolen zu identifizieren und Handlungsräume auszuloten. Folgende Fragen können gestellt werden: Was in diesen beiden Szenarien sollte • vermieden werden/was sollte erreicht werden? Welche Entwicklungen sind wahr• scheinlicher/weniger wahrscheinlich – weshalb? • Wer/was hat den größten Einfluss auf die Entwicklungen in den Szenarien? (sowohl positiv als auch negativ) • Was könnte mich besonders betreffen/was wäre besonders positiv/negativ für mich? • Was könnte ich unternehmen, um eine positive Entwicklung zu erreichen/eine negative Entwicklung zu vermeiden. • Welche Informationen bräuchte ich noch/was sind offene Fragen? • ... Im Anschluss an die Diskussion in den Kleingruppen sollte eine kurze Präsentation der Ergebnisse stehen, bevor zum nächsten Schritt übergegangen wird. 81 2. Schritt – Rollenentwicklung Kern dieses Schrittes ist die Erstellung von Rollenkarten in Kleingruppen. Dazu übernimmt jede Kleingruppe eine Rolle und diskutiert die Inhalte einer Rollenkarte. Vorher wird geklärt, welche Rollen überhaupt notwendig sind. Hier ist es auch möglich, dass der Lehrer oder die Lehrerin vorgibt, welche Rollen vergeben werden sollen. Ziel ist es, sich in die Rolle zu versetzen und festzustellen, wie sich ein Szenario auf eine Rolle auswirkt. Zu jeder Rolle können folgende Überlegungen getätigt / diskutiert werden: • 82 Welche Auswirkungen hat das Szenario auf meine Rolle? Wie werde ich mich in der Rolle verhalten, wenn dieses Szenario Realität ist? • Welches aktuelle Verhalten muss ich ändern? • Welche Probleme tun sich auf? • Welche Möglichkeiten ergeben sich? • Wie kann meine „Rolle“ dazu beitragen, dieses für mich/für diese Rolle positive Szenario zu erreichen/dieses negative Szenario zu vermeiden/zu verhindern? • Welche Alternativen gibt es? • Mit wem kann/muss ich zusammenarbeiten und wie kann die Zusammenarbeit aussehen? • Wer könnte meinen Zielen entgegen stehen – wie gehe ich damit um? • ... Beispiel zu Rollenkarten finden Sie auch in: Ein Rollenspiel: Möglichkeiten zur Reduktion der CO2-Emission des Verkehrs. Erweiterungsmöglichkeit: Auch in diesem Schritt gibt es eine Erweiterungsmöglichkeit. Es werden die beiden Extremszenarien gleichzeitig vor dem Hintergrund einer „Rolle“ analysiert. Folgende Fragen können gestellt werden: Welche Entwicklungen in diesen Sze• narien wären für mich/meine Rolle vorteilhaft/weniger vorteilhaft? • Was muss/kann/soll ich unternehmen, um besonders negative Entwicklungen zu vermeiden? • Was muss/kann/soll ich unternehmen, um besonders positive Entwicklungen zu erreichen? • Mit wem kann/muss ich zusammenarbeiten und wie kann die Zusammenarbeit aussehen? • Wer kann meinen Zielen entgegen stehen – wie gehe ich damit um? • ... 3. Schritt - Das Rollenspiel Im Anschluss an die Entwicklung der Rollen kann noch ein Rollenspiel stehen. Dieses kann in ähnlicher Form durchgeführt werden wie das Rollenspiel: Möglichkeiten zur Reduktion der CO2-Emission des Verkehrs. Möglich wäre es auch, dass nicht dieselben Personen/Gruppen, die eine Rolle in Schritt 2 bearbeitet haben, diese auch im Rollenspiel übernehme: ein Rollentausch wäre also sinnvoll. Szenariotechnik So funktioniert die Szenariotechnik Die Durchführung der Szenarientechnik erfordert ein hohes Maß an Vorbereitung und Abstimmung der einzelnen Teilschritte. Informationsmaterialien müssen vorbereitet sein, ExpertInnen müssen koordiniert werden, Arbeitsmaterial muss zur Verfügung stehen. Die erarbeiteten Szenarien sind keine utopischen Zukunfts(alb)träume, sondern sind die Folge einer in der Realität möglichen Entwicklung. 1. Problemanalyse Ausgangspunkt jedes Szenarios ist ein gesellschaftliches Problem, dessen Lösungen einerseits im Bereich des Möglichen liegen und andererseits miteinander „konkurrieren“. In dieser Phase steht die Formulierung des IstZustandes im Vordergrund. Da die Beschreibung der Gegenwart die Basis für die zu entwickelnden Szenarien darstellt, müssen die hier aufgestellten Thesen fachlich untermauert werden. Folgende Leitfragen sollten in der Problemdefinition beantwortet werden: Welche Faktoren und Zusammen• hänge sind bekannt? Wer ist betroffen? • Aufgrund welcher Ereignisse und • Sachverhalte wird das Problem als gesellschaftlich relevant und lösungsbedürftig angesehen? Mit Abschluss de Problemanalyse sollte eine explizite Problembeschreibung vorliegen. 2. Einflussanalyse In der zweiten Phase geht es in erster Linie darum, einen umfassenden Systemzusammenhang zu entwickeln. Nach der vorangegangenen Bestimmung des Problemfeldes (z.B. die Entwicklung des Individualverkehrs in Österreich bis 2010) soll nun durch Bestimmung von Einflussbereichen (z.B. die Umwelt) und Einflussfaktoren (z.B. Emission) ein ganzheitliches Systembild entworfen werden. Durch freies Brainstorming oder Brainwriting wird in mehreren Arbeitsgruppen eine Aufstellung der relevanten Bereiche vorgenommen, denen dann die einzelnen Faktoren zugeteilt werden. Auf diese Weise kommt es zu einer immer genaueren Ausdifferenzierung des untersuchten Systems. 3. Deskriptorenbestimmung In diesem dritten Schritt werden die Einflussbereiche und Einflussfaktoren hinsichtlich ihrer quantitativen und qualitativen Inhalte bewertet, wobei die einzelnen Einflüsse als Deskriptoren beschrieben und teilweise zusammengefasst werden müssen. Als Ergebnis sollte eine Vielzahl von quantitativen und qualitativen Deskriptoren zur Verfügung stehen, die in ihrem zukünftigen Entwicklungsverlauf analysiert und bewertet werden können. Ein quantitativer Deskriptor könnte z.B. „die Anzahl der zugelassenen Pkw“ sein, während ein qualitativer z.B. „die Bedeutung des Autos“ sein könnte. Deskriptoren sind demnach „Kenngrößen“, die den heutigen und zukünftigen Zustand sowie die jeweiligen Entwicklungen benennen. Gerade in Bezug auf die Erstellung der Deskriptoren und die Analyse ihrer gegenseitigen Beeinflussung benötigen die einzelnen TeilnehmerInnen umfangreiches Informationsmaterial und eventuell die Unterstützung von Fachleuten. 4. Szenarioentwicklung Diese Phase gilt allgemein als der Höhepunkt der Szenariotechnik. Aus den Ergebnissen der Einflussanalysen und Deskriptorenbestimmungen werden hier Szenarien im Sinne von ganzheitlichen Zukunftsbildern entwickelt, die in anschaulicher Weise mögliche Zukunftsentwicklungen und ihre Konsequenzen sichtbar machen. Das Aufzeigen eines extrem positiven und eines extrem negativen Szenarios hat den Vorteil, dass alle nur möglichen Zukunftsbilder zwischen diesen beiden Szenarien liegen. Das Trendszenario beinhaltet die Fortschreibung der gegenwärtigen Situation in die Zukunft. Im Szenariotrichter können die drei Grundtypen eines Szenarios sehr gut dargestellt werden. 5. Entwicklung von Strategien und Maßnahmen Die abschließende Phase führt wieder zur Problemanalyse der Ausgangssituation zurück. An dieser Stelle sollen die Konsequenzen aus den entwickelten Szenarien gezogen und Handlungs- bzw. Gestaltungsstrategien entworfen werden. Ziel ist es, gewünschte Entwicklungslinien zu verstärken sowie nicht gewünschten Entwicklungen entgegenzutreten. Über das gemeinsame Verfassen eines Handlungskatalogs soll mittels einer Prioritätenliste zu Handlungen angeregt werden, die durch bewusste Manipulation der Einflussfaktoren bzw. Deskriptoren zu gesellschaftlich wünschenswerten Entwicklungspfaden führen. 83 Quelle (Stand August 2004): Albers, O.; Broux, A. (1999): Zukunftswerkstatt und Szenariotechnik. Ein Methodenbuch für Schule und Hochschule. Beltz-Verlag. Szenariotechnik im Jahr 2030“ – „Energieversorgung Bei dem vorliegenden Beispiel einer Szenariotechnik handelt es sich um eine reduzierte Form. Die „Vollversion“ eines Szenarios nimmt einige Tage in Anspurch und benötigt einen externen Moderator - damit ist sie in der Schule nur bedingt einsetzbar. Bei der Ausarbeitung von Szenarien sollte darauf geachtet werden, dass „die Zukunft realistisch bleibt“. 1. Schritt: Erstellen von Extremszenarien Die SchülerInnen sollen in Kleingruppen (fünf SchülerInnen pro Gruppe) positive und negative Extremszenarien zum Thema „Energieversorgung im Jahr 2030“ entwickeln. Die einzelnen Gruppen dürfen selbst entscheiden, ob sie ein positives oder negatives Extremszenario erstellen. Ein positives Extremszenario beschreibt die bestmögliche Zukunftsentwicklung, ein negatives Extremszenario die schlechtestmögliche Entwicklung. Den SchülerInnen können zum Verfassen der Extremszenarien folgende Fragen als Hilfestellung gegeben werden: 84 • Wie wird Energie gewonnen? • Welche Energieträger werden hauptsächlich verwendet? • Wie werden Autos betrieben? • Welche Wirtschaftszweige boomen und welche haben an Bedeutung verloren? • Wie könnte sich der Klimawandel auf die Landwirtschaft, die Industrie (Energie, Ernährung, Transport ...) auswirken? • Wie sieht der Umgang mit Wasser aus? • Welche Krankheiten nommen? haben zuge- Weinbrenner, P.: Die Szenario-Methode als Mittel zum Kreativitätsfördernden Lernen Nach dem Fertigstellen der Extremszenarien soll ein Gruppenmitglied das Szenario vorstellen. Danach besteht die Möglichkeit, darüber zu diskutieren. Ein positives Extremszenario könnte so aussehen: Wir schreiben das Jahr 2030. Die Energieversorgung hat sich durch den ausschließlichen Einsatz alternativer Energieträger verglichen mit dem Jahr 2000 extrem verändert. Heutzutage sind Sonne, Wind und Wasser die Energielieferanten Nummer 1, wobei 50% der Stromversorgung durch Sonne, 30% durch Wind und 20% durch Wasser, Biogas, Erdwärme usw. gedeckt werden. Im letzten Jahr wurde das letzte Atomkraftwerk geschlossen. Menschen, die durch das Schließen der Atomkraftwerke ihre Arbeit verloren haben, erhalten im Wirtschaftszweig „Alternative Energieversorgung“ sofort neue Arbeit. Da die Solarzellen in der Zwischenzeit in der Lage sind 50% der Sonnenenergie in Strom umzuwandeln, haben 80% aller Häuser in Österreich eine Solaranlage. Außerdem sind zahlreiche Haushalte, die noch nicht in NullHeizenergie-Häusern sind, mit einer erdwärmebetriebenen Heizung ausgestattet. Diese ist aufgrund der großen Nachfrage auch für einkommensschwächere Familien erschwinglich geworden. In windbegünstigten Lagen befinden sich jede Menge oft bunt bemalter Windkraftanlagen. Da die letzten Erdölreserven beinahe erschöpft sind, sieht man auf den Straßen keine benzinbetriebenen Fahrzeuge mehr, sondern nur noch Solar- und Wasserstoff-Autos. U.a. aufgrund dessen konnte der CO2Ausstoß wesentlich verringert werden ... Ein negatives Extremszenario könnte so aussehen: Wir leben im Jahr 2030: Es gibt endgültig keine Erdölreserven mehr und die Erdgasund Kohlereserven gehen ebenfalls bald zur Neige, da sie immer stärker genützt werden. Autofahren wird immer teurer und ist heute nur mehr für wenige Superreiche erschwinglich. Daher sind Autos fast zur Gänze von den Straßen Europas verschwunden. Da derzeit viele Pkws verschrottet werden, konnte sich ein neuer Industriezweig etablieren, der jedoch bald wieder schrumpfen wird, da es keine Autos mehr gibt, die verschrottet werden müssen. Besonders hart hat es die Automobilindustrie getroffen: Sämtliche Fabri ken, Autohäuser und Autowerkstätten sind geschlossen worden. Dadurch haben hunderttausende Menschen ihren Arbeitsplatz verloren. Armut ist beinahe schon ein Normalfall. Die Menschen leben in großen Einfamilienhäusern, die oft schlecht isoliert sind. Es gibt aber kein Geld, um Häuser zu sanieren - manachmal reicht´s nicht einmal fürs Heizmaterial. Viele Häuser werden aufgegeben oder von mehreren Familien genützt. Teure energieintensive Industrien wurden nach Asien oder Afrika verlegt. Nun können diese Produkte aber nicht mehr importiert werden, da der Transport viel zu teuer geworden ist. ... 2. Schritt: Entwicklung konkreter Maßnahmen in Richtung eines positiven Extremszenarios In einem nächsten Schritt sollen sich die SchülerInnen in Kleingruppen (fünf SchülerInnen pro Gruppe) mit den Konsequenzen aus den zuvor entwickelten Extremszenarien auseinander setzen. Sie sollen Ideen erarbeiten, durch welche konkrete kurz-, mittelund langfristige Maßnahmen eine Annäherung an ein positives Extremszenario erreicht werden kann. Sie sollen überlegen, welchen Beitrag der Einzelne, Vereine, Parteien, die Ge- meinde, der Staat, Europa usw. zur Realisierung der Maßnahmen und Ziele leisten kann. Ziele Maßnahmen Zu diesem Zweck erhält jede Gruppe eine leere Tabelle, in der Ziele, Maßnahmen, Zeitraum und handelnde Personen von den SchülerInnen eingetragen werden sollen. Dann gestaltet jede Gruppe ein Plakat mit der ausgefüllten Tabelle und stellt diese seinen MitschülerInnen vor. Im Anschluss daran wird darüber diskutiert. Zeitraum kurz-, mittel-, langfristig Einsatz alternativer Energieträger Anschaffung einer Erdwärmeheizung, Solaranlage usw. Förderung alternativer Energieträger Subvention von Solaranlagen, finanzielle Unterstützung der Forschung auf dem Gebiet kurzfristig der erneuerbaren Energie (Wasserstoff-Auto, SolarAuto usw.) mittel- bis langfristig handelnde Personen der Einzelne, Vereine, Parteien, Gemeinde, Land, Staat, Europa, Weltgemeinschaft der Einzelne, Gemeinde, Behörde, Firmen Staat Weg von Atomenergie Atomkraftwerke schließen, hin zu alternativen ... Energieträgern langfristig Europa, weltweit ... ... ... ... 85 3. Schritt: Feedbackrunde über die Arbeit mit der Szenariotechnik In der Feedbackrunde haben die SchülerInnen die Möglichkeit sich darüber zu äußern, wie es ihnen mit der Szenariotechnik gegangen ist – was ihnen besonders gefallen bzw. missfallen hat. Weitere Möglichkeiten zur Anwendung der Szenariotechnik Der Tourismus in Österreich bei geringfügigen Änderungen im Klima – versus – bei 86 umfassenden Klimaänderungen (starke Erwärmung, nur mehr wenige aber starke Niederschläge) Die Landwirtschaft bei geringfügigen Änderungen im Klima – VERSUS – bei umfassenden Klimaänderungen (starke Erwärmung, nur mehr wenige, aber starke Niederschläge) Ebenso: • • • Die Transportindustrie Die Energieversorgung usw. Projekte 87 KKIK – Kluge Köpfe im Klimabündnis Seit 1998 betreibt das Klimabündnis Österreich das Projekt „KKIK - Kluge Köpfe im Klimabündnis“ als Rahmenprogramm für die Kooperation mit Schulen. Das Klimabündnis Österreich bietet dafür verschiedene Module an: • • • • • • LehrerInnen-Seminare, die Ausstellungen „Lebenswelt Regenwald“ und „Klima verbündet“, eine Mappe mit Vorbildprojekten an Schulen, Vorträge zum Thema Entwicklungszusammenarbeit, Bündnispartner aus dem Amazonasgebiet sowie das Projekt „Schüler als Verkehrsplaner“. Das Bekenntnis zum Klimabündnis erfolgt von der gesamten Schule unter einem Beschluss der LehrerInnenkonferenz und stellt eine freiwillige Selbstverpflichtung dar, die mit keinerlei Kosten verbunden ist. Jede Schultype – ob Volksschule, Hauptschule, Gymnasium, berufsbildende Schule oder Fachschule – ist vom Klimabündnis Österreich eingeladen, sich für die Erreichung des KlimabündnisZiels einzusetzen. Nachhaltigkeitsaspekt Information über wichtige globale Themen wie Klimawandel und Entwicklungszusammenarbeit: Die SchülerInnen erhalten Einblicke in die weltweiten Wirkungsketten und können konkrete Bündnispartner in Entwicklungsländern kennen lernen. Die SchülerInnen erfahren, wie sie durch ihr eigenes Handeln zur Entwicklungszusammenarbeit beitragen können. Dass lokales Handeln auch Auswirkungen über die Region hinaus hat, wird mit dem bekannten Slogan „Think global, act local“ beschrieben. Nur wenige lokale Aktivitäten beziehen aber globale Aspekte konkret in ihr Handeln ein. KKIK ist ein gutes Beispiel dafür, wie es gemacht werden kann. Bildung einer Allianz Schule-Gemeinde: Die Aktivitäten, die durch „Kluge Köpfe im Klimabündnis“ in der Schule gesetzt werden, motivieren die Gemeinde zu weiteren Aktivitäten. Auf diese Weise können durch KKIK konkrete Schritte für Klimaschutz und Entwicklungszusammenarbeit auf kommunaler Ebene angestoßen und in Kooperation durch Schule und Gemeinde verwirklicht werden. Die Umsetzung von Nachhaltigkeit geschieht vor allem dort, wo Menschen leben und arbeiten. Deshalb sind Aktivitäten auf kommunaler Ebene so wichtig für die Umsetzung von Nachhaltigkeit. Einbindung von Jugendlichen in Entscheidungsprozesse: Dabei werden die Ideen und Arbeiten der SchülerInnen aktiv in Entscheidungsprozesse in Schule und Gemeinde mit einbezogen. Die SchülerInnen erleben, dass ihr Engagement konkrete Ergebnisse im eigenen Lebensraum bringt. Die Möglichkeit, die gewonnenen Erkenntnisse auch in konkretes Handeln umzusetzen, lässt junge Menschen lernen, ihre Zukunft aktiv für eine nachhaltige Entwicklung zu gestalten. Kontakt Mag. Wolfgang Mehl Klimabündnis Österreich Mariahilfer Straße 89/24 1060 Wien Österreich Tel.: 01/581 58 81, Fax: 01/581 58 80 E-mail: [email protected] Biomasseheizung für die Doppelhauptschule Kufstein Im Jahr 1999 gab die Doppelhauptschule Kufstein im Rahmen einer Großsanierung des Schulgebäudes zwei Studien in Auftrag, die herausfinden sollten, welche Heizung für die Schule am besten geeignet ist. Es wurde ein Vergleich zwischen Strom, Fernwärme und Biomasse (Hackschnitzel) erstellt. Die Biomasseheizung schnitt am besten ab. Daraufhin beschloss der Stadtrat, diese Heizung zu errichten. 88 Nachhaltigkeitsaspekt Obwohl im gegenständlichen Projekt LehrerInnen und SchülerInnen nur indirekt eingebunden waren, kann die Chance eines Umbaus oder einer Sanierung einer Schule aktiv für die Einbeziehung von SchülerInnen genützt werden. Sie können lernen, ökologische Alternativen zu nützen und durch die Bewertung verschiedener Optionen erfahren, wie unterschiedliche Perspektiven auf ökonomischer, ökologischer und sozialer Ebene in einem konkreten Beispiel zusammenwirken. Je nach Alter und Schultyp ergeben sich unterschiedliche Potenziale für die aktive Mitarbeit von SchülerInnen, von der inhaltlichen Aufarbeitung im Unterricht über Interviews mit den Fachleuten der technischen Büros zur Informationsgewinnung bis zur selbstständigen Datenerhebung in der Schule. Kontakt DI Martin Rottler, Hans Fischlmaier Stadt Kufstein Unterer Stadtplatz 22 6330 Kufstein Österreich Tel.: 05372/602-601, Fax: 05372/602-75 E-mail: [email protected] Sonnenkollektoren für das Warmwasser – HandwerkerInnen werken Zuerst waren sie selbst recht skeptisch, doch dann griffen die SchülerInnen der HWL Rankweil zum Werkzeug und bauten Sonnenkollektoren für die Warmwasserversorgung. Die Schule nützte aber den Wettbewerb darüber hinaus nicht nur zur Verbesserung des internen Schulklimas, sondern knüpfte Kontakte mit der heimischen Wirtschaft. Zusammenfassung und Überblick Das Ziel des Energieprojektes war es, den hohen Energiebedarf für die Warmwasseraufbereitung – vor allem durch den Küchenbetrieb verursacht – zu reduzieren. Durch den Bau von Sonnenkollektoren sollte die Warmwasserversorgung der Schule sichergestellt und der hohe Verbrauch an Heizöl und Strom gesenkt werden. Die HLW Rankweil umfasst ca. 400 SchülerInnen und 50 LehrerInnen. Im Projektteam selbst arbeiteten vor allem die drei vierten Klassen mit zwei LehrerInnen. Die technische Komplexität des Projektes erforderte die Zusammenarbeit mit der heimischen Wirtschaft. Ingenieure eines Planungsbüros übernahmen kostenlos die Planung, ein Kollektorenhersteller stellte das Material und Experten zur Kollektorenherstellung zur Verfügung. Zusammengebaut wurden die Kollektoren von den SchülerInnen selbst. Das Ergebnis kann sich sehen lassen Im November 1998 konnten die 6 Kollektoren schließlich in Betrieb genommen werden. Durch die Solarenergie können im Jahr ca. 2.000 € eingespart werden. Die Gesamtkosten von 30.000 € wurden großteils von Bund, Ländern und Gemeinden finanziert. Der fehlende Betrag von 7.000 € wird im Rahmen von Schulaktionen, z.B. durch die Veranstaltung von Basaren, selbst aufgebracht. Die professionelle Umsetzung der Projekte erfolgte in Kooperation mit Wirtschaft und Gemeinde und zeichnete sich durch gute Medienarbeit aus. Dadurch erzielt die Schule Vorbildwirkung und schaffte den Anreiz zur Nachahmung. Nachhaltigkeitsaspekt Schulen gehören zu den Großverbrauchern in Sachen Energie. Es sollte daher ein Anliegen sein, den hohen Energieverbrauch zumindest zum Teil durch die Verwendung erneuerbarer Energieformen abzudecken. Die Integration der SchülerInnen, die Öffnung der Schule nach außen und die Zusammenarbeit mit externen ExpertInnen sind bei diesem Projekt sehr gut gelungen. So ein Projekt bietet auch die Möglichkeit, die Familien der SchülerInnen einzubinden - mittels einer Fragebogenaktion, Infoabenden etc. – und die Möglichkeit des fächerübergreifenden Unterrichts. Die Bedeutung der Sonnenenergie, die Klimaproblematik und vieles mehr kann in diversen Gegenständen ausgearbeitet werden. Kontakt Harald Wäger, Bernhard Ölz HWL Rankweil Negrellistraße 50 A 6830 Rankweil Österreich Tel.: 05522/42358 Email: [email protected] 89 Oekole: Ein Projekt zur Energieoptimierung wird mehrmals ausgezeichnet Das Anliegen der HAK I in Wels war klar! Um die Betriebskosten zu senken und einen konkreten Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, sollte der Verbrauch von Energie und Wasser optimiert werden. Das Engagement der SchülerInnen und LehrerInnen, gute Teamarbeit, ein professionelles Projektmanagement, Information, Kommunikation und die Kooperation mit Experten hat sich gelohnt. Bereits zweimal wurde das Projekt ausgezeichnet. Zusammenfassung und Überblick Seit dem Schuljahr 97/98 widmet sich ein Professorenteam mit viel Engagement und Sachverstand der anspruchsvollen Aufgabe einer Energieoptimierung in ihrer Schule. Der Projekttitel „Oekole“ wurde von SchülerInnen im Rahmen eines Wettbewerbs kreiert. LehrerInnen und SchülerInnen waren sehr engagiert und lernten die Herausforderungen einer effizienten Energieoptimierung kennen, eine Praxisschulung par excellence! Das Oekole-Team setzte sich zum Ziel, im Rahmen des Schulsponsorings den Energieverbrauch des gesamten Gebäudes spürbar zu senken. Gemeinsam mit dem E-Werk Wels und Energieexperten wurden erste Schritte gesetzt, um den Verbrauch von elektrischer Energie, Wärme und Wasser zu optimieren. Nachdem alle KlassensprecherInnen informiert waren, wurden Fragebögen ausgeteilt, um die Verbrauchsgewohnheiten und das Raumklima in den Klassenräumen zu ermitteln. Gemeinsam mit Fachleuten der Firmen Contipole und EKO wurden die Daten des Lichtstromverbrauchs und der Helligkeit erhoben. Die Experten der EWW AG ermittelten Fakten über die Bereiche Wärme und Wasser. Der Spitzenstromverbrauch wurde über mehrere Wochen hindurch gemessen. 90 Das Ergebnis kann sich sehen lassen Beleuchtungsregelung durch einen Lichtsensor, Vorschaltanlage zur Drosselung der Stromaufnahme (EKO-Regler); Dämmerungsund Bewegungswächter, LichtzeitimpulsSchalter. Um verschiedene Varianten zu vergleichen, wurden in den betroffenen Klassen Stromzähler eingebaut. Mit Hilfe eines Messgerätes des Energiesparverbandes wurden „Stromfresser“ entlarvt und so die Kosten für die Beleuchtung erheblich gesenkt. Auch in den Bereichen Heizenergie und Wasserverbrauch konnten beachtliche Einsparungen erzielt werden. Das Projekt Oekole wurde in den Jahren 2000 und 2001 mit dem oberösterreichischen Landespreis für Umwelt und Natur ausgezeichnet. Nachhaltigkeitsaspekt In öffentlichen Gebäuden versickert viel Geld, weil sich niemand wirklich verantwortlich fühlt, dennoch muss die Allgemeinheit für Fehlwirtschaft bezahlen. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema führt auch zu geänderten Verhaltensweisen, denn es geht hier um mehr als ein paar Energiesparlampen – es geht um ein neues Bewusstsein im Umgang mit Energie. Die Integration der SchülerInnen, die Öffnung der Schule nach außen und die Zusammenarbeit mit externen ExpertInnen sind bei diesem Projekt sehr gut gelungen. So ein Projekt bietet auch die Möglichkeit des fächerübergreifenden Unterrichts. Kontakt Mag. Christian Buksnowitz, Mag. Margit Bartl HAK 1 Stelzhammerstraße 20 4600 Wels Österreich Tel.: 07242/455 76 Email: [email protected] Mit Ressourcen achtsam umgehen: 1000 Besucher kamen zur Ausstellung Die Schule nützt ihre traditionelle Position als wichtiger kultureller Mittelpunkt der Gemeinde und trägt nun auch ökologisches Bewusstsein in eine breitere Öffentlichkeit: Von der Aktion „Schüler fragen Eltern“ bis hin zu einer großen Umweltausstellung. Darüber hinaus wächst durch eine gute Einbindung der Schulpartner und Experten die Chance auf nachhaltiges Wirken der gewonnenen Erkenntnisse. Jedes Projekt hat ein Ziel vor Augen • Umfassende Öko-Aktivitäten: vom effizienten Energie- und Wassersparen bis zum Abfallwirtschaftskonzept • Umweltbewusstsein mit Signalwirkung: eine Umweltausstellung für die Bevölkerung verbrauch an der Schule ermittelt. Wassersparende Geräte und mehr Bewusstsein bei den Kindern haben den Wasserverbrauch gesenkt. Die Kinder besichtigten eine Abwasserreinigungsanlage und konnten im Anschluss daran selbst eine Mini-Kläranlage bauen und ausprobieren. Das Ergebnis kann sich sehen lassen Die SchülerInnen und deren Eltern sowie die LehrerInnen sind sehr sensibel für ökologische Zusammenhänge und zum aktiven Umweltschutz motiviert. Mit vielfältigen konkreten Projekten setzt die Kleinschule nachhaltige Signale für eine ökologische Alltagskultur weit über das Schultor hinaus: Die Umweltausstellung hat mehr als 1.000 BesucherInnen über die Öko-Aktivitäten der VS St.Nikola, aber auch über Wissenswertes rund um das Thema Umwelt informiert und war ein großer Erfolg. Zusammenfassung und Überblick Energiesparen war angesagt: LehrerInnen und SchülerInnen haben gemeinsam den „energetischen Ist-Stand“ der Schule erhoben. Die Auswertung der Datenblätter erfolgte durch einen Energiesparberater. Unter dem Motto „Sparen ist die Energie der Zukunft“ erstellten die SchülerInnen Fragebögen für die Eltern. Das Ergebnis: Alle sind bereit Energie zu sparen, jedoch werden Alternativenergien aus finanziellen Gründen selten in Erwägung gezogen. Alle SchülerInnen erstellten ihr eigenes Energiesparprogramm – und kamen zu dem Schluss: „Vom Sparen reden ist nicht schwer, es selber tun hingegen sehr!“ Trotzdem ließen sie sich nicht demotivieren und setzten ihr Vorhaben um. In Kooperation mit der HLA Ysper wurde ein Abfallwirtschaftskonzept erstellt und die konsequente Müllvermeidung zeigte rasch Erfolg: Statt 10 Mülltonnen im Monat verblieb nur noch eine Mülltonne, die es zu entleeren gilt – 90 Müllonnen konnten in einem Jahr eingespart werden! Nachhaltigkeitsaspekt Teamarbeit, eine sinnvolle Einbindung der SchülerInnen, externe Kooperationen und eine gute Öffentlichkeitsarbeit geben Impulse für eine dynamische Schulentwicklung. Nicht ein einzelnes Projekt steht im Vordergrund, sondern mehrere aufeinander abgestimmte Einzelprojekte ergeben ein großes in Richtung Nachhaltigkeit strebendes Gesamtprojekt. Kontakt VD Ingrid Schachenhofer VS St Nikola St. Nikola 3 4381 St. Nikola Österreich Tel.: 07268/8395 E-mail: [email protected] Um den Kindern die Bedeutung des Wassers nahe zu bringen, wurde zuerst der Wasser- 91 92 Glossar 93 ACCC Der „Austrian Council on Climate Change“ – der Österreichische Klimabeirat – wurde 1996 gegründet und besteht im Kern aus einer 11-köpfigen interdisziplinären Arbeitsgruppe. Diese ist bestrebt, Schritte gegen den Klimawandel aufzuzeigen und zu bewerten. Aerosol Alle flüssigen oder festen Partikel in der Luft, die nicht aus Wasser bestehen, werden als Aerosol bezeichnet (in der Luft gelöste Materie). Agenda 21 Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert aus der UNCED 1992 (die sog. „Rio-Konferenz“), zur Lösung der globalen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Probleme. Albedo (von lat. weiße Farbe) Das Maß für die von Oberflächen reflektierte Strahlung. Eine Oberfläche mit großer Albedo weist nur ein kleines Absorptionsvermögen auf. Als planetare Albedo wird die Albedo des Gesamtsystems Erde/Atmosphäre bezeichnet. Sie beträgt im Mittel etwa 30%. Annex-I-Länder Die Liste der Staaten, die im Rahmen der UNKlimakonvention auf Emissionsreduktionsverpflichtungen eingegangen sind. AOSIS Die „Alliance Of Small Island States“. Eine Allianz kleiner Inselstaaten, deren Staatsgebiete von einem durch den Klimawandel bedingten Anstieg des Meeresspiegels besonders bedroht wären Atmosphäre Die Erdatmosphäre (v. griechisch atmos: Dunst, und sphaira: Kugel) ist die gasförmige Hülle oberhalb der Erdoberfläche. Sie hat mehrere Schichten, die vor allem durch ihren Temperaturverlauf bestimmt sind: Baumringe 94 • die Troposphäre von 0 km bis zwischen 7 und 17 km, • die Stratosphäre von zwischen 7 und 17 km bis 50 km, • die Mesosphäre von 50 km bis zwischen 80 und 85 km und • die Thermosphäre/Ionosphäre von zwischen 80 und 85 km bis über 640 km. • Zudem die Exosphäre von zwischen 500 und 1.000 km bis etwa 10.000 km. Wachstumsringe im Querschnitt eines Baumstammes in gemäßigten Breiten, die über dessen Alter und die klimatischen Bedingungen im jeweiligen Entstehungsjahr Auskunft geben. Biodiversität Biodiversität oder auch „biologische Vielfalt“ ist die Vielfalt des Lebens auf der Erde - die Vielfalt der Arten, auch die Vielfalt der Ökosysteme und die genetische Vielfalt. Ziel internationaler Bestrebungen ist es, die Vielfalt zu erhalten und Arten vom Aussterben zu bewahren. Car-Sharing Ein Möglichkeit, die Vorteile des Pkws durch Miete für einzelne Fahrten zu nützen, ohne ein Fahrzeug selbst besitzen zu müssen. Das Modell führt auch zu einer reduzierten Umweltbelastung, da weniger Fahrzeuge gebraucht werden und auch etwas weniger gefahren wird. Charta von Aalborg In der Charta von Aalborg verpflichten sich die unterzeichnenden Städte, in einen Prozess zur Verwirklichung einer Lokalen Agenda 21 einzutreten und entsprechende langfristige Handlungsprogramme aufzustellen. CIPRA Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA setzt sich für eine nachhaltige Entwicklung in den Alpen, die Erhaltung des Natur- und Kulturerbes, für die Erhaltung der regionalen Vielfalt und für Lösungen grenzüberschreitender Probleme im Alpenraum ein. Die CIPRA hat offiziellen Beobachterstatus bei der Alpenkonvention, die sie maßgeblich mitinitiiert hat. Clean Development Mechanism Industrieländer – der Staat selber oder Privatunternehmen – investieren in Projekte in Entwicklungsländern, die zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen beitragen. Die erzielten Emissionsgutschriften kann sich das Industrieland auf seine Reduktionsverpflichtungen anrechnen oder sie werden über den internationalen Emissionshandel an andere Industrieländer verkauft. COICA „Coordinating Body for the Indigenous Organisations of the Amazon Basin“ – Ein Verband indianischer Organisationen zum Schutz der Rechte und der Kultur der indigenen Bevölkerung im Raum des Amazonas. El Ninjo Effekt/El Ninjo Southern Oscillation (ENSO) El Ninjo ist eine Klimaanomalie, bei der es in zwei bis siebenjährigen Abständen zu Umkehrungen der normalen Wettersituation zwischen der Westküste Südamerikas und dem südostasiatischen Raum (Indonesien, Australien) kommt. Dies führt in Kalifornien, Peru, Bolivien, Ecuador, Paraguay, Südbrasilien, in Teilen von Lateinamerika und allen westlich der Anden gelegenen Ländern zu sintflutartigen Regenfällen mit katastrophalen Überschwemmungen. In Nordbrasilien, Südostafrika sowie Südostasien, Indonesien und Australien verursacht El Ninjo dagegen große Dürreperioden. Emissionshandel Der „Emissionshandel“ oder auch das „Emissions-Trading (ET)“ basiert auf dem Handel mit Emissionszertifikaten. Die Menge der Zertifikate ist fixiert und wird Unternehmen zugeteilt. Unternehmen, die Treibhausgasemissionen unter die Menge an vorhandenen Zertifikaten reduzieren, können die erzielte Differenz an andere Parteien verkaufen. Unternehmen, die nicht reduzieren können oder mehr emittieren wollen, müssen dafür mehr Zertifikate zukaufen. Der Handel kann auf nationaler oder internationaler Ebene stattfinden. 95 Emissionsreduktionseinheiten (ERU) Der Begriff Emissionsreduktionseinheiten bezeichnet eine bestimmte Menge an Reduktionen von Treibhausgasemissionen, die durch ein Joint-Implementation-Projekt erzielt wurden bzw. als Einheit für den Handel mit Treibhausgasemissionen dienen. Energieverwertungsagentur (EVA) Die Energieverwertungsagentur (EVA) strebt danach, mit Energieeffizienz, neuen Technologien und erneuerbaren Energieträgern den Weg zu einem volkswirtschaftlich optimalen und nachhaltigen Energiesystem zu unterstützen. ESPERE Environmental Sience, Published for Everybody around the Earth, Informationsplattform in ökologischen Fragen. FOIRN Das nachhaltige Regionalentwicklungsprogramm der indigenen Organisationen vom Rio Negro für den Erhalt indigener Kulturen dieses Gebietes. FSC (Forest Stewardship Council) Der Forest Stewardship Council (FSC) wurde 1993 in Toronto mit dem Ziel einer weltweiten Förderung einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder gegründet. Der FSC ist eine nicht-staatliche, gemeinnützige Organisation und setzt sich für eine ökologisch vertretbare Nutzung der Wälder der Erde ein. FUTURO Das Projekt futuro hat das Ziel, Nachhaltigkeitspreisaufschläge für Produkte zu berechnen, also nicht nur wirtschaftliche Kosten, sondern auch soziale und ökologische Kosten in Preise mit einzurechnen. Das Projekt wurde von SOL (Menschen für Solidarität, Ökologie und Lebensstil) gestartet und wird gemeinsam mit dem Klimabündnis und akaryon sowie mit Unterstützung der ARGE Weltläden, von Südwind, TransFair und ExpertInnen der WU Wien durchgeführt. GLOBAL 2000 GLOBAL 2000 ist eine österreichische Umweltschutzorganisation mit Sitz in Wien. Es werden Umweltskandale aufgedeckt und publik gemacht, um Druck auf Wirtschaft und Politik zu machen. Die GLOBAL-2000-ExpertInnen erarbeiten auch ökologische Lösungen und zeigen, wie's anders geht. Greenpeace Greenpeace deckt mit spektakulären Aktionen Missstände auf, nennt Verantwortliche beim Namen, erzwingt Änderungen und zeigt alternative Wege auf. Mit direkten Konfrontationen zu Land und zu Wasser schaffen Aktivisten ein Bewusstsein für die globale Dimension der Zerstörung und die Notwendigkeit, neue Wege zu finden. Horizont 3000 Österreichische Organisation für Entwicklungszusammenarbeit. Hydrosphäre Als Hydrosphäre bezeichnet man alle an der Erdoberfläche befindlichen oder oberflächennahen, mit flüssigem Wasser erfüllten Räume. Hierzu gehören die Weltmeere, Flüsse, Seen, aber auch das Grundwasser. Die Hydrosphäre bedeckt etwa 70% der Erdoberfläche. 96 Industriellenvereinigung (IV) Die Industriellenvereinigung ist eine österreichische Interessenvertretung auf freiwilliger Basis, die das Ziel hat, die Interessen ihrer Mitglieder in Europa und Österreich als Lobbyringorganisation nachhaltig zu vertreten. IPCC Das „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (IPCC), untersucht die Auswirkungen der Klimaveränderung und zeigt Gegenmaßnahmen auf. IUCN Die IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources oder World Conservation Union) ist eine internationale Organisation, deren Aufgabe die Koordination des weltweiten Naturschutzes ist. Gegründet wurde die IUCN 1948. Ihr Hauptsitz befindet sich in der Schweiz. Mitglieder der IUCN sind 75 Staaten (darunter alle Staaten der EU, die USA, Russland und China) sowie insgesamt 792 Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Joint Implementation JI ist einer der flexiblen Mechanismen des Kyoto-Protokolls wodurch die Annex-I- Staaten emissionsreduzierende Projekte in anderen Annex-I- Ländern umsetzen und sich diese Reduktionen im eigenen Land anrechnen lassen können. KKIK „Kluge Köpfe im Klimabündnis“ (KKIK): Ähnlich wie Klimabündnis-Gemeinden können im Klimaschutz engagierte Schulen dem Klimabündnis beitreten und die Gemeinde bei der Erreichung des Klimabündnis-Ziels unterstützen. Die Schule zeigt damit, dass Klimaschutz ein Anliegen für sie ist. Seit 1998 haben sich österreichweit über 70 Schulen zur Klimabündnispartnerschaft entschlossen. Klima Das „Klima“ (v. gr. klino, ich neige) beschreibt die Gesamtheit der meteorologischen (Meteorologie – Physik der Atmosphäre) Erscheinungen, die den durchschnittlichen Zustand der Atmosphäre an einem Ort charakterisieren. Klimabündnis reich Öster- Das Klimabündnis ein Zusammenschluss europäischer Städte und Gemeinden, die eine Partnerschaft mit indigenen Völkern der Regenwälder eingegangen sind. Das Klimabündnis will den Erhalt des globalen Klimas erreichen. Dazu gehören die Verringerung der klimaschädigenden Emissionen auf ein nachhaltiges Niveau in den Industrieländern im Norden und der Schutz der Regenwälder im Süden des Planeten. Klimadiagramm Ein Klimadiagramm veranschaulicht graphisch die Klimaverhältnisse (z.B. Temperatur, Niederschlag usw.) eines bestimmten Standortes während eines Jahres. Klimaschutz Eine große Anzahl an Möglichkeiten, um den Klimawandel einzubremsen – also das Klima zu schützen. Klimawandel Veränderung der klimatischen Bedingungen, natürlich und / oder anthropogen (also durch den Menschen) hervorgerufen. 97 KliP Das Klimaschutzprogramm (KliP) der Stadt Wien wurde im November 1999 vom Wiener Gemeinderat beschlossen. Durch seine Umsetzung bis ins Jahr 2010 sollen die Emissionen an Kohlendioxid, dem mengenmäßig wichtigsten Treibhausgas, entscheidend gesenkt werden. Kulturlandschaft Eine durch den Menschen veränderte Naturlandschaft – zum Beispiel landwirtschaftlich genutzte Flächen. Kyoto–Protokoll Das Kyoto-Protokoll ist ein internationales Abkommen zum Klimaschutz. Es schreibt verbindliche Ziele für die Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen fest. Das Protokoll wurde in Kyoto verhandelt und 1997 verabschiedet. Das Abkommen tritt erst in Kraft, wenn 55 Staaten, welche zusammen mehr als 55% der Kohlendioxid-Emissionen (bezogen auf 1990) der Industrieländer verursachen, das Abkommen ratifiziert haben. Es trat nach der Unterzeichnung Russlands im Februar 2005 in Kraft. Übereinkommen Marrakesch von Ein 2001 in Marrakesch von der 7. Vertragsstaatenkonferenz beschlossenes Paket zur Ausgestaltung und Umsetzung des Kyoto-Protokolls. Montreal – Protokoll Im Montreal-Protokoll verpflichten sich die Unterzeichner, ihre Produktion von FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) bis 1999 schrittweise auf 50% zu reduzieren. Bis 1990 ratifizierten 56 Staaten dieses Protokoll. Naturlandschaft Naturbelassene, nicht anthropogen veränderte Landschaft. NGO „Non Governmental Organisation“ Ein Verein, der unabhängig von Regierung oder staatlichen Stellen tätig ist. Ocean Conveyor Belt Das „große marine Förderband“ ist ein alle drei Ozeane umspannendes Strömungssystem, das sich vom Nordatlantik über das antarktische Zirkumpolarmeer und den Indischen Ozean bis in den nördlichen Pazifik und zurück erstreckt. Es wird von der Temperatur, dem Salzgehalt (salzreiches Wasser sinkt ab) und auch durch den Wind angetrieben. ÖkoBusinessPlan Wien Der ÖkoBusinessPlan Wien wurde im Jahr 1998 von der MA22 (Umwelt) initiiert. Mehr als 420 Betriebe (Stand Juli 2004) steigern durch den ÖBPW ihre Öko-Effizienz und verbessern ihr Image als Umwelt-Musterbetriebe. Öko-Kauf Wien Im Rahmen des KliP Wien wurde die Projektgruppe „ÖkoKauf Wien“ – eine abteilungsübergreifende Arbeitsstruktur im Magistrat Wien – geschaffen, welche langfristig die fortlaufende Ökologisierung der Beschaffung und Auftragsvergabe absichert und begleitet. Ökosoziales Österreich 98 Forum Das Ökosoziale Forum Österreich ist eine überparteiliche Plattform mit dem Ziel, die Idee der ökosozialen Marktwirtschaft bekannt zu machen und in konkretes Handeln umzusetzen. Ökosteuern Unter „Ökosteuern“ und damit einer ökologischen Steuerreform wird meist eine höhere Besteuerung nicht erneuerbarer Energieträger verstanden bei gleichzeitiger Senkung von Abgaben, die die Arbeit verteuern (Lohnnebenkosten) und die Einkommen verringern. Ökosystem Ein Ökosystem ist ein System, das die Gesamtheit der Lebewesen (Biozönosen) mitsamt ihren unbelebten Lebensräumen (Biotopen) umfasst. Vereinfacht ausgedrückt: Mehrere Biotope und Biozönosen bilden ein Ökosystem. ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr ProClim Forum für "Climate and global change" der Schweizer Akademie der Wissenschaften, ein Forschungsprogramm und web-basiertes Informationssystem. SOL Menschen für Solidarität, Ökologie und einen Lebensstil, der genussvoll ist und dennoch nicht auf Kosten von zukünftigen Generationen oder von Menschen in anderen Erdteilen geht. Solarenergie Energie aus der Sonneneinstrahlung kann in Form elektrischer oder Wärmeenergie weniger umweltverträgliche Energiequellen ersetzen. Think Tank Ein „Think Tank“ ist eine Gruppe von Individuen in militärischen Labors, Firmen, oder anderen meist privat finanzierten Institutionen, welche sich hochkarätiger Forschung zu unterschiedlichen spezifischen Themen widmen. Treibhauseffekt Es wird die von der Erde zurückgestrahlte Wärmestrahlung durch Treibhausgase zurückgehalten. Der natürliche Treibhauseffekt hebt daher die durchschnittliche Temperatur an der Erdoberfläche von -18° C auf +15° C. Der Mensch beeinflusst diesen natürlichen Treibhauseffekt auf verschiedene Art (primär durch zusätzliche Treibhausgase) und bewirkt damit einen Anstieg der globalen Temperatur. Treibhausgase Zu den Treibhausgasen zählen Wasserdampf (H2O), Kohlendioxid (CO2), Kohlenmonoxid (CO), Lachgas (N2O), Ozon (O3), Methan (CH4) und andere Gase. Sie sind natürliche Treibhausgase, die jedoch vermehrt auch durch den Menschen emittiert werden. Zusätzlich gibt es nicht natürlich vorkommende Treibhausgase wie voll- und teilhalogenierte Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW bzw. H-FCKW), perfluorierte und wasserstoffhaltige Fluorkohlenwasserstoffe (FKW bzw. H-FKW), Halone und Schwefelhexafluorid (SF6). Umweltbundesamt Das Umweltbundesamt ist die Fachstelle des Bundes für Umweltschutz und Umweltkontrolle in Österreich. Das Umweltbundesamt ist die einzige österreichische Facheinrichtung, die alle Bereiche des Umweltschutzes bearbeitet. 99 UNCED „United Nations Conference on Environment and Development“, im Juni 1992 in Rio de Janeiro abgehalten, war sie die erste internationale Konferenz, die Umwelt- und Entwicklungsfragen unter so breiter und hochrangiger Beteiligung auseinander setzte. Eine Reihe von Dokumenten (die Agenda 21, die Rio-Deklaration zu Umwelt und Entwicklung, die Klimarahmenkonvention, die Wüsten-Konvention und die Biodiversitäts-Konvention) wurden bei dieser Konferenz unterzeichnet. UNEP United Nations Environment Programme, mit Sitz in Nairobi, koordiniert umweltrelevante Aktivitäten der Vereinten Nationen. UNFCCC „United Nations Framework Convention on Climate Change“ (Klimarahmenkonvention) die in und nach Rio 92 (UNCED) zur Unterzeichnung auflag. Das Sekretariat hat den Sitz in Bonn und ist eine UN-Organisation, die u.a. die Weltklimakonferenzen organisiert. VCÖ Der Verkehrsclub Österreich ist ein gemeinnütziger Verein, der sichere und nachhaltige Mobilität durch Öffentlichkeitsarbeit und Forschung fördert. Wetter „Wetter“ (vom althochdeutschen: wetar-Wind, Wehen) bezeichnet die verschiedenen Phänomene im unteren Teil der Atmosphäre, der so genannten Troposphäre (siehe Atmosphäre), an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit. Das Wetter wird durch die atmosphärische Zirkulation bestimmt, die selbst sowohl von der Energieeinstrahlung der Sonne als auch der Abstrahlung in den Weltraum angetrieben wird. WHO Die „World Health Organisation“ ist eine UN-Organisation für Gesundheitsfragen, bestehend seit 1948. Die WHO wird vom Welt-Gesundheitsverband verwaltet, welcher aus Vertretern von 192 Mitgliedsstaaten besteht. WIFO Das „Wirtschaftsforschungsinstitut“ analysiert die österreichische und internationale Wirtschaftsentwicklung und erarbeitet kurz- und mittelfristige Prognosen. Woods Hole Oceanographic Institution Die weltweit größte unabhängige, private und gemeinnützige ozeanographische Forschungs- und Bildungsinstitution. World Watch Institute Eine gemeinnützige und privat finanzierte Organisation, die die Öffentlichkeit und politische Entscheidungsträger über weitreichende Probleme insbesondere im Bereich Umweltschutz informiert. WWF Der „World Wide Fund for Nature“ mit Hauptsitz in der Schweiz ist eine unabhängige Umweltschutzorganisation die der weltweiten Naturzerstörung Einhalt gebieten und eine Zukunft gestalten will, in welcher der Mensch in Einklang mit der Natur lebt. 100 Links 101 Klima und Schule Energie-Schau-Straße http://www.energieschaustrasse.at/ Eine steirische Idee für die Bewusstseinsbildung „Erneuerbare Energie“. Die Mitglieder der EnergieSchau-Straße bieten die einzigartige Möglichkeit, die Anlagen der erneuerbaren Energien für SchülerInnen zugänglich, erlebbar und begreifbar zu machen. Hamburger Bildungsserver http://lbs.hh.schule.de/welcome.phtml?unten=/klima/klimafolgen/index.htm Umfangreiches Angebot zum Thema „Klima und Energi“ mit Informationen für Lehrende und Lernende. Klimaspiel: Keep Cool http://www.spiel-keep-cool.de/ Keep Cool ist ein Brettspiel zum Klimawandel, welches von zwei Wissenschaftern am PotsdamInstitut für Klimafolgenforschung (PIK) entwickelt wurde. Klimaspiel: Winds of Change http://www.european-climate-forum.net/games/windsofchange/d-orders.html In „Winds of Change“ stellen sich zwei bis vier SpielerInnen den Herausforderungen des Klimawandels und der Aufgabe, die globale Erwärmung innerhalb akzeptabler Grenzen zu halten. Österreichische Seiten AustroClim http://www.austroclim.at/ Klima-Initiative österreichischer WissenschafterInnen Der österreichische Klimabeirat http://www.accc.at/ News zu Klimapolitik und Klimaforschung: Österreichische WissenschafterInnen aus unterschiedlichsten Forschungsbereichen gestalten internationale Forschungsprogramme zum Thema Klimawandel mit. Sie interpretieren die Ergebnisse für Österreich und loten die Möglichkeiten für einen klimaverträglichen Wirtschaftsstil in einer Diskussion mit KonsumentInnen, ManagerInnen und PolitikerInnen aus. Lebensministerium: Klimaschutzprojekte http://www.klimaschutzprojekte.at Das Lebensministerium informiert über die Prinzipien nationaler und internationaler Klimaschutzprojekte. Internationale Seiten Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung http://www.pik-potsdam.de/ Im PIK arbeiten Natur- und Sozialwissenschafter zusammen, um den globalen Klimawandel und seine ökologischen, ökonomischen und sozialen Folgen zu untersuchen. Sie erforschen die Belastbarkeit des Erdsystems und entwerfen Strategien für eine zukunftsfähige Entwicklung von Mensch und Natur. Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) http://www.ipcc.ch Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) wurde gegründet, um wissenschaftliche, technische und sozio-ökonomische Aspekte im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu erforschen. 102 United Nation Framework Convention on Climate Change http://unfccc.int Sekretariat der UN-Klimakonvention. Offizielle Texte. EDF – Environmental defence http://www.environmentaldefense.org/home.cfm EDF - Environmental Defense Fund ist eine NGO, die vorwiegend Kampagnen gegen die globale Erwärmung und die Luftverschmutzung sowie für den Schutz der Ozeane und vom Aussterben bedrohter Tierarten betreibt. World Rainforest Movement http://www.wrm.org.uy/actors/CCC/#articles Auf der Website des „World Rainforest Movement“ (WRM) findet sich eine große Auswahl an Artikel zum Klimawandel. United Nations Environment Programme http://www.grid.unep.ch/activities/global_change/atlas/atlas_index.php Vorgestellt wird das Buch „One Planet, Many People – Atlas Of Our Changing Environment“. Online können beeindruckende Beispiele der sich verändernden Natur als Satellitenfotos heruntergeladen werden. 103 104 Literaturliste 105 Bayerische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.) (2005): Klimawandel im 20. und 21. Jahrhundert: Welche Rolle spielen Kohlendioxid, Wasser und Treibhausgase wirklich? Rundgespräche der Kommission für Ökologie, Band 28, 136 Seiten. ISBN 3-89937-051-1 BUWAL – Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Schweiz (Hrsg.) (2003): Klimawandel Spezialnummer des BUWAL-Magazins „Umwelt“ – mit Artikeln zu Klimaschutz, Naturgefahren und Klimapolitik. Kromp-Kolb, H. und Formayer, H. (2005): Schwarzbuch Klimawandel. Wie viel Zeit bleibt uns noch? Der globale Klimawandel ist eine Bedrohung, deren erste negative Auswirkungen auf Mensch und Natur bereits heute zu spüren sind. Die WissenschafterInnen beschreiben in leicht verständlicher Form, wie uns der Klimawandel heute und in naher Zukunft gefährdet. Latif, M. (2004): Klima. Fischer Taschenbuch Verlag, ISBN 3-596-16125-8 Latif, M. (2003): Hitzerekorde und Jahrhundertflut. Herausforderung Klimawandel. Was wir jetzt tun müssen. Wilhelm Heyne Verlag, München, ISBN 3-453-87832-9 Lynas, M. (2004): Sturmwarnung. Berichte von den Brennpunkten der globalen Klimakatastrophe. Riemann Verlag, München. Der Autor hat zwei Jahre lang klimatische Hotspots in Europa, Asien und Amerika besucht. Bei ihm kommen vor allem die Menschen vor Ort zu Wort. Schneider, S.H (Hrsg.): Climatic Change. An Interdisciplinary, International Journal Devoted to the Description, Causes and Implications of Climatic Change. Verlag: Springer, Niederlande, ISBN, ISSN: 0165-0009 Umweltdachverband (Hrsg.) (2004): klima:bewusst - klima:aktiv - Internationale Klimatagung 2004. Die Dokumentation der Internationalen Klimatagung „klima:bewusst – klima:aktiv“ (6./7. Mai 2004, Nationalbibliothek, Wien) bringt auf 83 Seiten alle Referate dieser hochkarätig besetzten Auftaktveranstaltung zum „Jahr des Klimaschutzes 2004“. Bestellung: E-Mail: [email protected] Verlag: Umweltdachverband, ISBN 3-900711-79/8 Schulmaterialien Langner, T. (2000): Die Fundgrube für den Umweltschutz in der Sekundarstufe I Für fast alle Fächer und Lehrpläne der Sekundarstufe I finden sich über 40 Projektbeschreibungen und praktische Vorschläge zur Umweltbildung. Verlag: Cornelsen Verlag, Berlin, ISBN 3589213809 Oswald, H (2002): Der Klimaballon – Unterrichtseinheit zum Thema Klimaschutz. Die Unterrichtseinheit zum Thema Klimaschutz enthält: Hintergrundinformationen zum Klimawandel, zu nationalen und internationalen Bemühungen zur Reduzierung der CO2Emissionen, Hinweise zur praktischen Durchführung der Aktion zu Projekttagen an Schulen, Empfehlungen darüber, wie jeder Einzelne zu Hause und in der Schule zum Klimaschutz beitragen kann. Berechnungen und Übungsaufgaben für die Sekundarstufe I u. II. Verlag: Unabhängiges Institut für Umweltfragen (UfU) e.V. (Hrsg.) Schmidthals, M und Oswald, H (2002): Klimaschutzprojekte an Schulen. Die Broschüre enthält Hintergrundinformationen, eine Beschreibung beispielhafter Klimaschutzprojekte sowie eine Literaturliste zum Thema Unterrichtsmaterialien. Für die Sekundarstufe I und II. Bestellbar unter: www.ufu.de 106