Eröffnungs-Pressegespräch 108. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ) Statement Prof. Dr. Dominique Singer Tagungspräsident der GNPI 38. Jahrestagung der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI) Die Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI) ist die Fachgesellschaft derjenigen Kinderärzte, die sich auf die intensivmedizinische Behandlung von Neugeborenen (Neonatologie) bzw. älteren Kindern (Pädiatrische Intensivmedizin) spezialisiert haben; letztere betreuen ein breites Altersspektrum vom Ende des ersten Lebensmonates bis zum 18. Lebensjahr. Von extremer Frühgeburt bzw. lebensbedrohlichen Unfällen oder Krankheiten sind glücklicherweise – in absoluten Zahlen – nur wenige Kinder betroffen; um so wichtiger ist für die Familien eine optimale Behandlung in der Akutsituation wie auch eine qualifizierte Betreuung im Langzeitverlauf. In diesem Kontext gibt es eine Reihe aktueller Diskussionsthemen, die sich in den Schwerpunkten dieser Jahrestagung wiederfinden. 1 Übergreifende Themenschwerpunkte des DGKJ/GNPI-„Joint Meeting“ 1.1 Langfristige Auswirkungen nach Hochleistungsmedizin im Kindesalter Gerade in der Neonatologie hat sich in den letzten Jahren die Erkenntnis durchgesetzt, dass eine zu frühe Geburt – abgesehen von den Komplikationen der Akutphase – eine lebenslange Hypothek darstellt, die sich über die gesamte Kindheit und Jugend bis ins Erwachsenenalter in immer wieder neuen Erscheinungsformen zu erkennen gibt (siehe beigefügte Publikation zum „Langzeitüberleben von Frühgeborenen“). Der „Langzeitprognose nach Frühgeburtlichkeit“ ist ein Vortrag des interna- tional renommierten Experten Dieter Wolke (Coventry, UK) in der gemeinsamen Hauptsitzung aller Fachgesellschaften zum Thema „Hochleistungsmedizin und ihre langfristigen Auswirkungen“ ge- widmet (Sonntag, 16.09. 2012, 09:15-10:45 h, Saal 2). Wem bei der notwendigen Nachsorge für ehemalige Frühgeborene welche Rolle zukommt, ist ebenfalls Gegenstand der aktuellen Diskussion. Allzu oft fühlen sich betroffene Eltern mit diesem Problem noch alleine gelassen und müssen sich die passenden Experten sozusagen „selber zusam- mensuchen“. Mit dem Thema „Langzeitprognose und Nachsorgestrukturen bei Frühgeburtlichkeit“ beschäftigt sich daher ein gemeinsames Symposium der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (Samstag, 15.09.2012, 16:00-17:30, Saal E). 1.2 Versorgung seltener Krankheiten Die Fortschritte in der Therapie seltener Krankheiten berühren die Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin insofern, als manche Kinder, die früher als „unheilbar krank“ galten, heute unter Einsatz intensivmedizinischer Maßnahmen bis hin zur Organtransplantation am Leben erhalten werden können – wobei allerdings mitunter auch die „Grenzen des Machbaren“ erreicht werden. Mit den daraus resultierenden, neuen medizinischen und ethischen Herausforderungen beschäftigt sich das Symposium „Seltene Krankheiten auf der Kinderintensivstation“ (Freitag, 14.09.2012, 08:30- 10:30, Saal G-2). 2 Soziokulturelle und medizinethische Fragen 2.1 Interreligiöser Dialog zu schwerer Krankheit und Tod im Kindesalter Ist der Schmerz über eine schwere Krankheit oder gar den Tod des eigenen Kindes für betroffene Eltern schon an sich „unaussprechlich“, wird die Kommunikation darüber auf neonatologischen und pädiatrischen Intensivstationen durch kulturelle und religiöse „Barrieren“ oft noch zusätzlich erschwert. Hier über die religionsgeschichtlichen Wurzeln aufzuklären und hilfreiche Umgangsweisen aufzuzeigen, ist das Ziel einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Inter- religiöser Dialog zu schwerer Krankheit und Tod im Kindesalter“, die von dem bekannten Publizisten Matthias Matussek geleitet wird und auch einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich ist (Freitag, 14.09.2012, 16:15-17:45, Saal 2 – siehe Anhang). 2.2 Ethik der Organtransplantation im Kindesalter Die ethischen Aspekte der Organtransplantation sind erst jüngst wieder vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Diese ohnehin komplexen Fragen werden noch schwieriger, wenn die Kinder nicht – wie üblich – Empfänger lebensrettender Organe sind, sondern wenn die Eltern gebeten werden, die Organe ihrer verstorbenen Kinder zu spenden. Dem Thema „Der pädiatrische Intensiv- patient als Organspender – medizinische und ethische Fragen“ widmet sich ein Symposium, in dem u.a. der bekannte Bonner Sozialethiker Prof. Dr. Hartmut Kreß einen Vortrag zum Thema „Organ- spende und das Recht des Kindes auf Gesundheit“ hält (Samstag, 15.09.2012, 16:00-17:30, Saal G-2 – siehe Anlage). 3 Weitere aktuelle Themen aus der Neugeborenen- und Kinderintensivmedizin 3.1 Neonatologie Unter den speziellen neonatologischen Themen spannt sich ein weiter Bogen von den modernen Möglichkeiten der vorgeburtlichen Behandlung angeborener Fehlbildungen bis hin zu den optimalen Strategien zur Vermeidung von Lungen- und Hirnschäden bei sehr kleinen Frühgeborenen. Ein weiteres aktuelles Diskussionsthema stellt die Frage dar, wie die hochspezialisierten und auf- wändigen Behandlungsangebote der Neugeborenen- und Kinderintensivmedizin finanziert werden sollen, bzw. wie in Zeiten hohen wirtschaftlichen Drucks die gebotenen Qualitätsansprüche auf- rechterhalten werden können. Auch diesem Thema ist ein eigenes Symposium mit dem Titel „Ökonomie und Qualität in Neonatologie und Kinderintensivmedizin“ gewidmet (Samstag, 15.09.2012, 11:00-12:30 h, Saal G-1). 3.2 Pädiatrische Intensivmedizin Für die moderne Kinderintensivmedizin stellt die Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen einen integralen Bestandteil der täglichen Arbeit dar. Diesem Umstand wird auf der Tagung durch eine Reihe weiterer interdisziplinärer Symposien Rechnung getragen. „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen“, heißt es beispielsweise oft; doch worin genau die Unterschiede bestehen, ist gar nicht so klar. Dieser Frage geht die Sitzung „Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Kinder- und Erwachsenenintensivmedizin“ (Samstag, 15.09. 2012, 08:30-10:30, Saal G-2) nach, auf der Kinder- und Erwachsenenmediziner ihre Erfahrungen mit zentralen Krankheitsbildern der Intensiv- therapie austauschen. Von hoher Aktualität ist – leider – auch das Thema „Das vernachlässigte und misshandelte Kind auf der Intensivstation“, das in einer international besetzten Sitzung aus rechtsmedizinischer und kinderärztlicher Sicht beleuchtet wird (Samstag, 15.09.2012, 14:0015:30, Saal G-2). 4 Fortbildungsangebote aus Neonatologie und Kinderintensivmedizin Die Jahrestagung der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin wird traditionell von einem umfangreichen Fortbildungsprogramm, speziell für die Pflege, begleitet. Hier hat sich in diesem Jahr die „familienzentrierte Frühgeborenenintensivmedizin“ als Themenschwerpunkt herausgestellt, dem übrigens auch eine eigene Sitzung sog. „freier Vorträge“ im ärztlich-wissen- schaftlichen Programm gewidmet ist (Sonntag, 16.09.2012, 09:00-10:30, Saal F). Einen weiteren Schwerpunkt der GNPI-Pflegefortbildung stellen berufspolitische Themen sowie die psychosoziale Belastung des Personals beim täglichen Umgang mit schwerkranken Kindern und ihren Angehörigen dar (Abschlussvortrag „Wo der Ausnahmezustand Alltag ist“, Samstag, 15.09. 2012, 17:00- 17:30, Saal F). Ein Highlight der Fortbildungsangebote für Pflegekräfte und Ärzte sind darüber hinaus sog. Simulationstrainings, in denen an hochmodernen „Phantom“-Puppen realistische Notfall- und Wiederbelebungsszenarien durchgespielt werden. Solche Angebote finden innerhalb des Kongresses, aber auch in Zusammenarbeit mit dem eigens darauf spezialisierten Simulationszentrum der Anästhesiologie auf dem Gelände des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) statt. Prof. Dr. Dominique Singer Tagungspräsident der GNPI Sektion Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin Zentrum für Geburtshilfe, Kinder- und Jugendmedizin Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) Martinistraße 52 / N23 20246 Hamburg Tel.: 040 /7410 - 52717 [email protected] Download: www.dgkj.de/presse/pressefotos Matthias Matussek Prof. Dr.theol. Hartmut Kreß