39 GRUNDLAGEN DER PSYCHOLOGIE Der Parietallappen beschäftigt sich mit der bewussten Wahrnehmung und Identität des eigenen Körpers und Raumwahrnehmung. Mit seiner Hilfe können wir eine dreidimensionale Welt im Geiste konstruieren. Dazu gehören auch das Erkennen, Deuten und Benutzen von Karten, Zeichnungen und abstrakten Symbolen. Der Okzipitallappen ist primär zuständig für das Verarbeiten von visuellen Eindrücken. Das limbische System umfasst Strukturen in der Mitte des Gehirns, die wesentlich zur Verarbeitung von Emotionen, aber auch intellektuellen Leistungen beitragen. Der Thalamus filtert und übersetzt einlaufende Sinneserregungen für die Verarbeitung in der Großhirnrinde. Der Thalamus weist eine besonders starke Verbindung zur Großhirnrinde auf und ist – bildlich gesprochen – das Tor zum Bewusstsein. Der Hypothalamus steuert das Hormonsystem, vegetative Körperfunktion (z. B. Blutdruck) und kontrolliert u. a. den Wach-SchlafRhythmus und den Sexualtrieb. Die Amygdala (Mandelkern) ist zuständig für die rasche und automatische Verarbeitung von Emotionen, vor allem von Furcht und Notsituationen, sie scheint auch bei emotionalen Zuständen wie Neugierde und Tatendrang beteiligt zu sein. Die Amygdala ist (gemeinsam mit dem Kleinhirn) sehr wichtig für das prozedurale Gedächtnis (automatisch ablaufende Fertigkeiten und Fähigkeiten). Der Hippocampus (Seepferdchen) ist am Speichern und Abrufen von Erinnerungen beteiligt. Nach derzeitiger Meinung ist er für das sogenannte episodische Gedächtnis zuständig, also für das, was wir explizit wissen.18 Messverfahren zur Erforschung des Gehirns Die wichtigsten Messverfahren, die zurzeit im Rahmen der Erforschung des Gehirns angewendet werden, sind: O EEG (Elektroenzephalogramm): Damit wird die Aktivität der Hirnströme gemessen. O PET (Positronen-Emissions-Tomografie): Damit werden Volumen und Ort des Blutflusses im Gehirn gemessen. O MRI (Magnetic Resonance Imaging): Die sogenannte Kernspintomografie arbeitet mit einem Magnetfeld und liefert dreidimensionale Bilder der Gehirnstrukturen. O fMRI (functional Magnetic Resonance Imaging): Diese Technik ermöglicht es, Bilder vom arbeitenden Gehirn zu gewinnen. 18 Vgl. Manfred Spitzer/Wulf Bertram (Hg.), Hirnforschung für Neu(ro)gierige, Stuttgart: Schattauer 2010, S. 2ff.; Gerhard Roth, Gleichtakt im Neuronennetz. In: Geist & Gehirn 1/2002, S. 44. Kernbereiche der Psychologie - kompetent © Verlag E. DORNER GmbH, Wien 1 KAPITEL Das limbische System ist eine komplexe Funktionseinheit in der Mitte des Gehirns. Amygdala und Hippocampus sind eng mit Teilen des Stirnlappens vernetzt. Ichbezogene Gedanken (Bin ich klug, humorvoll?) beanspruchen einen Teil des Cortex, der mit dem Hippocampus verknüpft ist. Emotionale oder moralische Aspekte (Bin ich ein guter Sohn/eine gute Tochter?) aktivieren einen Teil des Stirnlappens und gleichzeitig die Amygdala. Der Versuchsperson wird ein Tracer injiziert, das sind winzige Mengen einer radioaktiven Substanz, die vom Blut durch den Körper transportiert wird und durch PET lokalisierbar ist.