Grundlagen der Ökologie und Umweltwissenschaften SS 2009 - 21. 4. Einführung, Begriffe, Geschichte der Ökologie - 28. 4. Geschichte der Erde - 5. 5. (Evolutions)-Geschichte des Lebens - 12.5. Evolutions-Geschichte - 19. 5. (Evolutions)-Geschichte des Menschen - 26. 5. Umweltsysteme: Ökosysteme im Stoffkreislauf - 2. 6. Elemente der Umwelt: Boden - 9. 6. Organismen als Elemente von Ökosystemen - 16. 6. Nutzung von terrestrischen Ökosystemen - 23. 6. Nutzung von aquatischen Ökosystemen - 30. 6. „Konstruktion” und Regulation von Ökosystemen - 7. 7. Modelle von Ökosystemen, - 14.7. Besprechung Übungsaufgaben - 21.7. Klausur Venus Erde heute Mars Temp. CO2 N2 CH4 O2 Temp. CO2 N2 CH4 O2 Temp. CO2 N2 CH4 O2 459°C 96,5% 2% 0,0% 0,006% ohne Leben 15°C 240-340°C 0,035% 98% 78,08% 1,9% 1,7 ppm 0,0% 20,95% 0,0% -53°C 96,2% 2,5% 0,0% 0,15% Siehe auch: http://www.gps.caltech.edu/faculty/stevenson/pdfs/interstellar_planets.pdf Nettoreaktion: Aus: R.A. Berner 2004 CO 2 + CaSiO3 → CaCO3 + SiO 2 Verlauf des CO2-Partialdrucks in der Erdatmosphäre Schneeballerde ? Aus: Peltier et al. (Nature vom 6.12.2007) Wdh.: Überleben des Stammbaums während der frühen Vergletscherungen From: Paul F. Hoffman and Daniel P. Schrag (1999) Abitoische Umgebung als „Bühne des Lebens“ • Astrophysik – Ausgangslage • Wie häufig? • Wie wahrscheinlich? – Geschichte • Abnahme der Trefferhäufigkeit durch Asteroide • Zunahme der Sonnenstrahlung • Geophysik – Ausgangslage • Zusammensetzung der Atmosphäre, des Mantels – Geschichte • Abnahme CO2, Zunahme O2 • Bildung von Kontinentalkrusten in Schüben • Super-Kontinente bilden sich und brechen auseinander Ist die Erde etwas Besonderes? • durchschnittliche Galaxie, durchschnittliche Sonne, durchschnittliche Umlaufbahn • Häufigkeit von erdähnlichen Planeten ? – noch keine Aussagen möglich über das Sonnensystem hinaus • Innerhalb des Sonnensystems der einzige Planet mit: – – – – Wasser in drei Phasen an der Oberfläche granitischen Gesteinen kontinentalen Krusten diese drei Merkmale hängen zusammen! • Frage nach der Rolle des Lebens bleibt offen ... Wie häufig sind Planeten ? Empfindlichkeit Kepler 6.3.09 Ziel Quelle: Nasa (2009) Daten der Evolution • 4,5 Ga: Entstehung der Erde • 4,0 Ga: Ende der schweren Meteoriten-Schauer • 3,8 Ga: Indirekte Hinweise auf Photosynthese (Leben) (?) • 3,5 Ga: Älteste Mikrofossilien (Cyanobakt.) • 2,7 Ga: Sauerstoff-produzierende Photosynthese • 2,2 Ga: erste Eukaryonten, veränderte Sedimentation • 0,7-0,6 Ga: Schneeball-Erde (Sauerstoff-Schub) • 0,53 Ga Kambrische Explosion, Baupläne der Vielzeller • 0,0001 Ga anatomisch moderne Menschen Ursprung des Lebens: Eine heiße Wiege? • Tiefseehabitate („Black Smoker“) boten Schutz vor UV-Strahlung • Hyperthermophile Bakterien (bis 116 °C) stehen nahe am ältesten Ast des Stammbaums • Heute: Weite Verbreitung von thermophilen Bakterien in der Erdkruste („deep hot biosphere“) Zirkulation zwischen Tiefsee und der und ozeanischen Kruste Merkmale lebender Systeme - Offenheit gegenüber Umwelt - thermodynamische Voraussetzung (fern vom Gleichgewicht), Mechanismen im Sinne der Physik, Metabolismus - Organismen können sich „entscheiden“ - Entscheidungen werden auf der Basis von Gedächtnis getroffen: Interaktionen im Sinne der Informatik, Selbst-Reproduktion - Metabolismus gewährleistet: – Synthese der Enzyme, die den Organismus aufbauen, durch Rückgriff auf „Gedächtnis“ - Mutation gewährleistet : - die Entstehung neuer Information durch zufällige „Degeneration“, durch Mechanismen Evolution • Darwin (1859): Natürliche Selektion • Dobhansky (1941): Nichts in der Biologie macht Sinn, außer im Lichte der Evolution. • Review zur „Evolution“ in Science (1999): Evolution ist der Mechanismus, der die Diversität des Lebens produziert. • Rosen (2000): kritisiert die Verwendung von „Mechanismen“ in der Biologie Phasen der Evolution • Vor mehr als 3 Mrd. a: Beginn der prokaryontische Evolution: – Zuerst die Reproduktion (RNS; DNS) oder – Zuerst der Metabolismus (Proteine) ? • prokaryontische Evolution: – physiologische Innovationen, Cyanobakterien als „Überlebenskünstler“ – morphologisch einheitlich und konservativ – alle biogeochemischen Kreisläufe existieren • ab ca. 2 Mrd. a : Eukaryontische Evolution: – Physiologische konservativ: Effizienter Energieumsatz (Atmung) – Morphologisch innovativ: Entwicklungsphasen und Tod (Mitose/Meiose) – Kooperation als Fortpflanzungsgemeinschaften (Art) • ab ca. 0.56 Mrd. a: höheres Leben: – modularer Aufbau von Organismen – „Kambrische Explosion“ Darwin (1859: On the Origin of Species) http://darwin-online.org.uk/ • Individuen einer Population sind nicht identisch • Diese Variabilität ist teilweise erblich • Alle Population sind fähig zum exponentiellen Wachstum, das tatsächliche Wachstum ist meist kleiner • Die Zahl der Nachkommen und der Beitrag zur nachfolgenden Generation variiert. Das Ergebnis heißt: Natürliche Selektion Aus: Townsend et al. (2000) Der biologische Artbegriff (Wdh.): • Fortpflanzungsgemeinschaft von Organismen: Individuen, die potenziell gemeinsame und wiederum vermehrungsfähige Nachkommen haben können. – Nur durch wiederholte Beobachtungen zu klären: Verhalten als Bezugssystem – Genotyp/Phänotyp Unterscheidung – Vorgeschlagen von Zoologen, zur Not auch für Botaniker zu verwenden, nahezu unbrauchbar für Mikrobiologen Der Artenschwarm auf den Galapagos Inseln Aus: Townsend et al. (2000) Beobachtungen zur Evolution: • Darwin: Galapagos Finken – Artenschwarm mit 13 Arten • Inzwischen viele Beispiele – z.B. Laborexperimente bis zu 24.000 Generationen • Zufall versus Gesetzmäßigkeiten? – Einmalige Ereignisse (z.B. Kambrische Explosion) – Wiederholbare Muster (regionales Aussterben und Wiederbesiedlung) – Gleiche Grundmuster in vielen Ordnungen • Übersicht: Fossile Reste auf Ebene der Familie Begriffe zur Beschreibung der Evolution • Ontogenese und „natürliche Selektion“: Fitness als Arteigenschaft: – Reproduktion bestimmt den aktuellen Erfolg einer Art in einer Umwelt – Gemessen als Zahl reproduktionsfähiger Nachkommen • Phyllogenese und „natürliche Selektion“: Robustheit als Eigenschaft evolvierender Systeme – Der Umfang an bewerteten Informationen (Gedächtnis) bestimmt langfristig die Robustheit einer Art – Gemessen an der Größe des Gedächtnis, der Länge der Tradition Begriffe zur Beschreibung der Evolution (Forts.) • In welchem Verhältnis stehen eigentlich : – das genetische Gedächtnis, – das langfristige Überleben und – der aktuelle Reproduktions-Erfolg einer Art? • Gibt es Fortschritt in der Evolution ? – kann man das messen? – als Fitness? Als Robustheit? Analogien? • Fit? Eigenschaften, die sich am aktuellen Vertreter beobachten lassen: – Viele Programmzeilen – Viele Anhänger – Viele Wähler – Viele Organismen, viele Nachkommen (Fitness) Fitness • Robust? Eigenschaften, die sich nur in der langfristigen Beziehung zur Umwelt zeigen bei: – Erfolg eines interaktiven Computerprogramms – Erfolg einer Fußballmannschaft – Erfolg einer politischen Partei – Erfolg einer biologischen Art (Überleben) „survival of the fittest“? „Survival of the Fittest“ • Ist das nicht selbstbezüglich, eine Tautologie ? – Fitness kann nur im Nachhinein ermittelt werden (meist an der Reproduktionsrate) – Survival meint das langfristige Überleben einer Art – Was ist dabei das Hauptgeschäft und – Was ist die Nebenbedingung ?