Wenn man die Welt verzerrt sieht /HZ v. 12.05.2012

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Gesundheit
Samstag, 12. Mai 2012
Wenn man die Welt verzerrt sieht
Die Hornhautverkrümmung ist oft angeboren und meist mit anderen Fehlsichtigkeiten verbunden
VON SUSANNE SEIDENFADEN
die Alterssichtigkeit korrigiert. Dann bräuchten Sie keine Brille mehr zu tragen. Allerdings muß erst zweifelsfrei
festgestellt werden, dass Sie
nicht unter einem Keratokonus leiden. Dabei verändert
sich nämlich die Verkrümmung im Lauf des Lebens weiter und die Hornhaut dünnt
aus. Das wäre eine Kontraindikation für eine Linsenoperation, dann müßte zunächst eine
Hornhauttransplantation vorgenommen werden.
E
ine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus)
liegt vor, wenn ankommende Lichtstrahlen im Auge
nicht als Punkt, sondern als
Strich erscheinen.
Die normale Hornhaut hat
in allen Radien eine gleiche
Krümmung. Beim Astigmatismus ist die Hornhaut in senkrecht zueinander liegenden
Radien unterschiedlich gekrümmt Daher erscheint das
Gesehene
verzerrt.
Man
spricht auch von Stabsichtigkeit. Die Hornhautverkrümmung ist oft angeboren und
meist noch mit einer anderen
Fehlsichtigkeit verbunden.
Augenärzte verordnen Betroffenen eine Brille, in einigen Fällen auch Kontaktlinsen. Eine Operation kann oftmals das Tragen von Sehhilfen
erübrigen. Privatdozent Dr.
Werner Hütz, Chefarzt der Augenklinik im Klinikum Bad
Hersfeld, beantwortete in der
HNA-Telefonsprechstunde
Fragen zur Diagnose und Therapie des Astigmatismus.
Ich bin wegen einer Hornhauterkrankung bereits an beiden Augen transplantiert worden. Das linke Auge wurde vor
30 Jahren operiert und wird
jetzt wieder schlechter wegen
eines hohen Astigmatismus.
Kann man denn ein zweites Mal
transplantiert werden?
HÜTZ: Ja, diese Transplantation kann auch mehrfach gemacht werden. Normalerweise sagt man, dass eine transplantierte Hornhaut eine
Überlebenszeit von zehn Jahren hat. Man sollte bei Ihnen
schauen, ob die Hornhaut
noch klar und gesund ist. Ist
das der Fall, braucht sie nicht
ausgetauscht werden. Dann
kann man den Astigmatismus
durch verschiedene Schnitttechniken in der Hornhaut
oder durch Einsetzen einer
Kunstlinse, ähnlich wie beim
Grauen Star, korrigieren.
Ich sehe seit einem Jahr Alles
doppelt auf einem Auge. Mein
Arzt, sagt, ich hätte einen Grauen Star. Das glaube ich aber
nicht, weil die Linse gar nicht
trüb aussieht. Ich glaube eher,
dass ich eine Hornhautverkrümmung habe.
Meistens kommt zur Hornhautverkrümmung noch eine Fehlsichtigkeit hinzu. Zumindest die kann
man versuchen, mit einem Laser zu verbessern oder zu beseitigen.
Foto:dpa
HÜTZ: Ich gehe davon aus,
dass Ihr Augenarzt Recht hat.
Wenn man nur auf einem
Auge doppelt sieht, liegt es
fast immer an der Linse. Das
hat etwas mit dem hereinfallenden Licht, das sich in der
Linse bricht, zu tun. Die Linse
muss auch nicht zwangsläufig
von Anfang an grau sein,
wenn sich ein Katarakt (Grauer Star) entwickelt.
Ich habe auf beiden Augen
seit Geburt eine Hornhautverkrümmung. Mittlerweile habe
ich auf dem linken Auge nur
noch 30 Prozent Sehkraft. Mein
Augenarzt hat versucht, durch
Einsatz des Lasers ein Auge zu
reparieren, aber das hat nicht
geklappt. Er hat mir eine Transplantation vorgeschlagen. Bin
ich dafür mit 83 Jahren zu alt?
HÜTZ: Wenn Sie sonst fit
sind, spielt das Alter keine Rolle. Ihre Hornhaut ist jetzt einfach kaputt und dadurch reduziert sich die Sehkraft erheblich. Die Operation dauert
etwa eine Stunde, nach ein bis
zwei Monaten können Sie
dann auf dem Auge wieder
sehr gut sehen. Allerdings ist
das Auge zunächst sehr empfindlich. Die Hornhaut wird
mit Fäden vernäht, die ein
Jahr im Auge bleiben. Die spüren Sie aber nicht.
Ich habe auf beiden Augen
eine Hornhautverkrümmung
und dazu eine Kurzsichtigkeit
mit fünf und zwei Dioptrien.
Mein Optiker hat bereits versucht, das Problem mit Kontaktlinsen in den Griff zu bekommen, aber das funktioniert
nicht, wie geplant. Ich bin 40
Jahre alt. Was kann man tun?
HÜTZ: Die Verkrümmung ist
meistens in der Hornhaut und
nicht in der Linse. Deswegen
ist es schwierig, bei einer derart hohen Dioptrienzahl, wie
sie bei einem Ihrer Augen besteht, eine Kontaktlinse zum
Halten zu bekommen. Ich
würde Ihnen zu einer Implantation einer Kunstlinse raten.
Man kann entweder eine zweite Linse über Ihre körpereigene Linse setzen oder ihre Linse
entfernen und Ihnen eine
komplett neue, multifokale
Linse einsetzen, die zugleich
Werner Hütz
wurde1950 in Neuss geboren. Er
studierte Medizin zunächst in
Bochum und wechselte nach
dem Physikum nach Essen. 1983
machte er dort seinen Facharzt
für Augenheilkunde und begann
als Oberarzt an den städtischen
Kliniken in Dortmund. 1986
folgte ein Jahr an der Universitätsklinik in Gießen, bevor er als
Chefarzt an die Augenklinik in
Bad Hersfeld wechselte. Er ist
verheiratet und hat zwei Kinder
Meine Tochter hat seit der
Geburt auf einem Auge eine
starke Achsverschiebung und
ist zudem kurzsichtig. Auf einem Auge hat sie - 2 Dioptrien,
auf dem andere -8. Ihre Sehprobleme werden immer schlimmer. Kann man sie durch Lasern verbessern?
HÜTZ: Der Grenzwert, um
die Sehstärke durch den Laser
zu verbessern, liegt bei - 7. Da
ist Ihre Tochter darüber. Die
größten Schwierigkeiten wird
sie durch die große Differenz
der Sehstärken beider Augen
haben. Hier sollte man versuchen, das schlechte Auge dem
weniger schlechten anzugleichen. Das geht sehr gut mit
Hilfe der refraktiven Chirurgie, bei der eine Kunstlinse in
das Auge eingepflanzt wird.
Ich habe eine Hornhautverkrümmung und bin vor kurzem
an beiden Augen gelasert worden. Wenn ich die Brille nicht
aufhabe, verschätze ich mich
ständig in der Entfernung,
wenn ich zum Beispiel etwas
abstellen will. Ich knalle es
dann oft richtig stark auf den
Tisch, weil ich dachte, dass er
tiefer ist. Ich bin auch kurzsichtig und habe Diabetes.
HÜTZ: Bei Ihnen sollte unbedingt die Netzhaut kontrolliert werden. Vermutlich kommen Ihre Probleme daher und
Sie sind deswegen auch gelasert worden. Wenn in der Mitte der Netzhaut, der so Makula, Veränderungen entstehen,
sind die schlecht zu verbessern. Die Makula ist der Bereich, der für das scharfe Sehen zuständig ist. Bei der Zuckerkrankheit entsteht hier
oft ein Defekt, den man frühzeitig diagnostizieren muss,
um eine Ausbreitung so gut
wie möglich zu verhindern.
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