Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften VORTRÄGE N 456 KONRAD KLEINKNECHT Verletzung der Symmetrie zwischen Materie und Antimaterie in der schwachen Wechselwirkung Schöningh Verlag Ferdinand Schöningh Sitzung am 4. April 2001 in Düsseldorf Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: // dnb.ddb.de abrufbar. Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem und alterungsbeständigem Papier (§ ISO 9706 © 2003 Ferdinand Schöningh, Paderborn (Verlag Ferdinand Schöningh GmbH, Jühenplatz 1, D-33098 Paderborn) Internet: www.schoeningh.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages nicht zulässig. Printed in Germany. Herstellung: Ferdinand Schöningh, Paderborn ISBN 3-506-70100-2 Verletzung der Symmetrie zwischen Materie und Antimaterie in der schwachen Wechselwirkung von Konrad Kleinknecht, Mainz 1. Der Urknall und das expandierende Universum Wenn wir in klaren Nächten den Himmel betrachten, sehen wir Milliarden von Sternen in unserer eigenen Milchstraße und mit einem Fernglas auch in einer nahen Galaxie, dem Andromeda-Nebel. Jede dieser Galaxien besteht aus etwa 100 Milliarden Sternen, und die Astronomen haben herausgefunden, daß es etwa 100 Milliarden Galaxien im Weltall gibt. Eine besonders regelmäßig ausgebildete Galaxie (MlOO) zeigt die Abb. 1. Alle diese Sterne senden Licht und Neutrinos aus. Während unser Auge das Licht der Sterne sieht, sind die fast masselosen neutralen Teilchen mit Namen "'.'J eutrino schwerer nachzuweisen. Bei der Sonne, unserem Nachbarstern, haben wir beide Strahlungen genau vermessen. Insbesondere können wir im Licht der Sonne bei der Spektralanalyse schwarze Linien finden, die durch Absorption des Lichtes durch die Atome in der kalten Hülle der Sonne verursacht werden. Diese Absorptionslinien liegen bei bestimmten Wellenlängen, die für ein Element »charakteristisch« sind. Das heißt, daß dieses »Spektrum« von Absorptionslinien ein untrüglicher Fingerabdruck eines bestimmten Elementes 1st. Dieses Universum der Galaxien ist aber nicht statisch, sondern befindet sich in ständiger Expansion, wie der Astronom Edwin Hubble 1929 feststellte. Er registrierte die Wellenlängen der Absorptionslinien eines bestimmten Elements für verschiedene Sterne und stellte fest, daß diese Linien für Sterne weit außerhalb unserer Galaxie »ins Rote« d.h. zu längeren Wellenlängen hin verschoben waren. Diese Rotverschiebung interpretierte er als Folge der Fluchtbewegung dieser Sterne von uns weg. So wie wir von einem wegfahrenden Feuerwehrauto einen tieferen Sirenenton hören als von einem auf uns zufahrenden, so sehen wir alle von dem sich entfernenden Stern ausgesandten Linien zu größeren Wellenlängen, also zum roten Teil des sichtbaren Spektrums hin verschoben. Diese Rotverschiebung aufgrund des sog. Dopplereffektes ist ein Maß für die Fluchtbewegung. Andere Galaxien bewegen sich noch schneller von uns weg, haben also eine noch größere Rotverschiebung (Abb. 2). Hubble beobachtete,