Gut für die Gesundheit

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SCHWERPUNKT PROPOLIS
Gut für die Gesundheit
Seit über 2.000 Jahren wird Propolis als Medizin verwendet.
Verschiedene Studien belegen die erstaunliche Heilkraft des Bienenproduktes. Allerdings ist bei der Anwendung Vorsicht geboten:
Propolis kann auch Nebeneffekte haben. Sie sollte daher
nicht dauerhaft eingenommen werden.
Mögliche Grundlage der Wirkung ist die Rolle
von Propolis als Radikalfänger. Solche Radikalfänger halten in den Körperzellen wichtige Entgiftungssysteme aufrecht oder führen dazu,
dass der Verbrauch an Vitamin C gesenkt wird.
Wirkt gegen Viren und Nekrose
Propolis wirkt sehr effektiv gegen Viren, insbesondere gegen Herpes-, Adeno- und InfluenzaViren, aber möglicherweise auch gegen das
humane Immundefizienzvirus (HIV, Aids). Bereits im Burenkrieg (1899–1902) in Südafrika
wurde eine Präparation namens Propolisin als
Antibiotikum erfolgreich angewendet. Moderne Untersuchungen bestätigen die Wirksamkeit gegen verschiedene Bakterien, wobei Propolis die Wirkung etlicher Antibiotika verstärken kann.
Bei verschiedenen Verletzungen (Hodentorsion, Verletzungen der Wirbelsäule) und der
aseptischen Hüftkopfnekrose (Absterben des
oberen Teils des Oberschenkelknochens) hat
Propolis einen günstigen Einfluss auf den
Krankheitsverlauf gezeigt. In der Darmchirurgie könnte Propolis sinnvoll sein, denn das
Aufplatzen von Nähten am Darm lässt sich damit effektiv vermindern. Auch in der Zahnheilkunde bewirkt Propolis eine Verbesserung der
Härte des Zahnschmelzes und eine Verringerung der Empfindlichkeit der Zähne.
Probleme bei der Anwendung
In der Hausmedizin, vor allem bei Imkern, wird Propolis häufig bei Erkältungskrankheiten eingesetzt. Zumindest bei Kindern ist die Wirksamkeit belegt.
Fotos: Sabine Rübensaat (2), Silke Beckedorf
B
ei dem Bienenprodukt Propolis bestehen
verschiedene Berührungspunkte mit der
Medizin. Diese ergeben sich einerseits bei
der Anwendung, aber auch aufgrund ihres Potenzials, Allergien auszulösen: Propolis zählt
zu den 20 Stoffen, die weltweit am häufigsten
zu allergischen Reaktionen führen. Beide Aspekte sollen kurz dargestellt werden.
Schon Hippokrates nutzte Propolis
Propolis wird seit Jahrtausenden in der Medizin angewendet, u.a. vom berühmtesten
Arzt der Antike, dem Griechen Hippokrates
(460–377 v. Chr.), der mit Propolis Geschwüre
der Haut und des Magendarmtraktes behandelt haben soll. Heute empfehlen Apitherapeuten den Einsatz von Propolis bei verschiedenen Erkrankungen, insbesondere bei Erkältungen, rauem Hals, Hautproblemen, Magengeschwüren, Verbrennungen, Hämorrhoiden
und Wunden. In diesen Bereichen wird sie
auch von Imkern gern angewendet. Doch es
stellt sich die Frage: Wie erfolgreich und sicher
ist die Anwendung von Propolis wirklich?
Interessanterweise wurde die Substanz in den
vergangenen Jahren intensiv wissenschaftlich
geprüft. Dabei fanden sich erstaunliche Befunde, die beweisen, dass Propolis ein wirksames
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Gemisch ist, welches sich grundsätzlich für die
medizinische Anwendung beim Menschen
eignet.
Schutz für gesundes Gewebe
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Propolis direkte krebszellentötende und krebsverhindernde Eigenschaften besitzt. Von Interesse ist, dass sich die Effekte von Propolis auf
bösartiges Gewebe beschränken, während
gutartiges Gewebe kaum in Mitleidenschaft
gezogen wird. Bei konventioneller Behandlung mit Bestrahlung und Chemotherapie
kann Propolis das gesunde Gewebe sogar
schützen und die Wirksamkeit mancher Medikamente verstärken, ohne dass mehr Nebenwirkungen auftreten. Darüber hinaus
verhindert Propolis die Herzschädigung bei
einer Chemotherapie mit Doxorubicin, einem
Medikament, das z.B. bei Brustkrebs eingesetzt wird.
Außerdem lässt sich damit die Bauchspeicheldrüse vor Giftstoffen wie Streptozotozin
schützen, welches die für die Insulinproduktion zuständigen Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstören würde. Propolis schützt auch
die Leber vor den Wirkungen von Alkohol,
Tetrachlorkohlenstoffen u.v.a.m.
Die voranstehenden Ausführungen zeigen,
dass Propolis interessante Eigenschaften hat.
Für manche Anwendungsbereiche stehen
auch keine vergleichbaren Wirkstoffe in der
konventionellen Medizin zur Verfügung. Dennoch hat Propolis bisher kaum Einzug in die
Medizin gehalten. Hauptursache dafür dürfte
sein, dass Propolis kein einheitliches Produkt
ist. Je nach pflanzlicher und geografischer
Herkunft sowie je nach Jahreszeit hat sie unterschiedliche Zusammensetzungen. Entsprechend muss man auch unterschiedliche Wirksamkeiten annehmen. Das haben auch wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt:
Beispielsweise konnten Propolisextrakte aus
Uruguay die Krebsentstehung im Brustdrüsengewebe unterdrücken, während Extrakte
aus Brasilien unwirksam waren. Ein weiteres
Problem sind die unterschiedlichen Methoden
der Extraktion. Hier sind verschiedene Verfahren gebräuchlich, sodass die Extrakte höchst
unterschiedlich ausfallen können. Ferner besteht Propolis aus mehreren Hundert Inhaltsstoffen, von denen ein Großteil kaum bekannt
und charakterisiert ist. So lassen sich kaum
Propolispräparate herstellen, die den Anforderungen an Produktqualität und -konstanz genügen.
Problematisch ist auch der Umstand, dass
bislang überwiegend experimentelle Studien
im Reagenzglas oder an Tieren durchgeführt
wurden, die sich nicht unbedingt auf die Situation am Menschen übertragen lassen. Die
meisten der oben erwähnten Ergebnisse beziehen sich auf diese Art von Studien.
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Studien zur Wirkung am Menschen
Nur wenige Studien wurden am Menschen
durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Studien
werden hier kurz zusammengefasst.
■ Immunsystem: Propolis führt bei gesunden
Versuchspersonen zu einer verbesserten Immunfunktion.
■ Erkältung: Eine Mischung von Echinacin
(Extrakt aus Purpursonnenhutkraut), Propolis und Vitamin C verringert Erkältungskrankheiten bei Kindern im Winter um 55%.
■ Entzündung: Eine Scheidenspülung mit
5%iger Propolislösung führte bei Frauen,
die unter einer chronischen Scheidenentzündung litten und denen durch traditionelle Methoden nicht geholfen werden konnte,
in bis zu 87% der Fälle zu einer Besserung.
■ Herpes: Bei genitaler Herpesinfektion (HSV
Typ 2) zeigte sich Propolis dem Standardmedikament Acyclovir überlegen. Auch in
dieser Studie ließ sich in der Propolisgruppe
eine begleitende bakterielle Infektionen der
Scheide gleichzeitig erfolgreich behandeln.
■ Viren: Propolis wirkt gegen humane Papillomviren, die Auslöser von Gebärmutterhalskrebs und Kehlkopfkrebs. Durch Propolis können bereits vorhandene Zellveränderungen wieder normalisiert werden.
■ Asthma: Ein 13%iger wässriger Propolisextrakt, der sprühgetrocknet zu Milchpulver gegeben und dann mit Wasser angerührt und
getrunken wurde, führte bei Patienten mit
Bronchialasthma in Kombination mit der
Standardtherapie zu Verbesserungen im Hinblick auf nächtliche Hustenanfälle, verschiedene Entzündungsparameter im Blut und die
Lungenfunktionstests.
■ Mundschleimhaut: Das Auftreten von Aphthen (Entzündungen der Mundschleimhaut)
lässt sich durch Propolis wirksam verhindern.
■ Strahlentherapie: Propolis vermindert die
Schädigung der Mundschleimhaut während
einer Strahlentherapie, z.B. bei Krebs im
Kopf-Hals-Bereich.
Propolis zählt zu den 20 stärksten Allergenen.
Gerade Imker sind oft betroffen.
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Propolis als Medikament zuzulassen ist nicht möglich, da die Inhaltsstoffe stark variieren.
Propolis ist akut kaum giftig und hat auch in
höheren Dosen zu keinen Schädigungen geführt. Da einige Komponenten ein krebserregendes Potenzial haben können, sollte eine
langfristige Einnahme vermieden werden. Insgesamt scheinen jedoch die positiven Eigenschaften zu überwiegen.
gien im Umgang mit Propolis vorsichtig sein
und möglichst Handschuhe tragen sollten,
wenn Arbeiten anfallen, bei denen eine starke Verschmutzung der Hände wahrscheinlich
ist (z.B. bei hohen Temperaturen, wenn Propolis weich und klebrig ist), und diese nicht
mit Lösungsmitteln reinigen sollten.
Allergien und Nebenwirkungen
Weitere Studien gerechtfertigt
Die Beimischung von Propolis in manche
Kosmetika und Zahncremes hat allerdings zu
einer Häufung von allergischen Reaktionen
auch bei Nicht-Imkern geführt. Propolis enthält starke Allergene (allergieauslösende
Stoffe), wobei Isoprenylkaffeat das stärkste
Allergen ist. Wesentlich häufiger ist die Allergie bei Kontakt mit Propolis, die bei Imkern
im Mittel nach ca. neun Jahren auftritt. Insbesondere sind Imker betroffen, die gleichzeitig
an anderen Allergien, meist gegen Gräserpollen, Bienengift oder Perubalsam leiden. Der
Kontakt mit Propolis kann auch zu allgemeinen Zeichen der Allergie führen, ähnlich denen einen Bienengiftallergie. Interessanterweise zeigen imker, die auf Propolis am Bienenstock reagieren, bei Anwendung medizinischer Propolisextrakte nicht immer diese
Symptome. Es scheint, dass bei Propolisallergie nur bestimmte Regionen des Körpers auf
Kontakt reagieren, während andere unproblematisch bleiben. Effektive Maßnahmen
bei Propolisallergie bleiben das Tragen von
Schutzhandschuhen und eine intensive Hautpflege. Eine Immuntherapie wie bei der Bienengiftallergie ist derzeit nicht möglich. Im
Rahmen einer Studie zur Propolisallergie
äußerten Studienteilnehmer, dass Lösungsmittel, die zur Reinigung der Haut nach der
imkerlichen Tätigkeit eingesetzt werden, für
das Entstehen der Allergie zumindest mitverantwortlich sein könnten. Solche Überlegungen erscheinen plausibel, denn die Lösungsmittel transportieren die Antigene in
das Unterhautfettgewebe und können dort
eine Allergie hervorrufen. Vorläufiges Fazit
der Untersuchungen ist, dass Imker mit Aller-
Propolis ist ein Substanzgemisch mit einem
interessanten Spektrum von medizinischen
Wirksamkeiten. Leider lässt sich dieses Gemisch aufgrund seiner veränderlichen Zusammensetzung und der unterschiedlichen
Extraktionsmethoden kaum standardisieren,
was seine therapeutische Anwendung deutlich einschränkt. Dennoch erscheinen weitere
Studien zu Propolis gerechtfertigt, denn bei
manchen Erkrankungen und in der Strahlentherapie gibt es keine vergleichbaren Ansätze
der konventionellen Medizin. Leider hat es
sich in der Vergangenheit als schwierig herausgestellt, Sponsoren für entsprechende
Studien am Menschen zu finden, denn diese
sind nicht unbedingt billig.
Problematisch erscheint eine vorbeugende
Behandlung mit Propolis, denn aus den Erfahrungen mit Antibiotika (z.B. Penicillin) weiß
man, dass sich schnell Resistenzen einstellen
können und evtl. allergische Reaktionen entstehen können. Entsprechend gilt, dass auch
für die medizinische Behandlung mit Propolis
stets ein guter Grund vorhanden sein sollte.
DER AUTOR
Prof. Dr. Karsten Münstedt
ist stellvertretender Direktor der
Frauenklinik Gießen. Der leitende
Oberarzt spezialisierte sich auf
Krebserkrankungen in der Gynäkologie. Münstedt betreut ca. 10
Bienenvölker. Die Ergebnisse seiner
Studie zu Bienengift- und Propolisallergien bei Imkern wurden zum Teil
in diesem Beitrag verarbeitet. Erkenntnisse zur Bienengiftallergie werden demnächst im dbj veröffentlicht.
[email protected]
(487) 7
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