Zwei Exkursionen ans Geo-Zentrum Windischeschenbach Geologen „begreifen“ die Erdgeschichte Auch wenn manche das kaum glauben wollen: Die nördliche Oberpfalz ist eine der spektakulärsten Regionen Bayerns! Zum einen trifft man dort auf einen äußerst sympathischen, bodenständigen Menschenschlag. Allein das wäre schon eine Reise wert. Zum anderen aber ist die Oberpfalz für Geologen ein wahres Paradies. Genau dort nämlich kollidierten vor rund 300 Millionen Jahren zwei Kontinente - die zu Gondwana gehörige Insel Avalonia und Laurasia. Das blieb nicht ohne Folgen: Es entstand ein Gebirge, das die heutigen Alpen an Höhe deutlich übertroffen haben dürfte. Aber an allem nagt der Zahn der Zeit: Die Erosion ließ das Gebirge verschwinden und die heutige Oberpfalz zu einer großen Ebene werden. Als jedoch vor rund 60 Millionen Jahren die Alpen nach oben gedrückt wurden, bewegte sich auch die Oberpfalz wieder. Die alten Gebirgsstöcke wurden in die Höhe gepresst, Vulkane bildeten sich und Erdbeben erschütterten das Land. Und so entstand der heutige Oberpfälzer Wald. Wie aber wurde der Untergrund an der Nahtstelle zweier Kontinente verformt? Welche Auswirkung hatte diese Kollision auf das Gestein? Welche Bruchlinien wurden angelegt? Und wie ist ein solches Gebiet - etwa für die Lagerung von problematischen Stoffen geeignet? Um diese Fragen zu klären, führte man in Windischeschenbach eine Tiefbohrung bis in 9101 m Tiefe durch. Über die zum Teil sehr überraschenden Ergebnisse informiert heute das Geo-Zentrum Windischeschenbach, das zudem als Schulungszentrum für Geographie- und Geologiekurse ausgebaut wurde. Die Schüler erhalten dort neben der Erkundung der Bohrstelle die Möglichkeit, Gesteine zu analysieren, Aufzeichnungen aus Seismographen auszuwerten oder anhand aufwändiger Modelle nachzuvollziehen, wie Plattenbewegungen vor sich gehen, Gesteine gefaltet werden oder Vulkane explodieren. Damit auch Schülerinnen und Schüler der Vilshofener Geologiekurse von diesem Angebot profitieren können, unternahmen wir im Herbst zwei zweitägige Exkursionen an das GeoZentrum. Beide Exkursionsgruppen - Q11 und Q12 - absolvierten je vier Unterrichtsmodule und beschäftigten sich dabei intensiv mit geologischen Themen. 1 Inhalte, die im Klassenzimmer sehr abstrakt erscheinen, wurden so anschaulich, ja erlebbar vermittelt. Wie wenig sich etwa der Oberpfälzer Wald (ebenso wie der Bayerische Wald) zum Beispiel dazu eignet, als Endlagerstätte zu dienen, erkannten die Schülerinnen und Schüler bei der Interpretation eines Bohrkernes: Es wurde deutlich, dass die Gesteine des Oberpfälzer Waldes bis heute unter großem Druck stehen und noch immer deformiert werden. Eindrucksvoll beweisen dies frisch gezogene Bohrkerne, die sich an der Erdoberfläche ausdehnen und über Tage hinweg knacken und knirschen. Zudem erfuhren die Schülerinnen und Schüler viel Interessantes über das Berufsbild des Geologen - sowohl in der Forschung als auch in der angewandten Praxis. Abgerundet wurde die Fahrt durch einen kleine Exkursion zum Hohen Parkstein, einer Vulkanruine nahe Windischeschenbach, die durch ihre markanten Basaltsäulen beeindruckt. Zweifelsohne ist also die Oberpfalz eine Reise wert! Ermöglicht hat diese Exkursion neben der Schulleitung, die die Fahrten bereitwillig genehmigte, auch der Freundeskreis des Gymnasiums Vilshofen. Mit dessen großzügiger Unterstützung konnten die Schulungskosten zu einem wesentlichen Teil von der Schule übernommen und das Budget von Schülern und Eltern merklich geschont werden. Für dieses tatkräftige und unkomplizierte Sponsoring bedanken wir uns ganz herzlich! StD Konrad Wieland 2