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Sommer – Die Zeit des grossen Yang
Von Brigitte Porcu
Die Zeit des Sommers ist in der Lehre der 5 Wandlungsphasen das grosse Yang und somit der
Höhepunkt der Yang-Energie in der Natur. Das Feuerelement, das den Sommer bestimmt und
nach dem chinesischen Kalender von Mitte Mai bis Mitte Juli am Aktivsten ist, wird nach den
fünf Wandlungsphasen vom Holzelement genährt.
Die Natur zeigt sich in dieser Zeit von ihrer schönsten Seite. Sie überflutet uns mit ihrem Glanz,
bezaubert mit einer Fülle von Farben und Blütenpracht unsere Sinne und öffnet unsere Herzen.
Das Feuer verbreitet Licht und Wärme. Das lodernde Feuer ist voller Dynamik, ist impulsiv,
steigt auf und wärmt. Es setzt den Menschen in einen Zustand der Erregung, erwärmt sein
Gemüt, öffnet ihn für neue Begegnungen und schafft Raum für Enthusiasmus und Begeisterung.
Die Sommersonne wärmt unsere Herzen und lässt uns ohne grosse Mühe herzlich und
grosszügig sein sowie Freude empfinden und schenken. Es ist die Zeit der Liebe, der
Lebensfreude und des Geniessens. Jede freie Minute wird von den Meisten von uns bevorzugt
im Freien verbracht, sei es an einem Seeufer oder in einem nahe gelegenen Wald, der uns
Schutz vor der Sommerhitze gibt, oder wenn möglich im eigenen Garten. Das natürliche
Sonnenlicht hebt unsere Stimmung und ist das einfachste Mittel gegen Niedergeschlagenheit.
Das Feuer in uns ermöglicht uns, unsere Interessen nach Aussen zu tragen, es bringt unsere
Lebensfreude hervor und lässt uns unbeschwert lachen, so dass unser Gesicht einen
strahlenden Ausdruck bekommt. Damit wir die Zeit in vollen Zügen geniessen können,
empfiehlt uns das Nei Jing spät ins Bett zu gehen und früh aufzustehen.
Sommer-Feuerelement-Organe und -Leitbahnen sind Herz und
Dünndarm/Perikard und Dreifacherwärmer.
Das Herz: Es ist der Kaiser, nimmt das Dao war und verwirklicht es durch Wu Wei (Nichtstun),
wodurch Sheng Ming (klare Einsicht) entsteht. Das heisst so viel wie, dass das Ideal des Herzens
frei sein bedeutet, frei sein von Anhaftung und Abneigung. Das Herz braucht Phasen der Ruhe,
es muss sich leeren, d. h. frei machen von äusseren Wünschen und Zielen, inneren Frieden
finden und die Dinge so nehmen, wie sie sind. Mit unserem Herzen entscheiden wir, ob etwas
gut oder schlecht für uns ist. Darum ist es wichtig, unser Herz immer wieder zu befreien von
eigennützigen Gedanken, Begierden und Sorgen. Die Geistseele Shen, die ihr zu Hause im
Herzen hat, kann nur so Wertvorstellungen entwickeln und uns ermöglichen, uns daran zu
orientieren.
Der Dünndarm: Er ist der Alchimist im Inneren. Er trennt Reines und Trübes. Er ist zuständig für
die moralische Instanz, das Gewissen: Was ist gut/böse, wichtig/unwichtig etc.
Der Perikard: Er ist der Beschützer und Wächter des Kaisers (Herzens) und der Repräsentant
von Sinnlichkeit, Lust und Liebe. Er bringt die Freude und Wonne des Herzens nach Aussen und
ist für deren wohldosierte Vermittlung verantwortlich.
Der Dreifacherwärmer: Er ist der Beamte für die sozialen Kontakte und für die Kommunikation.
Als Koordinator aller energetischen Abläufe und ihrer Durchlässigkeit befähigt er uns, Kontakte
zu knüpfen, höflich, hilfsbereit und freundlich zu sein. Es geht hier um die sozialen Beziehungen
im Alltag.
Ein gesundes Feuerelement zeigt sich in der Ausstrahlung, im Glanz des Gesichtes, in
Zufriedenheit und ausgewogener Vitalität. Auch Interesse und Neugierde sind Zeichen eines
wachen Shens. Dalai Lama äusserte sich dazu so: «Bist du gesund, bist du glücklich, bist du
glücklich, bist du gesund».
Ein blockiertes Feuerelement führt zu Einsamkeit, Traurigkeit oder auch Melancholie. Ist das
Feuerelement zu aktiv, führt dies zu Ruhelosigkeit, übertriebener Gesprächigkeit und sexueller
Überaktivität, später kann Erschöpfung folgen bis hin zur Depression.
Dem Feuerelement ist die Farbe Rot zugeordnet und der bittere Geschmack. Genährt wird es
vom Holz. Wasser hält es unter Kontrolle, damit es nicht zu sehr auflodert. Feuer liefert das
Substrat (Asche) für die Erde. Auf das Metall wirkt seine schmelzende Kraft kontrollierend. Als
einzige Wandlungsphase gehören zu dem Feuerelement vier Organfunktionskreise. (Erklärung
dazu ist in der letzten ECM-Ausgabe zu finden.) Es ist bildlich gesprochen der Ofen, der den
Körper erwärmt.
Ernährung im Sommer
Im Frühsommer werden wir für kurze Zeit verwöhnt mit Gemüsesorten, wie frischen Erbsen,
dicken Bohnen (Saubohnen resp. Favebohnen), Mangold und Spitzkohl. Diese Gemüse sind
nährstoffreich und es lohnt sich, neue Rezepte auszuprobieren. Eine beliebte Art im Sommer
die Nahrung zuzubereiten, ist das Grillieren. Es macht Spass an einem lauen Sommerabend
zusammen mit Freunden und Verwandten bei geselligem Zusammensein zu grillieren und
anregende, offene Gespräche zu führen. Doch es muss nicht immer nur Fleisch und Geflügel
sein, was auf dem Grill gebraten wird. Fisch, Tofu, Seitan sowie die verschiedensten Gemüse
können eine Sommernachts-Grillparty zu einem kulinarischen Geschmackserlebnis machen.
Hierbei zu beachten ist: Das Grillgut – ob Fleisch, Geflügel, Fisch oder Gemüse – schmeckt
besser, wenn es vorher mariniert wurde. Als Spiesse eignen sich übrigens auch Zweige von
grossen Kräuterpflanzen (Rosmarin, Majoran oder Thymian) sonst sind Metallspiesse zu
bevorzugen. Da Grillieren eine sehr erhitzende Kochmethode ist und wir im Sommer eher
kühlende Nahrungsmittel bevorzugen, empfiehlt es sich und schmeckt zu grilliertem Fleisch am
besten ein bunter gemischter Salat sowie Gurken, Tomaten, Radieschen, Rettich,
Stangensellerie, Fenchel, Radicchio und alle Gemüse, die in dieser Zeit in unseren Gärten
gedeihen. Wer Rohes schlecht verträgt, kann Salate von knackig gekochtem Gemüse zubereiten
oder das Gemüse dünsten, so ist es leicht verdaulich und bekömmlich und behält seine
kühlende Wirkung, die in den warmen Monaten erwünscht ist. Alle Salate und Gemüsepfannen
bereichern Gaumen und Auge, wenn sie mit farbigen Blüten vom Borretsch, Löwenzahn, Salbei,
Rosmarin oder Kresse geschmückt werden. Nicht vergessen werden sollten all unsere Kräuter,
die zur Sommerzeit besonders saftig und schmackhaft sind (Petersilie, Basilikum, Dill,
Koriander, Schnittlauch, Minze, Melisse, Bohnenkraut, Borretsch, Estragon, Sauerampfer und
noch viele mehr).
Empfehlung, um die Hitze besser zu ertragen: Wir kennen das Gefühl, wenn das Thermometer
stetig ansteigt und mit ihm die Luftfeuchtigkeit und das Bedürfnis zunimmt, sich abzukühlen, sei
es in Form von einem Sprung ins nasse Kühl oder eben auch nur durch kühlende Getränke oder
frisches Obst. Aber Achtung: nicht immer bringt das die erwünschte Erleichterung! Damit sich in
unserem Körper die Hitze nicht anstauen kann, sollte die Energie frei fliessen können und zur
Oberfläche unserer Haut transportiert werden. Das heisst, das Schwitzen, der körpereigene
Kühlmechanismus, soll gefördert werden. Wer unsere südlich gelegenen Nachbarländer kennt,
weiss, dass dort auch im Sommer heisser Tee und scharf gewürzte Speisen helfen, die Poren
der Haut zu öffnen und dadurch das Schwitzen angeregt wird. So kann die innere Hitze über die
Haut entweichen. Wer schon von Natur aus zu starkem Schwitzen neigt, muss aufpassen nicht
zu viele Säfte zu verlieren. Demjenigen kann es gut tun, den Getränken Zitronensaft beizugeben
oder seine Speisen mit Zitronensaft abzuschmecken. Der scharfe Geschmack hilft Qi und Blut zu
bewegen, der bittere Geschmack unterstützt das Herz und regt die Magensäfte an, der saure
Geschmack unterstützt den Körper, die Säfte zu bewahren und zu fördern.
Zu meiden sind vor allem Speisen wie eisgekühlte Getränke, denn das blockiert die
körpereigene Kraft, auf natürliche Weise abzukühlen und schädigt zudem massiv unserem
Verdauungsfeuer. Ungünstig sind auch schwere Mahlzeiten, wie lange gekochte Eintöpfe oder
Überbackenes.
Aus der Kräuter- und Teeküche
Melisseblätter/Melissa officinalis – im Bezug zur APM: bei Fülle anzuwenden, kühlende
Wirkung löst Qi- und Blut-Stagnationen.
Die Hauptwirkung der Melisse ist die sedierende Wirkung auf das gesamte Nervensystem. Sie
beruhigt den Geist (Shen), hilft bei Schlaf- sowie Einschlafstörungen, eliminiert Hitze, die durch
Yin-Mangel verursacht wurde, wie z.B. Hitzewallungen im Klimakterium, Unruhe,
Magenschleimhautproblemen.
Weissdorn/Crataegus laevigata – im Bezug zur APM: bei Leere anzuwenden, Früchte haben
erwärmende Wirkung.
Weissdorn tonisiert das Herz-Qi sowie das Yin bei Wechseljahrstörungen, nervlich bedingter
Schlaflosigkeit und Unruhe, Reizbarkeit. Er reguliert Blutdruckstörungen, einen instabilen Shen,
Emotionen des Herzens und spontanes Schwitzen.
Sommerrezepte
Kichererbsen mit Rucola
1 kg getrocknete Kichererbsen
kochen (Dampfkochtopf) mit Ingwer und
Algen (verhindert Gasbildung)
Olivenöl, Zwiebel, frische Chili
Über Nacht einweichen (gut decken mit Wasser).
Zugabe von einem Stück Ingwer und Algen, Algen
etwas Salz und einem Orangenschnitz oder
Zitronenschale. Wenn die Kichererbsen knapp
lind sind, abtropfen lassen. Evtl. etwas
Kochwasser zurückhalten.
Die feingehackte Zwiebel und Chili im Olivenöl
andünsten und die vorgekochten Kichererbsen
dazugeben. Etwas Kochwasser, Balsamico-Essig
und Meersalz zugeben und mit Balsamico-Essig
bestäuben. Nachwürzen mit Salz. Köcheln lassen,
bis die Kichererbsen ganz lind sind.
Überschüssiges Kochwasser einkochen und das
Ganze abkühlen lassen.
1 Bund Rucola und Cherry-Tomaten
Gurken-Joghurt-Raita: (zu Grilliertem)
1 Salatgurke ungeschält entkernen und
raspeln
2 Frühlingszwiebeln fein hacken
1 Knoblauchzehe oder ½ EL frisch
geriebener Ingwer
2 EL frische Minze fein gehackt
3 EL Zitronensaft Salz Pfeffer
375 ml Joghurt
1 TL geröstete Kreuzkümmelsamen
Rucola und die vorgeschnittenen, kleinen
Tomaten nach Belieben beigeben und je nach
Geschmack noch etwas Balsamico-Essig
beigeben. Das Ganze soll jetzt für einige Stunden
am besten im Kühlschrank ziehen. Aber ca. ½
Std. vor dem Essen aus dem Kühlschrank
nehmen.
Alles miteinander vermengen und abgedeckt 30
Min. durchziehen lassen an einem kühlen Ort.
Raita kann 1 Tag vor der Verwendung zubereitet
werden.
Vor dem servieren drüberstreuen.
Desserts
Alle jetzt reifen Beeren mit kühlenden Kräutern
eignen sich für fantasievolle Desserts.
Getränke mit kühlender Wirkung:
Kräutertees, wie Pfefferminze, Zitronenmelisse,
Hybiscus, Hagenbutten, Salbeitee oder aber
auch Stilles Wasser mit Zitronensaft.
©Brigitte Porcu / APM-Radloff-Therapeutin / Ernährungsberaterin
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