Wortartendefinition: Ansätze Wortartendefinition (2)

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Wortartendefinition: Ansätze
morphologisch
"kann dekliniert/konjugiert werden"
syntaktisch
"kann das Subjekt/Prädikat bilden"
Die abschreckende Variante
Moderne Grammatiken des
Deutschen, Beispiel
Adjektivdefinition
Wortartendefinition (2)
semantisch
"drückt (prototypisch) einen Gegenstand/eine
Handlung/eine Eigenschaft aus"
distributiv/topologisch
"steht an einer bestimmten Stelle im Satz"
Adjektivdefinition, Beispiel:
"Adjektive sind genusvariable Wörter, die
immer zwischen Determinativ und Nomen
stehen können." (Engel 2004: 335)
Adjektivdeklination nach Engel
(2004)
Semantische oder "flexivische" Definition –
gemeint ist: nach "ihrer Fähigkeit, gesteigert
zu werden" – wird explizit abgelehnt (cf. ibd.:
335).
"Wer vom Definieren nichts versteht (...)
soll sich nicht auf den Streit um
Wortklassen einlassen." (ibd.)
Wenn gilt:
genusvariabel
– Hat dann das Englische überhaupt Adjektive?
dear Sir
dear Madam
Good boy!
Good idea!
Wenn gilt:
kann immer zwischen Determinativ und
Nomen stehen
– Was liegt dann im Französischen im Fall (b) für
eine Wortart vor?
(a) mon bel ami, la petite fille
(b) une œuvre monumentale, un été inoubliable
Mögliche Kriterien zur Wortartbestimmung:
• semantisch
• morphologisch
• syntaktisch
• distributiv
Gibt es in anderen Sprachen überhaupt
Adjektive? Wenn ja:
Woran könnte man Adjektive in einer
beliebigen Sprache erkennen?
Semantische Kriterien:
Bedeutungstypen
Kategorematische oder autosemantische
Bedeutung
= gliedert etwas Reales oder Vorgestelltes aus
der außersprachlichen Wirklichkeit aus
Streifenhörnchen, Hexe, Strukturalismus
Bedeutungstypen (2):
Deiktische Bedeutung
Bedeutungstypen (3):
Synkategorematische oder synsemantische
Bedeutung
= der „sprachliche Zeigefinger“
du, hier, jetzt
=!drückt Beziehungen zwischen Autosemantika
( oder Deiktika) aus
und, auf, weil
Bedeutungstypen (4):
Wortartenbedeutung oder kategorielle
Bedeutung
Meine Hand blutet.
An meiner Hand ist Blut.
Meine Hand ist blutig.
Beispiel nach Brinkmann (1971: 199).
Ein Blick in die Typologie:
Offene vs. geschlossene
Wortklassen
Offene Wortklassen können jederzeit neue „Mitglieder“ aufnehmen.
Beispiele:
Benchmark, rappen, mauve...
Geschlossene Wortklassen
können nicht beliebig erweitert werden.
Beispiele:
Pronomina:
du, wir, sie...
Präpositionen: in, an, auf...
Konjunktionen: oder, weil, denn...
Morphologische Eigenschaften
von Wortarten
Verbale Kategorien
Morphologische Eigenschaften
von Wortarten
Nominale Kategorien
• Aspekt
• Genus verbi
• Modus
• Person & Numerus
• Tempus
• Definitheit
• Genus
• Kasus
• Numerus
(Reihenfolge: alphabethisch)
(Reihenfolge: alphabethisch)
Was macht ein Verb zum Verb?
Was macht ein Verb zum Verb?
Sprachübergreifende Eigenschaften
Sprachspezifische Eigenschaften
• kann Personenbezug ausdrücken
• offene Wortklasse
• prototypisch am ehesten für den Ausdruck
menschlicher Tätigkeit zu erwarten
• kann zeitliche Bezüge ausdrücken
• kategorielle Semantik: Vorgang in der Zeit
• kann Modalität ausdrücken
• kann ein Prädikat bilden
• kann Richtung der Handlung (auf Subjekt
oder Objekt) ausdrücken
• kann Aspekt ausdrücken
Verben im Deutschen:
Formenbestand
Formenbestand (2)
finite Verbformen
Formenbestand im Deutschen
infinite Formen
Tempus
Person & Numerus
finite Formen
Genus Verbi
drei Personen
Person & Numerus
Tempus
Modus
Genus Verbi
Formenbestand (2)
Tempus
Modus
Genus Verbi
zwei Numeri
Formenbestand (3)
finite Verbformen
Tempus
Gegenwart
Präsens
Modus
Zukunft
Futur I
Genus Verbi
Modus
Vergangenheit
Futur II
Perfekt
Präteritum
Plusquamperfekt
Doppelperfekt
Indikativ
Konjunktiv
Genus Verbi
Imperativ
Aktiv
Passiv
[Medium]
infinite Verbformen
•
•
•
•
•
• sprechende Person
• angesprochene Person
• Person/Sache, über die gesprochen wird
Infinitiv
Partizip
Gerundiv
(Gerundium)
(Konverb)
ausgedrückt in Kombination mit:
• 'eine'
• 'mehr als eine'
Person und Numerus beim Verb
(Präsens):
•
•
•
•
•
•
huste
hustest
hustet
husten
hustet
husten
Person & Numerus
•
•
•
•
•
•
lache
lachst
lacht
lachen
lacht
lachen
verschiedene
Einteilungsmöglichkeiten für
Tempora
1. absolute vs. relative Tempora
2. Vergangenheits-, Zukunfts- und
Gegenwartstempora
Tempus (Plural: Tempora)
Was ist ein Tempus?
• Zeit (physikalische Kategorie)
• Tempus (sprachliche Kategorie)
Tempus = Ausdruck der Zeit mit sprachlichen
Mitteln an oder mit einem Verb
Reichenbach, Hans (1947): Elements of Symbolic Logic.
New York etc.
– Ereigniszeitpunkt (point of event) E
– Sprechzeitpunkt (point of speech) S
– Betrachtzeitpunkt oder Bezugszeitpunkt (point of
reference) B
absolute Tempora
Gleichzeitigkeit
(absolute present)
Vorzeitigkeit (absolute past)
Nachzeitigkeit
(absolute future)
Relative Tempora
Ein relatives Tempus stellt eine Beziehung zwischen dem
Ereigniszeitpunkt E und einem gegebenen Bezugszeitpunkt B
(reference point; auch: Betrachtzeit) in der Zeit her.
Die Tempora des Deutschen:
Präsens
„Das Präsens lässt die zeitliche Festlegung
semantisch offen" (Zifonun et al 1997: 1692).
Ist das so?
Präsens
• Präsens historicum
– im engeren Sinne:
Am 31. Oktober 1517 erfolgt der
„Thesenanschlag“ durch Luther.
– szenisches Präsens:
Komm ich da gestern nichtsahnend nach
Hause...
Präsens
• Präsens für Zukünftiges:
– Am Freitag gibt es bestimmt wieder Fisch.
– Nächstes Jahr fahre ich mit der Transsib
von Moskau nach Peking.
Präsens = Tempus?
Ist das Präsens überhaupt ein Tempus,
wenn es sich auf Gegenwart und
Zukunft, Vergangenes und
Allgemeingültiges beziehen kann?
Präsens
• Historisches Präsens: Zitate
– Die Bibel sagt...
– Shakespeare schreibt...
Präsens
• Präsens für Allgemeingültiges:
– Die Sonne geht im Osten auf.
– Der Schall bewegt sich mit 333 m pro
Sekunde.
Ein Blick über den Tellerrand:
Kann sich das Präsens auch in
anderen Sprachen
– auf die Zukunft,
– auf die Vergangenheit,
– auf Allgemeingültiges
beziehen?
Historisches Präsens im
engeren Sinne
Aug. 3, 1492: Christopher Columbus sets sail to
find a westward route to the east.
Après cet échec (...) Molière écrit beaucoup:
une farce, le Médecin malgré lui (1666), une
comédie mythologique, Amphitryon (...)
Präsens bei Zitaten
La Bible dit-elle la vérité?
The Bible says surprisingly little about either
clothing or nakedness.
Szenisches Präsens
Je descends du bus et qu'est-ce que je vois?
Then in comes the barman and tries to stop the
fight.
Präsens für Zukünftiges
"Among the majority group of languages that have categories
that we have labelled as FUT, it is fairly common to find some
variation between t hat category and others, in particular u nmarked forms or present tenses. For instance, consider (Q.81)
Context: Q: What HAPPEN if I eat this mushroom?
Sentence: You DIE //
A non-future category may be used in (Q.81) in the following
languages in the FUT group: Classical Arabic, Beja, Bugis
Makassar, Catalan, German, Guarani, Italian, Maltese, Persian,
Romanian, Spanish, Swedish, Tigrinya, Yoruba. In general, nonFUT forms seem to be possible above all whith cases of 'pu re
prediction', but also in other situations (...)" (Bybee/Dahl 1989:
109f.)
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