Themenbereich 8 1 Spätantike (Themenbereich 8) A) Die innere Geschichte des spätantiken Staates (284 – 400) 1) Diocletian und die Tetrarchie (284 – 324) Mit Diocletian (284 – 305) (C. Aurelius Valerius Diocletianus) gewann das Reich die Stabilität wieder Er war ein typischer Soldatenkaiser Sein Ziel war die Verteidigung und Erhaltung , bei gleichzeitigem Verzicht auf eine Mehrung des Reiches Außerdem sollte die Ruhe in den Provinzen hergestellt und der Staatshaushalt saniert werden Diocletian legitimierte gewissermaßen das System der Tetrarchie (Viererherrschaft) Nach diesem System sollten die 2 Augusti nach 10 Jahren den Caesares den Platz räumen und 2 neue Caesares ernannt werden In diesem System wurde auch immer mehr der Kaiser seiner Umwelt bewusst entrückt Diocletians nahm 286 den Illyrier Marcus Aurelius Valerius Maximianus in die Regierung auf, Diocletians Gardepräfekt C. Galerius Valerius Maximianus und der Präfekt Maximians, M. Flavius Valerius Constantius Chlorus wurden von den Augusti zu Caesaren ernannt und adoptiert. D.h.: jedem Augustus des Westens und des Ostens wurde ein von diesen adoptierter Caesar beigegeben. Außerdem verbanden sich alle Tetrarchen durch familiäre Bande miteinander Die Reichsgesetze wurden im Namen aller Tetrarchen erlassen Constantius Gallien, Britannien, Germanien Maximian Italien, Spanien, Afrika Diocletian Osten, Thrakien, Ägypten Galerius die übrigen Landschaften der Balkanhalbinsel mit den angrenzenden Donauprovinzen Alle hatten ihre Regierungssitze in größerer Nähe zur Grenze, womit Rom seine Mittelpunktstellung verlor Maximian gelang in Gallien die Niederwerfung des Bagaudenaufstandes, die Vertreibung eingedrungener Alamannen, Franken und Burgunder (285 – 288) Diocletian sicherte die Donaugrenze gegenüber den Alamannen und erneuerte den Klientelvertrag mit Armenien 287. Themenbereich 8 2 Constantius gelang die Rückeroberung des seit 286 bestehenden britannischen Sonderreiches Diocletian führte ebenso die Trennung von Zivil- und Militärgewalt durch Trotz der weitgehenden Dezentralisierung blieb aber die Reichseinheit gewahrt 293: Reichsreform, u.a. Währungsreform, die kurzfristig einen Aufschwung brachte, auf lange Sicht aber wirkungslos blieb Agrarproduktion der Staat erzwang die Bearbeitung brachliegenden Landes die Anordnungen Diocletians banden die Bewohner der Städte wie die des flachen Landes erblich an ihren sozialen Standort und Beruf (denn um die genau budgetierten Steuereingänge sicherstellen zu können, verfügte der Kaiser für etliche Berufszweige die zwangsweise Bindung des Einzelnen an den Beruf) Steuerreform Diocletian schuf das spätantike Steuerwesen Sog. Indictio 297 Abgabehöhe wird für je 15 Jahre festgelegt, womit der römische Staat nun seine Einnahmen einigermaßen übersehen konnte Vermehrung der Zahl der Provinzen Italien verliert endgültig seine alten Vorrechte und gliederte sich ebenfalls in Provinzen Preisedikt des Jahres 301: Einführung einer neuen Reichsmünze, Festlegung reichseinheitlicher Höchstpreise für alle Waren und Dienstleistungen Die neue Währungseinheit wurde allerdings von der Bevölkerung nicht akzeptiert und die Kontrolle über die Einhaltung des wohlgemeinten Edikts erwies sich auf die Dauer als undurchführbar Gegen das Christentum richteten sich seit 299, besonders seit 303, harte Maßnahmen des Staates Edikt des Jahres 303 zuerst sollten alle Versammlungsstädten der Christen zerstört, dann ihre Schriften verrannt werden. Der Klerus wurde inhaftiert und das Kaiseropfer verlangt. Wurde das verweigert folgte die Aberkennung der Bürgerrechte und die Hinrichtung Wobei man auch sagen muss, dass die Christen die Wortführer durch ihren Anspruch reizten, allein den einzig wahren Glauben zu besitzen Die Verfolgungen trafen besonders den Osten, während Constantius Chlorus viel großzügiger verfuhr. 305 traten Maximian und Diocletian zurück, Galerius und Constantius traten als Augusti an ihre Stelle. Galerius und Constantius ernannten die Offiziere Flavius Valerius Severus im Westen und C. Galerius Valerius Maximinus Daia im Orient zu Caesaren Themenbereich 8 3 Da bei der Bestimmung der neuen Ceasari die Söhne der Augusti, Constantinus bzw. Maxentius, übergangen hatte kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen 2) Die Zeit der Konstantinischen Dynastie und die letzten Gesamtherrscher (324 – 363) 306 stirbt Constantius Chlorus. Die Truppen in Britannien, Gallien und Germanien erhoben dessen ältesten Sohn, C: Flavius Valerius Constantinus I. (den „Großen“) zum Kaiser, während Einheiten in Italien Maxentius ausriefen In Rom proklamierten daraufhin die Prätorianer den Sohn des Maximian, M. Aurelius Valerius Maxentius, zum Augustus. 308: Kaiserkonferenz in Carnuntum versagt beiden Usurpatioren die Augustuswürde und bestellte den illyrischen Offizier C: Valerius Licianus Licinius zum Augustus des Westens Nach dem Tode des Galentius 311 standen sich im Westen Constantin und Maxentius, im Osten Licinius und Maximinus Daia gegenüber Das Reich war in 4 Präfekturen eingeteilt: Oriens, Illyricum, Italia und Galliae Die Entscheidung im Westen fiel zuerst: in der Schlacht an der Milivischen Brücke vor Rom schlug Constantin den Maxentius 312 Constantin wandte sich schon hier zum Christentum hin 313 erlassen Constantin und Licinius das „Toleranzedikt“ das Christentum wurde zur anerkannten Religion 313 besiegte dann Licinius den Maximinus Daia und war damit Alleinherrscher des Ostens (Schlacht bei Adrianopel) 324 schlug Constantnin bei Adrianopel und Chrysopolis den Licinius und erreichte damit die Alleinherrschaft im Reich. Konstantin als Alleinherrscher Constantin setzte die Reformpolitik Diocletians fort, vor allem auch im Militärwesen Dem praefectus praetori entzog Konstantin das militärische Kommando, um es eigenen Generalen zu übertragen Die Prätorianergarde hob er völlig auf Münzpolitik: Wiedereinführung der Goldwährung (solidus) Constantin und das Christentum Anerkennung der bischöflichen Gerichtsbarkeit, die Steuerfreiheit der Kleriker, das Freilassungsrecht in den Kirchen (Sklaven konnten in der Kirche ihre Freiheit erlangen) Einen offenen Bruch mit den übrigen Religionen und Kulten vermied Constantin jedoch. Themenbereich 8 4 Er war z.b. seine Lebzeiten lang Pontifex Maximus Er greift in Fragen der Kirche ein, etwa im Donatistenstreit in Nordafrika oder in der dogmatischen Auseinandersetzung um das Wesen Christi 330 errichteter in Byzantion eine christliche Hauptsstadt, Konstantinopel Schwächung des Westens Ausgestaltung des Hofzeremoniells 332 foedus mit den Goten sie hatten Militärpflicht gegen Jahresgelder zu leisten und erhielten Landzuweisungen auf römischem Reichsboden bei gleichzeitiger gentiler Autonomie Machtkampf unter den Söhnen Konstantins (sog. Zweite flavische Dynastie, 337 – 363) der verstorbene Kaiser sah seine 3 Söhne als Nachfolger vor. (und 1 Neffen Weiler; und 2 Onkel Studienbuch) Flavius Claudius Constantin II. (337 – 340) erhielt Britannien, Gallien und Spanien, fiel aber im Machtkampf gegen Flavius Iulius Constans (337 – 350), der, ursprünglich mit Italien, Afrika und Illyrien betraut, seit 340 auch den Wesen verwaltete. 340 waren schließlich nur mehr die Söhne Constans und Constantius II (337 – 361) übrig, die sich die Herrschaft aufteilten: Constans regierte den Wesen, Constantius den Osten Constans fiel der Usurpation des fränkischen Heermeisters Magnus Magnentius zum Opfer. Damit herrschte in Gallien und Italien erstmals ein Franke (350 – 353) 353 überwindet ihn Constantius II., der Thrakien, Vorderasien und Ägypten zu verwalten hatte, und es beginnt eine erneute Phase der Alleinherrschaft Es begann ein Bürgerkrieg gegen neue Usurpatoren (351 – 353), der Einfälle der Franken, Sachsen und Alamannen in Gallien auslöste Angesichts der germanischen Bedrohung ernannte er 355 einen Verwandten, Flavius Claudius Iulianus („Apostata“), zum Caesar Iulianus (361 – 363) Nach dem Tod Constantius II. 361 war dieser Alleinherrscher. Seine Regierungszeit ist durch antichristliche Aktionen gekennzeichnet Er war ein dem Neuplatonismus zugewandter Philosoph 361: Toleranzedikt der alten Religion und Philosophie wurde die inzwischen nahezu verlorene Gleichberechtigung wiedergegeben 362 wurde Christen aus der Armee entfernt und aus dem Bildungswesen ausgeschaltet er bemühte sich, für die Sanierung der Staatskasse zu sorgen den salischen Franken gestattete er, sich am linken Ufer des Niederrheins anzusiedeln, womit die Keimzelle für das frühmittelalterliche Frankreich auf gallischem Boden geschaffen war 363 stirbt Iulianus auf seinem Sassanidenfeldzug gegen Schapur II. Themenbereich 8 5 Sein Nachfolger Flavius Iovanius (363/64) sah sich zur Kapitulation gezwungen, Rom verlor Armenien Doppelherrschaft (Dyarchie) bis zur Reichsteilung (364 – 395) Valentinian I. (364 – 375) Er war Christ (Arianist), versuchte jedoch, den toleranten Kurst in der Religionspolitik weiterzuführen stieß im Osten auf Ablehnung Beginn der Zeit der „pannonischen Kaiser“ Die Heerführer einigten sich auf Valentinian. Besonders ging er gegen die Korruption der Beamtenschaft vor Sein General Theodosius vermochte es, Einfälle in Afrika zurückzuweisen und Aufstände niederzuwerfen Hier wirkte wieder der Gedanke des Doppelkaisertums Er selbst regierte den Westen, sein Bruder Flavius Valens (364 – 378) den Osten Valens bemühte sich, ein gerechtes Regiment zu führen. Er entlastete die schwer gedrückte Landbevölkerung und sorgte für eine geordnete Verwaltung Die Westgoten erbaten von Valens 376 die Aufnahme ins Römische Reich. Daraufhin siedelte dieser sie südlich der unteren Donau an. Die Willkür römischer Beamter löste jedoch ihre Erhebung und eine Plünderung Thrakiens aus Valens zog daraufhin gegen sie und verlor 378 bei Adrianopel Schlacht und Leben Nach dem Tod des Valentinian I. hatte der Westen in seinen Söhnen Gratian (375 – 383) und Valentinian II. zwei Kaiser Die Vormundschaft über den erst 4jährigen Valentinian II. führte Gratian. Er legte als erster Kaiser den Titel pontifex maximus ab. Edikt von 382: entzog den nichtchristlichen Kulten und ihren Dienern die Unterstützung aus Staatsmitteln Nach dem Tod des Valens ernannte Gratian den aus Spanien stammenden General Theodosius (379 – 395) zum Kaiser für den Osten und die Donauprovinzen er versuchte das Heer zu verstärken unter anderem durch die Einstellung von Goten und befreite schließlich Thrakien von den Eindringlingen im Westen war Gratian inzwischen durch den magister militum Maximus (gest. 388) gestürzt worden Valentinian II. und Theodosius duldeten ihn vorläufig Der Franke Arbogast, magister militum Valentinians II. stürzte diesen 392 und machte den heidnischen Rhetor Eugenius zum Kaiser, welcher eine heidnisch-restaurative Politik verfolgte Themenbereich 8 6 Angesichts des Verbotes aller heidnischen Kulte durch Theodosius 391 (Zerstörung der Tempel, „Mischehen“ wurden unter Strafe gestellt) wurde ein Glaubenskrieg entfacht zwischen Heidentum und Christentum Gleichzeitig wurde der athanasische Katholizismus zur offiziellen Staatsreligion erklärt 394 vernichtete Theodosius bei Aquileia den Eugenius und Arbogast unter seinen Nachfolgern, seinen Söhnen Arcadius (Osten) und Honorius (Westen), wurde die Reichseinheit nur noch theoretisch beibehalten, die Trennung in 2 Reichshälften war Tatsache geworden. Existenz 2er Territorien mit 2 Hauptstädten (Mediolanum, Constantinopel) uns 2 kaiserlichen Kanzleien B) Das Christentum im 4. Jhd Konzil von Niacaea 325 erste deutliche Verwischung der Grenze zwischen Staat und Kirche Das arianische Bekenntnis: Presbyter Arius Allein dem Schöpfergott sei der göttliche Logos von Anfang an eigen und nicht seinem Geschöpf Jesus Orthodoxe Lehre: Athanasius Jesus als leiblicher Sohn des Schöpfergottes habe auch die volle Göttlichkeit von Anfang an besessen Aufgaben der Kirche wie Kirchenbau wurden vom Staat übernommen 379: Gratian legte den Titel des „Pontifex maximus“ nieder das Christentum wurde endgültig zur neuen Staatsreligion, als Theodosius 391 und 392 das Betreten der Tempel und den Vollzug der Opfer für jedermann untersagte nach dem Tode des Constantius kam es zum Ausgleich zwischen den nichtarianischen Auffassungen des Westens und des Ostens, was dadurch erschwert wurde, dass der Westen die Aufnahme der Göttlichkeit des Heiligen Geistes in das Bekenntnis forderte Konzil von Konstantinopel 381 das Dogma der Trinität wird sanktioniert Seit dem 4. Jhd. griff der Staat auch zunehmend in die Entwicklung der kirchlichen Verfassung ein Die Goten wurden wichtig für das Verbreiten des Christentums unter den Germanen Goten hatten das Christentum in seiner arianischen Ausprägung übernommen, die Bibel wurde sogar ins gotische übersetzt. Die Goten verbreiteten das Christentum bei den Burgundern und Vandalen, so wurde das Arianertum zur germanisch-christlichen Religion Themenbereich 8 7 Von Britannien aus erfolgte auch Mission nach Irland, wo eine eigene Mönchskirche gebildet wurde Übernahme heidnischer Formen im Gottesdienst; Prozessionen und Bittgänge entstammten der herkömmlichen kultischen Praxis Entstehung des Eremitentums mönchische Abgeschiedenheit Dabei stellte das Mönchtum auch eine Art Kampfgruppe dar; gerade ihre Unabhängigkeit, die sich auf Askese und Zurückgezogenheit gründete, ließ sie zu einer Kraft gegen die organisierte Kirche und ihre Verweltlichung werden Als „Vater der Kirchengeschichte“ gilt Eusebios, aber auch Hieronymos (gest. 420) Augustinus (354 – 430) repräsentierte das geistige Leben seiner Zeit zwischen Antike und Christentum; „confessiones“, „de civitate dei“ C) Die Lage an den Grenzen Osten Diocletian hatte am Ende des 3. Jhd. sowohl einen Abschluss der bisherigen Auseinandersetzungen mit den Persern als auch eine derartige Sicherung der römischen Stellung erreicht, dass dort bis 338 der Friede im wesentlichen Erhalten blieb Der Nachfolger Iulians aber trat u.a. den Grenzsaum jenseits des Tigris an den Perserkönig ab. Auch Armenien löste sich vom römischen Einfluss 384: Theodosius erreicht ein Abkommen mit Persien, dass Armenien in eine römische und eine persische Einflusszone aufteilte Donaugrenze Eine endgültige Sicherung konnte nicht erreicht werden 378 wurde zum Epchenjahr: die Westgoten, durch einen Einbruch der Hunnen (375; wird als Beginn der Völkerwanderung betrachtet) in Bewegung gesetzt, griffen das Balkangebiet an Valens versuchte, das Problem durch Ansiedlung dieser Germanen in den Donauprovinzen zu bewältigen schließlich kam es zum Kampf zwischen Westgoten und Römern der Kaiser wurde 378 bei Adrianopel geschlagen und fiel. Die Konsequenzen dieser Niederlage waren verheerend. ;am hat hier auch en Epochendatum für den Fall Roms gesehen (410) 382 gestand Theodosius den Westgoten zu, sich in Moesien und Thrakien niederzulassen dieses Abkommen wurde zum Vorbild für die Ansiedelung von Germanen auf Reichsboden im 5. Jhd. Themenbereich 8 8 diese Ansiedelung geschah im geschlossenen Verband, der seine politische und soziale Organisation beibehielt. Damit entstanden selbstständige, der römischen Macht nicht unterworfene Fremdkörper auf Reichsboden. D) Der innere Zustand des Reiches im 4. Jhd 1) Staat, Gesellschaft und Wirtschaft mit den Reformen Diocletians und Constantins entstand eine absolute Monarchie mit bürokratischer Verwaltung, das Reich wurde einheitlich durchorganisiert der Kaiser wurde zunehmend als von Gott auserwählt betrachtet Auflehnung gegen die kaiserliche Herrschaft bedeutet zugleich Vergehen gegen die göttliche Ordnung an der Spitze der gesamten Reichsverwaltung stand der magister officiorum (Vorsteher der kaiserlichen Kanzlei) wichtig wurden die scrinia (Büros) epistularum und memoriae, welche die kaiserlichen Entscheidungen und Verfügungen, die Recht setzen, formulierten dieses System wurde mit der Zeit höchst korrupt Positionen in der Verwaltung wurden angesichts der damit verbundenen Vorteile erblich. Es entstand so eine sich von der Bevölkerung abhebende Beamtenkaste Die militärische Führungsschicht erreichte im spätrömischen Staat die wichtigste Stellung. Die ständische Gliederung der Gesellschaft verschwand mit der Spätantike Erbliche Zwangsorganisationen hatten alle wichtigen Berufe erfasst; Berufswechsel war prinzipiell nicht mehr möglich, der soziale Status der Menschen war festgeschrieben Die oberste Schicht bildete immer noch der Senatorenstand Zu ihm gehörten die Angehörigen stadtrömischer Geschlechter und die neue Führungsschicht aus Heer und Verwaltung Befreiung von Steuern Zu ihnen rechneten auch bereits mehrere Germanen Hatten in den vergangenen Jahrhunderten die Städte u.a. ihre Bedeutung als Basis der Reichsorganisation gehabt, so war das jetzt endgültig vorbei Die städtischen Senate hatten ihre Funktion nur mehr darin, dass sie für das Steuer- und Leistungsaufkommen der Gemeinden hafteten. Die Stellung der Grundherren wurde daneben immer stärker Es entstanden Grundherrschaften, eine Gegenbewegung gegen den zentralistisch spätantiken Staat. Dadurch das sich freie Bauern unter den Schutz solcher Grundherren begaben, verstärkten diese ihre Stellung Die Geldwirtschaft gewann seit Constantin wieder an Bedeutung, auf lange Sicht gesehen zeigte sich jedoch eine zunehmende Verarmung Themenbereich 8 9 2) Fachwissenschaften, Technik, Architektur und bildende Kunst Auffallend ist, dass es Impulse in den Wissenschaften schon lange nicht mehr gegeben hatte Es wurde immer nur früheres Wissen zusammengefasst. Landwirtschaft wurde überhaupt nicht mehr systematisch behandelt In der Rechtswissenschaft wurde die Produktivität durch das Kaiserrecht als einzige Rechtsquelle erheblich gehemmt Fehlen der technischen Literatur, neue technische Erfindungen wurden kaum gemacht, Stagnation war das herrschende Kennzeichen. Frühere Erfindungen wurden kaum genutzt Die Gewölbearchitektur fand ihre Vollendung Architektur diente ja vor allem der Repräsentation kaiserlicher Macht Auch die Kirchenbauten waren im Grunde kaiserliche Architektur Die Mosaikkunst blühte auf Die Plastik dieses Jahrhunderts ist gekennzeichnet durch das historische Relief und durch die Kolossalstatuen der Herrscher VÖLKERWANDERUNGEN UND GERMANISCHE MITTELMEERREICHE A) Von der Reichsteilung bis zum Ende des Weströmischen Reiches 1) Das weströmische Reich Die Söhne des Theodosius übernahmen die Herrschaft über das Imperium: Flavius Honorius wurde Augustus im Westen (395 – 423) und Flavius Arcadius Augustus im Osten (395 – 408) Die wahren Machthaber waren aber die Heermeister De facto, aber nicht de jure, war bereits eine Reichsteilung erfolgt Dieses Faktum war für die föderierten Goten unter Alarich das Signal zu einem Verwüstungszug von Thrakien über Makedonien durch Griechenland in die Peloponnes 395 Auch die Bevölkerung in Afrika sah sich zu einem Aufstand 397/98 veranlasst Dem magister militum des Honorus, der Vandale Stilicho, gelang es, die Westgoten in Schach zu halten und einen Germaneneinfall zurückzuschlagen Als 406 west- und ostgermanische Völker nach Gallien vorstoßen, riefen die dortigen Truppen unter Flavius Claudius Constantinus III. ein neues gallisches Sonderreich (Britannien, Gallien, Spanien) aus (407 – 411), in dem sich nun Vandalen, Alanen, Sueben und Burgunder festsetzen. 410 plünderten die Westgoten Rom Themenbereich 8 10 das von römischen Truppen geleerte Britannien wurde ein Opfer der Angeln und Sachsen und ging damit für das Imperium Romanum endgültig verloren. Im Westen wurde Flavius Placidus Valentinianus III. (425 – 455) durch seinen Onkel Theodosius II., dem Augustus im Osten (408 – 450) in Rom zum Augustus erhoben Anfangs führten jedoch seine Mutter Galla Placidia und der magister militum Flavius Aetius die Regierungsgeschäfte Diesem Heermeister gelang es dann auch, die zerrütteten Verhältnisse in Gallien, Spanien und Rätien einigermaßen in den Griff zu bekommen 429 brachten die Vandalen unter ihrem Heerkönig Geiserich einen grossteil der afrikanischen Provinzen unter ihre Herrschaft Das Ende des weströmischen Reiches Drückendes Steuersystem, Kriege, Korruption, Verschwendung des Hofes immer neue Geldknappheit Offiziere unterschlugen den Sold, Soldaten plünderten daher die Bauern aus und verheerten das Land Bei abnehmender militärischer Stärke des Westreiches nahm die Unabhängigkeit der in den verödeten Landstrichen angesiedelten foederati zu. So entstanden germanische „Reiche“ auf römischem Reichsboden Der Kaiser hatte nur noch eine formelle Oberhoheit Das Vandalenreich konnte bereits um 450 zu einer Seemacht im westlichen Mittelmeer aufsteigen. Geiserich gelang es sogar 455 nach Rom überzusetzen und es auszuplündern. Die eigentlichen Machthaber und „Kaisermacher“ waren die germanischen Heermeister 476: der germanische Söldnerführer Odoaker lässt sich zum König von Italien ausrufen und setzt den letzten Weströmischen Kaiser Romulus „Augustulus“ (475 – 476) ab das kaiserliche Amt des Westreiches ging von da an offiziell auf den oströmischen Augustus, damals Zeno (474 – 491) über. Zeno ernennt nach einigem Zögern Odoaker zum Reichsverweser im Westen 2) Das oströmische Reich Von Theodosius II. bis Iustinus I. Theodosius II. (408 – 450) 438: Codex Theodosianus = Sammlung aller kaiserlichen Erlässe seit 312 wichtiger Beitrag zur Weiterbildung des römischen Rechtes die einfallenden Hunnen kann er nur durch hohe Tributzahlungen zu einem Stillhalteabkommen bewegen der Bau einer gewaltigen Landmauer soll Konstantinopel schützen Themenbereich 8 11 Marcianus (450 – 457), Leo I. (457 – 474) und Zeno (474 – 491) gelingt es, das Reich nach innen wie außen weiter zu konsolidieren Theoderich besiegte Odoaker und erpresste von Zeno seine Ernennung zum magister militum in Italien Theoderich regierte einsichtig, nahm sich auch den römischen Untertanen an, förderte Kunst und Wissenschaft Stirbt 526 Nach der Ermordung seiner gebildeten Tochter, der Kaiserin Amalaswintha (526 – 535) wurde das Land in einen verheerenden Krieg gestürzt Im Gegensatz zu Rom konnte der Senat in Konstantinopel u.a. durch die Ausschaltung der germanischen Heermeister seine Autorität neu legitimieren Kaiser Flavius Anastasius I. (491 – 518) Gezielte Finanz- und Münzreform und Förderung der Wirtschaft Staatsfinanzen können saniert werden Währenddessen dringen mongoloisch-turanische „Proto“ – Bulgaren über die Donau in den nördlichen Balkanraum vor Anastasius muss sie wegen ihrer militärischen Siege als Neusiedler akzeptieren Besetzung Armeniens durch die Sasaniden Kaiser muss das hinnehmen Der Kaiser sichert sich die Burgunder und das merowingische Frankenreich als Bündnispartner Iustinius I. (518 – 527) ist bäuerlicher Herkunft Unter ihm kommt es zu neuen Spannungen zwischen Byzanz und den Sasaniden Kirchenpolitik Kaiser Marcian beruft 451 das 4. Ökumenische Konzil nach Chalcedon Es geht um das Glaubensbekenntnis von der unvermischten und unzertrennlichen Doppelnatur Christi vs. Die strenge, die 2 Naturen trennenden Lehre des Nestorius vs. Die Einnaturenlehre der alexandrinischen Monophysiten Auf dem Konzil wurden Nestorianer wie Monophysiten als Irrgläubige verurteilt und die Stellung des Bischofs von Konstantinopel als ranghöchsten „Patriarchen“ im Ostreich festgelegt Die Folgen waren politisch katastrophal: die Nestorianer emigrierten massenweise ins Sasanidenreich, wo sie sich als besonders loyale Untertanen des Königs erwiesen; in Armenien, Syrien und Ägypten entstanden selbstständige Nationalkirchen monophysitischer Ausrichtung Als Kaiser Zeno 482 versuchte, die Monophysten Syriens und Ägyptens für die „Orthodoxie“ zurückzugewinnen, löste dies ein Schisma mit Rom aus, das 519 durch Kaiser Iustinus I. beendet wurde Er vollzog eine radikale Kursänderung in der Religionspolitik (radikale Verfolgungen, etc.) beschleunigt den Prozess der Abspaltung dieser Kirchen vom Reich Themenbereich 8 12 Von Iustinian bis Heraclius (527 – 641) Flavius Petrus Sabbatius Iustinianus I. (527 – 565) drängt die Sasaniden zurück Das sicherte den Byzantinern den freien Handel über das Rote Meer und den politischen Einfluss auf die westarabischen Stämme als Verbündete Ostroms gegen die Sasaniden 532: Abschluss des „ewigen Fridens“ 540 von den Sasaniden gebrochen, 545 und 562 wiederhergestellt Rückgewinnung Nordafrikas von den Vandalen (534/35), Italiens von den Ostgoten (552) und Südspaniens von den Westgoten (554) Die Awaren müssen 558 angesiedelt werden Kodifikation des römischen Rechts seit Hadrian im Codex Iustinianus 534. Druck zahlreicher landsuchender Völkerschaften und interne machtpolitisceh Probleme sowie gewaltiger Geldabfluss in Form von Reparationsleistungen an die Sasaniden 567 vernichten Awaren gemeinsam mit Langobarden das mit Ostrom verbündete Gepidenreich in Pannonien und fallen dann in Oberitalien ein. Jahr für Jahr verwüsten die Awaren nun die Donauländer Kaiser Iustinus II. (565 – 578) stellt die Tributzahlungen an die Sasaniden ein, worauf diese neuerlich dem Kaiser den Krieg erklären Kaiser Mauricius (582 – 602) schließt ein Bündnis mit dem jungen Türkenstaat und startet einen Zangenangriff auf das Sasanidenreich Er kann die Provinzen im Westen administrativ und militärisch neu organisieren Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage drastische Sparmaßnahmen. Folge: Meutereien im Heer Schließlich fiel der Kaiser einer Rebellion des Offiziers Phokas (602 – 610) zum Opfer Der Sasanidenherrscher Chosroes II. eröffnete einen neuen Perserkrieg, in dessen Folge die Sasaniden den gesamten oströmischen Besitz im Orient von Ägypten bis Westkleinasien eroberten Aufstände und Verschwörungen gegen den Kaiser nahmen zu dieser reagiert mit der Ausrottung der senatorischen Familien Konstantinopels In dieser Situation putschte Heraclinus (610 – 641) Ein „byzantinisches“ Nationalgefühl wird gefördert; er legt den Kaisertitel ab und nannte sich nur mehr Basileus („König“) Er ersetzte die römische Legitimation des Kaiseramtes durch Senat, Volk und Heer ausschließlich durch das Erbrecht innerhalb der Königssippe Erhebt das griechische zur alleinigen Amtssprache Militärreform Es geling ihm, die Situation in Südosteuropa zu stabilisieren: er legalisierte die Landnahme der Slawen am Balkan und in Griechenland und entzog sie damit der awarischen Oberhoheit. (gewann gleichzeitig neue Steuern zahlende und Kriegsdienst leistende Untertanen) Themenbereich 8 13 Den Frieden mit den Awaren musste er sich dann 619 allerdings erkaufen 622 eröffnete Heraclius seinerseits den Sasanidenkrieg zur Rückeroberung der asiatischen Provinzen dank neuer Waffenallianzen mit den Türken kann er die Sasaniden in die Knie zwingen im Frieden von 628 müssen diese alle vormaligen Eroberungen zurückgeben seit 634 eroberten die Araber Schlag auf Schlag Städte und Länder. Schließlich fiel ihnen 642 mit der Einnahme von Alexandrien ganz Ägypten zu.