Die strukturellen Zusammenhänge in der Architekturkunst

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Die strukturellen Zusammenhänge in
der Architekturkunst
Dieser Essay ist die schriftliche Zusammenfassung und der philosophische Diskurs zu
einem Brettspiel, das den Titel „Die strukturellen Zusammenhänge in der
Architekturkunst“ trägt. Es wird im Folgenden erklärt, welche Motivation und Philosophie
hinter dem Erstellen dieses Brettspiels steht. Wenn hierbei von Architekturkünsten
gesprochen wird, sind die durch die eurozentristische Kultur hervorgebrachten
Architekturkünste, -stile und –strömungen gemeint.
Das Brettspiel hat den Zweck, die Entstehung und den Fall von Kulturen im
Zusammenhang mit den Architekturkünsten deutlich zu machen. Durch dieses Spiel soll
sowohl das Verständnis für die Architekturgeschichte, als auch die Diskussion über
Architekturkunst im eurozentristisch-kulturellen Zusammenhang vereinfacht werden.
Kultur muss also nicht nur hinsichtlich ihrer künstlerischen Dimension mit räumlichen
Ausprägungen beschrieben werden, sondern auch hinsichtlich ihrer zeitlichen Dimension
und den damit zusammenhängenden Ausprägungen.
Der wichtige Faktor, der also meiner Meinung nach bisher in der Architektur
vernachlässigt wurde, ist neben den 3 Raumdimensionen die Zeit. Unter Beachtung
dieser weiteren Dimension könnten neue Entwürfe entwickelt werden, die auch den
Faktor der Zeit betrachten.
Die Physik und die Mathematik betrachtet Zeit als geradlinig-verlaufende Konstante, so
dass sie von Minkowski sogar als Raumdimension beschrieben wurde.
Ich vermute, dass auch die Zeit – wenn man sie nun nichtmehr mathematisch, sondern
philosophisch betrachtet – in Bezug auf Geschichte und Zeitgeist zusätzliche Parameter
(als nur die Zeitmessung an sich) braucht.
Kapitel: Thesen
Dieser Essay ist als eine hermeneutische Zusammenfassung der eurozentristischen
Architekturkünste zu verstehen. Die Hermeneutik beschäftigt sich mit vergangenen
Werken und möchte aus diesen Überlieferungen das Gemüt bzw. die Aussage, die
Menschen mit diesen Schöpfungen verbanden, verstehen.
Somit bietet die Hermeneutik einen Abstraktionsgrad, der überhaupt erst eine
übersichtliche Darstellung der vielseitigen Kulturen und ihrem Verlauf bzw. dem Zeitgeist
ermöglicht.
1
Thesen
Das heißt die Vermutungen, die dieser Arbeit zugrunde liegen, sind:
a) Kulturen sind übersichtlich in wiederkehrenden Abläufen beschreibbar und die
Verbindungen der dadurch hervorgebrachten Architekturkünste sind anschaulich
darstellbar.
Fotos: Peter Märki
Foto: N24 Archiv
Da die Bearbeitung beider Thesen den Umfang der Arbeit sprengen würde, wird nur die
erste These verfolgt, die bis zur Aufklärung ausreichend dargestellt werden kann.
Kapitel: Thesen
b) Diese abstrakt beschriebenen Zyklen der Kulturen sind mit zunehmender
Weltbevölkerung und ethnischer Diversität in immer kürzeren Zeitspannen
vorhanden. Sie entwickeln sich seit der Aufklärung in einem pluralistischen
System parallel in unterschiedlichen Phasen und in zunehmender Anzahl weiter.
Diese Systeme sind anhand der heute vorherrschenden Architekturstile
erkennbar.
2
Inhaltsverzeichnis
Die strukturellen Zusammenhänge in der Architekturkunst ......................................... 1
Thesen ................................................................................................................. 2
Inhaltsverzeichnis .................................................................................................. 3
Geschichtsphilosophie und Zeitgeist ......................................................................... 5
Geschichtsphilosophie nach L. N. Gumilev .............................................................. 5
Geschichtspsychologie nach M.I. Yolles .................................................................. 9
Zeitgeist und abschließende Vorbemerkungen ...................................................... 13
Spielregeln ......................................................................................................... 14
Ziel des Spiels .................................................................................................. 14
Spiel- und Rundenvorbereitung .......................................................................... 14
Rundenablauf ................................................................................................... 15
Spielen von Karten ............................................................................................ 15
Monumente bauen ............................................................................................ 16
Marken tauschen .............................................................................................. 16
Begriffe auf den Karten und auf dem Spielbrett
.................................................. 17
Vorwort zur Geschichtsanalyse ........................................................................... 18
Griechische Antike ............................................................................................... 20
Geschichte ....................................................................................................... 20
Archaischer Stil ................................................................................................ 24
Klassischer Stil ................................................................................................. 27
Makedonischer Hellenismus ................................................................................ 29
Prärömischer Hellenismus .................................................................................. 32
Analyse der Spielbarkeit .................................................................................... 34
Römische Antike .................................................................................................. 35
Geschichte ....................................................................................................... 35
Römischer Hellenismus ...................................................................................... 42
Kunst des Kaiserreichs ...................................................................................... 45
Altchristliche Spätantike .................................................................................... 47
Analyse der Spielbarkeit .................................................................................... 50
Kapitel: Thesen
Etruskischer Hellenismus ................................................................................... 39
3
Spätantike und Vorromanik .................................................................................. 51
Geschichte ....................................................................................................... 51
Gallo-romanische Spätantike .............................................................................. 58
Byzantinische Spätantike ................................................................................... 47
Karolingische Vorromanik .................................................................................. 65
Ottonische Vorromanik ...................................................................................... 68
Analyse der Spielbarkeit .................................................................................... 71
Romanik ............................................................................................................. 72
Geschichte ....................................................................................................... 72
Salische Romanik.............................................................................................. 78
Cluniazensische Romanik ................................................................................... 80
Byzantinische Romanik ...................................................................................... 83
Spätromanik .................................................................................................... 87
Analyse der Spielbarkeit .................................................................................... 90
Gotik.................................................................................................................. 91
Geschichte ....................................................................................................... 91
Französische Frühgotik ...................................................................................... 99
Reduktionsgotik ............................................................................................... 104
Perpendicular Style .......................................................................................... 108
Gotik der Inquisition......................................................................................... 111
Analyse der Spielbarkeit ................................................................................... 114
Renaissance ....................................................................................................... 115
Geschichte ...................................................................................................... 115
Humanistische Renaissance ............................................................................... 123
Mystische Renaissance ..................................................................................... 128
Klassizistischer Barock ...................................................................................... 132
Palladianismus................................................................................................. 135
Literaturverzeichnis ............................................................................................ 139
Kapitel: Thesen
Analyse der Spielbarkeit ................................................................................... 138
4
Geschichtsphilosophie und Zeitgeist
Um zunächst zu verstehen, welche Gemeinsamkeiten der Verlauf aller Kulturen zugrunde
liegen, werfen wir einen Blick in die Geschichtsphilosophie: Die Geschichtsphilosophie
sucht nach einer Geschichte, die unter Einnahme einer speziellen Perspektive versucht,
aus ihr heraus eine größere Geschichte - die der Welt oder der Menschheit - zu erklären
(Wimmer, 2004).
Mit den abstrakten Konstrukten der Geschichtsphilosophie müssten wir also
Beschreibungen finden, die den Verlauf jeder Epoche erklären können. Nachdem ich
verschiedene Modelle von Kant, Hegel, Spengler und Toynbee quergelesen hatte, stieß
ich schließlich auf die russische Geschichtsphilosophie von Lev Nikolayevich Gumilev. Das
Modell postuliert keinen linearen Verlauf - den wir bereits durch die
Geschichtswissenschaft ausreichend untersucht haben - sondern beschreibt zyklische
wiederkehrende Verläufe. Für meine These schien dies die zielführendste Variante zu sein
– zumal es Geschichtssoziologen und Geschichtspsychologen aus der Gegenwart gibt, die
strukturell ähnliche Ansätze zeigen und uns somit noch zusätzliche Beschreibungen für
den Zeitgeist der verschiedenen Phasen geben.
Geschichtsphilosophie nach L. N. Gumilev
Die Umwandlung einer Ethnie in einen Staat kann man nach Gumilev als den Anfang
ihrer geschichtlichen Existenz sehen und der Verlust des Staates ist immer mit der
Reduzierung der Ethnie auf einen rein ethnischen Status verbunden. Wenn wir also
Gumilev verstehen wollen, müssen wir nicht die Merkmale einer Ethnie betrachten,
sondern ihre Entwicklungen: „Der Unterschied zwischen den Ethnien besteht nicht in der
Rasse, Sprache, Religion und Bildung, sondern nur in dem Stereotyp des Verhaltens, das
die höchste Form der aktiven Anpassung des Menschen an seine Umgebung darstellt.“
(M. N. Pak, 3/1996, S.334)
Daher sind nach Gumilev die 3 Hauptmerkmale einer Ethnie: „1. Sich gegen fremde
Ethnien abzugrenzen, 2. Die unendliche Teilbarkeit und 3. Den einheitlichen Prozess der
Entwicklung. Ein weiterer von ihm eingeführter Begriff der „Superethnie“ ist als eine
Gruppe von Ethnien ein gewisses Ganzes, das aufgrund eines ähnlichen politischen,
kulturellen und geographischen Ursprungs viele Gemeinsamkeiten hat.“ (Afanasjew,
2001, S.127)
Die Entwicklung neuer Ethnien verbindet er mit der Existenz von „passionaren“
Menschen, die auf Selbsterhaltung keinen oder nur geringen Wert legen. Es sind
Individuen, die bereit sind, ihr Leben für abstrakte Werte oder Ziele zu investieren. Der
Impuls der Passionarität ist bei diesen Individuen so stark, dass er sie dahin bringt, die
Konsequenzen ihrer Taten, z.B. die dafür aufzubringenden Opfer, nicht zu bedenken:
„Die Eigenschaft, welche die Passionare auszeichnet, nennt Gumilev ihre „Attraktivität“.
Diese äußert sich in ihrem aufrichtigem Streben nach Schönheit, Wahrheit und
Gerechtigkeit. Attraktivität und Egoismus bilden in der Gumilevschen Theorie der
Ethnogenese zwei gegensätzliche Pole, die sich gegenüberstehen und das Verhalten der
Individuen beeinflussen. […] Die wenigen Menschen, die die Träger passionarer Energien
sind, zeichnen sich aus durch große Leidenschaftlichkeit, durch Idealismus,
Opferbereitschaft und Heldenmut.“ (Afanasjew, 2001, S.131/132)
Kapitel: Geschichtsphilosophie und Zeitgeist
Der Geschichtsphilosoph Lev Nikolayevich Gumilev versucht eine Aufteilung der
Geschichtsphilosophie aus ethnischer Sicht. Die Ethnologie tangiere hierbei 3
Wissenschaften: Geschichte, Geographie und Biologie.
5
„Neben den Passionaren gibt es eine weitere Gruppe mutierter Individuen,
„Subpassionare“ genannt, deren Organismus nur eine geringe Menge an Energie
aufnehmen kann. Die Subpassionare sind äußerst passive, auf Kosten der Gemeinschaft
lebende, verantwortungsscheue und charakterlose Elemente, die nach Gumilev in jeder
ethnischen Gemeinschaft zu finden sind.“ (Kochanek, 5/1998, S. 1187)
„Sie provozieren Revolutionen und andere soziale Kataklysmen. Der wachsende Anteil
und der stärkere Einfluss von Subpassionaren führt unweigerlich zum Verlust moralischer
Werte und letztendlich zum Tod der Ethnie.“ (Afanasjew, 2001, S.133)
In ihrer Aufstiegsphase nimmt die Anzahl der Passionare ständig zu. In der Gipfelphase
erreicht sie ihr Maximum. In der Bruchphase kommt es zu einem zahlenmäßigen
Ausgleich zwischen Passionaren und Subpassionaren. In der Trägheitsphase sinkt die
Zahl der Passionare weiter langsam ab. In der Finsternisphase herrschen bereits die
Subpassionare, die am Ende des Prozesses, in der Degenerationsphase eindeutig
dominieren.[…]
Das gesunkene Passionaritätsniveau in der Bruchphase führt dazu, dass das Leben der
Menschen langsam ruhiger wird, was eine Blütezeit der Kunst, Wissenschaft und Technik
nach sich zieht. […] Es ist dies die Zeitspanne der Reformen, welche die ganze
geschichtliche Periode begleiten.
Die Trägheitsphase nennt Gumilev den „Herbst“ der Ethnien. […] Die Passionarität des
ganzen ethnischen Systems nimmt langsam ab, bleibt jedoch noch auf einem relativ
hohen Niveau. Kriege, religiöse Streitigkeiten und sozio-ökonomische Konflikte werden
seltener. […] Die intensive Akkumulation führt zur Erweiterung des technischindustriellen Umfelds auf Kosten der natürlichen Ressourcen.
In der Finsternisphase lässt das hohe materielle Niveau dieser Epoche günstige
Existenzbedingungen für die Subpassionare zu. […] In der Kunst blüht die Pfuscherei, in
der Wissenschaft herrscht Kompilation, im öffentlichen Leben wird die Korruption zur
Norm, in der Armee geben die Soldaten vor den Offizieren den Ton an.
[…] Der Prozess des Zerfalls der Ethnie wird irreversibel, in der letzten Phase herrscht
eine Konsumpsychologie und die Subpassionare zerstören, stehlen und verbrauchen alles
Wertvolle.“ (Afanasjew, 2001, S.134)
Bei der in diesem Essay folgenden geschichtlichen Analyse wird uns dieses zyklische Bild
immer wieder vor Augen kommen. Allerdings wiederspreche ich Gumilev in dem Punkt,
dass die Zyklen immer 1200 Jahre lang seien und dass diese Superethnien sich so
eindeutig geographisch trennen ließen. Er untermauert nämlich diese Theorie mit seinen
klimatischen Untersuchungen, die ergaben, dass das Klima auch in Zyklen abläuft - ich
sehe hier jedoch nicht einen signifikanten Zusammenhang.
Das Modell von den Passionaren jedoch lässt sich ohne Angaben von exakten
Jahreszahlen sehr gut auf die in diesem Diskurs zu untersuchenden Kulturentwicklungen
übertragen.
Kapitel: Geschichtsphilosophie und Zeitgeist
Gumilev beschreibt dann inwiefern diese zwei Gruppen in der Geschichtsschreibung
auftauchen und stellt ein zyklisches Bild dar. Diesen Verlauf der Ethnie beschreibt er in 6
Hauptphasen:
„Aufstiegs-, Gipfel-, Bruch-, Trägheits-, Finsternis- und Degenerationsphase. Die Dauer
jeder Phase beträgt ungefähr 300 Jahre. Der Übergang von einer Phase zur nächsten ist
immer problematisch, weil sich dabei zwangsläufig die subethnischen Strukturen
verändern. In diesen Momenten ist die Ethnie jedes Mal stark geschwächt, die äußeren
Gefahren sind dann umso größer.
6
Ein ähnliches zyklisches Bild finden wir in Platons Geschichtsphilosophie.
Platons beschreibt einen Verfassungskreislauf wie folgt:
„Der Mensch der Aristokratie sei gut und gerecht, er folge den Gesetzen und bemühe sich
um Tüchtigkeit und ein ehrbares Leben. Aus der Aristokratie erwachse die Timokratie, da
die folgende Generation der Machthaber die Sitten ihrer Väter missachte und sich in
zügelloser Streitlust und Ehrsucht übt. Ihr folgt die Oligarchie, die alle
Regierungskompetenzen in den Händen weniger Reicher konzentriert. Ihr Übergang in
die Demokratie sei gesetzmäßig und erfolge wegen der Unersättlichkeit des Verlangens
nach Reichtum. Eine Demokratie entstehe immer dann, wenn die Armen in der Stadt die
Oberhand gewinnen und ihre Gegner entweder umbringen oder verbannen, um
schließlich die Ämter unter sich zu verlosen. Die Umwandlung der Demokratie führt
schließlich zur Tyrannis, und zwar wegen der übersteigerten Freiheit. Da die Menschen
der Demokratie „darin unersättlich und gegen alles andere gleichgültig“ sind, ertöne
irgendwann der Ruf nach einer starken Hand, die wieder Ordnung in die aufgewühlte
Gesellschaft bringt. Der Tyrann erzwingt die innere Ruhe, gewöhnt die Bürger wieder an
Recht und Ordnung und schafft so die Voraussetzungen für die Rückkehr zur Monarchie
bzw. zur gemäßigten Aristokratie.“ (Breit, 2003, S.35)
Auch bei Platon sehen wir also, wie in der Aristokratie und Timokratie das kulturelle
Aufstreben von wenigen einflussreichen Personen angestrebt wird, dann in der Oligarchie
und Demokratie seine Blüte durch eine Ausweitung der Anhängerzahl erreicht und
schließlich in der Tyrannis und Monarchie diese Kultur ausgebeutet wird.
Der Zyklus der Kulturen nach einem geschichtsphilosophischen Modell nach L. N. Gumilev und mit dem
Verfassungskreislauf nach Platon
Natürlich kann man die politischen Herrschaftsformen nicht einer bestimmten Phase so
eindeutig zuordnen, da die Politik nur ein Teilaspekt der Kultur darstellt und sich alle
Teilaspekte gegenseitig bedingen, verändern und unterschiedlich ausprägen.
Kapitel: Geschichtsphilosophie und Zeitgeist
Eine Überlagerung beider Systeme ergibt folgendes Schaubild:
7
Aber wie können solche kulturellen Systeme verglichen werden, wenn Religion, Kunst
und Politik nur Teilaspekte einer Kultur darstellen? Und wie kann man verschiedene
Systeme erkennen, wenn man nur die Entwicklungen von Ethnien betrachtet in denen
diese Teilaspekte unterschiedlich stark ausgeprägt sind?
Kapitel: Geschichtsphilosophie und Zeitgeist
Um dies zu verstehen, müssen wir verstehen, wie der Zeitgeist einer jeden Phase
verstanden werden kann. Hierfür werfen wir einen Blick in die Geschichtssoziologie von
P.A. Sorokin und in die Geschichtspsychologie von M.I. Yolles.
8
Geschichtspsychologie nach M.I. Yolles
„In der Weltgeschichte sieht der Geschichtssoziologe Pitirim Alexandrowitsch Sorokin
kulturelle Einheiten in Aktion, die nicht mit den Staaten oder einzelnen Nationen identisch
sind. […] Diese Einheiten nennt Sorokin „kulturelle Supersysteme“. […] Sie gliedern sich
ihrerseits in sogenannte „kulturelle Systeme“ wie Sprache, Kunst, Recht, Ethik, Politik
und Wissenschaft. Die kulturellen Systeme haben wechselseitige Beziehungen, aber die
ideologischen Werte sind übergreifend, für alle Systeme gleich.“ (Afanasjew, 2001,
S.90/91)
Aus Table III (Yolles, 2007, S.382) lassen sich folgende Dichotomien übersetzen:
Die Vollstrecker ermöglichen die Grundlage, Aktionen ausführbar zu machen:
a) Fundamentalisten
Sie erfinden fundamentale Vorschriften bzw. einen Kanon, den sie
selbst für sinnvoll halten und den sie unabhängig von ihrem
Umfeld betrachten.
1
Vgl. Sorokin, P. (1962), Social and Cultural Dynamics, Bedminster Press, New York
Kapitel: Geschichtsphilosophie und Zeitgeist
Anders als die westlichen Geschichtsphilosophen Spengler und Toynbee, die nur an der
Abnahme und am Fall der Gesellschaften interessiert sind, konzentriert sich Sorokins
Arbeit1 auf historische Übergänge. Sorokin argumentiert, dass soziale und kulturelle
Geschichte als dynamisches System angesehen werden kann. Diese Dynamik kommt
nicht von den externen Notwendigkeiten der Gesellschaft, sondern durch seine Attribute
und den Beziehungen zwischen seinen Enantiomern.
Aufbauend auf diesen Theorien entwickelte der Soziokybernetiker M.I. Yolles folgendes
Geschichtspsychologisches Modell:
9
b) Pragmatiker
Sie suchen Zusammenhänge, indem sie den Anspruch des
vorhandenen Umfelds heranziehen. Durch diesen hergestellten
Kontext ergibt sich ein neuer Sinn, der meistens nicht auf den
Kanon der Fundamentalisten passt. Hierbei versuchen die
Pragmatiker keine neuen Regeln zu erfinden, sondern kritisieren
den Kanon auf die Zusammenhangslosigkeit.
Die Ausarbeiter bestehen sowohl aus denjenigen Akteuren, die die Beziehungen zwischen
den Kulturen erkennen können, sowie aus den Planern, die dieses Verständnis benutzen
können, um mögliche Handlungsempfehlungen zu geben:
a) Strukturalisten
Sie werden stets von der Neugier angetrieben verstehen zu
wollen, wie die Welt funktioniert und aus was sie besteht. Hierzu
untersuchen sie die Probleme der Symmetrie, der Strukturen,
Gleichgewichte und die Verknüpfungen zwischen den
verschiedenen Entitäten. Im Gegensatz zu den Pragmatikern
finden sie Gesetzmäßigkeiten in den Strukturen.
b) Dramatiker
Sie interessieren sich mehr für die zwischenmenschlichen
Beziehungen, wofür sie dramatische und erzählerische Gebilde
benutzen. Sie machen somit die Unterschiede deutliche und
ermöglichen eine effektivere und empathische Kommunikation.
a) Ideationalisten
Sie fokussieren sich auf das Entwickeln von Konzepten die das
kulturelle Wissen festsetzen. Hierbei werden sie sich der
Identität bewusst, es mangelt jedoch an der Fähigkeit, wie man
praktisch diese Lebenskonzepte ausleben kann.
b) Sensualisten
Sie handeln nach ihrer Sinnesempfindung und können dadurch
gut Lebenskonzepte praktisch umsetzen. Sie können aber
keine eigenen Ideen oder Lebenskonzepte finden.
Yolles beschreibt hier lediglich wie innerhalb einer Kultur das Wissen über die Kultur
weitergetragen wird. Dies ist unheimlich wichtig für die Entwicklung einer Kultur, da ohne
diese Überlieferung und Transformationen sich aus der Ethnie kein Staat bzw. eine
kulturelle Identität bilden kann.
Yolles beschreibt hier die Pragmatiker und Fundamentalisten als diejenigen, die
versuchen aus dem Umfeld etwas Besseres zu schaffen und eine Grundlage für ein neues
Umfeld zu ermöglichen. Dies entspricht auch den ersten Impulsen der Passionare des
gumilevschen Modells und somit können die Vollstrecker den ersten beiden Phasen des
gumilevschen Modells zugeordnet werden.
Kapitel: Geschichtsphilosophie und Zeitgeist
Die Identifizierer tragen die Ideen und Konzepte der Ausarbeiter weiter. Sie können
Wissen in sich aufnehmen und sich mit Ihm identifizieren, ohne ein umfangreiches
Verständnis davon besitzen zu müssen.
10
Die Strukturalisten und Dramatiker nehmen nun diese Grundlagen der Vollstrecker, um
ein breites Verständnis für das neue Umfeld zu schaffen und auf Grund der dadurch
erkannten Zusammenhänge neue Lebensvorschläge zu erarbeiten. Hier sehen wir schon,
dass es bereits die ersten Individuen geben kann, die nicht nur passionare Motive
haben, sondern auch egoistische Ziele verfolgen können, aber dass durch die
Ausarbeiter eine breitere Akzeptanz für die kulturellen Ideale geschaffen wird. Beide
Folgen sind die entscheidenden Merkmale der Bruch- und Trägheitsphase im
gumilevschen Modell.
Die Ideationalisten und Sensualisten sind dann schließlich diejenigen Individuen, die sich
mit dem erarbeiteten Wissen anfangen können zu identifizieren, aber selber nicht
unbedingt an dem Prozess teilgenommen haben, wie es zu dem dafür benötigtem Wissen
gekommen ist. Dies ist natürlich für die Identität einer Kultur zwingend notwendig,
allerdings wenn das Wissen dahinter immer mehr verloren geht, führt das unweigerlich
zu dem Verlust der moralischen Werte. Auch wenn ich nicht ausschließen will, dass es
unter den Identifizierern auch Passionare gibt, sind die Subpassionare natürlich
überwiegend. Dies entspricht den Vorstellungen Gumilevs der Menschen in der
Finsternis- und Degenerationsphase.
Yolles benutzt in seinen Arbeiten bei dem Vergleich der Dichotomien nicht ohne Grund
die Begriffe von Yin und Yang. Einerseits sind sie nicht nur in der chinesischen Religion
ein Umschreibungsversuch der kulturellen Zusammenhänge in der Welt, sondern
andererseits charakterisieren Yin und Yang auch bestimmte Wesenszüge die eine
Kategorisierung der Enantiomer in Yin und Yang ermöglichen.
Der konfuzianische Philosoph Dong Zhongshu unterscheidet die Charakteren des
Menschen in Naturanlage (Yang bzw. xing) und seine Gefühlslage (Ying bzw. Qing).2
Auch wenn in der Architektur und Kunst Architekturtheoretiker immer eine Vereinigung
dieser beider Anlagen versuchten, so lassen sich doch Unterschiede erkennen:
Klassizistische Architekturtheoretiker setzen den Schwerpunkt auf die Naturanlage und
romantische Architekturtheoretiker setzen den Schwerpunkt auf die Gefühlslage.
Klassizistisch: Fundamentalismus, Strukturalismus, Ideationalismus
Romantisch: Pragmatismus, Dramatik, Sensualismus
Im Gegensatz zu Dong Zhongshu, der die Gefühlslage als überwiegend negativ einstuft,
möchte ich an dieser Stelle die Pole von Klassizismus und Romantik nicht als negativ und
positiv einstufen. Gumilev unterscheidet Passionare und Subpassionare nämlich durch
ihre Attraktivität oder ihren Egoismus. Demnach können sowohl im Klassizismus als auch
in der Romantik attraktive und egoistische Motive gefunden werden. Die Pole sind also
nur für das Zusammenspiel zwischen Vernunft und Gefühl wichtig und bilden zwar
Gegensätze, die aber nicht als gut oder schlecht an sich gelten können.
2
Vgl. S.239 Cua, A. S. (2003), Encyclopedia of Chinese Philosophy, New York
Kapitel: Geschichtsphilosophie und Zeitgeist
Wenn wir nun beurteilen, welche Enantiomer mehr der Naturanlage und welche eher der
Gefühlslage zugeordnet werden können, ergibt sich folgende Klassifizierung:
11
Je mehr Menschen sich mit der Kultur identifizieren, desto weniger wichtig wird
wahrscheinlich die politische Sphäre, die davor wichtig war, um die Menschen
zusammenzuhalten. Umso wichtiger aber werden die klassizistischen und romantischen
Sphären, mit denen die Menschen nun anfangen sich zu identifizieren, statt mit dem
politischem Zusammenleben.
Betrachten wir alle erwähnten Aspekte, lässt sich folgendes Schaubild zeichnen:
Die entsprechenden Phasen, können sich dann in Form von Religionen, Ethik oder eben
Architekturkunst äußern.
Inspiriert durch Gumilev vermute ich, dass durch zunehmende Anzahl von
Subpassionaren nicht nur eine Kluft zwischen Gefühls- und Vernunftswelt entsteht,
sondern auch, dass durch das Verschwimmen der ursprünglichen Ideale das Verständnis
für das Eigentliche sinkt – wie bei Yolles beschrieben. Dies hat zur Folge, dass aus den
Potentialen dieser Ideale keine qualitativen Produkte, sondern quantitative Produkte
entstehen. Und dadurch werden die Prozesse schnelllebiger, so dass sich ein
Steigerungsspiel entwickelt.3
3
Ich denke letztendlich möchten sowohl Passionare, als auch Subpassionare eine Heimat haben und je
nachdem wie sehr sie ein Verständnis für ihre Umgebung haben, können sie sich heimatlich führen. Werden
jedoch Prozesse zu schnelllebig, kann weder das menschliche Gefühlsleben, noch die menschliche
Auffassungsgabe, dieses Verständnis erlangen – die Zeit für eine wesentliche Änderung des Umfelds fehlt. Ein
Eklektizismus z.B. ist nicht schlimm, solange er so langsam voran schreitet, dass die Menschen sich an die neue
Umgebung gewöhnen können. Den Vermischungen mit fremden Kulturen können wir uns heutzutage durch den
exponentiell steigenden Informationsfluss sowieso nichtmehr verweigern!
Kapitel: Geschichtsphilosophie und Zeitgeist
Der Zyklus der Kulturen nach einem Geschichtspsychologischen Modell von M.I. Yolles, angelehnt an das
geschichtssoziologische Modell von P. A. Sorokin und kombiniert mit Gumilevs, Platons und Zhongshus Ideen
12
Zeitgeist und abschließende Vorbemerkungen
Wie bereits erwähnt lebt der jeweilige Zeitgeist jeder Phase von dem Zusammenspiel der
Dichotomien. Deswegen lässt sich nur aufgrund der mit den Dichotomien verbundenen
Ideologien nicht festmachen, welche Akteure genau sich zu den Passionaren und welche
sich zu den Subpassionaren einordnen lassen. Teilweise ändern die maßgeblichen
Akteure sogar noch während ihres Lebens die Rolle, wenn wir z.B. das Leben von
Schinkel betrachten. Deswegen ist es wichtig, dass man die Phänomene der
verschiedenen Phasen versteht und nicht versucht einzelne Aspekte von Kulturen aus
dem Zusammenhang gerissen zu betrachten und zu kategorisieren.
Für die Architekturkünste müssen teilweise Neologismen eingeführt werden, um sie
eindeutig zu beschreiben, wenn sich innerhalb einer Epoche Architekturkünste mehreren
Enantiomern zuordnen lassen bzw. sich diese unterschiedlich (z.B. durch andere
regionale Einflüsse) ausgeprägt haben.
Ab der Romanik werden auf den Spielkarten Bilder aus der Diplomarbeit des Fotografen
Felix Torkar verwendet.
4
Die meiste Zeit nehmen wir Architekten aber die Rolle des Ausarbeiters ein und schaffen somit die Grundlage
für Identitäten und Lebenskonzepte. Sind wir somit maßgeblich für die Beschleunigung der Blüte- und
Trägheitsphase verantwortlich?
Wie können wir als Architekten also mit unseren Monumenten die Prozesse entschleunigen und den kulturellen
Frieden trotz Eklektizismus herstellen?
Kapitel: Geschichtsphilosophie und Zeitgeist
Gumilev und Sorokin haben diesen Fehler gemacht, indem Sie die Juden als
Subpassionare ihres Heimatlandes bzw. deren Superethnie betrachteten. Dabei lassen sie
außer Acht, dass es innerhalb des Judentums Passionare und Subpassionare gibt (je nach
kulturellen Zusammenhang) und deswegen eine Verallgemeinerung nicht möglich ist.
Gumilev machte zudem den Fehler, dass er die Zirkel, in denen nach seinem Modell die
Geschichte verläuft, in zu großen Zeiträumen betrachtete. Den Pluralismus des Westens
sah er als Merkmal der Subpassionare der westlichen Kultur (in diesem Punkt hätte ihm
Sorokin sicherlich zugestimmt). Dabei wird man beobachten, dass der Pluralismus der
westlichen Kultur aus mehreren dieser von Gumilev beschriebenen Zirkel besteht. Die
Gentrifizierung Berlins ist z.B. eine typische Erscheinungsform dieses zyklischen Modells.
Ich führe dies darauf zurück, dass es durch den großen interkulturellen Informationsfluss
zu einer Vermischung der Zyklen gekommen ist, die parallel ablaufen und es durch die
Verbesserung des Informationsaustausches zu immer kürzeren Zeiträumen der Zyklen
kommt. Wenn wir uns z.B. als postmoderne Architekten in die Rolle eines Enantiomers
versetzen, können wir sogar fast täglich unsere Rolle einem anderen Enantiomer
zuordnen4.
Das Brettspiel soll nun helfen diese Zyklen besser identifizieren zu können, indem Zyklen
aus vorhergegangenen Epochen beschrieben werden und ihre kulturelle Blüte anhand der
Architekturkunst und an wichtigen Gebäuden aufgezeigt werden.
Wenn heutzutage dann von einer bestimmten Epoche gesprochen wird, kann man
verstehen, in welchem Kontext man die Aussagen betrachten muss. Des Weiteren kann
man Parallelitäten zu Zyklen vergangener Epochen ziehen.
13
Spielregeln
Ziel des Spiels
Das Brett in der Mitte symbolisiert die Mentalität der Menschen und die Spielkarten
stehen für die geschichtlichen Ereignisse.
Ziel des Spiels ist es möglichst viele Menschen (symbolisiert durch sogenannte
Mentalitätsmarken) für seinen Baustil zu begeistern.
Um Mentalitätsmarken zu erhalten, muss man Stilkarten ausspielen und für diese
wiederrum müssen verschiedene Bedingungen (z.B. ausgelegte Spielkarten oder bereits
ausliegende Mentalitätsmarken) erfüllt sein.
Das Spiel endet, wenn die letzte Stilkarte der Epoche „Renaissance“ gespielt wurde. Der
Spieler mit den meisten gesammelten Mentalitätsmarken gewinnt dann das Spiel.
Das Spiel ist geeignet für 3 oder 4 Spieler und dauert etwa 2-3 Stunden.
Spiel- und Rundenvorbereitung
Bevor mit dem Spiel begonnen werden kann, müssen alle Spielkarten nach ihren
Epochen sortiert werden (am unteren Rand der Karten sind die Epochen entsprechend
betitelt).
Wenn man nur mit 3 Personen spielt, müssen folgende Karten aus dem Spiel genommen
werden:
griechische Antike: ionischer Aufstand, panhellenische Identität, klassischer Stil
römische Antike: römische Ständekämpfe, Bundesgenossenkrieg, Sklaverei, die
gracchschen Reformen, römischer Hellenismus
Spätantike und Vorromanik: Zwangschristianisierung, Weltklerusentstehung,
karolingische Vorromanik
Romanik: soziale Ruhepause, salische Romanik, transpersonale Herrschaft, konsensuales
Prinzip
Gotik: Großgrundbesitz, hundertjähriger Krieg, Haus Tudor, islamische Wissenschaften,
perpendicular style
Renaissance: spätmittelalterliche Frömmigkeit, deutsche Mystik, mystische Renaissance,
Pantheismus
Jede Historische Epoche hat einen eigenen Ziehstapel, die nacheinander
gespielt werden. Es kann während jeder Epoche nur von dem entsprechendem
Ziehstapel gezogen werden. Ein Spiel wird mit der griechischen Antike begonnen.
Am Anfang von jeder Epoche, werden die Mentalitätsmarken entsprechend der
Angaben am Ziehstapel gesetzt. Hierfür werden Mentalitätsmarken in den Farben der
entsprechenden Kategorien auf die Felder dieser Kategorie gesetzt und überflüssige
Mentalitätsmarken zurück in die 6 Markenfächer gelegt.
Dann werden aus dem Ziehstapel alle Stilkarten aussortiert und jedem Spieler eine
Stilkarte verdeckt ausgeteilt.
Kapitel: Spielregeln
Des Weiteren werden alle Monumente auf das Monumentelager gestellt und die
Mentalitätsmarken nach Farben sortiert in die 6 Fächer gelegt.
14
Danach wird der Ziehstapel gemischt.
Als letztes zieht jeder Spieler 3 Karten (im folgenden Handkarten genannt, Stilkarten
zählen nicht zu diesen Handkarten) von dem Ziehstapel der historischen Epoche von der
gerade gespielt wird.
Die Epoche endet, sobald der letzte Stil (wie am Ziehstapel angegeben) ausliegt.
Für jeden Spieler der in dieser Runde seine Stilkarte ausspielen konnte werden nun die
Mentalitätsmarken mit der gleichen Farbe seiner Stilkarte die am Rundenende auf dem
Spielbrett oder in den Monumenten ausliegen gezählt. Diese Punkte werden dann auf
dem Punktebogen eingetragen.
Alle Spielkarten der Epoche auf der Hand oder auf den Ablagestapel, sowie die Stilkarten
gehen zurück auf den Ziehstapel.
Alle Monumente die in dieser Epoche gebaut wurden gehen zurück auf das
Monumentelager.
Rundenablauf
Es beginnt immer der Spieler, der in der letzten Runde die meisten Mentalitätsmarken
gesammelt hat. Wenn es die erste Spielrunde ist, machen die Spieler unter sich aus, wer
anfangen darf und damit Spieler 1 ist. Gespielt wird im Uhrzeigersinn.
Wenn ein Spieler an der Reihe ist, darf er eine der folgenden Aktionen machen:
- Neuorientierung: bis zu 3 Karten von der Hand unter den Ziehstapel legen und danach
3 neue Karte von diesem Ziehstapel ziehen.
- Ereignis: eine Handkarte oder eine Stilkarte auslegen und anschließend eine neue
Spielkarte vom Ziehstapel ziehen.
- Gemütswechsel: Marken tauschen
- ein Monument bauen
- Kulturschock: Handkarten mit einem beliebigen Spieler tauschen. Stilkarten werden
hierbei nicht getauscht und dieser Zug ist nur möglich, wenn der Ziehstapel bereits leer
ist.
Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.
Spielen von Karten
Auf den Karten können als Bedingungen Spielkarten stehen, die ausliegen müssen oder
Mentalitätsmarken angezeigt werden, die auf dem Spielbrett vorhanden sein müssen. Die
Farbe dieses Symbols entspricht auch der Farbe der entsprechenden Kategorie auf dem
Spielfeld. Die Zahl, die in den Symbolen dargestellt wird steht für die Anzahl der
Mentalitätsmarken, die im Spiel vorhanden sein müssen.
Sind alle Bedingungen erfüllt und die Karte wird gespielt, so werden dann die Wirkungen,
die auf dieser Karte stehen, ausgeführt.
Kapitel: Spielregeln
Um eine Handkarte oder Stilkarte spielen zu können, müssen die Bedingungen erfüllt
sein, die auf diesen Karten stehen.
15
Ein Plus in einem Markensymbol steht hierbei für das Hinzufügen dieser
Mentalitätsmarken und ein Minus für das Entfernen dieser Marken vom Spielbrett
(insofern die Marken vorhanden sind und nicht auf einem Monument liegen).
Danach landet diese Handkarte auf dem Ablagestapel.
Ist die ausgespielte Karte jedoch die Stilkarte des Spielers, dann landet sie auf dem
Punktestapel des Spielers.
Monumente bauen
Die Farbe der Grundplatte gibt an, auf welchem Spielfeld das Monument gebaut werden
kann. Sind auf diesem Feld mindestens 5 Mentalitätsmarken vorhanden und man
entscheidet sich ein Monument zu bauen, so wird das Monument auf das entsprechende
Spielfeld gestellt und alle dort vorhandenen Marken auf das Monument gestapelt.
Ab sofort können diese Marken nicht mehr getauscht werden (siehe Kapitel „Marken
tauschen“) oder durch Handkartenwirkungen entfernt werden.
Marken tauschen
Die Richtung der Pfeile und die Angaben auf den Pfeilen auf dem Spielbrett geben an, wie
viele und welche Marken man tauschen kann. Entscheidet man sich Marken tauschen zu
wollen, kann man also entweder bis zu 4 Marken mit dem Nachbarfeld im Uhrzeigersinn
oder bis zu 6 Marken mit dem gegenüber liegendem Feld tauschen.
Wenn z.B. 3 Mentalitätsmarken auf dem gelben Feld „unabhängig von Vorschriften
pragmatisch handeln“ vorhanden sind, können diese in 3 lila Mentalitätsmarken
„fundamentale Vorschriften und Gesetze festlegen und durchsetzen“ umgewandelt
werden. Hierzu legt man dann 3 gelbe Mentalitätsmarken zurück in die Markenfächer und
setzt dafür aus den Markenfächern 3 lila Mentalitätsmarken auf die entsprechende
Kategorie.
Ausnahme: Die Marken können nicht getauscht werden, wenn sie sich in einem
Monument befinden.
Beim Tauschen von Marken können keine Marken in ein Monument gelegt werden.
Kapitel: Spielregeln
Es können nur Mentalitätsmarken der entsprechenden Farbe einer Kategorie auf dem
Feld dieser Kategorie liegen und solange es Spielkarten auf dem Ziehstapel zum Ziehen
gibt, sollte auch jeder Spieler exakt 3 Handkarten besitzen.
16
Kapitel: Spielregeln
Begriffe auf den Karten
17
Kapitel: Spielregeln
Begriffe auf dem Spielbrett
18
Vorwort zur Geschichtsanalyse
Um den Zeitgeist einer Epoche zu erfassen müssen wir die geschichtlichen Ereignisse in
die 6 Enantiomer nach Yolles einordnen.
Im restlichen Teil dieses Diskurses werden nun alle relevanten geschichtlichen Ereignisse
einem Enantiomer einsortiert. Die hier angeführten Texte entsprechen den Texten auf
den Karten.
Die Beurteilung des Zeitgeistes der verschiedenen geschichtlichen Ereignisse erfolgt nach
intuitivem Ermessen und entbehrt somit jeder Wissenschaft und kann somit zum
Gegenstand einer Diskussion werden, die vielleicht die Phasen der Epochen
unterschiedlich bewertet, aber letztendlich an dem beschriebenen System nichts ändert.
Nachdem die verschiedenen Stilrichtungen durch die geschichtlichen Ereignisse
identifiziert werden konnten und ihr kultureller Verlauf deutlich wird, müssen für das
Brettspiel nun teilweise chronologische Verknüpfungen gelöst werden, da ansonsten
teilweise Stile im Spiel benachteiligt sein könnten. Hierbei werden nur Verknüpfungen
gelöst, die nur deswegen verknüpft sind, da sich hier der Verlauf von 2 Kulturen
überlagert. Wäre die Geschichte anders verlaufen hätte es vielleicht diese Verknüpfungen
nicht gegeben; der Verlauf der Kulturen hätte aber dennoch – nur ohne diese äußeren
Einflüsse – zu entsprechenden Stilen geführt.
Um weitere faire Spielbarkeit zu gewährleisten müssen teilweise geschichtliche Ereignisse
gekürzt werden, damit der Verlauf zu einem Stil in den jeweiligen Epochen ungefähr
gleich lang ist.
Diese Kürzungen und Lösungen werden in Schaubildern durch rote Linien markiert.
Kapitel: Spielregeln
Bitte beachten:
Die fett markierten geschichtlichen Ereignisse werden nochmal in ihrer Rolle etwas
deutlicher auf den Karten bzw. in der Stilzuordnung etwas genauer erklärt. Die
geschichtliche Zusammenfassung dient also nur zur Beschreibung inwiefern diese
geschichtlichen Ereignisse zusammengespielt hatten und welche kulturellen
Auswirkungen sie aufeinander hatten.
19
Griechische Antike
Geschichte
Beim Ionischen Aufstand (499 v. Chr. und 479 v. Chr.) gegen die persische Obrigkeit
wollte das Volk diese polisautonomen Grundsätze verteidigen und werden bei diesem
Versuch durch die Perser vernichtend geschlagen. Allerdings gab dies den hellenistischen
Stadtstaaten, die sich inzwischen auch mit den polisautonomen Grundsätzen
identifizieren (panhellenische Identität) können Grund für Verteidigung dieser Werte
und Rache an der persischen Obrigkeit.
Einer durch die ionische Philosophie geprägter Vorsokratiker ist Solon, der sich mit den
Reformen des Solon in Athen 594 v. Chr. für die Bürgerrechte einsetzte und damit
maßgeblich für das Kollektivempfinden der Bürger gesorgt hat. Im 5.Jhd. v. Chr. entsteht
durch dem hierdurch entstandenen Prinzip der Volkssouveränität die attische
Demokratie und läutet somit die Grundsätze der klassischen Zeit ein. Höhepunkt der
klassischen Zeit bildet die Entstehung der Akropolis (467 v. Chr. bis 406 v. Chr.
Kapitel: Griechische Antike
Um ca. dem 11.Jhd. vor Christus endet die Mykenische Kultur. Über den Niedergang
sind keine eindeutigen Belege vorhanden, allerdings ist man sich ziemlich sicher, dass
bereits im 12. Jhd. vor Christus die ersten Stadtstaaten in dieser Kultur zu erster Macht
gekommen sind. Den Legenden nach zu urteilen, wird hier von der dorischen
Völkerwanderung und der Herrschaft der Herakliten erzählt. Die Belegung dieser
Mythen wird in jüngster Zeit hoch umstritten, allerdings ist sie für die Architektur
insofern wichtig, da diese Zeit Namensgeber der dorischen Säule ist, die somit in der Zeit
des geometrischen Stils entstanden ist. Den Überlieferungen des Homers nach sieht sich
zu dieser Zeit das hellenische Volk als Nachfahren der Archaiker, die somit auch
Namensgeber des ersten aufkommenden Stils sind. Diese archaischen Städte gewannen
nun an mehr Größe, da durch Handel und Kooperation mit dem semitischen Volk der
Phönizier mehr Reichtum angehäuft wurde und auf dem Mittelmeer (das für den Handel
eine bedeutende Rolle spielte) Ruhe zwischen den Völkern eingekehrt war. Durch
Bürgerkriege gewinnen die Polis (Stadtstaaten) immer mehr an demokratischen oder
oligarchischen Strukturen. Die archaische Zeit ist bis zur klassischen Zeit von diesem
Befreiungskampf der Bürgerklasse gekennzeichnet. Hierfür waren nicht nur die
philosophischen Ansätze nötig, die zu diesem Umdenken führten nötig, sondern auch ein
gemeingriechisches Selbstverständnis zwischen den stark zersplitterten Stämmen. Dieses
Zusammengehörigkeitsverständnis wurde erst durch die homerischen Mythen (ca. 750 v.
Chr.) vollbracht. Zur selben Zeit wurde vom Holz- zum Steinbau gewechselt, dass eine
weitere Verbreitung der Kultur ermöglichte. Mit dem System der Polis wollten sich die
Hellenen von der orientalischen Stadt abgrenzen. Bis dieses System im klassischen Stil
diese Abgrenzung erreichte, wurde das Alphabet (erster Hinweis beim Nestorbecher
8.Jhd. v. Chr.) von den Phöniziern (aber auch andere Kunsteinflüsse aus dem Orient) in
der hellenischen Kultur übernommen.
Die Städte der Ionier sind am meisten von diesen Einflüssen betroffen, da hier im
Gegensatz zu den anderen Städten sehr viele verschiedene Völker zusammentreffen und
u.a. auch orientalische Völker. In Athen nannte man diese Klasse von „Auswärtigen“ auch
Metöken. Durch den Ionischen Bund (7.Jhd. v. Chr.) ausgedrückt mit dem
Zentralheiligtum, dem Panionion, gewinnt dieses Volk als erstes ein Gemeinverständnis
und ist stolz auf ihre ökonomische, politische und kultische Freiräume, die in diesem
Maße bei einer homogeneren Struktur wahrscheinlich nicht zustande gekommen wäre.
Sie bringen somit nicht nur die prägenden Elemente des archaischen Stils, sondern auch
die vorsokratischen Philosophien mit.
20
In der Zeit der peloponnesischen Kriege (431 v. Chr. – 404 v. Chr.) hatte Athen die
Demokratie dermaßen ideologisiert, dass es den Bürgern, die dadurch zu ihrer Macht
gekommen sind, diese Ideologie verwandten, um die Hegemoniestellung Athens noch
weiter auszubauen. Der einzige Gegner, der sich dieser Expansionspolitik entgegen
stellte war die oligarchisch geprägte Militärgesellschaft der Spartaner. Den Krieg
gegen die Spartaner verloren die Athener, so dass es in Athen zu einer oligarchischen
Verfassung kam und somit die Blüte der klassischen Zeit zum Erliegen kam. Die
demokratische Partei flüchtete nach Theben und bis zur zweiten Schlacht von Mantineia
362 v. Chr. konnte sich die dadurch entstandene thebische Hegemonie halten. Nach
dieser Schlacht hatten sich durch diesen Wettstreit der Polis im Kampf „aller gegen alle“
dermaßen verbraucht, dass es bis zu Phillip II. von Makedonien keine vorherrschende
Hegemonie mehr in Griechenland gab.
Das Makedonische Reich wurde insbesondere da es keine großen Stadtstaaten besaß von
den Kämpfen zwischen den Polis relativ verschont. Dies lag unter anderem auch, dass
sich die Heeresversammlung selten einigen konnte und somit der König kaum
Durchsetzungsvermögen bei dem aufsässigen Adel zeigen konnte. Die hauptsächlich
agrarisch geprägte Bevölkerung hielt an archaischen Sitten fest und wurde von den
Griechen schon allein deswegen als unzivilisiert bezeichnet. Phillip II von Makedonien
(Regentschaft seit 359 v.Chr.) schaffte es als erster durch seine diplomatischen
Fähigkeiten den Adel zu kontrollieren, sowie die Heeresstruktur dermaßen zu
reformieren, dass Makedonien unter einem beinahe absolutistischen Königtum 355 v.
Chr. zu einer großen Bedrohung für die zersplitterten hellenischen Stadtstaaten wurden.
Bis zu seinem Tod 336 v. Chr. schaffte er es durch seine raffinierte militärische
Begabungen, das komplette Griechenland, bis auf Lakonien (Sparta), unter seine Macht
zu bringen. Einer der wichtigsten Schritte darunter war der korinthische Bund von 337
v. Chr. in dem die Polis ihre Souveränität als Stadtstaaten behalten konnten, aber mit
Makedonien einen Kampfbund (Symmachie) eingingen. Unter dem hierdurch
entstandenen innergriechischen Frieden konnten die Städte wieder zu mehr Reichtum
gelangen, aber der militärische Einfluss der Makedonier war nun so machtvoll, dass ein
Feldzug gegen das Achämenidenreich (Altperser-Reich) geführt werden konnte. Da diese
Kriegsmentalität immer mehr in den Vordergrund rückte, waren die Grundsätze der Polis
bereits hier nichtmehr vorhanden und auch die Unabhängigkeit der Städte war nichtmehr
gegeben.
Nach dem Tod von Phillip II von Makedonien sicherte sich sein Sohn Alexander der
Große durch Abschreckung (indem er die Stadt Theben zerstörte) die Treue
Griechenlands. Bis auf einen Waffenstillstand verfuhr Alexander der Große ähnlich
barbarisch mit dem Persienfeldzug (bis 323 v. Chr.). Obwohl er allen eroberten Städten
ihre Kulturen lies und oft Regierungsposten mit Einheimischen besetzte, war diese Zeit
von hohen militärischem Aufwand geprägt, so dass es vermuten lässt, dass für kulturelle
Errungenschaften keine Mittel zur Verfügung standen und somit diese Zeit überprägt
wurde von den durch die Makedonier eingebrachten archaischeren Kulturen. Diese frühe
Phase des Hellenismus kann man deswegen auch als makedonischer Hellenismus
bezeichnen.
Kapitel: Griechische Antike
erbaut), die wahrscheinlich deswegen möglich wurde, da Athen durch den 1. Attischen
Seebund zusammen mit dem peloponnesischem Bund geführt von Sparta, das
hellenische Reich erfolgreich gegen die Perser verteidigen konnte und durch den
einkehrenden Frieden wieder reger Handel auf dem Mittelmeer stattfinden konnte und
Athen und Sparta zu weiterem Reichtum gelangten. Zu dieser Zeit entstand auch die
klassische Logik von Aristoteles, die für dieses Zeitalter (und sich auf dieses Zeitalter
beziehende Epochen) maßgebend für das Denken der Menschen war.
21
Kapitel: Griechische Antike
Nach dem Tod Alexanders dem Großen zerfällt das Reich in viele kleine Königreiche der
Diadochen, die aber gleichzeitig auch das Ende der außenpolitisch selbstständigen Poleis
bedeuteten. In Griechenland festigt sich nach den Diadochenkriegen 294 v. Chr. das
Antigonidenreich. Diese Zeit war entgegen des makedonischen Hellenismus davon
geprägt, dass die Stadtstaaten unterworfen werden sollte, um eine monarchische
Hegemonie über Griechenland zu bringen. In Anbetracht, dass aber in den anderen
Diadochenreichen in Ägypten und Asien die sogenannten Einheitsgriechen (neben
Griechen aber auch Phönizier und Juden) privilegiert wurden, kam es hier zu einer
kulturellen Überformung der bestehenden Kulturen, die an den klassischen Kulturen der
Griechen angelehnt war. Die Verherrlichung des griechischen Stammes ging sogar
soweit, dass es zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft kam. Trotz der vielen Überformungen
durch die Griechen, hatte dies auf die ägyptischen und jüdischen Religionen keinen
Einfluss. Stattdessen instrumentalisierte man die Kulte zu einem Personenkult um
Alexander dem Großen, um die Erbfolge der Diadochen durch die Alexandernachfolge zu
legitimieren.
Des Weiteren legten die Diadochen den Grundstein für eine personalintensive Bürokratie
als zentralisierte Verwaltung, und sicherten hiermit ihre Herrschaft indem vielen
Bürgern eine Beamtenposition gegeben werden konnte und somit eine große staatliche
Teilhabe suggeriert wurde. Realistisch betrachtet kann man eher von einer „Herrschaft
von oben“ aber sprechen. Der Adel spielte dadurch nur noch eine geringe Rolle und
stellte gegenüber den Diadochenkönigen keine Bedrohung mehr dar. Durch eine
planmäßige Wirtschaftspolitik und die Einbeziehung der Tempelbezirke gelangten
insbesondere das Diadochenreich der Ptolemäerkönige und ihre Hauptstadt Alexandria zu
großem Reichtum. Als letztes für diese „prärömisch-hellenistische“ Zeit lässt sich noch
hinzufügen, dass die Frauen mehr Rechte zugestanden bekamen, sowie
Philosophieströmungen (Epikureismus), Mathematik, Kunst, Medizin und Geographie
einen Aufschwung durch die neuen Strukturen erlebten.
22
23
Kapitel: Griechische Antike
Archaischer Stil
mykenische Kultur
Die mykenische Kultur ist die erste Zeit aus der hervorgeht, dass sich in Griechenland die
Menschen in Stadtstaaten mit entsprechender Größe und Kultur organisierten. Die Bürger
definierten somit ein erstes gemeinsames Selbstverständnis.
Strukturalismus:2 Punkte
Ursprung: ungewiss
Dorische Völkerwanderung
In der Zeit der Herrschaft der Herakliten als Nachfahren der Archaiker wird das Land
durch die Kultur der Doren überformt.
Durch die daraus entstehende Stilvorgabe kündigt sich langsam ein panhellenistischer
Stil im zu dieser Zeit noch vorherrschenden geometrischen Stil an.
Fundamentalismus: 3 Punkte
Ursprung: ungewiss
phönizischer Einfluss
Das semitische Seefahrervolk bringt durch den Handel neuen Reichtum zu den
griechischen Stadtstaaten und bildet mit diesem Reichtum, aber auch mit der Weitergabe
des Alphabets, dort die Kultur.
Pragmatismus: 2 Punkte
Ursprung: ungewiss
Antike Bürgerkriege
Die Kluft zwischen Arm und Reich ist so groß geworden, dass die Bürger der Stadtstaaten
nach eigenen Rechten kämpfen. Hierbei offenbaren diese Bürger zum ersten Mal ein
panhellenisches Selbstverständnis.
Dramatik: 4 Punkte
Polisgründung
Möglich durch ein großes kollektives Verständnis, werden die Stadtstaaten zu
sogenannten Polis in denen die Bürger neue Rechte bekommen und demokratische Werte
als anzustrebendes Ideal verbreitet werden.
Dramatik: 3 Punkte
Ursprung: aus den Bürgerkriegen entstanden
Kapitel: Griechische Antike
Ursprung: aus der Mykenischen Kultur entstanden, mit fundamentalistischen
Vollstreckern als Grundlage
24
Steinbau
Durch den weitgehenden Wechsel vom Holz- zum Steinbau, können kulturelle Werte
durch die Architekturkunst besser und langfristiger vermittelt werden.
Ideationalismus: 4 Punkte
Ursprung: ungewiss
Metökensiedlungen
Metöken wurden in der griechischen Polis alle „Auswärtigen“ genannt, die vor allem in
Ionien eine wichtige Bevölkerungsgruppe wiederspiegelte. Sie brachten neue Kulturen in
die Städte und so mussten neue und divergente Identitäten charakterisiert werden, die
das Leben in diesen Städten prägte.
Strukturalismus: 3 Punkte
Ursprung: ungewiss
ionischer Bund
Durch einen regen kulturellen Austausch entsteht die erste Gemeinschaft, die stolz auf
ihre ökonomische, politische und kultische Freiräume sind und so ein hohes
Gemeinverständnis verbreiten.
Dramatik: 5 Punkte
Ursprung: aus der Zusiedlung von Metöken entstanden, mit pragmatischen Vollstreckern
als Grundlage
ionischer Aufstand
Als das ionische Volk sich ihrer polisautonomen Grundsätze entsinnt, wollen sie diese
gegenüber der persischen Obrigkeit verteidigen.
Bei diesem Versuch wurden sie durch die Perser vernichtend geschlagen.
Ideationalismus: 3 Punkte
Kapitel: Griechische Antike
Ursprung: aus dem ionischen Bund hervorgehend
25
Fazit zum archaischen Stil
In der griechischen Antike bildet der archaische Stil den Vorreiter des klassischen Stils –
so ist er aber dennoch schon als Gipfelphase der griechischen Antike zu betrachten, da
zur Zeit des klassischen Stils die erste Übernahme der Kultur durch Subpassionare
spürbar wird. Für die vorhergehende Aufstiegsphase (wahrscheinlich geometrischer Stil)
sind nicht genügend kulturelle Überlieferungen für eine genaue Bestimmung vorhanden.
Kapitel: Griechische Antike
Die kulturelle Überlieferung bis heute ist nur durch den Steinbau möglich geworden. Der
Stil selber erfährt durch den ionischen Bund die bedeutendste Verbreitung. Die
Passionare dieser Zeit sind wahrscheinlich pragmatische Vollstrecker.
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Klassischer Stil
panhellenische Identität
Der ionische Aufstand gab den hellenistischen Stadtstaaten, die sich inzwischen auch mit
den polisautonomen Grundsätzen identifizieren können Grund für Verteidigung dieser
Werte und Rache an dem persischen Volk.
Es entsteht zum ersten Mal eine Identität eines gemeinsamen hellenischen Bewusstseins.
Ideationalismus: 3 Punkte
Ursprung: Ionischer Aufstand
Reformen des Solon
Einer durch die ionische Philosophie geprägter Vorsokratiker ist Solon, der sich mit seinen
Reformen für die Bürgerrechte einsetzte und damit maßgeblich für das
Kollektivempfinden der Bürger untereinander gesorgt hat.
Pragmatismus: 3 Punkte
Ursprung: vorsokratisches Denken im ionischen Bund
attische Demokratie
Nachdem die Polis eine entsprechende Größe erreicht hat, mussten zur Ordnung Gesetze
auf dem Prinzip der Volkssouveränität gefunden werden, die in Athen in Form der
attischen Demokratie als erster Entwurf verfasst wurden.
Fundamentalismus: 4 Punkte
Ursprung: vorsokratisches Denken im ionischen Bund
Akropolis
Indem Athen immer mehr an Reichtum und Macht gelangt, finden die volkssouveränen
Prinzipien der Atten immer mehr an Bedeutung, die sich in architektonischer Form auf
der Akropolis wiederfinden.
Dramatik: 4 Punkte
klassische Logik
Durch den kulturellen Aufschwung in Athen, kommen die ersten großen Philosophen auf
Erkenntnisse, die analytische Grundbausteine setzen. Dieses Denken war davon
charakterisiert, die Dinge an sich zu analysieren und in Zusammenhänge zu bringen.
Strukturalismus: 2 Punkte
Ursprung: entstanden durch die attische Demokratie
Kapitel: Griechische Antike
Ursprung: entstanden durch die attische Demokratie
27
1. Attischen Seebund
Durch ein Bündnis der Hellenen gegen die Perser herrscht Frieden auf dem Seehandel der
Ägäis. Durch den daher einkehrenden Frieden kann ein kommunikativer Austausch
zwischen den Völkern stattfinden, der in den Städten eine kulturelle Entfaltungen
ermöglicht.
Dramatik: 4 Punkte
Ursprung: entstanden durch die attische Demokratie
Fazit zum klassischen Stil
Der klassische Stil wird in der Manier des archaischen Stils weitergeführt und erfährt in
Athen seine Blüte, während genau das Anzeichen für die Bruch- und Trägheitsphase
dieser Kultur darstellt.
Kapitel: Griechische Antike
Die Passionare dieses Stils sind wahrscheinlich dramatische Ausarbeiter die sich im 1.
attischen Seebund erst richtig entfalten konnten.
28
Makedonischer Hellenismus
peloponnesischen Kriege
Je größer die Macht Athens wuchs, desto mehr wurden auch die volkssouveränen
Prinzipien idealisiert.
Nur die Militärgesellschaft der Spartaner konnte sich der Expansionspolitik Athens
entgegenstellen. Schließlich wurde Athen von den Spartanern vernichtend geschlagen.
Ideationalismus: 4 Punkte
Ursprung: Während die passionare der athenischen Klassik mehr dramatischer Natur
waren, war die Natur der spartanischen Klassik mehr strukturalistischer Natur, als
Antwort auf die attische Demokratie.
Thebische Hegemonie
Nachdem eine Oligarchie von den Spartanern in Athen errichtet wurde, floh die
demokratische Partei nach Theben und verbreitete von dort aus weiter das Bewusstsein
ihrer ideologischen Ansichten, bis schließlich alle Stadtstaaten durch die daraus
entstehenden gegenseitigen Ideologiekriege komplett verbraucht waren.
Ideationalismus: 3 Punkte
Ursprung: Folge des Untergangs Athens in den peloponnesischen Kriegen.
archaische Sitten
Das Makedonische Reich besaß keine großen Stadtstaaten und hielt an alten Traditionen,
wie z.B. der Heeresversammlung fest. Wegen dem daraus folgerndem Auftreten waren
die Makedonier in den Augen der Polis sehr unzivilisiert.
Sensualismus: 2 Punkte
Ursprung: wahrscheinlich in der mykenischen Kultur und entstanden mit sensuellen
Identifizierern als Passionare.
Fundamentalismus: 4 Punkte
Ursprung: Die makedonischen Werte entstanden aus den archaischen Sitten durch einen
großen Anteil von Passionaren als sensuelle Identifizierer.
Kapitel: Griechische Antike
Phillip II von Makedonien
Phillip II schaffte es als erster Herrscher durch seine diplomatischen Fähigkeiten den Adel
in Makedonien zu reglementieren, sowie die Heeresstruktur dermaßen zu reformieren,
dass Makedonien zu einem beinahe absolutistischen Königtum wurde.
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Korinthischer Bund
Unter dem Korinthischen Bund durften die Polis ihre politische Souveränität zwar
behalten, aber waren an die Makedonier durch die Festlegung eines Kampfbundes an die
Makedonier gebunden und somit verloren die Poleis zum ersten Mal die Unabhängigkeit.
Fundamentalismus: 3 Punkte
Ursprung: Erzwungen wurde der korinthische Bund von Phillip II von Makedonien
Alexander der Große
Nach dem Tod von Phillip II von Makedonien sicherte sich sein Sohn Alexander der Große
durch die Abschreckung, indem er die Stadt Theben zerstörte, die Treue der Hellenen. Bis
auf einen Waffenstillstand verfuhr Alexander der Große ähnlich barbarisch mit dem
Persienfeldzug.
Sensualismus: 2 Punkte
Ursprung: Nachfolger von Phillip II von Makedonien
Persienfeldzug
Obwohl Alexander der Große allen eroberten Städten ihre Kulturen ließ, war diese Zeit
von hohen militärischem Aufwand geprägt, so dass für kulturelle Entfaltung keine Mittel
zur Verfügung standen und somit diese Zeit überprägt wurde von alten archaischeren
Kulturen, die jetzt machtvoller auftraten.
Sensualismus: 5 Punkte
Kapitel: Griechische Antike
Ursprung: Alexander der Große
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Fazit zum makedonischen Hellenismus
Der makedonische Hellenismus ist nicht als eigener Stil zu betrachten, sondern vielmehr
die Verbreitung von archaischen Werte auf das klassische Griechenland und das
multikulturelle Altperserreich. Da die Kultur der Makedonier als Subpassionare auf die
klassische Kultur wirkte, führten sie rasch zu deren Finsternis- und Degenerationsphase.
Kapitel: Griechische Antike
Entstanden aus dem archaischen Stil, wird dieser durch sensuelle Identifizierer
weitergetragen und vermischt sich dort mit anderen Kulturen.
31
Prärömischer Hellenismus
Diadochenkriegen
Nach dem Tod Alexander der Große zerfällt das Reich in viele kleine Königreiche der
Diadochen, die aber gleichzeitig auch das Ende der außenpolitisch selbstständigen Polis
bedeuteten, da sie nun im Kampf zwischen der monarchischen Diadochen stehen, die
ähnliche Machtdemonstrationen wie Alexander der Große benutzten, um ihre Interessen
durchzusetzen.
Sensualismus: 4 Punkte
Ursprung: Entstanden aus dem Persienfeldzug, die Passionare dieser Zeit waren
makedonische sensuelle Identifizierer
Hellenenkult
Durch die Privilegierung der sogenannten Einheitsgriechen (neben Griechen aber auch
Phönizier und Juden) in Ägypten und Asien, kam es hier zu einer kulturellen
Überformung der bestehenden Kulturen, die an den klassischen Kulturen der Hellenen
angelehnt war. Dadurch wurde die hellenische Kultur als Vorbild-Kultur bestimmt.
Fundamentalismus: 4 Punkte
Ursprung: Folge der Diadochenkriege
Alexanderkult
Durch die Instrumentalisierung der bestehenden Kulte zu einem Personenkult um
Alexander dem Großen, konnten die Diadochen ihre Herrschaftsstellung durch die
Alexandernachfolge legitimieren und festigen.
Fundamentalismus: 2 Punkte
Zentralisierte Verwaltung
Durch ein neues Verwaltungssystem rangen alle politischen Funktionäre um die Gunst
des Monarchen (also den jeweiligen Diadochen) und so standen die Diadochen im
Zentrum der Verwaltung und konnten somit die Reiche nach ihren eigenen Wünschen
„von oben herab“ bilden.
Durch diesen Grundstein einer personalintensiven Bürokratie, hatte der Adel keine
Bedrohung mehr für die Diadochen.
Strukturalismus: 3 Punkte
Ursprung: Folge der Diadochenkriege
Kapitel: Griechische Antike
Ursprung: Folge der Diadochenkriege
32
Planwirtschaft
Durch die Strukturierung der Wirtschaft mit einer planmäßigen Wirtschaftspolitik des
vorwiegenden chaotischen Primärsektors und durch Einverleibung ägyptischer
Tempelbezirke, wurde Alexandria zu wirtschaftlicher Blüte erhoben.
Strukturalismus: 3 Punkte
Ursprung: Folge der Diadochenkriege
Goldene Ära des Hellenismus
Durch die wirtschaftliche und kulturelle Blüte der Diadochenreiche bekommen die Frauen
mehr Rechte zugestanden, aber auch Philosophieströmungen (Epikureismus),
Mathematik, Kunst, Medizin und Geographie bekommen einen Aufschwung durch eine
Reflektion des Volkes mit dem klassischen Erbe.
Dramatik: 3 Punkte
Ursprung: Folge der Diadochenkriege
Kapitel: Griechische Antike
Fazit zum prärömischen Hellenismus
Nachdem im makedonischen Hellenismus und mit den Diadochenkriegen in Griechenland
die Werte der klassischen Kultur endgültig ein Ende fanden, kam es im Diadochenreich
um Alexandria zu einem Revival der klassischen Kultur, indem es neben der Vermischung
mit örtlichen ägyptischen Kulturen zu einer ideologischen Verbreitung der klassischen
Kultur kam, die nun unter der Aristokratie der Diadochen eine neue Wertigkeit fand.
Die Architekturkunst des Hellenismus findet seine Blüte in der goldenen Ära des
Hellenismus unter der Verbreitung von strukturellen Ausarbeitern (im Gegensatz zum
klassischen Stil, der mehr von dramatischen Ausarbeitern geprägt ist). Der makedonische
Hellenismus legt für diesen Stil die Grundlage.
33
Kapitel: Griechische Antike
Analyse der Spielbarkeit
34
Römische Antike
Geschichte
Während die Griechen ihren Ursprung in der mykenischen Kultur sahen, kann man aus
den Legenden der Römer schließen, dass sie sich als Nachfahren der Trojaner sahen,
dass vor der hellenistischen Expansion im Reich der Hethiter lag (später Ionien).
Bei dem Versuch Roms zu expandieren, wurden die Römer durch den Galliersturm 387 v.
Chr. zurückgedrängt und erlebten einen kurzen kulturellen Rückschlag. Trotz den
Ständekämpfen der Patrizier mit den Plebejern, die für mehr Rechte kämpften und 367
v. Chr. politisch fast gleichberechtigt waren, gelang es dem Volk sich durch geschickte
militärische Aktionen erzwungene Bündnisse und strategisch wichtigen Kolonien nach und
nach bis 275 v. Chr. Süditalien und somit auch nach dem pyrrhischen Krieg die
hellenischen Kolonien an die Römer. Durch die Aufnahme der hellenischen Kolonien ist
mit einer weiteren Aufnahme der hellenischen Kultur zu rechnen, die ja bereits durch das
phönizische Händlervolk ähnliche Wurzeln wie die etruskische Kultur hatte. Da wir es hier
mit einem Eklektizismus zu tun haben, der versucht die verschiedenen Kulturen zu einer
römischen Identität zu führen, können wir vermute, dass die Passionare dieser Zeit
strukturelle Ausarbeiter waren.
In den punischen Kriegen kam durch die Eroberung des karthagischen Reiches (das
aus der phönizischen Kultur hervorgegangen ist) weiteres hellenisches Kulturgut in das
römische Reich. Da durch diese Vorherrschaft auf dem Mittelmeer auch die große Kolonie
Hispanien auf der iberischen Halbinsel ermöglicht werden konnte, kam es zu der ersten
Begegnung mit iberischer Kultur. Die iberische Kultur hatte sich hier schon seit
Jahrhunderten mit den Kelten vermischt.
Die keltische Kultur sollte zunächst keine Bedeutung darstellen, da die Expansion der
Kapitel: Römische Antike
Ethnisch betrachtet entstammen die Römer aus der etruskischen Kultur. Die
etruskische Kultur entstand wiederrum aus der Villanova-Bauernkultur, als jene etwa
um 750 v. Chr. durch griechische Einflüsse (wahrscheinlich durch phönizische Seefahrer
eingebracht) immer mehr Veränderungen in Form von wachsenden Wohlstand und
wachsender Bevölkerung unterzogen worden waren. Um 600 v. Chr. war das
monarchische etruskische Volk so mächtig, dass es zusammen mit den Karthagern das
westliche Mittelmeer kontrollierte.
Um 509 v. Chr. verloren die Etrusker bei der Vertreibung der Tarquinier aus Rom
durch Lucius Iunius Brutus die Kontrolle über Rom und wurden dann relativ rasch von
diesen Römern erobert, da sie durch Kriegshandlungen mit den Galliern und Griechen
geschwächt waren.
Mit diesem Umbruch wandelte sich die Monarchie (römische Königszeit) in die römische
Republik um, die nach einer sich ständig änderten Mischung aus Monarchie,
Adelsherrschaft (Senat) und Demokratie aber erst durch die Niederlegung des
Zwölftafelgesetztes um 450 v. Chr. eine richtige Ordnung erhielt.
An der Spitze der daraus entstandenen römischen Kultur standen die landbesitzenden
Patrizier, die als Patron gegenüber den ärmeren und bevölkerungsstärkeren Plebejern
auftraten. Dieses System hielt sich noch bis zur römischen Kaiserzeit 27 v. Chr..
Das Forum Romanum diente als Zentrum für diese Politik, aber auch für religiöse und
soziale Zusammenkünfte. Am Forum Romanum kann man sehen, dass aus den zunächst
durch die etruskische Kultur geprägten pragmatischen Vollstrecker als Passionare in der
römischen Republik ein kultureller Aufschwung durch strukturelle Ausarbeiter als
Passionare geschieht.
35
Die Bürgerkriege endeten mit dem ersten Prinzipat Kaiser Augustus 27 v. Chr.. Die
bisher republikanisch geordneten Provinzverwaltungen und Priestertümer waren nun
reine Verwaltungsämter ohne politischen Einfluss geworden. Dafür hatte der Kaiser das
Recht Ritter zu ernennen, so dass die sozialen Schranken aufgebrochen werden konnten.
Dieses Politiksystem erinnert ein wenig an die zentrale Verwaltung von Alexandria und es
liegt nahe, dass Kaiser Augustus nach der Schlacht bei Actium in Ägypten auf
entsprechende Gelehrte gestoßen ist. Als Kaiser Augustus erkannte, dass die
Expansionsmöglichkeit von Rom erreicht war, beschränkte sich Kaiser Augustus statt
einer weiteren Expansion auf die Sicherung der Grenzen in der Pax Romana.
Die Infrastruktur wurde ausgebaut - Wirtschaft und Kultur erlebten in dem anhaltenden
inneren Frieden eine Hochkonjunktur, die insbesondere darauf zurückzuführen ist, dass
das römische Reich von einem stadtzentriertem Staat zu einem Gesamtstaat ausgebaut
wurde.
Nach Neros Tod 68 n. Chr. sollte im römischen Reich kaum noch ein Kaiser dem alten
stadtrömischen Adel entstammen, was ein Zeichen für die kulturelle Gesamtheit des
Staates ist.
5
Wie es zu dieser Vermischung gekommen ist lässt sich nicht herleiten, da die Kelten es zu dieser Zeit noch
(wahrscheinlich bewusst) vermieden ihre Inhalte schriftlich auf dauerhaftem Material festzuhalten. Die
Passionare der Kelten waren wahrscheinlich die Druiden, deren Ausbildung nach Überlieferungen Cäsars 20
Jahre dauerte und die durch eine religiöse Stellung für die Gerechtigkeit, aber auch Bildung eintraten. So ist es
schwierig zu beurteilen, ob sie dramatische Ausarbeiter oder sensuale Identifier waren.
6
Des Weiteren vermute ich, dass durch diesen Vorgang eine breitere Bildungselite entstand und die Druiden,
die bisher alles Wissen verbanden, verdrängt wurden.
Kapitel: Römische Antike
Römer zunächst nach Osten gegen die hellenistischen Diadochenreiche gerichtet war. So
dass nach der Integration der Provinz Syria um 30 v. Chr. die weiteste östliche
Expansion erreicht worden war. Hier stießen die Römer gegen das Partherreich, das
nicht nur militärisch ebenbürtig war, sondern auch durch die nur oberflächliche
Hellenisierung des achämenidischen Diadochenreiches ungewohnt stark orientalisch
kulturell geprägt war. Wahrscheinlich war hier von den Römern keine Identität mit dem
Reich möglich und somit die Motivation nicht so groß das Partherreich zu erobern.
20 Jahre zuvor hatte Rom angefangen Gallien zu erobern. Hier fanden die Römer die
keltische Kultur vor, die bereits seit ca. 480 v. Chr. angefangen hatten ihre HallstattKultur mit etruskischen und hellenischen Kulturen zu vermischen5.
Die keltische Kultur wurde in Gallien durch eine römische Zivilverwaltung unterdrückt und
es bildete sich in der Spätantike eine gallo-römische Mischkultur. Durch die rasche
ökonomische Entwicklung, wurde die römische Regierung wahrscheinlich größtenteils
dennoch positiv von der Bevölkerung angenommen, so dass wahrscheinlich durch
pragmatische Ausarbeiter als Passionare die Romanisierung sich gut durchsetzen
konnte.6
In den reichen hellenistischen Küstenregionen etablierte sich in dieser Zeit das Wesen
der Steuerpächter, die diese Gebiete herunterwirtschafteten, aber für die urrömischen
Provinzen einen dramatischen Anstieg des Münzgeldes zur Folge hatten. Zusammen mit
der Sklaverei war dies der Grund für den wirtschaftlichen Aufschwung der Römer.
Die gracchschen Reformen 121 v. Chr. sollten die Grundbesitzverhältnisse reformieren
und den Plebejern zu Land und Einkommen verhelfen. Die Reform scheiterte allerdings
am Widerstand der konservativen Senatskreise und durch die folgenden politischen
Kämpfe, die bis 31 v. Chr. in unterschiedlichster Form stattfanden, wurden nach und
nach das römische Recht und die römische Verfassung gebrochen.
Aber auch außerhalb Roms kam es neben der Expansion zu Spannung, so dass sich im
Bundesgenossenkrieg bis 88 v. Chr. die italienischen Stämme gegen das römische
Staatswesen aufgelehnt hatten.
36
7
Dies kann als Zeichen dafür gelten, dass das sonst so anpassungsfähige jüdische Volk in der römischen Kultur
keinen Fuß fassen konnte. Wahrscheinlich waren sich die monotheistischen und polytheistischen Religionen zu
verschieden.
Kapitel: Römische Antike
100 v. Chr. wurden Endzeiterwartungen immer populärer, die eine religiöse Aufladung
der Unzufriedenheit mit der römischen Herrschaft mit sich brachte und so ständig für
Unruhen sorgten, so dass z.B. Jesus von Nazareth von den jüdischen Autoritäten und den
Römern als Unruhestifter betrachtet wurde und deswegen als Folge dieser religiösen
Radikalisierung die Christen hingerichtet wurde. 66 n. Chr. entlud sich die Anspannung
im ersten jüdischen Krieg gegen die Römer in Judäa, so dass die Tempel in Jerusalem
70 n. Chr. zerstört wurden und insgesamt 1,1 Millionen Juden getötet wurden. Daraufhin
verließen viele Juden das römische Reich7 und flohen in das Perserreich. Aus dem
verbliebenem Judentum wurzelte eine neue Religion im römischen Reich: Das
Christentum.
117 n. Chr. erreichte das römische Reich ihre größte Ausdehnung und gleichzeitig auch
die größte zivilisatorische, kulturelle und technische Blüte, die für das zu dieser Zeit stark
wachsende Christentum günstige Bedingungen zur Entfaltung im Osten ermöglichte.
Verschiedene kriegerische Auseinandersetzungen mit germanischen Stämmen und dem
Partherreich, aber auch eine Seuche aus Mesopotamien schwächten ab 160 n. Chr. den
römischen Staat und es folgte 192 n. Chr. ein Bürgerkrieg. Die folgende Zeit war davon
geprägt, dass sich das römische Reich bis 272 n. Chr. kaum noch gegen die Angriffe des
aus dem Partherreich hervorgegangenen Perserreich der Sassaniden im Osten wehren
konnte.
Wie weit die Unfähigkeit der römischen Kaiser reichte die Grenzen aufrechterhalten zu
können zeigt das gallische Sonderreich Imperium Galliarum. 259 n. Chr. spalteten sich
die keltisch geprägt und romanisierten Provinzen unter Führung von Postumus vom
restlichen römischen Reich ab, als der Prätorianerpräfekt Silvanus eine Kriegsbeute
zugunsten der Staatskasse einforderte. 274 n. Chr. konnte Kaiser Aurelian das Reich
wieder zurückerobern. Allerdings spricht dieses Ereignis für ein bestimmtes
Selbstbewusstsein der nordwestlichen Provinzen, das sich nicht durch Religion oder
besondere Politik äußert und wahrscheinlich nur auf den gemeinsamen kulturellen
Ursprung bei den Kelten und einer damit zusammenhängenden Mentalität
zurückzuführen ist.
37
38
Kapitel: Römische Antike
Etruskischer Hellenismus
Die etruskische Kultur
Die etruskische Kultur aus Oberitalien entstand aus der Villanova-Bauernkultur, als jene
bei wachsenden Wohlstand und Bevölkerung immer mehr Veränderungen durch
griechische Einflüsse unterzogen worden waren. Das monarchische etruskische Volk
wurde so mächtig, dass es zusammen mit den Karthagern das westliche Mittelmeer
kontrollierte. Für die Aufnahme der griechischen Kultur in die Villanova-Kultur sprechen
wahrscheinlich ästhetische Ansprüche des Volkes.
Sensualismus: 2 Punkte
Ursprung: Die griechischen Einflüsse wurden durch phönizische Händler verbreitet.
Vertreibung der Tarquinier
Nachdem die Etrusker durch Kriegshandlungen mit den Galliern und Griechen geschwächt
waren, wurde es für die römische Stadtbevölkerung möglich die etruskischen Tarquinier
aus Rom zu vertreiben und somit einen eigenen Zusammenhalt untereinander
herzustellen.
Das intellektuelle Rom sah sich - durch die Vorbilder in Griechenland - in der Lage selbst
eine Polis zu werden.
Pragmatismus: 2 Punkte
Ursprung: Durch die Identifizierung mit griechischen Legenden und Mythen konnte für
den Aufstand eine genügende römische Identität geschaffen werden. Die politischen
Vorbilder kamen ebenfalls aus der griechischen Kultur: die Polis.
Zwölftafelgesetz
Durch eine Gesetzgebung wurde die sich ständig ändernde Mischung aus Monarchie,
Adelsherrschaft (Senat) und Demokratie neu geordnet und die Strukturen klar definiert.
Es beschloss die Verhältnisse zwischen Patriziern und Plebejern und sorgte so für ein 2Klassen-System.
Dadurch wandelte sich die Monarchie (römische Königszeit) in die römische Republik um.
Ursprung: Nach der Vertreibung des etruskischen Adelsgeschlechts musste ein System
geschaffen werden, dass eine neue und bessere Ordnung schaffte, als es die etruskische
Kultur gab. Bisher waren die Etrusker der gemeinsame Feind gewesen und so konnte sich
die Oberschicht trotz Ruf nach mehr Demokratie halten.
Kapitel: Römische Antike
Strukturalismus: 3 Punkte
39
Patronat
An der Spitze der römischen Kultur bis zur römischen Kaiserzeit standen die
landbesitzenden Patrizier, die als Patron gegenüber den ärmeren und
bevölkerungsstärkeren Plebejern auftraten.
In diesem System unterstützte der jeweilige Patron seine Plebejer z.B. finanziell und
wurde als Gegenleistung dafür von diesen Plebejern in den Senat gewählt.
Strukturalismus: 3 Punkte
Ursprung: Durch das Zwölftafelgesetz war es Plebejern kaum möglich in den Rang eines
Patriziers aufzusteigen, allerdings waren diese Gesetze grundlegend für das
Funktionieren der römischen Republik.
Forum Romanum
Das Forum Romanum diente als Zentrum für die römische Politik, aber auch für religiöse
und soziale Zusammenkünfte. Am Forum Romanum kann man sehen, dass aus den
zunächst durch die etruskische Kultur geprägten pragmatischen Vollstrecker als
Passionare in der römischen Republik ein kultureller Aufschwung durch strukturelle
Ausarbeiter als Passionare geschieht.
Strukturalismus: 2 Punkte
Ursprung: Diese Diskussionskultur entstand erst nach der Vertreibung der Tarquinier
Ständekämpfe
Durch das 2-Klassensystem der Patrizier und der Plebejern, waren die Plebejer stets
bemühte für mehr Rechte zu kämpfen und waren 367 v. Chr. politisch fast
gleichberechtigt.
Die Kämpfe verliefen auf rein politischer Ebene und wurden wahrscheinlich durch
strukturelle Ausarbeiter als Passionare geführt, die die Motivation hatten die Plebejer in
ein gerechteres System zu integrieren.
Strukturalismus: 3 Punkte
pyrrhischer Krieg
Das römische Volk eroberte nach einem kurzen Rückschlag durch die Gallier durch
geschickte militärische Aktionen erzwungene Bündnisse und strategisch wichtigen
Kolonien nach und nach bis 275 v. Chr. Süditalien und somit auch nach dem pyrrhischen
Krieg die hellenischen Kolonien. Durch die Aufnahme der hellenischen Kolonien ist mit
einer Integration der hellenischen Kultur in die römische Kultur zu rechnen.
Strukturalismus: 4 Punkte
Ursprung: Da wir es hier mit einem Eklektizismus zu tun haben, der versucht die
verschiedenen Kulturen zu einer römischen Identität zu führen, können wir vermute,
dass die Passionare dieser Zeit strukturelle Ausarbeiter waren.
Kapitel: Römische Antike
Ursprung: Die Ständekämpfe resultierten aus dem Streit das durch das Zwölftafelgesetz
entstand.
40
Kapitel: Römische Antike
Fazit zum etruskischen Hellenismus
Während in Griechenland das Bürgertum eine starke Rolle durch das demokratische
System erlangte, war durch das Patronat bei den Römern eine eher oligarchische
Struktur vorhanden. Die demokratischen Wahlen ermöglichten lediglich nur ein besseres
Zusammenleben zwischen den Schichten.
Allerdings kann man Zusammenhänge zum prärömischen Hellenismus erkennen. Auch
hier gab es reichere/angesehenere Schichten, die sich mit der hellenistischen Kunst
identifizierten. Nur waren die Hellenen zu der Zeit der römischen Republik in Alexandrien
mehr durch den Griechenkult geprägt als durch ein politisches System wie das Patronat
der Römer. Die Zeit ist geprägt von strukturellen Ausarbeitern, die versuchen eine
Ordnung und Identität zu erarbeiten.
41
Römischer Hellenismus
punische Kriege
In den punischen Kriegen kamen durch die Eroberung des karthagischen Reiches (das
aus der phönizischen Kultur hervorgegangen ist) weitere hellenisches Kulturgut in das
römische Reich und ermöglichten somit eine weitere Verbreitung des hellenischen
Bewusstseins.
Ideationalismus: 2 Punkte
Ursprung: Nachdem sich die Karthager von der Expansionspolitik der Römer provoziert
fühlten, waren sie nach dem pyrrhischen Krieg diejenigen gewesen, die den Krieg
anstießen.
iberische Kultur
Durch die punischen Kriege war es den Römern möglich geworden die große Kolonie
Hispanien auf der iberischen Halbinsel zu gründen und es kam zu der ersten kulturellen
Begegnung mit der iberischen Kultur der Kelten. Schnell identifizierten sich aber auch die
Basken hier mit der römischen Kultur.
Ideationalismus: 3 Punkte
Ursprung: die punischen Kriege
Partherreich
Nach der Integration der Provinz Syria während der östliche Expansion erreicht worden
war, stießen die Römer auf das Partherreich, das nicht nur militärisch ebenbürtig war,
sondern auch durch die nur oberflächliche Hellenisierung des achämenidischen
Diadochenreiches ungewohnt stark orientalisch geprägt war. Wahrscheinlich war hier von
den Römern keine Identität mit dem Reich möglich und somit die Motivation auch nicht
so groß das Partherreich zu erobern.
Ideationalismus: 4 Punkte
Kapitel: Römische Antike
Ursprung: nach den punischen Kriegen gab es bis zum Partherreich keine Kultur, die die
Römer in ihrer Expansion auf die hellenistische Welt bremsen konnte.
42
gallo-römische Mischkultur
Wegen dem raschen ökonomischen Aufbau durch die römische Regierung, wurde die
römische Entwicklung wahrscheinlich von den Galliern als positiv angenommen, so dass
sich durch eine pragmatische Anpassung an die neuen Umstände die Romanisierung gut
durchsetzen können.
Zumal die keltische Kultur hier bereits zuvor schon angefangen hatte ihre naturreligiöse
Hallstatt-Kultur mit etruskischen und hellenischen Kulturen zu bereichern.
Pragmatismus: 3 Punkte
Ursprung: Nachdem im Osten durch den starken orientalischen Wiederstand keine
Expansion mehr möglich war, konnten sich die Römer auf ihre Expansion im Westen
konzentrieren.
Steuerpächter
In den reichen hellenistischen Küstenregionen etablierte das Wesen der Steuerpächter,
die diese Gebiete herunterwirtschafteten. Für die urrömischen Provinzen aber wurde
hierdurch ein Anstieg des Münzgeldes bezweckt.
Pragmatismus: 2 Punkte
Ursprung: Das stadtzentrierte Staatswesen Roms sah in ihren Eroberungen nur eine
Bereicherung der römischen Provinzen.
Sklaverei
Aus den vielen Eroberungen der Römer wurden eine große Anzahl von Sklaven in das
Reich gebracht.
Die Sklaverei war eine Möglichkeit für die Römer eine effiziente Wertsteigerung ihrer
Produkte herbeizuführen. Dies führte zu einem großen wirtschaftlichen Aufschwung.
Pragmatismus: 2 Punkte
gracchschen Reformen
121 v. Chr. sollten die Grundbesitzverhältnisse reformier werden und den Plebejern zu
Land und Einkommen verhelfen. Die Reform scheiterte allerdings am Widerstand der
konservativen Senatskreise und durch die folgenden politischen Kämpfe, die bis 31 v.
Chr. in unterschiedlichster Form stattfanden, so wurde dadurch nach und nach das
römische Recht und die römische Verfassung gebrochen.
Sensualismus: 3 Punkte
Ursprung: römische Ständekämpfe und sinkendes Einkommen durch die Konkurrenz von
Sklaven
Kapitel: Römische Antike
Ursprung: Das stadtzentrierte Staatswesen Roms sah in ihren Eroberungen nur eine
Bereicherung der römischen Provinzen.
43
Bundesgenossenkrieg
Außerhalb Roms kam es neben der Expansion zu Spannung, so dass sich im
Bundesgenossenkrieg die italienischen Stämme gegen das römische Staatswesen
auflehnten und dieselben Rechte einforderten, wie es die Stadtbürger haben.
Sensualismus: 2 Punkte
Ursprung: römische Ständekämpfe
Kapitel: Römische Antike
Fazit zum römischen Hellenismus
Bei der Expansion Roms sah sich Rom immer als Stadtzentrierter Staat, so dass es kein
Wunder ist, dass die eroberten Kolonien hierfür ausgebeutet wurden. Was die kulturelle
Identität betrifft, konnten die Römer mehr Empathie in Regionen finden, in denen der
Hellenismus bereits vorhanden war. Die Römer scheiterten dann darin Kulturen, die z.B.
Naturreligionen oder Monotheistische Religionen pflegten in ihre Kultur zu integrierten
und zwangen stattdessen ihnen ihre eigene Kultur auf. Die rasante Expansion der Römer
macht es unmöglich hier als struktureller Ausarbeiter noch eine Ordnung zu schaffen, die
Kultur der Römer beschränkt sich deswegen immer mehr auf ideationelle Identifizierern,
die die Ideale der Römer weitertrugen.
44
Kunst des Kaiserreichs
Prinzipat
Die bisher republikanisch geordneten Provinzverwaltungen und Priestertümer wurden
unter dem ersten Prinzipat Kaiser Augustus reine Verwaltungsämter ohne politischen
Einfluss. Des Weiteren hatte der Kaiser das Recht „Ritter“ zu ernennen, so dass die
sozialen Schranken aufgebrochen werden konnten.
Hierdurch bekam das römische Reich eine Struktur, die eine gemeinsame Identität
ermöglichte - unabhängig von Standesunterschieden.
Ideationalismus: 4 Punkte
Ursprung: Dieses Politiksystem erinnert ein wenig an die zentrale Verwaltung von
Alexandria und es liegt nahe, dass Kaiser Augustus nach der Schlacht bei Actium in
Ägypten auf entsprechende Gelehrte gestoßen ist.
Pax Romana
Als Kaiser Augustus erkannte, dass die Expansionsmöglichkeit von Rom erreicht war,
beschränkte sich Kaiser Augustus auf die Sicherung der Grenzen.
Die Infrastruktur wurde ausgebaut. Wirtschaft und Kultur erlebten in dem anhaltenden
inneren Frieden durch einen regen Austausch der verschiedenen Kulturen im römischen
Reich eine Hochkonjunktur.
Dramatik: 3 Punkte
Ursprung: Ermöglicht wurde die Pax Romana, erst durch das Prinzipat
Gesamtstaat
Die Wandlung vom römischen Reich von einem stadtzentriertem Staat zu einem
Gesamtstaat war dann der maßgebliche Schritt den inneren Frieden zu sichern und die
Verständigung der Völker innerhalb der römischen Grenzen zu verbessern.
Dramatik: 2 Punkte
jüdischer Krieg
Endzeiterwartungen, die eine religiöse Aufladung der Unzufriedenheit mit der römischen
Herrschaft mit sich brachte, wurden immer populärer und sorgten ständig für Unruhen.
Im ersten jüdischen Krieg gegen die Römer entluden sich diese Spannungen in Judäa.
Daraufhin war das Umfeld für die Juden unangenehm geworden und sie flohen in das
Perserreich.
Sensualismus: 3 Punkte
Ursache: Kulturelle Entfaltung in der Pax Romana
Kapitel: Römische Antike
Ursprung: Eine solche Umstrukturierung war erst durch das Prinzipat möglich geworden.
45
Christentum
Während die Juden das Land verließen, wurzelte aus dem Judentum eine neue Religion
im römischen Reich: Das Christentum. Durch die zivilisatorische, kulturelle und
technische Blüte, bot sich für das stark wachsende Christentum günstige Bedingungen
zur Entfaltung im Osten. Von den Römern wurden die Christen als Unruhestifter
betrachtet, da sie durch ihre Prophezeiungen das Volk gegen die römische Obrigkeit
aufhetzten.
Sensualismus: 2 Punkte
Ursache: Kulturelle Entfaltung in der Pax Romana
Imperium Galliarum
259 spalteten sich die keltisch geprägt und romanisierten Provinzen unter Führung von
Postumus vom restlichen römischen Reich ab. Trotz römischer Rückeroberung spricht
dieses Ereignis für ein bestimmtes Selbstbewusstsein der nordwestlichen Provinzen, das
sich nicht durch Religion oder besondere Politik äußert und wahrscheinlich nur auf den
gemeinsamen kulturellen Ursprung bei den Kelten und einer damit zusammenhängenden
Mentalität zurückzuführen ist.
Sensualismus: 4 Punkte
Ursache: Kulturelle Entfaltung in der Pax Romana
Kapitel: Römische Antike
Fazit zur hellenistischen Kunst des Kaiserreiches
Nachdem eigentlich zu erwarten ist, dass durch die Neuordnung durch den Kaiser und
den damit einkehrenden inneren Frieden ein kultureller Pluralismus wie im Perserreich
ermöglicht werden sollte, zeigen religiöse Auseinandersetzungen, dass das römische Volk
neue (spirituelle) Bedürfnisse sucht, nachdem sie in allen anderen Bereichen befriedigt
werden können. Die Subpassionare die diese Zeit prägen entstehen aus sensualen
Identifizierern, die sich aber gegenseitig im Glaubenskrieg bekämpfen.
46
Byzantinische Spätantike
(Für die Geschichte, siehe Kapitel: Spätantike)
byzantinisches Reich
Im oströmischen Reich entstand das byzantinische Reich, das weiterhin hellenistisch
geprägt sein sollte und so größtenteils griechisch gesprochen wurde.
Durch die Verlagerung des römischen Hauptsitzes nach Konstantinopel noch vor der
Völkerwanderung, lebte hier die römische Kultur weiter - während sie im weströmischen
Reich durch die Völkerwanderung unterging. Dabei passte sich die römische Kultur
wieder zurück an die hellenischen Traditionen an.
Pragmatismus: 3 Punkte
Ursache: römische Reichsteilung auf Grund Verwaltungstechnischer Probleme
Römisch-persische Kriege
Seit der der Trennung des römischen Reiches war die Bedrohung gegen die Perser stets
gegeben und nachdem das oströmische Reich zwar gegen die Perser gewann, war es
jedoch dermaßen geschwächt gewesen, dass sie der islamischen Expansion nichts mehr
entgegen zu setzen hatten.
Damit war dem ständigen Wettstreit zwischen dem römischen byzantinischen Reich und
dem persischen Sassanidenreich ein Ende erteilt und es wurden Reglementierungen für
die neue Bedrohung nötig.
Fundamentalismus: 2 Punkte
Ursache: römische Reichsteilung auf Grund Verwaltungstechnischer Probleme
islamischen Expansion
Auch wenn die Araber schon früher Raub- und Plünderungszüge unternommen hatten,
waren die arabischen Stämme sehr zersplittert und so war es dem ersten Kalifen nur
möglich gewesen die Stämme miteinander zu vereinen, da sich mit dem Propheten
Mohammed die arabischen Stämme zu einem religiösen Selbstverständnis zusammen
finden konnten.
Zudem predigte Mohammed die Verbreitung der neuen Religion das somit zugleich zu
einem gemeinsamen Feindmotiv unter den Arabern sorgte.
Ideationalismus: 3 Punkte
militärische Elite
Mit der islamischen Expansion verschwand auch nach und nach die alte senatorische
Aristokratie und damit auch der Großteil der klassischen Bildung, um einer neuen
militärischen Elite Platz zu machen, die das öffentliche Leben nun bestimmte.
Fundamentalismus: 3 Punkte
Ursache: islamische Expansion
Kapitel: Römische Antike
Ursache: Islamisierung
47
Kastronen
Der Umfang der Auswirkungen der islamischen Expansion wird auch darin klar, dass die
alten Polis unter den jahrzehntelangen arabischen Angriffen nun stark an Bevölkerung
einbüßten und sich zu Kastronen entwickelten.
Mit ihren großen Abwehrmauern dienten sie nur noch dem Nutzen der Verteidigung und
das Thema der Sicherheit diktierte die Lebensweise der Bewohner.
Fundamentalismus: 2 Punkte
Ursache: islamische Expansion
orthodoxe Kirche
Im Vergleich zu dem weströmischen Reich, dass mehr juristisch-politisch geprägt war
und ab dem späten 5. Jahrhundert das Bildungsmonopol in der Kirche hatte, sah sich das
oströmische Reich in der Tradition der klassischen hellenischen Bildung. So kam es auch
in beiden Reichen zu unterschiedlichen theologischen Sichtweisen: Die orthodoxe Kirche
bezieht sich hierbei auf die Beschlüsse der sieben ökumenischen Konzile, die den
christlichen Glauben auf seine theologischen Fragen beraten sollten und dadurch die
Glaubensweise festlegten.
Fundamentalismus: 4 Punkte
Ursache: christliche Glaubensteilung auf Grund Religiöser Differenzen
orthodoxe Christianisierung
Durch die Verbreitung des Islams im Südosten, war die orthodoxe Christianisierung nur
in die slawischen Gebiete möglich gewesen, insbesondere nachdem die südliche
Wanderung der Slawen im 7. Jahrhundert endete.
Durch diese „religiöse Versöhnung“ ist mit einem regen Austausch, Vermischung und
gegenseitiger Integration dieser Kulturen zu rechnen.
Strukturalismus: 3 Punkte
Kapitel: Römische Antike
Ursache: orthodoxe Kirche
48
Fazit zur byzantinischen Spätantike
Trotz einem kurzen Aufschwung während der makedonischen Dynastie kam es
insbesondere durch die anschließende Einführung des Feudalsystems bis zur Eroberung
durch die Osmanen im byzantinische Reich kaum zu Änderungen der Transformation von
einer römisch-hellenischen Kultur von strukturellen Ausarbeitern und sensualen
Identifizierern zu einer byzantinischen militärischen Kultur geprägt durch fundamentale
Vollstrecker.
Kapitel: Römische Antike
In der Blütezeit des Islams wurden die von den Arabern eroberten Gebiete in Ägypten
und Syrien von der arabischen Kultur überformt und die christliche Kultur in diesen
Gebieten zurückgedrängt.
49
Kapitel: Römische Antike
Analyse der Spielbarkeit
50
Spätantike und Vorromanik
Geschichte
Seit der offiziellen Gründung des Christentums um 30 durch Pontius Pilatus waren für das
populistische Predigen der Christen Gebäude von Nöten, die sich für diesen Zweck
eigneten.
Eine Versammlungsstätte neben der Basilika waren die jüdischen antiken Synagogen,
die im Prinzip dieselbe Funktion wie die Basilika verfolgten, aber durch das Judentum
orientalischer geprägt waren. Während die Christen in den Basiliken unter der kritischen
Aufsicht der Römer geduldet wurden, wurden sie in den Synagogen von den Juden als
jüdische Sekte geduldet. Dies funktionierte auch nicht immer ohne
Auseinandersetzungen, so dass die Christen in Judäa und eventuell auch Galiläa von den
Juden verfolgt wurden, aber innerhalb des Diasporajudentums auf keinen Widerstand
trafen. Nach den jüdischen Kriegen (66, 116 und 135) verließen viele Juden das Land
und die jüdische Urgemeinde aus Juden und Christen löste sich langsam auf, so dass
sich das Christentum – zunächst nur im östlichen Bereich des römischen Reichs –
ausbreiten konnte. Hier sehen wir den Unterschied zwischen dem verstreutem
Diasporajudentum und dem Christentum, das nicht bereit ist sich zu verstreuen und nach
einer einheitlichen Gemeinschaft strebt.
Das religiöse Verständnis der Römer Unterschied zwischen privatem Kult, der durch das
Familienoberhaupt (Pater familias) vertreten wurde, und dem Staatskult, dass der
Ausübung der Priester – aus heutiger Sicht im Prinzip nur Staatsbeamte – oblag und
somit bei den Römern der religiöse Bereich mit dem staatlichen Bereich untrennbar
verbunden war. Mit dem Ritual der Invokation wurden fremde Götter eingeladen an
den römischen Kulten teilzunehmen. Durch den Polytheismus verehrten die Römer nur
abstrakte Numina – das heißt göttliche Kräfte –und konnten damit die eigenen Götter mit
denen anderer Völker recht einfach übertragen. Mit der Einführung des Prinzipats wuchs
die Notwendigkeit einen einheitlichen Staatskult zu schaffen, um die Reichsangehörigen
an Staat und Kaiser zu binden. Unter diesem römischen Synkretismus waren
Religionen – und unter Ihnen am stärksten das Christentum – die diesem Kaiserkult nicht
folgen wollten eine Bedrohung für die römische Kultur.
Als die Lebensweise der Oberschicht durch ihr hedonistisches und dekadentes Verhalten
als subpassionar empfunden wurde, erhalten diese Religionen besonderen Zulauf, da sich
in der Unterschicht kein Vertrauen mehr zu dem Kaiserkult aufbaute. Als somit auch im
westlichen römischen Reich die Mitgliederzahl stieg, waren auch hier Orte für die Christen
von Nöten.
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Während der Hellenismus noch eine Nachwirkung bis in das 2. Jhd. zeigte, entstand
parallel zu der hellenistischen Kunst des Kaiserreichs eine 2te Stilrichtung innerhalb des
römischen Kaiserreichs. Wie bereits im Kapitel zuvor erwähnt, war das Christentum seit
ca. 100 v. Chr. im Entstehen und war sehr populär. Auf der einen Seite waren sie
zusammen mit den Juden damit Subpassionare des römischen Systems, aber auf der
anderen Seite waren sie auch Passionare ihrer eigenen Kultur, die es heutzutage (auch
mit einigen Transformationen) zu einer der größten Religionen der Welt geschafft hat.
Da die Christen und Juden nicht die einzigen Subpassionare des römischen Systems
waren – sondern die vielen dekadenten Römer selbst auch – war die Finsternis- und
Dunkelheitsphase für die römische Kultur unausweichlich gewesen. Um die Kultur seit der
Spätantike zu betrachten, werden wir uns nun auf die Ursprünge und Entwicklung der
christlichen Kultur beziehen - immer im Hinterkopf, dass sich parallel die römische Kultur
in der Spätantike dem Ende zuneigt.
51
Durch die Völkerwanderung wurde das weströmische Reich bis 455 systematisch
geplündert und 476 setzte der Germane Odoaker den weströmischen Kaiser Romulus
Augustulus ab. Odoaker betrachtete sich selbst zwar als Herrscher in der Tradition des
römischen Reiches, allerdings ist bereits hier und spätestens mit dem Errichten einer
ostgotischen Herrschaft um 493 der germanische Einfluss auf die Transformation der
römischen in die altchristliche Kultur nicht zu verachten:
Da die germanische Religion wahrscheinlich aus einer indogermanischen Religion - aus
der auch die lateinische und griechische Religion hervorkam – entstanden ist, ist die
Annahme naheliegend, dass die germanische Religion einer ähnlichen christianisierenden
Transformation unterlegen war, wie die römische (siehe Kapitel Römische Antike, Seite
35). Der entscheidende Unterschied zwischen dem Einfluss der römischen und der
germanischen Kultur auf die christliche ist also nicht ein religiöser Faktor. Da die
Germanen im Gegensatz zu den Römern keinen Herrscherkult verfolgten, war jedoch der
Widerstand gegen die Bekehrung durch die Christen strukturell nicht vorhanden: Die
germanischen Völker waren ein halbnomadisches Volk und so war eine stabiles
einheitliches Königtum nicht möglich. Allerdings entstanden in den ersten Jahrhunderten
n. Chr. die ersten germanischen Aristokratien, die allein auf der Gefolgschaft
beruhten. Über die sozialen Konflikte zwischen den germanischen Stämmen sind keine
ausreichenden Überlieferungen vorhanden, allerdings ist man sich inzwischen sicher,
dass man nicht von einer gesamtgermanischen Identität ausgehen kann. Durch die
katholische Christianisierung der ersten Germanen konnte diese Identität allerdings
nach und nach hergestellt werden und während einer Phase in der beide Religionen
nebenher existierten, wurden die christianisierten Stämme immer sesshafter. Die
Bequemlichkeiten der dadurch entstandenen innerfriedlichen Zeit wurde wahrscheinlich
sehr geschätzt– zumal bis zur karolingischen Renaissance ein Zusammenhalt wegen der
ständigen Bedrohung durch germanische Raubzüge „wilder Stämme“, die nicht
8
Wesentliche Elemente, die wir im Mönchtum erkennen, können wir auch schon im eurasischen Schamanismus
erkennen. Der Schamane verhandelt mit den guten und bösen Geistern, bringt Opfer und verschafft sich
Visionen durch Trance, bzw. Ekstase durch Drogen, durch Fasten, Einsamkeit, Schmerz, aber auch durch Tanz
und Musik. Da die Kelten auch eine schamanische Naturreligion pflegten ist es nicht verwunderlich, dass
besonders im Bereich der gallo-romanischen Mischkultur Anhänger für das christliche Mönchtum gefunden
werden konnten.
9
Dadurch dass die Bischöfe in den Klöstern eine ähnliche strukturelle Funktion einnahmen, wie die keltischen
Druiden, ist es nicht verwunderlich, dass im Frühmittelalter quasi in „altkeltischer Tradition“ das Wissen in den
Klöstern gesammelt und gepflegt wurde.
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Die Basilika (erste Basilika 185 v. Chr.) war hierfür ein geeigneter Ort, da man nicht nur
zu einer größeren Menge reden konnte, sondern auch etwas privater gelegen war, als
wenn man seine Reden auf dem offenen Forum hält. Dies war besonders in der Zeit bis
zur konstantinischen Wende 313 wichtig, als die Christen noch verfolgt wurden. Nach der
konstantinischen Wende stieg der Anteil der christlichen Gläubigen dermaßen an, dass
die Gebäude der römischen Basilika nicht mehr ausreichten (größte römische Basilika
310). So entstanden mit den Einflüssen aus der Kunst des Kaiserreichs die ersten
Altchristlichen Kirchen (erste altchristliche Kirche in diesem Stil: Santa Sabina).
Mit der konstantinischen Wende sollte aber für die Christen nicht nur der Weg zur
Staatsreligion geebnet werden, sondern auch das christliche Mönchtum8. Das
christliche Mönchtum entstand dann in Ägypten und Palästina in Klöstern. Sie gingen
aus Einsiedlerkolonien hervor (ältestes Kloster 361 in Ägypten errichtet), die durch die
Christianisierung des römischen Reiches dann eine fromme Prägung9 erhielten und sich
wahrscheinlich aus den theologischen Diskursen, die dann als bald die Kirchen trennen
sollte, zunächst entzogen. Das älteste bekannte westliche Kloster wurde 372 in Tours
gegründet.
52
10
Ein Indiz hierfür sind z.B. die Runen, die erst in der Wikingerzeit für die nordgermanischen Völker eine
bedeutende Rolle bekamen und so eine einheitlichere Religion herbeiführten, wahrscheinlich um sich von ihren
südlichen Nachfahren abzugrenzen, die Runen spätestens seit 700 nichtmehr verwendeten.
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
sesshaft werden wollten, unerlässlich geworden war. Die Religion hatte sich hier
spätestens seit Ende des 8. Jahrhunderts (Anfang der Wikingerzeit) dermaßen
transformiert, dass für die germanischen Stämme ihre südwestlichen Nachfahren so
fremd geworden10 sind, dass sie die Klöster und das dort gepflegte Wissen systematisch
vernichten wollten.
Die Verehrung von Märtyrern und dem daraus entstehenden Reliquienkult in der
Christianisierung seit dem 2. Jahrhundert wird wahrscheinlich den germanischen
Eroberern imponiert haben. Wie sehr die Tragweite eines solchen Personenkults sein
kann, sahen wir schon bereits im Alexanderkult zur Zeit des prärömischen Hellenismus
und im römischen Kaiserkult. Allerdings ist in der Christianisierung erstmals der
Personenkult an eine religiöse Überzeugung gebunden und konnte durch diese
Mystifizierung eine missionare Tragweite spielen, die somit nicht an die Aristokratie
gebunden war. Somit musste sich wie bereits erwähnt der römische Kaiserkult bedroht
fühlen, allerdings die Aristokratie der Germanen nicht; dies war vermutlich maßgeblich
für die westliche Symbiose von geistlichen und weltlichen Fürsten.
Im Frühmittelalter wurde dadurch wahrscheinlich der Reliquienkult wichtiger als der
Predigenkult. Ein weiteres Merkmal der Glaubenstransformation des Christentums bis zur
karolingischen Renaissance war, dass die gallo-römische Kultur nur ein Vulgärlatein
sprach und somit das klassische Latein immer mehr auch unter den geistlichen Bischöfen
in Vergessenheit geriet. Kapellen gewannen zur Verehrung der Reichsreliquien an
Bedeutung (älteste Kapelle 526).
Unter den Aristokratien der Germanen waren es schließlich die Merowinger, die sich
behaupten konnten. Sie waren die ersten Germanen, die das Potenzial der gallorömischen Kultur erkannten und förderten. Sie bauten das römische Klientelwesen zu
dem Lehnswesen aus, das auch nahe an der Tradition der germanischen Gefolgschaft
war und somit als Synthese beider Systeme zu betrachten ist. Dadurch war der
Gefolgsmann nichtmehr durch Geld, sondern durch Grund und Boden an den König
gebunden. Dies ist insofern wichtig, da die römische Aristokratie insbesondere durch den
monetären Reichtum in Verruf geraten war und somit auch weiterer Nährboden für die
Verbreitung des Christentums gelegt wurde, da es die Religion derjenigen gallorömischen Bevölkerungsschichten war, die die römische Aristokratie ablehnten.
Das Frankenreich unter der Führung der Merowinger war jedoch das einzige
südgermanische Reich des Frühmittelalters, dass durch das Lehnswesen eine Einheit der
langsam sesshaft werdenden germanischen Völker hervorbrachte, während die östlicher
gelegenen germanischen Völker wahrscheinlich keine konstruktive Versöhnung zwischen
Aristokratie und Unterschicht zuließen und somit den Plünderungen durch die
nordgermanischen Völker härter ausgeliefert waren. Leider sind aus dieser Zeit kaum
archäologische Funde vorhanden, so dass wir davon ausgehen können, dass Macht- oder
Kunstdarstellungen nicht möglich oder wohl eher nicht gewollt waren und Gebiete z.B.
beim heutigen Polen teilweise nicht bewohnt waren, bevor sie von den Slawen besetzt
wurden. Das Zeitalter der Merowinger wird deswegen auch als dunkles Zeitalter
bezeichnet, aber in ihm bildeten sich die bedeutenden kulturellen Impulse für den
Unterschied zwischen der altchristlichen spätantiken Kirche und der frühmittelalterlichen
katholischen Kirche.
53
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Während für die Bekehrung eine Abgrenzung zur germanischen Religion wichtig war und
so die lateinische Sprache im westlichen römischen Reich bei der Christianisierung eine
große Rolle für diese Abgrenzung spielte, war man im östlichen römischen Reich dazu
bereit (eventuell auch gerade um von der römischen Kultur zunehmenden Abstand zu
gewinnen) die Volkssprache in der Liturgie zu verwenden. Hier entstand das
byzantinische Reich, das weiterhin hellenistisch geprägt sein sollte und so größtenteils
griechisch gesprochen wurde. Latein sprach man nur noch in der Verwaltung und im
Heer. Mit der Verlagerung des römischen Hauptsitzes nach Konstantinopel noch vor der
Völkerwanderung, lebten hier die römischen Traditionen weiter. Obwohl im Gegensatz
zum weströmischen Reich sich das oströmische Reich erfolgreich gegen die Germanen
zur Wehr setzen konnten, war auch die Kultur des Kaiserreiches im oströmischen Reich
bestimmten Transformationen unterlegen:
Nachdem auch das oströmische Reich durch die Perserkriege geschwächt war, hatten
sie der islamischen Expansion nichts entgegen zu setzen. Auch wenn die Araber schon
früher Raub- und Plünderungszüge unternommen hatten, waren die arabischen Stämme
sehr zersplittert und so war es dem ersten Kalifen nur möglich gewesen die Stämme
miteinander zu vereinen, da sich mit dem Propheten Mohammed (570-632) die
arabischen Stämme zu einem religiösem Selbstverständnis zusammen finden konnten.
Zudem predigte er die Verbreitung der neuen Religion, so dass damit ein gemeinsames
Feindmotiv unter den Arabern vorhanden war. Bis 700 eroberten die Araber ca. 2/3 der
oströmischen Gebiete und das oströmische Reich verlor so ¾ ihrer Steuereinnahmen.
Damit verschwanden nach und nach die alte senatorische Aristokratien und damit auch
der Großteil der klassischen Bildung, um einer neuen militärischen Elite Platz zu
machen. Der Umfang dieser Auswirkungen wird auch darin klar, dass die alten Polis unter
den jahrzehntelangen arabischen Angriffen nun stark an Bevölkerung einbüßten und sich
zu Kastronen entwickelten, die primär dem Nutzen der Verteidigung dienten.
In der Blütezeit des Islams wurden die von den Arabern eroberten Gebiete in Ägypten
und Syrien von der arabischen Kultur überformt und die christliche Kultur in diesen
Gebieten zurückgedrängt.
In Griechenland und der Türkei entwickelte sich neben der militärischen Elite die
orthodoxe Kirche. Im Vergleich zu dem weströmischen Reich, dass mehr juristischpolitisch geprägt war und ab dem späten 5. Jahrhundert das Bildungsmonopol in der
Kirche hatte, sah sich das oströmische Reich in der Tradition der klassischen Bildung. So
kam es auch in beiden Reichen zu unterschiedlichen theologischen Sichtweisen, die
schließlich zum morgenländischen Schisma 1054 führten. Die orthodoxe Kirche bezieht
sich auf die Beschlüsse der sieben ökumenischen Konzile zwischen 325 und 787, die den
christlichen Glauben auf seine theologischen Fragen beraten sollten. Durch die
Verbreitung des Islams im Südosten, war die orthodoxe Christianisierung nur in die
slawischen Gebiete möglich gewesen, insbesondere nachdem die südliche Wanderung der
Slawen im 7. Jahrhundert endete. Durch diese „religiöse Versöhnung“ ist mit einem
regen Austausch der Kulturen zu rechnen. Dies kann man auch daran erkennen, dass die
Kastronen auch in den slawischen Gebieten sehr verbreitet waren und der Grundzug der
Zivil- und Staatsverfassung demokratisch war. Standesunterschiede bildeten sich durch
fremde Einflüsse erst im späten Mittelalter aus. Trotz einem kurzen Aufschwung während
der makedonischen Dynastie kam es insbesondere durch die anschließende Einführung
des Feudalsystems bis zur Eroberung durch die Osmanen im byzantinischen Reich kaum
zu Änderungen der beschriebenen Transformationen.
54
11
In Osteuropa bevölkerten Slawen, Awaren und Hunnen das Land zwischen dem Frankenreich und dem
byzantinischen Reich. Interessant hierbei ist, dass auch wenn über die Awaren und Hunnen kaum
Überlieferungen vorhanden sind, aber über ihre Gene eine Verwandtschaft mit Zentralasien (Mongolei)
verbunden werden kann.
Die ältesten Überlieferungen des Yin und Yang Symbols finden wir im 5. Jahrhundert v. Chr. bei den Kelten,
dort galt es als Symbol der Naturverbundenheit. 430 n. Chr. lässt sich von einer gallo-römischen Legion
berichten, die dieses Symbol als Wappenschild hatte. Etwa 100 Jahre später ist es möglich gewesen, dass die
Awaren Kontakt bekamen mit der gallo-römischen Kultur. Dass im Daoismus das Symbol erst um 1000 n. Chr.
auftaucht, legt die Vermutung nahe, dass das Symbol über verschiedene heidnische Kulturen in den Osten
getragen wurde. Dieser Zusammenhang ist insofern wichtig für unser kulturelles Verständnis, als das wir über
den Daoismus die Naturreligionen auf einer philosophischen und nicht mystifizierenden Art und Weise verstehen
können.
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Im Frankenreich unter den Merowingern hatte sich die gallo-römische Kultur dermaßen
mit der germanischen Kultur vermischt, dass die römischen ideationalistischen
Identifizierern zunehmend von den keltisch oder germanisch geprägten sensualen
Identifizierern verdrängt wurden.
Je weiter man nordöstlich des Frankenreiches schaute, desto weniger römisch geprägt
schienen die Kultur zu sein, z.B. waren die Sachsen nicht bereit ihr Heidentum11
aufzugeben. Wirft man einen Blick auf die Etymologie des Wortes Heidentum, wird man
feststellen, dass die ursprüngliche Bedeutung der Germanen als Selbstbezeichnung für
ihre mystifizierte Weltbetrachtung Heidentum als „zur eigenen heimischen Kultgemeinde
angehörend“ bedeutet. Erst durch die Christen ist die heute vorherrschende negative
Assoziation von „primitiv“ oder gar „ungläubig“ aufgekommen. Diese etymologische
Verwandlung ist ein typisches Merkmal der Christianisierung.
Während es in östlicher Richtung noch die Verteidigung gegen die Islamische Expansion
durch das byzantinische Reich gab, war die Gefahr durch die kulturelle Überformung der
Sarazenen auf das Frankenreich über die iberische Halbinsel gegeben.
Die Langobarden hatten als letzte Züge der Völkerwanderung um 568 große Teile
Italiens und den alpinen Raum eingenommen, nahmen hier das Christentum an und
vermischten sich mit der lateinischen Sprache bis hin zu dem noch heute
vorherrschendem italienisch. Den römischen Bauformen der Basilika und des Zentralbaus
fügten sie neue Stilelemente aus der germanischen „ornamentalen Geometrik“ wie
Blendarkaden, Pilaster, Lisenen und Bogenfriese hinzu. Trotz der Adaption der Religion,
stritten sie noch bis 773 mit der Kirche um Einfluss, Besitz und Macht. Aber
wahrscheinlich gerade wegen diesem Streit und der geographischen Nähe zum
katholischen Glaubenszentrum Rom war der kulturelle Einfluss des Christentums auf die
Langobarden wahrscheinlich so stark- zumal die keltischen Einflüsse in Italien schon seit
der Verdrängung der Etrusker kaum noch vorhanden waren.
Zu dieser Zeit kam Karl der Große zum Herrscher der Franken. Wie er schon vor seinem
Amtsantritt zu der großen Bildung gelangen konnte ist ungewiss; es wird jedoch
vermutet, dass er in St. Denis (dessen Kloster schon durch die Merowinger eine große
Aufmerksamkeit und Pflege genoss) durch einen unbekannten Lehrer die sieben freien
Künste gelehrt bekam. Die sieben freien Künste hatten zur Zielrichtung die religiöse
bzw. philosophische Lehre des Neuplatonismus. D.h. das durch diese Lehre Gegenstände
bezeichnet werden sollen, die nur über Verstand oder die Vernunft erfasst werden
können, ohne jegliche Beteiligung von sinnlicher Anschauung. Entsprechend primitiv
wirkte auf Karl der Große die sensuelle Kultur der Heiden und so verfolgte er bei seinen
Eroberungen (Bretagne, Lombardei, Bayern, Sachsen, Böhmen, Mähren und Kroatien)
eine komplette Restaurierung des Frankenreiches.
Mit der damit einhergehenden karolingischen Erneuerung kam es unter Karl dem
Großen zu einem Aufschwung in Bildung, lateinischer Sprache und Literatur, sowie der
Baukunst. Nicht nur der Adel, sondern auch die geistlichen Führungsstrukturen waren
stark hierarchisch geprägt. Die meisten Gebäude werden wohl von Karl dem Großen und
55
Als das spätkarolingische Königtum durch Ungarneinfälle und Adelsfehden anfing wieder
zu bröckeln kam Heinrich I. an die Macht und schaffte es das ostfränkisch-deutsche
Reich nach innen und außen wieder zu festigen. Durch eine Abkehr von der
karolingischen Praxis das Reich zu teilen, sondern an seinen ältesten Sohn Otto zu
vererben wurde der Status des „römisch-deutschen Kaisers“ für mehrere Generationen
gefestigt.
Otto I. und seine Nachfolger sollten in der Tradition ihres Vorgängers Heinrich I. diese
Machtstrukturen noch weiter festigen. Bei der Neubesetzung von Ämtern und
Besitzungen wurde das dynastische Erbrecht missachtet. Stattdessen vergab er die
Ämter und Besitztümer an „Freunde“ des Vaters. Damit - und der barbarischen
Durchsetzung dieser Reform - stellte er sich im Gegensatz zu seinem Vater weit über den
übrigen Adel und er schaffte Strukturen, die stark zentralisiert organisiert waren.
Durch seine Heiratspolitik schaffte er schließlich die innere Konsolidierung, aber auch
eine starke Bindung des Westfrankenreichs.
Durch das ottonisch-salische Reichskirchensystem schaffte Otto eine weitere
Konsolidierung. Sie erfuhr zahlreiche Schenkungen, die nicht nur Grundbesitz, sondern
auch königliche Hoheitsrechte wie Zoll-, Münz- und Marktrechte umfassten. Damit
verpflichtete er die Kirche für einen erhöhten Dienst gegenüber dem König und dem
Reich, aber ermöglichte eine weitere Verbreitung, die die „gottgewollte“ religiöse
Ordnung herstellen sollte. Das wichtige hierbei ist, dass der Kaiser dadurch über die
Kirchenhoheit verfügt und so das Lehen wieder zurück an ihn fällt, wenn ein Bischof
stirbt.
Nachdem er die Westslawen unterwarf, forcierte er hier durch das Erzbistum in
Magdeburg die Christianisierung.
In der durch diese innere Ordnung einkehrenden Frieden und dem starken Einfluss der
Kirche, kam es zu einer neuen Verbreitung der Architekturkunst in der Tradition der
karolingischen Erneuerung in der ottonischen Renaissance. Da der Weltklerus nun
eine wesentlich größere Rolle als zur Zeit Karl des Großen spielte, weiteten sich die
geistlichen Bauaufgaben jedoch nichtmehr auf die Klöster, sondern auf die Kirchbauten
aus. Dadurch entstanden die ersten Hallenkirchen.
Während es aber Karl dem Großen um die Bildung des Volkes ging, ist bei Otto dem
Großen der Wille nach einem „bewussten Versuch der nationalen Aufrichtung und
Kultivierung“ vorhanden. Von den Nationalsozialisten wurde Heinrich I. und Otto I. als die
Stifter des deutschen Volkes angesehen, da sie als Ziel hatten die sprach- und
artverwandten Stämme zu einer deutschen Einheit zusammenzuführen.
Vermutlich war das Streben zu einer Identität dahinter jedoch mehr eine ordnende - als
eine faschistische - Motivation gewesen.
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
seinen Nachfolgern in Auftrag gebracht worden sein. Diese hatten neben einer
Repräsentationsarchitektur natürlich auch einen Ausbau der Klöster (da diese zu dieser
Zeit als Hauptstätten der Bildung galten) im Sinn. Durch eine neue Fokussierung auf
römische Künste und einer durch Karl dem Großen hervorgehenden
Zwangschristianisierung, wurde nun die germanisch-heidnische Kultur komplett
verdrängt und es machten sich durch die neue Bedeutung der römischen Baukunst
ähnliche Vermischungen wie die der Langobarden im Frankenreich breit, die fortan die
fränkische und deutsche Baukultur grundlegend prägen sollte.
Durch die Förderung der Klöster und die Zwangschristianisierung gewann der Klerus an
sehr viel Macht, so dass langsam eine klare Abgrenzung zwischen Mönchen und
Weltklerus nötig wurde, um durch diese Spaltung der Liturgieansichten keine inneren
Streitigkeiten im Klerus hervorzurufen.
56
57
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Altchristliche Spätantike
Antike Synagogen
Eine Versammlungsstätte neben der Basilika waren die jüdischen antiken Synagogen, die
dieselbe kommunikative Funktion wie die Basilika hatten, aber durch das Judentum
orientalischer geprägt waren. Während die Christen in den Basiliken unter der kritischen
Aufsicht der Römer geduldet wurden, wurden sie in den Synagogen von den Juden als
jüdische Sekte geduldet.
Dramatik: 2 Punkte
Ursache: Neue sensuale Bedürfnisse der Menschen (Weltuntergangsprophezeiungen)
Auflösung der jüdischen Urgemeinde
Nach den jüdischen Kriegen verließen viele Juden das Land und die jüdische Urgemeinde
aus Juden und Christen löste sich langsam auf, so dass sich das Christentum – zunächst
nur im östlichen Bereich des römischen Reichs – ausbreiten konnte. Hier sehen wir den
Unterschied zwischen dem verstreutem Diasporajudentum und dem Christentum, das
nicht bereit ist sich zu verstreuen und nach einer einheitlichen Gemeinschaft strebt.
Sensualismus: 3 Punkte
Ursache: jüdische Kriege
Ritual der Invocatio
Mit dem Ritual der Invocatio wurden fremde Götter eingeladen an den römischen Kulten
teilzuhaben. Da die Römer in ihrem Polytheismus nur abstrakte Numina – das heißt
göttliche Kräfte – verehrten und illustrierten, konnten Sie damit die eigenen Götter mit
denen anderer Völker recht einfach identifizieren.
Dramatik: 2 Punkte
römischer Synkretismus
Mit der Einführung des Prinzipats wuchs die Notwendigkeit einen einheitlichen Staatskult
zu schaffen, um die Reichsangehörigen an Staat und Kaiser zu binden. Unter diesem
römischen Synkretismus waren Religionen – und unter Ihnen am stärksten das
Christentum – die diesem Kaiserkult nicht folgen wollten eine Bedrohung für die römische
Kultur.
Sensualismus: 2 Punkte
Ursache: römische Religion
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Ursache: römische Religion
58
Basilika
Als im westlichen römischen Reich die Mitgliederzahl der Christen stieg, waren für die
Christen neue Orte von Nöten. Die Basilika war für die Weltuntergangsprophezeiungen
und altchristlichen Predigen ein geeigneter Ort. Hier konnte man nicht nur zu einer
größeren Menge reden, sondern man war auch etwas privater gelegen, als wenn man
seine Reden auf dem offenen Forum hält.
Dramatik: 2 Punkte
Ursache: Neue sensuale Bedürfnisse der Menschen (Weltuntergangsprophezeiungen)
konstantinischen Wende
Durch eine Vision des römischen Kaisers Konstantin und der Bestätigung dieser Vision im
Krieg änderte sich die feindliche Einstellung der römischen Regierung gegenüber den
Christen. Der Anteil der christlichen Gläubigen wuchs dadurch stark an und der christliche
Glauben wurde bald durch die hohe Identifikation der Römer mit dieser neuen Religion
zur Staatsreligion erhoben.
Sensualismus: 2 Punkte
Ursache: Verbreitung des Christentums durch Basiliken und dem römischen
Synkretismus
Altchristliche Kirchen
Durch den starken Zulauf zum Christentum reichten die Gebäude der römischen Basilika
nicht mehr aus (größte römische Basilika 310). So entstanden mit kulturellen Einflüssen
aus der Kunst des Kaiserreichs die ersten Altchristlichen Kirchen. Hierbei handelt es sich
um eine Transformation des alten Stils der klassischen Sphäre in einen neuen Stil der
romantischen Sphäre.
Sensualismus: 3 Punkte
Klöster
Klöster gingen aus dem Zusammenschluss von Einsiedlerkolonien hervor, die sich über
das gemeinsame Verständnis der Zurückgezogenheit miteinander geborgen fühlten.
Durch die Christianisierung des römischen Reiches erhielten diese Klöster dann eine
fromme Prägung.
Sensualismus: 2 Punkte
Ursache: starke Verbreitung des Christentums durch die konstantinische Wende, wegen
der syrisch-orthodoxen Prägung aus orientalischem Stil wie die Synagogen entstanden,
als durch die Basiliken.
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Ursache: starke Verbreitung des Christentums durch die konstantinische Wende
59
christliches Mönchtum
Mit der konstantinischen Wende wurde für die Christen nicht nur der Weg zur
Staatsreligion geebnet, sondern auch das christliche Mönchtum geschaffen. Wesentliche
Elemente, die wir im Mönchtum erkennen, können wir auch schon im eurasischen
Schamanismus erkennen. Im Mönchtum wurde jedoch größtenteils nicht durch
pragmatisches Denken eine Ordnung gesucht, sondern ein Leben identifiziert, das sich
aus den christlichen Idealen und den Bedürfnissen der Eremiten herleitete.
Pragmatismus: 3 Punkte
Ursache: Klosterbau und gallo-romanische Mischkultur
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Fazit zur altchristlichen Spätantike
Nachdem das römische Reich, dass mehr der klassischen Sphäre zugeordnet werden
kann, erfolgreich die hellenistische Kultur überformte, machten sich schon die ersten
Gegenspieler aus der romantischen Sphäre – ganz in der Tradition der hellenischen
romantischen Kultur – als Gegenbewegung breit. Die noch vor der römischen Kaiserzeit
durch strukturelle Passionare geprägte römische Kultur findet damals schon parallel die
ersten dramatischen Passionare, die für die altchristliche Kultur maßgebend sein sollten.
In der Zeit, als dann das römische Reich anfängt zu bröckeln, finden diese dramatischen
Passionare ihre ersten Anhänger als sensuale Identifizierer. Während diese auf der einen
Seite die römische Kultur als Subpassionare ausbeuteten, transformierte sich gleichzeitig
daraus die Basis für die christliche Kultur.
60
Gallo-romanische Spätantike
Völkerwanderung
Durch die Völkerwanderung wurde das weströmische Reich systematisch geplündert und
der Germane Odoaker setzte den weströmischen Kaiser Romulus Augustulus ab. Odoaker
betrachtete sich selbst zwar als Herrscher in der Tradition des römischen Reiches,
allerdings ist bereits hier und spätestens mit dem Errichten einer ostgotischen Herrschaft
der germanische Einfluss auf die Transformation der römischen in die altchristliche Kultur
im weströmischen Reich hergestellt.
Pragmatismus: 3 Punkte
Ursache: unbekannt
germanische Religion
Da die germanische „Naturreligion“ wahrscheinlich aus einer indogermanischen Religion aus der auch die lateinische und griechische Religion hervorkam – entstanden ist, ist die
Annahme naheliegend, dass die germanische Religion einer ähnlichen christianisierenden
Transformation unterlegen war, wie die römische. Das heißt, dass auch hier durch
Prophezeiungen und Predigen eine breite Masse auf der Gefühlsebene angesprochen
wurde.
Sensualismus: 2 Punkte
Ursache: indogermanische Religion
germanischen Aristokratie
Die germanischen Völker waren ein halbnomadisches Volk und so war ein stabiles
einheitliches Königtum nicht möglich.
Allerdings wurden in den ersten Jahrhunderten n. Chr. die ersten germanischen
Aristokratien konzipiert, die durch ihre Gefolgschaft bemächtigt wurden.
Fundamentalismus: 2 Punkte
katholische Christianisierung
Durch die westliche Christianisierung der ersten Germanen konnte diese Identität
allerdings nach und nach hergestellt werden und während einer Phase in der beide
Religionen nebenher existierten, wurden die christianisierten Stämme immer sesshafter ,
da die Bequemlichkeiten der dadurch entstandenen innerfriedlichen Zeit geschätzt wurde.
Pragmatismus: 2 Punkte
Ursache: altchristliche Kultur und kein struktureller Wiederstand, da es zunächst keine
Konkurrenz zur germanischen Aristokratie gab
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Ursache: unbekannt
61
germanische Raubzüge
Ein Zusammenhalt der christianisierten Stämme war wegen der ständigen Bedrohung
durch germanische Raubzüge „wilder Stämme“, die nicht sesshaft werden wollten,
unerlässlich geworden. Die Religion hatte sich hier dermaßen transformiert, dass für die
germanischen Stämme ihre südwestlichen Nachfahren stark fremd geworden sind.
Sensualismus: 3 Punkte
Ursache: katholische Christianisierung
Reliquienkult
Die Verehrung von Märtyrern und dem daraus entstehenden Reliquienkult in der
Christianisierung wird wahrscheinlich den germanischen Eroberern imponiert haben. In
der Christianisierung ist erstmals der Personenkult an eine religiöse Überzeugung
gebunden und konnte durch diese Mystifizierung eine missionare Tragweite zur
Durchsetzung des christlichen Bewusstseins spielen.
Ideationalismus: 2 Punkte
Ursache: katholische Christianisierung
Kapellen
Im Frühmittelalter wurde wahrscheinlich der Reliquienkult wichtiger als der Predigenkult.
Ein weiteres Merkmal der Glaubenstransformation des Christentums bis zur
karolingischen Renaissance war, dass die gallo-römischen Kultur nur ein Vulgärlatein
sprach und somit das klassische Latein immer mehr auch unter den geistlichen Bischöfen
in Vergessenheit geriet. Altchristliche Kirchen wurden immer seltener erbaut und dafür
gewannen Kapellen zur Verehrung der Reichsreliquien an Bedeutung (älteste Kapelle
526).
Pragmatismus: 3 Punkte
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Ursache: Reliquienkult
62
Lehnswesen
Die Merowinger bauten das römische Klientelwesen zu dem Lehnswesen aus, das auch
nahe an der Tradition der germanischen Gefolgschaft war und somit als Synthese beider
Systeme zu betrachten ist.
Dadurch war der Gefolgsmann nichtmehr durch Geld, sondern durch Grund und Boden an
den König gebunden.
Fundamentalismus: 2 Punkte
Ursache: germanische Aristokratie der Merowinger und römisches Patronat
Merowinger
Das Frankenreich unter der Führung der Merowinger war das einzige südgermanische
Reich des Frühmittelalters, das durch das Lehnswesen eine Einheit der langsam sesshaft
werdenden germanischen Völker verfassen konnte.
Fundamentalismus: 3 Punkte
Ursache: germanische Aristokratie
dunkles Zeitalter
Aus der merowingischen Zeit sind kaum archäologische Funde vorhanden, so dass wir
davon ausgehen können, dass Macht- oder Kunstdarstellungen nicht möglich oder wohl
eher nicht gewollt waren. Gebiete z.B. beim heutigen Polen waren teilweise nicht
bewohnt, bevor sie von den Slawen besetzt wurden. Dieses Zeitalter bildete aber auf
Grund der spätantiken Transformation des Christentums die bedeutenden kulturellen
Impulse für den Unterschied zwischen der altchristlichen spätantiken Kirche und der
frühmittelalterlichen katholischen Kirche.
Pragmatismus: 2 Punkte
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Ursache: die germanische Religion übte wahrscheinlich noch so viel Einfluss aus, als dass
das Wissen nur bei den Bischöfen (die nun die Schamanen der germanischen Religion
ersetzten) blieb und die Streitigkeiten zwischen den germanischen Aristokratien ließen
auch wenig Machtzuwachs zu, als dass daraus genügend Reichtum hätte entstehen
können.
63
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Fazit zur gallo-romanischen Spätantike
Durch die starke durchmischte kulturelle Überformung der Völkerwanderung und den
wenigen Überlieferungen lässt sich eine Klassifizierung dieser Zeit nur schwer machen,
allerdings wenn man die Bedingungen und Folgen betrachtet, kann man sehen, dass
diese Zeit auf Basis der altchristlichen Kultur durch fromme Vollstrecker geprägt wurde.
Allerdings setzen sich teilweise pragmatische Vollstrecker durch und teilweise auch
fundamentale Vollstrecker.
64
Karolingische Vorromanik
Heidentum
Die Etymologie des germanischen Wortes „Heidentum“, hatte ursprüngliche die
Bedeutung einer Selbstbezeichnung für ihre mystifizierte Weltbetrachtung: „zur eigenen
heimischen Kultgemeinde angehörend“.
Erst durch die Christen ist die heute vorherrschende negative Assoziation von „primitiv
und ungläubig“ aufgekommen. Diese etymologische Verwandlung ist ein typisches
Merkmal der Christianisierung, die somit eine Anpassung der Germanen an das
Christentum herbeiführte.
Pragmatismus: 3 Punkte
Ursache: katholische Christianisierung
Langobarden
Die Langobarden hatten große Teile Italiens und den alpinen Raum eingenommen,
nahmen hier das Christentum an und vermischten sich mit der lateinischen Sprache. Den
römischen Bauformen der Basilika und des Zentralbaus fügten sie neue Stilelemente aus
der germanischen „ornamentalen Geometrik“ hinzu. Trotz der Adaption der Religion,
stritten sie noch lange mit der Kirche um Einfluss, Besitz und Macht. Aber wahrscheinlich
bereitete gerade dieser Streit und der geographischen Nähe zum katholischen
Glaubenszentrum Rom auf die Langobarden einen starken kulturellen Einfluss des
Christentums.
Pragmatismus: 3 Punkte
Ursache: Völkerwanderung
sieben freie Künste
Es wird vermutet, dass Karl der Große in St. Denis in den sieben freien Künste gelehrt
wurde.
Die sieben freien Künste legten die religiöse bzw. philosophische Lehre fest, dass
Gegenstände bezeichnet werden sollen, die nur über Verstand oder die Vernunft erfasst
werden können, ohne jegliche Beteiligung von sinnlicher Anschauung.
Ursache: klassische hellenische Bildung
Karl der Große
Karl der Große war durch die sieben freien Künste gebildet und dadurch wirkte auf ihn
entsprechend primitiv die Kultur der Heiden. Somit verfolgte er bei seinen Eroberungen
(Bretagne, Lombardei, Bayern, Sachsen, Böhmen, Mähren und Kroatien) eine komplette
Restaurierung des Frankenreiches, in dem er untersuchte, wie die vorhandenen
Gegebenheiten mit den Lehren der sieben freien Künste verbessert werden können.
Strukturalismus: 2 Punkte
Ursache: sieben freie Künste
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Fundamentalismus: 3 Punkte
65
karolingischen Erneuerung
Mit dem durch Karl dem Großen einhergehenden Wissensdurst, brachte er durch seine
Politik eine neue Ordnung in die Gesellschaft. Dadurch kam es zu einem Aufschwung in
Bildung, lateinischer Sprache und Literatur, sowie in der Baukunst. Nicht nur der Adel,
sondern auch die geistlichen Führungsstrukturen waren hierbei stark hierarchisch geprägt
und die Bauaufgaben dieser Zeit hatten neben einer Repräsentationsarchitektur natürlich
auch einen Ausbau der Klöster - die Klöster galten zu dieser Zeit als Hauptstätten der
Bildung - im Sinn.
Strukturalismus: 4 Punkte
Ursache: sieben freie Künste
Zwangschristianisierung
Damit Karl der Große seine Politik durchsetzen konnte, musste er nicht nur eine
einheitliche Basis schaffen, sondern auch die Gesellschaft neu ordnen. Er sah in der
germanisch-heidnischen Kultur ein Feindbild zu dem antiken Wissen, so dass für ihn die
Christianisierung des Volkes hohe Priorität hatte.
Durch die daher einhergehende neue Bedeutung der römischen Baukunst machten sich
ähnliche Vermischungen wie in der Kultur der Langobarden breit, die fortan die Baukultur
grundlegend prägen sollte.
Strukturalismus: 3 Punkte
Ursache: sieben freie Künste und die Bedeutung des Christentums durch die
Langobarden
Weltklerusentstehung
Durch die Förderung der Klöster und durch die Zwangschristianisierung gewann der
Klerus an sehr viel Macht. Langsam war eine klare Abgrenzung zwischen Mönchen und
Weltklerus nötig, um keine inneren Streitigkeiten über die Liturgie im Klerus
hervorzurufen und die Gebiete beider Denkweisen systemorientiert abzustecken.
Ursache: Zwangschristianisierung
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Strukturalismus: 2 Punkte
66
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Fazit zur karolingischen Vorromanik
Im Frankenreich unter den Merowingern hatte sich die gallo-römische Kultur dermaßen
mit der germanischen Kultur vermischt, dass die römischen ideationalistischen
Identifizierer und christlichen sensualen Identifizierern zunehmend verdrängt wurden.
Stattdessen wurde zunächst über pragmatische Vollstrecker eine Identität zwischen den
germanischen Stämmen gesucht. Als allerdings auch dies zu keiner Identität führte,
schaffte es erst Karl der Große als struktureller Identifizierer das Frankenreich zu neuer
kultureller Blüte zu führen.
67
Ottonische Vorromanik
Heinrich I.
Als das spätkarolingische Königtum durch Ungarneinfälle und Adelsfehden anfing wieder
zu bröckeln kam Heinrich I. an die Macht und schaffte es das ostfränkisch-deutsche Reich
nach innen und außen wieder zu festigen.
Durch eine Abkehr von der karolingischen Praxis das Reich zu teilen, sondern an seinen
ältesten Sohn Otto zu vererben wurde der Status des „römisch-deutschen Kaisers“ für
mehrere Generationen veranlasst.
Fundamentalismus: 3 Punkte
Ursache: karolingische Erneuerung
Otto I.
Otto I. und seine Nachfolger sollten in der Tradition ihres Vorgängers Heinrich I. die
neuen Machtstrukturen noch weiter festigen. Bei der Neubesetzung von Ämtern und
Besitzungen wurde das dynastische Erbrecht missachtet. Stattdessen vergab er die
Ämter und Besitztümer an „Freunde“ des Vaters.
Damit und mit der barbarischen Durchsetzung dieser Reform stellte er sich im Gegensatz
zu seinem Vater weit über den übrigen Adel und er verordnete Strukturen, die stark
zentralisiert organisiert waren.
Fundamentalismus: 2 Punkte
Ursache: Heinrich I.
Heiratspolitik
Durch seine Heiratspolitik verfasste Otto I. schließlich die innere Konsolidierung, aber
auch eine starke Bindung des Westfrankenreichs.
Fundamentalismus: 2 Punkte
Reichskirchensystem
Durch die Einführung des ottonisch-salischen Reichskirchensystems erfuhr die Kirche
zahlreiche Schenkungen, die nicht nur Grundbesitz, sondern auch königliche
Hoheitsrechte wie Zoll-, Münz- und Marktrechte umfassten. Damit verpflichtete er die
Kirche für einen erhöhten Dienst gegenüber dem König und dem Reich, aber ermöglichte
eine weitere Verbreitung, die die „gottgewollte“ religiöse Ordnung herstellen sollte.
Das wichtige hierbei ist, dass der Kaiser dadurch über die Kirchenhoheit verfügt und so
das Lehen wieder zurück an ihn fällt, wenn ein Bischof stirbt.
Fundamentalismus: 3 Punkte
Ursache: Otto I.
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Ursache: Otto I.
68
ottonische Renaissance
In dem durch Otto I. hergestellten Frieden und dem starken Einfluss der Kirche in der
Bildung, kam es zu einer neuen Verbreitung der Architekturkunst in der Tradition der
karolingischen Erneuerung.
So wurde wieder Anhaltspunkt geschaffen, der gemeinsame Ideale definierte.
Strukturalismus: 4 Punkte
Ursache: Otto I.
Hallenkirchen
Da der Weltklerus zur Zeit Otto I. eine wesentlich größere Rolle als zur Zeit Karl des
Großen spielte, weiteten sich die geistlichen Bauaufgaben jedoch nichtmehr auf die
Kloster, sondern auf die Kirchbauten aus. Dadurch entstanden die ersten Hallenkirchen.
Dramatik: 3 Punkte
Ursache: ottonische Renaissance
Deutsche Einheit
Durch einen „bewussten Versuch der nationalen Aufrichtung und Kultivierung“ wurden
später Heinrich I. und Otto I. von den Nationalsozialisten als die Stifter des deutschen
Volkes angesehen, da sie als Ziel hatten die sprach- und artverwandten Stämme zu einer
deutschen Einheit zusammenzuführen. Vermutlich war das Streben zu einer deutschen
Identität dahinter jedoch mehr eine ordnende - als eine faschistische - Motivation
gewesen.
Strukturalismus: 2 Punkte
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Ursache: ottonische Renaissance
69
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Fazit zur ottonischen Vorromanik
Mit Karl dem Großen war schon ein wichtiger Schritt gemacht worden eine Identität über
das katholische Christentum zu finden, dass nun neben den gallo-römischen Wurzeln
auch Vermischungen mit der germanischen Kultur unterlegen war. Nachdem aber die
strukturellen Ausarbeiten nicht genügend Grundlagen von fundamentalen Vollstreckern
hatten, konnte das Erbe von Karl dem Großen erst durch die fundamentalen Vollstreckern
Otto I. und seinen Nachfolgern weitergetragen werden. Dadurch, dass nun eine
ordentliche Grundlage geschaffen war, konnte sich die Romanik erst entwickeln.
70
Kapitel: Spätantike und Vorromanik
Analyse der Spielbarkeit
71
Romanik
Geschichte
Der Übergang zu seinem Thronnachfolger Heinrich III. verlief 1040 reibungslos und durch
die Heirat mit der burgundischen Agnes von Poitou wurde die deutsche Herrschaft in
Burgund gesichert. Allerdings die Bemühen Heinrich III. friedlich die amtsrechtlich
begründeten Verfügungsgewalt über die Herzogtümer zu sichern, waren vergeblich, so
dass nach seiner Zeit das „konsensuale Prinzip“, also die Teilhabe der Fürsten an den
Reichsangelegenheiten, weiterhin Bestand behielt. Bezogen auf seine Amtszeit
schwärmen moderne Historiker von einer Ordnung des harmonischen Zusammenwirkens
von weltlicher und geistlicher Gewalt:
Nachdem die Simonie (insbesondere durch die Förderung unter Konrad II.), d.h. der Kauf
und Verkauf von kirchlichen Ämtern, immer mehr in die Kritik geriet, berief Heinrich III.
1046 die Synode in Sutri ein. Als Folge der Synode wurden die 3 amtierenden Päpste
abgesetzt und stattdessen der erste Reformpapst Clemens II. gewählt. Anschließend
wurde Heinrich III. von Clemens II. zum Kaiser gekrönt. Da hierbei aber auch Heinrich
III. als Schutzpatron Roms eingesetzt wurde und somit bei der Erhebung des Papstes
mitwirken konnte, führte dies zu einer Verklammerung des Reiches mit der Kirche.
Die durch Heinrich III. unterstützte Reformbewegung erwuchs aus den Cluniazensern.
Kapitel: Romanik
Als der ottonischen Dynastie im heiligen römischen Reich mit Konrad II. um 1024 die
salische Dynastie folgte, wurde zunächst das Reichskirchensystem weiter gepflegt, bis
fast nur noch Bischöfe eingesetzt wurden und weltliche Vasallen immer weniger
Besitztümer besaßen. Konrad II. selber war wahrscheinlich nicht besonders gebildet und
so hielt er sich aus den Verhältnissen in Rom heraus. Dafür aber setzte er die
Heiratspolitik wie Otto geschickt ein und schaffte so den Trias der Reiche, also den
Zusammenschluss des ostfränkisch-deutschen, des italienischen und burgundischen
Königreichs. Das byzantinische Reich konnte er allerdings nicht mit dem heiligen
römischen Reich vereinen.
Die wichtigste Veränderung unter Konrad dem II. war allerdings die Einführung der
Vorstellung einer „Dauerhaftigkeit“ des Königtums (transpersonale Herrschaft), d.h.
dass ein Königtum unabhängig von der Person des jeweiligen Königs als Institution und
Rechtsperson fortdauert. Als ältestes Beispiel wird eine Zusammenkunft mit den Pavesen
erwähnt, die die Pfalz bis auf die Grundmauern zerstört hatten und dies damit
begründeten, dass es in der Zeit keinen König gegeben habe und deswegen niemand
geschädigt worden sei. Hier soll Konrad der II. gesagt haben: „Ist der König tot, so bleibt
doch das Reich bestehen, ebenso wie ein Schiff bleibt, dessen Steuermann gefallen ist.“
Wahrscheinlich wegen dem starken weltlichen Charakter, den das heilige römische Reich
unter dem unfrommen Konrad II. als kraftvoller Herrscher bekam, aber auch durch das
Fehlen von ernsthaften Bedrohungen, trat eine Ruhephase ein. Da es in dieser Phase zu
keinem spürbaren Wechsel in Kirche und Gesellschaft kam wurde diese Ruhephase
genutzt, um die aufgebauten Ideologien der ottonischen Dynastie zu verbreiten.
Mit dieser Ruhephase war auch das Fundament für eine kulturelle Blüte gelegt, die sich in
den ersten Anfängen des romanischen Baustils wiedererkennen lässt. So ließ Konrad II.
den Speyerer Dom erbauen mit dem Ziel, die größte Kirche des Abendlandes zu
errichten.
72
12
Wilhelm von Aquitanien war Urgroßvater der Ehefrau von Heinrich III., deswegen liegt es nahe, dass sie
entsprechenden Einfluss auf Heinrich III. ausübte, damit die Ideologien aus Cluny Fuß fassen konnten.
Kapitel: Romanik
Das Kloster Cluny war als Benediktinerkloster gegründet worden und der burgundische
Herzog Wilhelm von Aquitanien12 garantierte, dass das Kloster in seinem Herzogtum
ohne weltliche oder geistliche Einmischung in die internen Angelegenheiten des Klosters
existieren dürfte. Des Weiteren führte Wilhelm hier die freie Abtswahl ein, so dass sich
die cluniazensische Reform entwickeln konnte. Die Regula Benedicti war hier die
Grundlage für die Mönchregeln und die Liturgie stand im Vordergrund, in deren Zentrum
das Momento mori mit der Warnung vor der Vanitas der Welt stand. Da dadurch die
Handarbeit von den Mönchen vernachlässigt wurde, beruhte die Klosterwirtschaft auf den
Pachtzahlungen und Abgaben der Bauern und der Arbeit durch Konversen. Ein weiterer
kultureller Unterschied zu dem restlichen heiligen römischen Reich, war hier die
umfangreiche Armenfürsorge, da - trotz der äußerlichen Pracht (Cluny III. wurde 1095
fertiggestellt und es wurde hier als erstes der burgundische Spitzbogen ausprobiert, der
die Grundlage für die gotischen Kathedralen war) und dem enormen Geldvermögen Wert auf strenge Askese gelegt wurde und so das überflüssige Vermögen verteilt werden
konnte. Nachdem durch die Trennung der Klöster von dem weltlichen Klerus in der
karolingischen Zeit diese 2 Denkweisen aber nun jeweils an viel Macht gewonnen hatten,
war eine Auseinandersetzung unvermeidbar.
Durch den Reformpapst Leo IX. 1049 fassten die cluniazensischen Reformen in Rom
soweit Fuß, dass es zu einer weiteren Entfremdung im morgenländischem Schisma
1054 kam, da der Klerus der Ostkirche die westlichen Riten nicht übernehmen wollte und
auch den Primatsanspruch des Reformpapsts nicht einsah.
Wichtiger jedoch für das heilige römische Reich ist der Investiturstreit 1076-1122:
Nachdem durch das Reichskirchensystem die Eigenkirchen und Eigenklöster immer mehr
ihren religiösen Zweck verloren und stattdessen an weltlicher wirtschaftlicher Bedeutung
gewannen, war aus der Sicht der Cluniazenser dieses Problem in der Ernennung der
Bischöfe und Äbte durch Laien (d.h. dem deutschen Kaiser) gekommen, da diese Laien
(insbesondere unter Konrad II., aber wahrscheinlich auch unter Heinrich III.) kein Wert
auf geistliche Bildung oder charakterliche Eignung legten. Unter Heinrichs III. Nachfolger
Heinrich IV. und dem vom Einfluss des Stadtadels entzogenem Reformpapst Gregor VII.
kam es dann zum Streit, inwiefern die Machtverhältnisse zu klären sind, wenn Ämter
gegenseitig erhoben werden müssen. So kam es, dass der Papst ein allgemeines
Investitursverbot aussprach und stattdessen selber Fürstentümer und Bistümer
besetzte. Da sich der Kaiser Heinrich IV. nicht an die Weisungen des Papstes hielt kam es
zunächst zu Doppelbesetzungen und daraus folgenden diversen Bürgerkriegen. Die
Situation verschärfte sich durch kriegerische Auseinandersetzungen, da der Papst den
Kaiser exkommunizierte und Heinrich IV. gleichzeitig mit verbündeten Bischöfen einen
neuen Papst wählen ließ. Nach weiteren politischen und kriegerischen
Auseinandersetzungen kam es erst 1122 zum Wormser Konkordat. Hier wurde das
Recht der Kirche auf die Investur akzeptiert und jede Kirche wurde die Wahlfreiheit der
Investur gewährt. Die Wahl müsse aber in jedem Fall in Anwesenheit eines kaiserlichen
Abgeordneten geschehen, so dass das Lehen vom Kaiser vergeben werden kann.
Dadurch war zwar der Investiturstreit beendet, allerdings war die sakrale Aura des
Kaisers damit faktisch erloschen und es kam durch diese Spaltung von geistlicher und
weltlicher Einheit zu einem Ausbau der Territorien der Bischöfe und zu einer starken
Konkurrenz mit den weltlichen Fürsten.
73
Kapitel: Romanik
Zur selben Zeit (1095) begannen die ersten Kreuzzüge. Zunächst um die Muslimen aus
dem Ostreich zu drängen, dabei erhoffte sich die römisch-katholische Kirche jedoch eine
Einverleibung der orthodoxen Kirche, da dies ihr vom byzantinischen Herrscher
versprochen wurde. Das religiöse Ziel war Jerusalem und somit den Tempel des
Salomon zu „befreien“ gewesen. Durch Wanderprediger wurde dem Volk versprochen,
dass sie durch die Kämpfe von allen Sünden befreit werden würden. So erhielt die Kirche
nach und nach an militärischer Streitkraft und so konnte 1099 Jerusalem zurück erobert
werden. Während die Vereinigung mit der orthodoxen Kirche jedoch nicht stattfand,
wurde stattdessen die Kirche als Ordnungsmacht im Westen etabliert und
Kreuzfahrerstaaten an den Küsten gegründet, die einen gewaltigen Aufschwung des
Orienthandels mit sich brachten. Auf der einen Seite wurden byzantinische und arabische
Einflüsse nach Italien gebracht und auf der anderen Seite wurden so die Grundsteine für
die christlich geprägten ritterlichen Ideale gelegt:
Nach dem ersten Kreuzzug fanden noch sehr viele Kreuzzüge bis ins 14. Jahrhundert
statt, allerdings ist der religiöse Hintergrund wie bei der Eroberung Jerusalems jedoch
fragwürdig, da diese bewaffneten Wallfahrten lediglich von der Kirche für ihren
Machtausbau instrumentalisiert wurden. Jüngere Söhne des abendländischen Adels, die
zunehmend weniger erbberechtigt waren, konnten durch die Kreuzzüge Länder erobern
und so konnten innerländische Gebietsstreitigkeiten beigelegt werden. Da der Papst ein
Ende der Leibeigenschaft in Aussicht stellte, sah die unter ungerechten Umständen
lebende Landbevölkerung, die Möglichkeit auf eine neue Heimat. Wahrscheinlich ist auch
dies – und natürlich die geographische Nähe zu den Kulturen – der Grund weshalb in den
Kreuzfahrerstaaten Katholiken, Orthodoxe, Juden und Muslime friedlich miteinander
leben konnten (freie Religionsausübung).
Insbesondere Venedig profitierte nun von dem Handel mit den neuen
Kreuzfahrerstaaten, da das byzantinische Reich zuvor den Einfluss Venedigs
zurückgedrängt hatte. Im 4. Kreuzzug Plünderten und Eroberten die Kreuzritter
Konstantinopel und die Republik Venedig ließ sich für die Verschiffung des
Kreuzfahrerheers durch die Beute bezahlen. Dadurch hatte die Handelsmetropole
Venedig ihren größten Konkurrenten dauerhaft geschwächt, aber für die katholische
Kirche war nun eine Versöhnung mit der orthodoxen Kirche unmöglich geworden. Für
Jahrhunderte sollten sich nun die orthodox-geprägten Russen von Europa abwenden.
Ritter hatten schon in der Spätantike (damals noch als Panzerreiter) einen großen
Einfluss auf die höfische Literatur bewirkt und wurden – und seit der Romantik auch
wieder heutzutage - dadurch als Symbol für Tugenden verherrlicht. Zur Zeit der
Merowinger und Karolinger war der Panzerreiter ein dermaßen teurer Aufwand, dass nur
sehr Reiche Fürsten einen Panzerreiter bezahlen konnten und sich die Ritter somit nicht
ohne das Feudalsystem hätten entwickeln können. Leider waren die ersten Ritter nur
kämpferisch geschult und rücksichtlos im Sozialverhalten. Erst durch die von Cluny aus
geformte Gottesfriedensbewegung konnten die Ritter zu einer Beschützerfunktion
umerzogen werden. Zu der klassischen christlichen Tugendlehre kamen feste
geschlechtsspezifische Rollen von Mann und Frau hinzu, die das Streben nach der Gunst
einer Dame zur Folge hatten. Durch die langjährige Ausbildung waren die (zumeist
wegen der hohen Kosten adeligen) Ritter zu Zurückhaltung, Anstand, Würde, Treue,
seelische Hochstimmung, Höflichkeit, Demut, Großzügigkeit, Beständigkeit,
Freundlichkeit und Tapferkeit erzogen.
Im Spätmittelalter entstanden Ritterbünde, die diese Ideale weitertrugen und sich gegen
die mächtiger werdenden Landesfürsten zusammenschlossen. Während die Kreuzzüge an
sich immer weniger mit religiös-ethischen Argumenten geführt wurden, gründeten sich
dafür Ritterorden, die ursprünglich zum Schutz, Geleit und der Pflege der Pilger, sowie
der Verteidigung der heiligen Stätte gegen den Islam, dienten und somit in der
74
Nach dem Tod Konrad III. im Jahr 1152 wurde Friedrich I. (König Barbarossa) zum
König gewählt. Welchen mächtigen Einfluss die Kirche zu dieser Zeit auf das heilige
römische Reich hatte habe ich zuvor schon beschrieben. König Barbarossa wurde jedoch
versprochen, dass wenn er die aufständigen römischen Kommunen unterwarf und somit
die Herrschaft an den Papst wieder übergibt, er bei der Herrschaftsausübung unterstützt
wird; z.B. durch den Bann gegen Umstürzler im Reich. Da er sich nach der Krönung zum
Kaiser an diese Abmachung nicht hielt (teilweise auch weil sich die Fürsten in seinem
Gefolge weigerten), kam es somit zu einer Entfremdung zwischen Papsttum und
Kaisertum. Nachdem er das Reich etwas ausgedehnt hatte, führte er erstmals eine
regelmäßige Reichssteuer – das Fodrum – ein, die vom italienischen Adel zu zahlen war
und gab somit der stärker werdenden Geldwirtschaft einen bedeutenden Schub. Die
Heeresstruktur, die zuvor von durch einen Lehnseid verpflichteten Kämpfer bestand,
wurde zu einem Söldnerheer durch ihn geändert. Des Weiteren teilte er die
Amtsherzogtümer zu verkleinerten lehnsrechtlichen Territorien. Dadurch wurde der
Kapitel: Romanik
idealisierten Tradition des ersten Kreuzzuges standen. Sie verbanden als erste die Ideale
des adligen Rittertums mit denen der Mönche. Der erste Ritterorden dieser Art war der
Templerorden, der sich bis zur Eroberung durch die Seldschuken um den Schutz der
Pilger und insbesondere um den Schutz Jerusalems kümmerte. Allerdings wuchs ihr
Einfluss bis zum Beginn ihrer Verfolgung 1311 über ganz Europa und insbesondere im
Frankenreich. Neben diesen militärischen Aktivitäten, finanzierten sie sich durch
Geldverleihgeschäfte. Damit gewannen sie an sehr großem, so dass sich noch heute
zahlreiche Templerlegenden hielten, wie z.B. dass sie für die Einführung der Gotik
verantwortlich seien.
In dieser Zeit machten sich chiliastische Vorstellungen breit, die die Wiederkunft Jesu
Christi und das Aufrichten eines tausend Jahre währenden Reichs prophezeiten.
Wahrscheinlich konnte die Kirche hierdurch neue Anhänger für die Kreuzzüge bekommen,
nachdem die Kreuzzüge in Verruf geraten waren und die Macht der Kirche zu sinken
drohte und somit neue Gläubige benötigt wurden.
1291 eroberten die Seldschuken als Vorfahren der Osmanen und Nachfahren der Perser
die outremischen Kreuzfahrerstaaten. Die Seldschuken bilden einen wichtigen Übergang
zwischen diesen 2 Kulturen, da sie den Islam als Religion mit der Gesellschaftskultur der
Perser verbanden und sich auf diese Art von der arabisch-moslemischen Kultur
unterscheiden.
Da in dieser Zeit die Städte der Outremer von Flüchtlingen überquollen, machte sich der
Unmut der durch zu wenig Beschäftigung demoralisierten christlichen Kreuzfahrer
aus Italien gegenüber der Moslems breit. Das friedliche System der Koexistenz konnte
durch das zu schnelle Anwachsen dieser verschiedenen Parteien nichtmehr bestehen
bleiben. Während zuvor der Anspruch der Kreuzfahrer an das Volk noch gering war und
die kulturelle Überformung sehr langsam und dadurch friedlich voran schritt, wurden nun
einige Kreuzfahrer ungeduldig und dachten ihr Bild von Heimat durchsetzen zu müssen.
Durch die dadurch entstandene innere Instabilität, konnten die Seldschuken die Gebiete
erobern.
Während im westlichen Europa die Ritter als Elitetruppe ausgebildet wurden, bildete das
osmanische Reich seine eigene Elitetruppe – diese Janitscharen waren durch eine
Zwangsislamisierung mit wesentlich härteren Erziehungsmethoden erzogen - aus und
waren neben dem Säbel als Nahkampfwaffe mit den ersten Feuerwaffen wesentlich
wendigere Einheiten. Mit Ihnen gelang es dem osmanischen Reich im 14. Jahrhundert
das byzantinische Reich zu erobern. Fortan sollte ein Handel mit der osmanischen Kultur
kaum stattfinden und die persische Kultur überformte die griechische Kultur in diesen
Regionen.
75
13
Auf der einen Seite ist dieses Wirken Friedrich II. durch den großen Widerstand im Norden, der
wahrscheinlich auch durch seine Toleranz gegenüber dem Islam zurückzuführen ist und zusätzlich noch mit
dem kosmopolitisch-italienischen Weltbild nicht zu dem erwachenden Nationalbewusstsein der Deutschen
passte, wohl mehr auf die italienische Halbinsel zu betrachten. Auf der anderen Seite gibt es erste
Vermutungen, dass die in der damalige Zeit im Norden für die Spätromanik typische entstandenen
Doppelturmfassaden eine Anlehnung an den Tempel des Salomon sind. Diese Überlieferung ist nur auf den
Zugang zu Jerusalem über die Kreuzfahrerstaaten möglich gewesen und somit durch Friedrich II.
wahrscheinlich gefördert, da er hier schon in jungen Jahren ein großes Interesse vertrat.
Kapitel: Romanik
territoriale Einfluss der Kirche zunehmend geschwächt. Aber auch die weltlichen Fürsten
wurden geschwächt, da Friedrich I. zunehmend Reichsminister einsetzte, die direkt
dem König bzw. dem Kaiser unterstellt waren und aus ritterlichem Stand kamen (die wie
zuvor erwähnt eine große Bildung aufwiesen). Durch ihre Aufgaben kamen diese Ritter
nun der sozialen Stellung ihrer Herren bald näher als ihrem bäuerlichen Ursprung. Da
nun immer mehr weltliche geprägte Minister eine gute Bildung erhielten und somit als
Verwalter eingesetzt werden konnten, verlor die Kirche im heiligen römischen Reich ihr
Monopol auf dem Gebiet der Bildung. Dies war ein schleichender Prozess seit der
karolingischen Zeit gewesen, der nun aber genügend Einfluss auf die Kultur gab, so dass
Friedrich I. ein geschickt ausbalanciertes Machtsystem zwischen Zentralgewalt und Adel
schuf. Dabei wird vermutet, dass er zwar für das deutsche Volk ein Nationalgefühl
erzeugen konnte, aber dafür die Ressourcen von Italien ausbeutete.
Da jeder Reichsminister auf seinem Gut eine Burg erbaute ist es somit nicht
verwunderlich, dass durch den gewachsenen Einfluss diese Zeit von diesen Burgenbau
und -ausbau geprägt war. Die bekannteste Burg aus dieser Zeit ist die Castel del
Monte, die während der Staufferzeit gebaut wurde und angeblich als Lieblingssitz
Friedrichs II. zählen soll. Die achteckige Form ist wahrscheinlich auf eine Abwandlung des
arabischen Baumusters zurückzuführen, mit dem Friedrich II. sympathisierte. Friedrich
II. herrschte ab 1211 als deutscher König und ab 1220 als Kaiser des heiligen römischen
Reiches, nachdem er 1219 sogar von den Welfen – die Welfen galten als Gegenpart zu
den Staufern - als König anerkannt wurde. Er galt damals als viel gebildeter Mensch und
entsprechend war auch seine Reichsführung. Geprägt durch seinen weltoffenen Heimatort
Palermo, war Friedrich II. auch mit griechischen und arabischen Einflüssen gebildet –
dies war zu dieser Zeit ungewöhnlich. Nachdem durch seine Vorgänger allerdings der
Einfluss der Kirche gesunken war, sollte nun durch den großen Einfluss des Papstes auf
Friedrich II. – Friedrich II. war von ihm teilweise erzogen worden – die Rechte der Kirche
wiederhergestellt werden. Allerdings schien Friedrich II. dies nicht lange verfolgt zu
haben, so gründete er z.B. viele Städte auf kirchlichem Territorium und höhlte somit die
Macht der jeweiligen klerischen Landesherren aus. Durch seine Bildung mit
byzantinischen Einflüssen und den Fundamenten, die Friedrich I. schon mit den
Reichsministerien gesetzt hatte, erschuf Friedrich II. den ersten modernen
Beamtenstaat. Dafür schränkte er die Rechte des durch Friedrich I. größer
zersplitterten Adels zunehmend ein und betonte hierbei die als vollkommen empfundene
antike Traditionen. Durchsetzen konnte er solche neuen Regelungen wahrscheinlich nur,
weil er sich auch für Gesetze zur Erhaltung der Natur und zum Schutz von Frauen und
Minderheiten einsetzte. Zur Bildung der Beamten förderte er das Bildungssystem und
gründete z.B. die Universität Neapel. Er trug – angetrieben durch seinen großen
Wissensdurst, der von verschiedenen Mönchen als Wahnvorstellungen verschrien war dazu einen bedeutenden Platz zur Entwicklung der Renaissance bei13.
76
77
Kapitel: Romanik
Salische Romanik
Salische Dynastie
Als der ottonischen Dynastie im heiligen römischen Reich mit Konrad II. die salische
Dynastie folgte, wurden die Strukturen (u.a. bestehend aus der Förderung des
Weltklerus) nach dem Vorbild dieser Vorgänger stets weiter ausgebaut.
Strukturalismus: 2 Punkte
Ursprung: deutsche Einheit
Konrad II.
Konrad II. setzte die Heiratspolitik wie Otto geschickt ein und erarbeitete so den Trias
der Reiche, also den Zusammenschluss des ostfränkisch-deutschen, des italienischen und
burgundischen Königreichs.
Fundamentalismus: 2 Punkte
Ursprung: Otto I.
transpersonale Herrschaft
Die wichtigste Veränderung unter Konrad II. war die Einführung der Vorstellung einer
„Dauerhaftigkeit“ des Königtums, d.h. dass ein Königtum unabhängig von der Person des
jeweiligen Königs als Institution und Rechtsperson fortdauert.
Konrad der II. soll gesagt haben: „Ist der König tot, so bleibt doch das Reich bestehen,
ebenso wie ein Schiff bleibt, dessen Steuermann gefallen ist.“
Fundamentalismus: 3 Punkte
Ursprung: Konrad II.
soziale Ruhephase
Wahrscheinlich wegen dem starken weltlichen Charakter, den das heilige römische Reich
unter dem unfrommen Konrad II. als kraftvoller Herrscher bekam - aber auch durch das
Fehlen von ernsthaften Bedrohungen - trat eine Ruhephase ein.
Da es in dieser Phase zu keinem spürbaren Wechsel in Kirche und Gesellschaft kam
wurde diese Ruhephase von der breiten Masse genutzt, um die aufgebauten Ideologien
der ottonischen Dynastie anzunehmen.
Ideationalismus: 4 Punkte
Kapitel: Romanik
Ursprung: salische Dynastie
78
Kapitel: Romanik
Fazit zur salischen Romanik
Die salische Romanik knüpft direkt an die ottonische Vorromanik an und ist durch die
Verbreitung von ideationalistischen Identifizierern eine Weiterentwicklung in der Tradition
der ottonischen Renaissance und somit als Trägheitsphase zum Anschluss an diese
Blütezeit zu betrachten.
Zur Bewertung der Zeit müssen wir deswegen noch die letzten Werte der ottonischen
Vorromanik hinzufügen => 6 Punkte Strukturalismus zusätzlich.
79
Cluniazensische Romanik
konsensuale Prinzip
Die Bemühen Heinrich III. friedlich die amtsrechtlich begründeten Verfügungsgewalt
durch die eingeführte transpersonelle Herrschaft seines Vorgängers über die
Herzogtümer zu sichern, waren vergeblich, so dass nach seiner Zeit die Teilhabe der
Fürsten an den Reichsangelegenheiten, weiterhin Bestand behielt und die Fürsten ihre
Macht äußerten.
Sensualismus: 3 Punkte
Ursprung: transpersonale Herrschaft
Regula Benedicti
Die Festlegungen in der Regula Benedicti der Benediktinermönche war für die
Cluniazenser und viele andere folgende Mönchorden die Grundlage für ihre Mönchregeln.
Fundamentalismus: 3 Punkte
Ursprung: Mönchtum
Cluniazenser
Die durch Heinrich III. unterstützte Reformbewegung erwuchs aus den Cluniazensern.
Der burgundische Herzog Wilhelm von Aquitanien garantierte, dass das Kloster in seinem
Herzogtum ohne weltliche oder geistliche Einmischung in die internen Angelegenheiten
des Klosters existieren dürfte. Des Weiteren führte Wilhelm hier die freie Abtswahl ein, so
dass sich die cluniazensische Reform entwickeln konnte.
Pragmatismus: 5 Punkte
Ursprung: Regula Benedicti
Armenfürsorge
Da durch das intensive Selbststudium die Handarbeit von den Mönchen vernachlässigt
wurde, beruhte die Klosterwirtschaft auf den Pachtzahlungen und Abgaben der Bauern
und der Arbeit durch Konversen. Ein weiterer kultureller Unterschied zu dem restlichen
heiligen römischen Reich, war hier die umfangreiche Armenfürsorge, da trotz der
äußerlichen Pracht und dem enormen Geldvermögen Wert auf strenge Askese gelegt
wurde und so das überflüssige Vermögen verteilt werden konnte.
Ursprung: Cluniazenser
Kapitel: Romanik
Pragmatismus: 3 Punkte
80
Synode in Sutri
Nachdem die Simonie, d.h. der Kauf und Verkauf von kirchlichen Ämtern, immer mehr in
die Kritik geriet, berief Heinrich III. die Synode in Sutri ein und es wurden Lösungen
diskutiert. Als Folge der Synode wurden die 3 amtierenden Päpste abgesetzt und
stattdessen der erste Reformpapst Clemens II. gewählt.
Dramatik: 3 Punkte
Ursprung: Cluniazenser
Morgenländisches Schisma
Durch den Reformpapst Leo IX. fassten die cluniazensischen Reformen in Rom soweit
Fuß, dass es im morgenländischem Schisma zu einer Entfremdung der verschiedenen
Ansichten kam: Der Klerus der Ostkirche wollte die westlichen Riten nicht übernehmen
und auch nicht den Primatsanspruch des Reformpapsts einsehen.
Dramatik: 3 Punkte
Ursprung: Synode in Sutri
Investiturstreit
Nachdem durch das Reichskirchensystem die Eigenkirchen und Eigenklöster immer mehr
ihren religiösen Zweck verloren und stattdessen an weltlicher wirtschaftlicher Bedeutung
gewannen, war aus der Sicht der Cluniazenser dieses Problem in der Ernennung der
Bischöfe und Äbte durch Laien (d.h. dem deutschen Kaiser) gekommen, da diese Laien
kein Wert auf geistliche Bildung oder charakterliche Eignung legten. Unter Heinrichs III.
Nachfolger Heinrich IV. und dem vom Einfluss des Stadtadels entzogenem Reformpapst
Gregor VII. kam es dann zum Streit, inwiefern die Machtverhältnisse zu klären sind,
wenn Ämter gegenseitig erhoben werden müssen.
Sensualismus: 3 Punkte
Investiturverbot
Durch den Investiturstreit kam es, dass der Reformpapst ein allgemeines
Investiturverbot aussprach und stattdessen selber Fürstentümer und Bistümer besetzte.
Da sich der Kaiser Heinrich IV. nicht an die Weisungen des Papstes hielt kam es zunächst
zu Doppelbesetzungen und daraus folgenden diversen Bürgerkriegen. Die Situation
verschärfte sich durch kriegerische Auseinandersetzungen, da der Papst den Kaiser
exkommunizierte und Heinrich IV. gleichzeitig mit verbündeten Bischöfen einen neuen
Papst wählen ließ.
Sensualismus: 3 Punkte
Ursprung: Investiturstreit
Kapitel: Romanik
Ursprung: Synode in Sutri
81
Wormser Konkordat
Nach vielen politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen kam es erst 1122 zum
Wormser Konkordat. Hier wurde das Recht der Kirche auf die Investur akzeptiert und
jede Kirche wurde die Wahlfreiheit der Investur gewährt. Die Wahl müsse aber in jedem
Fall in Anwesenheit eines kaiserlichen Abgeordneten geschehen, so dass das Lehen vom
Kaiser vergeben werden kann. Dadurch war zwar der Investiturstreit beendet, allerdings
war die sakrale Aura des Kaisers damit faktisch erloschen und es kam durch diese
Spaltung von geistlicher und weltlicher Einheit zu einem Ausbau der Territorien der
Bischöfe und zu einer starken Konkurrenz zu den weltlichen Fürsten.
Fundamentalismus: 2 Punkte
Ursprung: Investiturverbot
Kapitel: Romanik
Fazit zur cluniazensischen Romanik
Während die deutsch-nationale Kultur langsam von ideationellen Identifizierern
ausgebeutet wird, kommt nun eine neue Kultur an das Tageslicht. Durch pragmatische
Passionare entwickelt die cluniazensische Reformbewegung die christliche Kultur zu
einem ersten Höhepunkt. Parallel zu dieser Reformbewegung innerhalb des Mönchtums
nutzt die Kirche als sensueller Identifizierer die neue soziale Stellung, um diese
Reformbewegung zu instrumentalisieren und durch den Investiturstreit an mehr Macht zu
gelangen.
82
Byzantinische Romanik
Panzerreiter
Zur Zeit der Merowinger und Karolinger war der Panzerreiter ein teurer Aufwand, so dass
nur sehr Reiche Fürsten einen Panzerreiter bezahlen konnten. Leider waren die ersten
Ritter nur kämpferisch geschult und rücksichtlos im Sozialverhalten.
Sensualismus: 3 Punkte
Ursprung: Merowinger
Ritterlichkeit
Erst durch die von Cluny aus geformte Gottesfriedensbewegung konnten die Ritter zu
einer Beschützerfunktion umerzogen werden. Zu der klassischen christlichen
Tugendlehre kamen feste geschlechtsspezifische Rollen von Mann und Frau hinzu, die das
Streben nach der Gunst einer Dame zur Folge hatten. Durch die langjährige Ausbildung
waren die Ritter - zumeist wegen der hohen Kosten aus adeligem Stand - zu
Zurückhaltung, Anstand, Würde, Treue, seelische Hochstimmung, Höflichkeit, Demut,
Großzügigkeit, Beständigkeit, Freundlichkeit und Tapferkeit erzogen.
Pragmatismus: 4 Punkte
Ursprung: Panzerreiter
erster Kreuzzug
Zunächst um die Muslimen aus dem Ostreich zu drängen - so erhoffte sich die römischkatholische Kirche jedoch mit dem ersten Kreuzzug eine Einverleibung der orthodoxen
Kirche, so wie es ihr vom byzantinischen Herrscher versprochen wurde.
Die christlichen Anhänger dieses Kreuzzuges gaben sich als religiöse Fanatiker wieder.
Sensualismus: 4 Punkte
Ursprung: morgenländisches Schisma, Ausbreitung des Islams
Wanderprediger
Wanderprediger versprachen dem Volk, dass sie durch die Kämpfe in den Kreuzzügen
von allen Sünden befreit werden würden. So erhielt die Kirche nach und nach an
militärischer Streitkraft und konnte Jerusalem zurück erobern.
Dramatik: 3 Punkte
Kapitel: Romanik
Ursprung: Plan für den ersten Kreuzzug
83
Kreuzfahrerstaaten
Als durch die Ansiedlung von Kreuzfahrern im ehemaligen oströmischen Reich die
Kreuzfahrerstaaten an den Küsten gegründet wurden, brachte dies einen gewaltigen
Aufschwung des Orienthandels im Westen mit sich. Grund hierfür ist, dass die
Kreuzfahrer die im Osten vorhandenen Gegebenheiten analysierten und meistens eine
Möglichkeit zum friedlichen Zusammenleben mit allen vorhandenen Kulturen suchten.
Strukturalismus: 4 Punkte
Ursprung: erster Kreuzzug
Freie Religionsausübung
Da der Papst durch die Teilnahme an den Kreuzzügen ein Ende der Leibeigenschaft in
Aussicht stellte, sah die unter ungerechten Umständen lebende Landbevölkerung, die
Möglichkeit auf eine neue Heimat.
Wahrscheinlich ist diese Sehnsucht nach Frieden – und natürlich die geographische Nähe
zu den Kulturen und die geographische Ferne zur katholischen Kirche – der Grund
weshalb in den Kreuzfahrerstaaten Katholiken, Orthodoxe, Juden und Muslime nebenher
miteinander leben konnten, obwohl sie sich aller Unterschiede untereinander bewusst
waren.
Ideationalismus: 4 Punkte
Ursprung: Kreuzfahrerstaaten
Venedig
Vor allem Venedig profitierte von dem Handel mit den neuen Kreuzfahrerstaaten, da das
byzantinische Reich zuvor den Einfluss Venedigs zurückgedrängt hatte. Im 4. Kreuzzug
Plünderten und Eroberten die Kreuzritter Konstantinopel und die Republik Venedig ließ
sich für die Verschiffung des Kreuzfahrerheers durch die Beute bezahlen. Durch diesen
grausamen Schachzug hatte die Handelsmetropole Venedig ihren größten Konkurrenten
dauerhaft geschwächt.
Sensualismus: 3 Punkte
Ritterorden
Während die Kreuzzüge an sich immer weniger mit religiös-ethischen Argumenten
geführt wurden, gründeten sich dafür Ritterorden, die ursprünglich zum Schutz, Geleit
und der Pflege der Pilger, sowie der Verteidigung der heiligen Stätte gegen den Islam,
dienten und somit in der idealisierten Tradition des ersten Kreuzzuges standen.
Sie verbanden als Erste die Ideale des adligen Rittertums mit denen der Mönche.
Pragmatismus: 4 Punkte
Ursprung: Ritterlichkeit
Kapitel: Romanik
Ursprung: Kreuzfahrerstaaten
84
Geldverleih
Mit dem wachsenden Einfluss der Ritterorden über ganz Europa und insbesondere im
Frankenreich, wuchs auch neben den militärischen Aktivitäten, die Geldverleihgeschäfte.
Ursprünglich waren sie nur zur Finanzierung der Militäraktionen gedacht. Mit der Zeit
ergaben sich aber neue Möglichkeiten, die unter der Schirmherrschaft der Ritterorden
untersucht wurden und die Einsetzmöglichkeiten der dadurch entstehenden Macht
definierten.
Strukturalismus: 3 Punkte
Ursprung: Ritterorden
chiliastische Vorstellung
In der Zeit nach den ersten Kreuzzügen machten sich chiliastische Vorstellungen breit,
die die Wiederkunft Jesu Christi und das Aufrichten eines tausend Jahre währenden
Reichs prophezeiten. Wahrscheinlich konnte die Kirche hierdurch neue Anhänger für die
Kreuzzüge bekommen, nachdem die Kreuzzüge in Verruf geraten waren und die Macht
der Kirche zu sinken drohte und somit neue Gläubige benötigt wurden.
Sensualismus: 3 Punkte
Ursprung: erster Kreuzzug
Demoralisierte Kreuzfahrer
In der Zeit der letzten Kreuzzüge quellten die Städte der Outremer (Kreuzfahrerstädte)
von Flüchtlingen über. Da machte sich der Unmut der durch zu wenig Beschäftigung
demoralisierten christlichen Kreuzfahrer aus Italien gegenüber den Moslems breit. Das
friedliche System der Koexistenz konnte durch das zu schnelle Anwachsen dieser
verschiedenen Parteien nichtmehr bestehen bleiben. Während zuvor der Anspruch der
Kreuzfahrer an das Volk noch gering war und die kulturelle Überformung sehr langsam
und dadurch friedlich voran schritt, wurden nun einige Kreuzfahrer ungeduldig und
dachten ihr Bild von Heimat durchsetzen zu müssen. Durch die dadurch entstandene
innere Instabilität, konnten die Seldschuken die Gebiete erobern.
Sensualismus: 3 Punkte
Seldschuken
1291 eroberten die Seldschuken als Vorfahren der Osmanen und Nachfahren der Perser
die outremischen Kreuzfahrerstaaten. Die Seldschuken bilden einen wichtigen Übergang
zwischen diesen 2 Kulturen, da sie den Islam als Religion mit der Gesellschaftskultur der
Perser verbanden und sich auf diese Art von der arabisch-moslemischen Kultur
unterscheiden.
Ideationalismus: 3 Punkte
Ursprung: demoralisierte Kreuzfahrer
Kapitel: Romanik
Ursprung: Friedrich II.
85
Janitschar
Während im westlichen Europa die Ritter als Elitetruppe ausgebildet wurden, bildete das
osmanische Reich seine eigene Elitetruppe – diese Janitscharen waren durch eine
Zwangsislamisierung mit wesentlich härteren Erziehungsmethoden erzogen - aus und
waren neben dem Säbel als Nahkampfwaffe mit den ersten Feuerwaffen wesentlich
wendigere Einheiten. Mit Ihnen gelang es dem osmanischen Reich im 14. Jahrhundert
das byzantinische Reich zu erobern. Fortan sollte ein Handel oder ein kultureller
Austausch mit der osmanischen Kultur kaum stattfinden und die persische Kultur
überformte die griechische Kultur.
Ideationalismus: 2 Punkte
Ursprung: Seldschuken
Kapitel: Romanik
Fazit zur byzantinischen Romanik
Zunächst schien die Zeit durch sehr motivierten katholischen Kreuzfahrer, die nach einer
neuen Heimat suchten und dabei ein friedliches Zusammenleben mit den ansässigen
Islam, Orthodoxen und Juden anstrebten, sehr vielversprechend. Durch die Machtgierige
katholische Kirche im Westen allerdings ist die Zeit mehr von den aufgehetzten
Subpassionaren als sensuelle Identifizierer geprägt. Da dies selbstverständlich zu keiner
Versöhnung mit den orientalen Kulturen führte, war dies auch der Untergang. Nach
diesem Untergang, sollten durch das osmanische Reich lange Zeit keine orientalen
Einflüsse mehr in die westliche Kultur gelangen.
86
Spätromanik
König Barbarossa
Nach dem Tod Konrad III. wurde Friedrich I. (König Barbarossa) zum König gewählt.
König Barbarossa wurde versprochen, dass, wenn er die aufständigen römischen
Kommunen unterwarf und somit die Herrschaft an den Papst wieder übergibt, er bei der
Herrschaftsausübung unterstützt wird; z.B. durch den Bann gegen Umstürzler im Reich.
Nach der Krönung zum Kaiser weigerte sich sein Gefolge ihn bei dieser Abmachung zu
unterstützen und so entschied er diesen Plan nicht durchzusetzen.
Pragmatismus: 2 Punkte
Ursprung: Investiturstreit
Fodrum
Nachdem König Barbarossa das Reich etwas ausgedehnt hatte, führte er erstmals eine
regelmäßige Reichssteuer – das Fodrum – ein, die vom italienischen Adel zu zahlen war
und gab somit der stärker werdenden Geldwirtschaft einen bedeutenden Schub.
Fundamentalismus: 3 Punkte
Ursprung: König Barbarossa
Söldnerheer
Die Heeresstruktur, die zuvor aus (durch einen Lehnseid verpflichteten) Kämpfern
bestanden, wurde unter König Barbarossa zu einem Söldnerheer konzipiert.
Fundamentalismus: 2 Punkte
Ursprung: König Barbarossa
Reichsminister
Reichsminister sind direkt dem König bzw. dem
Kaiser unterstellt und kamen aus ritterlichem Stand.
Da hierbei immer mehr weltliche geprägte Minister eine gute Bildung erhielten und somit
als Verwalter eingesetzt werden konnten, verlor die Kirche im heiligen römischen Reich
ihr Monopol auf dem Gebiet der Bildung. Dies war ein schleichender
Prozess seit der karolingischen Zeit gewesen, der nun aber genügend Einfluss auf die
Gesellschaft fand, so dass Friedrich I. ein ausbalanciertes Machtsystem zwischen
Zentralgewalt und Adel schuf.
Ursprung: König Barbarossa
Kapitel: Romanik
Strukturalismus: 3 Punkte
87
Burgenbau
Da jeder Reichsminister auf seinem Gut eine Burg erbaute ist es somit nicht
verwunderlich, dass diese Zeit durch den gewachsenen Einfluss von diesem Burgenbau
und -ausbau geprägt war. Die Burgen galten hier für die Reichsminister als Ausdruck für
ihren Reichtum und ihre Macht.
Dramatik: 3 Punkte
Ursprung: Reichsminister
Friedrich II.
Friedrich II. galt als viel gebildeter Mensch und entsprechend war auch seine
Reichsführung. Nachdem durch seine Vorgänger der Einfluss der Kirche gesunken war,
sollte nun durch den großen Einfluss des Papstes auf Friedrich II. – Friedrich II. war von
ihm teilweise erzogen worden – die Rechte der Kirche wiederhergestellt werden.
Allerdings schien Friedrich II. dies nicht lange verfolgt zu haben und suchte nach anderen
Möglichkeiten die Bildung der Gesellschaft durchzusetzen, als den Weg über die Kirche
gehen zu müssen.
Strukturalismus: 3 Punkte
Ursprung: König Barbarossa
Beamtenstaat
Durch seine Bildung mit byzantinischen Einflüssen und den Fundamenten, die Friedrich I.
schon mit den Reichsministerien gesetzt hatte, erschuf Friedrich II. den ersten modernen
Beamtenstaat.
Als Folge entstand ein zentrales Verwaltungssystem ähnlich wie im ehemaligen
Alexandria, das sowohl den Ansprüchen der Reichsminister, als auch der Monarchen
genügte und sie beide verband.
Strukturalismus: 4 Punkte
Würdevolle Gesetze
Für den Aufbau des Beamtenstaates schränkte Friedrich II. die Rechte des durch
Friedrich I. größer zersplitterten Adels zunehmend ein und betonte hierbei die als
vollkommen empfundene antike Traditionen. Durchsetzen konnte er solche neuen
Regelungen wahrscheinlich nur, weil er sich auch für Gesetze zur Erhaltung der Natur
und zum Schutz von Frauen und Minderheiten einsetzte und somit den Rückhalt des
Volkes hatte.
Fundamentalismus: 2 Punkte
Ursprung: Friedrich II.
Kapitel: Romanik
Ursprung: Reichsminister und würdevolle Gesetze
88
Beamtenbildungssystem
Zur Bildung der Beamten förderte Friedrich II. das Bildungssystem und gründete z.B. die
Universität Neapel. Er trug – angetrieben durch seinen großen Wissensdurst - dazu einen
bedeutenden Platz zur Entwicklung der Renaissance bei, indem er die Bildung der Bürger
als wichtigen strukturellen Punkt in der Verwaltung erkannte.
Strukturalismus: 3 Punkte
Ursprung: Friedrich II.
Kapitel: Romanik
Fazit zur Spätromanik
Während im Osten durch die Kirche zunehmend die christliche Kultur ausgehöhlt wird,
erhebt sich im Westen als Gegenpart zur Kirche eine passionare Bewegung. Während die
katholische Kirche das Volk zu sensuellen Identifizierern aufhetzt, entstehen intellektuelle
strukturelle Ausarbeiter, da die Kirche nun nichtmehr das Monopol auf die Bildung hat.
Menschen, die noch nicht nach einer Heimat im Osten durch die Kreuzzüge suchten und
die Volkshetze ablehnen, sehnen sich nun nach alternativen zur kirchlichen Erziehung
und beziehen sich zunehmend auf ritterliche Ideale, die sich besonders in der
Spätromanik äußern.
89
Kapitel: Romanik
Analyse der Spielbarkeit
90
Gotik
Wie bereits erwähnt wurde die Abtei Cluny in Niederburgund mit Ausschließung jeder
Einmischung von weltlicher oder geistlicher Gewalt 910 gegründet. Südlich von Cluny
wurde das Gebiet (die Provence) von islamischen Arabern und spanischen Mauren
(Piraten) bis 975 beherrscht. Sie stießen zu dieser Zeit nicht weiter als bis Lyon (90km
südlich von Cluny) vor, allerdings konnten Sie die burgundische Hauptstadt Arles
plündern. Inwieweit also der Einfluss durch islamische Bautechniken auf die Gelehrten in
Cluny war ist schwierig einzuschätzen, da es nicht unbedingt zu einem direkten Kontakt
dieser Kulturen gekommen sein mag und die Kreuzzüge erst viel später arabische
Kunstwerke in das Frankenreich brachten.
Allerdings kann man Vermutungen anstellen: Während die Mauren in ihren
mozarabischen Bauwerken einen Hufeisenbogen als Stilform verwendeten, war der
islamische Baustil durch den Einfluss des Hauses der Weisheit– das bereits seit 830 auf
römische und griechische Wissenschaften basierten (z.B. Euklid) und in dieser Blütezeit
des Islams als Hauptbildungsakademie galt – beeinflusst. Im Haus der Weisheit wurden
allerdings nicht nur byzantinische Werke in das Arabische übersetzt14, sondern auch
indische Werke. In der indo-islamischen Architektur wurde zu dieser Zeit noch der
Kragbogen verwendet. Auch wenn dieser Bogen noch kein großes Gewicht halten konnte,
so war hier die spitz zulaufende Form bereits gegeben.
Die zuvor aufgestellten Fakten deuten darauf hin (falls es zu einer kulturellen
Begegnung, z.B. durch die christlichen Wissenschaftler im Haus der Weisheit kam), dass
der burgundische Spitzbogen (3 Generationen nach der Vertreibung des Islam und der
Mauren aus Frankreich) bei Cluny III aus einer Kombination von euklidischer Mathematik
(griechisch) und buddhistischer Bautradition (indo-islamisch) entstanden sein kann und
durch den Islam nach Frankreich transportiert wurde – zumal es bereits im
Sassanidenreich im 6.Jahrhundert Spitzbogenbrücken gegeben hatte wie z.B. die
Karamaga-Brücke. Dass weitere Spitzbogengewölbe im islamischen/maurischen Spanien
und auf Sizilien zu finden sind deutet auch auf diese Theorie hin, da die französischen
Normannen zu dieser Zeit Sizilien eroberten und somit die Technik adaptiert haben
können.
Als sich Mitte des 12. Jahrhunderts erste Verselbstständigungstendenzen in einigen
cluniazensischen Klöstern breit machte, zerfiel die Einigkeit der Cluniazenser.
Insbesondere aber machte der Einfluss der Zisterzienser (erster zentralistisch
organisierter Mönchsorden des christlichen Abendlandes) den Einfluss der Cluniazenser
streitig, die in dem Reichtum und der Prachtentfaltung einen Niedergang der
monastischen Lebensweise (das Ideal, von der eigenen Hände Arbeit zu leben) sahen.
Durch diese Ideale wurde in den Klöstern ein Hauptaugenmerk bei der Architektur auf
Einfachheit gelegt, so dass nichts die Mönche von der Liturgie ablenken soll.
Auch wenn der Abt Sugar Kontakt zu den Zisterziensern hielt (mit Bernhard von
Clairvaux warb er nach dem Bau der Kathedrale von Saint Denis 1147 für den zweiten
Kreuzzug), so war er für den Bau der sog. „Wiege der Gotik“ wahrscheinlich mehr durch
Cluny III beeinflusst, dass er 1131 besuchte – der burgundische Spitzbogen hatte sich
inzwischen auch in der normannischen Romanik durchgesetzt. Überlieferungen zufolge
war Abt Sugar Anhänger der Philosophien des Augustinus von Hippo (christlicher
Theologe, dessen Lehre wahrscheinlich für die Zersplitterung der katholischen und
14
Seit Mitte des 9. Jhd. wurden im Haus der Weisheit Texte nichtmehr wörtlich, sondern konzeptionell
übersetzt.
Kapitel: Gotik
Geschichte
91
15
Während die orthodoxe Kirche sich mit ähnlichen Laienbewegungen auseinandersetzen musste, war dies für
die römisch-katholische Kirche etwas Neues gewesen. Dies ist vielleicht als Zeichen dafür zu deuten, dass sich
Kapitel: Gotik
orthodoxen Kirche verantwortlich ist) und des Dionysius Areopagita (wahrscheinlich
syrischer Mönch der neuplatonischen Philosophie) und nicht der Benedicti Regula (die die
Zisterzienser und die Cluniazenser befolgten).
Auf der einen Seite vertrat er damit die Ansicht, dass der Mensch eine Harmonie in der
„Harmonie der Schöpfung Gottes“ (Natur, Welt der Sinne) und der „Erleuchtung der
Gläubigen“ (Geist, Welt des höheren Seins) eingehen solle und sah diese Harmonie in
seinem Werk an der Kathedrale von Saint Denis vollendet. Hierfür entfernte er die
damals als notwendig erachteten Stützwände und errichteten den Bau 1144 durch das
Kreuzrippengewölbe schlichter und graziler als die vorherrschenden romanischen
Bauwerke. Somit erreichte er einen weitaus lichtdurchfluteteren Raum.
Auf der anderen Seite stand Abt Sugar sein ganzes Leben im Einfluss des fränkischen
Königs. Das Kloster Saint Denis war schon seit den Merowingern bis Karl des Großen und
dann wieder ab Ende des 10. Jahrhunderts Grablege für alle fränkischen Herrscher
gewesen und war somit eine bedeutende Rolle für das weltliche Frankenreich. Karl der
Große soll in Saint Denis seine Bildung erhalten haben. Das Verständnis für die Rolle der
Kathedrale war also hier ein ganz anderes gewesen, als bei den Klöstern der
Zisterzienser: Saint Denis steht hier als heilige Macht einer weltlichen Struktur der
Seelenführung. Da bereits ein Altarraum zum Umrunden der Gräber der Heiligen für die
Pilger gebaut war, diente diese Grundlage als Element für den Chorumgang, der eine
weitere Differenzierung zu den Zisterziensern bildet. Bzw. wurde der bereits in Cluny III
verwendete Kapellenkranz in der Gotik zu einem zusammenhängenden System von
Stützen und Gewölben weiterentwickelt. Während also die Zisterzienser eine Harmonie in
der Einfachheit durch Reduzierung suchten, sahen die frühen Gotiker eine Harmonie im
Bauwerk als Komplettkunstwerk.
Neben der frommen Begeisterung des Abts Sugar versuchten sich im Frankenreich zu
dieser Zeit der monarchisch orientierte Adel, die Bischöfe und Städte gegenseitig durch
immer prächtigere Bauten zu übertrumpfen. Die neuen Techniken wurden immer weiter
entwickelte, indem in der Frühgotik jeder Nachfolgebau seine Vorgänger als Grundlage
benutzte. Für die hierfür notwendigen wissenschaftlichen Strukturen wurden die
Steinmetzbruderschaft und die Dombauhütte als Werkstattverbund gegründet. Die für
den Kathedralenbau benötigte wirtschaftliche Macht entstand durch die Verlagerung des
Handelsschwerpunktes vom Land in die Stadt und die Förderung dieser Städte durch
die Könige.
Durch die Verbreitung von Bogomilen der manichäistischen und paulikianischen Lehre
aus der byzantinischen Spätantike verbreitete sich die Lehre der Katharer unter den
Laien. Während die Kirche und Mönche ihre Liturgie predigen, ist es nicht verwunderlich,
dass das Volk - denen das Verständnis für diese Liturgien durch mangelndes Wissen
fehlte – sich durch solche Laienbewegungen besser verstanden fühlte. In der Ansicht
der Katharer wurde die materielle Welt als böse angesehen und das Gute wäre lediglich
bei Gott im Himmel zu finden. Dies wäre durch Armut, Bescheidenheit und
Enthaltsamkeit zu erreichen. Insofern ist der Kult nahe am asketischen Mönchtum, aber
unterscheidet sich von ihm durch die Liturgie und der Glaubensvorstellungen. Da sie die
römisch-katholische Kirche mit ihren Regeln und durch den starken materiellen Bezug
ihrer Vertreter als böse einstuften, bildeten sie in der Frühgotik die erste Gegenkirche.
1208 wurden Sie als Ketzer verurteilt und in der folgenden Inquisition verfolgt.
Auf der einen Seite war die Gotik ein Mittel gewesen die Menschen von der Macht der
Kirche zu überzeugen, aber auf der anderen Seite war genau dies die Kritik der Katharer
gewesen15, so dass sich dieses Spiel in der Zeit der Gotik aufschaukelte.
92
Da die Kirche in diesem Wettstreit es gewohnt war durch Machtdemonstrationen die
Anhänger von sich zu überzeugen, entwickelte sich der Stil in Frankreich zur Hochgotik
mit immer weiter reduzierten Mauerflächen und komplizierten offenen Strebesystemen,
die den Gewölbeschub ableiteten.
Ein wichtigen Bruch, den wir auf jeden Fall in der Spätgotik erkennen, ist, dass die
mittelalterliche Burg sich wegen dem Wandel der Kriegsführung (Feuerwaffen) für den
Represäntationswillen zu Schlössern entwickelten - zumal die Besitzer dieser Schlösser in
der Tradition der spätromanischen Reichsminister (siehe Kapitel Romanik Seite 72)
standen.
erste Strömungen der hellenistischen klassischen Kultur geprägt durch die Philosophie, Rhetorik und
Naturwissenschaften (byzantinische Kirche) in die juristisch (Rechtfertigungslehre) und organisatorisch
(Ekklesiologie) geprägte römische Kultur nun auch in der westlichen Welt breit machten. Wahrscheinlich fing die
römisch-katholische Kirche nach dem morgenländischen Schisma 1054 eine genauere Stellung ein, die nun
auch Gegenpositionen ermöglichte. Nachdem durch die römisch-katholische Kirche systematisch verhindert
wurde, dass sich die orthodoxe Kirche im westlichen Raum etablieren konnte, geschah die kulturelle
Verbreitung wohl nun durch Laienbewegungen.
16
Kommen Sie aus derselben kreativen Quelle, wie die 200 Jahre später entstandenen Arabesken?
Kapitel: Gotik
In die französischen Nachbarländer wurde der Baustil durch Klostergründungen der
Zisterzienser getragen. Da die Zisterzienser jedoch sehr viel Wert auf Vereinfachung
legten, fanden die Nachbarländer nur schwer Zugang zu dem neuen Stil, so dass das
heilige römische Reich mit dem Kölner Dom 1248 erst sehr spät den Anschluss an die
Hochgotik bekam. Hier verbreitete sich vielmehr ab Mitte des 14. Jahrhunderts die
deutsche Sondergotik (auch Reduktionsgotik genannt). Wahrscheinlich inspiriert durch
die Reduktion bei den Zisterzienserklöstern verzichtet man hier auf viele Elemente wie
sie bei den französischen oder englischen Zeitgenossen üblich waren. Im Gegensatz zu
den Zisterzienserklöstern erweitert man jedoch zusätzlich zu der Reduzierung hier die
Baukunst durch kompliziertere Formen der Gewölbe, Dienste und Rippen in Form von
Stern-, Netz- und Schlinggewölben, sowie spiralförmige Pfeiler. Vor Allem geprägt wurde
der Stil von den Parlern (maßgeblich für das heute auf der Baustelle oft verwendete
Wort Polier). Leider ist von der Herkunft des Parlergeschlechts nicht viel überliefert. Die
ältesten Überlieferungen zeigen, dass sie bei der Kölner Dombauhütte arbeiteten. Da
Meister Gerhard aus der Dombauhütte die Beteiligung am Bau des Altenberger Doms
parallel zum Bau des Kölner Doms angedichtet wird, ist der Bezug zu diesem in der
Zisterziensischen Tradition vereinfachten Bauweise hergestellt. Aber auch die steigende
Anfrage nach Pfarrkirchen benötigt eine quantitative Bauweise der Hallenkirchen, so
dass eine Reduzierung der Baumasse und der farblichen Ausschmückungen (zumal der
Sandstein und Backstein, der östlich von Frankreich benutzt wurde bereits sehr bunt war
und deswegen neben dem Glas weniger Farbe benötigte, als die französischen oder
englischen Vorbilder) nötig war. Etwas schwieriger wird der Einfluss zu deuten, aus
denen die geometrisch-floralen Muster entstanden sind16.
Es kann als Zeichen gedeutet werden, dass den Baumeistern durch ihr zunehmender
Einfluss und architektonische Kompetenz immer mehr Willkür zugestanden wurde –
zumal das Domkapitel immer weniger unter dem Einfluss des Erzbischofs stand und
somit wahrscheinlich weniger von christlich-gotischen Bauideologien geprägt werden
musste. Da wir keine Überlieferungen über den Vorgängerbau des Heilig-Kreuz-Münsters
oder der Biographie von Heinrich Parler der Ältere wissen, müssen wir an dieser Stelle
davon ausgehen, dass er wahrscheinlich für die Pflanzenornamentik von der Natur
inspiriert wurde.
Vielleicht stand Heinrich Parler für diese Inspiration unter dem Einfluss von Francesco
Petrarca, von dessen Besuch in seiner Heimatstadt Köln auf der Baustelle des Kölner
Doms er 1333 hörte oder ihn wahrscheinlich sogar traf, während er bereits mit dem
93
Kapitel: Gotik
Heilig-Kreuz-Münster angefangen hatte und dort 1351 mit den neu-gestalteten
Werksteinen anfing.
Francesco Petrarca war einer der Begründer des Humanismus und seine Gedichte, die er
neben den humanistischen Studien (in denen er die Antike als Ganzes wiederzubeleben
versuchte und somit als Vorreiter der Renaissance gilt) schrieb, würden heutzutage als
romantisch eingestuft werden (Francesco Petrarca selbst beschrieb in seinen älteren
Jahren diese Gedichte als Jugendtorheit). Lebensprägend war für Petrarca durch die
Bergsteigerfahrung des Mont Ventoux die Landschaftserfahrung, bei der sich für ihn
ästhetische und kontemplative Sichtweisen verbinden. Dieses Naturerlebnis und die
Rückwendung auf das Selbst könnte Parler beeinflusst haben und es könnte der Grund
sein, warum die Gotik (bevor klar war, dass die Gotik ihren Ursprung in Frankreich hat)
später in der Romantik als ein typisch-deutscher Stil idealisiert wurde. Betrachtet man
die deutsche Sondergotik getrennt von den anderen gotischen Stilen, könnte das Gefühl
die die Romantik vermitteln will, diesem Stil - durch die deutsche Verbreitung dieser
Ideale - angedichtet werden.
Francesco Petrarca der somit dafür wahrscheinlich verantwortlich war, war aber Italiener
und wirkte seines Lebens in Avignon. Zu dieser Zeit residierten von 1309-1377 auf Grund
der Machtkämpfe mit den mächtigen Adelsfamilien in Rom die Päpste in Avignon,
nachdem in Frankreich im selben Jahr der Templerorden aufgelöst wurde. Prägend für
diese Zeit war, dass hier die römisch-katholischen Päpste den Nepotismus förderten
und somit einen immer größere Abstand zu den idealistischen Benediktinermönchen
förderte – zumal die monastische Theologie langsam durch die Scholastik ersetzt wurde
und somit auch die Mönche sich immer mehr von den unrationellen Mystifizierungen der
Kirche entfernten. Als Motiv in der Gotik kann man vermuten, dass die Fensterrose im
Gegensatz zu den „mystisch“ nach oben strebenden Spitzbogen eine in sich ruhende
„meditative“ Vollkommenheit des Göttlichen verkörpert. Insbesondere in der Spätgotik
bekommt dieses bereits in der Romanik bekannte Element nun an Bedeutung.
Dass aber auch die Kirche einer schleichenden Verweltlichung unterlag, ist nicht nur am
größtenteils funktionalen Baustil des Papstpalastes zu erkennen, sondern auch daran,
dass das Papsttum immer mehr als Mäzen für die frühhumanistische Universität in
Avignon auftrat. In dieser Zeit verloren die Päpste jedoch an politischen Einfluss immer
mehr, so dass es schließlich beim Umzug zurück nach Rom zum abendländischen
Schisma kommen musste. Wie bereits beschrieben, war das avignonesische Papsttum
bereits unter frühhumanistischen Einflüssen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellten
und somit nichtmehr der Tradition der römisch-katholischen Kirche entsprachen.
Demnach gab es bis zum Konzil von Konstanz immer 2 (teilweise sogar 3) Päpste. Folgen
dieses Streits war die moralische Schwächung der Kirche und der Nährboden für
protestantische Bewegungen.
Durch die Verstädterung angesichts der veränderten Landwirtschaft in der
mittelalterlichen Warmzeit waren die Opfer durch eine größere Verbreitung der
schwarzen Pest sehr groß gewesen. Die Vervierfachung der Bevölkerung zwischen 900
und 1300 wurde nun durch die Pest wieder Rückgängig und setzte der deutschen
Ostsiedlung ein Ende. Als Folge der schwarzen Pest waren die Menschen durch ihre
Erfahrungen mit dem Tod stark erschüttert und suchten nun neuen Halt in der Religion,
die aber hilflos gegenüber der Pandemie auftrat. Abgesehen von der Begrenzung der
Löhne der Feldarbeit in England, stiegen die Arbeitslöhne in den Städten stark an, so
dass der Reichtum, der zuvor vielen Menschen angehörte nun auf weniger Schultern
verteilt werden konnte. Der somit einkehrende Wohlstand ermöglichte den Menschen ein
Leben mit weniger Zeit, die sie auf die Arbeit verwendeten. Auf der einen Seite setzte
somit ein Aufbruch der Mechanisierung der Arbeit ein und auf der anderen Seite
ermöglichte es einer breiten Masse sich mit geistigen Themen zu beschäftigen. Dies
94
1066 erobert der normannische Herzog William I. England. Die Normannen waren
kulturell sehr eng mit der französischen Kultur verbunden – zumal sie den Spitzbogen
schon vor der Entwicklung der Gotik teilweise benutzten. Der „early english Style“ wurde
deswegen auch oft als „french style“ bezeichnet. Obwohl die englischen Könige innerhalb
Frankreichs als Herzöge und Grafen auftraten und somit dem französischen König
lehensrechtlich untergeordnet waren, so waren sie auf Großbritannien eigenständig und
so ist es nicht verwunderlich, dass der gotische Stil hier besonders früh schon
Abwandlungen aufweist. So wird mehr die horizontale betont und auf Kosten der sonst
einheitlichen Gestaltung der Kathedralen, wird eine Formenmultiplikation angestrebt.
Insbesondere aber war in England zunächst aber der spätromanische „norman style“ bei
der Eroberung durch William I. vorherrschend, so dass Elemente dieses Stils in den
gotischen Stil übergehen, wie an der Betonung der Westfassade als Schirmfassade zu
sehen ist.
Da die englischen Könige allerdings dabei größte Grundbesitzer in Frankreich waren,
war das französische Königsgeschlecht stets darum bemüht die anglo-französischen
Vasallen zu schwächen. Im 13. Jahrhundert wurden schließlich die Engländer durch
diplomatische und bewaffnete Konflikte aus Frankreich gedrängt, so dass es zu einer
größeren Spaltung zwischen den Kulturen kam und sich der „early english style“ zum
„decorated style“ weiterentwickelte.
Auch wenn es im Spätmittelalter kaum islamische Bevölkerung auf Großbritannien gab,
so ist dennoch ein wissenschaftlicher Austausch mit dem Islam nachweisbar. So sind
bereits im 8. Jahrhundert Münzprägungen im islamischen Stil nachweisbar und die
islamischen Wissenschaften waren in England verbreitet gewesen, wie z.B. an den
neuplatonischen Überzeugungen Roger Bacons zu erkennen ist. Deswegen übernahmen
wahrscheinlich die Engländer den islamischen Kielbogen in ihren Stil mit auf – zumal der
Islam auch als Hauptfeind der Franzosen galt und somit die Abgrenzung mit diesem
Mittel zum französischem Stil günstig erschien.
Nachdem eine kurze Phase der Ruhe mit den Franzosen eintrat, kam es allerdings zum
hundertjährigen Krieg, nachdem der englische König Edward III. einen Anspruch auf
den französischen Thron sah – zumal er sich über französische Überfälle und der
französischen Unterstützung bei der schottischen Eroberung Edward Balliols provoziert
fühlte. Es ist nicht verwunderlich das England in dieser Zeit also nach einer weiteren
Abgrenzung zum französischen Stil suchte. Nachdem der dekorative Überschwang mit
der Anwendung freier Rippen und willkürlicher Lilien-Muster einen gewissen natürlichen
Endpunkt erreicht hatte, setzte nun eine Gegenbewegung ein, die sich mit einer strengen
und rechteckig-steifen Linienführung vom „decorated style“ absetzen wollte. Betrachtet
man allerdings die Gewölbe einiger Räume und Kreuzgänge des „perpendicular style“
ohne historische Voreingenommenheit, kann man hier von eine dekorative Steigerung
mit anderen Mitteln sprechen.
Bis ins späte 15. Jahrhundert war der walisische Langbogen (entstanden aus
wikingischer Bogenschusstechnik) in der Kriegstechnik der entscheidende Faktor,
weshalb die englischen Truppen den Krieg gegen die Franzosen gewinnen konnten.
Kapitel: Gotik
führte aber auch zu den Judenpogromen. Nachdem die Kirche bei den neuen
Ansprüchen einer Identitätsstiftung versagte und sich neue Laienbewegungen breit
machte, ist dies vielleicht auch als Zeichen zu deuten, warum sich frühhumanistische
Ideale in der deutschen Sondergotik als deutsche Identifikation durchsetzen konnten und
dass sich diese Ideale vor der Renaissance nicht weit ausbreiten konnte. Im inneren
Wiederaufbau nach dieser Krise des 14. Jahrhunderts bietet sich eine derartige
Verbreitung an. So ist es nicht verwunderlich, dass die Bauherren in der deutschen
Sondergotik oft Bürger und nicht Bischöfe waren.
95
In Spanien kippte 1212 das militärische Übergewicht der arabischen Mauren zu Gunsten
der christlichen Kreuzritter und leitete somit die letzte Phase der Reconquista ein. Bis
1340 war die komplette iberische Halbinsel unter christliche Führung gebracht. Die
französischen Invasoren brachten hierbei den gotischen Baustil mit, der sich mit
maurischen Motiven vermischte. Auch wenn durch den gotischen Baustil kenntlich
gemacht werden sollte, wer nun die Macht in diesen Ländern hatte, prägte die spanische
Gotik – es herrschente noch lange eine Mentalität einer arabische Bedrohung, bestärkt
durch inneren Unruhen von Muslimen, vor – zunächst eine sehr festungsähnliche
Bauform (aragonische-katalanische Gotik).
Bis zur Zwangskonversion 1492 zum christlichen Glauben war es den Muslimen als
Mudejar gestattet gewesen weiter in Spanien leben zu können und so förderten sie den
Eklektizismus, der sich nun aber im Mudejar-Stil prächtiger entfalten konnte und auch die
nicht-muslimischen Baumeister zu neuer Ornamentik inspirierte.
Kapitel: Gotik
Allerdings benötigte die Ausbildung zum Langbogenschützen mehrere Jahre und
ständiges Training, so dass Henry II bereits 1181 in der assize of arms verordnete,
dass jeder reiche Bürger sich mit einem Langbogen auszustatten hatte und die Kirche
diese Trainierenden zur Unterstützung von der Kirchgangspflicht entbinden musste und
Zielscheiben zur Verfügung stellen musste. Dies zeigt aber auch insbesondere die
vergleichbar geringe Bedeutung der Kirche in England und dafür umso größere
Bedeutung des Bürgertums, auf dessen Gefolgschaftseid – die in dieser Zeit
dominierende Militärstimmung in England wurde dadurch geprägt – die komplette Politik
des Königs ausgerichtet war.
Da der König in England basierend auf das Witenagemot das englische Parlament als
Ratsversammlung ausbildete, bindet er geschickt das reichere Bürgertum ein, so dass er
sich auf deren Gefolgschaft verlassen konnte und stärkte zugleich diese Schicht.
Durch die Kathedralenbauhütte waren nun Handwerker, aber auch Zünfte, zu einer
wirtschaftlichen Macht geworden, so dass das bisher vorherrschende
Dreischichtensystem (Adel, Klerus, Bauer) durch eine starke Mittelschicht erweitert
wurde, die nun auch Ansprüche auf Kunst hatten und sie durch dessen Massenproduktion
zur Mode machten. Im Gegensatz zur deutschen Sondergotik entwickelte sich die
englische Spätgotik jedoch nicht aus einem frühhumanistischem, sondern einem
militärischen Hintergrund, heraus.
Genauso wie in anderen Ländern, aber insbesondere in England standen nach der
schwarzen Pest die Industrialisierung des Handwerks und der technische Fortschritt im
Vordergrund und förderte wie bereits in der deutschen Sondergotik beschrieben die
Ausbildung des Mittelstandes.
Nachdem der Hundertjährige Krieg beendet war, herrschte das Haus Tudor auf dem
englischen Königsthron bis 1603. In dieser Zeit herrschte bereits im restlichen Europa die
Renaissance vor, wurde aber in der englischen spätgotischen Phase im „tudor style“ nur
zögerlich aufgenommen. Die Symmetrie spielte hierbei eher weniger eine Rolle, sondern
vielmehr die Verschiedenartigkeit der einzelnen Fassadenabschnitte. Der Kielbogen des
„perpendicular styles“ geht in den Tudorbogen über und es findet eine Verbreitung des
Stiles in der Fachwerkarchitektur statt. Die Tudorphase ist bis zur Königin Elizabeth I.
eine ruhige Phase des wirtschaftlichen Auflebens und der Stärkung des Rechtesystems,
so dass es nicht verwunderlich ist, dass mit den Ansprüchen einer wachsenden
bürgerlichen Mittelschicht auch der Anspruch an Massenproduktion im Hausbau laut
wurde. Da diese Zeit von den Engländern als besonders positiv wahrgenommen wurde ist
es nicht verwunderlich, dass es immer wieder neben dem Palladianismus neues Aufleben
des Stils in sog. „gothic revivals“ gab.
96
17
Während der arabischen Eroberung hatten sich die Juden mit den Arabern verbunden, nachdem sie schon
damals von den Westgoten durch die Beschlüsse der Konzile von Toledo 400-702 verfolgt wurden. Nachdem
1492 die letzte muslimische Hochburg Alhambra mit massiver finanzieller Unterstützung der Juden gefallen
war, hofften die Juden nachdem sie nun auch unter der zuvor muslimischen Herrschaft leiden mussten, dass die
neuen Verbündeten in Spanien Ihnen ihren wirtschaftlichen Wohlstand gönnten. Allerdings kam es dann genau
umgekehrt, da die Juden als Volk, „die christliche Güter mit schweren und unerträglichen Wucherzinsen
auffressen und verschlingen“, angesehen wurden.
Kapitel: Gotik
Als dann durch Ferdinand II. und Isabella I. die spanische Inquisition vorangetrieben
wurde, wurde die Kultur der Mauren mit ihren Vertretern immer mehr verdrängt. Die
Verfolgung richtete sich zwar zu 90% gegen Juden, aber die maurische Kultur war nicht
nur von islam-arabischen Einflüssen, sondern auch von jüdischen Einflüssen geprägt
gewesen17. Als Folge der spanischen Inquisition wurde nicht nur die Population stark
reduziert, sondern es verstreute sich auch der jüdische Reichtum auf die
Nachbarländer (insbesondere die Medici und Rom nahmen sich Ihnen an).
Ausgezeichnete Persönlichkeiten des kulturellen und wissenschaftlichen Lebens mussten
das Land verlassen und ihre Positionen konnten nicht durch adäquate Personen ersetzt
werden. Durch diese Motivation eine religiöse Einheit im Land zu schaffen wuchs
letztendlich eine totalitäre Mentalität, da Staatsorgane nachweisen mussten, dass ihre
Vorfahren bis ins zweite Glied keine Neuchristen (konvertierte Juden oder Muslime)
waren. Die jüdisch-maurischen kulturellen Einflüsse sollten aber nicht komplett
Aussterben, denn die jüdische Mystik der Kabbala, die sich bisher nur in Spanien
ausgebreitet hatte, wurde nun auch in anderen Ländern verbreitet und dort von
Humanisten rezipiert.
Im selben Jahr wie das o.g. Alhambra Edikt 1492 entdeckte Christoph Kolumbus
Amerika. Allerlei abenteuerliche Konquistadoren wollten durch Eroberungen in der
neuen Welt zu schnellem Reichtum kommen, nachdem die spanische Inquisition das Volk
ausplünderte und sich so die Konquistadoren als Glücksritter unabhängig von der
spanischen Krone machen konnten. Zu leisten war lediglich „das königliche Fünftel“. Da
das wesentlich weniger fortschrittlichere Volk der Inkas und Azteken kaum Widerstand
gegenüber den Konquistadoren bildeten, konnte sich Spanien so neuen Reichtum
erkämpfen, den sie in den Gold- und Silberreichen (El Dorado) fanden. Dieser Reichtum
und der durch die Judenverfolgung erbeutete Reichtum der von den Ketzern konfisziert
wurde brachte den Inquisitoren eine große Macht, so dass ihre Kultur stilprägend sein
sollte. Da es sich hier meistens um Dominikaner handelte vermischen sich die
Bauformen der dominikanischen Klösteranlagen mit den maurisch-beeinflussten
Bauformen.
Als im 15. Jahrhundert in anderen Ländern das Mittelalter als Sittenverfall angesehen
wurde und eine Rückbesinnung an antike Werte gefordert wurde, war in Spanien diese
Geschichte strukturell nicht gegeben. Da der gotische Baustil in Spanien als
Architektursprache des Sieges der Christen über den Islam verstanden wurde, hat er bis
ins beginnende 18. Jahrhundert nie an Bedeutung verloren und sich entweder mit
Motiven der Renaissance vermischt oder sich gleichwertig neben der Renaissance weiter
entwickelt.
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98
Kapitel: Gotik
Französische Frühgotik
Maurische Piraten
Südlich von Cluny wurde das Gebiet (die Provence) von islamischen Arabern und
spanischen Mauren bis 975 beherrscht. Diese stießen zu dieser Zeit aber nicht weiter als
bis Lyon (90km südlich von Cluny) vor, allerdings konnten Sie die burgundische
Hauptstadt Arles plündern. Inwieweit also der Einfluss durch islamische Bautechniken auf
die Gelehrten in Cluny war ist schwierig einzuschätzen, da es nicht unbedingt zu einem
direkten Kontakt dieser Kulturen gekommen sein mag und die Kreuzzüge erst viel später
arabische Kunstwerke in das Frankenreich brachten.
Sensualismus: 2 Punkte
Ursache: Islamische Expansion
Haus der Weisheit
Der islamische Baustil war durch den Einfluss des Hauses der Weisheit– das bereits seit
830 auf römische und griechische Wissenschaften basierten (z.B. Euklid) und in dieser
Blütezeit des Islams als Hauptbildungsakademie galt. Im Haus der Weisheit wurden
allerdings nicht nur byzantinische Werke in das Arabische übersetzt, sondern auch
indische Werke.
Seit Mitte des 9. Jhd. wurden im Haus der Weisheit Texte nichtmehr wörtlich, sondern
konzeptionell übersetzt, d.h. dass ein Verständnis der zu übersetzenden Kulturen
notwendig wurde.
Ideationalismus: 3 Punkte
Ursache: Islamische Expansion
Burgundischer Spitzbogen
3 Generationen nach der Vertreibung des Islam und der Mauren aus Frankreich wurde bei
Cluny III der islamische Spitzbogen als Gewölbeform durch die Einfuhr dieser Technik
von Normannen nach Frankreich benutzt. Dadurch wurde erstmals das
Spitzbogengewölbe in Frankreich von einer großen Anzahl von Gelehrten und
Machtinhabern adaptiert.
Pragmatik: 2 Punkte
Kapitel: Gotik
Ursache: normannische Spitzbogenverbreitung
99
Normannische Spitzbogenverbreitung
Bereits im Sassanidenreich im 6.Jahrhundert hat es in diesem vorislamischen Reich
Spitzbogenbrücken gegeben, wie z.B. die Karamaga-Brücke. Aber erst durch das Haus
der Weisheit wurde wahrscheinlich der Spitzbogen aus einer Kombination von
euklidischer Mathematik (griechisch) und buddhistischer Bautradition (indo-islamisch)indem der indo-islamische Kragbogen mithilfe von euklidischen Überlegungen verbessert
wurde - vollendet und verbreitet. Als die Normannen dann Sizilien eroberten, sind sie
hier auf die ersten islamisch-maurischen Spitzbogengewölbe gestoßen und brachten
diese Technik nach Frankreich.
Ideationalismus: 2 Punkte
Ursache: Maurische Piraten und Haus der Weisheit
Zisterzienser
Der Zisterzienserorden war der erste zentralistisch organisierte Mönchsorden des
christlichen Abendlandes.
Durch eine Rückbesinnung auf asketische Ideale wurden die Traditionen analysiert und
neu definiert. Dadurch wurde in den Klöstern ein Hauptaugenmerk bei der Architektur auf
Einfachheit gelegt, so dass nichts die Mönche von der Liturgie ablenken kann.
Strukturalismus: 4 Punkte
Ursache: Cluniazenser
Harmoniephilosophie
Der Abt Sugar hielt inspiriert von Augustinus von Hippo und Dionysius Areopagita an der
Vorstellung fest, dass der Mensch eine Harmonie in der „Harmonie der Schöpfung Gottes“
(Natur, Welt der Sinne) und der „Erleuchtung der Gläubigen“ (Geist, Welt des höheren
Seins) eingehen solle. In seinem Werk an der Kathedrale von Saint Denis sah er diese
Harmonie vollendet.
Ideationalismus: 4 Punkte
Abt Sugar
Abt Sugar untersuchte das Kloster Saint Denis war - es war schon seit den Merowingern
bis Karl des Großen und dann wieder ab Ende des 10. Jahrhunderts Grablege für alle
fränkischen Herrscher gewesen und war somit eine bedeutende Rolle für das weltliche
Frankenreich.
Er verstand die Rolle der hier zu erbauenden Kathedrale, nämlich dass sie als heilige
Macht einer weltlichen Struktur der Seelenführung steht und bildete das hierfür
notwendige Verständnis.
Strukturalismus: 2 Punkte
Ursache: Harmoniephilosophie
Kapitel: Gotik
Ursache: Augustinus von Hippo und Dionysius Areopagita
100
Komplettkunstwerke
Da bei Saint Denis bereits ein Altarraum zum Umrunden der Gräber der Heiligen für die
Pilger gebaut war, diente diese Grundlage als Element für den Chorumgang. Bzw. wurde
der bereits in Cluny III verwendete Kapellenkranz in der Gotik zu einem
zusammenhängenden System von Stützen und Gewölben weiterentwickelt.
Während also die Zisterzienser eine Harmonie in der Einfachheit durch Reduzierung
suchten, entdeckten die frühen Gotiker im Bauwerk als Komplettkunstwerk eine
Harmonie.
Ideationalismus: 2 Punkte
Ursache: Harmoniephilosophie
Steinmetzbruderschaft
Der monarchisch orientierte Adel, die Bischöfe und die Städte versuchten sich nun
gegenseitig durch immer prächtigere Bauten zu übertrumpfen. Die neuen Techniken
wurden immer weiter entwickelt, indem in der Frühgotik jeder Nachfolgebau seine
Vorgänger als Grundlage benutzte. Für die hierfür notwendigen wissenschaftlichen
Verknüpfungen und deren Verbreitung wurden die Steinmetzbruderschaft und die
Dombauhütte als Werkstattverbund gegründet.
Strukturalismus: 3 Punkte
Ursache: Bauwerk als Komplettkunstwerk
Handelsschwerpunktverlagerung
Die für den Kathedralenbau benötigte wirtschaftliche Macht und Struktur entstand durch
die Verlagerung des Handelsschwerpunktes vom Land in die Stadt und die Förderung
dieser Städte durch die Könige.
Strukturalismus: 2 Punkte
Kapitel: Gotik
Ursache: mittelalterliche Warmzeit
101
Geistliche Laienbewegungen
Durch die Verbreitung von Bogomilen der manichäistischen und paulikianischen Lehre
aus der byzantinischen Spätantike verbreitete sich die Lehre der Katharer unter den
Laien. Während die Kirche und Mönche ihre Liturgie predigen, ist es nicht verwunderlich,
dass das Volk - denen das Verständnis für diese Liturgien durch mangelndes Wissen
fehlte – sich durch solche Laienbewegungen besser verstanden fühlte. In der Ansicht der
Katharer wurde die materielle Welt als böse angesehen und das Gute wäre lediglich bei
Gott im Himmel zu finden. Dies wäre durch Armut, Bescheidenheit und Enthaltsamkeit zu
erreichen. Insofern ist der Kult nahe am asketischen Mönchtum, aber unterscheidet sich
von ihm durch die Liturgie und der Glaubensvorstellungen. Da sie die römisch-katholische
Kirche mit ihren Regeln und durch den starken materiellen Bezug ihrer Vertreter als böse
einstuften, bildeten sie in der Frühgotik die erste Gegenkirche.
Ideationalismus: 4 Punkte
Ursache: mittelalterliche Warmzeit
Avignonesische Inquisition
Auf der einen Seite war die Gotik ein Mittel gewesen die Menschen von der Macht der
Kirche zu überzeugen, aber auf der anderen Seite war genau dies die Kritik der Katharer
gewesen, so dass sich dieses Spiel in der Zeit der Gotik aufschaukelte. Während die
orthodoxe Kirche sich mit ähnlichen Laienbewegungen schon früher auseinandersetzen
musste, war dies für die römisch-katholische Kirche etwas Neues gewesen. Dies ist
vielleicht als Zeichen dafür zu deuten, dass sich erste Strömungen der hellenistischen
klassischen Kultur - geprägt durch die Philosophie, Rhetorik und Naturwissenschaften
(byzantinische Kirche) - in die juristisch (Rechtfertigungslehre) und organisatorisch
(Ekklesiologie) geprägte römische Kultur nun auch in der westlichen Welt breit machten.
Nachdem durch die römisch-katholische Kirche systematisch verhindert wurde, dass sich
die orthodoxe Kirche (und somit hellenistische Ideale) im westlichen Raum etablieren
konnte, geschah die kulturelle Verbreitung wohl erst jetzt durch Laienbewegungen.
Sensualismus: 4 Punkte
Ursache: geistliche Laienbewegungen
Wandel der Kriegsführung
Durch die Verbreitung von Feuerwaffen passte man die mittelalterliche Burg zu
Schlössern an, da die Besitzer dieser Schlösser in der Tradition der spätromanischen
Reichsminister standen und somit der Repräsentationswille wichtiger wurde.
Pragmatismus: 2 Punkte
Kapitel: Gotik
Ursache: Feuerwaffen
102
Kapitel: Gotik
Fazit zur französischen Frühgotik
Da die Kirche immer mehr an moralischen Werten verliert, gelingt es durch
strukturalistische Ausarbeiter moralische Werte an das Volk zu bringen. Bisher hat die
Kirche versucht nur die sensualen Identifizierer anzusprechen, aber in der Frühgotik
gelingt es nun der aufkommenden Mittelschicht eine neue Identität zu geben, die von
ideationellen Identifizierern aufgenommen werden kann.
103
Reduktionsgotik
Klostergründungen
In die französischen Nachbarländer wurde der gotische Baustil durch Klostergründungen
der Zisterzienser getragen. Da die Zisterzienser jedoch sehr viel Wert auf Vereinfachung
legten, fanden die Nachbarländer nur schwer Zugang zu dem neuen Stil, so dass das
heilige römische Reich mit dem Kölner Dom erst sehr spät den Anschluss an die
Hochgotik bekam, aber dann schnell die neuen Möglichkeiten etablierten.
Strukturalismus: 2 Punkte
Ursache: Zisterzienser
Parler
Im Gegensatz zu den Zisterzienserklöstern erweitert man im heiligen römischen Reich
zusätzlich zu der Reduzierung der Zisterzienser die Baukunst durch kompliziertere
Formen. Geprägt wurde dieser Einfluss von den Parlern, die damit den Wünschen der
Bauherren nachkommen wollten.
Pragmatik: 4 Punkte
Ursache: Zisterzienser und Frühhumanismus
Pfarrkirchen
Auch die steigende Anfrage nach Pfarrkirchen benötigt eine quantitative Bauweise der
Hallenkirchen, so dass eine Reduzierung der Baumasse und der farblichen
Ausschmückungen (zumal der Sandstein und Backstein, der östlich von Frankreich
benutzt wurde bereits sehr bunt war und deswegen neben dem Glas weniger Farbe
benötigte, als die französischen oder englischen Vorbilder) nötig war.
Dramatik: 3 Punkte
Ursache: Parler
Francesco Petrarca
Francesco Petrarca war als Dichter und Philosoph einer der Begründer des Humanismus.
Er versuchte mit seinen Gedichten die Antike als Ganzes wiederzubeleben und gilt somit
als Vorreiter der Renaissance.
Dramatik: 3 Punkte
Kapitel: Gotik
Ursache: Landschaftserfahrung
104
Landschaftserfahrung
Lebensprägend war für Petrarca durch die Bergsteigerfahrung des Mont Ventoux die
Landschaftserfahrung, bei der sich für ihn ästhetische und kontemplative Sichtweisen
verbinden. Dieses Naturerlebnis und die Rückwendung auf das Selbst könnte Heinrich
Parler beeinflusst haben, als ihm Petrarca davon erzählte.
Da den Baumeistern durch ihr zunehmender Einfluss und architektonische Kompetenz
immer mehr Willkür zugestanden wurde – zumal das Domkapitel immer weniger unter
dem Einfluss des Erzbischofs stand und somit wahrscheinlich weniger von christlichgotischen Bauideologien geprägt werden musste -, können wir an dieser Stelle davon
ausgehen, dass Heinrich Parler wahrscheinlich für die Pflanzenornamentik von der Natur
inspiriert wurde.
Pragmatik: 3 Punkte
Ursache: unbekannt
Nepotismus
Zu dieser Zeit residierten von 1309-1377 auf Grund der Machtkämpfe mit den mächtigen
Adelsfamilien in Rom die Päpste in Avignon, nachdem in Frankreich im selben Jahr der
Templerorden aufgelöst wurde. Prägend für diese Zeit war, dass hier die römischkatholischen Päpste die Vetternwirtschaft förderten und somit ein immer größerer
Abstand zu den idealistischen Benediktinermönchen förderte.
Pragmatismus: 2 Punkte
Ursache: avignonesisches Papsttum
Scholastik
Die monastische Theologie wurde langsam durch die Scholastik ersetzt und somit
entfernten sich die Mönche sich immer mehr von den unrationellen Mystifizierungen der
Kirche. Als Motiv in der Gotik kann man vermuten, dass die Fensterrose im Gegensatz zu
den „mystisch“ nach oben strebenden Spitzbogen eine in sich ruhende „meditative“
Vollkommenheit des Göttlichen verkörpert. Insbesondere in der Spätgotik bekommt
dieses bereits in der Romanik bekannte Element nun an Bedeutung.
Dass aber auch die Kirche einer schleichenden Verweltlichung unterlag, ist nicht nur am
größtenteils funktionalen Baustil des Papstpalastes in Avignon zu erkennen, sondern auch
daran, dass das Papsttum immer mehr als Mäzen für die frühhumanistische Universität in
Avignon auftrat.
Strukturalismus: 3 Punkte
Kapitel: Gotik
Ursache: avignonesisches Papsttum
105
Abendländisches Schisma
Das avignonesische Papsttum stand beim Umzug nach Rom bereits unter
frühhumanistischen Einflüssen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellten und somit
nichtmehr der Tradition der römisch-katholischen Kirche entsprachen. Demnach gab es
bis zum Konzil von Konstanz immer 2 (teilweise sogar 3) Päpste die gegenseitig
versuchten ihre Position durchzusetzen.
Dramatik: 3 Punkte
Ursache: avignonesisches Papsttum
Mittelalterliche Warmzeit
Zur Zeit der Gotik kam es zu einer mittelalterlichen Warmzeit, die eine Verbesserung der
Landwirtschaftlichen Nutzung und Entwicklung der Bevölkerungszahlen begünstigte.
Pragmatik: 2 Punkte
Ursache: unbekannt
schwarze Pest
Die Vervierfachung der Bevölkerung im Hochmittelalter wurde nun durch die Pest wieder
Rückgängig gemacht. Als Folge der schwarzen Pest waren die Menschen durch ihre
Erfahrungen mit dem Tod stark erschüttert und suchten nun neuen Halt in der Religion,
die aber hilflos gegenüber der Pandemie auftrat.
Dramatik: 4 Punkte
Ursache: unbekannt
Hohe Arbeitslöhne
Abgesehen von der Begrenzung der Löhne der Feldarbeit in England, stiegen die
Arbeitslöhne nach der schwarzen Pest in den Städten stark an, da der Reichtum, der
zuvor vielen Menschen angehörte nun auf weniger Schultern verteilt werden konnte. Der
somit einkehrende Wohlstand ermöglichte den Menschen ein Leben mit weniger Zeit, die
sie auf die Arbeit verwendeten und ermöglichte es einer breiten Masse sich mit geistigen
Themen zu beschäftigen.
Pragmatik: 2 Punkte
Kapitel: Gotik
Ursache: schwarze Pest
106
Judenprogrome
Vielleicht auch durch die Inquisition machten sich neue Feindbilder breit, nachdem durch
die schwarze Pest im heiligen römischen Reich für die Mittel- und Unterschicht eine
Ruhephase eintrat. Durch das Bekämpfen eines gemeinsamen Feindes war eine
Identitätsbildung möglich und nachdem der Klerus angesichts der schwarzen Pest keine
Lösungen parat hatten, musste man andere Wege finden, um das Volk auf der eigenen
Seite zu halten. Da damals in der Geldwirtschaft der einzige Konkurrent zum deutschen
Orden die Juden waren, liegt es nahe, dass hier entsprechende Volkshetzerei betrieben
wurde.
Sensualismus: 4 Punkte
Ursache: schwarze Pest
bürgerliche Bauherren
Nachdem die Kirche bei den neuen Ansprüchen einer Identitätsstiftung versagte und sich
neue Laienbewegungen breit machte, ist dies als Zeichen zu deuten, dass die Bürger
nach neuen eigenen Werten z.B. im Humanismus suchten und hierfür nun leichter
zugänglich für malerische als spirituelle Erzählungen wurden.
Dramatik: 3 Punkte
Ursache: Frühhumanismus
Kapitel: Gotik
Fazit zur Reduktionsgotik
Während pragmatische Vollstrecker als Passionare versuchen den neuen Bedürfnissen
der aufsteigenden Mittelschicht beizukommen, werden die daraus entstehenden
frühhumanistischen Werte von Subpassionaren als dramatische Ausarbeiter
aufgenommen und unter dem Volk verbreitet.
107
Perpendicular Style
Englanderoberung
Der normannische Herzog William I. eroberte England. Die Normannen waren kulturell
sehr eng mit der französischen Kultur verbunden – zumal sie den Spitzbogen schon vor
der Entwicklung der Gotik teilweise benutzten. Obwohl die englischen Könige
lehensrechtlich dem französischem König untergeordnet waren, traten sie in
Großbritannien mit einer eigenen Identität auf und so ist es nicht verwunderlich, dass der
gotische Stil hier schon früh Abwandlungen aufweist.
Sensualismus: 4 Punkte
Ursache: keine
Großgrundbesitz
Da die englischen Könige allerdings die größten Grundbesitzer in Frankreich waren, war
das französische Königsgeschlecht stets darum bemüht die anglo-französischen Vasallen
zu schwächen. Im Spätmittelalter wurden schließlich die Engländer durch diplomatische
und bewaffnete Konflikte aus Frankreich gedrängt, so dass es zu einer Differenzierung
zwischen den Kulturen kam und jeder eine eigene Identität entwickelte.
Sensualismus: 3 Punkte
Ursache: Normannische Eroberung Englands
Islamische Wissenschaften
Auch wenn es im Spätmittelalter kaum islamische Bevölkerung auf Großbritannien gab,
so ist dennoch ein wissenschaftlicher Austausch mit dem Islam nachweisbar. So sind
bereits im 8. Jahrhundert Münzprägungen im islamischen Stil gefunden worden und
islamischen Wissenschaften waren in England verbreitet gewesen, wie z.B. an den
neuplatonischen Überzeugungen Roger Bacons zu erkennen ist. Deswegen übernahmen
wahrscheinlich die Engländer den islamischen Kielbogen in ihren Stil mit auf – zumal der
Islam auch als Hauptfeind der Franzosen galt und somit die Abgrenzung mit diesem
Mittel zum französischem Stil günstig erschien.
Fundamentalismus: 3 Punkte
Hundertjähriger Krieg
Nachdem der englische König Edward III. einen Anspruch auf den französischen Thron
sah – zumal er sich über französische Überfälle und der französischen Unterstützung bei
der schottischen Eroberung Edward Balliols provoziert fühlte- begann der hundertjährige
Krieg. Es ist nicht verwunderlich das England in dieser Zeit also nach einer weiteren
Abgrenzung zum französischen Stil suchte, um die eigene Identität zu stärken.
Sensualismus: 3 Punkte
Ursache: englischer Großgrundbesitz in Frankreich
Kapitel: Gotik
Ursache: keine
108
Walisischer Langbogen
Bis ins späte 15. Jahrhundert war der walisische Langbogen in der Kriegstechnik der
entscheidende Faktor, wie die englischen Truppen den Krieg gegen die Franzosen
anfangs gewinnen konnten. Allerdings benötigte die Ausbildung zum Langbogenschützen
mehrere Jahre und auch danach noch ständiges Training.
Sensualismus: 2 Punkte
Ursache: wikingische Bogenschusstechnik
Assize of arms
Henry II verordnete bereits 1181 in der assize of arms, dass jeder reiche Bürger sich mit
einem Langbogen auszustatten hat und die Kirche zur Unterstützung die Trainierenden
von der Kirchgangspflicht entbinden mussten und Zielscheiben zur Verfügung stellen
mussten.
Dies zeigt aber auch insbesondere die vergleichbar geringe Bedeutung der Kirche in
England und dafür umso größere Bedeutung des Bürgertums.
Fundamentalismus: 3 Punkte
Ursache: Walisischer Langbogen
Witenagemot
Durch die Kathedralenbauhütte waren nun Handwerker, aber auch Zünfte, zu einer
wirtschaftlichen Macht geworden, so dass das bisher vorherrschende
Dreischichtensystem (Adel, Klerus, Bauer) durch eine starke Mittelschicht erweitert
wurde, die nun auch Ansprüche auf Kunst hatten und sie durch dessen Massenproduktion
zur Mode machten. Durch eine stärkere Mittelschicht, war auch eine Einbindung in das
politische System nötig.
Da der König in England basierend auf das Witenagemot das englische Parlament als
Ratsversammlung ausbildete, bindet er geschickt das reichere Bürgertum ein, so dass er
sich auf deren Gefolgschaft verlassen konnte.
Dramatik: 3 Punkte
Haus Tudor
Nachdem der Hundertjährige Krieg beendet war, herrschte das Haus Tudor auf dem
englischen Königsthron. In dieser Zeit herrschte bereits im restlichen Europa die
Renaissance vor, wurde aber in der englischen spätgotischen Phase im „tudor style“ nur
zögerlich aufgenommen und es werden stattdessen die alten englischen Traditionen
beibehalten.
Der Kielbogen des „perpendicular styles“ geht in den Tudorbogen über und es findet eine
Verbreitung des Stiles in der Fachwerkarchitektur statt.
Strukturalismus: 3 Punkte
Ursache: keine
Kapitel: Gotik
Ursache: keine
109
Fachwerkarchitektur
Die Tudorphase ist bis zur Königin Elizabeth I. eine ruhige Phase des wirtschaftlichen
Auflebens und der Stärkung des Rechtesystems, so dass es nicht verwunderlich ist, dass
mit den Ansprüchen einer wachsenden bürgerlichen Mittelschicht auch der Anspruch an
Massenproduktion im Hausbau laut wurde, der sich durch die Verbreitung der
Fachwerkarchitektur erkennen lässt.
Sensualismus: 3 Punkte
Ursache: keine
Kapitel: Gotik
Fazit zum perpendicular style
Mit der Eroberung Großbritanniens werden nicht nur Ideale von passionaren Normannen
importiert, sondern diese auch mit den wikingischen Idealen auf der Insel selbst
vermischt. Die in dieser Zeit aufsteigende Mittelschicht wird durch ein traditionelles
Rätesystem die Beteiligung an den politischen Entscheidungen gewährt. Aber durch die
starke militärische Orientierung des Volkes durch den König als fundamentaler
Vollstrecker, ist der Zeitgeist durch die sensuellen Identifizierer geprägt. Ungewöhnlich
ist hier, dass es dadurch zu einer kulturellen Blüte kommt und nicht zu einer
Degeneration, so dass diese sensuellen Identifizierer zumindest auch teilweise aus
Passionaren bestehen.
110
Gotik der Inquisition
Reconquista
In Spanien kippte das militärische Übergewicht der arabischen Mauren zu Gunsten der
christlichen Kreuzritter und leitete somit die letzte Phase der Reconquista ein. Die
französischen Invasoren brachten hierbei den gotischen Baustil mit, der sich mit
maurischen Motiven vermischte. Durch den gotischen Baustil sollte kenntlich gemacht
werden, wer nun die Macht in diesen Ländern hatte.
Sensualismus: 3 Punkte
Ursprung: islamische Expansion
Mudejar
Bis zur Zwangskonversion zum christlichen Glauben war es den Muslimen als Mudejar
gestattet gewesen weiter in Spanien leben zu können und so förderten sie den
Eklektizismus, der sich nun aber im Mudejar-Stil prächtiger entfalten konnte und durch
diese Darstellung auch die nicht-muslimischen Baumeister zu neuer Ornamentik
inspirierte.
Dramatik: 3 Punkte
Ursprung: Reconquista
Spanische Inquisition
Durch Ferdinand II. und Isabella I. wurde die spanische Inquisition voran getrieben und
die Kultur der Mauren mit ihren Vertretern wurde immer mehr verdrängt. Die Verfolgung
durch die spanische Inquisition richtete sich zwar zu 90% gegen Juden, aber die
maurische Kultur war nicht nur von islam-arabischen Einflüssen, sondern auch von
jüdischen Einflüssen geprägt gewesen.
Ziel war es eine für alle geltende einheitliche Religion durchzusetzen.
Fundamentalismus: 4 Punkte
Ursprung: Reconquista
Strukturalismus: 3 Punkte
Ursprung: spanische Inquisition
Kapitel: Gotik
Verlust des jüdischen Reichtums
Als Folge der spanischen Inquisition verstreute sich der jüdische Reichtum auf die
Nachbarländer (insbesondere die Medici und Rom nahmen sich Ihnen an).
Ausgezeichnete Persönlichkeiten des kulturellen und wissenschaftlichen Lebens mussten
das Land verlassen und ihre Positionen konnten nicht durch adäquate Personen ersetzt
werden. Dadurch mussten die Herrscher Spaniens nach neuen Möglichkeiten suchen, wie
sie mit diesen neuen Gegebenheiten umgehen können.
111
Mystik der Kabbala
Die jüdisch-maurischen kulturellen Einflüsse sollten durch die Inquisition nicht komplett
Aussterben, denn die jüdische Mystik der Kabbala, die in Spanien ausgearbeitet und
konkretisiert wurde, wurde nun auch in anderen Ländern verbreitet und dort von
Humanisten rezipiert.
Fundamentalismus: 2 Punkte
Ursprung: spanische Inquisition
Alhambra Edikt
Während der arabischen Eroberung hatten sich die Juden mit den Arabern verbunden,
nachdem sie schon damals von den Westgoten verfolgt wurden. Nachdem die letzte
muslimische Hochburg Alhambra mit massiver finanzieller Unterstützung der Juden
gefallen war, hofften die Juden nachdem sie nun auch unter der zuvor muslimischen
Herrschaft leiden mussten, dass die neuen Verbündeten in Spanien Ihnen ihren
wirtschaftlichen Wohlstand gönnten. Aber die Juden wurden stattdessen als Volk, dass
„die christliche Güter mit schweren und unerträglichen Wucherzinsen auffressen und
verschlingen“, angesehen.
Sensualismus: 3 Punkte
Ursprung: Reconquista
El Dorado-Mythos
Mit der Entdeckung Amerikas brachte Christoph Kolumbus das Gerücht nach Spanien,
dass es in „Neuspanien“ unermesslichen Reichtum zu finden gäbe. Durch den Erfolg der
Konquistadoren wurde dies kurz darauf bestätigt.
Dramatik: 3 Punkte
Ursprung: keiner
Konquistador
Allerlei abenteuerliche Konquistadoren wollten durch Eroberungen in der neuen Welt zu
schnellem Reichtum kommen, nachdem die spanische Inquisition das Volk ausplünderte
und sich so die Konquistadoren als Glücksritter unabhängig von der spanischen Krone
machen konnten. Zu leisten war lediglich „das königliche Fünftel“. Da das wesentlich
weniger fortschrittlichere Volk der Inkas und Azteken kaum Wiederstand gegenüber den
Konquistadoren bildeten, konnte sich Spanien so neuen Reichtum erkämpfen, den sie in
den Gold- und Silberreichen fanden.
Ursprung: El-Dorado-Mythos
Kapitel: Gotik
Sensualismus: 4 Punkte
112
Dominikanermacht
Der Reichtum durch die Eroberung Amerikas und der durch die Judenverfolgung
erbeutete Reichtum der von diesen Ketzern konfisziert wurde, brachte den Inquisitoren
eine große Macht, so dass ihre Kultur stilprägend sein sollte. Da es sich hier meistens um
Dominikaner handelte vermischen sich die Bauformen der gotischen Klösteranlagen mit
den der nun verdrängten maurisch-beeinflussten Bauformen.
Sensualismus: 3 Punkte
Ursprung: spanische Inquisition
Kapitel: Gotik
Fazit zur Gotik der Inquisition
Nach der Eroberung Spaniens, sowie der Entdeckung Amerikas, fangen die Besatzer an
als sensuelle Identifizierer ihre Werte und Identität über dem neuen Land durchzusetzen,
indem sie die Kirche als Vorwand nehmen und dabei das eroberte Land ausbeuten. Der
Anteil an Subpassionaren ist hier besonders hoch und die zeitlenkenden Geister lassen
sich durch humanistische Werte der Renaissance kaum belehren. Es ist also nicht
verwunderlich, dass die Befürworter der Renaissance diese späte Phase der Gotik als
besonders barbarisch angesehen hatten.
113
Kapitel: Gotik
Analyse der Spielbarkeit
114
Renaissance
Wie bereits erwähnt hatte schon zur Zeit der Spätgotik im 14. Jahrhundert Francesco
Petrarca italienische Schriften verfasst, in denen er eine Rückbesinnung auf das selbst
propagierte. Als Vorbild galt hier insbesondere die griechische Antike. Diese Begeisterung
teilte er mit Giovanni Boccaccio und auch wenn sie zusammen bereits zu einem guten
Ruf kamen, kam es erst durch eine große Verbreitung der griechischen Antike, als die
Osmanen das byzantinische Reich im 15. Jahrhundert eroberten und viele byzantinische
Gelehrten nach Italien flüchteten. Es hatte zwar schon vorher regen Austausch zwischen
den Kulturen gegeben, aber erst jetzt war der Zeitgeist der Gebiete des ehemaligen
westlichen Roms bereit eine humanistische Lehre aus dem literarischen Erbe der
Griechen zu ziehen.
Eine besondere Rolle für diese Entwicklung kommt hierbei der Kirche bei. Nachdem die
Kirche Rom als Hauptsitz wegen dem Adel verlassen hatte, sahen sie in den
frühhumanistischen Bewegungen eine Chance den Adel zu vertreiben und die in der Gotik
aufkommende Mittelschicht für sich zu gewinnen. In Avignon förderten sie deswegen die
Universität mit frühhumanistischen Lehren. Da die Kirche durch die Inquisitionen und
Kreuzzüge schon an moralischer und ethischer Glaubhaftigkeit eingebüßt hatten,
verhofften sie sich wahrscheinlich durch die neue Lehre, dass die Scholastik sich zu einer
neuen verständlichen (aber frommen) Wissenschaft weiterentwickeln würde. Durch die
Schwächung des römischen Adels mit dem Frühhumanisten Cola di Rienzo war der
Kirche ihre Rückkehr geebnet. Allerdings folgte aus diesem Ereignis auch immer mehr die
Idee einer Volkssouveränität, die sich nicht nur vom Kaisertum, sondern auch vom
Papsttum unabhängig machen sollte. Als dann auch noch durch das abendländische
Schisma die Autorität der Kirche in moralischen Fragen sank, war der Verbreitung eines
moralischen und ethischen Denkens unter der reichen Mittelschicht keine machtvollen
Grenzen mehr gesetzt.
In Italien setzte nach dem Tod des spätromanischen staufischen Kaisers Friedrich II. der
Zerfall seiner kaiserlichen Verwaltung ein. Friedrich II. selber war ein sehr gebildeter
Mensch und hatte zu Lebzeiten ein Beamtenbildungssystem durchgesetzt, dass nun
schon frühhumanistische Züge annahm und aus dieser Ministerialität sich das Patriziat
entwickelte, als sich diese Minister nach Friedrich II. in Gilden zusammenschlossen, um
ihre städtischen Ämter sichern zu können. Allerdings war die Einheit die er in Italien
geschaffen hatte nach seinem Tod nicht aufrecht geblieben und stattdessen bekämpften
sich die Anhänger des staufischen Kaisers (Ghibellinen) und die Guelfen, die meistens
die Politik des Papsttums unterstützten. Der Machtkampf zwischen diesen beiden
Geschlechtern sollte die Stadtpolitik der immer reicher werdenden Kaufleute in den
italienischen Städten prägen. Die einzige Stadt, die sich in dieser Zeit neutral verhielt
und sich aus den Machtkämpfen heraushielt, war Venedig. Da dadurch in Venedig ein
besonders gut funktionierendes Rechtssystem herrschte, wurden venezianische Fürsten
als sogenannte Signore eingesetzt, um den sozialen Frieden wieder herzustellen. Anders
als also in den von der Gotik geprägten Ländern in dieser Zeit gab es kein Vertrauen auf
den Kaiser, König oder Papst, so dass hier als erstes der Adel und insbesondere die
reichen Kaufleute ein eigenes Machtsystem zur Herstellung der Ruhe und Ordnung
kreierten.
Gefestigt wurde diese Form umso mehr, als Heinrich VII. bei seinem Italienzug auf
ortsansässige Personen zurückgreifen musste und keine eigenen Männer einsetzen
konnte oder wollte. Mit der Zeit wurden einige Städte (insbesondere die Städte, die durch
Kapitel: Renaissance
Geschichte
115
Da die humanistischen Philosophen aber von dem Adel oder dem Papst als Mäzen
finanziell abhängig waren, konnten sie ihren Mäzen mehr durch die Rhetorik
beeindrucken, als durch ihre philosophischen Ideale. Dadurch verfolgten sie stets eine
möglichst unparteiliche, aber beständige und geduldige Position ihrer Ideale.
Somit ist es nicht verwunderlich, dass der Humanist Erasmus von Rotterdam mit dem
Reformisten Martin Luther zwar dieselben humanistischen Ideale vertritt, aber in der Art
der Durchsetzung erhebliche Unterschiede aufweist. Der Humanismus zu dieser Zeit
war immer noch sehr geistlich geprägt und auch wenn der Mensch und sein freier Wille
immer mehr in den Mittelpunkt rückt, so wird noch auf seine Natur philosophiert, die
18
Das hierbei fälschlicherweise das römische Reich und nicht das hellenistische Reich mit der Quelle von
humanistischen Idealen verwechselt wird zeugt von dem Cargo-Kult dieser Vertreter.
Kapitel: Renaissance
den Handel florierten) immer mächtiger, so dass sie zu autonomen Regionalstaaten
wurden, wie z.B. das Herzogtum Mailand, die Republik Venedig, das Königreich Neapel
oder das Herzogtum Florenz.
In Florenz waren auf der einen Seite keine scholastischen Traditionen geben und auf der
anderen Seite herrschten hier lockere Gesprächszirkel, so dass günstige
Voraussetzungen für eine humanistische Diskussionskultur gegeben war. Immer mehr
wurde die Beschäftigung des Adels mit Kunst und Wissenschaft in Mode, so dass Reiche
Familien wie z.B. die Medici immer mehr als Mäzen auftraten. Hier kamen zu dem
frühhumanistischen Denken durch Marsilio Ficino eine Synthese zwischen Neuplatonismus
und katholischem Christentum, sowie durch Giovanni Pico della Mirandola islamische
Philosophien und die christliche Kabbala ins Gespräch. Meistens bezogen sich die
florentinischen Humanisten jedoch auf die griechische Antike und verfolgten
insbesondere in der Architektur eine Nachahmung der römischen Antike18. Den Mäzen
selber ging es wahrscheinlich mehr um die Ästhetik, als um den sozialen Gedanken, der
hinter dem Humanismus steckte. Diese Einstellung führte schließlich dazu, dass die
anthropozentrische Weltsicht darin bestand, nach der höchsten Vollkommenheit zu
streben. Somit bekam der Zentral- und Kuppelbau wie bei Bramantes Entwurf für den
Petersdom eine neue Rolle, da die Kugelform und Rotationssymmetrie am Vorbild des
Pantheons in Rom als diese höchste Vollkommenheit im Einklang mit Gott - oder im
heutigen Verständnis: dem Universum – interpretiert wurde.
Insofern wurde die Ästhetik der Antike richtig verstanden und interpretiert, allerdings
unter den Mäzen, die dieses Wissen und Bewusstsein von der Antike nicht hatten, wurden
die bildenden Künste im Rahmen von Technologie und Prestige behandelt. Kunst galt
demnach als die Fertigkeit, eine Materie zu bearbeiten und einen Zweck zu erfüllen. Dies
entspricht natürlich den handwerklichen und händlerischen Wurzeln des Patriziats, aber
eben nicht den ästhetischen Vorstellungen der philosophischen Architekten. Demnach ist
die Architekturtheorie der Renaissance nur eine Weiterentwicklung der Frühgotik und
keine Gegenbewegung. In der Zeit der Frührenaissance und Spätgotik liegt der
Unterschied wohl mehr bei den Vorlieben der Mäzen und die lag in Italien zu dieser Zeit
bei der Renaissance. Wahrscheinlich wollte sich das italienische Patriziat durch die frühe
Entwicklung des Bürgertums in Italien von der nördlicheren Kultur abgrenzen.
Da aber hier eine neue Interpretation der Antike, nämlich dass das Vollkommene in der
Klarheit, Ausgewogenheit und Ordnung zu finden ist, ist die Renaissance als
Ausgangspunkt für eine Funktionalisierung der Ästhetik zu betrachten.
Während also die römische Antike nur eine Adaptierung der griechischen Antike
durchführte und dabei lediglich den Nutzen dieser Kunst benutzte, geht in der
Renaissance eine Vermischung der Ästhetik der griechischen antiken Kunst mit dem
römisch-philosophischen Erbe des Utilitarismus von Statten.
116
Kapitel: Renaissance
aber zu dieser Zeit noch unangefochten als Gottes Werk betrachtet wird. Hierbei wird
zwar weiterhin ein Wert auf diese Frömmigkeit gelegt, aber die Scholastik als
Wissenschaft in diesem Gebiet als rhetorisch ungenügend angesehen. Parallel entwickelt
sich wegen dieser Gegenbewegung die Scholastik weiter zum Rationalismus, die nicht
so viel Wert auf die Rhetorik legt und die methodisch strikt nachvollziehbare
Argumentation wieder in den Mittelpunkt stellt. Die ersten Ansätze des Rationalismus
sollen aber erst über 100 Jahre später fruchten. Zur Zeit als in Italien noch der
Humanismus blühte und der Buchdruck erfunden wurde, um die Bibel zu verbreiten,
machte sich im Volk der Unmut über die Korruption der Kirche immer lauter, so dass ein
guter Nährboden für die Reformation geschaffen war. Im Gegensatz zu den Humanisten
vertraten jedoch die lutherischen Reformisten - nicht die calvinistischen - eine
wesentlich aggressivere Durchsetzung von humanistischen Idealen, indem sie den Verfall
moralischer Werte bei der Kirche und nicht bei den Menschen suchten. Beide
Bewegungen sind beeinflusst von den barbarischen Kriegen des Mittelalters und der
spätmittelalterlichen Frömmigkeit – Die schwarze Pest hatte ein sehr große Angst
vor dem Tod und damit ein spirituelle Beschäftigung mit der eigenen Schuld in Form von
Darstellungen des Totentanzes unter den Menschen geschürt - , aber suchen den Fehler
an verschiedenen Ansätzen. Die Kirche sollte unter den Reformisten dermaßen verändert
werden, so dass sie wieder ihre moralische und ethische Funktion unter dem Volk
einnehmen konnte. In der frühen Phase beschäftigte sich die Reformation somit zunächst
mit der Korruption der Kirche und brachte das Volk gegen die Kirche auf. Später fand die
Reformationsbewegung besonders dadurch anklang, dass falsch überlieferte Traditionen
abgeschafft wurden und Traditionen, die hilfreich für das Leben der Gläubigen waren (wie
z.B. die besondere Betonung der Monogamie und die Aufwertung des Individuums in
seiner persönlichen Freiheit), beibehalten wurden.
Für den Adel war die Reformation eine günstige Gelegenheit sich vom Kaiser und vom
Papst zu emanzipieren und da der Kaiser nicht als Zentralinstanz fungieren konnte,
sondern auf die Zustimmung des Reichstages gebunden war, konnte er dies nicht
verhindern. Diese Entwicklung in der das Bürgertum versucht (eigentlich schon seit der
Antike) eine eigene Staatskraft zu werden und sich auch von dem Papsttum unabhängig
macht - sollte dann in der Aufklärung zur Säkularisierung (Trennung von Staat und
Religion) führen und fand nun in der Renaissance mit dem Patriziat ihren Wendepunkt.
Während also Machtinhaber des Staates und der Religion immer mehr geschwächt
wurden und sich gegenseitig bekämpften, findet eine Vereinigung von weltlichem und
geistlichem Bewusstsein immer mehr unter dem Volk statt. Durch das für die
Renaissance typische anthropozentrische Weltbild erhielten die weltlichen Patrizier durch
die deutsche Mystik einen Zugang zu einem mystischen Bewusstsein, der zuvor nur
dem Klerus vorbehalten war und nun durch die theologischen Diskurse u.a. von Meister
Eckhart im heiligen römischen Reich deutscher Nationen eine breite Masse erreichte, da
sie nun auch in mittelhochdeutscher Sprache zur Verfügung standen. Im heiligen
römischen Reich deutscher Nationen spielten die Vorbilder der Antike jedoch nicht so eine
große philosophische Rolle für die Humanisten, wie bei ihren italienischen Vertretern, und
so wurde die ordnende Strenge etwas aufgelöst. Für die Auftraggeber wurde zwar der Stil
imitiert – die Fürsten wollten auch in der neuen Mode bleiben, nachdem die Gotik
nichtmehr als modern angesehen wurde -, aber es wurden neue Stilelemente und
Ornamente hinzuerfunden. Nachdem die Bauherren also eine spirituelle Aufladung durch
die deutsche Mystik erhielten, wurde auch in der Baukunst Wert auf mystifizierte – oder
vielmehr mystifizierende - Symbolik gelegt. Durch die Reformationsbewegung findet die
mystische Bewegung in der Spätrenaissance bzw. Übergangsphase zum Barock wenig
Anklang, da die deutsche Mystik anfängt pantheistische Züge anzunehmen, die damals
als Ketzerei verurteilt wurde und somit auch von den religiösen Fanatikern verurteilt
117
Abgesehen von den Hugenottenkriegen (Vom Zeitgeist her vergleichbar mit dem 30jährigen Krieg) gab es in der Zeit der Renaissance in Frankreich schon die ersten
Bestrebungen den höfischen Absolutismus, der aber erst im Zeitalter des Barocks unter
der Herrschaft des Sonnenkönigs in Versailles seinen Höhepunkt erreicht. Hier erreicht
der Barock jedoch nur eine sehr strenge Ausprägung, so dass man sogar in mancher
Literatur von „klassizistischem Barock“ redet.
Erste Tendenzen, wie hier das Gemüt sich schon von den italienisch-humanistischen
Vorbildern der Frührenaissance entfernt erkennt man am Manierismus. Während der
19
Wahrscheinlich hat die deutsche Mystik 100-200 Jahre später nicht nur die Romantiker, sondern auch die
Transzendentalisten inspiriert und war somit Ausgangspunkt für den deutschen Idealismus und den
Existentialismus.
20
Es wird überliefert, dass Karl V. aber eine sehr emotionale Persönlichkeit besaß, so dass man auch eine
Hingabe zur deutschen Mystik vermuten könnte.
Kapitel: Renaissance
wurde – insbesondere da durch die deutsche Mystik konfessionelle Grenzen hinfällig
waren und diese für den religiösen Kampf aber von großer Bedeutung waren19.
Karl V. hatte auf Grund seines Begehrens den Frieden in Europa herzustellen mit
Frankreich und den Osmanen zu kämpfen und so konnte sich die Reformationsbewegung
relativ ungehemmt verbreiten. Das heißt aber nicht, dass das Gefühl der Menschen sich
sofort änderte und so kann man sagen, dass bis zum 30jährigen Krieg die Mentalität der
reicheren Leute wenig von den Reformisten beeinflusst wurde – zumal die
Reformationsbewegung eine Bewegung der eher ärmeren Bevölkerung war und von der
reicheren Bevölkerung eher für ihre eigenen Ziele benutzt wurden. Im Gegensatz zu den
Ständen benutzte Karl V. die Kunst als Propagandazweck oder Machtdarstellung20,
wodurch auch deutlich wird, dass er trotz der Einbeziehung seiner Vasallen stets eine
Herstellung der Monarchie im Sinn hatte. Das 1520 dabei ein allgemeines deutsches
Bewusstsein gefördert wurde ist an den Strukturen des habsburgischen Hofes zu sehen,
da Karl V. hier versuchte seine Herrschaft nicht über eine Zentralisation, sondern über
eine Koordination auszuüben. Hierfür suchte er eine Vereinheitlichung des Bewusstseins
seiner Vasallen, indem er das Strafrecht vereinheitlichte, die Reichsstände an der Politik
im Reichstag teilhaben ließ (ähnlich wie das Parlament in England) und eine moderne
Reformation der Kirche verfolgte – somit war er zunächst von den humanistischen
Intentionen Luthers die Kirche zu reformieren angetan. Im Reichstag zu Worms machte
er aber dann doch seine Treue gegenüber der römischen Kirche klar. Dies ist
wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Karl V. eine friedliche und allmähliche
Reformation der Kirche wie die Humanisten verfolgte – zumal er damit dem Volk mehr
Frieden hätte bringen können. Die Reformation in Form einer Revolution war allerdings
nicht mehr aufzuhalten- zumal der Kaiser über die Amtszeit in der Religionsfrage keinen
Durchbruch oder eine Einigung erzielen konnte, bis erst 1555 sein Sohn Ferdinand im
Augsburger Religionsfrieden den Reichsständen die freie Religionswahl zugestand.
Für 60 Jahre sollte nun der Religionskonflikt relativ friedlich ausgetragen werden, jedoch
schlossen sich bis zum 30 jährigen Krieg hin die Lager immer dichter zusammen und
grenzten sich somit vom anderen Lager ab. Zudem kamen Hegemonieansprüche in
Deutschland durch die habsburgischen Mächte und den damit einhergehenden
dynastischen Interessenkonflikten mit Frankreich, den Niederlanden, Dänemark und
Schweden hinzu. Die Schrecken des Krieges sollten nun auch Auswirkungen auf das
Gemüt des deutschen Volkes ausüben und ließ die Menschen an ihrer inneren
Souveränität zweifeln, zugunsten einer religiösen Konfessionalisierung. Dies war nun für
mindestens 100 Jahre das endgültige Ende einer mystisch-inspirierten Renaissance und
wich nun einem materialistischen frühbarocken Stil, der durch einen Neuaufbau nach
dem Krieg begünstigt wurde.
118
21
Wahrscheinlich ist auch heute noch die Motivation auf der Suche nach einem Universalheilmittel der Ansporn
vieler medizinischer oder chemischer Wissenschaftler. Und wahrscheinlich sehen auch viele Künstler in ihren
Werken eine Transmutation ihrer Psyche oder der Psyche des Betrachters, die aber nicht unbedingt wie bei den
Alchemisten durch Zerstückelung, Verbrennung und sonstigen Leiden.
22
Hier sieht man eventuell auch die Unterschiedliche Interpretation oder Auffassung der Ritterlichkeit in
Frankreich und im heiligen römischen Reich: die französische Schicklichkeit auf der einen Seite und die
deutsche mystische Sagengestalt auf der anderen Seite.
Kapitel: Renaissance
Humanismus noch die zahlreichen Gräueltaten der Menschen aufzeigt und versucht die
Schönheit der Natur durch die Kunst zu verherrlichen und somit den Menschen zu seiner
„guten Natur“ zurück zu führen, beginnt man nun langsam (und insbesondere auch
propagiert durch die Reformation) daran zu zweifeln, ob die Natur des Menschen wirklich
gut sei. Stattdessen müsse die menschliche Natur durch die Kunst überwunden werden.
In Kreisen in denen man sich die teure Anfertigung von Kunstwerken leisten konnte, sah
man – wahrscheinlich auch begünstigt durch die Aufwertung des anthropozentrischen
Weltbilds im Humanismus – sich selbst als Erlesener, der nun durch die Kunst zu etwas
Besserem gebildet werden kann, ganz im Gegensatz zu dem gemeinen Volk, dass sich
diese Kunst erst gar nicht leisten konnte. Die allegorischen und enigmatischen
Darstellungen des Manierismus, sollten zu einer gesuchten, gezierten, kapriziösen und
spannungsgeladenen Manier führen, die nur von diesen aristokratischen Kennern
verstanden werden sollte. Somit werden Stilelemente der Renaissance zaghaft aufgelöst,
aber erreichen selbst im Barock noch eine (im Vergleich zu den anderen Ländern) nicht
ausufernde Pracht.
Erste Bücher über die Alchemie wurden veröffentlicht. Hierbei sollte man insbesondere
beachten, dass die Experimente von Transmutation der Elemente dem Alchimist auch zu
einer Transmutation der Psyche und somit zu einer göttlichen Existenz verhelfen sollten.
Dies wird wahrscheinlich definitiv auch die Künstler des Manierismus beeinflusst haben,
die einen ähnlichen Sinn in diesem Materialismus sahen21.
Genauso wie in Italien, spielte auch die Gesprächskultur innerhalb der Aristokratie zu
diesem Weltbild bei. Es ist so nicht verwunderlich, dass sich nun aus den Musenhöfen des
Kaisers Friedrich II. immer mehr literarische Salons entwickelten und zu der
Verbreitung von Stilen beitrugen, aber auch die Diskussion anregte. Für die
Durchsetzung des Absolutismus war diese Entwicklung besonders wichtig, da die
Aristokratie durch diese neue Geselligkeitskultur ihren Weg von der ländlichen
Herrschaftsdomäne in den Bannkreis des Königs fand. Durch die daher entstehenden
moralischen Überzeugungen (Preziösität) von Anstand, Bildung, Schicklichkeit,
Hemmungen und Gemütsbewegung fand eine zunehmende Verweltlichung der
christlichen Mystik – und somit Zuwendung zur o.g. Alchemie - statt, die in Frankreich
wahrscheinlich schon früher stattfand, als im heiligen römischen Reich deutscher
Nationen22, die erst nach dem 30-jährigen Krieg vollends den Glauben an die christliche
Mystik verlor. Diese Distinktion ist eine wichtige Rolle für den Adel in dieser Zeit
gewesen, um sich vom aufstrebenden (in den Augen des Adels vermeintlich
nachahmenden) Bürgertum abzugrenzen. Deswegen ist es auch nicht verwunderlich,
dass die Vorstellungen der Aristokratie als Bauherr eine andere gewesen ist, die
besonders im Manierismus und im klassizistischem Barock – im heiligen römischen Reich
deutscher Nationen, Baltikum und Skandinavien auch im Knorpelstil - seine besondere
Ausprägung erhält. Dieses System führte schließlich dazu, dass sich die Aristokratie hoch
verschuldete, um sich das „standesgemäße“ Leben am königlichen Hof leisten konnte und
somit in finanzieller Abhängigkeit zum König geriet. Es ist somit nicht verwunderlich,
dass dieses dekadente Leben früher oder später zur völligen Verarmung der Aristokratie
führen musste und somit dem aufstrebenden Bürgertum die Macht der Aristokratie
übertrug.
119
Die weltliche Bewusstseinswerdung der Menschen wird in der Renaissance darin deutlich,
dass eine am Markt orientierte frühkapitalistische Wirtschaftsstruktur entstand.
Durch den Buchdruck entstand eine Industrie um das Verlagswesen und bildete fortan
immer mehr die Informationsverbreitung, sowie Bank-, Kredit- und
Versicherungsunternehmen machten sich von der Religion unabhängig. Diese Aufgaben
waren zuvor im Feudalismus vom Klerus oder Kaiser übernommen worden und
entwickelte sich nun zu einer bürgerlichen Aufgabe, die sehr gut zu dem
anthropozentrischen Weltbild der Renaissance passte.
Allerdings gab es auch Verlierer unter dieser aufkommenden Bürgergesellschaft. Das
frühkapitalistische System hatte eine Aufwertung des sekundär- und nun
hinzukommenden tertiär-Sektors zur Folge, so dass der Wertabstand zu den Waren aus
dem Primärsektor immer größer wurde. Schwierig wurde das allerdings erst, als es in der
sogenannten Preisrevolution zu einer Inflation infolge des Zuflusses von Edelmetallen
aus Neuspanien und den erhöhten Silberfördermengen der süddeutschen
Saigerhüttenindustrie kam.
Zudem kam, dass sich dieser Wandel der reichen Unternehmerdynastien, weg von der
Feudalgesellschaft und hin zu einem Patronagesystem zunächst nur in den Städten
bildete, während auf den ländlichen Regionen noch das Lehnswesen vorherrschte.
Schließlich kam es wegen diesen beiden Faktoren zu großen Bauernaufständen, die
nun nichtmehr bereit waren die überhöhten Abgaben bei diesen wenigen monetären
Erträgen zu leisten. Sie wollten eine Rückkehr zu den altüberlieferten Rechten und ein
menschenwürdiges und gottesfürchtiges Leben führen. Einen Lichtblick auf diese
Forderungen sahen sie in der Reformationsbewegung, so dass durch die
Reformationsbewegung der Konflikt erst richtig ausbrach.
Zwar ging der deutsche Bauernkrieg aufgrund der strategisch-militärischen
Unterlegenheit zu Lasten der Bauern und ihre Forderungen wurden erst 300 Jahre später
in der Märzrevolution durchgesetzt, aber auf Grund der Zerstörungswut, die hunderte
von Burgen und Klöster zerstörte, war das Patriziat nachdrücklich verängstigt.
Auch wenn sich die Bauernkriege in Ungarn, England, der Schweiz und insbesondere in
Süddeutschland ausbreiteten, waren die Folgen auf die Architektur durch diese Ereignisse
besonders in den Nachbargebieten deutlich. In den Gebieten der Aufstände selber war
das Volk durch den Niederschlag demoralisiert worden, aber der Schrei nach einem
menschenwürdigem und gottesfürchtigem Leben erreichte durch die Reformation auch
andere Gebiete, in denen diese Rebellion mehr im Herzen weitergetragen wurde.
Andrea Palladio wirkte kurze Zeit später in Oberitalien in dem er für die Patrizier
Landvillen entwarf. Das Klima in der Stadt war auf Grund der Machtkämpfe ungemütlich
geworden und somit das Land sicherer geworden, zumal hier der Feudalismus in dieser
Zeit nicht ganz so grausam war, wie in den nördlicheren Regionen. Natürlich war auch
hier die Vollkommenheit im Mittelpunkt wie auch in der restlichen italienischen
Renaissance im Vordergrund. Hinzu kamen aber die Bedürfnisse nach Ruhe und
Naturverbundenheit der Mäzen von Palladio, so dass sich dieser ländliche Stil drastisch
von dem städtischen Stil der Prachtbauten unterschied. So ist es nicht verwunderlich das
hier besonders die klassizistischen Motive Palladios Anklang fanden und als ein Ideal des
ländlichen rustikalen Lebens entweder direkt die Bauformen der Protestanten beeinflusst
hat, als diese die Renaissance adaptierten, oder einfach nur das Denken verwandt ist und
so zu ähnlichen Motiven führte.
Quasi als indirekter Palladianismus, beeinflussten diese klassizistischen Motive die
Kapitel: Renaissance
Insbesondere begünstigt durch die Diskussionen von Intellektuellen in den Salons ging
im Spätbarock dann der höfische Absolutismus fließend in einen aufgeklärten
Absolutismus über.
120
Kapitel: Renaissance
protestantischen Länder. Als die Renaissance die Niederlande erreichte, waren die Lehren
Palladios auf jeden Fall schon bekannt gewesen. Dies war zu dieser Zeit religiös geprägt
durch die Calvinisten, die sich insbesondere durch ihren Fleiß- und Arbeitseifer, sowie
der Betonung von der Unabhängigkeit vom Staat, von den anderen protestantischen
Bewegungen unterschied. Und tatsächlich findet man, während im Manierismus und
Barock das Bürgertum in den anderen Ländern dekadente Ausmaße annimmt, in den
Niederlanden ein fleißiges und ethisches Bürgertum vor. Durch den Reichtum aus den
Kolonien gelangt Niederlande für eine kurze Zeit zur Weltmacht (Goldene Ära
Niederlandens). Das Bürgertum war hier noch unabhängiger von einem Kaiser oder
Papst, als es die Patrizier in den Nachbarländern waren, so dass die bürgerlichen Werte
der Renaissance hier eine neue nachträgliche Blüte erreichte. Dank der Kaufkraft konnten
die niederländischen Kaufleute an ihren Gebäuden ihren Status zur Schau stellen. Um
sich hierbei von dem inzwischen in den Nachbarländern vorherrschenden Manierismus
und Barock abzugrenzen, aber auch dem vorher beschriebenen Ideologien des
Calvinismus gerecht zu werden, wurden die frühklassizistischen Motive der Renaissance
von strenger Ordnung wieder aufgegriffen und eine noch klassizistischere Richtung
weiterentwickelt. Immer mehr sollte dieses calvinistisch-mythische Bewusstsein des
Arbeitsethos aber einem logischen Denken der Naturwissenschaften weichen, dass auf
Grund der voranschreitenden Durchsetzung der Empirik als moderne Wissenschaft eine
materialistische Argumentation forderte, so dass die Schriften Palladios - die nun durch
den Buchdruck sicherlich dem calvinistischem Bürgertum vorlag – eine neue
Interpretation bekam und die mystische Ästhetik der Antike noch weiter in den
Hintergrund trat.
Calvinistische Puritaner verbreiteten dann diesen Stil in England und durch die
Kolonisierung Amerikas durch calvinistische Niederländer und puritanische Engländer
verbreitete sich der Stil auch in Amerika.
121
122
Kapitel: Renaissance
Humanistische Renaissance
Byzantinische Gelehrte
Als Vorbild für die italienischen Humanisten galt insbesondere die griechische Antike. Erst
durch eine große Verbreitung der griechischen Antike, als die Osmanen das byzantinische
Reich im 15. Jahrhundert eroberten und viele byzantinische Gelehrten nach Italien
flüchteten, konnte aber auf dieses Wissen zurückgegriffen werden. Es hatte zwar schon
vorher regen Austausch zwischen den Kulturen gegeben, aber erst jetzt war der Zeitgeist
der Gebiete des ehemaligen westlichen Roms bereit eine humanistische Lehre aus dem
literarischen Erbe der Griechen zu ziehen und die Anzahl der byzantinischen Gelehrten
war wesentlich höher als zuvor.
Pragmatismus: 3 Punkte
Ursprung: Osmanische Eroberung, Frühhumanismus
Avignon
Nachdem die Kirche Rom als Hauptsitz wegen dem Adel verlassen hatte, sahen sie in den
frühhumanistischen Bewegungen eine Chance den Adel zu vertreiben und die in der Gotik
aufkommende Mittelschicht für sich zu gewinnen. In Avignon förderten sie deswegen die
Universität mit frühhumanistischen Lehren. Da die Kirche durch die Inquisitionen und
Kreuzzüge schon an moralischer und ethischer Glaubhaftigkeit eingebüßt hatten,
verhofften sie sich wahrscheinlich durch die neue Lehre, dass die Scholastik sich zu einer
neuen verständlichen (aber frommen) Wissenschaft weiterentwickeln würde mit der sie
das aufsteigende Bürgertum für sich gewinnen konnten.
Strukturalismus: 2 Punkte
Ursprung: Frühhumanismus
Cola di Rienzo
Durch die frühhumanistischen Verbreitungen des Cola di Rienzo erreichte er für kurze
Zeit durch den Rückhalt im Bürgertum für kurze Zeit die Macht über Rom und konnte
dadurch den Adel genug Schwächen. Obwohl er dann schon bald diktatorische
Anmaßungen annahm und wieder gestürzt wurde, folgte aus diesem Ereignis immer
mehr die Idee einer Volkssouveränität, die sich nicht nur vom Kaisertum, sondern auch
vom Papsttum unabhängig machen wollte.
Dramatik: 4 Punkte
Kapitel: Renaissance
Ursprung: Avignon
123
Patriziat
In Italien setzte nach dem Tod des spätromanischen staufischen Kaisers Friedrich II. der
Zerfall seiner kaiserlichen Verwaltung ein. Friedrich II. selber war ein sehr gebildeter
Mensch und hatte zu Lebzeiten ein Beamtenbildungssystem durchgesetzt, dass nun
schon frühhumanistische Züge annahm und aus dieser Ministerialität sich das Patriziat
entwickelte. Diese Minister suchten nun nach Möglichkeiten mit der Situation nach
Friedrich II. umzugehen und mussten sich in Gilden zusammenschließen, um ihre
städtischen Ämter sichern zu können.
Strukturalismus: 2 Punkte
Ursprung: Ministerialität
Ghibellinen und Guelfen
Die Einheit die Friedrich II. in Italien geschaffen hatte war nach seinem Tod nicht
aufrecht geblieben und stattdessen bekämpften sich die Anhänger des staufischen
Kaisers (Ghibellinen) mit den Guelfen, die meistens die Politik des Papsttums
unterstützten. Der Machtkampf zwischen diesen beiden Geschlechtern sollte die
Stadtpolitik der immer reicher werdenden Kaufleute in den italienischen Städten prägen.
Ideationalismus: 2 Punkte
Ursprung: Ministerialität
Signore
Die einzige Stadt, die sich in der Zeit nach Friedrich II. neutral verhielt und sich aus den
Machtkämpfen heraushielt, war Venedig. Da dadurch in Venedig ein besonders gut
funktionierendes Rechtssystem herrschte, wurden Fürsten aus Venedig als sogenannte
Signore eingesetzt, um den sozialen Frieden wieder herzustellen. Anders als also in den
von der Gotik geprägten Ländern in dieser Zeit gab es kein Vertrauen auf den Kaiser,
König oder Papst, so dass hier als erstes der Adel und insbesondere die reichen Kaufleute
ein eigenes Machtsystem zur Herstellung der Ruhe und Ordnung organisierten.
Strukturalismus: 2 Punkte
Autonome Regionalstaaten
Gefestigt wurde die Herrschaftsform der Signore umso mehr, als Heinrich VII. bei seinem
Italienzug auf ortsansässige Personen zurückgreifen musste und keine eigenen Männer
einsetzen konnte oder wollte. Mit der Zeit wurden einige Städte (insbesondere die
Städte, die durch den Handel florierten) immer mächtiger, so dass sie zu autonomen
Regionalstaaten wurden, wie z.B. das Herzogtum Mailand, die Republik Venedig, das
Königreich Neapel oder das Herzogtum Florenz.
Ideationalismus: 3 Punkte
Ursprung: Signore
Kapitel: Renaissance
Ursprung: Ghibellinen und Guelfen
124
Lockere Gesprächszirkel
In Florenz waren auf der einen Seite keine scholastischen Traditionen geben und auf der
anderen Seite herrschten hier lockere Gesprächszirkel, so dass günstige Voraussetzungen
für eine humanistische Diskussionskultur gegeben waren. Immer mehr kam die
Beschäftigung des Adels mit Kunst und Wissenschaft in Mode. Meistens bezogen sich die
florentinischen Humanisten jedoch auf die griechische Antike und verfolgten
insbesondere in der Architektur eine Nachahmung der römischen Antike.
Dramatik: 4 Punkte
Ursprung: Avignon und Patriziat
Humanismus
Da die humanistischen Philosophen von dem Adel oder dem Papst als Mäzen finanziell
abhängig waren, konnten Sie ihren Mäzen mehr durch die Rhetorik beeindrucken, als
durch ihre philosophischen Ideale.
Dadurch verfolgten die Humanisten stets eine möglichst unparteiliche, aber beständige
und geduldige Position ihrer Ideale, da sie die Verbindung zu ihrem Umfeld nicht
verlieren wollten.
Pragmatismus: 4 Punkte
Ursprung: Avignon und byzantinische Gelehrte
Mäzen
Den Mäzen ging es wahrscheinlich mehr um die Ästhetik, als um den sozialen Gedanken,
der hinter dem Humanismus steckte. Diese Einstellung führte schließlich dazu, dass die
anthropozentrische Weltsicht darin bestand, nach der höchsten Vollkommenheit zu
streben und durch die Diskussionskultur unter den Mäzen wurde diese Einstellung schnell
verbreitet.
Dramatik: 3 Punkte
Ästhetik der Antike
Unter den Mäzen, die das Wissen und Bewusstsein von der Antike nicht hatten, wurden
die bildenden Künste im Rahmen von Technologie und Prestige behandelt. Kunst galt
demnach als die Fertigkeit, eine Materie zu bearbeiten und einen Zweck zu erfüllen. Dies
entspricht natürlich den handwerklichen und händlerischen Wurzeln des Patriziats, aber
eben nicht den ästhetischen Vorstellungen der philosophischen humanistischen
Architekten. Demnach ist die Architekturtheorie der Renaissance nur eine
Weiterentwicklung der Frühgotik und keine Gegenbewegung. Wahrscheinlich wollte sich
das italienische Patriziat durch die frühe Machtentwicklung des Bürgertums in Italien von
der nördlicheren Kultur des gotischen Bürgertums abgrenzen.
Sensualismus: 3 Punkte
Ursprung: lockere Gesprächszirkel
Kapitel: Renaissance
Ursprung: lockere Gesprächszirkel
125
Utilitarismus
Da eine neue Interpretation der Antike, nämlich dass das Vollkommene in der Klarheit,
Ausgewogenheit und Ordnung zu finden ist, ist die Renaissance als Ausgangspunkt für
eine Funktionalisierung der Ästhetik zu betrachten.
Während also die römische Antike nur eine Adaptierung der griechischen Antike
durchführte und dabei lediglich den Nutzen dieser Kunst für ihre Machenschaften
instrumentalisierte, geht in der Renaissance eine Vermischung der Ästhetik der
griechischen antiken Kunst mit dem römisch-philosophischen Erbe dieses Utilitarismus
von statten.
Sensualismus: 3 Punkte
Ursprung: Ästhetik der Antike
Rationalismus
Der Humanismus zu dieser Zeit war immer noch sehr geistlich geprägt und auch wenn
der Mensch und sein freier Wille immer mehr in den Mittelpunkt rückt, so wird noch auf
seine Natur philosophiert, die aber zu dieser Zeit noch unangefochten als Gottes Werk
betrachtet wird. Hierbei wird zwar weiterhin ein Wert auf diese Frömmigkeit gelegt, aber
die Scholastik als Wissenschaft in diesem Gebiet als rhetorisch ungenügend angesehen.
Parallel entwickelt sich wegen dieser Gegenbewegung die Scholastik weiter zum
Rationalismus, die nicht so viel Wert auf die Rhetorik legt und die methodisch strikt
nachvollziehbare Argumentation wieder in den Mittelpunkt untersucht. Die ersten Ansätze
des Rationalismus sollen aber erst über 100 Jahre später fruchten.
Strukturalismus: 3 Punkte
Kapitel: Renaissance
Ursprung: Scholastik
126
Kapitel: Renaissance
Fazit zur humanistischen Renaissance
Während sich zunächst begünstigt durch das Papsttum der Frühhumanismus entwickeln
konnte, findet dann der Humanismus durch die lockere Gesprächsstruktur durch
dramatische Ausarbeiter einen großen Anklang unter dem aufstrebenden Bürgertum in
Italien. Dieses aufstrebende Bürgertum stellt sich dann aber größtenteils als
Subpassionare in Form von sensualen Identifizierer heraus, die die Ideale des
Humanismus insofern benutzen, in dem sie den Gedanken der Volkssouveränität
benutzen um sich vom Kaiser und vom Papst unabhängig zu machen, aber die sonstigen
Ideale des Humanismus nicht weiter tragen oder verinnerlichten und so schließlich auch
die humanistische Renaissance zur Mode verkommt.
127
Mystische Renaissance
Buchdruck
Die Erfindung des Buchdrucks ermöglichte eine viel schnellere Informationsverbreitung,
als es zuvor je möglich gewesen wäre. Ursprünglich sollte sie dazu dienen dem Volk
einen besseren Zugang zur Bibel zu ermöglichen, aber wurde dann schnell auch von den
Reformisten benutzt, um ihre Theorien zu verbreiten.
Fundamentalismus: 2 Punkte
Ursprung: unbekannt
Lutherische Reformation
Zurzeit als in Italien noch der Humanismus blühte, machte sich im Volk der Unmut über
die Korruption der Kirche immer lauter, so dass ein guter Nährboden für die Reformation
geschaffen war. Im Gegensatz zu den Humanisten vertraten jedoch die lutherischen
Reformisten - nicht die calvinistischen - eine wesentlich aggressivere Durchsetzung von
humanistischen Idealen, indem sie den Verfall moralischer Werte bei der Kirche und nicht
(wie die Humanisten) bei den Menschen suchten. Die Kirche sollte unter den Reformisten
dermaßen verändert werden, so dass sie wieder ihre moralische und ethische Funktion
unter dem Volk einnehmen konnte. In der frühen Phase beschäftigte sich die Reformation
somit zunächst mit der Korruption der Kirche und brachte das Volk gegen die Kirche auf.
Sensualismus: 5 Punkte
Ursprung: Humanismus
Spätmittelalterliche Frömmigkeit
Die schwarze Pest hatte ein sehr große Angst vor dem Tod und damit eine spirituelle
Beschäftigung mit der eigenen Schuld in Form von Darstellungen des Totentanzes unter
den Menschen geschürt.
Ideationalismus: 3 Punkte
reformierte Traditionen
Später fand die Reformationsbewegung besonders dadurch Anklang, dass „falsch“
überlieferte Traditionen abgeschafft wurden und Traditionen, die hilfreich für das Leben
der Gläubigen waren (wie z.B. die besondere Betonung der Monogamie und die
Aufwertung des Individuums in seiner persönlichen Freiheit), beibehalten wurden.
Pragmatismus: 2 Punkte
Ursprung: lutherische Reformation
Kapitel: Renaissance
Ursprung: schwarze Pest
128
Säkularisierung
Für den Adel war die Reformation eine günstige Gelegenheit sich vom Kaiser und vom
Papst zu emanzipieren und da der Kaiser nicht als Zentralinstanz fungieren konnte,
sondern auf die Zustimmung des Reichstages gebunden war, konnte er dies nicht
verhindern. Diese Entwicklung in der das Bürgertum versucht (eigentlich schon seit der
Antike) eine eigene Staatskraft zu werden und sich auch von dem Papsttum unabhängig
macht - sollte dann später in der Aufklärung zur Säkularisierung (Trennung von Staat
und Religion) führen und fand nun in der Renaissance mit dem Patriziat ihren
Wendepunkt.
Ideationalismus: 4 Punkte
Ursprung: Patriziat
Deutsche Mystik
Indem durch das für die Renaissance typische anthropozentrische Weltbild die weltlichen
Patrizier durch die deutsche Mystik einen Zugang zu einem mystischen Bewusstsein
bekamen, findet eine Vereinigung von weltlichem und geistlichem Bewusstsein immer
mehr unter dem Volk statt. Dieses war zuvor nur dem Klerus vorbehalten und erreichte
nun durch die theologischen Diskurse u.a. von Meister Eckhart im heiligen römischen
Reich deutscher Nationen eine breite Masse, da theologische Schriften nun auch in
mittelhochdeutscher Sprache zur Verfügung standen.
Dramatik: 5 Punkte
Ursprung: spätmittelalterliche Frömmigkeit
Pantheismus
Durch die Reformationsbewegung findet die mystische Bewegung in der Spätrenaissance
bzw. Übergangsphase zum Barock wenig Anklang, da die deutsche Mystik anfängt
Pantheistische Züge anzunehmen, die damals als Ketzerei verurteilt wurde und somit
auch von den religiösen Fanatikern verurteilt wurde – insbesondere da durch die
deutsche Mystik konfessionelle Grenzen hinfällig waren und diese für den religiösen
Kampf aber von großer Bedeutung waren.
Sensualismus: 2 Punkte
Karl V.
Karl V. versuchte den Frieden in Europa herzustellen und sah in der Bekämpfung der
Osmanen und der Einigung mit Frankreich dafür das Hauptaugenmerk, dass zu
untersuchen und auszuarbeiten galt. Dabei vernachlässigte er trotz seiner
humanistischen Bildung durch Erasmus von Rotterdam jedoch Themen, die das Volk
direkt beeinflussten, wie z.B. die Reformationsbewegung.
Strukturalismus: 2 Punkte
Ursprung: Humanismus
Kapitel: Renaissance
Ursprung: deutsche Mystik
129
Deutsches Bewusstsein
Z Beginn der Renaissance war in Deutschland die Reformationsbewegung zurzeit Karl V.
im Vormarsch. Das heißt aber nicht, dass das Gefühl der Menschen sich sofort änderte
und so kann man sagen, dass bis zum 30jährigen Krieg die Mentalität der reicheren
Leute wenig von den Reformisten beeinflusst wurde – zumal die Reformationsbewegung
eine Bewegung der eher ärmeren Bevölkerung war und von der reicheren Bevölkerung
eher für ihre eigenen Ziele benutzt wurden. Unter den reicheren Bürgern verbreitete sich
eine ganz eigenständige Auffassung, ähnlich wie bei den italienischen Humanisten.
Dramatik: 3 Punkte
Ursprung: Karl V.
Augsburger Religionsfrieden
Die Reformation in Form einer Revolution war nicht mehr aufzuhalten, insbesondere da
der Kaiser über die Amtszeit in der Religionsfrage keinen Durchbruch oder eine Einigung
erzielen konnte, bis 1555 sein Sohn Ferdinand im Augsburger Religionsfrieden den
Reichsständen die freie Religionswahl zugestand. Dadurch waren neue Arrangements
etabliert, die zunächst tatsächlich für Frieden sorgten.
Strukturalismus: 2 Punkte
Ursprung: Karl V. und lutherische Reformation
30-jähriger Krieg
Bis zum 30 jährigen Krieg schlossen sich die beiden konfessionellen Lager immer dichter
zusammen und grenzten sich somit vom anderen Lager ab. Zudem kamen
Hegemonieansprüche in Deutschland von den habsburgischen Mächten und den
dynastischen Interessenkonflikten mit Frankreich, den Niederlanden, Dänemark und
Schweden hinzu. Die Schrecken des Krieges sollten nun auch Auswirkungen auf das
Gemüt des deutschen Volkes ausüben und ließ die Menschen an ihrer inneren
Souveränität zweifeln, zugunsten einer religiösen Konfessionalisierung.
Sensualismus: 3 Punkte
Kapitel: Renaissance
Ursprung: Augsburger Religionsfrieden
130
Fazit zur mystischen Renaissance
Nördlich von Italien im heiligen römischen Reich gibt es auch hier Tendenzen innerhalb
des Bürgertums sich unabhängig zu machen. In Form von dramatischen Ausarbeitern
erhält hier die christliche Mystik mehr Anklang als der Humanismus – zumal durch die
Reformation der Humanismus einen fanatischen Beigeschmack bekommt.
Kapitel: Renaissance
Durch den 30-jährigen Krieg erhält diese spirituelle Entwicklung jedoch einen großen
Einschnitt, so dass konfessionelle anstelle von religiösen Überzeugungen wieder an die
Macht gelangen.
131
Klassizistischer Barock
Manierismus
Während der Humanismus noch die zahlreichen Gräueltaten der Menschen aufzeigt und
versucht die Schönheit der Natur durch die Kunst zu verherrlichen und somit den
Menschen zu seiner „guten Natur“ zurückführen möchte, beginnt man nun langsam (und
insbesondere auch propagiert durch die Reformation) daran zu zweifeln, ob die Natur des
Menschen wirklich gut sei. Stattdessen müsse die menschliche Natur durch die Kunst
überwunden wäre. In Kreisen in denen man sich die teure Anfertigung von Kunstwerken
leisten konnte, sah man – wahrscheinlich auch begünstigt durch die Aufwertung des
anthropozentrischen Weltbilds im Humanismus – sich selbst als Erlesener, der nun durch
die Kunst zu etwas Besserem gebildet werden kann, ganz im Gegensatz zu dem
gemeinen Volk, dass sich diese Kunst erst gar nicht leisten konnte.
Ideationalismus: 3 Punkte
Ursprung: Humanismus
Alchemie
Erste Bücher über die Alchemie wurden veröffentlicht. Hierbei sollte man insbesondere
beachten, dass die Experimente von Transmutation der Elemente dem Alchimisten auch
zu einer Transmutation der Psyche zu einer göttlichen Existenz verhelfen solle. Dies wird
wahrscheinlich definitiv auch die Künstler des Manierismus beeinflusst haben, die einen
ähnlichen Sinn in diesem Materialismus sahen und sich damit identifizieren konnten.
Ideationalismus: 2 Punkte
Ursprung: Laienbewegungen
Literarische Salons
Genauso wie in Italien, spielte auch die Gesprächskultur innerhalb der Aristokratie eine
wichtige Rolle. Aus den Musenhöfen des Kaisers Friedrich II. entwickelten sich so immer
mehr literarische Salons, die zu der Verbreitung von Stilen beitrugen, aber auch die
Diskussion anregte. Für die Durchsetzung des Absolutismus war diese Entwicklung
besonders wichtig, da die Aristokratie durch diese neue Geselligkeitskultur ihren Weg von
der ländlichen Herrschaftsdomäne systematisch in den Bannkreis des Königs fand.
Strukturalismus: 4 Punkte
Kapitel: Renaissance
Ursprung: Friedrich II.
132
Preziösität
Durch eine moralische Überzeugung von Anstand, Bildung, Schicklichkeit, Hemmungen
und Gemütsbewegung fand eine zunehmende Verweltlichung der christlichen Mystik
statt.
Dieser Wandel fand in Frankreich wahrscheinlich schon früher statt, als im heiligen
römischen Reich deutscher Nationen, die erst nach dem 30-jährigen Krieg vollends den
Glauben an die christliche Mystik verlor.
Ideationalität: 3 Punkte
Ursprung: literarische Salons
Distinktion des Adels
Die Distinktion ist eine wichtige Rolle für den Adel gewesen, um sich vom aufstrebenden
(den Adel vermeintlich nachahmenden) Bürgertum abzugrenzen.
Dieses System führte schließlich dazu, dass sich die Aristokratie hoch verschuldete, um
sich das „standesgemäße“ Leben am königlichen Hof leisten zu können und somit in
finanzieller Abhängigkeit zum König geriet.
Ideationalität: 4 Punkte
Ursprung: literarische Salons
Sonnenkönig
Abgesehen von den Hugenottenkriegen (Vom Zeitgeist her vergleichbar mit dem 30jährigen Krieg) gab es in der Zeit der Renaissance in Frankreich schon die ersten
Bestrebungen den höfischen Absolutismus einzurichten, der aber erst im Zeitalter des
Barocks unter der Herrschaft des Sonnenkönigs in Versailles seinen Höhepunkt erreichte.
Durch dieses zentralistische System schaffte er eine Ordnung innerhalb des Adels, der
somit eine praktische Regulierung des Staates mit sich zog.
Strukturalismus: 3 Punkte
Kapitel: Renaissance
Ursprung: Manierismus
133
Kapitel: Renaissance
Fazit zum klassizistischen Barock
Frankreich war zur Zeit der Renaissance das einzige Land gewesen, dass sich die
Bestrebungen von Bürgertum und Adel nach höherer Anerkennung zu eigen machte, um
durch Aufwertung von ritterlichen Motiven ein System der Anstrebung von ideationellen
Statussymbole herstellte, so dass die Macht der Subpassionare dieser Zeit nach und nach
aufgebraucht wurde. In den literarischen Salons machten sich jedoch gegen Ende dieser
Zeit im restlichen Bürgertum schon die ersten aufklärerischen Gedanken breit, die die
einzigen Passionare in dieser Zeit darstellen und ganz in der Tradition der Humanisten
standen.
134
Palladianismus
Frühkapitalismus
Die weltliche Bewusstseinswerdung der Menschen wird in der Renaissance darin deutlich,
dass eine am Markt orientierte frühkapitalistische Wirtschaftsstruktur entstand. Durch
den Buchdruck entstand eine Industrie um das Verlagswesen und bildete fortan immer
mehr die Informationsverbreitung, aber auch Bank-, Kredit- und
Versicherungsunternehmen machten sich von der Religion unabhängig. Diese Aufgaben
waren zuvor im Feudalismus vom Klerus oder Kaiser übernommen worden, aber
bedürfen nun einer neuen anthropozentrischen bürgerlichen Aufgabe, die untersucht und
ausgearbeitet werden muss.
Strukturalismus: 3 Punkte
Ursprung: Buchdruck
Preisrevolution
Das Frühkapitalistische System hatte eine Aufwertung des sekundär- und nun
hinzukommenden tertiär-Sektors zur Folge, so dass der Wertabstand zu den Waren aus
dem Primärsektor immer größer wurde. Schwierig wurde das allerdings erst, als es zu
einer Inflation infolge des Zuflusses von Edelmetallen aus Neuspanien und den erhöhten
Silberfördermengen der süddeutschen Saigerhüttenindustrie kam.
Die daraus entstehende Not führte in der Unterschicht zu der Registrierung ihrer
Benachteiligung.
Ideationalismus: 2 Punkte
Ursprung: Frühkapitalismus
Bauernaufstände
Als die reichen Unternehmerdynastien sich zunächst nur in den Städten weg von der
Feudalgesellschaft und hin zu einem Patronagesystem entwickelten, herrschte auf den
ländlichen Regionen noch das Lehnswesen vor. So waren die Bauern nun nichtmehr
bereit die überhöhten Abgaben bei wenigen monetären Erträgen zu leisten. Sie wollten
eine Rückkehr zu den altüberlieferten Rechten und ein menschenwürdiges und
gottesfürchtiges Leben führen. Einen Lichtblick auf diese Forderungen sahen sie in der
Reformationsbewegung, so dass durch diese Bewegung der Konflikt ausbrach.
Sensualismus: 3 Punkte
Verängstigung des Patriziats
Zwar ging der deutsche Bauernkrieg aufgrund der strategisch-militärischen
Unterlegenheit zu Lasten der Bauern und ihre Forderungen wurden erst 300 Jahre später
in der Märzrevolution durchgesetzt, aber auf Grund der Zerstörungswut, die hunderte
von Burgen und Klöster zerstörte, war das Patriziat nachdrücklich verängstigt.
Sensualismus: 3 Punkte
Ursprung: Bauernaufstände
Kapitel: Renaissance
Ursprung: Frühkapitalismus und Reformation
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Landvillen
Andrea Palladio wirkte in Oberitalien in dem er für die Patrizier Landvillen entwarf. Das
Klima in der Stadt war auf Grund der Machtkämpfe ungemütlich geworden und somit das
Land sicherer geworden, zumal hier der Feudalismus in dieser Zeit nicht ganz so grausam
war, wie in den nördlicheren Regionen. Zu den humanistischen Motiven kamen hier die
Bedürfnisse nach Ruhe und Naturverbundenheit der Mäzen hinzu, so dass sich dieser
ländliche Stil drastisch von dem städtischen Stil der Prachtbauten unterschied.
Sensualismus: 2 Punkte
Ursprung: Ghibellinen und Guelfen
Calvinismus
Die Calvinisten unterschieden sich von den anderen protestantischen Bewegungen
insbesondere dadurch, dass sie Fleiß- und Arbeitseifer vorschreiben, sowie die
Unabhängigkeit vom Staat betonen.
Während im Manierismus und Barock das Bürgertum in den anderen Ländern dekadente
Ausmaße annimmt, prägt sich in den Niederlanden durch den calvinistischen Einfluss ein
fleißiges und moralisch-bewusstes Bürgertum aus.
Fundamentalismus: 3 Punkte
Ursprung: lutherische Reformation und Frühkapitalismus
Goldene Ära Niederlandens
Durch den Reichtum aus den Kolonien gelangt Niederlande für eine kurze Zeit zur
Weltmacht. Das Bürgertum war hier unabhängig von einem Kaiser oder Papst - im
Gegensatz zu den Patrizier in den Nachbarländern. Dadurch erreichten die bürgerlichen
Werte der Renaissance hier eine neue nachträgliche Blüte. Dank der Kaufkraft konnten
die niederländischen Kaufleute an ihren Gebäuden ihren Status zur Schau stellen und
untersuchten damit, wie die Werte der Renaissance mit dem bürgerliche Leben verknüpft
werden konnten.
Strukturalismus: 4 Punkte
Kapitel: Renaissance
Ursprung: Frühkapitalismus
136
Empirik
Immer mehr weicht das calvinistisch-mythische Bewusstsein des Arbeitsethos einem
logischen Denken der Naturwissenschaften, dass auf Grund der voranschreitenden
Durchsetzung der Empirik als moderne Wissenschaft eine rationale Argumentation
forderte. Die Schriften Palladios - die nun durch den Buchdruck sicherlich dem
calvinistischem Bürgertum vorlag – bedürfen dadurch eine neue Interpretation und
müssen somit untersucht werden. Dadurch tritt die mystische Ästhetik der Antike aber in
den Hintergrund.
Strukturalismus: 3 Punkte
Ursprung: Rationalismus
Puritaner
Puritaner verbreiteten die calvinistischen Überzeugungen in England.
Durch die Kolonisierung Amerikas durch Niederländer und Engländer verbreiteten sich die
calvinistischen Ansichten auch in Amerika.
Ideationalismus: 4 Punkte
Ursprung: Calvinismus
Kapitel: Renaissance
Fazit zum Palladianismus
Die reichen bürgerlichen Schichten in Italien prägen durch Palladio einen Stil, der schnell
den Arbeitsethos der Calvinisten verkörpert und die Subpassionare, die bisher als Mäzen
aufgetreten sind, lassen durch diese Neuinterpretation der Renaissance einen neuen Stil
zu, der zu ihrer Mode wird. Die konzentrierteste Macht dieser strukturellen Ausarbeiter
findet sich in den kapitalistisch aufsteigenden Ländern Niederlanden, England und
Amerika – noch heute ist dieser Stil von Menschen mit solchem Gemüt im Neo- oder
Retroklassizismus beliebt.
137
Kapitel: Renaissance
Analyse der Spielbarkeit
138
Literaturverzeichnis
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Kapitel: Literaturverzeichnis
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