Die strukturellen Zusammenhänge in der Architekturkunst Dieser Essay ist die schriftliche Zusammenfassung und der philosophische Diskurs zu einem Brettspiel, das den Titel „Die strukturellen Zusammenhänge in der Architekturkunst“ trägt. Es wird im Folgenden erklärt, welche Motivation und Philosophie hinter dem Erstellen dieses Brettspiels steht. Wenn hierbei von Architekturkünsten gesprochen wird, sind die durch die eurozentristische Kultur hervorgebrachten Architekturkünste, -stile und –strömungen gemeint. Das Brettspiel hat den Zweck, die Entstehung und den Fall von Kulturen im Zusammenhang mit den Architekturkünsten deutlich zu machen. Durch dieses Spiel soll sowohl das Verständnis für die Architekturgeschichte, als auch die Diskussion über Architekturkunst im eurozentristisch-kulturellen Zusammenhang vereinfacht werden. Kultur muss also nicht nur hinsichtlich ihrer künstlerischen Dimension mit räumlichen Ausprägungen beschrieben werden, sondern auch hinsichtlich ihrer zeitlichen Dimension und den damit zusammenhängenden Ausprägungen. Der wichtige Faktor, der also meiner Meinung nach bisher in der Architektur vernachlässigt wurde, ist neben den 3 Raumdimensionen die Zeit. Unter Beachtung dieser weiteren Dimension könnten neue Entwürfe entwickelt werden, die auch den Faktor der Zeit betrachten. Die Physik und die Mathematik betrachtet Zeit als geradlinig-verlaufende Konstante, so dass sie von Minkowski sogar als Raumdimension beschrieben wurde. Ich vermute, dass auch die Zeit – wenn man sie nun nichtmehr mathematisch, sondern philosophisch betrachtet – in Bezug auf Geschichte und Zeitgeist zusätzliche Parameter (als nur die Zeitmessung an sich) braucht. Kapitel: Thesen Dieser Essay ist als eine hermeneutische Zusammenfassung der eurozentristischen Architekturkünste zu verstehen. Die Hermeneutik beschäftigt sich mit vergangenen Werken und möchte aus diesen Überlieferungen das Gemüt bzw. die Aussage, die Menschen mit diesen Schöpfungen verbanden, verstehen. Somit bietet die Hermeneutik einen Abstraktionsgrad, der überhaupt erst eine übersichtliche Darstellung der vielseitigen Kulturen und ihrem Verlauf bzw. dem Zeitgeist ermöglicht. 1 Thesen Das heißt die Vermutungen, die dieser Arbeit zugrunde liegen, sind: a) Kulturen sind übersichtlich in wiederkehrenden Abläufen beschreibbar und die Verbindungen der dadurch hervorgebrachten Architekturkünste sind anschaulich darstellbar. Fotos: Peter Märki Foto: N24 Archiv Da die Bearbeitung beider Thesen den Umfang der Arbeit sprengen würde, wird nur die erste These verfolgt, die bis zur Aufklärung ausreichend dargestellt werden kann. Kapitel: Thesen b) Diese abstrakt beschriebenen Zyklen der Kulturen sind mit zunehmender Weltbevölkerung und ethnischer Diversität in immer kürzeren Zeitspannen vorhanden. Sie entwickeln sich seit der Aufklärung in einem pluralistischen System parallel in unterschiedlichen Phasen und in zunehmender Anzahl weiter. Diese Systeme sind anhand der heute vorherrschenden Architekturstile erkennbar. 2 Inhaltsverzeichnis Die strukturellen Zusammenhänge in der Architekturkunst ......................................... 1 Thesen ................................................................................................................. 2 Inhaltsverzeichnis .................................................................................................. 3 Geschichtsphilosophie und Zeitgeist ......................................................................... 5 Geschichtsphilosophie nach L. N. Gumilev .............................................................. 5 Geschichtspsychologie nach M.I. Yolles .................................................................. 9 Zeitgeist und abschließende Vorbemerkungen ...................................................... 13 Spielregeln ......................................................................................................... 14 Ziel des Spiels .................................................................................................. 14 Spiel- und Rundenvorbereitung .......................................................................... 14 Rundenablauf ................................................................................................... 15 Spielen von Karten ............................................................................................ 15 Monumente bauen ............................................................................................ 16 Marken tauschen .............................................................................................. 16 Begriffe auf den Karten und auf dem Spielbrett .................................................. 17 Vorwort zur Geschichtsanalyse ........................................................................... 18 Griechische Antike ............................................................................................... 20 Geschichte ....................................................................................................... 20 Archaischer Stil ................................................................................................ 24 Klassischer Stil ................................................................................................. 27 Makedonischer Hellenismus ................................................................................ 29 Prärömischer Hellenismus .................................................................................. 32 Analyse der Spielbarkeit .................................................................................... 34 Römische Antike .................................................................................................. 35 Geschichte ....................................................................................................... 35 Römischer Hellenismus ...................................................................................... 42 Kunst des Kaiserreichs ...................................................................................... 45 Altchristliche Spätantike .................................................................................... 47 Analyse der Spielbarkeit .................................................................................... 50 Kapitel: Thesen Etruskischer Hellenismus ................................................................................... 39 3 Spätantike und Vorromanik .................................................................................. 51 Geschichte ....................................................................................................... 51 Gallo-romanische Spätantike .............................................................................. 58 Byzantinische Spätantike ................................................................................... 47 Karolingische Vorromanik .................................................................................. 65 Ottonische Vorromanik ...................................................................................... 68 Analyse der Spielbarkeit .................................................................................... 71 Romanik ............................................................................................................. 72 Geschichte ....................................................................................................... 72 Salische Romanik.............................................................................................. 78 Cluniazensische Romanik ................................................................................... 80 Byzantinische Romanik ...................................................................................... 83 Spätromanik .................................................................................................... 87 Analyse der Spielbarkeit .................................................................................... 90 Gotik.................................................................................................................. 91 Geschichte ....................................................................................................... 91 Französische Frühgotik ...................................................................................... 99 Reduktionsgotik ............................................................................................... 104 Perpendicular Style .......................................................................................... 108 Gotik der Inquisition......................................................................................... 111 Analyse der Spielbarkeit ................................................................................... 114 Renaissance ....................................................................................................... 115 Geschichte ...................................................................................................... 115 Humanistische Renaissance ............................................................................... 123 Mystische Renaissance ..................................................................................... 128 Klassizistischer Barock ...................................................................................... 132 Palladianismus................................................................................................. 135 Literaturverzeichnis ............................................................................................ 139 Kapitel: Thesen Analyse der Spielbarkeit ................................................................................... 138 4 Geschichtsphilosophie und Zeitgeist Um zunächst zu verstehen, welche Gemeinsamkeiten der Verlauf aller Kulturen zugrunde liegen, werfen wir einen Blick in die Geschichtsphilosophie: Die Geschichtsphilosophie sucht nach einer Geschichte, die unter Einnahme einer speziellen Perspektive versucht, aus ihr heraus eine größere Geschichte - die der Welt oder der Menschheit - zu erklären (Wimmer, 2004). Mit den abstrakten Konstrukten der Geschichtsphilosophie müssten wir also Beschreibungen finden, die den Verlauf jeder Epoche erklären können. Nachdem ich verschiedene Modelle von Kant, Hegel, Spengler und Toynbee quergelesen hatte, stieß ich schließlich auf die russische Geschichtsphilosophie von Lev Nikolayevich Gumilev. Das Modell postuliert keinen linearen Verlauf - den wir bereits durch die Geschichtswissenschaft ausreichend untersucht haben - sondern beschreibt zyklische wiederkehrende Verläufe. Für meine These schien dies die zielführendste Variante zu sein – zumal es Geschichtssoziologen und Geschichtspsychologen aus der Gegenwart gibt, die strukturell ähnliche Ansätze zeigen und uns somit noch zusätzliche Beschreibungen für den Zeitgeist der verschiedenen Phasen geben. Geschichtsphilosophie nach L. N. Gumilev Die Umwandlung einer Ethnie in einen Staat kann man nach Gumilev als den Anfang ihrer geschichtlichen Existenz sehen und der Verlust des Staates ist immer mit der Reduzierung der Ethnie auf einen rein ethnischen Status verbunden. Wenn wir also Gumilev verstehen wollen, müssen wir nicht die Merkmale einer Ethnie betrachten, sondern ihre Entwicklungen: „Der Unterschied zwischen den Ethnien besteht nicht in der Rasse, Sprache, Religion und Bildung, sondern nur in dem Stereotyp des Verhaltens, das die höchste Form der aktiven Anpassung des Menschen an seine Umgebung darstellt.“ (M. N. Pak, 3/1996, S.334) Daher sind nach Gumilev die 3 Hauptmerkmale einer Ethnie: „1. Sich gegen fremde Ethnien abzugrenzen, 2. Die unendliche Teilbarkeit und 3. Den einheitlichen Prozess der Entwicklung. Ein weiterer von ihm eingeführter Begriff der „Superethnie“ ist als eine Gruppe von Ethnien ein gewisses Ganzes, das aufgrund eines ähnlichen politischen, kulturellen und geographischen Ursprungs viele Gemeinsamkeiten hat.“ (Afanasjew, 2001, S.127) Die Entwicklung neuer Ethnien verbindet er mit der Existenz von „passionaren“ Menschen, die auf Selbsterhaltung keinen oder nur geringen Wert legen. Es sind Individuen, die bereit sind, ihr Leben für abstrakte Werte oder Ziele zu investieren. Der Impuls der Passionarität ist bei diesen Individuen so stark, dass er sie dahin bringt, die Konsequenzen ihrer Taten, z.B. die dafür aufzubringenden Opfer, nicht zu bedenken: „Die Eigenschaft, welche die Passionare auszeichnet, nennt Gumilev ihre „Attraktivität“. Diese äußert sich in ihrem aufrichtigem Streben nach Schönheit, Wahrheit und Gerechtigkeit. Attraktivität und Egoismus bilden in der Gumilevschen Theorie der Ethnogenese zwei gegensätzliche Pole, die sich gegenüberstehen und das Verhalten der Individuen beeinflussen. […] Die wenigen Menschen, die die Träger passionarer Energien sind, zeichnen sich aus durch große Leidenschaftlichkeit, durch Idealismus, Opferbereitschaft und Heldenmut.“ (Afanasjew, 2001, S.131/132) Kapitel: Geschichtsphilosophie und Zeitgeist Der Geschichtsphilosoph Lev Nikolayevich Gumilev versucht eine Aufteilung der Geschichtsphilosophie aus ethnischer Sicht. Die Ethnologie tangiere hierbei 3 Wissenschaften: Geschichte, Geographie und Biologie. 5 „Neben den Passionaren gibt es eine weitere Gruppe mutierter Individuen, „Subpassionare“ genannt, deren Organismus nur eine geringe Menge an Energie aufnehmen kann. Die Subpassionare sind äußerst passive, auf Kosten der Gemeinschaft lebende, verantwortungsscheue und charakterlose Elemente, die nach Gumilev in jeder ethnischen Gemeinschaft zu finden sind.“ (Kochanek, 5/1998, S. 1187) „Sie provozieren Revolutionen und andere soziale Kataklysmen. Der wachsende Anteil und der stärkere Einfluss von Subpassionaren führt unweigerlich zum Verlust moralischer Werte und letztendlich zum Tod der Ethnie.“ (Afanasjew, 2001, S.133) In ihrer Aufstiegsphase nimmt die Anzahl der Passionare ständig zu. In der Gipfelphase erreicht sie ihr Maximum. In der Bruchphase kommt es zu einem zahlenmäßigen Ausgleich zwischen Passionaren und Subpassionaren. In der Trägheitsphase sinkt die Zahl der Passionare weiter langsam ab. In der Finsternisphase herrschen bereits die Subpassionare, die am Ende des Prozesses, in der Degenerationsphase eindeutig dominieren.[…] Das gesunkene Passionaritätsniveau in der Bruchphase führt dazu, dass das Leben der Menschen langsam ruhiger wird, was eine Blütezeit der Kunst, Wissenschaft und Technik nach sich zieht. […] Es ist dies die Zeitspanne der Reformen, welche die ganze geschichtliche Periode begleiten. Die Trägheitsphase nennt Gumilev den „Herbst“ der Ethnien. […] Die Passionarität des ganzen ethnischen Systems nimmt langsam ab, bleibt jedoch noch auf einem relativ hohen Niveau. Kriege, religiöse Streitigkeiten und sozio-ökonomische Konflikte werden seltener. […] Die intensive Akkumulation führt zur Erweiterung des technischindustriellen Umfelds auf Kosten der natürlichen Ressourcen. In der Finsternisphase lässt das hohe materielle Niveau dieser Epoche günstige Existenzbedingungen für die Subpassionare zu. […] In der Kunst blüht die Pfuscherei, in der Wissenschaft herrscht Kompilation, im öffentlichen Leben wird die Korruption zur Norm, in der Armee geben die Soldaten vor den Offizieren den Ton an. […] Der Prozess des Zerfalls der Ethnie wird irreversibel, in der letzten Phase herrscht eine Konsumpsychologie und die Subpassionare zerstören, stehlen und verbrauchen alles Wertvolle.“ (Afanasjew, 2001, S.134) Bei der in diesem Essay folgenden geschichtlichen Analyse wird uns dieses zyklische Bild immer wieder vor Augen kommen. Allerdings wiederspreche ich Gumilev in dem Punkt, dass die Zyklen immer 1200 Jahre lang seien und dass diese Superethnien sich so eindeutig geographisch trennen ließen. Er untermauert nämlich diese Theorie mit seinen klimatischen Untersuchungen, die ergaben, dass das Klima auch in Zyklen abläuft - ich sehe hier jedoch nicht einen signifikanten Zusammenhang. Das Modell von den Passionaren jedoch lässt sich ohne Angaben von exakten Jahreszahlen sehr gut auf die in diesem Diskurs zu untersuchenden Kulturentwicklungen übertragen. Kapitel: Geschichtsphilosophie und Zeitgeist Gumilev beschreibt dann inwiefern diese zwei Gruppen in der Geschichtsschreibung auftauchen und stellt ein zyklisches Bild dar. Diesen Verlauf der Ethnie beschreibt er in 6 Hauptphasen: „Aufstiegs-, Gipfel-, Bruch-, Trägheits-, Finsternis- und Degenerationsphase. Die Dauer jeder Phase beträgt ungefähr 300 Jahre. Der Übergang von einer Phase zur nächsten ist immer problematisch, weil sich dabei zwangsläufig die subethnischen Strukturen verändern. In diesen Momenten ist die Ethnie jedes Mal stark geschwächt, die äußeren Gefahren sind dann umso größer. 6 Ein ähnliches zyklisches Bild finden wir in Platons Geschichtsphilosophie. Platons beschreibt einen Verfassungskreislauf wie folgt: „Der Mensch der Aristokratie sei gut und gerecht, er folge den Gesetzen und bemühe sich um Tüchtigkeit und ein ehrbares Leben. Aus der Aristokratie erwachse die Timokratie, da die folgende Generation der Machthaber die Sitten ihrer Väter missachte und sich in zügelloser Streitlust und Ehrsucht übt. Ihr folgt die Oligarchie, die alle Regierungskompetenzen in den Händen weniger Reicher konzentriert. Ihr Übergang in die Demokratie sei gesetzmäßig und erfolge wegen der Unersättlichkeit des Verlangens nach Reichtum. Eine Demokratie entstehe immer dann, wenn die Armen in der Stadt die Oberhand gewinnen und ihre Gegner entweder umbringen oder verbannen, um schließlich die Ämter unter sich zu verlosen. Die Umwandlung der Demokratie führt schließlich zur Tyrannis, und zwar wegen der übersteigerten Freiheit. Da die Menschen der Demokratie „darin unersättlich und gegen alles andere gleichgültig“ sind, ertöne irgendwann der Ruf nach einer starken Hand, die wieder Ordnung in die aufgewühlte Gesellschaft bringt. Der Tyrann erzwingt die innere Ruhe, gewöhnt die Bürger wieder an Recht und Ordnung und schafft so die Voraussetzungen für die Rückkehr zur Monarchie bzw. zur gemäßigten Aristokratie.“ (Breit, 2003, S.35) Auch bei Platon sehen wir also, wie in der Aristokratie und Timokratie das kulturelle Aufstreben von wenigen einflussreichen Personen angestrebt wird, dann in der Oligarchie und Demokratie seine Blüte durch eine Ausweitung der Anhängerzahl erreicht und schließlich in der Tyrannis und Monarchie diese Kultur ausgebeutet wird. Der Zyklus der Kulturen nach einem geschichtsphilosophischen Modell nach L. N. Gumilev und mit dem Verfassungskreislauf nach Platon Natürlich kann man die politischen Herrschaftsformen nicht einer bestimmten Phase so eindeutig zuordnen, da die Politik nur ein Teilaspekt der Kultur darstellt und sich alle Teilaspekte gegenseitig bedingen, verändern und unterschiedlich ausprägen. Kapitel: Geschichtsphilosophie und Zeitgeist Eine Überlagerung beider Systeme ergibt folgendes Schaubild: 7 Aber wie können solche kulturellen Systeme verglichen werden, wenn Religion, Kunst und Politik nur Teilaspekte einer Kultur darstellen? Und wie kann man verschiedene Systeme erkennen, wenn man nur die Entwicklungen von Ethnien betrachtet in denen diese Teilaspekte unterschiedlich stark ausgeprägt sind? Kapitel: Geschichtsphilosophie und Zeitgeist Um dies zu verstehen, müssen wir verstehen, wie der Zeitgeist einer jeden Phase verstanden werden kann. Hierfür werfen wir einen Blick in die Geschichtssoziologie von P.A. Sorokin und in die Geschichtspsychologie von M.I. Yolles. 8 Geschichtspsychologie nach M.I. Yolles „In der Weltgeschichte sieht der Geschichtssoziologe Pitirim Alexandrowitsch Sorokin kulturelle Einheiten in Aktion, die nicht mit den Staaten oder einzelnen Nationen identisch sind. […] Diese Einheiten nennt Sorokin „kulturelle Supersysteme“. […] Sie gliedern sich ihrerseits in sogenannte „kulturelle Systeme“ wie Sprache, Kunst, Recht, Ethik, Politik und Wissenschaft. Die kulturellen Systeme haben wechselseitige Beziehungen, aber die ideologischen Werte sind übergreifend, für alle Systeme gleich.“ (Afanasjew, 2001, S.90/91) Aus Table III (Yolles, 2007, S.382) lassen sich folgende Dichotomien übersetzen: Die Vollstrecker ermöglichen die Grundlage, Aktionen ausführbar zu machen: a) Fundamentalisten Sie erfinden fundamentale Vorschriften bzw. einen Kanon, den sie selbst für sinnvoll halten und den sie unabhängig von ihrem Umfeld betrachten. 1 Vgl. Sorokin, P. (1962), Social and Cultural Dynamics, Bedminster Press, New York Kapitel: Geschichtsphilosophie und Zeitgeist Anders als die westlichen Geschichtsphilosophen Spengler und Toynbee, die nur an der Abnahme und am Fall der Gesellschaften interessiert sind, konzentriert sich Sorokins Arbeit1 auf historische Übergänge. Sorokin argumentiert, dass soziale und kulturelle Geschichte als dynamisches System angesehen werden kann. Diese Dynamik kommt nicht von den externen Notwendigkeiten der Gesellschaft, sondern durch seine Attribute und den Beziehungen zwischen seinen Enantiomern. Aufbauend auf diesen Theorien entwickelte der Soziokybernetiker M.I. Yolles folgendes Geschichtspsychologisches Modell: 9 b) Pragmatiker Sie suchen Zusammenhänge, indem sie den Anspruch des vorhandenen Umfelds heranziehen. Durch diesen hergestellten Kontext ergibt sich ein neuer Sinn, der meistens nicht auf den Kanon der Fundamentalisten passt. Hierbei versuchen die Pragmatiker keine neuen Regeln zu erfinden, sondern kritisieren den Kanon auf die Zusammenhangslosigkeit. Die Ausarbeiter bestehen sowohl aus denjenigen Akteuren, die die Beziehungen zwischen den Kulturen erkennen können, sowie aus den Planern, die dieses Verständnis benutzen können, um mögliche Handlungsempfehlungen zu geben: a) Strukturalisten Sie werden stets von der Neugier angetrieben verstehen zu wollen, wie die Welt funktioniert und aus was sie besteht. Hierzu untersuchen sie die Probleme der Symmetrie, der Strukturen, Gleichgewichte und die Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Entitäten. Im Gegensatz zu den Pragmatikern finden sie Gesetzmäßigkeiten in den Strukturen. b) Dramatiker Sie interessieren sich mehr für die zwischenmenschlichen Beziehungen, wofür sie dramatische und erzählerische Gebilde benutzen. Sie machen somit die Unterschiede deutliche und ermöglichen eine effektivere und empathische Kommunikation. a) Ideationalisten Sie fokussieren sich auf das Entwickeln von Konzepten die das kulturelle Wissen festsetzen. Hierbei werden sie sich der Identität bewusst, es mangelt jedoch an der Fähigkeit, wie man praktisch diese Lebenskonzepte ausleben kann. b) Sensualisten Sie handeln nach ihrer Sinnesempfindung und können dadurch gut Lebenskonzepte praktisch umsetzen. Sie können aber keine eigenen Ideen oder Lebenskonzepte finden. Yolles beschreibt hier lediglich wie innerhalb einer Kultur das Wissen über die Kultur weitergetragen wird. Dies ist unheimlich wichtig für die Entwicklung einer Kultur, da ohne diese Überlieferung und Transformationen sich aus der Ethnie kein Staat bzw. eine kulturelle Identität bilden kann. Yolles beschreibt hier die Pragmatiker und Fundamentalisten als diejenigen, die versuchen aus dem Umfeld etwas Besseres zu schaffen und eine Grundlage für ein neues Umfeld zu ermöglichen. Dies entspricht auch den ersten Impulsen der Passionare des gumilevschen Modells und somit können die Vollstrecker den ersten beiden Phasen des gumilevschen Modells zugeordnet werden. Kapitel: Geschichtsphilosophie und Zeitgeist Die Identifizierer tragen die Ideen und Konzepte der Ausarbeiter weiter. Sie können Wissen in sich aufnehmen und sich mit Ihm identifizieren, ohne ein umfangreiches Verständnis davon besitzen zu müssen. 10 Die Strukturalisten und Dramatiker nehmen nun diese Grundlagen der Vollstrecker, um ein breites Verständnis für das neue Umfeld zu schaffen und auf Grund der dadurch erkannten Zusammenhänge neue Lebensvorschläge zu erarbeiten. Hier sehen wir schon, dass es bereits die ersten Individuen geben kann, die nicht nur passionare Motive haben, sondern auch egoistische Ziele verfolgen können, aber dass durch die Ausarbeiter eine breitere Akzeptanz für die kulturellen Ideale geschaffen wird. Beide Folgen sind die entscheidenden Merkmale der Bruch- und Trägheitsphase im gumilevschen Modell. Die Ideationalisten und Sensualisten sind dann schließlich diejenigen Individuen, die sich mit dem erarbeiteten Wissen anfangen können zu identifizieren, aber selber nicht unbedingt an dem Prozess teilgenommen haben, wie es zu dem dafür benötigtem Wissen gekommen ist. Dies ist natürlich für die Identität einer Kultur zwingend notwendig, allerdings wenn das Wissen dahinter immer mehr verloren geht, führt das unweigerlich zu dem Verlust der moralischen Werte. Auch wenn ich nicht ausschließen will, dass es unter den Identifizierern auch Passionare gibt, sind die Subpassionare natürlich überwiegend. Dies entspricht den Vorstellungen Gumilevs der Menschen in der Finsternis- und Degenerationsphase. Yolles benutzt in seinen Arbeiten bei dem Vergleich der Dichotomien nicht ohne Grund die Begriffe von Yin und Yang. Einerseits sind sie nicht nur in der chinesischen Religion ein Umschreibungsversuch der kulturellen Zusammenhänge in der Welt, sondern andererseits charakterisieren Yin und Yang auch bestimmte Wesenszüge die eine Kategorisierung der Enantiomer in Yin und Yang ermöglichen. Der konfuzianische Philosoph Dong Zhongshu unterscheidet die Charakteren des Menschen in Naturanlage (Yang bzw. xing) und seine Gefühlslage (Ying bzw. Qing).2 Auch wenn in der Architektur und Kunst Architekturtheoretiker immer eine Vereinigung dieser beider Anlagen versuchten, so lassen sich doch Unterschiede erkennen: Klassizistische Architekturtheoretiker setzen den Schwerpunkt auf die Naturanlage und romantische Architekturtheoretiker setzen den Schwerpunkt auf die Gefühlslage. Klassizistisch: Fundamentalismus, Strukturalismus, Ideationalismus Romantisch: Pragmatismus, Dramatik, Sensualismus Im Gegensatz zu Dong Zhongshu, der die Gefühlslage als überwiegend negativ einstuft, möchte ich an dieser Stelle die Pole von Klassizismus und Romantik nicht als negativ und positiv einstufen. Gumilev unterscheidet Passionare und Subpassionare nämlich durch ihre Attraktivität oder ihren Egoismus. Demnach können sowohl im Klassizismus als auch in der Romantik attraktive und egoistische Motive gefunden werden. Die Pole sind also nur für das Zusammenspiel zwischen Vernunft und Gefühl wichtig und bilden zwar Gegensätze, die aber nicht als gut oder schlecht an sich gelten können. 2 Vgl. S.239 Cua, A. S. (2003), Encyclopedia of Chinese Philosophy, New York Kapitel: Geschichtsphilosophie und Zeitgeist Wenn wir nun beurteilen, welche Enantiomer mehr der Naturanlage und welche eher der Gefühlslage zugeordnet werden können, ergibt sich folgende Klassifizierung: 11 Je mehr Menschen sich mit der Kultur identifizieren, desto weniger wichtig wird wahrscheinlich die politische Sphäre, die davor wichtig war, um die Menschen zusammenzuhalten. Umso wichtiger aber werden die klassizistischen und romantischen Sphären, mit denen die Menschen nun anfangen sich zu identifizieren, statt mit dem politischem Zusammenleben. Betrachten wir alle erwähnten Aspekte, lässt sich folgendes Schaubild zeichnen: Die entsprechenden Phasen, können sich dann in Form von Religionen, Ethik oder eben Architekturkunst äußern. Inspiriert durch Gumilev vermute ich, dass durch zunehmende Anzahl von Subpassionaren nicht nur eine Kluft zwischen Gefühls- und Vernunftswelt entsteht, sondern auch, dass durch das Verschwimmen der ursprünglichen Ideale das Verständnis für das Eigentliche sinkt – wie bei Yolles beschrieben. Dies hat zur Folge, dass aus den Potentialen dieser Ideale keine qualitativen Produkte, sondern quantitative Produkte entstehen. Und dadurch werden die Prozesse schnelllebiger, so dass sich ein Steigerungsspiel entwickelt.3 3 Ich denke letztendlich möchten sowohl Passionare, als auch Subpassionare eine Heimat haben und je nachdem wie sehr sie ein Verständnis für ihre Umgebung haben, können sie sich heimatlich führen. Werden jedoch Prozesse zu schnelllebig, kann weder das menschliche Gefühlsleben, noch die menschliche Auffassungsgabe, dieses Verständnis erlangen – die Zeit für eine wesentliche Änderung des Umfelds fehlt. Ein Eklektizismus z.B. ist nicht schlimm, solange er so langsam voran schreitet, dass die Menschen sich an die neue Umgebung gewöhnen können. Den Vermischungen mit fremden Kulturen können wir uns heutzutage durch den exponentiell steigenden Informationsfluss sowieso nichtmehr verweigern! Kapitel: Geschichtsphilosophie und Zeitgeist Der Zyklus der Kulturen nach einem Geschichtspsychologischen Modell von M.I. Yolles, angelehnt an das geschichtssoziologische Modell von P. A. Sorokin und kombiniert mit Gumilevs, Platons und Zhongshus Ideen 12 Zeitgeist und abschließende Vorbemerkungen Wie bereits erwähnt lebt der jeweilige Zeitgeist jeder Phase von dem Zusammenspiel der Dichotomien. Deswegen lässt sich nur aufgrund der mit den Dichotomien verbundenen Ideologien nicht festmachen, welche Akteure genau sich zu den Passionaren und welche sich zu den Subpassionaren einordnen lassen. Teilweise ändern die maßgeblichen Akteure sogar noch während ihres Lebens die Rolle, wenn wir z.B. das Leben von Schinkel betrachten. Deswegen ist es wichtig, dass man die Phänomene der verschiedenen Phasen versteht und nicht versucht einzelne Aspekte von Kulturen aus dem Zusammenhang gerissen zu betrachten und zu kategorisieren. Für die Architekturkünste müssen teilweise Neologismen eingeführt werden, um sie eindeutig zu beschreiben, wenn sich innerhalb einer Epoche Architekturkünste mehreren Enantiomern zuordnen lassen bzw. sich diese unterschiedlich (z.B. durch andere regionale Einflüsse) ausgeprägt haben. Ab der Romanik werden auf den Spielkarten Bilder aus der Diplomarbeit des Fotografen Felix Torkar verwendet. 4 Die meiste Zeit nehmen wir Architekten aber die Rolle des Ausarbeiters ein und schaffen somit die Grundlage für Identitäten und Lebenskonzepte. Sind wir somit maßgeblich für die Beschleunigung der Blüte- und Trägheitsphase verantwortlich? Wie können wir als Architekten also mit unseren Monumenten die Prozesse entschleunigen und den kulturellen Frieden trotz Eklektizismus herstellen? Kapitel: Geschichtsphilosophie und Zeitgeist Gumilev und Sorokin haben diesen Fehler gemacht, indem Sie die Juden als Subpassionare ihres Heimatlandes bzw. deren Superethnie betrachteten. Dabei lassen sie außer Acht, dass es innerhalb des Judentums Passionare und Subpassionare gibt (je nach kulturellen Zusammenhang) und deswegen eine Verallgemeinerung nicht möglich ist. Gumilev machte zudem den Fehler, dass er die Zirkel, in denen nach seinem Modell die Geschichte verläuft, in zu großen Zeiträumen betrachtete. Den Pluralismus des Westens sah er als Merkmal der Subpassionare der westlichen Kultur (in diesem Punkt hätte ihm Sorokin sicherlich zugestimmt). Dabei wird man beobachten, dass der Pluralismus der westlichen Kultur aus mehreren dieser von Gumilev beschriebenen Zirkel besteht. Die Gentrifizierung Berlins ist z.B. eine typische Erscheinungsform dieses zyklischen Modells. Ich führe dies darauf zurück, dass es durch den großen interkulturellen Informationsfluss zu einer Vermischung der Zyklen gekommen ist, die parallel ablaufen und es durch die Verbesserung des Informationsaustausches zu immer kürzeren Zeiträumen der Zyklen kommt. Wenn wir uns z.B. als postmoderne Architekten in die Rolle eines Enantiomers versetzen, können wir sogar fast täglich unsere Rolle einem anderen Enantiomer zuordnen4. Das Brettspiel soll nun helfen diese Zyklen besser identifizieren zu können, indem Zyklen aus vorhergegangenen Epochen beschrieben werden und ihre kulturelle Blüte anhand der Architekturkunst und an wichtigen Gebäuden aufgezeigt werden. Wenn heutzutage dann von einer bestimmten Epoche gesprochen wird, kann man verstehen, in welchem Kontext man die Aussagen betrachten muss. Des Weiteren kann man Parallelitäten zu Zyklen vergangener Epochen ziehen. 13 Spielregeln Ziel des Spiels Das Brett in der Mitte symbolisiert die Mentalität der Menschen und die Spielkarten stehen für die geschichtlichen Ereignisse. Ziel des Spiels ist es möglichst viele Menschen (symbolisiert durch sogenannte Mentalitätsmarken) für seinen Baustil zu begeistern. Um Mentalitätsmarken zu erhalten, muss man Stilkarten ausspielen und für diese wiederrum müssen verschiedene Bedingungen (z.B. ausgelegte Spielkarten oder bereits ausliegende Mentalitätsmarken) erfüllt sein. Das Spiel endet, wenn die letzte Stilkarte der Epoche „Renaissance“ gespielt wurde. Der Spieler mit den meisten gesammelten Mentalitätsmarken gewinnt dann das Spiel. Das Spiel ist geeignet für 3 oder 4 Spieler und dauert etwa 2-3 Stunden. Spiel- und Rundenvorbereitung Bevor mit dem Spiel begonnen werden kann, müssen alle Spielkarten nach ihren Epochen sortiert werden (am unteren Rand der Karten sind die Epochen entsprechend betitelt). Wenn man nur mit 3 Personen spielt, müssen folgende Karten aus dem Spiel genommen werden: griechische Antike: ionischer Aufstand, panhellenische Identität, klassischer Stil römische Antike: römische Ständekämpfe, Bundesgenossenkrieg, Sklaverei, die gracchschen Reformen, römischer Hellenismus Spätantike und Vorromanik: Zwangschristianisierung, Weltklerusentstehung, karolingische Vorromanik Romanik: soziale Ruhepause, salische Romanik, transpersonale Herrschaft, konsensuales Prinzip Gotik: Großgrundbesitz, hundertjähriger Krieg, Haus Tudor, islamische Wissenschaften, perpendicular style Renaissance: spätmittelalterliche Frömmigkeit, deutsche Mystik, mystische Renaissance, Pantheismus Jede Historische Epoche hat einen eigenen Ziehstapel, die nacheinander gespielt werden. Es kann während jeder Epoche nur von dem entsprechendem Ziehstapel gezogen werden. Ein Spiel wird mit der griechischen Antike begonnen. Am Anfang von jeder Epoche, werden die Mentalitätsmarken entsprechend der Angaben am Ziehstapel gesetzt. Hierfür werden Mentalitätsmarken in den Farben der entsprechenden Kategorien auf die Felder dieser Kategorie gesetzt und überflüssige Mentalitätsmarken zurück in die 6 Markenfächer gelegt. Dann werden aus dem Ziehstapel alle Stilkarten aussortiert und jedem Spieler eine Stilkarte verdeckt ausgeteilt. Kapitel: Spielregeln Des Weiteren werden alle Monumente auf das Monumentelager gestellt und die Mentalitätsmarken nach Farben sortiert in die 6 Fächer gelegt. 14 Danach wird der Ziehstapel gemischt. Als letztes zieht jeder Spieler 3 Karten (im folgenden Handkarten genannt, Stilkarten zählen nicht zu diesen Handkarten) von dem Ziehstapel der historischen Epoche von der gerade gespielt wird. Die Epoche endet, sobald der letzte Stil (wie am Ziehstapel angegeben) ausliegt. Für jeden Spieler der in dieser Runde seine Stilkarte ausspielen konnte werden nun die Mentalitätsmarken mit der gleichen Farbe seiner Stilkarte die am Rundenende auf dem Spielbrett oder in den Monumenten ausliegen gezählt. Diese Punkte werden dann auf dem Punktebogen eingetragen. Alle Spielkarten der Epoche auf der Hand oder auf den Ablagestapel, sowie die Stilkarten gehen zurück auf den Ziehstapel. Alle Monumente die in dieser Epoche gebaut wurden gehen zurück auf das Monumentelager. Rundenablauf Es beginnt immer der Spieler, der in der letzten Runde die meisten Mentalitätsmarken gesammelt hat. Wenn es die erste Spielrunde ist, machen die Spieler unter sich aus, wer anfangen darf und damit Spieler 1 ist. Gespielt wird im Uhrzeigersinn. Wenn ein Spieler an der Reihe ist, darf er eine der folgenden Aktionen machen: - Neuorientierung: bis zu 3 Karten von der Hand unter den Ziehstapel legen und danach 3 neue Karte von diesem Ziehstapel ziehen. - Ereignis: eine Handkarte oder eine Stilkarte auslegen und anschließend eine neue Spielkarte vom Ziehstapel ziehen. - Gemütswechsel: Marken tauschen - ein Monument bauen - Kulturschock: Handkarten mit einem beliebigen Spieler tauschen. Stilkarten werden hierbei nicht getauscht und dieser Zug ist nur möglich, wenn der Ziehstapel bereits leer ist. Danach ist der nächste Spieler an der Reihe. Spielen von Karten Auf den Karten können als Bedingungen Spielkarten stehen, die ausliegen müssen oder Mentalitätsmarken angezeigt werden, die auf dem Spielbrett vorhanden sein müssen. Die Farbe dieses Symbols entspricht auch der Farbe der entsprechenden Kategorie auf dem Spielfeld. Die Zahl, die in den Symbolen dargestellt wird steht für die Anzahl der Mentalitätsmarken, die im Spiel vorhanden sein müssen. Sind alle Bedingungen erfüllt und die Karte wird gespielt, so werden dann die Wirkungen, die auf dieser Karte stehen, ausgeführt. Kapitel: Spielregeln Um eine Handkarte oder Stilkarte spielen zu können, müssen die Bedingungen erfüllt sein, die auf diesen Karten stehen. 15 Ein Plus in einem Markensymbol steht hierbei für das Hinzufügen dieser Mentalitätsmarken und ein Minus für das Entfernen dieser Marken vom Spielbrett (insofern die Marken vorhanden sind und nicht auf einem Monument liegen). Danach landet diese Handkarte auf dem Ablagestapel. Ist die ausgespielte Karte jedoch die Stilkarte des Spielers, dann landet sie auf dem Punktestapel des Spielers. Monumente bauen Die Farbe der Grundplatte gibt an, auf welchem Spielfeld das Monument gebaut werden kann. Sind auf diesem Feld mindestens 5 Mentalitätsmarken vorhanden und man entscheidet sich ein Monument zu bauen, so wird das Monument auf das entsprechende Spielfeld gestellt und alle dort vorhandenen Marken auf das Monument gestapelt. Ab sofort können diese Marken nicht mehr getauscht werden (siehe Kapitel „Marken tauschen“) oder durch Handkartenwirkungen entfernt werden. Marken tauschen Die Richtung der Pfeile und die Angaben auf den Pfeilen auf dem Spielbrett geben an, wie viele und welche Marken man tauschen kann. Entscheidet man sich Marken tauschen zu wollen, kann man also entweder bis zu 4 Marken mit dem Nachbarfeld im Uhrzeigersinn oder bis zu 6 Marken mit dem gegenüber liegendem Feld tauschen. Wenn z.B. 3 Mentalitätsmarken auf dem gelben Feld „unabhängig von Vorschriften pragmatisch handeln“ vorhanden sind, können diese in 3 lila Mentalitätsmarken „fundamentale Vorschriften und Gesetze festlegen und durchsetzen“ umgewandelt werden. Hierzu legt man dann 3 gelbe Mentalitätsmarken zurück in die Markenfächer und setzt dafür aus den Markenfächern 3 lila Mentalitätsmarken auf die entsprechende Kategorie. Ausnahme: Die Marken können nicht getauscht werden, wenn sie sich in einem Monument befinden. Beim Tauschen von Marken können keine Marken in ein Monument gelegt werden. Kapitel: Spielregeln Es können nur Mentalitätsmarken der entsprechenden Farbe einer Kategorie auf dem Feld dieser Kategorie liegen und solange es Spielkarten auf dem Ziehstapel zum Ziehen gibt, sollte auch jeder Spieler exakt 3 Handkarten besitzen. 16 Kapitel: Spielregeln Begriffe auf den Karten 17 Kapitel: Spielregeln Begriffe auf dem Spielbrett 18 Vorwort zur Geschichtsanalyse Um den Zeitgeist einer Epoche zu erfassen müssen wir die geschichtlichen Ereignisse in die 6 Enantiomer nach Yolles einordnen. Im restlichen Teil dieses Diskurses werden nun alle relevanten geschichtlichen Ereignisse einem Enantiomer einsortiert. Die hier angeführten Texte entsprechen den Texten auf den Karten. Die Beurteilung des Zeitgeistes der verschiedenen geschichtlichen Ereignisse erfolgt nach intuitivem Ermessen und entbehrt somit jeder Wissenschaft und kann somit zum Gegenstand einer Diskussion werden, die vielleicht die Phasen der Epochen unterschiedlich bewertet, aber letztendlich an dem beschriebenen System nichts ändert. Nachdem die verschiedenen Stilrichtungen durch die geschichtlichen Ereignisse identifiziert werden konnten und ihr kultureller Verlauf deutlich wird, müssen für das Brettspiel nun teilweise chronologische Verknüpfungen gelöst werden, da ansonsten teilweise Stile im Spiel benachteiligt sein könnten. Hierbei werden nur Verknüpfungen gelöst, die nur deswegen verknüpft sind, da sich hier der Verlauf von 2 Kulturen überlagert. Wäre die Geschichte anders verlaufen hätte es vielleicht diese Verknüpfungen nicht gegeben; der Verlauf der Kulturen hätte aber dennoch – nur ohne diese äußeren Einflüsse – zu entsprechenden Stilen geführt. Um weitere faire Spielbarkeit zu gewährleisten müssen teilweise geschichtliche Ereignisse gekürzt werden, damit der Verlauf zu einem Stil in den jeweiligen Epochen ungefähr gleich lang ist. Diese Kürzungen und Lösungen werden in Schaubildern durch rote Linien markiert. Kapitel: Spielregeln Bitte beachten: Die fett markierten geschichtlichen Ereignisse werden nochmal in ihrer Rolle etwas deutlicher auf den Karten bzw. in der Stilzuordnung etwas genauer erklärt. Die geschichtliche Zusammenfassung dient also nur zur Beschreibung inwiefern diese geschichtlichen Ereignisse zusammengespielt hatten und welche kulturellen Auswirkungen sie aufeinander hatten. 19 Griechische Antike Geschichte Beim Ionischen Aufstand (499 v. Chr. und 479 v. Chr.) gegen die persische Obrigkeit wollte das Volk diese polisautonomen Grundsätze verteidigen und werden bei diesem Versuch durch die Perser vernichtend geschlagen. Allerdings gab dies den hellenistischen Stadtstaaten, die sich inzwischen auch mit den polisautonomen Grundsätzen identifizieren (panhellenische Identität) können Grund für Verteidigung dieser Werte und Rache an der persischen Obrigkeit. Einer durch die ionische Philosophie geprägter Vorsokratiker ist Solon, der sich mit den Reformen des Solon in Athen 594 v. Chr. für die Bürgerrechte einsetzte und damit maßgeblich für das Kollektivempfinden der Bürger gesorgt hat. Im 5.Jhd. v. Chr. entsteht durch dem hierdurch entstandenen Prinzip der Volkssouveränität die attische Demokratie und läutet somit die Grundsätze der klassischen Zeit ein. Höhepunkt der klassischen Zeit bildet die Entstehung der Akropolis (467 v. Chr. bis 406 v. Chr. Kapitel: Griechische Antike Um ca. dem 11.Jhd. vor Christus endet die Mykenische Kultur. Über den Niedergang sind keine eindeutigen Belege vorhanden, allerdings ist man sich ziemlich sicher, dass bereits im 12. Jhd. vor Christus die ersten Stadtstaaten in dieser Kultur zu erster Macht gekommen sind. Den Legenden nach zu urteilen, wird hier von der dorischen Völkerwanderung und der Herrschaft der Herakliten erzählt. Die Belegung dieser Mythen wird in jüngster Zeit hoch umstritten, allerdings ist sie für die Architektur insofern wichtig, da diese Zeit Namensgeber der dorischen Säule ist, die somit in der Zeit des geometrischen Stils entstanden ist. Den Überlieferungen des Homers nach sieht sich zu dieser Zeit das hellenische Volk als Nachfahren der Archaiker, die somit auch Namensgeber des ersten aufkommenden Stils sind. Diese archaischen Städte gewannen nun an mehr Größe, da durch Handel und Kooperation mit dem semitischen Volk der Phönizier mehr Reichtum angehäuft wurde und auf dem Mittelmeer (das für den Handel eine bedeutende Rolle spielte) Ruhe zwischen den Völkern eingekehrt war. Durch Bürgerkriege gewinnen die Polis (Stadtstaaten) immer mehr an demokratischen oder oligarchischen Strukturen. Die archaische Zeit ist bis zur klassischen Zeit von diesem Befreiungskampf der Bürgerklasse gekennzeichnet. Hierfür waren nicht nur die philosophischen Ansätze nötig, die zu diesem Umdenken führten nötig, sondern auch ein gemeingriechisches Selbstverständnis zwischen den stark zersplitterten Stämmen. Dieses Zusammengehörigkeitsverständnis wurde erst durch die homerischen Mythen (ca. 750 v. Chr.) vollbracht. Zur selben Zeit wurde vom Holz- zum Steinbau gewechselt, dass eine weitere Verbreitung der Kultur ermöglichte. Mit dem System der Polis wollten sich die Hellenen von der orientalischen Stadt abgrenzen. Bis dieses System im klassischen Stil diese Abgrenzung erreichte, wurde das Alphabet (erster Hinweis beim Nestorbecher 8.Jhd. v. Chr.) von den Phöniziern (aber auch andere Kunsteinflüsse aus dem Orient) in der hellenischen Kultur übernommen. Die Städte der Ionier sind am meisten von diesen Einflüssen betroffen, da hier im Gegensatz zu den anderen Städten sehr viele verschiedene Völker zusammentreffen und u.a. auch orientalische Völker. In Athen nannte man diese Klasse von „Auswärtigen“ auch Metöken. Durch den Ionischen Bund (7.Jhd. v. Chr.) ausgedrückt mit dem Zentralheiligtum, dem Panionion, gewinnt dieses Volk als erstes ein Gemeinverständnis und ist stolz auf ihre ökonomische, politische und kultische Freiräume, die in diesem Maße bei einer homogeneren Struktur wahrscheinlich nicht zustande gekommen wäre. Sie bringen somit nicht nur die prägenden Elemente des archaischen Stils, sondern auch die vorsokratischen Philosophien mit. 20 In der Zeit der peloponnesischen Kriege (431 v. Chr. – 404 v. Chr.) hatte Athen die Demokratie dermaßen ideologisiert, dass es den Bürgern, die dadurch zu ihrer Macht gekommen sind, diese Ideologie verwandten, um die Hegemoniestellung Athens noch weiter auszubauen. Der einzige Gegner, der sich dieser Expansionspolitik entgegen stellte war die oligarchisch geprägte Militärgesellschaft der Spartaner. Den Krieg gegen die Spartaner verloren die Athener, so dass es in Athen zu einer oligarchischen Verfassung kam und somit die Blüte der klassischen Zeit zum Erliegen kam. Die demokratische Partei flüchtete nach Theben und bis zur zweiten Schlacht von Mantineia 362 v. Chr. konnte sich die dadurch entstandene thebische Hegemonie halten. Nach dieser Schlacht hatten sich durch diesen Wettstreit der Polis im Kampf „aller gegen alle“ dermaßen verbraucht, dass es bis zu Phillip II. von Makedonien keine vorherrschende Hegemonie mehr in Griechenland gab. Das Makedonische Reich wurde insbesondere da es keine großen Stadtstaaten besaß von den Kämpfen zwischen den Polis relativ verschont. Dies lag unter anderem auch, dass sich die Heeresversammlung selten einigen konnte und somit der König kaum Durchsetzungsvermögen bei dem aufsässigen Adel zeigen konnte. Die hauptsächlich agrarisch geprägte Bevölkerung hielt an archaischen Sitten fest und wurde von den Griechen schon allein deswegen als unzivilisiert bezeichnet. Phillip II von Makedonien (Regentschaft seit 359 v.Chr.) schaffte es als erster durch seine diplomatischen Fähigkeiten den Adel zu kontrollieren, sowie die Heeresstruktur dermaßen zu reformieren, dass Makedonien unter einem beinahe absolutistischen Königtum 355 v. Chr. zu einer großen Bedrohung für die zersplitterten hellenischen Stadtstaaten wurden. Bis zu seinem Tod 336 v. Chr. schaffte er es durch seine raffinierte militärische Begabungen, das komplette Griechenland, bis auf Lakonien (Sparta), unter seine Macht zu bringen. Einer der wichtigsten Schritte darunter war der korinthische Bund von 337 v. Chr. in dem die Polis ihre Souveränität als Stadtstaaten behalten konnten, aber mit Makedonien einen Kampfbund (Symmachie) eingingen. Unter dem hierdurch entstandenen innergriechischen Frieden konnten die Städte wieder zu mehr Reichtum gelangen, aber der militärische Einfluss der Makedonier war nun so machtvoll, dass ein Feldzug gegen das Achämenidenreich (Altperser-Reich) geführt werden konnte. Da diese Kriegsmentalität immer mehr in den Vordergrund rückte, waren die Grundsätze der Polis bereits hier nichtmehr vorhanden und auch die Unabhängigkeit der Städte war nichtmehr gegeben. Nach dem Tod von Phillip II von Makedonien sicherte sich sein Sohn Alexander der Große durch Abschreckung (indem er die Stadt Theben zerstörte) die Treue Griechenlands. Bis auf einen Waffenstillstand verfuhr Alexander der Große ähnlich barbarisch mit dem Persienfeldzug (bis 323 v. Chr.). Obwohl er allen eroberten Städten ihre Kulturen lies und oft Regierungsposten mit Einheimischen besetzte, war diese Zeit von hohen militärischem Aufwand geprägt, so dass es vermuten lässt, dass für kulturelle Errungenschaften keine Mittel zur Verfügung standen und somit diese Zeit überprägt wurde von den durch die Makedonier eingebrachten archaischeren Kulturen. Diese frühe Phase des Hellenismus kann man deswegen auch als makedonischer Hellenismus bezeichnen. Kapitel: Griechische Antike erbaut), die wahrscheinlich deswegen möglich wurde, da Athen durch den 1. Attischen Seebund zusammen mit dem peloponnesischem Bund geführt von Sparta, das hellenische Reich erfolgreich gegen die Perser verteidigen konnte und durch den einkehrenden Frieden wieder reger Handel auf dem Mittelmeer stattfinden konnte und Athen und Sparta zu weiterem Reichtum gelangten. Zu dieser Zeit entstand auch die klassische Logik von Aristoteles, die für dieses Zeitalter (und sich auf dieses Zeitalter beziehende Epochen) maßgebend für das Denken der Menschen war. 21 Kapitel: Griechische Antike Nach dem Tod Alexanders dem Großen zerfällt das Reich in viele kleine Königreiche der Diadochen, die aber gleichzeitig auch das Ende der außenpolitisch selbstständigen Poleis bedeuteten. In Griechenland festigt sich nach den Diadochenkriegen 294 v. Chr. das Antigonidenreich. Diese Zeit war entgegen des makedonischen Hellenismus davon geprägt, dass die Stadtstaaten unterworfen werden sollte, um eine monarchische Hegemonie über Griechenland zu bringen. In Anbetracht, dass aber in den anderen Diadochenreichen in Ägypten und Asien die sogenannten Einheitsgriechen (neben Griechen aber auch Phönizier und Juden) privilegiert wurden, kam es hier zu einer kulturellen Überformung der bestehenden Kulturen, die an den klassischen Kulturen der Griechen angelehnt war. Die Verherrlichung des griechischen Stammes ging sogar soweit, dass es zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft kam. Trotz der vielen Überformungen durch die Griechen, hatte dies auf die ägyptischen und jüdischen Religionen keinen Einfluss. Stattdessen instrumentalisierte man die Kulte zu einem Personenkult um Alexander dem Großen, um die Erbfolge der Diadochen durch die Alexandernachfolge zu legitimieren. Des Weiteren legten die Diadochen den Grundstein für eine personalintensive Bürokratie als zentralisierte Verwaltung, und sicherten hiermit ihre Herrschaft indem vielen Bürgern eine Beamtenposition gegeben werden konnte und somit eine große staatliche Teilhabe suggeriert wurde. Realistisch betrachtet kann man eher von einer „Herrschaft von oben“ aber sprechen. Der Adel spielte dadurch nur noch eine geringe Rolle und stellte gegenüber den Diadochenkönigen keine Bedrohung mehr dar. Durch eine planmäßige Wirtschaftspolitik und die Einbeziehung der Tempelbezirke gelangten insbesondere das Diadochenreich der Ptolemäerkönige und ihre Hauptstadt Alexandria zu großem Reichtum. Als letztes für diese „prärömisch-hellenistische“ Zeit lässt sich noch hinzufügen, dass die Frauen mehr Rechte zugestanden bekamen, sowie Philosophieströmungen (Epikureismus), Mathematik, Kunst, Medizin und Geographie einen Aufschwung durch die neuen Strukturen erlebten. 22 23 Kapitel: Griechische Antike Archaischer Stil mykenische Kultur Die mykenische Kultur ist die erste Zeit aus der hervorgeht, dass sich in Griechenland die Menschen in Stadtstaaten mit entsprechender Größe und Kultur organisierten. Die Bürger definierten somit ein erstes gemeinsames Selbstverständnis. Strukturalismus:2 Punkte Ursprung: ungewiss Dorische Völkerwanderung In der Zeit der Herrschaft der Herakliten als Nachfahren der Archaiker wird das Land durch die Kultur der Doren überformt. Durch die daraus entstehende Stilvorgabe kündigt sich langsam ein panhellenistischer Stil im zu dieser Zeit noch vorherrschenden geometrischen Stil an. Fundamentalismus: 3 Punkte Ursprung: ungewiss phönizischer Einfluss Das semitische Seefahrervolk bringt durch den Handel neuen Reichtum zu den griechischen Stadtstaaten und bildet mit diesem Reichtum, aber auch mit der Weitergabe des Alphabets, dort die Kultur. Pragmatismus: 2 Punkte Ursprung: ungewiss Antike Bürgerkriege Die Kluft zwischen Arm und Reich ist so groß geworden, dass die Bürger der Stadtstaaten nach eigenen Rechten kämpfen. Hierbei offenbaren diese Bürger zum ersten Mal ein panhellenisches Selbstverständnis. Dramatik: 4 Punkte Polisgründung Möglich durch ein großes kollektives Verständnis, werden die Stadtstaaten zu sogenannten Polis in denen die Bürger neue Rechte bekommen und demokratische Werte als anzustrebendes Ideal verbreitet werden. Dramatik: 3 Punkte Ursprung: aus den Bürgerkriegen entstanden Kapitel: Griechische Antike Ursprung: aus der Mykenischen Kultur entstanden, mit fundamentalistischen Vollstreckern als Grundlage 24 Steinbau Durch den weitgehenden Wechsel vom Holz- zum Steinbau, können kulturelle Werte durch die Architekturkunst besser und langfristiger vermittelt werden. Ideationalismus: 4 Punkte Ursprung: ungewiss Metökensiedlungen Metöken wurden in der griechischen Polis alle „Auswärtigen“ genannt, die vor allem in Ionien eine wichtige Bevölkerungsgruppe wiederspiegelte. Sie brachten neue Kulturen in die Städte und so mussten neue und divergente Identitäten charakterisiert werden, die das Leben in diesen Städten prägte. Strukturalismus: 3 Punkte Ursprung: ungewiss ionischer Bund Durch einen regen kulturellen Austausch entsteht die erste Gemeinschaft, die stolz auf ihre ökonomische, politische und kultische Freiräume sind und so ein hohes Gemeinverständnis verbreiten. Dramatik: 5 Punkte Ursprung: aus der Zusiedlung von Metöken entstanden, mit pragmatischen Vollstreckern als Grundlage ionischer Aufstand Als das ionische Volk sich ihrer polisautonomen Grundsätze entsinnt, wollen sie diese gegenüber der persischen Obrigkeit verteidigen. Bei diesem Versuch wurden sie durch die Perser vernichtend geschlagen. Ideationalismus: 3 Punkte Kapitel: Griechische Antike Ursprung: aus dem ionischen Bund hervorgehend 25 Fazit zum archaischen Stil In der griechischen Antike bildet der archaische Stil den Vorreiter des klassischen Stils – so ist er aber dennoch schon als Gipfelphase der griechischen Antike zu betrachten, da zur Zeit des klassischen Stils die erste Übernahme der Kultur durch Subpassionare spürbar wird. Für die vorhergehende Aufstiegsphase (wahrscheinlich geometrischer Stil) sind nicht genügend kulturelle Überlieferungen für eine genaue Bestimmung vorhanden. Kapitel: Griechische Antike Die kulturelle Überlieferung bis heute ist nur durch den Steinbau möglich geworden. Der Stil selber erfährt durch den ionischen Bund die bedeutendste Verbreitung. Die Passionare dieser Zeit sind wahrscheinlich pragmatische Vollstrecker. 26 Klassischer Stil panhellenische Identität Der ionische Aufstand gab den hellenistischen Stadtstaaten, die sich inzwischen auch mit den polisautonomen Grundsätzen identifizieren können Grund für Verteidigung dieser Werte und Rache an dem persischen Volk. Es entsteht zum ersten Mal eine Identität eines gemeinsamen hellenischen Bewusstseins. Ideationalismus: 3 Punkte Ursprung: Ionischer Aufstand Reformen des Solon Einer durch die ionische Philosophie geprägter Vorsokratiker ist Solon, der sich mit seinen Reformen für die Bürgerrechte einsetzte und damit maßgeblich für das Kollektivempfinden der Bürger untereinander gesorgt hat. Pragmatismus: 3 Punkte Ursprung: vorsokratisches Denken im ionischen Bund attische Demokratie Nachdem die Polis eine entsprechende Größe erreicht hat, mussten zur Ordnung Gesetze auf dem Prinzip der Volkssouveränität gefunden werden, die in Athen in Form der attischen Demokratie als erster Entwurf verfasst wurden. Fundamentalismus: 4 Punkte Ursprung: vorsokratisches Denken im ionischen Bund Akropolis Indem Athen immer mehr an Reichtum und Macht gelangt, finden die volkssouveränen Prinzipien der Atten immer mehr an Bedeutung, die sich in architektonischer Form auf der Akropolis wiederfinden. Dramatik: 4 Punkte klassische Logik Durch den kulturellen Aufschwung in Athen, kommen die ersten großen Philosophen auf Erkenntnisse, die analytische Grundbausteine setzen. Dieses Denken war davon charakterisiert, die Dinge an sich zu analysieren und in Zusammenhänge zu bringen. Strukturalismus: 2 Punkte Ursprung: entstanden durch die attische Demokratie Kapitel: Griechische Antike Ursprung: entstanden durch die attische Demokratie 27 1. Attischen Seebund Durch ein Bündnis der Hellenen gegen die Perser herrscht Frieden auf dem Seehandel der Ägäis. Durch den daher einkehrenden Frieden kann ein kommunikativer Austausch zwischen den Völkern stattfinden, der in den Städten eine kulturelle Entfaltungen ermöglicht. Dramatik: 4 Punkte Ursprung: entstanden durch die attische Demokratie Fazit zum klassischen Stil Der klassische Stil wird in der Manier des archaischen Stils weitergeführt und erfährt in Athen seine Blüte, während genau das Anzeichen für die Bruch- und Trägheitsphase dieser Kultur darstellt. Kapitel: Griechische Antike Die Passionare dieses Stils sind wahrscheinlich dramatische Ausarbeiter die sich im 1. attischen Seebund erst richtig entfalten konnten. 28 Makedonischer Hellenismus peloponnesischen Kriege Je größer die Macht Athens wuchs, desto mehr wurden auch die volkssouveränen Prinzipien idealisiert. Nur die Militärgesellschaft der Spartaner konnte sich der Expansionspolitik Athens entgegenstellen. Schließlich wurde Athen von den Spartanern vernichtend geschlagen. Ideationalismus: 4 Punkte Ursprung: Während die passionare der athenischen Klassik mehr dramatischer Natur waren, war die Natur der spartanischen Klassik mehr strukturalistischer Natur, als Antwort auf die attische Demokratie. Thebische Hegemonie Nachdem eine Oligarchie von den Spartanern in Athen errichtet wurde, floh die demokratische Partei nach Theben und verbreitete von dort aus weiter das Bewusstsein ihrer ideologischen Ansichten, bis schließlich alle Stadtstaaten durch die daraus entstehenden gegenseitigen Ideologiekriege komplett verbraucht waren. Ideationalismus: 3 Punkte Ursprung: Folge des Untergangs Athens in den peloponnesischen Kriegen. archaische Sitten Das Makedonische Reich besaß keine großen Stadtstaaten und hielt an alten Traditionen, wie z.B. der Heeresversammlung fest. Wegen dem daraus folgerndem Auftreten waren die Makedonier in den Augen der Polis sehr unzivilisiert. Sensualismus: 2 Punkte Ursprung: wahrscheinlich in der mykenischen Kultur und entstanden mit sensuellen Identifizierern als Passionare. Fundamentalismus: 4 Punkte Ursprung: Die makedonischen Werte entstanden aus den archaischen Sitten durch einen großen Anteil von Passionaren als sensuelle Identifizierer. Kapitel: Griechische Antike Phillip II von Makedonien Phillip II schaffte es als erster Herrscher durch seine diplomatischen Fähigkeiten den Adel in Makedonien zu reglementieren, sowie die Heeresstruktur dermaßen zu reformieren, dass Makedonien zu einem beinahe absolutistischen Königtum wurde. 29 Korinthischer Bund Unter dem Korinthischen Bund durften die Polis ihre politische Souveränität zwar behalten, aber waren an die Makedonier durch die Festlegung eines Kampfbundes an die Makedonier gebunden und somit verloren die Poleis zum ersten Mal die Unabhängigkeit. Fundamentalismus: 3 Punkte Ursprung: Erzwungen wurde der korinthische Bund von Phillip II von Makedonien Alexander der Große Nach dem Tod von Phillip II von Makedonien sicherte sich sein Sohn Alexander der Große durch die Abschreckung, indem er die Stadt Theben zerstörte, die Treue der Hellenen. Bis auf einen Waffenstillstand verfuhr Alexander der Große ähnlich barbarisch mit dem Persienfeldzug. Sensualismus: 2 Punkte Ursprung: Nachfolger von Phillip II von Makedonien Persienfeldzug Obwohl Alexander der Große allen eroberten Städten ihre Kulturen ließ, war diese Zeit von hohen militärischem Aufwand geprägt, so dass für kulturelle Entfaltung keine Mittel zur Verfügung standen und somit diese Zeit überprägt wurde von alten archaischeren Kulturen, die jetzt machtvoller auftraten. Sensualismus: 5 Punkte Kapitel: Griechische Antike Ursprung: Alexander der Große 30 Fazit zum makedonischen Hellenismus Der makedonische Hellenismus ist nicht als eigener Stil zu betrachten, sondern vielmehr die Verbreitung von archaischen Werte auf das klassische Griechenland und das multikulturelle Altperserreich. Da die Kultur der Makedonier als Subpassionare auf die klassische Kultur wirkte, führten sie rasch zu deren Finsternis- und Degenerationsphase. Kapitel: Griechische Antike Entstanden aus dem archaischen Stil, wird dieser durch sensuelle Identifizierer weitergetragen und vermischt sich dort mit anderen Kulturen. 31 Prärömischer Hellenismus Diadochenkriegen Nach dem Tod Alexander der Große zerfällt das Reich in viele kleine Königreiche der Diadochen, die aber gleichzeitig auch das Ende der außenpolitisch selbstständigen Polis bedeuteten, da sie nun im Kampf zwischen der monarchischen Diadochen stehen, die ähnliche Machtdemonstrationen wie Alexander der Große benutzten, um ihre Interessen durchzusetzen. Sensualismus: 4 Punkte Ursprung: Entstanden aus dem Persienfeldzug, die Passionare dieser Zeit waren makedonische sensuelle Identifizierer Hellenenkult Durch die Privilegierung der sogenannten Einheitsgriechen (neben Griechen aber auch Phönizier und Juden) in Ägypten und Asien, kam es hier zu einer kulturellen Überformung der bestehenden Kulturen, die an den klassischen Kulturen der Hellenen angelehnt war. Dadurch wurde die hellenische Kultur als Vorbild-Kultur bestimmt. Fundamentalismus: 4 Punkte Ursprung: Folge der Diadochenkriege Alexanderkult Durch die Instrumentalisierung der bestehenden Kulte zu einem Personenkult um Alexander dem Großen, konnten die Diadochen ihre Herrschaftsstellung durch die Alexandernachfolge legitimieren und festigen. Fundamentalismus: 2 Punkte Zentralisierte Verwaltung Durch ein neues Verwaltungssystem rangen alle politischen Funktionäre um die Gunst des Monarchen (also den jeweiligen Diadochen) und so standen die Diadochen im Zentrum der Verwaltung und konnten somit die Reiche nach ihren eigenen Wünschen „von oben herab“ bilden. Durch diesen Grundstein einer personalintensiven Bürokratie, hatte der Adel keine Bedrohung mehr für die Diadochen. Strukturalismus: 3 Punkte Ursprung: Folge der Diadochenkriege Kapitel: Griechische Antike Ursprung: Folge der Diadochenkriege 32 Planwirtschaft Durch die Strukturierung der Wirtschaft mit einer planmäßigen Wirtschaftspolitik des vorwiegenden chaotischen Primärsektors und durch Einverleibung ägyptischer Tempelbezirke, wurde Alexandria zu wirtschaftlicher Blüte erhoben. Strukturalismus: 3 Punkte Ursprung: Folge der Diadochenkriege Goldene Ära des Hellenismus Durch die wirtschaftliche und kulturelle Blüte der Diadochenreiche bekommen die Frauen mehr Rechte zugestanden, aber auch Philosophieströmungen (Epikureismus), Mathematik, Kunst, Medizin und Geographie bekommen einen Aufschwung durch eine Reflektion des Volkes mit dem klassischen Erbe. Dramatik: 3 Punkte Ursprung: Folge der Diadochenkriege Kapitel: Griechische Antike Fazit zum prärömischen Hellenismus Nachdem im makedonischen Hellenismus und mit den Diadochenkriegen in Griechenland die Werte der klassischen Kultur endgültig ein Ende fanden, kam es im Diadochenreich um Alexandria zu einem Revival der klassischen Kultur, indem es neben der Vermischung mit örtlichen ägyptischen Kulturen zu einer ideologischen Verbreitung der klassischen Kultur kam, die nun unter der Aristokratie der Diadochen eine neue Wertigkeit fand. Die Architekturkunst des Hellenismus findet seine Blüte in der goldenen Ära des Hellenismus unter der Verbreitung von strukturellen Ausarbeitern (im Gegensatz zum klassischen Stil, der mehr von dramatischen Ausarbeitern geprägt ist). Der makedonische Hellenismus legt für diesen Stil die Grundlage. 33 Kapitel: Griechische Antike Analyse der Spielbarkeit 34 Römische Antike Geschichte Während die Griechen ihren Ursprung in der mykenischen Kultur sahen, kann man aus den Legenden der Römer schließen, dass sie sich als Nachfahren der Trojaner sahen, dass vor der hellenistischen Expansion im Reich der Hethiter lag (später Ionien). Bei dem Versuch Roms zu expandieren, wurden die Römer durch den Galliersturm 387 v. Chr. zurückgedrängt und erlebten einen kurzen kulturellen Rückschlag. Trotz den Ständekämpfen der Patrizier mit den Plebejern, die für mehr Rechte kämpften und 367 v. Chr. politisch fast gleichberechtigt waren, gelang es dem Volk sich durch geschickte militärische Aktionen erzwungene Bündnisse und strategisch wichtigen Kolonien nach und nach bis 275 v. Chr. Süditalien und somit auch nach dem pyrrhischen Krieg die hellenischen Kolonien an die Römer. Durch die Aufnahme der hellenischen Kolonien ist mit einer weiteren Aufnahme der hellenischen Kultur zu rechnen, die ja bereits durch das phönizische Händlervolk ähnliche Wurzeln wie die etruskische Kultur hatte. Da wir es hier mit einem Eklektizismus zu tun haben, der versucht die verschiedenen Kulturen zu einer römischen Identität zu führen, können wir vermute, dass die Passionare dieser Zeit strukturelle Ausarbeiter waren. In den punischen Kriegen kam durch die Eroberung des karthagischen Reiches (das aus der phönizischen Kultur hervorgegangen ist) weiteres hellenisches Kulturgut in das römische Reich. Da durch diese Vorherrschaft auf dem Mittelmeer auch die große Kolonie Hispanien auf der iberischen Halbinsel ermöglicht werden konnte, kam es zu der ersten Begegnung mit iberischer Kultur. Die iberische Kultur hatte sich hier schon seit Jahrhunderten mit den Kelten vermischt. Die keltische Kultur sollte zunächst keine Bedeutung darstellen, da die Expansion der Kapitel: Römische Antike Ethnisch betrachtet entstammen die Römer aus der etruskischen Kultur. Die etruskische Kultur entstand wiederrum aus der Villanova-Bauernkultur, als jene etwa um 750 v. Chr. durch griechische Einflüsse (wahrscheinlich durch phönizische Seefahrer eingebracht) immer mehr Veränderungen in Form von wachsenden Wohlstand und wachsender Bevölkerung unterzogen worden waren. Um 600 v. Chr. war das monarchische etruskische Volk so mächtig, dass es zusammen mit den Karthagern das westliche Mittelmeer kontrollierte. Um 509 v. Chr. verloren die Etrusker bei der Vertreibung der Tarquinier aus Rom durch Lucius Iunius Brutus die Kontrolle über Rom und wurden dann relativ rasch von diesen Römern erobert, da sie durch Kriegshandlungen mit den Galliern und Griechen geschwächt waren. Mit diesem Umbruch wandelte sich die Monarchie (römische Königszeit) in die römische Republik um, die nach einer sich ständig änderten Mischung aus Monarchie, Adelsherrschaft (Senat) und Demokratie aber erst durch die Niederlegung des Zwölftafelgesetztes um 450 v. Chr. eine richtige Ordnung erhielt. An der Spitze der daraus entstandenen römischen Kultur standen die landbesitzenden Patrizier, die als Patron gegenüber den ärmeren und bevölkerungsstärkeren Plebejern auftraten. Dieses System hielt sich noch bis zur römischen Kaiserzeit 27 v. Chr.. Das Forum Romanum diente als Zentrum für diese Politik, aber auch für religiöse und soziale Zusammenkünfte. Am Forum Romanum kann man sehen, dass aus den zunächst durch die etruskische Kultur geprägten pragmatischen Vollstrecker als Passionare in der römischen Republik ein kultureller Aufschwung durch strukturelle Ausarbeiter als Passionare geschieht. 35 Die Bürgerkriege endeten mit dem ersten Prinzipat Kaiser Augustus 27 v. Chr.. Die bisher republikanisch geordneten Provinzverwaltungen und Priestertümer waren nun reine Verwaltungsämter ohne politischen Einfluss geworden. Dafür hatte der Kaiser das Recht Ritter zu ernennen, so dass die sozialen Schranken aufgebrochen werden konnten. Dieses Politiksystem erinnert ein wenig an die zentrale Verwaltung von Alexandria und es liegt nahe, dass Kaiser Augustus nach der Schlacht bei Actium in Ägypten auf entsprechende Gelehrte gestoßen ist. Als Kaiser Augustus erkannte, dass die Expansionsmöglichkeit von Rom erreicht war, beschränkte sich Kaiser Augustus statt einer weiteren Expansion auf die Sicherung der Grenzen in der Pax Romana. Die Infrastruktur wurde ausgebaut - Wirtschaft und Kultur erlebten in dem anhaltenden inneren Frieden eine Hochkonjunktur, die insbesondere darauf zurückzuführen ist, dass das römische Reich von einem stadtzentriertem Staat zu einem Gesamtstaat ausgebaut wurde. Nach Neros Tod 68 n. Chr. sollte im römischen Reich kaum noch ein Kaiser dem alten stadtrömischen Adel entstammen, was ein Zeichen für die kulturelle Gesamtheit des Staates ist. 5 Wie es zu dieser Vermischung gekommen ist lässt sich nicht herleiten, da die Kelten es zu dieser Zeit noch (wahrscheinlich bewusst) vermieden ihre Inhalte schriftlich auf dauerhaftem Material festzuhalten. Die Passionare der Kelten waren wahrscheinlich die Druiden, deren Ausbildung nach Überlieferungen Cäsars 20 Jahre dauerte und die durch eine religiöse Stellung für die Gerechtigkeit, aber auch Bildung eintraten. So ist es schwierig zu beurteilen, ob sie dramatische Ausarbeiter oder sensuale Identifier waren. 6 Des Weiteren vermute ich, dass durch diesen Vorgang eine breitere Bildungselite entstand und die Druiden, die bisher alles Wissen verbanden, verdrängt wurden. Kapitel: Römische Antike Römer zunächst nach Osten gegen die hellenistischen Diadochenreiche gerichtet war. So dass nach der Integration der Provinz Syria um 30 v. Chr. die weiteste östliche Expansion erreicht worden war. Hier stießen die Römer gegen das Partherreich, das nicht nur militärisch ebenbürtig war, sondern auch durch die nur oberflächliche Hellenisierung des achämenidischen Diadochenreiches ungewohnt stark orientalisch kulturell geprägt war. Wahrscheinlich war hier von den Römern keine Identität mit dem Reich möglich und somit die Motivation nicht so groß das Partherreich zu erobern. 20 Jahre zuvor hatte Rom angefangen Gallien zu erobern. Hier fanden die Römer die keltische Kultur vor, die bereits seit ca. 480 v. Chr. angefangen hatten ihre HallstattKultur mit etruskischen und hellenischen Kulturen zu vermischen5. Die keltische Kultur wurde in Gallien durch eine römische Zivilverwaltung unterdrückt und es bildete sich in der Spätantike eine gallo-römische Mischkultur. Durch die rasche ökonomische Entwicklung, wurde die römische Regierung wahrscheinlich größtenteils dennoch positiv von der Bevölkerung angenommen, so dass wahrscheinlich durch pragmatische Ausarbeiter als Passionare die Romanisierung sich gut durchsetzen konnte.6 In den reichen hellenistischen Küstenregionen etablierte sich in dieser Zeit das Wesen der Steuerpächter, die diese Gebiete herunterwirtschafteten, aber für die urrömischen Provinzen einen dramatischen Anstieg des Münzgeldes zur Folge hatten. Zusammen mit der Sklaverei war dies der Grund für den wirtschaftlichen Aufschwung der Römer. Die gracchschen Reformen 121 v. Chr. sollten die Grundbesitzverhältnisse reformieren und den Plebejern zu Land und Einkommen verhelfen. Die Reform scheiterte allerdings am Widerstand der konservativen Senatskreise und durch die folgenden politischen Kämpfe, die bis 31 v. Chr. in unterschiedlichster Form stattfanden, wurden nach und nach das römische Recht und die römische Verfassung gebrochen. Aber auch außerhalb Roms kam es neben der Expansion zu Spannung, so dass sich im Bundesgenossenkrieg bis 88 v. Chr. die italienischen Stämme gegen das römische Staatswesen aufgelehnt hatten. 36 7 Dies kann als Zeichen dafür gelten, dass das sonst so anpassungsfähige jüdische Volk in der römischen Kultur keinen Fuß fassen konnte. Wahrscheinlich waren sich die monotheistischen und polytheistischen Religionen zu verschieden. Kapitel: Römische Antike 100 v. Chr. wurden Endzeiterwartungen immer populärer, die eine religiöse Aufladung der Unzufriedenheit mit der römischen Herrschaft mit sich brachte und so ständig für Unruhen sorgten, so dass z.B. Jesus von Nazareth von den jüdischen Autoritäten und den Römern als Unruhestifter betrachtet wurde und deswegen als Folge dieser religiösen Radikalisierung die Christen hingerichtet wurde. 66 n. Chr. entlud sich die Anspannung im ersten jüdischen Krieg gegen die Römer in Judäa, so dass die Tempel in Jerusalem 70 n. Chr. zerstört wurden und insgesamt 1,1 Millionen Juden getötet wurden. Daraufhin verließen viele Juden das römische Reich7 und flohen in das Perserreich. Aus dem verbliebenem Judentum wurzelte eine neue Religion im römischen Reich: Das Christentum. 117 n. Chr. erreichte das römische Reich ihre größte Ausdehnung und gleichzeitig auch die größte zivilisatorische, kulturelle und technische Blüte, die für das zu dieser Zeit stark wachsende Christentum günstige Bedingungen zur Entfaltung im Osten ermöglichte. Verschiedene kriegerische Auseinandersetzungen mit germanischen Stämmen und dem Partherreich, aber auch eine Seuche aus Mesopotamien schwächten ab 160 n. Chr. den römischen Staat und es folgte 192 n. Chr. ein Bürgerkrieg. Die folgende Zeit war davon geprägt, dass sich das römische Reich bis 272 n. Chr. kaum noch gegen die Angriffe des aus dem Partherreich hervorgegangenen Perserreich der Sassaniden im Osten wehren konnte. Wie weit die Unfähigkeit der römischen Kaiser reichte die Grenzen aufrechterhalten zu können zeigt das gallische Sonderreich Imperium Galliarum. 259 n. Chr. spalteten sich die keltisch geprägt und romanisierten Provinzen unter Führung von Postumus vom restlichen römischen Reich ab, als der Prätorianerpräfekt Silvanus eine Kriegsbeute zugunsten der Staatskasse einforderte. 274 n. Chr. konnte Kaiser Aurelian das Reich wieder zurückerobern. Allerdings spricht dieses Ereignis für ein bestimmtes Selbstbewusstsein der nordwestlichen Provinzen, das sich nicht durch Religion oder besondere Politik äußert und wahrscheinlich nur auf den gemeinsamen kulturellen Ursprung bei den Kelten und einer damit zusammenhängenden Mentalität zurückzuführen ist. 37 38 Kapitel: Römische Antike Etruskischer Hellenismus Die etruskische Kultur Die etruskische Kultur aus Oberitalien entstand aus der Villanova-Bauernkultur, als jene bei wachsenden Wohlstand und Bevölkerung immer mehr Veränderungen durch griechische Einflüsse unterzogen worden waren. Das monarchische etruskische Volk wurde so mächtig, dass es zusammen mit den Karthagern das westliche Mittelmeer kontrollierte. Für die Aufnahme der griechischen Kultur in die Villanova-Kultur sprechen wahrscheinlich ästhetische Ansprüche des Volkes. Sensualismus: 2 Punkte Ursprung: Die griechischen Einflüsse wurden durch phönizische Händler verbreitet. Vertreibung der Tarquinier Nachdem die Etrusker durch Kriegshandlungen mit den Galliern und Griechen geschwächt waren, wurde es für die römische Stadtbevölkerung möglich die etruskischen Tarquinier aus Rom zu vertreiben und somit einen eigenen Zusammenhalt untereinander herzustellen. Das intellektuelle Rom sah sich - durch die Vorbilder in Griechenland - in der Lage selbst eine Polis zu werden. Pragmatismus: 2 Punkte Ursprung: Durch die Identifizierung mit griechischen Legenden und Mythen konnte für den Aufstand eine genügende römische Identität geschaffen werden. Die politischen Vorbilder kamen ebenfalls aus der griechischen Kultur: die Polis. Zwölftafelgesetz Durch eine Gesetzgebung wurde die sich ständig ändernde Mischung aus Monarchie, Adelsherrschaft (Senat) und Demokratie neu geordnet und die Strukturen klar definiert. Es beschloss die Verhältnisse zwischen Patriziern und Plebejern und sorgte so für ein 2Klassen-System. Dadurch wandelte sich die Monarchie (römische Königszeit) in die römische Republik um. Ursprung: Nach der Vertreibung des etruskischen Adelsgeschlechts musste ein System geschaffen werden, dass eine neue und bessere Ordnung schaffte, als es die etruskische Kultur gab. Bisher waren die Etrusker der gemeinsame Feind gewesen und so konnte sich die Oberschicht trotz Ruf nach mehr Demokratie halten. Kapitel: Römische Antike Strukturalismus: 3 Punkte 39 Patronat An der Spitze der römischen Kultur bis zur römischen Kaiserzeit standen die landbesitzenden Patrizier, die als Patron gegenüber den ärmeren und bevölkerungsstärkeren Plebejern auftraten. In diesem System unterstützte der jeweilige Patron seine Plebejer z.B. finanziell und wurde als Gegenleistung dafür von diesen Plebejern in den Senat gewählt. Strukturalismus: 3 Punkte Ursprung: Durch das Zwölftafelgesetz war es Plebejern kaum möglich in den Rang eines Patriziers aufzusteigen, allerdings waren diese Gesetze grundlegend für das Funktionieren der römischen Republik. Forum Romanum Das Forum Romanum diente als Zentrum für die römische Politik, aber auch für religiöse und soziale Zusammenkünfte. Am Forum Romanum kann man sehen, dass aus den zunächst durch die etruskische Kultur geprägten pragmatischen Vollstrecker als Passionare in der römischen Republik ein kultureller Aufschwung durch strukturelle Ausarbeiter als Passionare geschieht. Strukturalismus: 2 Punkte Ursprung: Diese Diskussionskultur entstand erst nach der Vertreibung der Tarquinier Ständekämpfe Durch das 2-Klassensystem der Patrizier und der Plebejern, waren die Plebejer stets bemühte für mehr Rechte zu kämpfen und waren 367 v. Chr. politisch fast gleichberechtigt. Die Kämpfe verliefen auf rein politischer Ebene und wurden wahrscheinlich durch strukturelle Ausarbeiter als Passionare geführt, die die Motivation hatten die Plebejer in ein gerechteres System zu integrieren. Strukturalismus: 3 Punkte pyrrhischer Krieg Das römische Volk eroberte nach einem kurzen Rückschlag durch die Gallier durch geschickte militärische Aktionen erzwungene Bündnisse und strategisch wichtigen Kolonien nach und nach bis 275 v. Chr. Süditalien und somit auch nach dem pyrrhischen Krieg die hellenischen Kolonien. Durch die Aufnahme der hellenischen Kolonien ist mit einer Integration der hellenischen Kultur in die römische Kultur zu rechnen. Strukturalismus: 4 Punkte Ursprung: Da wir es hier mit einem Eklektizismus zu tun haben, der versucht die verschiedenen Kulturen zu einer römischen Identität zu führen, können wir vermute, dass die Passionare dieser Zeit strukturelle Ausarbeiter waren. Kapitel: Römische Antike Ursprung: Die Ständekämpfe resultierten aus dem Streit das durch das Zwölftafelgesetz entstand. 40 Kapitel: Römische Antike Fazit zum etruskischen Hellenismus Während in Griechenland das Bürgertum eine starke Rolle durch das demokratische System erlangte, war durch das Patronat bei den Römern eine eher oligarchische Struktur vorhanden. Die demokratischen Wahlen ermöglichten lediglich nur ein besseres Zusammenleben zwischen den Schichten. Allerdings kann man Zusammenhänge zum prärömischen Hellenismus erkennen. Auch hier gab es reichere/angesehenere Schichten, die sich mit der hellenistischen Kunst identifizierten. Nur waren die Hellenen zu der Zeit der römischen Republik in Alexandrien mehr durch den Griechenkult geprägt als durch ein politisches System wie das Patronat der Römer. Die Zeit ist geprägt von strukturellen Ausarbeitern, die versuchen eine Ordnung und Identität zu erarbeiten. 41 Römischer Hellenismus punische Kriege In den punischen Kriegen kamen durch die Eroberung des karthagischen Reiches (das aus der phönizischen Kultur hervorgegangen ist) weitere hellenisches Kulturgut in das römische Reich und ermöglichten somit eine weitere Verbreitung des hellenischen Bewusstseins. Ideationalismus: 2 Punkte Ursprung: Nachdem sich die Karthager von der Expansionspolitik der Römer provoziert fühlten, waren sie nach dem pyrrhischen Krieg diejenigen gewesen, die den Krieg anstießen. iberische Kultur Durch die punischen Kriege war es den Römern möglich geworden die große Kolonie Hispanien auf der iberischen Halbinsel zu gründen und es kam zu der ersten kulturellen Begegnung mit der iberischen Kultur der Kelten. Schnell identifizierten sich aber auch die Basken hier mit der römischen Kultur. Ideationalismus: 3 Punkte Ursprung: die punischen Kriege Partherreich Nach der Integration der Provinz Syria während der östliche Expansion erreicht worden war, stießen die Römer auf das Partherreich, das nicht nur militärisch ebenbürtig war, sondern auch durch die nur oberflächliche Hellenisierung des achämenidischen Diadochenreiches ungewohnt stark orientalisch geprägt war. Wahrscheinlich war hier von den Römern keine Identität mit dem Reich möglich und somit die Motivation auch nicht so groß das Partherreich zu erobern. Ideationalismus: 4 Punkte Kapitel: Römische Antike Ursprung: nach den punischen Kriegen gab es bis zum Partherreich keine Kultur, die die Römer in ihrer Expansion auf die hellenistische Welt bremsen konnte. 42 gallo-römische Mischkultur Wegen dem raschen ökonomischen Aufbau durch die römische Regierung, wurde die römische Entwicklung wahrscheinlich von den Galliern als positiv angenommen, so dass sich durch eine pragmatische Anpassung an die neuen Umstände die Romanisierung gut durchsetzen können. Zumal die keltische Kultur hier bereits zuvor schon angefangen hatte ihre naturreligiöse Hallstatt-Kultur mit etruskischen und hellenischen Kulturen zu bereichern. Pragmatismus: 3 Punkte Ursprung: Nachdem im Osten durch den starken orientalischen Wiederstand keine Expansion mehr möglich war, konnten sich die Römer auf ihre Expansion im Westen konzentrieren. Steuerpächter In den reichen hellenistischen Küstenregionen etablierte das Wesen der Steuerpächter, die diese Gebiete herunterwirtschafteten. Für die urrömischen Provinzen aber wurde hierdurch ein Anstieg des Münzgeldes bezweckt. Pragmatismus: 2 Punkte Ursprung: Das stadtzentrierte Staatswesen Roms sah in ihren Eroberungen nur eine Bereicherung der römischen Provinzen. Sklaverei Aus den vielen Eroberungen der Römer wurden eine große Anzahl von Sklaven in das Reich gebracht. Die Sklaverei war eine Möglichkeit für die Römer eine effiziente Wertsteigerung ihrer Produkte herbeizuführen. Dies führte zu einem großen wirtschaftlichen Aufschwung. Pragmatismus: 2 Punkte gracchschen Reformen 121 v. Chr. sollten die Grundbesitzverhältnisse reformier werden und den Plebejern zu Land und Einkommen verhelfen. Die Reform scheiterte allerdings am Widerstand der konservativen Senatskreise und durch die folgenden politischen Kämpfe, die bis 31 v. Chr. in unterschiedlichster Form stattfanden, so wurde dadurch nach und nach das römische Recht und die römische Verfassung gebrochen. Sensualismus: 3 Punkte Ursprung: römische Ständekämpfe und sinkendes Einkommen durch die Konkurrenz von Sklaven Kapitel: Römische Antike Ursprung: Das stadtzentrierte Staatswesen Roms sah in ihren Eroberungen nur eine Bereicherung der römischen Provinzen. 43 Bundesgenossenkrieg Außerhalb Roms kam es neben der Expansion zu Spannung, so dass sich im Bundesgenossenkrieg die italienischen Stämme gegen das römische Staatswesen auflehnten und dieselben Rechte einforderten, wie es die Stadtbürger haben. Sensualismus: 2 Punkte Ursprung: römische Ständekämpfe Kapitel: Römische Antike Fazit zum römischen Hellenismus Bei der Expansion Roms sah sich Rom immer als Stadtzentrierter Staat, so dass es kein Wunder ist, dass die eroberten Kolonien hierfür ausgebeutet wurden. Was die kulturelle Identität betrifft, konnten die Römer mehr Empathie in Regionen finden, in denen der Hellenismus bereits vorhanden war. Die Römer scheiterten dann darin Kulturen, die z.B. Naturreligionen oder Monotheistische Religionen pflegten in ihre Kultur zu integrierten und zwangen stattdessen ihnen ihre eigene Kultur auf. Die rasante Expansion der Römer macht es unmöglich hier als struktureller Ausarbeiter noch eine Ordnung zu schaffen, die Kultur der Römer beschränkt sich deswegen immer mehr auf ideationelle Identifizierern, die die Ideale der Römer weitertrugen. 44 Kunst des Kaiserreichs Prinzipat Die bisher republikanisch geordneten Provinzverwaltungen und Priestertümer wurden unter dem ersten Prinzipat Kaiser Augustus reine Verwaltungsämter ohne politischen Einfluss. Des Weiteren hatte der Kaiser das Recht „Ritter“ zu ernennen, so dass die sozialen Schranken aufgebrochen werden konnten. Hierdurch bekam das römische Reich eine Struktur, die eine gemeinsame Identität ermöglichte - unabhängig von Standesunterschieden. Ideationalismus: 4 Punkte Ursprung: Dieses Politiksystem erinnert ein wenig an die zentrale Verwaltung von Alexandria und es liegt nahe, dass Kaiser Augustus nach der Schlacht bei Actium in Ägypten auf entsprechende Gelehrte gestoßen ist. Pax Romana Als Kaiser Augustus erkannte, dass die Expansionsmöglichkeit von Rom erreicht war, beschränkte sich Kaiser Augustus auf die Sicherung der Grenzen. Die Infrastruktur wurde ausgebaut. Wirtschaft und Kultur erlebten in dem anhaltenden inneren Frieden durch einen regen Austausch der verschiedenen Kulturen im römischen Reich eine Hochkonjunktur. Dramatik: 3 Punkte Ursprung: Ermöglicht wurde die Pax Romana, erst durch das Prinzipat Gesamtstaat Die Wandlung vom römischen Reich von einem stadtzentriertem Staat zu einem Gesamtstaat war dann der maßgebliche Schritt den inneren Frieden zu sichern und die Verständigung der Völker innerhalb der römischen Grenzen zu verbessern. Dramatik: 2 Punkte jüdischer Krieg Endzeiterwartungen, die eine religiöse Aufladung der Unzufriedenheit mit der römischen Herrschaft mit sich brachte, wurden immer populärer und sorgten ständig für Unruhen. Im ersten jüdischen Krieg gegen die Römer entluden sich diese Spannungen in Judäa. Daraufhin war das Umfeld für die Juden unangenehm geworden und sie flohen in das Perserreich. Sensualismus: 3 Punkte Ursache: Kulturelle Entfaltung in der Pax Romana Kapitel: Römische Antike Ursprung: Eine solche Umstrukturierung war erst durch das Prinzipat möglich geworden. 45 Christentum Während die Juden das Land verließen, wurzelte aus dem Judentum eine neue Religion im römischen Reich: Das Christentum. Durch die zivilisatorische, kulturelle und technische Blüte, bot sich für das stark wachsende Christentum günstige Bedingungen zur Entfaltung im Osten. Von den Römern wurden die Christen als Unruhestifter betrachtet, da sie durch ihre Prophezeiungen das Volk gegen die römische Obrigkeit aufhetzten. Sensualismus: 2 Punkte Ursache: Kulturelle Entfaltung in der Pax Romana Imperium Galliarum 259 spalteten sich die keltisch geprägt und romanisierten Provinzen unter Führung von Postumus vom restlichen römischen Reich ab. Trotz römischer Rückeroberung spricht dieses Ereignis für ein bestimmtes Selbstbewusstsein der nordwestlichen Provinzen, das sich nicht durch Religion oder besondere Politik äußert und wahrscheinlich nur auf den gemeinsamen kulturellen Ursprung bei den Kelten und einer damit zusammenhängenden Mentalität zurückzuführen ist. Sensualismus: 4 Punkte Ursache: Kulturelle Entfaltung in der Pax Romana Kapitel: Römische Antike Fazit zur hellenistischen Kunst des Kaiserreiches Nachdem eigentlich zu erwarten ist, dass durch die Neuordnung durch den Kaiser und den damit einkehrenden inneren Frieden ein kultureller Pluralismus wie im Perserreich ermöglicht werden sollte, zeigen religiöse Auseinandersetzungen, dass das römische Volk neue (spirituelle) Bedürfnisse sucht, nachdem sie in allen anderen Bereichen befriedigt werden können. Die Subpassionare die diese Zeit prägen entstehen aus sensualen Identifizierern, die sich aber gegenseitig im Glaubenskrieg bekämpfen. 46 Byzantinische Spätantike (Für die Geschichte, siehe Kapitel: Spätantike) byzantinisches Reich Im oströmischen Reich entstand das byzantinische Reich, das weiterhin hellenistisch geprägt sein sollte und so größtenteils griechisch gesprochen wurde. Durch die Verlagerung des römischen Hauptsitzes nach Konstantinopel noch vor der Völkerwanderung, lebte hier die römische Kultur weiter - während sie im weströmischen Reich durch die Völkerwanderung unterging. Dabei passte sich die römische Kultur wieder zurück an die hellenischen Traditionen an. Pragmatismus: 3 Punkte Ursache: römische Reichsteilung auf Grund Verwaltungstechnischer Probleme Römisch-persische Kriege Seit der der Trennung des römischen Reiches war die Bedrohung gegen die Perser stets gegeben und nachdem das oströmische Reich zwar gegen die Perser gewann, war es jedoch dermaßen geschwächt gewesen, dass sie der islamischen Expansion nichts mehr entgegen zu setzen hatten. Damit war dem ständigen Wettstreit zwischen dem römischen byzantinischen Reich und dem persischen Sassanidenreich ein Ende erteilt und es wurden Reglementierungen für die neue Bedrohung nötig. Fundamentalismus: 2 Punkte Ursache: römische Reichsteilung auf Grund Verwaltungstechnischer Probleme islamischen Expansion Auch wenn die Araber schon früher Raub- und Plünderungszüge unternommen hatten, waren die arabischen Stämme sehr zersplittert und so war es dem ersten Kalifen nur möglich gewesen die Stämme miteinander zu vereinen, da sich mit dem Propheten Mohammed die arabischen Stämme zu einem religiösen Selbstverständnis zusammen finden konnten. Zudem predigte Mohammed die Verbreitung der neuen Religion das somit zugleich zu einem gemeinsamen Feindmotiv unter den Arabern sorgte. Ideationalismus: 3 Punkte militärische Elite Mit der islamischen Expansion verschwand auch nach und nach die alte senatorische Aristokratie und damit auch der Großteil der klassischen Bildung, um einer neuen militärischen Elite Platz zu machen, die das öffentliche Leben nun bestimmte. Fundamentalismus: 3 Punkte Ursache: islamische Expansion Kapitel: Römische Antike Ursache: Islamisierung 47 Kastronen Der Umfang der Auswirkungen der islamischen Expansion wird auch darin klar, dass die alten Polis unter den jahrzehntelangen arabischen Angriffen nun stark an Bevölkerung einbüßten und sich zu Kastronen entwickelten. Mit ihren großen Abwehrmauern dienten sie nur noch dem Nutzen der Verteidigung und das Thema der Sicherheit diktierte die Lebensweise der Bewohner. Fundamentalismus: 2 Punkte Ursache: islamische Expansion orthodoxe Kirche Im Vergleich zu dem weströmischen Reich, dass mehr juristisch-politisch geprägt war und ab dem späten 5. Jahrhundert das Bildungsmonopol in der Kirche hatte, sah sich das oströmische Reich in der Tradition der klassischen hellenischen Bildung. So kam es auch in beiden Reichen zu unterschiedlichen theologischen Sichtweisen: Die orthodoxe Kirche bezieht sich hierbei auf die Beschlüsse der sieben ökumenischen Konzile, die den christlichen Glauben auf seine theologischen Fragen beraten sollten und dadurch die Glaubensweise festlegten. Fundamentalismus: 4 Punkte Ursache: christliche Glaubensteilung auf Grund Religiöser Differenzen orthodoxe Christianisierung Durch die Verbreitung des Islams im Südosten, war die orthodoxe Christianisierung nur in die slawischen Gebiete möglich gewesen, insbesondere nachdem die südliche Wanderung der Slawen im 7. Jahrhundert endete. Durch diese „religiöse Versöhnung“ ist mit einem regen Austausch, Vermischung und gegenseitiger Integration dieser Kulturen zu rechnen. Strukturalismus: 3 Punkte Kapitel: Römische Antike Ursache: orthodoxe Kirche 48 Fazit zur byzantinischen Spätantike Trotz einem kurzen Aufschwung während der makedonischen Dynastie kam es insbesondere durch die anschließende Einführung des Feudalsystems bis zur Eroberung durch die Osmanen im byzantinische Reich kaum zu Änderungen der Transformation von einer römisch-hellenischen Kultur von strukturellen Ausarbeitern und sensualen Identifizierern zu einer byzantinischen militärischen Kultur geprägt durch fundamentale Vollstrecker. Kapitel: Römische Antike In der Blütezeit des Islams wurden die von den Arabern eroberten Gebiete in Ägypten und Syrien von der arabischen Kultur überformt und die christliche Kultur in diesen Gebieten zurückgedrängt. 49 Kapitel: Römische Antike Analyse der Spielbarkeit 50 Spätantike und Vorromanik Geschichte Seit der offiziellen Gründung des Christentums um 30 durch Pontius Pilatus waren für das populistische Predigen der Christen Gebäude von Nöten, die sich für diesen Zweck eigneten. Eine Versammlungsstätte neben der Basilika waren die jüdischen antiken Synagogen, die im Prinzip dieselbe Funktion wie die Basilika verfolgten, aber durch das Judentum orientalischer geprägt waren. Während die Christen in den Basiliken unter der kritischen Aufsicht der Römer geduldet wurden, wurden sie in den Synagogen von den Juden als jüdische Sekte geduldet. Dies funktionierte auch nicht immer ohne Auseinandersetzungen, so dass die Christen in Judäa und eventuell auch Galiläa von den Juden verfolgt wurden, aber innerhalb des Diasporajudentums auf keinen Widerstand trafen. Nach den jüdischen Kriegen (66, 116 und 135) verließen viele Juden das Land und die jüdische Urgemeinde aus Juden und Christen löste sich langsam auf, so dass sich das Christentum – zunächst nur im östlichen Bereich des römischen Reichs – ausbreiten konnte. Hier sehen wir den Unterschied zwischen dem verstreutem Diasporajudentum und dem Christentum, das nicht bereit ist sich zu verstreuen und nach einer einheitlichen Gemeinschaft strebt. Das religiöse Verständnis der Römer Unterschied zwischen privatem Kult, der durch das Familienoberhaupt (Pater familias) vertreten wurde, und dem Staatskult, dass der Ausübung der Priester – aus heutiger Sicht im Prinzip nur Staatsbeamte – oblag und somit bei den Römern der religiöse Bereich mit dem staatlichen Bereich untrennbar verbunden war. Mit dem Ritual der Invokation wurden fremde Götter eingeladen an den römischen Kulten teilzunehmen. Durch den Polytheismus verehrten die Römer nur abstrakte Numina – das heißt göttliche Kräfte –und konnten damit die eigenen Götter mit denen anderer Völker recht einfach übertragen. Mit der Einführung des Prinzipats wuchs die Notwendigkeit einen einheitlichen Staatskult zu schaffen, um die Reichsangehörigen an Staat und Kaiser zu binden. Unter diesem römischen Synkretismus waren Religionen – und unter Ihnen am stärksten das Christentum – die diesem Kaiserkult nicht folgen wollten eine Bedrohung für die römische Kultur. Als die Lebensweise der Oberschicht durch ihr hedonistisches und dekadentes Verhalten als subpassionar empfunden wurde, erhalten diese Religionen besonderen Zulauf, da sich in der Unterschicht kein Vertrauen mehr zu dem Kaiserkult aufbaute. Als somit auch im westlichen römischen Reich die Mitgliederzahl stieg, waren auch hier Orte für die Christen von Nöten. Kapitel: Spätantike und Vorromanik Während der Hellenismus noch eine Nachwirkung bis in das 2. Jhd. zeigte, entstand parallel zu der hellenistischen Kunst des Kaiserreichs eine 2te Stilrichtung innerhalb des römischen Kaiserreichs. Wie bereits im Kapitel zuvor erwähnt, war das Christentum seit ca. 100 v. Chr. im Entstehen und war sehr populär. Auf der einen Seite waren sie zusammen mit den Juden damit Subpassionare des römischen Systems, aber auf der anderen Seite waren sie auch Passionare ihrer eigenen Kultur, die es heutzutage (auch mit einigen Transformationen) zu einer der größten Religionen der Welt geschafft hat. Da die Christen und Juden nicht die einzigen Subpassionare des römischen Systems waren – sondern die vielen dekadenten Römer selbst auch – war die Finsternis- und Dunkelheitsphase für die römische Kultur unausweichlich gewesen. Um die Kultur seit der Spätantike zu betrachten, werden wir uns nun auf die Ursprünge und Entwicklung der christlichen Kultur beziehen - immer im Hinterkopf, dass sich parallel die römische Kultur in der Spätantike dem Ende zuneigt. 51 Durch die Völkerwanderung wurde das weströmische Reich bis 455 systematisch geplündert und 476 setzte der Germane Odoaker den weströmischen Kaiser Romulus Augustulus ab. Odoaker betrachtete sich selbst zwar als Herrscher in der Tradition des römischen Reiches, allerdings ist bereits hier und spätestens mit dem Errichten einer ostgotischen Herrschaft um 493 der germanische Einfluss auf die Transformation der römischen in die altchristliche Kultur nicht zu verachten: Da die germanische Religion wahrscheinlich aus einer indogermanischen Religion - aus der auch die lateinische und griechische Religion hervorkam – entstanden ist, ist die Annahme naheliegend, dass die germanische Religion einer ähnlichen christianisierenden Transformation unterlegen war, wie die römische (siehe Kapitel Römische Antike, Seite 35). Der entscheidende Unterschied zwischen dem Einfluss der römischen und der germanischen Kultur auf die christliche ist also nicht ein religiöser Faktor. Da die Germanen im Gegensatz zu den Römern keinen Herrscherkult verfolgten, war jedoch der Widerstand gegen die Bekehrung durch die Christen strukturell nicht vorhanden: Die germanischen Völker waren ein halbnomadisches Volk und so war eine stabiles einheitliches Königtum nicht möglich. Allerdings entstanden in den ersten Jahrhunderten n. Chr. die ersten germanischen Aristokratien, die allein auf der Gefolgschaft beruhten. Über die sozialen Konflikte zwischen den germanischen Stämmen sind keine ausreichenden Überlieferungen vorhanden, allerdings ist man sich inzwischen sicher, dass man nicht von einer gesamtgermanischen Identität ausgehen kann. Durch die katholische Christianisierung der ersten Germanen konnte diese Identität allerdings nach und nach hergestellt werden und während einer Phase in der beide Religionen nebenher existierten, wurden die christianisierten Stämme immer sesshafter. Die Bequemlichkeiten der dadurch entstandenen innerfriedlichen Zeit wurde wahrscheinlich sehr geschätzt– zumal bis zur karolingischen Renaissance ein Zusammenhalt wegen der ständigen Bedrohung durch germanische Raubzüge „wilder Stämme“, die nicht 8 Wesentliche Elemente, die wir im Mönchtum erkennen, können wir auch schon im eurasischen Schamanismus erkennen. Der Schamane verhandelt mit den guten und bösen Geistern, bringt Opfer und verschafft sich Visionen durch Trance, bzw. Ekstase durch Drogen, durch Fasten, Einsamkeit, Schmerz, aber auch durch Tanz und Musik. Da die Kelten auch eine schamanische Naturreligion pflegten ist es nicht verwunderlich, dass besonders im Bereich der gallo-romanischen Mischkultur Anhänger für das christliche Mönchtum gefunden werden konnten. 9 Dadurch dass die Bischöfe in den Klöstern eine ähnliche strukturelle Funktion einnahmen, wie die keltischen Druiden, ist es nicht verwunderlich, dass im Frühmittelalter quasi in „altkeltischer Tradition“ das Wissen in den Klöstern gesammelt und gepflegt wurde. Kapitel: Spätantike und Vorromanik Die Basilika (erste Basilika 185 v. Chr.) war hierfür ein geeigneter Ort, da man nicht nur zu einer größeren Menge reden konnte, sondern auch etwas privater gelegen war, als wenn man seine Reden auf dem offenen Forum hält. Dies war besonders in der Zeit bis zur konstantinischen Wende 313 wichtig, als die Christen noch verfolgt wurden. Nach der konstantinischen Wende stieg der Anteil der christlichen Gläubigen dermaßen an, dass die Gebäude der römischen Basilika nicht mehr ausreichten (größte römische Basilika 310). So entstanden mit den Einflüssen aus der Kunst des Kaiserreichs die ersten Altchristlichen Kirchen (erste altchristliche Kirche in diesem Stil: Santa Sabina). Mit der konstantinischen Wende sollte aber für die Christen nicht nur der Weg zur Staatsreligion geebnet werden, sondern auch das christliche Mönchtum8. Das christliche Mönchtum entstand dann in Ägypten und Palästina in Klöstern. Sie gingen aus Einsiedlerkolonien hervor (ältestes Kloster 361 in Ägypten errichtet), die durch die Christianisierung des römischen Reiches dann eine fromme Prägung9 erhielten und sich wahrscheinlich aus den theologischen Diskursen, die dann als bald die Kirchen trennen sollte, zunächst entzogen. Das älteste bekannte westliche Kloster wurde 372 in Tours gegründet. 52 10 Ein Indiz hierfür sind z.B. die Runen, die erst in der Wikingerzeit für die nordgermanischen Völker eine bedeutende Rolle bekamen und so eine einheitlichere Religion herbeiführten, wahrscheinlich um sich von ihren südlichen Nachfahren abzugrenzen, die Runen spätestens seit 700 nichtmehr verwendeten. Kapitel: Spätantike und Vorromanik sesshaft werden wollten, unerlässlich geworden war. Die Religion hatte sich hier spätestens seit Ende des 8. Jahrhunderts (Anfang der Wikingerzeit) dermaßen transformiert, dass für die germanischen Stämme ihre südwestlichen Nachfahren so fremd geworden10 sind, dass sie die Klöster und das dort gepflegte Wissen systematisch vernichten wollten. Die Verehrung von Märtyrern und dem daraus entstehenden Reliquienkult in der Christianisierung seit dem 2. Jahrhundert wird wahrscheinlich den germanischen Eroberern imponiert haben. Wie sehr die Tragweite eines solchen Personenkults sein kann, sahen wir schon bereits im Alexanderkult zur Zeit des prärömischen Hellenismus und im römischen Kaiserkult. Allerdings ist in der Christianisierung erstmals der Personenkult an eine religiöse Überzeugung gebunden und konnte durch diese Mystifizierung eine missionare Tragweite spielen, die somit nicht an die Aristokratie gebunden war. Somit musste sich wie bereits erwähnt der römische Kaiserkult bedroht fühlen, allerdings die Aristokratie der Germanen nicht; dies war vermutlich maßgeblich für die westliche Symbiose von geistlichen und weltlichen Fürsten. Im Frühmittelalter wurde dadurch wahrscheinlich der Reliquienkult wichtiger als der Predigenkult. Ein weiteres Merkmal der Glaubenstransformation des Christentums bis zur karolingischen Renaissance war, dass die gallo-römische Kultur nur ein Vulgärlatein sprach und somit das klassische Latein immer mehr auch unter den geistlichen Bischöfen in Vergessenheit geriet. Kapellen gewannen zur Verehrung der Reichsreliquien an Bedeutung (älteste Kapelle 526). Unter den Aristokratien der Germanen waren es schließlich die Merowinger, die sich behaupten konnten. Sie waren die ersten Germanen, die das Potenzial der gallorömischen Kultur erkannten und förderten. Sie bauten das römische Klientelwesen zu dem Lehnswesen aus, das auch nahe an der Tradition der germanischen Gefolgschaft war und somit als Synthese beider Systeme zu betrachten ist. Dadurch war der Gefolgsmann nichtmehr durch Geld, sondern durch Grund und Boden an den König gebunden. Dies ist insofern wichtig, da die römische Aristokratie insbesondere durch den monetären Reichtum in Verruf geraten war und somit auch weiterer Nährboden für die Verbreitung des Christentums gelegt wurde, da es die Religion derjenigen gallorömischen Bevölkerungsschichten war, die die römische Aristokratie ablehnten. Das Frankenreich unter der Führung der Merowinger war jedoch das einzige südgermanische Reich des Frühmittelalters, dass durch das Lehnswesen eine Einheit der langsam sesshaft werdenden germanischen Völker hervorbrachte, während die östlicher gelegenen germanischen Völker wahrscheinlich keine konstruktive Versöhnung zwischen Aristokratie und Unterschicht zuließen und somit den Plünderungen durch die nordgermanischen Völker härter ausgeliefert waren. Leider sind aus dieser Zeit kaum archäologische Funde vorhanden, so dass wir davon ausgehen können, dass Macht- oder Kunstdarstellungen nicht möglich oder wohl eher nicht gewollt waren und Gebiete z.B. beim heutigen Polen teilweise nicht bewohnt waren, bevor sie von den Slawen besetzt wurden. Das Zeitalter der Merowinger wird deswegen auch als dunkles Zeitalter bezeichnet, aber in ihm bildeten sich die bedeutenden kulturellen Impulse für den Unterschied zwischen der altchristlichen spätantiken Kirche und der frühmittelalterlichen katholischen Kirche. 53 Kapitel: Spätantike und Vorromanik Während für die Bekehrung eine Abgrenzung zur germanischen Religion wichtig war und so die lateinische Sprache im westlichen römischen Reich bei der Christianisierung eine große Rolle für diese Abgrenzung spielte, war man im östlichen römischen Reich dazu bereit (eventuell auch gerade um von der römischen Kultur zunehmenden Abstand zu gewinnen) die Volkssprache in der Liturgie zu verwenden. Hier entstand das byzantinische Reich, das weiterhin hellenistisch geprägt sein sollte und so größtenteils griechisch gesprochen wurde. Latein sprach man nur noch in der Verwaltung und im Heer. Mit der Verlagerung des römischen Hauptsitzes nach Konstantinopel noch vor der Völkerwanderung, lebten hier die römischen Traditionen weiter. Obwohl im Gegensatz zum weströmischen Reich sich das oströmische Reich erfolgreich gegen die Germanen zur Wehr setzen konnten, war auch die Kultur des Kaiserreiches im oströmischen Reich bestimmten Transformationen unterlegen: Nachdem auch das oströmische Reich durch die Perserkriege geschwächt war, hatten sie der islamischen Expansion nichts entgegen zu setzen. Auch wenn die Araber schon früher Raub- und Plünderungszüge unternommen hatten, waren die arabischen Stämme sehr zersplittert und so war es dem ersten Kalifen nur möglich gewesen die Stämme miteinander zu vereinen, da sich mit dem Propheten Mohammed (570-632) die arabischen Stämme zu einem religiösem Selbstverständnis zusammen finden konnten. Zudem predigte er die Verbreitung der neuen Religion, so dass damit ein gemeinsames Feindmotiv unter den Arabern vorhanden war. Bis 700 eroberten die Araber ca. 2/3 der oströmischen Gebiete und das oströmische Reich verlor so ¾ ihrer Steuereinnahmen. Damit verschwanden nach und nach die alte senatorische Aristokratien und damit auch der Großteil der klassischen Bildung, um einer neuen militärischen Elite Platz zu machen. Der Umfang dieser Auswirkungen wird auch darin klar, dass die alten Polis unter den jahrzehntelangen arabischen Angriffen nun stark an Bevölkerung einbüßten und sich zu Kastronen entwickelten, die primär dem Nutzen der Verteidigung dienten. In der Blütezeit des Islams wurden die von den Arabern eroberten Gebiete in Ägypten und Syrien von der arabischen Kultur überformt und die christliche Kultur in diesen Gebieten zurückgedrängt. In Griechenland und der Türkei entwickelte sich neben der militärischen Elite die orthodoxe Kirche. Im Vergleich zu dem weströmischen Reich, dass mehr juristischpolitisch geprägt war und ab dem späten 5. Jahrhundert das Bildungsmonopol in der Kirche hatte, sah sich das oströmische Reich in der Tradition der klassischen Bildung. So kam es auch in beiden Reichen zu unterschiedlichen theologischen Sichtweisen, die schließlich zum morgenländischen Schisma 1054 führten. Die orthodoxe Kirche bezieht sich auf die Beschlüsse der sieben ökumenischen Konzile zwischen 325 und 787, die den christlichen Glauben auf seine theologischen Fragen beraten sollten. Durch die Verbreitung des Islams im Südosten, war die orthodoxe Christianisierung nur in die slawischen Gebiete möglich gewesen, insbesondere nachdem die südliche Wanderung der Slawen im 7. Jahrhundert endete. Durch diese „religiöse Versöhnung“ ist mit einem regen Austausch der Kulturen zu rechnen. Dies kann man auch daran erkennen, dass die Kastronen auch in den slawischen Gebieten sehr verbreitet waren und der Grundzug der Zivil- und Staatsverfassung demokratisch war. Standesunterschiede bildeten sich durch fremde Einflüsse erst im späten Mittelalter aus. Trotz einem kurzen Aufschwung während der makedonischen Dynastie kam es insbesondere durch die anschließende Einführung des Feudalsystems bis zur Eroberung durch die Osmanen im byzantinischen Reich kaum zu Änderungen der beschriebenen Transformationen. 54 11 In Osteuropa bevölkerten Slawen, Awaren und Hunnen das Land zwischen dem Frankenreich und dem byzantinischen Reich. Interessant hierbei ist, dass auch wenn über die Awaren und Hunnen kaum Überlieferungen vorhanden sind, aber über ihre Gene eine Verwandtschaft mit Zentralasien (Mongolei) verbunden werden kann. Die ältesten Überlieferungen des Yin und Yang Symbols finden wir im 5. Jahrhundert v. Chr. bei den Kelten, dort galt es als Symbol der Naturverbundenheit. 430 n. Chr. lässt sich von einer gallo-römischen Legion berichten, die dieses Symbol als Wappenschild hatte. Etwa 100 Jahre später ist es möglich gewesen, dass die Awaren Kontakt bekamen mit der gallo-römischen Kultur. Dass im Daoismus das Symbol erst um 1000 n. Chr. auftaucht, legt die Vermutung nahe, dass das Symbol über verschiedene heidnische Kulturen in den Osten getragen wurde. Dieser Zusammenhang ist insofern wichtig für unser kulturelles Verständnis, als das wir über den Daoismus die Naturreligionen auf einer philosophischen und nicht mystifizierenden Art und Weise verstehen können. Kapitel: Spätantike und Vorromanik Im Frankenreich unter den Merowingern hatte sich die gallo-römische Kultur dermaßen mit der germanischen Kultur vermischt, dass die römischen ideationalistischen Identifizierern zunehmend von den keltisch oder germanisch geprägten sensualen Identifizierern verdrängt wurden. Je weiter man nordöstlich des Frankenreiches schaute, desto weniger römisch geprägt schienen die Kultur zu sein, z.B. waren die Sachsen nicht bereit ihr Heidentum11 aufzugeben. Wirft man einen Blick auf die Etymologie des Wortes Heidentum, wird man feststellen, dass die ursprüngliche Bedeutung der Germanen als Selbstbezeichnung für ihre mystifizierte Weltbetrachtung Heidentum als „zur eigenen heimischen Kultgemeinde angehörend“ bedeutet. Erst durch die Christen ist die heute vorherrschende negative Assoziation von „primitiv“ oder gar „ungläubig“ aufgekommen. Diese etymologische Verwandlung ist ein typisches Merkmal der Christianisierung. Während es in östlicher Richtung noch die Verteidigung gegen die Islamische Expansion durch das byzantinische Reich gab, war die Gefahr durch die kulturelle Überformung der Sarazenen auf das Frankenreich über die iberische Halbinsel gegeben. Die Langobarden hatten als letzte Züge der Völkerwanderung um 568 große Teile Italiens und den alpinen Raum eingenommen, nahmen hier das Christentum an und vermischten sich mit der lateinischen Sprache bis hin zu dem noch heute vorherrschendem italienisch. Den römischen Bauformen der Basilika und des Zentralbaus fügten sie neue Stilelemente aus der germanischen „ornamentalen Geometrik“ wie Blendarkaden, Pilaster, Lisenen und Bogenfriese hinzu. Trotz der Adaption der Religion, stritten sie noch bis 773 mit der Kirche um Einfluss, Besitz und Macht. Aber wahrscheinlich gerade wegen diesem Streit und der geographischen Nähe zum katholischen Glaubenszentrum Rom war der kulturelle Einfluss des Christentums auf die Langobarden wahrscheinlich so stark- zumal die keltischen Einflüsse in Italien schon seit der Verdrängung der Etrusker kaum noch vorhanden waren. Zu dieser Zeit kam Karl der Große zum Herrscher der Franken. Wie er schon vor seinem Amtsantritt zu der großen Bildung gelangen konnte ist ungewiss; es wird jedoch vermutet, dass er in St. Denis (dessen Kloster schon durch die Merowinger eine große Aufmerksamkeit und Pflege genoss) durch einen unbekannten Lehrer die sieben freien Künste gelehrt bekam. Die sieben freien Künste hatten zur Zielrichtung die religiöse bzw. philosophische Lehre des Neuplatonismus. D.h. das durch diese Lehre Gegenstände bezeichnet werden sollen, die nur über Verstand oder die Vernunft erfasst werden können, ohne jegliche Beteiligung von sinnlicher Anschauung. Entsprechend primitiv wirkte auf Karl der Große die sensuelle Kultur der Heiden und so verfolgte er bei seinen Eroberungen (Bretagne, Lombardei, Bayern, Sachsen, Böhmen, Mähren und Kroatien) eine komplette Restaurierung des Frankenreiches. Mit der damit einhergehenden karolingischen Erneuerung kam es unter Karl dem Großen zu einem Aufschwung in Bildung, lateinischer Sprache und Literatur, sowie der Baukunst. Nicht nur der Adel, sondern auch die geistlichen Führungsstrukturen waren stark hierarchisch geprägt. Die meisten Gebäude werden wohl von Karl dem Großen und 55 Als das spätkarolingische Königtum durch Ungarneinfälle und Adelsfehden anfing wieder zu bröckeln kam Heinrich I. an die Macht und schaffte es das ostfränkisch-deutsche Reich nach innen und außen wieder zu festigen. Durch eine Abkehr von der karolingischen Praxis das Reich zu teilen, sondern an seinen ältesten Sohn Otto zu vererben wurde der Status des „römisch-deutschen Kaisers“ für mehrere Generationen gefestigt. Otto I. und seine Nachfolger sollten in der Tradition ihres Vorgängers Heinrich I. diese Machtstrukturen noch weiter festigen. Bei der Neubesetzung von Ämtern und Besitzungen wurde das dynastische Erbrecht missachtet. Stattdessen vergab er die Ämter und Besitztümer an „Freunde“ des Vaters. Damit - und der barbarischen Durchsetzung dieser Reform - stellte er sich im Gegensatz zu seinem Vater weit über den übrigen Adel und er schaffte Strukturen, die stark zentralisiert organisiert waren. Durch seine Heiratspolitik schaffte er schließlich die innere Konsolidierung, aber auch eine starke Bindung des Westfrankenreichs. Durch das ottonisch-salische Reichskirchensystem schaffte Otto eine weitere Konsolidierung. Sie erfuhr zahlreiche Schenkungen, die nicht nur Grundbesitz, sondern auch königliche Hoheitsrechte wie Zoll-, Münz- und Marktrechte umfassten. Damit verpflichtete er die Kirche für einen erhöhten Dienst gegenüber dem König und dem Reich, aber ermöglichte eine weitere Verbreitung, die die „gottgewollte“ religiöse Ordnung herstellen sollte. Das wichtige hierbei ist, dass der Kaiser dadurch über die Kirchenhoheit verfügt und so das Lehen wieder zurück an ihn fällt, wenn ein Bischof stirbt. Nachdem er die Westslawen unterwarf, forcierte er hier durch das Erzbistum in Magdeburg die Christianisierung. In der durch diese innere Ordnung einkehrenden Frieden und dem starken Einfluss der Kirche, kam es zu einer neuen Verbreitung der Architekturkunst in der Tradition der karolingischen Erneuerung in der ottonischen Renaissance. Da der Weltklerus nun eine wesentlich größere Rolle als zur Zeit Karl des Großen spielte, weiteten sich die geistlichen Bauaufgaben jedoch nichtmehr auf die Klöster, sondern auf die Kirchbauten aus. Dadurch entstanden die ersten Hallenkirchen. Während es aber Karl dem Großen um die Bildung des Volkes ging, ist bei Otto dem Großen der Wille nach einem „bewussten Versuch der nationalen Aufrichtung und Kultivierung“ vorhanden. Von den Nationalsozialisten wurde Heinrich I. und Otto I. als die Stifter des deutschen Volkes angesehen, da sie als Ziel hatten die sprach- und artverwandten Stämme zu einer deutschen Einheit zusammenzuführen. Vermutlich war das Streben zu einer Identität dahinter jedoch mehr eine ordnende - als eine faschistische - Motivation gewesen. Kapitel: Spätantike und Vorromanik seinen Nachfolgern in Auftrag gebracht worden sein. Diese hatten neben einer Repräsentationsarchitektur natürlich auch einen Ausbau der Klöster (da diese zu dieser Zeit als Hauptstätten der Bildung galten) im Sinn. Durch eine neue Fokussierung auf römische Künste und einer durch Karl dem Großen hervorgehenden Zwangschristianisierung, wurde nun die germanisch-heidnische Kultur komplett verdrängt und es machten sich durch die neue Bedeutung der römischen Baukunst ähnliche Vermischungen wie die der Langobarden im Frankenreich breit, die fortan die fränkische und deutsche Baukultur grundlegend prägen sollte. Durch die Förderung der Klöster und die Zwangschristianisierung gewann der Klerus an sehr viel Macht, so dass langsam eine klare Abgrenzung zwischen Mönchen und Weltklerus nötig wurde, um durch diese Spaltung der Liturgieansichten keine inneren Streitigkeiten im Klerus hervorzurufen. 56 57 Kapitel: Spätantike und Vorromanik Altchristliche Spätantike Antike Synagogen Eine Versammlungsstätte neben der Basilika waren die jüdischen antiken Synagogen, die dieselbe kommunikative Funktion wie die Basilika hatten, aber durch das Judentum orientalischer geprägt waren. Während die Christen in den Basiliken unter der kritischen Aufsicht der Römer geduldet wurden, wurden sie in den Synagogen von den Juden als jüdische Sekte geduldet. Dramatik: 2 Punkte Ursache: Neue sensuale Bedürfnisse der Menschen (Weltuntergangsprophezeiungen) Auflösung der jüdischen Urgemeinde Nach den jüdischen Kriegen verließen viele Juden das Land und die jüdische Urgemeinde aus Juden und Christen löste sich langsam auf, so dass sich das Christentum – zunächst nur im östlichen Bereich des römischen Reichs – ausbreiten konnte. Hier sehen wir den Unterschied zwischen dem verstreutem Diasporajudentum und dem Christentum, das nicht bereit ist sich zu verstreuen und nach einer einheitlichen Gemeinschaft strebt. Sensualismus: 3 Punkte Ursache: jüdische Kriege Ritual der Invocatio Mit dem Ritual der Invocatio wurden fremde Götter eingeladen an den römischen Kulten teilzuhaben. Da die Römer in ihrem Polytheismus nur abstrakte Numina – das heißt göttliche Kräfte – verehrten und illustrierten, konnten Sie damit die eigenen Götter mit denen anderer Völker recht einfach identifizieren. Dramatik: 2 Punkte römischer Synkretismus Mit der Einführung des Prinzipats wuchs die Notwendigkeit einen einheitlichen Staatskult zu schaffen, um die Reichsangehörigen an Staat und Kaiser zu binden. Unter diesem römischen Synkretismus waren Religionen – und unter Ihnen am stärksten das Christentum – die diesem Kaiserkult nicht folgen wollten eine Bedrohung für die römische Kultur. Sensualismus: 2 Punkte Ursache: römische Religion Kapitel: Spätantike und Vorromanik Ursache: römische Religion 58 Basilika Als im westlichen römischen Reich die Mitgliederzahl der Christen stieg, waren für die Christen neue Orte von Nöten. Die Basilika war für die Weltuntergangsprophezeiungen und altchristlichen Predigen ein geeigneter Ort. Hier konnte man nicht nur zu einer größeren Menge reden, sondern man war auch etwas privater gelegen, als wenn man seine Reden auf dem offenen Forum hält. Dramatik: 2 Punkte Ursache: Neue sensuale Bedürfnisse der Menschen (Weltuntergangsprophezeiungen) konstantinischen Wende Durch eine Vision des römischen Kaisers Konstantin und der Bestätigung dieser Vision im Krieg änderte sich die feindliche Einstellung der römischen Regierung gegenüber den Christen. Der Anteil der christlichen Gläubigen wuchs dadurch stark an und der christliche Glauben wurde bald durch die hohe Identifikation der Römer mit dieser neuen Religion zur Staatsreligion erhoben. Sensualismus: 2 Punkte Ursache: Verbreitung des Christentums durch Basiliken und dem römischen Synkretismus Altchristliche Kirchen Durch den starken Zulauf zum Christentum reichten die Gebäude der römischen Basilika nicht mehr aus (größte römische Basilika 310). So entstanden mit kulturellen Einflüssen aus der Kunst des Kaiserreichs die ersten Altchristlichen Kirchen. Hierbei handelt es sich um eine Transformation des alten Stils der klassischen Sphäre in einen neuen Stil der romantischen Sphäre. Sensualismus: 3 Punkte Klöster Klöster gingen aus dem Zusammenschluss von Einsiedlerkolonien hervor, die sich über das gemeinsame Verständnis der Zurückgezogenheit miteinander geborgen fühlten. Durch die Christianisierung des römischen Reiches erhielten diese Klöster dann eine fromme Prägung. Sensualismus: 2 Punkte Ursache: starke Verbreitung des Christentums durch die konstantinische Wende, wegen der syrisch-orthodoxen Prägung aus orientalischem Stil wie die Synagogen entstanden, als durch die Basiliken. Kapitel: Spätantike und Vorromanik Ursache: starke Verbreitung des Christentums durch die konstantinische Wende 59 christliches Mönchtum Mit der konstantinischen Wende wurde für die Christen nicht nur der Weg zur Staatsreligion geebnet, sondern auch das christliche Mönchtum geschaffen. Wesentliche Elemente, die wir im Mönchtum erkennen, können wir auch schon im eurasischen Schamanismus erkennen. Im Mönchtum wurde jedoch größtenteils nicht durch pragmatisches Denken eine Ordnung gesucht, sondern ein Leben identifiziert, das sich aus den christlichen Idealen und den Bedürfnissen der Eremiten herleitete. Pragmatismus: 3 Punkte Ursache: Klosterbau und gallo-romanische Mischkultur Kapitel: Spätantike und Vorromanik Fazit zur altchristlichen Spätantike Nachdem das römische Reich, dass mehr der klassischen Sphäre zugeordnet werden kann, erfolgreich die hellenistische Kultur überformte, machten sich schon die ersten Gegenspieler aus der romantischen Sphäre – ganz in der Tradition der hellenischen romantischen Kultur – als Gegenbewegung breit. Die noch vor der römischen Kaiserzeit durch strukturelle Passionare geprägte römische Kultur findet damals schon parallel die ersten dramatischen Passionare, die für die altchristliche Kultur maßgebend sein sollten. In der Zeit, als dann das römische Reich anfängt zu bröckeln, finden diese dramatischen Passionare ihre ersten Anhänger als sensuale Identifizierer. Während diese auf der einen Seite die römische Kultur als Subpassionare ausbeuteten, transformierte sich gleichzeitig daraus die Basis für die christliche Kultur. 60 Gallo-romanische Spätantike Völkerwanderung Durch die Völkerwanderung wurde das weströmische Reich systematisch geplündert und der Germane Odoaker setzte den weströmischen Kaiser Romulus Augustulus ab. Odoaker betrachtete sich selbst zwar als Herrscher in der Tradition des römischen Reiches, allerdings ist bereits hier und spätestens mit dem Errichten einer ostgotischen Herrschaft der germanische Einfluss auf die Transformation der römischen in die altchristliche Kultur im weströmischen Reich hergestellt. Pragmatismus: 3 Punkte Ursache: unbekannt germanische Religion Da die germanische „Naturreligion“ wahrscheinlich aus einer indogermanischen Religion aus der auch die lateinische und griechische Religion hervorkam – entstanden ist, ist die Annahme naheliegend, dass die germanische Religion einer ähnlichen christianisierenden Transformation unterlegen war, wie die römische. Das heißt, dass auch hier durch Prophezeiungen und Predigen eine breite Masse auf der Gefühlsebene angesprochen wurde. Sensualismus: 2 Punkte Ursache: indogermanische Religion germanischen Aristokratie Die germanischen Völker waren ein halbnomadisches Volk und so war ein stabiles einheitliches Königtum nicht möglich. Allerdings wurden in den ersten Jahrhunderten n. Chr. die ersten germanischen Aristokratien konzipiert, die durch ihre Gefolgschaft bemächtigt wurden. Fundamentalismus: 2 Punkte katholische Christianisierung Durch die westliche Christianisierung der ersten Germanen konnte diese Identität allerdings nach und nach hergestellt werden und während einer Phase in der beide Religionen nebenher existierten, wurden die christianisierten Stämme immer sesshafter , da die Bequemlichkeiten der dadurch entstandenen innerfriedlichen Zeit geschätzt wurde. Pragmatismus: 2 Punkte Ursache: altchristliche Kultur und kein struktureller Wiederstand, da es zunächst keine Konkurrenz zur germanischen Aristokratie gab Kapitel: Spätantike und Vorromanik Ursache: unbekannt 61 germanische Raubzüge Ein Zusammenhalt der christianisierten Stämme war wegen der ständigen Bedrohung durch germanische Raubzüge „wilder Stämme“, die nicht sesshaft werden wollten, unerlässlich geworden. Die Religion hatte sich hier dermaßen transformiert, dass für die germanischen Stämme ihre südwestlichen Nachfahren stark fremd geworden sind. Sensualismus: 3 Punkte Ursache: katholische Christianisierung Reliquienkult Die Verehrung von Märtyrern und dem daraus entstehenden Reliquienkult in der Christianisierung wird wahrscheinlich den germanischen Eroberern imponiert haben. In der Christianisierung ist erstmals der Personenkult an eine religiöse Überzeugung gebunden und konnte durch diese Mystifizierung eine missionare Tragweite zur Durchsetzung des christlichen Bewusstseins spielen. Ideationalismus: 2 Punkte Ursache: katholische Christianisierung Kapellen Im Frühmittelalter wurde wahrscheinlich der Reliquienkult wichtiger als der Predigenkult. Ein weiteres Merkmal der Glaubenstransformation des Christentums bis zur karolingischen Renaissance war, dass die gallo-römischen Kultur nur ein Vulgärlatein sprach und somit das klassische Latein immer mehr auch unter den geistlichen Bischöfen in Vergessenheit geriet. Altchristliche Kirchen wurden immer seltener erbaut und dafür gewannen Kapellen zur Verehrung der Reichsreliquien an Bedeutung (älteste Kapelle 526). Pragmatismus: 3 Punkte Kapitel: Spätantike und Vorromanik Ursache: Reliquienkult 62 Lehnswesen Die Merowinger bauten das römische Klientelwesen zu dem Lehnswesen aus, das auch nahe an der Tradition der germanischen Gefolgschaft war und somit als Synthese beider Systeme zu betrachten ist. Dadurch war der Gefolgsmann nichtmehr durch Geld, sondern durch Grund und Boden an den König gebunden. Fundamentalismus: 2 Punkte Ursache: germanische Aristokratie der Merowinger und römisches Patronat Merowinger Das Frankenreich unter der Führung der Merowinger war das einzige südgermanische Reich des Frühmittelalters, das durch das Lehnswesen eine Einheit der langsam sesshaft werdenden germanischen Völker verfassen konnte. Fundamentalismus: 3 Punkte Ursache: germanische Aristokratie dunkles Zeitalter Aus der merowingischen Zeit sind kaum archäologische Funde vorhanden, so dass wir davon ausgehen können, dass Macht- oder Kunstdarstellungen nicht möglich oder wohl eher nicht gewollt waren. Gebiete z.B. beim heutigen Polen waren teilweise nicht bewohnt, bevor sie von den Slawen besetzt wurden. Dieses Zeitalter bildete aber auf Grund der spätantiken Transformation des Christentums die bedeutenden kulturellen Impulse für den Unterschied zwischen der altchristlichen spätantiken Kirche und der frühmittelalterlichen katholischen Kirche. Pragmatismus: 2 Punkte Kapitel: Spätantike und Vorromanik Ursache: die germanische Religion übte wahrscheinlich noch so viel Einfluss aus, als dass das Wissen nur bei den Bischöfen (die nun die Schamanen der germanischen Religion ersetzten) blieb und die Streitigkeiten zwischen den germanischen Aristokratien ließen auch wenig Machtzuwachs zu, als dass daraus genügend Reichtum hätte entstehen können. 63 Kapitel: Spätantike und Vorromanik Fazit zur gallo-romanischen Spätantike Durch die starke durchmischte kulturelle Überformung der Völkerwanderung und den wenigen Überlieferungen lässt sich eine Klassifizierung dieser Zeit nur schwer machen, allerdings wenn man die Bedingungen und Folgen betrachtet, kann man sehen, dass diese Zeit auf Basis der altchristlichen Kultur durch fromme Vollstrecker geprägt wurde. Allerdings setzen sich teilweise pragmatische Vollstrecker durch und teilweise auch fundamentale Vollstrecker. 64 Karolingische Vorromanik Heidentum Die Etymologie des germanischen Wortes „Heidentum“, hatte ursprüngliche die Bedeutung einer Selbstbezeichnung für ihre mystifizierte Weltbetrachtung: „zur eigenen heimischen Kultgemeinde angehörend“. Erst durch die Christen ist die heute vorherrschende negative Assoziation von „primitiv und ungläubig“ aufgekommen. Diese etymologische Verwandlung ist ein typisches Merkmal der Christianisierung, die somit eine Anpassung der Germanen an das Christentum herbeiführte. Pragmatismus: 3 Punkte Ursache: katholische Christianisierung Langobarden Die Langobarden hatten große Teile Italiens und den alpinen Raum eingenommen, nahmen hier das Christentum an und vermischten sich mit der lateinischen Sprache. Den römischen Bauformen der Basilika und des Zentralbaus fügten sie neue Stilelemente aus der germanischen „ornamentalen Geometrik“ hinzu. Trotz der Adaption der Religion, stritten sie noch lange mit der Kirche um Einfluss, Besitz und Macht. Aber wahrscheinlich bereitete gerade dieser Streit und der geographischen Nähe zum katholischen Glaubenszentrum Rom auf die Langobarden einen starken kulturellen Einfluss des Christentums. Pragmatismus: 3 Punkte Ursache: Völkerwanderung sieben freie Künste Es wird vermutet, dass Karl der Große in St. Denis in den sieben freien Künste gelehrt wurde. Die sieben freien Künste legten die religiöse bzw. philosophische Lehre fest, dass Gegenstände bezeichnet werden sollen, die nur über Verstand oder die Vernunft erfasst werden können, ohne jegliche Beteiligung von sinnlicher Anschauung. Ursache: klassische hellenische Bildung Karl der Große Karl der Große war durch die sieben freien Künste gebildet und dadurch wirkte auf ihn entsprechend primitiv die Kultur der Heiden. Somit verfolgte er bei seinen Eroberungen (Bretagne, Lombardei, Bayern, Sachsen, Böhmen, Mähren und Kroatien) eine komplette Restaurierung des Frankenreiches, in dem er untersuchte, wie die vorhandenen Gegebenheiten mit den Lehren der sieben freien Künste verbessert werden können. Strukturalismus: 2 Punkte Ursache: sieben freie Künste Kapitel: Spätantike und Vorromanik Fundamentalismus: 3 Punkte 65 karolingischen Erneuerung Mit dem durch Karl dem Großen einhergehenden Wissensdurst, brachte er durch seine Politik eine neue Ordnung in die Gesellschaft. Dadurch kam es zu einem Aufschwung in Bildung, lateinischer Sprache und Literatur, sowie in der Baukunst. Nicht nur der Adel, sondern auch die geistlichen Führungsstrukturen waren hierbei stark hierarchisch geprägt und die Bauaufgaben dieser Zeit hatten neben einer Repräsentationsarchitektur natürlich auch einen Ausbau der Klöster - die Klöster galten zu dieser Zeit als Hauptstätten der Bildung - im Sinn. Strukturalismus: 4 Punkte Ursache: sieben freie Künste Zwangschristianisierung Damit Karl der Große seine Politik durchsetzen konnte, musste er nicht nur eine einheitliche Basis schaffen, sondern auch die Gesellschaft neu ordnen. Er sah in der germanisch-heidnischen Kultur ein Feindbild zu dem antiken Wissen, so dass für ihn die Christianisierung des Volkes hohe Priorität hatte. Durch die daher einhergehende neue Bedeutung der römischen Baukunst machten sich ähnliche Vermischungen wie in der Kultur der Langobarden breit, die fortan die Baukultur grundlegend prägen sollte. Strukturalismus: 3 Punkte Ursache: sieben freie Künste und die Bedeutung des Christentums durch die Langobarden Weltklerusentstehung Durch die Förderung der Klöster und durch die Zwangschristianisierung gewann der Klerus an sehr viel Macht. Langsam war eine klare Abgrenzung zwischen Mönchen und Weltklerus nötig, um keine inneren Streitigkeiten über die Liturgie im Klerus hervorzurufen und die Gebiete beider Denkweisen systemorientiert abzustecken. Ursache: Zwangschristianisierung Kapitel: Spätantike und Vorromanik Strukturalismus: 2 Punkte 66 Kapitel: Spätantike und Vorromanik Fazit zur karolingischen Vorromanik Im Frankenreich unter den Merowingern hatte sich die gallo-römische Kultur dermaßen mit der germanischen Kultur vermischt, dass die römischen ideationalistischen Identifizierer und christlichen sensualen Identifizierern zunehmend verdrängt wurden. Stattdessen wurde zunächst über pragmatische Vollstrecker eine Identität zwischen den germanischen Stämmen gesucht. Als allerdings auch dies zu keiner Identität führte, schaffte es erst Karl der Große als struktureller Identifizierer das Frankenreich zu neuer kultureller Blüte zu führen. 67 Ottonische Vorromanik Heinrich I. Als das spätkarolingische Königtum durch Ungarneinfälle und Adelsfehden anfing wieder zu bröckeln kam Heinrich I. an die Macht und schaffte es das ostfränkisch-deutsche Reich nach innen und außen wieder zu festigen. Durch eine Abkehr von der karolingischen Praxis das Reich zu teilen, sondern an seinen ältesten Sohn Otto zu vererben wurde der Status des „römisch-deutschen Kaisers“ für mehrere Generationen veranlasst. Fundamentalismus: 3 Punkte Ursache: karolingische Erneuerung Otto I. Otto I. und seine Nachfolger sollten in der Tradition ihres Vorgängers Heinrich I. die neuen Machtstrukturen noch weiter festigen. Bei der Neubesetzung von Ämtern und Besitzungen wurde das dynastische Erbrecht missachtet. Stattdessen vergab er die Ämter und Besitztümer an „Freunde“ des Vaters. Damit und mit der barbarischen Durchsetzung dieser Reform stellte er sich im Gegensatz zu seinem Vater weit über den übrigen Adel und er verordnete Strukturen, die stark zentralisiert organisiert waren. Fundamentalismus: 2 Punkte Ursache: Heinrich I. Heiratspolitik Durch seine Heiratspolitik verfasste Otto I. schließlich die innere Konsolidierung, aber auch eine starke Bindung des Westfrankenreichs. Fundamentalismus: 2 Punkte Reichskirchensystem Durch die Einführung des ottonisch-salischen Reichskirchensystems erfuhr die Kirche zahlreiche Schenkungen, die nicht nur Grundbesitz, sondern auch königliche Hoheitsrechte wie Zoll-, Münz- und Marktrechte umfassten. Damit verpflichtete er die Kirche für einen erhöhten Dienst gegenüber dem König und dem Reich, aber ermöglichte eine weitere Verbreitung, die die „gottgewollte“ religiöse Ordnung herstellen sollte. Das wichtige hierbei ist, dass der Kaiser dadurch über die Kirchenhoheit verfügt und so das Lehen wieder zurück an ihn fällt, wenn ein Bischof stirbt. Fundamentalismus: 3 Punkte Ursache: Otto I. Kapitel: Spätantike und Vorromanik Ursache: Otto I. 68 ottonische Renaissance In dem durch Otto I. hergestellten Frieden und dem starken Einfluss der Kirche in der Bildung, kam es zu einer neuen Verbreitung der Architekturkunst in der Tradition der karolingischen Erneuerung. So wurde wieder Anhaltspunkt geschaffen, der gemeinsame Ideale definierte. Strukturalismus: 4 Punkte Ursache: Otto I. Hallenkirchen Da der Weltklerus zur Zeit Otto I. eine wesentlich größere Rolle als zur Zeit Karl des Großen spielte, weiteten sich die geistlichen Bauaufgaben jedoch nichtmehr auf die Kloster, sondern auf die Kirchbauten aus. Dadurch entstanden die ersten Hallenkirchen. Dramatik: 3 Punkte Ursache: ottonische Renaissance Deutsche Einheit Durch einen „bewussten Versuch der nationalen Aufrichtung und Kultivierung“ wurden später Heinrich I. und Otto I. von den Nationalsozialisten als die Stifter des deutschen Volkes angesehen, da sie als Ziel hatten die sprach- und artverwandten Stämme zu einer deutschen Einheit zusammenzuführen. Vermutlich war das Streben zu einer deutschen Identität dahinter jedoch mehr eine ordnende - als eine faschistische - Motivation gewesen. Strukturalismus: 2 Punkte Kapitel: Spätantike und Vorromanik Ursache: ottonische Renaissance 69 Kapitel: Spätantike und Vorromanik Fazit zur ottonischen Vorromanik Mit Karl dem Großen war schon ein wichtiger Schritt gemacht worden eine Identität über das katholische Christentum zu finden, dass nun neben den gallo-römischen Wurzeln auch Vermischungen mit der germanischen Kultur unterlegen war. Nachdem aber die strukturellen Ausarbeiten nicht genügend Grundlagen von fundamentalen Vollstreckern hatten, konnte das Erbe von Karl dem Großen erst durch die fundamentalen Vollstreckern Otto I. und seinen Nachfolgern weitergetragen werden. Dadurch, dass nun eine ordentliche Grundlage geschaffen war, konnte sich die Romanik erst entwickeln. 70 Kapitel: Spätantike und Vorromanik Analyse der Spielbarkeit 71 Romanik Geschichte Der Übergang zu seinem Thronnachfolger Heinrich III. verlief 1040 reibungslos und durch die Heirat mit der burgundischen Agnes von Poitou wurde die deutsche Herrschaft in Burgund gesichert. Allerdings die Bemühen Heinrich III. friedlich die amtsrechtlich begründeten Verfügungsgewalt über die Herzogtümer zu sichern, waren vergeblich, so dass nach seiner Zeit das „konsensuale Prinzip“, also die Teilhabe der Fürsten an den Reichsangelegenheiten, weiterhin Bestand behielt. Bezogen auf seine Amtszeit schwärmen moderne Historiker von einer Ordnung des harmonischen Zusammenwirkens von weltlicher und geistlicher Gewalt: Nachdem die Simonie (insbesondere durch die Förderung unter Konrad II.), d.h. der Kauf und Verkauf von kirchlichen Ämtern, immer mehr in die Kritik geriet, berief Heinrich III. 1046 die Synode in Sutri ein. Als Folge der Synode wurden die 3 amtierenden Päpste abgesetzt und stattdessen der erste Reformpapst Clemens II. gewählt. Anschließend wurde Heinrich III. von Clemens II. zum Kaiser gekrönt. Da hierbei aber auch Heinrich III. als Schutzpatron Roms eingesetzt wurde und somit bei der Erhebung des Papstes mitwirken konnte, führte dies zu einer Verklammerung des Reiches mit der Kirche. Die durch Heinrich III. unterstützte Reformbewegung erwuchs aus den Cluniazensern. Kapitel: Romanik Als der ottonischen Dynastie im heiligen römischen Reich mit Konrad II. um 1024 die salische Dynastie folgte, wurde zunächst das Reichskirchensystem weiter gepflegt, bis fast nur noch Bischöfe eingesetzt wurden und weltliche Vasallen immer weniger Besitztümer besaßen. Konrad II. selber war wahrscheinlich nicht besonders gebildet und so hielt er sich aus den Verhältnissen in Rom heraus. Dafür aber setzte er die Heiratspolitik wie Otto geschickt ein und schaffte so den Trias der Reiche, also den Zusammenschluss des ostfränkisch-deutschen, des italienischen und burgundischen Königreichs. Das byzantinische Reich konnte er allerdings nicht mit dem heiligen römischen Reich vereinen. Die wichtigste Veränderung unter Konrad dem II. war allerdings die Einführung der Vorstellung einer „Dauerhaftigkeit“ des Königtums (transpersonale Herrschaft), d.h. dass ein Königtum unabhängig von der Person des jeweiligen Königs als Institution und Rechtsperson fortdauert. Als ältestes Beispiel wird eine Zusammenkunft mit den Pavesen erwähnt, die die Pfalz bis auf die Grundmauern zerstört hatten und dies damit begründeten, dass es in der Zeit keinen König gegeben habe und deswegen niemand geschädigt worden sei. Hier soll Konrad der II. gesagt haben: „Ist der König tot, so bleibt doch das Reich bestehen, ebenso wie ein Schiff bleibt, dessen Steuermann gefallen ist.“ Wahrscheinlich wegen dem starken weltlichen Charakter, den das heilige römische Reich unter dem unfrommen Konrad II. als kraftvoller Herrscher bekam, aber auch durch das Fehlen von ernsthaften Bedrohungen, trat eine Ruhephase ein. Da es in dieser Phase zu keinem spürbaren Wechsel in Kirche und Gesellschaft kam wurde diese Ruhephase genutzt, um die aufgebauten Ideologien der ottonischen Dynastie zu verbreiten. Mit dieser Ruhephase war auch das Fundament für eine kulturelle Blüte gelegt, die sich in den ersten Anfängen des romanischen Baustils wiedererkennen lässt. So ließ Konrad II. den Speyerer Dom erbauen mit dem Ziel, die größte Kirche des Abendlandes zu errichten. 72 12 Wilhelm von Aquitanien war Urgroßvater der Ehefrau von Heinrich III., deswegen liegt es nahe, dass sie entsprechenden Einfluss auf Heinrich III. ausübte, damit die Ideologien aus Cluny Fuß fassen konnten. Kapitel: Romanik Das Kloster Cluny war als Benediktinerkloster gegründet worden und der burgundische Herzog Wilhelm von Aquitanien12 garantierte, dass das Kloster in seinem Herzogtum ohne weltliche oder geistliche Einmischung in die internen Angelegenheiten des Klosters existieren dürfte. Des Weiteren führte Wilhelm hier die freie Abtswahl ein, so dass sich die cluniazensische Reform entwickeln konnte. Die Regula Benedicti war hier die Grundlage für die Mönchregeln und die Liturgie stand im Vordergrund, in deren Zentrum das Momento mori mit der Warnung vor der Vanitas der Welt stand. Da dadurch die Handarbeit von den Mönchen vernachlässigt wurde, beruhte die Klosterwirtschaft auf den Pachtzahlungen und Abgaben der Bauern und der Arbeit durch Konversen. Ein weiterer kultureller Unterschied zu dem restlichen heiligen römischen Reich, war hier die umfangreiche Armenfürsorge, da - trotz der äußerlichen Pracht (Cluny III. wurde 1095 fertiggestellt und es wurde hier als erstes der burgundische Spitzbogen ausprobiert, der die Grundlage für die gotischen Kathedralen war) und dem enormen Geldvermögen Wert auf strenge Askese gelegt wurde und so das überflüssige Vermögen verteilt werden konnte. Nachdem durch die Trennung der Klöster von dem weltlichen Klerus in der karolingischen Zeit diese 2 Denkweisen aber nun jeweils an viel Macht gewonnen hatten, war eine Auseinandersetzung unvermeidbar. Durch den Reformpapst Leo IX. 1049 fassten die cluniazensischen Reformen in Rom soweit Fuß, dass es zu einer weiteren Entfremdung im morgenländischem Schisma 1054 kam, da der Klerus der Ostkirche die westlichen Riten nicht übernehmen wollte und auch den Primatsanspruch des Reformpapsts nicht einsah. Wichtiger jedoch für das heilige römische Reich ist der Investiturstreit 1076-1122: Nachdem durch das Reichskirchensystem die Eigenkirchen und Eigenklöster immer mehr ihren religiösen Zweck verloren und stattdessen an weltlicher wirtschaftlicher Bedeutung gewannen, war aus der Sicht der Cluniazenser dieses Problem in der Ernennung der Bischöfe und Äbte durch Laien (d.h. dem deutschen Kaiser) gekommen, da diese Laien (insbesondere unter Konrad II., aber wahrscheinlich auch unter Heinrich III.) kein Wert auf geistliche Bildung oder charakterliche Eignung legten. Unter Heinrichs III. Nachfolger Heinrich IV. und dem vom Einfluss des Stadtadels entzogenem Reformpapst Gregor VII. kam es dann zum Streit, inwiefern die Machtverhältnisse zu klären sind, wenn Ämter gegenseitig erhoben werden müssen. So kam es, dass der Papst ein allgemeines Investitursverbot aussprach und stattdessen selber Fürstentümer und Bistümer besetzte. Da sich der Kaiser Heinrich IV. nicht an die Weisungen des Papstes hielt kam es zunächst zu Doppelbesetzungen und daraus folgenden diversen Bürgerkriegen. Die Situation verschärfte sich durch kriegerische Auseinandersetzungen, da der Papst den Kaiser exkommunizierte und Heinrich IV. gleichzeitig mit verbündeten Bischöfen einen neuen Papst wählen ließ. Nach weiteren politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen kam es erst 1122 zum Wormser Konkordat. Hier wurde das Recht der Kirche auf die Investur akzeptiert und jede Kirche wurde die Wahlfreiheit der Investur gewährt. Die Wahl müsse aber in jedem Fall in Anwesenheit eines kaiserlichen Abgeordneten geschehen, so dass das Lehen vom Kaiser vergeben werden kann. Dadurch war zwar der Investiturstreit beendet, allerdings war die sakrale Aura des Kaisers damit faktisch erloschen und es kam durch diese Spaltung von geistlicher und weltlicher Einheit zu einem Ausbau der Territorien der Bischöfe und zu einer starken Konkurrenz mit den weltlichen Fürsten. 73 Kapitel: Romanik Zur selben Zeit (1095) begannen die ersten Kreuzzüge. Zunächst um die Muslimen aus dem Ostreich zu drängen, dabei erhoffte sich die römisch-katholische Kirche jedoch eine Einverleibung der orthodoxen Kirche, da dies ihr vom byzantinischen Herrscher versprochen wurde. Das religiöse Ziel war Jerusalem und somit den Tempel des Salomon zu „befreien“ gewesen. Durch Wanderprediger wurde dem Volk versprochen, dass sie durch die Kämpfe von allen Sünden befreit werden würden. So erhielt die Kirche nach und nach an militärischer Streitkraft und so konnte 1099 Jerusalem zurück erobert werden. Während die Vereinigung mit der orthodoxen Kirche jedoch nicht stattfand, wurde stattdessen die Kirche als Ordnungsmacht im Westen etabliert und Kreuzfahrerstaaten an den Küsten gegründet, die einen gewaltigen Aufschwung des Orienthandels mit sich brachten. Auf der einen Seite wurden byzantinische und arabische Einflüsse nach Italien gebracht und auf der anderen Seite wurden so die Grundsteine für die christlich geprägten ritterlichen Ideale gelegt: Nach dem ersten Kreuzzug fanden noch sehr viele Kreuzzüge bis ins 14. Jahrhundert statt, allerdings ist der religiöse Hintergrund wie bei der Eroberung Jerusalems jedoch fragwürdig, da diese bewaffneten Wallfahrten lediglich von der Kirche für ihren Machtausbau instrumentalisiert wurden. Jüngere Söhne des abendländischen Adels, die zunehmend weniger erbberechtigt waren, konnten durch die Kreuzzüge Länder erobern und so konnten innerländische Gebietsstreitigkeiten beigelegt werden. Da der Papst ein Ende der Leibeigenschaft in Aussicht stellte, sah die unter ungerechten Umständen lebende Landbevölkerung, die Möglichkeit auf eine neue Heimat. Wahrscheinlich ist auch dies – und natürlich die geographische Nähe zu den Kulturen – der Grund weshalb in den Kreuzfahrerstaaten Katholiken, Orthodoxe, Juden und Muslime friedlich miteinander leben konnten (freie Religionsausübung). Insbesondere Venedig profitierte nun von dem Handel mit den neuen Kreuzfahrerstaaten, da das byzantinische Reich zuvor den Einfluss Venedigs zurückgedrängt hatte. Im 4. Kreuzzug Plünderten und Eroberten die Kreuzritter Konstantinopel und die Republik Venedig ließ sich für die Verschiffung des Kreuzfahrerheers durch die Beute bezahlen. Dadurch hatte die Handelsmetropole Venedig ihren größten Konkurrenten dauerhaft geschwächt, aber für die katholische Kirche war nun eine Versöhnung mit der orthodoxen Kirche unmöglich geworden. Für Jahrhunderte sollten sich nun die orthodox-geprägten Russen von Europa abwenden. Ritter hatten schon in der Spätantike (damals noch als Panzerreiter) einen großen Einfluss auf die höfische Literatur bewirkt und wurden – und seit der Romantik auch wieder heutzutage - dadurch als Symbol für Tugenden verherrlicht. Zur Zeit der Merowinger und Karolinger war der Panzerreiter ein dermaßen teurer Aufwand, dass nur sehr Reiche Fürsten einen Panzerreiter bezahlen konnten und sich die Ritter somit nicht ohne das Feudalsystem hätten entwickeln können. Leider waren die ersten Ritter nur kämpferisch geschult und rücksichtlos im Sozialverhalten. Erst durch die von Cluny aus geformte Gottesfriedensbewegung konnten die Ritter zu einer Beschützerfunktion umerzogen werden. Zu der klassischen christlichen Tugendlehre kamen feste geschlechtsspezifische Rollen von Mann und Frau hinzu, die das Streben nach der Gunst einer Dame zur Folge hatten. Durch die langjährige Ausbildung waren die (zumeist wegen der hohen Kosten adeligen) Ritter zu Zurückhaltung, Anstand, Würde, Treue, seelische Hochstimmung, Höflichkeit, Demut, Großzügigkeit, Beständigkeit, Freundlichkeit und Tapferkeit erzogen. Im Spätmittelalter entstanden Ritterbünde, die diese Ideale weitertrugen und sich gegen die mächtiger werdenden Landesfürsten zusammenschlossen. Während die Kreuzzüge an sich immer weniger mit religiös-ethischen Argumenten geführt wurden, gründeten sich dafür Ritterorden, die ursprünglich zum Schutz, Geleit und der Pflege der Pilger, sowie der Verteidigung der heiligen Stätte gegen den Islam, dienten und somit in der 74 Nach dem Tod Konrad III. im Jahr 1152 wurde Friedrich I. (König Barbarossa) zum König gewählt. Welchen mächtigen Einfluss die Kirche zu dieser Zeit auf das heilige römische Reich hatte habe ich zuvor schon beschrieben. König Barbarossa wurde jedoch versprochen, dass wenn er die aufständigen römischen Kommunen unterwarf und somit die Herrschaft an den Papst wieder übergibt, er bei der Herrschaftsausübung unterstützt wird; z.B. durch den Bann gegen Umstürzler im Reich. Da er sich nach der Krönung zum Kaiser an diese Abmachung nicht hielt (teilweise auch weil sich die Fürsten in seinem Gefolge weigerten), kam es somit zu einer Entfremdung zwischen Papsttum und Kaisertum. Nachdem er das Reich etwas ausgedehnt hatte, führte er erstmals eine regelmäßige Reichssteuer – das Fodrum – ein, die vom italienischen Adel zu zahlen war und gab somit der stärker werdenden Geldwirtschaft einen bedeutenden Schub. Die Heeresstruktur, die zuvor von durch einen Lehnseid verpflichteten Kämpfer bestand, wurde zu einem Söldnerheer durch ihn geändert. Des Weiteren teilte er die Amtsherzogtümer zu verkleinerten lehnsrechtlichen Territorien. Dadurch wurde der Kapitel: Romanik idealisierten Tradition des ersten Kreuzzuges standen. Sie verbanden als erste die Ideale des adligen Rittertums mit denen der Mönche. Der erste Ritterorden dieser Art war der Templerorden, der sich bis zur Eroberung durch die Seldschuken um den Schutz der Pilger und insbesondere um den Schutz Jerusalems kümmerte. Allerdings wuchs ihr Einfluss bis zum Beginn ihrer Verfolgung 1311 über ganz Europa und insbesondere im Frankenreich. Neben diesen militärischen Aktivitäten, finanzierten sie sich durch Geldverleihgeschäfte. Damit gewannen sie an sehr großem, so dass sich noch heute zahlreiche Templerlegenden hielten, wie z.B. dass sie für die Einführung der Gotik verantwortlich seien. In dieser Zeit machten sich chiliastische Vorstellungen breit, die die Wiederkunft Jesu Christi und das Aufrichten eines tausend Jahre währenden Reichs prophezeiten. Wahrscheinlich konnte die Kirche hierdurch neue Anhänger für die Kreuzzüge bekommen, nachdem die Kreuzzüge in Verruf geraten waren und die Macht der Kirche zu sinken drohte und somit neue Gläubige benötigt wurden. 1291 eroberten die Seldschuken als Vorfahren der Osmanen und Nachfahren der Perser die outremischen Kreuzfahrerstaaten. Die Seldschuken bilden einen wichtigen Übergang zwischen diesen 2 Kulturen, da sie den Islam als Religion mit der Gesellschaftskultur der Perser verbanden und sich auf diese Art von der arabisch-moslemischen Kultur unterscheiden. Da in dieser Zeit die Städte der Outremer von Flüchtlingen überquollen, machte sich der Unmut der durch zu wenig Beschäftigung demoralisierten christlichen Kreuzfahrer aus Italien gegenüber der Moslems breit. Das friedliche System der Koexistenz konnte durch das zu schnelle Anwachsen dieser verschiedenen Parteien nichtmehr bestehen bleiben. Während zuvor der Anspruch der Kreuzfahrer an das Volk noch gering war und die kulturelle Überformung sehr langsam und dadurch friedlich voran schritt, wurden nun einige Kreuzfahrer ungeduldig und dachten ihr Bild von Heimat durchsetzen zu müssen. Durch die dadurch entstandene innere Instabilität, konnten die Seldschuken die Gebiete erobern. Während im westlichen Europa die Ritter als Elitetruppe ausgebildet wurden, bildete das osmanische Reich seine eigene Elitetruppe – diese Janitscharen waren durch eine Zwangsislamisierung mit wesentlich härteren Erziehungsmethoden erzogen - aus und waren neben dem Säbel als Nahkampfwaffe mit den ersten Feuerwaffen wesentlich wendigere Einheiten. Mit Ihnen gelang es dem osmanischen Reich im 14. Jahrhundert das byzantinische Reich zu erobern. Fortan sollte ein Handel mit der osmanischen Kultur kaum stattfinden und die persische Kultur überformte die griechische Kultur in diesen Regionen. 75 13 Auf der einen Seite ist dieses Wirken Friedrich II. durch den großen Widerstand im Norden, der wahrscheinlich auch durch seine Toleranz gegenüber dem Islam zurückzuführen ist und zusätzlich noch mit dem kosmopolitisch-italienischen Weltbild nicht zu dem erwachenden Nationalbewusstsein der Deutschen passte, wohl mehr auf die italienische Halbinsel zu betrachten. Auf der anderen Seite gibt es erste Vermutungen, dass die in der damalige Zeit im Norden für die Spätromanik typische entstandenen Doppelturmfassaden eine Anlehnung an den Tempel des Salomon sind. Diese Überlieferung ist nur auf den Zugang zu Jerusalem über die Kreuzfahrerstaaten möglich gewesen und somit durch Friedrich II. wahrscheinlich gefördert, da er hier schon in jungen Jahren ein großes Interesse vertrat. Kapitel: Romanik territoriale Einfluss der Kirche zunehmend geschwächt. Aber auch die weltlichen Fürsten wurden geschwächt, da Friedrich I. zunehmend Reichsminister einsetzte, die direkt dem König bzw. dem Kaiser unterstellt waren und aus ritterlichem Stand kamen (die wie zuvor erwähnt eine große Bildung aufwiesen). Durch ihre Aufgaben kamen diese Ritter nun der sozialen Stellung ihrer Herren bald näher als ihrem bäuerlichen Ursprung. Da nun immer mehr weltliche geprägte Minister eine gute Bildung erhielten und somit als Verwalter eingesetzt werden konnten, verlor die Kirche im heiligen römischen Reich ihr Monopol auf dem Gebiet der Bildung. Dies war ein schleichender Prozess seit der karolingischen Zeit gewesen, der nun aber genügend Einfluss auf die Kultur gab, so dass Friedrich I. ein geschickt ausbalanciertes Machtsystem zwischen Zentralgewalt und Adel schuf. Dabei wird vermutet, dass er zwar für das deutsche Volk ein Nationalgefühl erzeugen konnte, aber dafür die Ressourcen von Italien ausbeutete. Da jeder Reichsminister auf seinem Gut eine Burg erbaute ist es somit nicht verwunderlich, dass durch den gewachsenen Einfluss diese Zeit von diesen Burgenbau und -ausbau geprägt war. Die bekannteste Burg aus dieser Zeit ist die Castel del Monte, die während der Staufferzeit gebaut wurde und angeblich als Lieblingssitz Friedrichs II. zählen soll. Die achteckige Form ist wahrscheinlich auf eine Abwandlung des arabischen Baumusters zurückzuführen, mit dem Friedrich II. sympathisierte. Friedrich II. herrschte ab 1211 als deutscher König und ab 1220 als Kaiser des heiligen römischen Reiches, nachdem er 1219 sogar von den Welfen – die Welfen galten als Gegenpart zu den Staufern - als König anerkannt wurde. Er galt damals als viel gebildeter Mensch und entsprechend war auch seine Reichsführung. Geprägt durch seinen weltoffenen Heimatort Palermo, war Friedrich II. auch mit griechischen und arabischen Einflüssen gebildet – dies war zu dieser Zeit ungewöhnlich. Nachdem durch seine Vorgänger allerdings der Einfluss der Kirche gesunken war, sollte nun durch den großen Einfluss des Papstes auf Friedrich II. – Friedrich II. war von ihm teilweise erzogen worden – die Rechte der Kirche wiederhergestellt werden. Allerdings schien Friedrich II. dies nicht lange verfolgt zu haben, so gründete er z.B. viele Städte auf kirchlichem Territorium und höhlte somit die Macht der jeweiligen klerischen Landesherren aus. Durch seine Bildung mit byzantinischen Einflüssen und den Fundamenten, die Friedrich I. schon mit den Reichsministerien gesetzt hatte, erschuf Friedrich II. den ersten modernen Beamtenstaat. Dafür schränkte er die Rechte des durch Friedrich I. größer zersplitterten Adels zunehmend ein und betonte hierbei die als vollkommen empfundene antike Traditionen. Durchsetzen konnte er solche neuen Regelungen wahrscheinlich nur, weil er sich auch für Gesetze zur Erhaltung der Natur und zum Schutz von Frauen und Minderheiten einsetzte. Zur Bildung der Beamten förderte er das Bildungssystem und gründete z.B. die Universität Neapel. Er trug – angetrieben durch seinen großen Wissensdurst, der von verschiedenen Mönchen als Wahnvorstellungen verschrien war dazu einen bedeutenden Platz zur Entwicklung der Renaissance bei13. 76 77 Kapitel: Romanik Salische Romanik Salische Dynastie Als der ottonischen Dynastie im heiligen römischen Reich mit Konrad II. die salische Dynastie folgte, wurden die Strukturen (u.a. bestehend aus der Förderung des Weltklerus) nach dem Vorbild dieser Vorgänger stets weiter ausgebaut. Strukturalismus: 2 Punkte Ursprung: deutsche Einheit Konrad II. Konrad II. setzte die Heiratspolitik wie Otto geschickt ein und erarbeitete so den Trias der Reiche, also den Zusammenschluss des ostfränkisch-deutschen, des italienischen und burgundischen Königreichs. Fundamentalismus: 2 Punkte Ursprung: Otto I. transpersonale Herrschaft Die wichtigste Veränderung unter Konrad II. war die Einführung der Vorstellung einer „Dauerhaftigkeit“ des Königtums, d.h. dass ein Königtum unabhängig von der Person des jeweiligen Königs als Institution und Rechtsperson fortdauert. Konrad der II. soll gesagt haben: „Ist der König tot, so bleibt doch das Reich bestehen, ebenso wie ein Schiff bleibt, dessen Steuermann gefallen ist.“ Fundamentalismus: 3 Punkte Ursprung: Konrad II. soziale Ruhephase Wahrscheinlich wegen dem starken weltlichen Charakter, den das heilige römische Reich unter dem unfrommen Konrad II. als kraftvoller Herrscher bekam - aber auch durch das Fehlen von ernsthaften Bedrohungen - trat eine Ruhephase ein. Da es in dieser Phase zu keinem spürbaren Wechsel in Kirche und Gesellschaft kam wurde diese Ruhephase von der breiten Masse genutzt, um die aufgebauten Ideologien der ottonischen Dynastie anzunehmen. Ideationalismus: 4 Punkte Kapitel: Romanik Ursprung: salische Dynastie 78 Kapitel: Romanik Fazit zur salischen Romanik Die salische Romanik knüpft direkt an die ottonische Vorromanik an und ist durch die Verbreitung von ideationalistischen Identifizierern eine Weiterentwicklung in der Tradition der ottonischen Renaissance und somit als Trägheitsphase zum Anschluss an diese Blütezeit zu betrachten. Zur Bewertung der Zeit müssen wir deswegen noch die letzten Werte der ottonischen Vorromanik hinzufügen => 6 Punkte Strukturalismus zusätzlich. 79 Cluniazensische Romanik konsensuale Prinzip Die Bemühen Heinrich III. friedlich die amtsrechtlich begründeten Verfügungsgewalt durch die eingeführte transpersonelle Herrschaft seines Vorgängers über die Herzogtümer zu sichern, waren vergeblich, so dass nach seiner Zeit die Teilhabe der Fürsten an den Reichsangelegenheiten, weiterhin Bestand behielt und die Fürsten ihre Macht äußerten. Sensualismus: 3 Punkte Ursprung: transpersonale Herrschaft Regula Benedicti Die Festlegungen in der Regula Benedicti der Benediktinermönche war für die Cluniazenser und viele andere folgende Mönchorden die Grundlage für ihre Mönchregeln. Fundamentalismus: 3 Punkte Ursprung: Mönchtum Cluniazenser Die durch Heinrich III. unterstützte Reformbewegung erwuchs aus den Cluniazensern. Der burgundische Herzog Wilhelm von Aquitanien garantierte, dass das Kloster in seinem Herzogtum ohne weltliche oder geistliche Einmischung in die internen Angelegenheiten des Klosters existieren dürfte. Des Weiteren führte Wilhelm hier die freie Abtswahl ein, so dass sich die cluniazensische Reform entwickeln konnte. Pragmatismus: 5 Punkte Ursprung: Regula Benedicti Armenfürsorge Da durch das intensive Selbststudium die Handarbeit von den Mönchen vernachlässigt wurde, beruhte die Klosterwirtschaft auf den Pachtzahlungen und Abgaben der Bauern und der Arbeit durch Konversen. Ein weiterer kultureller Unterschied zu dem restlichen heiligen römischen Reich, war hier die umfangreiche Armenfürsorge, da trotz der äußerlichen Pracht und dem enormen Geldvermögen Wert auf strenge Askese gelegt wurde und so das überflüssige Vermögen verteilt werden konnte. Ursprung: Cluniazenser Kapitel: Romanik Pragmatismus: 3 Punkte 80 Synode in Sutri Nachdem die Simonie, d.h. der Kauf und Verkauf von kirchlichen Ämtern, immer mehr in die Kritik geriet, berief Heinrich III. die Synode in Sutri ein und es wurden Lösungen diskutiert. Als Folge der Synode wurden die 3 amtierenden Päpste abgesetzt und stattdessen der erste Reformpapst Clemens II. gewählt. Dramatik: 3 Punkte Ursprung: Cluniazenser Morgenländisches Schisma Durch den Reformpapst Leo IX. fassten die cluniazensischen Reformen in Rom soweit Fuß, dass es im morgenländischem Schisma zu einer Entfremdung der verschiedenen Ansichten kam: Der Klerus der Ostkirche wollte die westlichen Riten nicht übernehmen und auch nicht den Primatsanspruch des Reformpapsts einsehen. Dramatik: 3 Punkte Ursprung: Synode in Sutri Investiturstreit Nachdem durch das Reichskirchensystem die Eigenkirchen und Eigenklöster immer mehr ihren religiösen Zweck verloren und stattdessen an weltlicher wirtschaftlicher Bedeutung gewannen, war aus der Sicht der Cluniazenser dieses Problem in der Ernennung der Bischöfe und Äbte durch Laien (d.h. dem deutschen Kaiser) gekommen, da diese Laien kein Wert auf geistliche Bildung oder charakterliche Eignung legten. Unter Heinrichs III. Nachfolger Heinrich IV. und dem vom Einfluss des Stadtadels entzogenem Reformpapst Gregor VII. kam es dann zum Streit, inwiefern die Machtverhältnisse zu klären sind, wenn Ämter gegenseitig erhoben werden müssen. Sensualismus: 3 Punkte Investiturverbot Durch den Investiturstreit kam es, dass der Reformpapst ein allgemeines Investiturverbot aussprach und stattdessen selber Fürstentümer und Bistümer besetzte. Da sich der Kaiser Heinrich IV. nicht an die Weisungen des Papstes hielt kam es zunächst zu Doppelbesetzungen und daraus folgenden diversen Bürgerkriegen. Die Situation verschärfte sich durch kriegerische Auseinandersetzungen, da der Papst den Kaiser exkommunizierte und Heinrich IV. gleichzeitig mit verbündeten Bischöfen einen neuen Papst wählen ließ. Sensualismus: 3 Punkte Ursprung: Investiturstreit Kapitel: Romanik Ursprung: Synode in Sutri 81 Wormser Konkordat Nach vielen politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen kam es erst 1122 zum Wormser Konkordat. Hier wurde das Recht der Kirche auf die Investur akzeptiert und jede Kirche wurde die Wahlfreiheit der Investur gewährt. Die Wahl müsse aber in jedem Fall in Anwesenheit eines kaiserlichen Abgeordneten geschehen, so dass das Lehen vom Kaiser vergeben werden kann. Dadurch war zwar der Investiturstreit beendet, allerdings war die sakrale Aura des Kaisers damit faktisch erloschen und es kam durch diese Spaltung von geistlicher und weltlicher Einheit zu einem Ausbau der Territorien der Bischöfe und zu einer starken Konkurrenz zu den weltlichen Fürsten. Fundamentalismus: 2 Punkte Ursprung: Investiturverbot Kapitel: Romanik Fazit zur cluniazensischen Romanik Während die deutsch-nationale Kultur langsam von ideationellen Identifizierern ausgebeutet wird, kommt nun eine neue Kultur an das Tageslicht. Durch pragmatische Passionare entwickelt die cluniazensische Reformbewegung die christliche Kultur zu einem ersten Höhepunkt. Parallel zu dieser Reformbewegung innerhalb des Mönchtums nutzt die Kirche als sensueller Identifizierer die neue soziale Stellung, um diese Reformbewegung zu instrumentalisieren und durch den Investiturstreit an mehr Macht zu gelangen. 82 Byzantinische Romanik Panzerreiter Zur Zeit der Merowinger und Karolinger war der Panzerreiter ein teurer Aufwand, so dass nur sehr Reiche Fürsten einen Panzerreiter bezahlen konnten. Leider waren die ersten Ritter nur kämpferisch geschult und rücksichtlos im Sozialverhalten. Sensualismus: 3 Punkte Ursprung: Merowinger Ritterlichkeit Erst durch die von Cluny aus geformte Gottesfriedensbewegung konnten die Ritter zu einer Beschützerfunktion umerzogen werden. Zu der klassischen christlichen Tugendlehre kamen feste geschlechtsspezifische Rollen von Mann und Frau hinzu, die das Streben nach der Gunst einer Dame zur Folge hatten. Durch die langjährige Ausbildung waren die Ritter - zumeist wegen der hohen Kosten aus adeligem Stand - zu Zurückhaltung, Anstand, Würde, Treue, seelische Hochstimmung, Höflichkeit, Demut, Großzügigkeit, Beständigkeit, Freundlichkeit und Tapferkeit erzogen. Pragmatismus: 4 Punkte Ursprung: Panzerreiter erster Kreuzzug Zunächst um die Muslimen aus dem Ostreich zu drängen - so erhoffte sich die römischkatholische Kirche jedoch mit dem ersten Kreuzzug eine Einverleibung der orthodoxen Kirche, so wie es ihr vom byzantinischen Herrscher versprochen wurde. Die christlichen Anhänger dieses Kreuzzuges gaben sich als religiöse Fanatiker wieder. Sensualismus: 4 Punkte Ursprung: morgenländisches Schisma, Ausbreitung des Islams Wanderprediger Wanderprediger versprachen dem Volk, dass sie durch die Kämpfe in den Kreuzzügen von allen Sünden befreit werden würden. So erhielt die Kirche nach und nach an militärischer Streitkraft und konnte Jerusalem zurück erobern. Dramatik: 3 Punkte Kapitel: Romanik Ursprung: Plan für den ersten Kreuzzug 83 Kreuzfahrerstaaten Als durch die Ansiedlung von Kreuzfahrern im ehemaligen oströmischen Reich die Kreuzfahrerstaaten an den Küsten gegründet wurden, brachte dies einen gewaltigen Aufschwung des Orienthandels im Westen mit sich. Grund hierfür ist, dass die Kreuzfahrer die im Osten vorhandenen Gegebenheiten analysierten und meistens eine Möglichkeit zum friedlichen Zusammenleben mit allen vorhandenen Kulturen suchten. Strukturalismus: 4 Punkte Ursprung: erster Kreuzzug Freie Religionsausübung Da der Papst durch die Teilnahme an den Kreuzzügen ein Ende der Leibeigenschaft in Aussicht stellte, sah die unter ungerechten Umständen lebende Landbevölkerung, die Möglichkeit auf eine neue Heimat. Wahrscheinlich ist diese Sehnsucht nach Frieden – und natürlich die geographische Nähe zu den Kulturen und die geographische Ferne zur katholischen Kirche – der Grund weshalb in den Kreuzfahrerstaaten Katholiken, Orthodoxe, Juden und Muslime nebenher miteinander leben konnten, obwohl sie sich aller Unterschiede untereinander bewusst waren. Ideationalismus: 4 Punkte Ursprung: Kreuzfahrerstaaten Venedig Vor allem Venedig profitierte von dem Handel mit den neuen Kreuzfahrerstaaten, da das byzantinische Reich zuvor den Einfluss Venedigs zurückgedrängt hatte. Im 4. Kreuzzug Plünderten und Eroberten die Kreuzritter Konstantinopel und die Republik Venedig ließ sich für die Verschiffung des Kreuzfahrerheers durch die Beute bezahlen. Durch diesen grausamen Schachzug hatte die Handelsmetropole Venedig ihren größten Konkurrenten dauerhaft geschwächt. Sensualismus: 3 Punkte Ritterorden Während die Kreuzzüge an sich immer weniger mit religiös-ethischen Argumenten geführt wurden, gründeten sich dafür Ritterorden, die ursprünglich zum Schutz, Geleit und der Pflege der Pilger, sowie der Verteidigung der heiligen Stätte gegen den Islam, dienten und somit in der idealisierten Tradition des ersten Kreuzzuges standen. Sie verbanden als Erste die Ideale des adligen Rittertums mit denen der Mönche. Pragmatismus: 4 Punkte Ursprung: Ritterlichkeit Kapitel: Romanik Ursprung: Kreuzfahrerstaaten 84 Geldverleih Mit dem wachsenden Einfluss der Ritterorden über ganz Europa und insbesondere im Frankenreich, wuchs auch neben den militärischen Aktivitäten, die Geldverleihgeschäfte. Ursprünglich waren sie nur zur Finanzierung der Militäraktionen gedacht. Mit der Zeit ergaben sich aber neue Möglichkeiten, die unter der Schirmherrschaft der Ritterorden untersucht wurden und die Einsetzmöglichkeiten der dadurch entstehenden Macht definierten. Strukturalismus: 3 Punkte Ursprung: Ritterorden chiliastische Vorstellung In der Zeit nach den ersten Kreuzzügen machten sich chiliastische Vorstellungen breit, die die Wiederkunft Jesu Christi und das Aufrichten eines tausend Jahre währenden Reichs prophezeiten. Wahrscheinlich konnte die Kirche hierdurch neue Anhänger für die Kreuzzüge bekommen, nachdem die Kreuzzüge in Verruf geraten waren und die Macht der Kirche zu sinken drohte und somit neue Gläubige benötigt wurden. Sensualismus: 3 Punkte Ursprung: erster Kreuzzug Demoralisierte Kreuzfahrer In der Zeit der letzten Kreuzzüge quellten die Städte der Outremer (Kreuzfahrerstädte) von Flüchtlingen über. Da machte sich der Unmut der durch zu wenig Beschäftigung demoralisierten christlichen Kreuzfahrer aus Italien gegenüber den Moslems breit. Das friedliche System der Koexistenz konnte durch das zu schnelle Anwachsen dieser verschiedenen Parteien nichtmehr bestehen bleiben. Während zuvor der Anspruch der Kreuzfahrer an das Volk noch gering war und die kulturelle Überformung sehr langsam und dadurch friedlich voran schritt, wurden nun einige Kreuzfahrer ungeduldig und dachten ihr Bild von Heimat durchsetzen zu müssen. Durch die dadurch entstandene innere Instabilität, konnten die Seldschuken die Gebiete erobern. Sensualismus: 3 Punkte Seldschuken 1291 eroberten die Seldschuken als Vorfahren der Osmanen und Nachfahren der Perser die outremischen Kreuzfahrerstaaten. Die Seldschuken bilden einen wichtigen Übergang zwischen diesen 2 Kulturen, da sie den Islam als Religion mit der Gesellschaftskultur der Perser verbanden und sich auf diese Art von der arabisch-moslemischen Kultur unterscheiden. Ideationalismus: 3 Punkte Ursprung: demoralisierte Kreuzfahrer Kapitel: Romanik Ursprung: Friedrich II. 85 Janitschar Während im westlichen Europa die Ritter als Elitetruppe ausgebildet wurden, bildete das osmanische Reich seine eigene Elitetruppe – diese Janitscharen waren durch eine Zwangsislamisierung mit wesentlich härteren Erziehungsmethoden erzogen - aus und waren neben dem Säbel als Nahkampfwaffe mit den ersten Feuerwaffen wesentlich wendigere Einheiten. Mit Ihnen gelang es dem osmanischen Reich im 14. Jahrhundert das byzantinische Reich zu erobern. Fortan sollte ein Handel oder ein kultureller Austausch mit der osmanischen Kultur kaum stattfinden und die persische Kultur überformte die griechische Kultur. Ideationalismus: 2 Punkte Ursprung: Seldschuken Kapitel: Romanik Fazit zur byzantinischen Romanik Zunächst schien die Zeit durch sehr motivierten katholischen Kreuzfahrer, die nach einer neuen Heimat suchten und dabei ein friedliches Zusammenleben mit den ansässigen Islam, Orthodoxen und Juden anstrebten, sehr vielversprechend. Durch die Machtgierige katholische Kirche im Westen allerdings ist die Zeit mehr von den aufgehetzten Subpassionaren als sensuelle Identifizierer geprägt. Da dies selbstverständlich zu keiner Versöhnung mit den orientalen Kulturen führte, war dies auch der Untergang. Nach diesem Untergang, sollten durch das osmanische Reich lange Zeit keine orientalen Einflüsse mehr in die westliche Kultur gelangen. 86 Spätromanik König Barbarossa Nach dem Tod Konrad III. wurde Friedrich I. (König Barbarossa) zum König gewählt. König Barbarossa wurde versprochen, dass, wenn er die aufständigen römischen Kommunen unterwarf und somit die Herrschaft an den Papst wieder übergibt, er bei der Herrschaftsausübung unterstützt wird; z.B. durch den Bann gegen Umstürzler im Reich. Nach der Krönung zum Kaiser weigerte sich sein Gefolge ihn bei dieser Abmachung zu unterstützen und so entschied er diesen Plan nicht durchzusetzen. Pragmatismus: 2 Punkte Ursprung: Investiturstreit Fodrum Nachdem König Barbarossa das Reich etwas ausgedehnt hatte, führte er erstmals eine regelmäßige Reichssteuer – das Fodrum – ein, die vom italienischen Adel zu zahlen war und gab somit der stärker werdenden Geldwirtschaft einen bedeutenden Schub. Fundamentalismus: 3 Punkte Ursprung: König Barbarossa Söldnerheer Die Heeresstruktur, die zuvor aus (durch einen Lehnseid verpflichteten) Kämpfern bestanden, wurde unter König Barbarossa zu einem Söldnerheer konzipiert. Fundamentalismus: 2 Punkte Ursprung: König Barbarossa Reichsminister Reichsminister sind direkt dem König bzw. dem Kaiser unterstellt und kamen aus ritterlichem Stand. Da hierbei immer mehr weltliche geprägte Minister eine gute Bildung erhielten und somit als Verwalter eingesetzt werden konnten, verlor die Kirche im heiligen römischen Reich ihr Monopol auf dem Gebiet der Bildung. Dies war ein schleichender Prozess seit der karolingischen Zeit gewesen, der nun aber genügend Einfluss auf die Gesellschaft fand, so dass Friedrich I. ein ausbalanciertes Machtsystem zwischen Zentralgewalt und Adel schuf. Ursprung: König Barbarossa Kapitel: Romanik Strukturalismus: 3 Punkte 87 Burgenbau Da jeder Reichsminister auf seinem Gut eine Burg erbaute ist es somit nicht verwunderlich, dass diese Zeit durch den gewachsenen Einfluss von diesem Burgenbau und -ausbau geprägt war. Die Burgen galten hier für die Reichsminister als Ausdruck für ihren Reichtum und ihre Macht. Dramatik: 3 Punkte Ursprung: Reichsminister Friedrich II. Friedrich II. galt als viel gebildeter Mensch und entsprechend war auch seine Reichsführung. Nachdem durch seine Vorgänger der Einfluss der Kirche gesunken war, sollte nun durch den großen Einfluss des Papstes auf Friedrich II. – Friedrich II. war von ihm teilweise erzogen worden – die Rechte der Kirche wiederhergestellt werden. Allerdings schien Friedrich II. dies nicht lange verfolgt zu haben und suchte nach anderen Möglichkeiten die Bildung der Gesellschaft durchzusetzen, als den Weg über die Kirche gehen zu müssen. Strukturalismus: 3 Punkte Ursprung: König Barbarossa Beamtenstaat Durch seine Bildung mit byzantinischen Einflüssen und den Fundamenten, die Friedrich I. schon mit den Reichsministerien gesetzt hatte, erschuf Friedrich II. den ersten modernen Beamtenstaat. Als Folge entstand ein zentrales Verwaltungssystem ähnlich wie im ehemaligen Alexandria, das sowohl den Ansprüchen der Reichsminister, als auch der Monarchen genügte und sie beide verband. Strukturalismus: 4 Punkte Würdevolle Gesetze Für den Aufbau des Beamtenstaates schränkte Friedrich II. die Rechte des durch Friedrich I. größer zersplitterten Adels zunehmend ein und betonte hierbei die als vollkommen empfundene antike Traditionen. Durchsetzen konnte er solche neuen Regelungen wahrscheinlich nur, weil er sich auch für Gesetze zur Erhaltung der Natur und zum Schutz von Frauen und Minderheiten einsetzte und somit den Rückhalt des Volkes hatte. Fundamentalismus: 2 Punkte Ursprung: Friedrich II. Kapitel: Romanik Ursprung: Reichsminister und würdevolle Gesetze 88 Beamtenbildungssystem Zur Bildung der Beamten förderte Friedrich II. das Bildungssystem und gründete z.B. die Universität Neapel. Er trug – angetrieben durch seinen großen Wissensdurst - dazu einen bedeutenden Platz zur Entwicklung der Renaissance bei, indem er die Bildung der Bürger als wichtigen strukturellen Punkt in der Verwaltung erkannte. Strukturalismus: 3 Punkte Ursprung: Friedrich II. Kapitel: Romanik Fazit zur Spätromanik Während im Osten durch die Kirche zunehmend die christliche Kultur ausgehöhlt wird, erhebt sich im Westen als Gegenpart zur Kirche eine passionare Bewegung. Während die katholische Kirche das Volk zu sensuellen Identifizierern aufhetzt, entstehen intellektuelle strukturelle Ausarbeiter, da die Kirche nun nichtmehr das Monopol auf die Bildung hat. Menschen, die noch nicht nach einer Heimat im Osten durch die Kreuzzüge suchten und die Volkshetze ablehnen, sehnen sich nun nach alternativen zur kirchlichen Erziehung und beziehen sich zunehmend auf ritterliche Ideale, die sich besonders in der Spätromanik äußern. 89 Kapitel: Romanik Analyse der Spielbarkeit 90 Gotik Wie bereits erwähnt wurde die Abtei Cluny in Niederburgund mit Ausschließung jeder Einmischung von weltlicher oder geistlicher Gewalt 910 gegründet. Südlich von Cluny wurde das Gebiet (die Provence) von islamischen Arabern und spanischen Mauren (Piraten) bis 975 beherrscht. Sie stießen zu dieser Zeit nicht weiter als bis Lyon (90km südlich von Cluny) vor, allerdings konnten Sie die burgundische Hauptstadt Arles plündern. Inwieweit also der Einfluss durch islamische Bautechniken auf die Gelehrten in Cluny war ist schwierig einzuschätzen, da es nicht unbedingt zu einem direkten Kontakt dieser Kulturen gekommen sein mag und die Kreuzzüge erst viel später arabische Kunstwerke in das Frankenreich brachten. Allerdings kann man Vermutungen anstellen: Während die Mauren in ihren mozarabischen Bauwerken einen Hufeisenbogen als Stilform verwendeten, war der islamische Baustil durch den Einfluss des Hauses der Weisheit– das bereits seit 830 auf römische und griechische Wissenschaften basierten (z.B. Euklid) und in dieser Blütezeit des Islams als Hauptbildungsakademie galt – beeinflusst. Im Haus der Weisheit wurden allerdings nicht nur byzantinische Werke in das Arabische übersetzt14, sondern auch indische Werke. In der indo-islamischen Architektur wurde zu dieser Zeit noch der Kragbogen verwendet. Auch wenn dieser Bogen noch kein großes Gewicht halten konnte, so war hier die spitz zulaufende Form bereits gegeben. Die zuvor aufgestellten Fakten deuten darauf hin (falls es zu einer kulturellen Begegnung, z.B. durch die christlichen Wissenschaftler im Haus der Weisheit kam), dass der burgundische Spitzbogen (3 Generationen nach der Vertreibung des Islam und der Mauren aus Frankreich) bei Cluny III aus einer Kombination von euklidischer Mathematik (griechisch) und buddhistischer Bautradition (indo-islamisch) entstanden sein kann und durch den Islam nach Frankreich transportiert wurde – zumal es bereits im Sassanidenreich im 6.Jahrhundert Spitzbogenbrücken gegeben hatte wie z.B. die Karamaga-Brücke. Dass weitere Spitzbogengewölbe im islamischen/maurischen Spanien und auf Sizilien zu finden sind deutet auch auf diese Theorie hin, da die französischen Normannen zu dieser Zeit Sizilien eroberten und somit die Technik adaptiert haben können. Als sich Mitte des 12. Jahrhunderts erste Verselbstständigungstendenzen in einigen cluniazensischen Klöstern breit machte, zerfiel die Einigkeit der Cluniazenser. Insbesondere aber machte der Einfluss der Zisterzienser (erster zentralistisch organisierter Mönchsorden des christlichen Abendlandes) den Einfluss der Cluniazenser streitig, die in dem Reichtum und der Prachtentfaltung einen Niedergang der monastischen Lebensweise (das Ideal, von der eigenen Hände Arbeit zu leben) sahen. Durch diese Ideale wurde in den Klöstern ein Hauptaugenmerk bei der Architektur auf Einfachheit gelegt, so dass nichts die Mönche von der Liturgie ablenken soll. Auch wenn der Abt Sugar Kontakt zu den Zisterziensern hielt (mit Bernhard von Clairvaux warb er nach dem Bau der Kathedrale von Saint Denis 1147 für den zweiten Kreuzzug), so war er für den Bau der sog. „Wiege der Gotik“ wahrscheinlich mehr durch Cluny III beeinflusst, dass er 1131 besuchte – der burgundische Spitzbogen hatte sich inzwischen auch in der normannischen Romanik durchgesetzt. Überlieferungen zufolge war Abt Sugar Anhänger der Philosophien des Augustinus von Hippo (christlicher Theologe, dessen Lehre wahrscheinlich für die Zersplitterung der katholischen und 14 Seit Mitte des 9. Jhd. wurden im Haus der Weisheit Texte nichtmehr wörtlich, sondern konzeptionell übersetzt. Kapitel: Gotik Geschichte 91 15 Während die orthodoxe Kirche sich mit ähnlichen Laienbewegungen auseinandersetzen musste, war dies für die römisch-katholische Kirche etwas Neues gewesen. Dies ist vielleicht als Zeichen dafür zu deuten, dass sich Kapitel: Gotik orthodoxen Kirche verantwortlich ist) und des Dionysius Areopagita (wahrscheinlich syrischer Mönch der neuplatonischen Philosophie) und nicht der Benedicti Regula (die die Zisterzienser und die Cluniazenser befolgten). Auf der einen Seite vertrat er damit die Ansicht, dass der Mensch eine Harmonie in der „Harmonie der Schöpfung Gottes“ (Natur, Welt der Sinne) und der „Erleuchtung der Gläubigen“ (Geist, Welt des höheren Seins) eingehen solle und sah diese Harmonie in seinem Werk an der Kathedrale von Saint Denis vollendet. Hierfür entfernte er die damals als notwendig erachteten Stützwände und errichteten den Bau 1144 durch das Kreuzrippengewölbe schlichter und graziler als die vorherrschenden romanischen Bauwerke. Somit erreichte er einen weitaus lichtdurchfluteteren Raum. Auf der anderen Seite stand Abt Sugar sein ganzes Leben im Einfluss des fränkischen Königs. Das Kloster Saint Denis war schon seit den Merowingern bis Karl des Großen und dann wieder ab Ende des 10. Jahrhunderts Grablege für alle fränkischen Herrscher gewesen und war somit eine bedeutende Rolle für das weltliche Frankenreich. Karl der Große soll in Saint Denis seine Bildung erhalten haben. Das Verständnis für die Rolle der Kathedrale war also hier ein ganz anderes gewesen, als bei den Klöstern der Zisterzienser: Saint Denis steht hier als heilige Macht einer weltlichen Struktur der Seelenführung. Da bereits ein Altarraum zum Umrunden der Gräber der Heiligen für die Pilger gebaut war, diente diese Grundlage als Element für den Chorumgang, der eine weitere Differenzierung zu den Zisterziensern bildet. Bzw. wurde der bereits in Cluny III verwendete Kapellenkranz in der Gotik zu einem zusammenhängenden System von Stützen und Gewölben weiterentwickelt. Während also die Zisterzienser eine Harmonie in der Einfachheit durch Reduzierung suchten, sahen die frühen Gotiker eine Harmonie im Bauwerk als Komplettkunstwerk. Neben der frommen Begeisterung des Abts Sugar versuchten sich im Frankenreich zu dieser Zeit der monarchisch orientierte Adel, die Bischöfe und Städte gegenseitig durch immer prächtigere Bauten zu übertrumpfen. Die neuen Techniken wurden immer weiter entwickelte, indem in der Frühgotik jeder Nachfolgebau seine Vorgänger als Grundlage benutzte. Für die hierfür notwendigen wissenschaftlichen Strukturen wurden die Steinmetzbruderschaft und die Dombauhütte als Werkstattverbund gegründet. Die für den Kathedralenbau benötigte wirtschaftliche Macht entstand durch die Verlagerung des Handelsschwerpunktes vom Land in die Stadt und die Förderung dieser Städte durch die Könige. Durch die Verbreitung von Bogomilen der manichäistischen und paulikianischen Lehre aus der byzantinischen Spätantike verbreitete sich die Lehre der Katharer unter den Laien. Während die Kirche und Mönche ihre Liturgie predigen, ist es nicht verwunderlich, dass das Volk - denen das Verständnis für diese Liturgien durch mangelndes Wissen fehlte – sich durch solche Laienbewegungen besser verstanden fühlte. In der Ansicht der Katharer wurde die materielle Welt als böse angesehen und das Gute wäre lediglich bei Gott im Himmel zu finden. Dies wäre durch Armut, Bescheidenheit und Enthaltsamkeit zu erreichen. Insofern ist der Kult nahe am asketischen Mönchtum, aber unterscheidet sich von ihm durch die Liturgie und der Glaubensvorstellungen. Da sie die römisch-katholische Kirche mit ihren Regeln und durch den starken materiellen Bezug ihrer Vertreter als böse einstuften, bildeten sie in der Frühgotik die erste Gegenkirche. 1208 wurden Sie als Ketzer verurteilt und in der folgenden Inquisition verfolgt. Auf der einen Seite war die Gotik ein Mittel gewesen die Menschen von der Macht der Kirche zu überzeugen, aber auf der anderen Seite war genau dies die Kritik der Katharer gewesen15, so dass sich dieses Spiel in der Zeit der Gotik aufschaukelte. 92 Da die Kirche in diesem Wettstreit es gewohnt war durch Machtdemonstrationen die Anhänger von sich zu überzeugen, entwickelte sich der Stil in Frankreich zur Hochgotik mit immer weiter reduzierten Mauerflächen und komplizierten offenen Strebesystemen, die den Gewölbeschub ableiteten. Ein wichtigen Bruch, den wir auf jeden Fall in der Spätgotik erkennen, ist, dass die mittelalterliche Burg sich wegen dem Wandel der Kriegsführung (Feuerwaffen) für den Represäntationswillen zu Schlössern entwickelten - zumal die Besitzer dieser Schlösser in der Tradition der spätromanischen Reichsminister (siehe Kapitel Romanik Seite 72) standen. erste Strömungen der hellenistischen klassischen Kultur geprägt durch die Philosophie, Rhetorik und Naturwissenschaften (byzantinische Kirche) in die juristisch (Rechtfertigungslehre) und organisatorisch (Ekklesiologie) geprägte römische Kultur nun auch in der westlichen Welt breit machten. Wahrscheinlich fing die römisch-katholische Kirche nach dem morgenländischen Schisma 1054 eine genauere Stellung ein, die nun auch Gegenpositionen ermöglichte. Nachdem durch die römisch-katholische Kirche systematisch verhindert wurde, dass sich die orthodoxe Kirche im westlichen Raum etablieren konnte, geschah die kulturelle Verbreitung wohl nun durch Laienbewegungen. 16 Kommen Sie aus derselben kreativen Quelle, wie die 200 Jahre später entstandenen Arabesken? Kapitel: Gotik In die französischen Nachbarländer wurde der Baustil durch Klostergründungen der Zisterzienser getragen. Da die Zisterzienser jedoch sehr viel Wert auf Vereinfachung legten, fanden die Nachbarländer nur schwer Zugang zu dem neuen Stil, so dass das heilige römische Reich mit dem Kölner Dom 1248 erst sehr spät den Anschluss an die Hochgotik bekam. Hier verbreitete sich vielmehr ab Mitte des 14. Jahrhunderts die deutsche Sondergotik (auch Reduktionsgotik genannt). Wahrscheinlich inspiriert durch die Reduktion bei den Zisterzienserklöstern verzichtet man hier auf viele Elemente wie sie bei den französischen oder englischen Zeitgenossen üblich waren. Im Gegensatz zu den Zisterzienserklöstern erweitert man jedoch zusätzlich zu der Reduzierung hier die Baukunst durch kompliziertere Formen der Gewölbe, Dienste und Rippen in Form von Stern-, Netz- und Schlinggewölben, sowie spiralförmige Pfeiler. Vor Allem geprägt wurde der Stil von den Parlern (maßgeblich für das heute auf der Baustelle oft verwendete Wort Polier). Leider ist von der Herkunft des Parlergeschlechts nicht viel überliefert. Die ältesten Überlieferungen zeigen, dass sie bei der Kölner Dombauhütte arbeiteten. Da Meister Gerhard aus der Dombauhütte die Beteiligung am Bau des Altenberger Doms parallel zum Bau des Kölner Doms angedichtet wird, ist der Bezug zu diesem in der Zisterziensischen Tradition vereinfachten Bauweise hergestellt. Aber auch die steigende Anfrage nach Pfarrkirchen benötigt eine quantitative Bauweise der Hallenkirchen, so dass eine Reduzierung der Baumasse und der farblichen Ausschmückungen (zumal der Sandstein und Backstein, der östlich von Frankreich benutzt wurde bereits sehr bunt war und deswegen neben dem Glas weniger Farbe benötigte, als die französischen oder englischen Vorbilder) nötig war. Etwas schwieriger wird der Einfluss zu deuten, aus denen die geometrisch-floralen Muster entstanden sind16. Es kann als Zeichen gedeutet werden, dass den Baumeistern durch ihr zunehmender Einfluss und architektonische Kompetenz immer mehr Willkür zugestanden wurde – zumal das Domkapitel immer weniger unter dem Einfluss des Erzbischofs stand und somit wahrscheinlich weniger von christlich-gotischen Bauideologien geprägt werden musste. Da wir keine Überlieferungen über den Vorgängerbau des Heilig-Kreuz-Münsters oder der Biographie von Heinrich Parler der Ältere wissen, müssen wir an dieser Stelle davon ausgehen, dass er wahrscheinlich für die Pflanzenornamentik von der Natur inspiriert wurde. Vielleicht stand Heinrich Parler für diese Inspiration unter dem Einfluss von Francesco Petrarca, von dessen Besuch in seiner Heimatstadt Köln auf der Baustelle des Kölner Doms er 1333 hörte oder ihn wahrscheinlich sogar traf, während er bereits mit dem 93 Kapitel: Gotik Heilig-Kreuz-Münster angefangen hatte und dort 1351 mit den neu-gestalteten Werksteinen anfing. Francesco Petrarca war einer der Begründer des Humanismus und seine Gedichte, die er neben den humanistischen Studien (in denen er die Antike als Ganzes wiederzubeleben versuchte und somit als Vorreiter der Renaissance gilt) schrieb, würden heutzutage als romantisch eingestuft werden (Francesco Petrarca selbst beschrieb in seinen älteren Jahren diese Gedichte als Jugendtorheit). Lebensprägend war für Petrarca durch die Bergsteigerfahrung des Mont Ventoux die Landschaftserfahrung, bei der sich für ihn ästhetische und kontemplative Sichtweisen verbinden. Dieses Naturerlebnis und die Rückwendung auf das Selbst könnte Parler beeinflusst haben und es könnte der Grund sein, warum die Gotik (bevor klar war, dass die Gotik ihren Ursprung in Frankreich hat) später in der Romantik als ein typisch-deutscher Stil idealisiert wurde. Betrachtet man die deutsche Sondergotik getrennt von den anderen gotischen Stilen, könnte das Gefühl die die Romantik vermitteln will, diesem Stil - durch die deutsche Verbreitung dieser Ideale - angedichtet werden. Francesco Petrarca der somit dafür wahrscheinlich verantwortlich war, war aber Italiener und wirkte seines Lebens in Avignon. Zu dieser Zeit residierten von 1309-1377 auf Grund der Machtkämpfe mit den mächtigen Adelsfamilien in Rom die Päpste in Avignon, nachdem in Frankreich im selben Jahr der Templerorden aufgelöst wurde. Prägend für diese Zeit war, dass hier die römisch-katholischen Päpste den Nepotismus förderten und somit einen immer größere Abstand zu den idealistischen Benediktinermönchen förderte – zumal die monastische Theologie langsam durch die Scholastik ersetzt wurde und somit auch die Mönche sich immer mehr von den unrationellen Mystifizierungen der Kirche entfernten. Als Motiv in der Gotik kann man vermuten, dass die Fensterrose im Gegensatz zu den „mystisch“ nach oben strebenden Spitzbogen eine in sich ruhende „meditative“ Vollkommenheit des Göttlichen verkörpert. Insbesondere in der Spätgotik bekommt dieses bereits in der Romanik bekannte Element nun an Bedeutung. Dass aber auch die Kirche einer schleichenden Verweltlichung unterlag, ist nicht nur am größtenteils funktionalen Baustil des Papstpalastes zu erkennen, sondern auch daran, dass das Papsttum immer mehr als Mäzen für die frühhumanistische Universität in Avignon auftrat. In dieser Zeit verloren die Päpste jedoch an politischen Einfluss immer mehr, so dass es schließlich beim Umzug zurück nach Rom zum abendländischen Schisma kommen musste. Wie bereits beschrieben, war das avignonesische Papsttum bereits unter frühhumanistischen Einflüssen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellten und somit nichtmehr der Tradition der römisch-katholischen Kirche entsprachen. Demnach gab es bis zum Konzil von Konstanz immer 2 (teilweise sogar 3) Päpste. Folgen dieses Streits war die moralische Schwächung der Kirche und der Nährboden für protestantische Bewegungen. Durch die Verstädterung angesichts der veränderten Landwirtschaft in der mittelalterlichen Warmzeit waren die Opfer durch eine größere Verbreitung der schwarzen Pest sehr groß gewesen. Die Vervierfachung der Bevölkerung zwischen 900 und 1300 wurde nun durch die Pest wieder Rückgängig und setzte der deutschen Ostsiedlung ein Ende. Als Folge der schwarzen Pest waren die Menschen durch ihre Erfahrungen mit dem Tod stark erschüttert und suchten nun neuen Halt in der Religion, die aber hilflos gegenüber der Pandemie auftrat. Abgesehen von der Begrenzung der Löhne der Feldarbeit in England, stiegen die Arbeitslöhne in den Städten stark an, so dass der Reichtum, der zuvor vielen Menschen angehörte nun auf weniger Schultern verteilt werden konnte. Der somit einkehrende Wohlstand ermöglichte den Menschen ein Leben mit weniger Zeit, die sie auf die Arbeit verwendeten. Auf der einen Seite setzte somit ein Aufbruch der Mechanisierung der Arbeit ein und auf der anderen Seite ermöglichte es einer breiten Masse sich mit geistigen Themen zu beschäftigen. Dies 94 1066 erobert der normannische Herzog William I. England. Die Normannen waren kulturell sehr eng mit der französischen Kultur verbunden – zumal sie den Spitzbogen schon vor der Entwicklung der Gotik teilweise benutzten. Der „early english Style“ wurde deswegen auch oft als „french style“ bezeichnet. Obwohl die englischen Könige innerhalb Frankreichs als Herzöge und Grafen auftraten und somit dem französischen König lehensrechtlich untergeordnet waren, so waren sie auf Großbritannien eigenständig und so ist es nicht verwunderlich, dass der gotische Stil hier besonders früh schon Abwandlungen aufweist. So wird mehr die horizontale betont und auf Kosten der sonst einheitlichen Gestaltung der Kathedralen, wird eine Formenmultiplikation angestrebt. Insbesondere aber war in England zunächst aber der spätromanische „norman style“ bei der Eroberung durch William I. vorherrschend, so dass Elemente dieses Stils in den gotischen Stil übergehen, wie an der Betonung der Westfassade als Schirmfassade zu sehen ist. Da die englischen Könige allerdings dabei größte Grundbesitzer in Frankreich waren, war das französische Königsgeschlecht stets darum bemüht die anglo-französischen Vasallen zu schwächen. Im 13. Jahrhundert wurden schließlich die Engländer durch diplomatische und bewaffnete Konflikte aus Frankreich gedrängt, so dass es zu einer größeren Spaltung zwischen den Kulturen kam und sich der „early english style“ zum „decorated style“ weiterentwickelte. Auch wenn es im Spätmittelalter kaum islamische Bevölkerung auf Großbritannien gab, so ist dennoch ein wissenschaftlicher Austausch mit dem Islam nachweisbar. So sind bereits im 8. Jahrhundert Münzprägungen im islamischen Stil nachweisbar und die islamischen Wissenschaften waren in England verbreitet gewesen, wie z.B. an den neuplatonischen Überzeugungen Roger Bacons zu erkennen ist. Deswegen übernahmen wahrscheinlich die Engländer den islamischen Kielbogen in ihren Stil mit auf – zumal der Islam auch als Hauptfeind der Franzosen galt und somit die Abgrenzung mit diesem Mittel zum französischem Stil günstig erschien. Nachdem eine kurze Phase der Ruhe mit den Franzosen eintrat, kam es allerdings zum hundertjährigen Krieg, nachdem der englische König Edward III. einen Anspruch auf den französischen Thron sah – zumal er sich über französische Überfälle und der französischen Unterstützung bei der schottischen Eroberung Edward Balliols provoziert fühlte. Es ist nicht verwunderlich das England in dieser Zeit also nach einer weiteren Abgrenzung zum französischen Stil suchte. Nachdem der dekorative Überschwang mit der Anwendung freier Rippen und willkürlicher Lilien-Muster einen gewissen natürlichen Endpunkt erreicht hatte, setzte nun eine Gegenbewegung ein, die sich mit einer strengen und rechteckig-steifen Linienführung vom „decorated style“ absetzen wollte. Betrachtet man allerdings die Gewölbe einiger Räume und Kreuzgänge des „perpendicular style“ ohne historische Voreingenommenheit, kann man hier von eine dekorative Steigerung mit anderen Mitteln sprechen. Bis ins späte 15. Jahrhundert war der walisische Langbogen (entstanden aus wikingischer Bogenschusstechnik) in der Kriegstechnik der entscheidende Faktor, weshalb die englischen Truppen den Krieg gegen die Franzosen gewinnen konnten. Kapitel: Gotik führte aber auch zu den Judenpogromen. Nachdem die Kirche bei den neuen Ansprüchen einer Identitätsstiftung versagte und sich neue Laienbewegungen breit machte, ist dies vielleicht auch als Zeichen zu deuten, warum sich frühhumanistische Ideale in der deutschen Sondergotik als deutsche Identifikation durchsetzen konnten und dass sich diese Ideale vor der Renaissance nicht weit ausbreiten konnte. Im inneren Wiederaufbau nach dieser Krise des 14. Jahrhunderts bietet sich eine derartige Verbreitung an. So ist es nicht verwunderlich, dass die Bauherren in der deutschen Sondergotik oft Bürger und nicht Bischöfe waren. 95 In Spanien kippte 1212 das militärische Übergewicht der arabischen Mauren zu Gunsten der christlichen Kreuzritter und leitete somit die letzte Phase der Reconquista ein. Bis 1340 war die komplette iberische Halbinsel unter christliche Führung gebracht. Die französischen Invasoren brachten hierbei den gotischen Baustil mit, der sich mit maurischen Motiven vermischte. Auch wenn durch den gotischen Baustil kenntlich gemacht werden sollte, wer nun die Macht in diesen Ländern hatte, prägte die spanische Gotik – es herrschente noch lange eine Mentalität einer arabische Bedrohung, bestärkt durch inneren Unruhen von Muslimen, vor – zunächst eine sehr festungsähnliche Bauform (aragonische-katalanische Gotik). Bis zur Zwangskonversion 1492 zum christlichen Glauben war es den Muslimen als Mudejar gestattet gewesen weiter in Spanien leben zu können und so förderten sie den Eklektizismus, der sich nun aber im Mudejar-Stil prächtiger entfalten konnte und auch die nicht-muslimischen Baumeister zu neuer Ornamentik inspirierte. Kapitel: Gotik Allerdings benötigte die Ausbildung zum Langbogenschützen mehrere Jahre und ständiges Training, so dass Henry II bereits 1181 in der assize of arms verordnete, dass jeder reiche Bürger sich mit einem Langbogen auszustatten hatte und die Kirche diese Trainierenden zur Unterstützung von der Kirchgangspflicht entbinden musste und Zielscheiben zur Verfügung stellen musste. Dies zeigt aber auch insbesondere die vergleichbar geringe Bedeutung der Kirche in England und dafür umso größere Bedeutung des Bürgertums, auf dessen Gefolgschaftseid – die in dieser Zeit dominierende Militärstimmung in England wurde dadurch geprägt – die komplette Politik des Königs ausgerichtet war. Da der König in England basierend auf das Witenagemot das englische Parlament als Ratsversammlung ausbildete, bindet er geschickt das reichere Bürgertum ein, so dass er sich auf deren Gefolgschaft verlassen konnte und stärkte zugleich diese Schicht. Durch die Kathedralenbauhütte waren nun Handwerker, aber auch Zünfte, zu einer wirtschaftlichen Macht geworden, so dass das bisher vorherrschende Dreischichtensystem (Adel, Klerus, Bauer) durch eine starke Mittelschicht erweitert wurde, die nun auch Ansprüche auf Kunst hatten und sie durch dessen Massenproduktion zur Mode machten. Im Gegensatz zur deutschen Sondergotik entwickelte sich die englische Spätgotik jedoch nicht aus einem frühhumanistischem, sondern einem militärischen Hintergrund, heraus. Genauso wie in anderen Ländern, aber insbesondere in England standen nach der schwarzen Pest die Industrialisierung des Handwerks und der technische Fortschritt im Vordergrund und förderte wie bereits in der deutschen Sondergotik beschrieben die Ausbildung des Mittelstandes. Nachdem der Hundertjährige Krieg beendet war, herrschte das Haus Tudor auf dem englischen Königsthron bis 1603. In dieser Zeit herrschte bereits im restlichen Europa die Renaissance vor, wurde aber in der englischen spätgotischen Phase im „tudor style“ nur zögerlich aufgenommen. Die Symmetrie spielte hierbei eher weniger eine Rolle, sondern vielmehr die Verschiedenartigkeit der einzelnen Fassadenabschnitte. Der Kielbogen des „perpendicular styles“ geht in den Tudorbogen über und es findet eine Verbreitung des Stiles in der Fachwerkarchitektur statt. Die Tudorphase ist bis zur Königin Elizabeth I. eine ruhige Phase des wirtschaftlichen Auflebens und der Stärkung des Rechtesystems, so dass es nicht verwunderlich ist, dass mit den Ansprüchen einer wachsenden bürgerlichen Mittelschicht auch der Anspruch an Massenproduktion im Hausbau laut wurde. Da diese Zeit von den Engländern als besonders positiv wahrgenommen wurde ist es nicht verwunderlich, dass es immer wieder neben dem Palladianismus neues Aufleben des Stils in sog. „gothic revivals“ gab. 96 17 Während der arabischen Eroberung hatten sich die Juden mit den Arabern verbunden, nachdem sie schon damals von den Westgoten durch die Beschlüsse der Konzile von Toledo 400-702 verfolgt wurden. Nachdem 1492 die letzte muslimische Hochburg Alhambra mit massiver finanzieller Unterstützung der Juden gefallen war, hofften die Juden nachdem sie nun auch unter der zuvor muslimischen Herrschaft leiden mussten, dass die neuen Verbündeten in Spanien Ihnen ihren wirtschaftlichen Wohlstand gönnten. Allerdings kam es dann genau umgekehrt, da die Juden als Volk, „die christliche Güter mit schweren und unerträglichen Wucherzinsen auffressen und verschlingen“, angesehen wurden. Kapitel: Gotik Als dann durch Ferdinand II. und Isabella I. die spanische Inquisition vorangetrieben wurde, wurde die Kultur der Mauren mit ihren Vertretern immer mehr verdrängt. Die Verfolgung richtete sich zwar zu 90% gegen Juden, aber die maurische Kultur war nicht nur von islam-arabischen Einflüssen, sondern auch von jüdischen Einflüssen geprägt gewesen17. Als Folge der spanischen Inquisition wurde nicht nur die Population stark reduziert, sondern es verstreute sich auch der jüdische Reichtum auf die Nachbarländer (insbesondere die Medici und Rom nahmen sich Ihnen an). Ausgezeichnete Persönlichkeiten des kulturellen und wissenschaftlichen Lebens mussten das Land verlassen und ihre Positionen konnten nicht durch adäquate Personen ersetzt werden. Durch diese Motivation eine religiöse Einheit im Land zu schaffen wuchs letztendlich eine totalitäre Mentalität, da Staatsorgane nachweisen mussten, dass ihre Vorfahren bis ins zweite Glied keine Neuchristen (konvertierte Juden oder Muslime) waren. Die jüdisch-maurischen kulturellen Einflüsse sollten aber nicht komplett Aussterben, denn die jüdische Mystik der Kabbala, die sich bisher nur in Spanien ausgebreitet hatte, wurde nun auch in anderen Ländern verbreitet und dort von Humanisten rezipiert. Im selben Jahr wie das o.g. Alhambra Edikt 1492 entdeckte Christoph Kolumbus Amerika. Allerlei abenteuerliche Konquistadoren wollten durch Eroberungen in der neuen Welt zu schnellem Reichtum kommen, nachdem die spanische Inquisition das Volk ausplünderte und sich so die Konquistadoren als Glücksritter unabhängig von der spanischen Krone machen konnten. Zu leisten war lediglich „das königliche Fünftel“. Da das wesentlich weniger fortschrittlichere Volk der Inkas und Azteken kaum Widerstand gegenüber den Konquistadoren bildeten, konnte sich Spanien so neuen Reichtum erkämpfen, den sie in den Gold- und Silberreichen (El Dorado) fanden. Dieser Reichtum und der durch die Judenverfolgung erbeutete Reichtum der von den Ketzern konfisziert wurde brachte den Inquisitoren eine große Macht, so dass ihre Kultur stilprägend sein sollte. Da es sich hier meistens um Dominikaner handelte vermischen sich die Bauformen der dominikanischen Klösteranlagen mit den maurisch-beeinflussten Bauformen. Als im 15. Jahrhundert in anderen Ländern das Mittelalter als Sittenverfall angesehen wurde und eine Rückbesinnung an antike Werte gefordert wurde, war in Spanien diese Geschichte strukturell nicht gegeben. Da der gotische Baustil in Spanien als Architektursprache des Sieges der Christen über den Islam verstanden wurde, hat er bis ins beginnende 18. Jahrhundert nie an Bedeutung verloren und sich entweder mit Motiven der Renaissance vermischt oder sich gleichwertig neben der Renaissance weiter entwickelt. 97 98 Kapitel: Gotik Französische Frühgotik Maurische Piraten Südlich von Cluny wurde das Gebiet (die Provence) von islamischen Arabern und spanischen Mauren bis 975 beherrscht. Diese stießen zu dieser Zeit aber nicht weiter als bis Lyon (90km südlich von Cluny) vor, allerdings konnten Sie die burgundische Hauptstadt Arles plündern. Inwieweit also der Einfluss durch islamische Bautechniken auf die Gelehrten in Cluny war ist schwierig einzuschätzen, da es nicht unbedingt zu einem direkten Kontakt dieser Kulturen gekommen sein mag und die Kreuzzüge erst viel später arabische Kunstwerke in das Frankenreich brachten. Sensualismus: 2 Punkte Ursache: Islamische Expansion Haus der Weisheit Der islamische Baustil war durch den Einfluss des Hauses der Weisheit– das bereits seit 830 auf römische und griechische Wissenschaften basierten (z.B. Euklid) und in dieser Blütezeit des Islams als Hauptbildungsakademie galt. Im Haus der Weisheit wurden allerdings nicht nur byzantinische Werke in das Arabische übersetzt, sondern auch indische Werke. Seit Mitte des 9. Jhd. wurden im Haus der Weisheit Texte nichtmehr wörtlich, sondern konzeptionell übersetzt, d.h. dass ein Verständnis der zu übersetzenden Kulturen notwendig wurde. Ideationalismus: 3 Punkte Ursache: Islamische Expansion Burgundischer Spitzbogen 3 Generationen nach der Vertreibung des Islam und der Mauren aus Frankreich wurde bei Cluny III der islamische Spitzbogen als Gewölbeform durch die Einfuhr dieser Technik von Normannen nach Frankreich benutzt. Dadurch wurde erstmals das Spitzbogengewölbe in Frankreich von einer großen Anzahl von Gelehrten und Machtinhabern adaptiert. Pragmatik: 2 Punkte Kapitel: Gotik Ursache: normannische Spitzbogenverbreitung 99 Normannische Spitzbogenverbreitung Bereits im Sassanidenreich im 6.Jahrhundert hat es in diesem vorislamischen Reich Spitzbogenbrücken gegeben, wie z.B. die Karamaga-Brücke. Aber erst durch das Haus der Weisheit wurde wahrscheinlich der Spitzbogen aus einer Kombination von euklidischer Mathematik (griechisch) und buddhistischer Bautradition (indo-islamisch)indem der indo-islamische Kragbogen mithilfe von euklidischen Überlegungen verbessert wurde - vollendet und verbreitet. Als die Normannen dann Sizilien eroberten, sind sie hier auf die ersten islamisch-maurischen Spitzbogengewölbe gestoßen und brachten diese Technik nach Frankreich. Ideationalismus: 2 Punkte Ursache: Maurische Piraten und Haus der Weisheit Zisterzienser Der Zisterzienserorden war der erste zentralistisch organisierte Mönchsorden des christlichen Abendlandes. Durch eine Rückbesinnung auf asketische Ideale wurden die Traditionen analysiert und neu definiert. Dadurch wurde in den Klöstern ein Hauptaugenmerk bei der Architektur auf Einfachheit gelegt, so dass nichts die Mönche von der Liturgie ablenken kann. Strukturalismus: 4 Punkte Ursache: Cluniazenser Harmoniephilosophie Der Abt Sugar hielt inspiriert von Augustinus von Hippo und Dionysius Areopagita an der Vorstellung fest, dass der Mensch eine Harmonie in der „Harmonie der Schöpfung Gottes“ (Natur, Welt der Sinne) und der „Erleuchtung der Gläubigen“ (Geist, Welt des höheren Seins) eingehen solle. In seinem Werk an der Kathedrale von Saint Denis sah er diese Harmonie vollendet. Ideationalismus: 4 Punkte Abt Sugar Abt Sugar untersuchte das Kloster Saint Denis war - es war schon seit den Merowingern bis Karl des Großen und dann wieder ab Ende des 10. Jahrhunderts Grablege für alle fränkischen Herrscher gewesen und war somit eine bedeutende Rolle für das weltliche Frankenreich. Er verstand die Rolle der hier zu erbauenden Kathedrale, nämlich dass sie als heilige Macht einer weltlichen Struktur der Seelenführung steht und bildete das hierfür notwendige Verständnis. Strukturalismus: 2 Punkte Ursache: Harmoniephilosophie Kapitel: Gotik Ursache: Augustinus von Hippo und Dionysius Areopagita 100 Komplettkunstwerke Da bei Saint Denis bereits ein Altarraum zum Umrunden der Gräber der Heiligen für die Pilger gebaut war, diente diese Grundlage als Element für den Chorumgang. Bzw. wurde der bereits in Cluny III verwendete Kapellenkranz in der Gotik zu einem zusammenhängenden System von Stützen und Gewölben weiterentwickelt. Während also die Zisterzienser eine Harmonie in der Einfachheit durch Reduzierung suchten, entdeckten die frühen Gotiker im Bauwerk als Komplettkunstwerk eine Harmonie. Ideationalismus: 2 Punkte Ursache: Harmoniephilosophie Steinmetzbruderschaft Der monarchisch orientierte Adel, die Bischöfe und die Städte versuchten sich nun gegenseitig durch immer prächtigere Bauten zu übertrumpfen. Die neuen Techniken wurden immer weiter entwickelt, indem in der Frühgotik jeder Nachfolgebau seine Vorgänger als Grundlage benutzte. Für die hierfür notwendigen wissenschaftlichen Verknüpfungen und deren Verbreitung wurden die Steinmetzbruderschaft und die Dombauhütte als Werkstattverbund gegründet. Strukturalismus: 3 Punkte Ursache: Bauwerk als Komplettkunstwerk Handelsschwerpunktverlagerung Die für den Kathedralenbau benötigte wirtschaftliche Macht und Struktur entstand durch die Verlagerung des Handelsschwerpunktes vom Land in die Stadt und die Förderung dieser Städte durch die Könige. Strukturalismus: 2 Punkte Kapitel: Gotik Ursache: mittelalterliche Warmzeit 101 Geistliche Laienbewegungen Durch die Verbreitung von Bogomilen der manichäistischen und paulikianischen Lehre aus der byzantinischen Spätantike verbreitete sich die Lehre der Katharer unter den Laien. Während die Kirche und Mönche ihre Liturgie predigen, ist es nicht verwunderlich, dass das Volk - denen das Verständnis für diese Liturgien durch mangelndes Wissen fehlte – sich durch solche Laienbewegungen besser verstanden fühlte. In der Ansicht der Katharer wurde die materielle Welt als böse angesehen und das Gute wäre lediglich bei Gott im Himmel zu finden. Dies wäre durch Armut, Bescheidenheit und Enthaltsamkeit zu erreichen. Insofern ist der Kult nahe am asketischen Mönchtum, aber unterscheidet sich von ihm durch die Liturgie und der Glaubensvorstellungen. Da sie die römisch-katholische Kirche mit ihren Regeln und durch den starken materiellen Bezug ihrer Vertreter als böse einstuften, bildeten sie in der Frühgotik die erste Gegenkirche. Ideationalismus: 4 Punkte Ursache: mittelalterliche Warmzeit Avignonesische Inquisition Auf der einen Seite war die Gotik ein Mittel gewesen die Menschen von der Macht der Kirche zu überzeugen, aber auf der anderen Seite war genau dies die Kritik der Katharer gewesen, so dass sich dieses Spiel in der Zeit der Gotik aufschaukelte. Während die orthodoxe Kirche sich mit ähnlichen Laienbewegungen schon früher auseinandersetzen musste, war dies für die römisch-katholische Kirche etwas Neues gewesen. Dies ist vielleicht als Zeichen dafür zu deuten, dass sich erste Strömungen der hellenistischen klassischen Kultur - geprägt durch die Philosophie, Rhetorik und Naturwissenschaften (byzantinische Kirche) - in die juristisch (Rechtfertigungslehre) und organisatorisch (Ekklesiologie) geprägte römische Kultur nun auch in der westlichen Welt breit machten. Nachdem durch die römisch-katholische Kirche systematisch verhindert wurde, dass sich die orthodoxe Kirche (und somit hellenistische Ideale) im westlichen Raum etablieren konnte, geschah die kulturelle Verbreitung wohl erst jetzt durch Laienbewegungen. Sensualismus: 4 Punkte Ursache: geistliche Laienbewegungen Wandel der Kriegsführung Durch die Verbreitung von Feuerwaffen passte man die mittelalterliche Burg zu Schlössern an, da die Besitzer dieser Schlösser in der Tradition der spätromanischen Reichsminister standen und somit der Repräsentationswille wichtiger wurde. Pragmatismus: 2 Punkte Kapitel: Gotik Ursache: Feuerwaffen 102 Kapitel: Gotik Fazit zur französischen Frühgotik Da die Kirche immer mehr an moralischen Werten verliert, gelingt es durch strukturalistische Ausarbeiter moralische Werte an das Volk zu bringen. Bisher hat die Kirche versucht nur die sensualen Identifizierer anzusprechen, aber in der Frühgotik gelingt es nun der aufkommenden Mittelschicht eine neue Identität zu geben, die von ideationellen Identifizierern aufgenommen werden kann. 103 Reduktionsgotik Klostergründungen In die französischen Nachbarländer wurde der gotische Baustil durch Klostergründungen der Zisterzienser getragen. Da die Zisterzienser jedoch sehr viel Wert auf Vereinfachung legten, fanden die Nachbarländer nur schwer Zugang zu dem neuen Stil, so dass das heilige römische Reich mit dem Kölner Dom erst sehr spät den Anschluss an die Hochgotik bekam, aber dann schnell die neuen Möglichkeiten etablierten. Strukturalismus: 2 Punkte Ursache: Zisterzienser Parler Im Gegensatz zu den Zisterzienserklöstern erweitert man im heiligen römischen Reich zusätzlich zu der Reduzierung der Zisterzienser die Baukunst durch kompliziertere Formen. Geprägt wurde dieser Einfluss von den Parlern, die damit den Wünschen der Bauherren nachkommen wollten. Pragmatik: 4 Punkte Ursache: Zisterzienser und Frühhumanismus Pfarrkirchen Auch die steigende Anfrage nach Pfarrkirchen benötigt eine quantitative Bauweise der Hallenkirchen, so dass eine Reduzierung der Baumasse und der farblichen Ausschmückungen (zumal der Sandstein und Backstein, der östlich von Frankreich benutzt wurde bereits sehr bunt war und deswegen neben dem Glas weniger Farbe benötigte, als die französischen oder englischen Vorbilder) nötig war. Dramatik: 3 Punkte Ursache: Parler Francesco Petrarca Francesco Petrarca war als Dichter und Philosoph einer der Begründer des Humanismus. Er versuchte mit seinen Gedichten die Antike als Ganzes wiederzubeleben und gilt somit als Vorreiter der Renaissance. Dramatik: 3 Punkte Kapitel: Gotik Ursache: Landschaftserfahrung 104 Landschaftserfahrung Lebensprägend war für Petrarca durch die Bergsteigerfahrung des Mont Ventoux die Landschaftserfahrung, bei der sich für ihn ästhetische und kontemplative Sichtweisen verbinden. Dieses Naturerlebnis und die Rückwendung auf das Selbst könnte Heinrich Parler beeinflusst haben, als ihm Petrarca davon erzählte. Da den Baumeistern durch ihr zunehmender Einfluss und architektonische Kompetenz immer mehr Willkür zugestanden wurde – zumal das Domkapitel immer weniger unter dem Einfluss des Erzbischofs stand und somit wahrscheinlich weniger von christlichgotischen Bauideologien geprägt werden musste -, können wir an dieser Stelle davon ausgehen, dass Heinrich Parler wahrscheinlich für die Pflanzenornamentik von der Natur inspiriert wurde. Pragmatik: 3 Punkte Ursache: unbekannt Nepotismus Zu dieser Zeit residierten von 1309-1377 auf Grund der Machtkämpfe mit den mächtigen Adelsfamilien in Rom die Päpste in Avignon, nachdem in Frankreich im selben Jahr der Templerorden aufgelöst wurde. Prägend für diese Zeit war, dass hier die römischkatholischen Päpste die Vetternwirtschaft förderten und somit ein immer größerer Abstand zu den idealistischen Benediktinermönchen förderte. Pragmatismus: 2 Punkte Ursache: avignonesisches Papsttum Scholastik Die monastische Theologie wurde langsam durch die Scholastik ersetzt und somit entfernten sich die Mönche sich immer mehr von den unrationellen Mystifizierungen der Kirche. Als Motiv in der Gotik kann man vermuten, dass die Fensterrose im Gegensatz zu den „mystisch“ nach oben strebenden Spitzbogen eine in sich ruhende „meditative“ Vollkommenheit des Göttlichen verkörpert. Insbesondere in der Spätgotik bekommt dieses bereits in der Romanik bekannte Element nun an Bedeutung. Dass aber auch die Kirche einer schleichenden Verweltlichung unterlag, ist nicht nur am größtenteils funktionalen Baustil des Papstpalastes in Avignon zu erkennen, sondern auch daran, dass das Papsttum immer mehr als Mäzen für die frühhumanistische Universität in Avignon auftrat. Strukturalismus: 3 Punkte Kapitel: Gotik Ursache: avignonesisches Papsttum 105 Abendländisches Schisma Das avignonesische Papsttum stand beim Umzug nach Rom bereits unter frühhumanistischen Einflüssen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellten und somit nichtmehr der Tradition der römisch-katholischen Kirche entsprachen. Demnach gab es bis zum Konzil von Konstanz immer 2 (teilweise sogar 3) Päpste die gegenseitig versuchten ihre Position durchzusetzen. Dramatik: 3 Punkte Ursache: avignonesisches Papsttum Mittelalterliche Warmzeit Zur Zeit der Gotik kam es zu einer mittelalterlichen Warmzeit, die eine Verbesserung der Landwirtschaftlichen Nutzung und Entwicklung der Bevölkerungszahlen begünstigte. Pragmatik: 2 Punkte Ursache: unbekannt schwarze Pest Die Vervierfachung der Bevölkerung im Hochmittelalter wurde nun durch die Pest wieder Rückgängig gemacht. Als Folge der schwarzen Pest waren die Menschen durch ihre Erfahrungen mit dem Tod stark erschüttert und suchten nun neuen Halt in der Religion, die aber hilflos gegenüber der Pandemie auftrat. Dramatik: 4 Punkte Ursache: unbekannt Hohe Arbeitslöhne Abgesehen von der Begrenzung der Löhne der Feldarbeit in England, stiegen die Arbeitslöhne nach der schwarzen Pest in den Städten stark an, da der Reichtum, der zuvor vielen Menschen angehörte nun auf weniger Schultern verteilt werden konnte. Der somit einkehrende Wohlstand ermöglichte den Menschen ein Leben mit weniger Zeit, die sie auf die Arbeit verwendeten und ermöglichte es einer breiten Masse sich mit geistigen Themen zu beschäftigen. Pragmatik: 2 Punkte Kapitel: Gotik Ursache: schwarze Pest 106 Judenprogrome Vielleicht auch durch die Inquisition machten sich neue Feindbilder breit, nachdem durch die schwarze Pest im heiligen römischen Reich für die Mittel- und Unterschicht eine Ruhephase eintrat. Durch das Bekämpfen eines gemeinsamen Feindes war eine Identitätsbildung möglich und nachdem der Klerus angesichts der schwarzen Pest keine Lösungen parat hatten, musste man andere Wege finden, um das Volk auf der eigenen Seite zu halten. Da damals in der Geldwirtschaft der einzige Konkurrent zum deutschen Orden die Juden waren, liegt es nahe, dass hier entsprechende Volkshetzerei betrieben wurde. Sensualismus: 4 Punkte Ursache: schwarze Pest bürgerliche Bauherren Nachdem die Kirche bei den neuen Ansprüchen einer Identitätsstiftung versagte und sich neue Laienbewegungen breit machte, ist dies als Zeichen zu deuten, dass die Bürger nach neuen eigenen Werten z.B. im Humanismus suchten und hierfür nun leichter zugänglich für malerische als spirituelle Erzählungen wurden. Dramatik: 3 Punkte Ursache: Frühhumanismus Kapitel: Gotik Fazit zur Reduktionsgotik Während pragmatische Vollstrecker als Passionare versuchen den neuen Bedürfnissen der aufsteigenden Mittelschicht beizukommen, werden die daraus entstehenden frühhumanistischen Werte von Subpassionaren als dramatische Ausarbeiter aufgenommen und unter dem Volk verbreitet. 107 Perpendicular Style Englanderoberung Der normannische Herzog William I. eroberte England. Die Normannen waren kulturell sehr eng mit der französischen Kultur verbunden – zumal sie den Spitzbogen schon vor der Entwicklung der Gotik teilweise benutzten. Obwohl die englischen Könige lehensrechtlich dem französischem König untergeordnet waren, traten sie in Großbritannien mit einer eigenen Identität auf und so ist es nicht verwunderlich, dass der gotische Stil hier schon früh Abwandlungen aufweist. Sensualismus: 4 Punkte Ursache: keine Großgrundbesitz Da die englischen Könige allerdings die größten Grundbesitzer in Frankreich waren, war das französische Königsgeschlecht stets darum bemüht die anglo-französischen Vasallen zu schwächen. Im Spätmittelalter wurden schließlich die Engländer durch diplomatische und bewaffnete Konflikte aus Frankreich gedrängt, so dass es zu einer Differenzierung zwischen den Kulturen kam und jeder eine eigene Identität entwickelte. Sensualismus: 3 Punkte Ursache: Normannische Eroberung Englands Islamische Wissenschaften Auch wenn es im Spätmittelalter kaum islamische Bevölkerung auf Großbritannien gab, so ist dennoch ein wissenschaftlicher Austausch mit dem Islam nachweisbar. So sind bereits im 8. Jahrhundert Münzprägungen im islamischen Stil gefunden worden und islamischen Wissenschaften waren in England verbreitet gewesen, wie z.B. an den neuplatonischen Überzeugungen Roger Bacons zu erkennen ist. Deswegen übernahmen wahrscheinlich die Engländer den islamischen Kielbogen in ihren Stil mit auf – zumal der Islam auch als Hauptfeind der Franzosen galt und somit die Abgrenzung mit diesem Mittel zum französischem Stil günstig erschien. Fundamentalismus: 3 Punkte Hundertjähriger Krieg Nachdem der englische König Edward III. einen Anspruch auf den französischen Thron sah – zumal er sich über französische Überfälle und der französischen Unterstützung bei der schottischen Eroberung Edward Balliols provoziert fühlte- begann der hundertjährige Krieg. Es ist nicht verwunderlich das England in dieser Zeit also nach einer weiteren Abgrenzung zum französischen Stil suchte, um die eigene Identität zu stärken. Sensualismus: 3 Punkte Ursache: englischer Großgrundbesitz in Frankreich Kapitel: Gotik Ursache: keine 108 Walisischer Langbogen Bis ins späte 15. Jahrhundert war der walisische Langbogen in der Kriegstechnik der entscheidende Faktor, wie die englischen Truppen den Krieg gegen die Franzosen anfangs gewinnen konnten. Allerdings benötigte die Ausbildung zum Langbogenschützen mehrere Jahre und auch danach noch ständiges Training. Sensualismus: 2 Punkte Ursache: wikingische Bogenschusstechnik Assize of arms Henry II verordnete bereits 1181 in der assize of arms, dass jeder reiche Bürger sich mit einem Langbogen auszustatten hat und die Kirche zur Unterstützung die Trainierenden von der Kirchgangspflicht entbinden mussten und Zielscheiben zur Verfügung stellen mussten. Dies zeigt aber auch insbesondere die vergleichbar geringe Bedeutung der Kirche in England und dafür umso größere Bedeutung des Bürgertums. Fundamentalismus: 3 Punkte Ursache: Walisischer Langbogen Witenagemot Durch die Kathedralenbauhütte waren nun Handwerker, aber auch Zünfte, zu einer wirtschaftlichen Macht geworden, so dass das bisher vorherrschende Dreischichtensystem (Adel, Klerus, Bauer) durch eine starke Mittelschicht erweitert wurde, die nun auch Ansprüche auf Kunst hatten und sie durch dessen Massenproduktion zur Mode machten. Durch eine stärkere Mittelschicht, war auch eine Einbindung in das politische System nötig. Da der König in England basierend auf das Witenagemot das englische Parlament als Ratsversammlung ausbildete, bindet er geschickt das reichere Bürgertum ein, so dass er sich auf deren Gefolgschaft verlassen konnte. Dramatik: 3 Punkte Haus Tudor Nachdem der Hundertjährige Krieg beendet war, herrschte das Haus Tudor auf dem englischen Königsthron. In dieser Zeit herrschte bereits im restlichen Europa die Renaissance vor, wurde aber in der englischen spätgotischen Phase im „tudor style“ nur zögerlich aufgenommen und es werden stattdessen die alten englischen Traditionen beibehalten. Der Kielbogen des „perpendicular styles“ geht in den Tudorbogen über und es findet eine Verbreitung des Stiles in der Fachwerkarchitektur statt. Strukturalismus: 3 Punkte Ursache: keine Kapitel: Gotik Ursache: keine 109 Fachwerkarchitektur Die Tudorphase ist bis zur Königin Elizabeth I. eine ruhige Phase des wirtschaftlichen Auflebens und der Stärkung des Rechtesystems, so dass es nicht verwunderlich ist, dass mit den Ansprüchen einer wachsenden bürgerlichen Mittelschicht auch der Anspruch an Massenproduktion im Hausbau laut wurde, der sich durch die Verbreitung der Fachwerkarchitektur erkennen lässt. Sensualismus: 3 Punkte Ursache: keine Kapitel: Gotik Fazit zum perpendicular style Mit der Eroberung Großbritanniens werden nicht nur Ideale von passionaren Normannen importiert, sondern diese auch mit den wikingischen Idealen auf der Insel selbst vermischt. Die in dieser Zeit aufsteigende Mittelschicht wird durch ein traditionelles Rätesystem die Beteiligung an den politischen Entscheidungen gewährt. Aber durch die starke militärische Orientierung des Volkes durch den König als fundamentaler Vollstrecker, ist der Zeitgeist durch die sensuellen Identifizierer geprägt. Ungewöhnlich ist hier, dass es dadurch zu einer kulturellen Blüte kommt und nicht zu einer Degeneration, so dass diese sensuellen Identifizierer zumindest auch teilweise aus Passionaren bestehen. 110 Gotik der Inquisition Reconquista In Spanien kippte das militärische Übergewicht der arabischen Mauren zu Gunsten der christlichen Kreuzritter und leitete somit die letzte Phase der Reconquista ein. Die französischen Invasoren brachten hierbei den gotischen Baustil mit, der sich mit maurischen Motiven vermischte. Durch den gotischen Baustil sollte kenntlich gemacht werden, wer nun die Macht in diesen Ländern hatte. Sensualismus: 3 Punkte Ursprung: islamische Expansion Mudejar Bis zur Zwangskonversion zum christlichen Glauben war es den Muslimen als Mudejar gestattet gewesen weiter in Spanien leben zu können und so förderten sie den Eklektizismus, der sich nun aber im Mudejar-Stil prächtiger entfalten konnte und durch diese Darstellung auch die nicht-muslimischen Baumeister zu neuer Ornamentik inspirierte. Dramatik: 3 Punkte Ursprung: Reconquista Spanische Inquisition Durch Ferdinand II. und Isabella I. wurde die spanische Inquisition voran getrieben und die Kultur der Mauren mit ihren Vertretern wurde immer mehr verdrängt. Die Verfolgung durch die spanische Inquisition richtete sich zwar zu 90% gegen Juden, aber die maurische Kultur war nicht nur von islam-arabischen Einflüssen, sondern auch von jüdischen Einflüssen geprägt gewesen. Ziel war es eine für alle geltende einheitliche Religion durchzusetzen. Fundamentalismus: 4 Punkte Ursprung: Reconquista Strukturalismus: 3 Punkte Ursprung: spanische Inquisition Kapitel: Gotik Verlust des jüdischen Reichtums Als Folge der spanischen Inquisition verstreute sich der jüdische Reichtum auf die Nachbarländer (insbesondere die Medici und Rom nahmen sich Ihnen an). Ausgezeichnete Persönlichkeiten des kulturellen und wissenschaftlichen Lebens mussten das Land verlassen und ihre Positionen konnten nicht durch adäquate Personen ersetzt werden. Dadurch mussten die Herrscher Spaniens nach neuen Möglichkeiten suchen, wie sie mit diesen neuen Gegebenheiten umgehen können. 111 Mystik der Kabbala Die jüdisch-maurischen kulturellen Einflüsse sollten durch die Inquisition nicht komplett Aussterben, denn die jüdische Mystik der Kabbala, die in Spanien ausgearbeitet und konkretisiert wurde, wurde nun auch in anderen Ländern verbreitet und dort von Humanisten rezipiert. Fundamentalismus: 2 Punkte Ursprung: spanische Inquisition Alhambra Edikt Während der arabischen Eroberung hatten sich die Juden mit den Arabern verbunden, nachdem sie schon damals von den Westgoten verfolgt wurden. Nachdem die letzte muslimische Hochburg Alhambra mit massiver finanzieller Unterstützung der Juden gefallen war, hofften die Juden nachdem sie nun auch unter der zuvor muslimischen Herrschaft leiden mussten, dass die neuen Verbündeten in Spanien Ihnen ihren wirtschaftlichen Wohlstand gönnten. Aber die Juden wurden stattdessen als Volk, dass „die christliche Güter mit schweren und unerträglichen Wucherzinsen auffressen und verschlingen“, angesehen. Sensualismus: 3 Punkte Ursprung: Reconquista El Dorado-Mythos Mit der Entdeckung Amerikas brachte Christoph Kolumbus das Gerücht nach Spanien, dass es in „Neuspanien“ unermesslichen Reichtum zu finden gäbe. Durch den Erfolg der Konquistadoren wurde dies kurz darauf bestätigt. Dramatik: 3 Punkte Ursprung: keiner Konquistador Allerlei abenteuerliche Konquistadoren wollten durch Eroberungen in der neuen Welt zu schnellem Reichtum kommen, nachdem die spanische Inquisition das Volk ausplünderte und sich so die Konquistadoren als Glücksritter unabhängig von der spanischen Krone machen konnten. Zu leisten war lediglich „das königliche Fünftel“. Da das wesentlich weniger fortschrittlichere Volk der Inkas und Azteken kaum Wiederstand gegenüber den Konquistadoren bildeten, konnte sich Spanien so neuen Reichtum erkämpfen, den sie in den Gold- und Silberreichen fanden. Ursprung: El-Dorado-Mythos Kapitel: Gotik Sensualismus: 4 Punkte 112 Dominikanermacht Der Reichtum durch die Eroberung Amerikas und der durch die Judenverfolgung erbeutete Reichtum der von diesen Ketzern konfisziert wurde, brachte den Inquisitoren eine große Macht, so dass ihre Kultur stilprägend sein sollte. Da es sich hier meistens um Dominikaner handelte vermischen sich die Bauformen der gotischen Klösteranlagen mit den der nun verdrängten maurisch-beeinflussten Bauformen. Sensualismus: 3 Punkte Ursprung: spanische Inquisition Kapitel: Gotik Fazit zur Gotik der Inquisition Nach der Eroberung Spaniens, sowie der Entdeckung Amerikas, fangen die Besatzer an als sensuelle Identifizierer ihre Werte und Identität über dem neuen Land durchzusetzen, indem sie die Kirche als Vorwand nehmen und dabei das eroberte Land ausbeuten. Der Anteil an Subpassionaren ist hier besonders hoch und die zeitlenkenden Geister lassen sich durch humanistische Werte der Renaissance kaum belehren. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Befürworter der Renaissance diese späte Phase der Gotik als besonders barbarisch angesehen hatten. 113 Kapitel: Gotik Analyse der Spielbarkeit 114 Renaissance Wie bereits erwähnt hatte schon zur Zeit der Spätgotik im 14. Jahrhundert Francesco Petrarca italienische Schriften verfasst, in denen er eine Rückbesinnung auf das selbst propagierte. Als Vorbild galt hier insbesondere die griechische Antike. Diese Begeisterung teilte er mit Giovanni Boccaccio und auch wenn sie zusammen bereits zu einem guten Ruf kamen, kam es erst durch eine große Verbreitung der griechischen Antike, als die Osmanen das byzantinische Reich im 15. Jahrhundert eroberten und viele byzantinische Gelehrten nach Italien flüchteten. Es hatte zwar schon vorher regen Austausch zwischen den Kulturen gegeben, aber erst jetzt war der Zeitgeist der Gebiete des ehemaligen westlichen Roms bereit eine humanistische Lehre aus dem literarischen Erbe der Griechen zu ziehen. Eine besondere Rolle für diese Entwicklung kommt hierbei der Kirche bei. Nachdem die Kirche Rom als Hauptsitz wegen dem Adel verlassen hatte, sahen sie in den frühhumanistischen Bewegungen eine Chance den Adel zu vertreiben und die in der Gotik aufkommende Mittelschicht für sich zu gewinnen. In Avignon förderten sie deswegen die Universität mit frühhumanistischen Lehren. Da die Kirche durch die Inquisitionen und Kreuzzüge schon an moralischer und ethischer Glaubhaftigkeit eingebüßt hatten, verhofften sie sich wahrscheinlich durch die neue Lehre, dass die Scholastik sich zu einer neuen verständlichen (aber frommen) Wissenschaft weiterentwickeln würde. Durch die Schwächung des römischen Adels mit dem Frühhumanisten Cola di Rienzo war der Kirche ihre Rückkehr geebnet. Allerdings folgte aus diesem Ereignis auch immer mehr die Idee einer Volkssouveränität, die sich nicht nur vom Kaisertum, sondern auch vom Papsttum unabhängig machen sollte. Als dann auch noch durch das abendländische Schisma die Autorität der Kirche in moralischen Fragen sank, war der Verbreitung eines moralischen und ethischen Denkens unter der reichen Mittelschicht keine machtvollen Grenzen mehr gesetzt. In Italien setzte nach dem Tod des spätromanischen staufischen Kaisers Friedrich II. der Zerfall seiner kaiserlichen Verwaltung ein. Friedrich II. selber war ein sehr gebildeter Mensch und hatte zu Lebzeiten ein Beamtenbildungssystem durchgesetzt, dass nun schon frühhumanistische Züge annahm und aus dieser Ministerialität sich das Patriziat entwickelte, als sich diese Minister nach Friedrich II. in Gilden zusammenschlossen, um ihre städtischen Ämter sichern zu können. Allerdings war die Einheit die er in Italien geschaffen hatte nach seinem Tod nicht aufrecht geblieben und stattdessen bekämpften sich die Anhänger des staufischen Kaisers (Ghibellinen) und die Guelfen, die meistens die Politik des Papsttums unterstützten. Der Machtkampf zwischen diesen beiden Geschlechtern sollte die Stadtpolitik der immer reicher werdenden Kaufleute in den italienischen Städten prägen. Die einzige Stadt, die sich in dieser Zeit neutral verhielt und sich aus den Machtkämpfen heraushielt, war Venedig. Da dadurch in Venedig ein besonders gut funktionierendes Rechtssystem herrschte, wurden venezianische Fürsten als sogenannte Signore eingesetzt, um den sozialen Frieden wieder herzustellen. Anders als also in den von der Gotik geprägten Ländern in dieser Zeit gab es kein Vertrauen auf den Kaiser, König oder Papst, so dass hier als erstes der Adel und insbesondere die reichen Kaufleute ein eigenes Machtsystem zur Herstellung der Ruhe und Ordnung kreierten. Gefestigt wurde diese Form umso mehr, als Heinrich VII. bei seinem Italienzug auf ortsansässige Personen zurückgreifen musste und keine eigenen Männer einsetzen konnte oder wollte. Mit der Zeit wurden einige Städte (insbesondere die Städte, die durch Kapitel: Renaissance Geschichte 115 Da die humanistischen Philosophen aber von dem Adel oder dem Papst als Mäzen finanziell abhängig waren, konnten sie ihren Mäzen mehr durch die Rhetorik beeindrucken, als durch ihre philosophischen Ideale. Dadurch verfolgten sie stets eine möglichst unparteiliche, aber beständige und geduldige Position ihrer Ideale. Somit ist es nicht verwunderlich, dass der Humanist Erasmus von Rotterdam mit dem Reformisten Martin Luther zwar dieselben humanistischen Ideale vertritt, aber in der Art der Durchsetzung erhebliche Unterschiede aufweist. Der Humanismus zu dieser Zeit war immer noch sehr geistlich geprägt und auch wenn der Mensch und sein freier Wille immer mehr in den Mittelpunkt rückt, so wird noch auf seine Natur philosophiert, die 18 Das hierbei fälschlicherweise das römische Reich und nicht das hellenistische Reich mit der Quelle von humanistischen Idealen verwechselt wird zeugt von dem Cargo-Kult dieser Vertreter. Kapitel: Renaissance den Handel florierten) immer mächtiger, so dass sie zu autonomen Regionalstaaten wurden, wie z.B. das Herzogtum Mailand, die Republik Venedig, das Königreich Neapel oder das Herzogtum Florenz. In Florenz waren auf der einen Seite keine scholastischen Traditionen geben und auf der anderen Seite herrschten hier lockere Gesprächszirkel, so dass günstige Voraussetzungen für eine humanistische Diskussionskultur gegeben war. Immer mehr wurde die Beschäftigung des Adels mit Kunst und Wissenschaft in Mode, so dass Reiche Familien wie z.B. die Medici immer mehr als Mäzen auftraten. Hier kamen zu dem frühhumanistischen Denken durch Marsilio Ficino eine Synthese zwischen Neuplatonismus und katholischem Christentum, sowie durch Giovanni Pico della Mirandola islamische Philosophien und die christliche Kabbala ins Gespräch. Meistens bezogen sich die florentinischen Humanisten jedoch auf die griechische Antike und verfolgten insbesondere in der Architektur eine Nachahmung der römischen Antike18. Den Mäzen selber ging es wahrscheinlich mehr um die Ästhetik, als um den sozialen Gedanken, der hinter dem Humanismus steckte. Diese Einstellung führte schließlich dazu, dass die anthropozentrische Weltsicht darin bestand, nach der höchsten Vollkommenheit zu streben. Somit bekam der Zentral- und Kuppelbau wie bei Bramantes Entwurf für den Petersdom eine neue Rolle, da die Kugelform und Rotationssymmetrie am Vorbild des Pantheons in Rom als diese höchste Vollkommenheit im Einklang mit Gott - oder im heutigen Verständnis: dem Universum – interpretiert wurde. Insofern wurde die Ästhetik der Antike richtig verstanden und interpretiert, allerdings unter den Mäzen, die dieses Wissen und Bewusstsein von der Antike nicht hatten, wurden die bildenden Künste im Rahmen von Technologie und Prestige behandelt. Kunst galt demnach als die Fertigkeit, eine Materie zu bearbeiten und einen Zweck zu erfüllen. Dies entspricht natürlich den handwerklichen und händlerischen Wurzeln des Patriziats, aber eben nicht den ästhetischen Vorstellungen der philosophischen Architekten. Demnach ist die Architekturtheorie der Renaissance nur eine Weiterentwicklung der Frühgotik und keine Gegenbewegung. In der Zeit der Frührenaissance und Spätgotik liegt der Unterschied wohl mehr bei den Vorlieben der Mäzen und die lag in Italien zu dieser Zeit bei der Renaissance. Wahrscheinlich wollte sich das italienische Patriziat durch die frühe Entwicklung des Bürgertums in Italien von der nördlicheren Kultur abgrenzen. Da aber hier eine neue Interpretation der Antike, nämlich dass das Vollkommene in der Klarheit, Ausgewogenheit und Ordnung zu finden ist, ist die Renaissance als Ausgangspunkt für eine Funktionalisierung der Ästhetik zu betrachten. Während also die römische Antike nur eine Adaptierung der griechischen Antike durchführte und dabei lediglich den Nutzen dieser Kunst benutzte, geht in der Renaissance eine Vermischung der Ästhetik der griechischen antiken Kunst mit dem römisch-philosophischen Erbe des Utilitarismus von Statten. 116 Kapitel: Renaissance aber zu dieser Zeit noch unangefochten als Gottes Werk betrachtet wird. Hierbei wird zwar weiterhin ein Wert auf diese Frömmigkeit gelegt, aber die Scholastik als Wissenschaft in diesem Gebiet als rhetorisch ungenügend angesehen. Parallel entwickelt sich wegen dieser Gegenbewegung die Scholastik weiter zum Rationalismus, die nicht so viel Wert auf die Rhetorik legt und die methodisch strikt nachvollziehbare Argumentation wieder in den Mittelpunkt stellt. Die ersten Ansätze des Rationalismus sollen aber erst über 100 Jahre später fruchten. Zur Zeit als in Italien noch der Humanismus blühte und der Buchdruck erfunden wurde, um die Bibel zu verbreiten, machte sich im Volk der Unmut über die Korruption der Kirche immer lauter, so dass ein guter Nährboden für die Reformation geschaffen war. Im Gegensatz zu den Humanisten vertraten jedoch die lutherischen Reformisten - nicht die calvinistischen - eine wesentlich aggressivere Durchsetzung von humanistischen Idealen, indem sie den Verfall moralischer Werte bei der Kirche und nicht bei den Menschen suchten. Beide Bewegungen sind beeinflusst von den barbarischen Kriegen des Mittelalters und der spätmittelalterlichen Frömmigkeit – Die schwarze Pest hatte ein sehr große Angst vor dem Tod und damit ein spirituelle Beschäftigung mit der eigenen Schuld in Form von Darstellungen des Totentanzes unter den Menschen geschürt - , aber suchen den Fehler an verschiedenen Ansätzen. Die Kirche sollte unter den Reformisten dermaßen verändert werden, so dass sie wieder ihre moralische und ethische Funktion unter dem Volk einnehmen konnte. In der frühen Phase beschäftigte sich die Reformation somit zunächst mit der Korruption der Kirche und brachte das Volk gegen die Kirche auf. Später fand die Reformationsbewegung besonders dadurch anklang, dass falsch überlieferte Traditionen abgeschafft wurden und Traditionen, die hilfreich für das Leben der Gläubigen waren (wie z.B. die besondere Betonung der Monogamie und die Aufwertung des Individuums in seiner persönlichen Freiheit), beibehalten wurden. Für den Adel war die Reformation eine günstige Gelegenheit sich vom Kaiser und vom Papst zu emanzipieren und da der Kaiser nicht als Zentralinstanz fungieren konnte, sondern auf die Zustimmung des Reichstages gebunden war, konnte er dies nicht verhindern. Diese Entwicklung in der das Bürgertum versucht (eigentlich schon seit der Antike) eine eigene Staatskraft zu werden und sich auch von dem Papsttum unabhängig macht - sollte dann in der Aufklärung zur Säkularisierung (Trennung von Staat und Religion) führen und fand nun in der Renaissance mit dem Patriziat ihren Wendepunkt. Während also Machtinhaber des Staates und der Religion immer mehr geschwächt wurden und sich gegenseitig bekämpften, findet eine Vereinigung von weltlichem und geistlichem Bewusstsein immer mehr unter dem Volk statt. Durch das für die Renaissance typische anthropozentrische Weltbild erhielten die weltlichen Patrizier durch die deutsche Mystik einen Zugang zu einem mystischen Bewusstsein, der zuvor nur dem Klerus vorbehalten war und nun durch die theologischen Diskurse u.a. von Meister Eckhart im heiligen römischen Reich deutscher Nationen eine breite Masse erreichte, da sie nun auch in mittelhochdeutscher Sprache zur Verfügung standen. Im heiligen römischen Reich deutscher Nationen spielten die Vorbilder der Antike jedoch nicht so eine große philosophische Rolle für die Humanisten, wie bei ihren italienischen Vertretern, und so wurde die ordnende Strenge etwas aufgelöst. Für die Auftraggeber wurde zwar der Stil imitiert – die Fürsten wollten auch in der neuen Mode bleiben, nachdem die Gotik nichtmehr als modern angesehen wurde -, aber es wurden neue Stilelemente und Ornamente hinzuerfunden. Nachdem die Bauherren also eine spirituelle Aufladung durch die deutsche Mystik erhielten, wurde auch in der Baukunst Wert auf mystifizierte – oder vielmehr mystifizierende - Symbolik gelegt. Durch die Reformationsbewegung findet die mystische Bewegung in der Spätrenaissance bzw. Übergangsphase zum Barock wenig Anklang, da die deutsche Mystik anfängt pantheistische Züge anzunehmen, die damals als Ketzerei verurteilt wurde und somit auch von den religiösen Fanatikern verurteilt 117 Abgesehen von den Hugenottenkriegen (Vom Zeitgeist her vergleichbar mit dem 30jährigen Krieg) gab es in der Zeit der Renaissance in Frankreich schon die ersten Bestrebungen den höfischen Absolutismus, der aber erst im Zeitalter des Barocks unter der Herrschaft des Sonnenkönigs in Versailles seinen Höhepunkt erreicht. Hier erreicht der Barock jedoch nur eine sehr strenge Ausprägung, so dass man sogar in mancher Literatur von „klassizistischem Barock“ redet. Erste Tendenzen, wie hier das Gemüt sich schon von den italienisch-humanistischen Vorbildern der Frührenaissance entfernt erkennt man am Manierismus. Während der 19 Wahrscheinlich hat die deutsche Mystik 100-200 Jahre später nicht nur die Romantiker, sondern auch die Transzendentalisten inspiriert und war somit Ausgangspunkt für den deutschen Idealismus und den Existentialismus. 20 Es wird überliefert, dass Karl V. aber eine sehr emotionale Persönlichkeit besaß, so dass man auch eine Hingabe zur deutschen Mystik vermuten könnte. Kapitel: Renaissance wurde – insbesondere da durch die deutsche Mystik konfessionelle Grenzen hinfällig waren und diese für den religiösen Kampf aber von großer Bedeutung waren19. Karl V. hatte auf Grund seines Begehrens den Frieden in Europa herzustellen mit Frankreich und den Osmanen zu kämpfen und so konnte sich die Reformationsbewegung relativ ungehemmt verbreiten. Das heißt aber nicht, dass das Gefühl der Menschen sich sofort änderte und so kann man sagen, dass bis zum 30jährigen Krieg die Mentalität der reicheren Leute wenig von den Reformisten beeinflusst wurde – zumal die Reformationsbewegung eine Bewegung der eher ärmeren Bevölkerung war und von der reicheren Bevölkerung eher für ihre eigenen Ziele benutzt wurden. Im Gegensatz zu den Ständen benutzte Karl V. die Kunst als Propagandazweck oder Machtdarstellung20, wodurch auch deutlich wird, dass er trotz der Einbeziehung seiner Vasallen stets eine Herstellung der Monarchie im Sinn hatte. Das 1520 dabei ein allgemeines deutsches Bewusstsein gefördert wurde ist an den Strukturen des habsburgischen Hofes zu sehen, da Karl V. hier versuchte seine Herrschaft nicht über eine Zentralisation, sondern über eine Koordination auszuüben. Hierfür suchte er eine Vereinheitlichung des Bewusstseins seiner Vasallen, indem er das Strafrecht vereinheitlichte, die Reichsstände an der Politik im Reichstag teilhaben ließ (ähnlich wie das Parlament in England) und eine moderne Reformation der Kirche verfolgte – somit war er zunächst von den humanistischen Intentionen Luthers die Kirche zu reformieren angetan. Im Reichstag zu Worms machte er aber dann doch seine Treue gegenüber der römischen Kirche klar. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Karl V. eine friedliche und allmähliche Reformation der Kirche wie die Humanisten verfolgte – zumal er damit dem Volk mehr Frieden hätte bringen können. Die Reformation in Form einer Revolution war allerdings nicht mehr aufzuhalten- zumal der Kaiser über die Amtszeit in der Religionsfrage keinen Durchbruch oder eine Einigung erzielen konnte, bis erst 1555 sein Sohn Ferdinand im Augsburger Religionsfrieden den Reichsständen die freie Religionswahl zugestand. Für 60 Jahre sollte nun der Religionskonflikt relativ friedlich ausgetragen werden, jedoch schlossen sich bis zum 30 jährigen Krieg hin die Lager immer dichter zusammen und grenzten sich somit vom anderen Lager ab. Zudem kamen Hegemonieansprüche in Deutschland durch die habsburgischen Mächte und den damit einhergehenden dynastischen Interessenkonflikten mit Frankreich, den Niederlanden, Dänemark und Schweden hinzu. Die Schrecken des Krieges sollten nun auch Auswirkungen auf das Gemüt des deutschen Volkes ausüben und ließ die Menschen an ihrer inneren Souveränität zweifeln, zugunsten einer religiösen Konfessionalisierung. Dies war nun für mindestens 100 Jahre das endgültige Ende einer mystisch-inspirierten Renaissance und wich nun einem materialistischen frühbarocken Stil, der durch einen Neuaufbau nach dem Krieg begünstigt wurde. 118 21 Wahrscheinlich ist auch heute noch die Motivation auf der Suche nach einem Universalheilmittel der Ansporn vieler medizinischer oder chemischer Wissenschaftler. Und wahrscheinlich sehen auch viele Künstler in ihren Werken eine Transmutation ihrer Psyche oder der Psyche des Betrachters, die aber nicht unbedingt wie bei den Alchemisten durch Zerstückelung, Verbrennung und sonstigen Leiden. 22 Hier sieht man eventuell auch die Unterschiedliche Interpretation oder Auffassung der Ritterlichkeit in Frankreich und im heiligen römischen Reich: die französische Schicklichkeit auf der einen Seite und die deutsche mystische Sagengestalt auf der anderen Seite. Kapitel: Renaissance Humanismus noch die zahlreichen Gräueltaten der Menschen aufzeigt und versucht die Schönheit der Natur durch die Kunst zu verherrlichen und somit den Menschen zu seiner „guten Natur“ zurück zu führen, beginnt man nun langsam (und insbesondere auch propagiert durch die Reformation) daran zu zweifeln, ob die Natur des Menschen wirklich gut sei. Stattdessen müsse die menschliche Natur durch die Kunst überwunden werden. In Kreisen in denen man sich die teure Anfertigung von Kunstwerken leisten konnte, sah man – wahrscheinlich auch begünstigt durch die Aufwertung des anthropozentrischen Weltbilds im Humanismus – sich selbst als Erlesener, der nun durch die Kunst zu etwas Besserem gebildet werden kann, ganz im Gegensatz zu dem gemeinen Volk, dass sich diese Kunst erst gar nicht leisten konnte. Die allegorischen und enigmatischen Darstellungen des Manierismus, sollten zu einer gesuchten, gezierten, kapriziösen und spannungsgeladenen Manier führen, die nur von diesen aristokratischen Kennern verstanden werden sollte. Somit werden Stilelemente der Renaissance zaghaft aufgelöst, aber erreichen selbst im Barock noch eine (im Vergleich zu den anderen Ländern) nicht ausufernde Pracht. Erste Bücher über die Alchemie wurden veröffentlicht. Hierbei sollte man insbesondere beachten, dass die Experimente von Transmutation der Elemente dem Alchimist auch zu einer Transmutation der Psyche und somit zu einer göttlichen Existenz verhelfen sollten. Dies wird wahrscheinlich definitiv auch die Künstler des Manierismus beeinflusst haben, die einen ähnlichen Sinn in diesem Materialismus sahen21. Genauso wie in Italien, spielte auch die Gesprächskultur innerhalb der Aristokratie zu diesem Weltbild bei. Es ist so nicht verwunderlich, dass sich nun aus den Musenhöfen des Kaisers Friedrich II. immer mehr literarische Salons entwickelten und zu der Verbreitung von Stilen beitrugen, aber auch die Diskussion anregte. Für die Durchsetzung des Absolutismus war diese Entwicklung besonders wichtig, da die Aristokratie durch diese neue Geselligkeitskultur ihren Weg von der ländlichen Herrschaftsdomäne in den Bannkreis des Königs fand. Durch die daher entstehenden moralischen Überzeugungen (Preziösität) von Anstand, Bildung, Schicklichkeit, Hemmungen und Gemütsbewegung fand eine zunehmende Verweltlichung der christlichen Mystik – und somit Zuwendung zur o.g. Alchemie - statt, die in Frankreich wahrscheinlich schon früher stattfand, als im heiligen römischen Reich deutscher Nationen22, die erst nach dem 30-jährigen Krieg vollends den Glauben an die christliche Mystik verlor. Diese Distinktion ist eine wichtige Rolle für den Adel in dieser Zeit gewesen, um sich vom aufstrebenden (in den Augen des Adels vermeintlich nachahmenden) Bürgertum abzugrenzen. Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass die Vorstellungen der Aristokratie als Bauherr eine andere gewesen ist, die besonders im Manierismus und im klassizistischem Barock – im heiligen römischen Reich deutscher Nationen, Baltikum und Skandinavien auch im Knorpelstil - seine besondere Ausprägung erhält. Dieses System führte schließlich dazu, dass sich die Aristokratie hoch verschuldete, um sich das „standesgemäße“ Leben am königlichen Hof leisten konnte und somit in finanzieller Abhängigkeit zum König geriet. Es ist somit nicht verwunderlich, dass dieses dekadente Leben früher oder später zur völligen Verarmung der Aristokratie führen musste und somit dem aufstrebenden Bürgertum die Macht der Aristokratie übertrug. 119 Die weltliche Bewusstseinswerdung der Menschen wird in der Renaissance darin deutlich, dass eine am Markt orientierte frühkapitalistische Wirtschaftsstruktur entstand. Durch den Buchdruck entstand eine Industrie um das Verlagswesen und bildete fortan immer mehr die Informationsverbreitung, sowie Bank-, Kredit- und Versicherungsunternehmen machten sich von der Religion unabhängig. Diese Aufgaben waren zuvor im Feudalismus vom Klerus oder Kaiser übernommen worden und entwickelte sich nun zu einer bürgerlichen Aufgabe, die sehr gut zu dem anthropozentrischen Weltbild der Renaissance passte. Allerdings gab es auch Verlierer unter dieser aufkommenden Bürgergesellschaft. Das frühkapitalistische System hatte eine Aufwertung des sekundär- und nun hinzukommenden tertiär-Sektors zur Folge, so dass der Wertabstand zu den Waren aus dem Primärsektor immer größer wurde. Schwierig wurde das allerdings erst, als es in der sogenannten Preisrevolution zu einer Inflation infolge des Zuflusses von Edelmetallen aus Neuspanien und den erhöhten Silberfördermengen der süddeutschen Saigerhüttenindustrie kam. Zudem kam, dass sich dieser Wandel der reichen Unternehmerdynastien, weg von der Feudalgesellschaft und hin zu einem Patronagesystem zunächst nur in den Städten bildete, während auf den ländlichen Regionen noch das Lehnswesen vorherrschte. Schließlich kam es wegen diesen beiden Faktoren zu großen Bauernaufständen, die nun nichtmehr bereit waren die überhöhten Abgaben bei diesen wenigen monetären Erträgen zu leisten. Sie wollten eine Rückkehr zu den altüberlieferten Rechten und ein menschenwürdiges und gottesfürchtiges Leben führen. Einen Lichtblick auf diese Forderungen sahen sie in der Reformationsbewegung, so dass durch die Reformationsbewegung der Konflikt erst richtig ausbrach. Zwar ging der deutsche Bauernkrieg aufgrund der strategisch-militärischen Unterlegenheit zu Lasten der Bauern und ihre Forderungen wurden erst 300 Jahre später in der Märzrevolution durchgesetzt, aber auf Grund der Zerstörungswut, die hunderte von Burgen und Klöster zerstörte, war das Patriziat nachdrücklich verängstigt. Auch wenn sich die Bauernkriege in Ungarn, England, der Schweiz und insbesondere in Süddeutschland ausbreiteten, waren die Folgen auf die Architektur durch diese Ereignisse besonders in den Nachbargebieten deutlich. In den Gebieten der Aufstände selber war das Volk durch den Niederschlag demoralisiert worden, aber der Schrei nach einem menschenwürdigem und gottesfürchtigem Leben erreichte durch die Reformation auch andere Gebiete, in denen diese Rebellion mehr im Herzen weitergetragen wurde. Andrea Palladio wirkte kurze Zeit später in Oberitalien in dem er für die Patrizier Landvillen entwarf. Das Klima in der Stadt war auf Grund der Machtkämpfe ungemütlich geworden und somit das Land sicherer geworden, zumal hier der Feudalismus in dieser Zeit nicht ganz so grausam war, wie in den nördlicheren Regionen. Natürlich war auch hier die Vollkommenheit im Mittelpunkt wie auch in der restlichen italienischen Renaissance im Vordergrund. Hinzu kamen aber die Bedürfnisse nach Ruhe und Naturverbundenheit der Mäzen von Palladio, so dass sich dieser ländliche Stil drastisch von dem städtischen Stil der Prachtbauten unterschied. So ist es nicht verwunderlich das hier besonders die klassizistischen Motive Palladios Anklang fanden und als ein Ideal des ländlichen rustikalen Lebens entweder direkt die Bauformen der Protestanten beeinflusst hat, als diese die Renaissance adaptierten, oder einfach nur das Denken verwandt ist und so zu ähnlichen Motiven führte. Quasi als indirekter Palladianismus, beeinflussten diese klassizistischen Motive die Kapitel: Renaissance Insbesondere begünstigt durch die Diskussionen von Intellektuellen in den Salons ging im Spätbarock dann der höfische Absolutismus fließend in einen aufgeklärten Absolutismus über. 120 Kapitel: Renaissance protestantischen Länder. Als die Renaissance die Niederlande erreichte, waren die Lehren Palladios auf jeden Fall schon bekannt gewesen. Dies war zu dieser Zeit religiös geprägt durch die Calvinisten, die sich insbesondere durch ihren Fleiß- und Arbeitseifer, sowie der Betonung von der Unabhängigkeit vom Staat, von den anderen protestantischen Bewegungen unterschied. Und tatsächlich findet man, während im Manierismus und Barock das Bürgertum in den anderen Ländern dekadente Ausmaße annimmt, in den Niederlanden ein fleißiges und ethisches Bürgertum vor. Durch den Reichtum aus den Kolonien gelangt Niederlande für eine kurze Zeit zur Weltmacht (Goldene Ära Niederlandens). Das Bürgertum war hier noch unabhängiger von einem Kaiser oder Papst, als es die Patrizier in den Nachbarländern waren, so dass die bürgerlichen Werte der Renaissance hier eine neue nachträgliche Blüte erreichte. Dank der Kaufkraft konnten die niederländischen Kaufleute an ihren Gebäuden ihren Status zur Schau stellen. Um sich hierbei von dem inzwischen in den Nachbarländern vorherrschenden Manierismus und Barock abzugrenzen, aber auch dem vorher beschriebenen Ideologien des Calvinismus gerecht zu werden, wurden die frühklassizistischen Motive der Renaissance von strenger Ordnung wieder aufgegriffen und eine noch klassizistischere Richtung weiterentwickelt. Immer mehr sollte dieses calvinistisch-mythische Bewusstsein des Arbeitsethos aber einem logischen Denken der Naturwissenschaften weichen, dass auf Grund der voranschreitenden Durchsetzung der Empirik als moderne Wissenschaft eine materialistische Argumentation forderte, so dass die Schriften Palladios - die nun durch den Buchdruck sicherlich dem calvinistischem Bürgertum vorlag – eine neue Interpretation bekam und die mystische Ästhetik der Antike noch weiter in den Hintergrund trat. Calvinistische Puritaner verbreiteten dann diesen Stil in England und durch die Kolonisierung Amerikas durch calvinistische Niederländer und puritanische Engländer verbreitete sich der Stil auch in Amerika. 121 122 Kapitel: Renaissance Humanistische Renaissance Byzantinische Gelehrte Als Vorbild für die italienischen Humanisten galt insbesondere die griechische Antike. Erst durch eine große Verbreitung der griechischen Antike, als die Osmanen das byzantinische Reich im 15. Jahrhundert eroberten und viele byzantinische Gelehrten nach Italien flüchteten, konnte aber auf dieses Wissen zurückgegriffen werden. Es hatte zwar schon vorher regen Austausch zwischen den Kulturen gegeben, aber erst jetzt war der Zeitgeist der Gebiete des ehemaligen westlichen Roms bereit eine humanistische Lehre aus dem literarischen Erbe der Griechen zu ziehen und die Anzahl der byzantinischen Gelehrten war wesentlich höher als zuvor. Pragmatismus: 3 Punkte Ursprung: Osmanische Eroberung, Frühhumanismus Avignon Nachdem die Kirche Rom als Hauptsitz wegen dem Adel verlassen hatte, sahen sie in den frühhumanistischen Bewegungen eine Chance den Adel zu vertreiben und die in der Gotik aufkommende Mittelschicht für sich zu gewinnen. In Avignon förderten sie deswegen die Universität mit frühhumanistischen Lehren. Da die Kirche durch die Inquisitionen und Kreuzzüge schon an moralischer und ethischer Glaubhaftigkeit eingebüßt hatten, verhofften sie sich wahrscheinlich durch die neue Lehre, dass die Scholastik sich zu einer neuen verständlichen (aber frommen) Wissenschaft weiterentwickeln würde mit der sie das aufsteigende Bürgertum für sich gewinnen konnten. Strukturalismus: 2 Punkte Ursprung: Frühhumanismus Cola di Rienzo Durch die frühhumanistischen Verbreitungen des Cola di Rienzo erreichte er für kurze Zeit durch den Rückhalt im Bürgertum für kurze Zeit die Macht über Rom und konnte dadurch den Adel genug Schwächen. Obwohl er dann schon bald diktatorische Anmaßungen annahm und wieder gestürzt wurde, folgte aus diesem Ereignis immer mehr die Idee einer Volkssouveränität, die sich nicht nur vom Kaisertum, sondern auch vom Papsttum unabhängig machen wollte. Dramatik: 4 Punkte Kapitel: Renaissance Ursprung: Avignon 123 Patriziat In Italien setzte nach dem Tod des spätromanischen staufischen Kaisers Friedrich II. der Zerfall seiner kaiserlichen Verwaltung ein. Friedrich II. selber war ein sehr gebildeter Mensch und hatte zu Lebzeiten ein Beamtenbildungssystem durchgesetzt, dass nun schon frühhumanistische Züge annahm und aus dieser Ministerialität sich das Patriziat entwickelte. Diese Minister suchten nun nach Möglichkeiten mit der Situation nach Friedrich II. umzugehen und mussten sich in Gilden zusammenschließen, um ihre städtischen Ämter sichern zu können. Strukturalismus: 2 Punkte Ursprung: Ministerialität Ghibellinen und Guelfen Die Einheit die Friedrich II. in Italien geschaffen hatte war nach seinem Tod nicht aufrecht geblieben und stattdessen bekämpften sich die Anhänger des staufischen Kaisers (Ghibellinen) mit den Guelfen, die meistens die Politik des Papsttums unterstützten. Der Machtkampf zwischen diesen beiden Geschlechtern sollte die Stadtpolitik der immer reicher werdenden Kaufleute in den italienischen Städten prägen. Ideationalismus: 2 Punkte Ursprung: Ministerialität Signore Die einzige Stadt, die sich in der Zeit nach Friedrich II. neutral verhielt und sich aus den Machtkämpfen heraushielt, war Venedig. Da dadurch in Venedig ein besonders gut funktionierendes Rechtssystem herrschte, wurden Fürsten aus Venedig als sogenannte Signore eingesetzt, um den sozialen Frieden wieder herzustellen. Anders als also in den von der Gotik geprägten Ländern in dieser Zeit gab es kein Vertrauen auf den Kaiser, König oder Papst, so dass hier als erstes der Adel und insbesondere die reichen Kaufleute ein eigenes Machtsystem zur Herstellung der Ruhe und Ordnung organisierten. Strukturalismus: 2 Punkte Autonome Regionalstaaten Gefestigt wurde die Herrschaftsform der Signore umso mehr, als Heinrich VII. bei seinem Italienzug auf ortsansässige Personen zurückgreifen musste und keine eigenen Männer einsetzen konnte oder wollte. Mit der Zeit wurden einige Städte (insbesondere die Städte, die durch den Handel florierten) immer mächtiger, so dass sie zu autonomen Regionalstaaten wurden, wie z.B. das Herzogtum Mailand, die Republik Venedig, das Königreich Neapel oder das Herzogtum Florenz. Ideationalismus: 3 Punkte Ursprung: Signore Kapitel: Renaissance Ursprung: Ghibellinen und Guelfen 124 Lockere Gesprächszirkel In Florenz waren auf der einen Seite keine scholastischen Traditionen geben und auf der anderen Seite herrschten hier lockere Gesprächszirkel, so dass günstige Voraussetzungen für eine humanistische Diskussionskultur gegeben waren. Immer mehr kam die Beschäftigung des Adels mit Kunst und Wissenschaft in Mode. Meistens bezogen sich die florentinischen Humanisten jedoch auf die griechische Antike und verfolgten insbesondere in der Architektur eine Nachahmung der römischen Antike. Dramatik: 4 Punkte Ursprung: Avignon und Patriziat Humanismus Da die humanistischen Philosophen von dem Adel oder dem Papst als Mäzen finanziell abhängig waren, konnten Sie ihren Mäzen mehr durch die Rhetorik beeindrucken, als durch ihre philosophischen Ideale. Dadurch verfolgten die Humanisten stets eine möglichst unparteiliche, aber beständige und geduldige Position ihrer Ideale, da sie die Verbindung zu ihrem Umfeld nicht verlieren wollten. Pragmatismus: 4 Punkte Ursprung: Avignon und byzantinische Gelehrte Mäzen Den Mäzen ging es wahrscheinlich mehr um die Ästhetik, als um den sozialen Gedanken, der hinter dem Humanismus steckte. Diese Einstellung führte schließlich dazu, dass die anthropozentrische Weltsicht darin bestand, nach der höchsten Vollkommenheit zu streben und durch die Diskussionskultur unter den Mäzen wurde diese Einstellung schnell verbreitet. Dramatik: 3 Punkte Ästhetik der Antike Unter den Mäzen, die das Wissen und Bewusstsein von der Antike nicht hatten, wurden die bildenden Künste im Rahmen von Technologie und Prestige behandelt. Kunst galt demnach als die Fertigkeit, eine Materie zu bearbeiten und einen Zweck zu erfüllen. Dies entspricht natürlich den handwerklichen und händlerischen Wurzeln des Patriziats, aber eben nicht den ästhetischen Vorstellungen der philosophischen humanistischen Architekten. Demnach ist die Architekturtheorie der Renaissance nur eine Weiterentwicklung der Frühgotik und keine Gegenbewegung. Wahrscheinlich wollte sich das italienische Patriziat durch die frühe Machtentwicklung des Bürgertums in Italien von der nördlicheren Kultur des gotischen Bürgertums abgrenzen. Sensualismus: 3 Punkte Ursprung: lockere Gesprächszirkel Kapitel: Renaissance Ursprung: lockere Gesprächszirkel 125 Utilitarismus Da eine neue Interpretation der Antike, nämlich dass das Vollkommene in der Klarheit, Ausgewogenheit und Ordnung zu finden ist, ist die Renaissance als Ausgangspunkt für eine Funktionalisierung der Ästhetik zu betrachten. Während also die römische Antike nur eine Adaptierung der griechischen Antike durchführte und dabei lediglich den Nutzen dieser Kunst für ihre Machenschaften instrumentalisierte, geht in der Renaissance eine Vermischung der Ästhetik der griechischen antiken Kunst mit dem römisch-philosophischen Erbe dieses Utilitarismus von statten. Sensualismus: 3 Punkte Ursprung: Ästhetik der Antike Rationalismus Der Humanismus zu dieser Zeit war immer noch sehr geistlich geprägt und auch wenn der Mensch und sein freier Wille immer mehr in den Mittelpunkt rückt, so wird noch auf seine Natur philosophiert, die aber zu dieser Zeit noch unangefochten als Gottes Werk betrachtet wird. Hierbei wird zwar weiterhin ein Wert auf diese Frömmigkeit gelegt, aber die Scholastik als Wissenschaft in diesem Gebiet als rhetorisch ungenügend angesehen. Parallel entwickelt sich wegen dieser Gegenbewegung die Scholastik weiter zum Rationalismus, die nicht so viel Wert auf die Rhetorik legt und die methodisch strikt nachvollziehbare Argumentation wieder in den Mittelpunkt untersucht. Die ersten Ansätze des Rationalismus sollen aber erst über 100 Jahre später fruchten. Strukturalismus: 3 Punkte Kapitel: Renaissance Ursprung: Scholastik 126 Kapitel: Renaissance Fazit zur humanistischen Renaissance Während sich zunächst begünstigt durch das Papsttum der Frühhumanismus entwickeln konnte, findet dann der Humanismus durch die lockere Gesprächsstruktur durch dramatische Ausarbeiter einen großen Anklang unter dem aufstrebenden Bürgertum in Italien. Dieses aufstrebende Bürgertum stellt sich dann aber größtenteils als Subpassionare in Form von sensualen Identifizierer heraus, die die Ideale des Humanismus insofern benutzen, in dem sie den Gedanken der Volkssouveränität benutzen um sich vom Kaiser und vom Papst unabhängig zu machen, aber die sonstigen Ideale des Humanismus nicht weiter tragen oder verinnerlichten und so schließlich auch die humanistische Renaissance zur Mode verkommt. 127 Mystische Renaissance Buchdruck Die Erfindung des Buchdrucks ermöglichte eine viel schnellere Informationsverbreitung, als es zuvor je möglich gewesen wäre. Ursprünglich sollte sie dazu dienen dem Volk einen besseren Zugang zur Bibel zu ermöglichen, aber wurde dann schnell auch von den Reformisten benutzt, um ihre Theorien zu verbreiten. Fundamentalismus: 2 Punkte Ursprung: unbekannt Lutherische Reformation Zurzeit als in Italien noch der Humanismus blühte, machte sich im Volk der Unmut über die Korruption der Kirche immer lauter, so dass ein guter Nährboden für die Reformation geschaffen war. Im Gegensatz zu den Humanisten vertraten jedoch die lutherischen Reformisten - nicht die calvinistischen - eine wesentlich aggressivere Durchsetzung von humanistischen Idealen, indem sie den Verfall moralischer Werte bei der Kirche und nicht (wie die Humanisten) bei den Menschen suchten. Die Kirche sollte unter den Reformisten dermaßen verändert werden, so dass sie wieder ihre moralische und ethische Funktion unter dem Volk einnehmen konnte. In der frühen Phase beschäftigte sich die Reformation somit zunächst mit der Korruption der Kirche und brachte das Volk gegen die Kirche auf. Sensualismus: 5 Punkte Ursprung: Humanismus Spätmittelalterliche Frömmigkeit Die schwarze Pest hatte ein sehr große Angst vor dem Tod und damit eine spirituelle Beschäftigung mit der eigenen Schuld in Form von Darstellungen des Totentanzes unter den Menschen geschürt. Ideationalismus: 3 Punkte reformierte Traditionen Später fand die Reformationsbewegung besonders dadurch Anklang, dass „falsch“ überlieferte Traditionen abgeschafft wurden und Traditionen, die hilfreich für das Leben der Gläubigen waren (wie z.B. die besondere Betonung der Monogamie und die Aufwertung des Individuums in seiner persönlichen Freiheit), beibehalten wurden. Pragmatismus: 2 Punkte Ursprung: lutherische Reformation Kapitel: Renaissance Ursprung: schwarze Pest 128 Säkularisierung Für den Adel war die Reformation eine günstige Gelegenheit sich vom Kaiser und vom Papst zu emanzipieren und da der Kaiser nicht als Zentralinstanz fungieren konnte, sondern auf die Zustimmung des Reichstages gebunden war, konnte er dies nicht verhindern. Diese Entwicklung in der das Bürgertum versucht (eigentlich schon seit der Antike) eine eigene Staatskraft zu werden und sich auch von dem Papsttum unabhängig macht - sollte dann später in der Aufklärung zur Säkularisierung (Trennung von Staat und Religion) führen und fand nun in der Renaissance mit dem Patriziat ihren Wendepunkt. Ideationalismus: 4 Punkte Ursprung: Patriziat Deutsche Mystik Indem durch das für die Renaissance typische anthropozentrische Weltbild die weltlichen Patrizier durch die deutsche Mystik einen Zugang zu einem mystischen Bewusstsein bekamen, findet eine Vereinigung von weltlichem und geistlichem Bewusstsein immer mehr unter dem Volk statt. Dieses war zuvor nur dem Klerus vorbehalten und erreichte nun durch die theologischen Diskurse u.a. von Meister Eckhart im heiligen römischen Reich deutscher Nationen eine breite Masse, da theologische Schriften nun auch in mittelhochdeutscher Sprache zur Verfügung standen. Dramatik: 5 Punkte Ursprung: spätmittelalterliche Frömmigkeit Pantheismus Durch die Reformationsbewegung findet die mystische Bewegung in der Spätrenaissance bzw. Übergangsphase zum Barock wenig Anklang, da die deutsche Mystik anfängt Pantheistische Züge anzunehmen, die damals als Ketzerei verurteilt wurde und somit auch von den religiösen Fanatikern verurteilt wurde – insbesondere da durch die deutsche Mystik konfessionelle Grenzen hinfällig waren und diese für den religiösen Kampf aber von großer Bedeutung waren. Sensualismus: 2 Punkte Karl V. Karl V. versuchte den Frieden in Europa herzustellen und sah in der Bekämpfung der Osmanen und der Einigung mit Frankreich dafür das Hauptaugenmerk, dass zu untersuchen und auszuarbeiten galt. Dabei vernachlässigte er trotz seiner humanistischen Bildung durch Erasmus von Rotterdam jedoch Themen, die das Volk direkt beeinflussten, wie z.B. die Reformationsbewegung. Strukturalismus: 2 Punkte Ursprung: Humanismus Kapitel: Renaissance Ursprung: deutsche Mystik 129 Deutsches Bewusstsein Z Beginn der Renaissance war in Deutschland die Reformationsbewegung zurzeit Karl V. im Vormarsch. Das heißt aber nicht, dass das Gefühl der Menschen sich sofort änderte und so kann man sagen, dass bis zum 30jährigen Krieg die Mentalität der reicheren Leute wenig von den Reformisten beeinflusst wurde – zumal die Reformationsbewegung eine Bewegung der eher ärmeren Bevölkerung war und von der reicheren Bevölkerung eher für ihre eigenen Ziele benutzt wurden. Unter den reicheren Bürgern verbreitete sich eine ganz eigenständige Auffassung, ähnlich wie bei den italienischen Humanisten. Dramatik: 3 Punkte Ursprung: Karl V. Augsburger Religionsfrieden Die Reformation in Form einer Revolution war nicht mehr aufzuhalten, insbesondere da der Kaiser über die Amtszeit in der Religionsfrage keinen Durchbruch oder eine Einigung erzielen konnte, bis 1555 sein Sohn Ferdinand im Augsburger Religionsfrieden den Reichsständen die freie Religionswahl zugestand. Dadurch waren neue Arrangements etabliert, die zunächst tatsächlich für Frieden sorgten. Strukturalismus: 2 Punkte Ursprung: Karl V. und lutherische Reformation 30-jähriger Krieg Bis zum 30 jährigen Krieg schlossen sich die beiden konfessionellen Lager immer dichter zusammen und grenzten sich somit vom anderen Lager ab. Zudem kamen Hegemonieansprüche in Deutschland von den habsburgischen Mächten und den dynastischen Interessenkonflikten mit Frankreich, den Niederlanden, Dänemark und Schweden hinzu. Die Schrecken des Krieges sollten nun auch Auswirkungen auf das Gemüt des deutschen Volkes ausüben und ließ die Menschen an ihrer inneren Souveränität zweifeln, zugunsten einer religiösen Konfessionalisierung. Sensualismus: 3 Punkte Kapitel: Renaissance Ursprung: Augsburger Religionsfrieden 130 Fazit zur mystischen Renaissance Nördlich von Italien im heiligen römischen Reich gibt es auch hier Tendenzen innerhalb des Bürgertums sich unabhängig zu machen. In Form von dramatischen Ausarbeitern erhält hier die christliche Mystik mehr Anklang als der Humanismus – zumal durch die Reformation der Humanismus einen fanatischen Beigeschmack bekommt. Kapitel: Renaissance Durch den 30-jährigen Krieg erhält diese spirituelle Entwicklung jedoch einen großen Einschnitt, so dass konfessionelle anstelle von religiösen Überzeugungen wieder an die Macht gelangen. 131 Klassizistischer Barock Manierismus Während der Humanismus noch die zahlreichen Gräueltaten der Menschen aufzeigt und versucht die Schönheit der Natur durch die Kunst zu verherrlichen und somit den Menschen zu seiner „guten Natur“ zurückführen möchte, beginnt man nun langsam (und insbesondere auch propagiert durch die Reformation) daran zu zweifeln, ob die Natur des Menschen wirklich gut sei. Stattdessen müsse die menschliche Natur durch die Kunst überwunden wäre. In Kreisen in denen man sich die teure Anfertigung von Kunstwerken leisten konnte, sah man – wahrscheinlich auch begünstigt durch die Aufwertung des anthropozentrischen Weltbilds im Humanismus – sich selbst als Erlesener, der nun durch die Kunst zu etwas Besserem gebildet werden kann, ganz im Gegensatz zu dem gemeinen Volk, dass sich diese Kunst erst gar nicht leisten konnte. Ideationalismus: 3 Punkte Ursprung: Humanismus Alchemie Erste Bücher über die Alchemie wurden veröffentlicht. Hierbei sollte man insbesondere beachten, dass die Experimente von Transmutation der Elemente dem Alchimisten auch zu einer Transmutation der Psyche zu einer göttlichen Existenz verhelfen solle. Dies wird wahrscheinlich definitiv auch die Künstler des Manierismus beeinflusst haben, die einen ähnlichen Sinn in diesem Materialismus sahen und sich damit identifizieren konnten. Ideationalismus: 2 Punkte Ursprung: Laienbewegungen Literarische Salons Genauso wie in Italien, spielte auch die Gesprächskultur innerhalb der Aristokratie eine wichtige Rolle. Aus den Musenhöfen des Kaisers Friedrich II. entwickelten sich so immer mehr literarische Salons, die zu der Verbreitung von Stilen beitrugen, aber auch die Diskussion anregte. Für die Durchsetzung des Absolutismus war diese Entwicklung besonders wichtig, da die Aristokratie durch diese neue Geselligkeitskultur ihren Weg von der ländlichen Herrschaftsdomäne systematisch in den Bannkreis des Königs fand. Strukturalismus: 4 Punkte Kapitel: Renaissance Ursprung: Friedrich II. 132 Preziösität Durch eine moralische Überzeugung von Anstand, Bildung, Schicklichkeit, Hemmungen und Gemütsbewegung fand eine zunehmende Verweltlichung der christlichen Mystik statt. Dieser Wandel fand in Frankreich wahrscheinlich schon früher statt, als im heiligen römischen Reich deutscher Nationen, die erst nach dem 30-jährigen Krieg vollends den Glauben an die christliche Mystik verlor. Ideationalität: 3 Punkte Ursprung: literarische Salons Distinktion des Adels Die Distinktion ist eine wichtige Rolle für den Adel gewesen, um sich vom aufstrebenden (den Adel vermeintlich nachahmenden) Bürgertum abzugrenzen. Dieses System führte schließlich dazu, dass sich die Aristokratie hoch verschuldete, um sich das „standesgemäße“ Leben am königlichen Hof leisten zu können und somit in finanzieller Abhängigkeit zum König geriet. Ideationalität: 4 Punkte Ursprung: literarische Salons Sonnenkönig Abgesehen von den Hugenottenkriegen (Vom Zeitgeist her vergleichbar mit dem 30jährigen Krieg) gab es in der Zeit der Renaissance in Frankreich schon die ersten Bestrebungen den höfischen Absolutismus einzurichten, der aber erst im Zeitalter des Barocks unter der Herrschaft des Sonnenkönigs in Versailles seinen Höhepunkt erreichte. Durch dieses zentralistische System schaffte er eine Ordnung innerhalb des Adels, der somit eine praktische Regulierung des Staates mit sich zog. Strukturalismus: 3 Punkte Kapitel: Renaissance Ursprung: Manierismus 133 Kapitel: Renaissance Fazit zum klassizistischen Barock Frankreich war zur Zeit der Renaissance das einzige Land gewesen, dass sich die Bestrebungen von Bürgertum und Adel nach höherer Anerkennung zu eigen machte, um durch Aufwertung von ritterlichen Motiven ein System der Anstrebung von ideationellen Statussymbole herstellte, so dass die Macht der Subpassionare dieser Zeit nach und nach aufgebraucht wurde. In den literarischen Salons machten sich jedoch gegen Ende dieser Zeit im restlichen Bürgertum schon die ersten aufklärerischen Gedanken breit, die die einzigen Passionare in dieser Zeit darstellen und ganz in der Tradition der Humanisten standen. 134 Palladianismus Frühkapitalismus Die weltliche Bewusstseinswerdung der Menschen wird in der Renaissance darin deutlich, dass eine am Markt orientierte frühkapitalistische Wirtschaftsstruktur entstand. Durch den Buchdruck entstand eine Industrie um das Verlagswesen und bildete fortan immer mehr die Informationsverbreitung, aber auch Bank-, Kredit- und Versicherungsunternehmen machten sich von der Religion unabhängig. Diese Aufgaben waren zuvor im Feudalismus vom Klerus oder Kaiser übernommen worden, aber bedürfen nun einer neuen anthropozentrischen bürgerlichen Aufgabe, die untersucht und ausgearbeitet werden muss. Strukturalismus: 3 Punkte Ursprung: Buchdruck Preisrevolution Das Frühkapitalistische System hatte eine Aufwertung des sekundär- und nun hinzukommenden tertiär-Sektors zur Folge, so dass der Wertabstand zu den Waren aus dem Primärsektor immer größer wurde. Schwierig wurde das allerdings erst, als es zu einer Inflation infolge des Zuflusses von Edelmetallen aus Neuspanien und den erhöhten Silberfördermengen der süddeutschen Saigerhüttenindustrie kam. Die daraus entstehende Not führte in der Unterschicht zu der Registrierung ihrer Benachteiligung. Ideationalismus: 2 Punkte Ursprung: Frühkapitalismus Bauernaufstände Als die reichen Unternehmerdynastien sich zunächst nur in den Städten weg von der Feudalgesellschaft und hin zu einem Patronagesystem entwickelten, herrschte auf den ländlichen Regionen noch das Lehnswesen vor. So waren die Bauern nun nichtmehr bereit die überhöhten Abgaben bei wenigen monetären Erträgen zu leisten. Sie wollten eine Rückkehr zu den altüberlieferten Rechten und ein menschenwürdiges und gottesfürchtiges Leben führen. Einen Lichtblick auf diese Forderungen sahen sie in der Reformationsbewegung, so dass durch diese Bewegung der Konflikt ausbrach. Sensualismus: 3 Punkte Verängstigung des Patriziats Zwar ging der deutsche Bauernkrieg aufgrund der strategisch-militärischen Unterlegenheit zu Lasten der Bauern und ihre Forderungen wurden erst 300 Jahre später in der Märzrevolution durchgesetzt, aber auf Grund der Zerstörungswut, die hunderte von Burgen und Klöster zerstörte, war das Patriziat nachdrücklich verängstigt. Sensualismus: 3 Punkte Ursprung: Bauernaufstände Kapitel: Renaissance Ursprung: Frühkapitalismus und Reformation 135 Landvillen Andrea Palladio wirkte in Oberitalien in dem er für die Patrizier Landvillen entwarf. Das Klima in der Stadt war auf Grund der Machtkämpfe ungemütlich geworden und somit das Land sicherer geworden, zumal hier der Feudalismus in dieser Zeit nicht ganz so grausam war, wie in den nördlicheren Regionen. Zu den humanistischen Motiven kamen hier die Bedürfnisse nach Ruhe und Naturverbundenheit der Mäzen hinzu, so dass sich dieser ländliche Stil drastisch von dem städtischen Stil der Prachtbauten unterschied. Sensualismus: 2 Punkte Ursprung: Ghibellinen und Guelfen Calvinismus Die Calvinisten unterschieden sich von den anderen protestantischen Bewegungen insbesondere dadurch, dass sie Fleiß- und Arbeitseifer vorschreiben, sowie die Unabhängigkeit vom Staat betonen. Während im Manierismus und Barock das Bürgertum in den anderen Ländern dekadente Ausmaße annimmt, prägt sich in den Niederlanden durch den calvinistischen Einfluss ein fleißiges und moralisch-bewusstes Bürgertum aus. Fundamentalismus: 3 Punkte Ursprung: lutherische Reformation und Frühkapitalismus Goldene Ära Niederlandens Durch den Reichtum aus den Kolonien gelangt Niederlande für eine kurze Zeit zur Weltmacht. Das Bürgertum war hier unabhängig von einem Kaiser oder Papst - im Gegensatz zu den Patrizier in den Nachbarländern. Dadurch erreichten die bürgerlichen Werte der Renaissance hier eine neue nachträgliche Blüte. Dank der Kaufkraft konnten die niederländischen Kaufleute an ihren Gebäuden ihren Status zur Schau stellen und untersuchten damit, wie die Werte der Renaissance mit dem bürgerliche Leben verknüpft werden konnten. Strukturalismus: 4 Punkte Kapitel: Renaissance Ursprung: Frühkapitalismus 136 Empirik Immer mehr weicht das calvinistisch-mythische Bewusstsein des Arbeitsethos einem logischen Denken der Naturwissenschaften, dass auf Grund der voranschreitenden Durchsetzung der Empirik als moderne Wissenschaft eine rationale Argumentation forderte. Die Schriften Palladios - die nun durch den Buchdruck sicherlich dem calvinistischem Bürgertum vorlag – bedürfen dadurch eine neue Interpretation und müssen somit untersucht werden. Dadurch tritt die mystische Ästhetik der Antike aber in den Hintergrund. Strukturalismus: 3 Punkte Ursprung: Rationalismus Puritaner Puritaner verbreiteten die calvinistischen Überzeugungen in England. Durch die Kolonisierung Amerikas durch Niederländer und Engländer verbreiteten sich die calvinistischen Ansichten auch in Amerika. Ideationalismus: 4 Punkte Ursprung: Calvinismus Kapitel: Renaissance Fazit zum Palladianismus Die reichen bürgerlichen Schichten in Italien prägen durch Palladio einen Stil, der schnell den Arbeitsethos der Calvinisten verkörpert und die Subpassionare, die bisher als Mäzen aufgetreten sind, lassen durch diese Neuinterpretation der Renaissance einen neuen Stil zu, der zu ihrer Mode wird. Die konzentrierteste Macht dieser strukturellen Ausarbeiter findet sich in den kapitalistisch aufsteigenden Ländern Niederlanden, England und Amerika – noch heute ist dieser Stil von Menschen mit solchem Gemüt im Neo- oder Retroklassizismus beliebt. 137 Kapitel: Renaissance Analyse der Spielbarkeit 138 Literaturverzeichnis Afanasjew, W. (2001). Nichtmarxistische russische Geschichtsphilosophie. FU Berlin. Breit, P. M. (2003). Demokratie - Theorien von der Antike bis zur Gegenwart Band 424. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. Cua, A. (2003). Encyclopedia of Chinese Philosophy. New York. Koch, W. (2006). Baustilkunde. Bertelsmann Kexikon Institut. Kochanek, H. (5/1998). Die Ethnienlehre Lev N. Gumilevs. M. N. Pak, G. J. (3/1996). Neoevrazijskaja konzepcija rossijskoj gosudarstvennosti. Sorokin, P. (1962). Social and Cultural Dynamics. Bedminster Press, New York. Torkar, F. (kein Datum). Epochen Fotografien. BEST-Sabel Berufsfachschule für Design. Wimmer, F. M. (2004). 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