Zeitschrift der Sternfreunde Münster E.V. 22. Jahrgang V 2009 V Nr. 3 Aus dem Inhalt: „Planeten-Radeln“ Mein Lieblingsobjekt am Sternenhimmel Heller Meteor über Münster? 3.- Euro 3/09 Andromeda Inhalt Editorial ......................................................................................................... 4 Astronomie in den Dolomiten und der Plan B .............................................. 5 Imaginary 2009 ............................................................................................. 9 Protokoll der MGV der Sternfreunde Münster e.V. am 29.09.2009 ............. 11 Bolide über Münster? .................................................................................... 15 Sternfreunde intern ........................................................................................ 21 Science-Fiction war Gestern ......................................................................... 22 EXPO Sternwarte in Melle vor dem Aus? .................................................... 24 Astronomie-Schwerpunkt ............................................................................. 28 Bildnachweise ............................................................................................... 30 Sternbild Zwillinge ....................................................................................... 31 Der Astro- Container ..................................................................................... 34 Mein Lieblingsobjekt am Sternenhimmel ..................................................... 35 Die Drehbare Sternkarte – ein Rätsel? .......................................................... 39 „Planeten-Radeln“ ......................................................................................... 41 Was? Wann? Wo? .......................................................................................... 46 Für namentlich gekennzeichnete Artikel sind die Autoren verantwortlich. Impressum Herausgeber: Redaktion: Kontakt: Sternfreunde Münster e. V. Sentruper Straße 285, 48161 Münster Benno Balsfulland, Wolfgang Domberger, Michael Dütting, Ewald Segna (V.i.S.d.P.), Hermann Soester Michael Dütting, Telemannstr. 26, 48147 Münster 02 51 98 746 68 Auflage: 400 / Dezember 2009 Titelbild: 2. U-Seite: 3. U-Seite Rückseite Bolide bei der Okie-Tex Star Party - Howard Edin Oben: M45, Plejaden, Unten: M51 - Gerd Neumann M27, Hantelnebel - Gerd Neumann Cirrusnebel - Jochen Borgert 3 3/09 Andromeda Editorial ...und hallo... Ein ausgezeichneter Programmpunkt im Jahr der Astronomie der Sternfreunde Münster sind sicherlich die wöchentlich mittwochs stattfindenden öffentlichen Beobachtungen vor dem LWL Museum für Naturkunde. Doch ist es manchmal sehr frustrierend, wenn die äußeren Bedingungen wider Erwarten ausgezeichnet sind. Denn dann stören die vielen Leuchtmittel um so mehr, mit denen das Museum ins „rechte Licht“ gesetzt wird, auf das es weithin ins Land scheine. Auch der angrenzende Zoo tut viel für die Aufhellung des Himmels. Und so stehen wir dann vor den Besuchern und versuchen zu erklären, weshalb man den offenen Sternhaufen Praesepe im Sternbild Krebs hier nicht mit bloßem Auge sehen, aber auf dem platten Lande ihn sehr wohl ohne weiteres erspähen kann, wie auch die Milchstraße dort sehr eindrucksvoll aussieht (die aufziehende Milchstraße hat schon fast für einen Abbruch der Beobachtung gesorgt, wegen „scheinbarer aufkommender Bewölkung“ :-)). Wir können an der Beleuchtungssituation vor Ort nichts ändern, aber wir können unseren Besuchern eine Nacht der Beobachtung auf dem Lande, fernab von störenden Lichtquellen anbieten, um ihnen so einen ungetrübten Blick 4 ans Firmament zu verschaffen. Das war auch die Intention, die hinter dem Projekt „Alverskirchen“ steckt - in einer Bauerschaft in der Nähe von Alverskirchen, 15 Kilometer von Münster entfernt, die bequem mit dem Auto erreichbar und beobachtungstechnisch, sprich annehmbar dunkel ist, um auch unseren Gästen den offenen Sternhaufen Praesepe in seiner beeindruckenden Erscheinung zu zeigen. Und tatsächlich, das Wetter hat beim ersten Termin mitgespielt (s. S. 28 etc.). Der hellen Stadt entfliehen, mit Sack und Pack, pardon, mit Teleskop und Stativ sowie Montierung, sollte demnächst für die Sternfreunde Münster zur Selbstverständlichkeit ;-)) werden, denn es ist da: Das neueste Sternfreundemitglied, gewichtig, platzeinnehmend und 1,8 Tonnen schwer - der Astro-Container. Wie schon auf der außerordentlichen MGV beschlossen, hat er nun seinen Wohnort gewechselt und wartet bei Christian auf seine Modifikation, um dann endgültig seinen Platz zu finden (s. S. 34). Ein Blick auf den Kalender lässt mich innehalten. Die Adventszeit hat das bisher so ereignisreiche Jahr erreicht und Weihnachten ist nicht mehr weit. Euch allen wünsche ich auch im Namen des Vorstandes und des Redaktionsteams eine besinnliche, friedvolle Zeit, ein schönes Weihnachtsfest im Kreise Euer Lieben und ein gutes neues Jahr 2010. Ewald Segna 3/09 Andromeda Astronomie in den Dolomiten und der Plan B So bekamen die Alpen auf einmal die Alternativpriorität Nummer 1. Wir knüpften viele Kontakte, Erinnerungen an Südfrankreich kamen hoch. Freunde von mir schwärmten von Anna-Lisa. Na ja, auch von ihr, aber mehr von ihrem Refugio Valentini hoch oben in den Dolomiten, 2216m hoch am Fuße der Langkofelgruppe. Nach vielen Diskussionen, Studien der allgemeinen Wetterbedingungen, lupenhafte Ergründung in Google-Earth, dazu kam eine völlig unkomplizierte Kontaktaufnahme mit Anna-Lisa, die zwar nicht ahnen konnte, was wir wirklich wollten, dennoch konnte sie uns eine komplette Terrasse für uns zur Verfügung stellen, wo wir offenbar unserem Hobby ungestört frönen können. Dazu war sie in der Lage, uns Zimmer direkt an der Terrasse zu organisieren. Also: Alle Vorzeichen sahen gut aus, am 13. September 2009 ging es um 04:00 Uhr morgens los. Mit im Auto saßen noch Katrin (meine Tochter) und ihr Freund Niels, denen ich einen kostenlosen Zubringerdienst zum Gardasee spendierte. Andreas und Markus (aus Aachen) fuhren mit einem eigenen bis zum Dach mit Astro-Equipment vollgepackten PKW in die Dolomiten. Na ja, unser Wagen war auch an der Belastungsgrenze: 15-Zoll- Dobson, ein 4-Zoll-Refraktor einschließlich einem schweren Dreibein und Säule, dazu einiges an Fotozubehör, Okularkoffer etc. etc..! Als Michael Samstag Abend Jürgen Stockel Schon seit Jahren träumte ich davon, mit einigen Sternfreunden zusammen auf eine Astro-Expedition zu fahren: Tolle Nächte, Beobachten und Fotografieren bei Top-Bedingungen, dunklem Himmel, der Mond hinterm Horizont, Liegestuhl mit Decke, gegenseitige Begeisterung, schöne Fotos und fantastische Bilder im Kopf auf dem Rückweg. 2008 hatten wir (Andreas und ich) ja schon an Rumänien gedacht. Im März konnten wir dann in einer BlitzMammuttour die Gegebenheiten dort im Apusenigebirge auf Herz und Nieren prüfen. Die Menschen dort bleiben uns in ewiger Erinnerung, dennoch sind die Wetterbedingungen dort wohl doch nicht so stabil, dass sich der einwöchige Trip dorthin wahrscheinlich als Flop entpuppen könnte. Diese Alternative ist aber noch nicht gänzlich vom Tisch. So waren wir auf der Suche nach Alternativen. Der Pic Du Midi in den Pyrenäen war der heißeste Tip! Die Übernachtungsoptionen waren dann doch nicht so, wie wir uns das gedacht hatten. Vielleicht können wir zukünftig über etwas offiziellere Wege (Zusammenarbeit mit Profi-Astronomen??) dort Zugang bekommen. Wäre sicher ein echtes Highlight. 5 3/09 Andromeda bei mir alles vorfuhr, war ich ziemlich erschreckt ob der riesigen Materialmasse. Nun, wo ein Wille ist auch ein Weg! Ein großer Jet-Bag auf dem Dach nahm noch einige Sachen auf. Ach ja, da waren ja noch die Reisetaschen und der Reiseproviant. Zum Schluss packte ich noch mein Mountainbike auf die Anhängerkupplung. Wieso eigentlich? Plan B!! Der aktuelle Wetterbericht im Internet ließ Böses erahnen. Optimisten wie wir Astronomen es nun mal sind, fuhren wir also super gelaunt gen Süden, gegen 13:00 waren wir bei AnnaLisa am Refugio, Klamotten aus dem Auto raus, sprachloses Erstaunen über diese großartige Landschaft zwischen Langkofel und Sella bei schönstem Sonnenschein! Ich brachte Katrin und Niels noch zum Gardasee, um 19:00 Uhr gab es das erste wirklich gute Abendessen. Abends wurde noch etwas an der Technik rumgebastelt, Andreas hatte eine neue Astrokamera von Canon dabei, die es zu erkunden galt. Wir waren nicht zu bremsen, sogar die ersten 6 Montierungen standen dann schon auf der Terrasse. Allerdings bemerkten wir auch die Wolken, die immer dichter wurden. Astromäßig lief an diesem ersten Tag nichts mehr. Montag, 14. September, 2°Grad, leichter Regen, das Frühstück stand schon unter dunklen Vorahnungen. Mittags fing der Schnee an, die Montierungen bekamen kalte Füße! Zum ersten Mal kam Plan B zum Tragen: Raus in die Natur. Wir waren vom Sommer direkt in den Winter geraten. Die Prognose? Reden wir nicht drüber, das Bier abends konnte uns etwas trösten. Am Dienstag morgen schien die Sonne, die Dolomiten lagen im tiefen Schnee. Nun hielt mich nichts mehr, wieder Plan B: Diesmal mit dem Mountainbike rund um die Sella, 55 Kilometer und fast 2000 Höhenmeter. Unvergesslich! Nachmittags zog es doch wieder zu. Die weitere Astro-Prognose: Schuss in den Ofen! Abends dann die Krisensitzung: Was machen wir? Ich als Verfechter von Plan B wollte in den Dolomiten bleiben, zumal ich am Wochenende Katrin wieder vom Gardasee abholen 3/09 Andromeda wollte. Wir telefonierten mit Klaus, der uns eine apokalyptische Orkanfront über dem östlichen Mittelmeer und dem Balkan beschrieb. Richtung genau auf die Südalpen! Unwetter in den Dolomiten? Dieses Szenario schien auf uns zuzukommnen. Eines wurde klar: Die Gruppe wollte am folgenden Tag getrennte Wege gehen, um wenigstens noch etwas Astro-Feeling zu bekommen. Am Mittwoch brauste ich wieder mit dem Rad durch die Berge, mittags reisten dann Andreas und Markus mit viel Entschlossenheit in ihren Augen und mit viel Equipment weiter auf der Suche nach den Wolkenlöchern, die den ersehnten Blick auf die Sterne ermöglichen sollten. Die Tournee von den beiden in Stichworten: Mittwoch Ruhpolding, Donnerstag bis Venedig, Freitag zurück nach Meran, Samstag Aachen, Sonntag Tecklenburg. Wir hatten beiden die Daumen gedrückt, aber zumindest astronomisch hat sich diese Rundreise für Andreas und Markus wohl nicht gelohnt. Und Michael und ich? Wir blieben Optimisten, ließen uns von Anna-Lisa und der süßen Esther verwöhnen, mehr verraten wir hier nicht, bereiteten uns auf eine (eher unwahrscheinliche) Beobachtungsnacht vor. 20:00 Uhr abends dann die Erlösung: Der Himmel zog auf! Endlich konnten wir zumindest den Dobson in Stellung bringen. Alles wieder aus dem Auto raus, hochschleppen, aufbauen, justieren, dann den erstaunten 7 Refugio-Bewohnern einige Highlights zeigen (z. B. Jupiter), wir waren völlig im Astro-Stress und wollten alles das nachholen, was wir drei Nächte nicht haben sehen können. Und dann funkte uns der Wolkenfuzzi wieder dazwischen. Alles dicht! Klamotten rein, noch ein Bier zum Frustwegschieben. Donnerstag dann wieder Plan B: Rein in die Wanderklamotten, rauf auf den Langkofel, anstrengende Rundtour um denselben, abends dann wieder Verwöhnen im Refugio, Astro-Software erkunden, wenn nicht live, dann wenigstens simuliert. Ich habe dabei viel von Michael gelernt. Danke Michael! Abends dann dicht, morgens um 4 Uhr einmal kurz den klaren Himmel bewundern können. Was hätten wir 3/09 Andromeda alles erleben können bei klaren Verhältnissen? Mein Entschluss stand da schon fest: Dieses Refugio werde ich wieder besuchen, vielleicht steht dann eher Plan B im Vordergrund und die Astronomie nur dann im Fokus, wenn’s Wetter mitmacht. Am Freitag habe ich dann wieder – Ihr ahnt es bereits – wieder Plan B aufgerufen: Rund um den Langkofel, diesmal dann noch ein genialer Sonnenuntergang am Gardasee mit viel Pizza und Wein, Sonntag abend waren wir wieder zu Hause! Stimmung? Wir lagen uns beim Abschied in den Armen, weil es eine wunderschöne Woche geworden ist, allerdings rückte die Astronomie immer weiter in den Hintergrund, Plan B gewann die Oberhand. Die Dolomiten mit dem Mountainbike. Wieder genial und abenteuerlich. Spontan haben wir uns dann entschlossen, schon am Samstag abzureisen, ein neuer Plan B lockte uns. Wir machten noch eine fantastische Autotour zur Marmolada, schlichen uns einsame Wege am Monte Baldo (am Gardassee) hoch, genossen diese unglaubliche romantische Ruhe eines einsamen Bergweindorfes, abends sind wirklich wunderschön, sie lohnen einen zweiten Versuch, auch unter einer astronomischen Zielsetzung, aber immer mit Plan B! 8 3/09 Andromeda Imaginary 2009 deutsche Städte und ist didaktisch so aufgebaut, dass sie die Besucher/innen für Mathematik begeistert und neugierig auf die theoretischen Konzepte dahinter macht. Dies erfolgt über visuelle Eindrücke, Live-Interaktion, aber auch über Führungen und Betreuung vor Ort sowie die Webseite und einem Gewinnspiel: www.imaginary2008.de Die etwas andere Mathematik Ewald Segna Soweit der Pressetext über eine bemerkenswerte Ausstellung, die vom 30.9.2009 bis zum 20.10.2009 in Münster, im Stadthaus II / Glashalle zu sehen war. Was faszinierte mich denn nun an dieser Ausstellung, die die leider landläufige Meinung, Mathematik sei eine sehr trockene Angelegenheit und nur für Spezialisten „gemacht“, widerlegen will? Um es kurz zu sagen: Die ausgestellten Bilder faszinierten mich. Das Jahr der Astronomie ist noch nicht zu Ende und der Vorgänger, das „Jahr der Mathematik“ ist schon in Vergessenheit geraten. Wenn mir da nichts böses schwant! Mit einem kleinen Trick wurde dann eben das Wissenschaftsjahr 2009 ausgerufen und so zog „Imaginary“ weiter durch die Lande. Komme ich aber zum Inhalt der Ausstellung. Viele bunte und - ja doch - auch ästhetische Bilder konnten den Besucher begeistern, so er sich begeistern ließ. Auf großen Stellwänden waren die Grafiken befestigt. Darunter standen die „kryptischen“ Formeln, die eben Eine interaktive Ausstellung des Mathematischen Forschungsinstituts Oberwolfach in Zusammenarbeit mit der Westfälischen Wilhelms-Universität und der Stadt Münster im Wissenschaftsjahr 2009. Auf attraktive und verständliche Weise werden Visualisierungen, interaktive Installationen, virtuelle Welten, 3D-Objekte und ihre theoretischen Hintergründe aus der algebraischen Geometrie, Differentialgeometrie und Singularitätentheorie präsentiert. Ein einzigartiges Kunst- und Wissenschaftserlebnis! Im Wissenschaftsjahr 2009 soll die Neugier für die Schlüsseltechnologie Mathematik geweckt werden. Die ausstellung Imaginary besuchte über 15 9 3/09 Andromeda für diese Formenvielfalt verantwortlich waren. Und die Macher der Ausstellung wollten ja gerade durch diese überbordende Vielfalt den Besuchern die Angst vor der Mathematik nehmen. Es ist schon anachronistisch, wenn eine Wissenschaft, die einem tagtäglich begegnet, so um Anerkennung kämpfen muss. Gut, bei mir riss sie offene Türen ein und meine Beschäftigung mit der Kosmologie und den Anfängen des Universums war auch eine Triebfeder, diese Ausstellung zu besuchen, denn da stand ja in dem Prospekt auch etwas über Singularitätentheorie und ihre Darstellungsmöglichkeiten. Sollte durch diesen Ansatz der Anfang des Universums bildlich bereifbarer werden? An einigen Stationen wurden interaktive Möglichkeiten geschaffen, durch Verändern der Formeln in Echtzeit auch die direkte Wirkung auf die Grafiken und Bilder zu erforschen. Viele ausgedruckte Beispiele sprachen für eine große Beteiligung der Besucher an eben diesen „Gedankenexperimenten“. Und das Tolle daran ist, dass die Programme kostenlos (zumindest die Standardversionen) aus dem Internet geladen werden können. So kann jeder Besucher zu Hause weiter mit den Formeln und Ihrer grafischen Umsetzung spielerisch experimentieren und vielleicht so eine neue Liebe zur Mathematik entwickeln. Meine Hoffnung, ja mein Wunsch für diese Ausstellung ist, dass noch viele Besucher sich an ihr aufgrund der Bilder und Grafiken erfreuen und so ihr Verhältnis zur Mathematik neu überdenken. „Imaginary 2009“ wird noch in verschiedenen Städten gezeigt (Link s. o.). Unter http://www.imaginary2008.de/interaktiv.php finden Sie die weiter oben erwähnten Programme, als da sind: Surfer - Algebraische Flächen selbstgemacht. - Formeln werden in Bilder umgesetzt, die gedreht, verändert und eingefärbt werden können. Cinderella - Online-Experimente der Geometrie und Physik. - Erstellen von geometrischen Konstruktionen aller Art sowie Veranschaulichung der Zusammenhänge der nichteuklidischen Geometrie bis hin zu Fraktalen und Transformationsgruppen. 3D_XPLORMATH - Mathematische Entdeckung in 3 Dimensionen. - umfangreiche Programme zum Entdecken der Mathematik jreality - Eine virtuelle mathematische Welt. - mathematische Objekte in virtueller Realität erleben Ornamente - Zeichnen in kristallographischen Gruppen. - Zeichnen von symmetrischen Mustern in einer der 17 Raumgruppen der euklidischen Ebene. 10 3/09 Andromeda Protokoll der Mitgliederversammlung der Sternfreunde Münster e.V. am 29.09.2009 Ort: Seminarraum des Naturkundemuseums Beginn: 19:30 Uhr Ende: 21:30 Uhr Anwesend: 28 Mitglieder, davon 27 stimmberechtigt Tagesordnung: TOP 1: Anschaffung eines Astro-Containers TOP 2: Exkursionen TOP 3: Verschiedenes Zu TOP 1: Nach der Begrüßung führte Michael Dütting kurz in die Sachlage ein: Ein gebrauchter Raumcontainer der Fa. Eberhardt wird im Schwarzwald zum Verkauf angeboten. Björn Voss und Gerd Neumann haben ihn bereits in Augenschein genommen, Michael Dütting und Björn Voss haben verschiedene potentielle Standorte besichtigt. Zunächst stellte Gerd Neumann den aktuell zum Verkauf stehenden Container mit Hilfe von Fotos vor: Der Container verfügt über ein fahrbares Schiebedach, das von einer einzelnen Person bewegt werden kann. Er ist 5,00 x 3,00 x 2,60 m groß, wiegt 3 t und soll 7.500,- € kosten. Er besitzt einen wärmeisolierten Aufenthaltsraum für Computer, Aufbewahrung von Dobsons etc. und einen durch einen doppelten Boden 60 cm höher liegenden Beobachtungsraum, der über eine kleine Treppe erreicht wird. Ein Vorteil ist, dass der Container von außen nicht nach Sternwarte aussieht und dadurch evtl. weniger zum Einbruch verführt. Das Fenster ist mit Stahlgitter gesichert, die schwere Stahltür verfügt über ein Sicherheitsschloss. Der 8,5 Jahre alte Container ist in sehr gutem Erhaltungszustand, er weist weder Rost noch Feuchtigkeit auf. Er ist komplett feuerverzinkt. Vor der Aufstellung müssten nur Pfeilerfundamente und ein Fundament für die Säule gegossen werden. Die Elektroinstallation ist vorhanden und kann wahlweise mit Kraftstrom oder 220 V betrieben werden. Im Beobachtungsraum gibt es sowohl ein dimmbares Rotlicht als auch eine Neonröhre. Die mögliche Stromversorgung wurde kurz diskutiert, wobei Solarzellen und Bleigelakkus besonders bevorzugt zu werden scheinen. Die Zwischenwand besitzt Kabeldurchlässe, ist aber dicht, sodass kein Warmluftstrom in den Beobachtungsraum zu befürchten ist. Im Boden des Beobachtungsraumes befindet sich ein großes Fach für Staubsauger etc. Ein Bodenloch für die Säule müsste noch geflext werden, außerdem sollte eine Fertigröhre in den Doppelboden eingeschweißt werden, die mit Beton 11 3/09 Andromeda zu befüllen ist. Anschließend soll eine kleine Glockensäule aufgesetzt werden. Gerd Neumann zeigte einen Film vom Aufbau eines ähnlichen Containers bei der GVA-Hamburg. 5 Tage vor Anlieferung wurden die Fundamente gegossen, 2 Tage vorher die Säule aufgerichtet und mit Sand gefüllt (Hierbei sollten ein paar mehr Helfer-Hände zu Werke gehen). Anschließend stellten Björn Voss und Michael Dütting die möglichen Standorte im östlichen Münsterland vor, deren geringe Lichtverschmutzung durch Messungen von Herrn Hänel nachgewiesen wurde. Hier gibt es ein Landschaftsschutzgebiet, in das verschiedene Naturschutzgebiete eingebettet sind. Daraus ergibt sich natürlich eine gute Perspektive auf die zukünftige Entwicklung der Lichtverschmutzung. Der „bekannte Ort“, der von uns schon öfter zur Beobachtung genutzt wurde, liegt an der Grenze zum Landschaftsschutzgebiet, allerdings noch außerhalb. Vor 10 Jahren wurde uns auf dem angrenzenden Acker vom Landwirt ein Grundstück von 10 x 10 m zur Pacht angeboten (damals für 150,- DM/Jahr). Das einzige Problem, das hier sofort erkannt wurde, besteht in dem Graben zum Weg hin, über den ein Überweg konstruiert werden müsste. Es wurden noch 3 alternative Standorte vorgestellt, die aber jeweils deutliche Nachteile aufweisen (Naturschutzgebiet oder eingeschränkte Horizontsicht). Der derzeitige Besitzer des Containers, Herr Herbstreit, könnte den Container bis maximal Ende des Jahres auf seinem gepachteten Platz stehenlassen. Da wir den Standort vermutlich nicht vorher festmachen und vorbereiten können, müsste der Container in ein Zwischenlager. Christian Rieping erklärt sich bereit, den Transport des Containers und die Aufstellung mit Hilfe eines Krans zu organisieren. Die Kosten für den Kran werden sich auf insgesamt ca. 200,-€ belaufen (Kranstunde a 90,-€ incl. Anfahrt). Außerdem kann Christian einen Zwischenlagerplatz zur Verfügung stellen. Da Herr Herbstreit etliche weitere Interessenten hat und uns nur wenige Tage Vorkaufsrecht einräumen konnte, entscheidet die MGV über die Anschaffung, ohne den genauen Standort und den Inhalt des Containers festlegen zu können. Für den Kauf sprechen neben dem günstigen Preis auch das große Interesse an der Nutzung, das die meisten MGV-Teilnehmer bekundeten. Dazu kommt die allgemeine Bereitschaft, bei den Arbeiten mitzuhelfen. Es wurde die Hoffnung ausgesprochen, dass durch eine eigene Sternwarte die Vereinsaktivität neu motiviert und belebt werden könnte. Außerdem ist die Errichtung einer Vereins-Sternwarte ein in den Sta- 12 3/09 Andromeda tuten festgelegtes Vereinsziel, welches die Grundlage für unsere Gemeinnützigkeit bildet. Gerd Neumann erklärte sich bereit, eine große Montierung zu spenden. Alternativ dazu bietet er eine AD 7-Montierung für günstige 2000,-€ an. Weitere mögliche Spender sollen angesprochen werden. Eine Abstimmung ergab ein einstimmiges Votum für die Anschaffung des angebotenen Astro-Containers. Es gab weder Gegenstimmen noch Enthaltungen. wirbt Michael für die Ausleihe von VdS-Journal und Interstellarum. Abschießend wurden Björn, Gerd und Michael für ihre gute Vorarbeit zur MGV gelobt. Um 21:30 Uhr wurde die Versammlung durch Michael Dütting geschlossen. Christiane Wermert (Schriftführerin) TOP 2: Die Ausstellung im Gasometer Oberhausen wird um ein Jahr verlängert. Die Reparaturarbeiten am Horizontobservatorium auf der Halde Hohe Ward scheinen sich noch lange hinzuziehen. Daher wird über neue Exkursionstermine, bei denen beide Ziele ggf. getrennt angeboten werden sollen, später entschieden. TOP 3: Verschiedenes Michael Dütting weist auf eine neue Mitgliederliste im Mitgliederbereich der Homepage hin. Hier können Interessierte ihre Kontaktdaten und ggf. ihr Gerät eingeben und sind damit für diverse Aktionen besser ansprechbar. Michael Dütting wird dazu noch einen Rundbrief herausgeben. Er informiert auch darüber, dass die Texte der Rundbriefe im Mitgliederbereich nun archiviert sind. Außerdem 13 3/09 Andromeda Bolide über Münster? Ewald Segna Das waren die Schlagzeilen, die am 14. bzw. 15. Oktober in den Westfälischen Nachrichten, einer lokalen Zeitung aus dem Raum Münster, für Aufsehen sorgten und uns Sternfreunden eine Menge Anfragen bescherten. Was war passiert? „Es war Dienstag, der 13. Oktober 2009 gegen 19:00 Uhr MESZ. Ich war gerade damit beschäftigt, den Einkaufskorb aus dem Wagen zu heben, als mein Blick auf eine in nördlicher Richtung leuchtende Erscheinung, eine sehr helle Sternschnuppe gelenkt wurde. Sie kam aus Nordwesten in ungefähr 45º Höhe und flog nach Nordosten bis in ca. 20º Höhe, wobei ca. 0,5 Sekunden vor ihrem Verlöschen orangefarbene Teilchen abbröselten. Das ganze Schauspiel dauerte insgesamt ca. 3,5 Sekunden, bei der die Farbe der Sternschnuppe von anfangs gleißend blauweiß, gegen Ende auf eher grellgelb wechselte. Die Leuchtkraft ließ stark nach und das Objekt wurde selbst orangefarben und verblasste. Mein persönlicher Eindruck war, dass der Meteor gegen Ende hin immer stärker abgebremst wurde. Den Eintritt der Sternschnuppe in die Atmosphäre der Erde habe ich nicht beobachtet. Eine Nachleuchtspur ist mir auch nicht aufgefallen. Es war allerdings auch noch nicht dunkel. Die Sonne war gerade untergegangen und ein blauer Himmel spannte sich von Horizont zu Horizont. Irgendwelche Geräusche habe ich nicht vernommen. Die Helligkeit des Meteores schätzte ich auf etwa die des Vollmondes“. Augenzeugenbericht von Peter Puschmann, einem Arbeitskollegen von mir. Nun, offensichtlich hat ein wie auch immer gearteter „Himmelskörper“ diese Leuchterscheinung hervorgerufen. Stellt sich noch die Frage: War diese Sternschnuppe ein lokales Phänomen, nur in Münster und Umgebung zu sehen? Wie es der Zufall wollte, bekam ich am 5. November einen Anruf aus Nottuln. 15 3/09 Andromeda Herr Bonifatius Freiherr von Twickel berichtete mir von einem Himmelsereignis, das er am 13. Oktober gegen 19:00 Uhr in der Nähe von Antwerpen gesehen hatte. Mit seiner Erlaubnis gebe ich den Leserbrief an die WN weiter, den er bei der Lektüre der Zeitung vom 14. Oktober (siehe Schlagzeilenkollage S. 15) verfasste: Sehr geehrte Damen und Herren, ergänzend zu Ihrem Bericht über den „Meteorit über Westfalen“ möchte ich Ihnen meine Erlebnisse mitteilen. Am Dienstagabend, den 13.10.2009, waren meine Frau, ein Schwager und eine Schwägerin und ich auf dem Weg zu Verwandten im Raum Antwerpen. Unsere Gastgeber erwarteten uns gegen 19.00 Uhr. Genau um diese Zeit befanden wir uns im Ortskern von Boechout, einem kleinen Vorort im Südosten von Antwerpen. Plötzlich sahen mein Schwager und ich, wir saßen vorne, ein hellgrün, bläulich, eigentlich in allen Farben schimmerndes Objekt am Himmel, das in einer unglaublich rasanten Geschwindigkeit von Südwesten in nordöstlicher Richtung vor unseren Augen vorbeiraste. Zunächst dachten wir an ein Geschoss von einer Kirmes oder einem Feuerwerk. Erst als ich am Mittwochabend die WN vom 14.10.2009 las, wusste ich, von welch großartigem Ereignis mein Schwager und ich Zeugen waren. Wenn man die von den Experten genannte Geschwindigkeit von 200.000 km je Stunde annimmt und von ca. 260 Kilometer Luftlinie von Boechout in den Raum Borken, Coesfeld, Münster ausgeht, würde der Himmelskörper, bei richtiger Berechnung, in ca. 4,68 Sekunden diese Strecke zurückgelegt haben! Daher stimmte die Zeitangabe von 19:00 Uhr für uns und den hiesigen Raum. Welch ein Phänomen! Der Himmelskörper war für uns so groß wie ein Diskusrad. Der Winkel zum Horizont war nach meinem Empfinden sehr flach. So hatten wir das Gefühl, als könne man nach ihm greifen. Ich bin sehr gespannt, was die Experten zu unseren Wahrnehmungen sagen werden. Mit freundlichen Grüßen Bonifatius Freiherr von Twickel Herr Puschmann und Herr Freiherr von Twickel haben tatsächlich dasselbe Objekt gesehen, einen Meteor, der durch Stoßionisation zwischen den Molekülen und dem Meteoroiden in der Erdatmosphäre leuchtet. Bei Helligkeiten von -4m (Venushelligkeit) werden diese Meteore auch „Feuerkugeln oder Feuerbälle“ und noch hellere Meteore „Boliden“ genannt. Die Anfangshöhe der Leuchterscheinungen liegt normalerweise um die 120 km, die Endhöhe 16 3/09 Andromeda bei wenigen Kilometern über dem Erdboden. Die Maximalgeschwindigkeit, mit der Meteore in die Atmosphäre eintreten, liegt bei 72 km/s. Definition und Größe Ein Meteor bezeichnet die helle Leuchterscheinung in der Erdatmosphäre, die durch einen Meteoroiden, ein kleines Teilchen aus Stein oder auch aus Eisen, welches aus dem planetaren Raum, sprich zumeist aus unserem Sonnensystem kommend, hervorgerufen wird. Der Meteorit ist das Produkt, das auf der Erde als Überrest vorgefunden Erdboden. Der größte bisher gefundene Meteorit ist ein Eisenmeteorit, entdeckt in der Nähe der Hobafarm in Namibia. Sein Gewicht beträgt 55 Tonnen. Auf der Erde sind viele Krater, hervorgerufen durch besonders große Meteoriten, bekannt. Ich möchte nur an das „Nördlinger Ries“ erinnern, dessen Durchmesser 25 km beträgt und dessen Meteorit vor ca. 15 Millionen Jahren dort einschlug. Meteorerscheinungen vergehen in Sekundenbruchteilen. Die Teilchen haben Geschwindigkeiten von 30 km/s bis hin zu 70 km/s, bevor sie auf die Erdatmosphäre treffen. Bei den Boliden kann die Leuchtspur von 10 Sekunden bis zu mehreren Minuten am Himmel zu sehen sein. Meteore und Meteorströme Sporadische Meteore erscheinen willkürlich, im Mittel ca. Viermal pro Stunde. Es gibt aber im Jahr Zeiten, zu denen es eine verstärkte Aktivität der Meteore gibt. Dann kreuzt die Erde die Bahn eines Kometen. Die Bruchstücke, zumeist Staubteile, die werden kann, so er die Abbremsung in der Atmosphäre überlebt. Die meisten Meteore sind sehr kleine Körper mit einem Durchmesser von 1 bis 10 mm und einer Masse von 2 mg bis 2 g. Größere Objekte ab 10 mm und mehr rufen die besonders hellen Erscheinungen, eben die Boliden, hervor. Nur größere Körper erreichen den 17 3/09 Andromeda der Komet auf seinem Weg um die Sonne verliert, sind für die Häufung der Meteorerscheinungen verantwortlich. Diese sogenannten Meteorströme scheinen aus einem bestimmten Gebiet am Himmel zu kommen, dem Radianten. Ein Meteorstrom wird nach dem Sternbild benannt, in dem sich der Ausstrahlungspunkt befindet, z. B. die Perseiden nach dem Sternbild Perseus, die um den 12. August jeden Jahres ein Bekannte Meteorströme eindrucksvolles Schauspiel am Osthimmel bieten, wenn, ja wenn der Mond nicht störend in Erscheinung tritt, das heißt, entweder in der Neumondphase oder dass er bereits untergegangen ist. Am besten kann man Meteore von Mitternacht bis zum frühen Morgen beobachten, wenn die Erde sich in Richtung ihrer Flugbahn hineindreht, denn dann stoßen die kleinen Partikel frontal mit der Erde zusammen. Name des Stroms Zeitraum Quadrantiden 1. Jan. bis 5. Jan. Lyriden 16. Apr. bis 25 Apr. Perseiden 17. Jul. bis 24. Aug. Tauriden 15. Sep. bis 25. Nov. Leoniden 14. Nov. bis 21. Nov. Geminiden 7. Dez. bis 17. Dez. Upps, da war doch noch was! Maximum 3. Januar 22. April 12. August 10. November 17. November 14. Dezember ZHR* 120 30 200 variable variable 110 Süden über den Himmel und war ungewöhnlich groß. Keine andere von uns beobachtete Sternschnuppe war jemals so groß. Bitte helfen Sie uns, dieses Objekt zu identifizieren! War es ein Meteor, ein Satellit oder was sonst! Mit freundlichen und neugierigen Grüßen, A. Wiechert Stellt sich mir zuletzt doch noch eine Frage: Sind Boliden ein „Once in the lifetime Event?“ - ein einmaliges Ereignis im Leben eines Himmelsbeobachters, zufällig, selten? Noch ein Zufall: Eine Nachricht von Frau Anika Wiechert an die Sternfreunde Münster, abgesandt per E-Mail, flatterte mir auf Ich war zu der fraglichen Zeit vor den Monitor. Mit Ihrer freundlichen Er- dem LWL Museum für Naturkunde, laubnis gebe ich den Wortlaut weiter: bei der öffentlichen Beobachtung der Sternfreunde Münster. Ich habe nichts Hallo! Am 15.09.09 um 22:00 sahen gesehen, aber ich erinnere mich, wie wir in Münster eine Art Riesenstern- eine Frau plötzlich ausrief, „Oh, ist schnuppe, von der leuchtende Teile das eine helle Sternschnuppe“ (sinnabbrachen und die ungewöhnlich lange gemäß). Ich konnte, wie gesagt, aber sichtbar war. Sie zog von Norden nach nichts mehr erkennen (Ferner rief mich 18 3/09 Andromeda auch heute (16.9.2009) Mittag ein Redakteur der WN an und berichtete von einem Handorfer, der das Objekt auch gesehen hatte). Nun meine Fragen an Sie: Gab es hinter dem leuchtenden Objekt eine „Rauchspur“? Wie lange war das Objekt zu sehen? Und über welchen Bereich des Himmels zog das Objekt (von Horizont zu Horizont oder von Horizont zum Zenit oder von Stern A zu Stern B, bevor es verschwand oder...). Nach Ihrer Beschreibung zu urteilen, tendiere ich dazu, das Objekt als einen Boliden (= ein sehr heller Meteor) anzusehen. Gerade Ihre Darstellung, eine Art „Riesensternschnuppe, von der leuchtende Teile abbrachen“, kann ich auch aus eigener Erfahrung bestätigen ein Meteorit, der in höheren Bereichen der Atmosphäre der Erde zerplatzt ist. In der Zeit vom 10. August bis zum 14. August sind die so genannten Perseiden zu sehen, ein Sternschnuppenstrom, der jedes Jahr ungefähr zu dieser Zeit für ein schönes Schauspiel am Himmel bekannt ist. Rauchspur: Nun, Rauch war es nicht direkt, eher eine Leuchtspur (Rauch, der durch die Hitze leuchtet?) Wie lange: Also ich würde sagen mindestens zehn Sekunden. Es hat gereicht, dass unsere Freunde nach dem Ausruf: „Guckt mal da!“ noch genügend Zeit hatten, sich umzudrehen und das Objekt auch sehen zu können! Welcher Bereich: Es zog von Stern A zu Stern B. Die Leuchtspur war im Vergleich zum Objekt etwa zwanzig mal so lang. Weder nah am Horizont noch nah am Zenit. Die Sichtrichtung war in Richtung Münster Hafen. Mit freundlichen Grüßen A. Wiechert Hallo Frau Wiechert, Rauchspur: Nun, Rauch war es nicht direkt, eher eine Leuchtspur (Rauch, der durch die Hitze leuchtet?) das passt laut Ihrer Ausführung sehr gut zu einem Boliden (wie ich schon erwähnte). Wie lange: Also ich würde sagen mindestens zehn Sekunden. Es hat gereicht, Mit freundlichen Grüßen dass unsere Freunde nach dem Ausruf: Ewald Segna „Guckt mal da!“ noch genügend Zeit Sternfreunde Münster hatten, sich umzudrehen und das Objekt auch sehen zu können! Hallo Herr Segna, Allerdings ist die Dauer der Erscheivielen Dank für Ihre ausführliche Ant- nung zu lang, es sei denn, Sie meinen wort. Schön, dass wir doch nicht die mit den mindestens 10 Sekunden einzigen waren, die es gesehen haben. neben der Leuchterscheinung - den Zu Ihren Fragen: Meteor - auch noch die Zeit, die Sie 19 3/09 Andromeda die Leuchtspur des ionisierten Gases am Himmel sehen konnten (das würde wieder passen). Welcher Bereich: Es zog von Stern A zu Stern B. Die Leuchtspur war im Vergleich zum Objekt etwa zwanzig mal so lang. Weder nah am Horizont noch nah am Zenit. Nach Ihrer Beschreibung dachte ich zuerst an einen verspäteten Perseiden (http://de.wikipedia.org/wiki/Perseiden), ein Meteor, der scheinbar aus dem Sternbild Perseus gekommen ist, wenn man seine Bahn rückwärtig verlängert. Nun sind diese Objekte mit ca. 60 km/s sehr schnell. Langsamere Meteore gehören nicht zu den Perseiden. Dann wäre „Ihr Bolide“ ein sporadischer Bolide gewesen, der keinem Meteorstrom angehört ;-((. Anmerkung: *ZHR (Zenithal hourly rate), die stündliche Fallrate (der Meteore) ist bei der Zählung der Sternschnuppen eine gebräuchliche Größe. Es ist die Abschätzung der Anzahl der Meteore, die von einem einzelnen Beobachter innerhalb einer Stunde bei freier Sicht zum Horizont, mit dem Radianten im Zenit und einer Grenzgröße von 6,m5 gesehen werden kann (Sterne der Grenzgröße 6,m5 sind für das menschliche Auge nur selten unter optimalen Beobachtungsbedingungen zu sehen). Die wahre, beobachtete Rate ist also immer niedriger als die theoretische Rate aus der Liste der Meteorströme. Abschließend bin ich mir nun nach Ihrer ausführlichen Schilderung sicher, dass es eine sehr helle Sternschnuppe war, die Sie gesehen haben! Eben einen Boliden. Toll! Herzlichen Glückwunsch zur Beobachtung! Mit „stern“freundlichen Grüßen Ewald Segna Sternfreunde Münster http://de.wikipedia.org/wiki/Meteor http://de.wikipedia.org/wiki/Meteorit http://de.wikipedia.org/wiki/Meteoroid http://www.neunplaneten.de/nineplane ts/meteorites.html Weitere Informationen: Linkliste: Nördlinger Ries http://de.wikipedia.org/wiki/Nördlinger_Ries Soweit die Mails. Tja, innerhalb eines Monates sind zwei Boliden in Münster Das Tunguska Ereignis sichtbar gewesen. Zwei Boliden, die http://de.wikipedia.org/wiki/TunguskaEreignis den Fokus der Öffentlichkeit auf den Sternenhimmel gerichtet haben; im Jahr der Astronomie. Irgendwie passend! 20 3/09 Andromeda Sternfreunde intern Arbeitskreis Meteore http://www.meteoros.de/meteor/meteore.htm ☛ Eintritte: Kometen Niklas Krampe Mirko Wienke http://de.wikipedia.org/wiki/Komet Aktuelle Kometen, Entwicklung ☛ Austritte: http://www.aerith.net/ Martin Schulte Literatur: Field Guide to Meteors and Meteorites (Patrick Moore‘s Practical Astronomy), O. Richard Norton, Lawrence Chitwood, 288 S., Springer, Berlin; Comet of the Century (from Halley to Hale Bopp), Fred Schaaf, Springer Verlag, 1997, 384 S. Kometen beobachten Andreas Kammerer, Mike Kretlow Spektrum Akademischer Verlag (1998) - Andromeda 3/4/1999, Leoniden statt Regen, S. 25 - Andromeda 3/4/1999, Leoniden live S. 30 - Andromeda 4/2002, Der Perseidenstrom vom 12. / 13.8.2002, S. 12 - Andromeda 4/2002, Auswertung des Perseidenstroms oder was zum Kuckuck bedeutet ZHR, S. 14 - Andromeda 4/2002, ZHR von Miguel Angel Serra Martin, S. 18 - Andromeda 4/2002, Die Perseiden 2004, S. 35 - Andromeda 3/4/2004, Sternschnuppen Himmlische Geschosse?, S. 31 Cornelius Domenghino Lennert Mester Theodor Blom ☛ Coronado PST Das Sonnenteleskop kann von den Vereinsmitgliedern ausgeliehen werden. ☛ Okularkoffer Auch der Okularkoffer steht den Vereinsmitgliedern zwecks Ausleihe zur Verfügung. ☛ Homepage der Sternfreunde Es hat sich viel getan auf der Internetseite www.sternfreunde-muenster.de. Besuchen Sie doch mal das Forum! ☛ 25 Jahre Petra und Hermann feierten gemeinsam mit uns ihre Silberne Hochzeit. Vielen Dank noch mal für den wunderschönen Abend und Euch weiterhin alles Gute für die Zukunft! 21 3/09 Andromeda Science-Fiction war Gestern Reinhard Mawick „Zu fragen, was war vor dem Beginn des Universums, ist so sinnlos wie die Frage: Was ist nördlich vom Nordpol?“ 1988, als Stephen Hawking in „Eine kurze Geschichte der Zeit“ (RowohltVerlag, Reinbek bei Hamburg) diese Feststellung machte, war die kosmologische Welt mit dem allseits anerkannten Standardmodell noch in Ordnung. Dann kamen die „Science-Fiction“ Physiker: Greene, Smolin, Gott, Randell, Davies, Kaku. Sie revolutionierten die Kosmologie mit phantastischen Ideen. Die allesamt griffigen Theorien bieten mathematische Glanzleistungen, zeigen uns eine Welt, die wir so nicht erleben (war es schon schwierig genug zu verstehen, dass Zeit die vierte Dimension der Einsteinschen Raumzeit ist, besteht jetzt die Welt ’mal aus 9, 10 oder 11 Raumdimensionen, so klein, dass wir sie nie werden erfahren oder nachweisen können), die den Papst verzweifeln lassen (auf einmal gibt es in der Kosmologie keinen Schöpfungsakt mehr – das Standardmodell stimmt doch so wunderbar mit den Ideen der katholischen Kirche überein), nehmen uns mit auf Zeitreisen, die beschreiben, dass das Universum, in einer Zeitschleife gefangen, sich selbst gebärt (Gott III). Wir lernten die String Theorie kennen. Erfuhren, dass unsere Welt im innersten durch schwingende Saiten zusammengehalten wird, staunten darüber, dass unser Universum gar nicht so „Uni“ ist, sondern Teil eines Multiversums, mussten uns mit Parallelwelten und rückwärtslaufender Zeit auseinandersetzen. „Urknall als Anfang der Zeit ist Mystizismus“ stellt Lee Smolin klar. „Die Annahme, dass der Urknall der erste Moment in der Zeit war, ist mehr religiöser Mythos als Wissenschaft.“ Smolin ist einer der Begründer der Loop Quantum Gravity Theorie (LQG, Schleifen-Quantengravitation) und lehrt heute am Perimeter Institute in Waterloo. Zum Ende des 20. Jahrhunderts brach dann ein Deutscher Physiker in Richtung Urknall auf, fand dass es einen Punkt nördlich vom Nordpol gibt und 22 3/09 Andromeda stellte zugleich Einstein und Hawking in Frage. Diesen Punkt nördlich des Nordpols beschrieb Martin Bojowald in wissenschaftlichen Arbeiten wie „Quantum Gravity and the Big Bang“ und „Absence of Singularity in Loop Quantum Cosmology“. Gezweifelt am Urknall hat Bojowald sehr früh. In einem Interview mit Zeit Online benannte er den Zeitpunkt des Zweifels: „Kurz nach meiner Promotion. Ich hatte an mathematischen Methoden zur Beschreibung des Universums gearbeitet. In einer der Gleichungen konnte man ein Vorzeichen frei wählen, plus oder minus. Mir fiel auf, dass man das Minus als Zeit vor dem Urknall und das Plus als Zeit nach dem Urknall interpretieren konnte.“ Jetzt hat Bojowald sein Buch geschrieben „Zurück vor den Urknall“. Hier können Sie die Reise nacherleben, die in den Raum nördlich des Nordpols, d.h. vor den Urknall führt. Bojowald beschreibt in dem Band seine „rechnerische Reise“ in die Vergangenheit, die nicht kurz vor dem Urknall endet. Auf Grundlage der LQG Theorie und der „Körnigkeit des Universums“ (Zeit und Raum bestehen aus diskreten, unteilbaren kleinsten Einheiten, ca. 10‐35 m bzw. 10‐52 Stunden klein bzw. kurz) kann die Singularität des Urknalls, unter der die ART bisher so litt, vermieden werden, und Bojowald lässt uns eine äußerst bizarre Welt entdecken. Eine Welt mit negativer Zeit, umgestülpten Räumen, kontraktierendem Universum und Schwarzen Löchern als Singularitäten der Zeit und nicht des Raumes. Man kann einfach nicht über dieses Buch schreiben, man muss es lesen. Es kostet Zeit, Bojowald zu lesen. Er hat von den Amerikanern – er ist jetzt Assistant Professor an der Penn State University in den USA – gelernt, sich gerne und oft zu wiederholen. Aber er hat ein „Must read“ geschrieben. So wie Alan Guth’s „Die Geburt des Kosmos aus dem Nichts“, Brian Green’s „Das elegante Universum“ und „Der Stoff, aus dem der Kosmos ist.“ So wie die „Verborgene Universen“ der Lisa Randell oder Smolin‘s Antwort auf die Frage „Warum gibt es die Welt?“`, Kaku’s Ausflüge in „Im Paralleluniversen“ oder den „Hyperspace“ ebenso wie Kip Thorne’s Beschreibung des „Gekrümmter Raum und verbogene Zeit“ oder Hawkings „Eine kurze Geschichte der Zeit“ ‐ und „Die kürzeste Geschichte der Zeit “ Science-Fiction war gestern, Physik ist heute ….. 23 3/09 Andromeda EXPO Sternwarte in Melle vor dem Aus? Bau dient neben der astrofotografischen Erforschung des Himmels nicht zuletzt auch öffentlichen Beobachtungen. Benno Balsfulland Viele Münsteraner Sternfreunde wissen, dass sich bei Melle/Osnabrück die größte Amateur-Sternwarte Niedersachsens befindet. Ausgestattet ist sie mit einem Newton-Teleskop, das einen Hauptspiegel von immerhin 1,12 m Durchmesser mit einer Brennweite von 4,4 m besitzt. Im Prinzip handelt es sich um einen Riesendobson, der auf einer frei stehenden 7 m hohen Betonsäule geschwenkt wird. Ihn umfasst ein - nicht nur im Aussehen, sondern auch im Anschaffungspreis - einfamilienhausähnlicher Steinbau von nicht weniger als drei Stockwerken Höhe, der sich in die sanften Hügel des ländlichen Wiehengebirges einschmiegt. Umgeben wird die Sternwarte nur von Feldern, Damwild und einigen verstreuten häuslichen Anwesen. Die Licht- und sonstige Verschmutzung ist gering. Kurz, der Platz wurde günstig gewählt, und anlässlich der EXPO vor zehn Jahren in Betrieb genommen; der Wie es der Zufall so wollte, führte mich in den Abendstunden des 21. Oktober 2009 mein Weg vom Kalkrieser Berg nach Halle an der Anlage vorbei. Und wie der Zufall es weiterhin wollte, glaubte ich einen entsprechenden Beobachtungstermin im Internet gefunden zu haben. Nun, das Ding hat einen kleinen Parkplatz, und ich wartete. Aber niemand kam. Unter erfreulich aufklarendem Himmel begann ich zu frieren. Um Näheres zu ermitteln, griff ich zum Mobilfunkgerät. Der Empfang war jedoch so schlecht, dass ich keinerlei Verbindung bekam. Daher beschloss ich nur noch bis 20 Uhr zu warten, und mich dann leicht frustriert an die Weiterfahrt zu machen. Punkt 20 Uhr fuhr dann aber doch ein Wagen samt dem zuständigen Sternführer vor. Es stellte sich heraus, dass es am Vormittag wohl einen Termin für eine Gruppe Schüler betreffs Sonnenbeobachtung gegeben hatte, und dieser war im Internet angeschlagen. Mein Fehler! Um 21 Uhr hatten sich jedoch noch Extragäste angemeldet. Und das war mein Glück, denn so bekam ich von dem netten Manne sogar eine eigene Sondervorführung: Jupiter nur 20 Grad über dem Horizont und in Wölkchen war zwar eher enttäu- 24 3/09 Andromeda schend - aber in fünf Jahren werde ich wiederkommen, und dann ...! M15, der Kugelsternhaufen zum Einzelsternezählen bis ins Zentrum; NGC 7662 der „Blaue Schneeball“ mit Zentralgestirn in 1000-facher Vergrößerung - einfach toll; im Pegasus die Spiralgalaxie NGC 7331 mit mindestens einer erkennbaren Begleiterin - der deutsch-britische Astronom Wilhelm Herschel entdeckte sie am 5. September 1784; sodann die elliptische Galaxie NGC 7457 mit einer scheinbaren Helligkeit von 11 Magnituden, die ebenfalls von Wilhelm Herschel entdeckt wurde, doch erst am 12. September des gleichen Jahres; des weiteren NGC 7332, welche von Wilhelm Herschel am 19. September 1784 entdeckt wurde - von mir selbst aber alle drei innerhalb einer einzigen Stunde; und schließlich NGC 7448, die - na wer schon - Wilhelm Herschel am 19. Oktober 1784, also vor 225 Jahren und zwei Tagen als vorläufig letzte entdeckt hatte. ... Also Wilhelm Herschel ist sicher mein Lieblingsastronom, seit ich - wie es der Zufall wollte - dieses Jahr in seinem Musikzimmer in Bad Bath gestanden und seine Teleskopwerkstatt und den Garten bewundert habe, von dem aus er den Planeten Uranus entdeckte, aber irgendwann reicht es auch. Schließlich war 21 Uhr längst vorbei, und die erwarteten Gäste waren noch immer nicht da. Mein Sternführer wurde unruhig. „Vielleicht“, meinte er, „gab es ein Missverständnis, und sie haben die andere Warte genommen. Wir haben nämlich noch eine ältere Sternwarte, einige hundert Meter entfernt, mit einem 60 cm Spiegel. Möglicherweise haben sie sich dorthin begeben.“ Er griff zu seinem Handy, um zu telefonieren, aber die Verbindung war schlecht, und so bat er mich für einige Zeit hier oben allein zu bleiben, quasi als Wache, falls sie doch noch kämen. Er selbst wollte hinüberfahren und nachsehen. Dem Instrument könne derweil nichts passieren, selbst wenn es - auf meine bange Frage hin - nachführend irgendwo anstoße und hängen bliebe, so schalte die Elektronik den Motor nach einer bestimmten Zahl von Fehlumdrehungen automatisch ab. Dann stieg er die Treppen herab und fuhr los. Ich kletterte wieder auf die Leiter, um den Spuren von Wilhelm Herschel zu folgen. Immerhin besaß ich jetzt ein durchaus vergleichbares Instrument. Das andere Auge hielt ich allerdings immer auf die Einfahrt gerichtet, um die Lichter eines eventuell von fern kommenden Autos zu erspähen. Es war aber nur mein Sternführer, der endlich ohne Begleitung zurückkam. Also keine Gäste! Doch kaum war er wieder da, da kam noch ein weiteres Auto den Berg herauf. Es handelte sich jedoch nicht um die angemeldeten Gäste, sondern um eine Anwohnerin aus der Nachbarschaft, und die wollte keineswegs 25 3/09 Andromeda in den Kosmos schauen, sondern mit einer wahrhaft bestürzenden Botschaft aufwarten. Auf dem nahen Hügel hinter uns habe sie Männer getroffen, schon tags zuvor, die Vermessungstätigkeiten vornahmen und Bauvorbereitungsmaßnahmen durchführten, im Landschaftsschutzgebiet! Auf Nachfrage habe sie erfahren, dass der Mobilfunkbetreiber „O2“ die Errichtung eines 47 m hohen Funkturmes vorbereite. Die Baugenehmigung sei bereits erteilt, das ganze Verfahren abgeschlossen, und das Baukommando könne jeden Tag anrücken. Der Funkturm werde mit Flut- und Warnlichtanlagen für den Flugverkehr ausgestattet, das Schlimmste für sie aber sei der Elektrosmog. Auch die Tiere würden arg gestresst, z. B. die Fledermäuse ... Ob das denn erlaubt sei in der Nähe einer Sternwarte? Sie selbst habe leider keinen Einfluss, und für eine Bürgerinitiative sei die Zeit schon zu knapp. Ihre ganze Hoffnung setze sie auf die Sternwarte. Und wir sollten doch bitteschön und ganz schnell etwas tun, ehe es zu spät sei. Mein Sternführer war ein Mann von gelassenem Charakter, aber dass Licht und Elektrosmog ein Problem werden würden, sah er gerne ein; er wollte sofort seinen Chef von dem drohenden Unglück in Kenntnis setzten. Der sei für die Politik zuständig. Ich selbst musste der Dame mitteilen, dass ich nur als Gast in Melle war. Aus Münster wisse ich aber, dass es da am Horstmarer Landweg eine Bushaltestel- le „Alte Sternwarte“ gäbe, und dass dort heute noch ein Rundbau mit Kuppel stünde, der frisch erbaut auch schon bald mit Studentenwohnheimen umgeben worden sei. Ein - wie mir freilich ohne Kenntnis der internen Vorgänge scheine - teurer und heller Wahnsinn, der jedoch geschehen sei! Als Sternwarte sei der Bau heute ausgemustert, seine unteren Stockwerke würden als Studentenwohnungen genutzt. Auch dürfe man wohl den Einfluss von astronomischen Amateurvereinen auf verantwortliche Behörden und Verfahren nicht überschätzen. Deren Lobby sei wohl kaum stärker als die für Fledermäuse. Im Übrigen müssten doch die Pläne mit Einspruchsfristen für die Öffentlichkeit ausgelegen haben. Vielleicht kann man sich doch irgendwie noch auf einen Formfehler berufen? Hoffentlich! Denn sonst werden wir in fünf Jahren beim Blick durch das Teleskop der EXPO Sternwarte bei entsprechender Vergrößerung neben dem Jupiter einen roten Riesenstern erblicken, und zwar mit einem lichtstarken Wolframdraht in der Mitte. 26 3/09 Andromeda Astronomie-Schwerpunkt wir die Jupitermonde scheibchenförmig sehen und später auch mal an Klaus Kumbrink, Ewald Segna M13 (Kugelsternhaufen im Herkules) und M57 (Ringnebel in der Leier) die Die Woche vom 16. bis 23. Oktober hat- Leistungsfähigkeit des neuen Spiegels te es astronomisch in sich: Am Dienstag testen - Glückwunsch Christian!* traf man sich zur gemeinsamen Beobachtung an unserem Beobachtungsplatz Alverskirchen, am Mittwoch war öffentliche Beobachtung vor dem LWL Museum für Naturkunde angesagt und am Freitag dann der Showdown auf dem Domplatz. Beobachtung des Sternenhimmels In Alverskirchen trafen sich rund 20 Sternfreunde und Interessierte, um gemeinsam unter immer besser werdendem Himmel ein paar Highlights zu erhaschen. Infolge des ziemlich scharfen Windes dick vermummt hatten Stephan und Björn ihre „Schäfchen“ um sich geschart und erläuterten die aktuellen Details am Himmel. Währenddessen hatten Ilona und ich beim Ausprobieren von Christians neuem fantastischen 20 Zöller unsere ganz eigenen AHA-Erlebnisse. Trotz des nur bescheidenen Seeings konnten Am Mittwoch hatten wir vor dem Planetarium unseren 6-Zoll-Refraktor aufgebaut, außerdem waren Mirko, Veronika und Michael mit ihren Geräten sowie Björn mit dem C14 des Naturkundemuseums im Einsatz. Etwa 15-20 Besucher hatten sich trotz des halb bewölkten Himmels aufgemacht und hielten recht lange durch. Viele interessante Gespräche gab es während der reichlichen Wolkenphasen. Auch hier war das Seeing sehr bescheiden, sodass sich höhere Vergrößerungen des Jupiters nicht anboten. Jupiter war dann auch das bevorzugte Objekt am Freitag auf dem Domplatz. Direkt in der Nähe des Doms hatten wir uns diesmal aufgebaut - wir soll heißen: Christiane und Mann, Veronika und Michael, Björn, Ilona und ich. Im 6-Zöller 28 3/09 Andromeda Um neun Uhr wurden wir mit dem Sendfeuerwerk belohnt, das auch sehr schön von unserem Standort beobachtet werden konnte. Kurze Zeit später wurden wir dann von immer mehr LKWs regelrecht von unseren Standorten vertrieben, da die Marktleute schon ihre Stände in Stellung bringen wollten. Das war dann das allgemeine war Jupiter mit dem Pentax 14mm bei Schlusszeichen, zumal der Himmel eh‘ 98facher Vergrößerung sehr schön mit nichts mehr für uns übrig hatte. seinen Monden zu sehen, das 9mm Nagler brachte nicht viel Verbesserung, * Auch ich (ES) hatte mein First Light das Seeing begrenzte auch hier höhere mit dem 20’’ Dobson von Christian. Vergrößerungen. Für weitere Objekte M13 war schon sehr beeindruckend, war die Beleuchtung auf dem Domplatz die Sterne, wie nicht anders zu erwarnicht geeignet. Man konnte kaum Ster- ten, bis ins Zentrum hin aufgelöst. ne entdecken. Die aufkommenden Wol- Aber NGC 7789 war noch famoser. ken schränkten die Beobachtung immer Ein offener Sternhaufen im Sternbild mehr ein, das machte aber die immer Cassiopeia, schon mit einem Fernglas wieder ankommenden Beobachtergrup- als schwacher, diffuser Nebelfleck pen richtig heiß - viele warteten dann auszumachen, blühte im 20 Zöller so ab, um doch noch einen Blick auf den richtig auf. Das ganze Gesichtsfeld von uns so heiß angepriesenen größten war mit feinen Sternen übersät, die zu Planeten des Sonnensystems werfen zu sehen waren und nicht nur zu ahnen. können. Viele schöne Gespräche runde- Ich konnte mich gar nicht satt sehen. ten diesen Abend ab und Björn konnte Dann aber stellte Christian ein Objekt fleißig die Prospekte an die Frau bzw. ein, bei dem ich noch mehr ins Staunen kam. NGC6992/5, der östliche Teil des den Mann bringen. Cirrusnebels. Im Kometcatcher hatte ich den Nebel vor Jahren mal beobachtet. Ich weiß noch, dass ich da auch nicht unbeeindruckt war. Der Nebel war ziemlich klein (ich empfand es so) aber doch hell. Im 20’’ Dobson konnte ich feine Bögen und zarte Strukturen ausmachen – Wau! Ich hätte mich gerne 29 3/09 Andromeda noch länger mit diesem Überbleibsel einer Supernova beschäftigt, aber die anderen Gäste wollten auch mal einen Blick riskieren. Nun denn, bei einer internen Beobachtung werde ich das nachholen, Christian. Ich freue mich schon jetzt darauf. Zur öffentlichen Beobachtung in Alverskirchen bliebe noch nachzutragen, dass neben dem 20’’ Dobson auch unser vereinsinterner 15’’ Obsession, zwei 10 cm Refraktoren, weitere kleinere Newtons und mehrere Ferngläser am Start waren. Jupiter war natürlich der „Star“ des Abends. Die Wolkenbänder und die vier galileischen Monde gaben ein prächtiges Bild im Okular ab. Neben den schon weiter oben erwähnten Objekten richteten wir die Teleskope auch auf M81 / 82; M27, den Hantelnebel; M45, die Plejaden; M31 / 32 und M110 im Sternbild der Andromeda; M51 in den Jagdhunden; M97, den Eulennebel; h und Chi, den Doppelsternhaufen im Perseus sowie auf die Doppelsterne Albireo im Schwan (Beta Cyg) und Mizar im Großen Bär und die Vierfachsysteme Epsilon Lyr und Eta Tau und nicht zu vergessen auch die Planeten Uranus und Neptun. Bildnachweise: S. 1 Bolide, Okie-Tex Star Party HE S. 6 l. Hotelanlage JS S. 6 r. Langkofel JS S. 7 o. Dobson ausrichten JS S. 7 u. Dobson sucht Sterne JS S. 8 l. o. 11% Steigung MD S. 8 l. u. Pizza am Gardasee JS S. 8 r. Langkofel in grün JS S. 17 l. Abbremskurve von Meteoroiden WP S. 17 r. Radiant Grafik WP S. 21 Silberne Hochzeit JS S. 22 Kurz vor dem Urknall HB S. 24 Expo-Sternwarte Melle HP S. 26 Expo-Sternwarte Melle, Dämmerung HP S. 28 l. Christian und sein 20“ Dobson ES S. 28 r. Klaus und sein Refraktor IK S. 29 o. Beobachtung auf dem Domplatz KK S. 29 u. Feuerwerk KK S. 30 Jupiter und seine Monde, Montage ES S. 31 Sternbild Zwillinge, Grafik WP S. 32 l. M37, r. M37 MD, AI S. 33 Eskimonebel NASA / ESA S. 34 o. r. Ankunft des Astrocontainers MD S. 34 u. r. Container und Gabelstabler MD S. 35 Container am Haken WH S. 38 Zeichnung Cirrusnebel JB S. 41 l. Petra und Michael DS S. 41 r. Wir fahren los DS S. 42 l. Neptun wird aufgeblasen DS S. 42 r. o. Uranustörtchen DS S. 42 r. u. Guten Appetit DS S. 43 l. Saturn am Boden DS S. 43 r. Ankunft Promenade IK S. 44 o. Die Luft ist raus PW S. 44 u. Das Erde-Mond Modell DS S. 45 l. Gruppenfoto DS S. 45 u. Sternfreunde der ersten Stunde NN AI - Atlas Image, part of the 2MASS, a joint project of the University of Massachusetts and the IPA-Center/ CIT, funded by the NASA and the NSF, DS - Dierk Schmierer, ES - Ewald Segna, GN - Gerd Neumann, HB - Harm Bengen, mit freundlicher Genehmigung, HE - Howard Edin, Creative Commons License, HP - http://www.sternwarte-melle.de/, IK - Ilona Kumbrink, JB - Jochen Borgert, JS - Jürgen Stockel, KK - Klaus Kumbrink, MD - Michael Dütting, PW - Petra Woestmeyer, WH - Willy Herbstreit, WP - Wikipedia, 30 3/09 Andromeda Sternbild Zwillinge Hermann Soester Wie sich die Zeiten ändern! Blickt man in die Medienlandschaften, erhält man den Eindruck, heute müsse man als Mann „nur“ reich, berühmt oder mächtig sein oder am besten eine Kombination aus allen dreien, schon liegt einem die Damenwelt zu Füßen, um sich Ruhm, Geld oder auch nur eine Besenkammer mit einem zu teilen. Ein Blick in die antike griechische Mythologie ergibt da ein ganz anderes Bild. Sogar Göttervater Zeus musste sich ständig allerlei Schabernack einfallen lassen, um seinen Angebeteten auf eine derart nachwuchsfördernde Weise näher zu kommen. Beispiele dafür befinden sich in den Sternbildportraits „Perseus“, „Stier“ und „Herkules“. Die berühmten Zwillinge Kastor und Polydeukes (Lateinisch Castor und Pollux) verdanken ihre Existenz folgender Eskapade: Zeus erschien der Göttin Leda als schöner Schwan und zeugte so mit ihr Pollux und die schöne Helena, während sie noch in der selben Nacht Kastor und Klytämnestra von ihrem Ehemann, König Tyndareos von Sparta empfing. Alle vier Kinder wurden bezeichnenderweise in zwei streng nach Erzeugern getrennten Eiern „geboren“ und müssen ja wohl irgendwann geschlüpft sein. Es handelt sich bei Kastor und Pollux also eindeutig um ein zweieiiges Zwillingspärchen. Aufgrund seiner bürgerlichen Herkunft war Kastor menschlich und somit sterblich, Pollux war dagegen von göttlicher Herkunft und unsterblich. Die Brüder schlossen sich Jason und den Argonauten bei deren Suche nach dem goldenen Vlies an und erlebten zahlreiche Abenteuer. Bei einem heftigen Streit mit ihren Weggefährten, den Zwillingsbrüdern Lynkeus und Idas, die verständlicherweise missgestimmt waren, hatte doch das Konkurrenzpaar einfach deren Angetraute entführt, ging Pollux als einziger Überlebender hervor. Er wandte sich an seinen göttlichen Vater und bat ihn, seine eigene Unsterblichkeit mit Kastor teilen zu dürfen. Der alte Herr war einverstanden und seitdem verbringen die Brüder ihre Tage abwechselnd im Hades oder auf dem Olymp. Als Belohnung für eine solch konsequente Brüderlichkeit wurden sie als Sternbild am Himmel verewigt. Das Sternbild Zwillinge (lat. Gemini) bildet ein langgezogenes Rechteck, 31 3/09 Andromeda dessen östlichen Eckpunkte von den Sternen Kastor (nördlich) und Pollux (südlich) gebildet werden. Als Tierkreissternbild werden die Zwillinge von der Ekliptik durchzogen und erhalten regelmäßig Besuch von Sonne, Mond und Planeten. Die Sonne durchläuft die Zwillinge gegenwärtig genau einen Monat lang vom 21. Juni bis zum 20. Juli. Legt man die heutigen Sternbildgrenzen zu Grunde, befand sich der Sommersonnenwendepunkt, dessen irdische Projektion auf Karten oft immer noch als „Wendekreis des Krebses“ bezeichnet, von 15 v. Chr. bis 1990 n. Chr. in diesem Sternbild. Aber die Zeiten ändern sich halt, und auch das Platonische Jahr, das von dem einen Kegel bildenden Herumeiern der Erdachse definiert wird und knapp 26.000 Jahre dauert, ist seit der Antike schon ganz schön voran gekommen. Einer der sternreichsten offenen Sternhaufen am Winterhimmel ist M 35. Mit seinen +5,1m ist er bei guten Beobachtungsbedingungen mit dem bloßen Auge erkennbar. Man findet ihn 2,5° nordwestlich des Sterns Eta Geminori- um, auch Propus genannt. Im Feldstecher erkennt man schnell 20-30 Sterne, und schon im 4“ -Teleskop erscheinen über 100 Sterne auf einer Fläche von knapp 30‘. Entdeckt hat ihn der Schweizer Philippe Loys de Cheseaux im Jahr 1746 und Charles Messier beschrieb ihn als „Haufen von sehr kleinen Sternen, nahe dem linken Fuß von Kastor und etwas entfernt von den Sternen My und Eta dieses Sternbildes“. Im selben Gesichtsfeld stößt man auf NGC 2158, einem weiteren offenen Sternhaufen, der jedoch viermal soweit entfernt ist wie der 2800 Lichtjahre entfernte M 35. Deshalb erscheint er auch in größeren Fernrohren nicht ganz aufgelöst und wurde wegen seiner fast runden Form und seiner Sternendichte früher für einen Kugelhaufen gehalten. Der hellste Planetarische Nebel des Winterhimmels ist NGC 2392. Er wurde im Jahre 1787 von Wilhelm Herschel entdeckt. Es ist mit knapp einer Bogenminute Durchmesser ein recht kleines 32 3/09 Andromeda Objekt, das im Feldstecher sternförmig erscheint. Der Zentralstern besitzt eine Helligkeit von 10,5m und ist deshalb auch schon in kleineren Instrumenten zu erkennen. In mittleren Teleskopen erkennt man bereits ein helleres Gebiet um den Zentralstern, umgeben von einer deutlich schwächeren „Schale“. Genaue Untersuchungen ergaben, dass der Zentralstern von zwei sich verschieden schnell ausdehnenden, konzentrischen Gashüllen umgeben ist. Durch die starke Strahlung des sehr heißen Zentralsterns werden beide Hüllen zum Leuchten angeregt. Die äußere expandiert mit einer Geschwindigkeit von etwa 100 km/s. Die dem Zentralstern nähere, weniger rasch expandierende Hülle wird dabei natürlich intensiver bestrahlt und erscheint uns deshalb heller. In großen Teleskopen entsteht der Eindruck eines Gesichtes, das von einer Kapuze (der äußeren Hülle) umhüllt wird. Daher hat sich der Name „Eskimonebel“ für NGC 2392 eingebürgert. Beim Zentralstern handelt es sich um einen O8-Zwergstern mit etwa der 40fachen Leuchtkraft der Sonne. Die absolute Helligkeit wird mit etwa +0,7m angegeben und die Oberflächentemperatur beträgt etwa 40.000 Kelvin. NGC 2392 hat insgesamt eine Ausdehnung von 0,8‘ × 0,7‘ und eine scheinbare Helligkeit von 8,6m. Seine Entfernung beträgt ca. 2900 Lichtjahre und mit einem Alter von etwa 1700 Jahre ist er noch relativ jung. Ein schöner Doppelstern, auch für kleinere Fernrohre, ist der 1,59m helle Kastor, der nördliche Zwillingsstern. Er trägt auch den „Bayerischen“ Namen Alpha Geminorum, obwohl sein „Bruder“ Pollux mit +1,14m ein wenig heller ist. Seine Hauptkomponenten bewegen sich deutlich bemerkbar zueinander, sodass schon nach wenigen Jahren eine deutliche Veränderung zu erkennen ist. 1880 wurde zuletzt der mögliche Maximalabstand von 6,5“ erreicht, der kürzeste mit 1,8“ im Jahr 1965. Momentan vergrößert sich die Distanz also wieder. Im Jahr 2000 betrug sie 3,9“ bei einem Positionswinkel von 65°. Im nächsten Jahr ist der Abstand auf 4,7“ angewachsen, der Positionswinkel liegt dann bei 57°. Ein 9,1 m heller Stern gesellt sich 72“ südlich der beiden hellen Komponenten hinzu. Auch in kleinen und mittleren Teleskopen dürfte dieser leicht auszumachen sein. Dass alle drei Sterne für sich noch einmal doppelt vorkommen, entzieht sich allerdings 33 3/09 Andromeda der Beobachtung mit optischen Mitteln. Das tut der Einzigartigkeit des Sechsfachsystems „Kastor“ allerdings keinen Abbruch. Am 18. Februar 1930 machte Clyde William Tombaugh die Entdeckung seines Lebens. Er verglich zwei Photoplatten vom 23. und 29. Januar, die das Grenzgebiet zwischen Stier und Zwillinge zeigten, im so genannten „Blinkkomparator“. Gegen 16 Uhr Ortszeit fand er nahe 8 Geminorum ein winziges Objekt 15. Größe, das im direkten Vergleich beider Platten hin- und hersprang. Er zog eine weitere Platte vom 21. Januar zur Kontrolle heran, die zwar unter ungünstigeren Bedingungen belichtet worden war, aber trotzdem ebenfalls ein Lichtpünktchen zeigte, das sich mit etwa 70“ pro Tag auf seiner Bahn entlangbewegte. Es wurde nach dem römischen Gott der Unterwelt „Pluto“ getauft und für die nächsten 76 Jahre hatte unser Sonnensystem 9 Planeten. Seit dem 24. August 2006 sind es bekanntlich wieder nur noch acht, so ändern sich halt die Zeiten! Der Astro- Container Michael Dütting, Ewald Segna Heute Morgen (19.11.2009) um 7.45 Uhr war es soweit: Unser „SternwartenContainer“ ist nach langer Anreise aus dem Baden- Württembergischen Ländle an seinem vorübergehenden Standort bei Christian Rieping in Rinkerode eingetroffen. Zusammen mit seinem Vater lud Christian unsere künftige Sternwarte mit zwei Gabelstaplern von dem beeindruckenden Transporter. Vielen Dank dafür und für die „Zwischenlagerung“ an die Familie Rieping! In den kommenden Wochen und Monaten sollen die nötigen Umbauten stattfinden. Wer sich beteiligen und / oder Vorschläge machen möchte, möge sich bitte melden. Der Astro Container (Eberhardt Container-Raumzelle) hat die Maße 5,00m x 3,00m x 2,60m. Der Boden und das Dach sind aus Sandwichelementen, beidseitig verzinkten Stahlbleche mit PU- Ausschäumung und 35 mm starken Wänden. 34 3/09 Andromeda Innen sind PVC Bodenbeläge verlegt. Die Stahlblechaußentür ist doppelwandig ausgelegt. Die Kunsstofffenster sind mit Rolladen und Außengitter versehen. Es gibt ferner eine Trennwand zwischen dem Arbeits- und Beobachtungsraum. Der Boden im Beobachtungsraum ist ca. 60 cm erhöht. Eine zusätzliche Festverglasung in der Trennwand zwischen Beobachtungs- und Aufenthaltsraum (PC und Schreibtischplatz) und eine fest eingebaute Treppe mit Schiebetüre zwischen Arbeitsraum und Beobachtungsraum vervollständigen das Ambiente. Die verschiebbare Dachkonstruktion von ca. 300x300 cm lässt sich einfach per Hand zur Seite bewegen. Die Elektroinstallation ist über einen angebauten Cee Stecker zum Anschluß an 230 Volt ausgelegt. Sicherungskasten mit Automaten, 2 Leuchtstoffröhren sowie 10 Steckdosen sind im Astrocontainer untergebracht. Die ganze Containerkonstruktion ist mit 4 Kranösen an allen 4 Oberseiten versehen und kann mit einem LKW mit Hebekran transportiert werden. Mein Lieblingsobjekt am Sternenhimmel Jochen Borgert Ewalds Anfrage per E-Mail, doch bitte in der Andromeda mein Lieblingsobjekt am Sternenhimmel zu beschreiben, kostete mich viele Gedanken. Welches war eigentlich mein Lieblingsobjekt am Himmel? Waren es die Jupitermonde, die hell mit ihren pechschwarzen Schatten über die streifige Jupiteroberfläche zogen? War es die Mondoberfläche, die bei binokularer Beobachtung ein atemberaubendes Wechselspiel von Licht und Schatten bietet? Oder war es eines der sogenannten „Deep-Sky-Objekte“? Der große und lichtschwache Nordamerikanebel, der in manchen Beobachtungsberichten geradezu mystisch verklärt wird? Oder M42, der Orionnebel, ein Highlight in jedem Teleskop. Ein Blick in meine Beobachtungsbücher, in denen ich alle meine Beobachtungen sammle, brachte Aufklärung. Klarer Favorit war der Cirrusnebel. Gefunden wurde dieser Nebel bzw. seine beiden Hauptteile an den Abenden des 5. und 7. Septembers des Jahres 1784 von Wilhelm Herschel in einem Teleskop von etwa 18“ Öffnung. Weitere Teile des Nebelkomplexes wurden bis ins Jahr 1904 teilweise fotografisch aufgenommen. Der Entdeckungszeitraum 35 3/09 Andromeda von 120 Jahren mag einen Eindruck vom Umfang und Strukturreichtum dieses mit einer Ausdehnung von 230‘ x 160‘ sehr großen Nebelkomplexes im Schwan vermitteln. Auf Fotos des Nebels findet man, grob überschlagen, 5 Hauptteile. Der östliche Teil, NGC 6992, ist ein sichelförmiger Nebelkomplex mit einer Ausdehnung von ca. 60‘x8‘, an dessen südlichem Ende NGC 6995 mit einem Durchmesser von etwa 12‘ liegt. Der westliche Teil, NGC 6960, der sogenannte Sturmvogel, ist ein ca. 70‘ x 6‘ großer Nebelkomplex, der, mit dem Stern 4. Größe 52 Cyg als Kopf, durchaus an die zeichnerische Darstellung einer fliegende Möwe erinnert. Allerdings ist der helle Stern, der die Beobachtung und Fotografie besonders reizvoll macht, nur ein Vordergrundstern. Der Cirrusnebel befindet sich in einer geschätzten Entfernung von etwa 1500 bis 2500 Lichtjahren, während 52 Cyg, quasi in unserer Nachbarschaft, etwa 200 Lichtjahre entfernt liegt. Zwischen den beiden dominierenden Nebelteilen befindet sich NGC 6979, der Pickering‘s Triangular Wisp genannte, dreiecksförmige Nebel und NGC 6974. Dieser Mittelteil des Cirrusnebels ist schwächer als die beiden anderen Teile. Die äußere Erscheinung, genauer gesagt die beiden mit etwa 50 km/s sich ausdehnenden Halbschalen (etwa 6“ pro Jahrhundert), geben einen deutlichen Hinweis auf die Herkunft des Cirrusnebels als Überrest einer Supernovaexplosion. Bei einem solchen Ereignis „sterben“ sehr massereiche Sterne, also Sterne, die eine über 8fache Sonnenmasse haben, am Ende ihres „Lebens“ in einer gewaltigen Explosion. Als sehr prominentes Beispiel für ein solch gewalttätiges Ende kann z. B. der Krebsnebel (M1) im Sternbild Stier herangezogen werden. Im Jahr 1054 beobachteten chinesische Astronomen folgendes: “Im ersten Jahr der Schi-Ho-Periode, während des fünften Mondes, während des Tages Tschi Tschu, erschien ein Stern wie ein Leuchtturm, in der Nähe des Sterns Tien Kuan.“ Dieser neue Stern war über drei Wochen lang mit dem bloßem Auge sichtbar. Im Jahr 1928 konnte Edwin Hubble dann fotografisch den Beginn der Expansion des Krebsnebels auf etwa das Jahr 1000 festlegen, womit gezeigt war, dass der Krebsnebel der Überrest der beobachteten Supernova ist. Ein ebensolcher Überrest, nur viel älter, ist der Cirrusnebel. Die oben angegebene Ausbreitungsgeschwindigkeit vorausgesetzt, liegt die „Geburtssupernova“ des Cirrusnebels etwa 30.000 bis 50.000 Jahre zurück. Bei der Explosion des auslösenden Sterns wurde ein Teil seiner Gashülle nach außen abgestoßen. Dieser Gashülle geht eine Stoßwelle voraus, welche mit der den Ursprungsstern umgebenden, interstel- 36 3/09 Andromeda laren Materie kollidiert. Dabei wird das interstellare Medium aufgeheizt und Strahlung freigesetzt. Betrachtet man Fotos der beiden Hauptteile des Cirrusnebels, NGC 6992 und NGC 6960, können einige Merkmale dieser Entstehung wiedererkannt werden. Wie bereits geschrieben, deutet natürlich die halbschalige Form der beiden sich voneinander entfernenden Hauptteile auf den explosiven Ursprung hin. Aber sogar auf Amateuraufnahmen können noch weitere Hinweise auf den Ursprung gefunden werden. Sehen Sie sich z. B. im Internet eine gute Amateuraufnahme der Halbschale NGC 6960 an. Können Sie erkennen, dass in Ausbreitungsrichtung, also quasi vor der Halbschale, deutlich weniger Sterne als hinter der Halbschale zu sehen sind? Die Stoßwelle, die dem Gas vorhergeht, putzt sozusagen die störende, weil Licht absorbierende interstellare Materie, Staub und Gas, weg und gibt den Blick auf die dahinter liegenden Sterne frei. Betrachten Sie nun mal meine Aufnahme von NGC 6992 auf der Rückseite dieser Ausgabe der Andromeda. Auf der Außenseite sehen Sie bläulich leuchtende Filamente, die Sie auf der Innenseite nicht erkennen werden. Diese Filamente markieren die Front, an der das Gas des explodierten Sterns bzw. die Stoßfront der Supernovaexplosion und das Gas des interstellaren Mediums kollidieren. Durch die Reibung wird dabei Gas zum bläulichen Leuchten angeregt. Hinter dieser Front folgen rötlich leuchtenden Wolken von ionisiertem Wasserstoff und Stickstoff. Insgesamt ist der Grund für das Leuchten des Cirrusnebels aber noch umstritten. Beispielsweise ist noch kein Stern eindeutig identifiziert, welcher die rötlichen Filamente ionisiert und zum Leuchten anregt. Das soll uns an dieser Stelle nicht weiter stören. Betrachten wir, wie sich der Cirrusnebel dem visuellen Beobachter darbietet. Kurz gesagt: Toll. Das Wunderbare an diesem Objekt ist, dass es „gnädig“ ist gegenüber kleinen Teleskopen. Auch mit wenig Öffnung kann ein Beobachter, guten Himmel vorausgesetzt, fantastische Beobachtungen machen. Ich habe lange Jahre sehr gerne mit einem 4“-Refraktor mit 1000mm Brennweite beobachtet. Ausgerüstet mit einem 2“ 40mm Weitwinkelokular bot mir der Cirrusnebel, dank seines Strukturreichtums und seiner Größe, unvergessliche Übersichtsbeobachtungen bei nur 25facher Vergrößerung. Hierbei war allerdings immer ein UHC-Filter maßgeblich beteiligt. Ein solches Filter lässt wichtige Wellenlängen, in denen astronomische Objekte strahlen, passieren und blockt störende Wellenlängen, z. B. von Straßenlaternen ab. Da der Cirrusnebel zum großen Teil aus ionisiertem Wasserstoff besteht, der bei 656 Nanometer rötlich leuchtet, spricht er ganz vorzüglich auf ein solches Filter an. Als Beleg für die Steigerung der Beobachtungsqualität durch Filtereinsatz mögen die im folgenden zitierten 37 3/09 Andromeda Einträge aus meinen Beobachtungsbü- dieses Objekt visuell zu beobachten. Steigert man die Öffnung des Telechern dienen: skops, was in Zeiten billiger Dobsons Teleskop: 102/1000mm Refraktor. relativ einfach ist, eröffnet sich dem Beobachter eine unglaubliche Vielfalt Ohne UHC-Filter. „NGC 6960 ist nur indirekt zu erken- an Einzelheiten. Betrachten Sie die nen. NGC 6992 ist eine Pracht im beigelegte Zeichnung, die ich in der 40mm Weitwinkelokular und im 16mm Nacht vom 03.08. auf den 04.08.2005 an meinem 10“ Newton bei 60facher Weitwinkelokular.“ Vergrößerung mit UHC-Filter angefertigt habe. Ich war über eine Stunde 11.09.1999 Teleskop: 102/1000mm Refraktor. Mit konzentriert beschäftigt, alle sichtbaren Details in die Zeichnung einzutragen. UHC-Filter. „Cirrus-Nebel: Mir fehlen die Worte. Ein Vergleich mit der Aufnahme von Phantastisch. Im 40mm Okular hell, NGC 6992 zeigt natürlich die deutreich an Strukturen, schön. Leicht ein liche Überlegenheit der fotografischen drittes Filament richtig identifiziert. Bilderfassung, er zeigt aber auch, dass viele in der Fotografie sichtbare StrukHighlight des Abends.“ turen in der Zeichnung wiederzufinden Hierbei sei besonders auf den vor- sind. Sollten Sie keine Lust verspüren letzten Satz hingewiesen. Pickering‘s sich der Astrofotografie zu widmen, Triangular Wisp wurde erst 1904 von durchaus verständlich angesichts der Williamina Fleming fotografisch ent- technischen und finanziellen Schwiedeckt. Heutzutage ist es sogar in kleinen rigkeiten, versuchen Sie das Gesehene Teleskopen dank Filtereinsatz möglich, zeichnerisch festzuhalten. Durch dieses bewusste, im Sinne der Zeichnung zweckgebundene Beobachten, dieses ständige Entscheiden und Festlegen wie und ob sie etwas gesehen haben, wird die Qualität und Tiefe Ihrer Beobachtung deutlich verbessert werden. Sie werden sich wundern, wieviel Sie plötzlich sehen. Fangen Sie dazu mit dem Cirrusnebel an, denn wie gesagt, der verspricht für fast jedes Teleskop eine Menge Spaß. 38 3/09 Andromeda Die Drehbare Sternkarte – ein Rätsel? Stephan Plaßmann Mit Hilfe der Drehbaren Sternkarte können die gesuchten Antworten dieses Rätsels gefunden werden. Nach richtiger Lösung nennen die Anfangsbuchstaben der gefundenen Wörter das Lösungswort. 1. Wer am 1. Februar Geburtstag hat, ist WASSERMANN. Doch in welchem Sternbild steht in Wirklichkeit die Sonne? 2. Bei ganz ganz klarer Horizontsicht könnten wir dieses Sternbild am 20. Dezember um Mitternacht genau am Südhorizont sehen. 3. Bezeichnung der Linie der Karte, auf der wir die Position der Sonne finden können. 4. Dieser Stern mit der Deklination -8º kulminiert am 10. November um 2:00 Uhr. 5. In welchem Monat könnten wir die KRONE mittags im Meridian sehen? 6. Der hellste Stern dieses Sternbildes heißt CAPELLA. 7. Dieser Stern des Sternbildes LÖWE liegt genau auf der Ekliptik 8. Das Wort dieses Sternbildes steht genau zwischen „Beginn der astronomischen Dämmerung“ und „Beginn der bürgerlichen Dämmerung“, wenn am 22. November die astronomische Dämmerung endet. 9. Lateinische Bezeichnung des Sternbildes, dessen bekanntesten Stern wir am Nordpol im Zenit sehen können. 10. In welcher Himmelsrichtung steht das Sternbild PERSEUS, wenn der Stern GEMMA in der KRONE kulminiert? 11. Dieses markante, rautenförmige Sternbild finden wir direkt östlich des Sommerdreiecks mit ca. +15 Grad Deklination. 12. Der offene Sternhaufen M50 etwas oberhalb von Sirius befindet sich in diesem Sternbild. Einsendeschluss ist der 29.12.2009, per Karte oder per mail. Bei mehreren richtigen Lösungen entscheidet das Los. Der Gewinner bekommt ein Exemplar des „KOSMOS Himmelsjahr 2010“, vom Herausgeber Prof. H.U. Keller eigenhändig unterschrieben. 39 3/09 Andromeda 40 3/09 Andromeda „Planeten-Radeln“ Petra Woestmeyer Habt ihr schon mal an einem Fahrradexperiment teilgenommen? Ich ja, und ich würde es immer wieder wagen. Die Zutaten für das Experiment: Fahrräder, nette Leute und unser Sonnensystem. Ihr wollt mehr erfahren? Hier sind die Details. Für den 29. August 2009 hatten die Sternenfreunde aus Münster und Osnabrück alle Interessierten zu einer etwas anderen Fahrradtour eingeladen. Es galt mit dem Fahrrad den Weg von Osnabrück nach Münster zurückzulegen, von Planetarium zu Planetarium. Das Besondere an der Strecke: die fast 65 km lange Tour stellt im Maßstab 1:113 Millionen die Entfernung des Pluto (Planetarium in Osnabrück) zu unserer Sonne (LWL Museum für Naturkunde in Münster) dar. Unterwegs wurden maßstabsgetreu an den Positionen der acht Planeten Stopps eingelegt, um Wissenswertes rund um den jeweiligen Planeten zu erfahren. Da wir von Osnabrück aus starteten, hieß das für uns Münsteraner früh aufzustehen. Um kurz nach sieben Uhr fuhr der Zug ab Münster nach Osnabrück. Dort angekommen, ging es erstmal zum Einradeln vom Hauptbahnhof mit der Leeze zum Planetarium. Da wurden wir zu unser aller Freude mit frischem Kaffee begrüßt. Als gegen neun Uhr die letzten Nachzügler die Gruppe komplettierten, erklärte uns Björn Voss, warum Pluto kein Planet mehr ist und was sich dahinter in den Weiten des Alls wohl befindet. Während wir im Gebäude waren, ging draußen ein Wolkenbruch zu Boden. Glück für uns, blieb unsere Radtour sonst von weiteren Regengüssen verschont. Das Timing war perfekt. Dann wurde es ernst. Wir stiegen auf unsere Fahrräder und fuhren in Richtung Georgsmarienhütte. Vorbei an den großen Hauptstraßen, galt es über elfprozentige Steigungen den Teutoburger Wald zu erradeln. Da war nicht nur bei mir früh das Ende meiner Sportlichkeit 41 3/09 Andromeda erreicht – soll heißen, es waren doch so einige, die bei einer derartigen Steigung per pedes das Rad den Berg hoch schoben. Nach ca. 13 km erreichten wir die Station des Neptuns. Anhand eines - dem guten Lungenvolumen sei’s gedankt - aufgeblasenen, blauen Luftballons von 50 cm Durchmesser schnell Geschichte, als die mitgebrachten und sehr leckeren Muffins angeboten wurden; ein großes Lob an die Bäckerin Christiane. Für die kleinen verschmusten Kätzchen blieb da stellte Björn die Größe des Planeten maßstabsgetreu im Verhältnis zu unserer Strecke vor. Man stelle sich vor: 13 km vom Pluto bis zum Neptun und der Neptun ist gerade Mal einen halben Meter groß. Bereits an diesem Punkt unserer Tour wurde mir klar, dass ich die Verhältnisse in unserem Sonnensystem heute anders begreifen werde. Weiter ging es vom Teutoburger Wald in Richtung Lengerich, bis wir 20 km später den Uranus erreichten. Unterwegs konnten wir dann aber noch eine richtige Abfahrt genießen (wie war das noch mal bei 50 km/Stunde?!). Die Station des Uranus war an einem kleinen Bauernhofcafè, das leider geschlossen hatte. Das war allerdings leider nichts mehr übrig. Da Uranus fast die gleiche Größe wie der Neptun hat, diente uns der zuvor aufgeblasene Luftballon erneut als Modell. Die leicht blau-braun-gräuliche Oberfläche des Neptuns blieb unser Fantasie überlassen. Wieder auf dem Rad, fuhren wir weiter in Richtung Saturn, der maßstabsgetreu 15 km weiter anzufinden ist. Unterwegs lud in Westbevern ein Grillbuffet zu einer erholsamen Mittagspause ein. Zudem stießen noch ein paar neue Gesichter zur Gruppe hinzu, sodass wir uns mit zwanzig Leuten 42 3/09 Andromeda gegen 14 Uhr erneut in Richtung Münster - pardon: der Sonne - auf den Weg machten. Auf Höhe der Ems und bei Kilometer 48 unserer Fahrradtour erreichten wir den Saturn. Erstaunlich waren für mich die Maße der den Saturn umgebenden Ringe. Obwohl mehrere zehntausend Kilometer breit, ist sein Ringsystem nur etwa 100 m dick. Um die Größe des Saturns und seiner Ringe darzustellen, wurde auf dem sandigen Untergrund eine Zeichnung des Planeten erstellt. Zugegeben, ganz so oval ist der Saturn vielleicht nicht, aber man konnte ihn erkennen. Leider hatte die Fahrradtruppe, die während der Planeten-Erklärung unseren Weg kreuzte, nicht so viel Verständnis für den Saturn, sodass er anschließend ein paar falsche Ringe/ Striche aufwies. Da störte es denn auch nicht mehr, dass ich ihn hervorragend mit Meteoriteneinschlägen (in Form von Steinwürfen) verzieren konnte. Vom Saturn zum Jupiter waren es dann nur 7 km mit dem Fahrrad. Münster war indes erreicht und wir befanden uns auf Höhe der Dykburg Kapelle. Na ja, fast alle befanden sich da. Leider gab es unterwegs ein paar Verluste (na, wer hat denn da getrödelt? Von wegen getrödelt: der Jupiter hat uns auf Grund seiner gewaltigen Größe, sprich Schwerkraft, aus der Bahn geworfen ;-))), die aber mittels Handy-Anruf wieder zu uns hergelotst werden konnten. Jupiter wurde mit einer Folie auf dem Boden dargestellt. Immerhin ist er der größte unserer Planeten und konnte so platzsparend transportiert werden. Björn stellte uns neben dem Jupiter auch dessen vier größten Monde vor. Faszinierend ist dabei das Spiel der Monde untereinander. Nach insgesamt 60 km erreichten wir endlich den inneren Asteroidenring. Dieser entspricht en miniature in etwa der Promenade in Münster. Als wir gerade die Promenade verliessen, um uns dem Mars zu nähern, gab es dann einen riesigen Schock für mich. Mit einem Zisch hatte sich mein vorderer Fahrradreifen seiner Luft entledigt. Da half auch schnelles Aufpumpen nichts mehr - der Schlauch war hin. Ich 43 3/09 Andromeda sah mich schon mit dem Fahrrad nach Hause schiebend, als mir großer Widerstand entgegen schlug. Kurzerhand packten die Sternenfreunde an und zogen mir in „Formel-Eins-Manier“ einen Ersatzschlauch auf. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank dafür! Wieder auf dem Rad dem nächsten Ziel entgegen, erreichten wir wenige Meter später die Station des Mars, die AaseeTerrassen. Wegen Überfüllung der Lokalität, radelten wir dann noch mal ein paar Meter weiter, um auf Höhe der Aasee-Wiesen die Erde (jepp, die paar Meter entsprechen wirklich der Entfernung von Mars zur Erde) und den Mars erklärt zu bekommen. Zur Stärkung gab`s denn auch erst mal den passenden Schokoriegel dazu (wie hieß es doch in der Werbung: „Mars macht mobil“, im wahrsten Sinne des Wortes). Zur Darstellung der inneren Planeten dienten angemalte Styroporkugeln. Und natürlich durfte auch nicht der Mond der Erde als kleine Kugel fehlen. Dieser umkreist in unserem TourVerhältnis in ca. 5 Meter Entfernung unser Heimatgestirn. Im Vergleich hierzu bekommt man kaum ein Blatt Papier bei der Entfernung (dem Maßstab) zwischen den Satelliten und der Erde hinein. Bedenkt man jetzt, dass wir regelmäßig Satelliten hoch schicken (wenige Millimeter), ist das wahrlich nicht weit von der Erde entfernt. Der Flug zum Mond (5 m), ist da schon eine größere Herausforderung, ganz zu Schweigen von einem Flug zum Mars (800 m)! Von den Aasee-Wiesen aus ging es zum Mühlenhof. Da dort in wenigen Stunden die Heißluftballons (Ballonglühen im Rahmen der Mongolfiade) starten sollte, herrschte vor Ort ein richtiger Trubel. Nichtsdestotrotz wurden wir über die Venus und den kleinen Merkur (die 100 Meter von der Venus zum Merkur haben wir uns an dieser Stelle gespart) informiert. Hierzu dienten erneut die bis zu 15 cm großen Styroporkugeln. Kurz darauf ging es dann auch schon zum LWL Museum für Naturkunde, in dem sich das münsterische Planetarium befindet. Dort erhielten wir in Rahmen einer Sondervorführung noch einmal 44 3/09 Andromeda zusammengefasst die von uns erradelte Münster abgehalten wurde, kristalStrecke von 65 km erklärt. lisierten sich die ersten Anfänge der Sternfreunde Münster heraus. Einige Hobbyastronomen wollten sich häufiger, speziell auch zu gemeinsamen Beobachtungen verabreden (um öfter den inneren Schweinehund zu überwinden, der meist einem spontanen Treffen im Wege stand, aber entsprechenden Gruppendruck auf die Dauer nicht standhielt ;-)). Ja und am letzten gemeinsamen Abend im Planetarium, Nach einem kleinen Gruppenfoto Dr. Peterseim hatte alles gesagt, was machte sich dann ein Teil der Truppe zu Abschluss des Kurses zu sagen noch einmal zu einem gemütlichen war, stand Michael Große auf und Abend in die Gastronomie auf, während fragte in die große Runde, wer denn die anderen nach Hause radelten. von den Anwesenden Interesse hätte, Abschließend möchte ich mich (stell- sich zweimal im Monat in gemütlicher vertretend für alle) beim Planungsteam Runde zu treffen, Pläne für das weitere Jürgen und Björn noch einmal ganz Vorgehen auszuarbeiten und umzusetherzlich bedanken. Ihr habt nicht nur zen. Die Resonanz war sehr positiv. Im eine super Strecke herausgesucht und Angesicht der vorgeschrittenen Stunde, wertvolle Informationen präsentiert, ich der Mann vom Infostand des Museum als „Nicht-Sternenfreunde-Mitglied“ wollte Feierabend machen, wurde ein habe mich bei euch super wohlgefühlt. erstes Zusammenkommen für den 4. Bis zum nächsten Jahr?!? Januar 1985 in der Gaststätte Lohmann vereinbart. Alles weitere - in 3 Jahren! In eigener Sache: 25 Jahre gemeinsame Beschäftigung mit der Astronomie Ewald Segna Aus einem astronomischen Kurs für Fortgeschrittene, der von Diplomphysikerin Marietta Büscher und Dr. Siegfried Peterseim, im November / Dezember 1984 im Planetarium in 45 3/09 Was? Wann? Wo? Andromeda Astronomie - Unser Hobby: Gemeinsame Beobachtung • Astrofotografie • Startergruppe • Mond & Sonnenbeobachtung • Beratung beim Fernrohrkauf • öffentliche Vorträge über astronomische Themen • Vereinszeitung Wer sich mit dem faszinierenden Gebiet der Astronomie näher beschäftigen möchte, ist herzlich eingeladen, zu einem unserer öffentlichen Treffen zu kommen. Unsere Mitglieder beantworten gerne Ihre Fragen. Öffentliche Veranstaltungen Wir veranstalten Vorträge über aktuelle astronomische Themen an jedem 2. Dienstag des Monats. Öffentliche Beobachtung vor dem Museum für Naturkunde. Aktuelle Infos über unsere „Homepage“. www.sternfreunde-muenster.de. Alle Veranstaltungen sind kostenlos! Vortragsthemen (A): Anfänger 12. Jan.: Wenn die Sterne nicht mehr leuchten (A) Dr. Andreas Hänel Dank neuer, hellerer Leuchtmittel und dem Wunsch nach immer mehr Licht nimmt die Lichtverschmutzung immer weiter zu. Doch darunter haben nicht nur Astronomen zu leiden: Immer mehr Erkenntnisse über die negativen Auswirkungen auf das nächtliche Ökosystem, auf nachtaktive Insekten und Vögel werden gewonnen. Und beim Menschen besteht der Verdacht, dass zuviel Licht des Nachts die Entstehung von bestimmten Krebsarten begünstigen kann. Anhand von Satellitenaufnahmen kann demonstriert werden, wie stark die Beleuchtung in Mitteleuropa in den letzten Jahren zugenommen hat. 9. Febr.: Astrofotos der Sternfreunde (A) div. Sternfreunde Wieder ist ein Jahr vergangen. Viele neue Bilder haben sich bei den Sternfreunden angesammelt. Der Abend vermittelt einen Querschnitt über die verschiedenartigen Bildmotive, von Planeten bis hin zur Deep Sky Fotografie. (F): Fortgeschrittene 9. März: Gravitation: ein gewichtiges Mysterium oder was Äpfel, schwarze Löcher und Quantenschäume gemeinsam haben (A) Patrick Seelheim Die Schwerkraft scheint uns durchaus vertraut: sie lässt die Erde um die Sonne kreisen, uns mit beiden Beinen auf dem Boden stehen und zuweilen auch schmerzlich darauf fallen. Doch bei genauer Betrachtung wissen wir erstaunlich wenig über diese eigenwillige Kraft. Sie ist die schwächste der vier Grundkräfte im Kosmos und trotzdem die einzige, deren Wirkung wir täglich bewusst spüren. Außerdem lässt sie sich bis heute nicht zufriedenstellend mit der Quantenmechanik in Einklang bringen, sodass sie den Physikern nach wie vor Rätsel aufgibt. Wir wollen in das Mysterium der Gravitation eintauchen, indem wir uns auf die Spuren von Newton und Einstein begeben und auch einen Blick auf die Theorien von morgen werfen. Ort und Zeit: Seminarraum des Westfälischen Museums für Naturkunde / 19.30 Uhr 46