- Sternfreunde Münster

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Zeitschrift der Sternfreunde Münster E.V.
22. Jahrgang
V
2009
V
Nr. 3
Aus dem Inhalt:
„Planeten-Radeln“
Mein Lieblingsobjekt am Sternenhimmel
Heller Meteor über Münster?
3.- Euro
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Andromeda
Inhalt
Editorial ......................................................................................................... 4
Astronomie in den Dolomiten und der Plan B .............................................. 5
Imaginary 2009 ............................................................................................. 9
Protokoll der MGV der Sternfreunde Münster e.V. am 29.09.2009 ............. 11
Bolide über Münster? .................................................................................... 15
Sternfreunde intern ........................................................................................ 21
Science-Fiction war Gestern ......................................................................... 22
EXPO Sternwarte in Melle vor dem Aus? .................................................... 24
Astronomie-Schwerpunkt ............................................................................. 28
Bildnachweise ............................................................................................... 30
Sternbild Zwillinge ....................................................................................... 31
Der Astro- Container ..................................................................................... 34
Mein Lieblingsobjekt am Sternenhimmel ..................................................... 35
Die Drehbare Sternkarte – ein Rätsel? .......................................................... 39
„Planeten-Radeln“ ......................................................................................... 41
Was? Wann? Wo? .......................................................................................... 46
Für namentlich gekennzeichnete Artikel sind die Autoren verantwortlich.
Impressum
Herausgeber:
Redaktion:
Kontakt:
Sternfreunde Münster e. V.
Sentruper Straße 285, 48161 Münster
Benno Balsfulland, Wolfgang Domberger, Michael Dütting,
Ewald Segna (V.i.S.d.P.), Hermann Soester
Michael Dütting, Telemannstr. 26, 48147 Münster
02 51 98 746 68
Auflage: 400 / Dezember 2009
Titelbild:
2. U-Seite:
3. U-Seite
Rückseite
Bolide bei der Okie-Tex Star Party - Howard Edin
Oben: M45, Plejaden, Unten: M51 - Gerd Neumann
M27, Hantelnebel - Gerd Neumann
Cirrusnebel - Jochen Borgert
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Andromeda
Editorial
...und hallo...
Ein ausgezeichneter Programmpunkt im
Jahr der Astronomie der Sternfreunde
Münster sind sicherlich die wöchentlich
mittwochs stattfindenden öffentlichen
Beobachtungen vor dem LWL Museum
für Naturkunde. Doch ist es manchmal
sehr frustrierend, wenn die äußeren Bedingungen wider Erwarten ausgezeichnet sind. Denn dann stören die vielen
Leuchtmittel um so mehr, mit denen das
Museum ins „rechte Licht“ gesetzt wird,
auf das es weithin ins Land scheine.
Auch der angrenzende Zoo tut viel für
die Aufhellung des Himmels. Und so
stehen wir dann vor den Besuchern und
versuchen zu erklären, weshalb man den
offenen Sternhaufen Praesepe im Sternbild Krebs hier nicht mit bloßem Auge
sehen, aber auf dem platten Lande ihn
sehr wohl ohne weiteres erspähen kann,
wie auch die Milchstraße dort sehr eindrucksvoll aussieht (die aufziehende
Milchstraße hat schon fast für einen
Abbruch der Beobachtung gesorgt,
wegen „scheinbarer aufkommender
Bewölkung“ :-)).
Wir können an der Beleuchtungssituation vor Ort nichts ändern, aber wir
können unseren Besuchern eine Nacht
der Beobachtung auf dem Lande, fernab
von störenden Lichtquellen anbieten,
um ihnen so einen ungetrübten Blick
4
ans Firmament zu verschaffen. Das
war auch die Intention, die hinter dem
Projekt „Alverskirchen“ steckt - in
einer Bauerschaft in der Nähe von Alverskirchen, 15 Kilometer von Münster
entfernt, die bequem mit dem Auto
erreichbar und beobachtungstechnisch,
sprich annehmbar dunkel ist, um auch
unseren Gästen den offenen Sternhaufen Praesepe in seiner beeindruckenden
Erscheinung zu zeigen. Und tatsächlich,
das Wetter hat beim ersten Termin mitgespielt (s. S. 28 etc.).
Der hellen Stadt entfliehen, mit Sack
und Pack, pardon, mit Teleskop und Stativ sowie Montierung, sollte demnächst
für die Sternfreunde Münster zur Selbstverständlichkeit ;-)) werden, denn es ist
da: Das neueste Sternfreundemitglied,
gewichtig, platzeinnehmend und 1,8
Tonnen schwer - der Astro-Container.
Wie schon auf der außerordentlichen
MGV beschlossen, hat er nun seinen
Wohnort gewechselt und wartet bei
Christian auf seine Modifikation, um
dann endgültig seinen Platz zu finden
(s. S. 34).
Ein Blick auf den Kalender lässt mich
innehalten. Die Adventszeit hat das bisher so ereignisreiche Jahr erreicht und
Weihnachten ist nicht mehr weit. Euch
allen wünsche ich auch im Namen des
Vorstandes und des Redaktionsteams
eine besinnliche, friedvolle Zeit, ein
schönes Weihnachtsfest im Kreise Euer
Lieben und ein gutes neues Jahr 2010.
Ewald Segna
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Andromeda
Astronomie in den Dolomiten und der Plan B
So bekamen die Alpen auf einmal die
Alternativpriorität Nummer 1. Wir
knüpften viele Kontakte, Erinnerungen
an Südfrankreich kamen hoch. Freunde
von mir schwärmten von Anna-Lisa.
Na ja, auch von ihr, aber mehr von ihrem Refugio Valentini hoch oben in den
Dolomiten, 2216m hoch am Fuße der
Langkofelgruppe. Nach vielen Diskussionen, Studien der allgemeinen Wetterbedingungen, lupenhafte Ergründung
in Google-Earth, dazu kam eine völlig
unkomplizierte Kontaktaufnahme mit
Anna-Lisa, die zwar nicht ahnen konnte, was wir wirklich wollten, dennoch
konnte sie uns eine komplette Terrasse
für uns zur Verfügung stellen, wo wir
offenbar unserem Hobby ungestört frönen können. Dazu war sie in der Lage,
uns Zimmer direkt an der Terrasse zu
organisieren.
Also: Alle Vorzeichen sahen gut aus, am
13. September 2009 ging es um 04:00
Uhr morgens los. Mit im Auto saßen
noch Katrin (meine Tochter) und ihr
Freund Niels, denen ich einen kostenlosen Zubringerdienst zum Gardasee
spendierte. Andreas und Markus (aus
Aachen) fuhren mit einem eigenen bis
zum Dach mit Astro-Equipment vollgepackten PKW in die Dolomiten. Na
ja, unser Wagen war auch an der Belastungsgrenze: 15-Zoll- Dobson, ein
4-Zoll-Refraktor einschließlich einem
schweren Dreibein und Säule, dazu
einiges an Fotozubehör, Okularkoffer
etc. etc..! Als Michael Samstag Abend
Jürgen Stockel
Schon seit Jahren träumte ich davon,
mit einigen Sternfreunden zusammen
auf eine Astro-Expedition zu fahren:
Tolle Nächte, Beobachten und Fotografieren bei Top-Bedingungen, dunklem
Himmel, der Mond hinterm Horizont,
Liegestuhl mit Decke, gegenseitige
Begeisterung, schöne Fotos und fantastische Bilder im Kopf auf dem Rückweg. 2008 hatten wir (Andreas und
ich) ja schon an Rumänien gedacht. Im
März konnten wir dann in einer BlitzMammuttour die Gegebenheiten dort
im Apusenigebirge auf Herz und Nieren
prüfen. Die Menschen dort bleiben uns
in ewiger Erinnerung, dennoch sind
die Wetterbedingungen dort wohl doch
nicht so stabil, dass sich der einwöchige
Trip dorthin wahrscheinlich als Flop
entpuppen könnte. Diese Alternative ist
aber noch nicht gänzlich vom Tisch.
So waren wir auf der Suche nach Alternativen. Der Pic Du Midi in den
Pyrenäen war der heißeste Tip! Die
Übernachtungsoptionen waren dann
doch nicht so, wie wir uns das gedacht
hatten. Vielleicht können wir zukünftig
über etwas offiziellere Wege (Zusammenarbeit mit Profi-Astronomen??)
dort Zugang bekommen. Wäre sicher
ein echtes Highlight.
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Andromeda
bei mir alles vorfuhr, war ich ziemlich
erschreckt ob der riesigen Materialmasse. Nun, wo ein Wille ist auch ein
Weg! Ein großer Jet-Bag auf dem Dach
nahm noch einige Sachen auf. Ach ja,
da waren ja noch die Reisetaschen und
der Reiseproviant. Zum Schluss packte
ich noch mein Mountainbike auf die
Anhängerkupplung. Wieso eigentlich?
Plan B!! Der aktuelle Wetterbericht im
Internet ließ Böses erahnen. Optimisten
wie wir Astronomen es nun mal sind,
fuhren wir also super gelaunt gen Süden, gegen 13:00 waren wir bei AnnaLisa am Refugio, Klamotten aus dem
Auto raus, sprachloses Erstaunen über
diese großartige Landschaft zwischen
Langkofel und Sella bei schönstem
Sonnenschein! Ich brachte Katrin und
Niels noch zum Gardasee, um 19:00
Uhr gab es das erste wirklich gute
Abendessen.
Abends wurde noch etwas an der Technik rumgebastelt, Andreas hatte eine
neue Astrokamera von Canon dabei,
die es zu erkunden galt. Wir waren
nicht zu bremsen, sogar die ersten
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Montierungen standen dann schon auf
der Terrasse. Allerdings bemerkten wir
auch die Wolken, die immer dichter
wurden. Astromäßig lief an diesem
ersten Tag nichts mehr.
Montag, 14. September, 2°Grad, leichter Regen, das Frühstück stand schon
unter dunklen Vorahnungen. Mittags
fing der Schnee an, die Montierungen
bekamen kalte Füße! Zum ersten Mal
kam Plan B zum Tragen: Raus in die
Natur. Wir waren vom Sommer direkt
in den Winter geraten. Die Prognose? Reden wir nicht drüber, das Bier
abends konnte uns etwas trösten. Am
Dienstag morgen schien die Sonne,
die Dolomiten lagen im tiefen Schnee.
Nun hielt mich nichts mehr, wieder
Plan B: Diesmal mit dem Mountainbike
rund um die Sella, 55 Kilometer und
fast 2000 Höhenmeter. Unvergesslich!
Nachmittags zog es doch wieder zu. Die
weitere Astro-Prognose: Schuss in den
Ofen! Abends dann die Krisensitzung:
Was machen wir? Ich als Verfechter
von Plan B wollte in den Dolomiten
bleiben, zumal ich am Wochenende
Katrin wieder vom Gardasee abholen
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wollte. Wir telefonierten mit Klaus,
der uns eine apokalyptische Orkanfront
über dem östlichen Mittelmeer und
dem Balkan beschrieb. Richtung genau auf die Südalpen! Unwetter in den
Dolomiten? Dieses Szenario schien auf
uns zuzukommnen. Eines wurde klar: Die Gruppe wollte am folgenden Tag
getrennte Wege gehen, um wenigstens
noch etwas Astro-Feeling zu bekommen. Am Mittwoch brauste ich wieder
mit dem Rad durch die Berge, mittags
reisten dann Andreas und Markus mit
viel Entschlossenheit in ihren Augen
und mit viel Equipment weiter auf
der Suche nach den Wolkenlöchern,
die den ersehnten Blick auf die Sterne
ermöglichen sollten. Die Tournee von
den beiden in Stichworten: Mittwoch
Ruhpolding, Donnerstag bis Venedig,
Freitag zurück nach Meran, Samstag
Aachen, Sonntag Tecklenburg. Wir hatten beiden die Daumen gedrückt, aber
zumindest astronomisch hat sich diese
Rundreise für Andreas und Markus
wohl nicht gelohnt.
Und Michael und ich? Wir blieben
Optimisten, ließen uns von Anna-Lisa
und der süßen Esther verwöhnen, mehr
verraten wir hier nicht, bereiteten uns
auf eine (eher unwahrscheinliche) Beobachtungsnacht vor. 20:00 Uhr abends
dann die Erlösung: Der Himmel zog
auf! Endlich konnten wir zumindest den
Dobson in Stellung bringen. Alles wieder aus dem Auto raus, hochschleppen,
aufbauen, justieren, dann den erstaunten
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Refugio-Bewohnern einige Highlights
zeigen (z. B. Jupiter), wir waren völlig
im Astro-Stress und wollten alles das
nachholen, was wir drei Nächte nicht
haben sehen können. Und dann funkte
uns der Wolkenfuzzi wieder dazwischen. Alles dicht! Klamotten rein,
noch ein Bier zum Frustwegschieben.
Donnerstag dann wieder Plan B: Rein
in die Wanderklamotten, rauf auf den
Langkofel, anstrengende Rundtour um
denselben, abends dann wieder Verwöhnen im Refugio, Astro-Software
erkunden, wenn nicht live, dann wenigstens simuliert. Ich habe dabei viel
von Michael gelernt. Danke Michael!
Abends dann dicht, morgens um 4
Uhr einmal kurz den klaren Himmel
bewundern können. Was hätten wir
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alles erleben können bei klaren Verhältnissen? Mein Entschluss stand da
schon fest: Dieses Refugio werde ich
wieder besuchen, vielleicht steht dann
eher Plan B im Vordergrund und die
Astronomie nur dann im Fokus, wenn’s
Wetter mitmacht.
Am Freitag habe ich dann wieder – Ihr
ahnt es bereits – wieder Plan B aufgerufen: Rund um den Langkofel, diesmal
dann noch ein genialer Sonnenuntergang am Gardasee mit viel Pizza und
Wein, Sonntag abend waren wir wieder
zu Hause!
Stimmung? Wir lagen uns beim Abschied in den Armen, weil es eine
wunderschöne Woche geworden ist,
allerdings rückte die Astronomie immer weiter in den Hintergrund, Plan B
gewann die Oberhand. Die Dolomiten
mit dem Mountainbike. Wieder genial
und abenteuerlich. Spontan haben
wir uns dann entschlossen, schon am
Samstag abzureisen, ein neuer Plan
B lockte uns. Wir machten noch eine
fantastische Autotour zur Marmolada,
schlichen uns einsame Wege am Monte
Baldo (am Gardassee) hoch, genossen
diese unglaubliche romantische Ruhe
eines einsamen Bergweindorfes, abends
sind wirklich wunderschön, sie lohnen
einen zweiten Versuch, auch unter einer astronomischen Zielsetzung, aber
immer mit Plan B!
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Andromeda
Imaginary 2009
deutsche Städte und ist didaktisch so
aufgebaut, dass sie die Besucher/innen
für Mathematik begeistert und neugierig auf die theoretischen Konzepte dahinter macht. Dies erfolgt über visuelle
Eindrücke, Live-Interaktion, aber auch
über Führungen und Betreuung vor Ort
sowie die Webseite und einem Gewinnspiel: www.imaginary2008.de
Die etwas andere Mathematik
Ewald Segna
Soweit der Pressetext über eine bemerkenswerte Ausstellung, die vom
30.9.2009 bis zum 20.10.2009 in
Münster, im Stadthaus II / Glashalle
zu sehen war.
Was faszinierte mich denn nun an dieser
Ausstellung, die die leider landläufige
Meinung, Mathematik sei eine sehr
trockene Angelegenheit und nur für
Spezialisten „gemacht“, widerlegen
will? Um es kurz zu sagen: Die ausgestellten Bilder faszinierten mich.
Das Jahr der Astronomie ist noch nicht
zu Ende und der Vorgänger, das „Jahr
der Mathematik“ ist schon in Vergessenheit geraten. Wenn mir da nichts
böses schwant! Mit einem kleinen Trick
wurde dann eben das Wissenschaftsjahr
2009 ausgerufen und so zog „Imaginary“ weiter durch die Lande.
Komme ich aber zum Inhalt der Ausstellung. Viele bunte und - ja doch - auch
ästhetische Bilder konnten den Besucher begeistern, so er sich begeistern
ließ. Auf großen Stellwänden waren
die Grafiken befestigt. Darunter standen
die „kryptischen“ Formeln, die eben
Eine interaktive Ausstellung des Mathematischen Forschungsinstituts Oberwolfach in Zusammenarbeit mit der
Westfälischen Wilhelms-Universität und
der Stadt Münster im Wissenschaftsjahr
2009. Auf attraktive und verständliche
Weise werden Visualisierungen, interaktive Installationen, virtuelle Welten,
3D-Objekte und ihre theoretischen
Hintergründe aus der algebraischen
Geometrie, Differentialgeometrie und
Singularitätentheorie präsentiert. Ein
einzigartiges Kunst- und Wissenschaftserlebnis!
Im Wissenschaftsjahr 2009 soll die
Neugier für die Schlüsseltechnologie
Mathematik geweckt werden. Die ausstellung Imaginary besuchte über 15
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Andromeda
für diese Formenvielfalt verantwortlich
waren. Und die Macher der Ausstellung
wollten ja gerade durch diese überbordende Vielfalt den Besuchern die
Angst vor der Mathematik nehmen. Es
ist schon anachronistisch, wenn eine
Wissenschaft, die einem tagtäglich
begegnet, so um Anerkennung kämpfen muss. Gut, bei mir riss sie offene
Türen ein und meine Beschäftigung mit
der Kosmologie und den Anfängen des
Universums war auch eine Triebfeder,
diese Ausstellung zu besuchen, denn
da stand ja in dem Prospekt auch etwas
über Singularitätentheorie und ihre Darstellungsmöglichkeiten. Sollte durch
diesen Ansatz der Anfang des Universums bildlich bereifbarer werden?
An einigen Stationen wurden interaktive Möglichkeiten geschaffen, durch
Verändern der Formeln in Echtzeit auch
die direkte Wirkung auf die Grafiken
und Bilder zu erforschen. Viele ausgedruckte Beispiele sprachen für eine
große Beteiligung der Besucher an eben
diesen „Gedankenexperimenten“.
Und das Tolle daran ist, dass die
Programme kostenlos (zumindest die
Standardversionen) aus dem Internet
geladen werden können. So kann jeder
Besucher zu Hause weiter mit den
Formeln und Ihrer grafischen Umsetzung spielerisch experimentieren und
vielleicht so eine neue Liebe zur Mathematik entwickeln.
Meine Hoffnung, ja mein Wunsch
für diese Ausstellung ist, dass noch
viele Besucher sich an ihr aufgrund
der Bilder und Grafiken erfreuen und
so ihr Verhältnis zur Mathematik neu
überdenken.
„Imaginary 2009“ wird noch in verschiedenen Städten gezeigt (Link s. o.).
Unter http://www.imaginary2008.de/interaktiv.php finden Sie die weiter oben
erwähnten Programme, als da sind:
Surfer - Algebraische Flächen selbstgemacht. - Formeln werden in
Bilder umgesetzt, die gedreht,
verändert und eingefärbt werden
können.
Cinderella - Online-Experimente der
Geometrie und Physik. - Erstellen
von geometrischen Konstruktionen
aller Art sowie Veranschaulichung
der Zusammenhänge der nichteuklidischen Geometrie bis hin zu
Fraktalen und Transformationsgruppen.
3D_XPLORMATH - Mathematische
Entdeckung in 3 Dimensionen.
- umfangreiche Programme zum
Entdecken der Mathematik
jreality - Eine virtuelle mathematische
Welt. - mathematische Objekte in
virtueller Realität erleben
Ornamente - Zeichnen in kristallographischen Gruppen. - Zeichnen von
symmetrischen Mustern in einer
der 17 Raumgruppen der euklidischen Ebene.
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Protokoll der Mitgliederversammlung der
Sternfreunde Münster
e.V. am 29.09.2009
Ort: Seminarraum des Naturkundemuseums
Beginn: 19:30 Uhr
Ende: 21:30 Uhr
Anwesend: 28 Mitglieder, davon 27
stimmberechtigt
Tagesordnung:
TOP 1: Anschaffung eines Astro-Containers
TOP 2: Exkursionen
TOP 3: Verschiedenes
Zu TOP 1:
Nach der Begrüßung führte Michael
Dütting kurz in die Sachlage ein: Ein
gebrauchter Raumcontainer der Fa.
Eberhardt wird im Schwarzwald zum
Verkauf angeboten. Björn Voss und
Gerd Neumann haben ihn bereits in Augenschein genommen, Michael Dütting
und Björn Voss haben verschiedene
potentielle Standorte besichtigt.
Zunächst stellte Gerd Neumann den aktuell zum Verkauf stehenden Container
mit Hilfe von Fotos vor: Der Container
verfügt über ein fahrbares Schiebedach,
das von einer einzelnen Person bewegt
werden kann. Er ist 5,00 x 3,00 x 2,60
m groß, wiegt 3 t und soll 7.500,- €
kosten. Er besitzt einen wärmeisolierten
Aufenthaltsraum für Computer, Aufbewahrung von Dobsons etc. und einen
durch einen doppelten Boden 60 cm
höher liegenden Beobachtungsraum,
der über eine kleine Treppe erreicht
wird.
Ein Vorteil ist, dass der Container von
außen nicht nach Sternwarte aussieht
und dadurch evtl. weniger zum Einbruch
verführt. Das Fenster ist mit Stahlgitter
gesichert, die schwere Stahltür verfügt
über ein Sicherheitsschloss.
Der 8,5 Jahre alte Container ist in sehr
gutem Erhaltungszustand, er weist
weder Rost noch Feuchtigkeit auf. Er
ist komplett feuerverzinkt.
Vor der Aufstellung müssten nur
Pfeilerfundamente und ein Fundament
für die Säule gegossen werden.
Die Elektroinstallation ist vorhanden
und kann wahlweise mit Kraftstrom
oder 220 V betrieben werden. Im
Beobachtungsraum gibt es sowohl
ein dimmbares Rotlicht als auch eine
Neonröhre.
Die mögliche Stromversorgung wurde
kurz diskutiert, wobei Solarzellen und
Bleigelakkus besonders bevorzugt zu
werden scheinen.
Die Zwischenwand besitzt Kabeldurchlässe, ist aber dicht, sodass kein
Warmluftstrom in den Beobachtungsraum zu befürchten ist. Im Boden des
Beobachtungsraumes befindet sich ein
großes Fach für Staubsauger etc.
Ein Bodenloch für die Säule müsste
noch geflext werden, außerdem sollte
eine Fertigröhre in den Doppelboden
eingeschweißt werden, die mit Beton
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zu befüllen ist. Anschließend soll
eine kleine Glockensäule aufgesetzt
werden.
Gerd Neumann zeigte einen Film vom
Aufbau eines ähnlichen Containers bei
der GVA-Hamburg. 5 Tage vor Anlieferung wurden die Fundamente gegossen,
2 Tage vorher die Säule aufgerichtet
und mit Sand gefüllt (Hierbei sollten
ein paar mehr Helfer-Hände zu Werke
gehen).
Anschließend stellten Björn Voss
und Michael Dütting die möglichen
Standorte im östlichen Münsterland
vor, deren geringe Lichtverschmutzung durch Messungen von Herrn
Hänel nachgewiesen wurde. Hier gibt
es ein Landschaftsschutzgebiet, in
das verschiedene Naturschutzgebiete
eingebettet sind. Daraus ergibt sich
natürlich eine gute Perspektive auf die
zukünftige Entwicklung der Lichtverschmutzung.
Der „bekannte Ort“, der von uns schon
öfter zur Beobachtung genutzt wurde,
liegt an der Grenze zum Landschaftsschutzgebiet, allerdings noch außerhalb. Vor 10 Jahren wurde uns auf dem
angrenzenden Acker vom Landwirt ein
Grundstück von 10 x 10 m zur Pacht
angeboten (damals für 150,- DM/Jahr).
Das einzige Problem, das hier sofort
erkannt wurde, besteht in dem Graben
zum Weg hin, über den ein Überweg
konstruiert werden müsste.
Es wurden noch 3 alternative Standorte
vorgestellt, die aber jeweils deutliche
Nachteile aufweisen (Naturschutzgebiet
oder eingeschränkte Horizontsicht).
Der derzeitige Besitzer des Containers,
Herr Herbstreit, könnte den Container
bis maximal Ende des Jahres auf seinem gepachteten Platz stehenlassen.
Da wir den Standort vermutlich nicht
vorher festmachen und vorbereiten
können, müsste der Container in ein
Zwischenlager.
Christian Rieping erklärt sich bereit,
den Transport des Containers und die
Aufstellung mit Hilfe eines Krans zu
organisieren. Die Kosten für den Kran
werden sich auf insgesamt ca. 200,-€
belaufen (Kranstunde a 90,-€ incl.
Anfahrt). Außerdem kann Christian
einen Zwischenlagerplatz zur Verfügung stellen.
Da Herr Herbstreit etliche weitere
Interessenten hat und uns nur wenige
Tage Vorkaufsrecht einräumen konnte,
entscheidet die MGV über die Anschaffung, ohne den genauen Standort und
den Inhalt des Containers festlegen zu
können.
Für den Kauf sprechen neben dem
günstigen Preis auch das große Interesse an der Nutzung, das die meisten
MGV-Teilnehmer bekundeten. Dazu
kommt die allgemeine Bereitschaft, bei
den Arbeiten mitzuhelfen. Es wurde die
Hoffnung ausgesprochen, dass durch
eine eigene Sternwarte die Vereinsaktivität neu motiviert und belebt werden
könnte. Außerdem ist die Errichtung
einer Vereins-Sternwarte ein in den Sta-
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tuten festgelegtes Vereinsziel, welches
die Grundlage für unsere Gemeinnützigkeit bildet.
Gerd Neumann erklärte sich bereit, eine
große Montierung zu spenden. Alternativ dazu bietet er eine AD 7-Montierung für günstige 2000,-€ an. Weitere
mögliche Spender sollen angesprochen
werden.
Eine Abstimmung ergab ein einstimmiges Votum für die Anschaffung des
angebotenen Astro-Containers. Es gab
weder Gegenstimmen noch Enthaltungen.
wirbt Michael für die Ausleihe von
VdS-Journal und Interstellarum.
Abschießend wurden Björn, Gerd und
Michael für ihre gute Vorarbeit zur
MGV gelobt. Um 21:30 Uhr wurde die
Versammlung durch Michael Dütting
geschlossen.
Christiane Wermert (Schriftführerin)
TOP 2:
Die Ausstellung im Gasometer Oberhausen wird um ein Jahr verlängert.
Die Reparaturarbeiten am Horizontobservatorium auf der Halde Hohe Ward
scheinen sich noch lange hinzuziehen.
Daher wird über neue Exkursionstermine, bei denen beide Ziele ggf. getrennt angeboten werden sollen, später
entschieden.
TOP 3: Verschiedenes
Michael Dütting weist auf eine neue
Mitgliederliste im Mitgliederbereich
der Homepage hin. Hier können Interessierte ihre Kontaktdaten und ggf.
ihr Gerät eingeben und sind damit für
diverse Aktionen besser ansprechbar.
Michael Dütting wird dazu noch einen
Rundbrief herausgeben.
Er informiert auch darüber, dass die
Texte der Rundbriefe im Mitgliederbereich nun archiviert sind. Außerdem
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Andromeda
Bolide über Münster?
Ewald Segna
Das waren die Schlagzeilen, die am 14.
bzw. 15. Oktober in den Westfälischen
Nachrichten, einer lokalen Zeitung
aus dem Raum Münster, für Aufsehen
sorgten und uns Sternfreunden eine
Menge Anfragen bescherten. Was war
passiert?
„Es
war Dienstag, der 13. Oktober
2009 gegen 19:00 Uhr MESZ. Ich war
gerade damit beschäftigt, den Einkaufskorb aus dem Wagen zu heben, als mein
Blick auf eine in nördlicher Richtung
leuchtende Erscheinung, eine sehr helle
Sternschnuppe gelenkt wurde. Sie kam
aus Nordwesten in ungefähr 45º Höhe
und flog nach Nordosten bis in ca. 20º
Höhe, wobei ca. 0,5 Sekunden vor ihrem Verlöschen orangefarbene Teilchen
abbröselten. Das ganze Schauspiel
dauerte insgesamt ca. 3,5 Sekunden,
bei der die Farbe der Sternschnuppe
von anfangs gleißend blauweiß, gegen
Ende auf eher grellgelb wechselte. Die
Leuchtkraft ließ stark nach und das
Objekt wurde selbst orangefarben und
verblasste. Mein persönlicher Eindruck
war, dass der Meteor gegen Ende hin
immer stärker abgebremst wurde.
Den Eintritt der Sternschnuppe in die
Atmosphäre der Erde habe ich nicht
beobachtet. Eine Nachleuchtspur ist
mir auch nicht aufgefallen. Es war
allerdings auch noch nicht dunkel. Die
Sonne war gerade untergegangen und
ein blauer Himmel spannte sich von
Horizont zu Horizont. Irgendwelche
Geräusche habe ich nicht vernommen.
Die Helligkeit des Meteores schätzte ich
auf etwa die des Vollmondes“.
Augenzeugenbericht von Peter Puschmann, einem Arbeitskollegen von mir.
Nun, offensichtlich hat ein wie auch
immer gearteter „Himmelskörper“ diese Leuchterscheinung hervorgerufen.
Stellt sich noch die Frage: War diese
Sternschnuppe ein lokales Phänomen,
nur in Münster und Umgebung zu
sehen?
Wie es der Zufall wollte, bekam ich am
5. November einen Anruf aus Nottuln.
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Herr Bonifatius Freiherr von Twickel
berichtete mir von einem Himmelsereignis, das er am 13. Oktober gegen
19:00 Uhr in der Nähe von Antwerpen
gesehen hatte. Mit seiner Erlaubnis
gebe ich den Leserbrief an die WN weiter, den er bei der Lektüre der Zeitung
vom 14. Oktober (siehe Schlagzeilenkollage S. 15) verfasste:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ergänzend zu Ihrem Bericht über den
„Meteorit über Westfalen“ möchte ich
Ihnen meine Erlebnisse mitteilen.
Am Dienstagabend, den 13.10.2009,
waren meine Frau, ein Schwager und
eine Schwägerin und ich auf dem Weg
zu Verwandten im Raum Antwerpen.
Unsere Gastgeber erwarteten uns
gegen 19.00 Uhr. Genau um diese Zeit
befanden wir uns im Ortskern von
Boechout, einem kleinen Vorort im
Südosten von Antwerpen.
Plötzlich sahen mein Schwager und
ich, wir saßen vorne, ein hellgrün,
bläulich, eigentlich in allen Farben
schimmerndes Objekt am Himmel,
das in einer unglaublich rasanten Geschwindigkeit von Südwesten in nordöstlicher Richtung vor unseren Augen
vorbeiraste. Zunächst dachten wir an
ein Geschoss von einer Kirmes oder
einem Feuerwerk.
Erst als ich am Mittwochabend die
WN vom 14.10.2009 las, wusste ich,
von welch großartigem Ereignis mein
Schwager und ich Zeugen waren.
Wenn man die von den Experten genannte Geschwindigkeit von 200.000
km je Stunde annimmt und von ca. 260
Kilometer Luftlinie von Boechout in
den Raum Borken, Coesfeld, Münster
ausgeht, würde der Himmelskörper,
bei richtiger Berechnung, in ca. 4,68
Sekunden diese Strecke zurückgelegt
haben!
Daher stimmte die Zeitangabe von
19:00 Uhr für uns und den hiesigen
Raum. Welch ein Phänomen!
Der Himmelskörper war für uns so groß
wie ein Diskusrad. Der Winkel zum
Horizont war nach meinem Empfinden
sehr flach. So hatten wir das Gefühl, als
könne man nach ihm greifen.
Ich bin sehr gespannt, was die Experten zu unseren Wahrnehmungen sagen
werden.
Mit freundlichen Grüßen
Bonifatius Freiherr von Twickel
Herr Puschmann und Herr Freiherr
von Twickel haben tatsächlich dasselbe Objekt gesehen, einen Meteor, der
durch Stoßionisation zwischen den
Molekülen und dem Meteoroiden in
der Erdatmosphäre leuchtet. Bei Helligkeiten von -4m (Venushelligkeit) werden
diese Meteore auch „Feuerkugeln oder
Feuerbälle“ und noch hellere Meteore
„Boliden“ genannt. Die Anfangshöhe
der Leuchterscheinungen liegt normalerweise um die 120 km, die Endhöhe
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Andromeda
bei wenigen Kilometern über dem Erdboden. Die Maximalgeschwindigkeit,
mit der Meteore in die Atmosphäre
eintreten, liegt bei 72 km/s.
Definition und Größe
Ein Meteor bezeichnet die helle Leuchterscheinung in der Erdatmosphäre, die
durch einen Meteoroiden, ein kleines
Teilchen aus Stein oder auch aus Eisen,
welches aus dem planetaren Raum,
sprich zumeist aus unserem Sonnensystem kommend, hervorgerufen wird.
Der Meteorit ist das Produkt, das auf
der Erde als Überrest vorgefunden
Erdboden. Der größte bisher gefundene
Meteorit ist ein Eisenmeteorit, entdeckt
in der Nähe der Hobafarm in Namibia.
Sein Gewicht beträgt 55 Tonnen.
Auf der Erde sind viele Krater, hervorgerufen durch besonders große
Meteoriten, bekannt. Ich möchte nur an
das „Nördlinger Ries“ erinnern, dessen
Durchmesser 25 km beträgt und dessen
Meteorit vor ca. 15 Millionen Jahren
dort einschlug.
Meteorerscheinungen vergehen in Sekundenbruchteilen. Die Teilchen haben
Geschwindigkeiten von 30 km/s bis hin
zu 70 km/s, bevor sie auf die Erdatmosphäre treffen. Bei den Boliden kann
die Leuchtspur von 10 Sekunden bis
zu mehreren Minuten am Himmel zu
sehen sein.
Meteore und Meteorströme
Sporadische Meteore erscheinen willkürlich, im Mittel ca. Viermal pro
Stunde. Es gibt aber im Jahr Zeiten,
zu denen es eine verstärkte Aktivität
der Meteore gibt. Dann kreuzt die
Erde die Bahn eines Kometen. Die
Bruchstücke, zumeist Staubteile, die
werden kann, so er die Abbremsung in
der Atmosphäre überlebt.
Die meisten Meteore sind sehr kleine
Körper mit einem Durchmesser von 1
bis 10 mm und einer Masse von 2 mg
bis 2 g. Größere Objekte ab 10 mm
und mehr rufen die besonders hellen
Erscheinungen, eben die Boliden, hervor. Nur größere Körper erreichen den
17
3/09
Andromeda
der Komet auf seinem Weg um die
Sonne verliert, sind für die Häufung
der Meteorerscheinungen verantwortlich. Diese sogenannten Meteorströme scheinen aus einem bestimmten
Gebiet am Himmel zu kommen, dem
Radianten. Ein Meteorstrom wird nach
dem Sternbild benannt, in dem sich der
Ausstrahlungspunkt befindet, z. B. die
Perseiden nach dem Sternbild Perseus,
die um den 12. August jeden Jahres ein
Bekannte Meteorströme
eindrucksvolles Schauspiel am Osthimmel bieten, wenn, ja wenn der Mond
nicht störend in Erscheinung tritt, das
heißt, entweder in der Neumondphase
oder dass er bereits untergegangen ist.
Am besten kann man Meteore von
Mitternacht bis zum frühen Morgen
beobachten, wenn die Erde sich in
Richtung ihrer Flugbahn hineindreht,
denn dann stoßen die kleinen Partikel
frontal mit der Erde zusammen.
Name des Stroms
Zeitraum
Quadrantiden
1. Jan. bis 5. Jan.
Lyriden
16. Apr. bis 25 Apr.
Perseiden
17. Jul. bis 24. Aug.
Tauriden
15. Sep. bis 25. Nov.
Leoniden
14. Nov. bis 21. Nov.
Geminiden
7. Dez. bis 17. Dez.
Upps, da war doch noch was!
Maximum
3. Januar
22. April
12. August
10. November
17. November
14. Dezember
ZHR*
120
30
200
variable
variable
110
Süden über den Himmel und war ungewöhnlich groß. Keine andere von uns
beobachtete Sternschnuppe war jemals
so groß. Bitte helfen Sie uns, dieses
Objekt zu identifizieren! War es ein
Meteor, ein Satellit oder was sonst! Mit
freundlichen und neugierigen Grüßen,
A. Wiechert
Stellt sich mir zuletzt doch noch eine
Frage: Sind Boliden ein „Once in
the lifetime Event?“ - ein einmaliges
Ereignis im Leben eines Himmelsbeobachters, zufällig, selten?
Noch ein Zufall:
Eine Nachricht von Frau Anika Wiechert an die Sternfreunde Münster,
abgesandt per E-Mail, flatterte mir auf Ich war zu der fraglichen Zeit vor
den Monitor. Mit Ihrer freundlichen Er- dem LWL Museum für Naturkunde,
laubnis gebe ich den Wortlaut weiter: bei der öffentlichen Beobachtung der
Sternfreunde Münster. Ich habe nichts
Hallo! Am 15.09.09 um 22:00 sahen gesehen, aber ich erinnere mich, wie
wir in Münster eine Art Riesenstern- eine Frau plötzlich ausrief, „Oh, ist
schnuppe, von der leuchtende Teile das eine helle Sternschnuppe“ (sinnabbrachen und die ungewöhnlich lange gemäß). Ich konnte, wie gesagt, aber
sichtbar war. Sie zog von Norden nach nichts mehr erkennen (Ferner rief mich
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3/09
Andromeda
auch heute (16.9.2009) Mittag ein Redakteur der WN an und berichtete von
einem Handorfer, der das Objekt auch
gesehen hatte).
Nun meine Fragen an Sie: Gab es hinter
dem leuchtenden Objekt eine „Rauchspur“? Wie lange war das Objekt zu
sehen? Und über welchen Bereich des
Himmels zog das Objekt (von Horizont
zu Horizont oder von Horizont zum Zenit oder von Stern A zu Stern B, bevor
es verschwand oder...).
Nach Ihrer Beschreibung zu urteilen,
tendiere ich dazu, das Objekt als einen
Boliden (= ein sehr heller Meteor)
anzusehen. Gerade Ihre Darstellung,
eine Art „Riesensternschnuppe, von der
leuchtende Teile abbrachen“, kann ich
auch aus eigener Erfahrung bestätigen ein Meteorit, der in höheren Bereichen
der Atmosphäre der Erde zerplatzt ist.
In der Zeit vom 10. August bis zum 14.
August sind die so genannten Perseiden
zu sehen, ein Sternschnuppenstrom,
der jedes Jahr ungefähr zu dieser Zeit
für ein schönes Schauspiel am Himmel
bekannt ist.
Rauchspur: Nun, Rauch war es nicht
direkt, eher eine Leuchtspur (Rauch,
der durch die Hitze leuchtet?)
Wie lange: Also ich würde sagen mindestens zehn Sekunden. Es hat gereicht,
dass unsere Freunde nach dem Ausruf:
„Guckt mal da!“ noch genügend Zeit
hatten, sich umzudrehen und das Objekt
auch sehen zu können!
Welcher Bereich: Es zog von Stern A
zu Stern B. Die Leuchtspur war im
Vergleich zum Objekt etwa zwanzig mal
so lang. Weder nah am Horizont noch
nah am Zenit.
Die Sichtrichtung war in Richtung
Münster Hafen.
Mit freundlichen Grüßen
A. Wiechert
Hallo Frau Wiechert,
Rauchspur: Nun, Rauch war es nicht
direkt, eher eine Leuchtspur (Rauch,
der durch die Hitze leuchtet?)
das passt laut Ihrer Ausführung sehr
gut zu einem Boliden (wie ich schon
erwähnte).
Wie lange: Also ich würde sagen mindestens zehn Sekunden. Es hat gereicht,
Mit freundlichen Grüßen
dass unsere Freunde nach dem Ausruf:
Ewald Segna
„Guckt mal da!“ noch genügend Zeit
Sternfreunde Münster
hatten, sich umzudrehen und das Objekt
auch sehen zu können!
Hallo Herr Segna,
Allerdings ist die Dauer der Erscheivielen Dank für Ihre ausführliche Ant- nung zu lang, es sei denn, Sie meinen
wort. Schön, dass wir doch nicht die mit den mindestens 10 Sekunden
einzigen waren, die es gesehen haben. neben der Leuchterscheinung - den
Zu Ihren Fragen:
Meteor - auch noch die Zeit, die Sie
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3/09
Andromeda
die Leuchtspur des ionisierten Gases
am Himmel sehen konnten (das würde
wieder passen).
Welcher Bereich: Es zog von Stern A
zu Stern B. Die Leuchtspur war im
Vergleich zum Objekt etwa zwanzig mal
so lang. Weder nah am Horizont noch
nah am Zenit.
Nach Ihrer Beschreibung dachte ich
zuerst an einen verspäteten Perseiden
(http://de.wikipedia.org/wiki/Perseiden), ein Meteor, der scheinbar aus dem
Sternbild Perseus gekommen ist, wenn
man seine Bahn rückwärtig verlängert.
Nun sind diese Objekte mit ca. 60 km/s
sehr schnell. Langsamere Meteore
gehören nicht zu den Perseiden. Dann
wäre „Ihr Bolide“ ein sporadischer Bolide gewesen, der keinem Meteorstrom
angehört ;-((.
Anmerkung:
*ZHR (Zenithal hourly rate), die stündliche Fallrate (der Meteore) ist bei
der Zählung der Sternschnuppen eine
gebräuchliche Größe. Es ist die Abschätzung der Anzahl der Meteore, die
von einem einzelnen Beobachter innerhalb einer Stunde bei freier Sicht zum
Horizont, mit dem Radianten im Zenit
und einer Grenzgröße von 6,m5 gesehen
werden kann (Sterne der Grenzgröße
6,m5 sind für das menschliche Auge nur
selten unter optimalen Beobachtungsbedingungen zu sehen).
Die wahre, beobachtete Rate ist also
immer niedriger als die theoretische
Rate aus der Liste der Meteorströme.
Abschließend bin ich mir nun nach
Ihrer ausführlichen Schilderung sicher,
dass es eine sehr helle Sternschnuppe
war, die Sie gesehen haben! Eben einen
Boliden. Toll! Herzlichen Glückwunsch
zur Beobachtung!
Mit „stern“freundlichen Grüßen
Ewald Segna
Sternfreunde Münster
http://de.wikipedia.org/wiki/Meteor
http://de.wikipedia.org/wiki/Meteorit
http://de.wikipedia.org/wiki/Meteoroid
http://www.neunplaneten.de/nineplane
ts/meteorites.html
Weitere Informationen:
Linkliste:
Nördlinger Ries
http://de.wikipedia.org/wiki/Nördlinger_Ries
Soweit die Mails. Tja, innerhalb eines
Monates sind zwei Boliden in Münster Das Tunguska Ereignis
sichtbar gewesen. Zwei Boliden, die http://de.wikipedia.org/wiki/TunguskaEreignis
den Fokus der Öffentlichkeit auf den
Sternenhimmel gerichtet haben; im Jahr
der Astronomie. Irgendwie passend!
20
3/09
Andromeda
Sternfreunde intern
Arbeitskreis Meteore
http://www.meteoros.de/meteor/meteore.htm
☛ Eintritte:
Kometen
Niklas Krampe
Mirko Wienke
http://de.wikipedia.org/wiki/Komet
Aktuelle Kometen, Entwicklung
☛ Austritte:
http://www.aerith.net/
Martin Schulte
Literatur:
Field Guide to Meteors and Meteorites (Patrick Moore‘s Practical Astronomy), O. Richard Norton, Lawrence
Chitwood, 288 S., Springer, Berlin;
Comet of the Century (from Halley
to Hale Bopp), Fred Schaaf, Springer
Verlag, 1997, 384 S.
Kometen beobachten
Andreas Kammerer, Mike Kretlow
Spektrum Akademischer Verlag (1998)
- Andromeda 3/4/1999, Leoniden statt
Regen, S. 25
- Andromeda 3/4/1999, Leoniden live
S. 30
- Andromeda 4/2002, Der Perseidenstrom vom 12. / 13.8.2002, S. 12
- Andromeda 4/2002, Auswertung des
Perseidenstroms oder was zum Kuckuck bedeutet ZHR, S. 14
- Andromeda 4/2002, ZHR von Miguel
Angel Serra Martin, S. 18
- Andromeda 4/2002, Die Perseiden 2004,
S. 35
- Andromeda 3/4/2004, Sternschnuppen Himmlische Geschosse?, S. 31
Cornelius Domenghino
Lennert Mester
Theodor Blom
☛ Coronado PST
Das Sonnenteleskop kann von den Vereinsmitgliedern ausgeliehen werden.
☛ Okularkoffer
Auch der Okularkoffer steht den Vereinsmitgliedern zwecks Ausleihe zur
Verfügung.
☛ Homepage der Sternfreunde
Es hat sich viel getan auf der Internetseite www.sternfreunde-muenster.de.
Besuchen Sie doch mal das Forum!
☛ 25 Jahre
Petra und Hermann feierten gemeinsam
mit uns ihre Silberne Hochzeit. Vielen
Dank noch mal für den wunderschönen
Abend und Euch weiterhin alles Gute
für die Zukunft!
21
3/09
Andromeda
Science-Fiction war
Gestern
Reinhard Mawick
„Zu fragen, was war vor dem Beginn
des Universums, ist so sinnlos wie die
Frage: Was ist nördlich vom Nordpol?“
1988, als Stephen Hawking in „Eine
kurze Geschichte der Zeit“ (RowohltVerlag, Reinbek bei Hamburg) diese
Feststellung machte, war die kosmologische Welt mit dem allseits
anerkannten Standardmodell noch in
Ordnung.
Dann kamen die „Science-Fiction“ Physiker: Greene, Smolin, Gott, Randell,
Davies, Kaku. Sie revolutionierten die
Kosmologie mit phantastischen Ideen.
Die allesamt griffigen Theorien bieten
mathematische Glanzleistungen, zeigen
uns eine Welt, die wir so nicht erleben
(war es schon schwierig genug zu verstehen, dass Zeit die vierte Dimension
der Einsteinschen Raumzeit ist, besteht jetzt die Welt ’mal aus 9, 10 oder 11
Raumdimensionen, so klein, dass wir
sie nie werden erfahren oder nachweisen können), die den Papst verzweifeln
lassen (auf einmal gibt es in der Kosmologie keinen Schöpfungsakt mehr – das
Standardmodell stimmt doch so wunderbar mit den Ideen der katholischen
Kirche überein), nehmen uns mit auf
Zeitreisen, die beschreiben, dass das
Universum, in einer Zeitschleife gefangen, sich selbst gebärt (Gott III).
Wir lernten die String Theorie kennen.
Erfuhren, dass unsere Welt im innersten
durch schwingende Saiten zusammengehalten wird, staunten darüber, dass
unser Universum gar nicht so „Uni“
ist, sondern Teil eines Multiversums,
mussten uns mit Parallelwelten und
rückwärtslaufender Zeit auseinandersetzen. „Urknall als Anfang der Zeit
ist Mystizismus“ stellt Lee Smolin klar.
„Die Annahme, dass der Urknall der
erste Moment in der Zeit war, ist mehr
religiöser Mythos als Wissenschaft.“
Smolin ist einer der Begründer der
Loop Quantum Gravity Theorie (LQG,
Schleifen-Quantengravitation) und
lehrt heute am Perimeter Institute in
Waterloo.
Zum Ende des 20. Jahrhunderts brach
dann ein Deutscher Physiker in Richtung Urknall auf, fand dass es einen
Punkt nördlich vom Nordpol gibt und
22
3/09
Andromeda
stellte zugleich Einstein und Hawking
in Frage. Diesen Punkt nördlich des
Nordpols beschrieb Martin Bojowald
in wissenschaftlichen Arbeiten wie
„Quantum Gravity and the Big Bang“
und „Absence of Singularity in Loop
Quantum Cosmology“. Gezweifelt
am Urknall hat Bojowald sehr früh. In
einem Interview mit Zeit Online benannte er den Zeitpunkt des Zweifels:
„Kurz nach meiner Promotion. Ich hatte
an mathematischen Methoden zur Beschreibung des Universums gearbeitet.
In einer der Gleichungen konnte man
ein Vorzeichen frei wählen, plus oder
minus. Mir fiel auf, dass man das Minus
als Zeit vor dem Urknall und das Plus
als Zeit nach dem Urknall interpretieren
konnte.“
Jetzt hat Bojowald sein Buch geschrieben „Zurück vor den Urknall“.
Hier können Sie die Reise nacherleben,
die in den Raum nördlich des Nordpols,
d.h. vor den Urknall führt. Bojowald
beschreibt in dem Band seine „rechnerische Reise“ in die Vergangenheit,
die nicht kurz vor dem Urknall endet.
Auf Grundlage der LQG Theorie und
der „Körnigkeit des Universums“ (Zeit
und Raum bestehen aus diskreten, unteilbaren kleinsten Einheiten, ca. 10‐35
m bzw. 10‐52 Stunden klein bzw. kurz)
kann die Singularität des Urknalls, unter der die ART bisher so litt, vermieden
werden, und Bojowald lässt uns eine
äußerst bizarre Welt entdecken. Eine
Welt mit negativer Zeit, umgestülpten
Räumen, kontraktierendem Universum
und Schwarzen Löchern als Singularitäten der Zeit und nicht des Raumes.
Man kann einfach nicht über dieses
Buch schreiben, man muss es lesen.
Es kostet Zeit, Bojowald zu lesen. Er
hat von den Amerikanern – er ist jetzt
Assistant Professor an der Penn State
University in den USA – gelernt, sich
gerne und oft zu wiederholen. Aber er
hat ein „Must read“ geschrieben.
So wie Alan Guth’s „Die Geburt des
Kosmos aus dem Nichts“, Brian Green’s
„Das elegante Universum“ und „Der
Stoff, aus dem der Kosmos ist.“ So wie
die „Verborgene Universen“ der Lisa
Randell oder Smolin‘s Antwort auf
die Frage „Warum gibt es die Welt?“`,
Kaku’s Ausflüge in „Im Paralleluniversen“ oder den „Hyperspace“ ebenso
wie Kip Thorne’s Beschreibung des
„Gekrümmter Raum und verbogene
Zeit“ oder Hawkings „Eine kurze Geschichte der Zeit“ ‐ und „Die kürzeste
Geschichte der Zeit “
Science-Fiction war gestern, Physik ist
heute …..
23
3/09
Andromeda
EXPO Sternwarte in
Melle vor dem Aus?
Bau dient neben der astrofotografischen
Erforschung des Himmels nicht zuletzt
auch öffentlichen Beobachtungen.
Benno Balsfulland
Viele Münsteraner Sternfreunde wissen, dass sich bei Melle/Osnabrück
die größte Amateur-Sternwarte Niedersachsens befindet. Ausgestattet ist
sie mit einem Newton-Teleskop, das
einen Hauptspiegel von immerhin 1,12
m Durchmesser mit einer Brennweite
von 4,4 m besitzt. Im Prinzip handelt
es sich um einen Riesendobson, der
auf einer frei stehenden 7 m hohen
Betonsäule geschwenkt wird. Ihn
umfasst ein - nicht nur im Aussehen,
sondern auch im Anschaffungspreis
- einfamilienhausähnlicher Steinbau
von nicht weniger als drei Stockwerken
Höhe, der sich in die sanften Hügel des
ländlichen Wiehengebirges einschmiegt.
Umgeben wird die Sternwarte nur
von Feldern, Damwild und einigen
verstreuten häuslichen Anwesen. Die
Licht- und sonstige Verschmutzung ist
gering. Kurz, der Platz wurde günstig
gewählt, und anlässlich der EXPO vor
zehn Jahren in Betrieb genommen; der
Wie es der Zufall so wollte, führte mich
in den Abendstunden des 21. Oktober
2009 mein Weg vom Kalkrieser Berg
nach Halle an der Anlage vorbei. Und
wie der Zufall es weiterhin wollte,
glaubte ich einen entsprechenden Beobachtungstermin im Internet gefunden
zu haben. Nun, das Ding hat einen
kleinen Parkplatz, und ich wartete.
Aber niemand kam. Unter erfreulich
aufklarendem Himmel begann ich zu
frieren. Um Näheres zu ermitteln, griff
ich zum Mobilfunkgerät. Der Empfang war jedoch so schlecht, dass ich
keinerlei Verbindung bekam. Daher
beschloss ich nur noch bis 20 Uhr zu
warten, und mich dann leicht frustriert
an die Weiterfahrt zu machen.
Punkt 20 Uhr fuhr dann aber doch ein
Wagen samt dem zuständigen Sternführer vor. Es stellte sich heraus, dass
es am Vormittag wohl einen Termin für
eine Gruppe Schüler betreffs Sonnenbeobachtung gegeben hatte, und dieser
war im Internet angeschlagen. Mein
Fehler! Um 21 Uhr hatten sich jedoch
noch Extragäste angemeldet. Und das
war mein Glück, denn so bekam ich von
dem netten Manne sogar eine eigene
Sondervorführung:
Jupiter nur 20 Grad über dem Horizont
und in Wölkchen war zwar eher enttäu-
24
3/09
Andromeda
schend - aber in fünf Jahren werde ich
wiederkommen, und dann ...! M15, der
Kugelsternhaufen zum Einzelsternezählen bis ins Zentrum; NGC 7662 der
„Blaue Schneeball“ mit Zentralgestirn
in 1000-facher Vergrößerung - einfach
toll; im Pegasus die Spiralgalaxie NGC
7331 mit mindestens einer erkennbaren
Begleiterin - der deutsch-britische Astronom Wilhelm Herschel entdeckte
sie am 5. September 1784; sodann
die elliptische Galaxie NGC 7457 mit
einer scheinbaren Helligkeit von 11
Magnituden, die ebenfalls von Wilhelm
Herschel entdeckt wurde, doch erst
am 12. September des gleichen Jahres;
des weiteren NGC 7332, welche von
Wilhelm Herschel am 19. September
1784 entdeckt wurde - von mir selbst
aber alle drei innerhalb einer einzigen
Stunde; und schließlich NGC 7448, die
- na wer schon - Wilhelm Herschel am
19. Oktober 1784, also vor 225 Jahren
und zwei Tagen als vorläufig letzte
entdeckt hatte. ...
Also Wilhelm Herschel ist sicher mein
Lieblingsastronom, seit ich - wie es der
Zufall wollte - dieses Jahr in seinem
Musikzimmer in Bad Bath gestanden
und seine Teleskopwerkstatt und den
Garten bewundert habe, von dem aus
er den Planeten Uranus entdeckte, aber
irgendwann reicht es auch.
Schließlich war 21 Uhr längst vorbei,
und die erwarteten Gäste waren noch
immer nicht da. Mein Sternführer
wurde unruhig. „Vielleicht“, meinte
er, „gab es ein Missverständnis, und
sie haben die andere Warte genommen. Wir haben nämlich noch eine
ältere Sternwarte, einige hundert Meter
entfernt, mit einem 60 cm Spiegel.
Möglicherweise haben sie sich dorthin
begeben.“ Er griff zu seinem Handy,
um zu telefonieren, aber die Verbindung
war schlecht, und so bat er mich für
einige Zeit hier oben allein zu bleiben,
quasi als Wache, falls sie doch noch
kämen. Er selbst wollte hinüberfahren
und nachsehen. Dem Instrument könne
derweil nichts passieren, selbst wenn
es - auf meine bange Frage hin - nachführend irgendwo anstoße und hängen
bliebe, so schalte die Elektronik den
Motor nach einer bestimmten Zahl
von Fehlumdrehungen automatisch
ab. Dann stieg er die Treppen herab
und fuhr los.
Ich kletterte wieder auf die Leiter, um
den Spuren von Wilhelm Herschel zu
folgen. Immerhin besaß ich jetzt ein
durchaus vergleichbares Instrument.
Das andere Auge hielt ich allerdings
immer auf die Einfahrt gerichtet, um
die Lichter eines eventuell von fern
kommenden Autos zu erspähen. Es war
aber nur mein Sternführer, der endlich
ohne Begleitung zurückkam. Also keine
Gäste! Doch kaum war er wieder da, da
kam noch ein weiteres Auto den Berg
herauf. Es handelte sich jedoch nicht
um die angemeldeten Gäste, sondern
um eine Anwohnerin aus der Nachbarschaft, und die wollte keineswegs
25
3/09
Andromeda
in den Kosmos schauen, sondern mit
einer wahrhaft bestürzenden Botschaft
aufwarten. Auf dem nahen Hügel hinter
uns habe sie Männer getroffen, schon
tags zuvor, die Vermessungstätigkeiten
vornahmen und Bauvorbereitungsmaßnahmen durchführten, im Landschaftsschutzgebiet! Auf Nachfrage habe sie
erfahren, dass der Mobilfunkbetreiber
„O2“ die Errichtung eines 47 m hohen
Funkturmes vorbereite. Die Baugenehmigung sei bereits erteilt, das ganze
Verfahren abgeschlossen, und das Baukommando könne jeden Tag anrücken.
Der Funkturm werde mit Flut- und
Warnlichtanlagen für den Flugverkehr
ausgestattet, das Schlimmste für sie
aber sei der Elektrosmog. Auch die
Tiere würden arg gestresst, z. B. die
Fledermäuse ... Ob das denn erlaubt sei
in der Nähe einer Sternwarte? Sie selbst
habe leider keinen Einfluss, und für
eine Bürgerinitiative sei die Zeit schon
zu knapp. Ihre ganze Hoffnung setze
sie auf die Sternwarte. Und wir sollten
doch bitteschön und ganz schnell etwas
tun, ehe es zu spät sei.
Mein Sternführer war ein Mann von
gelassenem Charakter, aber dass Licht
und Elektrosmog ein Problem werden
würden, sah er gerne ein; er wollte
sofort seinen Chef von dem drohenden
Unglück in Kenntnis setzten. Der sei für
die Politik zuständig.
Ich selbst musste der Dame mitteilen,
dass ich nur als Gast in Melle war. Aus
Münster wisse ich aber, dass es da am
Horstmarer Landweg eine Bushaltestel-
le „Alte Sternwarte“ gäbe, und dass dort
heute noch ein Rundbau mit Kuppel
stünde, der frisch erbaut auch schon
bald mit Studentenwohnheimen umgeben worden sei. Ein - wie mir freilich
ohne Kenntnis der internen Vorgänge
scheine - teurer und heller Wahnsinn,
der jedoch geschehen sei! Als Sternwarte sei der Bau heute ausgemustert, seine
unteren Stockwerke würden als Studentenwohnungen genutzt. Auch dürfe man
wohl den Einfluss von astronomischen
Amateurvereinen auf verantwortliche
Behörden und Verfahren nicht überschätzen. Deren Lobby sei wohl kaum
stärker als die für Fledermäuse. Im
Übrigen müssten doch die Pläne mit
Einspruchsfristen für die Öffentlichkeit
ausgelegen haben. Vielleicht kann man
sich doch irgendwie noch auf einen
Formfehler berufen? Hoffentlich!
Denn sonst werden wir in fünf Jahren
beim Blick durch das Teleskop der
EXPO Sternwarte bei entsprechender
Vergrößerung neben dem Jupiter einen
roten Riesenstern erblicken, und zwar
mit einem lichtstarken Wolframdraht
in der Mitte.
26
3/09
Andromeda
Astronomie-Schwerpunkt
wir die Jupitermonde scheibchenförmig sehen und später auch mal an
Klaus Kumbrink, Ewald Segna
M13 (Kugelsternhaufen im Herkules)
und M57 (Ringnebel in der Leier) die
Die Woche vom 16. bis 23. Oktober hat- Leistungsfähigkeit des neuen Spiegels
te es astronomisch in sich: Am Dienstag testen - Glückwunsch Christian!*
traf man sich zur gemeinsamen Beobachtung an unserem Beobachtungsplatz
Alverskirchen, am Mittwoch war öffentliche Beobachtung vor dem LWL
Museum für Naturkunde angesagt und
am Freitag dann der Showdown auf
dem Domplatz.
Beobachtung des Sternenhimmels
In Alverskirchen trafen sich rund 20
Sternfreunde und Interessierte, um
gemeinsam unter immer besser werdendem Himmel ein paar Highlights
zu erhaschen. Infolge des ziemlich
scharfen Windes dick vermummt hatten
Stephan und Björn ihre „Schäfchen“
um sich geschart und erläuterten die
aktuellen Details am Himmel.
Währenddessen hatten Ilona und ich
beim Ausprobieren von Christians
neuem fantastischen 20 Zöller unsere
ganz eigenen AHA-Erlebnisse. Trotz
des nur bescheidenen Seeings konnten
Am Mittwoch hatten wir vor dem
Planetarium unseren 6-Zoll-Refraktor
aufgebaut, außerdem waren Mirko,
Veronika und Michael mit ihren Geräten sowie Björn mit dem C14 des
Naturkundemuseums im Einsatz. Etwa
15-20 Besucher hatten sich trotz des
halb bewölkten Himmels aufgemacht
und hielten recht lange durch. Viele
interessante Gespräche gab es während
der reichlichen Wolkenphasen. Auch
hier war das Seeing sehr bescheiden,
sodass sich höhere Vergrößerungen des
Jupiters nicht anboten.
Jupiter war dann auch das bevorzugte
Objekt am Freitag auf dem Domplatz.
Direkt in der Nähe des Doms hatten wir
uns diesmal aufgebaut - wir soll heißen:
Christiane und Mann, Veronika und Michael, Björn, Ilona und ich. Im 6-Zöller
28
3/09
Andromeda
Um neun Uhr wurden wir mit dem
Sendfeuerwerk belohnt, das auch sehr
schön von unserem Standort beobachtet werden konnte. Kurze Zeit später
wurden wir dann von immer mehr
LKWs regelrecht von unseren Standorten vertrieben, da die Marktleute
schon ihre Stände in Stellung bringen
wollten. Das war dann das allgemeine
war Jupiter mit dem Pentax 14mm bei Schlusszeichen, zumal der Himmel eh‘
98facher Vergrößerung sehr schön mit nichts mehr für uns übrig hatte.
seinen Monden zu sehen, das 9mm
Nagler brachte nicht viel Verbesserung, * Auch ich (ES) hatte mein First Light
das Seeing begrenzte auch hier höhere mit dem 20’’ Dobson von Christian.
Vergrößerungen. Für weitere Objekte M13 war schon sehr beeindruckend,
war die Beleuchtung auf dem Domplatz die Sterne, wie nicht anders zu erwarnicht geeignet. Man konnte kaum Ster- ten, bis ins Zentrum hin aufgelöst.
ne entdecken. Die aufkommenden Wol- Aber NGC 7789 war noch famoser.
ken schränkten die Beobachtung immer Ein offener Sternhaufen im Sternbild
mehr ein, das machte aber die immer Cassiopeia, schon mit einem Fernglas
wieder ankommenden Beobachtergrup- als schwacher, diffuser Nebelfleck
pen richtig heiß - viele warteten dann auszumachen, blühte im 20 Zöller so
ab, um doch noch einen Blick auf den richtig auf. Das ganze Gesichtsfeld
von uns so heiß angepriesenen größten war mit feinen Sternen übersät, die zu
Planeten des Sonnensystems werfen zu sehen waren und nicht nur zu ahnen.
können. Viele schöne Gespräche runde- Ich konnte mich gar nicht satt sehen.
ten diesen Abend ab und Björn konnte Dann aber stellte Christian ein Objekt
fleißig die Prospekte an die Frau bzw. ein, bei dem ich noch mehr ins Staunen
kam. NGC6992/5, der östliche Teil des
den Mann bringen.
Cirrusnebels. Im Kometcatcher hatte
ich den Nebel vor Jahren mal beobachtet. Ich weiß noch, dass ich da auch
nicht unbeeindruckt war. Der Nebel
war ziemlich klein (ich empfand es so)
aber doch hell. Im 20’’ Dobson konnte
ich feine Bögen und zarte Strukturen
ausmachen – Wau! Ich hätte mich gerne
29
3/09
Andromeda
noch länger mit diesem Überbleibsel
einer Supernova beschäftigt, aber die
anderen Gäste wollten auch mal einen
Blick riskieren. Nun denn, bei einer
internen Beobachtung werde ich das
nachholen, Christian. Ich freue mich
schon jetzt darauf.
Zur öffentlichen Beobachtung in Alverskirchen bliebe noch nachzutragen,
dass neben dem 20’’ Dobson auch unser
vereinsinterner 15’’ Obsession, zwei 10
cm Refraktoren, weitere kleinere Newtons und mehrere Ferngläser am Start
waren. Jupiter war natürlich der „Star“
des Abends. Die Wolkenbänder und
die vier galileischen Monde gaben ein
prächtiges Bild im Okular ab. Neben
den schon weiter oben erwähnten Objekten richteten wir die Teleskope auch
auf M81 / 82; M27, den Hantelnebel;
M45, die Plejaden; M31 / 32 und M110
im Sternbild der Andromeda; M51 in
den Jagdhunden; M97, den Eulennebel;
h und Chi, den Doppelsternhaufen im
Perseus sowie auf die Doppelsterne Albireo im Schwan (Beta Cyg) und Mizar
im Großen Bär und die Vierfachsysteme
Epsilon Lyr und Eta Tau und nicht zu
vergessen auch die Planeten Uranus
und Neptun.
Bildnachweise:
S. 1 Bolide, Okie-Tex Star Party
HE
S. 6 l. Hotelanlage
JS
S. 6 r. Langkofel
JS
S. 7 o. Dobson ausrichten
JS
S. 7 u. Dobson sucht Sterne
JS
S. 8 l. o. 11% Steigung
MD
S. 8 l. u. Pizza am Gardasee
JS
S. 8 r. Langkofel in grün
JS
S. 17 l. Abbremskurve von Meteoroiden WP
S. 17 r. Radiant Grafik
WP
S. 21 Silberne Hochzeit
JS
S. 22 Kurz vor dem Urknall
HB
S. 24 Expo-Sternwarte Melle
HP
S. 26 Expo-Sternwarte Melle, Dämmerung HP
S. 28 l. Christian und sein 20“ Dobson
ES
S. 28 r. Klaus und sein Refraktor
IK
S. 29 o. Beobachtung auf dem Domplatz KK
S. 29 u. Feuerwerk
KK
S. 30 Jupiter und seine Monde, Montage ES
S. 31 Sternbild Zwillinge, Grafik
WP
S. 32 l. M37, r. M37 MD, AI
S. 33 Eskimonebel
NASA / ESA
S. 34 o. r. Ankunft des Astrocontainers
MD
S. 34 u. r. Container und Gabelstabler
MD
S. 35 Container am Haken
WH
S. 38 Zeichnung Cirrusnebel
JB
S. 41 l. Petra und Michael
DS
S. 41 r. Wir fahren los
DS
S. 42 l. Neptun wird aufgeblasen
DS
S. 42 r. o. Uranustörtchen
DS
S. 42 r. u. Guten Appetit
DS
S. 43 l. Saturn am Boden
DS
S. 43 r. Ankunft Promenade
IK
S. 44 o. Die Luft ist raus
PW
S. 44 u. Das Erde-Mond Modell
DS
S. 45 l. Gruppenfoto
DS
S. 45 u. Sternfreunde der ersten Stunde
NN
AI - Atlas Image, part of the 2MASS, a joint project of
the University of Massachusetts and the IPA-Center/
CIT, funded by the NASA and the NSF, DS - Dierk
Schmierer, ES - Ewald Segna, GN - Gerd Neumann,
HB - Harm Bengen, mit freundlicher Genehmigung,
HE - Howard Edin, Creative Commons License,
HP - http://www.sternwarte-melle.de/, IK - Ilona
Kumbrink, JB - Jochen Borgert, JS - Jürgen Stockel,
KK - Klaus Kumbrink, MD - Michael Dütting,
PW - Petra Woestmeyer, WH - Willy Herbstreit,
WP - Wikipedia,
30
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Andromeda
Sternbild Zwillinge
Hermann Soester
Wie sich die Zeiten ändern! Blickt man
in die Medienlandschaften, erhält man
den Eindruck, heute müsse man als
Mann „nur“ reich, berühmt oder mächtig sein oder am besten eine Kombination aus allen dreien, schon liegt einem
die Damenwelt zu Füßen, um sich
Ruhm, Geld oder auch nur eine Besenkammer mit einem zu teilen. Ein Blick
in die antike griechische Mythologie
ergibt da ein ganz anderes Bild. Sogar
Göttervater Zeus musste sich ständig
allerlei Schabernack einfallen lassen,
um seinen Angebeteten auf eine derart
nachwuchsfördernde Weise näher zu
kommen. Beispiele dafür befinden sich
in den Sternbildportraits „Perseus“,
„Stier“ und „Herkules“.
Die berühmten Zwillinge Kastor und
Polydeukes (Lateinisch Castor und
Pollux) verdanken ihre Existenz folgender Eskapade: Zeus erschien der
Göttin Leda als schöner Schwan und
zeugte so mit ihr Pollux und die schöne
Helena, während sie noch in der selben
Nacht Kastor und Klytämnestra von
ihrem Ehemann, König Tyndareos
von Sparta empfing. Alle vier Kinder
wurden bezeichnenderweise in zwei
streng nach Erzeugern getrennten Eiern
„geboren“ und müssen ja wohl irgendwann geschlüpft sein. Es handelt sich
bei Kastor und Pollux also eindeutig um
ein zweieiiges Zwillingspärchen.
Aufgrund seiner bürgerlichen Herkunft
war Kastor menschlich und somit
sterblich, Pollux war dagegen von
göttlicher Herkunft und unsterblich.
Die Brüder schlossen sich Jason und
den Argonauten bei deren Suche nach
dem goldenen Vlies an und erlebten
zahlreiche Abenteuer. Bei einem heftigen Streit mit ihren Weggefährten, den
Zwillingsbrüdern Lynkeus und Idas,
die verständlicherweise missgestimmt
waren, hatte doch das Konkurrenzpaar
einfach deren Angetraute entführt,
ging Pollux als einziger Überlebender
hervor. Er wandte sich an seinen göttlichen Vater und bat ihn, seine eigene
Unsterblichkeit mit Kastor teilen zu
dürfen. Der alte Herr war einverstanden und seitdem verbringen die Brüder
ihre Tage abwechselnd im Hades oder
auf dem Olymp. Als Belohnung für
eine solch konsequente Brüderlichkeit
wurden sie als Sternbild am Himmel
verewigt.
Das Sternbild Zwillinge (lat. Gemini)
bildet ein langgezogenes Rechteck,
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Andromeda
dessen östlichen Eckpunkte von den
Sternen Kastor (nördlich) und Pollux
(südlich) gebildet werden. Als Tierkreissternbild werden die Zwillinge von
der Ekliptik durchzogen und erhalten
regelmäßig Besuch von Sonne, Mond
und Planeten. Die Sonne durchläuft
die Zwillinge gegenwärtig genau
einen Monat lang vom 21. Juni bis
zum 20. Juli. Legt man die heutigen
Sternbildgrenzen zu Grunde, befand
sich der Sommersonnenwendepunkt,
dessen irdische Projektion auf Karten
oft immer noch als „Wendekreis des
Krebses“ bezeichnet, von 15 v. Chr. bis
1990 n. Chr. in diesem Sternbild. Aber
die Zeiten ändern sich halt, und auch
das Platonische Jahr, das von dem einen
Kegel bildenden Herumeiern der Erdachse definiert wird und knapp 26.000
Jahre dauert, ist seit der Antike schon
ganz schön voran gekommen.
Einer der sternreichsten offenen Sternhaufen am Winterhimmel ist M 35.
Mit seinen +5,1m ist er bei guten Beobachtungsbedingungen mit dem bloßen
Auge erkennbar. Man findet ihn 2,5°
nordwestlich des Sterns Eta Geminori-
um, auch Propus genannt. Im Feldstecher erkennt man schnell 20-30 Sterne,
und schon im 4“ -Teleskop erscheinen
über 100 Sterne auf einer Fläche von
knapp 30‘. Entdeckt hat ihn der Schweizer Philippe Loys de Cheseaux im Jahr
1746 und Charles Messier beschrieb ihn
als „Haufen von sehr kleinen Sternen,
nahe dem linken Fuß von Kastor und
etwas entfernt von den Sternen My und
Eta dieses Sternbildes“.
Im selben Gesichtsfeld stößt man auf
NGC 2158, einem weiteren offenen
Sternhaufen, der jedoch viermal soweit
entfernt ist wie der 2800 Lichtjahre
entfernte M 35. Deshalb erscheint er
auch in größeren Fernrohren nicht ganz
aufgelöst und wurde wegen seiner fast
runden Form und seiner Sternendichte
früher für einen Kugelhaufen gehalten.
Der hellste Planetarische Nebel des
Winterhimmels ist NGC 2392. Er wurde im Jahre 1787 von Wilhelm Herschel
entdeckt. Es ist mit knapp einer Bogenminute Durchmesser ein recht kleines
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Andromeda
Objekt, das im Feldstecher sternförmig
erscheint. Der Zentralstern besitzt eine
Helligkeit von 10,5m und ist deshalb
auch schon in kleineren Instrumenten
zu erkennen. In mittleren Teleskopen
erkennt man bereits ein helleres Gebiet
um den Zentralstern, umgeben von einer deutlich schwächeren „Schale“. Genaue Untersuchungen ergaben, dass der
Zentralstern von zwei sich verschieden
schnell ausdehnenden, konzentrischen
Gashüllen umgeben ist. Durch die starke
Strahlung des sehr heißen Zentralsterns
werden beide Hüllen zum Leuchten
angeregt. Die äußere expandiert mit
einer Geschwindigkeit von etwa 100
km/s. Die dem Zentralstern nähere, weniger rasch expandierende Hülle wird
dabei natürlich intensiver bestrahlt und
erscheint uns deshalb heller. In großen
Teleskopen entsteht der Eindruck eines
Gesichtes, das von einer Kapuze (der
äußeren Hülle) umhüllt wird. Daher hat
sich der Name „Eskimonebel“ für NGC
2392 eingebürgert.
Beim Zentralstern handelt es sich um
einen O8-Zwergstern mit etwa der
40fachen Leuchtkraft der Sonne. Die
absolute Helligkeit wird mit etwa +0,7m
angegeben und die Oberflächentemperatur beträgt etwa 40.000 Kelvin. NGC
2392 hat insgesamt eine Ausdehnung
von 0,8‘ × 0,7‘ und eine scheinbare
Helligkeit von 8,6m. Seine Entfernung
beträgt ca. 2900 Lichtjahre und mit
einem Alter von etwa 1700 Jahre ist er
noch relativ jung.
Ein schöner Doppelstern, auch für
kleinere Fernrohre, ist der 1,59m helle
Kastor, der nördliche Zwillingsstern. Er
trägt auch den „Bayerischen“ Namen
Alpha Geminorum, obwohl sein „Bruder“ Pollux mit +1,14m ein wenig heller
ist. Seine Hauptkomponenten bewegen
sich deutlich bemerkbar zueinander,
sodass schon nach wenigen Jahren eine
deutliche Veränderung zu erkennen
ist. 1880 wurde zuletzt der mögliche
Maximalabstand von 6,5“ erreicht, der
kürzeste mit 1,8“ im Jahr 1965. Momentan vergrößert sich die Distanz also
wieder. Im Jahr 2000 betrug sie 3,9“
bei einem Positionswinkel von 65°. Im
nächsten Jahr ist der Abstand auf 4,7“
angewachsen, der Positionswinkel liegt
dann bei 57°. Ein 9,1 m heller Stern gesellt sich 72“ südlich der beiden hellen
Komponenten hinzu. Auch in kleinen
und mittleren Teleskopen dürfte dieser
leicht auszumachen sein. Dass alle drei
Sterne für sich noch einmal doppelt
vorkommen, entzieht sich allerdings
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Andromeda
der Beobachtung mit optischen Mitteln. Das tut der Einzigartigkeit des
Sechsfachsystems „Kastor“ allerdings
keinen Abbruch.
Am 18. Februar 1930 machte Clyde
William Tombaugh die Entdeckung
seines Lebens. Er verglich zwei Photoplatten vom 23. und 29. Januar, die
das Grenzgebiet zwischen Stier und
Zwillinge zeigten, im so genannten
„Blinkkomparator“. Gegen 16 Uhr
Ortszeit fand er nahe 8 Geminorum ein
winziges Objekt 15. Größe, das im direkten Vergleich beider Platten hin- und
hersprang. Er zog eine weitere Platte
vom 21. Januar zur Kontrolle heran, die
zwar unter ungünstigeren Bedingungen
belichtet worden war, aber trotzdem
ebenfalls ein Lichtpünktchen zeigte,
das sich mit etwa 70“ pro Tag auf seiner
Bahn entlangbewegte. Es wurde nach
dem römischen Gott der Unterwelt
„Pluto“ getauft und für die nächsten 76
Jahre hatte unser Sonnensystem 9 Planeten. Seit dem 24. August 2006 sind
es bekanntlich wieder nur noch acht, so
ändern sich halt die Zeiten!
Der Astro- Container
Michael Dütting, Ewald Segna
Heute Morgen (19.11.2009) um 7.45
Uhr war es soweit: Unser „SternwartenContainer“ ist nach langer Anreise aus
dem Baden- Württembergischen Ländle
an seinem vorübergehenden Standort
bei Christian Rieping in Rinkerode eingetroffen. Zusammen mit seinem Vater
lud Christian unsere künftige Sternwarte mit zwei Gabelstaplern von dem
beeindruckenden Transporter. Vielen
Dank dafür und für die „Zwischenlagerung“ an die Familie Rieping!
In den kommenden Wochen und Monaten sollen die nötigen Umbauten
stattfinden. Wer sich beteiligen und /
oder Vorschläge machen möchte, möge
sich bitte melden.
Der Astro Container (Eberhardt Container-Raumzelle) hat die Maße 5,00m
x 3,00m x 2,60m. Der Boden und das
Dach sind aus Sandwichelementen,
beidseitig verzinkten Stahlbleche mit
PU- Ausschäumung und 35 mm starken
Wänden.
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Andromeda
Innen sind PVC Bodenbeläge verlegt.
Die Stahlblechaußentür ist doppelwandig ausgelegt. Die Kunsstofffenster sind
mit Rolladen und Außengitter versehen.
Es gibt ferner eine Trennwand zwischen
dem Arbeits- und Beobachtungsraum.
Der Boden im Beobachtungsraum ist
ca. 60 cm erhöht.
Eine zusätzliche Festverglasung in
der Trennwand zwischen Beobachtungs- und Aufenthaltsraum (PC und
Schreibtischplatz) und eine fest eingebaute Treppe mit Schiebetüre zwischen
Arbeitsraum und Beobachtungsraum
vervollständigen das Ambiente.
Die verschiebbare Dachkonstruktion
von ca. 300x300 cm lässt sich einfach
per Hand zur Seite bewegen.
Die Elektroinstallation ist über einen
angebauten Cee Stecker zum Anschluß
an 230 Volt ausgelegt. Sicherungskasten mit Automaten, 2 Leuchtstoffröhren sowie 10 Steckdosen sind im
Astrocontainer untergebracht.
Die ganze Containerkonstruktion ist
mit 4 Kranösen an allen 4 Oberseiten
versehen und kann mit einem LKW mit
Hebekran transportiert werden.
Mein Lieblingsobjekt
am Sternenhimmel
Jochen Borgert
Ewalds Anfrage per E-Mail, doch bitte
in der Andromeda mein Lieblingsobjekt
am Sternenhimmel zu beschreiben,
kostete mich viele Gedanken. Welches
war eigentlich mein Lieblingsobjekt
am Himmel?
Waren es die Jupitermonde, die hell mit
ihren pechschwarzen Schatten über die
streifige Jupiteroberfläche zogen?
War es die Mondoberfläche, die bei
binokularer Beobachtung ein atemberaubendes Wechselspiel von Licht und
Schatten bietet?
Oder war es eines der sogenannten
„Deep-Sky-Objekte“? Der große und
lichtschwache Nordamerikanebel, der
in manchen Beobachtungsberichten
geradezu mystisch verklärt wird? Oder
M42, der Orionnebel, ein Highlight in
jedem Teleskop.
Ein Blick in meine Beobachtungsbücher, in denen ich alle meine Beobachtungen sammle, brachte Aufklärung.
Klarer Favorit war der Cirrusnebel.
Gefunden wurde dieser Nebel bzw. seine
beiden Hauptteile an den Abenden des
5. und 7. Septembers des Jahres 1784
von Wilhelm Herschel in einem Teleskop von etwa 18“ Öffnung. Weitere
Teile des Nebelkomplexes wurden bis
ins Jahr 1904 teilweise fotografisch aufgenommen. Der Entdeckungszeitraum
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Andromeda
von 120 Jahren mag einen Eindruck
vom Umfang und Strukturreichtum
dieses mit einer Ausdehnung von 230‘
x 160‘ sehr großen Nebelkomplexes
im Schwan vermitteln. Auf Fotos des
Nebels findet man, grob überschlagen,
5 Hauptteile. Der östliche Teil, NGC
6992, ist ein sichelförmiger Nebelkomplex mit einer Ausdehnung von
ca. 60‘x8‘, an dessen südlichem Ende
NGC 6995 mit einem Durchmesser von
etwa 12‘ liegt. Der westliche Teil, NGC
6960, der sogenannte Sturmvogel, ist
ein ca. 70‘ x 6‘ großer Nebelkomplex,
der, mit dem Stern 4. Größe 52 Cyg als
Kopf, durchaus an die zeichnerische
Darstellung einer fliegende Möwe
erinnert. Allerdings ist der helle Stern,
der die Beobachtung und Fotografie
besonders reizvoll macht, nur ein Vordergrundstern. Der Cirrusnebel befindet
sich in einer geschätzten Entfernung
von etwa 1500 bis 2500 Lichtjahren,
während 52 Cyg, quasi in unserer
Nachbarschaft, etwa 200 Lichtjahre
entfernt liegt.
Zwischen den beiden dominierenden
Nebelteilen befindet sich NGC 6979,
der Pickering‘s Triangular Wisp genannte, dreiecksförmige Nebel und
NGC 6974. Dieser Mittelteil des Cirrusnebels ist schwächer als die beiden
anderen Teile.
Die äußere Erscheinung, genauer gesagt die beiden mit etwa 50 km/s sich
ausdehnenden Halbschalen (etwa 6“
pro Jahrhundert), geben einen deutlichen Hinweis auf die Herkunft des
Cirrusnebels als Überrest einer Supernovaexplosion.
Bei einem solchen Ereignis „sterben“
sehr massereiche Sterne, also Sterne,
die eine über 8fache Sonnenmasse haben, am Ende ihres „Lebens“ in einer
gewaltigen Explosion. Als sehr prominentes Beispiel für ein solch gewalttätiges Ende kann z. B. der Krebsnebel
(M1) im Sternbild Stier herangezogen
werden. Im Jahr 1054 beobachteten
chinesische Astronomen folgendes: “Im
ersten Jahr der Schi-Ho-Periode, während des fünften Mondes, während des
Tages Tschi Tschu, erschien ein Stern
wie ein Leuchtturm, in der Nähe des
Sterns Tien Kuan.“ Dieser neue Stern
war über drei Wochen lang mit dem
bloßem Auge sichtbar. Im Jahr 1928
konnte Edwin Hubble dann fotografisch
den Beginn der Expansion des Krebsnebels auf etwa das Jahr 1000 festlegen,
womit gezeigt war, dass der Krebsnebel
der Überrest der beobachteten Supernova ist. Ein ebensolcher Überrest, nur
viel älter, ist der Cirrusnebel. Die oben
angegebene Ausbreitungsgeschwindigkeit vorausgesetzt, liegt die „Geburtssupernova“ des Cirrusnebels etwa
30.000 bis 50.000 Jahre zurück. Bei der
Explosion des auslösenden Sterns wurde ein Teil seiner Gashülle nach außen
abgestoßen. Dieser Gashülle geht eine
Stoßwelle voraus, welche mit der den
Ursprungsstern umgebenden, interstel-
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Andromeda
laren Materie kollidiert. Dabei wird das
interstellare Medium aufgeheizt und
Strahlung freigesetzt.
Betrachtet man Fotos der beiden Hauptteile des Cirrusnebels, NGC 6992 und
NGC 6960, können einige Merkmale
dieser Entstehung wiedererkannt werden. Wie bereits geschrieben, deutet
natürlich die halbschalige Form der
beiden sich voneinander entfernenden
Hauptteile auf den explosiven Ursprung
hin. Aber sogar auf Amateuraufnahmen
können noch weitere Hinweise auf den
Ursprung gefunden werden. Sehen Sie
sich z. B. im Internet eine gute Amateuraufnahme der Halbschale NGC
6960 an. Können Sie erkennen, dass in
Ausbreitungsrichtung, also quasi vor
der Halbschale, deutlich weniger Sterne
als hinter der Halbschale zu sehen sind?
Die Stoßwelle, die dem Gas vorhergeht,
putzt sozusagen die störende, weil Licht
absorbierende interstellare Materie,
Staub und Gas, weg und gibt den Blick
auf die dahinter liegenden Sterne frei.
Betrachten Sie nun mal meine Aufnahme von NGC 6992 auf der Rückseite
dieser Ausgabe der Andromeda. Auf der
Außenseite sehen Sie bläulich leuchtende Filamente, die Sie auf der Innenseite
nicht erkennen werden. Diese Filamente
markieren die Front, an der das Gas des
explodierten Sterns bzw. die Stoßfront
der Supernovaexplosion und das Gas
des interstellaren Mediums kollidieren.
Durch die Reibung wird dabei Gas zum
bläulichen Leuchten angeregt. Hinter
dieser Front folgen rötlich leuchtenden
Wolken von ionisiertem Wasserstoff
und Stickstoff. Insgesamt ist der Grund
für das Leuchten des Cirrusnebels aber
noch umstritten. Beispielsweise ist
noch kein Stern eindeutig identifiziert,
welcher die rötlichen Filamente ionisiert und zum Leuchten anregt. Das
soll uns an dieser Stelle nicht weiter
stören. Betrachten wir, wie sich der
Cirrusnebel dem visuellen Beobachter
darbietet.
Kurz gesagt: Toll. Das Wunderbare an
diesem Objekt ist, dass es „gnädig“ ist
gegenüber kleinen Teleskopen. Auch
mit wenig Öffnung kann ein Beobachter, guten Himmel vorausgesetzt, fantastische Beobachtungen machen. Ich
habe lange Jahre sehr gerne mit einem
4“-Refraktor mit 1000mm Brennweite
beobachtet. Ausgerüstet mit einem 2“
40mm Weitwinkelokular bot mir der
Cirrusnebel, dank seines Strukturreichtums und seiner Größe, unvergessliche
Übersichtsbeobachtungen bei nur
25facher Vergrößerung. Hierbei war
allerdings immer ein UHC-Filter maßgeblich beteiligt. Ein solches Filter
lässt wichtige Wellenlängen, in denen
astronomische Objekte strahlen, passieren und blockt störende Wellenlängen,
z. B. von Straßenlaternen ab. Da der
Cirrusnebel zum großen Teil aus ionisiertem Wasserstoff besteht, der bei 656
Nanometer rötlich leuchtet, spricht er
ganz vorzüglich auf ein solches Filter
an. Als Beleg für die Steigerung der
Beobachtungsqualität durch Filtereinsatz mögen die im folgenden zitierten
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Andromeda
Einträge aus meinen Beobachtungsbü- dieses Objekt visuell zu beobachten.
Steigert man die Öffnung des Telechern dienen:
skops, was in Zeiten billiger Dobsons
Teleskop: 102/1000mm Refraktor. relativ einfach ist, eröffnet sich dem
Beobachter eine unglaubliche Vielfalt
Ohne UHC-Filter.
„NGC 6960 ist nur indirekt zu erken- an Einzelheiten. Betrachten Sie die
nen. NGC 6992 ist eine Pracht im beigelegte Zeichnung, die ich in der
40mm Weitwinkelokular und im 16mm Nacht vom 03.08. auf den 04.08.2005
an meinem 10“ Newton bei 60facher
Weitwinkelokular.“
Vergrößerung mit UHC-Filter angefertigt habe. Ich war über eine Stunde
11.09.1999
Teleskop: 102/1000mm Refraktor. Mit konzentriert beschäftigt, alle sichtbaren
Details in die Zeichnung einzutragen.
UHC-Filter.
„Cirrus-Nebel: Mir fehlen die Worte. Ein Vergleich mit der Aufnahme von
Phantastisch. Im 40mm Okular hell, NGC 6992 zeigt natürlich die deutreich an Strukturen, schön. Leicht ein liche Überlegenheit der fotografischen
drittes Filament richtig identifiziert. Bilderfassung, er zeigt aber auch, dass
viele in der Fotografie sichtbare StrukHighlight des Abends.“
turen in der Zeichnung wiederzufinden
Hierbei sei besonders auf den vor- sind. Sollten Sie keine Lust verspüren
letzten Satz hingewiesen. Pickering‘s sich der Astrofotografie zu widmen,
Triangular Wisp wurde erst 1904 von durchaus verständlich angesichts der
Williamina Fleming fotografisch ent- technischen und finanziellen Schwiedeckt. Heutzutage ist es sogar in kleinen rigkeiten, versuchen Sie das Gesehene
Teleskopen dank Filtereinsatz möglich, zeichnerisch festzuhalten. Durch dieses
bewusste, im Sinne der Zeichnung
zweckgebundene Beobachten, dieses
ständige Entscheiden und Festlegen
wie und ob sie etwas gesehen haben,
wird die Qualität und Tiefe Ihrer Beobachtung deutlich verbessert werden.
Sie werden sich wundern, wieviel Sie
plötzlich sehen. Fangen Sie dazu mit
dem Cirrusnebel an, denn wie gesagt,
der verspricht für fast jedes Teleskop
eine Menge Spaß.
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Die Drehbare Sternkarte
– ein Rätsel?
Stephan Plaßmann
Mit Hilfe der Drehbaren Sternkarte können die gesuchten Antworten
dieses Rätsels gefunden werden. Nach
richtiger Lösung nennen die Anfangsbuchstaben der gefundenen Wörter das
Lösungswort.
1. Wer am 1. Februar Geburtstag hat,
ist WASSERMANN. Doch in welchem Sternbild steht in Wirklichkeit
die Sonne?
2. Bei ganz ganz klarer Horizontsicht
könnten wir dieses Sternbild am 20.
Dezember um Mitternacht genau am
Südhorizont sehen.
3. Bezeichnung der Linie der Karte, auf
der wir die Position der Sonne finden
können.
4. Dieser Stern mit der Deklination -8º
kulminiert am 10. November um
2:00 Uhr.
5. In welchem Monat könnten wir die
KRONE mittags im Meridian sehen?
6. Der hellste Stern dieses Sternbildes
heißt CAPELLA.
7. Dieser Stern des Sternbildes LÖWE
liegt genau auf der Ekliptik
8. Das Wort dieses Sternbildes steht
genau zwischen „Beginn der astronomischen Dämmerung“ und „Beginn
der bürgerlichen Dämmerung“, wenn
am 22. November die astronomische
Dämmerung endet.
9. Lateinische Bezeichnung des Sternbildes, dessen bekanntesten Stern wir
am Nordpol im Zenit sehen können.
10. In welcher Himmelsrichtung steht
das Sternbild PERSEUS, wenn der
Stern GEMMA in der KRONE kulminiert?
11. Dieses markante, rautenförmige
Sternbild finden wir direkt östlich des
Sommerdreiecks mit ca. +15 Grad
Deklination.
12. Der offene Sternhaufen M50 etwas
oberhalb von Sirius befindet sich in
diesem Sternbild.
Einsendeschluss ist der 29.12.2009, per
Karte oder per mail. Bei mehreren richtigen Lösungen entscheidet das Los.
Der Gewinner bekommt ein Exemplar
des „KOSMOS Himmelsjahr 2010“,
vom Herausgeber Prof. H.U. Keller
eigenhändig unterschrieben.
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„Planeten-Radeln“
Petra Woestmeyer
Habt ihr schon mal an einem Fahrradexperiment teilgenommen? Ich ja, und
ich würde es immer wieder wagen. Die
Zutaten für das Experiment: Fahrräder,
nette Leute und unser Sonnensystem.
Ihr wollt mehr erfahren? Hier sind die
Details.
Für den 29. August 2009 hatten die
Sternenfreunde aus Münster und Osnabrück alle Interessierten zu einer etwas
anderen Fahrradtour eingeladen. Es galt
mit dem Fahrrad den Weg von Osnabrück nach Münster zurückzulegen,
von Planetarium zu Planetarium. Das
Besondere an der Strecke: die fast 65
km lange Tour stellt im Maßstab 1:113
Millionen die Entfernung des Pluto
(Planetarium in Osnabrück) zu unserer
Sonne (LWL Museum für Naturkunde
in Münster) dar. Unterwegs wurden
maßstabsgetreu an den Positionen der
acht Planeten Stopps eingelegt, um
Wissenswertes rund um den jeweiligen
Planeten zu erfahren.
Da wir von Osnabrück aus starteten,
hieß das für uns Münsteraner früh
aufzustehen. Um kurz nach sieben Uhr
fuhr der Zug ab Münster nach Osnabrück. Dort angekommen, ging es erstmal zum Einradeln vom Hauptbahnhof
mit der Leeze zum Planetarium. Da
wurden wir zu unser aller Freude mit
frischem Kaffee begrüßt. Als gegen
neun Uhr die letzten Nachzügler die
Gruppe komplettierten, erklärte uns
Björn Voss, warum Pluto kein Planet
mehr ist und was sich dahinter in den
Weiten des Alls wohl befindet. Während wir im Gebäude waren, ging draußen ein Wolkenbruch zu Boden. Glück
für uns, blieb unsere Radtour sonst von
weiteren Regengüssen verschont. Das
Timing war perfekt.
Dann wurde es ernst. Wir stiegen auf
unsere Fahrräder und fuhren in Richtung Georgsmarienhütte. Vorbei an den
großen Hauptstraßen, galt es über elfprozentige Steigungen den Teutoburger
Wald zu erradeln. Da war nicht nur bei
mir früh das Ende meiner Sportlichkeit
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Andromeda
erreicht – soll heißen, es waren doch
so einige, die bei einer derartigen Steigung per pedes das Rad den Berg hoch
schoben. Nach ca. 13 km erreichten
wir die Station des Neptuns. Anhand
eines - dem guten Lungenvolumen
sei’s gedankt - aufgeblasenen, blauen
Luftballons von 50 cm Durchmesser
schnell Geschichte, als die mitgebrachten und sehr leckeren Muffins
angeboten wurden; ein großes Lob an
die Bäckerin Christiane. Für die kleinen verschmusten Kätzchen blieb da
stellte Björn die Größe des Planeten
maßstabsgetreu im Verhältnis zu unserer Strecke vor. Man stelle sich vor:
13 km vom Pluto bis zum Neptun und
der Neptun ist gerade Mal einen halben
Meter groß. Bereits an diesem Punkt
unserer Tour wurde mir klar, dass ich
die Verhältnisse in unserem Sonnensystem heute anders begreifen werde.
Weiter ging es vom Teutoburger Wald
in Richtung Lengerich, bis wir 20 km
später den Uranus erreichten. Unterwegs konnten wir dann aber noch eine
richtige Abfahrt genießen (wie war das
noch mal bei 50 km/Stunde?!).
Die Station des Uranus war an einem
kleinen Bauernhofcafè, das leider
geschlossen hatte. Das war allerdings
leider nichts mehr übrig. Da Uranus
fast die gleiche Größe wie der Neptun
hat, diente uns der zuvor aufgeblasene
Luftballon erneut als Modell. Die leicht
blau-braun-gräuliche Oberfläche des
Neptuns blieb unser Fantasie überlassen.
Wieder auf dem Rad, fuhren wir weiter
in Richtung Saturn, der maßstabsgetreu
15 km weiter anzufinden ist.
Unterwegs lud in Westbevern ein
Grillbuffet zu einer erholsamen Mittagspause ein. Zudem stießen noch ein
paar neue Gesichter zur Gruppe hinzu,
sodass wir uns mit zwanzig Leuten
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gegen 14 Uhr erneut in Richtung Münster - pardon: der Sonne - auf den Weg
machten.
Auf Höhe der Ems und bei Kilometer
48 unserer Fahrradtour erreichten wir
den Saturn. Erstaunlich waren für mich
die Maße der den Saturn umgebenden
Ringe. Obwohl mehrere zehntausend
Kilometer breit, ist sein Ringsystem
nur etwa 100 m dick. Um die Größe des
Saturns und seiner Ringe darzustellen,
wurde auf dem sandigen Untergrund
eine Zeichnung des Planeten erstellt.
Zugegeben, ganz so oval ist der Saturn
vielleicht nicht, aber man konnte ihn
erkennen. Leider hatte die Fahrradtruppe, die während der Planeten-Erklärung
unseren Weg kreuzte, nicht so viel
Verständnis für den Saturn, sodass er
anschließend ein paar falsche Ringe/
Striche aufwies. Da störte es denn auch
nicht mehr, dass ich ihn hervorragend
mit Meteoriteneinschlägen (in Form
von Steinwürfen) verzieren konnte.
Vom Saturn zum Jupiter waren es dann
nur 7 km mit dem Fahrrad. Münster war
indes erreicht und wir befanden uns auf
Höhe der Dykburg Kapelle. Na ja, fast
alle befanden sich da. Leider gab es
unterwegs ein paar Verluste (na, wer hat
denn da getrödelt? Von wegen getrödelt:
der Jupiter hat uns auf Grund seiner
gewaltigen Größe, sprich Schwerkraft,
aus der Bahn geworfen ;-))), die aber
mittels Handy-Anruf wieder zu uns
hergelotst werden konnten.
Jupiter wurde mit einer Folie auf dem
Boden dargestellt. Immerhin ist er der
größte unserer Planeten und konnte
so platzsparend transportiert werden.
Björn stellte uns neben dem Jupiter
auch dessen vier größten Monde vor.
Faszinierend ist dabei das Spiel der
Monde untereinander.
Nach insgesamt 60 km erreichten wir
endlich den inneren Asteroidenring.
Dieser entspricht en miniature in etwa
der Promenade in Münster.
Als wir gerade die Promenade verliessen, um uns dem Mars zu nähern, gab
es dann einen riesigen Schock für mich.
Mit einem Zisch hatte sich mein vorderer Fahrradreifen seiner Luft entledigt.
Da half auch schnelles Aufpumpen
nichts mehr - der Schlauch war hin. Ich
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sah mich schon mit dem Fahrrad nach
Hause schiebend, als mir großer Widerstand entgegen schlug. Kurzerhand
packten die Sternenfreunde an und zogen mir in „Formel-Eins-Manier“ einen
Ersatzschlauch auf. An dieser Stelle
nochmals herzlichen Dank dafür!
Wieder auf dem Rad dem nächsten Ziel
entgegen, erreichten wir wenige Meter
später die Station des Mars, die AaseeTerrassen. Wegen Überfüllung der
Lokalität, radelten wir dann noch mal
ein paar Meter weiter, um auf Höhe der
Aasee-Wiesen die Erde (jepp, die paar
Meter entsprechen wirklich der Entfernung von Mars zur Erde) und den Mars
erklärt zu bekommen. Zur Stärkung
gab`s denn auch erst mal den passenden
Schokoriegel dazu (wie hieß es doch in
der Werbung: „Mars macht mobil“, im
wahrsten Sinne des Wortes).
Zur Darstellung der inneren Planeten
dienten angemalte Styroporkugeln.
Und natürlich durfte auch nicht der
Mond der Erde als kleine Kugel fehlen. Dieser umkreist in unserem TourVerhältnis in ca. 5 Meter Entfernung
unser Heimatgestirn. Im Vergleich
hierzu bekommt man kaum ein Blatt
Papier bei der Entfernung (dem Maßstab) zwischen den Satelliten und der
Erde hinein.
Bedenkt man jetzt, dass wir regelmäßig
Satelliten hoch schicken (wenige Millimeter), ist das wahrlich nicht weit von
der Erde entfernt. Der Flug zum Mond
(5 m), ist da schon eine größere Herausforderung, ganz zu Schweigen von
einem Flug zum Mars (800 m)!
Von den Aasee-Wiesen aus ging es zum
Mühlenhof. Da dort in wenigen Stunden die Heißluftballons (Ballonglühen
im Rahmen der Mongolfiade) starten
sollte, herrschte vor Ort ein richtiger
Trubel. Nichtsdestotrotz wurden wir
über die Venus und den kleinen Merkur (die 100 Meter von der Venus zum
Merkur haben wir uns an dieser Stelle
gespart) informiert. Hierzu dienten
erneut die bis zu 15 cm großen Styroporkugeln.
Kurz darauf ging es dann auch schon
zum LWL Museum für Naturkunde, in
dem sich das münsterische Planetarium
befindet. Dort erhielten wir in Rahmen
einer Sondervorführung noch einmal
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zusammengefasst die von uns erradelte Münster abgehalten wurde, kristalStrecke von 65 km erklärt.
lisierten sich die ersten Anfänge der
Sternfreunde Münster heraus. Einige
Hobbyastronomen wollten sich häufiger, speziell auch zu gemeinsamen
Beobachtungen verabreden (um öfter
den inneren Schweinehund zu überwinden, der meist einem spontanen
Treffen im Wege stand, aber entsprechenden Gruppendruck auf die Dauer
nicht standhielt ;-)). Ja und am letzten
gemeinsamen Abend im Planetarium,
Nach einem kleinen Gruppenfoto Dr. Peterseim hatte alles gesagt, was
machte sich dann ein Teil der Truppe zu Abschluss des Kurses zu sagen
noch einmal zu einem gemütlichen war, stand Michael Große auf und
Abend in die Gastronomie auf, während fragte in die große Runde, wer denn
die anderen nach Hause radelten.
von den Anwesenden Interesse hätte,
Abschließend möchte ich mich (stell- sich zweimal im Monat in gemütlicher
vertretend für alle) beim Planungsteam Runde zu treffen, Pläne für das weitere
Jürgen und Björn noch einmal ganz Vorgehen auszuarbeiten und umzusetherzlich bedanken. Ihr habt nicht nur zen. Die Resonanz war sehr positiv. Im
eine super Strecke herausgesucht und Angesicht der vorgeschrittenen Stunde,
wertvolle Informationen präsentiert, ich der Mann vom Infostand des Museum
als „Nicht-Sternenfreunde-Mitglied“ wollte Feierabend machen, wurde ein
habe mich bei euch super wohlgefühlt. erstes Zusammenkommen für den 4.
Bis zum nächsten Jahr?!?
Januar 1985 in der Gaststätte Lohmann
vereinbart. Alles weitere - in 3 Jahren!
In eigener Sache:
25 Jahre gemeinsame Beschäftigung mit der Astronomie
Ewald Segna
Aus einem astronomischen Kurs für
Fortgeschrittene, der von Diplomphysikerin Marietta Büscher und Dr.
Siegfried Peterseim, im November
/ Dezember 1984 im Planetarium in
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3/09
Was? Wann? Wo?
Andromeda
Astronomie - Unser Hobby:
Gemeinsame Beobachtung • Astrofotografie • Startergruppe •
Mond & Sonnenbeobachtung • Beratung beim Fernrohrkauf •
öffentliche Vorträge über astronomische Themen • Vereinszeitung
Wer sich mit dem faszinierenden Gebiet der Astronomie näher beschäftigen
möchte, ist herzlich eingeladen, zu einem unserer öffentlichen Treffen zu
kommen. Unsere Mitglieder beantworten gerne Ihre Fragen.
Öffentliche Veranstaltungen
Wir veranstalten Vorträge über aktuelle astronomische Themen an jedem
2. Dienstag des Monats. Öffentliche Beobachtung vor dem Museum für
Naturkunde. Aktuelle Infos über unsere „Homepage“.
www.sternfreunde-muenster.de. Alle Veranstaltungen sind kostenlos!
Vortragsthemen
(A): Anfänger
12. Jan.: Wenn die Sterne nicht mehr leuchten
(A) Dr. Andreas Hänel
Dank neuer, hellerer Leuchtmittel und dem
Wunsch nach immer mehr Licht nimmt die
Lichtverschmutzung immer weiter zu. Doch
darunter haben nicht nur Astronomen zu leiden:
Immer mehr Erkenntnisse über die negativen
Auswirkungen auf das nächtliche Ökosystem, auf
nachtaktive Insekten und Vögel werden gewonnen. Und beim Menschen besteht der Verdacht,
dass zuviel Licht des Nachts die Entstehung von
bestimmten Krebsarten begünstigen kann. Anhand von Satellitenaufnahmen kann demonstriert
werden, wie stark die Beleuchtung in Mitteleuropa
in den letzten Jahren zugenommen hat.
9. Febr.:
Astrofotos der Sternfreunde (A) div.
Sternfreunde
Wieder ist ein Jahr vergangen. Viele neue Bilder
haben sich bei den Sternfreunden angesammelt.
Der Abend vermittelt einen Querschnitt über die
verschiedenartigen Bildmotive, von Planeten bis
hin zur Deep Sky Fotografie.
(F): Fortgeschrittene
9. März: Gravitation: ein gewichtiges Mysterium oder was Äpfel, schwarze Löcher
und Quantenschäume gemeinsam haben (A)
Patrick Seelheim
Die Schwerkraft scheint uns durchaus vertraut:
sie lässt die Erde um die Sonne kreisen, uns
mit beiden Beinen auf dem Boden stehen und
zuweilen auch schmerzlich darauf fallen. Doch
bei genauer Betrachtung wissen wir erstaunlich
wenig über diese eigenwillige Kraft. Sie ist die
schwächste der vier Grundkräfte im Kosmos
und trotzdem die einzige, deren Wirkung wir
täglich bewusst spüren. Außerdem lässt sie sich
bis heute nicht zufriedenstellend mit der Quantenmechanik in Einklang bringen, sodass sie den
Physikern nach wie vor Rätsel aufgibt.
Wir wollen in das Mysterium der Gravitation
eintauchen, indem wir uns auf die Spuren von
Newton und Einstein begeben und auch einen
Blick auf die Theorien von morgen werfen.
Ort und Zeit: Seminarraum des Westfälischen Museums für Naturkunde / 19.30 Uhr
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