Pflanzenschutzinformation Pflanzengesundheitskontrolle 01/2017 Pflanzenschutzdienst des Landes Brandenburg Müllroser Chaussee 54 15236 Frankfurt (Oder) Tel.: (033702) 2113629 Fax: (0331) 275483984 [email protected] Bearbeiter: Herr Pfannenstill 17.01.2017 Rhagoletis suavis und Rhagoletis completa – zwei Fruchtfliegenarten an Walnuss mit Schadpotenzial Seit einigen Jahren tritt die Walnuss-Fruchtfliege (Rhagoletis completa) in Deutschland auf. Im Jahr 2012 wurde erstmals in Brandenburg und der EPPO-Region (Europa und Mittelmeeranrainer) auch die Walnuss-Schalen-Fruchtfliege (Rhagoletis suavis) festgestellt. Seitdem haben sich die beiden Arten über das Berliner Umland hinaus stark ausgebreitet und sind in nahezu allen Landesteilen zu finden. Beide Fruchtfliegenarten sind eng miteinander verwandt und stellen eine große Gefahr für Walnussbäume dar. Sie zählen zu den außereuropäischen Fruchtfliegen und sind als Quarantäneschadorganismen (QSO) der Pflanzenbeschauverordnung (PBVO) gelistet. Ihre Verbreitung und Verschleppung ist innerhalb der Europäischen Union zu verhindern. Beide Fruchtfliegen sind sich sehr ähnlich. Sie erreichen ungefähr die Größe einer kleinen Stubenfliege (4 – 8 mm). und sind durch einen gelben Fleck auf dem Rücken und gebänderte Flügel gekennzeichnet. Ihre Grundfarbe ist orange bis braun. Eine sichere Artbestimmung kann nur durch einen Spezialisten vorgenommen werden. Adulte R. suavis Durch die Fraßtätigkeit der Larven beider Fliegenarten wird das grüne Fruchtfleisch der reifenden Früchte geschädigt. Die erwachsenen Tiere beginnen in der Regel ab Mitte Juni zu fliegen. Die Flugdauer immer wieder schlüpfender Fliegen reicht bis in den September. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier in die Fruchthüllen. Die sich daraus entwickelnden Larven sind weißlich gelb und leben im und vom Fruchtfleisch der Nuss. Durch die Fraßtätigkeit der Larven wird die Versorgung mit Nährstoffen des Fruchtfleisches und der Nuss selbst beeinträchtigt. Zudem können sich Sekundärparasiten ansiedeln. In der Folge wird das Fruchtfleisch schwarz und schleimig. Wenn die Larven ca. einen Monat gefressen haben, lassen sie sich zu Boden fallen und graben sich dort ein, um sich zu verpuppen. Die geschwächte Nuss kann auch vorzeitig samt den darin enthaltenen Larven zu Boden fallen. Im Folgejahr schlüpfen dann die erwachsenen Tiere und der Zyklus beginnt erneut. Eine wirksame Bekämpfungsmöglichkeit in Haus- und Kleingarten existiert nicht. Chemische Pflanzenschutzmittel (PSM) sind inzwischen für den professionellen Obstbau zugelassen. Die Anwendungsbestimmungen der PSM sind einzuhalten. Natürliche Feinde und parasitierende Organismen, wie im Herkunftsgebiet, haben sich bisher nicht etabliert. In Betracht kommen allenfalls Laufkäfer, Puppenräuber und gelegentlich Vögel. Heruntergefallene Nüsse sollten aufgesammelt und im Hausmüll entsorgt werden, um die Vermehrung im Folgejahr einzuschränken. Das Aufhängen von Gelbtafeln während der Flugphase zeigt nur eine sehr geringe Wirkung. Ebenso hat sich auf Grund des häufigen Vorkommens von Nussbäumen das Auslegen von Vliesen nicht bewährt, da der Befallsdruck von Nachbarbäumen zu groß ist und auch Tiere die Nüsse über weite Areale verschleppen. Ohne Zustimmung ist die Weitergabe an Dritte –auszugsweise oder im Original- nicht gestattet. Seite 1 von 2 2 Kleinkronige Bäume oder einzelne Astpartien können vor Flugbeginn der Fliegen zum Schutz der Nüsse eingenetzt werden. Um eine weitere Verbreitung zu verhindern, sollte darauf verzichtet werden unter befallenen Bäumen Boden und Pflanzen mit Wurzeln/Erde zu entnehmen und an andere Orte zu bringen. Es könnten sich je nach Zeitpunkt Larven oder Puppen darin befinden. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Bäume selbst durch die Fruchtfliegen nicht geschädigt werden. Es sind nur die Früchte betroffen, die durch den Befall („schwarze Nüsse“) unansehnlich werden und deren Verwertung stark eingeschränkt ist. Stark befallener Walnussbaum Befallene Früchte – Fraßspuren, Ausbohrloch Erste Befallssymptome Puppen an verdorbener Nuss Larven an Nuss Gesunde und befallene Nüsse Alle Fotos dieser Pflanzenschutzinformation: LELF Brandenburg Verwechslungsmöglichkeiten bestehen mit dem Bakterienbrand (Xanthomonas campestris pv. juglandis), der Marssonina-Krankheit (Marssonina juglandis) und der Colletotrichum-Fäule (Colletotrichum sp.).