Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit Walnussfruchtfliege (Rhagoletis completa) Einleitung Die Walnussfruchtfliege (Rhagoletis completa) zählt zu einem wichtigen tierischen Schaderreger an Nüssen (Juglans spp.) und gilt auch als Quarantäneschadorganismus in der EU (siehe RL 2000/29/EG). Durch Befall der Früchte kann nicht nur die Nussschale schwarz und unansehnlich werden, sondern auch der Nusskern selbst beeinträchtigt werden. Bei starkem Befall kann dadurch die Nussqualität erheblich vermindert und Ernteausfälle verursacht werden. Schadorganismus Die Walnussfruchtfliege gehört unter der großen Gruppe der Fliegen zu den Fruchtfliegen (Trypetidae, Tephritidae). In Aussehen und Lebensweise ist sie der europäischen Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi) sehr ähnlich, mit der sie auch verwandt ist. Die orange-braun gefärbten Fliegen sind ca. 4 bis 8 mm groß und durch ihre auffällige Flügelzeichnung (schwarze Bänder in den Flügeln) und ein gelbes Rückenschildchen gekennzeichnet, das typisch für die Gattung Rhagoletis ist. Die Walnussfruchtfliege bildet nur 1 Generation pro Jahr, wobei die Puppen im Boden überwintern. Ab etwa Ende Juni schlüpfen die erwachsenen Fliegen, mit der Hauptflugzeit im Juli, können aber noch bis in den September hinein beobachtet werden. Die Eier werden in die grüne Fruchtschale gelegt. Die weißlich-gelben Larven (Maden) leben gesellig in der Fruchtschale und ernähren sich vom Fruchtfleisch, wodurch dieses weich, schwarz und schleimig wird. In einer einzigen Fruchtschale können über 25 Larven gefunden werden. Nach einer 3- bis 5-wöchigen Fraßtätigkeit lassen sich die Larven entweder selbst aus der Nuss oder mit den Nüssen zu Boden fallen, um sich in der Erde zu vergraben und dort zu verpuppen. Erst im nächsten Jahr folgt die neue Fliegengeneration. adulte Walnussfruchtfliege (Rhagoletis completa) (© C. Lethmayer/AGES, Wien) befallene Früchte mit Walnussfruchtfliegen-Maden (© C. Lethmayer/AGES, Wien) weiße Maden der Walnussfruchtfliege in den Nussschalen (© C. Lethmayer/ AGES, Wien) Walnussfruchtfliegen-Larve (©W. Fickert/AGES, Wien) Symptome Durch die Fraßtätigkeit der Larven (Maden) im Fruchtfleisch wird dieses weich, schwarz und schleimig. In diesem sind http://www.ages.at/ages/landwirtschaftliche-sachgebiete/pflanzengesundheit/obstbau/walnussfruchtfliege/ 1 von 2 Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit auch beim Öffnen der Früchte bzw. der Fruchtschale die hell gefärbten Maden zu finden. Bei starkem Befall kann nicht nur die Nussschale schwarz und unansehnlich werden, sondern auch der Nusskern selbst beeinträchtigt werden. Verwechslungsmöglichkeiten bestehen mit Pilzen (Marssonina-Blattfleckenpilz) und Bakterienkrankheiten (bakterieller Walnussbrand), die ebenfalls äußerlich schwarze Fruchtschalen verursachen. Auch andere helle Fliegenmaden können in befallenem (faulen) Fruchtfleisch vorgefunden werden, diese sind aber meist nur sekundär als Detritus- bzw. Fäulnisfresser vorhanden. von der Walnussfruchtfliege befallene Früchte: (© M. Brandstätter, Rum) (© M. Brandstätter, Rum) (© C. Lethmayer/AGES, Wien) Wirtspflanzen Ihre Wirtspflanzen sind Nüsse (Juglans spp.), in Europa vor allem J. regia (Echte Walnuss) und J. nigra (Schwarze Walnuss) relevant, und unter bestimmten Bedingungen auch Pfirsich (Prunus persica). Verbreitung Die ursprüngliche Heimat der Walnussfruchtfliege ist der Südwesten Nordamerikas. In Europa wurde sie das erste Mal in der Schweiz Ende der 1980-er Jahre gefangen. In den darauf folgenden Jahren wurde sie auch in Italien, Slowenien, Kroatien, Deutschland, Frankreich und schließlich im Jahr 2008 auch in Österreich festgestellt. Vermutlich ist sie aber auch schon seit einigen Jahren in Österreich vorhanden, wie aufgrund von mündlichen Mitteilungen angenommen werden kann und erst 2008 der erste offizielle Nachweis erfolgt. Vorbeugung und Bekämpfung Die sofortige Vernichtung von befallenen Früchten ist die wichtigste Maßnahme. Hier dürfen diese aber nicht nur auf den Kompost gebracht werden, sondern müssen verbrannt, wenn möglich, oder dem Sondermüll zugeführt werden. Eine weitere Gegenmaßnahme ist das Abdecken des Bodens unter den Nussbäumen, sofern möglich, einerseits vor dem Fruchtfall, damit die Larven nicht zur Verpuppung bzw. Überwinterung in den Boden können, und andererseits auch im Frühjahr bzw. Sommer (ab ca. Ende Juni), um das Schlüpfen bzw. Ausfliegen der Fliegen zu verhindern. Durch Gelbtafeln (wie bei der Kirschfruchtfliege) kann ein Teil der adulten Fruchtfliegen gefangen werden (Hauptflugzeit ist Juli). Chemische Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung der Walnussfruchtfliege sind in Österreich derzeit nicht zugelassen. http://www.ages.at/ages/landwirtschaftliche-sachgebiete/pflanzengesundheit/obstbau/walnussfruchtfliege/ 2 von 2