3 tAGe In KAunAS

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3 TAGE IN KAUNAS
3 Routen in Kaunas
Im SchoSS von Nemunas
und Neris
Willkommen in Kaunas, eine Stadt mit ausgeprägtem Nationalcharakter, die einem
zahlreiche Aktivitäten bietet. Erleben sie, wo das Herz Litauens schlägt und tauchen
sie in ihre einzigartige Atmosphäre ein!
3 TAGE IN KAUNAS
Am Zusammenfluss der zwei größten Flüsse
Litauens – dem Nemunas (dt. Memel)
und der Neris lebte seit Urzeiten eine fleißige Gemeinde,
derer Siedlung den Ursprung der Stadt Kaunas bildet. Der
geographische Niederlassungsort wurde nicht umsonst
ausgewählt, dort kreuzten sich die wichtigsten Wasser-und
Landrouten. Jahrhundertelang führten Handelswege hierher.
Durch Kaunas rollten Postkutschen mit berühmten Reisenden,
Diplomaten und Staatsmännern. Die Geschichte der Stadt
Kaunas ist übersät von Kriegen, Kämpfen und Zerstörungen,
die Stadt wurde aber immer wieder neu aufgerichtet. Nach
der großen Niederlage des Kreuzritterordens in der Schlacht
bei Tannenberg im Jahre 1410 kehrten für die Stadt ruhigere
Zeiten ein. Die Stadt erweiterte sich und wurde allmählich zu
einem lebendigen Handelszentrum. In Kaunas kreuzten sich
zahlreiche Handelswege, die den Westen mit den östlichen
Metropolen verbanden – Vilnius, Novgorod, Moskau und noch
fernere Städte. Seit dem 15. Jahrhundert lebte in Kaunas eine
beachtliche Anzahl von Handwerkern, die in der Stadt ihre
Zünfte besaßen. Davon waren insbesondere Weber, Zimmerer
und Waffenschmiede weit über die Grenzen der Stadt hinaus
bekannt. Am Ufer von Nemunas wurde Schiffsbau betrieben.
Die Stadt wuchs stetig, die Holzhäuser wurden durch solidere
Rotziegelbauten ersetzt. Der wirtschaftliche Aufschwung
wurde jedoch durch den Krieg in den Jahren 1655 bis 1661
unterbrochen. Es folgten schwierige Zeiten, die durch weitere
Kriege, Feuersbrünste und Epidemien gekennzeichnet waren, welche das Gesicht
der Stadt stark veränderten. Die meisten Gebäude fielen Unruhen zum Opfer. Nach
der Dritten Teilung des Doppelstaates Litauen-Polen (Rzeczpospolita) 1795 wurde
Kaunas zu einer Festungsstadt des Russischen Imperiums. Der Fluss Nemunas
stellte die Trennlinie zwischen Russland und Preußen dar. Als der russische Zar
1842 die Stadt zum Zentrum des Verwaltungsbezirks erhob, erwachte das Leben
in der Stadt wieder. 1847 wurde das Straßennetz der heutigen Altstadt geplant
und 1863 die Bahnstrecke über Kaunas nach Warschau fertiggestellt. Auf dem
Nemunas fand reger Handelsverkehr mit den Städten Tilsit, Klaipėda, Königsberg
und Danzig statt. 1892 wurde die erste von Pferden gezogene Straßenbahn in
Betrieb genommen und 1927 durch Busse ersetzt. Nach dem Ersten Weltkrieg
wurde Kaunas zur provisorischen Hauptstadt der Republik Litauen, was zu einer
raschen Entwicklung der Stadt beitrug. In Kaunas wurde die erste Universität mit
Unterrichtssprache Litauisch gegründet. Es wurden zahlreiche bedeutende Gebäude
wie die Litauische Bank, das Militärquartier, die Industrie- und Handelskammer und
das Hauptpostamt errichtet, sowie viele Theaterhäuser, Kaffees und Restaurants. Im
Zweiten Weltkrieg, während der deutschen und später der sowjetischen Besatzung,
bildete sich in Kaunas der Kern der Widerstandsbewegung. Genau aus diesem Grund
gab es intensive Bestrebungen der Sowjetmacht, Kaunas in ein Industriezentrum für
Rüstungsproduktion umzuwandeln, um die Widerstandsbewegung zu zerschlagen.
Doch die Stadt wuchs weiter und auch der Bildungsstand erweiterte sich ständig,
sodass vor allem die Intellektuellen und die akademische Jugend den Geist der
Unabhängigkeit ungebrochen weiterleben ließen. Nach der Wiederherstellung der
Litauischen Unabhängigkeit eröffneten sich neue Wege für eine junge und moderne
Stadt.
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1. TAG IN KAUNAS
2. St.-Georg-Kirche und Bernhardinerkloster
1. Die Burg von Kaunas
Die St.-Georg-Kirche überragt weithin die Landschaft und zählt zu den ältesten Kirchen
in Kaunas. Die ursprüngliche Kirche aus Holz wurde 1468 an der Burg von Kaunas
für die in die Stadt gezogenen Bernhardinermönche gebaut. 1471 fing man hier an,
eine gemauerte St.-Georg-Kirche zu bauen, in der 1503 schon Messen abgehalten
wurden. Ein hohes Satteldach, der große Innenraum und die unverputzten Wände
unterstreichen ihren gotischen Charakter. Das Gebäude wird in drei Kirchenschiffe
und fünf Gewölbe unterteilt. Die 1,4 Meter starken Wände sind durch ein massives
Strebewerk gestützt. Die Kirche wurde durch Kriege und Feuer beschädigt und
mehrmals wieder aufgebaut. Für Napoleons Armee diente sie 1812 sogar als Mehllager.
1936 wurde sie umfassend saniert, nach
dem Krieg jedoch wieder zu einem Lager
umfunktioniert. Als das Gebäude 2005
dem Kloster als dem ursprünglichen
Eigentümer zurückgegeben wurde, befand
es sich in einem erbärmlichen Zustand.
Auch das klösterliche Backsteinhaus aus
dem 16. Jahrhundert weist zahlreiche
gotische Stilelemente auf.
(Pilies g. 17)
Die erste aus Backstein errichtete Burg am Zusammenfluss von Nemunas und Neris
wurde vermutlich Ende des 14. Jahrhunderts gebaut, als der Kreuzritterorden den
mit Übergriffen auf das Land begann. Die Burg war von einer Schutzmauer umgeben,
ohne Türme und hatte doppelt gemauerte Außenwände aus Stein und Ziegel. Die
Innenmauern bildeten eine unregelmäßige Quadratform. Diese Anlage war so
wehrhaft gebaut, dass die Ordensritter jahrzehntelang während ihrer Kreuzzüge einen
Bogen um Kaunas machten. Aber als 1362 die Preußische Armee für einen Angriff
gegen die Burg von Kaunas Verstärkung aus England, Italien und Deutschland holte,
wurde die Burg schließlich eingenommen und dem Erdboden gleich gemacht. Im 14.
Jahrhundert wurde sie erneut aufgebaut, diesmal mit 15 m hohen und 3,5 m dicken
Mauern, 4 Ecktürmen und von einem Wehrgraben umgeben. Die Burg konnte man
über zwei Zugbrücken betreten. Die verstärkte Anlage fiel jedoch dem Hochwasser
der Neris im Jahre 1611 zum Opfer. Wegen Hochwasserunterspülung sind zwei
Nordtürme und mehr als die Hälfte der Burggemäuer eingestürzt. Auch weitere Kriege
und Feuer im 17. und 18. Jahrhundert setzten der Burg kräftig zu. Im 19. Jahrhundert
ist auch der Wehrgraben verschwunden, er wurde vom Wasser überschwemmt.
An der über Jahrhunderte verwahrlosten
Burgruine nagte immer mehr der Zahn der
Zeit. Die ersten archäologischen Grabungen
fanden erst zwischen 1925 und 1930 statt. Bis
zum heutigen Tag sind nur noch die Mauern mit
einem Teil des Rundturmes sowie Fundamente
des viereckigen Turmes vorhanden. Die Burg
wurde in den Jahren 2009 bis 2010 rekonstruiert.
Heutzutage finden im Burgterritorium historische
Theateraufführungen, Konzerte und andere
Veranstaltungen statt.
Wunsch frei! Die wunderbare Zusammenkunft
der beiden größten Flüsse Litauens scheint ein
geradezu magischer Ort zu sein. Nemunas ist
männlich, Neris weiblich. Der Zusammenfluß stellt
eine Ehe des Paares dar. Zwei Ströme verbinden
sich in Kaunas und trennen sich nie wieder! Es
kann kaum einen besseren Ort für Verliebte geben
als hier, um ihre Liebesträume, Hoffnungen und
Wünsche mit dem Wasser weiter fließen zu lassen.
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(Papilio g. 7)
3. Kirche zur Hl. Dreifaltigkeit
(Rotušės a. 22)
Die Kirche, als dominierendes
Gebäude des Ensembles, wurde
zwischen 1634 und 1703 gebaut.
Stilistisch ist die Kirche zur Hl.
Dreifaltigkeit ein Werk der Renaissance, es sind aber auch Züge der Gotik
und des Barocks bemerkbar. Der Zugang zur Kirche erfolgt durch das
schmucke Renaissance – Portal, welches sich im Turm befindet. Die Kirche
wurde auf den Ruinen eines im Jahre 1624 abgebrannten Bürgerhauses,
das aus dem 15. Jahrhundert stammt, errichtet; die Hausreste wurden
für die Westfassade sowie die Klostermauer verwendet und nach der
Renovierung als Ausstellungsstück freigelegt. Eines der prachtvollsten
Gebäude des Architekturensembles ist zweifelsohne das Hauptgebäude des
ehemaligen Klosters, mit dem deutlichen Erbe der späten Renaissance. Das
Klostergebäude ist zum Teil mit der St.-Georg-Kirche verbunden und bildet
so einen geschlossenen Gebäudekomplex, welcher zu den wertvollsten der
Renaissanceepoche in Litauen zählt. Das Bernhardinerkloster wurde 1864 per
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Gouverneursdekret geschlossen und samt St.-Georg-Kirche dem Priesterseminar
und der Diözese, welche von Varniai nach Kaunas übersiedelt wurden, übergeben.
Heute befindet sich hier der Sitz der Erzdiözese Kaunas sowie die Theologische
Fakultät der Vytautas Magnus Universität Kaunas. Neben dem Gebäudekomplex
wurde 2005 das Denkmal für Motiejus Valančius, Bischof, Schriftsteller und
Gründer der Abstinenzbewegung in Litauen errichtet.
vorderen Teil des Rathausplatzes stand bis zum Ende des Ersten Weltkrieges ein
Monument zum Gedenken an den Sieg der russischen Armee über Napoleon im
Jahre 1812. Mit dem planmäßigen Ausbau 1847 und der Vergrößerung der Stadt
verlor der historische Marktplatz mit der Zeit seine repräsentative Bedeutung. Der
Rathausplatz spiegelt den Epochenwechsel, Planungs- und Konstruktionsideen
wieder. Das beeindruckendste Gebäude am Platz ist mit Sicherheit das Rathaus.
4. Rathausplatz
4.1. Rathaus
(Rotušės a.)
Der Rathausplatz von Kaunas hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Als 1408
Kaunas das Magdeburger Stadtrecht bekam, gab es im Stadtkern einen Marktplatz
und ein Magistratsgebäude. Durch das Gebiet um den heutigen Rathausplatz
führte die Haupthandelsroute nach Preußen, am Platz standen Verkaufsstände
und es wurde reger Handel betrieben. Ein verheerendes Feuer beschleunigte die
weitere Stadtplanung. Um das Jahr 1540 wurde ein Bebauungsplan ausgearbeitet,
welcher einen rechteckigen Marktplatz und rundherum 8 Wohnviertel, bestehend
aus 34 Grundstücken, beinhaltete. Auf Grund seiner Größe und seiner Gestaltung
hatte der neu geplante Platz charakteristische Züge von Märkten wie sie in
zentral-und westeuropäischen Städten üblich waren. Es gab insgesamt 9 größere
Straßen und Handelswege. Der 2,6 ha große Marktplatz war deutlich größer als
jene anderer Städte und auch
die den Platz umgebenden
Wohnviertel
unterschieden
sich von den anderen, den Marktplatz dicht
umgebenden Gebäuden. Unmittelbar vor dem
Platz bauten Händler und Handwerker ihre
Häuser. Am Platz wurde nicht nur gehandelt und
verkauft, sondern auch wichtige Magistratsbzw. Gerichtsbeschlüsse verkündet; er diente
auch als Schandplatz. Das Rathaus war
das zentrale und markanteste Gebäude der
Stadt. Beim verheerenden Feuer, welches
1732 in der Stadt wütete, wurden nicht nur
die meisten Bürgerhäuser zerstört, sondern
auch das Rathaus stark in Mitleidenschaft
gezogen. Die Renovierungsarbeiten dauerten
bis zum Ende vom 18. Jahrhundert. Im 19.
Jahrhundert, als die Landstraße WarschauSt. Petersburg eröffnet wurde, stand auf
dem Platz eine Pferdepost Station. Als
die regelmäßigen Märkte nicht mehr
abgehalten wurden, wurde der Rathausplatz
als militärischer Übungsplatz genutzt und
bekam die Bezeichnung „Paradeplatz“. Im
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Der 53 m hohe Turm des Rathauses ist der höchste in der historischen Altstadt. Das
heutige Rathaus entspricht nicht dem ursprünglichen Gebäude, denn dieses wurde
durch einen Brand zerstört. Am 28. Juli 1542 wurde im Zentrum des Marktplatzes
mit dem Bau des neuen Rathauses begonnen. Die Mitglieder des Stadtmagistrats
legten eine Goldmünze und ein Fässchen Honig unter den Grundstein. Das neue
Rathaus entsprach seiner heutigen Form, zweischiffig mit nicht proportional
angeordneten Räumen für die Stadtverwaltung, Gerichtssaal, Schatzamt, Archiv,
Verkaufsstelle und einem im Keller untergebrachten Gefängnis. Vom Gerichtssaal
im ersten Stock führte eine schmale Treppe zu den Kellerzellen. Zum Verkaufsraum
gelangte man ostseitig durch ein breites kunstvolles Portal, welches mit Profilziegel
eingerahmt war. Auf der Vorderseite des Turmes wurde ein Vorbau gebaut, dessen
Einfahrt mit hochgezogenem Tor verschlossen werden konnte. Nachdem das
Rathaus erneut einem Brand zum Opfer fiel, wurde es erst wieder in der Zeit von
1771 bis 1780 renoviert. Danach erhielt es einen neuen Turm samt neuem Uhrwerk.
Auf der vergoldeten Turmspitze wurde eine Wetterfahne mit Staatswappen und
einer Krone – dem Unabhängigkeitssymbol der Stadt – angebracht. Aufgrund seiner
eigenwilligen Form und Farbe wird das Rathaus häufig „der weiße Schwan“ genannt.
Nach der Rekonstruktion 1974 zogen das Standesamt und das Keramikmuseum in
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das Rathaus ein, hier finden in der Regel auch die offiziellen Empfänge des
Bürgermeisters und Stadtfeste statt.
Bei den Rekonstruktionsarbeiten 1973 stoß man auf einige
Wachsschmelzsöfen aus dem 15. Jahrhundert. Seit 2002 kann man einen
davon direkt neben dem Haupteingang bestaunen.
Keramikmuseum
(Rotušės a. 15)
Die tiefen Keller des „weißen Schwans“ beherbergen heute das
einzigartige Keramikmuseum. Unter dem gotischen Gewölbe wird
einem ein Eindruck von der Entwicklung der Litauischen
Keramikkunst
vermittelt:
von
mittelalterlichen
Töpfen, Pfannen, von erstaunlich großen Dachziegeln,
prunkvollen architektonischen Details, bis zu Werken der
bedeutendsten Keramikkünstler des 20. Jahrhunderts
und beispiellosen fragilen Porzellanerzeugnissen nach
einer Technik, die nur die Kaunasser Porzellanmeister
beherrschten.
In den tiefsten Kellergewölben des alten Kaunasser Rathauses
gab es auch noch einen Kerker, in dessen Wänden heute noch
die Stellen für fünf Kettenbefestigungen sichtbar sind. Es wird
erzählt, dass die alten Stadtbewohner ob so eines Faktums „sehr
beunruhigt“ waren, weil es in der Stadt 6 Banditen gab und nur 5
Ketten! Heutzutage trifft man hier keine Banditen, sondern kann
die Ausstellungen über moderne Keramikkunst bewundern.
Rotušės a. 23–29
(Nordseite des Platzes)
Auf der Nordseite des Rathausplatzes standen ebenfalls nur Bürgerhäuser. Die
alte Struktur der Stadtplanung ist hier am besten zu erkennen. Im 16. und 17.
Jahrhundert standen in der ersten Reihe um den Platz die Backsteinhäuser und
dahinter die Holzhäuser. Die Gebäude wurden in der Zeit des Krieges zwischen 1655
und 1661 stark beschädigt. Der spätere Umbau veränderte ihr Gesicht. Ein kleiner
gemütlicher Innenhof wie beim Haus Nr. 28 ist sehr typisch für die Altstadt. Dieses
ursprünglich im gotischen Stil erbaute Wohnhaus aus dem 16. Jahrhundert, war
vermutlich dreistöckig und unterkellert. Nach der Renovierung im 17. Jahrhundert
erhielt es nicht zum Platz hin, sondern seitlich ausgerichtete Renaissance Ziergiebel. Heute befindet sich hier das Museum über die Geschichte der
litauischen Pharmazie und Medizin. Der Keller des Nachbargebäudes Nr. 29 wurde
dem Warenhandel angepasst, im Erdgeschoss gab es eine Kneipe, im nördlichen
Trakt eine Herberge und der erste Stock wurde bewohnt. Die horizontalen Linien in
der zweiten Haushälfte deuten auf ihren Renaissanceursprung hin. Das schönste
Detail ist der Felderfries mit Ornamenten einer Poststation – eines der ersten
öffentlichen Gebäude der Stadt. Im Hof gab es einen Pferdestall und ein kleines
Hotel für Reisende. Die heute sich darstellende Fassade wurde umfassend von
1968 bis 1971 saniert. Danach bekam das Haus seine ursprüngliche Bestimmung
als Postamt, welches auch einen Stempel mit der Innschrift „Die Alte Post 16.
Jahrhundert“ führt.
4.2. Bürgerhäuser
Rotušės a. 1–6 (Ostseite des Platzes)
Dieser älteste östlich gelegene Teil des Platzes wurde
von wohlhabenden Bürgern bewohnt, dessen Häuser
aus Brandziegel allesamt in der Zeit des Krieges
zwischen 1655 und 1661 erheblich beschädigt wurden.
Ihr Wiederaufbau war langwierig. Das Erdgeschoß
war häufig gewerblich genutzt, im ersten Stock befand
sich der Wohntrakt, die Waren lagerte man auf dem
Dachboden, im Keller oder in den Lagern neben dem
Haus. Aufgrund der unzähligen Renovierungsarbeiten
sind
keine
authentischen
Innenausstattungen
erhalten geblieben, einzig im Haus Nr. 2 hat ein
gotisches Zellengewölbe von unschätzbarem Wert
den Jahrhunderten standgehalten. Die mit Hilfe von
verbliebenen Architekturfragmenten im Stil der Gotik
und Renaissance restaurierten ehemaligen Wohnhäuser
1, 2 und 3 dienen heute öffentlichen Zwecken.
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4.3. Museum für Kommunikationsgeschichte
(Rotušės a. 19)
Das Museum für
Kommunikationsgeschichte
wurde in den Gebäuden nahe dem
Stadtzentrum, welche Ende des
16. Jahrhunderts bis Anfang des
17. Jahrhunderts von Kaufleuten
benutzt wurden, eröffnet. Die
Gebäude wurden als Lager für
das zum Export bestimmte
Getreide verwendet.
Ab den 30-er Jahren des 19. Jahrhunderts war in diesem Haus die größte
Pferdepoststation untergebracht, welche den damaligen europäischen Standarts
entsprach.
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Die alte Poststation beherbergt heute das Museum für Kommunikationsgeschichte.
Das Museum bietet eine umfangreiche Sammlung von Postdokumenten,
Briefmarken, es erzählt die Entwicklungsgeschichte der Kommunikation im 20.
Jahrhundert und anderen historischen Objekten der Kommunikation. Über 400
Exponate laden auf eine Zeitreise durch die Entwicklung der Kommunikation in
Litauen und der ganzen Welt ein und erzählen die Geschichte des Postwesens, von
Radiogeräten, von Telegraphen- und Telefonapparaten und anderen historischen
Objekten der Kommunikation. Es gibt ebenfalls eine Dauerausstellung zu
Briefmarken.
1910 kaufte der Dichter und Priester Jonas Mačiulis – Maironis das gesamte
Haus, dessen eine Hälfte er vermietete und in dessen anderer Hälfte er für sich
eine Wohnung mit kostbaren Möbeln, Gemälden und diversen Kunstgegenständen
einrichtete. Hier wurden zahlreiche Literaturabende veranstaltet, zu welchen sich die
bekanntesten Intelektuellen der Stadt und aus ganz Litauen der Zwischenkriegszeit
versammelten. Die ehemalige Wohnung des Dichters im zweiten Stock kann
besichtigt werden und ist mit vielen seiner persönlichen Gegenstände ausgestattet.
Der Tradition folgend wurde hier ein Literaturmuseum eröffnet.
4.4. Museum über die Geschichte der litauischen Pharmazie und Medizin
(Rotušės a. 28)
Das Museum zählt zu den außergewöhnlichsten der Stadt. Darin wird eine Sammlung
von Arbeits- und Privatgegenständen, medizinischen Geräten, Krankenhaus bzw.
Apothekeneinrichtungen sowie Dokumenten
von litauischen Ärzten und Pharmazeuten
dargeboten. Die Ausstellung zeigt eine
Stadtapotheke aus dem Ende des 19.
Jahrhunderts zusammen mit authentisch
eingerichteten Ständen mit Abbildungen
von Schamanen und einer litauischen
Medizinfrau vom Waldrand.
4.6. St.-Franz-Xaver-Kirche und das Jesuitenkloster
(Rotušės a. 7, 8, 9)
Die Südseite des Platzes wird vom imposanten Barockbau
der Jesuitenkirche samt Kloster und einer Schule dominiert.
1642 zogen die Jesuiten in das Viertel ein, nachdem die
Brüder Kojelavičiai fünf Grundstücke erwarben und diese
den Jesuiten schenkten. 1666 wurde mit dem Bau der
barocken St.-Franz-Xaver-Kirche begonnen, die Einweihung
fand jedoch erst 1759 statt, da sich der Bau wegen mehreren
Stadtbränden besonders schwierig gestaltete. Entgegen der
üblichen Ausrichtung der Kirchenfassade gegen Westen,
blickt sie aufgrund von städtebaulichen Gesichtspunkten
nach Norden. Mit der Auflassung des Jesuitenordens
1787 übernahmen die Franziskanerbrüder den gesamten
Gebäudekomplex. Während der Kriegszeit 1812 wurde
die Kirche erheblich beschädigt und blieb verwahrlost bis
4.5. Maironis Haus
(Rotušės a. 13)
Das ehem. Sirutis Haus stellt ein
seltenes Beispiel für das Domizil
eines reichen Stadtbewohners aus
der Barockzeit dar. Die heutige
Erscheinung bekam das Gebäude
während der Barockepoche. Vom
15. bis zum 17. Jahrhundert standen
hier auf drei Grundstücken zwei
Backsteinhäuser mit einem Lager (die
gotischen Wandfragmente sind unter
dem Putz noch erhalten).
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zu ihrer Umbenennung 1824 zur orthodoxen Kirche durch Zar Alexander I. Seit
1843 funktionierte sie als Militärkirche von Alexander Nevsky. Nach dem Ersten
Weltkrieg erlangten die Jesuiten den gesamten Gebäudekomplex wieder, wobei
sie die ursprünglich zweistöckigen Gebäude zu vierstöckigen umgebaut hatten und
dadurch die Architektur des Bauwerkes negativ beeinträchtigten. Nach dem Zweiten
Weltkrieg wurde in der zuvor aufgelassenen Kirche eine Sporthalle eingerichtet.
In der sich neben der Kirche befindenden ehemaligen Klosterschule arbeitete von
1819 bis 1823 der berühmte polnisch-litauische Dichter und Vertreter der Romantik
Adomas Mickevičius. Davon zeugt eine Erinnerungstafel auf der Schulfassade. Die
Schule ist heute ein Jesuitengymnasium und die Franz-Xaver-Kirche ist für die
Gläubiger wiedereröffnet.
Die Kirchendachterasse ist für die Besucher frei zugänglich und bietet
einen unvergesslichen Blick über den Rathausplatz.
5. Perkūnas Haus
(Aleksoto g. 6)
Eines der wenigen vollständig erhaltenen
gotischen Gebäude. Der Ursprung des
Hauses liegt im 15. Jahrhundert. Es gehörte
einem Kaufmann und ab 1445 war hier
vermutlich ein Kontor der Hanse. Das Haus
hatte einen Zwillingsbruder, mit dem es nordseitig
verbunden war und welches als Lager benutzt und
im 18. Jahrhundert abgerissen wurde. Das Gebäude
ist eines der authentischsten Architekturbeispiele der
Flamboyantgotik in Litauen. Die Komposition des Hauses
ist nicht einheitlich: während die eine Seite schmucklos
wirkt, lediglich mit Rhomben aus gebrannten Ziegel
verziert, präsentiert sich die Ostfassade mit zahlreichen
Fenstern, Nischen, Erkern, einem kunstvollem Fries und
einem Giebel als wahrhaftiges Kunstwerk aus Ziegeln. Für
die Fassade wurden 17 Arten von Profilziegel verwendet. Im
17. Jahrhundert kauften die Jesuiten das Haus und richteten
eine Kapelle ein. Im 19. Jahrhundert wurde hier das erste Theater
der Stadt Kaunas gegründet. Während der Restaurierungsarbeiten
1818 wurde eine in einer Wand eingemauerte Statuette gefunden,
die möglicherweise den höchsten der altlitauischen Götter Perkūnas,
den Donnergott, darstellte und dem Haus seine heutige Bezeichnung
verlieh. Derzeit gehört das Haus dem Jesuitengymnasium, es gibt
eine dem Dichter Adomas Mickevičius gewidmete Dauerausstellung
und dient gleichzeitig als Veranstaltungsraum für zahlreiche Kunst und
Kulturereignisse, es werden theatralisierte Führungen angeboten.
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6. Vytautas Kirche
(Aleksoto g. 3)
Einer der ersten Backsteinbauten der Stadt ist die mittelalterliche St.-MariaHimmelfahrt-Kirche. 1930 wurde sie in die Vytautas Kirche, nach dem litauischen
Großfürsten Vytautas, umbenannt. Der Bau der gotischen Kirche begann in
der Zeit um 1440 durch die Franziskaner. Der Legende nach schwor sich der
Großfürst Vytautas, als er nach dem verlorenen Kampf gegen die Tataren bei
Vorksla in der Ukraine gerettet wurde, eine Kirche zu bauen. 1439 wurde es den
Franziskanerbrüdern erlaubt, Messen für die in Kaunas lebenden deutschen
Kaufleute abzuhalten. Gegenwärtig befindet sich die Kirche direkt am Ufer des
Nemunas, während im 17. Jahrhundert zwischen der Kirche und dem Fluss noch
eine dichtgedrängte Häuserreihe lag. Hölzerne Pfähle sicherten die Ufer. Trotz
der mehrmaligen Beschädigungen durch Kriege und Überflutungen, behielt das
Gotteshaus sein ursprüngliches Erscheinungsbild und die gotische Form. Per
Verordnung des russischen Zaren wurde die Kirche 1859 zur russisch-orthodoxen St.Nikolaus-Kirche umbenannt. Das unweit der Kirche liegende Franziskanerkloster
wurde 1870 abgerissen und an seiner Stelle ein öffentliches Krankenhaus errichtet.
1990 erfolgte die Fassaden-und Innenraumrestaurierung, infolge dessen auch der
Turm nach den Zeichnungen von Makowski wiederaufgebaut wurde.
Eine an der Kirchenmauer angebrachte Wasserstandmesslatte zeugt von den
größten Nemunas Überflutungen der letzten Jahrhunderte.
7. Vytautas Magnus Brücke
(Vytauto Didžiojo tiltas)
Die erste hölzerne Brücke an dieser Stelle wurde 1812 gebaut, die dem Rückzug
der Napoleonischen Truppen aus Russland diente. Bis 1914 gab es von hier
nach Aleksotas keine ständige Brücke. Nicht nur während der zaristischen Zeit
sondern auch während der Ersten Unabhängigkeit Litauens galt in Aleksotas
der Code Napoleon und auch ein anderer Kalender. Kaunas gehörte damals
zum Nordwestgebiet Russlands, während Aleksotas und das Gebiet westlich von
Nemunas ein Teil des polnischen Gebietes war. Somit galt im Verwaltungsbezirk
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Kaunas der orthodoxe (Julianische) Kalender und im Gebiet westlich von
Nemunas – der katholische (Gregorianische) Kalender. Der Unterschied betrug 13
Tage, daher wurde die Vytautas Magnus Brücke scherzhaft die längste Brücke der
Welt genannt.
Anfang des Zweiten Weltkriegs wurde die Brücke auf Befehl des Generals der 8.
Armee Schlemin am 24. Juni vermint und am 26. Juni gesprengt. Während der
deutschen Besatzungszeit wurde eine provisorische Schwimmbrücke errichtet,
die bis zum Ende der Besatzung in Betrieb war. 1948 wurde eine neue Brücke
aus Holz gebaut, aber als sie weggeschwemmt wurde, errichteten deutsche
Kriegsgefangene die heutige Brücke, besser bekannt unter dem Namen Aleksoto
Brücke (Architekt L. Kazarinskis). Im Projekt wurde eine Brückenklappe vorgesehen,
jedoch funktionierte sie nicht einwandfrei und kam nie zur Anwendung.
8.1 Aleksotas Panorama
(Amerikos lietuvių g.)
Von den Hochterrassen oberhalb des Nemunas, die man mit der altehrwürdigen
Standseilbahn erreichen kann, eröffnet sich ein wunderschönes Panorama auf das
Herzstück der Stadt Kaunas. Auf der linken Seite erkennt man den Zusammenfluss
von Nemunas und Neris mit der Burganlage, der „Drei-Türme-Strauß“ – dem
Rathaus als “Weißen Schwan“ und der Jesuitenkirche im Vordergrund, gleich
hinter dem Fluss zeigt sich die Vytautas Kirche und in ihrer Nähe die Dächer
des Perkūnas Hauses. Weiters erblickt man die Kirchtürmer und die Giebel der
gotischen Häuser rund um den Rathausplatz mit der dominierenden Silhouette der
Kathedrale-Basilika sowie die verwinkelten engen Straßenlabyrinthe, die Richtung
Nemunas führen. Ferner wird die in die Žaliakalnis Hügel eingebettete Neustadt,
mit dem Symbol des nationalen Heiligtums – der Auferstehungskirche – sichtbar.
9. St.-Peter-und-Paul-Kathedrale-Basilika
(Vilniaus g. 1)
8. Aleksotas Standseilbahn
(Amerikos lietuvių g. 8)
Dieses besondere Verkehrsmittel wurde 1935 eröffnet und ist
bis heute in Betrieb. An der Anlage wurde seit Bestehen nichts
verändert. Die Antriebstechnik, der Wagen, die hölzernen Bänke
und die beiden Stationen sind bis heute authentisch geblieben.
Die Standseilbahn befördert die Fahrgäste auf den Aleksotas
Hügel, von dem sich ein herrliches Panorama auf die Altstadt
bietet. Kaunas ist die einzige Stadt im Baltikum, in der man
eine Fahrt mit einem für die gesamte Region ungewöhnlichen
Transportmittel erleben kann.
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Die Kathedrale-Basilika von Kaunas hatte eine Bauzeit von rund 100 Jahren.
Sie repräsentiert den Geist der vergangenen Epochen als eine harmonische
Gesamtheit. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts, in der Zeit des Großfürsten Vytautas,
wurde die Kathedrale zum ersten Mal 1413 in den Geschichtsannalen erwähnt. Ihr
Ursprung geht auf eine Pfarrkirche zurück. Lediglich das Kreuzrippengewölbe vom
Presbyterium und das Zellengewölbe der zweigeschossigen Sakristei weisen auf
den gotischen Ursprung der Kirche hin. Letzteres ist deutlich durch eine Arkade
aus dem Presbyterium sichtbar. Der Bau des Zellengewölbes zeigte das Talent der
mittelalterlichen Handwerker. Zwischen 16. und 17. Jahrhundert wurde die Kirche
erweitert, zwei neue Türme wurden errichtet, einer davon ist bis dato erhalten geblieben.
Der Innenraum bekam Züge des Barocks und der Renaissance. Der wertvollste und
zugleich kunstvollste Altar befindet sich auf der linken Seite, im Kirchenschiff. Er
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ist aus Holz, besitzt einen dreistaffeligen Aufbau, seine Komposition trägt
deutliche Züge des Barocks. Die hohlen Holzsäulen sind mit Schnitzereien
aus Weintraubenmotiven verziert. Der Altar wird von zwei Gemälden – der
„Maria Himmelfahrt“ und der „Krönung Mariens“ geschmückt. 1732 fiel
die Kathedrale einem Stadtbrand zum Opfer, bei dem die Glockentürme,
das Dach und ein Teil des Presbyteriumgewölbes vernichtet wurden. Das
Gotteshaus wurde bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wieder aufgebaut,
die Altäre wurden gemauert und barockisiert. 1864 wurde die Kirche
mit der Errichtung des Erzbistums Kaunas zur Kathedrale erhoben. In
Verbindung mit diesem Ereignis erhielt sie eine neue Orgel, die zu den
größten in ganz Litauen zählt, das Innere wurde mit Fresken und neuen
Gemälden ausgestattet. Ende des 19. Jahrhunderts wurde eine Kapelle
zu Ehren des Hl. Geistes im neogotischen Stil gebaut. 1921 wurde sie zur
Basilika erhoben. Auf der Südwand befindet sich das Grab des Priesters
und Dichters J. Mačiulis- Maironis. Der Kardinal Vincentas Sladkevičius
fand im Jahr 2000 in der Kapelle des Hl. Geistes seine letzte Ruhestätte.
11. Vilniaus Straße
Die Vilniaus Straße ist die älteste Straße der Stadt,
welche im Mittelalter ein Teil der Landstraße nach
Vilnius war. Die meisten der hier stehenden Gebäuden
waren aus Holz, die mit zunehmender Ansiedelung der
Kaufleute durch Backsteinhäuser abgelöst wurden,
von denen noch einige bis zum heutigen Tag erhalten
blieben. Auch heute noch ist die Vilniaus Straße, welche
nach ihrer Rekonstruktion zu einer Fußgängerzone
umgewandelt wurde, die wichtigste Achse der Altstadt.
Haus Vilniaus g. 7
Ursprünglich als Holzhaus aufgestellt, erhielt dieses
Backsteingebäude nach dem Brand Ende des 16.
Jahrhunderts seine gotische Erscheinungsform. Aus
dieser Zeit sind noch die geschmackvollen Giebel auf der Ost- und Westfassade
erhalten. Nach mehreren Kriegen und Bränden wurde es umgebaut und 1808 den
Augustinermönchen überlassen. Die letzte Restaurierung erfolgte im Jahre 1984. Das
Bauwerk weißt einen typisch gotischen Mauerverband auf, im Inneren der Mauerwerks
wurden Steine gefunden, zur Dekoration wurden mehrere Arten von Profilziegeln
verwendet. In der Gebäudemitte war eine Hofeinfahrt. Das Haus besticht durch die
gotische Gestaltung der Fassaden und des Innenraumes.
Haus Vilniaus g. 10
Bei diesem Gebäude, welches zu Beginn des 16. Jahrhunderts errichtet wurde und
dessen Geschichte mehrere Bauetappen aufweist, handelt es sich um das Haus
eines wohlhabenden Stadtbewohners. Im Inneren des Hauses sind gotische Keller
und Treppenanlagen erhalten, in der Fassade finden sich Elemente der Gotik und der
Renaissance. Die Fassade von Straßenseite wird durch eine Hofeinfahrt geteilt.
Haus Vilniaus g. 11
10. Stadtmuseum von Kaunas
(M. Valančiaus g. 6)
Das Museum zeigt zahlreiche Sammlungen aus den Bereichen
Stadtgeschichte, Wissenschaft, Industrie, Kunst-und Kultur,
Audio, Video und Archäologie und setzt somit die Richtlinien des
1897 gegründeten Museums für Wissenschaft und Industrie.
2005 wurde das Haus erneut dem Museum zurückgegeben
und 2008 für die Besucher wiedereröffnet. Das klassizistische
Museumsgebäude ist im Bezug auf die geistige Kultur des
litauischen Volkes und der Staatsgründung von großer
Bedeutung.
15
Das Gebäude stammt aus dem 16. Jahrhundert und
war damals einstöckig gebaut. In der Zeit zwischen
dem 16. und 17. Jahrhundert erhielt das Haus
sein erstes Obergeschoss samt einem Giebel. Die
Fassaden waren unverputzt, für die Mauern des ersten
Stockwerkes wurden große, für das Erdgeschoss
kleinere Feldsteine verwendet und mit einer
Ziegelfassade im gotischen Mauerverband umhüllt.
An der Fassade finden sich Spuren aus der Zeit der
Gotik und der Renaisance. Bei der grundlegenden
Restaurierung 1963 wurde das Erdgeschoß
originalgetreu nachgebaut. Den Frontgiebel versuchte
man durch ein analoges Beispiel aus der damaligen
Zeit zu rekonstruieren. Die Ostseite wird durch eine
Verzierung aus schwarzen Ziegeln dominiert.
16
35.
25 km
34.
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P. Vileišio tiltas
28.
27.
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Daugirdas
6.
7.
Vytauto Didžiojo
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Europa Royale Kaunas
33.
8.
ŽALGIRIO
ARENA
17
18
31.
32.
12. Dominikanerkloster und Corpus-Christi-Kirche
14. St.-Gertrud-Kirche und Mariane-Kloster
Damals noch am Rande der Stadt, erhielten
die Dominikanermönche einige Grundstücke
in der heutigen Vilniaus Straße und bauten ein
Kloster mit einer Kirche, die sie zur CorpusChristi-Kirche weihten. Das Klostergebäude
teilte das Grundstück in zwei rechteckige Höfe
von ähnlicher Grundfläche. Die Komposition
der Klostergebäude mit dem Eingang aus der
Vilniaus Straße ist einmalig in ganz Litauen.
Die Kirche wurde auf den Ruinen eines Hauses
errichtet. Das Ende der Bauphase von 1682-1690
leitete der Italiener P. Puttini, der Baumeister
des sakralen Ensembles von Pažaislis. Die
Frontfassade bestand aus zwei niederen Türmen und einem Giebel. Im Inneren
standen 7 barocke Altäre und der Boden war aus Marmor. Nachdem die Kirche
und das Kloster 1845 geschlossen werden mussten, wurde die Kirche 1863 bis
1866 in ein russisch-orthodoxes Gotteshaus umgewidmet. Dazu musste sie einige
Fassadenänderungen im byzantinischen Stil über sich ergehen lassen. 1920 bis 1921
wurde sie teilweise restauriert und an die katholische Kirche zurückgegeben. Das
steinerne Mosaik des litauischen Künstlers J. Mikėnas stammt aus dem Jahr 1933.
Im Laufe der Sowjetzeit diente sie von 1965 bis 1990 als Kinotheater. Heute gehört
sie der Theologischen Fakultät der Vytautas Magnus Universität.
Im ehemaligen Friedhof nahe der Stadtmauer, dort, wo einst die Landstraße nach
Vilnius führte, steht die kleine zierliche St.-Gertrud-Kirche, oft Kirchlein genannt, aus
dem 15. Jahrhundert. Der älteste Teil ist das Presbyterium. Den vorgesetzten Turm
erhielt die eingangs als Friedhofskappelle erbaute
Kirche spätestens Mitte des 16. Jahrhunderts.
Während den kriegerischen Auseinandersetzungen
von 1655 bis 1661 stark in Mittleidenschaft gezogen,
wurde sie jedoch 1680 schon wieder aufgebaut.
Das hochgotische Bauwerk war aus unverputzten
Backsteinziegeln errichtet worden. Das Dach war
zuerst mit Holzschindeln später mit Tonziegeln
gedeckt, die Böden waren aus Backsteinen und es
gab eine Holzbalkendecke. Bis zum 18. Jahrhundert
kümmerten sich die Priester der Pfarre Kaunas um
das Gotteshaus, aus dieser Zeit sind die barocken
Altäre und die Kanzel erhalten. Auch während des
Krieges von 1812 wurde sie beschädigt. Im 19.
Jahrhundert wurde auch sie zur russisch-orthodoxen Kirche umfunktioniert. In
diesem Zeitraum wurden mehrere Umbauten vorgenommen: die Fassaden verputzt,
neue Fensteröffnungen durchgebrochen und die Dachkonstruktion verändert.
Insgesamt drei Orden unterhielten ihre Konvente neben der Kirche: die
Rochusbruderschaft, die Barmherzigen Schwestern (auch Charite Schwestern) und
die Marianer. Nach ihrer Schließung 1948 diente sie bis 1987 als Verkaufsraum für
medizinische Technik, bis sie schließlich 1992 den Mitgliedern der Kongregation
Mariens von der Unbefleckten Empfängnis, kurz Marianern, zurückgegeben wurde.
Die heute erlebbaren gotischen Strukturen basieren auf Restaurierungsarbeiten.
Besondere Erwähnung verdienen die Kreuzwegstationen hergestellt aus Steinmasse
durch den litauischen Künstler V. Kvašys im Jahre 1997.
(Vilniaus g. 31)
13. Synagoge
(E. Ožeškienės g. 17)
Die Choral-Synagoge von Kaunas wurde durch den Kaunasser Kaufmann und
Mäzen Levin Minkowski im Jahre 1872 erbaut. Es ist ein viereckiges, gemauertes
Bauwerk mit einer dreiteiligen Auswölbung für den Aron Kodesh in der Ostwand
der Synagoge und drei Eingängen auf der Westseite. Erbaut im galanten modernen
neubarocken Stil, gehört sie zu der Art der
reformierten Synagogen, die im 19. Jahrhundert
in den Großstädten Europas weit verbreitet
waren. Die Hauptfassade der Choral-Synagoge
von Kaunas ziert ein Barocker Giebel, welcher
durch eine massive Kuppel abgeschlossen
wird. Ausgeschmückt ist die Gebetsstätte mit
in der jüdischen Kunst sehr beliebten Pflanzen
bzw. Tiermotiven.
19
(Laisvės al. 101A)
15. Stadtmauer und Müllersturm
(I. Kanto/Kęstučio g.)
König Johann Kasimir sprach 1655 das Privileg aus, Kaunas mit
einer Mauer zu umgeben. Der Krieg von 1655 bis 1661 verhinderte
jedoch dieses Vorhaben. Frühestens 1666 gibt es einen urkundlichen
Nachweis für einen der Türme, dem Müllersturm. Die Errichtung
der Stadtmauer wurde 1668 gestoppt und so konnte sie nur vor
Kleinräubern schützen. Im 18. Jahrhundert wurde ein kleines
Mauerfragment in die nahe gelegene Friedhofsmauer integriert.
An der Laisvės alėja befand sich ursprünglich der zweite Turm,
Tatarenturm genannt, welcher 1894 abgerissen wurde. 1966 wurde
lediglich ein kleiner Rest (40 m) der alten Stadtmauer zusammen
mit dem Müllersturm renoviert.
20
2. TAG IN KAUNAS
Kaunas als provisorische Hauptstadt Litauens
16. Sitz des Präsidenten der Republik Litauen
(Vilniaus g. 33)
Gebaut 1860 ging das Gebäude 1876 ins Eigentum der Zarenregierung über
und diente als Residenz des russischen Gouverneurs in Kaunas. Nach der
Unabhängigkeitserklärung wurde Kaunas zur provisorischen Hauptstadt Litauens
und die Residenz wurde 1919 bis 1940 zum Sitz der Litauischen Regierung
bestimmt. Im Erdgeschoß befand sich der Wohntrakt, neben dem Eingang
waren eine Empfangshalle und das Offizierswachzimmer eingerichtet. Im ersten
Obergeschoß auf der Paradeseite befanden sich die zwei Empfangsräume und ein
kleiner Speisesaal, welche mit Möbeln im Styl von Ludwig XIV. ausgestattet waren.
Insgesamt 3 Präsidenten – A. Smetona, K. Grinius und A. Stulginskis – wohnten
und lenkten von hier aus die Geschicke des Landes. Die Residenz diente zur
Sowjetzeit als Pionierzentrum und ab 1955 als Bildungshaus für Lehrer. Ab 1989
war das Gebäude einige Jahre lang Bestandteil
des Vytautas Magnus Kriegsmuseums. Seit 1996
sind im kleinen Park vor der Residenz die drei
ehemaligen amtierenden Präsidenten plastisch
verewigt. 1998 wurde ein Restaurierungsprojekt
erstellt, allerdings dauerten die Arbeiten
wegen
Finanzierungsmangel
bis
2003.
Nach
der
Restaurierung
übergab
die
Präsidentschaftskanzlei das Gebäude 2005 an
die Filiale des M. K. Čiurlionis Museums.
17. Maironis Gymnasium
(Gimnazijos g. 3)
Bei dem 1868 gegründeten Gymnasium handelt es
sich um eine Bildungseinrichtung, die allen wichtigen
Hochschulen der Stadt ihren Ursprung gab, da
hier 1920 bis 1922 die ersten Hochschulkurse
veranstaltet wurden. 1920 wurde hier die
Verfassungsgebende Versammlung abgehalten
und bis 1926 fanden hier die Parlamentssitzungen
der drei Regierungsperioden statt, bei denen
für das gesamte Land sehr wichtige Reformen
beschlossen wurden (z.B. Bodenreform, nach
21
der an 30000 Bauern das Land verteilt wurde bzw. Gesetzt über Geldsystem zur
Einführung der eigenen Währung Litas im Oktober 1922). Als der neue Justizpalast
erbaut wurde, in dem nunmehr die Parlamentssitzungen statt fanden, wurde
hier ab 1927 erneut die pädagogische Tätigkeit aufgenommen und das Aušra
Mädchengymnasium eingerichtet. Heute trägt das Gymnasium den Namen des
litauischen Dichters, Historikers und Priesters Maironis, welcher auch Absolvent
dieser Schule war.
18. Amtsgericht
(Laisvės al. 103)
Das Amtsgericht wurde Ende des 19. Jahrhunderts
erbaut, dessen Fassade deutliche Züge des
eklektischen Neoklassizismus aufweist. Unter
zaristischer Herrschaft war hier seit 1883 der
Sitz des Bezirksgerichtes, der Staatsanwaltschaft
und des Rates der vereidigten Anwälte. Nach der
Unabhängigkeitserklärung Litauens 1918 wurden
viele Rechtsfälle von den deutschen Besatzern übernommen, allerdings wurden
die politischen Akten vorher vernichtet. Die erste Gerichtsverhandlung auf litauisch
fand im Mai 1919 statt. Auch heute befindet sich hier das Amtsgericht Kaunas. Seit
dem 19. Jahrhundert ist der Gerichtspalast eines der massivsten Gebäuden im
Stadtzentrum.
19. Laisvės alėja
In den Stadterweiterungsplänen von 1847 wurde
die Laisvės alėja (dt. Freiheitsalle) als Hauptstraße
sowohl für den Transport wie auch für Fußgänger
konzipiert und hieß damals Nikolaiprospekt zu
Ehren des russischen Zaren. Am 16. Februar
1919, ein Jahr nach der Unabhängigkeit von
Russland, wurde die wichtigste Straße der Stadt
in Laisvės alėja umbenannt.
Mit dem Bau der Stadtmauer wurde die Errichtung
von höheren als zweistöckigen Gebäuden
verboten. Ende des 19. Jahrhunderts gab es hier
die ersten elektrischen Straßenlaternen. 1982
wurde Laisvės alėja zu einer Fußgängerzone
umgebaut mit einer Länge von 1621 m.
Somit wurde sie zur längsten Fußgängerzone
Osteuropas. Besonders stolz ist man auf die
22
567 Lindenbäume, welche die
Stadtbewohner selbst gepflanzt
hatten. Die Allee verbindet die
historische Altstadt mit der
Neustadt, ihr Anfang und Ende
zeigen die genaue Ost-WestRichtung. Schon seit dem Ende
des 19. Jahrhunderts befindet
sich hier das administrative,
wirtschaftliche und kulturelle
Zentrum
der
Stadt
mit
zahlreichen beliebten Cafes,
Bars, Restaurants, Kleinläden,
modernen Geschäften sowie
etliche Bank-und Bürogebäuden.
Die Fußgängerstraße ist ein
beliebtes Spaziergangs- und
Treffpunkt für Kaunasser und
Touristen.
21. Stadtverwaltungsamt (ehem. Sparkasse)
(Laisvės al. 96)
Das Amt wurde als Sparkasse 1940 nach den Plänen des
Architekten A. Funk gebaut. Das Erdgeschoß wurde mit rötlichen
Granitquadern dekoriert, während das Hauptportal mit poliertem
Schwarzgranit bedeckt wurde.
Die Sparkasse erhielt die erste pneumatische Depeschenbeförderung
des Landes und hatte Schließfächer im Keller. Nach dem
Zweiten Weltkrieg siedelte sich hier das Parteibüro und das
Exekutivkomitee an. Nach den Renovierungsarbeiten 1981 bis
1983 wurde das Gebäude umfunktioniert, man hat hier auch Platz
für eine Kantine, einen Tagungsraum und einen Warteraum gemacht. Im Moment befindet sich in dem Amt die Stadtverwaltung
von Kaunas.
22. Denkmal für den Großfürsten Vytautas
(Laisvės al.)
20. Palast des Hauptpostamtes
(Laisvės al. 102)
Es ist eines der markantesten Gebäude aus den 30-er und 40-er Jahren
des 20. Jahrhunderts. Für den Plan zeichnet sich der Architekt F. Vizbaras
verantwortlich. Das Bauwerk ist symmetrisch, die Fassade zeigt Richtung
Laisvės alėja. Sowohl in der Fassade als auch im Inneren findet man
eine ganze Reihe an Symbolen aus der Volkskunst. Für die Ausstattung
verwendete man ausschließlich einheimisches Material. Das Portal und
die Aufgangsstiege bestehen aus Granitquadern. In der Ornamentik
und Faktur sind folkloristische Schnitzereien zu erkennen, der Boden
zeigt das Webmuster eines Bettüberwurfs. Die Bauarbeiten wurden
1931 abgeschlossen. Im Hauptpostamt gab es das Fernmelde-und
Telegrafenamt, einen Geldüberweisungsschalter sowie ein Zollamt. Man
unterhielt Versandbeziehungen zu 27 Ländern und bekam Zeitungen
und Zeitschriften aus Belgien,
der Tschechoslowakei, Estland,
Frankreich, Italien, Lettland,
Finnland, Deutschland und der
Schweiz. Die alte Hauptpost
wird auch heute noch nach ihrer
Bestimmung genutzt – hier
befindet sich das Hauptpostamt
der Stadt Kaunas.
23
Das Denkmal des Bildhauers V. Grybas wurde 1930 zum 500-sten
Todestag des Großfürsten Vytautas aufgestellt. In der Sowjetzeit
verschwand es, um 1990 als Replik wieder aufgestellt zu werden.
23. Stadtgarten,
staatliches Musiktheater von Kaunas
(Laisvės al. 91)
In den Plänen für die Neustadt wurde der Stadtgarten auf
dem ehemaligen katholischen Friedhof eingezeichnet. Das
im Stadtgarten weiter hinten von der Laisvės alėja gelegene
Musiktheater gilt als Wiege der litauischen Nationaloper.
Am 31. Dezember 1920 wurde hier mit „La Traviata“ die erste
Oper in litauischer Sprache aufgeführt. Dieses Datum war die
Geburtsstunde der litauischen Nationaloper. Heutzutage werden
hier Opern, Operetten und Musicals inszeniert. Neben Büsten
und Skulpturen von Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, steht
auch ein Denkmal für Romas Kalanta, welcher sich 1972 bei einer
Protestaktion gegen das Sowjetische Regime selbst anzündete
und eine neue Form des Widerstandes – Demonstrationen um die
Freiheit Litauens – in Kaunas auslöste. Das Denkmal wurde zum
30-jährigen Gedenktag im Jahre 2002 errichtet.
24
24. Philharmonie (ehem. Justizpalast)
(L. Sapiegos g. 5)
Die
feierliche
Grundsteinlegung
des neuen Justizpalastes durch den
damaligen Präsident A. Smetona fand
am 21. Mai 1925 statt. Für den Plan
zeichnet sich der Architekt E. A. Frykas
verantwortlich. Oberhalb der Kolonnade
ist folgende vergoldete Innschrift zu
lesen: „Justicia est fundamentum
regnorum“. Hier wurden einige Zeit
lang Parlamentssitzungen abgehalten,
welche verfassungsgemäß zweimal im
Jahr – im Februar und im September – einberufen wurden. In diesem Gebäude
war ebenfalls der Sitz des Tribunals als zuständige Instanz für die Klagen gegen
Amtsträger. Nach dem Krieg wurde das imposante Gebäude der Philharmonie
überlassen.
erhalten konnte. Im Inneren folgt die Struktur und Gestaltung der Tradition der
Antike. Eines der sichersten Banken war mit englischen Schließfächern und
einem Tresor ausgestattet. Nach der Rekonstruktion 1996-1997 erhielt die Bank
ihr ursprüngliches Interieur von 1929 und gilt heute als eines der wertvollsten
administrativen Architekturdenkmäler der Zwischenkriegszeit. Gegenwärtig
befindet sich hier ein Teil des Museums der Litauischen Bank, welches die
Geschichte der Litauischen Bank und die Entwicklung des Bankwesens in der Zeit
der Ersten Unabhängigkeit ebenso wie die Geschichte des Zahlungsmittels Geld
im Großfürstentum Litauen erzählt.
26. Platz vor dem Vytautas Magnus Militärmuseum
(Vienybės a.)
Bereits in den Plänen der „Neustadt“ von 1847 wurde dieser Platz eingezeichnet.
Einst befand sich an dieser Stelle ein Pferde- und Holzmarkt mit 8
Verkaufsständen. Später auf der nordöstlichen Seite wurde der Stab der 111.
Infanteriedivision der Donkosaken eingerichtet und die 8. Smolensker Kavalerie
stationiert, die einen Stromgenerator, zu jener Zeit das höchste Gebäude der
Stadt, und eine russisch–orthodoxe Kirche bauen ließ. Der Platz wurde mit
25. Litauische Bank
(Maironio g. 25)
Für den Bau der Litauischen Bank wurde ein internationaler
Architekturwettbewerb ausgeschrieben mit Pariser Architekten als
Preisträger. Das Projekt hielt man jedoch für zu teuer und so entschied man
sich für eine neue Variante des Vorsitzenden der Wettbewerbskommission,
des Kaunasser Architekturprofessors M. Songaila. Die Bauarbeiten wurden
1928 abgeschlossen. Das opulente Eckgebäude besticht durch die erhabene
monumentale Fassade und einem Giebel mit einer Skulpturkomposition,
die man nur durch das Verdecken der Staatswappen – Vytis und die
Gediminas-Säulen – mit einer Betonschicht über die Sowjetzeit hindurch
25
26
Pflastersteinen versehen. Erst 1921, nach
der Unabhängigkeitserklärung, wandelte
man die Gebäude in ein Militärmuseum
und eine Kunstgalerie um, die dem
litauischen Maler und Komponisten M.K.
Čiurlionis gewidmet waren. Im Zuge der
Neugestaltung des Platzes wurde eine
gartenähnliche Anlage geschaffen, ein
Grabmal für den Unbekannten Soldaten,
ein aus Steinen komponiertes Denkmal
für die litauischen Freiheitskämpfer
errichtet,
gemeinsam
mit
einigen
Holzkreuzen und einem Altar, auf dem die
Ewige Flamme brennt. Der zentrale Punkt
des Platzes ist jedoch die 1928 erbaute
Freiheitsstatue, die zum wichtigsten
Punkt auf dem Platz und zum Symbol
der Stadt wurde. Zwischen 1928 und
1933 errichtete man zahlreiche Büsten
der berühmtesten Politiker, Schriftsteller
und Persönlichkeiten des öffentlichen
Lebens. Die meisten Kunstwerke gehen auf das Konto des berühmten
litauischen Bildhauers J. Zikaras. 1929 wurde entschieden, ein Volksmuseum zu
errichten. Dazu wurde ein internationaler Wettbewerb ausgeschrieben, dessen
Wertungskommission von drei ausländischen Architekten aus Deutschland,
Schweden und Finnland gebildet wurde. Insgesamt nahmen an dem Wettbewerb
16 litauische und ein belgischer Architekt teil. Da kein Sieger hervorging, wurde
der bereits länger in Kaunas ansässige Peterburger Architekt V. Dubenecky mit
dem Bau beauftragt. 1936 wurde das neue Volksmuseum mit den Beständen
aus Militärmuseum und der M.K. Čiurlionis Kunstgalerie feierlich eröffnet. In
der Sowjetzeit veränderte der Platz sein Gesicht stark, der Skulpturengarten
wurde vollständig vernichtet und 1970 eine Leninstatue mit drei ergänzenden
Betonquadern, die Revolution, Frieden und Arbeit symbolisierten, aufgestellt
(die Statue von Lenin wurde auf Wunsch der Bevölkerung vom Platz entfernt).
Ab 1975 wurde rund um den Platz die Institutsgebäude für den Stadt- und
Industriebau, das Haus der Politischen Bildung errichtet. Mittlerweile
wurden diese Bauwerke als Stadtbüros oder Bildungseinrichtungen
(Vytautas Magnus Universität) den heutigen Anforderungen der
Gesellschaftsorganisation angepasst.
Vom Platz hoch über den Dächern der Stadt ist die weiße
Auferstehungskirche gut erkennbar. Auf Grund seiner Bedeutung
ist der Platz ein bevorzugter Treff- und Mittelpunkt für die
wichtigsten Feierlichkeiten und Gedenktage.
27
26.1. Nationales M.K. Čiurlionis Kunstmuseum
(V. Putvinskio g. 55)
Die zweifelsohne tiefsten Spuren in der litauischen Kulturlandschaft
hinterließ der Komponist und Maler Mikalojus Konstantinas
Čiurlionis (1875-1911) – einer der herausragendsten Künstler des
Landes und der Europäischen Kunstgeschichte. Das Nationale M.K.
Čiurlionis Kunstmuseum in Kaunas ist das einzige Museum, welches
beinahe die vollständige Hinterlassenschaft des Kunstgenies aufbewahrt. Seine künstlerische Vielschichtigkeit ist mit den Meistern
der Renaissance vergleichbar. In seiner nur zehn
Jahre dauernden künstlerischen
Schaffensperiode
komponierte er rund 400
Musikstücke, schuf über
300 Gemälde, hinterließ
zahlreiche
literarische
Werke und Gedichte, experimentierte in der modernen Fotographie. Unter den
Klängen seiner berühmten
Sonaten lädt das Museum
ein, das litauische künstlerische Genie zu erleben.
26.2. Teufelsmuseum
(V. Putvinskio g. 64)
Das Teufelsmuseum befindet sich auf der Liste
der ungewöhnlichsten Museen der Welt. Fast 3000
Gehörnte aus aller Welt in unterschiedlichsten
Formen, Farben und Materialien treiben auf drei
Stockwerken ihr Unwesen. Jeder dieser bizarren
Exponate ist sonderbar: manche blicken spitzbübisch
drein, andere spähen aus einer finsteren Ecke, kichern mit greller Stimme oder
drohen gar diabolisch. Einige davon unterscheiden sich vom Menschen nur durch
ihre Hörner im Haar oder ihren Schwanz. Allesamt scheinen aber froh die Hölle
verlassen zu haben und jetzt in Kaunas beheimatet zu sein.
28
26.3 Vytautas Magnus Militärmuseum
(K. Donelaičio g. 64)
28. Auferstehungskirche
Das Museumsangebot besteht aus einer umfangreichen Sammlung archäologischer
Funde, Kalter-bzw. Schusswaffen, Munitionsbestände und spiegelt die Entwicklung
der litauischen Kriegsführung und des Militärs wider. Interessant ist eine Fotound Dokumentensammlung über den non-stop Atlantikflug der „Lituanica“.
Darüber hinaus gibt es eine Sammlung von Militäruniformen aus anderen Ländern,
Dokumente- und Buchkollektionen.
Mit dem Bau der Kirche wurde 1932 nach den Plänen des
lettischen Architekten K. Reisons begonnen. Die Kirche
hätte ein Symbol des neuen unabhängigen Staates werden
sollen, finanziert durch Spenden aus der Bevölkerung. Aber
als der Rohbau fertiggestellt wurde, verlor das Land erneut
seine Unabhängigkeit und das Gebäude im Rohzustand
wurde 1940 von den Besatzern beschlagnahmt, die dort
1952 eine Werkstatt von einer Radiofabrik einrichteten.
Nicht weniger als 70 Jahre danach wurde das prachtvolle
Bauwerk am 24.12.2004 eingeweiht, nachdem es zuvor 1989
der Religionsgemeinschaft zurückgegeben wurde. Von der
Kirchendachterasse bietet sich ein besonders herrlicher
Rundblick über die Stadt.
(Žemaičių g. 31)
29. St.-Erzengel-Michael-Kirche
(auch Garnizonkirche von Kaunas)
27. Žaliakalnis Standseilbahn
(Aušros g. 6)
(Nepriklausomybės a. 14)
Die Standseilbahn ist die älteste in Litauen.
Während der Planungsphase wurde intensiver
Schriftverkehr mit österreichischen, deutschen
und schweizerischen Baufirmen unterhalten.
Schließlich wurde sie von einem deutschen
Unternehmen „Curt Rudolph“ aus Dresden
gebaut. Am 5. August 1931 wurde die Žaliakalnis
Standseilbahn feierlich eingeweiht. Es gab zwei
Wägen – einer beförderte Fahrgäste und der zweite – Steine als Gegengewicht.
Kaunas ist die einzige Stadt in Litauen, welches dieses älteste öffentliche
Transportmittel unterhält. Die den Berg hinauf rollenden „Häuschen“ dienen
als Attraktion aber auch als Beförderungsmittel, mit dem man vom Zentrum
aus schnell auf die oben gelegene Auferstehungskirche gelangt.
Da muss du rauf! Die Standseilbahn ist ein besonderes Transportmittel, welches bis
heute ihren ursprünglichen Charakter noch nicht verloren hat. Nach wie vor funktionieren
alle Mechanismen einwandfrei, auch die Gästewaggons mit hölzernen Bänken und die
Stationsgebäude sind authentisch erhalten. Die Standseilbahn befördert heute noch
die Fahrgäste auf den Hügel, von dem man das Panorama des Stadtzentrums und der
Altstadt bewundern kann. Eine kleine Galerie im oberen Gebäude der Standseilbahn
bietet Einblick in die Geschichte des Transportmittels. Kaunas ist die einzige Stadt im
ganzen Baltikum, welche dieses besondere Beförderungsmittel besitzt.
29
Der russische Zar Aleksander II. ordnete an, Kaunas zu einer strategischen
Festung auszubauen. Mit dem Bau begonnen wurde 1882, die Bauzeit betrug
10 Jahre und ein 25 km langer Verteidigungsring wurde errichtet. Von den
12 insgesamt geplanten Forts wurden nur 9 fertiggestellt. Zu Beginn des 20.
Jahrhunderts waren ca. 35000 russische Soldaten in der Stadt stationiert –
insgesamt 30% der gesamten Stadtbevölkerung. Für die Militärseelsorge wurde
eine russisch-orthodoxe Kirche im neobyzantinischen Stil gebaut, die nach allen
Gestaltungsprinzipien von orthodoxen Kirchenbauten entworfen war. Die Planung
oblag den russischen Architekten, die Bauarbeiten wurden durch Handwerker
und Baumeister aus dem russischen Verwaltungsbezirk Tschernigov ausgeführt
und von Peterburger Dekorateuren vollendet. 1919 wurde sie zur katholischen
St.-Erzengel-Michael-Kirche und ab
1965 diente sie zweckentfremdet als
Vitragen- und Skulpturengalerie. Die
1978 entfernten Kreuze kamen nach
dem Regimeende wieder zurück und
1996 wurde sie zur Garnisonskirche
des Litauischen Militär. Heutzutage
wird sie gern für Konzerte der sakralen
Musik, für Künstlerauftritte oder
Ausstellungen in Anspruch genommen.
30
30. Mykolas Žilinskas Kunstgalerie
3. TAG IN KAUNAS
Interessieren sie sich für ägyptische Kultur? Möchten Sie die Werke
von P.P. Rubens oder F.A.R. Rodin sehen? Dann brauchen sie gar
nicht, nach Kairo, Paris oder in andere Großstädte der Welt zu reisen.
Wenn sie in Kaunas sind, besuchen sie die M. Žilinskas Kunstgalerie.
Immerhin besitzt Kaunas die größte Sammlung Europäischer
Malerei im ganzen Baltikum. Die Kunstgalerie wurde 1989 gebaut
(Architekten E. Miliūnas, E. Kisielius, S. Juškys) und als Dank an den
litauischen Kunstsammler Mykolas Žilinskas (1904-1992), der seine
wertvolle Kollektion von rund 1600 Kunstgegenständen seinem Land
schenkte, nach seinem Namen benannt. Zur Sammlung der Galerie
gehören die wertvollsten Stücke ausländischer Kunst aus dem
M.K. Čiurlionis Museum. Die am Eingang in die Galerie aufgestellte
umstrittene Skulptur eines nackten Mannes entstand 1991 (Bildhauer
P. Mazuras).
31. „Stumbras“ Museum
(Nepriklausomybės a. 12)
(K. Būgos g. 7)
In dem Museum des Spirituosenherstellers „Stumbras“
(dt. Wiesent) wird dem Besucher ein Überblick über
den Entwicklungsprozess des Schnapsbrennens und
des Alkoholkonsums in Litauen sowie über die Rolle
dieses Betriebes für den Industrialisierungsprozess des
Landes gegeben. Die alten Gebäude aus rotem Backstein,
Archivdokumente und Fotos gewähren einen Einblick
in die Chronik des über 100 Jahre alten Unternehmens.
Das Museum zeigt eine umfangreiche Kollektion aus
original erhaltenen Geräten, die für die Herstellung von
Spirituosen eingesetzt wurden, Etiketten und Flaschen
sowie das authentisch eingerichtete Arbeitskabinett, des
damaligen Miteigentümers Mykolas Velykis. Der Besucher
bekommt eine einmalige Gelegenheit das Betriebsareal zu
besichtigen und einen Blick in den Produktionsprozess der
modernen Spirituosenherstellung zu werfen.
32. Botanischer Garten
(Ž. E. Žilibero g. 6)
Der Botanische Garten von Kaunas erfreut den Besucher durch seine romantische
Umgebung und die umfangreiche Pflanzenkollektion (rund 7300 Pflanzenarten)
sowie der größten Orangerie Litauens, in der man exotische Pflanzen aus aller
Welt bewundern kann. Ein Hauch der Geschichte weht durch den Park mit zwei
Teichen, die in Form der Namensinitialen des ehemaligen Gutsherren Joseph
Goldewski angelegt wurden und in dessen Wasser sich das Herrschaftsgebäude
vom ehemaligen Gutshof Aukštoji Freda widerspiegelt. Zu seiner Attraktivität
trägt ebenfalls ein besonderer Eichenhein, gepflanzt von Prof. Birutė Galdikas und
veredelt mit Pfropfen von den ältesten Eichen Litauens. Im Garten kann man das
neue Objekt der grünen Architektur – die größte Raupe Litauens – bestaunen. Die
dekorative Heckenpflanze in Form eines Tausendfüßlers ist 8 m hoch, 76 m lang
und wurde 2012 durch die Agentur „Factum” als litauische Rekorde eingetragen.
Die Schauobjekte des botanischen Gartens werden durch einen kleinen Zoo mit
exotischen Tieren ergänzt.
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33. Kamaldulenserkloster Pažaislis
(T. Masiulio g. 31)
Eines der schönsten Barockdenkmäler Litauens
von den italienischen Baumeistern aus Florenz –
Michelangelo Palloni, Joan Merli, Pietro Perti –
erbaut im 17. Jahrhundert, ist das Ensemble des
Kamaldulenserklosters Pažaislis.
Das Kloster war in Europa für seine
außergewöhnliche Schönheit sehr bekannt.
Zu den berühmtesten Besuchern zählten
der schwedische König Karl XII. sowie die
russischen Herrscher Zar Aleksander I. und
Zar Nikolai I. Die große Begeisterung des
letztgenannten Herrschers für die Klosteranlage
hatte deren Umwidmung in eine orthodoxe
Kirche und Klosteranlage zur Folge. Für die
Rekonstruktionsarbeiten wurden damals 130000
Rubel zur Verfügung gestellt.
Segel hoch! Der größte Stausee des Landes, das
Kaunasser Meer, im Nemunas Tal, eingebettet
in eine herrliche Landschaft, in Reichweite des
Klosters Pažaislis, bietet mit dem Yachtclub optimale Möglichkeiten für alle Wassersportbegeisterten.
Treffen wir uns auf dem Schiff!
34. Museum im IX. Fort Kaunas
(Žemaičių pl. 73)
Das IX. Fort wurde im 19. Jahrhundert als Teil einer Festungsanlage erbaut. 1890
umringten die Stadt insgesamt 8 Forts, 9 Befestigungen der leichten Artillerie
und andere Wehranlagen. Mit dem Bau des IX. Forts wurde 1902 begonnen und
kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges abgeschlossen. 1940 bis 1941
diente es als NKVD (dt. Volkskommissariat für
innere Angelegenheiten) Gefängnis für politische
Häftlinge und 1941 bis1944 wurde hier ein
Massenvernichtungslager der Nazis eingerichtet.
1944 unmittelbar vor dem Einmarsch der
sowjetischen Armee übersiedelten die Nazis
die restlichen noch lebenden Häftlinge in
andere Lager. Seitdem gilt das IX. Fort auch
als Todeslager. Nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges benutzte das Sowjetregime die
Fortanlage für einige Jahre als Gefängnis. Bereits
1958 richtete man ein Museum, zur Erinnerung an
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die traurige Vergangenheit dieses Ortes, ein,
in dem alle geschichtlichen Zeiträume seit
Bestehen dargestellt werden. Ein mächtiges
Mahnmal an der grasbewachsenen Stelle
des Massengrabes erinnert in mehreren
Sprachen: „Hier ist der Ort, wo die Nazis und
ihre Mithelfer über 30000 Juden aus Litauen
und anderen europäischen Ländern ums
Leben gebracht haben.”
35. Litauisches Freilichtmuseum
(L. Lekavičiaus g. 2, Rumšiškės, Kaišiadorių r.)
Ganz Litauen auf einen Streich! In Rumšiškės
liegt das größte Freilichtmuseum in Osteuropa.
Das Litauische Freilichtmuseum stellt eine Schau von Dörfern, Kleinstädten und
Gutshöfen des 17. bis zum 20. Jahrhundert unter freiem Himmel dar. Auf einer
174 ha großen Anlage stehen Bauernhäuser, Wirtschaftsgebäude und Hof- bzw.
Dörferkomplexe mit der charakteristischen Kleinarchitektur und den Grünanlagen. Die
Höfe werden in 5 litauische ethnographische Regionen unterteilt: Žemaitija, Aukštaitija,
Dzūkija, Suvalkija und Kleinlitauen. Dabei wurden die für die jeweilige Region
charakteristischen Gestaltungsmerkmale der Dörfer und Einzelhöfe wiedergegeben.
Die litauischen Bauernhöfe bestehen aus Wohn- und Wirtschaftgebäuden sowie
einzelnen Nebengebäuden, wie Mühlen, Schmieden, Kardereien, Dorfschulen u. ä.
Die Anlage wird durch Obst-und Blumengärten sowie mit Kleinbauten wie Kreuze,
Bildstöcke, Zäune, Brunnen, Bänke, Bienenstöcke und anderen typischen Gegenständen
des früheren Lebens in Litauen ergänzt.
Per Schiff nach Rumšiškės. Im Sommer während der Schifffahrtsaison kann man
das Freilichtmuseum in Rumšiškės auch gemütlich von Kaunas per Schiff erreichen.
Die Einstiegstelle befindet sich auf dem alten Stauseehafen in der Nähe des Klosters
Pažaislis.
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www.visit.kaunas.lt
Gedruckt GmbH „ARX Reklama“
[email protected]
Grafiker Neringa Kartanaitė
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