Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart - 4

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12
Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart
4
Untersuchungsgebiet
4.1
Land- und Stadtkreise
 LfU
zusammensetzt (s. u. Abb.1). Diese Land- und
Stadtkreise gehören drei verschiedenen Regionen an : Region Franken (Nr.1-5), Region Ostwürttemberg (Nr. 6 und 7) und Region Mittlerer
Neckar (Nr. 8 bis 13).
Das Untersuchungsgebiet ist identisch mit dem
Regierungsbezirk Stuttgart, der den NE-Teil des
Bundeslandes Baden-Württemberg bildet und
sich aus 11 Landkreisen sowie 2 Stadtkreisen
1
3
5
4
2
8
Regierungsbezirk
Karlsruhe
bereits erschienen
seit 1984/2000
9
6
10
11
13
12
7
Regierungsbezirk
Tübingen
Regierungsbezirk
Freiburg
Bo
de
ns
ee
Abb. 1: Untersuchungsgebiet (Regierungsbezirk Stuttgart mit den Land- und Stadtkreisen 1-13, im NE von BadenWürttemberg) : Landkreis Main-Tauber (1), Landkreis Schwäbisch Hall (2), Landkreis Hohenlohe (3), Landkreis Heilbronn
(4), Stadtkreis Heilbronn (5), Landkreis Ostalb (6), Landkreis Heidenheim (7),Landkreis Ludwigsburg (8), Landkreis RemsMurr (9),Stadtkreis Stuttgart (10), Landkreis Böblingen (11), Landkreis Esslingen (12), Landkreis Göppingen (13).
 LfU
4.2
Untersuchungsgebiet
• Albuch und Härtsfeld
• nördliche Kuppige Flächenalb
• zentraler Teil der Lonetal-Flächenalb.
Naturräumliche Gliederung
Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich in
NNW-SSE-Richtung vom Maintal bis zum Donautal und in WSW-ENE-Richtung etwa vom
Nagoldtal bis zum Wörnitztal (Maximalwerte).
Von NW nach SE gehört das Gebiet den Neckar- und Tauber-Gäuplatten, dem Schwäbischen Keuper-Lias-Land sowie der Schwäbischen Alb an. Im N reicht es bis in den randlichen Sandstein-Odenwald und im SE bis in das
randliche Donauried hinein.
Die drei o. a. natürlichen Großräume verlaufen
etwa parallel von SW nach NE. Ihre Abgrenzungen wurden großenteils nach geologischen Gesichtspunkten festgelegt. Ihre Untergliederung in
kleinere Naturräume beruht hauptsächlich auf
morphologischen Gegebenheiten.
4.3
Der zu den Neckar- und Tauber-Gäuplatten zählende Teil des Untersuchungsgebietes lässt sich
von N nach S in folgende Naturräume gliedern :
• Tauberland und östlicher Teil des Baulands
• Kocher-Jagst-Ebene
• Hohenloher-Haller Ebene
• nordöstlicher Kraichgau
• Strom- und Heuchelberg
• Neckarbecken
• nordöstliche Obere Gäue.
Das Schwäbische Keuper-Lias-Land liegt fast
vollständig innerhalb des Untersuchungsgebietes und bildet dessen zentralen Bereich. Hier
setzt es sich aus folgenden Naturräumen zusammen (von N nach S) :
•
•
•
•
•
•
•
•
Schwäbisch-Fränkische Waldberge
Schurwald und Welzheimer Wald
Östliches (Schwäbisches) Albvorland
Westrand des Ries
Stuttgarter Bucht
Die Filder
nördlicher Schönbuch
Mittleres (Schwäbisches) Albvorland.
Der zur Schwäbischen Alb gehörende SE-Teil
des Untersuchungsgebietes kann naturräumlich
von N nach S wie folgt unterteilt werden :
13
Geologischer Aufbau und erdgeschichtliche Entwicklung
Das Untersuchungsgebiet liegt im Kernbereich
der Südwestdeutschen Großscholle (CARLE
1955), d.h. innerhalb ihrer generell nach SE
flach eingekippten, mesozoischen Schichttafel.
Auf Grund dieser etwa vom Oberen Jura bis ins
Pleistozän dauernden Einkippung und unterschiedlicher Verwitterungsresistenz der Gesteinsschichten entstand infolge großflächiger
Abtragung die Südwestdeutsche Schichtstufenlandschaft. Entsprechend dem Abtauchen der
Schichten nach SE streichen hier in gleicher
Richtung zunehmend jüngere Gesteine aus
(Abb. 2).
Insgesamt erschließt das Untersuchungsgebiet
Gesteine, die den vier Formationen Trias, Jura,
Tertiär und Quartär angehören (Tab. 1). Hierbei
handelt es sich fast nur um Sedimentgesteine.
Ausnahmen bilden Magmatite des "Schwäbischen Vulkans" und Impaktgesteine der Meteoritenkrater Ries und Steinheimer Becken, die jeweils dem Tertiär zuzuordnen sind.
Am Aufbau des Schichtstufenlands sind nur Gesteine des Mesozoikums beteiligt, das sich aus
Trias, Jura und Kreide zusammensetzt. Ablagerungen der Kreide sind im Untersuchungsgebiet
jedoch nicht nachgewiesen. Abb. 3 zeigt eine
vereinfachte geologische Übersichtskarte des
Regierungsbezirks Stuttgart.
14
Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart
ª
ª
Holozän
¬
Pleistozän
ª
Jungtertiär
¬
Alttertiär
ª
im Untersuchungsgebiet
«
¬
nicht nachgewiesen
«
ª
Weißer Jura (Malm)
Quartär
«
Neozoikum
<
«
Tertiär
¬
ª
Mesozoikum
 LfU
Kreide
< Jura
< Brauner Jura (Dogger
«
¬
Schwarzer Jura (Lias)
«
ª
Keuper
«
< Muschelkalk
Trias
¬
¬
Buntsandstein
Tab. 1: Stratigraphischer Bereich der im Untersuchungsgebiet zutage tretenden Gesteine.
NW
SE
Schichtstufenland
Albtrauf
Grundgebirge
B un ts
andste
in
Musch
elkalk
Keuper
Weißer
Ju ra
B raune
r Jura
Schwar
ze r Ju
ra
Molassetrog
Tertiär
Abb. 2: Schematisches NW-SE-Profil der Südwestdeutschen Schichtstufenlandschaft mit angrenzenden geologischen Einheiten (Grundgebirge von Schwarzwald, Odenwald und Spessart / Tertiär des Molassetrogs; permische Gesteine unberücksichtigt).
 LfU
Untersuchungsgebiet
Den flächenhaft größten Anteil des Untersuchungsgebietes nehmen bei gesonderter Betrachtung des Quartärs Gesteine der Trias ein
und hier wiederum diejenigen des Keupers, der
im zentralen Bereich zutage tritt. Das Hauptvorkommen des Muschelkalks schließt sich dem
Schichtstufenbau entsprechend im W und N
dem Keuper an, während der Buntsandstein
hauptsächlich im N als relativ kleiner Bereich
dem Muschelkalk folgt.
Gesteine des Jura bilden flächenhaft den zweitgrößten Anteil im Untersuchungsgebiet. Sie lagern dem Keuper auf und schließen sich hier
deshalb diesem nach SE an. Zu etwa gleichen
Teilen treten Unterer (schwarzer) und Oberer
(weißer) Jura auf. Während ersterer das Albvorland einnimmt, bildet Oberer Jura die Albhochfläche. Zwischen beiden vermittelt der Mittlere
(braune) Jura als schmal ausstreichendes Band
den Albaufstieg vom Vorland zur Hochfläche.
Tertiäre Gesteine treten nur im S und SE des
Untersuchungsgebietes und mit geringer flächenhafter Verbreitung auf.
Quartäre Ablagerungen überdecken als jüngste
Bildungen bis auf viele kleine Ausnahmen (=
Aufschlüsse präquartärer Gesteine) das gesamte Untersuchungsgebiet.
Im Folgenden werden die am Aufbau des Untersuchungsgebietes beteiligten Systeme (ehem.
Formationen) regionalgeologisch in der Reihenfolge abnehmenden Alters kurz abgehandelt.
Hierbei finden auch durch Revisionen überholte,
aber in geologischen Karten noch benutzte stratigraphische Begriffe Verwendung.
Eine zusammenfassende Darstellung der Geologie von Baden-Württemberg findet sich bei
GEYER & GWINNER (1986) sowie plakativ „wie
unser Land entstand“ bei STIER, BEHMEL &
SCHOLLENBERGER (1989)
4.3.1 Trias
Die charakteristische Dreiteilung der Trias in
Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper geht
15
auf ihre Ausbildung in Deutschland zurück
("Germanische Trias").
Ihre Gesteine entstanden im Germanischen Becken, einem mitteleuropäischen Sedimentationsgebiet, das sich nach der Variszischen Faltung im Zechstein (Ober-Perm) herausbildete
und sich im Laufe der Trias erweiterte. Unter
subtropischem bis semiaridem Klima entwickelte
sich der Muschelkalk durchgehend marin, während Buntsandstein und Keuper festländisch
beeinflusst sind. Mit Ausnahme des biostratigraphisch (Fossilien) gut belegbaren Oberen
Muschelkalks wird die gesamte Trias lithostratigraphisch (nach Gesteinsausbildung) gegliedert.
4.3.1.1 Buntsandstein
Der südwestdeutsche Anteil des Buntsandsteins
wurde im südlichen Randbereich des Germanischen Beckens abgelagert. Hier griff der Buntsandstein, dessen Beckenzentrum in Niedersachsen lag, im Bereich der Rheinischen Tiefenfurche zwischen den Hochgebieten (vor allem
Gallische Schwelle im Westen und Vindelizische
Schwelle im Südosten) als zungenförmiges Teilbecken immer weiter nach Süden über, bis
schließlich Verbindung zur alpinen Geosynkline
entstand. Hierbei wurden auch zunehmend
randliche Bereiche der umgebenden Hochgebiete überdeckt.
Der südwestdeutsche Buntsandstein setzt sich
überwiegend aus fein- bis mittelkörnigen Sandsteinen zusammen. Den übrigen Teil bilden Tonund Siltsteine sowie untergeordnet Konglomerate und chemische Sedimentgesteine. Die typische rotbraune Farbe der Sandsteine wird durch
einen Eisenoxidbelag der Sandkörner hervorgerufen.
Die fast immer in Sandsteinanschnitten zu erkennende Schrägschichtung lässt auf fluviatilen
Transport aus südlichen Richtungen schließen,
wobei sich die Transportmassen oft flächenhaft
im Sedimentationsraum ausbreiteten.
16
Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart
N
0
10
 LfU
Tauberbischofsheim
20
30 km
ber
Tau
Künzelsau
Heilbronn
Crailsheim
Schwäbisch Hall
t
Jags
Ko
che
r
Mu
rr
Rems
Stuttgart
Schwäbisch
Gemünd
Heidenheim
Fils
Böblingen
nz
Bre
Albtrauf
Ausstrichslinie geol. Grenzen
Kliff-Linie
Vulkanite
Tertiär Impaktgesteine
Sedimentgesteine
Abb. 3: Geologische Übersichtskarte des Regierungsbezirks Stuttgart
Weißer Jura
Muschelkalk
Schwarzer u. Brauner Jura
Buntsandstein
Keuper
 LfU
17
Untersuchungsgebiet
ª
Oberer Buntsandstein (so)
º
Obere Röttonsteine
< Rötquarzit
> (so2)
«
¼
¬
Untere Röttonsteine
Plattensandstein
(so1)
Mittlerer Buntsandstein (sm)
ª
Oberer Hauptbuntsandstein (sm2)
(Hauptbuntsandstein)
¬
Unterer Hauptbuntsandstein (sm1)
Unterer Buntsandstein (su )
ª
im Untersuchungsgebiet
¬
nicht aufgeschlossen
Tab. 2: Gliederung des Buntsandsteins im Untersuchungsgebiet.
Dieser war teilweise wasserbedeckt wie Tonablagerungen, Rippelmarken und andere Merkmale beweisen. Hiermit ergibt sich das Bild eines
mit zahlreichen Seen durchsetzten, kontinentalen Sedimentationsbeckens. Fossilien und
Steinsalzpseudomorphosen belegen ein semiarides bis arides Klima. Dies wird durch das
Vorkommen von Netzleisten einstiger Trockenrisse unterstrichen.
Der im Untersuchungsgebiet bis zu 600 m
mächtige Buntsandstein (Mächtigkeitszunahme
von 0 im SE bis 600 im N) tritt nur S des Mains,
im NE-Sporn des Odenwalds, bis etwa zur Linie
Külsheim-Werbach-Neubrunn flächenhaft zutage.
Kleine Vorkommen befinden sich am SW-Rand
des Untersuchungsgebietes bei Hausen im
Würmtal (Ostrand des Nordschwarzwälder
Buntsandsteingebietes) sowie in dessen Norden
bei Lauda und Ingelfingen. In den letzten beiden
Fällen handelt es sich um Buntsandsteinaufbrüche innerhalb des Muschelkalks, d.h. um geologische Fenster. Diese sind durch ihre Lage im
Fränkischen Schild, einem Hebungsraum mit
flacher Aufwölbung, sowie durch die hier tiefe
Zertalung der Muschelkalkplatte bedingt.
Zur stratigraphischen Gliederung des Buntsandsteins werden lithologische Merkmale verwendet, weil Fossilien schon wegen ihres geringen
Vorkommens nicht herangezogen werden können. Seine Großgliederung in Unteren, Mittleren
und Oberen Buntsandstein erfolgt auf Grund von
Sedimentationszyklen mit jeweils nach oben
abnehmender Korngröße. Für das Buntsandsteinvorkommen im N des Untersuchungsgebietes kann die vereinfachte Gliederung in Tabelle
2 gelten (nach RUTTE & WILCZEWSKI,1983)
Der Untere Buntsandstein wurde in der Tiefbohrung Ingelfingen durchteuft (Mächtigkeit nahezu
200 m), steht aber in Aufschlüssen des Untersuchungsgebietes nicht an.
Der Mittlere Buntsandstein zeigt als basale Folge (Unterer Hauptbuntsandstein, sm1) rote, feinbis grobkörnige Sandsteine, die nur wenige Tonund Siltsteinzwischenlagen aufweisen und massig absondern. Diese Sandsteine sind unter der
Bezeichnung Miltenberger Sandsteine bekannt
und wurden in großen, jetzt aufgelassenen
Steinbrüchen an der Uferstraße des Mains als
Bausteine gewonnen. Stellenweise sind hier
größere Netzleistenflächen aufgeschlossen.
Der Obere Hauptbuntsandstein (sm2) setzt sich
aus mehreren, teilweise geröllführenden und mit
Ton- und Siltsteinzwischenlagen versehenen
Sandsteinfolgen zusammen. Sein oberster Teil
wird als Felssandstein bezeichnet, ein harter
Sandstein, der Felsbildungen, Geländekanten
sowie Blocksammlungen verursacht und des-
18
Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart
ª
(Hauptmuschelkalk)
Semipartitus-Schichten (mo3)
< nodosus-Schichten (mo2)
Oberer Muschelkalk
¬
Mittlerer Muschelkalk
 LfU
→
salinarer Zyklus (mm)
ª
Unterer Muschelkalk
Trochitenschichten (mo1)
orbicularis-Schichten (mu3)
< Wellenkalk (mu2)
¬
Wellendolomit (mu1)
Tab. 3: Untergliederung des Muschelkalks im Untersuchungsgebiet.
halb bekannt ist. In Aufschlüssen zeigt dieser
Sandstein oft plastisch herauswitternde Schrägschichtungsstrukturen. Stratigraphisch entspricht
er dem Hauptkonglomerat im Schwarzwald.
Der Obere Buntsandstein lässt sich in den Plattensandstein (so1) und die auflagernden Röttonsteine (so2) untergliedern. Im unteren Grenzbereich des Plattensandsteins kommen stellenweise Karneol- und Dolomitkonkretionen vor (fossile
Bodenbildung), die zur Grenzziehung mitbenutzt
werden. Der Plattensandstein besteht aus überwiegend mittelkörnigem Sandstein mit Glimmeranreicherungen auf Schichtflächen, die plattige
Absonderung hervorrufen. Dickbankige Bereiche
werden z.T. heute noch in kleineren Steinbrüchen als Bausandstein abgebaut.
Die Röttonsteine werden durch den Rötquarzit,
einen bis über 10 m mächtigen verkieselten
Sandstein mit Spurenfossilien (Chirotheriensandstein), in Untere und Obere Röttonsteine
getrennt. Es handelt sich um rotbraune Ton- und
Siltsteine mit Sandsteinzwischenlagen, Reduktionshorizonten und lokal vorkommenden Gipsund Steinmergellagen. Im obersten Bereich belegt die Myophorienbank, ein dolomitischer Kalk
mit marin-brackischen Fossilien, den zum Muschelkalk überleitenden Meeresvorstoß. Aufschlüsse der Röttonsteine befinden sich bei
Lauda, Höhefeld (Landkreis Main-Tauber) und
Ingelfingen (Landkreis Hohenlohe).
4.3.1.2 Muschelkalk
Mit der Wende Buntsandstein/Muschelkalk vollzog sich in Südwestdeutschland eine Faziesänderung von fluviatil-limnischen zu vollmarinen
Sedimentationsbedingungen, die durch eine
Meeresingression aus dem polnischen Raum
hervorgerufen wurde (Öffnung der oberschlesischen Pforte). Dieses flache Nebenmeer des
Germanischen Beckens ingredierte unter aridem
Klima über das durch den Buntsandstein ausgeglichene Relief. Infolge erhöhter Verdunstung
und geringer klastischer Sedimentzufuhr entstanden fast nur karbonatische Ablagerungen.
Schließlich kam es bei kulminierender Verdunstung unter zu geringem Wassernachschub zu
einem Eindampfungszyklus mit Dolomit-, Gips-,
Anhydrit-, und Salzabscheidungen. Danach
drang durch Öffnung der Burgundischen Pforte
im Süden das Meer aus der alpinen Geosynkline
nach Norden in das Germanische Becken ein
und ermöglichte das Einwandern der mediterranen Fauna. Insgesamt ergibt sich also für den
Muschelkalk das Bild eines durch erhöhte Temperaturen und Salzkonzentrationen gekennzeichneten Binnenmeeres mit schmalen Verbindungswegen zum offenen Weltmeer.
Der im Untersuchungsgebiet bis über 200 m
mächtige Muschelkalk (Gliederung siehe Tab. 3)
tritt überwiegend etwa nördlich der Linie Möckmühl-Creglingen bis zum bei Welzheim beginnenden Buntsandstein, also im Taubergrund
zutage. Ein kleineres Vorkommen liegt am SW-
 LfU
Untersuchungsgebiet
Rand des Untersuchungsgebietes nahe der
Ostgrenze der Nordschwarzwalds. Schließlich
legten Neckar, Kocher und Jagst in ihren tief in
die große Keuperfläche eingeschnittenen Tälern
Muschelkalk fast bis zur NW-Grenze des Jura
frei (vom flächenhaften Vorkommen im N nach S
bis etwa zur Linie Stuttgart-Crailsheim). Der im
Taubergrund bis über 80 m mächtige Untere
Muschelkalk besteht zu einem erheblichen Teil
aus grauen dünnschichtigen Kalken (mu2), die
nach unten in Ton- und Kalksteine mit dolomitischen Bereichen (mu1) und nach oben in Mergel
(mu3) übergehen. Die gesamte Folge ist zyklisch aufgebaut und weist konglomeratische,
oolithische sowie aus Schill bestehende Zwischenlagen auf, die zur stratigraphischen Feingliederung herangezogen werden.
Wellenkalkaufschlüsse zeigen wellenartig verformte Schichtflächen (namengebend) mit Rillen
und Riefen, Rinnenanschnitte sowie weitere
Sedimentationsmerkmale, die zusammen mit
den o. a. grobkörnigen Zwischenlagen auf eine
Sedimentation im Gezeitenbereich des Muschelkalkmeeres schließen lassen.
Innerhalb des Untersuchungsgebietes lassen
sich im Unteren Muschelkalk drei Faziesbereiche unterscheiden. Die im mu1 und mu2 dolomitischen und sandige Freudenstädter Fazits zeigt
beckenrandliches Sedimentationsmilieu an und
reicht von S nach N bis etwa zur Linie Ludwigsburg-Braunsbach a. K. - Rothenburg ob der
Tauber , wobei sie im Bereich der unteren Tauber als schmaler Sporn (Tauber-Barre) unter
Mächtigkeitsreduktion nach NW vorgreift. Westlich der Tauber-Barre liegt die im mu1 nach NW
zunehmenden Kalkgehalt aufweisende Mosbacher Fazies vor, während östlich davon die Meininger Fazies mit überwiegend kalkig entwickeltem mu vorherrscht. Morphologisch tritt der Wellenkalk insbesondere in Tälern hervor. Hier verursacht er an Prallhängen steile Böschungen.
Der Mittlere Muschelkalk stellt mit seinem Salinarzyklus (Dolomit, Anhydrit, Gips, Salz) einen
bedeutenden Bodenschatz dar. Innerhalb des
Untersuchungsgebietes sind die Steinsalzlager
am mächtigsten in der Heilbronner Mulde entwickelt, wo sie auch untertage abgebaut werden.
19
Fehlt jedoch eine genügend mächtige Gesteinsüberdeckung, ist das Salzgebirge durch bewegtes Wasser ausgelaugt und liegt nur noch als
Residualgestein vor. Hierbei sind Mächtigkeitsreduktionen um bis zu über 60% festzustellen.
In den seltenen Übertage-Aufschlüssen stehen
als Residualgestein in ihrer Lagerung stark gestörte (infolge Hohlraumversturz) dolomitische,
Stink-, Schill- und Zellenkalke zusammen mit
Mergel und Residualton, manchmal auch Gips
an. Geomorphologisch macht sich der Mittlere
Muschelkalk durch wellige Verebnungen und
Erweiterung von Talquerschnitten bemerkbar.
Der Versturz von Hohlräumen pflanzt sich oft im
Hauptmuschelkalk über größere Mächtigkeiten
nach oben bis zur Erdoberfläche weiter, wo
dann großräumige Schichtverbiegungen die Folge sind (Auslaugungstektonik). Ist der Mittlere
Muschelkalk in Talhängen angeschnitten, zeigt
der überlagernde Muschelkalk wegen fehlendem
Widerlager meist talwärts geneigte Schichtung.
Schließlich geht auch die Entstehung zahlreicher
Dolinen ursächlich auf die Auslaugung des Mittleren Muschelkalks zurück.
Über dem infolge lebensfeindlicher Entstehungsbedingungen weitgehend fossilfreien Mittleren Muschelkalk lagert der fossilreiche Obere
Muschelkalk. Im Untersuchungsgebiet steigt
seine Mächtigkeit bis auf über 90 m an. Er setzt
sich hauptsächlich aus dichten Kalksteinen (aus
Kalkschlamm entstanden; teilweise mit höherem
Tongehalt) und bioklastischen Kalksteinen (teilweise oolithische Schalentrümmerbänke) zusammen, die in der Profilfolge einen lebhaften
Wechsel zeigen. Tonstein, Mergel sowie Dolomit
kommen untergeordnet vor.
Der Obere Muschelkalk verursacht eine flächenhaft große Schichtstufe, in deren Tälern er meist
Felswände bildet. Im Untersuchungsgebiet stellt
er das wirtschaftlich am meisten genutzte Gestein dar, so dass es bei der großen Anzahl aufgelassener wie in Betrieb befindlicher Steinbrüche an Aufschlüssen nicht fehlt. Die auch als
Hauptmuschelkalk bezeichnete Schichtenfolge
ermöglicht auf Grund ihres Fossilgehalts zunächst eine Untergliederung in Trochitenschichten, nodosus-Schichten und semipartitus-
20
Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart
Schichten. Eine weitergehende, besonders detaillierte Unterteilung kann erfolgen, wenn die
zahlreichen biostratigraphischen Leithorizonte
mit lithostratigraphischen Horizonten in Bezug
gesetzt werden.
Im Untersuchungsgebiet zeigen einzelne Profilbereiche des Hauptmuschelkalks regional unterschiedliche, fazielle Entwicklungen, die in Abhängigkeit von der paläogeographischen Lage
jeweils verschiedene Sedimentationsbedingungen repräsentieren.
Die Trochitenschichten (mo1; auch Trochitenkalk oder Unterer Hauptmuschelkalk genannt)
zeichnen sich durch in bioklastischen Bänken
angereicherte Vorkommen von Trochiten (Seelilienstielglieder) aus. Während im oberen Profilbereich meist dichte Kalke mit Mergelfugen den
Raum zwischen den Bioklastiten ausfüllen, sind
es im unteren Drittel überwiegend Mergel (Haßmersheimer Schichten). Letztere keilen nach
Osten und Norden Richtung Mainfranken und
Crailsheim aus, wo sich die Trochitenbänke zu
massigem Trochitenkalk entwickeln. Oben
schließen die Trochitenschichten mit der Spiriferina-Bank, einem wichtigen und bis über die
Grenzen des Untersuchungsgebietes hinausreichenden Leithorizont, ab.
Nodosus- und semipartitus-Schichten (mo2 und
mo3) können als Oberer Hauptmuschelkalk zusammengefasst werden. Dieser weist im Untersuchungsgebiet
verschiedene
Faziesentwicklungen auf, die sich überwiegend auf die
semipartitus-Schichten beziehen.
Am auffälligsten ist die durch mächtige Schillablagerungen gekennzeichnete Quaderkalkfazies,
deren Westteil dem Gebiet zwischen Gammesfeld im S und Grünsfeld im N angehört. Es sind
flache Grobsedimentschübe, welche die aus
Mergelkalken und Tonmergeln bestehende
Normalfazies in erheblichem Maß verdrängen
und deren Sedimentation ursächlich mit der unmittelbar südlich gelegenen Gammesfelder Barre (einer Meeresuntiefe, die sich schon im mu
als Tauber-Barre bemerkbar machte) in Zusammenhang steht (RUTTE & WILCZEWSKI,
1983).
 LfU
Nach Westen und Norden schließt sich an die
Quaderkalkfazies (etwa NW der Linie Krautheim-Weikersheim) die beckennähere Tonfazies
Mainfrankens an. Südlich dieser Linie liegt das
östliche Gebiet der beckenzentralen Kochendorfer Fazies, die einen hohen Anteil an Tonstein
und dichtem Kalkstein sowie an deren Mischungsreihen aufweist.
Schließlich folgt nach S (etwa ab der Linie
Gammesfeld-Braunsbach) die Kalkfazies. Diese
Linie stellt gleichzeitig die ungefähre Nordgrenze
des Trigonodus-Dolomits dar, der nach S einen
zunehmend größeren Profilbereich im Oberen
Hauptmuschelkalk einnimmt. Im N klingt die Dolomitisierung unter Einsatz der Fränkischen
Grenzschichten, dem jüngsten Schichtglied des
Oberen Muschelkalks, aus. Den Übergang bildet
der Trigonodus-Kalk.
Die Fränkischen Grenzschichten zeigen mit ihren Ton- und Kalksteinen den tiefsten Bereich
des Meeres am Ende der Muschelkalkzeit an
(BACHMANN & GWINNER,1979).
Die jüngste Muschelkalkbildung ist das mo/kuGrenzbonebed, ein nur wenige Zentimeter
mächtiger Leithorizont mit angereicherten Knochenresten von Vertebraten u.a.. Dieser Horizont lagert teilweise diskordant auf den liegenden Schichten.
4.3.1.3 Keuper
Mit dem Keuper setzte nach dem marin entwickeltem Muschelkalk wieder festländisch beeinflusste Sedimentation ein. Im Vergleich zum
Buntsandstein war das Germanische Becken
nun weiter und flacher geworden (BRINKMANN
1966) und es lagerten sich gegenüber den eintönigen Buntsandsteinfolgen unter verschiedensten Sedimentationsbedingungen (marin,
brackisch, fluviatil, limnisch, äolisch) faziell vielfältige Gesteine ab. Diese sind zum größten Teil
klastisch (hauptsächlich Silt-, Sand- und Tonsteine). Den kleineren Teil bilden Mergelstein,
Kalkstein, Gips und Anhydrit.
Die fazielle Vielfalt zeigt sich deutlich in den für
den Keuper typischen, bunten und abwechs-
 LfU
Untersuchungsgebiet
lungsreichen Gesteinsfarben sowie in der Form
einzelner Lithosome.
Der vielfache Wechsel der Sedimentationsbedingungen kann auf mehrfache isostatische Änderungen zwischen Germanischem Becken und
umgebenden Abtragungsgebieten zurückgeführt
werden. Letztere sind auf Grund sedimentärer
Merkmale (z.B. Schrägschichtung) z.T. als Liefergebiet der Sandsteine (Fennoskandisches
Festland im Norden und Böhmische Masse sowie Vindelizisches Land im Südosten) bekannt.
Insgesamt ergibt sich für den süddeutschen Teil
des Germanischen Beckens im Keuper das Bild
einer flachen Senke, die durch kurzzeitige Meeresüberflutungen und große Seenlandschaften
meist seichte Wasserbedeckung aufwies. Infolge
fehlender Frischwasserzufuhr kam es zu erhöhten Salzkonzentrationen und damit zu Gipsausscheidungen. Von den Abtragungsgebieten herkommende Flüsse mündeten in die Senke und
luden dort ihre Sandfracht überwiegend als Deltaschüttungen ab. Entsprechend den durch die
klastischen Gesteine vorgegebenen, schlechten
Fossilisationsbedingungen sowie infolge teilweise lebensfeindlichem Ablagerungsmilieu weist
der Keuper einen nur geringen Fossilgehalt auf.
Dieser besteht zum größeren Teil aus pflanzlichen Fossilien.
Der im Untersuchungsgebiet bis über 450 m
mächtige Keuper (Mächtigkeitszunahme von S
nach N) tritt etwa zwischen den Linien Möckmühl-Creglingen im Norden und StuttgartEllwangen im Süden großflächig zutage und
nimmt den zentralen Hauptteil ein.
Der lebhafte Gesteinswechsel zeichnet sich
auch morphologisch ab, indem verwitterungsresistente Sandsteine einerseits Geländeterrassen
mit entsprechenden Verebnungen und andererseits bei geringer lateraler Ausbreitung lang gestreckte Höhenzüge verursachen. Wasserstauende Ton- und Siltsteine sind flächenhaft erodiert und bilden Steilhänge von Terrassenstufen
und tief eingeschnittenen Tälern und Klingen.
Bei weitgehender Zertalung von Schichtstufenflächen sind teilweise nur noch inselartige Restvorkommen von Sandsteinen vorhanden. Letzte-
21
re bilden dann Hochflächen von Zeugenbergen.
Gipsvorkommen bewirken flachwellige Landschaftsformen, lokale Aufweitungen von Tälern
sowie Dolinen, die durch Nachsinken des Hangenden in durch Subrosion entstandene Hohlräume hervorgerufen werden. Die Gliederung
des Keupers erfolgt mangels (Leit-) Fossilien
nach lithostratigraphischen Merkmalen (Tab. 4).
Hierbei ist neben dem lebhaften vertikalen Fazieswechsel auch ein solcher in horizontaler
Richtung anzuführen, der nicht in die schematische Gliederung eingeht.
Der auch als Lettenkeuper bezeichnete Untere
Keuper bildet auf der HauptmuschelkalkSchichtstufe weite Verebnungen (MuschelkalkLettenkeuper-Flächen) wie z.B. die Hohenloher
Ebene, weist jedoch meist mächtige Quartärbedeckungen auf. Seine besten Aufschlüsse befinden sich in z.T. in Betrieb befindlichen Muschelkalksteinbrüchen, wo er als Abraum über dem
Muschelkalk (Deckschichten) noch mitangeschnitten ist.
Der Lettenkeuper setzt sich im Wesentlichen
aus Ton- und Siltsteinen (grau, braun, grünlich)
mit zwischengeschalteten, teils dolomitischen
Kalksteinen sowie Sandsteinen zusammen.
Letztere treten hauptsächlich in der Profilmitte
des
Lettenkeupers
auf
(LettenkeuperHauptsandstein) und bestehen überwiegend aus
einer Wechselfolge von Sandsteinen und sandig-siltigen Tonsteinen ("Normalfazies"). Lokal
sind die Sandsteinbänkchen jedoch zu dickbankig-massigem Sandstein entwickelt ("Flutfazies"), der früher vielerorts als Werksandstein
gewonnen wurde. Verbindet man die Vorkommen des Lettenkeuper-Hauptsandstein in "Flutfazies", so gelangt man nach WURSTER (1968)
zu einem System von Sandsteinsträngen, das
als deltaartige Ablagerung von aus nördlichem
Liefergebiet transportierten Sanden gedeutet
wird. In den Sandsteinen bzw. in deren obersten
Bereich treten oft kohlige Pflanzenfossilien auf,
die zu kleinen kohligen Lagen angesammelt sein
können. Hierbei handelt es sich wahrscheinlich
größtenteils um als Treibgut transportierte Pflanzenreste (BACHMANN & GWINNER, 1979).
Frühere Abbauversuche dieser kleinen Kohle-
22
Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart
Rät
Oberer Keuper (ko)
ª
(km5) Knollenmergel
«
(km4) Stubensandstein
«
Mittlerer Keuper (km)
 LfU
ª
< (km3)
Obere Bunte Mergel º
< Kieselsandstein
«
¬
> Bunte Mergel
Untere Bunte Mergel¼
¨
(km2) Schilfsandstein
¬
(km1) Gipskeuper
Lettenkeuper
Unterer Keuper (ku)
Tab. 4: Untergliederung des Keupers im Regierungsbezirk Stuttgart.
Der Mittlere Keuper stellt mit seiner Mächtigkeit
von bis über 250 m (Lettenkeuper bis über 30 m;
Rät bis ca. 10 m) und hinsichtlich seiner flächenhaften Verbreitung die wichtigste Schichtenfolge des Keupers dar. Der starke Wechsel
der Gesteine in der Vertikalen ermöglicht die
Untergliederung in eine größere Anzahl von
Schichtgliedern. Im Wesentlichen handelt es
sich um eine Folge von Ton-Mergel-Gesteinen
mit zwischengeschalteten Kalkstein-und Steinmergelbänkchen und von Sandsteinen, die unten mit einem Gipslager (km1) beginnt. Die Folge weist einen lebhaften, schichtgebundenen
Farbwechsel (grau, rotbraun, violett, grün, gelb)
und unterschiedlichste Verwitterungsresistenzen
auf. Der Mittlere Keuper baut im Wesentlichen
das Keuper-Bergland auf, eine durch Schichtstufen und Verebnungsflächen geprägte Landschaft, die ihren geologischen Aufbau deutlich
durch die Morphologie nachzeichnet.
delt sich um eine Folge bunt gefärbter Mergel
mit Ton- und Siltsteinen, die anhand zwischengeschalteter Gipsvorkommen, Steinmergel-,
Dolomit- und Sandsteinbänken weitgehend gliederbar ist. Das größte Gipsvorkommen liegt im
basalen Bereich (Grundgipsschichten),eine bis
10 m mächtige Folge mit eingelagerten Mergel-,
Ton- und Steinmergellagen, die mancherorts
(z.B. Obersontheim, Landkreis Schwäbisch Hall)
abgebaut wird. Der Mittlere Gipshorizont zeigt
nur noch lokale Gipsvorkommen in Form einzelner Bänkchen, Linsen oder Knauern. Weiter
nach oben ist der Gipskeuper als gipsarm zu
bezeichnen. Dieses km1-Profil liegt jedoch nicht
immer vor, weil Gips durch Wasser oberflächlich
und unterirdisch (Subrosion) aufgelöst und somit
die Gesamtmächtigkeit reduziert wird. Durch
Subrosion und nachsackendes Hangendes werden flachwellige Landschaftsformen erzeugt, die
im Norden und Westen das Keuper-Bergland
umsäumen. Hierbei bewirken jedoch schon geringmächtige Steinmergel-, Dolomit- und Sandsteinbänke durch Geländekanten und kleinere
Verebnungen morphologische Unterbrechungen
wie z.B. die "Engelhofer Platte" (quarzitische
Sandsteinbank über dem Mittleren Gipshorizont;
locus typicus NE Gaildorf, Landkreis Schwäbisch Hall).
Der Gipskeuper (km1) besitzt mit etwa 150 m
seine größte Mächtigkeit im Kraichgau. Es han-
Über dem Gipskeuper folgt als nächstes
Schichtglied des Mittleren Keupers der Schilf-
vorkommen führten zu der Bezeichnung "Lettenkohle" für den Unteren Keuper.
Die Fauna des Lettenkeupers enthält neben
Vertebratenresten (Fische, Amphibien und Reptilien) überwiegend Fossilien eines marinbrackischen Ablagerungsmilieus.
 LfU
Untersuchungsgebiet
sandstein (km2), eine dem LettenkeuperHauptsandstein gleichende Sandsteinfolge, die
ebenso wie dieser in "Normalfazies" und in "Flutfazies" vorkommt und ebenfalls dem Fennoskandischen Festland im Norden entstammt
(BACHMANN & GWINNER,1979). Der überwiegend gleichmäßig feinkörnige Schilfsandstein
besitzt u.a. wegen seines Glaukonitgehalts meist
eine grünliche Farbe und zeigt oft Schrägschichtung. Zusammen mit dem Fossilinhalt sprechen
diese Merkmale für eine deltaartige Sandablagerung in einem marinen Becken.
Die selten aufgeschlossene "Normalfazies" ist
eine Wechselfolge von Sandsteinen und sandigen Silt- und Tonsteinen, also ein durch Stillwasserstadien gekennzeichnetes Ablagerungsmilieu. In der "Flutfazies" schwillt der Schilfsandstein lokal zu dickbankig-massig absondernden
Sandsteinpaketen an und steht in zahlreichen
aufgelassenen Steinbrüchen an, wo er früher als
Werkstein gewonnen wurde. Die eigentlich falsche Bezeichnung "Schilfsandstein" ist auf das
hier häufigste Pflanzenfossil Schachtelhalm zurückzuführen, das mit Schilf verwechselt wurde.
Als drittes Schichtglied des Mittleren Keupers
lagern über dem Schilfsandstein die Bunten
Mergel (km3). Es sind überwiegend rotbraune
Mergel, Ton- und Siltsteine mit Sandstein- und
Steinmergelbänken, die durch den 0,1 m (im W)
bis ca. 25 m (im E) mächtigen Kieselsandstein
(km3s) in Untere (km3u) und Obere (km3o) Bunte Mergel untergliedert werden.
Die Unteren Bunten Mergel können von unten
nach oben in Dunkle Mergel, Rote Wand (locus
typicus im Stuttgarter Raum) und Lehrbergschichten gegliedert werden, wovon im Untersuchungsgebiet hauptsächlich der obere Profilbereich aufgeschlossen ist. Dies beruht darauf,
dass der überlagernde Kieselsandstein in Klingen oft Wasserfälle verursacht, wobei sein Liegendes mancherorts tief erodiert ist (z.B. im
NSG Wieslaufschlucht). Mit den nur wenige Meter mächtigen und aus grünen Mergeln und hellgrünen Steinmergelbänken bestehenden Lehrbergschichten setzt ein deutlicher Farbumschlag
von rotbraunen nach grauen und grünen Gesteinen ein.
23
Der den Lehrbergschichten und damit den Unteren Bunten Mergeln auflagernde Kieselsandstein
(km3s) ist nur teilweise kieselig gebunden, sodass härtere und weichere Bereiche festzustellen sind. Hauptsächlich in Profilmitte sind ihm
Mergel zwischengeschaltet. Er ist über Engelhofer Platte und Schilfsandstein der dritte Stufenbildner im Keuper-Bergland. Entsprechend seinen petrographischen Merkmalen (schlechter
Rundungs- und Sortierungsgrad) ist der Kieselsandstein als Schichtflutablagerung zu deuten.
Seine Aufschlüsse sind vorwiegend natürlichen
Ursprungs und beschränken sich hauptsächlich
auf Klingen, wo er insbesondere mit einer kieseligen Basisbank Wasserfälle verursacht, sowie
auf Hangabrisse, die durch die instabilen Unteren Bunten Mergel im Liegenden bedingt sind.
Dem Kieselsandstein lagern als Dritter und oberer Teil des km3 die Oberen Bunten Mergel
(km3o) auf. Es ist eine Wechselfolge von grauen
bis grünen Mergeln und Steinmergelbänkchen,
die untergeordnet auch rötliche Mergel, Dolomitlagen und Gipsresiduen enthält und seltener
aufgeschlossen ist.
Das wohl bekannteste Schichtglied des Mittleren
Keupers im Regierungsbezirk Stuttgart ist der
über den Bunten Mergeln folgende Stubensandstein (km4), eine bis über 100 m mächtige Folge
von Sandsteinen, die insbesondere im mittleren
Teil Einschaltungen von Ton- und Mergelgesteinen aufweist und in vier Sandsteinkomplexe (1.
bis 4. Stubensandsteinhorizont) unterteilt werden kann. Generell nimmt die Mächtigkeit der
Sandsteine von Osten nach Westen ab, sodass
im Kraichgau nur noch gering mächtige Sandsteinhorizonte in vorherrschenden Mergeln und
Steinmergeln vorliegen (Steinmergelkeuper).
Seine deutlichste fazielle Differenzierung zeigt
der Stubensandstein in den Löwensteiner Bergen (BACHMANN & GWINNER,1979). Morphologisch stellt der Stubensandstein über Engelhofer Platte, Schilfsandstein und Kieselsandstein
eine Vierte, jedoch differenzierte Schichtstufe
des Mittleren Keupers im Keuper-Bergland dar.
Die Bezeichnung Stubensandstein ist auf die
Verwendung lockerer Sandsteinbereiche (überwiegend im 3. und 4. Stubensandsteinhorizont)
24
Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart
als Fegsand zurückzuführen, der früher meist in
Gruben und teils untertage gewonnen wurde.
Der 1.Stubensandsteinhorizont besteht aus überwiegend kalkig gebundenem und damit relativ hartem Sandstein, der als "Fleins" bezeichnet
wird und früher in zahlreichen kleinen Steinbrüchen abgebaut wurde. In seinem unteren Bereich zeigt er lokal Aufarbeitungshorizonte mit
Mergelgeröllen und -stücken, die den Oberen
Bunten Mergeln entstammen. Nach Westen
schalten sich vor allem im unteren Teil zunehmend Mergel und Steinmergel ein und der
Sandstein wird feinkörniger. Morphologisch verursacht der "Fleins" Verebnungen und Wasserfälle.
Der 2. Stubensandsteinhorizont kann mit dem 3.
als Mittlerer Stubensandstein zusammengefasst
werden, der durch zwischengelagerte und teils
auskeilende Mergel einen unruhigen Aufbau
zeigt. In einzelnen Steinbrüchen von z.T. beachtlicher Größe wird er noch zur Sandherstellung abgebaut.
Zwischen 1. und 2. Stubensandsteinhorizont
befinden sich rotbraune Mergel, die bei Mainhardt mit über 14 m die größte Mächtigkeit erreichen (Mainhardter Mergel) und kalkige Einschaltungen enthalten. Stratigraphisch entsprechen
sie einer Mergelfolge im Westen, die im Kraichgau als Leithorizont die oolithische Bank und im
Stromberg als Äquivalent die OchsenbachSchicht enthält (SCHWEIZER & KRAATZ,1982).
Der petrographische Aufbau des 2. Stubensandsteinhorizonts zeigt eine von unten nach oben
abnehmende Härte der meist schräggeschichteten Sandsteine sowie eine gleichgerichtete Zunahme an Mergeln. Paläontologisch zeichnet
sich die Gesteinsfolge durch fossile Hölzer (Kieselholz im Osten) und Vertebratenfossilien (im
Westen) aus. Über ihr lagert lokal das aus Kalkund Mergelbruchstücken bestehende und als
Leithorzont
dienende
"Kalkkonglomerat"
(BACHMANN & GWINNER,1979), das auch am
Stromberg, jedoch nicht im Kraichgau vorhanden ist.
 LfU
Der 3.Stubensandsteinhorizont stellt mit seinen
vorwiegend tonig gebundenen, z.T. grobkörnigen und schräggeschichteten Sandsteinen mit
Mergelzwischenlagen die Fortsetzung des 2.
Stubensandsteinhorizontes dar. Ihm entspricht
im Kraichgau eine nur geringmächtige Sandsteinlage. Darüber lagern die auch im Westen
vorhandenen "Unteren bzw. Falschen Knollenmergel".
Der 4. Stubensandsteinhorizont besteht aus
überwiegend tonig gebundenem Sandstein und
besitzt eine meist gelbliche Gesteinsfarbe, die
durch Pyrit hervorgerufen wird. Lokale Erzvorkommen (z.B. bei Wüstenrot) wurden früher wegen ihres (geringen) Gehaltes an Edelmetallen
abgebaut. Als oberster Sandsteinkomplex des
Stubensandsteins und damit des Mittleren Keupers macht er sich morphologisch besonders
deutlich bemerkbar, da die überlagernden Knollenmergel flächenhaft erodiert sind. Somit verursacht er Hochflächen mit randlich tief eingeschnittenen Klingen für das Gestein typische,
grottenartige Hohlkehlenbildung, welche die Bezeichnung "Höhlensandstein" begründen. Im
Westen des Untersuchungsgebietes stellen Äquivalente des 4. Stubensandsteinhorizontes die
auffälligste Sandschüttung des Steinmergelkeupers (4 m verkieselter Sandstein im Kraichgau;
20
m
Sandstein
im
Stromberg)
dar
(SCHWEIZER & KRAATZ,1982).
Mit dem Knollenmergel (km5) schließt der Mittlere Keuper oben ab. Die überwiegend rotbraunen
Mergel enthalten Steinmergelknollen und sind
wegen ihrer Rutschungen nach Wasserzutritt
bekannt. Wo der flächenhaft abgetragene Knollenmergel infolge Überdeckung durch Rät oder
Unteren Jura noch erhalten ist, zeigt er im Ausstrich stets Rutschungen mit etwa hangparallelen Querfalten, sodass wellige Oberflächenformen vorliegen und Aufschlussprofile fehlen.
Der Obere Keuper (Rät) weist im Untersuchungsgebiet nur geringe Mächtigkeit und lückenhafte Verbreitung bzw. inselartige Restvorkommen auf, sodass die Formationsgrenze Trias/Jura sowohl als Grenze Knollenmergel/Lias
als auch als Grenze Rät/Lias vorliegt.
 LfU
Untersuchungsgebiet
Im Wesentlichen handelt es sich um nur wenige
Meter mächtige Sand- und Tonsteine, die unter
marinen Sedimentationsbedingungen abgelagert
wurden. Die gelblichen, dickbankigen bis plattigen Sandsteine wurden früher in kleinen Steinbrüchen abgebaut, von denen heute nur noch
wenige Restprofile erhalten sind.
Mit dem marinen Rät beginnt der Wechsel vom
festländisch beeinflussten Keuper zu den vollmarinen Sedimentationsverhältnissen des Jura.
4.3.2 Jura
Das durch die aus südlicher Richtung stammende Rät-Transgression entstandene Jurameer
löste als jungmesozoisches Schelfmeer die Epoche des Germanischen Beckens ab
(BRINKMANN,1966). Mit Beginn des Jura wurde
Süddeutschland aus nördlicher Richtung über
die "Hessische Straße" (zwischen ardennischrheinischer Masse im W und Böhmischer Masse
im E) zunehmend überflutet. Infolge ausgeprägter Wasserschichtung entstanden im untersten
Bereich dieses Flachmeeres bituminöse Schiefer. Unter fortschreitender Transgression wurden
aus nördlichen Abtragungsgebieten klastische
Sedimente abgelagert. Mit der Schließung der
"Hessischen Straße" entstand die Mitteldeutsche
Landbrücke, die das süddeutsche vom nördlichen Jurameer trennte. Damit ging die Öffnung
des süddeutschen Jurameeres nach Süden einher und es erfolgte eine Angliederung an die
Tethys.
Nach anfänglicher Bildung von gebankten Kalksteinen und Mergeln in tieferen Meeresbereichen breitete sich eine zusehends nach Süden
übergreifende und Mächtigkeitszunahmen bewirkende Schwammfazies aus. Die hierdurch
entstandenen Massenkalke stellen Schwammriffe eines reich gegliederten submarinen Reliefs
dar, das nachfolgend durch die Bildung gebankter Kalke größtenteils wieder ausgeglichen wurde.
Mit Ausgang des Jura erfolgte durch den Rückzug des Meeres nach Süden eine weitgehende
25
Regression, die den süddeutschen Raum trockenlegte.
Innerhalb des Untersuchungsgebietes sind jurassische Gesteine etwa südlich der Linie Böblingen-Ellwangen, also im Bereich der Schwäbischen Alb und deren Vorland flächenhaft verbreitet und nehmen somit nach dem Keuper den
nächst größeren Teil ein. Die Jura-Formation
Südwestdeutschlands ist eine überwiegend aus
Kalksteinen, zu einem kleineren Teil aus Mergeln, Ton- und Sandsteinen bestehende, fossilreiche Gesteinsfolge, die Mächtigkeiten bis über
800 m aufweist (GEYER & GWINNER, 1968)
und nach lithologischen Gesichtspunkten in Unteren (Schwarzen), Mittleren (Braunen) und Oberen (Weißen) Jura gegliedert wird. Diese drei
Abteilungen können auf Grund lithologischer und
paläontologischer Merkmale jeweils in Stufen,
Unterstufen, Zonen und Subzonen weitgehend
untergliedert werden (s. Tab. 5).
Morphologisch machen sich im Schichtstufenland jurassische Gesteine am deutlichsten wirksam, indem sie die Schwäbische Alb mit ihrem
steil ansteigenden Nordrand (Albtrauf) aufbauen.
Sie verursachen eine morphologisch differenzierte Schichtstufe, wobei der Weiße Jura den
steilsten Anstieg, die Albtraufkante und die Albhochfläche bildet.
4.3.2.1 Schwarzer Jura
Der Schwarze Jura weist im Untersuchungsgebiet Mächtigkeiten bis über 100 m auf und setzt
sich überwiegend aus Tonsteinen und Mergeln
zusammen. Im unteren Profilbereich sind Sandund Kalksteine zwischengeschaltet.
Sein flächenhaftes Vorkommen liegt hauptsächlich im Albvorland, reicht aber lokal zungenförmig weit in das Keuper-Bergland hinein, wo einzelne Berge z.T. noch isolierte Reste ("LiasInseln")
tragen.
Angulatensandstein
und
Gryphaeenkalk des unteren Schwarzjura verursachen ausgeprägte Geländekanten mit weiten
anschließenden Verebnungen, wobei sie den
liegenden Knollenmergel vor Abtrag schützen.
26
Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart
Hangende Bankkalke
ζ3
Obere Weißjuramergel (Zementmergel)
ζ2
Liegende Bankkalke
ζ1
Obere Felsenkalke
ε 1-2
Untere Felsenkalke
γ 1-4
Mittlere Weißjuramergel (Kimmeridge-Mergel)
γ 1-3
Wohlgeschichtete Kalke (Oxford-Kalke)
β 1-2
Untere Weißjuramergel (Oxford-Mergel)
α 1-2
 LfU
Untertithonium
Oberer Jura
Kimmeridgium
(Weißer Jura)
(Malm)
Oxfordium
ζ 1-2
Callovium
Obere Braunjuratone
ε 1-2
Bathonium
Oolithische Laibsteinschichten
δ 1-2
Kalksandige Braunjuratone
γ 1-2
Sandflaserige Braunjuratone
β 1-3
Untere Braunjuratone (Opalinuston)
α 1-2
Obere Schwarzjuramergel (jurense-Mergel)
ζ
Posidonienschiefer
ε 1-3
Obere Schwarzjuratone
δ 1-2
Untere Schwarzjuramergel (numismalis-Mergel)
γ
Untere Schwarzjuratone (turneri-Tone)
β 1-2
Gryphaeenkalke (Arietenkalke)
α3
Angulatensandsteine mit Angulatentonen
α2
Psilonotentone
α1
Mittlerer Jura
Bajocium
(Brauner Jura)
(Dogger)
Aalenium
Toarcium
Pliensbachium
Unterer Jura
(Schwarzer J.)
Sinemurium
(Lias)
Hettangium
Tab. 5: Untergliederung des Jura im Regierungsbezirk Stuttgart (n. GEYER & GWINNER 1984)
Das besonders weite Vorspringen des unteren
Schwarzjura südlich Stuttgart nach NW beruht
auf dessen tektonisch geschützter Tieflage im
Fildergraben. Die jüngeren Schichtglieder treten
nahe vor dem Albtrauf zutage.
Infolge des instabilen Knollenmergels erfolgten
am Rande der durch Taleinschnitte stark zerlappten Verebnungen lokal Rutschungen, die
Abrisskanten und damit natürliche Aufschlüsse
des Schwarzjura hinterließen. Nur noch selten
sind seine Sand- und Kalksteine durch ehemalige Steinbrüche angeschnitten. Die übrigen
Schichtglieder des Schwarzen Jura bestehen
fast nur aus Tonsteinen und Mergeln, sodass sie
mit Ausnahme des Posidonienschiefers (der
heute noch in Steinbrüchen abgebaut wird)
hauptsächlich in Bachrissen anzutreffen sind.
 LfU
Untersuchungsgebiet
Der Schwarze Jura α besteht im Wesentlichen
aus Tonsteinen mit tonigen Mergeln, Sandsteinen und Kalksteinen sowie kalkigen Aufarbeitungslagen, die z.T. als Leithorizonte dienen.
Während Kalksteine im obersten Profilbereich
vorkommen, sind Ton- und Sandsteine eigentlich über das Gesamtprofil verteilt, aber im unteren Teil (Tonsteine) bzw. im mittleren Teil
(Sandsteine) angereichert. Letztere setzen sich
nach BLOOS (1976) aus im Prinzip linsenförmigen Sandsteinkörpern verschiedenster Größe
zusammen und besitzen bei Plochingen, wie der
gesamte Schwarzjura α auch, ihre maximale
Mächtigkeit.
Die Untergliederung des Schwarzjura α erfolgt
auf Grund lithologischer und paläontologischer
Merkmale von unten nach oben in Psilonotentone (α1), Angulatensandsteine (α2) und
Gryphaeenkalke (α3).
Die über dem Knollenmergel bzw. dem Rät mit
einer kalkigen Aufarbeitungslage (Psiloceratenbank) transgressiv beginnenden Psilonotentone
bestehen aus sandig-siltigen Tonsteinen und
tonigen Mergeln, die lokal Sandsteinkörper (Esslinger, Mutlanger und Ellwanger Sandstein) erhalten.
Die Angulatensandsteine setzen sich aus mehreren Sandsteinkörpern sowie zwischenlagernden Tonsteinen und Mergeln zusammen und
beginnen unten wie α1 mit einer Kalksteinbank
als Aufarbeitungshorizont (Leithorizont "Oolithenbank"). Die Sandsteine sind überwiegend
feinkörnig, kalkig gebunden und verwittern gelblich. Sie sind im Hauptsandstein bis zu ca. 7 m
mächtig. Unterhalb dessen finden sich noch die
Sandsteinkörper des Nassacher, Oberberkener
und des Gmünder Sandsteins. Obwohl die
Sandsteine früher in zahlreichen Entnahmestellen abgebaut wurden (es wurden sogar einzelne
Bänke abgebaut wie der Vaihinger Pflasterstein), sind sie nur noch selten in Steinbrüchen
anzutreffen.
Etwa dieselben Aufschlussverhältnisse finden
sich bei den Gryphaeenkalken, einer Folge von
fossilreichen Kalksteinbänken mit schiefrigen
Tonstein- und Mergelzwischenlagen, die im obe-
27
ren Teil einen kleineren Sandsteinkörper (Plochinger Sandstein) aufweist.
Der Schwarze Jura β zeigt keine nennenswerten Aufschlüsse im Untersuchungsgebiet. Die
als Untere Schwarzjuratone bezeichneten Gesteine bestehen aus einer einförmigen Folge von
Tonsteinen und Mergeln, die nur selten durch
geringmächtige kalkige Lagen unterbrochen
werden.
Schwarzjura γ und δ führen international die
Bezeichnung Pliensbachium, dessen locus typicus bei Pliensbach (Landkreis Göppingen) im
gleichnamigen Bachriss vorliegt. Es setzt sich
aus den Unteren Schwarzjuramergeln (γ) und
den Oberen Schwarzjuratonen (δ) zusammen,
die jeweils härtere kalkige Lagen besitzen und
sich durch Pyritvorkommen auszeichnen.
Der Schwarze Jura ε ist unter der Bezeichnung
Posidonienschiefer als wichtige und weltbekannte Fossillagerstätte bekannt. In ihnen sind z.B.
Ichthyosaurier mit Weichteilen und Fische fossil
erhalten. Einmalige Fossilfundstücke sind im
Museum am Löwentor in Stuttgart und im Museum Hauff in Holzmaden ausgestellt. Angaben
über die Fossilführung der Posidonienschiefer
finden sich z.B. bei HAUFF(1981).
Es handelt sich um eine Wechselfolge von
schiefrigen Tonmergeln, die durch Bitumen- und
Pyritgehalt dunkelgrau gefärbt sind, und von z.T.
bitumenhaltigen Kalksteinbänken, die lokal als
Laibsteinlagen vorliegen. Sie entstand unter
euxinischen Bedingungen in einem Flachmeer,
das infolge stagnierender Strömung Wasserschichtung und damit faulschlammähnliche Bildungen im unteren Wasserbereich ermöglichte.
Die besten Aufschlüsse der Posidonienschiefer
stellen in Betrieb befindliche Steinbrüche in der
Umgebung Holzmadens dar, in denen noch der
"Fleins", ein harter, etwa 20 cm mächtiger und
gut in Platten spaltbarer Schieferbereich als Naturstein gewonnen wird. Die Gesamtmächtigkeit
der Posidonienschiefer liegt bei etwa 14 m. Natürliche Aufschlüsse sind selten und allein durch
Bachrisse und Prallhänge gegeben.
28
Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart
Der Schwarze Jura ζ (Obere Schwarzjuramergel) besteht aus blättrigen Mergeln mit zwischengeschaltenen kalkigen Bänkchen und zeigt
damit eine Änderung des Sedimentationsmilieus
zu sauerstoffreicheren Verhältnissen an. Die
Gesteine treten morphologisch nicht in Erscheinung und sind sehr selten aufgeschlossen.
4.3.2.2 Brauner Jura
Als mittlere Abteilung des Jura wird der Braune
Jura wie auch die übrigen Abteilungen nach der
auch heute noch verwendeten Untergliederung
in sechs Stufen (Bezeichnung durch griechische
Buchstaben α bis ζ) nach QUENSTEDT unterteilt. Im Untersuchungsgebiet tritt der Braune
Jura etwa entlang der Linie Nürtingen-Aalen als
schmales Band zutage. Hier vermittelt er morphologisch wie auch am übrigen Albtrauf zwischen Albvorland und Steilanstieg des nördlichen Albrandes. Infolge dieser Gegebenheiten
ist er zumeist von Hangschutt überdeckt und
besitzt selten natürliche Aufschlüsse.
Lithologisch handelt es sich beim Braunen Jura
um eine (z.T. sandige) Tonsteinfolge mit Zwischenschaltungen von eisenhaltigen Kalksandsteinen und Eisenoolithen als Aufarbeitungshorizonte, was deutliche Änderungen der Sedimentationsverhältnisse belegt. Die gesamte Gesteinsfolge zeigt Mächtigkeiten bis über 200 m,
die im Bereich der Mittleren Alb ihr Maximum
finden. Eisenhaltige Zwischenschaltungen konzentrieren sich auf etwa den mittleren Profilbereich. Ihr früherer bergmännischer Abbau hinterließ an mehreren Stellen alte Stollen (Aalen,
Wasseralfingen, Geislingen).
Die auch unter der Bezeichnung Opalinustone
bekannten Unteren Braunjuratone bilden den
Braunen Jura α, der unmittelbar vor dem
Albtrauf zutage tritt und dort unruhig-wellige, oft
tief zertalte Landschaftsformen verursacht. NW
Aalen verbreitert sich im sog. "Welland" sein
durchschnittlich 1-2 km breiter Ausstrich auf bis
über 5 km.
In der etwa 10 m mächtigen, gleichförmigen
Tonsteinserie kommen oft in Lagen angereicherte und z.T. angebohrte Toneisensteingeoden
 LfU
sowie eisenhaltige Kalkmergelsteinkongretionen
vor (ETZOLD,1980). Von unten nach oben ist
eine Zunahme an Sand und Kalk festzustellen.
Fossilien zeigen oft typische Erhaltung mit weißen, z.T. opaleszierenden Schalen. Die durch
Pyrit- und organischen Gehalt überwiegend
dunkelgrauen, oft schiefrigen Tonsteine werden
lokal noch zur Herstellung von Ziegelsteinen
abgebaut. Weitere Aufschlüsse bieten Bachrisse
mit Prallhängen.
Der Braune Jura β (Sandflaserige Braunjuratone) besteht im Untersuchungsgebiet hauptsächlich aus sandflaserigen bis sandigen Tonsteinen,
die Einschaltungen von eisenschüssigen Sandsteinen (namengebend für die frühere Stufenbezeichnung "Eisensandstein-Serie"), eisenoolihischen Schichten und Schalentrümmerlagen besitzen. Die Sandsteine sind über die gesamte
Profilhöhe verteilt und werden von unten nach
oben als Zopfplatten-, Unterer Donzdorfer-, Personaten- sowie Oberer Donzdorfer Sandstein
ausgeschieden. Über dem Opalinuston bilden
sie als unterste Schichtstufe des Braunen Jura
den Hangfuß des Albtraufs. Trotz zahlreicher
früherer Abbaustellen sind sie heute nur noch
selten aufgeschlossen. Die ehemals bei Aalen,
Wasseralfingen und Geislingen gewonnenen
Eisenerze gehören zur eisenoolithischen Fazies
des süddeutschen Braunjura β, die durch spezielle Sedimentationsbedingungen im Flachmeerbereich (z.B. stärkere Wasserbewegung,
Vorhandensein bestimmter Eisenkonzentrationen, Wechsel zwischen Sedimentation und Aufarbeitung) gekennzeichnet ist.
Die Herkunft des Eisens wird auf lateritische
Verwitterung im relativ nahe gelegenen Festland
(Böhmische Masse und Vindelizische Halbinsel
im Osten, Rheinisch-ardennisches Festland und
Vogesenschwelle im Westen) zurückgeführt. Die
Ooide bestehen aus Steineisen und besitzen
überwiegend
Quarzkörner
als
Kerne
(ETZOLD,1980). Daneben vorkommende Limonitsandsteine sollen teilweise durch Imprägnation entstanden sein. Im Untersuchungsgebiet
lagern die in mehreren Flözen angereicherten
Eisenoolithe zumeist Sandsteinkörpern auf, sodass sich annähernd eine zyklische Abfolge mit
jeweils nach oben zunehmendem Eisengehalt
 LfU
Untersuchungsgebiet
und ebenfalls zunehmender Korngröße ergibt.
Starke vertikale und laterale Fazieswechsel ermöglichen jedoch keine weitgehenden Parallelisierungen. Die Typusregion des aus Braunjura α
und β bestehenden Aaleniums ist die nähere
Umgebung Aalens.
Der als Kalksandige Braunjuratone bezeichnete
Braunjura γ verursacht über den Sandsteinterrassen des Braunjura β oft Hangverflachung und
kleinere Verebnungen. Die etwa 10 bis 20 m
mächtige Stufe setzt sich überwiegend aus Tonsteinen und Mergel zusammen, denen Kalksteinhorizonte zwischengelagert sind, und die
unten mit einer lokal eisenoolithischen Schalentrümmerbank beginnen. Die Aufschlussverhältnisse sind schlecht.
Keine besseren Aufschlussverhältnisse bieten
die Oolithischen Laibsteinschichten (Braunjura
δ), eine in östlicher Richtung von etwa 30 m bis
unter 10 m Mächtigkeit abnehmende Schichtenfolge, die hauptsächlich aus dunklen Tonsteinen
besteht und mit eisenoolithischen Mergelkalken
durchsetzt ist. Letztere sind teilweise wichtige
Leithorizonte und sind lokal in Laibsteinlagen
übergeführt. Die Schichtenfolge verursacht lokal
die zweite Braunjuraschichtstufe, vereinigt sich
aber teilweise mit dem Braunjura γ zu einer Stufe. Die damit verbundenen Verebnungen befinden sich unmittelbar vor dem Steilanstieg des
Albtraufs.
29
bis etwa 600 m ist er ungefähr doppelt so mächtig wie Schwarzer und Brauner Jura zusammen
und baut den eigentlichen Albkörper, die markanteste, höchste und jüngste Großstufe des
süddeutschen Schichtstufenlandes, auf. Er tritt
somit in der NE streichenden Stirn der Schwäbischen Alb und in deren flach SE fallenden Hochfläche zutage. Weitere Vorkommen sind Weißjurareste auf teilweise tektonisch bedingten Ausliegerbergen vor dem Albtrauf. Dieser verläuft im
Untersuchungsgebiet etwa entlang der Linie
Neuffen-Lauchheim und grenzt östlich an das
Nördlinger Ries, einen tertiären Meteoritenkrater.
Die aus Kalksteinen und Mergel bestehenden
Gesteine des Weißen Jura können zwei zeitgleichen Magnafazies zugeordnet werden (GEYER
& GWINNER,1984), die in den einzelnen stratigraphischen Bereichen jeweils verschieden
stark hervortreten. Die erste Magnafazies ist
durch die sedimentologische Normalausbildung
mit deutlich gebankten Kalkstein-MergelWechselfolgen gegeben, während die Zweite als
bankig bis massige, z.T. diagnetisch veränderte
Schwamm- und Korallen-Magnafazies bezeichnet werden kann und als häufigstes Gestein den
Massenkalk aufweist.
4.3.2.3 Weißer Jura
Auf die Regression des Jurameeres folgt der
große, bis heute andauernde Zeitabschnitt, in
dem insbesondere der Weiße Jura festländischer Verwitterung, Abtragung und Verkarstung
ausgesetzt war. Der Nordrand der Weißjuratafel
weicht unter Änderung des Entwässerungssystems nach Süden bis zum heutigen Albtrauf zurück und ihre Kalksteine und Mergel verkarsten
tiefgreifend. Zeugen dieser Vorgänge sind zum
einen teilweise tektonisch bedingte Weißjuravorkommen nördlich des Albtraufs sowie zahlreiche
Karsterscheinungen wie Trockentäler, Karstsenken, Dolinen, Höhlen, Karstspalten, Karstquellen
und Bachschwinden, die insgesamt den Weißen
Jura kennzeichnen.
Der Weiße Jura stellt im Untersuchungsgebiet
hinsichtlich Geomorphologie, Mächtigkeit und
Gesteinsausbildung die auffälligste jurassische
Abteilung dar. Mit einer Gesamtmächtigkeit von
Das Gesamtprofil des schwäbischen Jura zeigt
drei Bereiche, in denen Mergel vorherrschen
(Untere, Mittlere und Obere Weißjuramergel)
und die jeweils von Kalksteinkomplexen überlagert sind. Eine weitergehende Untergliederung
Braunjura ε und ξ können als Obere Braunjuratone zusammengefasst werden. Sie bestehen
aus Tonsteinen und Mergeln sowie zwischengeschalteten, eisenooidführenden Laibsteinbänken
und eisenoolithischen Lagen. Die Gesamtmächtigkeit nimmt von etwa 20 m im Westen auf etwa
5 m im Osten ab. Da der schmale Ausstrich dieser Gesteine stets durch Weißjurahangschutt
überdeckt ist, fehlt es an Aufschlüssen.
30
Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart
kann wie bei den anderen beiden Juraabteilungen nach QUENSTEDT vorgenommen werden.
Die Schichten des Weißen Jura α werden als
Untere Weißjuramergel oder als Oxfordmergel
bezeichnet und streichen am Hangfuß des
Albtraufs aus, wo sie jedoch überwiegend von
Hangschutt bedeckt sind. Die bis ca. 80 m
mächtige Schichtfolge besteht aus überwiegend
hellgrauen Mergeln und Kalkmergeln, in die sich
nach oben zunehmend Kalksteinbänke einschalten. Die Schwamm-Magnafazies ist im Weißjura
α des Untersuchungsgebietes nicht vertreten.
Wegen ihrer geringen Verwitterungsresistenz
und ihrer Lage am Hangfuß besitzen die Unteren Weißjuramergel nur gelegentlich Aufschlüsse. Diese sind durch Hangabrisse infolge Rutschungen gegeben, zeigen aber nie ein Gesamtprofil. Die Grenze zum Braunen Jura ist
nirgends aufgeschlossen.
Der Weiße Jura β besteht aus den Wohlgeschichteten Kalken (Oxfordkalke), einer in ihrer
Mächtigkeit von NE nach SW (ca. 15 m bis 30
m) zunehmende Kalkstein-Mergel-Wechselfolge,
die in ihrer Erscheinungsform als gebankte
Kalksteine mit Mergelfugen deutlich gekennzeichnet ist. Die überwiegend ebene Bankung
hält weit durch, sodass z.T. Bank-für-BankParallelisierungen auf größere Distanzen realisierbar sind (SCHMIDT-KALER 1962, WEILER
1957). Diese Normalfazies wird lokal durch
verschwammte
Bereiche
oder
einzelne
Schwämme unterbrochen. Morphologisch bilden
die Wohlgeschichteten Kalke den ersten steilen
Hanganstieg am Albtrauf und enden oben meist
mit einer gut erkennbaren Geländekante. Lokal
verursachen sie aber auch an die Kante anschließende Schichtflächen-Verebnungen (βTerrassen) wie z.B. westlich Geislingen a.d.
Steige.
Die Wohlgeschichteten Kalke bieten gute Aufschlussverhältnisse, die sowohl durch aufgelassene Steinbrüche (z.T. mit vollständig aufgeschlossenem Weißjura β) als auch durch natürliche Aufschlüsse gegeben sind. Letztere sind
hauptsächlich tief eingeschnittene Quellnischen
und durch Erdrutsche oder Bergstürze entstandene Hangabrissflächen. Als wichtigste Karst-
 LfU
sohlschicht stauen die Unteren Weißjuramergel
Wasser, sodass im stratigraphischen Grenzbereich Weißjura α/β Karstquellen austreten.
Durch die instabilen Mergel im Liegenden und
infolge rückschreitender Erosion entstanden in
den Wohlgeschichteten Kalken Quellnischen mit
bis zu über 20 m hohen Steilwänden (z.B. Bauernloch E Neuffen). Die Austrittsstellen dieser
Schichtquellen sind z.T. Eingänge größerer
Karsthöhlen (z.B. Mordloch NE Geislingen a.d.
Steige mit einer Gesamtlänge von über 2000
m).Die Entstehung von Hangabrissflächen in
den Wohlgeschichteten Kalken beruht ebenfalls
auf der Instabilität der Unteren Weißjuramergel
in Verbindung mit ihrer Funktion als Wasserstauer.
Wie beim Weißen Jura α sind auch die Schichten des Weißen Jura γ (Mittlere Weißjuramergel) durch das Vorherrschen von Mergeln und
Kalkmergeln gekennzeichnet, in die sich Kalksteinbänke zwischenschalten. Die in der Mittleren Alb bis etwa 60 m mächtige und in der Ostalb bis ca. 20 m Mächtigkeit abnehmende
Schichtfolge streicht im Steilanstieg der Alb aus
und verursacht dort gelegentlich Hangverflachungen, ist aber überwiegend durch Hangschutt verdeckt, sodass Aufschlüsse selten sind.
Die Mittleren Weißjuramergel sind fossilreich
und weisen im Bereich der Mittleren Alb ihren
höchsten Tongehalt auf. Ähnlich wie bei den
Wohlgeschichteten Kalken im Liegenden ist die
Schwammfazies nur durch lokal vorkommende
verschwammte Partien und einzelne Schwammstotzen vertreten, während in der Westalb stellenweise
die
gesamte
Schichtfolge
in
Schwammfazies vorliegt und dort die Bezeichnung "Lochenfazies" trägt.
Mit dem als Untere Felsenkalk bezeichneten
Weißjura δ setzt im Untersuchungsgebiet neben
der bestehenden Normalfazies die Schwammund Korallen-Magnafazies erst richtig ein, wobei
Schwamm- Stromatolithkalke, Zuckerkörnige
Kalke und Dolomite in Massenkalkausbildung
vorliegen. Mergelführende Partien der Normalfazies sind dann in Flaserkalke übergeführt, die
durch flaserige Schichtung, Einzelschwämme,
 LfU
Untersuchungsgebiet
Kalkkrusten und Führung von Schwammnadeln
gekennzeichnet sind.
Die Normalfazies ist durch eine bis etwa 50 m
mächtige Schichtfolge gegeben, die überwiegend aus Kalksteinbänken mit nach oben abnehmenden Mergelzwischenlagen besteht und
oben mit dickbankigen Kalksteinen ("Quaderkalk") abschließt. Letztere lagern auf der Glaukonitbank, einem meist zweigeteilten, glaukonitischen Kalkmergelhorizont, der infolge Verwitterung stets eine Hohlkehle bildet und lokal sogar
noch im Massenkalk zu erkennen ist.
Die Massenkalkausbildung ist besonders im
oberen Weißjura δ weit verbreitet und bewirkt
Mächtigkeitserhöhungen, die das Gesamtprofil
des Weißjura δ bis auf über 100 m anschwellen
lassen können. Es handelt sich vor allem um
Schwamm-Stromatolith-Riffe, die sich aus kuppigen bis turmartigen Formen mit dazwischenliegenden Biostromen zusammensetzen. Letztere zeigen oft annäherungsweise Bankung an.
Lateral gehen diese biohermalen Bildungen mit
Übergängen in Normalfazies über. Zuckerkörnige Kalke und Dolomite weisen Übergänge auf
und stellen Sekundärbildungen dar. Sie sind
auch in der Normalfazies zu finden.
Morphologisch macht sich der Weißjura-δMassenkalk besonders bemerkbar, indem er mit
zahlreichen Felsenkränzen die Oberkante des
Albtraufs sowie die Oberkante der in die Albhochfläche eingetieften Täler bildet. Desweiteren
tritt er in der randlichen Albhochfläche zutage,
wo er kuppige Oberflächenformen verursacht
und mit zahlreichen Dolinen intensive Verkarstung anzeigt, die insbesondere durch das Vorhandensein vieler Höhlen und Karstspalten in
den Felsenkränzen deutlich wird. Eine weitere
Erscheinungsform des Weißjura-δ-Massenkalks
sind knapp unterhalb der Oberkante des
Albtraufs vorkommende Felsgruppen und Einzelfelsen, die stellenweise als durch die Verwitterung gut herauspräparierte Felsnadeln oder
turmförmige Partien vorliegen und Riffeinzelformen darstellen können.
Im Weißen Jura ε, den Oberen Felsenkalken,
herrscht wie im oberen Weißjura δ die massige
31
Schwammfazies noch vor, sodass die Grenzziehung zwischen beiden Stufen oft schwierig ist.
Der basale Bereich ist z.T. dolomitisch ausgebildet und verursacht lokal eine weitere Felsenreihe über denen der Unteren Felsenkalke. Sein
hauptsächliches Vorkommen liegt auf der Albhochfläche, wo er am nördlichen Randbereich
größere Flächen einnimmt und oft von Verwitterungslehm überdeckt ist.
Der in der Regel ca. 30 m und bei Massenkalkausbildung bis über 50 m mächtige Weißjura ε
zeigt im Bereich der Ostalb eine Sonderausbildung, die durch das Vorkommen von Kieselknollen (unregelmäßig schichtparallel angereichert
oder massenhaft vorkommend) in massigem bis
undeutlich gebanktem Kalkstein gekennzeichnet
ist und als Weißjura-Kieselkalk bezeichnet wird.
Neben seiner Hauptverbreitung im Weißjura ε
greift er stratigraphisch noch in dessen Liegendes und Hangendes über. NW Böhmenkirch
sind die Kieselknollen stellenweise so stark vertreten, dass sie den Kalkstein nahezu verdrängen. Ihre Entstehung wird mit diagenetischen
Vorgängen in kieselschwammhaltigen Kalken
begründet. Weißjura-Kieselkalke sind in mehreren, meist aufgelassenen Steinbrüchen aufgeschlossen.
Den oberen Abschluss des schwäbischen Jura
bildet der Weiße Jura ζ,dessen jüngste Schichten noch vor Ende der Jurazeit sedimentiert
wurden. Die aus Kalksteinen und Mergeln bestehende Schichtenfolge nimmt im Untersuchungsgebiet große Teile der Albhochfläche ein
und verursacht dort eine flachere Morphologie
als die Oberen Felsenkalke. Neben der bestehenden Normalfazies ist die Schwamm- und
Korallenfazies noch relativ weit verbreitet, klingt
aber nach oben zusehends aus. Während die
Schwammfazies schon mit dem Unteren Weißjura einsetzt, ist das Vorkommen der Korallenfazies auf den Weißjura ζ beschränkt. Zu Letzterer
zählen auch oolithische Trümmerkalke, eine
lokale Sonderfazies.
Auf Grund lithologischer Merkmale können die
Schichten des Weißjura ζ von unten nach oben
in die Liegenden Bankkalke (ζ1), die Oberen
Weißjuramergel (ζ2) und die Hangenden Bank-
32
Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart
kalke (ζ3) untergliedert werden. Ihre Grenzen
sind jedoch nicht immer mit Zeitgrenzen identisch.
Die Liegenden Bankkalke bestehen aus einer
bis über 50 m mächtigen Folge von Kalksteinund Mergelkalkbänken mit Mergelfugen, die in
ihrer Ausbildung an die Wohlgeschichteten Kalke (Weißer Jura β) erinnern. In der Nähe von
Massenkalkvorkommen finden sich oft brekziöse
Bereiche, deren Entstehung mit submarinen
Gleitungen begründet wird. Abweichend von
dieser Normalfazies treten die Schwammfazies
mit aus Schwammstromatolithen bestehendem
Massenkalk und die Korallenfazies mit Riffen
und Riffschuttdecken auf, wobei die Riffe dem
Massenkalk oft auflagern und beide in die Oberen Weißjuramergel hineinragen. Die vor allem
auf der Ostalb vorkommende Korallenfazies
lässt auf Bildungsbedingungen in geringen Wassertiefen schließen.
Den mittleren Teil des Weißjura ζ bilden die Oberen Weißjuramergel, eine bis über 120 m
mächtige, mergelige Schichtfolge, die im Untersuchungsgebiet mit den Zwischenkalken und
dem Brenztaloolith zwei Sonderbildungen zeigt.
In ihrer Normalausbildung bestehen die auch als
Zementmergel bezeichneten Oberen Weißjuramergel aus Mergel und Kalkstein sowie deren
Mischungsreihe und weisen deshalb wechselnden Kalkgehalt auf. Ihre Sedimentation erfolgte
über einem starken submarinen, durch Massenkalkriegel entstandenen Relief in lagunärer Fazies. Hohlformen dieses Reliefs werden als ζSchüsseln bezeichnet (MALL,1968),die wiederum in Haupt-, Teil- und Sekundärschüsseln entsprechend der Vollständigkeit der Schüsselsedimente unterteilt werden können. Auf Grund
dieser Reliefformen liegt eine Verzahnung zwischen Massenkalk und geschichteter Fazies vor.
Nach dem Maximum des Schwammwachstums
im Weißen Jura δ4 gibt es einen weiteren Höhepunkt im Weißjura ζ1, der diese "Schüsseln"
aufbaut. Erst im Weißjura ζ3 läuft mit dem Vorkommen einzelner Schwämme ihr Wachstum
aus.
In der Ostalb werden die Oberen Weißjuramergel lokal durch die Zwischenkalke, eine bis etwa
 LfU
60 m mächtige Folge gebankter Kalksteine in ein
Unteres und ein Oberes Mergellager getrennt.
Hiermit zeigt sich ein starker lateraler und horizontaler Fazieswechsel an, der von erheblichen
Mächtigkeitsschwankungen begleitet wird. Die
Zwischenkalke sind in Steinbrüchen bei Steinweiler und Mergelstetten gut aufgeschlossen.
Neben der durch Flaserkalk und Massenkalk
vertretenen Schwammfazies tritt in den Oberen
Weißjuramergeln besonders die Korallenfazies
mit Korallenriffbildungen, korallenführenden
Kalksteinen und Mergeln sowie Riffschuttablagerungen mit oolithischen Trümmerkalken hervor.
Letztere führen teilweise Korallen und weisen
mit dem in der Umgebung Heidenheims anstehenden Brenztaloolith ihre größte Mächtigkeit
(ca. über 60 m) auf. Es handelt sich um dickbankige bis massige Kalksteine mit teils gerundeten Echinodermen-, Brachiopoden- und Lamellibranchiatenbruchstücken sowie Ooiden in
einer kristallinen oder feinkörnig-dichten Grundmasse (BEURER,1963). Teilweise deutlich auftretende Schrägschichtungsstrukturen lassen
auf Ablagerung großer Detritusmassen in strömendem Wasser schließen. Stratigraphisch ist
das Hauptvorkommen des Brenztalooliths den
Oberen Weißjuramergeln zuzuordnen, mit denen er sich lateral verzahnt und die er lokal fast
vollständig verdrängt.
Mit dem oberen Teil des Weißjura ζ, den Hangenden Bankkalken, schließt der Schwäbische
Jura noch vor Ende der Jurazeit ab. Die Obergrenze dieser durch Mergelfugen deutlich gebankten Kalksteine ist nirgends aufgeschlossen
und es liegen Mächtigkeiten bis über 50 m vor.
Ihr hauptsächliches flächenhaftes Vorkommen
liegt entsprechend des Schichtstufenbaus im
südöstlichen Raum des Untersuchungsgebietes,
wo sie z.T. durch Geländekanten begrenzte
Hochflächen bilden. Am Südrand fallen diese
Kanten großenteils mit der Klifflinie des Miozänmeeres (Voralpensenke) zusammen. Die
Kalksteine sind teilweise oolithisch und gehen
lokal seitlich in den Brenztaloolith über, der stratigraphisch noch nach unten in ζ1 und nach oben in ζ3 hineinragt.
 LfU
Im Alttertiär erfolgten nach beginnender Einsenkung des Oberrheingrabens erste Ablagerungen
in der Voralpensenke (Molassetrog), wobei in
beiden Regionen zeitweise marine Sedimentationsbedingungen herrschten. Durch die Bildung
des Oberrheingrabens änderte sich das bisher
epigenetische Entwässerungssystem des aufgetauchten mesozoischen Schichtpaketes, das
bereits ein generelles Einfallen nach Süden mit
Übergang in den Molassetrog zeigte. Während
die deckende Weißjuraplatte vom heutigen
Albtrauf ausgehend noch weit nach Norden
reichte (Beweise liefern Weißjurareste, z.B. der
Langenbrückener Senke im Kraichgau), bildete
sie im Süden durch ihr gleichgerichtetes Abtauchen die Nordgrenze der Molassemeere, insbesondere im Untermiozän, in welchem das jüngere Molassemeer (Obere Meeresmolasse) die
Klifflinie, eine an vielen Stellen von Tuttlingen im
SW bis über Giengen im NE erkennbare Steilküste schuf. Ihr bester Aufschluss befindet sich
in Heldenfingen (Landkreis Heidenheim),wo
noch Bohrmuschellöcher tertiären Alters erhalten sind. Südlich dieser Klifflinie sind im Untersuchungsgebiet noch Ablagerungen der Oberen
Meeresmolasse erhalten.
Die Schwammfazies klingt mit einzelnen Stotzen
und Massenkalkkuppeln, die teilweise als Spitzen größerer Massenkalkkomplexe die Hangenden Bankkalke durchstoßen, aus. Korallenkalke
kommen bereichsweise im Verband mit Trümmeroolithen vor.
Da im Untersuchungsgebiet Gesteine der Kreidezeit nicht nachgewiesen sind, stellen die Hangenden Bankkalke hier die jüngsten mesozoischen Sedimente dar. Nach ihrer Ablagerung
folgt also eine lange, bis heute andauernde Epoche der Abtragung und Verwitterung des als
flacher Rumpf landfest gewordenen Gebietes
der heutigen Schichtstufenlandschaft, deren
morphologische Grundzüge sich im Tertiär herausbildeten.
4.3.3 Tertiär
Tertiäre Gesteine des Untersuchungsgebietes
(Gliederung siehe Tab. 6) treten nur in dessen
südlichem und südöstlichem Randbereich und in
geringer flächenhafter Verbreitung zutage. Sie
lassen sich in Sedimentgesteine (marine Sedimente der Voralpensenke und terrestrische Sedimente),vulkanische Gesteine (größtenteils
Tuffe, zu einem geringen Anteil liquidmagmatische Gesteine) und in durch Meteoriteneinschlag entstandene oder beeinflusste Gesteine
(Impaktgesteine des Ries und des Steinheimer
Beckens) unterteilen und sind überwiegend dem
Jungtertiär zuzuordnen.
Pliozän
Im Jungtertiär, insbesondere im Miozän,
herrschte in Süddeutschland eine rege vulkanische Tätigkeit, die innerhalb des Untersuchungsgebietes durch das Vorkommen zahlreicher Schlote des aus über 300 kleinen Schloten
bestehenden "Schwäbischen Vulkans" (Gebiet
º
>
Miozän
¼
Oligozän
º
Eozän
Paläozän
Tab. 6: Gliederung des Tertiärs.
33
Untersuchungsgebiet
>
¼
Jungtertiär
Alttertiär
34
Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart
Urach-Kirchheim) belegt ist. Bis in die 60-er Jahre d. Jh. wurden Ries und Steinheimer Becken
noch als vulkanische Bildungen diskutiert, bis
sich ihre Entstehung als Folge von Einschlägen
kosmischer Körper erwies. Im Obermiozän entstanden durch Meteoriteneinschläge die Krater
des Ries und des Steinheimer Beckens mit
Durchmessern von 25 km bzw.3 km, wobei große Mengen an Auswurfmassen ihre nähere Umgebung überdeckten. In den Kratern und in genügend tief erodierten Vulkanschloten bildeten
sich Seen und damit nachfolgend limnische Sedimente. Fluviatile Sedimente liegen als Reste
von Schotterdecken (z.B. der Urbrenz) oder als
Sand- und Tonfüllungen von Karstspalten und
anderen Karsthohlräumen vor.
Insbesondere im Obermiozän und im Pliozän
erfolgte eine kräftige Hebung und eine damit
einhergehende Verkarstung, wobei sich unter
lateritischer Verwitterung Bohnerztone bildeten,
die heute in Karsthohlräumen oder als deckenförmige Ansammlungen in flachen Mulden der
Albhochfläche anzutreffen sind und oft Säugetierknochen enthalten. Mit ausgehendem Tertiär
war infolge des durch den Einbruch des Oberrheingrabens neu entstandenen Entwässerungssystems und infolge verstärkter Hebung
und Südkippung der mesozoischen Schichttafel
im Jungtertiär das Schichtstufenrelief durch Abtragung und Verwitterung bereits weitgehend
herauspräpariert.
Die vulkanischen Gesteine des Untersuchungsgebietes, das in seinem südlichen Randbereich noch etwa die Nordhälfte des "Schwäbischen Vulkans" einnimmt, sind größtenteils Basalttuff-Füllungen der durch Gasausbrüche entstandenen zahlreichen Schlote. Der Basalttuff
setzt sich aus Aschen, Lapilli und aus mitgerissenen Bruchstücken des durchschlagenen Nebengesteins zusammen, das lokal auch als große Sinkschollen in den Schloten liegen kann.
Das in den Schlotfüllungen vorhandene Nebengestein besteht überwiegend aus Deckgebirge
und selten aus zusätzlich beigemengten Grundgebirgsbruchstücken. Ist jüngeres Nebengestein
im Schlot vorhanden als das in der Umgebung
des Schlotes anstehende, ergeben sich Anhaltspunkte über das Ausmaß der Abtragung in
 LfU
dem betreffenden Gebiet. So beweisen Weißjuragesteine im nördlichsten Schlot bei Scharnhausen/Filder (Landkreis Esslingen), dessen
Anschnitt jetzt im Mittleren Keuper liegt, dass im
Miozän Weißjuragesteine hier noch über 20 km
weiter nach Norden reichten als heute.
Die nur selten bis auf heutige Anschnitthöhe der
Schlote emporgestiegene, liquidmagmatische
Komponente ist kaum aufgeschlossen. Das in
Gängen vorkommende, früher als Basalt angesprochene Gestein wird heute als Melilithit bezeichnet (GEYER & GWINNER,1984). Sein bester Aufschluss befindet sich bei Owen (Landkreis
Esslingen; Steinbruch Feuerbölle). Wegen der
zumeist fehlenden liquidmagmatischen Komponente wurden die Schlote "Vulkanembryos" genannt.
Die rundlichen Schlotquerschnitte besitzen
Durchmesser von einigen Zehner Metern bis
maximal 1300 m (durchschnittlich ca. 300 m).
Die Hauptansammlung der das Grund- und
Deckgebirge durchsetzenden Schlote konzentriert sich etwa im 20 km-Umkreis von Urach, ist
also auf der Mittleren Alb und deren Vorland
gelegen. Im Albvorland, wo diese Durchschlagsröhren oft von weniger verwitterungsresistenten
Gesteinen des Schwarzen und des Braunen
Jura umgeben sind, sind ihre Tuff- und Nebengesteinsfüllungen oft als Härtlinge herauspräpariert. Dagegen bilden sie auf der Albhochfläche
in den umgebenden Kalken meist flache Senken
und wirken wasserstauend, was zu Moorbildungen führte (z.B. Schopflocher Moor). Die üblicherweise durch vulkanische Ausbrüche entstehenden Trichter mit Wällen von Auswurfmassen
und nachfolgender Seenbildung (Maare) sind
nirgends erhalten. Als Beweis dafür, dass es
Maare gegeben hat, gelten limnische Ablagerungsreste im sog. Randecker Maar, dem größten Schlot des "Schwäbischen Vulkans". Der am
Albtrauf gelegene Maarkessel, dessen Sedimentfüllung durch den zum Albvorland fließenden Zipfelbach schon weitgehend ausgeräumt
ist, enthält noch kaum aufgeschlossene Reste
limnischer Sedimente (Süßwasserkalke, Tonsteine und Dysodile), die mit verschwemmten
und verlehmten Tuffen verzahnt sind.
 LfU
Untersuchungsgebiet
Das Vorkommen von (erbohrten) Thermalwässern (z.B. Beuren, Landkreis Esslingen) steht im
Zusammenhang mit dem "Schwäbischen Vulkan", in dessen Bereich eine positive Wärmeanomalie vorliegt.
Die Impaktgesteine des Ries und des Steinheimer Beckens sind durch Meteoriteneinschläge neu zusammengesetzte oder umgeformte
Gesteine. Während das Steinheimer Becken auf
der Ostalb und damit im Untersuchungsgebiet
liegt, gehört zu letzterem nur der westliche
Randbereich des Rieskraters. Seine Impaktgesteine unterscheiden sich von denen des
Steinheimer Beckens grundsätzlich durch das
Vorhandensein von Grundgebirgsmaterial und
Gesteinen der Trias (insbesondere des Keupers), der Kreide und des Tertiärs, die den jurassischen Gesteinen beigemengt sind. Desweiteren weisen sie einen viel höheren Grad der
Stoßwellenmetamorphose als die Impaktgesteine des Steinheimer Beckens auf, was ebenfalls
auf die unterschiedliche Größe und Aufschlagskraft der Meteoriten zurückzuführen ist. Durch
den Aufprall und das Eindringen der Meteoriten
in die Erdkruste entstanden tiefe Einschlagkrater
(Ries ca. 400 m, Steinheimer Becken ca. 200
m), wobei Auswurfmassen bis zu 50 km weit
(Ries) geschleudert wurden. Die durch den Aufprall erzeugten Druck- und Temperaturerhöhungen verursachten Veränderungen in den betroffenen Gesteinen (Metamorphose), die z.T. sogar
schmolzen. In den Kratern entstanden durch
Grundwasser und Niederschläge zunächst abflusslose Seen und damit limnische Ablagerungen, von denen heute infolge fluviatiler Ausräumung z.T. nur noch Reste anstehen. Hierauf
beruht die jetzt flache Schüsselform der ehemaligen Krater.
Die im Untersuchungsgebiet liegenden Impaktgesteine des Ries befinden sich im westlichen
Kraterrandbereich (vom Kratervorland ausgehend bis ca. 2 km innerhalb des Kraterrandes)
und können in Bunte Trümmermassen (sedimentäre Auswurfmassen, bestehend aus allochthonen Schollen, Bunter Brekzie und Gries)
und Kristalline Trümmermassen (aus Grundgebirge zusammengesetzte Auswurfmassen, bestehend aus allochthonen Grundgebirgsschollen
35
und polymikten Kristallinbrekzien mit Suevit als
Sonderausbildung) unterteilt werden (CHAO et
al.,1983), wobei erstere den größten Anteil der
Auswurfmassen bilden.
Die nicht mehr an ihrem Entstehungsort gelegenen Schollen liegen meist noch in ihrem ursprünglichen Gesteinsverband vor und sind
meist in kleinerstückigem Gemenge, in der Bunten Brekzie eingelagert. Feinkörnige Brekzien
werden, insbesondere wenn sie aus Weißjurakalken bestehen, als Gries bezeichnet.
Die kristallinen Trümmermassen setzen sich
überwiegend aus Schollen zusammen. Die
mengenmäßig
untergeordneten
polymikten
Kristallinbrekzien sind überwiegend aus Grundgebirgsmaterial bestehende Gesteine und treten
in Gangform oder als Ausfüllung zwischen disloziierten Schollen, seltener als kleine Vorkommen
innerhalb sedimentärer Auswurfmassen zutage.
Polymikte Kristallinbrekzien mit zu Glas geschmolzenen Gesteinsanteilen werden als Suevit bezeichnet, der durch das Vorkommen von
bis mehreren dm großen Glasbomben mit Flugform näher gekennzeichnet ist.
Die Impaktgesteine des Steinheimer Beckens
bestehen ausschließlich aus jurassischen Gesteinen, vorwiegend aus Weißjura, und können
in allochthone Schollen, Bunte Brekzie und
Gries unterteilt werden.
Die kraterauswärts disloziierten Schollen blieben
als geschichtete Kalksteine mehr oder weniger
im Verband, zeigen aber lokal Faltung und
Vergriesung und sind am inneren Kraterrand
aufgeschlossen. Im Kraterzentrum entstand
durch den Einschlag ein aus Gesteinen des
Schwarzen, Braunen und vorwiegend Weißen
Juras bestehender Zentralhügel (Steinhirt und
Klosterberg), der sich aus Schollen und Brekzien
aufbaut, aber keine Schollenaufschlüsse besitzt.
Auf dem Zentralhügel wurden durch die Druckerhöhungen der Stoßwelle entstandene Strahlenkalke gefunden.
Bei der Bunten Brekzie unterscheidet man zwischen derjenigen, die sich außerhalb des Kraters absetzte, und der in den Krater zurückgefal-
36
Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart
lenen Primären Rückfallbrekzie (GROSCHOPF
& REIFF,1966), die den größten Anteil ausmacht. Sie setzen sich zu einem geringen Anteil
aus Braunem Jura und zum größten Teil aus
Weißem Jura zusammen, zeigen lokal Vermischung beider Gesteinsgruppen und sind teilweise sekundär durch kalkige Bindemittel verfestigt.
Der lokal vorkommende Gries besteht hauptsächlich aus stark beanspruchtem Massenkalk
und konzentriert sich entsprechend den vorhandenen Aufschlüssen auf den Beckenrand, wo er
z.T. graduell in unbeeinflusstes Gestein übergeht.
Die hauptsächlich am Beckenrand und am Zentralhügel noch erhaltene, restliche sedimentäre
Füllung des Steinheimer Beckens besteht aus
kaum noch aufgeschlossenen gebankten Kalken, Kalksanden ("Schneckensande") und Algenkalken.
Bei den "Schneckensanden" handelt es sich um
teils verfestigte, fossilreiche Kalksande, in denen
lokal kleine Algenstotzen und verkieselte Partien
vorkommen. Sie enthalten in großen Massen
winzige fossile Schneckengehäuse (Planorben)
und eine reiche Vertebratenfauna. Ihr bester
Aufschluss ist die Pharion´sche Sandgrube am
südlichen Ortsrand Steinheims (paläontologische Grabungsstelle). Algenkalke entstanden
als bis zu 10 m hohe Riffe (Steinhirt) in Flachwasserzonen
des
Zentralhügelbereichs
(GROSCHOPF & REIFF,1982).
Von der über 400 m mächtigen Sedimentfüllung
des Rieskraters sind innerhalb des Untersuchungsgebietes Algenkalke aufgeschlossen. Sie
entstanden in flacheren Wasserzonen in der
Nähe des Kraterrandes und treten morphologisch als Hügelkette SW Goldburghausen in
Erscheinung.
Die tertiären Sedimentgesteine des Untersuchungsgebietes setzen sich hauptsächlich aus
Ablagerungen der Oberen Meeresmolasse,
Bohnerztonen, fluviatilen Sanden und Schottern
sowie aus den bereits aufgeführten limnischen
 LfU
Sedimentfüllungen des Randecker Maars, des
Ries und des Steinheimer Beckens zusammen.
Die im älteren Jungtertiär entstandenen Ablagerungen der Oberen Meeresmolasse sind im
Südosten des Untersuchungsgebietes bei Dettingen und Ballmertshofen (Landkreis Heidenheim) aufgeschlossen. Es handelt sich um
schwach verfestigte, marine Sande, die lokal
herauswitternde
Kreuzschichtungsstrukturen
und eingeregelte Schalentrümmer aufweisen.
Das damalige Meer der Voralpensenke hinterließ eine heute als Geländekante erkennbare,
ehemalige Küstenlinie (Kliff) auf dem südlichen
Albkörper, welche die Grenze zwischen der
nördlich gelegenen Kuppenalb und der südlich
gelegenen Flächenalb bildet. An flacheren Vorstufen dieser fossilen Steilküste sind lokal in
Massenkalk eingetiefte Löcher von Bohrmuscheln und Bohrwürmern erhalten. Daran
schließt die flach S fallende Brandungsplattform
an, die meist von Sanden der Oberen Meeresmolasse überlagert ist.
Weitere Vorkommen der Oberen Meeresmolasse sind von Auswurfmassen des Rieskraters
überdeckt und im Kontaktbereich mit diesen
vermengt, wobei lokal auch in kleinerem Ausmaß Teile der Oberen Süßwassermolasse enthalten sein können.
Das Vorhandensein größerer Vorkommen von
Bohnerztonen in Reliefhohlformen der Albhochfläche war im vorigen Jahrhundert Anlass zu
einem regen Erzbergbau, von dem noch zahlreiche kleine Tagebaugruben und Pingen erhalten
sind. Desweiteren findet man Bohnerztone als
Füllung vieler Karstspalten. Die in Verwitterungsschichten der Kalksteine konkretionär entstandenen Bohnerze sind erbsen- bis bohnenförmige Brauneisensteinstückchen, die sich in
meist rotbraunen Tonen und Lehmen anreicherten.
Eine flächenmäßig größere Verbreitung haben
Feuersteinlehme, die Verwitterungsprodukte der
Weißjurakieselkalke (Weißer Jura ε) sind. Bohnerztone und -lehme sowie Feuersteinlehme
werden als umgelagerte Verwitterungsrückstände angesehen.
 LfU
Untersuchungsgebiet
Fluviatile Sande und Schotter tertiären Alters
sind selten und nur auf der Albhochfläche aufgeschlossen, wo sie als Sandfüllungen einiger
Karstspalten oder als Reste alter Schotterterrassen anstehen. Das bekannteste Vorkommen
sind die Ochsenbergschotter, die N Heidenheim
über 100 m über der Talsohle der Brenz liegen
und Ablagerungen der Urbrenz darstellen, deren
Ursprung sich im Albvorland befand.
4.3.4 Quartär
Das in die Abteilungen Pleistozän ("Eiszeitalter")
und Holozän (jüngere Abteilung einschließlich
Gegenwart) gegliederte Quartär überdeckt als
jüngste Formation größtenteils die älteren Gesteine. Während des Pleistozäns befand sich
das Untersuchungsgebiet im periglazialen
Raum, also außerhalb der vereisten Bereiche.
Die pleistozänen Bildungen können in fluviatile
und äolische Ablagerungen, Sauerwasserkalke
und eiszeitliche Verwitterungsbildungen unterteilt werden. Fluviatile Ablagerungen sind hauptsächlich durch Terrassenschotter, Kies- und
Sandablagerungen von Flüssen gegeben. Meist
handelt es sich um künstliche und seltener um
natürliche Aufschlüsse. Aufgeschlossen sind
Schotter des Neckars bei Stuttgart BadCannstatt, wo sie von Travertin überlagert sind,
sowie bei Heilbronn, wo sie als "Frankenbacher
Sande" leicht verfestigt vorliegen. Die nach Fossilfunden in das Altpleistozän gestellten Goldshöfer Sande kommen im Bereich AalenEllwangen vor. Sie stellen aus Stubensandstein
und Sandsteinen des Schwarzen und Braunen
Juras entstandene Ablagerungen der Urbrenz
dar. Gute Aufschlüsse finden sich nur in aktiven
Sandgruben.
37
kalke entstanden in Interglazialen als Mineralwasserabsätze von Quellen, die Mittlerem und
Oberem Muschelkalk entstammen. Der Travertin
liegt in Form mehrerer, verschieden großer und
verschieden alter Komplexe vor, die als Sinterterrassen in diesem Abschnitt des Neckartals
gebildet wurden teilweise durch Lehmzwischenlagen untergliedert werden. Durch die unterschiedliche relative Höhenlage der einzelnen
Vorkommen, ihre Verbandsverhältnisse mit
Neckarschottern, Lößüberlagerung und Fossilfunde liegen genaue stratigraphische Zuordnungen vor (REIFF 1955,1965).
Als eiszeitliche Verwitterungsbildungen sind
kleinere Blockansammlungen des Buntsandsteins, der Keupersandsteine und der Kalksteine
des Muschelkalks und des Juras zu erwähnen,
die durch verstärkte Frostverwitterung und Abgleiten der Blöcke infolge Solifluktion ihres Untergrundes entstanden. Desweiteren entstanden
im Pleistozän lokal mächtige Hangschuttdecken,
die meist aus lehmigem Gesteinsschutt bestehen und talwärts krochen. Auf der Schwäbischen Alb liegt an Hangfüßen stellenweise fast
reiner, splittriger Kalksteinschutt in größeren
Massen vor, der lokal in geringem Maß noch
abgebaut wird und z.T. durch Kalksinter leicht
verfestigt ist ("Nägelesfels").
Äolische Bildungen pleistozänen Alters sind z.T.
mächtige Lößdecken, die als feinkörnige Massen aus Schotterflächen der Oberrheinebene
ausgeweht wurden und sich auf den Muschelkalk-Lettenkeuper-Flächen und am Fuß der
Keuperberge absetzten. Der größte Aufschluss
befindet sich bei Heilbonn-Böckingen.
Unter den holozänen Bildungen treten neben
den kaum aufgeschlossenen jungen Schotterterrassen, Auelehmen, Hangschuttmassen und
Böden insbesondere zahlreiche Vorkommen von
Süßwasserkalken (Kalksinter) hervor, die sich
größtenteils noch rezent vergrößern. Das poröse
Gestein entsteht in der Umgebung kalziumhydrogenkarbonatreicher Quellen infolge Ausfällung, wenn durch Erwärmung und erhöhte
Durchbewegung des Wassers oder durch Assimilation von Pflanzen (insbesondere Moose)
Kohlensäure entzogen wird. Wie bei dem unter
gleichen Voraussetzungen entstandenen Bad
Cannstatter Travertin bildeten sich mächtige,
terrassenförmige Ablagerungen. Die letzte Abbaustelle dieses früher geschätzten Bausteins
wurde Ende der 80-er Jahre aufgelassen.
Die im Stuttgarter Nordosten anstehenden, als
Cannstatter Travertin bekannten Sauerwasser-
Als weitere holozäne Bildungen sind schließlich
noch die in abflusslosen Hohlformen über was-
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Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart
serstauendem Gestein (Lehm, Basalttuff) entstandenen Moore kleineren Ausmaßes zu erwähnen, von denen das auf der Albhochfläche in
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einem Vulkanschlot gelegene Schopflocher
Moor als Einziges abgebaut wurde.
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