2008 - ENEDAS

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Naturkalender ENEDAS e.V.
2008
Zu den wohl interessantesten Bereichen der Biologie gehört die Erforschung des Zusammenlebens
von Tieren und Pflanzen. Dabei kommt es zu Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen,
welche oft unscheinbar sind, aber auch spektakuläre Formen annehmen können.
Aus diesem Grund steht der ENEDAS e.V. – Naturkalender 2008 ganz im Zeichen der vielfältigen
Interaktionen zwischen Flora und Fauna. Die einzelnen Fotographien geben dabei Beispiele aus
dem schier unendlich großen Beziehungsgeflecht in unserer Biosphäre. Zum besseren Verständnis
findet man auf der Rückseite der Kalenderblätter kurze Erläuterungen zu den abgebildeten
Organismen und Interaktionen.
Impressum
Herausgeber: ENEDAS e.V.
Bildautoren: Dipl.-Biol. Sigrid Berger, Dipl.-Biol. Rebecca Lange, Dr. Dietmar Sattler,
Stud.-Biol. Katharina Stein, Dipl.-Biol. Oliver Thier, Dr. Jens Wesenberg
Texte: Stud.-Biol. Kristin Baber, Dipl.-Biol. Sigrid Berger, Dipl.-Biol. Rolf Engelmann,
Dipl.-Biol. Rebecca Lange, Dr. Peggy Seltmann, Dipl.-Biol. Oliver Thier
Redaktion: Dr. Jens Wesenberg
Layout: Dipl. Designer (FH) Andy Baber
Druck: MaXxPrint GmbH, Leipzig
Das Urheberrecht für den Kalender liegt bei dem ENEDAS e.V.
Wir danken allen Mitgliedern und Freunden, die uns ihre Fotographien für den Kalender
unentgeltlich zur Verfügung gestellt haben und bitten um Verständnis, dass leider nicht alle
berücksichtigt werden konnten.
Der Erlös aus dem Verkauf dieses Kalenders fließt ausschließlich in gemeinnützige Projekte des
ENEDAS e.V.
Weitere Informationen erhalten sie unter www.enedas.de.
Bei Anregungen und Kritik wenden sie sich bitte per E-Mail an [email protected].
ENEDAS e.V., Elsterstraße 33, 04109 Leipzig
Kontonummer: 307859831
Bankleitzahl: 86095604
Volksbank Leipzig eG
Preis: € 14,95
Dotter-Tukan . Amazonischer Tieflandregenwald . Venezuela
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Früchte für die Vögel oder Vögel für die Früchte?
Der Dotter-Tukan (Ramphastos vitellinus), der auf einem Zweig eines Regenwaldbaumes
(Ocotea amazonica) in Venezuela die Früchte dieses Baumes frisst, ist ein typisches Beispiel für
eine Interaktion zwischen Tier- und Pflanzenreich. Beide Lebewesen ziehen unmittelbaren
Nutzen aus diesem Zusammenspiel.
Während die Früchte eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel sind, spielen diese bei der
Ausbreitung von Früchten bzw. deren Samen eine herausragende Rolle. Zudem wurde bei einigen
Samen festgestellt, dass diese erst erfolgreich keimen, wenn sie den Verdauungsapparat von
Vögeln durchlaufen haben.
Dieses sehr stark ausgeprägte Zusammenspiel zwischen Vögeln und Pflanzen spielt beim
Naturschutz eine große Rolle, da das Aussterben einzelner Tier- oder Pflanzenarten Auswirkungen
haben kann, deren voller Umfang oft schwer einzuschätzen ist.
Besonders bei einer sehr engen Vogel-Pflanze-Beziehung kann das Aussterben einer Pflanzenart
unmittelbar zum Rückgang, oder im Extremfall zum Aussterben von Vögeln führen, da eine
wichtige Nahrungsressource nicht mehr vorhanden ist.
Andererseits kann aber auch das Aussterben einer Vogelart zum Rückgang von Pflanzen führen,
weil diese in der Folge nicht oder nur noch weniger gut ausgebreitet werden.
Der Dotter-Tukan gehört zur Familie der Tukane, welche auf dem südamerikanischen Kontinent
verbreitet ist. Mit etwa 40 Arten bewohnen diese geselligen, 30 – 63 cm großen Spechtvögel die
Wälder zwischen Südmexiko und Nordargentinien.
Besonders zahlreich sind sie im Amazonasgebiet vertreten. Kennzeichnend für diese Vögel ist der
außergewöhnlich große Schnabel, welcher durch seine Waben-konstruktion trotzdem sehr leicht
ist. Des Weiteren zeichnen sie sich durch eine kräftige Färbung der Haut rings um ihre Augen aus,
welche bei allen Tukanen federlos ist.
Auf dem Speisezettel der Tukane stehen neben Insekten vor allem saftige Früchte. Der übergroße
Schnabel fungiert dabei als eine Art Saftpresse. Viele Pflanzen des tropischen Regenwaldes, aber
auch unserer Breiten, besitzen Früchte, welche besonders gern von Vögeln gefressen werden.
Kennzeichnend für solche Früchte sind zum einen eine gewisse „vogel-freundliche“ Größe und zum
anderen eine rote bis schwarze Farbe, da diese besonders anziehend auf Vögel wirkt.
Nicht vergessen darf man bei dieser Betrachtung allerdings, dass nicht alle Samen, welche von
Vögeln gefressen werden, wirklich die Möglichkeit zur Keimung erhalten.
Ein nicht unerheblicher Teil der Samen einer Pflanze können beim Fressen von Vögeln ebenso
zerstört werden. Auch die Samen der grünen Früchte auf dem Bild gehen für die Ausbreitung
des Baumes verloren, da sie vom Tukan in einem unreifen und damit nicht keimfähigen Zustand
gefressen werden.
Schmetterlingsraupe . Amazonischer Tieflandregenwald . Venezuela
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Gefräßige Verwandlungskünstler
Schmetterlinge gehören durch ihre oft sehr bunte Färbung zu den eher auffälligen Insekten, welche
sich wegen ihrer Pracht zudem sehr großer Beliebtheit erfreuen. Aber nicht nur ihre Schönheit,
sondern auch der bemerkenswerte Prozess der Verwandlung, bei dem aus einer Raupe ein Falter
entsteht, ist Ursache für die schon über Jahrtausende währende Faszination des Menschen für
diese Tiergruppe.
Seit langem ist bekannt, dass Schmetterlinge einen recht vielfältigen Lebenszyklus haben.
Aus den befruchteten Eiern schlüpfen die Raupen, welche sich meist von pflanzlichen Bestandteilen
wie Blättern, Samen und Früchten ernähren (siehe auch Kalender-Deckblatt).
Durch die intensive Nahrungsaufnahme wachsen die Raupen sehr schnell heran und müssen
sich in regelmäßigen Abständen häuten, da ihre äußere Haut, die Cuticula, nicht dehnbar ist.
Anschließend verpuppen sich die Raupen. In der Puppe, dem Übergangsstadium zwischen Raupe
und Falter, findet eine vollkommene Verwandlung (Metamorphose) statt, welche mit dem Schlüpfen
des Falters abgeschlossen ist. Da die „Raupenzeit“ einen großen Abschnitt im Lebenszyklus eines
Schmetterlings einnimmt, welcher von wenigen Wochen bis zu zwei Jahren dauern kann, ist es für
die Raupen sehr wichtig, gut gegen eventuelle Fressfeinde gewappnet zu sein.
Dafür haben die Raupen sehr unterschiedliche Strategien entwickelt. Nicht wenige Schmetterlingsraupen schützen sich vor ihren Fressfeinden durch eine sehr starke dorn- oder stachelartige
Behaarung (kleines Bild). Zusätzlich tragen viele Raupen Giftdrüsen, welche ebenfalls dem
Fraßschutz dienen. Unterstützend kann zudem eine oft sehr auffällige Warntracht wirken, die
den „aus Erfahrung klug gewordenen“ Fressfeinden schon von weitem die Ungenießbarkeit der
potentiellen Beute signalisiert.
Die zweite Möglichkeit sich den Fressfeinden zu entziehen, ist eine gute Tarnung. Wie auf der
Vorderseite zu sehen, passen sich manche Raupen oft in vollendeter Weise an ihre Umgebung
an. In diesem Beispiel befindet sich die Raupe an der Unterseite eines Zweiges und durch ihre
Färbung in unterschiedlichen Grüntönen wird sogar der Schatten der darüber liegenden Blätter
imitiert. Unterstützt wird dieser Eindruck durch die kleinen weißen Punkte, welche Sonnenflecken
nachahmen sollen.
Tankbromelie . Atlantischer Bergregenwald . Brasilien
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Belebte Tümpel in den Baumkronen
Pflanzen, die auf anderen Pflanzen leben, so genannte Epiphyten, müssen einige
Herausforderungen bewältigen, die dieser Standort mit sich bringt. So stellt die Wasser- und
Nährstoffversorgung ein zentrales Problem für die nicht im Erdboden wurzelnden Pflanzen dar.
Eine beeindruckende Lösung für selbiges, haben die in Mittel- und Südamerika beheimateten
Ananasgewächse (Bromeliaceae) entwickelt.
Die Blattbasen der rosettig angeordneten Blätter überlappen sich und liegen sehr eng aneinander.
In dem so entstehenden Trichter oder Tank sammeln sich Regenwasser und herabfallendes Laub.
Große Tankbromelien können auf diese Weise weit mehr als 10 Liter Wasser speichern.
An den Innenseiten der Blätter befinden sich spezielle Strukturen, mit deren Hilfe die Bromelie
Wasser und Nährstoffe aus dem Trichter aufnehmen kann.
Die so gebildeten „Tümpel der Baumkronen“ dienen nicht nur der Ernährung der Bromelien,
sondern bieten nebenher hunderten weiteren Lebewesen Nahrung, Lebensraum und Brutstätte.
Viele der bekannten, bunten Baumsteigerfrösche legen ihre Eier in den Bromelientrichtern ab und
müssen deshalb Zeit ihres Lebens nie die Baumkronen verlassen.
Auch unzählige Insektenarten legen ihre Eier im Wasser des Bromelienbeckens ab, wo sich dann
auch die Larven entwickeln. Von diesen Larven ernähren sich die Kaulquappen der Frösche und
andere Räuber, wie Wasserinsekten, welche ihrerseits wieder als Nahrungsgrundlage für Räuber,
wie die abgebildete Spinne dienen.
Auch Vögel, Schlangen und Fledermäuse besuchen die Wasserbecken, um zu trinken oder zu
jagen.
Die von ihnen hinterlassenen Exkremente wiederum sind ein wertvoller zusätzlicher Dünger für
die Bromelien. Die Mikro-Teiche der Bromelien sind somit Schauplatz und Bestandteil eines
großen Geflechtes aus biologischen Beziehungen und gelten daher als ein klassisches Beispiel der
komplexen ökologischen Interaktionen in tropischen Regenwäldern.
Kolibri . Atlantischer Bergregenwald . Brasilien
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Nektar liebende Flugkünstler
Kolibris gehören zu den auffälligsten Erscheinungen in der Vogelwelt und ziehen sowohl
Wissenschaftler, als auch Liebhaber, schon seit mehr als 300 Jahren in ihren Bann.
Nur wenige Vogelfamilien verbinden, wie die Kolibris (Trochilidae), gleichermaßen Artenreichtum,
Farbenpracht und Nahrungsspezialisierung mit einer Reihe bemerkenswerter, anatomischphysiologischer Leistungen. Gegenwärtig sind etwa 330 Kolibriarten bekannt, die ausschließlich
die Neue Welt vom Süden Alaskas bis nach Feuerland besiedeln.
Der Verbreitungsschwerpunkt liegt allerdings in den tropischen Regionen des amerikanischen
Kontinents.
Kolibris gehören, wie auch die Nektarvögel Afrikas und Südostasiens und die Honigfresser
Australasiens und Südafrikas, zu den so genannten „Blumenvögeln“, das heißt, zu den Blumen
besuchenden Vogelarten. Sie ernähren sich vorwiegend vom energiereichen, zuckerhaltigen Nektar
der Blüten und tragen im Austausch zu deren Bestäubung bei. Dabei verharren die nur 2 bis
20 Gramm leichten Vögel zumeist im Schwirrflug vor den Blumen und tauchen ihren langen und
dünnen Schnabel in die röhrenförmigen Blüten. Bei diesem einzigartigen Schwirrflug bringen es die
Tiere auf über 80 Flügelschläge pro Sekunde, womit sie Rekordhalter in der Vogelwelt sind.
Diese Leistung und die Aufrechterhaltung einer Körpertemperatur von 38 - 40°C, bei der sehr
kleinen Körpergröße, erfordert jedoch sehr viel Energie. Der Flug verschlingt so viel Kraft, dass
Kolibris fast dauernd Nahrung zu sich nehmen und sehr viele Blüten aufsuchen müssen.
Manche Kolibris brauchen täglich das Doppelte ihres eigenen Gewichts an Nahrung – dem
Nährwert nach hätte ein Mensch bei gleichem Kraftverschleiß vier Zentner Kartoffeln am Tag zu
bewältigen.
Eine wesentliche Rolle bei der Aufnahme der Nektarnahrung spielt die Zunge, welche in
charakteristischer Weise an die spezielle Nahrungsaufnahme angepasst ist.
Wie auch der Schnabel, ist sie meist stark verlängert und außerdem tief zwei gespalten.
Jede der beiden Hälften bildet eine enge Röhre, in welcher der Nektar kapillar aufsteigt.
Da bei jedem Blütenbesuch auch Pollen im Kopfbereich der Kolibris deponiert und beim nächsten
Blütenbesuch auf andere Pflanzen übertragen wird, sind diese zur häufigen Nahrungsaufnahme
gezwungenen Vögel extrem wirksame Bestäuber. Die Bestäubung von Blüten durch Vögel
(Ornithophilie) insgesamt, wird als ein interessantes Beispiel für Coevolution - also die
gemeinsame Evolution in gegenseitiger Beeinflussung – gesehen. „Vogelblumen“ und mit ihnen
„Blumenvögel“ finden sich konzentriert in den Tropen und Subtropen der Alten und Neuen Welt,
da den Bestäubern das ganze Jahr über Nahrung in Form von Blütennektar zur Verfügung stehen
muss. Kolibris gelten unter den Vögeln als die am meisten spezialisierten Blütenbestäuber.
Stabschrecke . Regenwald . Nordost-Australien
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Meister der Nachahmung
Die wegen ihres bizarren Erscheinungsbildes weltweit bekannten Gespenstschrecken oder
Stabschrecken beherrschen die Kunst der optimalen Nachahmung. Da sich ihr blatt- bzw.
zweigähnlicher Körper nur spärlich vom Blattwerk bzw. Gezweig ihrer Futterpflanze unterscheidet,
sind sie von ihren Fressfeinden nur schwer auszumachen. Die verschiedenen Arten können 5- 33
cm lang werden, wobei die Weibchen stets größer sind als ihre Männchen. Ein halbes Dutzend der
ca. 2.500 Arten kommt in Südeuropa vor. Im Gegensatz zu ihren zumeist tropisch bis subtropisch
lebenden, flugfähigen Verwandten sind diese alle flügellos. Besonderes artenreich vertreten,
sind die Tiere in Südost-Asien. Bei diesen vorwiegend nachtaktiven Pflanzenfressern (Herbivoren)
zieht jede Art eine bestimmte Futterpflanze vor. Zweckmäßig dafür sind sie mit kauenden
Mundwerkzeugen ausgestattet. Weil auch die Dunkelheit keine absolute Sicherheit gewährt, geht
die Futtersuche bedächtig voran.
Da die Vögel ihre Hauptfeinde sind, ist dennoch die Tarnung bei Helligkeit besonders wichtig.
Zu diesem Zweck haben diese Tiere während ihrer Evolution ein Aussehen entwickelt, das sich
stark an ihrer Umgebung orientiert und als Nachahmungstracht bezeichnet wird. Das zweigartige
Aussehen der Stabschrecke verleihen ihr der schlanke Körper und die spindeldürren Beine. Das
„Wandelnde Blatt“ (Phyllium) hingegen weist einen blattartig verbreiterten Körperbau auf (kleines
Bild). Diese Art und Weise, der dem eigenen Schutz dienenden Tarnung durch Nachahmung
bestimmter Strukturen des natürlichen Lebensraumes, wird als Mimese bezeichnet.
Zur Vervollständigung ihrer Tarnung ahmen die Gespenstschrecken die Windbewegung in der
Vegetation durch ein sachtes Schwingen des Körpers nach.
Bei Berührung verharren sie oftmals in ihrer Position oder lassen sich, wie ein Zweig, zu Boden
fallen. Ein weiteres Phänomen ist die Farbgebung, die sich z.B. bei der Indischen Stabschrecke
(Carausius morosus) in Abhängigkeit von Lichtverhältnissen, Temperatur und Feuchte kurzfristig
ändern kann. Diesem physiologischen Farbwechsel liegen Pigmentkörne in den Hautzellen zu
Grunde, welche je nach Bedarf herausgehoben oder verborgen werden können und hauptsächlich
der Temperaturregulation dienen. Eine weitere Besonderheit ist die Fähigkeit der Weibchen Eier
zulegen, die sich entwickeln, ohne befruchtet zu sein. Deshalb sind Männchen bei vielen Arten
selten. So kommt z.B. bei in Gefangenschaft lebenden „Labor-Insekten“ ein Männchen auf 4.000
Weibchen. Im Extremfall bedingt die Jungfernzeugung, dass einige Populationen ausschließlich aus
genetisch identischen Müttern und ihren Töchtern bestehen.
. Gebirgswiese . Deutschland
Baum-Weißling
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Ein Schmetterling sieht Rot
Der Baum-Weißling (Aporia crataegi), ein Tagfalter aus der Familie der Weißlinge (Pieridae),
ist mit seinen reinweißen von kräftigen schwarzen Adern durchzogenen Flügeln praktisch
unverwechselbar.
Er ist heute in den meisten Teilen Deutschlands selten geworden; in ländlicheren Gegenden
ist er jedoch noch regelmäßig anzutreffen.
Wie alle Weißlinge ist er ein eifriger Blumenbesucher und leistet somit seinen Anteil zur
Bestäubung der Blüten. Auf der Blüte oder dem Blütenstand sitzend, versenkt er seinen Rüssel
tief in die enge Blütenröhre und saugt den am Grunde befindlichen Nektar.
Er bevorzugt dabei violette Blüten, wie hier die Blüten der Alant-Kratzdistel (Cirsium helenioides).
Überhaupt sind für Tagfalterblumen leuchtende Farben mit Rotanteilen charakteristisch.
Im Gegensatz zu Bienen können Schmetterlinge nämlich Rot als Farbe sehen und werden so
optisch angelockt.
Die Weibchen des Baum-Weißlings legen an den Blättern der Fraßpflanzen gelbliche Eier in
Gelegen ab.
Diese Futterpflanzen sind vorwiegend Laubhölzer aus der Familie der Rosengewächse und dabei
besonders oft Arten der Gattung Weißdorn (Crataegus). Daher rührt auch der wissenschaftliche
Name des Falters, A. crataegi. Die sich in den Eiern entwickelnden rotbraunen, lang behaarten
Raupen überwintern in Nestern, welche an den Fraßpflanzen haften.
Die Jungraupen verweben dazu mehrere Blätter zu einem gemeinsamen Gespinst.
Jedes dieser Nester, die im Winter an kahlen Bäumen schon von weitem sichtbar sind, beherbergt
jeweils drei bis acht Raupen. Im Frühjahr fallen die Raupen über die Knospen her und können dabei
in den etwa 6 Wochen bis zu ihrer Verpuppung bisweilen Kahlfraß verursachen.
Daher ist der Baum-Weißling bei Massenauftreten als Schädling in Obstplantagen gefürchtet und
wird als solcher in einigen Ländern bekämpft.
Ein massenhaftes Vorkommen ist allerdings keineswegs jährlich zu beobachten.
Im Gegenteil, Baum-Weißlinge zeigen lokal ein äußerst unregelmäßige Auftreten und können
zwischen den Masseninvasionen oftmals über mehrere Jahre fast vollkommen fehlen.
Gecko . Eukalyptuswald . Australien
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Kletterkünstler an Felsen, Mauern und Bäumen
Viele Geckos sind als wahre Kletterkünstler bekannt. Sie erklimmen nahezu jede Wand und
meistern selbst Glasflächen.
Diese Fähigkeit verdanken sie speziellen Strukturen der Haut ihrer Zehen.
Bis auf wenige bodenbewohnende Ausnahmen besiedeln Geckos Bäume und Felsen, aber auch
in menschlichen Behausungen sind sie nicht selten anzutreffen.
Die meisten Arten kann man jedoch selten beobachten, sie sind nachtaktiv.
Geckos kommen in allen tropischen und subtropischen Regionen der Erde vor.
Bisher sind etwa 700 Arten bekannt. Der in Australien verbreitete Vierkrallengecko (Gehyra
variegata) ist eine so genannte arboreale, d.h. auf Bäumen lebende, Art.
Zu finden ist er in Baumstümpfen, in Büschen, auf Bäumen mit loser Borke, Bäumen, die vom
Blitz getroffen wurden oder in Totholz.
Diesen verschiedenen Lebensräumen oder exakter gesagt „Baumhabitaten“ ist gemeinsam,
dass sie zahlreiche kleine Zwischenräume bieten, in die der Gecko bei Bedrohung fliehen kann.
Auf dem Kalenderfoto sieht man die Baumart Eucalyptus salubris, die bei entsprechendem
Alter einen großen Anteil an Totholz besitzt.
Das Totholz kann vielfältige Aushöhlungen im Baum schaffen, die einen idealen Kleinstlebensraum (Mikrohabitat) für den Gecko darstellen.
Während der Vierkrallengecko ein Lebensraum-Generalist ist und deshalb auch auf anderen
Baumarten vorkommt, hat sich der Netzförmige Samtgecko (Oedura reticulata, kleines Bild)
vorwiegend auf die Baumart Eucalyptus salubris spezialisiert.
Auch für den Samtgecko dient der Totholzanteil des Baumes als Zufluchtsort.
Zudem benötigt er aber auch die glatte Borke dieses Eukalyptusbaums.
Beide Geckoarten sind territorial, d.h. auf einem Baum kommt, teilweise über mehrere Jahre,
jeweils nur ein Geckopärchen oder manchmal auch nur ein einzelnes Tier vor.
Tausendfüßer . Atlantischer Bergregenwald . Brasilien
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Nützliche Vielbeiner
Die belebte Umwelt ist einem ständigen Wandel unterworfen. Wachsende und sich entwickelnde
Pflanzen produzieren durch die Photosynthese ständig neue Biomasse.
Auf der anderen Seite wird von einigen Lebewesen, den so genannten Destruenten, tote
organische Substanz wieder abgebaut und dadurch den Pflanzen in Form von Nährstoffen wieder
zur Verfügung gestellt.
Ein wichtiger Schritt bei diesem Abbauprozess ist die Zerkleinerung des toten Materials und
dessen Durchmischung mit dem Boden.
Neben Regenwürmern und anderen Bodenbewohnern wird diese Aufgabe von den Doppelfüßern
(Diplopoda; zwei Beinpaare pro Körpersegment), welche verwandtschaftlich zu den Tausendfüßern
(Myriapoda) gerechnet werden, übernommen.
Die Doppelfüßer zählen zu den wichtigsten Streuzersetzern.
So nehmen sie mit ihrer Nahrung aus abgestorbenen Pflanzenteilen auch vielfach Erde auf, die
in ihrem Darm gut mit dem organischen Material vermischt wird. Für die Verdauung der schwer
abbaubaren Zellulose (Zellstoff) sind neueren Untersuchungen zufolge im Darm der Tiere lebende
Mikroorganismen verantwortlich.
Die heimischen Doppelfüßer sind in der Regel kleine Tiere, nur wenige Arten werden größer als 4,5 cm.
In tropischen Lebensräumen hingegen kommen Arten vor, die ca. 20 teilweise sogar bis zu 30 cm
lang werden können.
Das abgebildete Tier gehört zu einer Familie, die aufgrund der abgeplatteten Form ihrer Vertreter
als Bandfüßer bezeichnet wird.
Die Bandfüßer tragen oft lebhafte Färbungen, die etwaige Fressfeinde auf ihre Giftigkeit hinweisen
sollen.
Bei Bedrohung können die Bandfüßer ein blausäurehaltiges Sekret versprühen, welches Angreifer
in die Flucht schlägt. Die Bandfüßer sind gegen ihr eigenes Gift nicht immun und können unter
ungünstigen Bedingungen durch die Blausäure auch selbst geschädigt werden.
Tagfalter . Atlantischer Bergregenwald . Brasilien
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Nicht nur an Sahne
Schmetterlinge sind nach den Käfern die artenreichste Ordnung innerhalb der Insekten bzw. im
Tierreich überhaupt. Mit ca. 180.000 Arten sind sie auf allen Kontinenten außer der Antarktis
verbreitet und gehören sicher zu populärsten Insekten überhaupt.
Besonders im oft eintönigen Dunkelgrün tropischer Regenwälder bieten die häufig prächtig
gefärbten Flügel der Schmetterlinge einen willkommenen Farbtupfer.
Die Mundwerkzeuge der Schmetterlinge sind zu einem Rüssel umgebildet, welcher bei einigen
Arten der Gruppe der Schwärmer Längen von über 20 cm erreichen kann.
Auf Grund der Rüssel können die Tiere nur flüssige Nahrung zu sich nehmen.
Die meisten Schmetterlinge ernähren sich von Blütennektar. Von einigen Arten werden aber
auch andere Flüssigkeiten, wie Honigtau oder sogar Urin, Blut und Tränenflüssigkeit aufgenommen.
Manchen Schmetterlingen wird auch eine besondere Vorliebe für Sahne oder Schmand
nachgesagt.
Letzterer wurde im Ostmitteldeutschen als Schmetten bezeichnet, wovon der seit dem
18.Jahrhundert gebräuchliche deutsche Name Schmetterling abgeleitet wurde.
Eine weitere, reichhaltige von den Tieren genutzte Nahrungsquelle bietet der Saft reifer
Früchte, wie in dem hier abgebildeten Beispiel der des tropischen „Rahmapfels“ (Annona sp.).
Unter fruchtenden Bäumen finden sich aus diesem Grund neben anderen Tieren oft dutzende
Schmetterlinge zur Futtersuche ein. Auch auf den bei uns heimischen Streuobstwiesen kann man
dieses Schauspiel im Spätsommer erleben.
Besonders der Admiral (Vanessa atalanta) ist nicht selten an überreifem Obst zu finden.
Da die Früchte oft lange in der Sonne liegen, beginnen sie mitunter schon zu gären.
Immer wieder kann man dann beobachten, dass der Admiral, vom Alkohol berauscht,
sehr schwerfällig wird und eine Zeit lang unfähig ist zu fliegen.
Hornfrosch . Atlantischer Bergregenwald . Brasilien
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Die Auflösung des Körpers
Weltweit sind zurzeit etwa 5.800 verschiedene Amphibienarten bekannt. Eine sehr kleine Gruppe
der Amphibien sind die Hornfrösche (Gattung Ceratophrys), welche in Südamerika verbreitet sind.
Sie verbringen eine große Zeit ihres Lebens am Boden, wo sie sich als Ansitzjäger im Laub, Moos
oder der Erde eingraben und dort ihrer Beute auflauern.
Damit ihre Beutetiere sie nicht entdecken, besitzen die Hornfrösche eine Färbung aus
unregelmäßigen Flecken, die wie eine Art „Tarnanzug“ wirkt.
Das Verschmelzen eines Lebewesens mit seiner Umgebung wird als Somatolyse (wörtlich übersetzt:
Auflösung des Körpers) bezeichnet.
Darunter versteht man in der Biologie die Anpassung des Tieres an die Struktur und Färbung der
Umgebung. Dies kann man bei dem hier dargestellten Hornfrosch sehr gut erkennen, da er ähnlich
gefleckt und gefärbt ist wie das Laub am Waldboden.
Zweck dieser Tarnung kann sowohl das Verbergen vor Fressfeinden, als auch vor einer potentiellen
Beute (Angriffstarnung) sein. Im Gegensatz zur Mimese (Nachahmungstracht), bei der das Tier
potentiell sichtbar ist, aber leicht mit Dingen der Umgebung verwechselt werden kann (siehe
Kalenderblatt Mai: Gespenstschrecken), stellt die Somatolyse eine wirkliche Tarnung im Sinne des
sich Unsichtbarmachens durch eine Umgebungstracht dar.
Seit 1980 sind vermutlich 120 Amphibienarten unserer Erde ausgestorben.
Etwa seit 15 Jahre ist bekannt, dass viele Amphibienbestände auf der Welt stark abnehmen und
nach neusten Erkenntnissen sind heute ca. 30 – 50 % aller Amphibienarten unmittelbar vom
Aussterben bedroht.
Die Ursachen für diese starke Bedrohung sind vor allem die Umweltverschmutzung, die Zerstörung
der Lebensräume und die Klimaänderung.
Zusätzlich sind in Mittelamerika, Teilen von Südamerika und Australien viele Bestände durch einen
aus Afrika eingeschleppten Pilz mit dem Namen Batrachochytrium dendrobatidis stark gefährdet,
da eine Infektion mit diesem Pilz für die Tiere fast immer tödlich verläuft.
Auf Grund der starken Bedrohung wurde das Jahr 2008 unter anderem von der Weltzoogemeinschaft (WAZA) zum „Jahr des Frosches“ erklärt.
Ziel dieser Kampagne ist es, die Aufmerksamkeit auf das weltweite Amphibiensterben zu lenken
und Wege zur Rettung der Amphibien zu finden.
Seidenknopfgalle
. Laubmischwald . Deutschland
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November
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Kinderstuben für Parasiten
Geht man mit geschärftem Blick durch die Natur, so fallen einem, immer wieder äußerst
merkwürdige Gebilde an verschiedenen Pflanzen auf. Behaarte Kügelchen, unzählige Zipfel, welche
die Blätter übersäen, Gebilde, die aussehen, wie unreife Kirschen, bis hin zu faustgroße Knollen
sind zu finden. Diese Wachstumsanomalien werden als Gallen (Cecidien) bezeichnet.
Weltweit sind heute über 15.000 verschiedene Gallen bekannt. Erwähnt wurden die Pflanzengallen
bereits im Altertum von dem berühmten griechischen Arzt Hippokrates (ca. 460 – 377 v. Chr.).
Damals interpretierte man alle Gallen als eine Art Frucht der jeweiligen Pflanze. Heute hingegen
weiß man, dass sie das Produkt einer sehr ungewöhnlichen Beziehung sind.
Die Pflanzengallen werden durch das Eindringen so genannter Gallerreger in das Gewebe der
Pflanzen hervorgerufen. Die Erreger stammen aus dem Reich der Bakterien, der Pilze oder der Tiere.
Sehr oft sind es Insekten. Der Ablauf der Gallenbildung ist immer ähnlich. Ein Insekt bohrt ein
bestimmtes Organ einer bestimmten Pflanze, wie im abgebildeten Fall der Seidenknopfgalle ein
Eichenblatt, an und legt ein Ei hinein. Ausgelöst durch vom Muttertier abgegebene und von der
sich entwickelnden Larve produzierten Stoffe (zum Beispiel Pflanzenhormone) beginnt das Gewebe
der befallenen Pflanze um die angebohrte Stelle zu wuchern und die Galle entsteht.
So wird für die Insektenlarve eine ideale Kinderstube geschaffen, in der das Tier vor Feinden
geschützt in einem optimalen Klima leben und sich zugleich von dem Gallgewebe ernähren kann.
Nach der Verpuppung verlässt dann das vollentwickelte Insekt die Galle und der Zyklus beginnt von
neuem. Aus dem Saft der wahrscheinlich bekanntesten an Eichenblättern zu findenden Gallen, den
Eichengalläpfeln, kann man eine hochwertige dokumentenechte Tinte, die so genannte Gallustinte,
gewinnen. Diese ist seit dem 3. Jh. v. Chr. in Gebrauch und wird auch heute noch, zum Beispiel
beim Unterzeichnen von Staatsverträgen, verwendet. Auch an den Knospen von Rosen bzw.
Hagebutten können sich Gallen entwickeln, die als kugelige, mit hunderten moosartigen Haaren
besetzte Gebilde ein sehr charakteristisches Erscheinungsbild besitzen (kleines Bild).
In früheren Zeiten, als man sich deren Entstehung nicht erklären konnte, sprach man dieser
auffallenden und schönen Galle magische Kräfte zu. So legte man sie z.B. Säuglingen unter das
Kopfkissen um sie zu beruhigen, woher auch der volkstümliche Name „Schlafapfel“ stammt.
Noch bis ins 17. Jh. wurden die Rosengallen als „Zauberkugeln“ angeboten, unter anderem um
Kinder vor Behexung zu schützen und um sich der Treue seines Geliebten zu versichern.
Weberameisen . Regenwald . Nordost-Australien
12
Dezember
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Nester aus Laub und Seide
Die bekanntesten Staaten bildenden Insekten neben den Bienen sind zweifelsfrei die Ameisen.
Weltweit sind heute über 12.000 Arten bekannt und nur vereinzelte Regionen der Erde, wie
Island, Grönland und die Antarktis sind „ameisenfrei“. Nur wenige Ameisengattungen, wie die
tropischen Wander- und Treiberameisen leben nomadisch und bauen deshalb keine festen
Nester. Schlagen sie nachts ihr Lager auf, so werden die Königin und ihre Brut in der Mitte eines
lebenden, aus den Körpern von Arbeiterinnen und Soldaten bestehenden Knäuels geschützt.
Da die meisten Ameisen allerdings wesentlich sesshafter sind, leben sie in mehr oder weniger
dauerhaften Nestern. Zum Teil werden ihnen diese Behausungen direkt von Pflanzen in Form von
vorgefertigten Hohlräumen, sogenannten Domatien, zur Verfügung gestellt.
Im Gegenzug dafür schützen die Ameisen die auch als Ameisenpflanzen bezeichneten Gewächse
vor Fraßfeinden. Abgesehen von diesen Ausnahmen bauen Ameisen ihre Nester selbst, wobei
verschiedene natürliche Materialien wie Erdkrumen, Holz- oder andere Pflanzenteile Verwendung
finden. Eine besondere Art des Nestbaus zeigen die Weberameisen der aus nur zwei Arten
bestehenden Gattung Oecophylla. Eine der Arten, Oecophylla longinoda, ist im tropischen Afrika
und Indien verbreitet, die andere, O. smaragdina, hat ihre Heimat im Norden Australiens.
Die Nester der Weberameisen werden aus lebenden Blättern gebaut. Dabei legt die Königin Eier
in den Blättern eines Baumes ab während die Arbeiterinnen mit dem Nestbau beginnen, indem
sie die Blätter aneinander halten. Sind die Larven geschlüpft, wird die von ihnen produzierte Seide
genutzt, um die Blätter zusammenzukleben und damit ein Nest um die Königin herum zu bauen.
Wenn die genutzten Blätter verwelken, wird ein neues Nest gebaut. Eine voll entwickelte Kolonie
dieser sozialen Insekten kann 100.000 bis 500.000 Arbeiterinnen beherbergen.
Die Ameisen bevölkern meist den gesamten Baum und verteidigen ihn gegen Eindringlinge bzw.
machen in der Umgebung des Nestes auch gezielt Jagt auf andere Insekten (kleines Bild).
Dieses Verhalten macht man sich heute teilweise zur Schädlingskontrolle in Obstbau zu Nutze,
indem man die Ameisen gezielt in den Obstplantagen ansiedelt. Die australischen Ureinwohner, die
Aborigines, nutzten die Nester der Weberameisen zur Herstellung eines Erfrischungsgetränkes,
wozu die Nester in Wasser ausgepresst wurden.
Da der Hinterleib der Ameisen einen starken Zitronengeschmack aufweist entsteht dabei
durch das Zerdrücken der Tiere eine Art „Zitronenlimonade“, die zudem reich an Vitamin C und
antibiotisch wirksam sein soll.
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