teil 1: die ersten schritte

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Welt der Wissenschaft: 50 Jahre Planetenforschung
Reisen zu den Planeten
Teil 1: Die ersten Schritte
Seit einem halben Jahrhundert erforschen wir das Sonnensystem mit interplanetaren
Raumsonden. In dieser Zeitspanne hat sich das Verständnis unserer nächsten
kosmischen Heimat grundlegend geändert. Nach unseren Besuchen vor Ort kennen wir
die Planeten nun als individuelle, überraschend vielfältige Welten.
Von Manfred Gottwald
A
ls am 14. Dezember 1962 die
Ein mühsamer Beginn
Erfolgsgeschichte. Dabei hatten die Verant­
Raumsonde Mariner 2 in nur
Zu Beginn des Raumfahrtzeitalters gab es
wortlichen anfänglich mit unerwarteten
34 700 Kilometer Abstand an
Ende der 1950er Jahre zwei Nationen, die
Schwierigkeiten zu kämpfen. Ein grund­
der Venus vorbeiflog, war es
in der Lage waren, Sonden in die Erdum­
legendes Problem am Vorabend der Flüge
erstmals gelungen, ein Raumfahrzeug
laufbahn und darüber hinaus zu bringen,
zu den anderen Planeten war fehlendes
kontrolliert in die nahe Umgebung eines
die USA und die damalige UdSSR. Ur­
Personal mit Kenntnissen im Bereich der
Himmelskörpers jenseits von Erde und
sprünglich angetrieben durch den Kalten
planetaren Astronomie. Obwohl unser
Mond zu bringen und dabei mit ihm in
Krieg und seine militärischen Vorgaben,
Sonnensystem jahrhundertelang ein wich­
Kontakt zu bleiben (siehe die Bilder
erkannten Forscher relativ bald auch die
tiger Gegenstand der beobach­tenden und
rechts). William Pickering, damals Direk­
wissenschaftlichen Möglichkeiten der Ra­
theoretischen Astronomie war, befand sich
tor am Jet Propulsion Laboratory (JPL) im
ketentechnologie, nicht nur in Bezug auf
die professionelle planetare Astronomie
kalifornischen Pasadena, das diese Mis­
die Untersuchung sonst unzugänglicher
zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Nie­
sion leitete, nannte Mariner 2 den Auftakt
Bereiche der Erde, sondern auch des Son­
dergang. Durch die zu dieser Zeit erzielten
zu einer vollkommen neuen Ära in der Er­
Fortschritte in der modernen Physik rückte
forschung unseres Sonnensystems. Er
nensystems.
Rückblickend erscheint die interplane­
sollte Recht behalten.
tare Raumfahrt als eine durchgängige
Auch im Bereich der Erkundung ferner Ga­
die Sternentwicklung in den Vordergrund.
laxien warteten nach der Entdeckung der
kosmologischen Rotverschiebung durch
50 Jahre Planetenforschung
Georges Lemaître und Edwin Hubble zahl­
reiche Fragen auf Antworten. Beim Zugang
Harald Krüger: Vorstoß ins Sonnensystem
Teil 1: Die erdähnlichen Planeten
zu den knappen Beob­achtungszeiten an
August 2012
geeigneten Teleskopen zogen Beobach­
September 2012
tungsprogramme zur Erforschung der Pla­
Teil 1: Die ersten SchritteOktober 2012
neten oft den Kürzeren.
Dazu gesellte sich ein wissenschaftlich
Teil 2: Die Nachbarn der Erde
November 2012
etwas zweifelhafter Ruf der Planetenbeob­
Teil 3: Jenseits des Mars
Dezember 2012
achter. Verantwortlich war dafür die Fehl­
Teil 2: Die Gasriesen, ihre Monde und die Kleinkörper
Manfred Gottwald: Reisen zu den Planeten
interpretation der detaillierten Marsbeob­
34
Oktober 2012
Sterne und Weltraum
achtungen des italienischen Astronomen
Giovanni Schiaparelli (1835 – 1910) wäh­
rend der Opposition 1877. Aus seinen als
»canali« bezeichneten natürlichen Struk­
turen, die er auf der Planetenoberfläche
erkannte, wurden bald »Kanäle«, die man
als Konstruktionen einer hochentwickel­
ten Zivilisation deutete. Diese Idee fiel in
der Öffentlichkeit auf fruchtbaren Boden;
fortan gehörte die Existenz von »Marsia­
nern« in den Bereich des Möglichen.
Auch in der Astronomie gab es Vertre­
ter, welche die These von höherem Leben
auf Planeten vertraten. Einer davon war
Percival Lowell (1855 – 1916), der Gründer
des Flagstaff-Observatoriums in Arizona
(siehe Bild auf S. 36 oben). In Büchern wie
»Mars as the abode of life« (in etwa: Mars
als die Heimstatt von Leben) spekulierte
Lowell über eine dem Untergang geweih­
te Marszivilisation. Andere wie etwa
Gavril Tichow (1875 – 1960) in der UdSSR
NASA
verfolgten realistischere Ansätze (siehe
Bild auf S. 36 oben). Seine Theorien, die er
unter der Bezeichnung Astrobiologie oder
Astrobotanik
zusammenfasste,
sahen
Vertreter der NASA überreichen dem US-Präsidenten John F. Kennedy ein
ebenfalls die Möglichkeit der Existenz von
Modell der Raumsonde Mariner 2 (Bild unten) nach ihrem erfolgreichen
Leben auf unseren Nachbarplaneten vor,
Venusvorbeiflug im Dezember 1962.
www.sterne-und-weltraum.de
Oktober 2012
35
Percival Lowell beobachtet den Mars in
Lowell Observatory
University of Arizona
Astrophysikalisches Institut Fesenkow
dem von ihm gegründeten Observatorium.
Der russische Astronom Gavril Tichow
Das 1,55-Meter-Kuiper-Teleskop auf dem
wagte Anfang des 20. Jahrhunderts erste
Mount Bigelow nördlich von Tucson diente
Vermutungen über mögliches Leben auf
Anfang der 1960er Jahre vorwiegend der
dem Mars.
Planetenforschung.
ständnis der von den Sonden gewonnenen
Daten, die Bestimmung für zukünftige
Missionen wichtiger, aber weit gehend un­
Lunar and Planetary Laboratory, University of Arizona
bekannter Planeteneigenschaften sowie
die Schaffung eines attraktiven Umfelds,
in dem der benötigte wissenschaftliche
Nachwuchs heranwachsen kann.
Um von der planetaren Astronomie
solche Resultate erwarten zu können,
Gerard P. Kuiper
musste sie erst durch massive finanzielle
(1905 – 1973) war
Mittel dazu in die Lage versetzt werden.
einer der Begründer
In den 1950er Jahren fristete sie in den
der US-amerika-
USA im Rahmen der Förderung durch
nischen Planeten-
die Natio­nal Science Foundation ein re­
forschung.
lativ bescheidenes Dasein: Die Bereiche
»Sterne« und »Galaxien« genossen bei­
wenngleich eher in Form von angepasster
mie mit Interesse an Kosmochemie die
spielsweise im Jahr 1960 eine 30-mal hö­
Vegetation.
Empfehlung: »Vielleicht sollten wir die
here finanzielle Unterstützung.
Die weit verbreitete Skepsis gegenüber
der planetaren Astronomie erleichterte
Astronomen vergessen und es lieber mit
Physikern versuchen.«
Der NASA gelang es, ein im Vergleich
dazu deutlich besser ausgestattetes Pro­
es angehenden Astronomen, sich für
Unterstützt wurde die 1958 gegründete
gramm durchzusetzen. Dieses sah auch
eine stellare oder galaktische Forscher­
US-Raumfahrtbehörde NASA von Gerard
die Errichtung spezieller, für lunare und
laufbahn zu entscheiden. Als schließlich
P. Kuiper (1905 – 1973). Der US-Planeten­
planetare
in den 1950er Jahren die Planungen und
forscher Carl Sagan (1934 – 1996) nannte
Teleskope vor, um Nachteile bei der Ver­
Vorbereitungen für die ersten Raumflüge
ihn einmal den einzigen Astrophysi­
gabe von Beob­achtungszeit zu umgehen.
anstanden, war dafür kaum astronomisch
ker der 1950er Jahre, der sein gesamtes
Das erste dieser Geräte, ein 1,55-Meter-
geschultes Personal mit Interesse am
Schaffen den Planeten widmete (siehe
Teleskop, entstand 1965 auf dem Mount
Planeten­system vorhanden. Bei einem
Bild oben). Kuiper erkannte die enor­men
Bigelow in den Catalina-Bergen nördlich
solcher Treffen soll Albert Hibbs, damals
Möglichkeiten, Planeten vor Ort mittels
von Tucson im US-Bundesstaat Arizona
designierter
Weltraum­
automatischer Sonden zu untersuchen.
(siehe Bild oben). Auf dem Mauna Kea in
wissenschaften des JPL, seine Nöte fol­
Zudem sah er wie die NASA, die Notwen­
Hawaii, heute ein Mekka der bodengebun­
gendermaßen
digkeit,
Raumfahrtprogram­me
denen Astronomie, wurde 1970 mit dem
wären sofort bereit, jeden Astronomen
durch eine intensive bodengebundene
2,2-Meter-Spiegel aus dieser NASA-Initia­
für unsere Aufgabe anzuheuern, wenn es
Beobachtungstätigkeit,
tive überhaupt erst die Ära der gro­ßen
denn einen gäbe, der willens ist, lange ge­
theoretischen Betrachtungen, voranzu­
nug auf die Beobachtung von Galaxien zu
bringen.
Direktor
geäußert
für
haben:
»Wir
diese
verbunden
mit
Beobachtungen
gedachter
Teleskope eingeläutet.
Gerard Kuiper war in den 1960er Jahren
verzichten.« Darauf erhielt er von Harold
Damit sollten im Wesentlichen drei
in zahlreiche planetare und Mondmissio­
Urey, einem Nobelpreisträger der Che­
Aspekte verfolgt werden: ein besseres Ver­
nen involviert. Um sich optimal der Un­
36
Oktober 2012
Sterne und Weltraum
tersuchung des Sonnensystems widmen
re oder Bilder des zu erreichenden Ziels
energetisch güns­tigste Variante die später
zu können, gründete er 1960 das Lunar
übertragen.
nach ihm benannten Hohmann-Bahnen
and Planetary Laboratory an der Universi­
tät von Arizona in Tucson.
Eine solche Kapsel lässt sich auch so
sind (siehe die Grafik unten).
auslegen, dass sie sich möglichst lange in
Angewandt auf die Erde und eine Reise
Wenn Sonden Messungen durch Fern­
der Atmosphäre aufhält, beispielsweise
zu den äußeren Planeten bedeutet dies,
erkundung oder sogar in situ durchfüh­
indem sie an einem Ballon hängend von
die Sonde in Richtung der Bahnbewegung
ren, sind zur Interpretation der Daten
den vorherrschenden Strömungen getra­
der Erde so weit zu beschleunigen, dass sie
mehr als astrophysikalische Kenntnisse
gen wird. Einmal gelandet, kann die Sonde
deren Schwerefeld verlässt. Sie läuft dann
nötig. Der Aufbau und die Entwicklung
die Oberfläche und die am Landeort exis­
auf einer elliptischen Bahn um die Sonne
von Planeten lassen sich nur verstehen,
tierende Atmosphäre untersuchen. Ein
mit dem Abstand Sonne-Erde als Perihel.
wenn wissenschaftliche Disziplinen wie
mitgeführter Rover, ein vom Lander un­
Bei geeigneter Beschleunigung erreicht
Geo­logie, Geophysik, Mineralogie oder
abhängiges Fahrzeug, erweitert dabei den
sie die Umlaufbahn des äußeren Planeten
sogar Biologie und verwandte Fächer
Aktionsradius beträchtlich.
Die
Kleinere Objekte lassen sich auch un­
in ihrem Aphel.
Da Planet und Sonde auf unterschied­
interplanetare Raumfahrt führte so zu
tersuchen, indem eine Sonde Projektile
lichen Bahnen um die Sonne kreisen,
einem echten interdisziplinären Ansatz,
auf deren Oberfläche abschießt und die
besitzen
für den sich die Bezeichnung Planetologie
Auswirkungen des Aufpralls analysiert.
zentrische Bahngeschwindigkeiten. Die
etabliert hat.
Die ehrgeizigste Form eines Besuchs ist
Begegnung beider wäre somit nur eine
die kontrollierte Rückkehr eines inter­
kurzzeitige Episode. Damit die Sonde in
planetaren Raumfahrzeugs zur Erde mit
Planetennähe verbleiben kann, muss sie
Welche besonderen Anforderungen müs­
Material des besuchten Ziels – entweder
ihre Geschwindigkeit wiederum verän­
sen Missionen mit dem Ziel erfüllen, um
gewonnen auf dessen Oberfläche oder in
dern, wodurch die elliptische Bahn des
Objekte des Sonnensystems zu besuchen?
seiner näheren Umgebung.
Raumfahrzeugs in eine kreisförmige um­
miteinander
kombiniert
werden.
Reisewege
sie
nicht
identische
helio­
Diese hängen zunächst von der Art des
Die Ziele interplanetarer Raumfahrt
Besuchs ab. Im einfachsten Fall handelt
zeichnen sich durch ihre große Entfer­
gewandelt wird.
Prinzipiell erfolgt die Reise zu den in­
es sich um einen Vorbeiflug. Während
nung aus. Venus als nächstmögliches
neren Planeten ähnlich, nur dass sich die
der größten Annäherung beobachten die
Objekt befindet sich im günstigsten Fall
Sonde hier beim Start in ihrem Aphel be­
Instrumente an Bord der Raumsonde den
38 Millionen Kilometer von der Erde
findet und ihr Perihel bei der Ankunft bei
Planeten und nachdem diese Phase abge­
entfernt, zum Zwergplaneten Pluto sind
Merkur oder Venus erreicht. Um in den in­
schlossen ist, endet die Mission.
es zwischen 4,3 und 7,2 Milliarden Kilo­
neren Bereich des Sonnensystems vorzu­
Ein komplexeres Unternehmen ist das
meter. Um eine Sonde dorthin zu brin­
Einschwenken in eine Umlaufbahn um
gen, gibt es unterschiedliche Ansätze,
den Himmelskörper, die jahrelange Beob­
am bekanntesten sind die so genannten
Hier sind Hohmann-Bahnen von der Erde zu
achtungen aus niedriger Höhe erlauben.
Hohmann-Bahnen.
äußeren (links) und inneren (rechts)
Von einem Orbiter, aber auch bei einem
Im Jahr 1925 hatte der deutsche Ingeni­
Planeten mit idealisierten Kreisbahnen
Vorbeiflug, lässt sich eine Landekapsel ab­
eur Walter Hohmann (1880 – 1945), lange
dargestellt. Die jeweiligen heliozentrischen
trennen, die entweder hart oder kontrol­
bevor Raumfahrt überhaupt möglich
liert auf einer festen Oberfläche aufsetzen
wurde, untersucht, wie man sich zwischen
Geschwindigkeiten der Planeten sind mit
V1 und V2 bezeichnet, während Vd sowie Va
soll. Während ihres Abstiegs kann diese
Himmelskörpern bewegen kann, die eine
die Sondengeschwindigkeiten bei Abflug
Daten aus einer vorhandenen Atmosphä­
Zentralmasse umlaufen. Er fand, dass die
und Ankunft angeben.
elliptische
Transferbahn
Planet 2 bei
Abflug
elliptische
Transferbahn
Planet 1 bei
Ankunft
V1
V1
Vd
Vd
Planet 2 bei
Ankunft
Va
Sonne
Planet 1
bei Abflug
Sonne
Va
V2
Planet 1
bei Ankunft
www.sterne-und-weltraum.de
V2
Planet 2
bei Abflug
Oktober 2012
37
Manfred Gottwald / SuW-Grafik
Planet 2 bei
Ankunft
Reisezeiten und erforderliche Geschwindigkeitsänderungen ΔV*
Ziel
Reisezeit in Jahren
ΔV1 in Kilometer pro Sekunde
ΔV2 in Kilometer pro Sekunde
derungen, vor allem bei der Ankunft am
Planeten.
Um extrem lange Reisezeiten und
aufwändige DV-Manöver zu vermeiden,
Merkur
0,3
-7,53
-9,61
sind Alternativen gefragt. Die als Gravity
Venus
0,4
-2,50
-2,71
Assist oder Swing-by bekannte Varian­
Mars
0,7
2,95
2,65
te wurde 1961 von Michael Minovitch
Jupiter
2,7
8,79
5,64
ausgearbeitet, als er als Student am JPL
Saturn
6,1
10,29
5,44
weilte (siehe die Grafik unten). Hier wird
Uranus
16,1
11,28
4,66
die Tatsache ausgenutzt, dass sich die
Neptun
30,7
11,66
4,05
Flugrichtung und -geschwindigkeit einer
Pluto
45,6
11,82
3,69
Sonde beim Vorbeiflug an einem Planeten
*Hohmann-Transferbahnen unter der Annahme von Kreisbahnen (ΔV1 zum Verlassen des
Erdorbits, ΔV2, um sich der Bahn des Ziels anzupassen)
ändert. Außerhalb seiner gravitativen
Einflusssphäre wird ihre Bahn durch die
Sonne bestimmt, innerhalb beginnt die
stoßen, darf die Sonde aus dem Erdorbit
Die Tabelle oben zeigt, wie lange eine
Sonde in Richtung des Planeten zu fallen.
jedoch nicht in Richtung der Erdbewegung
Reise von der Erde zu den Planeten und
Dabei erhöht sich ihre Geschwindigkeit
beschleunigen, sondern entgegengesetzt
Pluto auf Hohmann-Bahnen dauert. Wäh­
relativ zum Planeten bis zum Punkt der
dazu. Dabei folgt sie immer noch der von
rend Merkur, Venus und Mars innerhalb
größten Annäherung. Danach entfernt
der Erde vorgegebenen Bahn, jedoch mit
eines Jahres zu erreichen sind, steigt die
sie sich wieder, die Geschwindigkeit re­
etwas geringerer Geschwindigkeit und
Flugdauer zu Zielen jenseits des Aste­
lativ zum Planeten nimmt ab, um nach
»fällt« somit in Richtung Sonne. Auch hier
roiden­gürtels enorm an. Ebenfalls finden
Verlassen der Einflusssphäre wieder ihren
ist ein zweites Manöver notwendig, falls
sich in der Tabelle die Äquivalente der
ursprünglichen Wert anzunehmen. Durch
das Raumfahrzeug in der Nähe des Ziels
Geschwindigkeitsänderungen oder DV
die Anziehung des Planeten hat sich die
verbleiben soll.
Flugrichtung geändert. Wie stark diese
Natürlich wird nie die kürzestmögliche
(Delta-V), relativ zur Bahngeschwindig­
keit der Erde (DV1), um die Hohmann-
Entfernung zwischen Erd- und Planeten­
Bahn zu erreichen, und relativ zum Pla­
orbit zurückgelegt, sondern das Raum­
neten (DV2), um aus der Hohmann-Bahn
fahrzeug nähert sich letzterem auf einer
dem Planeten auf einer Kreisbahn folgen
Der Flug von Cassini zum Saturn ist ein
elliptischen Bahn an. Ein Zusammentref­
zu können. Negative Werte stehen für Be­
Beispiel einer Bahn mit mehrfachen
fen mit dem Planeten ist nur gelingen,
schleunigungen entgegen der Bahnbewe­
Swing-by-Manövern (grün: Flugverlauf vom
wenn das Raumfahrzeug innerhalb eines
gung des Planeten. Es zeigt sich, das sich
Start bis zum ersten Venusvorbeiflug,
Startfensters startet, das sich aus den un­
nur Venus und Mars mit relativ mode­
orange: erster bis zweiter Venusvorbeiflug,
terschiedlichen Bahnradien beziehungs­
ratem DV erreichen lassen. Sogar Merkur
blau: zweiter Venusvorbeiflug mit nachfol-
weise Bahngeschwindigkeiten ergibt.
erfordert deutliche Geschwindigkeitsän­
gender Erd- und Jupiterpassage).
Änderung ausfällt, hängt unter anderem
Kurskorrektur
Venusvorbeiflug
3.12.1998
Sonne
Venusumlaufbahn
Erdumlaufbahn
Saturnumlaufbahn
n
laufbah
terum
Jupi
Venus 2. Vorbeiflug
24.6.1999 (∆V = 3,1 km/s)
Saturnankunft
1.7. 2004
Manfred Gottwald / SuW-Grafik
Venus 1. Vorbeiflug
26.4.1998 (∆V = 3,7 km/s)
Erde Start
15.10.1997
Erdvorbeiflug
18.8.1999 (∆V = 4,1 km/s)
38
Oktober 2012
Jupitervorbeiflug
31.12.2000 (∆V = 2,1 km/s)
Sterne und Weltraum
Die US-Raumsonde Dawn nähert sich auf
einer langen Flugstrecke den Kleinplaneten
Vesta und Ceres. In den hellblauen
Segmenten war der Ionenantrieb von Dawn
Abflug Vesta
August 2012
aktiv und erzeugte eine immer weiter
werdende spiralförmige Bahn.
vom geringsten erreichten Abstand und
Start
27.9.2007
der Geschwindigkeit der Sonde ab.
Bisher war unsere Betrachtung pla­
netenzentriert. Von Interesse ist aber,
Sonne
wie schnell sich die Sonde heliozentrisch
bewegt. Hier kommt die Bewegung des
Planeten ins Spiel, dessen Bahngeschwin­
digkeit berücksichtigt werden muss. Der
Manfred Gottwald / SuW-Grafik
Ankunft Vesta
16.7.2011
erreichbare Absolutwert einer Geschwin­
Mars Swing-by
18.2. 2009
digkeitsänderung lässt sich aus dem Win­
kel zwischen den Richtungen der ankom­
menden und abfliegenden Sonde sowie
Ankunft Ceres
Februar 2015
ihrer planetenbezogenen Geschwindig­
Missionsende
Juli 2015
Ionenantrieb
keit vor dem Swing-by-Manöver berech­
Dawn Flugbahn
nen. Am massereichen Jupiter sind bei­
spielsweise DV möglich, welche die Sonde
auf Entweichgeschwindigkeit aus dem
Zur Erzeugung von DV werden fast aus­
sehr lange Zeiträume betreiben lassen
schließlich chemische Antriebe genutzt.
und damit sehr große Geschwindigkeits­
Physikalisch betrachtet wird bei einem
Auf einer Bahn in niedrigem Erdorbit
änderungen ermöglichen.
Swing-by weder der Impuls- noch der
zündet zum geeigneten Zeitpunkt ein
Eine mit einem Ionentriebwerk aus­
Ener­gieerhaltungssatz verletzt. Der nahe
Triebwerk, das den erforderlichen Schub
gerüstete Sonde bewegt sich nicht mehr
Vorbeiflug ist elastisch, so dass die Sum­
zum Verlassen des Anziehungsbereichs
auf einfachen Transferbahnen zwischen
me der kinetischen Energien von Sonde
der Erde liefert. Die weitere Reise erfolgt
zwei Planeten, sondern beschreibt nach
und Planet davor und danach gleich sind,
antriebslos, nur unterbrochen durch et­
ihrem chemisch erfolgten Einschuss in
ebenso haben die beteiligten Massen Im­
waige Kurskorrekturen. Falls erforderlich,
eine solare Umlaufbahn eine immer wei­
puls ausgetauscht. Wegen der geringen
kommt bei Ankunft am Ziel nochmals der
ter (nach außen) oder enger (nach innen)
Masse der Sonde macht sich der Effekt in
Hauptmotor zum Einsatz und bringt die
werdende Spirale, die schließlich das
den geänderten Bahnparametern deutlich
Sonde in die gewünschte Umlaufbahn.
Zielobjekt auf seiner Bahn erreicht (siehe
Sonnensystem hinausbeschleunigen.
bemerkbar. Aber auch der Umlauf des Pla­
Als einzige praktische Alternative zu
die Grafik oben). Dabei lassen sich je nach
neten um die Sonne wurde modifiziert;
chemischen Treibstoffen eignen sich Io­
Bedarf Swing-by-Manöver einbinden. Der
nur dass die Änderung wegen der viel grö­
nentriebwerke für interplanetare Flüge.
Nachteil bei dieser Antriebsmethode ist
ßeren Masse des Planeten vernachlässig­
Ihr theoretischer Ursprung reicht zurück
die verlängerte Reisezeit. Dies wird jedoch
bar gering ist. Als die Raumsonde Galileo
bis zu den Raketenpionieren Robert God­
dadurch ausgeglichen, dass man deutlich
auf ihrem Weg zum Jupiter im Dezember
dard (1882 – 1945), Konstantin Ziolkowski
weniger Treibstoff mitführen muss, was
1992 nahe an der Erde vorbeiflog, erhöhte
(1857 – 1935) oder auch Hermann Oberth
die Gesamtmasse einer Sonde und damit
sich ihre heliozentrische Geschwindig­
(1894 – 1989) Anfang des 20. Jahrhunderts.
die Startkosten reduziert.
keit durch dieses Swing-by-Manöver um
In solchen Motoren, die nur im Hochvaku­
3,7 Kilometer pro Sekunde – die Erde
um funktionieren, wird ein Gas, oftmals
dagegen erfuhr eine Abbremsung von
6 3 10 –9 Zentimetern pro Jahr!
Xenon, ionisiert und danach in einem
Funkverkehr in den Tiefen des Sonnensystems
elektromagnetischen Feld beschleunigt
Wie hält man Kontakt zu Sonden, die
und ausgestoßen.
sich bis an den Rand des Sonnensystems
Je nach Geometrie des Vorbeiflugs sind
entweder Beschleunigungen für Flüge ins
Der erreichbare Schub ist viel geringer
begeben? Es müssen sowohl die von den
äußere Sonnensystem, oder, wenn die
als bei den explosiv ablaufenden Reaktio­
Ins­trumenten erzeugten Daten empfan­
inneren Planeten angesteuert werden, Ab­
nen chemischer Antriebe; er liegt in der
gen als auch das Raumfahrzeug gesteuert
bremsungen möglich. Auch lässt sich mit
Größenordnung von 100 Millinewton. Das
werden. Raumsonden sind üblicherweise
Swing-bys eine Sonde in hohe ekliptikale
entspricht in etwa der Kraft, die ein Blatt
mit Radiokommunikationssystemen aus­
Breiten befördern. Solche Manöver, die oft
Papier auf seine Unterlage ausübt (zum
gestattet, die eine Sendeleistung im X-
mehrfach im Lauf einer Mission stattfin­
Vergleich: die Hauptstufe der Ariane-5-Ra­
oder S-Band im Bereich von bis zu einigen
den, sind heute die gängige Methode, um
kete erreicht mehr als 1000 Kilonewton).
zehn Watt besitzen. Das X-Band umfasst
die Reisezeiten von interplanetaren Son­
Trotzdem eignen sich Ionentriebwerke
den
den drastisch zu verkürzen.
für interplanetare Reisen, da sie sich über
und zehn Gigahertz, das S-Band von zwei
www.sterne-und-weltraum.de
Frequenzbereich
zwischen
Oktober 2012
sechs
39
Die US-Raumsonde Mariner-7 sandte dieses
Bild des roten Planeten Mars im August
1969 zur Erde. Erst mit modernen Bildverarbeitungsverfahren gelang es dem US-Amerikaner Ted Stryk, aus den damals übermittelten digitalen Daten ein Farbbild zu
rekonstruieren. Stryk ist Professor für
Philosophie in Oak Ridge, Tennessee, und
betreibt die Bildverarbeitung als Hobby. Er
sucht dabei in NASA-Archiven nach alten
Datenträgern und arbeitet sie auf.
torija befanden. Vor allem für kritische
Flugmanöver
und
Datentransfers
bei
der Ankunft am Planeten mussten die
NASA / Ted Stryk
Missionsplaner somit immer die Sicht­
barkeit über der Krim berücksichtigen.
Sie versuchten deshalb die Lücken durch
mobile Empfangsstationen auf Schiffen
auszugleichen (siehe Bild rechts). Abgese­
bis fünf Gigahertz. Durch die Verwen­
stationen, deren geografische Länge sich
hen vom in den 1960er und 1970er Jahren
dung einer Parabolantenne lässt sich die
um 120 Grad unterscheidet: Goldstone in
vorherrschenden Geheimhaltungsdenken
Sendeleis­tung stark gerichtet einsetzen.
den USA, Madrid in Spanien und Canberra
auf russischer Seite, dem eine weithin
Hinzu kommt meistens eine oder mehre­
in Australien, wodurch ein erdumspan­
sichtbare
re Rundstrahlantennen. Während mit ei­
nendes System entsteht. Jede dieser DSN-
Schiffe widersprach, waren diese Anlagen
ner Richtantenne eine Datenübertragung
Einrichtungen verfügt über eine Anzahl
in ihren Dimensionen und Betriebszeiten
mit hoher Rate möglich ist – heute errei­
von Parabolantennen – eine 70-Meter-An­
limitiert.
chen die Datenströme mancher Missi­
tenne sowie mehrere kleinere mit Durch­
Im Lauf der zurückliegenden 50 Jahre
onen mehrere Megabit pro Sekunde – er­
messern von 34 und 26 Metern. Falls bei
traten auch Europa und Japan in den Kreis
lauben Rundstrahlantennen nur niedrige
bestimmten Missionen erforderlich, las­
der interplanetaren Raumfahrt ein und
Datenraten. (Bei der ersten erfolgreichen
sen sich die Antennen zu einem Netzwerk
schufen, neben der partnerschaftlichen
Raumsonde Mariner 2 wurden 1962 nur
zusammenschalten, unter anderem auch
Nutzung von DSN-Anlagen, dafür eigene
acht Bit pro Sekunde übermittelt.) Sie sind
mit den Radioteleskopen des Very Large
Kommunikationseinrichtungen. Die drei
trotzdem sinnvoll, da sie bei Ausfall der
Array in New Mexico oder mit dem Radio­
europäischen Anlagen verfügen jeweils
Hauptantenne einen Teil der Datenüber­
teleskop von Parkes in Australien.
über 35-Meter-Antennen und befinden
tragung übernehmen können.
Flottille
antennenbestückter
Die Befehlsübermittlung vom Boden
sich an den ESA Deep-Space-Bodenstatio­
Ohne Rundstrahlantenne wäre bei­
zum Raumfahrzeug erfolgt mit einer
nen in Cebreros bei Madrid, New Norcia
spielsweise die Mission Galileo zu Jupiter
Leis­tung abhängig von den Missions­
bei Perth sowie Malargüe im Westen Ar­
gescheitert, nachdem sich die Hauptan­
eigenschaften. Beispielsweise wird für
gentiniens (siehe Bild unten rechts). Japan
tenne nicht vollständig öffnen ließ. Aller­
den Kontakt im S-Band zu den beiden weit
unterhält seit 1984 am Usuda Deep Space
dings war ihr Signal 10 000-fach schwächer
entfernten Voyager-Sonden die 70-Meter-
Center eine 64-Meter-Antenne.
als über die Hauptantenne, so dass die
Antenne und ein 20-Kilowatt-Transmitter
Bodenstationen entsprechend umgerüs­
genutzt. Alle Antennen sind voll steuer­
Woher kommt die Bordenergie?
tet werden mussten, um den reduzierten
bar, um sie exakt auf die verfolgte Sonde
Der Betrieb interplanetarer Sonden er­
Datenstrom zu empfangen.
über einen längeren Zeitraum hinweg
fordert eine elektrische Leistung von
Bereits früh zu Beginn des Raumfahrt­
auszurichten. Als zentrale Schaltstelle für
etwa ein bis zwei Kilowatt, wobei vor
zeitalters errichteten sowohl die ame­
das DSN dient ein Kontrollzentrum am
allem beim Einsatz eines Ionentrieb­
rikanische als auch die russische Seite
JPL in Pasadena.
werks noch höhere Werte anfallen kön­
große Antennenanlagen für den Kontakt
In der UdSSR wurden interplanetare
nen. Wegen der üblicherweise recht lan­
zu interplanetaren Sonden. In den USA
Missionen von Jewpatorija auf der Krim
gen Missionsdauern muss diese Leistung
entstand in der Gegend um Goldstone in
betreut. Später kam jeweils eine Station
über
der Mojave-Wüste nordöstlich von Los
bei Moskau und in Ussurijsk am Pazi­
werden. Gängige Methoden der Energie­
Angeles die erste Großanlage. Aus ihr
fischen Ozean hinzu. Wegen ihrer geo­
erzeugung sind Solarzellen oder Radio­
entwickelte sich das Deep Space Network
politischen Situation konnte die UdSSR
nuklidgeneratoren. Klassische Batterien
(DSN), mit dem die NASA noch heute ihre
kein globales Empfangssystem betreiben.
lassen sich nur für kurzzeitige Unterneh­
interplanetaren Missionen kontrolliert.
Somit war eine Verbindung zu den sow­
mungen wie etwa Atmosphärensonden
jetischen
einsetzen, die eine eng befristete Lebens­
Derzeit besteht das DSN aus drei an­
nähernd identisch ausgerüsteten Boden­
40
Oktober 2012
Raumsonden
nur
möglich,
wenn sie sich im Gesichtsfeld von Jewpa­
Jahre
zuverlässig
bereitgestellt
dauer besitzen.
Sterne und Weltraum
US Navy
Erfolge und Misserfolge
Die Juri Gagarin war das größte Schiff
weit von der Sonne entfernen, also über
Bis heute haben 60 Missionen ihre inter­
der früheren UdSSR-Flotte zum globalen
den
hinausbegeben,
planetaren Ziele – Planeten, Asteroiden,
Funkempfang von Raumfahrzeugen.
sind Solarzellen erste Wahl. In Abhän­
Kometen – erfolgreich erreicht oder sind
gigkeit vom erreichten Sonnenabstand
auf dem Weg dorthin. 41 verfehlten die ih­
können sie ausreichend Strom liefern. Die
nen gestellten Aufgaben (siehe S. 44). Zwi­
europäische Kometensonde Rosetta führt
schen Erfolg und Misserfolg zu unterschei­
Solarzellen mit einer Gesamtfläche von
den, ist nicht immer einfach. Oft wurden
64 Quadratmetern mit sich, die bei einer
die eigentlichen, manchmal zu ehrgeizigen
Solange sich die Missionen nicht zu
Asteroidengürtel
Entfernung von 3,4 Astronomischen Ein­
Vorgaben nicht erfüllt, die mitgeführten
heiten (AE) noch 850 Watt erzeugen, in der
Instrumente sammelten trotzdem eine
Maximalentfernung von 5,25 AE jedoch
Menge an neuen Informatio­nen.
Beispiele hierfür gibt es aus den 1960er
Die 35-Meter-Antenne des ESA Deep nur noch 395 Watt. Solarzellen unterliegen
Alterungseffekten und verlieren jährlich
Jahren, als die frühen sow­jetischen Venera-
Madrid wird zum Datenempfang von
ein bis zwei Prozent ihrer Leistungsfähig­
Sonden eigentlich weich auf der Venus­
verschiedenen Raumsonden genutzt.
Space Networks in Cebreros westlich von
keit. Zusätzlich altern in der interplane­
taren Umgebung fotovoltaische Flächen
durch die Teilchenstrahlung der Sonne
vorzeitig.
Radionuklidgeneratoren kommen dann
zum Einsatz, wenn Solarzellen mit Ausma­
ßen, wie sie sich bei Raumflügen noch ver­
wirklichen lassen, nicht mehr genügend
Energie liefern. Ihr Betrieb ist weit gehend
unabhängig von den Umgebungsbedin­
gungen des Raums, und die Generatoren
sind temperatur- und strahlungsunemp­
findlich. In ihnen erzeugt ein Radionuklid
mit einer Halbwertszeit, die deutlich
länger als die geplante Missionsdauer ist,
durch radioaktiven Zerfall Wärme, die über
den thermoelektrischen Effekt direkt in
elektrische Energie umgewandelt wird (si­
ehe SuW 3/1998, S. 220 und Bild auf S. 43).
Als Radionuklid wird oft Plutonium-238
eingesetzt, da sich seine Strahlung relativ
ESA
leicht abschirmen lässt, was dem Massen­
budget der Sonde zugutekommt.
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Sterne und Weltraum
Bei den Überprüfungen vor dem Start war
die Plutosonde New Horizons mit einem
Modell ihres Radionuklidgenerators
ausgerüstet (links). Der im Flug verwendete
Generator wurde erst kurz vor dem Start
eingesetzt.
force aus dem anglo-amerikanischen Sys­
tem. Dadurch wurde ein Korrekturmanö­
ver falsch ausgeführt, wodurch die Sonde
als marsnächsten Punkt der Umlaufbahn
57 Kilometer anstatt der geplanten 150
Kilometer ansteuerte und in der dichteren
Marsatmosphäre verglühte. Das bisher
letzte Unternehmen, unseren Nachbarn
Venus zu erreichen, die japanische Mission
NASA / JPL
Akatsuki, scheiterte am 7. Dezember 2010,
als das Einschwenken in den Planeten­
orbit misslang. Jedoch soll in sechs Jahren,
wenn Akatsuki zur Venus zurückkehrt, ein
oberfläche landen sollten. Sie waren jedoch
die wissenschaftliche Leitung des dorti­gen
wegen noch unbekannter Umweltbedin­
Raumfahrtprogramms übernehmen sollte.
erneuter Versuch unternommen werden.
Neben den USA und der UdSSR/Russ­
gungen auf der Venus so ausgelegt, dass
Das IKI verfügte jedoch nie über die Mög­
land sind auch Japan und Europa im inter­
sie den gesamten Abstieg durch ihre Atmo­
lichkeiten, die mit denjenigen der NASA
planetaren Raum präsent. Die UdSSR be­
sphäre nicht überstehen konnten. Bis zu
vergleichbar
sowjetischen
ziehungsweise Russland deckten mit ihren
ihrem Verstummen in einer gewissen Höhe
Raumfahrtunternehmungen
wurden
Missionen immer unsere nächsten Nach­
über der Oberfläche lieferten sie aber erste
stattdessen von Planungsbüros und ihren
barn Venus und Mars ab, abgesehen von
Atmosphärenprofile. Solche Missionen sind
einflussreichen Leitern vorangetrieben.
zwei Vorbeiflügen am Kometen Halley im
als Erfolg zu betrachten, genauso wenn ein
Zusätzlich verhinderte die Geheimhal­
Jahr 1986. Die japanischen Erfolge beziehen
Raumfahrzeug aus zwei Teilen bestand,
tungsmentalität
darüber,
sich bisher auf die kleinen Körper im Plane­
etwa einem Orbiter und einem Landegerät,
wovon nur eines seine Aufgaben erfüllte.
welche Lösungen Erfolg versprechend sind.
Ab Mitte der 1970er Jahre reduzierte
tensystem wie Asteroiden und Kometen.
Die ESA hat nicht nur Visiten bei
Hierfür stehen exemplarisch die europä­
sich die Anzahl der Misserfolge drastisch.
unseren direkten planetaren Nachbarn
ische Mis­sion Mars Express und der mitge­
Im Jahr 1973 fiel noch ein Großteil der
durchgeführt, sondern mit nahen Vorbei­
führte, aber fehlgeschlagene Beagle-Lander.
Erst in den 1980er Jahren übertraf die
sow­jetischen Marsflotte Mars 4 bis 7 aus,
flügen an Asteroiden und Kometen sowie
da die russischen Konstrukteure wegen
der NASA/ESA-Mission Cassini/Huygens
Zahl der Erfolge diejenige der Misserfolge.
des sich nahenden Startfensters Sonden
auch seinen Fußabdruck jenseits von
Dafür ist die hohe Anzahl früher Fehlschlä­
auf den Weg schickten, die ungeeignete
Mars hinterlassen. Die NASA bestreitet
ge verantwortlich, von denen ein großer
Bauteile enthielten. In den Jahren 1988
die Hauptlast der interplanetaren Raum­
Anteil auf das interplanetare Programm
und 1989 war der Verlust der beiden
fahrt. Viele Sonden waren bereits sehr
der UdSSR zurückgeht. Hier versuchten
Phobos-Missionen zum Mars und seinem
früh
die Missionsplaner, jedes mögliche Start­
gleichnamigen Mond wegen Baufehlern
da Arbeitsgruppen aus unterschiedlichen
fenster zu Venus und Mars zu nutzen. Der
ein herber Schlag für die russischen inter­
Ländern Experimente bereitstellten und
Zeitdruck führte oft zu nicht ausgereiften
planetaren Ambitionen, dem weitere fol­
deren Ergebnisse in Zusammenarbeit
Konstruktionen, oder die erforderlichen
gen sollten. Im Jahr 1996 endete Mars 96
analy­sierten.
Trägerraketen erwiesen sich als unzu­
verlässig. Die Vorbereitung erscheint in
bereits im Erdorbit und Ende 2011 ereilte
waren.
Die
Diskussionen
internationale
Unternehmungen,
Phobos-Grunt ein ähnliches Schicksal.
Aber auch NASA, die japanische Raum­
Nach seiner Promotion
der UdSSR, dem Land der sozialistischen
Planwirtschaft,
plangetrieben
fahrtbehörde JAXA und die ESA erlebten
am Max-Planck-Institut
gewesen zu sein als in den USA. Dort war
ihre Fehlschläge. In den 1990er Jahren
für extraterrestrische
die 1958 gegründete NASA für das zivile
häuften sich die Verluste bei Marsmissio­
Physik und der Mitarbeit
Raumfahrtprogramm verantwortlich. Die
nen der NASA. Ein kurioser Fall betraf
an wissenschaftlichen
Aufmerksamkeit, die jede Mission genoss,
den Mars Climate Orbiter, der beim Ein­
Weltraummissionen bei
zwang die NASA dazu, bei Misserfolgen
schwenken in den Marsorbit verloren ging.
effektive Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
In der UdSSR wurde erst ab 1965 ver­
Während die NASA die metrische Maß­
am MPE arbeitet Manfred Gottwald am
einheit Newton benutzte, rechnete der
Institut für Methodik der Fernerkundung des
sucht, mit dem Raumforschungsinstitut
Hersteller der Sonde, die Raumfahrtfirma
DLR, wo er für den Betrieb des Atmosphärenin-
IKI eine Einrichtung zu etablieren, welche
Lockheed-Martin, stattdessen in Pound-
struments SCIAMACHY zuständig ist.
weniger
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über Gammaastronomie
der ESA und wiederum
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