2011 SS rales Projekt g te In urf m iu d Masterstu nd Freibadentw u n e ll a H tt Rasta Abtauchen in t linäres Projek ip z is rd te In Masterstudium em Campus d f u a g n ru e ti rien Signaletik - O - La Rochelle n io rs u k x e s rf u Entwu - Fassade P-Ba s u p m a C m e d e auf Hülle und Füll w SMAKH 2/2011 Näher dran. Liebe Leserinnen und Leser, herzlich Willkommen zu SMAKH7 – der siebten Ausgabe unseres Semestermagazins für Architektur. Unsere Inhalte sind wie immer ein Querschnitt der Arbeit des letzten Semesters, gleich zwei Mal widmet sich SMAKH7 dem Campus und drei Mal unterschiedlichen Kooperationen. Zusammen mit Masterstudierenden der Technischen Redaktion wurde die Orientierung auf dem Campus untersucht und in Entwürfen konzipiert und optimiert (S.14). Im Fach Experimentelles Bauen des Masterstudiengangs Architektur war der bauliche Bestand von Gebäude P Themeninhalt (S.44). Neben Kooperationen mit verschiedenen Studiengängen der Hochschule freuen wir uns über zahlreiche Zusammenarbeiten außerhalb der Hochschule. So hat der Möbelhersteller Steckwerk einen Wettbewerb mit Realisierungsaussichten unter unseren Studierenden ausgeschrieben (S.32), die STAREnergiewerke Rastatt boten den Bestand eines Schwimmbades an, als Basis für den integralen Entwurf im Masterstudium (S.32). Man with pull-under (S.18) zeigt die künstlerische Seite der Architekturausbildung und die Verbindung von Seele mit materieller, körperlicher Substanz, eine Verbindung, die sich ganz allgemein auf viele Bereiche der Architekturausbildung wunderbar übertragen lässt. Bedanken möchten wir uns wieder für die Unterstützung durch Werkbund, BDA und AKBW sowie bei den Firmen Star Energiewerke Rastatt und Feederle. Wenn wir Sie neugierig gemacht haben und Sie noch mehr über unseren Studiengang erfahren möchten, besuchen Sie die Homepage der Hochschule www.hs-karlsruhe.de und die Seiten unseres Studiengangs. Karlsruhe, Oktober 2011 Prof. Florian Burgstaller Studiendekan Alke Hickel Wissenschaftliche Mitarbeiterin Konzeption und Redaktion des Magazins SMAKH Editorial SS 2011 _ 1 2011 SS 2 _ SS 2011 Inhalt Masterstudium Abtauchen in Rastatt Integrales Projekt 36 Masterstudium Hier und dort Orientierung auf dem Campus 14 Bachelorstudium Wettbewerb Darstellungsmethodik 32 Bachelorstudium Gebäudelehre Wünschen Sammeln Jagen 28 Standards Editorial Impressum Ausstellung 1 60 Reingeschaut Books made by Architects 4 Die Fachschaft Architektur SMAKH-FACHARCH-Glossar 6 59 Exkursion La Rochelle Entwurfsexkursion Bauen im Bestand 18 Vertiefung Aktuelles Epilog Ausstellung im Architekturschaufenster man with pull-under Freies Gestalten Kooperation 8 Abtauchen in Rastatt Integrales Projekt 32 Hier und dort Orientierung auf dem Campus Interdisziplinäres Projekt Praxis Wiedersehen 4 Jahre später Lehre Farbe in Relation zu Kunst und Technik Wahlfach Farbe 24 Wünschen Sammeln Jagen Gebäudelehre 28 14 58 Dialog Persönlich SMAKH im Gespräch mit Prof. Florian Burgstaller 52 6 Fragen an Thomas Brenner 56 Entwurf Möbelbauwettbewerb Darstellungsmethodik 40 Hülle und Fülle - Campus Fassade P-Bau Experimentelles Bauen 44 Inhalt SS 2011 _ 3 Reingeschaut Handbuch und Planungshilfe Die Bibliothek in unseren Räumen in der Daimlerstraße wird fortlaufend ffungen ergänzt durch Neuanschaffungen engebiete unterschiedlichster Themengebiete rund um die Architektur. SMAKH hat tet hier über reingeschaut und berichtet eihe. eine interessante Buchreihe. Die Bücher: „Handbuch und Planungshilfe“ Hotelbauten, Bühnenbauten, Signaletik u.a. Verlag: DOM publishers Umschlag: Hardcover mit Gummiband (22cm x 22cm) Preis: 48,00 - 98,00 € [D] Erscheinungsjahr: 2009 - 2011 Die Buchreihe „Handbücher und Planungshilfen“ bietet mit maßstäblichen Zeichnungen, Skizzen, Bildern und Texten, auch Erfahrungsberichten und Strategien Planungshilfen für den Entwurf. Mit Bezug auf DIN-Normen, technischen Details und aktuellen Projekten sind die Bücher sehr praxisorientiert. Für Übersichtlichkeit und eine einfache Orientierung sorgen ausführliche Autoren-, Architekten-, Projekt-, und Ortsregister. Die einzelnen Bücher der Reihe liefern Beiträge, Meinungen und Essays von verschiedenen Architekten und Fachleuten zu unterschiedlichen Themengebieten der Architektur. Sie richten sich an Architekten, Innenarchitekten, Projektsteuerer wie auch an Bauherren und Projektentwickler. Verschiedene Themenbände, von unterschiedlichen Autoren verfasst, heben sich durch kleine Besonderheiten voneinander ab – jedes ist für sich individuell gestaltet. Abgerundete Buchumschläge mit Gummiband in auffallenden Farben und einem jeweils zum Thema passenden Piktogramm wecken gleich Aufmerksamkeit. Bunt gestaltete Lesebändchen, ein Themen-Registerrand, Checklisten zum Ankreuzen oder leere Notizseiten sorgen beim Durchblättern immer wieder für Überraschungen. 4 _ SS2011 Aktuelles Ein optischer Wechsel einerseits zwischen Farbe und SchwarzWeiß oder immer wieder auftauchende vollflächige Darstellungen und andererseits ein haptisches Erlebnis beim Durchblättern aufgrund von wechselndem Papier in Farbe und Material, geben den Inhalten einen interessanten und anschaulichen Anspruch. Die Reihe wird laufend fortgesetzt, folgende Themengebiete sind bereits erschienen oder erscheinen in Kürze: Apotheken, Architekturmodellbau, Architekturzeichnung, Arztpraxen, Barrierefreie Architektur, Barrierefreies Bauen, Baukonstruktion, Bühnenbauten, Einfamilienhäuser, Hotelbauten, Krankenhausbauten, Lofts und Apartments, Parkhäuser, Signaletik und Piktogramme, Stadthäuser, Wohnungsbau. In etwas abgeänderter Form sind folgende Bände erschienen: Architectural Diagrams, Architectural Renderings, Digital Design Manual. Die Bücher werden im Studiengang gerne in die Lehre eingebunden, SMAKH empfielt sie als Nachschlagewerk. ein Beitrag von Martina Ruff Text: Martina Ruff Bilder: Max Seegmüller + Sammelbestellung Hallo Erstsemester! Das Bauwerk und die Fachschaft Architektur bieten Euch die Möglichkeit die Grundausstattung fürs Studium günstig zu bestellen. Genaue Informationen und die große Bestelliste gibt es bei der Veranstaltung am Semesteranfang. Schritt 1: Bestellung: Liste bis Freitag 14.10.2011, 12 Uhr mittags in den Briefkasten der facharch, Raum 012 werfen Schritt 2: Bezahlung: Überweisung von Montag 17.10. bis Freitag 21.10.2011 an: Marc Schlegel, KTO: 225 460 501, BLZ: 660 400 18 Commerzbank Karlsruhe Verwendungszweck: Name, Vorname, Matrikelnummer, Beträge werden über Aushang bekanntgegeben Schritt 3: Ausgabe: Mittwoch 02.11.2011 von 12 bis 15 Uhr im Fachschaftsraum, gegen Vorlage des Studentenausweises (Terminänderungen sind möglich) Name: Matrikelnummer: Email: Bst.Nr. Telefonnummer: Bezeichnung Zusatzbezeichnung Preis 10 Lineale 12.1 Dreikant-Maßstab Kunststoff 4,19 14,1 Geodreieck 16 cm 0,55 14,2 Geodreieck mit Griff, 24 cm 3,05 20 Zeichenstifte 20.2B TK-Stifte, Druckbleistift, Faber Castell 2B 3,20 20.2H TK-Stifte, Druckbleistift, Faber Castell 2H 3,20 21.2B TK-Ersatzminen, 10er Pack 2B 3,20 21.2H TK-Ersatzminen, 10er Pack 2H 3,20 30 Skizzierstifte 31.12 Polychromos-Farbstifte, Faber Castell Metallbox, 12 Stifte 13,90 32.1 Feinschreiber, Stabilo 88 10er Etui 3,95 33.1 Faserschreiber, Pentel Sign schwarz 1,15 35.1 Faserschreiber fein, PENXACTA schwarz 0,95 40 Zeichenzubehör 40.2 Radierstift, 2er Pack, Faber Castell hart 1,80 40.3 Radierstift, 2er Pack, Faber Castell weich 1,80 41.1 Minenspitzer für TK-Stifte Dose 3,70 42.1 Kreppklebeband 19 mm x 50 mm 1,59 45.1 Planrolle, zusammendrehbar, Durchmesser 65mm max. 67 cm 3,80 45.2 Planrolle, Schraubverschluss Kopföffnung, zum Umhängen max. 110 cm 6,60 50 Papiere 50.A3 Skizzenblck, A3, Skizzen Brunnen, 50 Blatt DIN A3 8,35 52.1 Skizzenrolle, 40g, 50m lang 31 cm breit 5,20 52.2 Skizzenrolle, 24g, 100m lang 33 cm breit 7,85 60 Modellbaumaterial 60.1 UHU Holzleim 250 g 3,95 60.2 UHU Hart, Tube 25 g 2,55 61.1 Cutter, Abbrechklinge, Schraubarretierung 19 mm Klinge 4,83 61.2 Ersatzklingen für Cutter, 10 Stück 19 mm KLinge 2,10 61.3 Skalpell 2,90 61.4 Ertsatzklingen für Skalpell, 5 Stück 1,75 62.1 Schneidematte, beidseitig benutzbar 63.2 Schneide-Lineal, cm-Einteilung, Alu mit Stahlkante 80 cm 20,65 64.1 Stahl-Messstab, biegbar, randlose m-Einteilung 30 cm 1,59 45 60 cm Anzahl Betrag Bst.Nr. 13,82 Gesamtbettrag: enthaltene Mehrwertsteuer (%): Diese Bestellung ist verbindlich ein Rücktritt ist ausgeschlossen Datum, Unterschrift: G E R S TA E C K E R Der große Kunst- und Kreativmarkt Gerstäcker Bauwerk GmbH Adlerstraße 30 (Nähe C&A) · 76133 Karlsruhe Tel. 07 21 / 38 77 03 · www.gerstaecker.de Die Fachschaft Architektur SMAKH-FACHARCH-Glossar Laut Bestimmung ist jeder Studierende ab Datum der Immatrikulation bis zum Zeitpunkt der Exmatrikulation Mitglied der Fachschaft seines Studiengangs. Hinter der Definition „studentischer Selbstverwaltung und Interessensvertretung“ verbirgt sich einiges, Mitbestimmung, soziale Verantwortung und persönliches Miteinander. Ein kleiner Kreis dieser Architektur-Fachschafts-Mitglieder - laut Logo FACHARCH benannt - trifft sich in diesem Sinne regelmäßig und bildet so den aktiven Kreis, der einen großen Einfluss auf unseren Studiengang hier an der Hochschule innehat. Wir präsentieren das SMAKH-FACHARCH-Glossar: ein Beitrag von Alke Hickel Text: Alke Hickel Bilder: Studiengang Architektur, FACHARCH 6 _ SS 2011 Aktuelles Ansprechpartner Blog Catering Diskussion Erstiheft Fussball Glühweinverkauf Homepage Ja! Kino Lehrpreis Mittwochabend O-Phase Party Raum Stammtisch Treffpunkt Unkostendeckung Vorsitzender Wochenende Zeit Carolina Wasmer, Nuno Fernandes Tomas FACHARCH-BLOG - die Antwort auf Facebook rund um die Belange des Architekturstudiums. Kühlschränke in der Werkstatt und im Fachschaftsraum D 012 der Daimlerstraße sorgen für Erfrischung zum Selbstkostenpreis. Per Mail und Flyer angekündigt, über aktuelle Themen zum Austausch von Studierenden, Professoren und Lehrenden. Gibt es ab WS 2011/12 von FACHARCH. Das Kickerturnier im Fachschaftsraum Daimlerstraße ist legendär! An allen Advendsmittwochen wird im Foyer Glühwein und Gebäck angeboten. Siehe Blog Ja! zur FACHARCH heißt aktive Qualitätsund Chancenoptimierung von Studium und Zukunftsperspektiven. Tolle Filme zeigt das FACHARCHkino. Die Asta hat den Lehrpreis 2011 ausgeschrieben. FACHARCH nominiert Prof. Adrian Adrianowytsch Undenkbar das Beisammensein im Atrium im Anschluss an inspirierende Vortragsabende - mit Getränkeverkauf der Fachschaft. Neue Studierende werden von FACHARCH willkommen geheißen. Die beliebte Bauhouseparty in der Werkstatt findet semesterweise statt. Fachschafts-Raum D 012 Am ersten Montag des Monats trifft sich FACHARCH im Brauhaus. Siehe Catering, jeden Mittwoch 11.30 im Raum D 012. Erwirtschaftetes plus ein Kopfgeld der Asta SS 2011 Marc Friedrich Mal wieder ein FARCHARCH-HüttenWochenende? Zeit für die Fachschaft? Siehe Ja! Aktuelles SS 2011 _ 7 Workshop in La Rochelle Bauen im Bestand - Metamorphose Prof. Florian Burgstaller Dominik Burkard Über das Planen und Bauen im Bestand ist in letzter Zeit viel geschrieben und gesagt worden, in zahlreichen Fachbüchern und –zeitschriften, auch in dieser Magazinreihe. Dass es für Architekten und Stadtplaner wichtig, ja existenziell ist, sich dieses Aufgabenfeld zu erschließen, wird niemand bestreiten. Dennoch bleibt die Frage, wie sich der Einstieg spannend und möglichst lustvoll gestalten lässt, ohne dabei die nötige Ernsthaftigkeit und Präzision im Umgang mit vorhandenen Strukturen zu vernachlässigen. 8 _ SS 2011 Exkursion Der Workshop Ziel- und Ausgangspunkt des ersten Wokshops des Lehrfaches Bauen im Bestand war das Dorf La Rochelle in der französischen Region Franche-Comte. Das von 42 Einwohnern bewohnte Dorf befindet sich auf einem kleinen Plateau 35 km nordwestlich von Vesoul. Seine Ursprünge lassen sich bis in das Jahr 1240 zurück verfolgen. Doch durch den demografischen Wandel zieht die jüngere Bevölkerung in die umliegenden Städte. Die neu Hinzugezogenen dieses idyllischen Dörfchens sind Engländer, Niederländer und Deutsche, welche sich hier ein schönes Ferien- und Wochenenddomizil und evtl. auch Altersruhesitz in diesem historisch geprägten Ensemble schaffen wollen. Roselyne und Götz von Roell haben sich hier vor ein paar Jahren gegenüber dem noch bestehenden Schloss und hinter der Kapelle direkt im Dorfzentrum ein kleines Anwesen mit Haupthaus und Wirtschaftsgebäude gekauft. Dieses kleine Wirtschaftsgebäude, welches das älteste Gebäude des Dorfes ist, würden sie gerne zu einem Ferienhaus umbauen. Gewünscht war ein kleines Haus mit einem Hauptwohnraum, um welchen sich die Nebenräume wie Küche, Bad und Arbeitszimmer gruppieren sollten. Doch war das Bauvorhaben nicht auf der großen grünen und leeren Wiese, sondern ein vorhandenes leicht baufälliges markantes Gebäude, welches bei genauerem Hinsehen die ein oder andere Geschichte zu erzählen und zu ergründen hat. Die erste Regel war das genaue Zuhören. Anschließend kommt die Ruhe, das Verinnerlichen, bevor man dann versteht und begreift und letzlich zum Stift greift. Um diesen intensiven Prozess zu verstärken, wurde das Gebäude von den Studenten in Grundriss, Ansicht und Schnitt vermessen und aufgenommen, damit es im folgenden an einem PC in ein vektorisiertes Datensystem übertragen werden konnte. Ergänzend dazu sind selbstgezeichnete Kohle-, Bleistift und Aquarellzeichnungen vom Bauwerk und von gebäudespezifischen Details und Eigenarten entstanden, im Hintergedanken den neuen Nutzen wachsam spürend. Das Heranführen der Studenten an das Thema des Bauens in historischen Bestand & Umgebung wurde durch Exkursionen in benachbarte historisch gewachsene Städte wie Mulhouse und Langres unterstützt. Das phänomenologische Wahrnehmen stand hier im Vordergrund. Ein Highlight dieser Touren war die von LeCorbusier erbaute Notre Dame du Haut in Ronchmap. Abgerundet wurde das Programm mit einer kleinen Dorfbesichtigung von La Rochelle und dessen Schlossanlage. Während dieses Wokshops sind drei grundsätzlich verschiedene Entwürfe zu dem alten Wirtschaftsgebäude entstanden. Die Studenten hatten allesamt bewiesen, dass sie sich sensibel in die difficile Materie eingearbeitet, und mehr den Dialog, als die Konfrontation mit dem Bauwerk und dem Ort gesucht haben. Mit Feingefühl und Achtung vor der Substanz wurden verborgene Eigenschaften wieder geweckt und in die heutige Zeit übertragen und fortgeschrieben, wie vorhandene Wandnischen, Waschsteine und die markante und wichtige Feuerstelle in der Mitte des Gebäudes. Alle Sinne wurden während der kurzen und intensiven Bearbeitungszeit gefördert. Nicht nur die Kreativität auf dem Blatt Papier wurde herausgekitzelt, mehr noch die Spontanität der gemeinsamen Abendessen und dessen Zubereitung auf 2 kleinen Herdplatten, zeigte die hohe Kunst des Umgangs mit den wenig vorhandenen Mitteln und sorgte dadurch für die ein oder andere Überraschung. Wieviel Reis benötige ich für 14 erwachsene Menschen? ein Beitrag von Martina Ruff Texte: Florian Burgstaller, Dominik Burkard Bilder: Florian Burgstaller, Dominik Burkard Exkursion SS 2011 _ 9 Das zu bearbeitende Gebäude ist das älteste Haus im Dorf und steht seit circa 80 Jahren leer. Es ist in einem schlechten baulichen Zustand und weist starke Verwitterungsspuren auf. Der Bauherr wünscht sich daher eine Komplettsanierung, da er es zum einen gerne vermieten und zum anderen später als Alterswohnsitz nutzen möchte. Die Entwurfsidee sieht eine Entkernung des Gebäudes vor sowie das Entfernen des Dachstuhls und der Decken. Ein komplett neuer „Holzkern“ wird in die bestehende Mauerstruktur neu eingebracht, der sich mit einer Schattenfuge vom Bestand sichtbar absetzt und sich durch die bestehenden Öffnungen nach außen zeigt. Das altertümliche Mauerwerk wird von außen mit weißem Kalkmörtel dünn verputzt, sodass die Struktur weiterhin sichtbar bleibt. Lisa Rosenberger-Vögeli, Alicia Hildebrandt, Simon Exner. 10 _ SS 2011 Exkursion Le Cocon Die Grundidee des Entwurfes ist es, das Innere des Gebäudes zu entkernen und neue Räume in Form von hölzernen Wohnkisten zu schaffen. Die Boxen unterscheiden sich in Größe, Höhe und Nutzung voneinander und werden aus regionalem Holz gefertigt. Vereinzelte Durchdringungen in den Boxen stellen den Bezug zum Bestand her und bieten zugleich neue Abstellmöglichkeiten. Der Kamin bleibt kennzeichnend für den Wohnbereich erhalten und wird durch einen schlankeren Abzug ergänzt. Die Außenfassade wird saniert, behält aber ihren ursprünglichen Charakter. An der Ostseite tritt die Schlafzimmerbox durch die Fassade nach außen und vereint Altes mit Neuem. Andreas Hormuth, Nik Beiler, Simon Bläsi. La Cagette Exkursion SS 2011 _ 11 Unser Entwurfsgedanke besteht darin, den Grundriss weitestgehend zu erhalten und dennoch offen zu gestalten. Es ist uns weiterhin wichtig, kostensparend und mit wenig Aufwand an die Planung heran zu gehen. Unter diesem Aspekt soll das Gebäude von außen kaum verändert werden. Die Fassade erhält einen neuen hellen Putz, der die bestehenden Sandsteine an den Gebäudeecken sowie rings um die Fenster ausspart und somit sichtbar lässt. Um die Veränderung dennoch zu zeigen, setzt sich die Galerie im Obergeschoss nach außen fort und bildet einen Abschluss mit Blick auf das Schloss. Der zentrale Natursteinkamin bleibt in seiner ursprünglichen Optik belassen. Die restlichen Außenwände werden hell verputzt. Das Wohnzimmer erhält einen großzügigen Luftraum mit einer umlaufenden Galerie. Amanda Reinmann, Andre Brodt, David Meier. 12 _ SS 2011 Exkursion Im Detail „Was ich mitgenommen habe, war vor allem die Arbeit mit dem Bauherrn, der während des Entwurfsprozesses, Anregungen und Wünsche äußern konnte und somit direkt Einfluss auf die Entwicklung des Projektes nahm. Es hat sehr viel Spaß gemacht, vor allem das intensive Arbeiten vor Ort fand ich spannend. “ Simon Bläsi BA3 „Der Workshop in La Rochelle war eine sehr interessante Erfahrung. Ich habe einige neue Ansichten über das Bauen im Bestand erhalten und würde den Workshop jederzeit wiederholen. Besonders gut hat mir das entspannte aber trotzdem konstruktive Arbeiten in der Gruppe gefallen.“ David Meier MA3 „Sehr interessanter kurzer Einstieg in das Thema Bauen im Bestand! Als Workshop mal eine Woche mit „neuen“ Leuten konzentriert an einem Projekt zusammen zu arbeiten und sich aufeinander einzustellen war super! Ich würde es wieder machen!“ Lisa Rosenberger-Vögeli MA3 „Der Workshop war im Gegensatz zu den sonst eher theoretischen Fächern eine gute Abwechslung. Es gab einen reellen Bauherren und ein schönes kleines Gebäude an dem man seine bisherigen Erfahrungen anwenden konnte. Eine Teilnahme ist auf jeden Fall lohnenswert.“ Alicia Hildebrandt MA3 Das Lehrfach Die Bestandsanalyse im 5. Bachelorsemester (Leitung: Dipl.-Ing. Robert Crowell) führt in die Methoden der Bauaufnahme und Bauforschung ein. Das Wahlfach Bauen im Bestand, das im Bachelor- wie auch im Masterstudium belegt werden kann, konfrontiert die Studierenden mit einem realen Ort und einer konkreten Aufgabe, die im Rahmen eines 4-tägigen Workshops gelöst werden soll. Dabei ist uns natürlich bewusst, dass die Zeit viel zu knapp ist, um ein historisches Gebäude oder Ensemble zunächst kennen zu lernen, zu beurteilen und dann noch entwurflich zu bearbeiten. Dennoch erweist sich, dass gerade der prägende und umfassende Eindruck einer besonderen Bestandssituation, in der man für ein paar Tage lebt, denkt und arbeitet, einen starken kreativen „Schub“ auslösen kann. Exkursion SS 2011 _ 13 Hier und dort – Orientierung auf dem Campus MA2 – Eine Kooperation mit dem Studiengang Technische Redaktion Prof. Susanne Dürr Prof. Anja Grunwald sich orientieren ist nicht eine gabe, ein vermögen, das man hat oder nicht. es ist eine voraussetzung, überhaupt existieren zu können. die ansprache auf jede art von umfeld ist ein teil unserer existenz. mit jeweiliger ortsbestimmung leben ist die voraussetzung unserer freiheit, unseres selbstbewusstseins. zu wissen, wo ich bin, wo ich mich befinde, ist die voraussetzung dafür, wohin ich mich zu bewegen habe, so oder so. otl aicher Die Studierenden begaben sich in verschiedene Nutzerrollen und betrachteten den Campus aus Sicht von Hochschulmitgliedern, Studierenden, Ausländern oder mobilitätseingeschränkten Menschen. 14 _ SS 2011 Kooperation Menschen mussten sich von je her orientieren, dazu haben sie Sternbilder oder andere natürliche Zeichen und Spuren genutzt, die ihnen Hinweise auf ihre Umgebung gaben. Durch die wachsende räumliche und strukturelle Komplexität unserer Umwelt sind heute Hilfestellungen zur Orientierung nötig, die über naturgegebene Zeichen hinausgehen: Die Signaletik, eine relativ junge Disziplin, die sich mit dem Design von Leit- und Orientierungssystemen befasst, erweitert die vorhandenen Strukturen. Sie integriert die charakteristischen Eigenarten eines Ortes und fordert damit Identität stiftende Eingriffe. Wie in der SMAKH-Sonderausgabe „Mein Campus“ angekündigt, kooperierten im Sommersemester die beiden Studiengänge Architektur und Technische Redaktion und beschäftigten sich mit dem Thema Signaletik auf dem Campus. Das hochschuleigene Areal wurde sowohl im Außenraum als auch innerhalb der Gebäude zum greifbaren Anschauungsobjekt, um aktuelle Fragestellungen wie Orientierung, Identität, Internationalität oder auch Barrierefreiheit zu behandeln. Hier galt es, die Besonderheiten des Campus – die Lage im Wald, die durchgängige Materialität der Fassaden und die additive Struktur der Gebäude – aufzugreifen und zu verstärken. Dieser Aufgabe stellten sich die beiden Studiengänge, um ihre unterschiedlichen Sichtweisen einzubringen und von ihren verschiedenen Kompetenzen zu profitieren. Orientierung hat im Sprachgebrauch der Disziplinen unterschiedliche Bedeutungen. In der Architektur versteht man unter Orientierung sowohl das sich Zurechtfinden von Personen in Räumen als auch die Ausrichtung eines Raumes selbst im Verhältnis zu einer Himmelsrichtung oder einem Gegenüber. In der Technischen Redaktion hingegen geht es vor allem um das Zurechtfinden in einer Vielzahl von Informationen und in großen Datenmengen. Beide Kompetenzen ergänzen einander und ermöglichen so das Erarbeiten von Entwürfen, die den funktionalen Anforderungen und dem Ort gerecht werden. Den Auftakt der Zusammenarbeit bildete eine Exkursion nach Koblenz: Dort hatten die Studierenden die Gelegenheit, sich im Rahmen einer Führung durch Mitarbeiter der Generaldirektion kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz – bereits zwei Wochen vor der offiziellen Eröffnung – auf dem Gelände der Bundesgartenschau 2011 umzusehen. Das besichtigte Areal besteht aus den drei durch die Mosel getrennten Teilbereichen Am Deutschen Eck, Kurfürstliches Schloss und Festung Ehrenbreitstein und Die ersten Entwurfsergebnisse wurden während eines Workshops auf dem Campus im Maßstab 1:1 überprüft. Sichtbarkeit, Dimensionierung im Raum, Corporate Identity, Leserlichkeit oder internationale Verständlichkeit waren relevante Kriterien. bietet damit auf städtischer, landschaftlicher und innenräumlicher Ebene komplexe räumliche Konstellationen. Der für diese Orte entwickelten Signaletik gelingt es, den Besucher bei seinen Erkundungen zu führen und zu unterstützen. In einem Vortrag wurden die Begriffe Quell-, Zielund Leitpunkt zur Strukturierung eingeführt und bildeten so die Grundlage für das Studienprojekt. Zurück auf dem Karlsruher Campus wurde das räumliche und funktionale Gefüge vor Ort analysiert. Dabei wurde herausgearbeitet, dass ein kontinuierlicher Wandel der Studiengänge stattfindet, durch den sich auch veränderte Raumverteilungen ergeben, auf die reagiert werden muss. Die ursprünglich eindeutige Zuordnung der Gebäude zu Fakultäten wurde aufgelöst, die Orientierung wird zunehmend erschwert. Die Studierenden begaben sich nun in verschiedene Nutzerrollen und betrachteten den Campus jeweils aus der Sicht von Hochschulmitgliedern, Studierenden, Ausländern oder mobilitätseingeschränkten Menschen. Dabei fanden Sie heraus, an welchen Stellen im Innen- und Außenraum Orientierungshilfen notwendig sind. Die so entwickelten Lösungsansätze mussten dann auf verschiedenen gestalterischen Ebenen wie Form, Material, Farbe, Typografie und Piktogramme zusammengebunden werden. Die ersten Entwurfsergebnisse wurden während eines Workshops auf dem Campus im Maßstab 1:1 auf Sichtbarkeit, Leserlichkeit oder internationale Verständlichkeit überprüft. Dimensionierung im Raum und Corporate Identity waren weitere relevante Kriterien. Ein wichtiges Ergebnis der studentischen Projekte bestand darüber hinaus in der Unterstützung der Lesbarkeit von räumlichen Zusammenhängen und der Wahrnehmbarkeit des Campus nach außen. Gerade im Zusammenhang mit zunehmender Internationalisierung ist ein System gefordert, das die verschiedenen Nutzergruppen auf sprachlicher (deutsch/ englisch) und visueller Ebene (Farben/Piktogramme) unterstützt. Darüber hinaus beschäftigen sich die Entwürfe mit der Verstärkung schon vorhandener Qualitäten des Campus, wie z. B. die Betonung seiner Mitte oder seine Lage im Wald. Auch im Innenraum können die funktionalen Gebäudestrukturen durch kleine Interventionen aufgewertet werden. Die im Rahmen der Kooperation entwickelten Entwürfe zeigen, dass ein erweitertes Orientierungssystem nicht nur die Orientierung auf dem Campus der Hochschule erleichtert, sondern darüber hinaus auch wesentlich dazu beitragen kann, ein zeitgemäßes Image der Hochschule zu transportieren. Zitat am Anfang: Otl Aicher, 1982. gehen in der wüste. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag GmbH, 1982. (Otl Aicher ist einer der bedeutensten deutschen Gestalter des 20. Jahrhunderts. Der heute geläufige Begriff der Visuellen Kommunikation ist auf seine theoretische Arbeit zurückzuführen. Bekannt wurde er unter anderem durch das Erscheinungsbild der Olympischen Spiele 1972 in München.) ein Beitrag von Alke Hickel Text: Prof. Susanne Dürr, Prof. Anja Grunwald Bilder: Studiengänge Architektur,Technische Redaktion Kooperation SS 2011 _ 15 Moritz Ramforth, Daniel Nieb, Michael Zocher. Die Grundidee des Leitsystems für den Campus der Hochschule Karlsruhe bildet ein Koordinatensystem zur Bezeichnung der Position im Raum. Zur Übersicht und schnelleren Auffindbarkeit wird dieses System durch Farben unterstützt. Diese Farbe zeichnet sich in sämtlichen Elementen des Leitsystems, sowie auch in anderen Objekten ab. Das System wird durch vier verschiedene Elemente beschrieben. An den Hauptzugängen des Campusgeländes befinden sich jeweils Informationspunkte, die das Leitsystem erläutern und einen Überblick über das Gelände geben. Diese passen sich durch Ihre Gestalt und Form dem waldähnlichen Flair des Campus an. Als abstrakte Baumstämme, die aus mehreren versetzt zueinander gestapelten „Baumscheiben“ entstehen, erfüllen 16 _ SS 2011 Kooperation außen sie dieses Ziel, erhalten jedoch gleichzeitig auch einen symbolischen und skulpturalen Charakter. Die Scheiben nehmen dabei die unterschiedlichen Farben der jeweiligen Quadranten, sowie die dazu gehörigen Informationen auf. Als zweites Element werden ausgewählte Baumstämme in den verschiedenen Quadranten mit einem Baumwollseil in der dazugehörigen Farbe umwickelt. Die eingeschnittenen Zugänge der einzelnen Bauten fungieren als drittes Element. Diese werden mit einem Farbstreifen des jeweilig zugehörigen Quadranten versehen, der sich analog zum Umwickeln des Baumes, um das Gebäude legt. Das vierte und letzte Element stellt der Infopavillon, der sich vor dem A-Bau, im Zentrum des Campus befindet, dar. Claudia Fleischmann, Madlen Helbig, Marianne Löser, Sergej Michailow. Das Studienangebot der Hochschule wird immer erweitert - das vorhandene Orientierungssystem jedoch nicht. Die bisherige Benennung der Gebäude, die sich nach den in den Gebäuden befindlichen Studiengängen richtete, entspricht nicht mehr der Zeit. Was verbirgt sich hinter dem Buchstaben „B“? Geht man hinein, ist man verwundert, dass neben Bauingenieurwesen Fächer wie Geomatik im gleichen Haus angesiedelt sind. Plötzlich ergibt die Benennungssystematik keinen Sinn mehr. Was nun? Das System muss flexibler werden und auch in der Zukunft auf weitere Studiengänge problemlos reagieren können. Aus diesem Grund griff unsere Gruppe auf das Prinzip des „Schneckenhäuschens“ zurück. Vom A-Gebäude ausgehend legten wir unsere Spirale im Uhrzeigersinn über das gesamte Campusgelände und vergaben den Gebäuden eine Nummer mit dem Zusatz „C“ wie Campus, entkoppelt von der Benennung der Studiengänge. Wir beschlossen, uns im Gebäudeinneren auf das Wesentliche zu konzentrieren. Mehr Licht und ein neues System, welches im Stande ist, eine klare Übersicht über die innere Struktur zu verschaffen. Gleichzeitig sollte es identitätsstiftend und originell, jedoch nicht übertrieben, sondern schlicht und einfach sein. Die Wahl der einzusetzenden Mittel fiel bei der Schrift auf die Schriftart Rotis Sans Serif 55. Die dazugehörigen Piktogramme wurden ebenfalls mit dem wechselnden Schriftduktus der Rotis passend gestaltet. Für unser Farbkonzept übernahmen wir das Hochschulrot und innen ergänzten es durch die Farben Schwarz, Anthrazit und Weiß. Die einzelnen Orientierungspunkte wurden hierarchisch gegliedert und auf die Gebäudestruktur aufgebracht, um das Orientierungssystem Teil des Gebäudes werden zu lassen. Beispielsweise wurden die Unterzüge genutzt und die Wände durch teilweise magnetische Tafeln ersetzt. Die hellen Wände nehmen notwendige Informationen auf und lenken nicht vom Wichtigen ab. Dabei sind die statischen Informationen als Folie aufgeklebt und die temporäre Informationen mit Magneten befestigt. Diese haben den Vorteil, bei Abweichungen schnell auf neue Gegebenheiten reagieren zu können und sind dadurch zukunftssicher. Kooperation SS 2011 _ 17 man with pull-under freies gestalten prof. adrian adrianowytsch im lehrbereich zeichnen + gestalten wurde das wahlfach freies gestalten im wintersemester 2010 /2011 angeboten. bis zu 2,3 meter große skulpturen aus holz wurden von den studenten angefertigt. die idee zur aufgabe „freies gestalten“ für das ws 2010/2011 wurde in neapel gefunden. auf einem spaziergang durch die faszinierende altstadt kam ich an einem laden eines herrenschneiders vorbei. die auslage voll edler Stoffe, in fein abgestuften farben und zarten mustern, krönte eine schaufensterpuppe aus geöltem lindenholz. sie trug nur einen grob gestrickten pull-under. die idee, eine figur aus holz und gewebtem, geflochtenen gewebe zu gestalten, war geboren. ziel der semesterarbeit sollte keine naturalistische abbildung, sondern eine freie, abstrakte umsetzung der thematik mensch und bekleidung, holz und stoff, hart und weich, ... sein. die skulptur konnte in einzel- oder grupppenarbeit gestaltet werden. ein beitrag von birgit hettich text: prof. adrian adrianowytsch bilder: max seegmüller / dominik burkhard 18 _ SS 2011 Ausstellung „... dass die figuren und köpfe sich immer mehr zusammenzogen, sich reduzierten und immer dünner wurden.“ [alberto giacometti 1956] Ausstellung SS 2011 _ 19 merlin reinery / tim baum. der verdrehte additiv setzt sich der körper dieser gestalt zusammen – ablesbar und klar gegliedert in geometrische bausteine mit quadratischer grundfläche. durch konischen zuschnitt und verdrehung entstehen spielerische eindrücke. erinnerungen zu oskar schlemmer („triadischesballett“) stellen sich ein. die metall-kette als reduktion des geflochtenen bildet in ihrer diagonal- struktur eine angenehm kontrastierende linie. hyazinth zgolik. der gewickelte die vertikal gestaltete figur besticht durch ihre schlankheit und die aufgabe der menschlichen symmetrie. die gestalt des menschen ist nicht mehr sichtbar, aber spürbar. eingeschnürt, dicht und eng umfasst - die struktur des gleichmässig, gereihten, rauen seiles. 20 _ SS 2011 Ausstellung birgit hettich / séverine bergdoll. der plausc plausch drei personen, jeder individuell in proportion und kopfhaltung, werden durch das gemeinsame gespräch, den austausch von gedanken und neuigkeiten, zur gruppe. die pullunder, lässig getragen und farblich unterschiedlich, sind von hand gestrickt - nicht von der stange. Ausstellung SS 2011 _ 2 21 1 lyubomir krantov. der sinus-mann kennzeichnend für diese arbeit ist die umsetzung der mensch formung (rund, weich, ...) wie eine spannungsvolle, mathematische kurve, welche an eine komplexe gleichung erinnert. gegensatz zu dieser geschwungenen linie das gerichtete, gereihte der rauen holzskulptur. der mann ist nackt. diana holoch / mirko zanaboni. zwei ähnliche, aber nicht gleiche figuren. sie sind ähnlich gebaut, aber doch unterschiedlich und eigen. durch die „verdrehung“ entstehen bezüge und spannungen. die gleiche arbeit, aber unterschiedliche dichtigkeit der bekleidung, erzeugt vertrautheit und mystik, bekanntes und geheimnisvolles. zwei männer, zwei frauen, ein paar? 22 _ SS 2011 Ausstellung die zwei „ die plastik ruht im leeren. man höhlt den raum aus, um das objekt zu konstruieren und das objekt schafft seinerseits raum.“ [alberto giacometti 1964] julia leipold. geschnürter eine strenge, gradlinig und in ihrem inneren hohle gestalt. der körper reduziert auf ein quadratisches profil, die oberfläche glatt poliert und geebnet. dazu trägt „er / sie“ ein geschnürtes kleidungsstück aus schwarzem, glänzendem leder. Ausstellung A Au usste sste ss tell ell llu un n ng g S SS S 20 2 2011 011 11 _ 2 23 3 Farbe in Relation zu Kunst und Technik Wahlfach Farbe Ulrike Hiller von Gaertringen Studienarbeit Tom Lorang 24 _ SS 2011 Lehre Motivation Das Wahlfach Farbe vermittelt den Studierenden die Kompetenz, Farbe qualifiziert einzusetzen. Farbe tangiert nicht nur während des Studiums viele Bereiche, so zum Beispiel die Entwurfsskizze, die Plangrafik, den Modellbau, die Darstellungsmethodik, und natürlich auch den eigentlichen Entwurf. Farbe beeinflusst die gesamte „In visueller Wahrnehmung wird eine Farbe beinahe niemals als das gesehen, was sie wirklich ist, das heißt als das, was sie physikalisch ist. Dadurch wird die Farbe zum relativsten Mittel in der Kunst.“ [Josef Albers] berufliche Tätigkeit eines Architekten. Es gilt Farbe sensibel wahrzunehmen, kritisch zu hinterfragen und fach- und sachgerecht gestalterisch sinnvoll anzuwenden. Lehrinhalte Farbanwendungen gehen immer über den bloßen Anstrich von Bauteilen oder Gebäuden hinaus. Farbe setzt Akzente, Signale, zeigt Wege, führt und leitet, täuscht, markiert Bauteile, erklärt, fügt in Kontexte ein, setzt bewusst ab, reflektiert Licht, trägt Symbolik, betont Räumlichkeit und vieles mehr. Wesentlicher Inhalt dieses Wahlfachs ist es daher, diese Inhalte aufzuzeigen und die Wahrnehmung zu sensibilisieren. Methoden Neben übungsbegleitenden Vorlesungen und einer Exkursion vermitteln praktische Zeichenübungen eine sensitive Farbwahrnehmung. Die Übungen zielen darauf ab, Farbtöne, Farbklänge, Farbharmonien oder Dissonanzen individuell erkennen und wahrnehmen zu können. Aufgrund dieser visuellen Komplexität sollen unter anderem auch psychologische Farbwirkungen, gegenseitige Farbbeeinflussungen, Kontraste, Farbintensitäten und freie Farbkompositionen experimentell getestet werden. Im anschließenden Gespräch werden diese diskutiert und analysiert. Da für uns Architekten Farbe immer mit Form verbunden ist, sind die freien Kompositionsübungen mit geometrischen Formen verknüpft. Didaktische Ziele Alle Farbübungen schulen die subjektive Wahrnehmung und Einordnung eigener Präferenzen, damit eine Bewertung und kritische Auseinandersetzung erfolgen kann. Ein Modell, frei und farbig gestaltet als Lehre SS 2011 _ 25 Studienarbeit Judith Rieger Studienarbeit Miriam Hipp Materialstudie angeordnet schult zusätzlich die räumliche Komponente. Techniken Die Arbeitstechniken sind vielfältig und teilweise experimentell. Studierende fotografieren sich gegenseitig in unterschiedlichen einfarbigen Kleidern mit verschieden farbigen Hintergründen. Wie wird Farbe empfunden? Eine Kunstbetrachtung als Analyse eines klassischen Gemäldes kann als zusätzliches Angebot erarbeitet werden, da sich die klassische Farbenlehre aus der Kunstgeschichte entwickelt hat. Der Exkurs in die Malerei stellt den direkten Zusammenhang von Form und Farbe, Wirkung und Symbolik dar. Aus dieser Analyse sind auch reine Tonwertzeichnungen in Kohle entstanden, die nur die Formen der Gemälde nachvollziehen lassen. Über schwarzweiß Aufgaben wird das Auge auf differenzierte Farberkennung geübt. Die Exkursion konzentriert sich auf eine Führung durch das Corbusierhaus in der Weißenhofsiedlung mit dem ausschließlichen Blick auf dessen Farbkonzept. 26 _ SS 2011 Lehre „Farbe war für mich eine Kreativoase in einem gerastertem Organismus. Eine Art Ausgleich für den stressigen Studienablauf“ [Drenusha Prenici] Zielsetzungen Ziel aller Übungen ist es, Fähigkeiten zu entwickeln, eigene Beobachtungen zu erkennen und eine selbständige Formulierung zu finden. Studienleistungen sind eine DIN A3 Dokumentationsmappe der Lerninhalte, der Bau eines kleinen Modells, Ausstellung von Übungsblättern, Modellen und Zeichnungen. ein Beitrag von Drenusha Prenici Text: Ulrike Hiller von Gaertringen Bilder: Studiengang Architektur Studienarbeit Drenusha Prenici Studienarbeit Marc Friedrich Ulrike Hiller von Gaertringen Die Karlsruherin Ulrike Hiller von Gaertringen ist schon als Kind kunstinteressiert – in der Jugendkunstschule wird sie unter anderem von den Künstlern Gerhard Mantz und Candice Carter unterrichtet. Sie studiert Architektur an der Hochschule für Wirtschaft und Technik in Karlsruhe. Nach dem Diplom mit Auszeichnung (Dr. Josef - Krettner – Preis) begann sie ihre Arbeit als Architektin im Architekturbüro Rossmann und Partner Karlsruhe (1996 – 2004). Seit Ihrem Umzug nach Stuttgart (2000) ist sie als freischaffende Künstlerin tätig. Ihre Aufgaben sind vielfältig - so übernimmt sie Storyboard und Regie eines Kurzfilmes, illustriert ein Kinderbuch, und entwirft Möbel für das Foyer einer Kirche. Seit 2009 ist sie im Suttgarter Architekturbüro ernst2 freie Mitarbeiterin für Grafik Design. Kunstvermittlung und Lehre begleiten ihre Arbeit - verschiedene Projekte im Bereich Kunstpädagogik, eine eigene Kindermalwerkstatt , seit 2000 der Lehrauftrag Freihandzeichnen und seit 2010 der Lehrauftrag Farbe an der HSKA. Lehre SS 2011 _ 27 Wünschen_Sammeln_Jagen Gebäudelehre BA 1 Prof. Susanne Dürr Christiane Falkner [...] Kennen Sie diese schlanke, hohe Tür, wo alle Leute gut aussehen, wenn sie durchkommen? Kennen Sie die etwas langweilige breitliche Tür, diese flatschige? Kennen Sie die einschüchternden großen Portale, wo vielleicht der, der öffnet, gut aussieht oder stolz? Das heißt, die Größe und Masse und die Schwere der Dinge. Die dünne Tür und die dicke Tür. Die dicke Mauer und die dünne Mauer. Kennen Sie diese Gebäude?[...] Peter Zumthor Das Fach Gebäudelehre beschäftigt sich mit Maß, Funktion und Organisation von Gebäuden, darüber hinaus aber auch mit dem Wissen um die Auswirkungen der Gebäude auf verschiedenen Ebenen. Aufbauend auf allgemeinen Grundlagen werden wesentliche Gebäudetypologien dargestellt, Grundrisse und Erschließungsprinzipien erläutert, Maßverhältnisse erprobt, Zusammenhang von Funktion, Typus und Raum, Orientierung, Besonnung, Raumklima oder Flexibilität hergestellt. Was kennen die Studierenden? Im ersten Semester wird der schon existierende Erfahrungsschatz aus ihrem alltäglichen Bewegungsumfeld gehoben, als Wissensbasis benannt, systematisiert und bewertet. Maßverhältnisse und funktionale Zusammenhänge des Wohnungsbaus sind das erste Übungsfeld: jede/r hat schon vielfach gewohnt - zuhause, bei den Großeltern, im Zelt - kennt die Bewegungsabläufe und Notwendigkeiten, hat aber auch persönliche Vorlieben und Abneigungen entwickelt. Hinter dem Begriff <Wünschen>, dem Titel der ersten Übung, verbirgt sich die Benennung von Qualitäten und die Frage, worauf sie basieren. <Sammeln> benennt den Schritt, in dem über die eigene Erfahrung hinaus andere Lösungsmöglichkeiten kopiert und analysiert werden, 28 _ SS 2011 Lehre die das direkte Bewegungsumfeld betreffen: das Hotelzimmer ist dabei Abbild komplexer Wohnbedürfnisse auf reduziertem Raum. Das <Jagen> als nächste Entwicklungsstufe kennzeichnet den Schritt der individuellen Anwendung: wie sieht das Studentenzimmer aus, das den aus dem Vergleich erlernten Notwendigkeiten, den eigenen Bedürfnissen, aber auch Qualitätsansprüchen genügt? Das Nachdenken über Wohnqualität, Aufmass und Entwurf von zellenartigen Lebenswelten und zuletzt das Nachvollziehen und Umsetzen von Additionsprinzipien sind damit die Schritte, die zur Entwicklung eines eigenen Wohntypologiekatalogs führen und alternatives, strukturelles Denken fördern. Zitat am Anfang: Zumthor, Peter (2005): Atmosphären. Stufen der Intimität. S. 49 ein Beitrag von Colette Kahles Text : C. Kahles nach Prof. S. Dürr und C. Falkner Bilder: Max Seegmüller Wohnqualität Wünschen Die erste Übung <Wünschen>, befasst sich mit dem Thema Wohnqualität: Wo ist man zu Hause, wo fühlt man sich geborgen, kann sich zurückziehen? Wo hat man seinen Freiraum? Was macht Wohnqualität in der Erfahrungswelt der Studierenden des ersten Semesters aus? Aufgabe ist der Entwurf eines persönlichen „Klappaltars“. Die Innenseite des Faltblattes zeigt eine assoziative Grundrisszeichnung der Lieblingswohnstätte der Studierenden, die Außenseite visualisiert zwei prägende Qualitäten des Wohnens an diesem Ort in Form von Collagen, Bildern, Texten oder Piktogrammen. Innen- und Außenseite stehen in direktem Bezug zueinander. Auf der Innenseite findet sich ergänzend eine verbale Beschreibung der außen dargestellten Qualitäten in Form von Gedichten, Geschichten oder Werbung. Wünsche zum Thema ideales Wohnen: persönliche Klappaltäre der Studierenden Lehre SS 2011 _ 29 Grundriss Hotelzimmer, Studienzeichnung „Sammeln“ Hotel Blauer Reiter, Karlsruhe Durlach Bestandsanalyse Sammeln Die zweite Übung <Sammeln> stellt eine direkte Auseinandersetzung mit einem gebauten Beispiel vor Ort dar. Um sich intensiv mit funktionalen Zusammenhängen und masslichen Grundlagen auseinandersetzen und um eine professionelle Sicht auf die gebaute Umwelt zu entwickeln, wird ein Hotel analysiert und ein Zimmer aufgemessen und gezeichnet. Gleichzeitig wird das Vokabular eingeführt, das in Zukunft Basis fachlicher Kommunikation ist. Hotels bilden die Bedürfnisse des Wohnens in reduzierter und repetitiver Art ab, verschiedene Kategorien bedienen unterschiedlichste Bedürfnisse. Dieser Bautypus eignet sich daher zur Systematisierung des Themas Wohnen, um sich mit Grundrissen und Wohntypologien, aber auch Atmosphären und Qualitäten zu befassen. Bei der Beschreibung des Gebäudes sind darüber hinaus alle Maßstabsebenen – Stadt, Quartier, Haus und Zelle - zu berücksichtigen. Grundriss Hotelzimmer, Studienzeichnung „Sammeln“ Hotel Erbprinz, Ettlingen 30 _ SS 2011 Lehre