Verbandsnachrichten 5/2014 NameN uNd Berichte 3 Vorzüge, Wünsche und Mängel 552 Burgunderkaninchen traten zur Schweizerischen Klubschau in Madiswil BE an. Expertenobmann Markus Vogel hielt am Sonntag die Tierbesprechung ab. Markus Vogel rekapitulierte die Richtlinien, die er den acht Experten für die Bewertung mit auf den Weg gegeben hatte: Die Positionen sauber durchbewerten und nicht bloss das Gesamtresultat anpeilen; keine Kompromisse im Körperbau eingehen; in der 1. Position nebst Ohrenlänge und Kopfform vor allem die Ohrenbeschaffenheit beachten; in der 2. Position nicht nur die Vorderläufe gewichten, sondern auch kräftige und gut beladene Schultern; in der 3. Position auf die richtige Länge des Rumpfes achten; in der Position Fell und Fellhaut die verlangte Deckhaarlänge von 30 bis 34 Millimetern kontrollieren; auf eine fahlrote Farbe achten, die den ganzen sichtbaren Körper gut und gleichmässig bedeckt, ohne allzu starke Wildfarbigkeitsabzeichen, und mit einer intensiv cremefarbigen Bauchfarbe; Abstufung in der Position Unterfarbe erreichen; auf kräftige, gerade, aber nicht zu lange Grannen achten. Es gilt, den hohen Zuchtstand der Burgunder zu halten Mit 15 ausgewählten Tieren besprach Vogel die Kaninchen und wies auf Vorzüge Wünsche oder Mängel hin. Im Allgemeinen überzeugten die Burgunder mit einem sehr hohen Zuchtstand. Erste Priorität dürfte sein, diesen Stand halten zu können. Verbesserungen sind punktuell möglich, vor allem aber sollten Verschlechterungen vermieden werden, die sich da und dort anbahnen. So wurden erstmals zahlreiche Tiere beobachtet, die über den Augenknochen oder im Bereich der Spürhaare unrein waren. Vermutlich zeigten sich die farblichen Nuancen wegen einem leicht gestörten Haarungsprozess, etwa weil die Haare zu dicht wachsen und eine ausreichende Durchblutung der Fellhaut nicht mehr gewährleistet ist. Zugleich hatten manche Tiere Mitte Dezember die Fellblüte bereits überschritten. Demgegenüber waren deutlich weniger Tiere mit Stichel zu beanstanden – einer der zahlreichen Fortschritte in der Burgunderzucht. In der 1. Position attestierte Vogel den Züchtern Fortschritte in der Ohrenhaltung und -form. Viel- fach werden nun die Ohren offen getragen. Trotzdem erreichten einige Tiere nur eine 9,0 wegen einer feinen Kopfform. Gerade bei Zibben liess sich dies hin und wieder beobachten, begleitet von eher langen Vorderläufen, einem kurzen Fell, wenig Unterwolle und einer eher schwachen oder gar losen Fellhaut – alles Anzeichen einer zunehmenden Verfeinerung. Gerade die 2. Positionen hält für die Züchter eine Herausforderung parat, sind doch kräftige, gut beladene Schultern noch längst nicht überall anzutreffen. In diesen beiden Positionen gibt es durchaus Verbesserungspotenzial. Rücken und Rassentyp – die Stärke der Burgunder Von oben betrachtet ist ein Burgunderkaninchen vorne wie hinten, bei den Schultern wie beim Becken, gleich breit – oder sollte es zumindest sein. Einige Rassenvertreter neigen nämlich zur sogenannten Mandolinenform: eher schmale Schultern, dafür ein übermässig breites Becken. Das soll aber nicht davon ablenken, dass der Rücken klar die stärkste Körperposition ist. Viele Tiere zeigten eine schön geschwungene Rückenlinie in der für den Rassentyp richtigen Länge. Entsprechend gab es hier zahlreiche Idealnoten. Die Felle sind heute sehr überzeugend, mit einer guten Struktur und kräftigen Grannen. Allerdings sind bei manchen Tieren die Deckhaare 36 bis 38 Millimeter lang und somit deutlich länger als die erlaubten 30 bis 34 Millimeter. Gerade bei kräftig wirkenden Tieren mit einem schönen Glanz ist dies häufig der Fall. Zudem muss die Fellhaut an der Brust im Auge behalten werden. Nur bei den wenigsten Zibben ist eine Wamme oder nur ein Wammenansatz erkennbar. Allerdings zeigen viele eine Fellhaut, die sich mühelos und ausgiebig abheben lässt, und zwar über die ganze Brust, zuweilen sogar in Richtung Vorderläufe oder Rumpf. Dieser Punkt sollte angegangen werden; ob dies allenfalls auf Kosten der Fellqualität und somit der Farbe geht, wird sich weisen. Bei den Wildfarbigkeitsabzeichen drohen Rückfälle Bei der Position Farbe und Glanz wies Vogel auf die Absetzer im Beckenbereich hin. Die waren teilweise schon weit oben über den Beckenknochen zu erkennen und Die Besitzer der Siegertiere: Eugen Grütter aus Bürglen TG (links) mit der Rassensiegerin, Klubpräsident Lukas Jeker aus Himmelried SO mit dem Rassensieger. Beide erhielten 97,0 Punkte. Die Sieger der Stämmewertung (v.l.): Hans Lötscher, Wolhusen LU (2.), Hanspeter Schönholzer, Bischofszell TG (1.), Fritz Egli, Kaltacker BE, und Markus Rettenmund, Zäziwil BE (2.). Es fehlt Karl Rosenast,Kaltbrunn SG (2.). führten oft zu Punktabzügen. Absetzer rühren von einem Unterbruch im Haarungsprozess her und vererben sich sehr hartnäckig. Vogel riet, Tiere nur dann für die Weiterzucht zu verwenden, wenn weder sie selber noch deren Geschwister Absetzer zeigten. Die Wildfarbigkeitsabzeichen sind seit Jahren ein Thema. Sie müssen vorhanden sein, allerdings cremefarbig, nicht weiss. Immer wieder sind Burgunder zu sehen, die grosse Wildfarbigkeitsabzeichen haben, ja sogar neben den erlaubten Nüstern, Augen- und Kinnbackeneinfassungen sogar noch weisse Binden an den Vorderläufen zeigen, wie sie vor einigen Jahrzehnten typisch waren. Solche Abzeichen wirken störend und werden zu Recht als Schönheitsfehler taxiert. Bei den Wildfarbigkeitsabzeichen gab es also starke Verbesserungen, aber auf Rückfälle ist zu achten. Hier müssen die Züchter wachsam sein, Wildfarbigkeitsabzeichen sind – einmal zurückgekehrt – nur schwer wieder zurückzudrängen. Die häufigsten Beanstandungen waren eine blasse Unterfarbe, die sich nur schlecht zum intensiv gelbrötlichen Farbton der Decke steigert, deutliche Abgrenzungen unter der Decke, fehlende weissliche Farbe am Grund, weisse Haare, welche die Unterfarbe durchziehen, oder eine dreistufige Unterfarbe, bei der sich zwischen der weisslichen Farbe am Grund und dem intensiven Abschluss unter der Decke ein mittlerer, blass gefärbter Streifen abgrenzte. Bei der Unterfarbe gilt das gleiche wie bei den Wildfarbigkeitsabzeichen: Verbesserungen sind da, aber auf mögliche Rückfälle ist zu achten, damit der mit viel Fleiss erarbeitete züchterische Fortschritt nicht leichtsinnig verspielt wird. Die beiden Siegertiere überzeugten durch ihren Rassentyp in der richtigen Länge. Die Zibbe hatte überhaupt keine Probleme mit der Fellhaut an der Brust und konnte mit einer idealen Unterfarbe aufwarten. Der kräftige Siegerrammler bewies eine erstaunliche Kondition, wurde er doch schon eine Woche vorher ausgestellt. Text und Bilder: Marco Mehr