01|ÜberdenAutor FlorianFreistetter FlorianFreistetterpromovierteamInstitutfürAstronomieder UniversitätWienundhatdanachanderSternwartederUniversität JenaunddemAstronomischenRechen-InstitutinHeidelbergals Astronomgearbeitet.ZurZeitlebterinJena,bloggtüber WissenschaftundschreibtmanchmalBücher. http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/ 02|Inhalt 01 02 ÜBERDENAUTOR INHALT 03 FORSCHUNG DieGeschwindigkeitdesSchalls 04 05 WEITERESTERNENGESCHICHTEN 01 DieAtmosphäredesPluto 02 Asteroseismologie 03 RelativistischeQuantenchemie 04 DieGezeiten 05 DieSupersymmetrie 06 DieKardaschow-Skala 07 BaryonischeakustischeOszillationen 08 Titan–derfaszinierendsteMonddesSonnensystems IMPRESSUM 03|Forschung DieGeschwindigkeit desSchalls VONFLORIANFREISTETTER EswarlangeZeitnichtmöglich,exaktzumessen,mitwelcher GeschwindigkeitsichGeräuschefortbewegen.DieProblemelagen allerdingsandersalsbeimLicht.Dahatmanjaursprünglichnicht einmalgewusst,obesüberhaupteineGeschwindigkeitgibt,dieman messenkannoderobesnichtvielleichtdochunendlichschnellist. DIEGESCHWINDIGKEITDESSCHALLS E rlangeZeitnichtmöglich,exaktzumessen,mitwelcher GeschwindigkeitsichGeräuschefortbewegen.Die ProblemelagenallerdingsandersalsbeimLicht.Dahat manjaursprünglichnichteinmalgewusst,obesüberhaupt eineGeschwindigkeitgibt,diemanmessenkannoderobesnicht vielleichtdochunendlichschnellist.ErstdieMöglichkeit,die AusbreitungdesLichtsüberlange,astronomischeDistanzenim WeltallzuverfolgenundspäterausgeklügeltetechnischeApparate habenesmöglichgemacht,dasenormeTempodesLichtszumessen. DassderSchallnichtunendlichschnellseinkann,mussallendiesich darüberernsthaftGedankengemachthaben,schonfrühklar gewesensein.ImmerhinkannmanjabeimPhänomendesEchos direkthören,dasseseinbisschendauertbisdaswiederholte Geräuschankommt.AuchdieErzeugungvonGeräuschenzeigte, dasshieretwasseinmusste,dassichmiteinerkonkreten Geschwindigkeitausbreitet.WennmanzumBeispieldieSaiteeines InstrumentsinSchwingungversetzt,isteinTonzuhören:Die schwingendeSaitemussalsodieLuftzumSchwingenbringenund dieseSchwingungenbrauchenZeit,umsichfortzubewegen. Undgenaudalagdas Problem:Zeit!Willmaneine Geschwindigkeitmessen, mussmannatürlichauch Zeiträumesoexaktwie möglichmessenkönnen. Aberdashabendie Menschenerstsehrspät gelernt.LangeZeitwaren Sonnenuhren beziehungsweiseeinfachdie Sonneselbstvöllig ausreichendfürdenAlltag. Weresgenauerwissen wollte,konnte Kirchturmuhrennutzen– aberZeiträumeaufdie Sekundegenauzu IsaacNewtonmischtüberallmit!(Bild: bestimmen,warnichtnötig WellcomeTrust,CC-BY4.0) undauchnichtmöglich.Erst alsdieNaturwissenschaftim17.Jahrhunderternsthaftbetrieben wurde,warauchderBedarfnachgenauerenUhrenvorhanden. DieWissenschaftlerderdamaligenZeithabensichmitallerlei Provisorienbeholfen.EsgabSand-oderWasseruhrenoderman nutztedeneigenenPulsschlagalsTaktgeber.Im17.Jahrhundert wurdendieerstenPendeluhrenkonstruiert,dieeinenFortschrittin SachenGenauigkeitbrachte.Dererste,dereinenhalbwegs brauchbarenWertfürdieSchallgeschwindigkeitbestimmte,hatteso etwasabernichtzurVerfügung.AlsIsaacNewtonimJahr1686im KolonnadengangdesTrinity-CollegevonCambridgestand,warsein Versuchsaufbaurelativsimpel.ErstandaneinemEndedeslangen GangsundklatschteindieHände.DerSchallmussteeineLängevon 64Meternzurücklegen,bevoreraufdieWandamanderenEnde traf.DiedortreflektiertenSchallwellenhattendannnocheinmaldie gleicheStreckevorsich,bisdasEchowiederbeiNewtonankam.Die gesamteStreckevon128MeternkonnteNewtonleichtmessen.Er musstejetzteigentlichnurnochbestimmen,wielangeesdauert,bis ernachdemKlatschendasEchohörenkonnte. HeutewäredaskeingroßesProblem.Manbrauchtnureinegute StopuhroderambesteneinAufzeichnungsgerät–beidesfindetman mittlerweileaufjedemSmartphone–undkanndenZeitraumund damitauchdieGeschwindigkeitdesSchallsbestimmen.Newton benutzteeinPendel.EinPendel,keinePendeluhr–aberdasreichtim Prinzipauch.Eswardamalsschonbekannt,dassdie SchwingungsdauereinesPendelsvonseinerLängeabhängt.Je längerdasPendel,destolängerbrauchtes,umeinmalhinundher zuschwingen.KenntmandieLängedesPendels,kannmandaraus dieZeitberechnen,dieesfüreineSchwingungbraucht.ZurZeit NewtonswardieseMethodegenaueralsdievorhandenenUhren– aberauchkniffliginderAnwendung. NewtonverändertedieLängedesPendelssolange,biseine Schwingunggenausolangedauerte,wiedieRückkehrdesEchos. DazuwarenvieleVersuchenotwendig,aberamEndekamerauf eineLängevon3,5Zentimeter.SoeinPendelschwingtschnell;es dauertwenigeralseinehalbeSekunde!AberwennNewtoneines war,danngründlichundbeharrlichundsokonnteeramEndemit dieserZeitmessungeineGeschwindigkeitdesSchallsvon298Metern proSekundeberechnen. DaswarschoneinziemlichguterWert.Vorallemwaresein konkreterWert,dereinerkonkretenMessungundBerechnung entstammte.AberNewtonlagtrotzdemeingutesStückdaneben. EigentlichhätteereinenWertvonetwa343MeterproSekunde messenmüssen.TrotzdemistseineMessungaußergewöhnlich. NatürlichkamenauchfrüherschonLeuteaufdieIdee,ähnliche Experimenteanzustellen.ManhatzumBeispielvonhohenTürmen ausbeobachtet,wieGewehreoderKanoneninderFerneabgefeuert wurdenunddann–meistensmitPendeln–gemessen,wielangeder Schallbraucht.Aberabgesehendavon,dassNewtons Versuchsaufbauwesentlichsorgfältigerwar,hatteernichteinfach nurgemessen,sondernauchprobiertzuverstehenwasdapassiert. InseinemmonumentalenundrevolutionärenWerkPrincipia Mathematicaerklärteerjavielmehrals“nur”dieGravitationskraft (obwohldasschonvölligausgereichthätte,umzuRechtsoberühmt zuwerdenwieereswurde).NebenvielenanderenErkenntnissen enthieltdasBuchaucheineFormel,mitderNewtondieAusbreitung desSchallsinverschiedenenMedien–fest,flüssigodergasförmig– berechnenkonnte.DieGeschwindigkeitentsprachderWurzelaus demVerhältnisvonDruckzurDichtedesMediums,indemsichder Schallbewegt. Wiegesagt:EinebemerkenswerteArbeit.Aberauchnichtganz richtig.NewtonhatteeinenFehlergemacht,derersteinwenigspäter vomfranzösischenMathematikerPierreSimonedeLaplacekorrigiert wurde.Newtonhatteübersehen,dassnichtnurderDruckunddie Dichtebestimmen,wieschnellsichderSchallfortbewegt,sondern auchdieTemperatureinesMediums.Darumwardervonihm errechneteWertaucheinwenigzuklein.Laplacekorrigiertedie FormelentsprechendunddieneueGleichungzurBerechnungder SchallgeschwindigkeitheißtheutedeswegenauchNewton-Laplace- Gleichung. Undsiezeigt,warumdieSchallgeschwindigkeitsoeinewichtige GrößeinderNaturwissenschaftist.DadieGeschwindigkeitvonder Dichte,demDruckundderTemperaturabhängt(undgenau genommenauchnochvoneinigenanderenParametern),kannman auchalldieseWertedurcheineMessungderSchallgeschwindigkeit bestimmen!UndgenaudasmachtdenSchallauchsowertvollfürdie Astronomie–wennsichSchallwellenimheißenPlasmaderSterne ausbreitenundwirihreGeschwindigkeitdankderAstroseismologie bestimmenkönnen,könnenwirdammitauchalldieEigenschaften desMaterialsimInnerenderSterneberechnen,diewirnichtdirekt beobachtenkönnen,aberwissenwollenundmüssen,wennwirsie verstehenwollen. Vormehrals300JahrenhatIsaacNewtoninCambridgeindie Händegeklatscht.Undheutekönnenwirhören,wieSterne funktionieren! 04|WeitereSternengeschichten DIEATMOSPHÄREDESPLUTO P isteinfaszinierenderHimmelskörper.Ok,eigentlichsind alleHimmelskörperaufihreeigeneArtfaszinierend.Aber Plutowarimmerirgendwieaußergewöhnlich.Alser1930 dasersteMalbeobachtetwurde,feiertemandie EntdeckungeinesneuenPlaneten.Nachdemmandannaber erkannte,dassessichnichtwirklichumeinenPlanetenhandelt, sondernvielmehrumeinengroßenAsteroidenverlorPlutoimJahr 2006seinenStatusalsPlanetundwirdnunoffiziellals“Zwergplanet” bezeichnet.SeineFaszinationhaterabernichtverloren. EinGrunddafürwarsicherlichauchdieTatsache,dasswirsehrlange sehrwenigüberPlutowussten.Währendinden1960erund1970er JahrenschonalleanderenPlanetenvonRaumsondenbesucht wordenwaren,gabesvonPlutonichtmehralsBilder,dieeinen hellenLichtpunktzeigten.DiebestenTeleskopederErdeunddie nochbesserenWeltraumteleskopeschafftenesnicht,mehralsnur verschwommeneAufnahmendeskleinenHimmelskörperszuzeigen aufdenenkeineStrukturenseinerOberflächezuerkennenwaren. EshatbiszumJuli2015gedauert,bevorPlutoBesuchvoneiner Raumsondebekommenhatundwirendlichmehrüberihnerfahren haben.UnteranderemüberseineAtmosphäre. BlauerHimmelüberderdunklenSeitedesPluto(Bild:NASA/JHUAPL/SwRI) EineAtmosphärebeiPluto?Dasklingtirgendwieseltsam.Dennwenn wirauchsehrvielsehrlangenichtgewussthabe:Eineswarschon ziemlichbaldnachderEntdeckungdesPlutoklar.Der Himmelskörperistvergleichsweiseklein.SeinDurchmesserbeträgt nur2370Kilometer.DamitisterkleineralsdieachtPlanetendes SonnensystemsundsogarkleineralsvieleMondedieserPlaneten.Er istsogardeutlichkleineralsderMondderErde,deresaufeinen Durchmesservon3476Kilometerbringt. JekleinereinHimmelskörperist,destogeringeristdie Gravitationskraftdieerausübenkannunddestounwahrscheinlicher istesauch,dasserinderLageist,eineAtmosphärefestzuhalten. UnddasistbeiPlutonatürlichauchderFall.Eswarniedamitzu rechnen,dassmandorteineGashüllefindet,diederLufthülleder Erdeähnlichist.Abermanhatschonziemlichfrühvermutet,dass mandortzumindesteineganzdünneAtmosphäreentdeckenkönnte. DennPlutobefindetsichfernderSonne,inderRegiondes SonnensystemsinderwährendderEntstehungderPlanetenund AsteroidensehrvielEisvorhandenwar.Undmit“Eis”sindallgemein gefroreneGasegemeint,nichtnurdasWassereis,daswirhierauf derErdemeistensmeinen,wennwirdiesesWortverwenden.Die bisherdortentdecktenHimmelskörperbestehendeswegenalleauch zueinemgroßenTeilausdiesemMaterial.Eshandeltsichum ObjektemiteinemfelsigenKernüberdemeinedickeSchichtausEis liegt. AberselbstwennessoenormkaltistwieinderfernenEckedes SonnensystemsindersichPlutobefindet,bleibtEisnichtimmerfest. Esschmilztnatürlichnicht–abereskannsichimLaufederZeit verflüchtigen.EinzelneMolekülelösensichimLaufederZeitausder KristallstrukturundentkommeninFormvonGasindieUmgebung. DiesenVorgangnenntmanSublimationundmankanndasauch selbstausprobieren:ManmussEiswürfelnurlangegenugim Tiefkühlfachlassenundsiewerdenirgendwanntrotzdergeringen Temperaturenverschwundensein. AuchPlutogehörtzudiesenEisweltenundwenndanunsovielEis vorhandenist,dannsollteeinTeildavonauchsublimierenundeine dünneundflüchtigeAtmosphärebilden.Schoninden1940erJahren suchtederAstronomGerardKuiper–nachdemauchder Asteroidengürtelbenanntist,indemsichPlutobefindet–nach HinweiseaufeineAtmosphärebeiPluto.MitderdamaligenTechnik hatteeraberkeineChanceundblieberfolglos.1976entdeckteman beiBeobachtungen,dassaufPlutoMethaneisexistierenmussund dieseArtvonEiswürdebeidendortherrschendenTemperaturen aufjedenFallsublimieren.EineAtmosphäreausMethan–zumindest einbisschen–solltedorteigentlichzufindensein. Wirklichgefundenhatmanabertrotzdemnichts.Erstinden1980er JahrenmachtemanFortschritte.DakamdasUniversumden AstronomenzuHilfe.1985und1988fandensogenannte Sternbedeckungenstatt.Dasbedeutet,dasPlutovonderErdeaus gesehengenauvoreinemSternvorüberzieht.Beobachtetmandas LichtdesSterns,wirdeskurzfristigschwächerbzw.verlischtwährend PlutounsdenBlickverstellt.AusderDauerderVerdunkelungkann mandannzumBeispieldenDurchmesserdesHimmelskörperssehr gutbestimmen.Mankannaberauchnachsehen,obdasLicht schlagartigverschwindetodernicht. DennhatPlutokeineAtmosphäre,dannwürdedasLichtdesSterns voneinemMomentaufdenanderenverschwinden.Existiertaber eineHülleausGas,dannwirdeszuerstnureinwenigschwächer, bevoresverschwindet.DennzuBeginnderBedeckungkanndas LichtdesSternsnochdurchdieAtmosphäredesPlutozuuns gelangenundwirddabeinurabgeschwächtabernichtvöllig blockiert.ErstwennsichderHimmelskörperselbstvordenStern schiebt,wirdesdunkel.UndwenndieBedeckungzuEndegeht, passiertdasgleichenocheinmalinumgekehrterReihenfolge. DieBedeckungender1980erJahrenzeigtengenaudiesesVerhalten. PlutomussteeinedünneAtmosphärehabeaberüberderen ZusammensetzungundandereParameterwusstemannochnichts. Beobachtungeninden1990erJahrenzeigtendann,dassesauch StickstoffeisaufPlutogebenmussunddamitnebenMethanauch StickstoffinderAtmosphäre.ManfandauchHinweiseauf gefrorenesKohlenmonoxid.ImneuenJahrtausendwarmandann auchinderLage,dieTemperaturanderOberflächedesPluto genauerzumessenalsbisherundfand,dassesdort-230Gradkalt ist.Dasistziemlichkaltundsogarnocheinwenigkälteralserwartet. DenGrunddafürvermutetemaninderSublimationvonStickstoffeis –dabeiwirdEnergieverbraucht,diedenPlanetenzusätzlichkühlt. AbdemJahr2000gabesauchvielmehrSternbedeckungenzu beobachten,dasichPlutoaufseinerBahnindieGegenddes Himmelsbewegthatte,indersichauchdieMilchstraßebefindet. DortgibtesjedeMengeSterneunddievielenBedeckungen erweitertendasWissenumdieAtmosphäredesPluto. BevordieRaumsondeNewHorizonsimJuli2015denPlutoerreichte, waralsoschoneinigesüberdieAtmosphärebekannt.Manwusste, dassesdortStickstoff,MethanundKohlenmonoxidgebenmuss. AbersehrvieleDetailswarensounbekanntwiederRestdes Zwergplaneten.WiegroßistderAnteildereinzelnenGase?Wiedicht istdieAtmosphäretatsächlichundwiegroßistderdurchschnittliche Druck?WieweitreichtdieAtmosphäreüberdieOberflächehinauf? WiestabilistdieAtmosphäre? BesondersderletztePunktistinteressant.DennPlutobrauchtfast 248JahreumdieSonneeinmalzuumrunden.Dastuteraufeiner Bahn,diestarkvoneinerKreisbahnabweicht.Wennersicham sonnennächstenPunktseinerBahnbefindet,dannisterknapp30 MalweitervonihrentferntalsdieErde.AmsonnenfernstenPunkt seinerBahnistdieEntfernungaber50Malgrößeralsdermittlere AbstandzwischenErdeundSonne!DasisteingroßerUnterschied undnatürlichwirktsichdasauchaufdieTemperaturaus. BeiunsaufderErdehabendieunterschiedlichenTemperaturenin SommerundWinternichtsmitdemAbstandzurSonnezutun. TatsächlichistdieErdesogardannderSonneamnächsten,wennauf derNordhalbkugelgeradeWinterherrscht.DieJahreszeitenwerden durchdieNeigungderErdachseverursacht,diedafürsorgt,dasszu verschiedenenZeitenimJahrdieIntensitätderaufdieErde treffendenSonnenstrahlungunterschiedlichgroßistunddieSonne unterschiedlichlangamHimmelzusehenist. AuchPlutosAchseistgeneigtunddasnochdazusehrvielstärkerals beiderErde.DieJahreszeitensindalsoalleinschondeswegenviel extremer.AußerdemspieltbeiihmaberebenauchderAbstandzur SonneeineRolle.Mangingalsodavonaus,dassesaufPlutoenorm kaltwird,wennersichvonderSonneentfernt.Sokalt,dassdieGase derAtmosphäreausfrieren,alsSchneeaufdieOberflächefallenund dortbleiben,bisderHimmelskörpersichwiederaufwärmtwenner derSonnenahekommt. AberdieRealitätscheintvielkomplexerzusein.DasZusammenspiel zwischenderNeigungderAchseunddemAbstandzurSonnesorgt dafür,dassdieunterschiedlichenHemisphärensichunterschiedlich aufheizenundGaseständighinundherströmen.DieBereiche,in denenPolarnächtebzw.Polartageherrschen,wodieSonnealsonie untergehtsinddortvielgrößeralsaufderErde.WennesaufPluto alsoimWinterextrakaltist,kanndasGasquasiaufdiedauerhaft vonderSonnebeleuchteteHemisphäreausweichenunddort “überwintern”.DasMethaninderAtmosphäreerzeugteinen TreibhauseffektweswegenesinderoberenAtmosphäre–alsoin etwa20bis40KilometerHöhe–ungefähr50Gradwärmeristals aufderOberfläche.UnddieAtmosphäreverändertsichzwarim LaufeeinesPluto-Jahrs,bleibtaberimmerbestehen. Alldasweißman,seitNewHorizonsdenZwergplanetenbesuchthat –undnochvielmehr.DeratmosphärischeDruckaufderOberfläche liegtbeietwaeinemPascal,istalso100.000Malgeringeralsaufder Erde.StickstoffmachtihrenHauptbestandteilausundMethanund KohlenmonoxidfindetmannuringeringenMengen.DieAtmosphäre verschwindetauchständiginsAll–biszu500KilogrammStickstoff proSekundeverliertderZwergplanet.AbersolangenochEisauf Plutozufindenist,wirdimmerwiederneuesGasnachgeliefert. NewHorizonshatenormvieleDatengesammeltundden faszinierendenHimmelskörpernochfaszinierendergemacht.Allein dieArtundWeisederMessungwarspektakulär.AnBordder RaumsondebefandsicheinEmpfängerfürRadiosignale.Dieses GeräthatentsprechendeSignalevonderErdeempfangenundzwar genauindemMoment,alsNewHorizonssichhinterPlutobewegte. DieSignalekonntenalsodurchdieAtmosphäredringenunddieArt undWeisewiesieabgeschwächtwurdenließRückschlüsseaufderen Zusammensetzungzu.Dasklingtsimpel,istesabernicht.Ganzund garnicht!DieRaumsondeumkreistePlutonicht,sondernflogmitder enormhohenGeschwindigkeitvon13,8km/sanihmvorbei.Esgab alsonureinenMomentindemdieMessungmöglichwarundden musstemangenauerwischen.Dazukommt:DieSignalevonderErde brauchenaufgrunddergroßenEntfernung5Stunden,bissieamZiel ankommen.Manmusstesiealsoschonlosschicken,alsdieSonde nochweitvondemPunktentferntwar,andemsiedieRadiowellen empfangensollte. AberdasManöverhatgeklapptundauchdieanderenExperimente anBordvonNewHorizonshabengenugDatengesammelt.Darum wissenwirnunauch,dassderHimmelaufPlutoblauist!Wenn StickstoffundMethanindenäußerenBereichenderPlutoAtmosphärevonderhochenergetischenUV-StrahlungderSonne getroffenwerden,könnendieMoleküleauseinanderbrechenunddie einzelnenAtomesichzuneuenStrukturenverbinden.Esentstehen sogenannte“Tholine”,alsogroßeorganischeMolküle.Anihnenkann dasLichtderSonnegestreutwerdenunddadasfürunterschiedliche Farbenunterschiedlichstarkpassiert,bleibteherbläulichesLicht übrig.ZusätzlichlagernsichandereGaseandenTholinenan,die dannalseineArtSchneeaufdieOberflächefallen,wosiefürdie typischerötlicheFärbungdesHimmelskörpersverantwortlichsind. EinblauerHimmelübereinerLandschaftausrotemSchnee!Plutoist wahrhaftigundweiterhineinerderfaszinierendstenHimmelskörper inunseremSonnensystem! ASTEROSEISMOLOGIE I rAstronomiehatmanesjavorallemmitLichtzutun.Fast ausschließlichmitLicht.Andersgehtesjaauchkaum,dadie Forschungsobjekteimmerenormweitwegsind.Manuntersucht daherdieelektromagnetischeStrahlung,dieunsaufderErde vonüberallherausdemUniversumerreicht.Lichtistdieabsolut wichtigsteInformationsquellewennmanetwasüberdenKosmos herausfindenwill.AberauchderSchallspielteinewichtigeRolle. HörenkannmandasUniversumzwarnicht.DerluftleereRaum zwischendenSternenundPlanetenmachteineAusbreitungvon Schallunmöglich.TrotzdemisteinVerständnisdesSchallswichtig. ZumBeispiel,wennmangenauwissenwill,wieeinSternfunktioniert. DieDisziplin,diesichSternenundSchallwellenbeschäftigt,nennt man“Asteroseismologie”undsieistunerläßlich,wennmanSterne verstehenwill. InsoeinemSternpassieren jajedeMengeDinge.ImKern fusionierenAtome miteinanderunderzeugen Energie,dienachaußen dringt.DieMaterieausder einSternbesteht,dasheiße Gas,dasindiesemFall “Plasma”genanntwird,weil essoheißist,dassdie AtomkerneihreElektronen verlorenhaben,istständigin Bewegung.Typischerweiseist dieMaterieauchnicht SchwingungsmodenineinemStern(Bild: PublicDomain) kompletthomogen.In verschiedentiefenSchichten istdieZusammensetzungunterschiedlichundesherrschen unterschiedlicheDrückeundTemperaturen.Dieseunterschiedlichen EigenschaftendesPlasmaswillmangerneverstehen,dennsie bestimmen,wiesicheinSternimLaufeseinesLebensentwickelt. Sehenkannmandasallesaberleidernicht.Wirkönnennurvon außenaufdenSternblickenundnurseineäußereSchichtsehen. AberderSchallkannunsdabeihelfen,trotzdemzuerfahren,was dortvorsichgeht.KönntenwirunsimInnereneinesSterns aufhalten,ohnedabeisofortzusterben,dannwürdewirfeststellen, dassesdortextremlautist.DasheißePlasmaströmthinundher; dasganzeInneredesSternsistständiginBewegungunderzeugt dabeiSchallwellen,diesichimPlasmaausbreiten. MitdennormalenGeräuschen,diewirvonderErdekennen,lässt sichdasnatürlichnichtvergleichen.Nurwenneswirklichsehrsehr lautist,könnenwirdenSchallauchspürenanstattihnnurzuhören. Schallistjabeiunsimallgemeinennichtsanderes,alsbewegteLuft. Undnormalerweisebewegtsiesichdabeisolangsam,dasswirdas empfindlicheTrommelfellinunserenOhrenbrauchen,umdavon überhauptetwaszumerken.NurwennesWIRKLICHlautist,bewegt sichdieLuftsostark,dassdieGeräuscheauchandersspürbarsind. WerschonmalbeieinemKonzertdirektvordengroßen Lautsprecherngestandenistundgespürthat,wiedieBässeden ganzenKörperzumVibrierenbringen,weißwiesichdasanfühlt… ImInnereneinesSternsbringendieSchallwellendenSternselbst zumSchwingen.DasPlasmavibriertundschwingtunddie Schallwellenbreitensichaus.Wiegenausiedastun,hängtvonden EigenschaftendesMaterialsab,durchdassiebewegen.Inder letztenFolgederSternengeschichtenhabeichvonderMessungder Lichtgeschwindigkeiterzählt.DasbreitetsichimVakuumimmer gleichschnellaus,wirdvonMaterieaberabgebremst.BeimSchallist esgenauso:SeineGeschwindigkeithängtvondemMediumab,in demersichbewegt. SowiedieErdbebenwellenimInnerenderErdeanden verschiedenenGesteinsschichtenreflektiertwerdenundunsdamit erlauben,mehrüberdeninnerenAufbauunseresPlanetenzu erfahren,werdenauchdieSchallwellenineinemSternan unterschiedlichenSchichtenreflektiertoderabgelenkt.Natürlich mussmansicheinbisschenmehranstrengen,umdiese SchwingungenzumessenalsinderGeophysik.AufderErdekönnen wirjaentsprechendeMessinstrumenteeinfachüberallverteilen;bei einemSternistdasnichtmöglich. HierbleibtunsnurdasLicht–aberdasreicht!DennderSchallhat AuswirkungenaufdasLichtdesSterns.DieSchwingungenfinden nichtnurtiefimInnerendesSternsstatt,sondernreichenbisindie äußerenSchichten.AlsobisindiePhotosphäre,ausderdie Strahlungkommt,diewirschlußendlichbeobachtenkönnen. SchallwellenunterschiedlicherFrequenzkönnenunterschiedlichtief insInneredesSternseindringen.Jetiefersiegelangen,destomehr DistanzlegensieunterderOberflächezurückunddestoseltern kommensieandieOberfläche;werdensiedagegenschonin geringererTiefereflektiert,gelangensieöfterzurückandie OberflächewährendsiesichumdenSternherumbewegen.Alldas führtzueinerÜberlagerungunterschiedlichsterSchwingungen.Teile derOberflächedesSternsbewegensichnachaußenwährend anderegleichzeitignachInnenschwingenundumgekehrt.Sowiedie LuftineinemMusikinstrumentdurchdieFormdesTonkörpersauf unterschiedlicheArtundWeisezumSchwingengebrachtwirdund sichdurchdieÜberlagerungenundResonanzenverschiedenste Obertöneausbilden,diejedemInstrumentseinencharakteristischen Klanggeben,hängtauchdercharakteristische“Ton”einesSternsvon seinerMasse,seinerZusammensetzung,seinemAlterundallden anderenEigenschaftenab,diemankennenmöchte,umeinenStern zuverstehen. DieSchwingungenanderOberfläche lassensichnichtdirektbeobachten,aber dafürindirektmessen.Einerseitsdurch diekleinenHelligkeitsveränderungen,die vonihnenverursachtwerden.EinStern derpulsiertwirddabeieinkleines bisschenhellerbeziehungsweise dunkler.UnddieHelligkeitsänderungen sinddabeiwirklichminimal–ungefähr Bild:Tosaka,CC-BY-SA3.0) so,alswürdemanvonEuropaausein HochhausinNewYorkbeobachten,bei deminjedemFensterdasLichtbrennt undeinesdavonkurzmiteinerJalousieverdunkeltwird.Aberdie TeleskopederAstronomensindmittlerweilegenaugenugumsolche SchwankungenimLichteinesSternsmessenzukönnen.Andererseits kannmanauchdieTatsachenutzen,dassdieSchwingungjaeine Bewegungist:WenneinSternschwingt,bewegtsicheinTeilseiner Oberflächeaufunszuundeinandererentferntsichvonuns.Das Licht,dasausgestrahltwird,wirddadurchbeeinflusst.DieLichtwellen dieausdemTeilstammendersichaufunszubewegt,werdenein weniggestaucht,dieandereneinweniggedehnt.Dasistder Dopplereffekt,denmanjaauchvondenSirenenvorbeifahrender Einsatzfahrzeugekennt.DiedurchdieSchwingungverursachte periodischeVeränderungimSternenlichtlässtsichmessenund ermöglichtsoebenfallsdieIdentifikationderunterschiedlichen SchallwellenimInnereneinesSterns. NatürlichbrauchteseinigesananalytischerArbeitumfestzustellen, obÄnderungenimLichteinesSternsaufSchallewellen zurückzuführensindoderaufanderePhänomenewiezumBeispiel SternfleckeodervorbeiziehendePlaneten.Aberesistmachbarund indenletztenJahrzehntenhatmangelernt,aufdieseArtundWeise dasSternenlichtzuinterpretieren.DankderAsteroseismologie könnenwirSchallsehenundhören,wasunsdieSternezusagen haben! RELATIVISTISCHEQUANTENCHEMIE G istgoldfarben.UndSilberistsilberfarben.Aberwarum eigentlich?UndwiesohatGoldüberhauptsoeineganze andereFarbealsdiemeistenanderenMetalle,diejaalle ebenehermetallischgrauglänzenundnichtsoschön gelb-rotwiedasGold? Gold.Aberwarumsiehtessoaus,wieesaussieht?Bild:Publicdomain DieFarbedesGoldesistesjaauch,dieesnebenseinerSeltenheit undleichtenFormbarkeitfürunsMenschensowertvollmacht.Und indieserFarbestecktjedeMengeWissenschaft.Umzuverstehen, warumGoldgoldfarbenist,mussmannichtnurdie Quantenmechanikbemühen,sondernauchdieRelativitätstheorie. ZuerstmüssenwirunsinErinnerungrufen,wieeinAtomaufgebaut ist.EsbestehtauseinemKernundeinerHülle.DerKernwiederum bestehtausBausteinen,diemanProtonenundNeutronennennt. Protonensindelektrischpositivgeladen;dieNeutronentragenkeine elektrischeLadung.DieAnzahlderProtonenbestimmt,umwelches chemischeElementessichhandelt.WasserstoffhateinProton. Immer.WennessichumeineandereZahlvonProtonenhandelt, dannisteskeinWasserstoff.SondernvielleichtHelium,dessenKern zweiProtonenbeinhaltet.LithiumhatdreiProtonen.Undsoweiter. BeiGoldatomenmussderKernganze79ProtonenimKern enthalten.GoldistalsoeinziemlichschweresElement. NebenProtonengibtesimKernaberauchauchdieNeutronen.Die ZahlderNeutronenändertnichtsanderArtdesElementes.Egalwie vieleNeutronenderKerneinesGoldatomeszumBeispielbeinhaltet: EsbleibtimmerGold,solangenurdie79Protonenvorhandensind. DieAnzahlderNeutronenbestimmtumwelchesIsotopessich handelt.SowerdendieverschiedenenVariationeneineschemischen Elementsgenannt.IstdasVerhältnisvonProtonenzuNeutronenin einemAtomkernabernichtausgewogengenug,kannderAtomkern instabilwerden.SolcheIsotopesinddannalsoradioaktivund zerfallenfrüheroderspäter.Mankannalsonichtbeliebigviele NeutronenineinenAtomkernpacken–irgendwannwirdmannur nochinstabileIsotopebekommen. Goldallerdingsiststabil.EsgibtzwarjedeMengekünstlich herstellbareradioaktiveIsotopeaberinderNaturkommtnurdas normale,stabileGoldvor,dasneben79Protonenauch118 Neutronenenthält. SovielzumKern–abereinAtombrauchtaucheineHülle.Die bestehtbeiGoldsowiebeijedemanderenElementauchaus Elektronen,dieelektrischnegativgeladensind.UnddieElektronen sindesauch,diefürdieFarbeverantwortlichsind.Wennein LichtteilchenaufeinElektroninderHülleeinesAtomstrifft,dann kanndiesesLichtteilchenvomElektronabsorbiertwerden.Dieser Vorgangheißt“Anregung”unddasAtomhatdanachmehrEnergie alsvorher. DieseAnregungkannabernichteinfachirgendwieerfolgen.Hier treffenwirnunaufdieQuantenmechanik.Derengrundlegende Erkenntnisistesja,dassdieDingeinderNaturnichtkontinuierlich ablaufen.EnergiekannbeispielsweisenurinFormvon“Quanten” abgestrahltwerden.Anschaulichkannmandasmiteinem Gartenschlauchvergleichen,ausdemdasWassernurinFormvon Tropfenkommenkann.WenigerWasseralsineinemTropfen enthaltenist,kannnichtabgegebenwerden.Genausokannein Atomnichtvoneinembeliebigeninirgendeinenanderenbeliebigen Zustandwechseln,sondernnurzwischenganzexaktdefinierten Quantenzuständen.DaherstammtursprünglichauchderBegriff “Quantensprung”:WenneinAtomvoneinemZustandineinen anderenübergeht,dannhatsoQuantensprungstattgefunden.Ganz imGegenteilzumallgemeinenSprachgebrauch,womit “Quantensprung”irgendeinedramatischeundgroßeEntdeckung bezeichnetwird,beschreibteinQuantensprungalsoeigentlichdie kleinstmöglicheÄnderung,dieeinAtomerfahrenkann. UndnochdazueineÄnderung,dienichtlangeanhält.Wennein PhotonmitgenauderpassendenEnergieaufeinElektrontrifft,um esvoneinemerlaubtenZustandineinenanderenzutransferieren, dannbleibtdasimallgemeinennichtlangeso.Irgendwannwirddas Elektronspontanwiederaufdenursprünglichen,niedrigeren ZustandzurückfallenunddabeiwiedereinPhotonabstrahlen, dessenEnergiegenauderEnergiedifferenzzwischendenbeiden Zuständenentspricht. WelchePhotonenvoneinemAtomabsorbiertwerdenkönnen,hängt nunvonderspeziellenAnordnungab.ImNormalzustandhatjedes AtominseinerHüllegenausovielenegativgeladeneElektronenwie espositiveProtonenimKerngibt.DieElektronensindin unterschiedlichenAbständenzumKernangeordnetdie unterschiedlichenEnergiezuständenentsprechen.Dasistbeijedem ElementverschiedenunddeswegenkannjedesElementauch PhotonenmitunterschiedlichenEnergienabsorbieren.Licht unterschiedlicherFarbeenthältunterschiedlichvielEnergieundGold istbesondersgutdarin,blauesLichtzuabsorbieren–dasLicht,das vondenAtomenreflektiertwird,enthältalsowenigblau.Und erscheintunsdahergelb-rötlich. AberwarumabsorbiertGoldblauesLichtundSilberoffensichtlich nicht?HierkommtnundieRelativitätstheorieinsSpiel.ImJahr1905 hatAlbertEinsteinsichüberlegt,waspassiert,wennsichObjektefast soschnellwiedasLichtselbstbewegen.Dabeistießeraufjede MengeseltsameEffekte.Einerdavonistdersogenannte “relativistischeMassenzuwachs”.JeschnellersicheinObjektbewegt, destomehrMassescheinteszuhaben.Esisteinwenigschwierig genauzuerklären,warumdassoist.Vorallemdeswegen,weil EinsteinjamitseinerberühmtenFormelE=mc²gezeigthat,das MasseundEnergiemehroderwenigerdasgleichesind.Jeschneller sichnunetwasbewegt,destomehrEnergiestecktauchdarin–und destounklarerwird,wasderBegriff“Masse”beischnellbewegten Objekteneigentlichnochbedeutensoll.Darumsprechendie Physikermeistensnurvonder“Ruhemasse”dieeinObjekthat,das sichnichtbewegtundverwendenansonstendenBegriff“Impuls”, wennesumbewegteMassenundEnergiegeht.Aberdaswürdejetzt hierzuweitführenundumdieSacheeinigermassenanschaulichzu halten,könnenwirunsvorstellen,dassdieMasseeinesObjektsum sogrößerwird,jeschnelleressichbewegt. DasgiltauchfürElektronen.IndenaltenRöhrenfernsehernwurden beispielsweiseElektronenausgestrahlt,dievonhintenaufden BildschirmtreffenunddortdasBilderzeugen.DamitdasBildscharf ist,müssendieElektronenvonMagnetengenauaufdierichtige Weiseab-undaufdierichtigenStellenamBildschirmgelenkt werden.JestärkermaneinElektronablenkenwill,destostärkermuss derMagnetsein.DieStärkederAblenkunghängtaberauchvonder MassederElektronenab.Undwennmannichtberücksichtigt,dass sichdieElektronenimFernsehapparatsoschnellbewegen,dassihre Masserelativistischvergrößertwird,bekommtmankeinscharfes Bild. DieserEffektspieltnunauchbeiderFarbedesGoldeseinewichtige Rolle.JemehrpositivgeladeneProtonenimKerneinesAtoms vorhandensind,destostärkeristauchdessengesamteelektrische LadungunddamitauchdessenelektrostatischeKraft,dieeraufdie negativgeladenenElektronenausübt.Oderandersgesagt:Jemehr ProtonenimKern,destoschnellerbewegensichdieElektronen.Und jeschnellersiesichbewegen,destogrößeristihrerelativistische Masse.JegrößeraberihreMasseist,destonäherrückensieanden Kern.AuchhieristdieSachewiederschwierig,wennmansiesich genauvorstellenwill.ElektronensindjakeinekleinenKugeln,dieum denAtomkernkreisewiePlanetenumdieSonne,auchwennsieoft immernochsodargestelltwerden.Genaugenommenkannmangar nichtsagen,woeinElektrongenauist,sondernnurBereiche angeben,woessichaufhaltenkönnteunddannmithilfeder Quantenmechanikberechnen,wiegroßjeweilsdie Wahrscheinlichkeitist,dassessichinbestimmtenRegionendieses Bereichsaufhält. DieseBereichenenntman“Orbitale”undwenneinElektrondurch dieAbsorptionderEnergieeinesPhotonsvoneinemZustandin einenanderenwechselt,dannwechseltmangenaugenommen zwischenzweisolcherOrbitalehinundher.BeimGoldspieltin unseremFallderWechselzwischendemsogenannten5d-und6sOrbitaleinewichtigeRolle.Wasdasgenauist,isthiernichtrelevant– sowerdenebendieentsprechendenEnergiezuständebezeichnet, derenDifferenzgenauderWellenlängevonblauemLichtentspricht. IgnoriertmandieRelativitätstheorie,dannwärensichdiese5d-und 6s-OrbitalebeiSilberundGoldsehrähnlichunddamitauchdieArt undWeise,wiesieblauesbzw.anderesLichtabsorbieren.DaGold abernunschwereristalsSilberunddieElektronendorteinehöhere GeschwindigkeitundeinehöhererelativistischeMassehaben,rücken die6s-ZuständenäherandenKern.Sieliegenalsonäheram AtomkernalsbeimSilberundweilsienäherliegen,könnendie negativgeladenenElektronennundiepositiveelektrischeLadung derProtonenbesserabschirmen.Dieweiteraußenliegenden5dZuständespürenalsojetztwenigerelektrostatischeKraftund entfernensichvomKern.DurchdierelativistischenEffekteliegendie 6s-OrbitaledesGoldesnäheramKernalsdiedesSilbersunddie5dOrbitalesindweiterentferntalsbeimSilber.DamitElektronenvon einemZustandindenanderenwechselnkönnenistbeiGoldalso nuneineandereEnergiemengenotwendigalsbeiSilberweswegen dasGoldmehrblauesLichtabsorbiertalsesdasSilbermacht. Unddeswegengoldfarbenistundnichtsilberfarben!Die relativistischenEffektespielenallerdingsnichtnurbeiGoldeine Rolle.AuchvieleanderechemischeElementeverhaltensichnichtso, wiemaneserwartenwürde,wennmansiereinklassischbetrachtet ohnedieEffektederRelativitätstheoriezuberücksichtigen.AberGold undSilberspielenebeninunsererKultureinegroßeRolleundder Unterschiedisthierwirklichdeutlichsichtbarundwirmachenuns darübermehrGedankenalszumBeispielüberdieFrage,warum QuecksilberauchbeitiefenTemperaturennochflüssigist–wassich ebenfallsnurmitderRelativitätstheorieerklärenlässt. BeiderFragenachderFarbedesGoldestreffenAlltag,Kunst,Kultur undWissenschaftaufhöchstinteressanteWeisezusammen.Genau sowiediebeidengroßenTheoriendermodernenPhysik,die QuantenmechanikunddieRelativitätstheorie.Beidesindnötig,wenn manwirklichverstehenwill,wiedieAtomefunktionieren.Undeswird nocheinlangerWegsein,bevorsiewirklichvereintsindundman damitalleserklärenkannundnichtnurdieFarbedesGoldes. DIEGEZEITEN D ezeitensindhinterhältig!Nichtnur,wennmanvonihnen irgendwoimWattenmeerüberraschtwirdundkeinen trockenWegmehrzurückansLandfindet.Siesindauch hinterhältig,wennmansieverstehenwill.Beikaum einemphysikalischenPhänomenexistierensovielefalsche BeschreibungenwiedenGezeiten.DabeisinddieGrundlagenfürihr Verständnisschonmehrals300Jahrealt. ZuerstistvielWasserimHafenvonHusum…unddannganzwenig.Worandaswohlliegt? DassdieGezeitenirgendwasmitdemMondzutunhabenmüssen, wusstemanaberschonfrüher.DieGelehrtendesMittelaltersfanden ZusammenhängezwischendemAufundAbdesMeeresundden PhasendesMondes.Undvermutlichwusstenauchschondiefrühen SeefahrvölkerdarüberBescheid.DasseswenigeArbeitder griechischenGelehrtenderAntikezudiesemThemagibt,liegt vermutlichauchdaran,dassdieGezeitenimMittelmeernurextrem schwachausgeprägtsind. DieersteumfassendeErklärungderGezeitenmussteaberwarten, bisIsaacNewtonimJahr1687seinmonumentalesWerk PhilosophiaeNaturalisPrincipiaMathematicaveröffentlichteunddie erstemathematischeFormulierungderGravitationvorstellte. Nunwusstemannichtnur,dassjederHimmelskörperaufjeden anderenHimmelskörpereineGravitationskraftausübt,sondern konntesieauchnochberechnen.Wasunszurerstendervielen falschenErklärungenderGezeitenbringt.Oftkannmanirgendwo lesenoderhören,dassdieFlutdeswegenentsteht,weilderMond mitseinerGravitationskraftdasWasserderMeereanziehtundzu einemFlutbergauftürmt.UnterdemdrehtdieErdesichdann aufgrundihrertäglichenRotationhinwegunddarumgibtesanden KüstenmalmehrundmalwenigerWasser. DieseErklärungistnichtvölligfalsch.Abersieistauchkomplett unvollständig.Jeder,derschonmaleinigeZeitaneinerKüste verbrachthatweiß,dassdieFlutnichtnureinmalamTagkommt, sondernzweimal.DieFlutwiederholtsichalle12Stunden,wasnicht derFallwäre,wennesnureinenFlutberggäbe,unterdemsichdie Erdealle24Stundenhindurchdreht.Esbleibenaberauchnochviele weiterePunkteunklar:WenndieGezeitendurchdieAnziehungskraft desMondesverursachtwerden,warumziehtderMonddann anscheinendnurdasWasserindengroßenMeerenan,abernichtin denSeen,derBadewanneoderdemBierglas?Wiesoschwapptdas Wassernichtineinergroßen,täglichenWelleeinmalumdieErde herumsondernbleibtimmerindenOzeanbecken?Wiesowirdnur dasWasserangezogenundwiesowerdennichtauchandereDinge vomMondnachobengehoben?Undsoweiter–esistschnellzu sehen,dassdieseErklärungnichtfunktionierenkann. DiezweiteErklärungderGezeitendiemanoftzuhörenbekommtist einwenigkomplizierter.Manmusssichzuersteinmalklarmachen, dassdieGravitationskraftvomAbstandabhängt.Stellenwirunsdie ErdeunddenMondvor.DanngibtesaufderErdoberflächeeinen Punkt,dergenauunterdemMondliegtundderdemnachauchvon allenPunktenderErdoberflächedemMondamnächstenist.Genau sogibtesaufdergegenüberliegendenSeitederErdeeinenPunkt, dervonallenPunktenvomMondamweitestenentferntist. DazwischenliegtdergesamteDurchmesserderErde:fast13.000 Kilometer. DieseDistanzsorgtdafür,dassdieGravitationskraftdesMondesauf denihmnahegelegenenPunktstärkerwirktalsaufdenentfernten Punkt.UnddieGezeitenkraftentstehtgenauausdiesem Unterschied!BetrachtenwirnundieSachevomMittelpunktderErde aus.DerwirdebenfallsinRichtungdesMondesangezogenundzwar miteinerKraft,dieschwächeristalsdieamdemMondnahegelegen PunktaberstärkeralsammondfernenPunkt.DermondahePunkt bewegtsichalsovomMittelpunktfort.DerMittelpunktbewegtsich aberauchvommondfernenPunktfort!AusSichtdesMittelpunkts entfernensichalsoBEIDEPUNKTEinentgegengesetzeRichtungen. Oderandersgesagt:DerUnterschiedinderStärkeder GravitationskrafterzeugteineGezeitenkraft,dieaufderdemMond zugewandtenSeiteinRichtungMondwirkt,aufderdemMond abgewandtenSeiteabergenauindieandereRichtung.Anschaulich kannmansichdassovorstellen,alswürdedasWasseraufderdem MondzugewandtenSeitevonderErdeweggezogen.Aufderdem MondabgewandtenSeitewirddagegendieErdevomWasser weggezogen;derOzeanhängthiergewissermasseneinwenig hinterher.SoentstehenzweiFlutbergeaufgegenüberliegenden SeitenderErdeunterdenensichdieErdehinwegdrehtundesgibt alle12StundeneineFlut. ManfindetdieseErklärunginLehrbüchern,in populärwissenschaftlichenArbeitenundauchFachleutebenutzensie regelmäßig.SogarichhabefrüherdieGezeitenaufdieseArtund Weiseerklärtundesistgarnichtsoeinfachzusehen,warumsie ebenfallsnichtwirklichfunktioniert. Auchhiersollteeigentlichallesgleichstarkangezogenwerden,nicht nurdasWasser.WennmansichgeradegenauunterdemMond befindet,solltemanalsodiegleicheGezeitenkraftspürenwiedie Meere.AberwirbeobachtenEbbeundFlutebennurindengroßen Gewässernundspürenselbstwederetwasdavonnochbemerken wirdieGezeiteninderBadewanneoderimBaggersee.Eskannalso nichtdieKraftderGravitationsein,diedasWasserhebt–odervon derErdewegzieht,wieichesobenbeschriebenhabe.Mankann auchberechnen,wiestarkdieBeschleunigungist,dievonder GravitationskraftdesMondesaufObjekteausgeübtwerden,diesich genauunterihmaufderErdoberflächebefinden.Undwennmandas macht,stelltmanfest,dassieenormwinzigist;knapp10Millionen malgeringeralsdieSchwerkraftderErde.Definitivzuwenig,um irgendwaszuheben… DasbringtunsjetztzurdrittenErklärungderGezeiten.Unddieist– hoffentlich!BeidenGezeitenistdas,wiegesagt,hinterhältig–richtig. DazumussmansichnichtdiePunkteaufderErdeansehen,diedem Mondamnächstenoderamfernstensind.Sonderndie,diesichim rechtenWinkelzurVerbindungsliniezwischenErdmittelpunktund Mondbefinden.Wennwirunsvorstellen,dassderMondexaktüber demÄquatorderErdesteht,wärendasbeispielsweisederNord-und derSüdpol.Nunwirdes–ohneentsprechendeAbbildungen–ein wenigschwersichvorzustellen,wiehierdieKräftewirken.Abersoo schweristesauchnicht.BleibenwirbeidemtypischenBildderErde, aufdemderNordpol“oben”ist.Erwirddannnatürlichebenfallsin RichtungMondbeschleunigtunddieKraftistdannnichtnurin RichtungdesMondesgerichtet,sondernaucheinwenignach“unten” alsonachSüdenzumÄquator.BeimSüdpolistesgenauumgekehrt, derwirdaucheinwenigRichtungNordenbeschleunigt.Nurbeim ErdmittelpunktistGezeitenkraftgenaugeradeausinRichtungdes Mondesorientiert. MandarfdieKräfteabernichtisoliertbetrachten.Sowievorhinbei derzweitenfalschenErklärungmüssenwirunsdieSituationvom Erdmittelpunktausansehen.Oder,mathematischformuliert,wir müssendieStärkeunddieRichtungderimErdmittelpunktwirkenden KraftvonderStärkeundRichtungderamNordpolwirkendenKraft abziehenundnachsehen,welcheStärkeundRichtungdieKrafthat, dieübrigbleibt.Tutmandas,dannsiehtman,dassdieresultierende Kraftmehroderwenigerziemlichgenaunachunten,inRichtungdes Erdmittelpunkteszeigt.BeimSüdpolgiltdasgleiche.Andiesen beidenPunktensorgtdieGezeitenkraftdesMondesalsodafür,dass manquasieinkleinwenigfesteraufdieErdoberflächegedrücktwird, alsesohneMondderFallwäre.DieErdoberflächehatabernoch mehrPunktealsnurdenNord-unddenSüdpol.Bestimmtmanfür jedenPunktdieRichtungundStärkederKraft,dannzeigtsichein interessantesBild. JeweitermanvomNord-oderSüdpolinRichtungÄquatorgeht, destostärkeristdieresultierendeGezeitenkraftvomBodenwegund inRichtungMondgerichtet.Dort,genauammondnächstenPunktgilt danndas,wasschoninderzweitenErklärunggegoltenhatunddie KraftistdirektaufdenMondselbstgerichtet.NURDORTsorgtder Monddafür,dassirgendwaszuihmhingezogenwird(bzw.vonihm weg,wennwirdenmondfernstenPunktbetrachten).Anallen anderenPunktenderErde“hebt”derMondnichts,sonderndie Gezeitenkraftsorgtdafür,dassdieDingeeinkleinwenigzurSeite geschobenwerden. Undjetztkannmanauchverstehen,warumEbbeundFlutnurin großenGewässernentstehen.Beziehungsweisesichtbarsind,denn entstehentunsietatsächlichüberall.Aberebenüberallnurmitder vorhinerwähntenenormgeringenStärke.DieOzeaneabersind groß.JederkleineTropfenWasserwirdvondenGezeitenkräftenein kleinweniganderErdoberflächeentlanggeschoben.Unddrückt dabeiaufalldieTropfen,dieinseinerUmgebungsind.IstdieMenge anWassergroßgenug,dannsummiertsichdasirgendwann,sodass amEndedasganzeWasserdesOzeanssostarkschiebt,dassessich ammondnächstenbzw.mondfernstenPunktzueinemFlutberg auftürmt.InkleinerenGewässernreichtdieMengenichtaus,um eineausreichendeKraftzuentwickelnunddortsehenwirkeine merkbarenGezeiten. DieOzeanewerdendurchdenMondalsonichtangehobenwiein dererstenErklärungundauchnichtauseinandergezerrtwieinder zweitenErklärung.DasWasserwirdstattdessenvonüberallherin Richtungdesmondnächstenbzw.mondfernstenPunktesgedrückt, bissichdorteinFlutberggebildethat. DieRealitätistnatürlichnochvielkomplizierter.DawärezumBeispiel dieSonne,diezwarvielweiterwegistalsderMondaberauchviel schwerer.SieübtebenfallseineGezeitenkraftaus,diebiszu46 ProzentderGezeitenkraftdesMondesausmacht.Jenachdemwie SonneundMondimVerhältniszurErdestehenundjenachdemwie sichdanndiewirkendenKräftegegenseitigverstärkenoder abschwächen,könnenEbbeundFlutstärkeroderschwächerals normalausfallen.Dassnenntmandann“Springflut”oder“Nippflut”. UnddieErdeistjaauchnichtkomplettvonWasserbedeckt.Die OzeanesindvondenKüstenlinienbegrenztundjenachdemwiedie verlaufenkönnensiesichdemFlussderGezeitenentgegenstellen, sieabschwächenoderdasWasserdurchEngstellenzwingenund damitvielhöhereFlutenerzeugenalsnormalzuerwartenwären. Wiegesagt:DieGezeitensindhinterhältig.Manmusssicheinwenig anstrengen,wennmanwirklichverstehenwill,wiesiefunktionieren. AberamEndeläuftallesnuraufdiegutealteGravitationvonIsaac Newtonhinaus. DIESUPERSYMMETRIE S trienspieleninderPhysikeinewichtigeRolle.Siebildenein GrundprinzipfürdasVerständnisdesUniversumsunddie SuchenachneuenNaturgesetzen.EssolltezumBeispiel keineRollespielen,obmaneinExperimentheute,gestern odermorgendurchführt.DieNaturgesetzesolltenimmergleich funktionieren.GenausosollteesfürdenAblaufderNaturgesetze egalsein,auswelcherRichtungmanaufeinphysikalischesSystem blickt.OderobmanesinHamburg,Wienoderinder Andromedagalaxiedurchführt.1918hatdieMathematikerinEmmy Noetherbewiesen,dassausjederdiesersogenanntenInvarianzen eineErhaltungsgrößefolgenmuss.AusderTatsache,dassesegalist, zuwelchemZeitpunktmaneinExperimentdurchführt,folgt beispielsweise,dasdieEnergieimmererhaltenbleibenmuss.Ausder UnabhängigkeitderNaturgesetzevomBlickwinkelfolgtdie DrehimpulserhaltungundausderInvarianzgegenüberdemOrtdie Impulserhaltung. SolcheSymmetrienmachendiePhysikeinfacherunddasUniversum verständlicher.Undeigentlichdachteman,manhätteschonalle relevantenSymmetrieninderNaturentdecktundentsprechend berücksichtigt.Aberinden1970erJahrenfandmandanndochnoch eineSymmetrie,diemanübersehenhatte.Seitdemarbeitendie Wissenschaftleraneinerneuen,nochumfassenderenTheorieder Teilchenphysik,dieheuteeineenormwichtigeRollebeiderSuche nachneuenNaturgesetzenspielt:DieSupersymmetrie. DiebisherbekanntenTeilchenimStandardmodellderTeilchenphysik(Bild:DuncanHull,CC-BY2.0) DieTeilchenphysikwarindenletztenJahrzehntenenormerfolgreich. DassogenannteStandardmodellderTeilchenphysik,überdasich schoninFolge46derSternengeschichtengesprochenhabe, beschreibtdieWeltderAtomeundElementarteilchenäußerst erfolgreichundseinenletztengroßenTriumphfeiertedieseTheorie mitdererfolgreichenVorhersageunddemNachweisdesHiggsTeilchensimJahr2012.ImStandardmodellkannmanzwei grundsätzlichunterschiedlicheTeilchenunterscheiden.Dasindzuerst einmalalldiePartikel,ausdenendieMaterieaufgebautist.Also Quarks,ausdenendieKernederAtomebestehen;Elektronen,die dieHüllenderAtomebildenundNeutrinos,diebeiatomaren Reaktionenentstehen.Dasistabernochnichtalles;dennzwischen denMaterieteilchenwirkenauchKräfte,dieimStandardmodell ebenfallsdurchTeilchenbeschriebenwerden.Obwohl:Wennmanes ganzgenaunimmt,wirdindermodernenQuantenmechanikalles durchFelderbeschrieben,diemiteinanderinWechselwirkungstehen undTeilchensindnurdas,wasentstehtwennmanausreichend EnergieinsoeinFeldsteckt.Aberdaswürdejetztzuweitführenund wirbleibenvorerstbeimBildderTeilchen.DieQuarksinden AtomkernenhaltenzumBeispieldeswegenzusammen,weilzwischen ihnenständigsogenannten“Gluonen”ausgetauschtwerden.Man kannsichdaswieeinenBallvorstellen,dennsichdieQuarksständig zu-undwiederzurückwerfenundsoaneinandergebundenbleiben. DieelektromagnetischeKraft,diezumBeispielzwischenden elektrischgeladenenElektronenwirkt,wirdvonLichtteilchen,den Photonenvermittelt.UnddanngibtesnochdieKraftdiedafürsorgt, dassAtomkernemitNeutrinoswechselwirken,dievonden sogenanntenW-undZ-Bosonenübertragenwird. WirhabenimStandardmodellalsoKraftteilchenundMaterieteilchen. Oder“Bosonen”und“Fermionen”,wieesinderPhysikheißt.Diese beidenArtenvonTeilchenbeschreibennichtnursehr unterschiedlicheDinge,sindhabenauchunterschiedliche Eigenschaften.Das,worinsiesichunterscheiden,istderSpin:Eine derhinterhältigstenGrößeninderTeilchenphysik.Esist–selbstfür dieQuantenmechanik–erstaunlichschwersichvorzustellen,wasdas seinsoll.“Spin”heißtjaerstmalnursovielwie“Drehung”.Und meistensbeschreibtmandenSpinderElementarteilchenanschaulich auchso,alswürdesichdairgendwasdrehen.Sicheinkleines Elementarteilchenvorzustellen,dassichumseineAchsedreht,ist nichtschwer.Aberesistauchfalsch,denndieTeilchensindkeine kleineKugelnundsiedrehensichauchnicht.Fürden quantenmechanischenSpingibteskeineEntsprechunginder normalenWelt.DieseGrößeisttatsächlichnurreinmathematisch verständlich. Wirbleibenabertrotzdemerstmalbeider–falschen–Vorstellung vonsichdrehendenkleinenKugeln.DerSpinwürdedannangeben, inwelcheRichtungdieRotationsachsezeigenkann.Wieinder QuantenmechaniküblichkanndasnichteinfachirgendeineRichtung sein.DieWertesindgequantelt,d.h.siekönnennurganzbestimmte Größenhabenundnurdie;Wertedazwischensindnichtmöglich. ElektronenoderQuarkskönnenzweiverschiedeneRichtungenfür ihrenSpinhaben;beianderenTeilchenkönneneswenigeroder auchmehrsein. KlassifiziertmandieTeilchenanhanddermöglichenWertefürden Spin,erhältmanzweiverschiedeneGruppen.AlleMaterieteilchen habeninderSprachederQuantenmechanikeinenhalbzahligen Spin,d.h.ihrSpinlässtsichalseinhalbzahligesVielfachesdes PlanckschenWirkungsquantumsbeschreiben,einerder FundamentalkonstanteninderPhysik.DieKraftteilchenundauch dasHiggs-TeilchenhabeneinenganzzahligenSpin.DerUnterschied zwischenKraftundMaterie;zwischenFermionenundBosonenliegt alsoindenWerten,diederSpinannehmenkann. UndjetztsindwirauchbeidergroßenSymmetrieangekommen.Die Supersymmetrieschlägtvor,dassFermionenundBosonengarnicht sodeutlichvoneinandergetrenntsindwiewirdaswahrnehmen. JedesFermionsollteeinPartnerteilchenhaben,dassinallen Eigenschaftenidentischist–bisaufdenSpin.Gleichesgiltfürdie Bosonen.EsisteinbisschensowiebeiMaterieundAntimaterie:Ein ElektronundseinAntiteilchen,dasPositronsindauchkomplett identischundunterscheidensichnurinderentgegengesetzen elektrischenLadung.GenausosollteesfürjedesFermionein identischesTeilchengeben,daseinfachnureinenanderenSpinhat. Oderandersgesagt:JedesFermionmusseinpassendesBosonals supersymmetrischenPartnerhabenundjedesBosonein entsprechendesFermion.Odernocheinmalandersgesagt:Fürjedes MaterieteilchengibteseinzugehörigesKraftteilchenundumgekehrt. DieSupersymmetriehebtalsodenUnterschiedzwischenKraftund Materieaufunderlaubteinevielallgemeinereundumfassendere BeschreibungderTeilchenwelt.DieseeinfachereBeschreibung erkauftmansichaberdurcheinedeutlicheVergrößerungdes Inventars,dasdurchdieSupersymmetriemiteinemSchlag verdoppeltwird.SiesagtjedeMengeneueTeilchenundKräfte vorher.Vondenenwirbishernochabsolutnichtsbeobachtethaben. WärendiesupersymmetrischenTeilchenwirklichbisaufdenSpin exakteKopienihrernormalenPartner,dannmüsstenwirsieschon längstentdeckthaben.InTeilchenbeschleunigernkönnenwir TeilchenallerArtproduzieren.Eshängtnurdavonab,wieviel EnergiebeidenKollisionendortfreigesetztwird.WenndieEnergie größeralsdiezugehörigeMasseeinesTeilchensist,dannkannesbei denKollisionenentstehen.UndEnergiendieausreichenumQuarks, ElektronenundalldieanderenTeilchendesStandardmodellszu erzeugen,könnenwirschonlängstproduzieren.Wirsehenaber trotzdemimmernurdiebekannteWelt,niehatsichetwasvonder Supersymmetriegezeigt. Dasbedeutet,dassdieSupersymmetriefalschist.Oderaber,dass dieSupersymmetriegebrochenwurde.GebrocheneSymmetriensind inderPhysikebenfallsnichtunbekannt.EinschönesBeispielist immerderÜbergangvonWasserzuEis:ImflüssigenWasserkönnen sichTeilcheninalleRichtungenbewegenundhabenjedeMenge Freiheit.SinktdieTemperatur,dannfriertdasWasserunddie BewegungwirdradikalaufdieKristallstrukturdesEises eingeschränkt.DieursprünglicheSymmetriederfreienBewegung existiertnichtmehr.Genauso–nureinwenigkomplizierter–kann mansichauchdieWeltderTeilchenundKräftevorstellen.Früher,als esimUniversumkurznachdemUrknallnochenormheißwar,waren dieSymmetriennochexaktvorhanden(IchhabeinFolge70beider BeschreibungdesHiggs-FeldesundderkosmischenInflationein wenigmehrdazugesagt).AberalsderKosmosdannabkühlte,brach dieSymmetrieunddieunterschiedlichenTeilchenundKräftediewir heutesehen,kristallisiertenquasiheraus. Manvermutetderzeitalso,dassdiesupersymmetrischenTeilchen allesamtschwerersindalsdienormalenTeilchenunddeswegenbis jetztnochnichtentdecktwordensind.Undhofft,dasssieinnaher ZukunftindenverbessertenTeilchenbeschleunigernnachgewiesen werdenkönnen. AberwarumbrauchtmandieSupersymmetrieeigentlich?Nurweil siesoschönsymmetrischist?DasisteinerderGründe,deninder Wissenschaftistmanimmerdaraufaus,möglichsteinfacheund umfassendeErklärungenzufinden.AberdieSupersymmetriewürde, wennsieexistiert,aucheinigesehrwichtigeProblemelösen.Dawäre zumBeispieldieFragenachderdunklenMaterie.Wirwissenja,dass dasStandardmodellderTeilchenphysiknochunvollständigsein muss.Dennwirwissen,dassesnebendernormalenMaterieauch nocheineandereFormvonMateriegibt,derenAuswirkungenwir zwarbeobachtenkönnenüberderenNaturwirabernochnichts wissen.DiesedunkleMaterie,überdieichinFolge25der Sternengeschichtengesprochenhabe,könnteaus supersymmetrischenTeilchenbestehen.Dennwennesdie Supersymmetriegibt,dannsinddiemeistendieserTeilchenzwar instabil,existierenalsonurfürkurzeZeitbevorsiesichinandere Teilchenumwandeln.Esmussabereinsogenanntes“leichtestes supersymmetrischesTeilchen”geben,dasnichtweiterzerfallenkann –unddashättegenaudieEigenschaften,dieTeilchenderdunklen Materiehabenmüssten. DieSupersymmetriewürdeauchdasProblemder Kopplungskonstantenlösen.MiteinerKopplungskonstante beschreibtman,vereinfachtgesagt,wiestarkeineKraftwirkt.Und dieKräftediewirkennen,sindalleunterschiedlichstark.Die Gravitationbeispielsweiseistenormschwach,wasmanjaauchdaran erkennt,dasseinsimplerKühlschrankmagnetinderLageist,der Gravitationentgegenzuwirken,dievondergesamtenErdeausgeübt wird!AuchdieanderenKräftedieindenAtomenwirkenunddievon GluonenundW-bzw.Z-Bosonenübertragenwerden,haben unterschiedlicheStärken.Auchhiergehtmanwiederdavonaus,dass diesgebrochenenSymmetrienzuverdankenist.Ursprünglichsollten alleKräftegleichstarkgewesenseinoderandersgesagt:AlleKräfte solltennurEINEKRAFTgewesensein,erstalsdasUniversum abkühltehabensichdieeinzelnenheutebeobachtbarenKräfte herauskristallisiert. WennmanaberimStandardmodellderTeilchenphysikberechnet, beiwelcherTemperaturdieKopplungskonstantenderKräfteden gleichenWerterreichen,kriegtmaneinProblem.Dastunsienämlich nie!VerwendetmandagegendassupersymmetrischeModell,dann treffensiesichtatsächlichineinemeinzigenPunktund vereinheitlichensichzueinereinzigenKraft. EsgäbenochweiterProbleme,beidenendieSupersymmetrieweiter helfenkönnte.Aberdamitdasauchklappt,müsstemanjetztwirklich balddieerstenneuenTeilchenentdecken.Wirhabenschoneinen großenBereichmöglicherTeilchenmassenabgesuchtundnichts gefunden.Dasheißtnicht,dassessienichtgebenkann.Aberwenn sienochschwerersind,dannsindsieirgendwannsoschwer,dasssie alldieProbleme,fürderenLösungmandieSupersymmetrie entwickelthat,garnichtmehrlösenkönnen… DieSupersymmetrieisteinesehreleganteundvielversprechende Hypothese.Obsieaberauchrealistodernicht,musssicherst herausstellen.Aberauchwennsiefalschseinsollte:Irgendeineneue TheoriedieüberdasStandardmodellderTeilchenphysikhinausgeht, istaufjedenFallnötig.DenndieoffenenFragenbleibenbestehen. DIEKARDASCHOW-SKALA E ieistwichtig.EnergiegibtunsdieMöglichkeit,Dingezutun. GanzfrüherwardasnurdieEnergie,diewirdurchunsere NahrungaufgenommenhabenunddanninFormvon reinerMuskelkraftinArbeitumgesetzthaben.Heute nutzenwirdieEnergie,dieunsSonne,Wasser,Wind,fossile BrennstoffeundAtomkraftzurVerfügungstellenundwandelnsiein elektrischenStromum.DieserStromtreibtunsereZivilisationanund wirkönneneigentlichnichtgenugEnergiehaben. UnddieseEnergieisteigentlichauchausreichendvorhanden.Wir habenunszwardummerweisevoreinigerZeitdaraufbeschränkt, fossileBrennstoffewieKohleundErdölzunutzenunddiese Ressourcensindmittlerweilewirklichbaldaufgebraucht.Daswäre abereigentlichkeinProblem.KohleundÖlsindjanichtsanderesals gespeicherteSonnenenergie.Undvondergibtesmehralsgenug auch“frisch”direktvonunseremStern.Wirmüsstennurdamit anfangen,sieauchwirklichzunutzen. ZujedemSci-Fi-UnsinngibtshaufenweiseguteBildermitfreierLizenz.NurbeiDyson-Sphärennicht (BibiSaintPol,gemeinfrei) EswäreaufjedenFallvielmehrEnergieda,alswirderzeitnutzen. SollteesirgendwoandersimUniversumandereintelligente Lebewesengeben,sinddievielleichtschonweiterundhabenes geschafft,übermehrEnergiezuverfügen.WiemanZivilisationen anhandihresEnergieverbrauchsklassifizierenkann,hatsichinden 1960erJahrenderrussischeAstrophysikerNikolaiSemjonowitsch Kardaschowüberlegt.KardaschowwareinerderPioniereinder SowjetunionbeidenProgrammenzurSuchenachaußerirdischen Intelligenzen.InderwestlichenWeltstartetemanzurgleichenZeit ProjektediesichzudenmodernenSETI-Programmenentwickelten. ImOstenwarmannichtganzsointensivbeiderSache,Kardaschows Überlegungenhabenaberbisheuteüberdauertundwerdenimmer nochverwendet. KardaschowlegtedamalsdreigrundlegendeKategorienfest.Eine ZivilisationvomTypIsollteinderLagesein,diegesamteEnergiezu nutzen,dieaufeinemPlanetenzurVerfügungsteht.Dassindbeider Erdeungefähr100Petawatt;eine1gefolgtvon17Nullen.Dasist schondeutlichmehr,alswirMenscheninderLagesindzunutzen. AufKardaschowsSkaladerZivilisationenschaffenwiralsonichtmal dieersteStufe!Manschätzt,dasswir2012weltweitcirca553 Exajoulebzw,154Terawattstundenverbrauchthaben.Damitlanden wiraufderKardaschow-SkalebeieinemZwischenwertvonetwa 0,72.Dasistnichtwenig,aberwirsindnochweitdavonentfernt,alle Energiezunutzen,dieunsdieErdezurVerfügungstellt.Mitder aktuellenTechnikkriegenwirdasauchnichthin.Würdenwir tatsächlichdiegesamteaufdieErdefallendeSonnenergiemit derzeitigenMethodennutzenwollen,müsstenwirauchdiegesamte ErdoberflächemitSonnenkollektorenzupflastern.Daswärenichtnur sehraufwendigsondernauchunpraktischfürunsMenschen,denn wirmüsstendannirgendwounterirdischwohnen.Wirkönntendie entsprechendeEnergieaberandersgewinnen.ZumBeispieldurch denBaugroßerSolarkraftwerkeimWeltall.Oderdurchdie EntwicklungvonFusionskraftwerken,diewirdanningroßem Maßstabeinsetzenmüssen.UmalsTyp-I-Zivilisationdurchzugehen, müsstenwirproSekundeungefähr280KilogrammWasserstoffin HeliumumwandelnunddiedabeifreiwerdendeEnergiesammeln. Daswärenknapp9MilliardenKilogrammWasserstoffproJahr.Klingt viel,istaber100hundertMalwenigeralsmanineinem KubikkilometerMeerwasserfindenkann.UnddadieOzeaneder Erdesehr,sehrvieleKubikkilometerWasserenthaltenkönntenwirso auchsehr,sehrlangeEnergieimRahmeneinerTyp-I-Zivilisation produzieren;mindestenseineMilliardeJahrelang. Undselbstwennwirdasirgendwannmalhinkriegensollte:Eswäre nochdeutlichLuftnachoben!DieSonnestrahltihreEnergieinALLE Richtungenab.WiraufderErdenutzenabernurdaskleinebisschen, dassinunsereRichtunggelangtundaufunserenPlanetenfällt.Die gesamteLeistungderSonnebeträgtetwa10hoch26Watt–also eineMilliardemalmehralsdas,waswirhieraufderErdemitkriegen. WärenwirinderLage,dieGESAMTEEnergiederSonnezunutzen, dannwärenwirlautKardaschoweineZivilisationvomTypII.Die bekanntesteMethodedaszuerreichenistdiesogenannteDysonSphäre.DasKonzeptdazustammtvomAstronomFreemanDyson undwurdeebenfallsschoninden1960erJahrenentwickelt.Ganz vereinfachtgesagtschlugDysonvor,eineHülleumeinenSternzu bauen.DiewürdedanndessengesamteEnergieauffangenund bereitstellen.WürdemaneineKugelschaleumdieSonnebauen, derenDurchmesserdemDurchmesserderErdumlaufbahn entspricht,dannwürdemanaufderenInnenseiteüberalldiegleiche Energieabbekommen,diewirjetztauchaufderErdekriegen. Insgesamtkönntenwiraberdieganzen10hoch26Wattnutzen.Wir hättenaufderInnenseitedieserDyson-Sphäreauchwesentlichmehr PlatzzurVerfügung:IhreOberflächebeträgtdas550Millionenfache derErdoberfläche! Klingtgut,aberesgibteinpaarProbleme.AufderInnenseiteder KugelschalewürdenwirkeineGravitationskraftspüren.Manmüsste diegigantischeKugelschaleirgendwieinRotationversetzen,umeine künstlicheSchwerkraftzuerzeugen.Wirmüsstenaußerdeminder Lagesein,diePositionderSchaleimVergleichzurSonnezu verändernundkorrigierenumzuverhindern,dasssieimLaufeder ZeitzurSeitedriftet.Unddasistbeiweitemnochnichtalles:Das MaterialausdemsoeineSphärebestehtmüssteunvorstellbarstark sein,umdiewirkendenKräfteauszuhalten.Unddannistvermutlich nichtmalgenugMaterialvorhanden!Manschätzt,dassungefähr10 hoch26KilogrammanbrauchbarenBaumaterialimSonnensystem vorhandensind.Dasentsprichtder17fachenMassederErde.Wir müsstenalldasüberallimSonnensystemeinzusammeln;dabei ganzePlanetenwieMars,MerkuroderVenusauseinandernehmen unddiemassivenKerneausdemInnerenderGasplanetenholen. Selbstwennwirdasschaffenwürden,würdenwirdamitgerademal eineKugelhüllevoncirca15ZentimeterDickebauenkönnen.Sie wäreeinleichtesZielfürKollisionenmitKometenundAsteroiden undanderemKram,dasvonaußenaufdieSphäretrifft. AbernatürlichgäbeesAlternativen.StatteinerDyson-Sphärekönnte maneinenDyson-Schwarmbauen.AlsovielekleineStrukturen,die umdieSonnekreisenunddabeimöglichstvielvondessenEnergie einsammeln.Mankönntedannentwedergleichdirektdortwohnen oderdieEnergieirgendwiezurErdetransportieren.Mankönnte auchanstatteinerkomplettenSchalenureinenRingbauen. OderabermansuchtsichandereMethoden,umaufdiefüreine Typ-IInötigeEnergiemengezukommen.DieMethodenvonStufeI könntemanaufverschiedenenPlanetenanwendenundsodie Ausbeuteerhöhen.Vielleichtkannmansichaucheinfachein bisschenWasserstoffdirektvomSternklauenunddamitdie Fusionskraftwerkeantreiben.WerschondieStufeIerreichthat,weiß vielleichtauchschonwiemanAntimaterieingroßenMengen produziertundkanndamitEnergieerzeugen. AberselbstwennmansichdiegesamteEnergieeinesSternsnutzbar gemachthat,kannesnochweitergehen.DennderHimmelistjavoll mitSternen–warumalsodieseganzeEnergieungenutztlassen! KardaschowhatdeswegenauchnocheinedritteKlassegeschaffen. EineZivilisationvomTyp-IIIwäreinderLage,dieEnergieALLER Sternezunutzen,diesichinihrerGalaxiebefinden.Inunserer MilchstraßegibteseinpaarhundertMilliardenSterneunddamit aucheinpaarhundertMilliardenmalmehrEnergiezusammeln. Dazukönntemannatürlich“einfach”alleSternemitentsprechenden Dyson-Strukturenumgeben.Aberwerweiß,wassolchen Zivilisationennochalleseinfällt.Vielleichtkriegensieesirgendwie hin,dieEnergieanzuzapfendieinderNähedessupermassereichen schwarzenLochsimZentrumunsererMilchstraßefreigesetztwird? OdersiekönnendieEnergienutzen,diebeiSupernova-Explosionen entsteht?Mankannhierwirklichnurmehrspekulieren. TheoretischbestündeauchdieMöglichkeit,nachsolchen Superzivilisationenzusuchen.EinStern,dersichhintereinerDysonSphäreverstecktistzwarnichtmehrsichtbar.AberdieSphäreselbst heiztsichaufundgibtdieWärmewiederinsAllab.Manwürdedann anstatteinesSternseineschwachimWärme-alsoInfrarotlicht leuchtendeKugelsehenderenStrahlungsichdeutlichvonder natürlichenInfrarotstrahlungunterscheidetdiemanvonSternen oderPlanetenmessenkann.EsgabsogarschonVersuche,solche SignatureninBeobachtungsdatenzuentdecken,aberdieblieben erfolglos.MitdergleichenMethodekönntemanaufdieSuchenach Typ-III-ZivilisationenbeianderenGalaxiengehen.Wennjederder oderzumindesteinGroßteilallerSterneeinerGalaxieentsprechend modifiziertwurde,dannwürdemandasamLichtbemerken,dasuns vondieserGalaxieerreicht.Auchdanachhatmaninden katalogisiertenDatenschongesuchtundbliebebenfallserfolglos. Aberspekulierenkannmannatürlichweiterhin!Manhatdie ursprünglichedreistufigeKlassifikationvonKardaschowsogar erweitert.EineZivilisationvomTypIVwäredemnachinderLage,die imgesamtenUniversumverfügbareEnergiezunutzen.Und– vorausgesetztesgibtmehralsnureinUniversum–könntemansich sogarnocheineTyp-V-Zivilisationdenken,dieesgeschaffthatsich dieEnergiediesesMultiversumsnutzbarzumachen.Wiemansich dasoderdieWesendiesoetwasgeschaffthabenaberkonkret vorstellensoll,weißniemand.DasistnunwirklichderStoffder Science-FictionundnichtmehrderWissenschaft. BARYONISCHEAKUSTISCHEOSZILLATIONEN U Universumistgroß.Sehrgroß.Derbeobachtbare KosmoserstrecktsichüberjedeVorstellungskraft hinaus.Esistschwervorstellbar,dassdieHimmelskörper indiesemriesigenUniversumauchübergroße DistanzenmiteinanderinVerbindungstehenbeziehungsweise StrukturenundPhänomeneexistieren,diedenganzenKosmos beeinflussthaben.AberdasistderFallunddiebaryonisch akustischenOszillationensindeinwunderbaresBeispieldafür. Umzuverstehen,worumessichdabeihandelt,müssenwirganz zurückzumAnfanggehen.Fastganzzurückzumindest,indieZeit kurznachdemUrknallundderEntstehungdesUniversumsvor13,8 MilliardenJahren.DamalswardasUniversumnochganzandersals essichunsheutepräsentiert.Eswarenormheiß,dieMateriewar enormdichtundesgabvorallemkeinestrukturierten Himmelskörper.EsgabkeineSterne,PlanetenoderGalaxien.Esgab nochnichteinmalvernünftigeAtome! Dafürwaresvielzuheiß.EinnormalesAtombestehtauseinem Kern,derausNeutronenundProtonenzusammengesetztistund einerHülle,dieausElektronenbesteht.DiehohenTemperaturenim frühenUniversumsorgtenaberdafür,dasssichdieTeilchenvielzu schnellbewegten,umzueinanderzufinden.DieElektronenkonnten sichnichtandieAtomkernebindenundallessaustefreiundwild durcheinander.NebendenTeilchenwarderKosmosauchnochmit Lichterfüllt;esgabalsoauchjedeMengeLichtteilchen,diePhotonen. Aberauchdiekonntennirgendwohin.DafürwardasUniversum nochzukleinunddieMateriezudichtaneinandergedrängt.Die PhotonenstießenständigmitdenElektronenzusammenund konntensichnichtausbreiten.DasUniversumwarquasi undurchsichtig. Eswarabernichtüberallvölliggleich.AuchimfrühenUniversumgab esRegionenindenensicheinbisschenmehrMaterieangesammelt hattealsanderswo.DerGrunddafürwarendieVorgänge unmittelbarbeimbzw.direktnachdemUrknall.AlsdasUniversum nochsowinzigwieeinElementarteilchenwar,sorgten Quanteneffektedafür,dassesnieruhigbliebsondernallesständig fluktuierte.DannfolgtediePhasederkosmischenInflationenbeider sichderKosmosschlagartigwährendeinerunvorstellbarkurzenZeit unvorstellbarstarkausdehnte.Wiedasgenauabgelaufenist,habe ichindenFolgen69und70derSternengeschichtenerzählt.Aber auchjedenFallwurdendiewinzigenQuantenfluktuationendes geradegeborenenUniversumsdurchdieInflationaufkosmologische AusmaßevergrößertundesgabnunebenRegionenindenensich einbisschenmehrMateriebefandundRegionen,indenenman wenigerMateriefindenkonntealsanderswo. DiekosmischeHintergrundstrahlungzeigt,wiedieMaterieimfrühenUniversumverteiltwarBild: ESAandthePlanckCollaboration) DieseUnterschiedeinderDichtesindderAusgangspunktfürdie EntstehungderbaryonischakustischenOszillationen.Stellenwiruns einGebietvor,indemdieMaterieeinkleinwenigdichteraneinander gedrängtistalsanderswo.DieseRegionübtaufihreUmgebungauch eineetwashöheregravitativeAnziehungskraftausundMaterie strömtvonaußeninsiehinein.GleichzeitigherrschtindiesemLichtTeilchen-GemischaberauchnachaußengerichteterDruckdervon denvielenPhotonenstammt,diedortmitdenElektronen wechselwirken.DieGravitationskraftdrücktalsoquasinachinnen; dieKraftderStrahlungdrücktnachaußen.Undzwarumsostärker, jemehrMateriesichdortansammeltundjegrößerdadurchdie Temperaturwird. DiesesWechselspielzwischendenbeidenKräftenerzeugt Oszillationen.DerDrucktreibtdieMaterie,dievonderGravitation nachinnengezogenwurdenunwiedernachaußen.Allerdingsnur diesogenannte“baryonische”Materie.Sobezeichnetmandiefüruns normaleMaterie,alsoallesdas,waskeinedunkleMaterieist.Die wird,wieichinFolge25derSternengeschichtenerzählthabe,janur durchGravitationbeeinflusst,abernichtvomStrahlungsdruckdes Lichts.DiedunkleMaterieverbleibtalsoindenZentrenderRegionen höhererDichte,dienormalebaryonischeMateriewirddagegen durchdenDrucknachaußengetrieben.DieWellen,diesichhier ausbreiten,sindimWesentlichenSchallwellen.DasleereVakuummit demwirdasUniversumheuteimmerinVerbindungbringengabes damalsnochnicht;dieMateriewarnochüberallunddie Dichtewellendiesichdarinausgebreitethabenverhieltensichsowie SchallwelleninderLuft,diejaauchnichtsanderessind,als Dichtewellen,diedieLuftaufbestimmteArtundWeisekomprimieren bzw.zumSchwingenbringen. WeilessichalsoumSchallwellenhandelt,diediebaryonische MateriebetreffenhatdiesesPhänomendenNamen“Baryonische akustischeOszillationen”bekommen.Dahinterstecktabernochviel mehralseinbisschenBewegunginderMateriedesfrühen Universums!DiebaryonischakustischenOszillationensindeinenorm wichtigesInstrumentfürdieErforschungderVorgängeinder FrühzeitdesKosmos. StellenwirunssoeineDichtewellevor,diesichimUniversum ausbreitet.EineVerdichtunginderMateriebreitetsichkugelförmig vomZentrumderursprünglichenRegionhöhererDichteaus.Das kanndieseDichtewelleabernichtbeliebiglangemachen.Denn knapp380.000JahrenachdemUrknallfanddiesogenannte “Rekombination”statt.VonAnfanganhatsichdasUniversum ausgedehntundjegrößereswurde,destokühlerwurdeesauch. Nach380.000Jahrenwaressokühl,dassdieElektronenunddie Atomkernelangsamgenugwaren,umsichendlichaneinanderzu binden.DieerstenechtenAtomekonntenentstehenunddie ElektronenwarennunnichtmehrandauernddemLichtimWeg. Erstjetztkonnteessichfreiundungehindertausbreiten;das Universumwurdedurchsichtig!Diedamalsüberallfreiwerdende Strahlungkönnenwirteilweiseauchheutenochbeobachten;es handeltsichdabeiumdie“kosmischeHintergrundstrahlung”über dieichinFolge66derSternengeschichtenmehrerzählthabe.Vor allemaberwurdedurchdieExpansiondesKosmosauchdieMaterie immerwenigerdicht;dieSchallgeschwindigkeitwurdeimmer geringerundzumZeitpunktderRekombinationfielsiefastganzauf Nullzurück.DieDichtewellebliebnunalsostehen,diekugelförmige SchalehöhererDichtebreitetesichnichtmehraussondernblieb dort,wosiezudiesemZeitpunktangekommenwar. AusdenkosmologischenModellenmitdenenwirdieEntwicklungdes UniversumsnachdemUrknallbeschreibenkannmanauch ausrechnen,wieweitdieDichtewelleindenknapp380.000Jahren gekommenist:Ungefähr500MillionenLichtjahreweit! AusderursprünglichenRegionhöhererDichtewurdenunalsoeine KugelschalemiteinemRadiusvon500MillionenLichtjahreinderdie MaterieetwasdichteristalsanderswoundinderenZentrumdie übriggebliebenedunkleMaterieebenfallseineRegionerhöhter Dichteformt. DasistnatürlichnichtnureineinzigesMalpassiert,sondernviele MaleüberalldortwoimjungenUniversumGegendenmiteiner höherenDichtevorhandenwaren.Das,wasdurchdiebaryonisch akustischenOszillationenentstandenist,kannmanambestenmit vielenSteinenvergleichen,diemanineinenSeewirft.JederStein erzeugtWellendiesichausbreitenundaufdieWellentreffen,die vondenanderenSteinenproduziertwerden. NurdasesimUniversumkeineWasserwellenwaren,sondern VerdichtungeninderMaterie.Verdichtungen,diedasGrundgerüst gebildethaben,umdasherumsichderganzeKosmosgebildethat sowiewirihnheutebeobachten.DieBereiche,indenensichdie Materieverdichtethatte,habenaucheinenhöhereAnziehungskraft aufdierestlicheMaterieausgeübt.Dortströmtealsoimmermehr Materialhin;dortbildetensichdieerstenSterneunddieersten Galaxien. Wenndasalleswirklichsoabgelaufenist,müsstemanalsosehen können,dassdieGalaxiennichteinfachirgendwieimUniversum verteiltsind,sonderneineArtMusterbilden,dasausdenvielenvon denbaryonischakustischenOszillationenerzeugtenundsich überlagertenDichtewellenentstandenist.MiteinemsimplenBlick zumHimmelkannmandasnatürlichnichtüberprüfen.Aberman kannPositionenundEntfernungenvonsehrvielenGalaxienmessen unddannausdiesenDatendiesogenannte“Korrelationsfunktion” berechnen. DazubestimmtmanalleAbständezwischenallenGalaxienundsieht nach,obdieseWertezufälligverteiltsindodernicht.Wenndie GalaxienohneirgendeinebesondereStrukturimUniversum positioniertsind,dannsolltemanallemöglichenAbständefinden. Manchesindnahbeieinander;mancheweiterwegvoneinander. WennaberdiebaryonischakustischenOszillationentatsächlicheine ArtWellenmusterinderGalaxienverteilungverursachthabensollte, müsstenbestimmteAbständezwischenGalaxienhäufigerauftreten alsandere.WenndieGalaxiensichalleaufKugelschalenmiteinem Radiusvon500MillionenLichtjahrengebildethaben,musssichdas beiderVerteilungderAbständebemerkbarmachen. Undgenaudashatmanauchbemerkt,alsmanimJahr2005fast eineMillionGalaxienentsprechendanalysierte.Diebaryonisch akustischenOszillationenhabenstattgefundenunddie grundlegendeStrukturunseresUniversumsgeprägt.Unsistdadurch einstandardisiertesLinealindieHandgegeben,mitdemsichnicht nurAbständeaufkosmischenGrößenskalenmessensondernauch PhänomenewiedunkleEnergieunddunkleMateriebesser verstehenlassen. TITAN–DERFASZINIERENDSTEMONDDESSONNENSYSTEMS T istdergrößteMonddesPlanetenSaturn.Eristeinerder faszinierendstenHimmelskörperimganzenSonnensystem. Undvielleichtsogareiner,aufdemLebenexistiert… SeinDurchmesserbeträgt5150Kilometerunderistdamit deutlichgrößeralsderzweitgrößteMondRhea,deresnurauf1529 Kilometerbringt.Titanistsoenormgroßundschwer,dasser95 ProzentderGesamtmassealler62bekanntenSaturnmonde ausmacht. GrößenvergleichvonErde,MondundTitan(Bild:NASA,publicdomain) TrotzdergroßenEntfernung–eristimmerhin10Malweitervonder SonneentferntalsdieErde–wurdeTitanschonrechtfrühentdeckt. Am25.März1655beobachtetederniederländischeAstronom ChristianHuygensdenSaturnundentdecktedabeieinenbisher unbekanntenHimmelskörper,dersichimVerlaufmehrererTageum denSaturnherumzubewegenschien.HeuteistdieEntdeckung einesSaturnmondeskeinegroßeSensationmehr.Damalsaberwar eserst45Jahreher,seitGalileoGalileimitdemvomihmgebauten TeleskopüberhauptdasersteMalHimmelkörperentdeckthatte,die einenanderenPlanetenumkreisen.DievierJupitermondedieer damalsfandunddieheutedie“GalileischenMonde”genannt werden,warenzurZeitvonHuygensBeobachtungnebendemMond derErdedieeinzigenbekanntenMondedesganzenSonnensystems. HuygenswolltedaherauchersteinmalinRuheDatensammeln, bevorermitseinemFundandieÖffentlichkeitging.Damitihmbei derEntdeckungaberniemandzuvorkommenkonnte,hatteereinen damalsüblichenTrickverwendet:ErhatdiewichtigstenFaktenseiner BeobachtungineinemAnagrammverschlüsseltunddiesesöffentlich gemacht.Sowarzwarklar,DASSeretwasentdeckthatte,aber niemandwusste,waseswar.DennderSatzAdmovereoculis distantiasideranostrisvvvvvvvcccrrhnbqxwarnurdann verständlich,wennmanweiß,worumesgeht.DerersteTeilder BotschaftwareineInschrift,dieamRandderLinsevonHuygens selbstgebautenTeleskopstandundbedeutetsovielwie“Siebrachten diefernenSternenäheranunsereAugen”.DerBuchstabensalatam SchlusswareneinfachdierestlichenZeichendienochnötigwaren, damitdiesenVerszumSatz“Saturnolunasuacircunduciturdiebus sexdecimhorisquatuor”umformenkann;also:“EinMondbewegt sichalle16Tageund4StundenumdenSaturn”. DamitkamHuygensdenechtenDatenziemlichnahe.Wirwissen heute,dassderTitanfüreinenUmlaufumseinenPlaneten15Tage und22Stundenbraucht.DerAbstandistrelativgroßundbeträgt knapp1,2MillionenKilometer.DamitbewegtsichTitanaußerhalb derSaturnringe.SowiebeiderErdeistauchdieRotationsachsedes TitanausderSenkrechtengeneigtundsowiebeiderErdeentstehen dadurchauchaufdemTitanJahreszeiten.Diedauernallerdings etwaslänger,daderferneSaturnundmitihmTitanganze30 ErdenjahrefüreineRundeumdieSonnebraucht.EineJahreszeit dauertalsoetwa7,5Jahre.UndweilTitanderSonnesofernist,istes inJEDERdieserJahreszeitenkalt! DieDurchschnittstemperaturanderOberflächebeträgt-180Grad Celsiusundmankönntemeinen,dasaufsoeinemdurchgefrorenen Himmelskörperkaumetwaslosseinkann.Aberdamitliegtmanvöllig falsch!TitanhatzumBeispieleinesehrdichteAtmosphäre!Das machtihneinzigartigunterdenMondenimSonnensystem,dieinder HinsichteherunseremeigenenMondgleichenundkeineGashülle besitzen. Titanaberschonundwasfüreine!DassdaeineAtmosphäresein könnte,hatderspanischeAstronomJosepComasiSolàschon1908 vermutet,weildieFarbedesimTeleskopsichtbarenTitannichtganz gleichmäßigwar.NachgewiesenwurdeihreExistenzabererstimJahr 1944vomamerikanischenAstronomGerardKuiper.Inden folgendenJahrzehntensindeinigeRaumsondenamSaturnvorbei geflogenundhabendieSachegenaueruntersucht.Aufder OberflächedesMondesbeträgtderDruck1,5bar–eristalso50 ProzenthöheralsderatmosphärischeDruckaufderErde!Über jedemQuadratmeterdesTitansbefindetsichzehnmalsovielGasals aufderErdeunddieDichtediesesGasesistfünfmalhöher.Unddie gesamteMassederTitanatmosphäreistgrößeralsdieMasseder Erdatmosphäreunddas,obwohlunserPlaneteinenmehrals doppeltsogroßenDurchmesserhat! UndindieserdichtenAtmosphäredesTitanpassiertsoeiniges!Im GegensatzzurErdatmosphäre,indernebenStickstoffaucheine relevanteMengeanSauerstoffexistiert,bestehtsiefastkomplettaus Stickstoff.SieentstehtausAmmoniak,dasausdemInnerendes Mondesausgast.WenndannUV-StrahlungderSonneaufdas Ammoniaktrifft,kannsiedasMolekülinseineBestandteile aufspalten:WasserstoffundStickstoff.Stickstoffistschwerundsinkt nachunten;WasserstoffistleichtundentweichtindenWeltraum,da ervonTitanmitseinerAnziehungskraftnichtgehaltenwerdenkann. InderAtmosphärefindensichaberauchnochjedeMengeandere organischeMoleküle,hauptsächlichKohlenstoffverbindungenwie EthanoderPropan.Esbildensichausdenverschiedenenvom SonnenlichtaufgespaltetenBruchstückenauchpolyzyklische aromatischeKohlenwasserstoffe,dieaufderErdeinErdöloder Kohlezufindensind.AufdemTitansinkensiezuBodenundbilden dortdenfürdenMondtypischenorangefarbenenNebel. Undwirwissensogar,wiees indiesemNebelund darunteraussieht!DennTitan istnebenderVenus,dem MondderErdeunddem Marsdereinzigegroße Himmelskörper,aufdemeine Raumsondegelandetist.Am 25.Dezember2004setzte dieSondeCassinidie LandeeinheitHuygensab,die am14.Januar2005die OberflächedesMondes erreichte.Siedurchquertedie DichteAtmosphäre,machte dieerstenBilderder OberflächedesPlanetenund konntenachdemAufsetzen noch70MinutenlangBilder zurErdeschicken,bevordie niedrigenTemperaturenzu einemAusfallführten. Huygenshattedieam weitestenvonderErde enfernteLandunginder GeschichtederMenschheit geschafftundunsBilder HuygensLandeplatzaufdemTitan(Bild: ESA/NASA/JPL/UniversityofArizona) einersehrseltsamenundfaszinierendenWeltgezeigt.Undsiehat unssogarTönegeschickt:WährenddesFlugsdurchdieAtmosphäre liefenMikrophonemitdieeinenEindruckdavongeben,wieessich füreinenMenschenangehörthätte,wennermitHuygensaufdem Titangelandetwäre: Nämlichso. VielbeeindruckenderwarenaberdieBilderderOberflächeselbst. DerTitangehörtzurKlassedereisigenHimmelskörper.Übereinem KernausGesteinliegteinedickeSchichtausEisundMethan.Die Oberflächeistkomplettgefroren,aberdarunterkönnteeseinen OzeanausflüssigemWassergeben.ManhataufjedenFall Kryovulkanismusbeobachtet,alsoVulkane,diekeingeschmolzenes GesteinandieOberflächebringensowieaufderErde,sondern geschmolzenesEis,alsoWasser.AufderOberflächeistessokalt, dasssichdasEiswieGesteinverhält.Abertrotzdemgibtesdort FlüsseundSeen!IndenenbefindetsichaberkeinWasser,sondern Methan! UnterdenBedingungendieaufderErdeherrschen,istMethanein Gas.AufdemTitanisteskaltgenug,dasesflüssigwerdenkann.So wiebeiunseinWasserkreislaufexistiert,mitWolkenausdenen WasserinFormvonRegenaufdieErdefälltunddortdieFlüsseund Ozeanefüllt,kannesaufdemTitanMethanregnen.Dersichdort ebenfallsinFlüssenundMeerensammelt.EinFluss,derdort beobachtetwurde,siehtausdemAllgenausoauswieeinFlussauf derErde,mitWindungen,Nebenflüssenundallemdrumunddran. DieMeereaufdemTitanwerdennatürlichnichtsogroßwiebeiuns; derMondistjaauchkleiner.Aberdiegrößtenvonihnenhaben immerhinFlächenvonmehrals100.000Quadratkilometernundsind damitgrößeralsbeispielsweisediegroßennordamerikanischen Seen. EswärevermutlicheinsehrbemerkenswerterAnblick,wennmanam UfersoeinesSeesstehenkönnte.KrakenMareistmit400.000 QuadratkilometerndiegrößteAnsammlungvonFlüssigkeitaufdem TitanundgrößeralsdasKaspischeMeeraufderErde.Dasflüssige Methanunddieanderenflüssigen KohlenwasserstoffediemanimKraken Marefindetsindebensodurchsichtigwie dasWasseraufderErde;mankönnte alsoweithinabindieTiefeblicken. VieleWissenschaftlersindderMeinung, dasderTitaneinidealerOrtist,umdie EntstehungdesLebenszuuntersuchen. SeineAtmosphäreähneltder Küstenlandschaftaufdem AtmosphärediedieErdekurznachihrer Titan,aufgenommenwährend HuygensLandungausetwa8 Entstehunghatte.Damalsgabesbeiuns KilometerHöhe(Bild: jaauchkeinenSauerstoff;derentstand NASA/JPL/ESA/Universityof Arizona) erstdurchdasLebenselbst.Erstalsdie erstenLebewesenSauerstoffalsAbfallproduktihresStoffwechsels produzierten,konntesichdiesesGasbeiunsanreichern.Früheraber mussesaufderErdeeinwenigsoausgesehenhabenwieaufdem TitanundauchdiekomplexenorganischenMoleküle,dieals GrundbausteinedesLebensgeltenfindetmandort. AbervielleichtbietetderTitannichtnurdieMöglichkeit,die EntstehungdesLebensaufderErdezustudieren.Vielleichthatsich dortselbstauchLebenentwickelt!DiesesLebenmusssichvondem aufderErdeunterscheiden,dasjaaufflüssigesWasserangewiesen ist.EsbestehtaberdieMöglichkeit,dassdieflüssigen KohlenwasserstoffedortdieRollespielen,diedasWasserbeiuns spielt.Wirwissenzwarnicht,obsoeinaufMethanbasierendes Lebenexistierenkann,aberwennesexistiert,dannistderTitanein guterOrtumdanachzusuchen.Undvielleichthatmansogarschon Spurendavongefunden.DieRaumsondeCassinihatimJahr2010 festgestellt,dassWasserstoffinderNähederOberflächedesTitans verschwindet.Dassollteeigentlichnichtpassieren,aberoffensichtlich findendortchemischeReaktionenstatt,beidenenWasserstoff verbrauchtwird.AußerdemhatmandortzwarjedeMenge KohlenwasserstoffegefundenaberkeinAcetylen.Diesesspezielle Molekülsollteeigentlichvorhandensein.AcetylenisteineVerbindung ausWasserstoffundKohlenstoffundesgibtastrobiologische HypothesenlautdenenesalsEnergielieferantfürMethanbasiertes LebeninFragekommt.LebewesenaufdemTitankönntenalso Wasserstoffverbrauchen,sowiewiraufderErdedenSauerstoffund dieAbwesenheitdesAcetylenkönnteeinHinweisaufdessenExistenz sein. Könnte.Eskönntenatürlichauchganzanderssein.Wirwissennoch vielzuwenigüberalldiefaszinierendenchemischen, meteorologischenundgeologischenVorgängeaufdemTitan.Wir müsstenihndringendintensivererforschen.DieLandungvon HuygenswardieersteundbisjetzteinzigeMissionzudiesemMond. CassinibefindetsichzwarimmernochimSaturnsystem,istaber nichtspeziellzurErforschungdesTitangedacht.Undbissicheine neueMissionaufdenWegmacht,wirdesleidernocheinwenig dauern.EinigeMissionen,diezumBeispieleineLandungineinem dergroßenMeerevorgesehenhatten,wurdenlängstwieder gestrichen.AberzumindestdasTandEM-Projektdereuropäischen RaumfahragenturESAistnochaktiv.DabeisolleineLandeeinheitauf demTitanabgesetztwerdenundgleichzeitigeineweitereEinheitan einemBallonfliegenddieAtmosphäreuntersuchen.Leiderist TandEMnochnichtübereineunverbindlichePlanunghinaus entwickelt.DieESAhatnochkeinekonkreteFinanzierung zugesichert.Wennesirgendwanndochnochumgesetztwird,dann aufjedenFallerstnach2020;bisdahinsinddieGelderschon verplant.UndselbstdanndauertderFlugzumSaturnnochweitere9 Jahre… VielleichtwecktderTitanauchnurdeswegensowenigInteresse,weil erdenSaturnumkreistund“nur”einMondist.Dabeiistergrößer alsderPlanetMerkurundwärederTitanalleinimAllunterwegs, würdenwirihnohneZweifelalseigenständigenPlaneten klassifizieren.Vielleichthätteerdanninderöffentlichen WahrnehmungeinenähnlichenStatuswiederMars,aufdensichdie AmbitionenderRaumfahragenturenjaderzeitkonzentrieren.Dabei wärederTitanvielleichtsogareinvielbesseresZielfüreine zukünftigeKolonisierung.DiedichteAtmosphärewürdeunsvorder gefährlichenkosmischenStrahlungschützen,wasamMars–derso gutwiekeineAtmosphärehat–nichtderFallist.Wirhättenjede MengeEisundKohlenwasserstoffezurVerfügungunddamitjede MengeRohstoffezurAufrechterhaltungvonHabitatenund ähnlichem.AberdaswirdwohlnochlangenurScience-Fiction bleiben. UndderTitanweiterhinmysteriös.Früheroderspäterwerdenwir dieseneinmaligenHimmelskörperabernocheinmalausderNähe untersuchenmüssen!DienächsteMissionzumgrößtenMonddes Saturnswirdirgendwannstattfinden.DerTitanisteinzigartig.Das, waswirdorterforschenkönnten,gibtesnirgendwosonstim Sonnensystem! 05|Impressum scienceblogs.deeMagazine KonradinMedienGmbH Ernst-Mey-Straße8 70771Leinfelden-Echterdingen Geschäftsführer:PeterDilger Geschäftsleitung:KostaPoulios,+49(0)711/7594-0 AmtsgerichtStuttgart,HRB220398 UST.-Idnr.DE811236132 Bezugspreise EinzelpreiseMagazine:1,99EURinkl.MwSt. Leserservice Leserservicescienceblogs.deeMagazine,Ernst-Mey-Str.8,70771 Leinfelden-Echterdingen E-Mail:[email protected] Phone:+497117594–302 GekennzeichneteArtikelstellendieMeinungdesAutors,nicht unbedingtdiederRedaktiondar.Fürunverlangteingesandte ManuskriptekeineGewähr.Alleinwissen.deeMagazines erscheinendenBeiträgesindurheberrechtlichgeschützt.AlleRechte, auchÜbersetzungen,vorbehalten.Reproduktionen,gleichwelcher Art,nurmitschriftlicher GenehmigungdesVerlages.ErfüllungsortundGerichtsstandist Stuttgart. 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