pflanzenbau Sensationeller Einsatz Multikopter im Mais Grosses Aufsehen erregte 2014 der Abwurf der Trichogramma-Kugeln mit Multikopter im Mais. Sollten Sie diesen Juni beim Spaziergang durch die Felder ein Surren über Ihrem Kopf bemerken, handelt es sich nicht um einen wildgewordenen Bienenschwarm, sondern um das Geräusch eines Multikopters, der selbstständig im Mais die Trichogramma-Kugeln ausbringt. Regina Burger Der Einsatz der Trichogramma-Schlupfwespen gehört seit 30 Jahren zu den Standardbekämpfungsmethoden gegen den Maiszünsler – hier von Hand, was bei Flächen bis 2 ha weiterhin seine Berechtigung hat. Landwirte und viele andere Schaulustige konnten 2014 in der ganzen Schweiz von Niderbipp über Regensdorf, Zürich, Sempach, Bern, Moudon und Genf die Kopterpiloten am Maisfeldrand beim Steuern der Multikopter in Aktion beobachten. Auf 1300 ha Fläche wurden Schlupfwespen zur Bekämpfung des Maiszünslers abgeworfen. Dies sowohl im Silomais, Körnermais, Saatmais als auch im Süssmais. Piloten im Einsatz Die Landwirte meldeten bereits im zeitigen Frühjahr die GPS-Daten ihrer Parzellen bei der ortsansässigen LANDI oder bei UFA-Samen Nützlinge an. Die Piloten programmierten diese Daten in die Multikopter, holten Aufstiegsbewilligungen ein, legten ihre Anfahrrouten fest und hielten sich bereit. Im Juni, wenn die Maiszünsler-Schmetterlinge in den Licht- und Pheromonfallen gefangen werden, müssen die Piloten los, denn die Trichogramma-Schlupfwespen sind spezialisiert auf die Eier dieses Der Maiszünsler Der unscheinbare bräunlich-ocker farbige Falter (3 cm Flügel-Spannbreite) entwickelt in unseren Breiten meist eine Generation pro Jahr. Unabhängig von der Maishöhe, jedoch abhängig von der erreichten Temperatursumme, schlüpfen die Falter aus ihrer Schmetterlingspuppe (ca. Mitte Juni). In der Dämmerung fliegen die Falter in die Maisbestände und legen ihre Eier ab, bis ca. erste Augustwoche. Bereits mit den ersten Schädlingseigelegen sollten ausreichend Trichogrammen im Feld sein, um den Schlupf der Schädlingslarven und das Eintreten von Schäden zu verhindern: Fahnenbruch, Bohrlöcher, Larvenfrass im Stängel, dadurch schlechtere Nährstoffaufnahme und Ertragsverlust der Pflanze, einhergehend mit dem Eindringen von Pilzen in die Pflanze; letztendlich bei Wind ein Umbrechen der Pflanzen. 26 schlimmsten Maisschädlings. Sie sind im Eistadium in Kugeln oder kleinen Kartonrahmen enthalten und legen – nach dem Schlupf und Verlassen des Freilassungssystems ihre Eier in den Schädlingseiern ab. Dort entwickeln sie sich, um nach kurzer Zeit aus den abgestorbenen Zünslereiern zu schlüpfen und sich auf dem Feld weiter zu vermehren. Jedoch Achtung: Vorher müssen die Landwirte noch informiert werden, dass die Trichogrammen nun ausgebracht werden, denn Massnahmen wie Hacken oder die Herbizidausbringung sollten noch vor Abwurf erfolgen. Und dann eilt es wirklich: Fahrt zu den programmierten Maisflächen, Einfüllen der Trichogrammakugeln in die Kopter-Abwurfvorrichtung, Positionieren des Kopters am Feldrand und acht- sames Ausbringen der Trichogrammen. Technik beim Abwurf Es sieht einfach aus, doch die Nützlingsausbringung mit Multikopter will gelernt und geübt sein. Die gleichmässige Verteilung der Trichogrammen ist höchstes Gebot für die gute Wirkung der Schlupfwespen. Sichergestellt ist das zum einen durch das speziell für diesen Gebrauch entwickelte und patentierte Koptersystem, zum anderen durch die gut geschulten Piloten. Rücksicht auf Wind, Regen, Strommasten, Bahngleise, Flugplätze und den Kopter immer in Sichtnähe halten, fordern die ganze Aufmerksamkeit des steuernden Bodenpersonals. Es ist eine wahre Freude zuzusehen: Der Kopter surrt in 3 – 4 Minuten über eine Hektare Maisfläche und hat exakte Arbeit geleistet. Erprobte Schädlingsbekämpfung Der Einsatz der Trichogramma-Schlupf2 2015 · UFA-REVUE pflanzenbau wespen gehört seit 30 Jahren zu den Standardbekämpfungsmethoden des Maiszünslers. Nun haben Landwirte auch die Möglichkeit, die Nützlinge arbeitssparend und grossflächig einzusetzen und zugleich dem biologischen Aspekt Rechnung zu tragen: denn die Bioprodukte regelmässig, jährlich eingesetzt, halten den Maiszünsler-Populationsdruck niedrig. Weiterhin werden jedoch auch, wie bisher, Trichogrammen in kleinen Kartonrahmen von Hand an die Maispflanzen angehängt. Vor allem für Flächen unter 2 ha hat diese Methodik absolut ihre Berechtigung. Mit Erhalt der Trichogrammen per Post, müssen die Nützlinge möglichst sofort auf das Feld gebracht werden. Durch den Bestand laufen und jede 20. Reihe, alle 15 Meter auf mittlerer Höhe, das Blatt durch den Rähmchen-Henkel fädeln und dieses nahe an den Stängel schieben, dafür sind ca. 20 Minuten pro Hektar nötig. Erfolg in Deutschland Die kühnsten Erwartungen wurden 2014 bei der Einführung der Koptermethodik in Deutschland übertroffen. Von 0 auf UFA-REVUE · 2 2015 Auf einer Fläche von 1300 ha wurden im letzten Jahr Kugeln mit Schlupfwespen zur Bekämpfung des Maiszünslers mit Einsatz eines Multikopters abgeworfen. 1000 ha war das stattliche Resultat der ersten Kopterkampagne im Mais. Organisiert und ausgebracht von Profis, die von Lörrach bis Frankfurt unterwegs waren. Für das Jahr 2015 zeichnet sich bereits jetzt ein rasantes Fortschreiten dieser Entwicklung ab und das Medieninteresse dieses in der Schweiz entwickelten Systems ist gross. m Die Schlupfwespsen befinden sich im Ei-Stadium in Kugeln und verlassen diese Hülle nach dem Schlüpfen. Autorin Regina Burger, UFA-Samen Nützlinge, Nordring 2, 4147 Aesch www.ufarevue.ch 2 · 15 27